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César Franck – Das Orgelwerk in drei Konzerten

César Franck Das Orgelwerk in drei Konzerten · 2019. 2. 18. · Weltausstellung im Trocadero-Saal in Paris stattfanden, am 1. Oktober 1878 zum ersten Mal auf. Die Fantasie A-Dur

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  • César Franck – Das Orgelwerk in drei Konzerten

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    César Franck (1822 – 1890) Das gesamte Orgelschaffen von César Franck umfasst einige Frühwerke, kleinere Stücke für Harmonium und die zwölf bedeutsamen Orgelwerke für eine große Orgel. In drei verschiedenen Lebensperioden sind die 12 Kompositionen entstanden: 1859 – 1862 Six Pièces pour Orgue 1878 Trois Pièces pour Orgue 1890 Trois Chorals Im Allgemeinen beziehen sich die Registrierungsanweisungen dieser 12 großen Orgelwerke auf die Orgel von St. Clotile in Paris, an der César Franck jahrelang als Organist gewirkt hat. Gleichwohl hat Franck aber auch einige seiner Werke für andere Orgeln eingerichtet. Drei Standardregistrierungen verschiedener Klangstärke sind zu beobachten:

    1. Grundstimmen 8‘ auf allen Manualen mit der Hautbois 8‘ (aus dem Schwellwerk) und 16‘ und 8‘ Grundstimmen im Pedal

    2. Zu dieser Registrierung kommen die Zungen („Anches“) des Schwellwerkes und die 16‘ Grundstimmen des Hauptwerks und Positivs

    3. „Grand Choeur“ entspricht einer Art „Tutti“ Registrierung 4. Darüber hinaus erklingen in fast jedem Werk Einzelregister (in Begleitung auf

    einem anderen Manual) wie: Voix céleste, Hautbois 8‘, Trompette 8‘, Voix humaine 8‘, Cromorne 8‘ und Flöten 8‘

    In vielen Werken gibt es noch eine kompositorische Eigenart: Es finden sich Passagen, in denen mit allen Manualkoppeln auf dem Hauptwerk gespielt wird, wo Franck aber gleichfalls die Pedalstimme in der linken Hand verdoppelt. Diese doppelte Notierung war aus Gründen der fehlenden Koppel Schwellwerk/Pedal notwendig. Nur so konnte Franck auch die Farbe des Schwellwerks in das Pedal hineinnehmen.

    Die Rieger-Orgel in St. Johannes Baptist mit ihrem reichen Registerfundus und dem ideal besetzten Schwellwerk ist somit bestens für die Wiedergabe der französischen Orgelmusik, insbesondere der Orgelwerke von César Franck geeignet.

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    Konzert am 24.02.2019

    Fantasie C-Dur op.16 Die Fantasie lässt sich in vier Abschnitte unterteilen: 1. Poco lento: choralartiges Thema, danach neues Thema als Kanon zwischen

    Mittelstimme und Pedal, Anfangsthema mit Überleitung zum… 2. Allegretto cantando Drei Themen:

    1. Thema: Trompete (solo) dazu gleichzeitig das zweite Thema (Begleitung)

    2. Aus dem Material des ersten Themas entwickelt sich das dritte Thema

    3. Quasi lento starke akkordliche Überleitung zum… 4. Adagio choralartiger Charakter mit der Registrierung „Voix humaine“

    Fantasie A-Dur (aus: Trois Pièces) Die „Trois Pièces“ führte Franck in einem der 15 Orgelkonzerte, die anlässlich der Weltausstellung im Trocadero-Saal in Paris stattfanden, am 1. Oktober 1878 zum ersten Mal auf. Die Fantasie A-Dur ist dreiteilig aufgebaut 1. Die ersten acht Takte im Unisono (Notenbeispiel Seite 1), mit einem rhythmischen Element, dass das ganze Stück hindurch ein wuchtiges Hauptthema bildet, werden von einem betrachtenden, harmonischen Teil von vier Takten beantwortet. 2. Danach erfährt die Komposition ihre erste Steigerung und führt zum Höhepunkt, wo das erste und zweite Thema aufeinandergetürmt werden. 3. die große Bewegtheit kehrt zu einer ruhigen Betrachtung zurück. Das Stück endet In a-moll (obwohl es in A-Dur steht). Das ist eine Seltenheit bei Franck

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    Grande Pièce Symphonique op.17 Mit diesem größten Orgelwerk Francks begründet er die große französische Orgelsymphonik. Ihr Formschema entspricht dem Prinzip der Sonate: 1. Introduktion (Andantino serioso) besteht aus zwei Elementen: den ruhigen, fast schwermütigen Tongirlanden des Anfangsmotivs,

    antwortet nach einem kräftigen, dynamischen Crescendo das markante Hauptthema im Pedal (Allegro non troppo e maestoso). Verarbeitung des Themas wie in einer Sonate

    2. Der „zweite Satz“ nimmt die Stelle einer Durchführung ein vereinigt in der Form

    A-B-A die Satztypen: langsamer Satz (Andante) mit Solostimme Cromorne 8‘, „Scherzo“ (Allegro) und verkürztes Andante (Registrierung: Voix celeste).

    3. Eine Überleitung rekapituliert alle Haupthemen des Werkes und mündet in eine Fuge. Statt einer kunstvollen Fugenkontrapunktik, endet Franck jedoch in klassisch-symphonischer Manier und „arbeitet“ vielmehr mit dem Fugenmotiv. Das großartige Werk mündet schließlich in eine straffe Coda und endet in einem glänzenden Fis-Dur.

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    Konzert am 26.05.2019

    Grand Choeur Dieses kürzere Orgelwerk stammt aus der Sammlung „L’Organiste“. Die Stücke dieser Sammlung waren wahlweise für Harmonium oder Orgel ausführbar. Das Harmonium war zu jener Zeit ein gängiges Gebrauchsinstrument in Frankreichs Kirchen. Auch weitere bekannte Komponisten (Boellmann, Lefebure-Wely, Vierne) um nur einige zu nennen, komponierten verhältnismäßig einfache Stücke für diese Besetzung. „Grand Choeur“ ist der Titel einer französischen Registrieranweisung und entspricht praktisch einer „Tutti“ Registrierung, wobei in einem französischen „Tutti“ die Zungenstimmen dominanter sind.

    Andantino Das in g-moll stehende Orgelwerk wurde um 1858 komponiert und in einem Einzelband im Druck erschienen. Ein Oboen-Solo wird mit einem Flötenregister begleitet.

    Pastorale op. 19 Die Pastorale gehört, wie die weiteren von hier ab gespielten Werke, zu den „Six Pièces“. Das Werk ist dreiteilig aufgebaut: Andantino: zwei gegensätzliche Passagen wechseln sich ständig ab A: Hirtenmelodie (Oboe 8‘) B: Choralmelodie (Grundstimmen 16‘+ 8‘) Allegretto: Anfangsthema mit rhythmischer Veränderung, Staccato-Akkorden, Fugato, Wiederholung der Akkordischen Partie Andantino: Wiederholung fast aller Teile des ersten Andantino Kombination beider Themen durch Überlagerungen

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    (Notenbeispiel: Beginn des Allegrettos)

    Priére op. 20 Priére bedeutet übersetzt „Gebet“ und ist ein ganz besonderes, tief inspiriertes Orgelwerk von Franck. Es gliedert sich grob in zwei Teile, die durch einen rezitativischen Abschnitt voneinander getrennt werden. Das Andante sostenuto beginnt mit dem ersten Thema in der für Franck typischen Registrierung Grundstimmen (Fonds) 8‘ mit der Oboe 8‘. Etwas weiter setzt das zweite Thema in der Pedalstimme ein, das dritte Thema beginnt in der Sopranstimme. (Beginn (erstes Thema))

    (zweites Thema (Pedaleinsatz))

    (drittes Thema (Sopranstimme))

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    Das „Recitativo“ wird zweimal von der Trompete mit dem ersten Thema vorgetragen, die jeweils von kurzen Zwischenspielen unterbrochen werden. Anschließend erklingt eine in Oktaven ausgeführte Triolenfigur als Überleitung zum… 2. Teil des Werkes: zunächst wie der Beginn des Werkes, anschließend eine Triolenvariante (2 gegen 3), Überlagerung von drei Motiven. Verarbeitung des dritten Themas und allmähliche, thematische Beendigung. Das gesamte Werk ist durchzogen von hoher kontrapunktischer Arbeit, wie Imitation, Kanon, Überlagerungen von zwei bis drei Themen.

    Prelude, Fugue et Variation op. 18 Prélude: 1. Thema in gleichmäßiger Achtelbewegung 2. Thema Intervallvergrößerung anschließend ein Langsam, akkordischer Satz (Lento) Fuge: melodisches Thema, Erinnerung an das zweite Thema des Préludes Variation: wie Prélude, nur mit 16tel Läufen in der begleitenden Unterstimme. (1. Thema)

    (2. Thema)

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    Finale op. 21 Das Final ist wohl die früheste Komposition der Sammlung der „Six Pièces“. Das 1859 komponierte Werk widmete Franck seinem Kollegen J. Lefebure-Wely, der für seine pompösen Effekte auf der Orgel berühmt war. Diese scheinen Franck bei der Komposition beeinflusst zu haben. Ein fanfarenartiges Thema (welches zu Beginn in einem überaus langen Pedalsolo beginnt, durchzieht das ganze Stück.

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    Konzert am 01.09.2019

    Pièce heroique Das dreiteilige Werk aus den „Trois Pièces“ wird mit dem triumphalen, schwungvollen Hauptthema, den Staccato-Akkorden in der Begleitung und den Fanfaren – und Paukenmotiven im Pedal ihrem Titel gerecht. Der gesamte erste Teil wird vom Hauptthema und aus ihm abgeleiteten Themen gestaltet. Der zweite Teil wird eingeleitet mit dem Paukenmotiv des Pedals. Das vom rhythmischen Hauptthema unabhängige neue melodische Thema findet seine Durchführung in einer Sequenzierung der Schlussmotivik. Das ostinate Paukenmotiv im Pedal führt zum Höhepunkt und eine kurze Überleitung mündet in den dritten Teil. Eine verkürzte Reprise koppelt die Themen des ersten Teils aneinander und mündet in einen hymnenartigen Choral über das Thema des zweiten Teils.

    Cantabile H-Dur Dies ist das kürzeste Stück innerhalb der 12 großen Orgelwerke. Es basiert auf einer einzigen Melodie, die äußerst kantabel und voller Charme ist. Franck soll dieses Werk für das neue Clarinetten Register von Cavaaille-Coll geschrieben haben, obwohl in seiner Registrierangabe als Soloregister Grundstimmen, Oboe und Trompete angegeben sind.

    Trois Chorals Die drei Choräle Francks unterscheiden sich von traditionellen Choralbearbeitungen dadurch, dass sie nicht auf einen liturgischen Hymnus basieren, sondern fiktiv, frei erfunden sind. Der Choral, als das eigentliche Hauptthema, entwickelt sich im Verlauf des Stückes, nimmt an Stärke zu und bricht erst am Schluss in vollem Triumph, als wirklich eindeutig bestimmbarer Choral hervor. Man wird bei so großer Verschiedenheit behaupten können, dass der erste Choral der am meisten konstruktive und ausgearbeitete, der zweite der zutiefst mystische und verinnerlichte und der dritte der brillanteste ist. Die Choräle komponierte Franck in kurzer Zeit unmittelbar vor seinem Tod. Mit seinem Schüler Charles Tournemire spielte der Komponist noch am Klavier, während er die Aufführung auf der Orgel nicht mehr erlebte.

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    1. Choral in E-Dur Die Großform des Chorals präsentiert sich folgendermaßen: Exposition > verhaltener Beginn mit Grundstimmen gespielt > der eigentliche Choral erscheint schließlich mit der „Voix humaine“ gespielt 1. Variation (Trompete als Soloregister) Zwischenspiel („Tutti“ Registrierung) 2. Variation (Akkordische Takte wechseln mit rascheren, imitierenden ab; Melodie wird in einzelne Motive zelegt) Choral

    ➢ Hier beginnt der „Choral“

    2. Choral in h-moll Der zweite Choral besteht aus vier großen Abschnitten: Passacaglia (über das „Choralthema“) --- siehe Notenbeispiel Pedalstimme Zweite Thema im Sopran, nach der dritten „Variation“ Choralähnlicher Abschnitt mit Zwischenspielen „Largo“ in H-Dur (Voix humaine) „Largamente con fantasia“ (Plenum) Fuge mit Kopplung des Passacaglia-Themas Finale (Reprise) (Notenbeispiel nächste Seite)

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    3. Choral in a-moll Dieser Choral besteht aus einer großen Dreiteiligkeit: Der erste Teil beginnt mit gebrochenen Dreiklängen, etwas später beginnt das zweite Thema, der eigentliche Choral. Als zweiter Teil folgt ein sehr ausdrucksstarkes „Adagio“ mit der von Franck häufig verwendeten Soloregistrierung: Fonds 8‘, Hautbois, Trompette. Der dritte Teil greift auf das Anfangsthema – und Tempo zurück. Der vollständige Choral wird zum Schluss glanzvoll vorgetragen. > Hier beginnt der Choral

    Für die Texte zu den Orgelwerken Francks danke ich Herrn Helmut Peters, dem ehemaligen Domorganisten von Paderborn, der das Orgelwerk im Jahr 1996 im Hohen Dom zu Paderborn komplett aufgeführt hat.

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    Disposition der Rieger-Orgel (2001) in Paderborn-Wewer I. Manual – Rückpositiv Holzgedackt 8‘ Quintade 8‘ Prinzipal 4‘ Koppelflöte 4‘ Flachflöte 2‘ Sesquialtera 2 2/3‘ Larigot 1 1/3‘ Scharff 1‘ Cromorne 8‘ Tremulant

    II. Manual – Hauptwerk Bourdon 16‘ Principal 8‘ Flute harmonique 8‘ Rohrflöte 8‘ Viola da Gamba 8‘ Oktave 4‘ Nachthorn 4‘ Quinte 2 2/3‘ Superoktav 2‘ Mixtur 1 1/3‘ Cornet 8‘ Trompete 16‘ Trompete 8‘ Zimbelstern

    III. Manual – Schwellwerk Bourdon 16‘ Geigenprincipal 8‘ Bourdon 8‘ Gamba 8‘ Voix céleste 8‘ Prestant 4‘ Flute octaviante 4‘ Nasard harm. 2 2/3‘ Octavin 2‘ Tierce harm. 1 3/5‘ Fourniture 2 2/3‘ Basson 16‘ Trompette harm. 8‘ Hautbois 8‘ Voix humaine 8‘ Clairon 4‘ Tremulant

    Pedal Principal 16‘ Subbaß 16‘ Quintbaß 10 2/3‘ Oktavbaß 8‘ Gemshorn 8‘ Choralbaß 4‘ Bombarde 16‘ Trompete 8‘

    Koppeln: III/II, III/I, I/II, I/P, II/P, III/P 796 Setzer Insgesamt 3219 Pfeifen

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    Sebastian Freitag studierte an der Hochschule für Musik in Detmold die Fächer Katholische Kirchenmusik (A-Examen) und Orgel bei den Professoren Gerhard Weinberger, Martin Sander und Tomasz Adam Nowak. 2017 schloss er seine Studien mit dem „Konzertexamen“ im Fach Orgel ab. Meisterkurse u.a. bei Edgar Krapp, Michael Radulescu und Wolfgang Zerer ergänzen die Ausbildung. Von 2011 bis 2013 wirkte er als Interims-Domorganist am Hohen Dom zu Paderborn. Seit Oktober 2013 ist er Dekanatskirchenmusiker des Dekanats Paderborn mit Dienstsitz in Schloss Neuhaus. In dieser Funktion leitet und organisiert er die Konzerte im Dekanat Paderborn.Seit dem WS 2017 hat er außerdem einen Lehrauftrag für Orgel an der Universität Paderborn. 2018 spielte er in Paderborn in 15 Konzerten das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach. CD, Rundfunk – und Fernsehaufnahmen sowie Konzerte als Organist und Continuospieler runden seine Tätigkeit ab.

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    Orgelzyklus St. Johannes Baptist 2019 17.03. Johannes Unger (Lübeck) 24.03. Paul Thissen (Bielefeld) 31.03 Sebastian Freitag (Paderborn) 06.10. Christian Skobowski (Ratzeburg) 13.10. Sebastian Freitag (Paderborn) 20.10. Thiemo Janssen (Norden) 27.10. Lisa Hummel (Leipzig) „junge Preisträger zu Gast“ Freier Eintritt zu allen Konzerten! Am Ausgang wird eine Spende erbeten, die zur Förderung der Konzerte im Dekanat Paderborn bestimmt ist.

    Paderborn-Wewer

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