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22 context 9 – 2012 Dossier Versicherer Ganz ähnlich sieht das auch Jacquie-Lou Dadier von Art of Work, Personalberatung. «Die Versicherungen profitieren mo- mentan sicher davon, dass sie deutlich weniger in den negativen Schlagzeilen sind als die Banken.» Den Bankensektor nimmt sie zurzeit als sehr unruhig wahr. Und ausser solchen Klienten, die dort bereits ihre Stelle verloren haben, kämen immer wieder auch solche, die ihre Perspektiven im Banking als ungewiss einschätzten und sich schon mal präventiv über neue Möglich- keiten orientieren wollten. Für solche Leute seien die Versiche- rungen als Arbeitgeber eine Option, beispielsweise im Allfinanz- bereich, sagt Jacquie-Lou Dadier. Dass die Versicherungsbranche über Jahrzehnte als Männer- domäne galt, wie von Roman Bussinger angesprochen, bestätigt auch Selma Frasa-Odok vom SVV. «Zwar hat der Frauenanteil auf allen Hierarchiestufen zugenommen, im Kader aber ist er immer noch tief.» 80 Prozent aller Teilzeitarbeitenden in den Versiche- rungen sind Frauen. Heute sind es mehr weibliche als männliche Jugendliche, die eine Lehre in einer Versicherung beginnen. «Es liegt zweifellos im Interesse der Versicherungen, diese gut ausge- bildeten jungen Frauen und Männer mit attraktiven Arbeitsbe- dingungen im Unternehmen zu halten», meint Selma Frasa-Odok. Neue Arbeitszeitmodelle «Ja klar», heisst es bei Swiss Re auf die Frage nach innovativen Arbeitszeitmodellen. Das Unternehmen bietet ein flexibles Jah- resarbeitszeitmodell, Home-Office und Jobsharing. Zusammen mit der Credit Suisse beteiligt sich Swiss Re auch am Forum «Zu- kunft urbane Mobilität», mit dem der Einfluss flexibler Arbeits- zeiten und Arbeitsorte auf die Verkehrsbelastung untersucht wird. Und kürzlich lancierte der Rückversicherer die Initiative «Own the way you work». Damit sollen laut Brigitte Meier Mitar- beitende wie Chefs dazu ermutigt werden, dem individuellen Arbeitsstil Rechnung zu tragen, und zwar nach der Erkenntnis, dass Mitarbeitende am produktivsten seien, wenn man ihnen diesen zugestehe. Die AXA Winterthur bietet laut eigenen Angaben zusammen mit den flexiblen Arbeitszeitmodellen «sozusagen für jede Le- benssituation das passende Angebot.» Sie fördert die Vereinbar- keit von Beruf und Familie und setzt sich auf allen Hierarchie- stufen für ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis ein. Dazu gehört ein breitgefächertes Angebot: Child Care, Elder Care, Weiter auf Seite 24. « In meinem Beruf will ich gefordert sein. Wenn ich meine Arbeit als lang- weilig erlebe, lässt bei mir schnell einmal die Motivation nach. Obwohl ich im Grunde seit 19 Jahren bei der gleichen Ver- sicherung arbeite, habe ich alle paar Jahre die Stelle gewechselt. Daher fühle ich mich trotz meines relativ jungen Alters bereits wie ein alter Hase. Meine KV-Lehre habe ich bei der Al- pina gemacht. Durch eine Fusion wurde dann Zurich mein neuer Arbeitgeber. Nach dem Militärdienst konnte ich in ei- nem Schadendienstleistungszentrum erste Erfahrungen sammeln. Mein dama- liger Chef sah, dass ich ehrgeizig war, und vermittelte mir Zurich-intern eine Stelle als Junior-Spezialist für Finanzdienstleis- tungen und Leben. Ich lernte, wie man in Vorsorgefragen berät, und kam in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Kundengrup- pen. Nach und nach übernahm ich auch Aussendienst-Aufgaben, was mir sehr ent- gegenkam, da ich ein ausgesprochen kom- munikativer Mensch bin. Noch heute schätze ich den direkten Kun- denkontakt. In dieser Zeit absolvierte ich eine längere interne Weiterbildung. Ich machte mich vertraut mit fast allen Bereichen des Versiche- rungsgeschäfts: Motorfahrzeug, Haushalt, Leben, Privatrechtsschutz, Krankenkas- senberatung. Bald wurde mir angeboten, in die Bro- ker-Betreuung zu wechseln. Broker arbei- ten mit mehreren Versicherungen zusam- men. In dieser Tätigkeit hatte ich immer mehr auch mit Firmenkunden zu tun. Nach einigen Jahren spürte ich, dass wie- der die Zeit für neue Aufgaben gekommen war. Ich trat eine Stelle bei Zurich ex- clusive an. Wir be- treuen die Zurich- Mitarbeitenden hier in Glattbrugg und am Konzernhauptsitz am Mythenquai in Ver- sicherungsfragen. Vor drei Jahren habe ich ein berufsbe- gleitendes Studium an der Höheren Fach- schule Versicherungen angefangen, das ich diesen Herbst abschliessen werde. Das Studium richtet sich an beruflich ambitio- nierte Versicherungstalente mit Interesse für Gesamtzusammenhänge in der Versi- cherungswirtschaft. Es gefällt mir sehr gut. Es gibt Einblick in sämtliche Versiche- rungsprozesse, vermittelt Management- Know-how und ist auch ausgesprochen praxisbezogen. Betriebswirtschaft, Volks- wirtschaft, Projektmanagement, Führung und natürlich alle Versicherungsfächer stehen auf dem Programm. Die Dozieren- den bringen viel Berufserfahrung mit und unterrichten mehrheitlich hervorragend. Seit vier Monaten leite ich ein 10-köp- figes Verkaufssupporter-Team. Auch hier kommt mir mein Studium zugute. Was wir zum Beispiel über Führung lernen, kann ich am Arbeitsplatz gleich umsetzen.» Rolf Murbach «Ich will gefordert sein.» Matthias Achermann (34) leitet bei Zurich exclusive das Team Verkaufssupport. Diesen Herbst schliesst er die Ausbildung zum diplomierten Versicherungswirtschafter HF ab.

context 9-2012: Matthias Achermann, HFV Gen. 2009

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Matthias Achermann (34) leitet bei Zurich exclusive das Team Verkaufssupport. Diesen Herbst schliesst er die Ausbildung zum diplomierten Versicherungswirtschafter HF ab.

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Ganz ähnlich sieht das auch Jacquie-Lou Dadier von Art of Work, Personalberatung. «Die Versicherungen profitieren mo-mentan sicher davon, dass sie deutlich weniger in den negativen Schlagzeilen sind als die Banken.» Den Bankensektor nimmt sie zurzeit als sehr unruhig wahr. Und ausser solchen Klienten, die dort bereits ihre Stelle verloren haben, kämen immer wieder auch solche, die ihre Perspektiven im Banking als ungewiss einschätzten und sich schon mal präventiv über neue Möglich-keiten orientieren wollten. Für solche Leute seien die Versiche-rungen als Arbeitgeber eine Option, beispielsweise im Allfinanz-bereich, sagt Jacquie-Lou Dadier.

Dass die Versicherungsbranche über Jahrzehnte als Männer-domäne galt, wie von Roman Bussinger angesprochen, bestätigt auch Selma Frasa-Odok vom SVV. «Zwar hat der Frauenanteil auf allen Hierarchiestufen zugenommen, im Kader aber ist er immer noch tief.» 80 Prozent aller Teilzeitarbeitenden in den Versiche-rungen sind Frauen. Heute sind es mehr weibliche als männliche Jugendliche, die eine Lehre in einer Versicherung beginnen. «Es liegt zweifellos im Interesse der Versicherungen, diese gut ausge-bildeten jungen Frauen und Männer mit attraktiven Arbeitsbe-dingungen im Unternehmen zu halten», meint Selma Frasa-Odok.

Neue Arbeitszeitmodelle«Ja klar», heisst es bei Swiss Re auf die Frage nach innovativen Arbeitszeitmodellen. Das Unternehmen bietet ein flexibles Jah-resarbeitszeitmodell, Home-Office und Jobsharing. Zusammen mit der Credit Suisse beteiligt sich Swiss Re auch am Forum «Zu-kunft urbane Mobilität», mit dem der Einfluss flexibler Arbeits-zeiten und Arbeitsorte auf die Verkehrsbelastung untersucht wird. Und kürzlich lancierte der Rückversicherer die Initiative «Own the way you work». Damit sollen laut Brigitte Meier Mitar-beitende wie Chefs dazu ermutigt werden, dem individuellen Arbeitsstil Rechnung zu tragen, und zwar nach der Erkenntnis, dass Mitarbeitende am produktivsten seien, wenn man ihnen diesen zugestehe.

Die AXA Winterthur bietet laut eigenen Angaben zusammen mit den flexiblen Arbeitszeitmodellen «sozusagen für jede Le-benssituation das passende Angebot.» Sie fördert die Vereinbar-keit von Beruf und Familie und setzt sich auf allen Hierarchie-stufen für ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis ein. Dazu gehört ein breitgefächertes Angebot: Child Care, Elder Care,

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«In meinem Beruf will ich gefordert sein. Wenn ich meine Arbeit als lang-

weilig erlebe, lässt bei mir schnell einmal die Motivation nach. Obwohl ich im Grunde seit 19 Jahren bei der gleichen Ver-sicherung arbeite, habe ich alle paar Jahre die Stelle gewechselt. Daher fühle ich mich trotz meines relativ jungen Alters bereits wie ein alter Hase.

Meine KV-Lehre habe ich bei der Al-pina gemacht. Durch eine Fusion wurde dann Zurich mein neuer Arbeitgeber. Nach dem Militärdienst konnte ich in ei-nem Schadendienstleistungszentrum erste Erfahrungen sammeln. Mein dama-liger Chef sah, dass ich ehrgeizig war, und vermittelte mir Zurich-intern eine Stelle als Junior-Spezialist für Finanzdienstleis-tungen und Leben. Ich lernte, wie man in Vorsorgefragen berät, und kam in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Kundengrup-pen.

Nach und nach übernahm ich auch Aussendienst-Aufgaben, was mir sehr ent-gegenkam, da ich ein ausgesprochen kom-munikativer Mensch bin. Noch heute schätze ich den direkten Kun-denkontakt. In dieser Zeit absolvierte ich eine längere interne Weiterbildung. Ich machte mich vertraut mit fast allen Bereichen des Versiche-rungsgeschäfts: Motorfahrzeug, Haushalt, Leben, Privatrechtsschutz, Krankenkas-senberatung.

Bald wurde mir angeboten, in die Bro-ker-Betreuung zu wechseln. Broker arbei-ten mit mehreren Versicherungen zusam-

men. In dieser Tätigkeit hatte ich immer mehr auch mit Firmenkunden zu tun. Nach einigen Jahren spürte ich, dass wie-der die Zeit für neue Aufgaben gekommen

war. Ich trat eine Stelle bei Zurich ex-clusive an. Wir be-treuen die Zurich-

Mitarbeitenden hier in Glattbrugg und am Konzernhauptsitz am Mythenquai in Ver-sicherungsfragen.

Vor drei Jahren habe ich ein berufsbe-gleitendes Studium an der Höheren Fach-schule Versicherungen angefangen, das ich diesen Herbst abschliessen werde. Das Studium richtet sich an beruflich ambitio-nierte Versicherungstalente mit Interesse

für Gesamtzusammenhänge in der Versi-cherungswirtschaft. Es gefällt mir sehr gut. Es gibt Einblick in sämtliche Versiche-rungsprozesse, vermittelt Management-Know-how und ist auch ausgesprochen praxisbezogen. Betriebswirtschaft, Volks-wirtschaft, Projektmanagement, Führung und natürlich alle Versicherungsfächer stehen auf dem Programm. Die Dozieren-den bringen viel Berufserfahrung mit und unterrichten mehrheitlich hervorragend.

Seit vier Monaten leite ich ein 10-köp-figes Verkaufssupporter-Team. Auch hier kommt mir mein Studium zugute. Was wir zum Beispiel über Führung lernen, kann ich am Arbeitsplatz gleich umsetzen.» Rolf Murbach

«Ich will gefordert sein.»

Matthias Achermann (34) leitet bei Zurich exclusive das Team Verkaufssupport. Diesen Herbst schliesst er die Ausbildung zum diplomierten Versicherungswirtschafter HF ab.