Christus liebhaben ist besser als alles Wissen

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    Arno Ragel, Hrsg.

    TheodorChristli.Christus liebhabenst besser als alles

    Wissen."

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    Theodor Christlieb

    Christus liebhabeist besser

    als alles WissenEine Auswahl

    aus seinen Predigten und Schrifte

    Zusammengestellt und herausgegebvon Arno Pagel

    Verlag und Schriftenmissionder Evangelischen Gesellschaf

    fr Deutschland GmbHWuppertal 11

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    Inhalt

    V o r w o r t 7

    K u r z e r b e r b l i c k b e r C h r i s t l i e b s L e b e n u n d W i r k e. . . 9

    1 . ZehnPredigten 11I. Letzte Predigt in der Gemeinde Friedrichshafen ber

    2 . Kor. 13, 13: Der rechte Abschiedstrost der Chri-sten oder: Die Gemeinschaft der Glubigen in demdreieinigen Gott(26 . Juli 1868) 13

    I I . Predigt am 20. Sonntag nach Trinitatis 1868 zumAntritt des Universittspredigeramtes in der evang.Kirche in Bonn ber 1. Kor.1,17-18: Das alte Wortaus neuem Munde 24

    I I I . Predigt bei dem ersten deutsch-nationalen Jng-lingfest am Hermannsdenkmal bei Detmold berM atth. 5 ,13-16: Das Salz der Erde und das Licht derWelt oder: Der groe Beruf der Jnger Christi( 2 4 . September 1882) 36

    IV. Das Evangelium von Mara: Ich bin der Herr, deinArzt(2.Mose 15,22-26) 58

    V. Karfreitag 1870 berJ e s . 53, 4-5 : Das Lamm Gottesauf dem Opferaltar 76

    V I . Osterfest 1871 ber Joh. 20, 11-18: Das leere Grabdes H errn-e in e Siegessttte ohnegleichen 8

    V I I . 6. Sonntag nach Trinitatis 1886 ber M ark. 9, 8: DerScheideblick des Christen auf zerrinnende goldene

    Stunden und teure irdische Hoffnungen 100VIII. 8. Sonntag nach Trinitatis1881ber5 . Mose 34 ,1-8:Das Ende des Knechtes und Freundes Gottes, Mose

    IX. 20. Sonntag nach Trinitatis1873berL u k . 12,16-21:Der Schtzesammler, der nicht reich istin Gott . . . 122

    X. 24. Sonntag nach Trinitatis 1879 ber2 . Tim. 4,6-8 :Ein treuer Apostel am Ende seiner Laufbahn . . . . 1

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    2. VomPredigen undvon den Predigern 149

    Ein Blick in die Wirksamkeit von vier bedeutenden Pre-digern: Nikolaus Ludwig Graf vonZinzendorf, GeorgeWhitefield, John Wesley, Ludwig Hofacker

    3. Aus dem Buch Moderne Zweifel amchristlichen Glau-benfrernstlich Suchendeerrtert: 181Sind Christentum und Bildung Gegenstze? 1Ursachendes Unglaubens 191Auch der Atheismus beruht auf Glauben 19Gottes Vorsehung erstreckt sich auf alles einzelne . . . . Der biblische Theismus 199Voltaire und Paulus 204Die unabsehbaren Wirkungen der Auferstehung auf dieJnger und auf die Welt 207Die Gemeinde steht glaubensgewi vor dem leeren Grab

    4. ZweiSchriftenzur ueren Mission: 211

    Der Missionsberuf des evangelischen Deutschland. . . . Der gegenwrtige Stand der evangelischen Heidenmis-sion 217

    5. ZweiVortrge: ^ 233

    Die besten Methoden zur Bekmpfung des modernenUnglaubens (Versammlung der Evangelischen Allianzin New York am9. Oktober 1873) 236Welche Aufgaben stellen Erweckungen den Dienern amWort und den einzelnen Glubigen? (Dsseldorf1879) . 242

    6. . . . etlichezuEvangelisten: 261

    Zur methodistischen Frage in Deutschland 26Die Bildung evangelistisch begabter Mnner zum Ge-hilfendienst am Wort 268Das Johanneum in Bonn 283

    Verzeichnis der benutzten Schriften von Theodor Christlieb

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    Vorwort

    Im Jahr 1983, in dem die Gemeinde Jesu des 150. Geburtstavon Theodor Christlieb gedacht hat, erscheint dieser Auswband, der eine Reihe seiner Predigten und Auszge aus etlicseiner Schriften enthlt und der heutigen christlichen Leserscdarbietet. Das ist in einer Zeit, die wenig tieferes Interesse Verstndnis fr die Geschichte zeigt, mit einigen Risiken verden. Aber wir sollen nach der Heiligen Schrift derer gedenkenuns das Wort Gottes gesagt haben. Und da Christlieb zu wichtigsten Vorbereitern und Vtern der deutschen Evangeltions-und Gemeinschaftsbewegung zhlt, sollte man einiges mvon ihm wissen, als da er den Gemeinschaften innerhalb Landeskirche als ihren Kurs angeraten hat, sie sollten in Kirche, wenn es geht mit der Kirche, aber nicht unter der Kirleben und sich bettigen. (Dieser Satz gibt zwar ChristliGedankenrichtung wieder, ist aber in diesem Wortlaut in denerhaltenen Schriften nicht nachzuweisen.)

    Was unser Auswahlband bringt -das stammt jedoch alles sicherund verbrgt aus Christliebs Feder. Er, der akademische Prosor, hat gern gepredigt. Wie er das gemacht hat - nichtso kurz, wiedas heute blich ist, immer bliblisch klar und entschieden -, wird an zehn Auswahlbeispielen deutlich. Sie rechtfertigen aschon den Titel, den das Buchtrgt: Christus liebhaben ist besserals alles Wissen. Diese Deutung seines Namens haben Studenten in der ersten Vorlesung aus Christliebs Munde vnommen.

    Auer den im vollen Wortlaut wiedergegebenen Predigtenfast aller andere Stoff nur in Auszgen abgedruckt. Bei d

    begrenzten Raum und dem Vorsatz, etwas von der Vielseitigder Interessen und der Wirksamkeit Christliebs sichtbar werzu lassen, war nur dieser Weg zu gehen mglich. Die voHerausgeber eingefgten Teilberschriften mchten das Leerleichtern helfen.

    Das verwendete Material ist in sechs Abschnitte aufgeteDiesen sind einleitende Hinweise und Erluterungen beigege

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    Vorher fat eine kurze Lebensbersicht das Wichtigste aunur 56 Lebensjahren, die Christlieb von Gott zugeteilt wzusammen.

    Professor Christlieb ist ein Mann voll starker missionariund seelsorgerlicher Impulse gewesen. Wie ntig wrenuns solche

    theologischen Lehrer gerade heute! Knnte nicht eine Wiunseres Buches auch die sein, da wir treuer um sie betenDas Schrifttum von Theodor Christlieb ist seit langemvergrif-

    fen und heute nur schwer erreichbar. Die vorliegende Auswtreffen und herauszugeben, wre mir nicht mglich gewesendie grozgige Hilfe von Herrn Professor Dr. J. F. GerGoeters in Bonn und Herrn Pastor Johannes Berewinkel,Direktor der Evangelistenschule Johanneum in Wuppertalmen. Beiden mchte ich meinen herzlichsten Dank ausspre

    Noch ein Hinweis: In den Schriften Christliebs sind meigroe Anfangsbuchstaben verwendet, wenn es in BeziehunGott Du, Er, Sein usw. heit. Das ist in dieser Ausbeibehalten worden.

    Arno Pagel

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    Kurzer berblickber Christliebs Leben und Wirken

    Geb. am 7. Mrz 1833 in Birkenfeld im wrttembergischeSchwarzwald. Studium der Theologie in Tbingen. Dort warihn prgende Lehrer der schwbische Biblizist Johann TobBeck. Vikar in Ludwigsburg und Pfarrverweser in Ruit Stuttgart. Erster nherer Kontakt mit den StundenleuteErwerb des philosophischen Doktorgrads in Tbingen mit eArbeit ber den frhmittelalterlichen Theologen Johann ScErigena.

    1858 - 1865 Pfarrer einer deutschen Gemeinde im NordLondons. ber den treuen Dienst in der eigenen Gemeinhinaus gewann Christlieb in dieser Zeit einen weiten Blick fenglische Reichgottesarbeit und die weltweiten Missionsbesbungen der englischen Kirchen. Das verschaffte ihm eine Inmationsbreite, ber die kaum ein zweiter kontinentaler Theoverfgte. Seine Frau fand er in einem britisch-schwbischMissionarshaus.

    1865 -1 868 Gemeindepfarrer in Friedrichshafen am BodensDann 21 Jahre Professor der Praktischen Theologie in Bonnseiner ersten Vorlesung stellte sich Christlieb den Studenten mit dem Satz vor: Mein Name ist Christlieb, und das soll amein Programm sein; denn Christum liebhaben ist besser dalles Wissen. Er war immer auch Seelsorger und Freund seStudenten. Unermdlich prgte er ihnen ein: Ihr mt Zeuwerden aus eigener Erfahrung . . . Nur Leben kann Lebzeugen und wecken. Jeder sollte sich fragenlernen:Binich auchselber ein Jnger Jesu, von dem ich zeugen soll?

    Christliebs Ttigkeit beschrnkte sich nicht auf sein akadesches Amt. Er war ein aktives Mitglied der Bonner evaKirchengemeinde und half das Interesse fr die uere Miswecken. Er war Mitglied der Landessynode der RheinischKirche und wurde von dieser zur Generalsynode in Berlin abordnet. Bei seinen Besuchen in der Reichshauptstadt gewanerschreckende Einblicke in die schreienden Notstnde des d

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    gen kirchlichen Lebens mit den viel zu wenig Gotteshuseden entchristlichten Menschenmassen. Das machte ihm dielichkeit der Evangelisation stark bewut.

    Er trat dafr ein, da Evangelisten ausgebildet und einwerden sollten. Sie sollten Gehilfen am Dienst des Worteweil die Pfarrer den missionarischen Notwendigkeiten nichkommen konnten und manchmal auch nicht wollten. Zusamit dem Hofprediger Adolf Stoecker setzte sich Christlieberste deutsche Groevangelisation in Berlin 1882 mitDeutsch-Amerikaner Friedrich von Schlmbach ein. Die Evangelisationen von Elias Schrenk, dem Vater der Evantion in Deutschland, erfolgten wesentlich mit durch ChriVeranlassung.1884 Grndung des Deutschen EvangelisationsvereinsErffnung der Evangelistenschule Johanneum in Bonn.1888 warChristlieb einer der Vter der ersten Gnadauer Pfingstrenz, in der die geistlichen Krfte, die zur Evangelisation uSammlung von Gemeinschaften drngten, einen Ort der Bnung und des Austausches fanden.

    Am 15. August 1889 Heimgang des 56jhrigen auf derseiner gesegneten Wirksamkeit infolge eines Krebsleiden

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    1.Zehn Predigten

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    I. Letzte Predigtin der Gemeinde Friedrichshafen

    am 26. Juli 1868 ber 2. Korinther 13, 13:

    Die Gnadeunsres Herrn JesuChristi unddie LiebeGottes unddieGem einschaft des HeiligenGeistes sei mit euchallen!Amen.

    In Christo Jesu geliebte, unvergeliche Gemeinde!Die Worte, mit denen ich vor drei Jahren euch hier von d

    Sttte aus im Namen Gottes begren durfte, mit denen seitdem so oft unsere gemeinschaftliche Andacht beganmgen heute auch den Schlu derselben bilden. Denn sie enten alles, was ein scheidender Seelsorger seiner Gemeindegeistlichen Segnungen fr die Zukunft wnschen kann, ja alles,was ich in diesen drei Jahren aus dem Worte Gottes hffentlich und im einzelnen euch ans Herz legen durfte. Densonst haben wir Diener am Wort den Gemeinden zu predigedie Gnade unseres Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes undGemeinschaft des Heiligen Geistes? Wir haben in allen unPredigten nur das fortzusetzen, was dieser Einleitungsgru bnen soll.

    Aber heute ist's weniger der darin liegende Inhalt unsegesamten Glaubens, was wir daraus schpfen mchten. bedrfen vor allem einen Trost fr unser bekmmertes Herztrotz vieler und herber Abschiede in diesem Leben das Schnie so lernt, da es ohne schmerzliche Wallungen dabei abgWir brauchen Trost im wehmtigen Blick auf die Vergangenwie im ernsten Gedanken an die Zukunft.

    Und gerade die gttliche Trostquelle fliet gar reichlichdiesen Worten. Denn wenn wir uns heute unwillkrlich neinem Bande umschauen, das trotz aller rumlichen und baldzeitlichen Entfernung diejenigen umschlossen hlt, die sicChristo Jesu gefunden haben, so weist eben unser Text, Worte, mit denen Paulus sich von seiner Gemeinde in Korverabschiedet, auf das heiligste, reinste und darum auch un

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    strbarste Band der Gemeinschaft hin, das Glubige fr ZeEwigkeit verbindet. Das ist nichts anderes als die eine GChristi, in der sie stehen, die eine Liebe Gottes, die sie treichlich genieen, die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, durchdringt, zusammenhlt und zusammenschmilzt zu e

    Leibe, davon Christus das Haupt ist.Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige, christKirche,die Gemeinschaft der Heiligen.Das Letztere ist ein oftbersehenes Stck unseres Christenglaubens. Da aber dieses gar wichtig ist, das zeigen uns Tage wie der heutige.der beste Abschiedstrost fr Scheidende. Denn in Seiner heLiebe, in der Gnade Christi, in der Gemeinschaft des He

    Geistes hat der heilige dreieinige Gott ein dreifaches und ifester werdendes Seil um die Menschen gespannt, um sieblo mit sich, sondern auch untereinander immer innigeverbinden. Unddas wolle Erin dieser heiligen Stunde noch einmalan uns tun und dieses reiche Band um unser aller Herz schlwenn wir mit Seiner Hilfe in unserm Text erkennen:

    den rechten Abschiedstrost der Christen oder die Gemeinschaft der Glubigen in dem dreieinigen Gott

    Sie ist:1. eine Gemeinschaft der Gnade Jesu Christi,2. eine Gemeinschaft der Liebe Gottes,3. eine G emeinschaft des Heiligen Geistes.Herr Jesu, Du hast uns in diesen Stunden oft angeblickt

    Gnade und Wahrheit und aus Deiner reichen Flle uns gesDir sei Lob und Preis dafr! O, mache nun unseren letgemeinschaftlichen Gottesdienst zum gesegnetsten vonallen!DieHerzen sind heute weicher und offener, darum gib Deinem Weinen um so tieferen und bleibenderen Eingang! Du ewigedensonne, erflle uns mit dem Licht Deines Trostes und Friund behalte uns in Deiner Gemeinschaft bis ans Ende! Am

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    1 . Die Gemeinschaft der Gnade Jesu Christi

    Mit dem Wort: Gnade sei mit euch! beginnt, mit dem WDie Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch! schPaulus seine Briefe. Kein schnerer Anfang, kein schnSchlu! Ehe er zu reden und zu mahnen aufhrt, nimmt er einmal die ganze Gemeinde und stelltsie in priesterlichem Segens-wunsch in die Gemeinschaft des heiligen, dreieinigen Gohinein. Dann erst kann er sie getrost und wohlversorgt verlaIch mchte ihm das heute nachtun bei euch.

    Wir haben seinen Segenswunsch hier wohl von SonntagSonntag vernommen; aber trotzdem , vielleicht geradeweil wir dieWorte so oft hrten, kamen wohl viele nicht dazu, ber Bedeutung nachzudenken. Wir wollen darum heute in iSegens- und Trostkraft tiefer einzudringen suchen, um sie fortan in treuer Erinnerung jeden Sonntag neu zu genieen

    Der erste Abschiedstrost,den wir daraus schpfen, istdieGemeinschaft der Gnade Jesu Christi.Damit mu der Apo-stel beginnen (obgleich sonst in der heiligen DreieinigkeitVater mit Seiner Liebe vorangestellt wird), nicht blo weil eChristen schreibt, die eben alles, was sie sind, nur geworsind durch die Gnade Jesu Christi; sondern namentlweil wir zum vollen Genu der Liebe Gottes nur gelandurch die Gnade Jesu Christi. Und sie ist es auch, was wirallem heute gemeinschaftlich ntig haben, Gehende und Bbende.

    Wir brauchen Gnade im Blick auf die Vergangenheit

    Das gilt imBlick auf dieVergangenheit. Wohl mssen wir demHerrn heute vor allem Preis und Dank sagen fr alles, was

    durch Ihn und in Ihm gelang, fr manches,was Er in diesen Jahrenneu unter uns entstehen lie, damit Sein Wort reichlicher uuns wohne; fr jeden Segen, jede Kraft, jede Zucht, jeden Tdurch den Er Sein Reich unter jung und alt in unserer Gemefrderte. Da Er mehr Seelen mit einem greren Hunger Seinem Wort erfllte, ihnen SeinHaus,Seine Gottesdienste liebermachte, da Er nicht wenige trieb, ernster als vorher nach S

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    Gnade zu trachten und etliche diese auch finden lie, da tiefer und tiefer in das Verstndnis Seines heiligen Wortefhrte, dafr sei Sein heiliger Name gepriesen!

    Aber der Blick auf das Vergangene zeigt uns nicht blogttliche Treue, sondern auch unsere menschlicheUntreue,undim Hinblick auf sie knnen wir nichts Besseres tun, als unneue hineinstellen in die Gemeinschaft der Gnade Jesu Chrwie viele Versumnisse lasten auf dem Gewissen auch wohlmeinenden Seelsorgers! Ich kann nichts tun als seufzeGnade des Herrn Jesu sei mit mir, die Gnade des Herrn edie vielen Lcken meines Werkes!

    Aber auch ihr, Geliebte, werdet die Gnade des Herrn Jesuhaben im Blick aufdas Vergangene. Heute fhlt ihr - das wei iund spre ich - , da denn doch manche Gelegenheit zur Erbtreuer von euch htte bentzt werden sollen. Die GnadeChristi habe ich euch wieder und wieder nahe zu legen gesuden einzig festen und bleibenden Grund unseres Glaubenunserer Hoffnung. Ich habe euch gezeigt, wie ohne GewihSndenvergebung dem ganzen Christentum die rechte Ernis,eurem chrsitlichen Wandel der rechte Boden, dem WerHeiligung die ntige Kraft fehle. Liebe Freunde, steht ihrnun in dieser Gnade? Habt ihr trotz alles tglichen Straueuch tglich wieder darin befestigt? Seid ihr allsonntglichder Gottesdienst begann mit den Worten: Die Gnade uHerrn Jesu Christi, wieder neu eingetreten in die Gemeindieser Gnade, um durch sie alle Schulden bedecken zu laUnd seid ihr mit der empfangenen Gnade und Erkenntnisallemal hingegangen, um Tter zu werden?

    O , wen von euch sein Gewissen verklagt, dem wei ich kbesseren Abschiedstrost als: Die Gnade des Herrn Jesu Csei mit dir, sie bedecke meine und eure Fehler, ja sie deckVergangene zu, damit davon nichts brig sei als die Gnade ddem allein Ehre gebhrt!

    Auch in Korinth ist, als der Apostel diesen seinen zweitenschrieb, noch lange nicht alles vollkommen gewesen. Auhaben gewi viele beim Abgang des Apostels sich Vorwrmachen gehabt ber Versumnisse. Umso schner und trstlicherist es, da der Apostel am Schlu seines Briefes von seSegenswunsch keinen ausnimmt, auch nicht den Untreu

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    Undankbarsten, sondern sagt: Die Gnade unsers Herrn JChristi sei miteuch alleni

    Nun, so sei sie auch mit euch allen, - ja ganz besonders auchdenen, die vielleicht das Haus Gottes bis heute gering schtund den Zgen der Gnade Christi bis heute widerstrebten. Nist die angenehme Zeit, noch ist der Tagdes Heils!Tretet ein in dieGemeinschaft der Gnade Christi, solange es noch Zeitist, ehe derHerr ber alles Vergangene selbst Abrechnung hlt!

    Wir brauchen Gnade im Blick auf die Zukunft

    Aber wir brauchen diese Gnade nicht weniger im BlickaufdieZukunft.Was die Gnade gepflanzt hat, das kann auch allein dudie Gnade fortwachsen. Soll das in euren Herzen angefangWerk weiter gedeihen, so braucht's tglich reichlich G nade. Wdarf ich hoffen, da euch das Evangelium auch von meiNachfolgern rein und lauter wird verkndigt werden; aber

    innerste Kraft des geistlichen Wachstums fliet eben nie Menschen, sondern aus der Gnade Jesu Christi. Ihr Herzenihr den Samendes Wortes aufgenommen habt, ihr braucht Gnadedamit er aufgehe und Frucht bringe; Gnade, damit ihr wacknnt in der Heiligung; Gnade zu jeder Arbeit und Berufselung, wenn sie treu sein soll im Groen und Kleinen; Gnadallen Leiden, die noch auf euch warten mgen; Gnade zu eu

    Sterben, wenn es eine Heimfahrt im Frieden sein soll. - Undihr, so brauche auch ich die Gnade Christi nun in doppeltem zu einem neuen und schwererenBeruf, den ich nicht eigenwilliggewhlt habe, sondern den der Herr unerwartet mir aufgetrhat und den ich nur darum nicht ablehnte, weil ich Seinen Fidarin erkannte.

    Und darum wollen wir im Blick auf Vergangenes und Knf

    uns alle, alle hineinstellen in die Gemeinschaft der Gnade Christi, wollen tglich zum Arbeiten und Dulden uns neue Gvon Christo schenken, uns neu die Gewiheit der Vergebversiegeln lassen, damit die Gnade des Herrn je mehr und mdas uns unentbehrliche Element werde, in dem wir leben weben. Wir wollen alles, was uns begegnet, als Gnade betraclernen, und unser ganzes Leben und Wirken, Leiden und Ste

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    und Auferstehen soll ein steter, ewiger Zeuge werden voReichtum der Gnade Jesu Christi.

    O , tretet alle ein in diese Gnade in demtiger Bue! Dann ist einstarkes inneres Band der Gemeinschaft um uns geschlungedauernder als alle Bande uerer Freundschaft und Beschaft. Nur zwischen denen, die in einer und derselben stehen, ist eine dauernde Gemeinschaft mglich. Wo Gnadzusammenhlt, da lsen sich bald die Bande, da heit es:Ird'sches Wesen mu verwesen,ird'sche Flamme mu verglhn,ird'sche Fessel mu sich lsen,ird'sche Blte mu verblhn.

    O, da es heute uns allen klar wrde und bliebe, wie Leben, unsere Seligkeit davon abhngt, da wir in der GChristi stehen! Da nicht erst der Tag des Herrn uns damachte, wenn die heilige Kette der Begnadigten geschlosund alle, die auerhalb dieser Gemeinschaft bleiben, durcewige Kluft getrennt werden von denen, die in Christo Jes

    2. Die Gemeinschaft der Liebe Gottes

    Aber die Begnadigten knnen nicht im Sohn sein, ohne zuden Vater zu haben, wie auch nicht im Vater ohne den Sohin der Gnade Jesu Christi steht, der steht eben deshalb auch

    Liebe Gottesdes Vaters.Denn in Christo, dem Geliebten, ist auer angenehm gemacht vor dem Vater. Und darum fhrApostel fort:Und die LiebeGottes sei miteuch allen Auch dasein allumfassender Segenswunsch und ein gar reicherAbschieds-tros Wen die Liebe Gottes durch das Leben begleitet, dereich versorgt und nie verlassen. Und wer in der Gemeindieser Liebe steht, der bleibt geschwisterlich verbunden mi

    denen, die mit ihm denselben Gott als Vater anrufen. BlScheidende in der Gemeinschaft der Liebe G ottes , so bleibverbunden fr Zeit und Ewigkeit. Und darum mchte ichdiesen Abschiedstrost und Segen euch zurufen: Die Liebe sei mit euch! Und darin liegt ein Doppeltes.

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    Unsere Liebe zu Gott

    Aber wenn es heit: Die Liebe Gottes sei mit euch!, so der Apostel damit nicht blo die Liebe Gottes zu uns, soauchunsere Liebe zu Gott.Zur rechten Gemeinschaft der Lieb

    Gottes gehrt darum auch das, da wir darauf sehen, da Liebe zu Gott nicht erkalte. Und darum bitte ich euch wBleibet mit mir in der Bettigungunserer Liebe zu Gott!

    Lasset uns Ihn lieben, der uns zuerst geliebt hat! Dann blwir in Ihm verbunden. Und lat uns diese Liebe vor allem im kindlichen Umgang, im Herzensgesprch mit Gott!

    Lasset uns hier oder dort fleiig aufblicken zum VateanhaltendemGebet!Der Gnadenthron ist jetzt schon der besSammelplatz fr die zerstreuten Kinder Gottes auf Erdenlat uns fleiig einander begegnen und aus weiter Ferne Sgre tauschen in eifriger Frbitte, uns gegenseitig zu frdezu strken! O, werdet immer eifriger im Beten, sowohKmmerlein als in Gemeinschaft mit andern! Schliet HaHaus eine heilige Kette im Gebet als Geschwister, die vonLiebe zum einen Vater beseeltsind! Das gemeinschaftliche Gebethat ja seine besonderen Verheiungen. Und wer noch keinist, der trete doch endlich ein in den groen Keis des gluAbrahamsamens, der wie ein im Finstern leuchtender Lichfen sich schon um den ganzen Erdkreis schlingt, - der lerne lerne danken, lerne bitten fr sich und andere, damit er frwerde in der Liebe des Vaters, in der Gemeinschaft mit Kindern Gottes!

    Aber lat uns unsere Liebe zu Gott nicht blo zeigenWorten, sondern auch mit der Tat und mit der Wahrheit! Lagemeinschaftlichwandeln in Seinen heiligen Wegen, nach SeinemWillen und Gebot, auch, soweit immer unsere Krfte reigemeinschaftlichwirken,und,so es sein mu, leiden fr den Vaterund Sein Reich! Geliebte, ihr habt angefangen, mehr zu wfr das Reich Gottes durch Gaben und Opferals frher. O , bleibetin dieser Bettigung eurer Liebe, eures Glaubens, und lassnicht abnehmen! Das ist auch ein seliges Band der Gemeinzusammen wirken fr das eine Reich Gottes. Lernt euch fber jeden Fortschritt, den irgendwo auf Erden dieses Rmacht, ber jeden Sieg des Wortes und Geistes Christi!

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    jeder Fortschritt kommt auch euch einst zu Nutzen, mu mitken zu eurer Verherrlichung, zum einstigen allgemeinen ubleibenden Sieg. Lernt euch betrben ber jedes rgernis Hindernis dieses Reiches! Dann erst steht ihr in der Gemeinsder Heiligen, darin jeder das Ganze tragen hilft und wieder Ganzen getragen wird, und wisset euch verbunden mit alKindern Gottes, bekannten und unbekannten. -D arumso sei undbleibe die Liebe Gottes und in ihr die Liebe zu den Brderneuch allen!

    3. Die Gemeinschaft des Heiiligen Geistes

    Weil aber das alles nicht geschehen kann aus eigener Krsondern allein durch die Kraft des Geistes Gottes, der WollenVollbringen wirken mu, so wnscht der Apostel seinGemeinde auch noch dieGemeinschaftdes Heiligen Geistes.Undhiermit erst stehen wir am innersten und strksten Band Gemeinschaft der Glubigen untereinander und mit Gott:Sie sindverbunden durch das Innewohnen Gottes in ihnen durch SeiHeiligen Geist. Als der Herr in Sein Leiden ging, da verhieden Seinen als Abschiedstrost den Heiligen Geist. Durch blieben sie verbunden mit ihrem erhhten Haupt und untereider. H eute noch ist in der Kirche Christi der Geist das innere Bder Gemeinschaft. Es sind mancherlei Gaben, aber es ist Geist (1 . Kor. 12, 4). Wollen wir mit Gott und unter uverbunden bleiben, so kann's nur geschehen durch die Gemschaft des Heiligen Geistes. Er hat Sein Werk in uns angefanso wollen wir Ihm stille halten, da Er uns weiterfhre aufBahn der Heiligung und in uns schaffe und herstelle,was vor Gottgefllig ist.

    Geliebte, ich habe es oft erfahren undwill es darum noch einmal

    bezeugen vor euch: Was nicht in Gott getan, auf Anregen Heiligen Geistes begonnen und in seiner Gemeinschaft vollewird zu Gottes Ehre, das ist nie und nimmer ein Werk vbleibendem Wert, das ist schlielich verlorene Zeit, verlorMhe. In Gott, in der Gemeinschaft Seines Geistes mssenTaten tun, wenn berhauptTatenim gttlichen Sinn des Wortsvon uns geschehen sollen. Darum bekenne ich auch fr

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    Zukunft: Ich meinesteils kann und will nichts tun und wohne Ihn und Seinen Heiligen Geist. Gelobt das auch ihr eurem Herrn, so stehen wir in der Gemeinschaft des HeGeistes. O , ihr braucht sie zum Anfang, Fortgang, Ausgangganzen christlichen Glaubenslaufes. Wir alle haben ja h

    Snden, hnliche Kmpfe und Anfechtungen, hnliche Vchungen, hnliche, ja dieselben Feinde. So lat uns auch diWaffe brauchen, in dieselbe Burg treten , in derselben Gotteeinherziehen, wo immer wir wandeln, nmlich in der Geschaft des Heiligen Geistes!

    E rsei unser Berater und Fhrer bei allem Tun, Er unser Trin allem Leiden! - Wer da heilig werden will, weil ohne He

    niemand den Herrn schauen wird, der trete ein in Seine Geschaft und bleibe in ihr bis ans Ende! O , Geliebte, so oft ihWirken in euch versprt, gebt Ihm Raum, bleibt in Ihm, in Kraft, in Seiner Zucht, in Seinem Frieden! - In Seiner Geschaft sind alle Kinder Gottes vollendet worden, in Ihm werden es auch wir. Und wenn dann einst die groe irdWerkstatt des Heiligen Geistes sich schliet, wenn seine Aauf Erden getan ist und aus allen Vlkern die eine Herde dem einen Hirten sich gebildet hat, wenn die Braut Christi dversammelt ist, alle stehend in einer Gnade Jesu Christi, brein einer Liebe zum Vater, durchflssen von einem Geist,zusammenschlieend mit den heiligen Engeln zu einer Gomilie, dann wird sie vor uns stehen: die vollendete Gemeinder Glubigen im Heiligen Geist.

    Wandeln wir diesem Ziele zu in einem Glauben, dann wiHerr mit Seiner Gnade alle Versumnisse der Vergangezudecken, alle Dunkelheiten unserer Zukunft erhellen. Ja,wird die uere Trennung fr uns nur ein um so innigZusammenschlu zu einem Glaubenskampf auf einem Wegeinem Ziel. Dann gibt's fr unsals Kinder Gottes keine Trennung;denn zwischen uns, ber uns, vor uns, in uns steht der hedreieinige Gott, Gnade spendend, Liebe trufelnd, Geist senach Sden und Norden.

    Und nun, liebe Brder, ich befehle euch Gott und dem Seiner Gnade, der da mchtig ist, euch zu erbauen und zu das Erbe unter allen, die geheiligt werden (Apg. 20, 32).

    Du aber, Anfnger und Vollender unseres Glaubens, de

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    das A und das O bist, sei Du nun das Ende , wie einst der AnfaIn Deiner Hand steht unser allerSchicksal.La uns Deiner Gnadeund Treue auch ferner befohlen sein und leite uns alle auf ewigWege! Hter Israels, der du nicht schlfst noch schlummerst, nscheidest noch weichst, behte uns vor allem bel, behte unsSeele, behte unsern Ausgang und Eingang, von nun an bisEwigkeit! Amen.

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    II. Predigt am20.Sonntagnach Trinitatis 1868 zum Antrittdes Universittspredigeramtesin der evang. Kirche zu Bonn

    Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern daEvangelium zu predigen, nicht mit klugen Worten, aufda nichtdas Kreuz Christi zunichte werde. Denn das Wort vom Kreuz

    eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wirseligwerden, istes eine Gotteskraft. 1. Korinther1, 17-18

    In Christo Jesu Geliebte!Wenn ich diese Worte, mit denen der Apostel Paulus sein Win jener reichen und gebildeten Stadt Griechenlands kennnet, heute als berschrift ber meinen Eingang zu euch un

    ferneres Wirken unter euch in den Mund nehme, so gibt mnchste Veranlassung hierzu das, da ich mit demselben Ain demselben Brief sagenmu:Ich hielt mich nicht dafr, da ichetwas wte unter euch, als allein Jesum Christum, den Gzigten.

    Ist das einerseits ein demtigendes, so ist es andererseitsauch und noch mehr ein strkendes und erhebendes BekenDenn wer Jesum Christum wei, Ihn als den GekreuzigteAuferstandenen an sich selbst erfahren hat, wer gewohntist, seinegeistliche Lebens- und Tatkraft aus dem verborgenen UmgaSeele mit ihrem himmlischen Herrn zu schpfen, der darf heiligen Gottestiefen dieses einen, unvergleichlichen Namund je so selige Blicke tun, in der Gemeinschaft mit dem erMeister, trotz der eigenen Unzulnglichkeit und Unwrdisich so stark und getrost fhlen, da er auch bei den schwAufgaben, die der Herr vor ihn stellt, sagen kann: Herr, wnur Dich habe! Der kann dann auch aus dieser einenseligmachenden Erkenntnis sich Freudigkeit schpfen, dasvom Kreuz aufzurichten unter Hohen und Niederen, Geleund Ungelehrten.

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    Und wer,wie ichdies zum Preise Gottes von mir bekennendarf,auchin seinem brigen menschlichen Streben und seinem wissschaftlichen Forschen so gefhrt wird, daer sich von allen Seitenimmer wieder zurckgeworfen sieht auf das Licht der Welt, JeChristum,wer erkennt,da alle Fdendes Seinsund Werdens,des geistlichenund leiblichen,in diesem M ittelpunkt zusammen-laufen,der der Grundund Eckstein aller Geschichteist, - werauchnur stckweisees erkennendarf, da in dem WortvonAnfang, durch das alles gemachtist, was gemacht ist, der Schlsselzur Lsung aller Rtsel menschlichen Fragensund Klagensver-borgenist: der darfund mu es berall, auchvor den Spitzenmenschlicher Wissenschaft, bezeugen, dain Christo verborgenliegen alle Schtzeder Weisheitund Erkenntnis,und da inkeinem andern Heil, auch kein anderer Nameden Menschengegeben ist, darinnen sie sollen selig werden, als allein der NJesus.

    Doch nicht bloin dieser Absicht habe ich die gelesenen Wortedes Apostels vorangestellt.Ich mchtein ihnen euch auch nochdie Antwort bringenauf die wichtigsten Fragen,die eure christli-che Liebe und Teilnahme in der letzten Zeit sich je undje darbervorgelegt haben m ag, wessenihr euch von mir zu versehen habenwerdet.Und da sollen diese Worte euchvon vornehereindieBeruhigung bringen,da der neue Munddas alte Evangeliumverkndigenund dabei nach Krften bestrebt sein wird,denMittelpunkt desselben,das Kreuz Christi,als die eine heilendeGotteskraftfr die einzelne Seelewie fr die Kirche,fr Vlkerund Staatenwie fr die Wissenschaftin den Vordergrundzustellen.Und so mge denn diese Versicherung mein erstes Zeugnis heutean euch sein:

    Das a lte Wortaus neuem Munde

    Dabei willich unter dem gndigen Beistand des Heiligen Geisteeuch folgende Fragenvom Herzen nehmenund mit Pauli Wortbeantworten, nmlich:1. Wer sendet ihn?Der Herr!2.Was kndeter? Das Evangelium, und nicht mit klugen Worten3. Was glaubter? Da es eine Gotteskraftzur Seligkeitist!

    Herr Jesu, der Du mich von Kindesbeinen anbis hierher geleitet

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    hast, und vom Schriftgelehrten, zum Himmelreich gelehrtlangst, da er gleich einem Hausvater Neues und Altesseinem Schatze hervortrage, la Du durch Deines Geistesund Flle bei dem W orte, das hier verkndetwird, dem Neuen dasAlte und dem Alten das Neue nicht fehlen. Du hast verhe

    Ich will euch Mund und Weisheit geben. So gib mir beidedem Munde die rechte Form, mit der Weisheit den recgttlichen Inhalt Deiner W ahrheit, damit ich sie dieser Gembezeugen kann in ihrer ganzen seligmachenden Gotteskrafbist die Tr zu den Schafen. So tue sie nun auf und segne mEingang an uns allen. Brich dem Wort vom Kreuz Bahn inHerzen, und la meinen geringen Dienst am Evangelium d

    Seelen gedeihen zur Strkung ihres Glaubens und zur Frdin Deiner Erkenntnis, der Du uns von Gott gemacht bisWeisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur ErlsuAmen.

    1. W er se n d e t d en Apos te l? Der Herr!

    Als der schlichte Zeltmacher von Tarsus, der Apostel PauluKorinth einzog, um den Gekreuzigten zu predigen, da mocmanche fragen:Wer sendetdich? Wer hat dich das geheien? -Ihr habt, Geliebte, mir gegenber heute das Recht, ebensfragen. Und wenn ich darauf antworte mit den Worten PChristus hat mich gesandt,nicht zu taufen, sondern das Evange-lium zu predigen, so bersehe ich dabei nicht, da heutePrediger des Evangeliums freilich nicht in gleicher Unmittekeit vom Herrn zu den Gemeinden gesandt werden wie einsApostel. Aber wenn auch durch menschliche Vermittlung, ddie verordneten Organe der Kirche oder des Staates berumssen sie sich doch vomHerrngesandt wissen, mssen vor demHerrn im G ebet und unter Betrachtung Seiner Winke und Fizeige sich klar geworden sein, da ihr Eintritt in dies oder Amt Sein heiliger Wille ist, wenn anders ihr Dienst an einGemeinde ein freudiger, ihr Werk ein gesegnetes sein soll. Dwie sollen sie predigen, wo sie nicht gesandt werden?

    Teure Gemeinde, der Herr hat mich, seitdem ich vor nunmzwlf Jahrenins geistliche Amt trat,so ganz anders gefhrt, als ich

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    es menschlicher Weise erw artete , da ich lngst darauf verzichabe,in meinem Lebensgange irgend etwas selbst zu ordnen ueigenen Willen durchzufhren. Vielmehr habe ich beizeiten dHerrn die Zgel berlassen, habe bei jeder ziemlich rasch folden Wendung meines Lebensweges beten gelernt:

    Jesu, geh' voranauf der Lebensbahn,und wir wollen nicht verweilen,Dir getreulich nachzueilen.Fhr uns an der Hand

    bis insVaterland.

    Soll's uns hart ergehn,la uns feste stehnund auch in den schwersten Tagenniemals ber Lasten klagen;denn durch Trbsal hier

    geht der Weg zu Dir.

    Ich bin, ohne da ich es suchte und ahnte, vor zehn Jahren Grndung einer deutschen Gemeinde nach London gerufen uohne da ich es suchte,vor drei Jahren von da in meine Heizurckgerufen worden. Und ohne da ich es im Geringsten su

    oder je den Gedanken dazu gehabt htte, bin ich vor einem haJahre zur bernahme dieses Postens aufgefordert worden konnte von einer mir immer lieber und auch anhnglicher werden Gemeinde mich erst dann losreien, als ich nach vielRingen und Seufzen zum Herrn durch den Zug Seines Geistesden einstimmigen Rat christlicher und erleuchteter Freunerkannte, da es des Herrn Wille sei, da ich gehe. Und nach

    ich einmal das erkannte, konnten die Bitten meiner Gemeimich so wenig zurckhalten wie die Anerbietungen meiner Oren. DesHerrnWille sollte und soll allezeit ber mir geschehen

    Sieh, darum allein bin ich hier, und darum darf ich es mFreudigkeit dem Apostel nachsprechen:Christus hat michgesandt!Und darum darf ich dich bitten, du wollest michaufnehmen als vom Herrn gesandt, nicht als einen, der Ehre

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    Menschen sucht, sondern der unter Z ittern und Zagen endlgesagt hat, als der Herr ihm diesen schwierigen Posten an

    Und auch was Paulus hinzusetzt, der Herr habe ihn gesnicht zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen,darf ich,bei allem A bstand zwischen uns, dem Apostel nachspreche

    habe ja nicht die pastorale Ttigkeit in der Gemeinde mbernehmen, sondern nur zu predigen und zu lehren. Wohlund fhle ich in diesen Tagen mehr als je,wie schwerdieseAufgabe ist, also da ich mit dem Psalm sagen mchte: Icden heilsamen Kelch nehmen und des Herrn Namen prediEs gilt ja hier mehr als in andern Gemeinden die groe Kunder Paulus Meister war, allen alles zu werden und das WoWahrheit so zu teilen,da das schlichte, anspruchslose Verldes einen gesttigt wird und doch auch der hohe , tiefer forscGeist der andern nicht leer ausgeht.

    Aber, Gelieb te, ich wei auch, da Gottes Brnnlein Wadie Flle hat fr die verschiedensten Bedrfnisse. Ich weiwahr es ist, was ein alter Kichenvater sagte, das EvangeliumStrom, darin der Elefant schwimmen und doch auch das Llein waten knne. Und diese Vielseitigkeit, dieser unergrnReichtum des Evangeliums bei all seiner Einfalt ist es, waMut gibt, das Evangelium zu predigen auch an dieser Sttte.darum ist es bei aller Schwere dennoch eineseligeAufgabe; selig -weil die Botschaft so frhlich ist, die wir auszurichten habenwir ja nichts tun sollen, als allen Sndern, groben und feinenund jungen, die freie Gnade Gottes in Christo anbieten unherzlich bitten als Botschafter an Christi Statt: Lasset vershnen mit Gott! - Und eine umso seligere Aufgabe fr mich,weil ich in diesem Glauben und dieser Verkndigung michwei mit den teuren Amtsbrdern, die euch mit mir das Evlium zu verkndigen haben, weil ich die zwei andern Stimeben nur ergnzen und verstrken darf zu einem heiligen klange, darin jeder seinen besonderen Ton von sich gibt undalle zusammen nur den einen Grundton, der nie genug verkwerden kann und durch alle Ewigkeit hindurch forttnen soPreise Gottes und des Lammes.

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    2. Was knden wir? Das Evangelium, und nicht mit klugenWorten!

    Damit habe ich auch schon eine Antwort gegeben auf diezweiteFrage,die ihr heute an mich, den Fremden, richten drftet:Waskndest du?

    Was? Darauf wird ja freilich jeder neue Prediger, wie PaulusKorinth auf hnliche Fragen, antworten:das Evangelium!Weilaber heute so vielfach eine blo menschliche Weisheit sich auauf das Evangelium beruft und nur Auslegung des Evangeliusein will, so ist es ntig, auf jene Frage noch eine bestimmteAntwort zu geben. Und das kann ich nicht besser,als wenn ich mitdem Apostel fortfahre und sage: Christus hat mich gesandt - Evangelium zu predigen,nicht mit klugen Worten, aufda nichtdas KreuzChristi zunichte werde.Damit stellt Paulus das KreuzChristi als den Mittelpunkt des Evangeliums dar, auf den alPredigt desselben immer wieder zurckweisen, von dem sie Licht und ihre Wirkung schpfen mu, wenn sie anders ihGotteskraft nicht verlieren, wenn jene Zentralwahrheit unsrVershnung durch Christi Tod nicht verdunkelt und verschleiwerden soll, die von der Predigt vielmehr recht aufgedeckt uimmer heller ins Licht gestellt werden sollte.

    Evangelium predigen heit das Kreuz Christi predigen. Undarum antworte ich auf die Frage: Was kndest du? mit dWorten Pauli etliche Verse nachher: Wir aber predigenden

    gekreuzigtenChristus. Ich tue das auf die Gefahr hin, mit demApostel hinzusetzen zu mssen: den Juden ein rgernis und dGriechen eine Torheit, - den Unglubigen auch des heutigTages ein rgernis und vielen hochweise und gebildet seWollenden eine Torheit.

    Und warum bleibe ich bei diesem alten M ittelpunkt des Glabens? Weil ich das ganze Christentum nicht anders auffassen k

    denn als die Religion der in Christo gestifteten Vershnung dSnders mit Gott; weil das Evangelium ohnedas Kreuz Christiund die dadurch geffnete Lebens- und Heilsquelle wieder ettender Buchstabe wird, dessen Vorschrift uns gerade um elender macht, je herrlicher und erhabener sie ist. Es kann keKraft zum gttlichen Wandel uns mehr mitteilen, wenn ihm dmit, da man das Kreuz Christi zunichte macht, das Herz au

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    gebrochen, seine groe gttliche Lebensader unterbuwird.

    Ich predigedas Kreuz Christiund die Vershnung durch Ihnweil ich es fr unvernnftig halte, wenn der Mensch - snwie er einmal unleugbar ist - hoffen will, mit dem heiligen

    eine ewige Lebensverbindung treten zu knnen ohne Vermdes einzig Reinen und Sndlosen, der je auf Erden wandeltJesum Christum. Ich will dasKreuz Christipredigen, weil ich wohlvoraussetzendarf, da auch hier in dieser Gemeinde, wie andern, gar manche Seele noch innerlich unvershnt ismancher friedenslos, weil christuslos, nach dem EwigeUnendlichen trachtet und sich abmht und abhrmt auf W

    die nicht zum Ziele fhren; weil der einzige Weg eben der von sich sagen kann: Ich bin der Weg, die Wahrheit unLeben!

    Ich will dasKreuzChristi predigen, weil ich lebendig berzeubin, da auch die Wissenschaft zu Christus umkehren m uvon Ihm losgekommen ist, wenn sie anders nicht bloe Bsondern bleibende Frucht bringen will. - Ich will dasKreuzChristipredigen, weil in dem allgemeinen Taumelgeist einer so gund genuschtigen Zeit, wie es die unsrige ist, uns nichts ernchtern, nichts so schnell und klar uns auf unsere wAufgabe und unser ewiges Ziel hinweisen kann wie das Christi. - Ich mu den Gekreuzigten predigen endlich, wselbst erfahren habe, da der Glaube an die durch Ihn gesVershnung, da die tgliche Reinigung unseres GewissenSein Blut kein leerer Traum und Schatten, sondern gttlichund gttliches Leben ist.

    Und fragst du noch, wie ich dieses ganze unverstmEvangelium, diesen Gekreuzigten verknden werde, so lauAntwort:nicht mit klugen Worten, auf da nichtdas KreuzChristizunichtewerde. - Geliebte, wo ist die Gefahr grer, auf kluWorte und geistreiche Gedanken zu sehen, als vor einer Unttsgemeinde? Wo ist man leichter versucht, die schlichtendes Evangeliums mit allerlei menschlicher Kunstso zu verbrmen,da dadurch die heilige Einfalt und Keuschheit der Schriftsverloren geht? - Wie gro ist es da vom Apostel Paulus, auch der am feinsten gebildeten Nation gegenber, da er aAreopag in Athen so einfach krftig und doch so eindringli

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    gewaltig die Grundirrtmer der griechischen Religion aufdeund Redner und Philosophen auf den Gekreuzigten und Austandenen verwies! Wie schn, da er auch zu den ppigKorinthern nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, nmit vernnftigen Reden menschlicher Weisheit (Kap. 2, kam, sondern mit dem Bekenntnis, da er nichts unter ihwisse, als allein Jesum Christum den Gekreuzigten!

    So allein konnte er predigen mit Beweisung des Geistes undKraft, whrend die klugen W orte menschlicher Weisheit viellangenehm unterhalten, aber keine geistliche Frucht schafDurch sie wird das, was dem Hrer am ntigsten wre vernehmen, leicht zugedeckt, weil es ihm wehe tut, ihn benmlich das Wort von der Bue, von der Notwendigkeit Bekehrung und Wiedergeburt, von der Notwendigkeit forschreiten in der Heiligung samt der Zucht. Durch sie wird natrliche Mensch gerne geschont oder auf Selbsthilfe verwieund damit verliert der Vershnungstod Christi seine Kraft wird also das Kreuz Christi zunichte.

    O, die klugen Worte schleifen nur gar zu leicht dem Eckstseine Ecken ab! Der Herr wolle mich in Gnaden davor behund mir Kraft schenken, mit schlichten Worten von Seinem Kzu zeugen und alles Sndhafte aufzudecken in herzlicher Lund wahrem Mitleid, ohne H a , aber auch ohne Furcht, aufSein Name und Kreuz verherrlicht werde und euer Glabestehe nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes KrafWenn aber auch nicht mit klugen, sondern mit schlichten W overkndigt, kann der Herr dann doch durch Seinen Geist Evangelium an unsern Gewissen so bekrftigen, da wir ernen, da es dennoch Weisheit ist bei den Vollkommenen, neine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Obersten dieser Wwelche vergehen, sondern die heimliche verborgene WeishGottes, die Gott verordnet hat vor der Welt zu unsrer Herrl

    keit (2, 6-7).

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    3. Was glauben wir? Da das Evangelium eine Gotteskrazur Seligkeit ist!

    Ist jemand da, der nach dem bisher Gesagten mich noch besfragen mchte:Was glaubstdu? - eine Frage, die ja freilich oft

    ntig ist, weil zwischen Verknden und Glauben, zwischenffentlichen Reden und der persnlichen berzeugung manein bedauerlicher Unterschied besteht, so kann ich auch hdes Apostels Bekenntnis einstimmen:Denndas Wort vom Kreuzist eine Torheitdenen,die verloren werden, unsaber, diewir seligwerden, ist es eine Gotteskraft.

    Wer dieses zweischneidige Bekenntnis ablegen kann,

    meine ich, mu mit seiner ganzen christlichen berzeugundem Boden des apostolischen G laubens stehen, der allsonntim Namen der Gemeinde hier bekanntwird. Denn das ist doch diepraktische Spitze, in die dieser Glaube ausluft, da er denein Geruch des Todes zum Tode, den andern ein GeruchLebens zum Leben wird. Und wenn ich also dem AposteBekenntnis,das Wort vom Kreuzsei eine Torheit den Verlorenge-henden und eine Gotteskraft den Seligwerdenden, nachsprso darf ich dies nur tun, weil ich den apostolischen Glauben fr Stck frhlich mit euch bekennen kann.

    Ja, ich glaube an den heiligen,dreieinigenGott, Vater, Sohnund Heiligen Geist, und bin sogar berzeugt, da ohne G laan den Dreieinigen auch der Glaube an denEinenGott auf dieDauer nicht festgehalten werden kann. Die Wesens- und Leflle Gottes treibt ebenso ber die starre Einheit hinaus, wPersnlichkeit G ottes die Einheit als Grundmerkmal doch iwieder festhlt. Wohl stehen wir hier vor dem tiefsten Geheimnisse; aber auch das Stckwerk, das wir von ihm enen, ist gro und herrlich genug, um uns merken zu lassenin dieser Wahrheit, im Glauben an Gott, von dem und dden und zu dem alle Dinge sind, der Schlssel zum Versnis der letzten Rtsel der Welt, ihrer ewigen VoraussetzunGott, ihrer Schpfung, Erlsung und Vollendung verboliegt.

    Weil ich an den heiligen und lebendigen Gott glaube, so gich auch an eineVorsehungdes gttlichen W elterhalters, die dasWeltall so vllig durchwirkt, da sie sich bis auf das Kleins

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    menschlichen Leben erstreckt und auch die Haare unsers Htes alle zhlt.

    Und weil an den lebendigen Gott, so glaube ich auch an dWundergott,der mit all Seinen Wundern nur das Heil der Welbezweckt und dabei so wenig die Ordnung der Welt strt, dadamit vielmehr nur die durch die Snde gestrte Ordnung wiherzustellen sich bemht und die einstige Vollendung der Wtrotz des eingedrungenen Verderbens anbahnt. Ich glaube niblo an die Mglichkeit, sondern an die Notwendigkeit Wunder, weil ohne das wunderbare Eingreifen Gottes die Wlngst eine vllige Beute der Snde und des Todesverderbgeworden wre.

    Und ich glaube an das Wunder aller Wunder, das in Bethlehin der Krippe lag, an den eingeborenenSohn Gottesals das ewigfeste Band zwischen Gott und Mensch, das nicht blo, wozu es heute gerne macht, eine offeneFrage,sondern vielmehr einefeste gttlicheAntwortauf alle menschlichen Fragen und Klagenist. Ich glaube an den Gekreuzigten und Auferstandenen ubekenne mit unsrer ganzen evangelischen Kirche, da SeGerechtigkeit uns allein durch den Glauben zuteil wird und ndurch die Werke, auf da sich nicht jemand rhme. Ich wauch keinen andern Weg unserer Vershnung mit Gott als opferwillige Selbsthingabe des sndlosen Menschensohnes inTod, und ich kenne keine andere Vertretung der Menschen Gott als die durch den einen Mittler und Frsprecher, JeChristus(1. Tim. 2 ,5 ; Hebr. 12,24). Und dabei glaube ich auch adie volle Wahrheit des ernsten Wortes: Wer den Sohn nicht der hat auch den Vater nicht!

    Schlielich glaube ich auch an den Heiligen Geist als denvonGott gesandten, nicht aus dem schillernden und wechselndGemeindegeist sich bildenden Trster, der das Werk der Wiegeburt nicht nach, sondern wider den Sinn des natrlichen M

    schen in uns vollbringt, uns erneuert und Christum in uns verkUnd ich wei hierbei, da diese Gotteswahrheiten immer derjenige wird verstehen knnen, der selbst in ihnensteht.DerWeg zu ihrem Verstndnis bleibt der alte: So jemand will Willentun,der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei

    Sieh, darum, teure Gemeinde, darf ich sagen: dasalte Wort ausneuemMunde!

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    Um dieses Glaubens willen mu ich aber auch, was upersnliche Stellung zum Wort vom Kreuzbetrifft, einstimmen indas Bekenntnis, da eseine Torheit ist denen, die verlorenwerden.Wer es als eine Torheit verachtet, der zeigt eben daan, da er nicht den Weg zum Leben geht. Und wenn deren

    unter uns sein sollten, so mu ich ihnen bezeugen, da derzum Leben nur Christus und Sein Kreuzist. Dabei vertraue ich aufden Beistand dessen, der auch die Starken zum Raub hsoll,und auf die Macht und Anziehungskraft des Wortes sedas andrerseitsuns, die wir selig werden, eine Gotteskraftist. Wer es aufnimmt in demtigem Glauben, fr den wird esvorwrtstreibende Kraft auf dem schmalen Weg des Leb

    und der zeigt eben damit, da er zur Seligkeit von Gott venet ist.Als eineGotteskraftwill ich darum das Wort vom Kreuz euch

    allezeit rhmen, als eine Gotteskraft zurArbeit,weil ohne dasKreuz Christi der Friede und damit auch der Segen Gottenicht begleiten kann; als eine Gotteskraft zur rechtenFreude frjung und alt, weil ohne das Kreuz Christi in uns keine lebe

    Hoffnung erwchst; als eine Gotteskraft zum rechtenLeiden,weilohne das Kreuz Christi kein gttlicher Trost uns aufrecht eals eine Gotteskraft zum seligenSterben,weil nur durch das KreuzChristi unser Sterben Gewinn, sonst aber schwerer Verlust ieine Gotteskraft zur herrlichenAuferstehungund Verklrung,weil ohne die uns durch und durch heiligende Kraft des KrChristi das Auferstehen ein Sichantun mit ewiger Schande

    Ja, als eine Gotteskraft mchte ich euch das Wort Chbezeugen, daraus Heil strmt fr die einzelne Seele, wie fganze Gemeinde, ja fr alle Vlker und Staaten. Ich mchtEvangelium euch anpreisen als die eine wahreVolkshilfefr alleSchden unsrer Zeit, wie als den letzten und einzig unumschen Grund derFreiheitin allen Bedeutungen des Wortes.

    Hier, du deutsches Volk, bei Christo und Seinem Kreuz, -sind die starken Wurzeln deiner Kraft!

    So will und mu ich denn das alte Kreuz Christi unter eaufrichten als Wegzeiger mit zwei Armen, der diejenigen, des eine Torheit, zum Verderben, die es aberals Gotteskraft in sichaufnehmen, zur Seligkeit weist. - Seele, an diesem Punktdiesem Opferaltar liegt das groe Entweder - Oder auch d

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    Lebens. Dort hast auch du dir entweder das Leben oder den zu holen.

    Das, Geliebte, soll mein Zeugnis, meine Mahnung, meinherzliche Bitte unter euch bleiben, damit doch keines von eucZeit seiner Heimsuchung versume! Und dabei darf ich euliebe Freunde, dann wohl auch an jene Worte desselben Apoerinnern 1. Thessalonicher 5,12-13: Wir bitten euch aber, ihr erkennet, die an euch arbeiten und euch vorstehen in dHerrn und euch vermahnen; habt sie desto lieber um ihres Wewillen und seid friedsam mit ihnen. Und betet fr mich, aufmir gegeben werde das Wort mit freudigem Auftun meinMundes, da ich mge kundmachen das Geheimnis des Evaliums (Eph. 6, 19).

    Du aber, Gott aller Gnade; wollest Deine Barmherzigkeit nvon mir wenden, mit der Du michbis hierher geleitethast! Gib Dumir Licht und Kraft, so oft ich hier stehe und zeuge! Segne mArbeit an diesen Seelen, die Dein Eigentum sind, auf da DReich unter uns wachse und die seligmachende Erkenntnis DeNamens unter uns zunehme! Herr, wir warten auf Dein H eilnicht zuschanden werden, die auf Dich trauen! Amen.

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    III.Ein Gottesdienst auf der Hhedes Teutoburger Waldes

    Predigt ber Matthus 5, 13-16

    bei dem ersten deutsch-nationalen Jnglingsfest am Hermdenkmal bei Detmold am 24. September 1882

    (Der Predigt sei ein Kurzbericht aus der damaligen Zeit vo

    stellt:Vom23. bis 25. September 1882 fand beim Hermannsdenkmal imTeutoburgerWalde eingemeinsamesFest dervereinigtenevangeli-schen Jnglingsbndnisse Deutschlandsstatt, das allen Teilneh-mern unvergelich bleibenwird. Besonders gesegnet war derFestgottesdienst, der amSonntag, dem 24. September, imFreienabgehalten wurde.Unmittelbarvor demgewaltigenDenkm al findet

    sicheine Lichtung im Walde, diesich zumFestplatz in vorzglicherWeise eignete. Der Unterbau des Denkmals war ganz mit Posanenblsern besetzt - 150 bis 200 an der Zahl -, die sich wie einmchtige Orgel ausnahmen und mit ihren krftigen Tnen diGesnge derFestgemeindebegleiteten.Unmittelbarvor demUnter-bau waren Kanzel und Altartisch aufgestellt. Nach demErff-nungslied der Gemeinde hielt Pastor Bhmer aus Detmold einkurze Liturgie, bei der einlngerer Abschnitt aus Psalm 119 zurVerlesung kam und das apostolische Glaubensbekenntnis von dganzen Versammlung laut mitgesprochen wurde. Dann folgte dPredigt vonProf. D. TheodorChristlieb und ein Schluwort vonPastor Karl Krummacheraus Elberfeld, demPrses des Rheinisch-WestflischenJnglingsbundes.)

    Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dummwird, womitsoll man's salzen? Esist zu nichts hinfort ntze, denn da maneshinausschtteundlasse es die Leute zertreten. Ihr seiddas Licht derWelt. Es kam dieStadt, die auf einemBerge liegt, nichtverborgensein.Man zndet auch nicht ein Licht an und setzt es unter eine

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    Scheffel, sondern aufeinen Leuchter; soleuchtet es denenallen,dieim Hausesind. Alsolasset euer Lichtleuchten vorden Leuten, dasie eure guten Werke sehen undeuren Vater im Himmel preisen.

    In Christo Jesu geliebte Freunde!Fr eine Berggemeinde, wie wir heute eine sind, ein Wortaus derBergpredigt! Da sitzt der Lehrer aller Lehrer auf dem Berge;Ihn her eine Schar jugendlicher Jnger, wenn wir so wollen: allererste christliche Jnglingsverein, und im weiteren Kreis egroe lauschende Menge Volks. Er hat ihnen eben den Weg Seligkeit gezeigt in einer Stufenleiter, die gleichzeitig den alMenschen, das natrliche Leben, immer tiefer hinab bis zu sevlligen Preisgebung im Verfolgtwerden um der Gerechtigkwillen und den geistlichen Menschen immer weiter vorwrts aufwrts in der Selbstverleugnung fhrt bis zur willigen, ja fregen bernahme von Schmach und Verfolgung um Christi wilund dadurch bis zur Vollendung in der Gerechtigkeit des Himmreichs. Und nachdem Er sie zu diesem Gipfel gewiesen hat, isals ob Er die ganze kommende Weltgeschichte und in ihr dStreitergang seiner Kirche einen Augenblickim Geist berschaute- Er gibt ihnen von dieser Hhe aus einen Einblick in ihrweltumfassendenBeruf: Ihr seid das Salz der Erde, Ihr seid dasLicht der Welt.

    Welch ein majesttisches Wort! Welch starker Glaube an d

    damals nochso schwachen Jnger, welch festes Vertrauen auf ihrnoch so wenig erprobte Treue bei dem, der so redet! Und weunermeliche Aufgabe frdie Jnger und den ganzen Haufen vonAnhngern, der umherstand! Wie wunderbar hoch stellt Jehier schon diese unerfahrenen Jnglinge, diese schlichten Legleich als wollte Er sagen: Euch gebe Ich den groenBeruf, dieWelt zu durchwirken und zu erleuchten mit der Salz- und Lic

    kraft des Evangeliums. Habt ihr erst selbst mein Wort und Lerecht tief in euch aufgenommen,so seid ihr selbst ein krftiges Salzund scheinendes Licht, und dann geht hin und erobert die Emit diesen geistlichen Krften zum Preis des Vaters im HimmDurchdringt das ganze Leben der Welt mit all seiner Fulnis Verderbnis als ein heilsames Salz! Lst euch wie Salz in der Eauf, aber ohne euch selbst an sie zu verlieren! Durchleuchtet

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    Finsternis der ganzen Welt als ein heiliges Licht, genhrt ml meines Geistes, auf da es Licht werde allberall!

    Aber hart daneben - welch ernste Warnung, die den Jnnicht nur ihre Gefahr, so sie dieser Aufgabe nicht nachkomsondern auch ihre vllige Nutzlosigkeit, so sie die gttliche

    verlieren, auf das beugendste vor Augen stellt und ihnen da sie von jener Hhe jeden Augenblick in ihr eigenes Nzurcksinken knnen: Wo nun das Salz dumm wird, womman es salzen? Es ist zu nichts hinfort ntze, denn da mhinausschtte und lasse es die Leute zertreten. Also entwgeistliche Welteroberer und Erneuerer - oder Wegschutt,jedermann zertritt!

    Liebe Freunde, wir fragen oft, weshalb das Reich Gottelangsame Fortschritte in der Welt macht. Gar viel wirkt hmit. Aberein Grund neben der Macht des Reiches der Finsterist gewi zunchst der, da die Kinder Gottes nicht genug aSalz und Licht in der Welt wirken. Wenige Worte in der Sczeigen so einfach und doch so allumfassend den hohen BeruJnger Christi auf Erden. Wer jene betrachtet, fhlt bald,

    nicht blo er diese Worte, sondern da noch mehr diese Woransehen, ihn und sein Lebenswerk auf die Waage ernster Prlegen, als fragten sie: Bist denn du wirklich ein krftiges odschon dumm werdendes Salz? Ein hell leuchtendes oder durctrben Zeitgeist und Weltgeist bereits verdunkeltes Licht fWelt um dich her? Ihr christlichen Vereine und Gemeinschseid ihr auch nur fr eure nchste Umgebung ein wirksameund Licht, nhrende und wehrende, erleuchtende und belebKrfte nach allen Seiten ausstrmend?

    Verleihe uns der Herr Kraft, ins scharfe Licht dieser Fhineinzuschauen, wenn wir mit seiner Hilfe betrachten:

    Das Salz der Erde und das Licht der Welt oder: den groenBeruf der Jnger Christi

    Wir sehen 1.,worin er besteht;wir prfen uns 2.,ob wir ihn erfllen;wir prgen uns 3. ein,wieviel von seiner Erfllung abhngt.

    Du aber, himmlisches Haupt Deiner irdischen Gem einde,

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    selbst Dein heutiges Wort recht auf den Leuchter vor uns uversiegle es in unsern Herzen! Erwecke und ermuntere uns krmit dem Ma von Salz und Licht, das Du uns geschenkt hast,wirken, so lange es Tag ist, damit die Welt Dich in DeineGliedern auf Erden erkenne und den Vater im Himmel preislerne, und wir von ganzer Seele darnach streben, nach vollbratem Lauf zum Ruhm Deiner Kraft, die in den Schwachen mcist, auch sagen zu knnen: Vater ich habe vollendet das Wedas Du mir gegeben hast, da ich es tun soll! Amen.

    1 . Worin besteht unser Beruf?

    Grer, herrlicher, weltumfassender htte der Herr den Berseiner Jnger auf Erden nicht ausdrcken knnen als mit dWorten:Ihr seiddas Salzder Erde - Ihrseid das Lichtder Welt. Unter zwei Bildern zeichnet Er hier ihrenBeruf. Was geben sieuns an die Hand fr die erste Frage:worin dieser Berufbesteht,zuvrderst wenn sie dasSalz der Erde sind?

    Salz nhrt

    Das Salz soll nhren, wehren, verzehren. Es ist Nahrungsmiund soll darum vor allemnhren.Als das Salz der Erde haben dieJnger und Nachfolger des Herrn denBeruf, die Erde geistlich zunhren, ihr Leben zu mehren. Die Snde saugt der Welt dLeben aus; sie sollen es nhren und befruchten, der ganzen vArm des Todes umschlungenen Welt das schwindende Lebstrken und ihm grere Dauer verleihen. Und wodurch? Iantworte: durch die nhrende und heiligende Lebenskraft dWortesdes Evangeliums.

    Diese ist ohne Zweifel mit dem Bild des krftigen Salzzunchst und hauptschlich gemeint. Wie Christus selbst das vHimmel gekommene Brot Gottes ist, das der Welt das Lebgibt,so sind die Jnger als Trger seines Wortes das Salz deErde.Sie entbehrt dies geistliche Salz von Natur, kann es auch aeigener Kraft nicht erzeugen; darum sollen die Jnger es fr werden und zwar fr die ganze Erde. Wie die Erde das natrli

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    Salz fr ihr ueres Leben berall ntig hat, so fr ihr geiLeben das Evangelium. Undwie jenes Geschmack hat undgibt, soda die natrliche Speise erst dadurch schmackhaft wird, sodie ganze Erde erst, wennsie von der Salz- und Sauerteigskraft deWortes, von der Wahrheit, vom Geist und Leben Christi d

    drungenist, wieder angenehm und brauchbar werden fr den,sie geschaffen hat.Darum hinein ins Vlkerleben mit der Botschaft vom na

    kommenen Reich, von der erschienenen Gnade und Freunkeit Gottes als einer neuen und innerlich erneuernden gttlLebenskraft, die dazu bestimmt ist, einzelnen und ganzen Vneues Leben einzuflen, sie zu erwecken aus dem Tode

    Snde und in eine neue Bahn des Lebens zu leiten! Das ruJngern dieses Wort vor allem zu.

    Salz wehrt

    Hierbei aber soll das Salz ganz besonders auchwehren,nmlich

    der Fulnis, und dadurch das Leben erhalten. Wie wir natrliche Salz brauchen, um der Entstehung von Fulnis vbeugen oder deren Fortschritt aufzuhalten, so will der Herr durch die Snde vergiftete und verfaulende Leben der Mensseine Jnger als Salzkrner einstreuen, damit sie der schonfortgeschrittenen geistlichen Fulnis mit ihrer Salzkraft wund sie aufhalten. Welche Verderbensmchte des ttenden Bstabendienstes, der Selbstgerechtigkeit und Scheinfrmmider lieblosesten Parteisucht zerfraen das damalige JudenWie viele bertnchte Grber voller Totengebeine unterHlle gleiender uerer Formen ringsumher! Welch sittFulnis vollends in der damaligen Heidenwelt bei allem Fuerer Kultur!

    Und heute? Nicht zu reden vom verfaulenden Leben der Jund Heiden, aber wieviel geistige, sittliche und soziale Fauch in der Christenheit, auch in allen Schichten unseres schenVolkes!Tausende von Giftquellen sickern tglich einbis insinnerste Mark unseres Volkslebens aus einer oft tonangebeverderblichen Presse und Literatur. Infolge davon werdenletzten Grundlagen alles Gedeihens in Kirche, Schule und

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    der Glaube, die Gottesfurcht und mit ihnen auch die sittliche Kund Lebensfreudigkeit tief angefressen und erschttert. Unzlige sind beflissen, die Verderbensmchte zu frdern durch bBeispiel und schlimme Gesellschaft - vorab am Sonntag.

    Liebe Freunde, wenn es da heit: Ihr seid das Salz der Erdwas kann diese Mahnung uns anders zurufen als: Hinein in begonnene Fulnis mit der Botschaft vom alleinigen Heil Christo! Ins groe Lazarett der Welt, in allen Hader ihrParteien, in die wachsende Not und Verzweiflung wie friscfreie Bergluft herzerquickend, neubelebend, mchtig weckeund erhebend wie der Posaunenklang, den wir eben vernommhaben, das Friedenswort einstrmen lassen: Lasset euch versnen mit Gott! Wendet euch zu Mir, so werdet ihr selig, alWelt Ende!. Jesus nimmt die Snder an! Es gilt, all deJammer zu wehren mit dem krftigen Salz ernster, freundlicMahnung, mit dem wirksamen Beispiel heiligen Wandels, selbloser Liebe, die nicht das Ihre sucht. O, welch ein hoheunermelicherBeruf!

    Salz verzehrt

    Das Salz hat endlich auch eineverzehrendeKraft. Es liegt in ihmauch etwas Scharfes, Beiendes, Angreifendes. Es wirkt autzend und darum reinigend. Der Pfeil der Wahrheit mu unUmstnden schmerzlich verwunden. Darum sollen die JnChristi mit den durchdringenden, scharfen Pfeilendes Wortes, mitder strafenden Gewalt ihres gottseligen Wandels auch alles Bangreifen. Sie mssen mit der tzenden Schrfe der Wahrheitschonungslos eindringen, aufdecken, Stacheln in die Gemwerfen, mssen mit ihrem Zeugnis oft erst wehe tun, um nacum so mehr wohl tun zu knnen. Ja , wie Salz, auf offene Wun

    gestreut, sie brennen macht und schmerzt, so wird der Chrselbst mit seinem Wort- und Tatzeugnis oft auf die Wunden dWelt gelegt, damit sie ihr Elend, ihren groen Abstand vowahrer Gesundheit recht wehtuend empfinde. Die Wahrheit, nicht verwunden kann, hat auch keine Kraft zu heilen. Die Biedie keinen Stachel hat, macht auch keinen Honig. Besser, die Wtobt gegen eine nachdrckliche Erinnerung und zeigt damit,

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    sie die Salzkraft der Jnger Christi doch noch sprt, als dafalschem Frieden fortschlft, weil jene ngstlich sie ganz in lassen.

    Solch ein krftig wirkendes Salz war unser Herr Christus und in einzigartiger Weise. Mit jedem Wort, jedem Blick, j

    Schritt, dadurch Er den Vater verherrlichte, gingen Lebensstvon Ihmaus.Durch sein vergossenes Blut und seine Auferstehuhat Er Snde und Tod berwunden und dadurch erst auch fSeinen und ihre Salzkraft das Verderben der Welt berwinund heilbar gemacht. Nur weil Er in ihnen wohnt mit seiner und seinem Geist, darum knnen und sollen auch sie als dader Erde wirken.

    Sie sollen aber nicht blo Salzhaben,wie Er an jener andernStelle spricht: Habt Salz bei euch (Mark. 9, 50), nicht bloder Lebens- und Geisteskraft des Evangeliums allen zerstreMchten auf Schritt und Tritt entgegenwirken, sondern mehdas,sie sollen durch den Christus in ihnen (Joh.17,23:Gal. 2,20)selber Salzsein:Ihrseid das Salz der Erde. Sie sollen es immermehr werden mit ihrer ganzenPerson, mit dem salzkrftigenEinflu ihres ganzen Wandels, wenn es sein mu mit ihrem ja noch mit dem gesegneten Andenken, das sie hinterlassendies nicht blo fr einige wenige, sondern fr dieErde,fr immerweitere Kreise und zuletzt fr die ganze Menschheit, so dablo ihr religises, sondern auch ihr ganzes Kulturleben voSalzkraft des Evangeliums durchdrungen und eben dadurch whaft gesund und dauernd wird.

    Welch groe Aufgabe in diesen schlichtenWorten:Ihr seid dasSalz der Erde! Geht hin, nhret, wehret, verzehret, bis daTod verschlungen ist in den Sieg! Wie groartig durchbrichReich Gottes schon in diesen Worten seine alttestamentlSchranke und fngt an, erdumfassend zu werden!

    Und in demselben Umfang wird dies noch bekrftigt durchzweite Bild:Ihr seid das Licht der Welt.Es zeigt dieselbeAufgabe, nur nach anderer Seite. Sehen wir denn auch nochdas Licht fr Eigenschaften ha t, um daraus den Beruf der JChristi zu erkennen.

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    Licht dringt ein und deckt auf

    Sein Strahldringtein und deckt auf.Es offenbart ebenso sich selbstwie die Gegenstnde, die es beleuchtet. Die Welt in ihrer Gotfremdung liegt in Finsternis. Das Licht, das jetzt in sie eindrist Christus und sein Evangelium, aber auch die Jnger als Trdieses Lichts. Indem es hereinscheint in die Welt, offenbarnicht nur sich selbst, sondern deckt zugleich den bisheriZustand als Finsternis auf. So sollen die Jnger als scheineLichter in die Welt eindringen und mit der Offenbarung Wahrheit aus Gott, mit dem Aufleuchtenlassen der Kunde v

    Heil in Christo zugleich allen Irrtum und Selbstbetrug, aTorheit und Schuld der Snde, ihr ganzes Elend und Todesverben der Welt aufdecken.

    Geht hin, will das Wort vor allem sagen; dringt ein in aBurgen der Finsternis; zeigt der armen, blinden W elt, in welGefahr sie sich dem heiligen Gott und seinem unentfliehbaGericht gegenber befindet, wie unbeugsam die Forderun

    Gottes aufrecht bleiben, wie ohnmchtig und vergeblich Versuche der Selbsthilfe sind! Wer dem Sohn Gottes niglaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gobleibt ber ihm (Joh. 3, 36).

    Welch groer Beruf - schon dies! Aber auch wie schwer, wdie Finsternis sich vom Lichte nicht will aufdecken und strlassen; wenn die Menschen jene mehr lieben denn das Li

    dieweil ihre Werke bse sind (Joh. 3,19)! O , was kostet es dauch nur einer Seele zur Selbsterkenntnis zu verhelfen! WieDunkelheit ist da erst aufzuhellen, wie viele Vorurteile eiSelbstberschtzung sind da zu berwinden, wie viele Bollwder Eigenh'ebe und Trgheit zu brechen! Wieviel Unklarheit selbst noch auf den Gewissen, die noch nicht gereinigt sindist ein Wunder Gottes, wenn durch alle Schutzwehren u

    Ausflchte des natrlichen Sinnes ein Strahl gttlichen Ltes hindurchdringt und endlich hinableuchtet bis auf dGrund der Seele, um ihr da ihre ganze Armut und Ble Gott aufzudecken. Und nun vollends einer ganzen verloreWelt die Fackel der Wahrheit anznden und sie ohne Ha, aauch ohne Furcht zu nchterner Selbstprfung aufrufen -w eAufgabe!

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    Licht erleuchtet und wrmt

    Aber noch mehr. Das Lichterleuchtet und erwrmtauch. Esvertreibt nicht blo die Finsternis, sondern setzt sich auch seanderen Stelle. Sind die Jnger Christi das Licht der Welt, so

    sie nicht nur mit dem aus ihnen ausstrahlenden Licht der Gund Wahrheit in Christo die Todesschatten der Snde unUnglaubens, ja auch die Nebel des Halbglaubens und Abebens aufdecken und nach Krften verscheuchen, sondern auHerzen so erleuchten, da in ihnen das Licht des Lebens aStelle jener tr itt. Die Welt soll nicht blo ihr Elend, sonderndie eine gttliche Hilfe fr alles Elend, Christum und seinerkennen und annehmen. An die Stelle des Irrtums und Seltrugs,der religisen und sittlichen Finsternis in der Welt solklare Erkenntnis ihrer ewigen Bestimmung, derin Christo gesche-henen Erlsung, sollen gesunde, schriftgeme Grundanschgen vom Leben und seiner ganzen Aufgabe und damit auchrichtige Einblicke in Welt und Zeit treten.

    Lat euer Licht leuchten vor den Leuten! erlutert derdies Wort nachher. Damit ruft er seinen Jngern zu: Geheleuchtet der Welt voran mit dem gottgeschenkten Licht Heilserkenntnis und -Erfahrung, eures guten Wandels undspiels,eures Friedens und eurer Liebe, eures GottvertrauensTrostes im Leiden, eurer Ruhe und Freudigkeit im Sterben,blo damit sie diese funkelnden Kleinodien eures Glauverwundert sehe, sondern auch selbst darnach trachte unneue heraufziehende Licht meines Tages eintrete und die Wder Finsternis ablegen lerne (Rom. 13, 12)! Erleuchtet erwrmet die Herzen, damit nicht nur die harte EisrindeSelbstsucht von ihnen wegschmelze, sondern auch damiinnerlich aufleben, sich dem Licht eurer Gottes- und Mensliebe entgegenstrecken, den wannen Hauch derselben spreselber warm werden!

    Licht erquickt und belebt

    Das Licht hat schlielich auch etwas unendlichErquickendes undBelebendes,und dies nicht blo fr die Natur, auch fr d

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    Menschen. Wie erheitert sich eine gedrckte Stimmung, wenfreundlicher Strahl durch die Wolken bricht! Wohin er drfhrt er Mhseligen einige Erquickung, Bekmmerten einTrost zu. So sollen auch die Jnger Christi als das Licht dernicht nur die Finsternis aufdecken und strafen, sondern densich erleuchten lt, auch erquicken mit dem freundlichen christlichen Trostes, evangelischer Verheiung. Wo immer Reste und Funken von geistlichem Leben in der Welt sind -ihnen dieser Vergleich sagen -, da geht hin, belebt und erfrsie,lscht auch das elendeste Dchtlein nichtaus,sondern facht eszur Flamme an! Wo ein Herz sich sehnen gelernt hat nach vollen Licht der Gnade und des Friedens Gottes, wo KnechtSnde, mde gehetzt von der Macht des Bsen unter eerfolglosen Versuchen der Selbstbefreiung, nach Trost und lechzen, da erquickt die Beladenen und Mhseligen mit vollen Trost des Evangeliums! Legt diesen und die ganze Kewigen Lebens, die darin ist, legt eure Liebe und Teilnahmlindernden Balsam auf die Wunden gebeugter Herzen, damaufleben in neuer Hoffnung! O, welch ein herrliches Stcgroen Beruf der Jnger Christi!

    Solch ein eindringendes und aufdeckendes, erleuchtendeserwrmendes, erquickendes und belebendes Licht war Chrselbst, dieses wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erltet (Joh. 1,9). Er sagt darum auch an einer andern Stelle voselbst: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lhaben (Joh. 8,12). Und durch Ihn und sein Innewohnen sauch seine Jnger und Nachfolger Licht sein. Sie sollen nichLichthabenund fortwhrend sich von Ihm schenken lassen, nicht blo verbreiten und anznden, sondern sollen selber seinmit ihrer ganzen Person, ihrem Wesen und Wandel und allein mit ihrem Wort, unstrflich mitten unter dem unschl

    gen und verkehrten Geschlecht (wie Paulus sagtPhil.2,15), unterwelchem ihr scheinet als Lichter in der Welt.Es gibt Leu te, die, wo sie hinkommen, die Herzen erwr

    einen Geist des Friedens um sich her verbreiten, da eiordentlich wohl wird in ihrer Nhe. Solche sollen die Jwerden, sollen ihren festen Glauben, ihre Liebe und Freundkeit so herzgewinnend aus ihrem ganzen Wesen leuchten la

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    da die Menschen dadurch von der Snderliebe Gottes in Ceinen Eindruck bekommen, einen Hauch verspren und alsVater im Himmel gepriesen und verherrlicht werde. Undsollen sie wieder nicht blo fr einzelne sein in ihrer nchUmgebung, sondern fr dieWelt:Ihr seid das Licht der Welt.Sie sollen nach und nach auf alle Gebiete des Lebens und WLicht fallen lassen aus dem in ihnen mchtigen einen Mittelaller Wahrheit und Weisheit, damit Christus erkannt werdder, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Getigkeit, zur Heiligung und zur Erlsung, und die Welt verwerde in sein Licht.

    Nachdem Christus den Grund gelegt hat, der alles trgt,Gott jetzt seine Friedensgedanken auf Erden ausfhren dseine Kinder, die glubigen Jnger Christi, will in ihnen verklren, damit von ihnen aus das Licht sich verbreite. Wiefassen sie oft ihren Beruf auf! Und es ist ja recht und notweklein zu beginnen. Erst soll man die Seinen zu allem Gweisen, damit man ein Salz und Licht frs eigene Haus wDabei soll man aber auch sein Herz weit machen zur weltusenden Bitte: Dein Reich komme! Und durch sein BetenZeugen, Leben und Wirken, soweit nur Kraft und Vermreicht, soll jeder mitbauen an diesem Reich, da es wachseund fern. Dann flieen Segensquellen, ob auch vielleichtaus ganzverborgenem Kmmerlein, ber die Erde hin. Man wird einder Erde, ein Licht der Welt. Darum sehet an, liebe Breuren Beruf(1.Kor.1,26)! Wohl sind nicht viel Weise nach demFleisch, nicht viel Gewaltige und Edle berufen, sondern tricht und schwach und unedel ist vor der Welt, das hat erwhlt. Aber dieser Beruf selbst, wie kniglich gro, wie sterlich heilig und herrlich, wie Erde und Himmel umfassener!

    2. Erfllen wir unseren Beruf?Je inhaltsreicher die schlichten Worte sind, die uns den BeruJnger Christi zeichnen, desto schwerer mssen sie uns aufsfallen, desto mehr ntigen sie uns zurSelbstprfung, ob wir diesenBerufauch erfllen.

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    O, wer ist hierzu tchtig? mchten wir mit Paulus ausr(2.Kor. 2 ,16) . Vor allem ist klar, da diese Erfllung nurmgist in dem Herrn. Ohne Ihn knnen wir nichts tun. Selbst Jnger, die dort auf dem Berge um Ihn standen, strahlen erLichter der Welt seit Pfingsten, nachdem Er sie mit GeistKraft gesalbt hat. Um ein brennendes und scheinendes Licwerden, mu einer selbst erst des Lichtes voll geworden seinvom Herrn sich haben fllen lassen. Als Salz wirken knnenur, wenn wir selbst erst des Salzes voll geworden sind; wdieses in unser innerstes Wesen bergegangen ist und unganzen Charakter salzkrftig gemacht hat. Ist das der Fall?wenn wir Lichts- und Salzkraft empfingen, haben wir sie durch treuen Gebrauch bewahrt und vermehrt? Der Text founs nachdrcklich zu etlichen solchen Fragen der Selbstprauf.

    Sind wir krftiges oder dumm gewordenes Salz?

    Die erste:Sind wir noch krftiges oder dummgewordenes Salz?Der Herr bezeugt, da es dumm werden kann: Ihr seid dasder Erde.Wo nundas Salz dumm wird(gehaltlos, salzlos), womitsoll man's salzen? Wodurch verliert es denn seine Salzkrafman weder es selbst noch anderes damit mehr salzen kann? Dfremdartige Beimischungen. Durch sie kann es so verderbtsalzlos werden, da es ganz ohne Kraft und GeschmackEbenso kann auch der einzelne Christ und die Kirche Chrisgroen durch Aufnahme fremder, irdischer, ungttlicher mente in Wesen und Leben ihre geistliche Salzkraft verlier

    Salzlose Lehre

    Schon dieLehre,das Zeugnis kann vllig salz- und wirkungslowerden. Jede christliche Hauptlehre hat gewisse Bestandteilihre eigentliche heilsame Salzkraft ausmachen. Zersetzt mamit andern, fremdartigen, nicht dem Geist der Offenbargem en, nicht aus der Heiligen Schrift, sondern von untender Welt stammenden Anschauungen, so geht die ganze K

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    dieser Lehre verloren. Laz. B. bei der christlichen Lehre von derSndedie von der Schrift streng festgehaltene Anschauung derTodesschuldderselben, vom Verhaftetsein des Snders voGott zur Vergeltung fr seine bertretung des gttlichen W- la diese furchtbar ernste Grundanschauung sich zersetze

    der gewhnlichen, weltmenschlichen, dem Fleisch viel generen Meinung, als sei die Snde bloe Schwachheit, mit der Gnicht so streng nehmen knne, oder gar eine unvermeidlNotwendigkeit, so wird diese ganze Lehre zu einem dumkraftlosen Salz, das zwar nicht mehr viel wehe tut, aber auchmehr wirkt und hilft, das unfhig ist, irgend jemand zu wSelbsterkenntnis zu fhren.

    Nimm aus der Schriftlehre von derVershnungder Menschenmit Gott durch den Mittler Jesus Christus dieStellvertretungundvolle Genugtuung, wie sie nach der Schrift in der freien Selbhingabe dieses Einen fr alle liegt, weg; lse die Schriftzeugvon der auf Ihm liegenden Strafe, damit wir Frieden htten, die bloe und blasse Lehre, da Christus in seinem Leiden uVorbild des Gehorsams und der Geduldgab,wie in seinem ganzen

    Leben ein Bespiel unverrckter Berufstreue, dem nun der Min selbsteigener Kraft nacheifern solle, um Gott wohlgefllwerden. Tue das, und dann wird dieser Herzpunkt des Chriglaubens zum kraftlosen Salz, das demjenigen, den die Last Untreue niederzudrcken anfngt, keinen Halt mehr bietet,zu einer seligen Gewiheit der Vergebung nicht mehr helfen

    Oder brich der Schriftlehre vom HeiligenGeistund seinerWirksamkeit das eine Stckaus,da er einevonobenstammende,wesenhafte und durch nichtszu ersetzende Gotteskraft zur Neuge-burt ist, die den ganzen Grund des Herzens umgestalten mwenn ein neues Leben der Heiligung, des siegreichen Kampfdem alten Menschen erstehen soll; lse sie auf in die flaAnschauung, da dieses neue Leben und mit ihm die persnHeilsgewiheit sich ganz von selbst innerhalb der Gemeentwickle und jedes Glied derselben, weil christlich erzogenunterwiesen, von selbst daran teil habe. Wenn du das tust, soauch diese Lehre zum kraftlosen Salz verdnnt, unfhig,Herzen wahrhaft zu erneuern. Es entstehen dann jene Zustda man gar nicht mehr begreift, was Gewiheit der GnadeGotteskindschaft ist, da es zu einem grndlichen Bruch mit

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    Alten, zu einer wahren Bue nicht mehr kommt. Dann werTausende, wennje,erstim Angesichtdes Todes aus der Selbsttu-schung erwachen und erkennen, da das eine, was not tut, ihnoch fehlt.

    O, wie viele solche Entleerungen christlicher Grundlehgingen und gehen heute noch in der Christenheit im Schwangdem Salz der Heilswahrheit seine innerste Kraft entziehen!verbreiten sich um so leichter, je unmerklicher fr viele sie Eckstein die Ecken abschleifen, um ihn auch fr den natrlicSinn annehmbarer zu machen. Ihre zerstrende Wirkung vesich aber eben darin, da die von ihnen angefressenen Lehnicht mehr imstande sind, dem Menschen zu wahrhafter geicher Erneuerung zu verhelfen. Ach ja, schon das Salz der Lkann dumm werden und ist oft genug schon dumm gemageworden. Darum zuerst die Frage: Halten wir die Heilswahten der Schrift noch in ungeschwchter Kraft fest? Lassen wiSalz, auch wo es weh tut, unvermindert auf uns wirken? Overdnnen wir es gern fr uns und andere durch allerlei Zutund Verallgemeinerungen, bis es uns nicht mehr angreift, aauch nicht mehr viel hilft?

    Salzloses Leben

    Aber nicht blo die Lehre, auch dasLeben,der ganze Menschkann ein kraftloses Salz werden. Auf Personen, auf die JnChristi geht ja das Bild vom Salz in unserm Text. Sie will der warnen, wenn er sagt: wo nun das Salz dumm wird. UndRecht. Auch in seinem ganzen Personleben, in seinem innWesen und ueren Wandel kann der Christ seine Salzkrverlieren, wenn er sich vom Geist und Wesen der Welt anstelt und ihr gegenber seine Waffen nicht mehr zu gebraucwagt. Untreue in Bewahrung und Reinerhaltung oder auch Nverwendung der empfangenen Kraft macht sie schwinden.wird das geistliche Leben lahm, Gebet und Gottesdienst Gewohnheit. Alles ernste Streben nach geistlichem Wachsermattet, und damit hrt auch alle segensreiche Wirkung nauen auf. An die Stelle des Zeugenmuts und der innerZeugniskraft tritt weltkluge Menschenrcksicht und Mensc

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    furcht, die immer weniger wagt und am Ende keinem schBlick mehr sich um des Herrn willen aussetzen mag, ja kanWelt und Fleisch im eigenen Herzen lngst wieder die Obegewonnen haben.

    Sieh die gewhnlichen, weltfrmigen Christen, darunter

    die frhere Salzkrfte empfingen, vielleicht schon im Feuersten Liebe standen - sind sie noch ein Salz fr die FulniUmgebung? Sieh sogar manche christliche Vereine, die krftig zu wirken begannen, aber allmhlich dem zersetzelhmenden Einflu weltlich gesinnter Glieder Raum gabenvor dem Widerspruch und Spott, auf den sie ringsum stieeWaffen senkten - wie bald glichen sie nutzlos und wertlos

    denem Salz!Darum die Frage der Selbstprfung: Haben sich nicht in uns durch unsere Untreue viele krftige geistliche Triebeund nach abgestumpft? Sind wir denn noch krftiges geistlich nhrend und wehrend, heilsam wirkend nah fern?

    Ist unser Licht auf dem Leuchter oder unter dem Scheffel

    Ernste Selbstprfung legt uns der Text auch durch die wFrage nahe:Ist unser Licht auf dem Leuchter oder unter demScheffel? Es mag die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicverborgen sein. M an zndet auch nicht ein Licht an und setzt

    unter einen Scheffel(deckt es zu durch ein Getreidehohlmasondern aufeinenLeuchter, so leuchtetes denen allen,die im Hausesind.

    Gleichwie eine hochgebaute Stadt, wie Jerusalem, dem nicht entgehen kann, sondern ihn von selbst auf sich ziehziehen soll, so auch die Jnger Christi das Auge der Welt.das Reich Gottes ist auch ein Berg, und ein darauf steheJnger nimmt eine zu erhabene Stellung in der Welt ein, alsnicht deren Blicke auf sich ziehen mte. Die Kirche Chrikeine Geheimanstalt. Das Licht des reinen Wortes und Wasoll hell und hoch, weithin sichtbar in ihr brennen und ifinstere W elt hinein leuchten. Und wer Licht empfangen hKind des Lichts geworden ist, der soll sein Licht - gleichv

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    klein oder gro - nicht verbergen, da es wirkungslos blsondern offen scheinen lassen zu Nutz und Frommen aller

    Erfllen wir dieses Stck unseres Berufes? Sind wir wirkangezndete, hellbrennende, nicht bald wieder verflackersondern starke, dauernde Lichter, im Glauben, in der Liebe

    Herrn fortwhrend von oben genhrt mit dem l des GeiUnd steht unser Licht frei und getrost auf dem Leuchter, aGuten zum Schutz, allem Bsen aber zum Trutz? Oder stellees unter den Scheffel, sei es unfrei unter den der Menschensaoder ngstlich und nachgiebig unter den der falschen SchamMenschenfurcht? Leuchten wir auch nur denen, die in unHause sind, unserer nchsten Umgebung im Glauben un

    allem Guten voran? Sind wir nicht gerade diesen gegenbebesonders furchtsam?

    Zu wessen Ehre leuchten wir?

    Und wenn unser Licht scheint,leuchten wir zuunserer oder deshimmlischen Vaters Ehre?Auch dies ist noch eine Frage derSelbstprfung, vor die uns der Herr stellt, wenn Er sagt:Alsolasset euer Lichtleuchtenvorden Leuten, da sie -nichteuch,nichteure Person, sondern -eure guten Werkesehen und - nicht euch,sondern -euren Vater im Himmel preisen.Wie viele Fingerzeigeund Mahnungen voll gttlicher Weisheit in wenig Worten!

    Lassen wir unser Licht leuchten - vor denLeutenoder blo vorden Brdern? Lassen wir es leuchten ohne alles Streben, sgesehen zu werden - denn das Licht soll den Leuchter zenicht umgekehrt? Lassen wir es blo leuchten, damit die schen unsreguten Werkesehen und ihnen nacheifern? Sind wirzufrieden, wenn einige diese Werkesehen,oder posaunen wir sieaus,wie jene Heuchler ihre Almosen (Matth. 6, 2), damit berall davonhre?Sind wir zufrieden, wenn man nur die Hellsieht und gebraucht, aber die Kerze nicht viel beachtet, davoSchein ausgeht? Stellen wir bei allem Guten in Wort und Tadie Sache selbst, die Gotteswahrheit und das christliche Exein den Vordergrund, die eigene Person aber in den Hintergr

    Erfllen wir unsern Beruf als Licht der Welt so, da wir duns ganz vergessen, nurGottesEhre und seines Reiches Frde-

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    rung suchen, damit die Leute nicht uns, sondernunsernVater imHimmel preisen, der ja das Licht in uns angezndet ha t, wieder Apostel mahnt: Fhret einen guten Wandel unter Heiden, auf da die, so von euch afterreden, eure guten Wsehen undGott preisen(1. Petr. 2,12)?-Der Phosphorschimmer

    aus dem morschen Holz der Werkgerechtigkeit leuchtet zu ner Ehre, der demtige Glanz des durch die Liebe ttiGlaubens nur zur Ehre Gottes.

    Liebe Freunde, wie scharf sehen die Worte des Herrn unwie grndlich durchmustern sie unser Lebensmark, ob wWahrheit und Lauterkeit, in rechtem Mut und rechter Deunsern hohen Beruf erfllen! Und dies nicht blo als einz

    Jnger Christi, sondern auch als Vereine. Wie viele guten Wlassen in andern Lndern die christlichen JnglingsvereinWelt um sie hersehen!Wie sind sie da und dort durch ihr nicht nunach innen, sondern auch nach auen krftig leuchtendes Gbenslicht zu einer Macht im ffentlichen Leben herangewacWelch rege Beteiligung derselben an Sonntagschulen, Evangtion, Armenfrsorge und dergleichen! In Chicago, einer Sta

    gro wie Hamburg, ist der christliche Jnglingsverein ein sscheinendes Licht, da, wie ich hre, Magistrat und die Kirvorstnde ihn jetzt mit der gesamten Armenpflege der Sbetraut haben.

    Vergleiche ich damit unsere deutschen Vereine, welch schche Pflnzlein sind noch die allermeisten, mhsam im Verbnen ihr Leben fristend, selten in grere ffentlichkeit hinauswagend! Sollte da nicht auch ihnendas Wortgelten:Lasseteuer Licht leuchten vor den Leuten, da sie eure guten Wsehen? Darum auch an sie, wie an uns alle, die Frage: Erfwir unsern Beruf? Auern wir eine Salz- und Lichtkraft umher und immer weiter hinein in unser Volk? Und tun wir dajenem echten Christensinn, der nie das Seine sucht, der auchfeindlichen W elt Achtung abntigt, wenn sie fhlt: Er tut esum eigner Ehre, nicht um seiner selbst, sondern um unsertwEin Ziel bestimmt all sein Wirken, er will, da der groe NamVaters im Himmel verherrlicht werde?

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    Nichtsmehrntzesein fr andere, so notwendig zuletzt zur Aung aus dem Reiche Gottes. Nur, wer da hat, dem wgegeben, da er die Flle habe. Hast und bist du nicht krwirksames Salz, so wird dir genommen, auch was du hastuntreue Knecht mu sein Pfund verlieren. Entweder du wi

    deinem groen Beruf als ein Salz und Licht heilsam und sieauf die Welt, oder sie berwindet dich und zieht dichgeschmacklos und charakterlos in ihren Untergang mit hin

    Das Leben und Licht der Welt

    Es hngt von der Berufserfllung der Jnger Christi aberguten Teil auchdas Leben und Licht der Weltab. Welch anderesSalz htte denn die Erde noch zu erwarten als lebendige JChristi? Es gefllt Gott nun einmal, durch seine Kindersndekranken W elt Lichts- und Lebenskrfte zuflieen zu lEr sendet keine Engel oder Geister zur Predigt des Evangeunter uns. Menschen sollen durch Menschen gewonnen we

    Wollen sie nicht wirken, wer soll den Verlorenen die rettHand reichen? Wer die so ntigen Salzkrfte jedem VolkLand mitteilen, um das Verderben aufzuhalten? Ach, wie wStrecken sind noch undurchsalzen und unerleuchtet! Ihr knLicht und Leben hngt wesentlich mit ab von der Tatkrafglubigen Gemeinde Christi.

    Die Wohlfahrt unseres Volkes

    Und so wird auchdie Wohlfahrt unseres Volkesdarauf beruhen,da die Salz- und Lichtkraft christlichen Glaubens und christLiebe in ihm nicht lnger ab- (wie an manchen Orten), sonwieder zunimmt. - Der Ort, da wir stehen, dieser TeutobuWald, hat uns vom Beginn unserer Versammlungen an an groe Befreiung gemahnt, an die der Befreiung der Germvom Joch der Rmer durch Hermann den Cherusker. Der heTag, der Tag des Herrn , gemahnt an eine noch viel grere fWelt. Macht unser Volk sich die von Christo erworbenen Heter allgemein zunutze?

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  • 8/8/2019