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Ansprechpartner: Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Abt. Betriebliche Personalpolitik/ Berufliche Bildung Breite Straße 29 10178 Berlin Tel.: 030/20 33 - 17 00 Fax: 030/20 33 - 17 05 E-mail: [email protected] Internet: www.bda-online.de Empfehlungen für eine an Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit orientierte Personalpolitik Chancen für Frauen in der Wirtschaft

Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

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Page 1: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

Ansprechpartner:

Bundesvereinigung der Deutschen

Arbeitgeberverbände

Abt. Betriebliche Personalpolitik/

Berufliche Bildung

Breite Straße 29

10178 Berlin

Tel.: 030/20 33 - 17 00

Fax: 030/20 33 - 17 05

E-mail: [email protected]

Internet: www.bda-online.de

Empfehlungen für eine an Chancengleichheit und

Familienfreundlichkeit orientierte Personalpolitik

Chancen für Frauen in der Wirtschaft

Page 2: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

Chancen für Frauen in der Wirtschaft

Page 3: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

VorwortDer Erfolg der Unternehmen hängt im Zeitalter der

Globalisierung noch mehr als in der Vergangenheit auch

von ihrer Anpassungsfähigkeit an wirtschaftliche und

gesellschaftliche Veränderungen ab. Eine der großen

gesellschaftlichen Veränderungen der letzten beiden Jahr-

zehnte ist der zunehmende Wunsch von Frauen, beruf-

stätig zu sein und Familie und Beruf miteinander zu

verbinden.

Hinsichtlich der Verbesserung der Chancen von Frauen im

Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren

beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das Konzept der betrieblichen Personal-

politik, das konsequent Chancengleichheit verwirklicht, hat sich in der Vergangenheit

bewährt. Der Strukturwandel in der Wirtschafts- und Arbeitswelt hat weitreichende

Konsequenzen für die moderne Personalarbeit. Sie muss zunehmend mehr gruppen-

spezifische und individuelle Besonderheiten berücksichtigen. Frauen rücken als Ziel-

gruppe verstärkt in den Blickpunkt der unternehmerischen Personalarbeit. Frauen

bieten ein großes Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften und stehen den Verände-

rungen für neue innovative Arbeitsformen positiv gegenüber.

Im Juli dieses Jahres hat die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

gemeinsam mit den anderen Spitzenverbänden der Deutschen Wirtschaft und der

Bundesregierung vereinbart, die Förderung der Chancengleichheit verstärkt zu unter-

stützen und zu forcieren. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbän-

de wendet sich mit dieser Broschüre an die Betriebe, um sie in der Fortsetzung und

Intensivierung ihrer Aktivitäten auf diesem Gebiet zu bestärken. Sie enthält Anregun-

gen zur Umsetzung einer betrieblichen Personalpolitik, die sich an Chancengleichheit

und Vereinbarkeit von Beruf und Familie orientiert.

Berlin, im August 2001 Dr. Dieter Hundt,Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

2 3

Page 4: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

1. Die Veränderung der strukturellen Rahmenbedingungen

Die strukturellen Rahmenbedingungen in unserem Wirtschaftssystem ändern sich:

Die Entwicklung von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft wird

weiter fortschreiten. Die Folge sind Dezentralisierung, Abflachen hierarchischer

Strukturen und Flexibilisierung der Produktion.

Dies führt zu veränderten Arbeitsinhalten. Dienstleistungstätigkeiten werden ei-

nen höheren Stellenwert bekommen. Die Anforderungen an die fachlichen Qua-

lifikationen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen wachsen.

Die Globalisierung der Wirtschaftsräume verschärft den Wettbewerb zwischen

den Unternehmen. Die Bedeutung des Produktionsfaktors „qualifiziertes Perso-

nal“ wächst.

Aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung wächst der Anteil an höher

qualifiziertem Personal, der Anteil an gering qualifizierter Arbeit sinkt. Diese Ent-

wicklung erfordert verstärkte Weiterbildungsaktivitäten der Arbeitnehmer und

lebenslanges Lernen.

Angesichts rückläufiger Geburtenrate und Überalterung der Bevölkerung werden

Fachkräfte knapp.

Die Einstellung zur Erwerbsarbeit ändert sich: Der Stellenwert von Eigenverant-

wortung, Zeitsouveränität und individueller Entfaltung wächst.

Das Erwerbsverhalten der Frauen ändert sich. Die Dauer der Unterbrechung der

Berufstätigkeit aufgrund familiärer Aufgaben ist rückläufig. Individuelle Arbeits-

zeitmuster, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern, gewinnen an

Bedeutung.

Der Strukturwandel in der Wirtschafts- und Arbeitswelt hat Konsequenzen für die

moderne Personalarbeit. Die technologischen und demographischen Entwicklun-

gen stellen die Unternehmen vor veränderte Rahmenbedingungen, auf die sie mit

4 5

Page 5: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

Frauen wächst. In Deutschland waren im Jahr 2000 über 60% aller Mütter mit

minderjährigen Kindern erwerbstätig.

Die meisten berufstätigen Mütter unterbrechen ihre Berufstätigkeit nach der

Geburt eines Kindes für eine gewisse, im Trend eher kürzere Zeitspanne und

kehren dann auf Voll- oder Teilzeitbasis in den Beruf zurück.

Die Erwerbsquoten sowohl der Frauen generell als auch der Frauen mit Kindern

s t e i g e n. Diese Entwicklung spiegelt einen grundlegenden Einstellungswandel der

Frauen zur Berufstä t i g k e i t. Der Trend geht zur langfristigen Beschäftigung auf der Grund-

lage einer qualifizierten Berufsa u s b i l d u n g, um neben materieller Unabhängigkeit und

einer tragfähigen Alterssicherung auch berufliche Entfaltungsspielräume und Lebens-

a u f gaben zu gewinnen. Schon Anfang der neunziger Jahre wollten 76% der berufs-

tätigen Frauen in Westdeutschland und 87% der berufstätigen Frauen in Ostdeutsch-

land in jedem Fall arbeiten, auch wenn sie finanziell nicht darauf angewiesen wären.

personalpolitischen und unternehmenspolitischen Maßnahmen reagieren müssen.

Diese veränderten Rahmenbedingungen haben auch zu einem gesellschaftlichen

Bewusstseinswandel beigetragen. Die Erwartungen an die Ausgestaltung der

Arbeitswelt steigen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewinnt in diesem

Zusammenhang bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Bedeutung.

Die Rollenverteilung zwischen Frau und Mann hat sich in unserer Gesellschaft in den

letzen Jahren grundlegend verändert und befindet sich weiter in einem dynami-

schen Wandel. Frauen sehen in einer qualifizierten Berufsausbildung und im Beruf

nicht mehr nur eine Übergangslösung zur Überbrückung der Zeit bis zur Ehe-

schließung oder eine Zuverdienstmöglichkeit zum Einkommen des Partners.

Frauen planen heute, genauso wie Männer, ihre Berufstätigkeit auf Grundlage einer

qualifizierten Berufsausbildung als selbstverständlichen Lebensbestandteil.

Die Unternehmen unterstützen diese Entwicklung. Die unternehmerische Wett-

bewerbs- und Innovationsfähigkeit kann von einer Einbeziehung des Qualifikati-

onspotentials von Frauen nur profitieren.

Durch die Entwicklung neuer, flexibler Arbeitsformen und Arbeitszeitmodelle kann

die Vereinbarkeit von Beruf und Familie deutlich erleichtert werden. Von einer

Flexibilisierung der Arbeitswelt profitieren Unternehmen, Mitarbeiterinnen und Mit-

arbeiter gleichermaßen. Die Erfahrungen der Unternehmen, die sich bereits auf

diese Veränderungen eingestellt haben, sind positiv.

2. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Frauen stehen heute viele Möglichkeiten der Lebensgestaltung offen: Sie können

sich der Familie und ihren Kindern widmen oder sich voll im Beruf engagieren oder

beides, Beruf und Familie, miteinander verbinden. Immer mehr Frauen entscheiden

sich für die Kombination von Familie und Beruf.

Viele Frauen üben ihre berufliche und familiäre Tätigkeit gleichzeitig aus.

Vor allem Frauen mit einer qualifizierten Berufsausbildung verzichten trotz

Gründung einer Familie nicht auf die Ausübung ihres Berufes. Die Anzahl dieser

6 7

59,4

73,967,5 64,3

49,945,6

62,0 66,6 49,1

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus

Ehepaare Alleinerziehende Ehepaare ohne Kinder

Westdeutschland

Ostdeutschland

Erwerbstätige Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren

in Prozent aller Frauen dieser Altersgruppe im Jahr 2000

Familien mit Kindern

Abb. 1 Frauenerwerbstätigkeit: Beruf und Familie im Einklang

Page 6: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

durchschnittliche Erwerbsneigung von verheirateten und in einer Partnerschaft leben-

den Frauen und Müttern und die Erwerbsquote alleinerziehender Mütter gestiegen.

Aus den Ergebnissen des Mikrozensus vom April 1998 geht hervor, dass rd. 46% der

Frauen mit Kindern unter 3 Jahren einer Erwerbsarbeit nachgingen. Bei den Frauen,

deren jüngstes Kind 15 - 18 Jahre alt war, lag die Quote bei 67% (verheiratet) bzw.

bei 78% (alleinerziehend).

In den neuen Bundesländern nehmen Frauen die Erwerbsarbeit nach der Geburt ei-

nes Kindes deutlich früher wieder auf als in We s t d e u t s c h l a n d. Deutliche Unterschie-

de bestehen auch bei der Wochenarbeitszeit der Frauen mit Kindern in West- und

O s t d e u t s c h l a n d. Die Quote der Frauen in den neuen Bundesländern mit einer Wo-

chenarbeitszeit von 36 und mehr Stunden, deren jüngstes Kind unter 3 Jahre alt ist,

lag 2000 bei 49 %, die der entsprechenden Frauen in Westdeutschland bei 13 %.

Stichwort Qualifikation

Noch nie waren Frauen so gut ausgebildet wie heute. Die jungen Frauen haben, was

die Qualität ihrer Abschlüsse angeht, die jungen Männer mittlerweile überholt.

Junge Frauen sind im Durchschnitt besser qualifiziert als ihre männlichen Alters-

genossen. Der Anteil der jungen Frauen an den Schulabgängern mit allgemeiner

Hochschulreife lag 1999 bei 54,8%, mit Fachhochschulreife bei 48,9%, an den

Realschulabsolventen bei 51,9%, der Frauenanteil an den Hauptschulabgängern lag

dagegen nur bei 42,3%.

Aber nicht nur das Selbstverständnis der Frauen hat sich geändert. In der Lebens-

planung der Männer findet die Familie eine immer stärkere Berücksichtigung.

Männer übernehmen zunehmend familiäre Aufgaben und stimmen sie mit ihren

beruflichen Zielen ab.

Diese Entwicklungen bedeuten für die Unternehmen und die Gesellschaft Aufgabe

und Chance zugleich. Die Unternehmen nehmen diese Herausforderung in ihrem

Verantwortungsbereich an. Dabei geht es nicht um den Beginn, sondern um die

Fortsetzung und weitere Intensivierung einer Politik für die bessere Vereinbarkeit

von Familie und Beruf, die in der Vergangenheit bereits Erfolge erzielt hat, mit neu-

en Akzenten und auf zunehmend breiterer Basis.

Die Unternehmen sehen dabei nicht nur die Chance, das deutlich verbesserte

Qualifikationspotential der Frauen zu nutzen, sondern auch die gesellschaftspoliti-

sche Aufgabe, die Chancengleichheit von Frauen und Männern im Arbeitsleben

weiter voranzutreiben. Ziel ist nicht die Beeinflussung des gesellschaftlich gepräg-

ten Rollenverständnisses von Frauen und Männern, sondern die Unterstützung

der beruflichen Lebenspläne qualifizierter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im bei-

derseitigen Interesse.

3. Frauenbeschäftigung weiter im Aufwärtstrend

Die Chancen der Frauen in der Wirtschaft haben sich in den letzten 30 Jahren kon-

tinuierlich verbessert. Einige Schlüsselzahlen:

Stichwort Erwerbstätigkeit

In Deutschland waren 2000 rund 14,7 Millionen Frauen abhängig beschäftigt.

Davon etwa 11,9 Millionen im Westen und knapp 2,8 Millionen in den neuen Län-

dern. 1974 betrug die Zahl der erwerbstätigen Frauen in Westdeutschland rd. 8,2

Millionen. Dieser Vergleich macht deutlich, dass die Frauenerwerbstätigkeit deut-

lich gestiegen ist.

Heute steht mehr als die Hälfte der Frauen im erwerbsfähigen Alter in einem Arbeits-

v e r h ä l t n i s. Besonders stark ist die Mitte der 70er Jahre noch vergleichsweise unter-

8 9

1992 21.623 15.317 41,5%

1994 20.987 15.088 41,8%

1996 20.706 15.277 42,5%

1998 20.510 15.351 42,8%

2000 20.680 15.924 43,5%

Jahr Männer Frauen Frauenanteil

Quelle: Mikrozensus

Abb.2 Entwicklung der Erwerbstätigkeit (Deutschland) 1992-2000

Page 7: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

Stichwort Führungspositionen

Die Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen ist zwar insgesamt noch un-

terdurchschnittlich, aber auch in diesem Bereich ist eine kontinuierliche, positive

Entwicklung zu verzeichnen. In den vergangenen 12 Jahren hat sich der Anteil der

Frauen, bezogen auf die Gesamtzahl der Führungspositionen, mehr als verdreifacht

und stieg von 4% auf 13%. (Quelle: Bischoff) Bei den unter 30jährigen Führungs-

kräften sind Frauen heute schon ebenso stark vertreten wie Männer. Besonders in

kleinen und mittleren Unternehmen übernehmen immer mehr Frauen Führungs-

aufgaben. In mittelständischen Unternehmen sind auf der mittleren Führungsebe-

ne Frauen mit einem Anteil von 16% doppelt so oft vertreten, wie in Großunter-

nehmen. Im Topmanagement von mittelständischen Unternehmen sind 8% der

Führungskräfte weiblich.

Die gute berufliche Qualifikation ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil auf

dem Arbeitsmarkt. In den alten Bundesländern erreichten die Frauen mit abge-

schlossener Berufausbildung, mit Fachschul-, Fachhochschul– oder Universitätsab-

schluss im Zeitraum von 19 91 bis 1998 insgesamt einen Beschäftigungszuwachs von

29%. Der Beschäftigungszuwachs der Akademikerinnen lag sogar bei 52%.

Dagegen sank im gleichen Zeitraum die Beschäftigung von Frauen ohne Berufs-

ausbildung um 24%.

10 11

o. Au s b i l d u n g Lehre Fachschule Fachhochschule Hochschule Insgesamt

11,8

21,2

4,3

6,75,1

7,6

4,23,1

5,2 4,56,3

9,4

1991 1998

Quelle: IAB-Datenbank, Berechnungend des IAB

Abb. 3 Arbeitslosenquoten von Frauen nach Ausbildungsabschluss - Alte Länder

o. Au s b i l d u n g Lehre Fachschule Fachhochschule Hochschule Insgesamt

34

55,4

16

23

7,4 6,78,9

3,2

7,95,2

15

20

1991 1998

Quelle: IAB-Datenbank, Berechnungend des IAB

Abb. 3 Arbeitslosenquoten von Frauen nach Au s b i l d u n g sabschluss - Neue Länder

Abb. 4 Weibliche Führungskräfte im Topmanagement und im mittl. Ma n a g m e n t

Von je 100 Führungskräften waren weiblich

im Topmanagment

im mittleren Managment

in Groß-

unternehmen

Mittelständ.

Unternehmen

Verbänden u.

Behörden

5

8 8

16

11

18

Quelle: Hoppstedt

Page 8: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

Nach Einschätzungen des IAB wird in den nächsten Jahren der Anteil der Vollzeit-

beschäftigung bei Frauen in West - und Ostdeutschland zurückgehen, und der

Anteil der Teilzeitbeschäftigten zunehmen. Die höchsten Teilzeitquoten prognosti-

ziert das IAB mittelfristig im Bereich „Betreuen, Beraten, Lehren“, in den Handel-

stätigkeiten, bei den allgemeinen Diensten und in den Büroberufen.

Stichwort Ausbildung

Immer noch entscheiden sich Schulabgängerinnen überproportional häufig für

einen „typisch weiblichen“ Ausbildungsberuf. Die zehn am stärksten von jungen

Frauen besetzten Ausbildungsberufe sind: Bürokauffrau, Arzthelferin, Kauffrau im

E i n z e l h a n d e l, Zahnarzthelferin, Friseurin, Industriekauffrau, Fachverkäuferin im

N a h r u n g s m i t t e l h a n d w e r k, Bankkauffrau, Kauffrau für Bürokommunikation und

Hotelfachfrau. Hier muss die Berufsberatung für mehr Diversifizierung sorgen.

Stichwort Teilzeitarbeit

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes arbeiteten in Deutschland von

den 32,6 Mill. Beschäftigten im Mai 2000 fast ein Fünftel, d.h. 6,5 Mill., in Teilzeit. Im

Jahr 1991 waren es 4,7 Mill.. In 2000 waren 85% der Teilzeitbeschäftigten Frauen.

2000 lag die Teilzeitquote der Frauen in Westdeutschland bei 42%, in Ostdeutsch-

land bei 23%. Bei den Männern lagen die Anteile im Westen Deutschlands bei 5%

und im Osten Deutschlands bei 4%. Zwei Drittel der Frauen aus Westdeutschland

geben als Grund für ihre Teilzeitbeschäftigung persönliche und familiäre Verpflich-

tungen an, während in Ostdeutschland die Frauen an erster Stelle das fehlende

Angebot an Vollzeitstellen als Grund für eine Teilzeitbeschäftigung benennen. Ins-

gesamt wünschen sich Frauen mit Kindern nach Untersuchungen des IAB (Institut

für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesa n s talt für Arbeit) mit großer

Mehrheit für ihre Familien Arbeitszeitformen, bei denen ein Elternteil Vollzeit und

das andere Elternteil Teilzeit arbeitet.

12 13

West / Ost West / Ost West / Ost

Kleinkinder Kindergartenkinder Grundschulkinder

Quelle: IAB-Projekt, 3-523, 2000

7

9

7

63

14

17

95

65

4

59

6

64

16

24

82

63

3

6

9

9

65

11

19

62

66

7

a) beide Partner arbeiten Vollzeit b) beide arbeitenweniger als Vollzeit, aber mehr als die Hälfte

der üblichen Arbeitszeit c) beide arbeiten die Hälfte der üblichen Arbeitszeit d) einer arbeitet

Voll-, der andere Teilzeit e) einer arbeitet Vollzeit, der andere gar nicht

a)

b)

c)

d)

e)

Abb. 5 Arbeitszeitformen: Frauen mit Kindern wünschen sich...

Abb. 6 Die zehn am stärksten besetzten Berufe für weibliche Auszubildende

1998 in Deutschland

Bürokauffrau 8,1%

Arzthelferin 6,9%

Kauffrau im Einzelhandel 6,6%

Zahnarzthelferin 6,1%

Friseurin 5,8%

Industriekauffrau 5,0%

Fachverkäuferin im Nahrungsmittelhandwerk 4,7%

Bankkauffrau 3,9%

Kauffrau für Bürokommunikation 3,5%

Hotelfachfrau 3,3%

Zusammen 54,1%

Ausbildungsberuf Anteil an allen weibl. Auszubildenden

Quelle: Statistisches Bundesamt, Bildung u. Kultur, Fachserie 1 1, Reihe 3 Berufliche Bildung 1998,

Wiesbaden 1999

Page 9: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

In der Zukunft muss es durch weitere Anstrengungen und Kampagnen gelingen,

junge Frauen vermehrt für die IT-Branchen zu gewinnen.

Stichwort Studienwahl

Auch bei der Studienwahl entscheiden sich viele junge Frauen für frauentypische

Fächer wie z.b. Sprach- und Kulturwissenschaften (65,5%) oder Kunst und Kunst-

wissenschaften (61,9%). Der Anteil der Frauen an den Naturwissenschaften und im

Fachbereich Mathematik lag dagegen 1999 bei nur 34,3%.

Die Berufs- und Studienberatung muss Abiturientinnen und Oberstufenschülerin-

nen verstärkt auf die guten Berufs- und Entwicklungsmöglichkeiten in den Bereichen

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik hinweisen.

Stichwort Selbstständigkeit

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren im Mai 2000 insgesamt rd.

1 Mill. Frauen selbststä n d i g. Das entspricht einem Frauenanteil an den Selbststä n d i-

gen von rd. 28%. Seit 19 91 ist die Zahl der Frauen, die selbstständig sind, insgesa m t

um 30% gestiegen. Besonders in den neuen Bundesländern und in Ost-Berlin ist das

E n gagement der Frauen zur Selbstständigkeit groß. Im Zeitraum von 19 91 bis 19 9 9

stieg die Zahl der selbstständigen Frauen in Ostdeutschland überproportional an.

4. Mit Betrieblicher Personalpolitik Chancengleichheit und

Familienfreundlichkeit verwirklichen

Der Schlüssel zur Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit liegt in einer be-

trieblichen Pe r s o n a l p o l i t i k, die das Ziel der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kon-

sequent im Auge behält und Konzepte und Hilfen anbietet, die die Kombination von

familiären und beruflichen Aufgaben erleichtern. Die Auswahl geeigneter Ma ß n a h-

men hängt ab von der Situation, Größe, Branche und Struktur des Unternehmens.

Bekenntnis zur Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit

Die erfolgreiche Umsetzung einer betrieblichen Personalpolitik, die die Verwirkli-

chung von Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit anstrebt, setzt eine posi-

tive Grundsatzentscheidung auf breiter Basis und unter Einbeziehung der Unter-

Bei den neuen IT- A u s b i l d u n g s b e r u f e n, die seit Mitte 19 97 existieren, sind die

jungen Frauen noch unterdurchschnittlich vertreten. Rd. 14% der Ausbildungs-

verträge in den neuen IT-Berufen im Jahr 2000 wurden mit jungen Frauen ge-

schlossen. Der Anteil der weiblichen Auszubildenden im Beruf Fachinformatiker/in

betrug 1999 11,5%, bei dem Ausbildungsberuf Informations- und Telekommunika-

tionskaufmann/kauffrau lag der Anteil bei 28,4% und bei dem/der Informations-

kaufmann/kauffrau bei 22,6%. Diese Zahlen verdeutlichen die Präferenz von

jungen Frauen für kaufmännische Berufe im IT-Bereich. Andererseits beträgt der

Anteil der Frauen in den neuen Medienberufen 54%.

14 15

Abb. 7 Studentinnen in Deutschland

Frauenanteile nach Fächergruppe (in Prozent)

Sprach- und Kulturwissenschaften

Sport

Rechts-, Wirtschafts- u. Sozialwissenschaften

Matehmatik, Naturwissenschaften

Humanmedizin

Veterinärmedizin

Agrar-, Forst- u. Ernährungswissenschaften

Ingenieurwissenschaften

Kunst, Kunstwissenschaften

Insgesamt

darunter: Lehramt

66,5

44,3

43,4

34,3

49,8

77,5

52,2

19,0

61,9

44,5

65,3

Wintersemester 1998/99

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.1

Page 10: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

Anzahl der Beschäftigten in Elternzeit oder Familienphase

Dauer der Betriebszugehörigkeit der Beschäftigten

Teilzeit- und Vollzeitquote

Alter der Beschäftigten

Teilnahme der Beschäftigten an Weiterbildungsmaßnahmen, beruflicher Ent-

wicklung und Förderung

Die Bestandsaufnahme verdeutlicht den Ist-Zustand im Unternehmen und macht

eventuelle Defizite sichtbar. Aus den Defiziten heraus ergeben sich die Zielsetzun-

g e n, die von der Unternehmensleitung formuliert werden. In der Zielsetzung

sollten Beschäftigungsperspektiven der Frauen und Männer in den verschiedenen

Bereichen aufgezeigt werden. In der Praxis hat es sich bewährt, die Mitarbeiter bei

der Konzeption und Umsetzung zu beteiligen und Verantwortliche für bestimmte

Teilbereiche zu bestimmen.

4.2 Chancengleichheit bei der Personalrekrutierung, Stellen-

besetzung und Personalplanung

Kein Betrieb kann zur Sicherung seines Fachkräftebedarfs auf eine vorrausschauen-

de Planung der Personalrekrutierung und -entwicklung verzichten. In diesen

Planungsüberlegungen sollten Frauen noch mehr als bisher Berücksichtigung finden.

Vorausschauend planende Unternehmensleitungen sind dazu übergega n g e n,

insbesondere auch bei der Förderung ihres Führungskräftenachwuchses Frauen

s tärker zu berücksichtigen. Sie beziehen qualifizierte Mita r b e i t e r i n n e n, die die

erforderlichen Fachkenntnisse und Führungsvoraussetzungen mitbringen, in ihre

Personalplanung ein. Viele Unternehmen haben ihren Frauenanteil bei der Einstel-

lung von Technikern und Naturwissenschaftlern in den letzten Jahren bereits erhöht.

Diese Unternehmen sichern sich damit den qualifizierten Nachwuchs, den sie

künftig brauchen.

Chancengleichheit bei der Stellenbesetzung soll Frauen wie Männern gleiche Be-

dingungen bei der Besetzung frei werdender oder neuer Stellen zusichern. Bei der

Bewerberauswahl ist Chancengleichheit dann gewährleistet, wenn die Beurteilung

nehmensleitung, der Führungskräfte, der Personalverantwortlichen und der Mit-

arbeiter und Mitarbeiterinnen voraus. In der Praxis hat es sich bewährt, dass die

Unternehmensleitung ihre Ziele und Konzepte gegenüber den Beschäftigten schrift-

lich zum Ausdruck bringt, um so mögliche bestehende Vorurteile abzubauen und

den Prozess transparent zu machen. Die Information der Öffentlichkeit darüber,

dass das Unternehmen Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit anstrebt,

kann zum positiven Firmenimage beitragen und dem Unternehmen einen Vor-

sprung bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ver-

schaffen.

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten

Mündliche Darstellung und Werbung für das Konzept der Chancengleichheit in

Gesprächen mit allen Beschäftigten aller Hierarchiestufen, z.b. in Führungssemi-

naren, Betriebsversammlungen, Abteilungsversammlungen und persönlichen

Gesprächen

Schriftliche Darstellung und Werbung für das Konzept in Informationsbriefen an

Führungskräfte und Mita r b e i t e r, zum Beispiel im Intranet, in Werkszeitungen und

betrieblichen Aushängen und bei Betriebsversammlungen

Verankerung der Chancengleichheit in der betrieblichen Personalpolitik

Formulierung von personalpolitischen Zielen

Benennung von Verantwortlichen für einzelne Bereiche

Erstellung einer Bestandsaufnahme

4.1 Die Bestandsaufnahme

In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen, bei der Einführung eines Konzeptes

zur Sicherung der Chancengleichheit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf

im Unternehmen eine Bestandsaufnahme zu erstellen.

Inhaltlich bieten sich folgende Punkte für eine Bestandsaufnahme an:

Anzahl und Anteil der weiblichen Beschäftigten im Unternehmen insgesamt und

auf den verschiedenen Hierarchieebenen

16 17

Page 11: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

Den entscheidenden Beitrag zur Diversifizierung des Berufswahl-Verhaltens der

jungen Frauen müssen allerdings die Berufsberatungen und die Schulen leisten.

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten

Gemischte Besetzung betrieblicher Ausbildungsplätze, soweit die Bewerberlage

es zulässt

Angebot betrieblicher Praktikumsplätze für Mädchen

Erfahrungsaustausch mit anderen Betrieben, die bereits Frauen in technischen,

naturwissenschaftlichen und IT-Berufen ausgebildet haben

Einladung von Schulklassen zu berufskundlichen Betriebsbesichtigungen

Informationsveranstaltungen für Lehrkräfte der allgemeinbildenden Schulen

Zusammenarbeit mit den Berufsberatern der Arbeitsämter

Beteiligung an den Arbeitskreisen Schule-Wirtschaft und an Informationsveran-

staltungen in Schulen

Umfassende Information über Ausbildungsmöglichkeiten sowie Beschäftigungs-

und Entwicklungschancen in technischen, naturwissenschaftlichen und

IT-Berufen durch die Berufsberatung

vorurteilsfrei und nach sachlichen Kriterien erfolgt. Informationsarbeit bei den

betrieblichen Vorgesetzten kann hierbei unterstützend wirken.

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten

Stellenausschreibungen und Stellenanzeigen müssen, soweit es die Tätigkeit

nicht verbietet, geschlechtsneutral formuliert werden (611b BGB)

Geschlechtsneutrale, qualifikations- und sachorientierte Bewerberauswahl durch

eine systematische, strukturierte Vorgehensweise bei der Eignungsfeststellung

der Bewerber

Abbau von Vorurteilen im Betrieb durch Vergabe von Betriebspraktika an junge

Frauen (insbesondere in technischen und naturwissenschaftlichen Berufsfeldern) ,

durch Einsatz von Werkstudentinnen und Betreuung von Diplomarbeiten. Auf

diese Weise können die Frauen ihre Fähigkeiten als potentielle Bewerberinnen

unter Beweis stellen

Übertragung von Funktionen an Frauen, die traditionell von Männer wahr-

genommen wurden.

4.3 Chancengleichheit in der betrieblichen Berufsausbildung

Ziel ist die Erweiterung des Berufswahlspektrums junger Frauen. Immer noch

entscheidet sich über die Hälfte der weiblichen Auszubildenden für nur 10 von fast

400 Ausbildungsberufen. Das Interesse der Frauen an technischen, naturwissen-

schaftlichen und IT-Berufen wächst nur langsam und punktuell, obwohl gerade in

diesen Berufen eine verstärkte Nachfrage nach qualifiziertem Personal herrscht.

Eine beachtenswerte Ausnahme bilden die modernen Medienberufe mit einem

Frauenanteil von 54 % an den Auszubildenden.

Viele Unternehmen haben, häufig in Zusammenarbeit mit den Arbeitgeberverbän-

d e n, in den vergangenen Jahren gezielt junge Frauen für technische Ausbildungen

g e w o n n e n. Die Unternehmen sollten die positiven betrieblichen Erfahrungen nut-

zen und junge Frauen noch stärker dazu ermutigen, die ganze Bandbreite der ange-

botenen Berufe wahrzunehmen. Sie erweitern dadurch die Ausbildungschancen jun-

ger Frauen und reduzieren zugleich die wachsende Fachkräftelücke in der Wi r t s c h a f t.

18 19

Abb. 8 Die 10 Berufe, in denen die meisten Frauen beschäftigt sind

Büroberufe, Kaufmännische Angestellte 3.310.000 21,6%

Gesundheitsdienstberufe (ohne Ärztinnen) 1.498.000 9,8%

Verkaufspersonal 1.313.000 8,6%

Soziale Berufe 887.000 5,8%

Reinigungs- und Entsorgungsberufe 762.000 5,0%

Lehrerinnen 674.000 4,4%

Rechnungskauffrauen, Informatikerinnen 523.000 3,4%

Groß- und Einzelhandelskauffrauen 495.000 3,2%

Bank-, Bausparkassen-, Versicherungsfachfrauen 417.000 2,7%

Berufe in der Unternehmensleitung , 387.000 2,5%

-beratung und -prüfung

Insgesamt 10.266.000 66,9%

Erwerbstätige Frauen insgesamt 15.351.000 100,0%

Berufsgruppe Frauen Anteil an allen

beschäft. Frauen

Quelle: Mikrozensus 1998, Statistisches Bundesamt, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Fachserie 1,

Reihe 4.1.2, 1998, Wiesbaden 99

Page 12: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

tential von Frauen zu decken sein. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen hat

sich in den vergangenen Jahren zwar kontinuierlich erhöht, kann und muss jedoch

noch weiter ausgebaut werden. Bei den jungen Führungskräften im Alter bis zu 30

Jahren sind Frauen mit 7 % aller Führungskräfte gleich stark vertreten wie Männer

(Mikrozensus 2000). In den Jahren ab 30 wirkt die Situation, Familie und Beruf zu

vereinbaren, bei Frauen vielfach noch als Karrierehemmnis. Vor diesem Hintergrund

sollte von den Unternehmen verstärkt geprüft werden, inwieweit Führungspositio-

nen im Rahmen der betriebsindividuellen Situation auch als Teilzeitstellen ausge-

schrieben werden können.

Weibliche Führungskräfte beweisen vielfach ein hohes Maß an analytischen Fähig-

keiten, sozialer Kompetenz, emotionaler Stabilität, Flexibilität, Kreativität, Ausdau-

er, Organisationstalent und Kommunikationsfähigkeit. Betriebe vergeben Chancen,

wenn sie das vorhandene Führungspotential von Frauen nicht nutzen. Um dem zu

begegnen, bedarf es im wesentlichen einer konsequenten Gleichbehandlung von

Frauen und Männern in der Personalentwicklung und Führungskräfteweiterbildung.

Frauen sollten unter den gleichen Bedingungen wie Männer die Chance erhalten,

sich in unterschiedlichen Aufgabenbereichen mit Führungsverantwortung bewähren

zu können.

Durch Personalentwicklungsinstrumente wie Mentoring und Shadowing können ge-

eignete weibliche Mitarbeiterinnen gezielt gefördert und motiviert werden. Beim

Mentoring betreuen Führungskräfte Nachwuchskräfte bei der Karriereplanung, beim

Shadowing erhalten Nachwuchskräfte die Gelegenheit, eine Führungskraft bei allen

Terminen für eine gewisse Zeit zu begleiten.

Auch bei gezielter betrieblicher Unterstützung ist ohne Eigeninitaive kein beruflicher

Aufstieg möglich. Frauen müssen ihr berufliches Fortkommen selbst in die Hand

nehmen und Aufstiegsmöglichkeiten zielstrebig wahrnehmen.

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten

Gezielte und aktive Beteiligung von Frauen an Fach- und Führungsseminaren

Motivierung von Frauen zur Übernahme von Führungsverantwortung durch

persönliche Ansprache seitens der Vorgesetzen.

Mentoring bzw. Shadowingangebote für geeignete weibliche Mitarbeiter.

4.4 Chancengleichheit bei der Personalentwicklung und

Weiterbildung

Die Sicherung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe hängt maß-

geblich von der Qualifikation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter ab. Die

schnelle Umsetzung des technischen Fortschritts verlangt rechtzeitige Anpassung an

veränderte Arbeitsanforderungen. Qualifizierung und Personalentwicklung werden

immer wichtiger. Angesichts der schon beschriebenen strukturellen Veränderungen

und der damit verbundenen Engpässe entspricht es den Grundsätzen moderner Un-

ternehmensführung, das Mitarbeiterpotential unabhängig vom Geschlecht voll zu

erschließen.

Bei gleicher beruflicher Position, gleicher Arbeitszeit und gleichem Qualifikations-

potenzial nehmen Frauen heute im gleichen Ausmaß wie Männer an Weiterbil-

dungen teil. Bei den Fachkaufleuten z.b. stellen sie sogar zwei Drittel aller Prüfung-

steilnehmer. Anders ist die Situation im Moment noch bei erwerbstätigen Müttern.

Mit zunehmender Kinderzahl sinken die Weiterbildungsquoten der Frauen. Fami-

liäre Rahmenbedingungen sollten bei der organisatorischen Gestaltung von Wei-

terbildungsmaßnahmen verstärkt berücksichtigt werden.

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten

Transparenz des internen und externen Weiterbildungsangebotes

regelmäßige Personalentwicklungs- bzw. Fördergespräche zwischen Mitarbei-

terinnen und Personalverantwortlichen

persönliche Ansprache und Motivation geeigneter Mitarbeiterinnen durch die

Vorgesetzten unter Hinweis auf die Chancen betrieblicher Angebote

Berufliche Weiterbildung auch für Teilzeitkräfte (§ 10 TzBfG)

Berücksichtigung familiärer Rahmenbedingungen bei der organisatorischen

Gestaltung von Weiterbildungsmaßnahmen

4.5 Mehr Chancen für Frauen in Führungspositionen

Der wachsende Bedarf an Führungskräften in der Wirtschaft wird in Zukunft vor al-

lem auch durch den verstärkten Einsatz und das noch nicht voll ausgeschöpfte Po-

20 21

Page 13: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

20% sogar eine bessere Position als vor der Familienphase. Die betrieblichen Akti-

vitäten zur Wiedereingliederung von Frauen und Männern nach einer familienbe-

dingten Arbeitsunterbrechung sollten weiter fortgesetzt und intensiviert werden.

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten

Nutzung der Möglichkeit zur Teilzeitarbeit in der Elternphase

Kontaktangebote während familiärer Unterbrechungszeiten wie z.b. Urlaubs-

und Krankheitsvertretungen

regelmäßige Information über betriebliche Entwicklungen und Neuerungen

Abbau von Vorurteilen gegenüber weiblichen Führungskräften innerhalb des

Betriebes

Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle

Prüfung, ob Führungspositionen auch mit Teilzeitstellen besetzt werden können

4.6 Gestaltung und Begleitung der Familienphase

An Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit orientierte Personalpolitik umfas-

st auch Maßnahmen zur Erleichterung des Wiedereinstiegs von Frauen und Män-

nern in das Erwerbsleben nach oder auch schon während einer familienbedingten

Unterbrechung und Unterstützung bei der Organisation der Kinderbetreuung. Je

größer die Wiedereingliederungschancen sind, um so eher werden Frauen und

Männer ihren Kinderwunsch realisieren, ohne Benachteiligungen bei der Rückkehr

in das Erwerbsleben zu befürchten.

Durch eine flexible Gestaltung und Begleitung der Familienphase können sich Un-

ternehmen eingearbeitete Arbeitskräfte erhalten. Durch eine Te i l z e i t tä t i g k e i t

während der Elternzeit, die bis zu 30 Stunden pro Woche betragen kann, besteht

die Möglichkeit, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engen Kontakt zum Beruf

auch in der Elternzeit aufrechterhalten. Die Einrichtung eines Te l e a r b e i t s p l a t z e s

kann den Rückgriff auf eine mit den Unternehmensbelangen vertraute Arbeitskraft

erleichtern.

Kontinuierlicher Ko n takt zwischen Unternehmen und Mitarbeiterinnen während der

Familienphase auf der Basis von Weiterbildungsangeboten, Urlaubs- und Krank-

heitsvertretungen sowie regelmäßige Informationen über betriebliche Entwicklun-

gen und Neuerungen erleichtern in jedem Fall die Reintegration. In der Praxis ha-

ben sich auch Wiedereingliederungsprogramme bewährt. Hier leisten die örtlichen

Arbeitsämter Hilfestellung.

In der Regel gelingt der Wiedereinstieg nach familienbedingten Auszeiten ohne Ve r-

schlechterung der beruflichen Situation: Heute nehmen rd. 40 % der Berufsrück-

kehrerinnen ihre alte Stelle wieder ein, rd. 30 % eine gleichwertige Stelle und rd

22 23

Abb. 9 Elternzeit und Berufsverlauf

Nach dem Erzihungsurlaub1)

wieder berufstätige Frauen in West- und Ost-

deutschland nach ausgewählten Merkmalen

Merkmale West Ost

Dauer des Erziehungsurlaubs

aus heutiger Sicht

genauso lang 69% 62%

verkürzen 5% 6%

verlängern 18% 27%

berufstätig bleiben 8% 5%

100% 100%

Wiederaufnahme der Beschäftigung

im alten Betrieb

ja 69% 79%

nein, in einem andern Betrieb 31% 21%

100% 100%

Stelle

besser 21% 17%

gleichwertig 28% 24%

schlechter 14% 8%

gleiche Stelle 37% 51%

100% 100%1)Aufnahme 1992 Quelle: IAB-Projekt 3-523, 2000

Page 14: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

In den letzten Jahren ist der Anteil von Teilzeitarbeitsplätzen, insbesondere im

Mittelstand, stark gestiegen. 17,1% aller Beschäftigten in Deutschland übten 1999

eine Teilzeitbeschäftigung aus, 33,1 % der beschäftigten Frauen und 4,8 % der

Männer. Im EU-Vergleich liegt Deutschland im Mittelfeld, gleich weit entfernt vom

EU-Spitzenreiter Niederlande mit 55,4 % der weiblichen und 11,9 % der männlichen

Beschäftigten in Teilzeit und vom Schlusslicht Spanien mit Werten von 16,8

b z w. 2,9 %.

Zur weiteren Entwicklung der Teilzeitarbeit in Deutschland sollten Teilzeitkräfte

bei Schwellenwerten in arbeitsrechtlichen Gesetzen anteilig und nicht voll berück-

sichtigt werden, um nicht Unternehmen zu benachteiligen, die viele Teilzeitkräfte

beschäftigen.

In vielen Unternehmen ist die Anzahl der flexiblen Arbeitszeitmodelle und Arbeits-

formen heute schon identisch mit der Anzahl der Mitarbeiter. Flexible Arbeitszeit-

modelle wie Teilzeitarbeit, Gleitzeit, Telearbeit, die Einrichtung von Arbeitszeit-

konten und Modelle wie das Job-sharing, bei dem sich zwei oder mehrere

Beschäftigte einen Arbeitsplatz teilen, werden vielfältig und situationsangepasst

eingesetzt, um Mitarbeitern mit Kindern die Vereinbarung ihrer beruflichen und

familiären Situation zu erleichtern und zugleich die Betriebs- und Service-Zeiten zu

flexibilisieren und zu verlängern.

Seit dem 1.1.2001 sind das Gesetz über Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverträge

(T z B f G) und das neue Gesetz zum Erziehungsgeld und zur Elternzeit (BE r z G G) in Kraft

getreten. Das neue BErzGG sieht einen Anspruch auf Teilzeit für Arbeitnehmerin-

nen und Arbeitnehmer in der Elternzeit vor.

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten

Arbeitszeitkonten sind ein auf betrieblicher Ebene vielseitig einsetzbares

I n s t r u m e n t, um Zeitguthaben für Freistellungen, zum Beispiel für Kinder-

betreuung, Weiterbildung, Sabbaticals oder einen vorgezogenen Übergang in

den Ruhestand aufzubauen.

Die verschiedenen Formen der Telearbeit, wie die Telearbeit zu Hause, die

alternierende Telearbeit, die mobile Telearbeit und die Telearbeit in Satelliten-

Weiterbildungsangebote während familiärer Unterbrechungszeiten zur Anpas-

sung und Aktualisierung der beruflichen Qualifikation

4.7 Flexible Arbeitszeitmodelle und Arbeitsformen

Flexible Arbeitszeitpolitik im Unternehmen verbindet ein Plus an Flexibilität der

betrieblichen Arbeitsorga n i sation mit einer Verbesserung der Vereinbarkeit von

Familie und Beruf für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

24 25

Insgesamt Männer Frauen

1990 1999 1990 1999 1990 1999

Niederlande 28,2 30,4 13,4 11,9 52,5 55,4

Schweiz 22,1 24,8 6,8 7,7 42,6 46,5

Japan 19,1 24,1 9,5 13,4 33,2 39,7

Großbritannien 20,1 23,0 5,3 8,5 39,5 40,6

Norwegen 21,3 20,7 6,7 8,2 39,1 35,0

Belgien 14,2 19,9 4,6 7,3 29,8 36,6

Kanada 17,0 18,5 9,1 10,3 26,8 28,8

Deutschland 13,4 17,1 2,3 4,8 29,8 33,1

Dänemark 19,2 15,3 10,2 8,9 29,6 22,7

Frankreich 12,2 14,7 4,4 5,8 21,7 24,7

Schweden 14,5 14,5 5,3 7,3 24,5 22,3

USA 13,8 13,3 8,3 8,1 20,0 19,0

Österreich - 12,3 - 2,8 - 24,4

Italien 8,8 11,8 3,9 5,3 18,2 23,2

Finnland 7,6 9,9 4,8 6,6 10,6 13,5

Portugal 6,8 9,3 3,1 5,0 11,8 14,6

Griechenland1)

6,7 9,0 4,0 5,3 11,5 15,4

Spanien 4,6 7,9 1,4 2,9 11,5 16,8

Abb. 10 Teilzeitbeschäftigung in der EU

Teilzeitbeschäftigte in Prozent der Erwerbstätigen

Page 15: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten:

Für große Betriebe kann es sinnvoll sein, durch hauseigene Betreuungseinrichtun-

gen für Kinder der verschiedenen Altersstufen die qualifizierte Arbeitskraft von

Frauen an sich zu binden.

In kleinen und mittleren Betrieben bieten sich eher Möglichkeiten der betriebs-

nahen Kinderbetreuung an, beispielsweise:

Die überbetriebliche Ko o p e r a t i o n. Hier gründen und unterhalten mehrere

Firmen zusammen eine Kindertagesstätte.

Die betriebsnahe Einrichtung auf Stadtteilebene. Mit der Öffnung dieser

Tagesstätte auch für betriebsfremde Kinder werden die Voraussetzungen für

eine öffentliche Bezuschussung erfüllt.

Die Finanzierung von Belegrechten in bestehenden Einrichtungen. Dabei er-

wirbt das Unternehmen durch eine Beteiligungen Plätze in einer Kinderbetreu-

ungseinrichtung.

Die betriebsnahe Einrichtung auf Stadtteilebene. Mit der Öffnung dieser Tages-

stätte auch für betriebsfremde Kinder werden die Voraussetzungen für eine

öffentliche Bezuschussung erfüllt.

Die vom Unternehmen geförderte Privatinitiative berufstätiger Eltern. Bei

dieser Alternative gründet sich aus privaten Zuschüssen ein gemeinnütziger

Verein, der öffentliche Zuschüsse erhält. Das Unternehmen sagt diesem Verein

finanzielle und/oder organisatorische Unterstützung zu.

Ein privat geführtes „Kinderbüro“. Es vermittelt im Auftrag eines Unternehmens

Kinderbetreuungsplätze. Die Kosten dafür kann der Arbeitgeber übernehmen,

die Betreuung zahlen die Eltern.

Neben dem Engagement des einzelnen Betriebes ist auch in starkem Maße Eltern-

arbeit gefordert und notwendig. Betriebe und Eltern können bei der Kinder-

betreuung Hand in Hand zusammenarbeiten. Die Unterstützung von Eltern durch

die Betriebe wird sich nicht nur positiv auf das Betriebsklima auswirken, sondern

auch gesellschaftliche Anerkennung erfahren.

Im übrigen werden alle mit der Einrichtung der Kinderbetreuung zusammenhän-

genden Kosten steuerlich gewinnmindernd berücksichtigt. Die Gewinnminderung

büros, Nachbarschaftsbüros oder virtuellen Unternehmen können die Verein-

barkeit von Beruf und Familie erleichtern.

Durch die Einführung von Gleitzeit können zum einen die Anfangszeiten von

Kindergärten und Schulen besser mit dem Arbeitsbeginn in Einklang gebracht

werden, zum anderen kann durch Gleitzeit eine längere Präsenz der Mitarbei-

ter für die Kunden gewährleistet.

Durch Teilzeitarbeit und Jobsharing kann in der Familienphase das Know-how

und die Betriebsbindung der Mitarbeiter aufrecht erhalten werden

4.8 Unterstützung bei der Kinderbetreuung

Für die meisten Frauen ist es heute selbstverstä n d l i c h, in ihrer Lebensplanung

Familie und Beruf miteinander zu verbinden. Ein entscheidendes strukturelles

Hindernis sind die vielfach unzureichenden Kinderbetreuungsangebote.

Das öffentliche Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten bietet bei weitem noch

keine Basis für flächendeckende, problemadäquate Lösungen. In Deutschland sind

nur ca. 32% der Eltern mit der Betreuungssituation zufrieden. Selbst der seit 1996

geltende Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz wird in der Praxis nicht immer

erfüllt. Überdies entspricht das vorhandene Angebot aufgrund starrer und zu kur-

zer Öffnungszeiten häufig nicht dem Bedarf berufstätiger Eltern. Kindertagesstätten

mit Ganztagsbetreuung führen lange Wa r t e l i s t e n. Während in Skandinavien 40% der

Kinder unter drei Jahren in einem öffentlichen oder privaten Kindergarten betreut

werden, sind es in Deutschland nur ca. 10%. Eine schulergänzende Übermittagbe-

treuung wird nur für rd. 6 % der Kinder im ersten bis sechsten Schuljahr angeboten.

Die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen durch die Unternehmen kann auch

in Zukunft nur eine ergänzende, freiwillige Maßnahme sein, die Verantwortlichkei-

ten zur Lösung des Problems liegen weiterhin bei der öffentlichen Hand. Die Län-

der und Kommunen müssen endlich Ihre Aufgabe wahrnehmen und für eine

flächendeckende, nachfragegerechte Kinderbetreuung sorgen!

26 27

Page 16: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

(6) Institutionalisierung der Aktivitäten zur Chancengleichheit,

(7) Bekenntnis zur Chancengleichheit als unternehmens- und sozialpolitisches

Ziel, Öffentlichkeitsarbeit, Bewusstseinsbildung.

Mit dem Prädikat erhalten die Unternehmen eine Urkunde und ein Logo, das für

Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden kann. Die Wirkung des

Prädikats liegt darin, den personalpolitischen Grundsatz der Chancengleichheit und

Familienfreundlichkeit sichtbar zu machen. Der Betrieb gewinnt durch das Prädikat

in der Öffentlichkeit an Attraktivität und gesellschaftlicher Wertschätzung.

5.2 Das Audit Familie & Beruf

Das Audit Familie & Beruf, das auf einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie-

Stiftung basiert, systematisiert und gewichtet mittels eines Kriterienkataloges die

familienfreundlichen Maßnahmen und Angebote eines Unternehmens. Ziel des

Audits ist ein Check-up der gesamten Unternehmenskultur und die Anregung

personalpolitischer Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie för-

d e r n. Das Audit stellt ein Spiegelbild der gelebten Unternehmenskultur dar und bie-

tet zugleich ein Managementsystem zur Optimierung familienbewusster Personal-

politik. Ziel des Audits ist es, Ziele und Maßnahmen für eine familienbewusste

Personalpolitik zu definieren und zielführende Prozesse im Unternehmen in Gang

zu setzen.

Abgefragt und erarbeitet wird nicht nur die Institutionalisierung und orga n i sa t o r i s c h e

Verankerung der Maßnahmen im Betrieb, sondern ebenso die ta t sächliche Nutzung

und Umsetzung. Die Handlungsfelder des Audits bei einer Analyse sind:

Arbeitszeit,

Arbeitsabläufe und Arbeitsinhalte,

Arbeitsort,

Informations- und Kommunikationspolitik,

Führungskompetenz,

Personalentwicklung,

setzt sich zum einem aus den einmaligen Kosten der Investition in die Kinder-

betreuung (z.b. der Erwerb von Belegplätzen in Kindergärten) und zum anderen aus

den laufenden Unterhaltungskosten für die Kinderbetreuungseinrichtung (z.b.

Personalkosten und Mietkosten) zusammen.

5. Total E-Quality und Audit Beruf und Familie

Der Verein To tal E-Quality und das Audit Familie & Beruf sind zwei empfehlenswerte

Beispiele dafür, wie Unternehmen mit professioneller Unterstützung und Hilfe

Chancengleichheit und familienfreundliche Maßnahmen umsetzen können.

5.1 Der Verein Total E-Quality

Der Verein Total E-Quality Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die Begabungen,

Fähigkeiten und Qualitäten von Frauen in Unternehmen zu fördern. Das Total E-

Quality Prädikat ist eine Auszeichnung für Unternehmen, die ihre Personalpolitik an

den Maximen der Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit ausrichten. Der

Verein Total E-Quality sieht in seinem Prädikat den Beleg dafür, dass Chancen-

gleichheit zu effizientem Personaleinsatz führt und damit zur Steigerung von Qua-

lität und Wettbewerbsfähigkeit.

Die Checkliste des Vereins, die Grundlage zur Bearbeitung und Entscheidungskri-

terium für die Auszeichnung geeigneter Unternehmen ist, berücksichtigt folgende

Aktionsbereiche:

(1) Besta n d saufnahme zur Beschäftigungssituation der Mitarbeiter und Mit-

arbeiterinnen im Betrieb,

(2) Pe r s o n a l b e s c h a f f u n g, Stellenbesetzung, Nachwuchswerbung und -B e s c h a f f u n g,

(3) Weiterbildung/Personalentwicklung,

(4) Vereinbarkeit von Beruf und Familie,

(5) Förderung partnerschaftlichen Verhaltens am Arbeitsplatz,

28 29

Page 17: Chancen für Frauen in der Wirtschaft - FEMtech · Berufsleben und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte erzielt worden. Das

Die Frauenförderung ist integrierter Bestandteil der betrieblichen Personalpoli-

tik und damit auch Inhalt der Führungspolitik im Unternehmen.

Frauen treten nicht als schutzbedürftige Minderheit, sondern als gleichberech-

igte Mitarbeiterinnen auf, die auf der Grundlage des Leistungsprinzips die glei-

chen beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten haben wie Männer.

Das berufliche Selbstbewusstsein der Frauen wird gestärkt und ihre Motivation

erhöht. Frauen werden nicht zu Quoten-Frauen gemacht.

Freiwillige und betriebsindividuelle Konzepte sind leichter umzusetzen als ein

mit starren Auflagen versehenes, formalisiertes Frauenförderprogramm, das

Widerstände im Betrieb auslöst.

Frauen sollten ihre beruflichen Chancen sorgfältig analysieren und arbeitsmarkt- und

zukunftsorientierte Berufswahlentscheidungen treffen. Dies schließt die Verantwor-

tung und Bereitschaft für eine intensive und kontinuierliche berufliche Weiterbil-

dung zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit und zur Wahrnehmung beruflicher

Entwicklungsmöglichkeiten ein. Die Wachstums- und Beschäftigungschancen, die

vor allem in den IT-, Medien- und Technik- orientierten Berufsfeldern der Zukunft

liegen, sollten die Frauen nicht allein den Männern überlassen. Elternhaus, Schule

und Arbeitsämter sind aufgerufen, in diesem Sinne berufsberatend zu wirken. Auch

die Betriebe sind aufgefordert, durch einschlägige Kontakte junge Frauen schon in

den Schulen anzusprechen, um das Interesse von Schülerinnen für zukunftsorien-

tierte Branchen zu wecken. Die Arbeitsgemeinschaften Schule-Wirtschaft bieten

hierfür bundesweit gute Anknüpfungspunkte.

Die volle Realisierung der Chancengleichheit und der Vereinbarkeit von Familie und

Beruf setzt gesellschaftliches Bewusstsein voraus, dass Familienarbeit partner-

schaftlich geleistet und durch bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige Kinderbe-

treuungsangebote unterstützt werden muss.

Aufbauend auf den Erfahrungen und Erfolgen der Vergangenheit wird die Wirtschaft

ihre Aktivitäten zur Realisierung einer an Chancengleichheit und Familienfreund-

lichkeit orientierten betrieblichen Personalpolitik fortsetzen und erweitern. Die Vor-

aussetzungen dafür sind weiterhin günstig und werden sich in Zukunft vermutlich

noch verbessern, denn: Das Ausbildungs- und Qualifikationsniveau der Frauen und

der Qualifikationsbedarf der Wirtschaft steigen. Der Einsatz neuer Te c h n o l o gien wird

Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen,

flankierender Service für Familien,

unternehmens- und personalpolitisches Datenmodell,

Betriebsspezifika.

Informationen zu Total E-Quality und zum Audit Beruf und Familie sind im Anhang

enthalten.

6. Ausblick

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände setzt zur weiteren

Verwirklichung der Chancengleichheit und Familienfreundlichkeit auf das Prinzip der

Freiwilligkeit. Nur eine auf die Betriebsrealität und auf die unternehmerischen Mög-

lichkeiten und Ziele ausgerichtete Strategie wird positive Veränderungen bewirken.

Entscheidend ist die Flankierung der betrieblichen Anstrengungen durch eine zügi-

ge und nachhaltige Verbesserung der Kinderbetreuung in öffentlicher Verantwor-

tung.

Im Rückblick auf die Situation in den 70er Jahren sind im Bereich der Chancen-

gleichheit bereits gravierende positive Veränderungen zu verzeichnen: Die Frauen-

erwerbsquote hat sich deutlich erhöht, das Bildungs-, und Qualifikationsniveau der

Frauen ist kontinuierlich gestiegen. In der betrieblichen Praxis sind bei der Verein-

barkeit von Familie und Beruf erhebliche Fortschritte erzielt worden. Die OECD kon-

statiert im Beschäftigungs-Ausblick 2001, dass deutsche Unternehmen bei famili-

enfreundlichen Maßnahmen und Vereinbarungen zu den Spitzenreitern in Europa

zählen. Rd. 20 % der Unternehmen, die über 200 Mitarbeiter beschäftigen und je-

des zweite Unternehmen ab 2000 Mitarbeitern hat nach Angaben des IAB in der

Bundesrepublik Deutschland familienfreundliche Vereinbarungen zur Förderung

der Gleichstellung von Frauen und Männern eingeführt.

Die Vorteile des auf Freiwilligkeit basierenden Konzeptes einer an Chancengleich-

heit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf orientierten betrieblichen Personal-

politik gegenüber anderen Konzepten liegen auf der Hand:

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die Arbeitsbedingungen noch stärker individualisieren und einen Ausbau der di-

versifizierten Arbeitszeitgestaltungen ermöglichen. Diese Entwicklung erleichtert

Frauen und Männern die Kombination von Familie und Beruf. Die letzte Entschei-

dung zur individuellen Lebensgestaltung tragen sowohl Frauen als auch Männer in

eigener Verantwortung.

32 33

7. Dokumentation

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8. Literatur

- Bischoff, Sonja: Frauen zwischen Macht und Mann. Männer in der Defensive.

Führungskräfte in Zeiten des Umbruchs. Reinbek 1990.

- Bischoff, Sonja: Männer und Frauen in Führungspositionen der Wirtschaft in

Deutschland. Köln 1999.

- B e c k m a n n, Petra und Gerhard Engelbrech (H r s g. ) : Arbeitsmarkt für Frauen

2000. Ein Schritt vor oder ein Schritt zurück? Nürnberg 1994.

- B u s c h, Carola (H r s g. ) Leitfaden zur betrieblichen Frauen- und Fa m i l i e n f ö r d e r u n g.

Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände. Frankfurt am Main 1994.

- Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Frauen. Wege zur Chancengleichheit. Infor-

mationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste. Nürnberg 2000.

- Bundesanstalt für Arbeit (Hrsg.): Gender mainstreaming. Es wird Zeit...Informa-

tionen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste. Nürnberg 2001.

- Gemeinnützige Hertie-Stiftung (Hrsg.): Unternehmensziel: Familienbewusste

Personalpolitik. Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie. Köln 1999.

- Wiegand, Heike: Berufstätigkeit und Aufstiegschancen von Frauen. Eine (nicht

nur) ökonomische Analyse. Berlin 1995.

- Wunderer, Rolf und Petra Dick (Hrsg.): Frauen im Management: Kompetenzen,

Führungsstile, Fördermodelle. Neuwied, Kriftel/Ts. und Berlin 1997.

- Wu p p e r taler Kreis e.V. Deutsche Vereinigung zur Förderung der We i t e r b i l d u n g

von Führungskräften: Weibliche Mitarbeiter fördern. Eine Chance der Personalent-

wicklung für mittelständische Unternehmen. Bericht 41. Köln 1992.

- Total E-Quality Deutschland e.V.: Chancengleichheit im Unternehmen. Para-

digmenwechsel in der Personalpolitik. Köln 1997.

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9. Adressen

Total E-Quality Deutschland e.V.

DT Bad Kissingen Technische Vertriebs GmbH

Mangelsfeld 11-15

97708 Bad Bocklet

Audit Beruf & Familie

Beruf & Familie gemeinnützige GmbH

Lyoner Str. 15 (Atricom)

60528 Frankfurt am Main

Informationen und Hilfestellung zum Thema Mentoring erteilt das Bildungswerk der

Thüringer Wirtschaft e.V.:

Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e.V.

Konrad-Zuse-Str. 5

99099 Erfurt

Tel.: 0361/ 4262717

www.bwtw.de

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