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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. s. a. 1. c. 29,3C ), eine weitere Stütze. Besondere Be- achtung verdienen in dieser Hinsicht die Befunde von L e a 31 , der mit einer gänzlich anderen Methode, nämlich durch Bestimmung des Trefferbereichs für ionisierende Strahlen, zu dem Schluß kommt, daß in Vaccine-Elk. das Kernmaterial nicht homogen ver- 29 C. H. A n d r e wes, Proc. Roy. Soc. [London] Ser. B 139, 313 [1952], so F. Fulton, S. 261, in: „The Nature of Virus Multiplication". Cambridge 1953. 3i D. E. L e a , S. 101—102, 123 ff., in: „Actions of Radiations on Living Cells". Cambridge 1946. teilt, sondern wie in Bakterien auf einen kleineren Raum konzentriert ist. Es gibt demnach mehrere Argumente, die für eine Deutung des Vaccine-Innenkörpers als Kernäquiva- lent sprechen. Weitergehende Aussagen werden je- doch erst möglich sein, wenn Näheres über die Rolle dieser Struktur bei der Vermehrung der Elk. be- kannt ist. Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die weitere Unterstützung, den Herren B o 1 d t und G e i s t e r für technische Hilfe. Cancerogene Wirkung von Polyäthylen-Folien an Ratten" Von HERMANN DRUCKREY und DIETRICH SCHMÄHL Aus der chirurgischen Universitätsklinik (Direktor: Prof. Dr. H. K r a u s s) Freiburg i. Br. (Z. Naturforsdig. 9 b, 529—530 [1954]; eingegangen am 7. Juli 1954) In früheren Mitteilungen berichteten wir über cancerogene Eigenschaften von Folien aus regenerierter Cellulose oder Polyamid (f-Caprolactam) und anderen polymeren Substanzen i> -. Die Klärung des Wirkungsmechanismus ist ein schwieriges Problem. Da Kontrollversuche, Krebs allein durch einen chronischen, mechanischen Reiz, nämlidi durch Implantation von Glasstaub, zu erzeugen, negativ ausfielen, hatten wir die cancerogene Wirkung mit den an der Oberfläche der Folien frei liegenden Restvalenzkräften in Zusammenhang gebracht i. Aus diesem Grunde wurde in weiteren Versuchen Polyäthylen ** auf cancerogene Eigenschaften untersucht, weil Polyäthylen chemisch weitgehend inert ersdieint und freie Restvalenzen an der Oberfläche der Folien kaum anzunehmen waren. Unsere Versuche begannen im Februar 1952. O p p e n h e i m e r 3 hatte inzwischen 1953 schon über cancerogene Eigenschaften von Polyäthylen berichtet. Wir konnten seine Befunde bestätigen. Darüber sei hier kurz berichtet. D ie beobachtete cancerogene Wirkung von Kunst- stoff-Folien wurde mehrfach darauf bezogen, daß das Bindegewebe in der Bauchhöhle der Ratte für cancerogene Reize besonders empfänglich sei. Deshalb haben wir in den vorliegenden Untersuchun- gen die Folien nicht nur intraperitoneal, sondern auch subkutan implantiert. Die Implantationstech- nik war die gleiche wie in früheren Versuchen Wir verwendeten 23 Ratten beiderlei Geschlechts unserer erbreinen Stämme BD I und BD III sowie Wistar- Ratten. Die Tiere erhielten am 100. Lebenstage je 5 etwa pfenniggroße, kreisrund geschnittene Folien ip. und außerdem 2 Folien sc. implantiert. Nach 15 Monaten trat der erste Tumor auf. In diesem Zeitpunkt lebten noch 14 Tiere. Davon ent- * Die Untersuchungen wurden durch die D e u t s c h e Forschungsgemeinschaft ermöglidit. " Das Material verdanken wir Herrn Prof. Wurz- schmitt, Ludwigshafen, Badische Anilin- und Soda- Fabrik. iH. Druckrey u. D. S c h m ä h l , Z. Natur- forschg. 7 b, 353 [1952]. wickelten 8 Ratten Sarkome und eine ein Fibrom. Die Tumorausbeute war also sehr hoch! Die Latenz- zeit bis zum Auftreten der Geschwülste betrug im Mittel 20 Monate. Die Streuung von o ± 3 Monate war gering. Obwohl alle Ratten gleichzeitig je 5 Folien ip. und nur 2 sc. implantiert bekommen hatten, entstanden 8 von den 9 Geschwülsten subkutan an der Implan- tationsstelle und nur eine im Bauchraum. In allen Fällen lagen die Folien frei beweglich in der Mitte des Tumors in einer kleinen Zerfallshöhle (Abb. 1 *). Die Tumoren entwickelten sich also bei subkutaner Implantation der Folien sogar noch schneller und häufiger als bei intraperitonealer. Damit entfällt der Einwand, daß die früher nach intraperitonealer Im- 2 H. D r u c k r e y u. D. S c h m ä h l , Acta 10, 119 [1954], 3 B. S. O p p e n h e i m e r , E. T. O p p e n h e i m e r , A. P. S t o u t u. I. D a n i s h e f s k y , Science [Washing- ton] 118, 305 [1953]. * Abb. 1 s. Tafel S. 532 b.

Cancerogene Wirkung von Polyäthylen-Folien an Rattenzfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/9/ZNB-1954-9b-0529.pdf · This work has been digitalized and published in 2013 by V erlag Zeitschrift

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

s. a. 1. c . 2 9 , 3 C ) , eine weitere Stütze. Besondere Be-achtung verdienen in dieser Hinsicht die Befunde von L e a 3 1 , der mit einer gänzlich anderen Methode, nämlich durch Bestimmung des Trefferbereichs für ionisierende Strahlen, zu dem Schluß kommt, daß in Vaccine-Elk. das Kernmaterial nicht homogen ver-

29 C. H. A n d r e wes , Proc. Roy. Soc. [London] Ser. B 139, 313 [1952],

so F. F u l t o n , S. 261, in: „The Nature of Virus Multiplication". Cambridge 1953.

3i D. E. L e a , S. 101—102, 123 ff., in: „Actions of Radiations on Living Cells". Cambridge 1946.

teilt, sondern wie in Bakterien auf einen kleineren Raum konzentriert ist.

Es gibt demnach mehrere Argumente, die für eine Deutung des Vaccine-Innenkörpers als Kernäquiva-lent sprechen. Weitergehende Aussagen werden je-doch erst möglich sein, wenn Näheres über die Rolle dieser Struktur bei der Vermehrung der Elk. be-kannt ist.

Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die weitere Unterstützung, den Herren B o 1 d t und G e i s t e r für technische Hilfe.

Cancerogene Wirkung von Polyäthylen-Folien an Ratten" V o n H E R M A N N D R U C K R E Y u n d D I E T R I C H SCHMÄHL

Aus der chirurgischen Universitätsklinik (Direktor: Prof. Dr. H. K r a u s s) Freiburg i. Br. (Z. Naturforsdig. 9 b, 529—530 [1954]; eingegangen am 7. Juli 1954)

In früheren Mitteilungen berichteten wir über cancerogene Eigenschaften von Folien aus regenerierter Cellulose oder Polyamid (f-Caprolactam) und anderen polymeren Substanzen i> -. Die Klärung des Wirkungsmechanismus ist ein schwieriges Problem. Da Kontrollversuche, Krebs allein durch einen chronischen, mechanischen Reiz, nämlidi durch Implantation von Glasstaub, zu erzeugen, negativ ausfielen, hatten wir die cancerogene Wirkung mit den an der Oberfläche der Folien frei liegenden Restvalenzkräften in Zusammenhang gebracht i. Aus diesem Grunde wurde in weiteren Versuchen Polyäthylen ** auf cancerogene Eigenschaften untersucht, weil Polyäthylen chemisch weitgehend inert ersdieint und freie Restvalenzen an der Oberfläche der Folien kaum anzunehmen waren. Unsere Versuche begannen im Februar 1952. O p p e n h e i m e r 3 hatte inzwischen 1953 schon über cancerogene Eigenschaften von Polyäthylen berichtet. Wir konnten seine Befunde bestätigen. Darüber sei hier kurz berichtet.

Die beobachtete cancerogene Wirkung von Kunst-stoff-Folien wurde mehrfach darauf bezogen,

daß das Bindegewebe in der Bauchhöhle der Ratte für cancerogene Reize besonders empfänglich sei. Deshalb haben wir in den vorliegenden Untersuchun-gen die Folien nicht nur intraperitoneal, sondern auch subkutan implantiert. Die Implantationstech-nik war die gleiche wie in früheren Versuchen Wir verwendeten 23 Ratten beiderlei Geschlechts unserer erbreinen Stämme B D I und B D II I sowie Wistar-Ratten. Die Tiere erhielten am 100. Lebenstage je 5 etwa pfenniggroße, kreisrund geschnittene Folien ip. und außerdem 2 Folien sc. implantiert.

Nach 15 Monaten trat der erste Tumor auf. In diesem Zeitpunkt lebten noch 14 Tiere. Davon ent-

* Die Untersuchungen wurden durch die D e u t s c h e F o r s c h u n g s g e m e i n s c h a f t ermöglidit.

" Das Material verdanken wir Herrn Prof. W u r z -s c h m i t t , Ludwigshafen, Badische Anilin- und Soda-Fabrik.

i H . D r u c k r e y u. D. S c h m ä h l , Z. Natur-forschg. 7 b, 353 [1952].

wickelten 8 Ratten Sarkome und eine ein Fibrom. Die Tumorausbeute war also sehr hoch! Die Latenz-zeit bis zum Auftreten der Geschwülste betrug im Mittel 20 Monate. Die Streuung von o ± 3 Monate war gering.

Obwohl alle Ratten gleichzeitig je 5 Folien ip. und nur 2 sc. implantiert bekommen hatten, entstanden 8 von den 9 Geschwülsten subkutan an der Implan-tationsstelle und nur eine im Bauchraum. In allen Fällen lagen die Folien frei beweglich in der Mitte des Tumors in einer kleinen Zerfallshöhle (Abb. 1 *). Die Tumoren entwickelten sich also bei subkutaner Implantation der Folien sogar noch schneller und häufiger als bei intraperitonealer. Damit entfällt der Einwand, daß die früher nach intraperitonealer Im-

2 H. D r u c k r e y u. D. S c h m ä h l , Acta 10, 119 [1954],

3 B. S. O p p e n h e i m e r , E. T. O p p e n h e i m e r , A. P. S t o u t u. I. D a n i s h e f s k y , Science [Washing-ton] 118, 305 [1953].

* Abb. 1 s. Tafel S. 532 b.

plantation von Folien beobachtete Sarkombilclung1

lediglich durch eine besondere Labilität des Binde-gewebes im Bauchraum der Ratte bedingt sei. Die von uns auch an anderen Beispielen gemachte Beob-achtung, daß die subkutane Implantation solcher Fo-lien relativ schnell zu Krebs führt, erklärt sich wohl zwanglos daraus, daß die Folien dabei örtlich fixiert liegen bleiben, also stets auf dasselbe Gewebe wir-ken, während sie bei intraperitonealer Applikation durch die Darmbewegungen hin und her wandern können und deshalb nur eine begrenzte Zeit auf ein Gewebegebiet einwirken können. Demgemäß ent-wickelte sich nach subkutaner Implantation stets nur ein Sarkom, nach intraperitonealer Implantation ent-standen dagegen meist zahlreiche Geschwulstbildun-gen 1, die von allen den Stellen ausgingen, an denen die Folien einmal gelegen haben mochten.

Die beobachtete starke cancerogene Wirkung der implantierten Polyäthylen-Folien erscheint zunächst überraschend, weil wir diese für ein völlig inertes Ma-terial hielten. Nach Untersuchungen von H o p f f 4

enthält Polyäthylen jedoch Sauerstoff als Vernet-zungsmittel, so daß auch hier an der Folien-Ober-

4 H. H o p f f , S. G o e b e l u. R. K e r n , Makro-mol. Chem. 4, 240 [1950],

flädie freie Restvalenzkräfte vorliegen können. Von E i r i c h und F i t z h u g h wurden wir auf die Mög-lichkeit aufmerksam gemacht, daß in Polymerisaten (im Gegensatz zu Polykondensaten) „eingefrorene" Radikale enthalten sein können und daß diese als eigentliches cancerogenes Agens in Frage kommen5 . Das kann für Polyäthylen gelten, nicht aber für Polyamide. Es ist also zu berücksichtigen, daß der Mechanismus der cancerogenen Wirkung bei ver-schiedenartigen polymeren Substanzen durchaus ver-schieden sein kann, denn bisher sehen wir keinen Anhaltspunkt dafür, daß er etwa immer der gleiche sein müsse. Jedodi glauben wir auf Grund unserer negativen Befunde mit Glasstaub in Übereinstim-mung mit O p p e n h e i m e r 3 ausschließen zu kön-nen, daß die cancerogene Wirkung durch einen chro-nischen mechanischen Reiz allein verursacht sein kann. Bei dem verwendeten Polyäthylen handelte es sich zudem um besonders seidenweiche Folien.

Die histologischen Untersuchungen wurden von H. H a m p e r l und W. L a u b e r in Bonn vorgenommen. Darüber wird gesondert berichtet werden.

5 Schriftl. Mitt. von Prof. F. R. E i r i c h , Brocklyn, u. A. F. F i t z h u g h , Shawinigan Resins Corp., Spring-field, Mass.

Durch 02-Mangel induzierte Fehlbildungen der Axialgradienten bei Kaninchen

V o n K A R L - H E I N Z D E G E N H A R D T

Aus der Universitäts-Kinderklinik Bonn (Direktor: Professor Dr. O. U 11 r ich) (Z. Naturforschg. 9 b, 530—536 [1954]; eingegangen am 28. Mai 1954)

Es ist uns gelungen, bei Kaninchen durdi einmalige kurzdauernde 0.,-Mangel-Exposition üäditiger Tiere in der frühen Gravidität störungsempfindliche Keimareale in phasenspezifi-scher Abhängigkeit zu beeinflussen. Morphologisch ergaben sidi Fehlbildungen des axialen Skelettsystems und des Kopfbereidis. Bislang erwies sich nur die Zeitspanne zwischen dem 8. und 10. Tag der Gravidität als störungslabil. Die kritische Differenzierung axialer mes-enchymaler Organanlagen zeigte bei weitem die empfindlichste Reaktion auf den passageren 0.,-Entzug. Die zeitliche Ausdehnung der 0.,-Mangel-Exposition von durdisdinittlich 4 Stdn. in der Versuchsreihe A auf 7 Stdn. in der Versuchsreihe B erhöhte die Mißbildungsrate in den Würfen von 23% auf 39%. In beiden Versuchsreihen wurden häufiger Tragzeit-Ver-längerungen bis zu 37 Tagen bei überwiegend Lebendgeburten beobachtet — als Folge einer allgemeinen Entwicklungs-Verzögerung durch 0.,-Entzug. Mehrfach resultierten korrelierte Fehlbildungen nadi 0.,-Mangel-Exposition der Muttertiere am 8. und 9. Tag der Gravidität. Es zeigten sich Koppelungen von Wirbel- und Rippenanomalien mit Augendefekten. Kiefer-dysplasien und Anlagestörungen der Vorniere. Morphogenetisch ist die Annahme berechtigt, daß die kritischen Differenzierungsphasen der genannten Organanlagen zeitlich eng koordi-niert sind.

In neuerer Zeit gelang es an verschiedenen For-sdiungszentren ( B ü c h n e r , Freiburg; I n g a 11 s ,

Boston [USA]; W e r t h e m a n n , Basel), durdi kurz-

fristigen 02-Mangel-Einfluß auf die Frühentwick-lung von Amphibienkeimen (Triton) und Warm-blüterorganismen (Hühnchenkeime; Mäuse- und Rat-