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LEE UFANDIE ZEIT BEWOHNEN

ÜBERSICHT

1. EINFÜHRUNG ............................................................................................5

2. LEE UFAN ...................................................................................................7

3. PARCOURS DER AUSSTELLUNG .................................................................9

4. EINE GANZ NEUE ZUSAMMENARBEIT MIT RYUICHI SAKAMOTO ..................24

5. VIER FRAGEN AN DEN KURATOR DER AUSSTELLUNG .............................25

6. JUNGES PUBLIKUM UND ENTSPRECHENDE PROGRAMMIERUNG ...........27

7. DIE PARTNER ...........................................................................................30

8. BILDMATERIAL FÜR DIE PRESSE .............................................................33

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LEE UFANDIE ZEIT BEWOHNEN

Peinture à l’eau sur les pierres, 1998, Vallée Hakone © Atelier Lee Ufan et tous droits réservés

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LEE UFANDIE ZEIT BEWOHNEN

1. EINFÜHRUNG

Das Centre Pompidou-Metz präsentiert ab dem 27. Februar 2019 eine Lee Ufan gewidmete monografische Ausstellung, die die Arbeiten seines Gesamtwerks ab den späten 1960er Jahren bis zu den neuesten Realisierungen zeigt. Die Ausstellung soll erkennen lassen, wie sich das Vokabular des Künstlers seit über fünf Jahrzehnten entwickelt und verändert hat, um so eine Vision und Definition der besonderen Kunst Lee Ufans zu vermitteln.

Frank Stellas berühmter Formulierung des Minimalismus, "Was Sie sehen ist das, was Sie sehen", setzt Lee Ufan folgendes entgegen: "Was Sie sehen, ist das, was Sie nicht sehen." Die Werke dieses Künstlers, der gleichzeitig Maler, Bildhauer, Dichter, Philosoph und Schöpfer von Environments ist, offenbaren sehr viel. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die Leere, die Spannung, die durch die unberührten Bereiche der Leinwand erzeugt wird, oder auf den Abstand zwischen zwei Elementen einer Skulptur, auf die Position des Betrachters, die Reflexionen und die Schatten: alles, was wir auf den ersten Blick nicht gesehen haben, und doch ist es da und Teil des Kunstwerks.

1936 in Korea geboren, damals unter japanischer Herrschaft, prägt die traditionelle, konfuzianische Ausbildung, die Lee Ufan erhält, den Künstler, der er werden wird, zutiefst. Seit den 1960er Jahren sucht Lee Ufan nach einem Gleichgewicht zwischen seinen koreanischen Wurzeln und seinen Beziehungen zu Japan, wo er studiert und gearbeitet hat, und denen, die ihn mit dem Westen verbinden - seit 1971 nimmt er an der Biennale von Paris teil.

An der Schnittstelle dieser drei Kulturen ist Lee Ufans Arbeit universell und unmittelbar. Unmittelbar in dem Sinn, dass keine Sprache erforderlich ist: Lee Ufan erklärt gerne, dass er anfing, seine ersten Werke zu schaffen, als er in Japan Literatur und Philosophie studieren wollte, die Sprache jedoch nicht beherrschte. Daraufhin entschied er sich, sich visuell auszudrücken, ohne mit der Sprache oder der Figuration zu arbeiten, sondern mit einfühlsamen Gesten und "hervorgerufenen Begegnungen": Begegnung zwischen einem natürlichen und einem industriellen Material, zum Beispiel in seiner berühmten Skulpturen-Serie Relatum. In den späten 1960er Jahren formulierte er in der Mono-ha-Bewegung (Schule der Dinge auf Japanisch) eine neue Definition von Kunst, weit entfernt von westlichen Codes.

Mit den Brücken, die Lee Ufan zwischen der philosophischen Reflexion und den bildenden Künsten schafft, beinhalten seine Werke viele Lebenserfahrungen. Wenn seine Skulpturen und Environments mit dem Raum spielen, interagieren seine Gemälde mehr mit der Zeit. Lee Ufan sucht immer danach, das Unendliche zu zähmen und "die Zeit zu bewohnen".

Jedes der Werke des Künstlers hat die Kraft eines Aphorismus und übersetzt visuell und physisch philosophische Prinzipien von unfassbarer Einfachheit, fernab jeglicher Figuration. Um seine großen bevorzugten Themen herum, nämlich die Beziehungen zwischen den Dingen und dem sie umgebenden Raum, zwischen Fülle und Leere, aber auch dem Dialog zwischen Tun und Nicht-Tun, bietet die Ausstellung einen Meditations-Spaziergang an, auf dem sich seine sehr persönliche Auffassung von zeitgenössischer Kunst darstellt.

Bestehend aus oft unbekannten historischen Werken, die zuweilen für den Anlass rekonstruiert wurden (in Frankreich werden wir erstmals die Gemälde Landscape I, II, III entdecken, die Lee Ufan auf der Ausstellung Contemporary Korean Painting im nationalen Museum für moderne Kunst von Tokio im Jahr 1968 gezeigt hat, wie auch eine neue Installation aus Baumwolle und Eisen, die für das Forum des Centre Pompidou-Metz entworfen wurde), ermöglicht es der Parcours, die aufeinanderfolgenden oder begleitenden

LEE UFAN. DIE ZEIT BEWOHNENVom 27. Februar bis 30. September 2019

GALERIE 1

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LEE UFANDIE ZEIT BEWOHNEN

Phasen der Arbeit von Lee Ufan über die Werke an ihrem Dreh- und Angelpunkt innerhalb der Reflexion des Künstlers zu erfassen. Er endet in einem Meditationsraum.Bereits für den Parcours in seinem Museum in Naoshima, Japan, hatte sich Lee Ufan entschieden, ihn mit einer Meditationszelle abzuschließen, damit der Besucher seinen Parcours gedanklich verlängern konnte.

Um diese Erfahrung zu begleiten, schuf der Komponist Ryuichi Sakamoto einen Soundtrack für die Ausstellung - in Resonanz mit dem Material, der Poesie und Arbeitsphilosophie der Arbeit Lee Ufans.

Lee Ufan lebt und arbeitet vorwiegend zwischen Paris und Kamakura in Japan. Seine Arbeiten wurden weltweit in Institutionen präsentiert wie dem Eremitage-Museum in St. Petersburg, dem Guggenheim-Museum in New York, dem Jeu de Paume in Paris und dem Schloss von Versailles, dem Kunstmuseum Bonn und dem Städel Museum in Frankfurt oder dem Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst in Seoul; sowie im Rahmen zahlreicher künstlerischer Veranstaltungen wie auf den Biennalen von Venedig (2007, 2011), dem Gwangju in Südkorea (2000, 2006), in Shanghai (2000), Sydney (1976), São Paulo (1973) ) und Paris (1971). Die Arbeiten von Lee Ufan wurden 2014 und 2017 im Rahmen der Ausstellungen Formes Simples und Japanorama. Nouveau regard sur la création contemporaine im Centre Pompidou-Metz gezeigt. Ryuichi Sakamoto gab Konzerte im Centre Pompidou-Metz und trat an den "10 Evenings" der Japanischen Saison 2017 auf.

Lee Ufan wird in Kürze eine Stiftung in Arles im ehemaligen Vernon Hotel eröffnen, einem Gebäude aus dem 17. Jahrhundert in der Nähe des Amphitheaters von Arles, in dem der mit dem Künstler befreundete Architekt Tadao Ando die erforderlichen Umgestaltungen vornehmen wird.

"In den 1960er Jahren wäre ich gerne in die Vereinigten Staaten gezogen", sagt Lee Ufan, "aber da ich seit den 1970er Jahren in Paris bin, wurden meine Werke und Reflexionen von klassischer Kunst beeinflusst, vor allem durch das Louvre-Museum. Das war der Grund, weshalb ich mich in Frankreich niedergelassen habe." Und warum Arles? "Ich lernte die Stadt dank des Verlags Actes Sud anlässlich der Veröffentlichung meiner Monographie kennen, und diese römische Stadt voller Geschichte erlaubte es mir, meine Gedanken zu erneuern", so seine Antwort. "(Das Hôtel Vernon) hat eine sehr gute Lage in der Nähe des Amphitheaters, direkt an den Ruinen der römischen Zivilisation. Es ist ein seit mehreren Generationen von derselben Familie bewohnter Ort, der mir auch einen guten Eindruck von Zeit vermittelt hat. Und der Dialog zwischen meiner Arbeit und diesen Ruinenresten inspiriert mich. Ein neues Gebäude wollte ich überhaupt nicht." Und er fügt hinzu, was in seinen Augen weit davon entfernt ist, eine bloße Anekdote zu sein: "Die Zimmerleute haben Datteln auf den Dachbalken hinterlassen. Und deshalb wissen wir heute, dass der Hauptbalken sieben Jahre vor dem Tod von Ludwig XIV. dort angebracht wurde." 2014 war Lee Ufan dann der Gastkünstler des Schlosses von Versailles bei demselben Monarchen. (Das am 16. Februar 2018 veröffentlichte Interview führte Philippe Dagen für Le Monde)

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LEE UFANDIE ZEIT BEWOHNEN

Lee Ufan wurde 1936 in Südkorea in einer Familie geboren, die von strenger Moral und konfuzianischen Idealen geprägt ist. Seine Familie gehört einer Gemeinschaft an, die die japanische Besatzung ablehnt und moderne Entwicklungen kritisch betrachtet. Obwohl er eine Kunstschule besucht, führt ihn seine Ausbildung zunächst zu Literatur und Poesie. Als er jedoch Literatur an der Universität studieren will, hindert ihn seine rebellische Haltung daran, weshalb er sich dann 1956 für die bildende Kunst entscheidet. Das Milieu, in dem sich Lee Ufan bewegt, verunglimpft jedoch den künstlerischen Ausdruck und den Beruf des Künstlers. Kunst ist laut Dong-Cho, dessen Prinzipien Lee Ufan bekannt sind, lediglich eine Ablenkung. Diese radikalen Positionen führen zu inneren Konflikten bei Lee Ufan, der erklärt: "Wenn ich versuche, als Koreaner zu leben, verarmt sich mein schöpferisches Leben, und wenn ich versuche, als Künstler zu leben, entferne ich mich von den Koreanern1". Angesichts dieses Dilemmas wird er versuchen, ein Gleichgewicht zu finden, indem er die künstlerische Praxis entgegengesetzt führt, um eine nicht auf sich selbst bezogene Universalsprache zu erreichen, ein "Jenseits" der Kunst, eine Praxis der Demut, in der der Künstler hinter seiner Arbeit verschwindet.

Lee Ufans Aufbruch nach Japan ist nach seinem ersten Jahr an der Universität ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu seiner Identität. Er geht zu seinem Onkel, lernt Japanisch und belegt ab 1957 Kurse in zeitgenössischer Philosophie. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und die Bewegung für die Wiedervereinigung Koreas zu unterstützen, in der er sich zu dieser Zeit engagiert, verkauft Lee Ufan figurative Gemälde ohne Rücksicht auf eine künstlerische Karriere. Doch seine Investitionen in den politischen Aktivismus und seine Hoffnung auf eine mögliche Wiedervereinigung Koreas versiegen schließlich.Daraufhin sucht Lee Ufan Zuflucht in der Ausübung von Kunst, gemischt mit einer von seiner Lektüre westlicher Philosophen inspirierten phänomenologischen Lesung des Daseins, einschließlich der Analyse der Wahrnehmung von Maurice Merleau-Ponty, aber auch der Schriften Heideggers oder Foucaults.

Traditionell wird Perzeption als die Aktivität des Geistes definiert, bei der ein Subjekt auf der Grundlage der von den Sinnen gelieferten Informationen Objekte und Eigenschaften in seiner Umgebung wahrnimmt. Maurice Merleau-Ponty bemühte sich, in "Die Struktur des Verhaltens" (auf Französisch 1942 erschienen) und in der "Phänomenologie der Wahrnehmung" (auf Französisch 1945 erschienen) darzulegen, dass die Vorstellung der Wahrnehmung durch eine Reihe von Vorurteilen verfälscht wird, die die Wahrheit verdecken. Der Philosoph ist an einem "Lerngewissen" interessiert und lehnt sowohl den "Empirismus" ab, der scheitert, weil wir nicht nach etwas suchen können, über das wir nichts wissen, und den "Intellektualismus", weil wir umgekehrt auch ignorieren müssen, wonach wir suchen. Lee Ufan sieht darin ein direktes Echo seiner damaligen Untersuchung zur Erneuerung der Kunstsprache.

1 Lee Ufan, Tension précaire, Ausst.-Kat., Chapelle Saint-Laurent-Le Capitole, Arles, vom 1. Juli bis 22. September 2013, Actes Sud, Paris 2013, S.132

2. LEE UFAN

"Ich bin gegen eine unbegrenzte Industrialisierung und gegen den Massenkonsum, der aus dem grassierenden Produktivismus resultiert. Ich bin dagegen, dass der Mensch die Welt nach seinem Bild gestaltet. So widersprüchlich es auch scheinen mag, kreiere ich mit der Absicht, nichts zu kreieren." (Lee Ufan)

Lee Ufan et installation avec plaque d'acier, pierre naturelle, 1990

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LEE UFANDIE ZEIT BEWOHNEN

Die Phänomenologie ist in der Tat von grundlegender Bedeutung für die Entstehung der Mono-ha-Bewegung in Japan im Jahr 1968, deren einer der wichtigsten Theoretiker und Vertreter Lee Ufan ist. Diese "Schule der Dinge" untersucht die Zusammenhänge, die sich aus der Begegnung zwischen natürlichen und industriellen Elementen ergeben, womit die Künstler in ephemeren Installationen mit asketischem Vokabular kaum arbeiten.Mono-ha stellt Verbindungen zwischen Kunst und Philosophie her, in anti-konsumeristischem Sinn. In Lee Ufans Werk ist bis hin zu den neuesten Arbeiten seine Zurückhaltung und die Kritik an der Hyperproduktivität und Sättigung von Bildern in der zeitgenössischen Gesellschaft und der Kunstwelt erkennbar.Aus dieser Einstellung heraus entsteht eines der Hauptkonzepte seiner Arbeit, die im Centre Pompidou-Metz hervorgehoben wird, nämlich das Nichthandeln, das Nichtmalen und das Nichtskulptieren, um die "Welt so wie sie ist"2 zu betrachten». In der fernöstlichen Philosophie hat das Nichthandeln, d.h. das Handeln ohne Handeln und die Leere einen viel positiveren Wert als im westlichen Anthropozentrismus. Lee Ufan mischt diese Philosophie mit der Lektüre jener Welt, die Merleau-Ponty in seiner "Philosophie der Ambivalenz" anbietet, in der Lee Ufan auf seiner Jugendreise zwischen Korea und Japan Resonanz findet.

Die ersten Arbeiten von Lee Ufan in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre bestehen aus einfachen Gesten des für den Betrachter in den Raum und in Beziehung gesetzten Materials oder aus Punkten und Linien auf seinen Leinwänden. Lee Ufan widmet dem Kontext der Präsentation große Aufmerksamkeit und geht davon aus, dass "die Verwirklichung eines Werkes nicht nur [seine] Ideen sind; es wird von innigen Schwingungen mit dem Moment und dem Ort begleitet, die seinen Wert und sein Interesse ausmachen3", außerdem geht er davon aus, dass seine Werke, die "eher als Objekte gesehen werden" dazu einladen, sich auf die von ihnen ausgehende unmittelbare, emotionale Umgebung und den Moment einzulassen.4"

Ab den späten 1960er Jahren beginnt Lee Ufans künstlerische Laufbahn in Korea, Japan und dem Westen, und hier insbesondere in Deutschland und Frankreich, wo er bereits 1971 ausstellt. Lee Ufan erklärt, der Westen reduziere oftmals seine Arbeit auf seine asiatischen Ursprünge und dass "aus diesem Zustand heraus sein Interesse am Potenzial des Individuums und an der Universalität geboren wurde". Auch sind es die Sprachbarrieren, zuerst zwischen Koreanisch und Japanisch, dann zwischen diesen beiden Sprachen und Französisch, Englisch oder Deutsch, die den künstlerischen Blick von Lee Ufan geleitet haben, der der Meinung ist, seine Bilder seien dem Schreiben näher als dem Malen, um so "die Welt über die Grenzen einer Sprache hinaus [...], eine a-linguistische Welt, zu begreifen."

Das Denken Lee Ufans verändert sich im Laufe der Ausstellungen, seine Gesten verändern sich von einer Serie zur anderen und bewegen sich stets unbekümmert zwischen Malerei, Skulptur oder Installation. Die Ausstellung des Centre Pompidou-Metz zeichnet ein Porträt der Werke dieses Künstlers, der mit seinen Schöpfungen bestrebt ist, Kunst als ein Mittel zu betrachten, um unsere Beziehung zur Welt zu erfassen. Lee Ufans Arbeit lädt dazu ein, langsamer zu werden, die Welt der Flut von Bildern und der Darstellung zu verlassen und sich erneut der Wahrnehmung zuzuwenden. Ein Meditationsweg, der von einem unbedeutenden Detail wie der Unendlichkeit ausgehen kann: "Nicht das Universum ist unendlich, sondern das Unendliche ist das Universum", so der Künstler.

2 Lee Ufan, Ausst.-Kat.des Musée d’art moderne von Saint-Etienne Métropole, op.cit., S.123 Lee Ufan, Ecrits, aus dem Japanischen von Anne Gossot, o.O., o.N., o.D., S. 34 Lee Ufan, Tension précaire, Ausst.-Kat., Chapelle Saint-Laurent - Le Capitole, Arles, vom 1. Juli bis 22. September 2013, Actes Sud, Paris 2013, S.198

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3. PARCOURS DER AUSSTELLUNG

EINTRAGAUSGANG

Saal 12

Saal 13 Saal 15Saal 14 Saal 1 Saal 4 Saal 5Saal 2

Saal 3

Saal 7Saal 8Saal 9Saal 10Saal 11 Saal 6

Der Parcours wurde von dem Künstler und dem Kurator der Ausstellung als Erlebnisweg konzipiert, als Einführung in eine neue Sprache, außerhalb der Codes und traditionellen Bezüge zeitgenössischer Kunst. An jeder "Station" des Weges zeigt eine Auswahl von Werken ein Konzept auf, eine Sichtweise auf Kunst. Und in einigen Räumen ist von einem bestimmten Material ausgehend auch eine Varianz dieses Konzeptes zu sehen.

Der Kurator der Ausstellung Jean-Marie Gallais erklärt: "Dies ist keine Retrospektive im klassischen Sinn, sondern eher eine Durchquerung des Werkes mit der Absicht, Kunst neu zu definieren. Wir haben weder versucht, den "ganzen" Lee Ufan zu zeigen, noch einem chronologischen Weg zu folgen, sondern vielmehr zu zeigen, wie der Künstler Konzepte und Prinzipien entwickelt hat. Die Ausstellung umfasst die meisten seiner Typologien von Werken und Materialien sowie Momente des Übergangs, zentrale Elemente, die zeigen, wie eine Reflexion zu einer anderen führt. Die Verbindung zwischen einer Idee, einem Gedanken und einer Form oder Erfahrung ist hier besonders wahrnehmbar. Diese Werkauswahl wurde in Absprache und in ständigem Dialog mit dem Künstler getroffen, der auf Ausgeglichenheit zwischen Gemälden, Skulpturen und Installationen, alten und neuen Werken achtgegeben hat."

Der für Lee Ufan grundlegende Begriff des Zweifels erlaubt es ihm, das Prinzip der Malerei und der Skulptur in Frage zu stellen und die Frage des Egos des Künstlers hinter sich zu lassen. Die im Centre Pompidou-Metz präsentierten Arbeiten enthüllen auch diesen Aspekt der Arbeit, als Reaktion auf die Absicht, das "Un-Gemalte", das "Un-Skulptierte" zu erlangen, wie Lee Ufan sagt, um eine höchst reine Beziehung zwischen dem Inneren und dem Äußeren der Werke herzustellen, zwischen Energie und Unbeweglichkeit, was verschiedene Arten suggeriert, die "Zeit zu bewohnen".

PLAN DER GALERIE 1

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SAAL 1

DIALOG

Lee Ufan, Dialogue, 2010Installation au Musée Lee Ufan à NaoshimaPeinture murale / Espace au sol, 720 x 900 cm 330 cm  (hauteur minimum) - 360 cm (hauteur maximum)Courtesy the artist and kamel mennour, Paris/London© Adagp, Paris, 2018

Die Ausstellung beginnt mit einem direkt an die Wand eines weißen Raums gemalten Gemäldes. Die Farbakzente, die "immer gleich, aber immer anders" sind, interagieren mit dem Ungemalten, das sie umgibt, und schaffen so eine Atmosphäre der Spannung und des Gleichgewichts. Dieses Gemälde ist ein Tor zum Universum des Künstlers, das von ihm gewählte Symbol für den Beginn des Parcours. Das Bildmaterial hat sich von der Leinwand befreit, um einen großen, makellosen Raum zu gliedern. Der bemalte und der ungemalte Teil der Arbeit treten dann in einen Dialog ein. Die nuancierte Arbeit der Abstufungen aus zerdrückten Mineralpigmenten lässt vermuten, dass das Volle und das Leere sich vereinigen oder ihren Status umkehren, dass der Pinselstrich verschwinden könnte, vielleicht aber auch gar nicht existiert hat – all das vermittelt dem Betrachter den Eindruck von Verflüchtigung, von etwas, das von einem Moment zum anderen vollkommen verschwinden könnte.

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SAAL 2

RELATUM

Seit 1972 benennt Lee Ufan all seine Skulpturen mit einem lateinischen Wort: Relatum. Das Zusammentreffen verschiedener natürlicher und industrieller Elemente und die daraus resultierende Beziehung ist das zentrale Konzept dieser Skulpturen. Lee Ufan greift im Grunde nicht bei den Elementen ein. Ihre Wahl und ihre Positionierung im Raum sind entscheidende Momente der Schöpfung. Es sind die inhärenten Eigenschaften der Elemente, die durch das Nichtintervenieren des Künstlers hervorgehoben und verstärkt werden und eine Beziehung entstehen lassen zwischen dem aus undenklichen Zeiten existierenden Stein und dem von den Menschen in geometrischen Platten geformten Glas, das wie Stahl ein natürliches Material ist. Diese Beziehungen werden intensiver, je länger man sich mit dem Werk beschäftigt: zwischen Opazität und Transparenz, zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit, Natur und Industrie. Lee Ufan beabsichtigt nicht, den Gegensatz zwischen diesen Elementen hervorzuheben, sondern möchte den Besucher dazu anregen, aufmerksam zu beobachten. Und da die auf diese Weise arrangierten Elemente keinerlei funktionalen Zwecke dienen, konzentriert sich die Aufmerksamkeit beim Betrachten auf ihre vollkommene Nutzlosigkeit.

"Sehen, Aussuchen, Ausleihen oder Bewegen ist bereits Teil des Schöpfungsaktes" (Lee Ufan)

Lee Ufan, Relatum - Existence, 2014Steel, stone, glassSteel plate: 260 x 230 x 2 cmStone: 70 x 60 cmGlass: 260 x 230 cm x 2 cmCourtesy Gary Tatintsian Gallery and Pace Gallery© Adagp, Paris, 2018

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SAAL 3

FROM POINT, FROM LINE

Als Kind lernte Lee Ufan die Kalligraphie durch ständiges Wiederholen von Punkten und Linien. Dieses vom Körper und Geist Gespeicherte spiegelt sich in seinen Gemälden seit den 1970er Jahren wider: Seit bereits 1973 schafft der Künstler Bildserien, die es ihm erlauben, die westliche Leinwand mit der orientalischen Materie, den Mineralpigmenten und dem Hautleim in Verbindung zu bringen, um die Konzepte von Wiederholung und Differenz zu befragen und weiter über die Frage des Unendlichen nachzudenken.

Die Malerei ist mit einem bestimmten Ritual verbunden: Die Leinwand wird auf den Boden gelegt, und der Künstler muss den Oberkörper horizontal parallel zur Leinwand halten, um so das Gewicht und die Bewegung bis hin zum Pinsel zu empfinden, der Verlängerung seines Körpers. Somit ist der Malakt für Lee Ufan ein Vorgang, der den ganzen Körper und den ganzen Geist einbezieht und der, wie der Künstler hervorhebt, "die Konzentration und eine kräftige Atmung miteinander verbindet, um ein Zusammentreffen der organischen Kräfte des Denkens, der Hand, des Pinsels, der Farben, der Leinwand, der Luft und der Zeit zu bewirken."

Der Strich oder die Linie, wie ein Atemzug immer einzigartig, aber wiederkehrend, erkundet die Rhythmen des Erscheinens und Verschwindens, die sich bis ins Unendliche wiederholen können und diesen schwindelerregenden Eindruck von Unbegrenztheit vermitteln. Lee Ufan macht den Prozess der Begegnung zwischen Materie, Pinsel und Leinwand sichtbar. In der Serie From Point ist jeder Pinselstrich ein irreversibler Moment in der Zeit, dessen starke Präsenz verhindert, dass er durch den nachfolgenden übermalt wird. Dennoch ist er unbestreitbar mit ihm verbunden, ebenso wie mit dem vorherigen, und zwar in einer zyklischen Zeitmessung. Lee Ufans Ermessung der Zeit geht auf den französischen Philosophen Maurice Merleau-Ponty zurück, einen seiner Lehrer, der erachtet, die Zeit sei "kein Gegenstand unseres Wissens, sondern eine Dimension unseres Wesens", und dass sie nur durch ihr Vorbeigehen wahrgenommen werden kann.

Lee Ufan weist jegliche Pentimenti in Bezug auf eine japanische Tradition der Malerei zurück, "weil die unzähligen Elemente, die einen einfachen Pinselstrich bilden, nicht reproduziert werden können". Die Wiederholung in diesen Serien zeigt den Konflikt zwischen dem Intellekt auf, der einen möglichst regelmäßigen Systematismus wünscht, und dem Körper, der diese Anforderung niemals ganz erfüllen kann, wie auch der Materie, die sich verändert und schließlich am Pinsel vertrocknet. Dieser Strich, der entsteht, sich entwickelt und verschwindet, um nur eine Spur zu hinterlassen, ist wie ein lebendes Wesen, ein Organismus, der sich im Raum und in der Zeit entfaltet.

"Als ich klein war, wurde ich gebeten, Punkte zu setzen oder Linien zu ziehen, bis die Tinte verschwand. Wenn man eine Linie zeichnet, verschwindet nach und nach die zu Beginn aufgetragene Farbe. Nach dieser Übung malt oder kalligrafiert man. Genau das habe ich als Kind gelernt. Ich habe nichts erfunden. Außerdem hatte ich die Idee, dass alle Dinge vom Punkt kommen und zum Punkt zurückkehren. Seit meiner Kindheit bin ich mit der Vorstellung des Sichtbarwerdens und Verschwindens vertraut: einer in der östlichen Philosophie dominanten Idee." (Lee Ufan)

Lee Ufan, From Line, 1974Oil on canvas, 181.6 x 227 cmNew York, Musteum of Modern Art (MoMA)© 2018. Digital image, The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence© Adagp, Paris, 2018

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Die Werke der Serien From und With Winds erscheinen in Lee Ufans Werk in den frühen 1980er Jahren nach einem "großen inneren Bruch" und einer Sättigung des Bildraums. Der Pinselstrich befreit sich volkkommen von systematischen Wiederholungen, aber auch von Irreversibilität. Während für die Linien und Punkte jeweils die Identität begrenzt war, kommt es nun vor, dass bestimmte Pinselstriche sich treffen und sich in unterschiedlicher Dichte der Materie kreuzen. Jeder Pinselstrich erscheint nicht mehr als notwendig und ist Teil einer Entwicklung zwischen dem vorherigen und dem nächsten Strich, allerdings als unvorbereitete Antwort. Es ist von nun an nicht mehr möglich, die Chronologie des kreativen Prozesses zu verfolgen. Die Art und Weise, in der Lee Ufan die Bogenlinie in seinen Pinselstrichen verwendet, führt zu einem Dialog zwischen ihnen, wodurch die Leinwand einen dynamischen Charakter erhält, sowohl architektonisch als auch schwankend. Der Pinsel ist nun dicker und breiter und erlaubt eine freie Gestik, wodurch ein Netzwerk von Spuren entsteht; diese interagieren wie die Organe des menschlichen Körpers, die miteinander verbunden und voneinander abhängig sind.

Lee Ufans Wahl des Wortes wind entspricht seinem wachsenden Interesse am Anderen und an seiner Akzeptanz. In der Natur kommt der Wind von außen, er wird nicht vollständig kontrolliert. Je mehr sich der Künstler von der Malerei mit einer stärker konzentrierten Materie leiten lässt, desto mehr Raum gibt er dieser Externalität. Da die physische Realität der Leinwand für ihn ebenso wichtig ist wie das Bildmaterial und der Pinselstrich, bleibt der Träger zunehmend unberührt, um die Abwesenheit von Malvorgang und Material hervorzuheben. Da Lee Ufan oft Leinwände in menschlicher Größe verwendet, haben seine Werke eine starke physische Präsenz, die mit der des Betrachters einen Dialog aufnimmt.

Man kann die Entwicklung der verschiedenen Gemäldeserien von Lee Ufan als dialektische Bewegung verfolgen, in der der Suche nach Ordnung das Bedürfnis nach Befreiung folgt, mit anschließender neuer Ordnungsphase. Ein Werk wie From Winds / Correspondance scheint den genauen Zeitpunkt des Übergangs zwischen diesen beiden Etappen, zwischen den Serien Winds und Correspondance, zu charakterisieren, mit dem Beginn des "untouched space". Lee Ufan begrenzt die Improvisation und die Ausführungsgeschwindigkeit. Die freien Pinselstriche von Winds sind fast unsichtbar. Sie verschwinden im Hintergrund und machen der alleinigen, fast rechteckigen Spur Platz, die in den folgenden Jahren zum fast exklusiven Bildvokabular Lee Ufans wird.

Lee Ufan, East Winds n° 839027, 1983Huile sur toile, 194 x 259 cmCentre Pompidou, Paris - Musée national d’art moderne© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Service de la documentation photographique du MNAM/Dist. RMN-GP© Adagp, Paris, 2018

"Bis Anfang der 1980er Jahre habe ich unaufhörlich serielle Kompositionen geschaffen, die alle auf die Idee der Unendlichkeit abzielten. Dabei wurde mir klar, dass der unbearbeitet gelassene Träger das Unendliche besser repräsentierte. Von da an befreite mich jeder Pinselstrich allmählich von meinem Griff, um tief in den Weltraum hinein zu atmen und ein höheres Leben zu erlangen." (Lee Ufan)

FROM/WITH WINDS, EAST WINDS

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SAAL 4 UND 5

RELATUM (ZUVOR PHÉNOMÈNE UND PERCEPTION A)

Dieses Relatum, mit dem früheren Titel Phénomène et Perception A mit Bezug auf das Werk Merleau-Pontys, ist eine der ersten von Lee Ufan hergestellten Skulpturen zu der Zeit, als er sich für die Diskrepanz zwischen Wahrnehmung und Realität interessiert. Das von Lee Ufan eingesetzte Maßband aus Gummi verliert seine eigentliche Funktion, weil es durch das Gewicht der Steine so verlängert wird, dass die angezeigten Messungen nicht mehr stimmen. Somit erübrigen sich diese Messungen, und die Bedeutung des Maßbandes wird ebenso in Frage gestellt wie die Wahrnehmungsfähigkeiten des Betrachters, der sich nicht mehr darauf verlassen kann. Das Maßband wird nur noch verwendet, um die Stärke der Steine und die grundlegenden Eigenschaften des Materials hervorzuheben, aus dem es besteht: Gummi.

So zeigt dieses für die Mono-ha-Periode emblematische Relatum die Anfänge von Lee Ufans Interesse an der bloßen Verbindung von natürlichen und gefertigten Gegenständen, deren Eigenschaften interagieren:die Härte, die Unbeweglichkeit des Steins und die Flexibilität des Gummis, die Schwere des einen und die Leichtigkeit des anderen, aber auch die Festigkeit beider Elemente.

"Sind Raum und Objekte so, wie wir sie wirklich sehen? (...) Ich beobachte das Gewicht des Steins und die Anordnung, den Eindruck der Entfernung von einem anderen Stein mit der Elastizität und Vieldeutigkeit des Maßbandes. Ich organisiere das Relatum, das den Zustand dieser Elemente veranschaulicht. Auf diese Weise führt der Raum der Relation, der sich durch die Zerstörung des Erlernten und des Alltäglichen öffnet, zu einer neuen Wahrnehmung." (Lee Ufan)

Lee Ufan, Relatum (formerly Phenomena and Perception A), 1969Chalk on rubber and stones3 stones, approximately 50 cm high each; rubber tape and overall dimensions vary with installationPrivate collectionInstallation view: Trends in Contemporary Art, National Museum of Modern Art, Kyoto, August 19-September 23, 1969Credit: Studio Lee Ufan© Adagp, Paris, 2018

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SAAL 6

PAYSAGE (LANDSCHAFT) I, II UND III

Lee Ufan präsentiert diese drei erstaunlich farbenfrohen Gemälde auf sehr anschauliche Weise in der ersten großen Ausstellung, an der er 1968 in Japan teilnimmt, einer Ausstellung mit der Absicht, ein Panorama zeitgenössischer koreanischer Kunst im Nationalmuseum für moderne Kunst in Tokio zu zeigen. Diese Arbeiten entstanden zu einer Zeit, als Lee Ufan seine Aufmerksamkeit visuellen Effekten widmete, denn bis dahin hatte er sich eher auf Materialität und Gestik konzentriert. Mit diesem "Coup d’éclat", der viele überrascht, stellt Lee Ufan die Werke um ihn herum in den Schatten, die Flächen in Rot, Orange und Rosa aktivieren ihre Umgebung, indem sie sich in ihr reflektieren. Tatsächlich geht es dem Künstler trotz des tückischen Titels mit der Ankündigung "Landschaften" nicht darum, die Realität darzustellen, sondern um die Bedingungen der Wahrnehmung des Kunstwerks. Die Phosphoreszenz der Farben verstärkt die Distanz zur Realität. Diese Werke müssen mit der Bewegung der Op Art in Beziehung gesetzt werden, die damals massiv in die europäische und amerikanische Kunstszene eindringt. Sinnlich und immersiv, sind diese Werke der Installation näher als dem traditionellen Gemälde. Die "Landschaft", um die es geht, wird in der Ausstellung um die drei Bilder herum geschaffen. Die drei Originalwerke gingen beim Abbau der Ausstellung von 1968 verloren, Lee Ufan reaktivierte sie jedoch im Jahr 2015.

Lee Ufan, Landscape I, II, III, 1968Spray paint on canvasThree sheets, 220 x 290 cm eachInstallation view: Contemporary Korean Painting, The National Museum of Modern Art, Tokyo, July 19–September 1, 1968Credit: Studio Lee Ufan© Adagp, Paris, 2018

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SAAL 7 (UND FORUM ZWISCHEN FEBRUAR UND APRIL 2019)

RELATUM (BAUMWOLLE)

Zu Beginn seiner Laufbahn verwendet Lee Ufan regelmäßig Baumwolle für seine Arbeiten, d.h. in den späten 1960er Jahren, als er sich der Mono-ha-Bewegung anschließt und dann zu einem ihrer wichtigsten Theoretiker wird. Meistens zieht der Künstler die Baumwolle auf Stahlplatten und erzielt so spektakuläre Kontrasteffekte. Baumwolle und Stahl werden zwar beide aus natürlichen Elementen hergestellt, doch scheinen sie vollkommen gegensätzlich zu sein: Baumwolle ist weiß, leicht, weich, anschmiegsam und scheint dunkle, hart hergestellte Platten zu stützen. In anderen Baumwollteilen, wie etwa dem, das Lee Ufan eine Zeitlang im Forum des Centre Pompidou-Metz entfaltet (Februar bis April 2019), scheinen verformbare Eisenstangen im Baumwollraum schwebende Zeichnungen zu bilden. Das Werk scheint sich zu bewegen, als könnte sich die Baumwolle noch weiter ausdehnen und nach oben zum Dachstuhl des von Shigeru Ban und Jean de Gastines entworfenen Centre Pompidou-Metz klettern, das ebenfalls mit der Verbindung von natürlichen kontrastierenden und transformierten Materialien spielt. Vielleicht aber versuchen diese Metallfragmente, die Luftmasse der Watte zu strukturieren und aufzunehmen? Aus diesem Eindruck des Status quo resultiert ein Gefühl der Ambivalenz, zwischen Behaglichkeit und Beunruhigung.

Lee Ufan, Relatum, 1979Cotton and steelApproximately 20 x 500 x 350 cmInstallation view: Muramatsu Gallery, Tokyo, April 1979Credit: Studio Lee Ufan© Adagp, Paris, 2018

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SAAL 8

CORRESPONDANCE

Mit der Correspondance genannten Bildreihe beginnt Lee Ufan in den frühen 1990er Jahren und führt mit ihr die Reflexion über das Thema Anwesenheit und Abwesenheit seiner früheren Arbeiten fort. Jeder Pinselstrich auf einer Leinwand der Correspondance-Serie besteht aus mehreren Farbschichten, die über mehrere Tage aufgetragen werden, oft ohne darauf zu warten, dass die vorherige getrocknet ist, so als wären hier alle Pinselstriche der From-Point in einem zusammengefasst. Durch diese einfache Geste wird Lee Ufans tiefe Aufmerksamkeit für die Malerei spürbar. Der Pinselstrich, gleichbedeutend mit einem nachdenklichen Akt und Symbol flagranter Inaktivität, stellt die minimale, von einem Maler erreichbare Geste dar. Diese Ökonomie der Geste führt jedoch zu einem intensiven Dialog zwischen dem Pinselstrich und der Leinwand, wobei die "Reserve" um den Pinselstrich herum leer gelassen wird. Dadurch kann die Leinwand den gleichen Status wie das Gemälde selbst erreichen.

In den Correspondances sind die bemessenen Pinselstriche immer weniger zahlreich und bilden zwar harmonische, aber unebenmäßige Ensembles. Lee Ufan verwendet regelmäßig einen traditionellen Träger der japanischen und koreanischen Kunst: den Paravent. Auf letzterem entfalten sich die Pinselstriche so, dass der Künstler auf der Suche nach der richtigen Positionierung zu sein scheint. Dies kann sogar zu der bewussten Entscheidung führen, dass der Pinselstrich auf einem der Paneele nicht zu sehen ist. Lee Ufan bekennt sich zunehmend zum "Ungemalten" und räumt so der jungfräulichen Oberfläche einen noch größeren Platz ein als in der traditionellen orientalischen Malerei. Auch dem Paravent lässt er eine neue Modernität zukommen.

"Ich konzentrierte mich auf die Regulierung meines Atems, die Wahrnehmung des Rhythmus meines Körpers und mache den ersten Pinselstrich irgendwo auf der Leinwand. Von dort kommt der Wunsch, den Pinsel zu deplatzieren, wohl in Bezug auf den ersten Pinselstrich. Und danach verlangt eine andere Stelle nach dem Pinsel. Nach und nach entwickelt sich wie in einem Go-Spiel eine angespannte Szene." (Lee Ufan)

Lee Ufan (1936 - ) Correspondance 1994 Huile et pigment sur toile260 x 774 cmInscriptions :S.T.B.G. à la peinture jaune sur le premier panneau du quadriptyque : Lee Ufan/CorrespondanceQuadriptyqueAchat, 1996Numéro d'inventaire : AM 1994-138 © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Jean-Claude Planchet© Adagp, Paris

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SAAL 9 UND 10

RELATUM - DIALOG (STEIN UND STAHL)

Im Hinblick auf sein Schaffen von Skulpturen wehrt sich Lee Ufan dagegen, etwas Neues zu konzipieren und "die Welt" nach dem modernen westlichen künstlerischen Muster "zu objektivieren". Hingegen ist es ihm wichtig, eine Beziehung zwischen dem herzustellen, was bereits existiert. Das Relatum-Konzept bleibt somit offener, diffuser als jenes einer geschlossenen, definierten Beziehung. Auf diese Weise vermag Lee Ufan seine Werke mit Hilfe der ausgesuchten Materialien und des Ausstellungsorts ständig insofern zu aktualisieren, als er im Sinne der Vergänglichkeit die Idee der Einmaligkeit seiner Werke ablehnt. Mit einem Relatum nach dem anderen lässt Lee Ufan immer mehr Raum zwischen den Elementen. Der Künstler stellt sich der Herausforderung, "das Maximum an Übereinstimmungen mit einem Minimum an Kontakten entstehen zu lassen".

Die Stahlplatte und der Stein sind die beiden am häufigsten wiederkehrenden Elementein Lee Ufans Skulpturen. Es sind zwei sehr widerstandsfähige Materialien mit vielen Kontrasten im Hinblick auf Farbe, Form, Herkunft und Natur. Gestein steht für das "bereits Existierende". Außer der Verlagerung von seinem Ursprungsort zum Präsentationsort erfährt es keinerlei Transformation. Der Stein muss eher banal sein, nichtssagend, er darf keine Interpretation oder Narration zulassen, sondern muss zu verstehen geben, dass seine konstante Evolution seit Jahrhunderten, wenn nicht gar seit Jahrtausenden andauert, um seine "Abstraktionskraft" zu offenbaren. Die Stahlplatte ihrerseits ist für Lee Ufan ein "Mittelding zwischen Materie und Idee", weil sie ein Element ist, das zwar aus den Tiefen der Erde kommt, aber vom Menschen hergestellt und standardisiert wird.

Der Stein hat eine unregelmäßige Form, die Stahlplatte oder -stange hingegen ist an ihrer geometrischen Form erkennbar. Stein ist ein Synonym für tellurische Ur-Energie, Stahl steht für technisches Können neueren Datums. Die natürliche Materie ist auf unmittelbare Art visuell wahrnehmbar, während Metall als solches nicht existiert. Beide haben die gleiche Massenträgheit, eine Wartezeit. Mit dem Einen dem Anderen gegenüber oder dem Einen über dem Anderen versucht das Metall, zu seinem früheren natürlichen Zustand zurückzukehren. Und der Stein wird wach, benötigt die Stahlplatte, um seinen "Charakter und seine eigene Präsenz" erkennen zu geben und entdeckt so einen potenziellen Nutzen für die Menschheit durch das Entdecken des Metalls in Form einer Platte, die "als Vermittler zwischen dem Stein und dem Menschen dient".

Lee Ufan, Relatum - Dialogue, 2002Steel and stone, 2 steel plates, 120 x 140 x 3 cm each; 2 stones, 50 x 50 x 40 cm eachPhoto by Shigeo Anzai© Adagp, Paris, 2018

"Allgemein ist es so, dass wenn ein Stein von seinem Ursprungsort zum Ausstellungsort deplatziert wird, dieser hierdurch seine Kraft verliert und deshalb zu einem eingeengten "Wesen" wird, weil er zuvor eine Beziehung zu seiner Umgebung hatte. Durch die Deplatzierung wird ihm diese vitale Seite genommen. Mit den Stahlplatten ist es dasselbe, wenn ich sie aus dem Werk bekomme. Bei dem Versuch, sie vertikal zu installieren, sie hinzulegen und neu zu positionieren, habe ich den Eindruck, sie zu trösten. Mit dieser Arbeit versuche ich, die richtige Entfernung zwischen ihnen und dem Ort zu finden. Nach und nach kehrt schließlich in einer kleinen Ecke des Steins und der Platte das Leben zurück, und ein Lebensraum, der atmet, öffnet sich. Auf einmal fühlt es sich dann an, als wären sie schon immer hier gewesen." (Lee Ufan)

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SAAL 11

VERSUNKENE MALEREI

Lee Ufans Skulpturen lenken die Aufmerksamkeit auf den Boden und nicht auf die Wand. Der Künstler setzt seine Reflexion fort und fragt sich, ob das Gemälde vermag, mit dem Boden anstatt mit der Wand in Beziehung zu stehen. "Ich dachte darüber nach, wie ich diesen Raum am Boden aufwerten könnte, und kam schließlich auf das Konzept des "Ausgrabens", das es mir ermöglichte, den Raum als archäologische Stätte zu behandeln und eine Rückkehr in der Zeit und im Raum vorzunehmen." In seinem Werk erscheinen nun zwei neue Materialien, Sand und Kies, die eine andere Form von Stein sind. Dieses poetische Terrain, das einem Innengarten ähnelt, zeigt ein Gemälde auf dem Boden: eine Einführung in die Arbeiten der neuesten Serie, Dialogue, des folgenden Saals. Lee Ufan hierzu: "Das Gemälde [...] ist wie ein Schatten. Man weiß nicht, ob es gerade erscheint oder verschwindet. Deshalb habe ich ein ambivalentes Bild gewählt, das sowohl aufstrebend als auch evaneszierend ist, um diesen Ort in einen Raum zu verwandeln, in dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereinigen."

Lee Ufan, La peinture ensevelie..., 2013Installation : sable, pierre, huile et pigments minéraux sur toile Dimensions variables Vue de l’exposition « Lee Ufan », kamel mennour (6 rue du Pont de Lodi), ParisPhoto. archives kamel mennourCourtesy the artist and Kamel Mennour, Paris/London© Adagp, Paris, 2018

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SAAL 12

DIALOGUE (NEUE BILDER)

Seit 2007 bezeichnet Lee Ufan seine Bilder als Dialogue. Die Pinselführung entwickelt sich seit der Serie Correspondance, die Farbe erscheint wieder. Farbverlaufs- und Verschmelzungseffekte zwischen zwei Farben, Rot und Blau, machen Sinn, wenn der Betrachter sich vom Bild entfernt, um den entstandenen Dialog zwischen Gemaltem und Ungemaltem zu erkennen. Und dann kann man sich vorstellen, dass die Leinwand diese Farbe emittiert oder absorbiert. Die Leere, die Stille, die Zeit zum Leben steht immer im Zentrum des Denkens von Lee Ufan, der der Meinung ist, dass die leere Leinwand kein Vakuum ist, bevor er diesen langen, starken und irreversiblen Farbauftrag vornimmt. Der "aktiviert" dann seine Umgebung. Mit der Dialogue-Reihe, die Lee Ufans Interesse am Immateriellen und Erhabenen zum Ausdruck bringt, lädt der Künstler erneut zur Meditation ein.

Lee UfanPhoto. archives kamel mennour

"Das Unendliche ist nicht die Wiederholung eines einzigartigen Konzepts, sondern die Kombination dessen, was gemalt ist und was nicht gemalt ist, und ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass das Unendliche aus dieser Art Unterschied entstanden ist." (Lee Ufan)

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SAAL 13

KABINETT DER ZEICHNUNGEN

Dieses Zeichnungskabinett präsentiert eine Auswahl der grafischen Arbeiten Lee Ufans aus der Sammlung des Centre Pompidou, Nationalmuseum für moderne Kunst. Diese frühen Zeichnungen beleben und aktivieren verschiedenartig das weiße Blatt und lassen bereits erkennen, wie sich der künstlerische Ausdruck von Lee Ufan entwickeln wird, mit der Wiederholung von Punkten und Linien, um das perfekte Gleichgewicht zwischen der Linie und der Leere zu finden. Diese Zeichen sind zuweilen demonstrativer als in den Bilderserien und zeigen bereits eine reiche Auswahl an Kompositionen wie auch eine virtuose Punkt und Linienvervielfältigung, um die Aufmerksamkeit auf die wiederholte Geste zu lenken.

Dieses Kabinett wurde vom Künstler als Hommage an Dominique Bozo (1935-1993) entworfen, der erst Direktor des Pariser Musée national d’art moderne (1981-1986), danach Präsident des Centre Pompidou (1991-1993) und ein Freund von Lee Ufan war und die meisten dieser seiner Werke für die französischen nationalen Sammlungen erworben hat.

Lee Ufan, From line, 1979Graphite gras sur feuille de carnet à spirales, 37,6 x 28 cmCentre Pompidou, Paris - Musée national d’art moderne© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Georges Meguerditchian/Dist. RMN-GP© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan, From line, 1979Crayon gras sur papier Japonais mo, avec effet d’estompage, 56 x 75,6 cmCentre Pompidou, Paris - Musée national d’art moderne© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Georges Meguerditchian/Dist. RMN-GP© Adagp, Paris, 2018

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SAAL 14

RELATUM (SCHATTEN)

Lee Ufan erneuert seine Sprache immer wieder auf subtile Weise und verwirrt den Betrachter mit dieser Installation in Bezug auf das Licht, indem er den Schatten, den der Stein auf den Boden wirft, durch einen gemalten Schatten verdoppelt. Der Felsen erscheint als eine stille Kraft, die den Raum um ihn herum belebt, und man könnte annehmen, er sei in der Zeit stehen geblieben, weil diese beiden Schatten den Eindruck von zwei Momenten des Tages vermitteln, an denen der Stein das Sonnenlicht verschiedenartig aufnimmt.

Lee Ufan, Relatum - The Shadow of the Stars, 2014Steel, 7 stones and gravel of white marble, 200 x 4500 x 4000 cmView of the exhibition "Lee Ufan Versailles”, Château de Versailles, 2014Photo. archives Kamel Mennour Courtesy the artist, Kamel Mennour, Paris/London and Pace, New York© Adagp, Paris, 2018

"Meine Werke sind weniger Objekte, die gesehen werden müssen, als eine Einladung, die unmittelbare, emotionale Umgebung und den Moment zu erleben, der von ihr ausgeht." (Lee Ufan)

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SAAL 15

MEDITATIONSRAUM

Der Meditationsraum aus Reispapier (das gleiche japanische Papier, das die Architektur von Shigeru Ban beeinflusste) erinnert an die Räume, die der Teezeremonie im traditionellen Japan vorbehalten sind. Der kleine, intime, minimalistische und stille Raum lädt am Ende des Parcours zur Meditation ein. Er erscheint als Gegensatz zu großen modernen Räumen und zeigt die Möglichkeit, zeitlose Orte zu schaffen. Der Besucher geht auf Kies, und die Steine hier sind wie in einem Zengarten.

Der natürliche, organische Raster des Reispapiers, das der Künstler aus Asien mitgebracht hat, trifft auf das regelmäßige orthogonale Muster des Metallgitters, was eine grafische Poesie hervorbringt. Dieser Ort wirkt wie ein Dekompressionsraum, der die spirituelle und ästhetische Reise vor der Rückkehr in die Alltagswelt abschließt.

KATALOG

Ein Katalog mit Abbildungen begleitet die Ausstellung. Er enthält ein unveröffentlichtes Interview zwischen Lee Ufan und dem Kurator der Ausstellung, Jean-Marie Gallais, sowie Zitate und Schriften des Künstlers. Entsprechend Lee Ufans Wunsch wird dieser Katalog erst einige Wochen nach Eröffnung der Ausstellung veröffentlicht, um die Werke in ihrem Umfeld und Präsentationskontext im Centre Pompidou-Metz zu dokumentieren.

Lee Ufan, Relatum-Room (B), Couvent de La Tourette, 2017Pierre, bois, inox et papier de riz de Corée, 476 x 406 cm© Photo Jean-Philippe Simard© Adagp, Paris, 2018

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4. EINE GANZ NEUE ZUSAMMENARBEIT

MIT RYUICHI SAKAMOTODer japanische Komponist Ryuichi Sakamoto erkundet in seinen neuesten Kompositionen, Performances und Installationen die Klangeigenschaften von Rohstoffen wie Glas und Metall. Einer Generation zugehörig, die von der Mono-ha-Bewegung geprägt ist, spiegelt diese Rückkehr zur Einfachheit und Materialität des Klangs die Reflexionen der Künstler dieser Bewegung und insbesondere von Lee Ufan auf die Interaktion zwischen dem Menschen und der Natur wider, zwischen Raum und Materie.

Als der Musiker erfuhr, dass das Centre Pompidou-Metz eine Ausstellung über die Arbeit von Lee Ufan vorbereitete, bot er dem Künstler sofort ein ganz neues Ton-Pendant zu seinen Arbeiten an. Auch Ryuichi Sakamoto, der sich intensiv mit den Materialien und ihrem Klang beschäftigt, "bewohnt die Zeit", indem er einen permanenten Klangeingriff in der Ausstellung vorschlägt, um dem Besucher eine synästhetische Erfahrung zu bieten.

RYUICHI SAKAMOTORyuichi Sakamoto (1952 geboren) studierte Kunst und Ethnomusikologie. Sein Debüt gab er 1978 mit seinem Soloalbum Thousand Knives, als er die Pioniergruppe der elektronischen Musik Yellow Magic Orchestra -YMO (1978-1985) mitbegründete. Er steht den Avantgarde-Bewegungen nahe, in erster Linie Fluxus, und er arbeitet insbesondere mit Nam June Paik zusammen. Ryuichi Sakamoto entwickelt eine Hybridisierungs-Musik, wobei die Techniken von Samples aus gesammelten Klängen wiederverwendet werden. In seiner Arbeit ist der Begriff der Hierarchie zugunsten freier, die Formen ohne Unterscheidung der Art befragenden Experimente verbannt, wodurch die Idee der Synästhesie zu einem Lieblingsthema wird. Ryuichi Sakamoto ist der breiten Öffentlichkeit aufgrund seiner Soundtracks von Filmen wie Furyo (1983), Der letzte Kaiser (1987) sowie mehrerer anderer Filme von Bernardo Bertolucci, Brian de Palma, Pedro Almodovar und Alejandro González Iñárritu bekannt. Er interessiert sich von jeher für experimentellere Musik und die Kombination von Ton- und Bildtechnologien im Zusammenhang mit Installationen, Performances, Aufnahmen und Kollaborationen mit zeitgenössischen Künstlern. Mit seinem neuen Album Async (2017) kehrt Ryuichi Sakamoto zu hybriden Experimenten zurück: Klavier, Synthesizer, verschiedene Boxen mit elektronischen Objekten, auch gibt es die Glocken des Designers Harry Bertoia und ein neues Instrument - eine Glasplatte mit integrierten Mikros. Der Musiker verwendet Ton und Bild als Vektor unserer makroskopischen Beziehung zur Natur. Diese Erfahrungen sind es, weshalb er Lee Ufan nahe steht und die ihn dazu veranlasst haben, einen neuartigen Soundtrack für die Ausstellung im Centre Pompidou-Metz zu komponieren.

Ryuichi Sakamoto dans la performance DIS•PLAY, avec Shiro Takatani au Centre Pompidou-Metz le 4 mars 2018, dans le cadre des 10Evenings, Saison Japonaise. Photographie Jacqueline Trichard

Ryuichi Sakamoto dans la performance DIS•PLAY, avec Shiro Takatani au Centre Pompidou-Metz le 4 mars 2018, dans le cadre des 10Evenings, Saison Japonaise. Photographie Jacqueline Trichard

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5. VIER FRAGEN AN DEN KURATOR

DER AUSSTELLUNGCentre Pompidou-Metz - Aus welchem Grund haben Sie Lee Ufan eingeladen?

Jean-Marie Gallais - 2017 widmete das Centre Pompidou-Metz der zeitgenössischen japanischen Kunstszene eine Saison. Bei dieser Gelegenheit kam Lee Ufan nach Metz, um eine seiner Skulpturen zu installieren. Als Freund von Shigeru Ban war er sofort fasziniert von der Architektur des Museums, einschließlich der Verwendung einfacher Materialien wie Holz und Pappe und des weißen, von Papierfasern inspirierten Voile. Emma Lavigne, die Direktorin des Centre Pompidou-Metz, und ich schlugen ihm dann vor, eine Installation für das Forum zu schaffen, in Resonanz mit der Architektur, oder in einer Galerie mitzuwirken, in der Art der Koreaners Kim SooJa (2015) und des Japaners Tadashi Kawamata (2016). Je mehr wir mit ihm sprachen, desto mehr waren wir davon überzeugt, dass eine umfangreichere und historischere Ausstellung wünschenswert war: Lee Ufans Arbeit ist subtil, sie ist von "anspruchsvoller Einfachheit" und kann leicht übersehen werden. Trotz bedeutender medienwirksamer Ausstellungen, wie zum Beispiel seiner großartigen Carte Blanche in Versailles, ist ein großer Teil seiner eher experimentellen Arbeit noch relativ unbekannt. Einige werden leicht seine "Handschrift" erkennen, ohne jedoch notwendigerweise die Investition zu verstehen, die der Künstler hierfür aufgewandt hat. Wir begannen dann, mit ihm einen Parcours zu entwickeln, um so sein Vorgehen und seine Definition von Kunst anschaulich zu machen.

CPM - Was sind die Highlights des Parcours?

JMG - Es ist schwierig, eine Art Hierarchie mit der Art von Lee Ufans Werk festzulegen: Eine einfache Arbeit auf Papier kann zum Beispiel genauso kraftvoll sein wie eine monumentale Installation. Ich denke, dass die wichtigsten Momente des Parcours die Reaktivierung der historischen Werke sind, insbesondere eines der ikonischen Relatums der späten 1960er Jahre und der Mono-ha-Bewegung: im Raum platzierte Steine, die durch ihr Gewicht und ihre Position die Messung mit dem Gummimaßband, das zwischen ihnen gespannt ist, variiert: Marcel Duchamps Stoppages-étalons à la Lee Ufan! Schließlich sind auch die drei rosafarbenen, roten und orangefarbenen Gemälde der Ausstellung von 1968 sehr beeindruckend und stehen im Gegensatz zu dem, was man zu kennen glaubt von Lee Ufan, der nicht immer der Mineralfarbenasket war. Ich glaube jedoch, dass jeder von einem ganz anderen Werk beeindruckt sein kann, je nachdem, was er bereits gesehen hat oder was ihn besonders anspricht.

Séance de travail entre Lee Ufan et Jean-Marie Gallais, dans l'exposition Fernand Léger au Centre Pompidou-Metz, 2017

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CPM - Können Sie uns etwas zur Szenografie sagen?

JMG - Wenn man gut hinschaut, stellt man fest, dass die Dicke der Wände beispielsweise von Raum zu Raum variiert. Lee Ufan wünschte die Kieswege japanischer Gärten in den Galerien. Der Künstler schenkte besondere Aufmerksamkeit der Disposition der Öffnungen und des Umfangs der Wände. Der Katalog der Ausstellung wird im Übrigen erst ein paar Wochen nach der Eröffnung veröffentlicht, um die in Szene gesetzten Werke bestmöglich aufzunehmen, worauf Lee Ufan großen Wert legt. Denn die Erfahrung ein und desselben Werks kann sich von einem Präsentationskontext zum anderen stark unterscheiden.

CPM - Die Ausstellung wird von einem Soundtrack von Ryuichi Sakamoto begleitet. Aber steht das nicht im Widerspruch zum Geist der Meditation, den der sich eher auf Stille berufenden Künstler befürwortet?

JMG - Normalerweise herrscht in der Tat Stille in Lee Ufans Shows. Gewissermaßen verlangen die Werke danach, in der Stille betrachtet zu werden. Hier ist jedoch die Idee eine andere! Sicherlich kann die Leere der Bilder oder der Raum zwischen den Skulpturen als Stille betrachtet werden, aber Lee Ufan hat bereits zuvor den Ton in seinen Ausstellungen eingesetzt. Und er selbst arbeitet manchmal mit Musik. Seine Kunstpraxis ist leicht mit einer Musikpraxis zu vergleichen: Wiederholung und Variation wären die Meisterbegriffe. Ryuichi Sakamoto und Lee Ufan haben sich lange gegenseitig bewundert. Ihr Treffen im Centre Pompidou-Metz im vergangenen Jahr anlässlich der Japanischen Saison war der Ausgangspunkt dieser Zusammenarbeit. Ryuichi Sakamoto experimentiert seit einiger Zeit in seinen Performances mit einer Musik, die den Mono-ha-Prinzipien der bildenden Kunst entspricht.

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6. JUNGES PUBLIKUM

UND ENTSPRECHENDE PROGRAMMIERUNG

WORKSHOPS FÜR EIN JUNGES PUBLIKUMVON ZEIT ZU ZEITWorkshop 5-12 JahreCAROLINA FONSECA02.03 > 16.06SA. + SO. + Feiert. (außer 1. Mai)5-7 Jahre | 11:00 Uhr8-12 Jahre | 15:00 Uhr90' | 5 €Online - und Vor-Ort-Anmeldungen (je nach verfügbaren Plätzen)Zusätzliche Angebote während der Schulferien in Zone B:5-7 Jahre | MI. | 15:00 Uhr8-12 Jahre | MO. + DO. + FR. | 15:00 Uhr

Sich an jedem Geburtstag zu messen und eine Linie an der Wand zu ziehen, die Kreise am Schnitt eines Baumstamms zu zählen ... Diese kleinen Rituale der Kindheit, die es uns ermöglichen, das Vergehen der Zeit zu betrachten, sind das Herzstück der Arbeit der kolumbianischen Künstlerin Carolina Fonseca.

Inspiriert durch die Arbeit von Lee Ufan, lädt sie die Jüngsten ein, die Zeit in einem Workshop zu erleben, in dem Skulpturen gemacht und Bilder gemalt werden. Dadurch, dass hier gegen den aktuellen Rhythmus unseres Lebens angegangen wird, lernen die Kinder durch einfache Gesten, sich Zeit zu nehmen und sie zu messen.Dieser Workshop ist auch eine Gelegenheit für die Kleinsten, langsam zu lernen, über den Platz jedes Einzelnen auf verschiedenen Ebenen nachzudenken: ihr eigenes Zuhause, ihre Schule oder die globalere Umgebung, die Natur. Indem sie sich auf das Wesentliche einer Geste konzentrieren, die Einfachheit eines Pinselstrichs schätzen und einen Farbtropfen beobachten, der auf ein Blatt fällt, lernen sie, einen neuen Blick auf die Welt zu werfen.

Die Künstlerin installiert in der Mitte des Ateliers eine "Farbenuhr", die zu Beginn eines jeden Workshops von den Kindern mit einer sehr genau berechneten Mischung aus Wasser und Farbe gespeist wird. Wie bei einer Clepsydra, einer Wasseruhr, entspricht die eingefüllte Flüssigkeit der Dauer eines Workshops. Nach anderthalb Stunden ist die Mischung verflossen.

De temps en temps, 2019Centre Pompidou-Metz, Carolina Fonseca. © Centre Pompidou-Metz

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Diese Uhr ist wie eine riesige Schüssel, die von der Künstlerin angefertigt wurde. Sie ist die Kontinuität ihrer Recherchen über die Symbolik von Alltagsgegenständen. In heute vergessenen kolumbianischen Ritualen spielt die Schüssel eine zentrale Rolle (in den indianischen Gemeinschaften, den Yagé oder Temazcal). Sie ist auch ein täglicher Gebrauchsgegenstand, der auf etwas Vertrautes verweist, eine universelle, von allen Kulturen geteilte Form. Gemeinsam zu frühstücken ist für die Künstlerin eine Art Ritual. Und es ist das Teilen und gleichzeitig etwas zu tun, wofür sie sich interessiert.

Um den Raum herum sind kleine Regale angeordnet, in denen die von der Künstlerin skulptierten Gegenstände, aber auch kleine, von den Kindern gemachten Uhren untergebracht werden können.

Die Kinder werden auf diesem Workshop dazu angehalten, eine kleine Clepsydra aus selbsthärtendem Ton herzustellen. Mit einer Mischung aus Wasser und Farbe können sie dann deren Wände damit einfärben. Wenn sie wollen, können sie ihr Werk mit nach Hause nehmen oder es da lassen und die von der Künstlerin begonnene Sammlung vervollständigen.

Carolina Fonseca wurde 1987 in Cali, Kolumbien, geboren und studierte an der École Supérieure d'Art de Lorraine, der Kunsthochschule Lothringens. Sie hinterfragt die verschiedenen individuellen Lebenspraktiken im Alltag, den Kontext, in dem sie auftreten und wie sie das kollektive Leben gestalten. Ihr Vokabular speist sich aus der Ästhetik obsolet gewordener Alltagsgegenstände und sogenannter unbedeutender Dinge. Sie verwendet wiederverwertbare Materialien, billig und prekär. Ihre Fragen führten sie auf natürliche Art zu einer Arbeit mit Volumen, zur Installation, zur Geste und zur Ausführung - mit Formen, Weben und Assemblagen. Diese zuweilen meditativen Gesten gewinnen mit der Zeit an Umfang und stehen der heute auf Leistung, Beschleunigung und Industrialisierung ausgerichteten Gesellschaft entgegen.

FAMILIENWORKSHOP MIT DER KÜNSTLERINSO. 03.03 | 11:00 und um 15:00 Uhr90' | 5€ (für jeden Teilnehmer, Kinder und Eltern + Eintrittskarte für über 25 Jahre, kostenlos für PASS-M-Inhaber)

Zur Eröffnung ihres Workshops begleitet Carolina Fonseca die Kinder mit ihren Eltern bei der Entdeckung ihres poetischen und meditativen Universums, in dem eine andere Relation zur Zeit erprobt wird, die das künstlerische Werk von Lee Ufan widerspiegelt.

FORMEN, FAMILIENWORKSHOPSO. 31.03 + SO. 28.04 + SO. 26.05 | 14:00 Uhr120' | 5€ (für jeden Teilnehmer, Kinder und Eltern + Eintrittskarte für über 25 Jahre, kostenlos für PASS-M-Inhaber)

Steine berühren, Blätter aufsammeln, Pigmente auswählen ... Auf den Spuren des Künstlers Lee Ufan begeben Sie sich hier mit Ihrer Familie zwei Stunden lang auf eine poetische Reise. Nach der Entdeckung der Ausstellung Lee Ufan. Die Zeit bewohnen und nach dem Einsammeln von Pflanzen in den Gärten des Centre Pompidou-Metz werden Sie Ton bearbeiten und mit einer skulptierten Erinnerung an diese zeitlose Erfahrung nach Hause gehen.

SKULPTUR IN NEGATIV (Praktikum)10.04 > 12.043 TAGE | 10:00 > 11:30 Uhr3 x 90' | 15€ (Einheitspreis für die drei Sessions)

Carolina Fonseca bietet Kindern die Möglichkeit, die Technik der sogenannten Verlorenen-Form-Skulptur zu erlernen, um selbst ein Objekt herzustellen. Nachdem die Kinder verschiedene Möglichkeiten untersucht haben, nehmen sie schließlich ein dreidimensionales Werk mit nach Haus, das sie selbst geschaffen haben.

Förderer der Workshops 5-12 Jahre :

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ANGEHALTENE AUGENBLICKE

MEDITATION VOR DEN WERKEN SO. 28.04 + SO. 05.05 + SO. 12.05 | 10:3060' | 5€

Das Centre Pompidou-Metz lädt seine neugierigen Besucher dazu ein, sie durch einen Spezialisten vor den Werken Lee Ufans in die Praxis der Meditation außerhalb der üblichen Öffnungszeiten der Ausstellung einzuführen.

Lee Ufans Kunst ist eine permanente Einladung, sich aus dem üblichen Rhythmus zu lösen, um sich auf Einfaches und Sensibles zu konzentrieren. Eine der ersten Handlungen des Künstlers seit den 1960er Jahren bestand darin, von der Welt der Bilder und der Repräsentation Abstand zu nehmen, um durch seine Werke -Gemälde, Skulpturen oder Installationen - Reflexionshilfen zu schaffen, die dem Betrachter dabei behilflich sind, die Aufmerksamkeit für Details, Raum, Leere, Materialien, Körper und die Beziehung zwischen diesen Elementen zu entwickeln.

Die Meditationspraxis hält den Menschen auch von den aggressiven Beanspruchungen der Stadt fern. Im Rahmen dieser Ausstellung wird vor den Werken Lee Ufans, sozusagen als Aufforderung, unserer Umwelt mehr Aufmerksamkeit zu schenken, diese allen zugängliche Übung vorgeschlagen, bevor das Museum seine Türen offiziell öffnet. Diese Sessions werden mit Lesungen philosophischer und poetischer Texte von Lee Ufan unterbrochen. Der Titel der Ausstellung "Habiter le temps / Die Zeit bewohnen" könnte die Parole dieser Momente in der Schwebe sein.

Detaillierte Informationen in der Agenda und auf der Website des Centre Pompidou-Metz.

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7. DIE PARTNER

Das Centre Pompidou-Metz ist Ergebnis der ersten Dezentralisation einer grossen nationalen Kulturinstitution, des Centre Pompidou Paris, in Partnerschaft mit den Gebietskörperschaften. Als unabhängige Institution profitiert das Centre Pompidou-Metz von Know-how, Netzwerk und Bekanntheit des Centre Pompidou und setzt wie die Schwesterinstitution in Paris auf Werte wie Innovation, Multidisziplinariät sowie Aufgeschlossenheit und Offenheit für ein weit gefächertes Punlikum.

Für seine wechselnden Ausstellungen greift das Centre Pompidou-Metz vor allem auf Leihgaben des Centre Pompidou, Musée national d'art moderne zurück, das mit über 120.000 Werken über eine der zwei bedeutendsten Sammlungen für moderne und zeitgenössische Kunst weltweit und die wichtigste Sammlung dieser Art in Europa verfügt.

Darüber hinaus geht das lothringische Kunstzentrum Partnerschaften mit Museumsinstitutionen auf der ganzen Welt ein. Als Erweiterung zu den Ausstellungen bietet das Centre Pompidou-Metz ein umfangreiches Kulturprogramm mit Tanzaufführungen, Konzerten, Filmvorführungen und Vorträgen.

Es wird unterstützt durch seinen Gründungsmäzen Wendel.

Die Ausstellung. Lee Ufan. Die Zeit bewohnen wurde vom Centre Pompidou-Metz konzipiert und in Zusammenarbeit mit der Galerie kamel mennour co-produziert. Sie wurde ausgerichtet mit außergewöhnlicher Unterstützung der Paradise Cultural Foundation, Südkorea.

Mit der Beteiligung von Vranken-Pommery Monopole.

Medienpartnerschaft mit :

Mécène fondateur

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WENDEL, GRÜNDUNGSMÄZEN DES CENTRE POMPIDOU-METZ

Seit seiner Gründung 2010 unterstützt Wendel das Centre Pompidou-Metz. Der Wendel-Gruppe war es ein wichtiges Anliegen, eine herausragende Kulturinstitution zu fördern, die mit ihren Aktivitäten eine möglichst große Öffentlichkeit erreicht. Aufgrund ihres langjährigen Engagements in der Kulturförderung trägt die Wendel-Gruppe seit 2012 den Titel „Grand mécène de la culture“ [Großer Kulturmäzen].

Wendel ist eine der größten börsennotierten Beteiligungsgesellschaften in Europa. Als Langzeit-Investor trägt sie eine besondere Verantwortung und muss sich als zuverlässiger Partner profilieren, Innovation und Nachhaltigkeit fördern und aussichtsreiche Diversifizierungen anstreben. Ihr besonderes Know-how zeigt sich in der Auswahl führender Unternehmen, wie sich an ihren aktuellen Engagements als Aktionär ablesen lässt: Bureau Veritas, Saint-Gobain, IHS, Constantia Flexibles, Allied Universal, Cromology, Stahl, Tsebo, oder PlaYce.

Die im Jahr 1704 in Lothringen gegründete Wendel-Gruppe konzentrierte ihre vielfältigen Aktivitäten 270 Jahre lang vor allem auf die französische Stahlindustrie, um sich Ende der 1970er-Jahre zu einer Beteiligungsgesellschaft zu wandeln.

Die Wendel-Gruppe wird durch das im Besitz der Gründerfamilie Wendel befindliche Unternehmen Wendel-Participations unterstützt, in dem die über 1000 Aktionäre der Wendel-Familie versammelt sind, die gemeinsam über 37,6% der Anteile der Wendel-Gruppe verfügen.

KONTAKTE

Christine Anglade Pirzadeh : + 33 (0) 1 42 85 63 24 [email protected] Caroline Decaux : + 33 (0) 1 42 85 91 27 [email protected]

G R A N D M E C E N E D E L A C U LT U R E

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DIE KUNST FÖRDERN, DIE KULTUR TEILEN UND DIE LEBENSQUALITÄT VERBESSERN

Die Paradise Cultural Foundation unterstützt aktiv verschiedene Bereiche, deren Umfang sich jedes Jahr auf das Sponsoring nicht nur kultureller Einrichtungen einschließlich Ausstellungen, Shows und Residenzen erweitert, sondern auch auf Projekte zum Entdecken und zur Förderung visueller Kunst.

Die Stiftung hat in großem Umfang eine Reihe internationaler Austauschprojekte gefördert. Die Paradise Cultural Foundation wird sich auch weiterhin neuen kreativen Ideen widmen und internationale Inhalte in allen Bereichen verbreiten.

Durch die Unterstützung der Kunst strebt die Paradise Cultural Foundation die Entwicklung und Bereicherung der koreanischen Kultur an. Ihr oberstes Ziel ist es, zur Verbesserung der Lebensqualität beizutragen. Mit dieser Zielsetzung werden wir die Vision der Paradise Group, die lautet "Das Leben als Kunstwerk gestalten", weiter verwirklichen.

KONTAKT

Paradise Cultural Foundation +82 2 2278 9854 [email protected]

www.paradise-cf.or.kr Instagram @Paradise_cultural_foundation

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8. BILDMATERIAL FÜR DIE PRESSE

Alle oder einige der unten präsentierten Werke sind urheberrechtlich geschützt. Jedes Bild muss mit Legende und Credits versehen sein und darf ausschließlich zu Pressezwecken verwendet werden. Jede andere Verwendung bedarf der Autorisierung durch den Rechteinhaber. Die Bedingungen zur Verwendung der Werke übermitteln wir Ihnen gerne auf AnfrageWerke, für die die Urheberrechte durch die französische Verwertungsgesellschaft ADAGP wahrgenommen werden, müssen mit dem Copyrightvermerk © Adagp, Paris 2018 versehen werden und dürfen unter den folgenden Bedingungen publiziert werden.

- Für Pressepublikationen, die einen Generalvertrag mit der ADAGP abgeschlossen haben, gelten die darin getroffenen Übereinkünfte.- Für alle anderen Presspublikationen gilt: Die ersten beiden Werke, die zur Bebilderung eines Beitrags zu einem aktuellen Ereignis verwendet werden, das einen unmittelbaren Bezug zu ihnen hat, dürfen kostenlos abgedruckt werden, sofern ihr Format eine Vierteilseite nicht überschreitet. Bei Abdruck von mehr als zwei Werken oder Überschreitung des angegebenen Formats unterliegen die Werke dem Reproduktionsrecht. Für jede Reproduktion auf Cover oder Titelseite ist eine Genehmigung beim Presseservice der ADAGP einzuholen. Der für jede Reproduktion anzugebende Copyright-Vermerk lautet: Name der/des Urheber*in, Titel, Entstehungsjahr, gefolgt von der Angabe ©Adagp, Paris 2018 – unabhängig von Herkunft und Aufbewahrungsort des Bildes.Diese Bedingungen gelten auch für Websites mit Online-Presse-Status, wobei die Auflösung der Bilder 1600 Pixel (kumulierter Wert aus Länge und Breite) nicht überschreiten darf.

Kontakte bei der ADAGPLinda FRAIMANN: [email protected] MIGUET: [email protected]

Société des Auteurs dans les Arts Graphiques et Plastiques11, rue Berryer - 75008 Paris, FranceTél. : +33 (0)1 43 59 09 38 Fax. : +33 (0)1 45 63 44 89adagp.fr

Bildmaterial zu des Ausstellungen, darunter auch die nachstehenden Aufnahmen, können unter folgender Adresse heruntergeladen werden:

centrepompidou-metz.fr/phototheque- Nutzername: presse- Passwort: Pomp1d57

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Lee Ufan, From Point, 1976Colle et pigment minéral sur toile, 227 x 182 cm© Studio Lee UfanCourtesy the artist and Kamel Mennour, Paris/London© ADAGP Paris, 2018

Lee Ufan, East Winds n° 839027, 1983Huile sur toile, 194 x 259 cmCentre Pompidou, Paris - Musée national d’art moderne© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Service de la documentation photographique du MNAM/Dist. RMN-GP© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan, Relatum (formerly Phenomena and Perception A), 1969Chalk on rubber and stones3 stones, approximately 50 cm high each; rubber tape and overall dimensions vary with installationPrivate collectionInstallation view: Trends in Contemporary Art, National Museum of Modern Art, Kyoto, August 19-September 23, 1969Credit: Studio Lee Ufan© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan, Relatum, 1979Cotton and steelApproximately 20 x 500 x 350 cmInstallation view: Muramatsu Gallery, Tokyo, April 1979

Peinture à l’eau sur les pierres, 1998, Vallée Hakone© Atelier Lee Ufan et tous droits réservés

Lee Ufan, From Line, 1974Oil on canvas, 181.6 x 227 cmNew York, Museum of Modern Art (MoMA)© 2018. Digital image, The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan Dialogue 2010Installation au Musée Lee Ufan à NaoshimaPeinture murale / Espace au sol720 x 900 cm330 cm (hauteur minimum) - 360 cm (hauteur maximum) © Lee UfanCourtesy the artist and kamel mennour, Paris

Lee Ufan Relatum - Existence, 2014Steel, stone, glassSteel plate: 260 x 230 x 2 cmStone: 70 x 60 cmGlass: 260 x 230 cm x 2 cmCourtesy Gary Tatintsian Gallery and Pace Gallery© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan, Landscape I, Landscape II, Landscape III, 1968Photo by Nobutada OmoteCourtesy of SCAI THE BATHHOUSE© ADAGP Paris, 2018

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Lee Ufan, From line, 1979Crayon gras sur papier Japonais mo, avec effet d’estompage, 56 x 75,6 cmCentre Pompidou, Paris - Musée national d’art moderne© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Georges Meguerditchian/Dist. RMN-GP© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan, La peinture ensevelie..., 2013Installation : sable, pierre, huile et pigments minéraux sur toile Dimensions variables Vue de l’exposition « Lee Ufan », kamel mennour (6 rue du Pont de Lodi), ParisPhoto. archives kamel mennourCourtesy the artist and kamel mennour, Paris/London© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan, Relatum - Dialogue, 2002Steel and stone, 2 steel plates, 120 x 140 x 3 cm each; 2 stones, 50 x 50 x 40 cm eachPhoto by Shigeo Anzai© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan, Relatum - The Shadow of the Stars, 2014Steel, 7 stones and gravel of white marble, 200 x 4500 x 4000 cmView of the exhibition "Lee Ufan Versailles”, Château de Versailles, 2014Photo. archives kamel mennour Courtesy the artist, kamel mennour, Paris/London and Pace, New York© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan, From line, 1979Graphite gras sur feuille de carnet à spirales, 37,6 x 28 cmCentre Pompidou, Paris - Musée national d’art moderne© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Georges Meguerditchian/Dist. RMN-GP© Adagp, Paris, 2018

Lee Ufan (1936 - ) Correspondance1994 Huile et pigment sur toile260 x 774 cmInscriptions :S.T.B.G. à la peinture jaune sur le premier panneau du quadriptyque : Lee Ufan/CorrespondanceQuadriptyqueAchat, 1996Numéro d'inventaire : AM 1994-138 © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Jean-Claude Planchet© Adagp, Paris

Lee Ufan, Relatum-Room (B), Couvent de La Tourette, 2017Pierre, bois, inox et papier de riz de Corée, 476 x 406 cm© Photo Jean-Philippe Simard© Adagp, Paris, 2018

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