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579 Nekrolog. Carl Palmstedt. Carl Palmstedt wurde am 9. Juni 1785 rrls S o h des Stadt- architrkten Eric Palmstedt und dessen Gattin Hedwig Gustafva, geb. Robsa hrneson zu Stockholm geboren. Nachdem er seinen ersten Unterricht zu Stockholm und Upsala, wo er auch als Student eingeschrieben wurde, erhalten hatte, besuchte er, 16 Jahre alt, die Universitat Greifswald, wo er sich wzhrend 2 Ja.hren besonders der Anatotnie und den Naturwissenschaften widmete. Er hatte eben die Ahsicht, nach Jena zu gehen, urn seine rnedicinischeu Studien fortzu- setzen, als die NachFicht von der Rrankheit seines Vaters ihn nach Stockholm zurfckrief, wo rnit dem Tode desselbeo, Juni 1803, ihrn auch die Veranlassung gegeben wurde, die Studienbahn abzubrechen rind in einem Handelscomptoir Anstellung zu nehmen. 1806 eroffnete er selbst ein kaufmiinnisches Geschaft, dessen Erfolg sich doch so wenig aufmuriternd zeigte, dass er sich bald entschloss, die kaufman- nische Thatigkeit gegen die landwirt,hschaftliche zu vertauschen und eine Zeit lang als Besitzer eines Laodgutes in Siidermanland sich mit grossrm Eifer urn die Verbreitung verbesserter landwirthscliaftlicher Methoden berniihte. Naehdem Palmstedt 1816 noch einrnal seinen Wohnsitz in Stockholm genommen hatte, traf er eines Tages, als er die chemisch tecbnische Fabrik bei Gripsholrn besuchte, das erste Ma1 mit Ber- ze 1 i us zusammen. Diese zufallige Bekanntschaft entscbied iiber die spaitere Richtuiig von Palmstedt’s Wirksamkeit, indem er sich jetztp mit entschiedener Vorliebe der Chemie und den oerwandten Wissen- schaften mit steter Itucksicht auf ihre Anwendung zam Nutzen des gemeinen Lebens widmete. hlit Berzelins trat Palmstedt in ein immer freundschaft- licheres Verhiiltnies, das bis zum Tode des Ersteren dauerte. Fast 8 Jahre lang hielten sie ihre Mahlzeiten gemeinschaftlich, meebten wissenschaftliche Reisen auch im Auslande zusammen u. s. f. Mehiere A bbandlungen VOII B er z e 1 i us und die erste Auflage seines Lehr- buche8 (Dresden 1823, 24) wurden von P a l m s t o d t ins Deutsche uhersetzt. Was zuriachst die practisch cheniische Thatigkcit Palms tedt’s in Anspruch nahm, war die oben genannte Fabrik Gripsholm, dcren Verwaltung Palms ted t, als Mitbesit.zer derselben, wahrend G Jahren ubernahm. Die vielfacb verbesserte und erweiterte Fabrik wurde 1825, wahrend er selbst in Deutschland anwesend war, durch Feuersbrunst zerstort, was ihn doch nicht hinderle, cine neue Fabrik auf der Insel Wermdo einzurichten.

Carl Palmstedt

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Nekrolog. Carl Palmstedt.

C a r l P a l m s t e d t wurde am 9. Juni 1785 rrls S o h des Stadt- architrkten E r i c P a l m s t e d t und dessen Gattin H e d w i g G u s t a f v a , geb. R o b s a hrneson zu Stockholm geboren. Nachdem er seinen ersten Unterricht zu Stockholm und Upsala, wo er auch als Student eingeschrieben wurde, erhalten hatte, besuchte er , 16 Jahre alt, die Universitat Greifswald, wo er sich wzhrend 2 Ja.hren besonders der Anatotnie und den Naturwissenschaften widmete. Er hatte eben die Ahsicht, nach Jena zu gehen, urn seine rnedicinischeu Studien fortzu- setzen, als die NachFicht von der Rrankheit seines Vaters ihn nach Stockholm zurfckrief, wo rnit dem Tode desselbeo, Juni 1803, ihrn auch die Veranlassung gegeben wurde, die Studienbahn abzubrechen rind in einem Handelscomptoir Anstellung zu nehmen. 1806 eroffnete er selbst ein kaufmiinnisches Geschaft, dessen Erfolg sich doch so wenig aufmuriternd zeigte, dass er sich bald entschloss, die kaufman- nische Thatigkeit gegen die landwirt,hschaftliche zu vertauschen und eine Zeit lang als Besitzer eines Laodgutes in Siidermanland sich mit grossrm Eifer urn die Verbreitung verbesserter landwirthscliaftlicher Methoden berniihte.

Naehdem P a l m s t e d t 1816 noch einrnal seinen Wohnsitz in Stockholm genommen hatte, traf er eines Tages, als er die chemisch tecbnische Fabrik bei Gripsholrn besuchte, das erste Ma1 mit B e r - z e 1 i u s zusammen. Diese zufallige Bekanntschaft entscbied iiber die spaitere Richtuiig von P a l m s t e d t ’ s Wirksamkeit, indem er sich jetztp mit entschiedener Vorliebe der Chemie und den oerwandten Wissen- schaften mit steter Itucksicht auf ihre Anwendung zam Nutzen des gemeinen Lebens widmete.

hlit B e r z e l i n s trat P a l m s t e d t in ein immer freundschaft- licheres Verhiiltnies, das bis zum Tode des Ersteren dauerte. Fast 8 Jahre lang hielten sie ihre Mahlzeiten gemeinschaftlich, meebten wissenschaftliche Reisen auch im Auslande zusammen u. s. f. Mehiere A bbandlungen VOII B e r z e 1 i u s und die erste Auflage seines Lehr- buche8 (Dresden 1823, 24) wurden von P a l m s t o d t ins Deutsche uhersetzt.

Was zuriachst die practisch cheniische Thatigkcit Palms t e d t ’ s in Anspruch nahm, war die oben genannte Fabrik Gripsholm, dcren Verwaltung P a l m s t e d t , als Mitbesit.zer derselben, wahrend G Jahren ubernahm. Die vielfacb verbesserte und erweiterte Fabrik wurde 1825, wahrend er selbst in Deutschland anwesend war, durch Feuersbrunst zerstort, was ihn doch nicht hinderle, cine neue Fabrik auf der Insel Wermdo einzurichten.

Es wurde aber bald zu einer rnehr eingreifenden Thlitigkeit fijr die industrielle Entwickrlung des Vaterlandes eine Gelegenheit geboten. Arif den Vorachlag von B e r z e l i u s wurde es P a l r n s t e d t iibertragen, die iieue techuische Scbule in Gothenburg, srlben gewohnlicli die Chalmer’sche genannt, zurichten. 1829 zag also Pa l rns t ,ed t nach doit wiihrend 24 Jahreri als Vorsteher und Lrhranstalt, die sich unter seiner kundigen tnng irnrner mehr entwickelte.

Seit 1853, als er diese Stellung verliess

nach dem Griinder der- anzuordnen und neu ein- Gothenburg und wirkte erster Lehrer der neucn und gewissenhaften Lei-

und wieder nach Stock- holui ging, lebte P a l r n s t e d t ohne offentlichen Beruf, aber ohne wine wiederholt in Anspruch genommene reiche Erfahrung unbenutzt liegen zu lassen, wo es sich in irgend einer Hinaicbt. urn allgemein iiiitzliche Fragen handelte, wie z. B. uni industrielle und landwirth- schaftliche Ausstellungen, iim die Einrichtong techniscber Schulen, urn die Verbesserting und Aufmunternng irgend eines Theiles der vater- 16ndischen Industrie u. s. w.

Aus diesen kurzen Umrissen der wechselnden Laufbahn P a l m - s t e d t ’ s lasst sich leicht ersehen, dass die ganze Richtung P a l m - R t ed t ’s mi hauptshchlichsten der Wissenschaft in ihrer Anwendung auf pravtisrh niitzliche Zwecke zugewandt war. Die grosse Menge van Abhandlungen, die er zum Druck befiirderte, behandeln also nieistrns industrielle, technisehe oder lanclwirthschaftliche Gegenstande. Es rnogen hier nur genannt werden die Aufs3itze: Ueber Leuchtgas ails Steinkohlen und Holz, iiber Platinia in Silbermiinzen, iiber den Sphkoidalzustand der R6rper u. s. w. Auch durch cine Menge von l.-ortragen und dffentlicten Vorlesungen sucbte er aeine Kenntnisse auch fiir Andere fruchtbringend zu machen.

Bei vielen Reisen ins Ausland, nach Deutschland, England, Frank- reich, Belgien und Holland u . s. w., die er gewohnlich eioes bestimm- t m Zweckes wegen ausfiihrte, hatte er die beste Gelegenheit, durch persiinlichen Urngang rnit hervorragenden Mannern der Wissenschaft iind der Industrie in den verschiedenen Liindern seine selbst erwor- bmen oder durch Studien gewonnenen Einsichten zu bareichern. Aus- f6hrliche Reisememoireii, die er in mehireten Banden nachgelassen hat, bezeugen liinreichend, dass er nicht des Reisens selbst wegen seine Reisen ausfuhrte. Vori seiner reichen und sorgfahig aufbewahrten Sammlung von Briefen sind diejenigen von B e r z e l i u s , insge- sammt 268, hesanders zu erwahnen, als auch vie1 fur die Chemie ge- schichtlich Intereasantea enthalfertd. Wie rnit diesen Briefen, sowie mit aiideren Erinnerungen v o n B e r z e l i u s verfahren werden sol], ist besmders testamentarisch verordnet.

Denjenigen, die mit P a l m s t e d t i n nahere Verbindung traten, schloss er sich rnit hiiigebender Preundschaft an. Streiige Recht-

schrdenheit, warme Lirbe fiir Wissmschaft und Runst (mehrere seiner Abhandlungen behandeln z. B. Gegenstiiride , die ins Gebiet der 'roll-

kunst fallen) und ein stetes Bemiihen, d i n e Riicksicht auf deli c a n ' I .re n e n Vortheil, Anderen niitzlich zu sein, waren Eigenschaften, die Iiinrri- chend die Peraiinlichkeit P a l m s t e d t 's hezeichnen.

Mitglied mehrerer gelelir~en und andarer Gesellschaften u1i11 Sei- tens der Regierung mit Auszeicbnungen verschiedener Art beehrt, ge- now P a l m s t e d t i n vollem Maassc die Aiierkennuiig seiner Zeit- genossen.

Den letzten offentlichen Aufirag iibemahm P a l m s ted t als PrB- sident cines Cornit& fur die Einrichtung eines Bureaus in Berlin W r Ausstellung schwedischer Industrieproducte. Er war damit bis kurz vor seine, Tode beschaftigt. Seiue letzte Kraiikheit dauerte eigeub lich nur zwei Tage. Den dritten Tag , den 6. April, fand er sich schon besser, iiahm Besuche an und schrieb Briefe. Abends um

1807 mit E l e o n o r a C a t b a r i n a A l n e r verheirathet, hatte Uhr schied er still und ruhig hin, nahezu 85 Jahre alt.

P a l m s t e d t drei Tochter, wovon zwei den Vater uberleben. C. W. B l o m s t r a n d .

Preis - Ansschreibung. Der h l i n e r a l o l - V e r e i n z u H a l l e a. d. S. setzt: 1. Fur Auffindung eines chemischen MittelP zur Reinigung roher

Paraffin-Presskucheu mit moglichst geringem, nicht uber 5 pCt. betragendem Verlust ;

2. Fur Auffindung einer Einrichtung zur Abkiihlung von Paraf- finmassen auf eine Temperatur voti wenigstens - 5 0 C. in jeder beliebigen Jahreszeit zwei Preise von j e F i i n f T a u s e n d T h a l e r n aus.

Als Reinigungsmittel fiir die Preaskuchen diirfen farbloses Theerol, Benzin, uberhaupt solche Subatanzen nicht verwendet werden, welche lasend auf Paraffin wirken. Der Verlust an letzterem darf bei der Reinigung von schmutzfreien Presskuchen 5 pCt. nicht ubersteigen, die Reinigungsoperation muss schnell und leicht ausfiibrbar sein und darf nur massige Kosten verursacben. Das gereinigte Paraffin muss eine weisse blauliche Farbe haben, ferner geruchlos sein.

Die Einrichtung zur Abkiihlurig der Paraffinmassen muss so be- schaffen sein, dass in einem oder mehreren Raumeri taglich wenigstens 500 Ctr. Massen in Gefassen von 5 Ctr. Inbalt auf eine Temperatur von wenigstens - 5" C. gebracht werden kbnnen. Am vortheilhaf- testen wurde dies durch Kiihlung der Riiume selbst, in denen die Pa-