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CSR – Gesellschaſtliche Verantwortung von Unternehmen Toolbox Wege zu einer Regionalen CSR-Charta in Südbrandenburg Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz

CSR – Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen

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CSR – Gesellschaft liche Verantwortung von UnternehmenToolbox

Wege zu einer Regionalen CSR-Charta in Südbrandenburg

Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz

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CSR – Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen. Wege zu einer Regionalen CSR-Charta in Südbrandenburg. „Instrumen-

tenkoffer“ (Langfassung). Herausgeber: Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz mbH, Finsterwalde 2013. Gemeinsam mit Wirt-

schaftsentwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft – WEQUA GmbH, Horizont – Sozialwerk für Integration GmbH, IMU-Institut

Berlin GmbH.

Gefördert im Rahmen des Projektes „Unternehmensnetzwerk für Beschäftigungsintegration“ durch das Bundesministerium für

Arbeit und Soziales und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.

Gesellschaftliche Verantwortung im Mittelstand – ein Förderprogramm des

Bundesministeriums für Arbeit und Soziales

Satz und Gestaltung:

© 03/2013 - Full-Service Werbeagentur siriusmedia GmbH, Wiebelstraße 4a, 04315 Leipzig

Tel: 0341 / 27 11 85-0 - [email protected] - www.siriusmedia.de

Foto Titelseite: © nyul/Fotolia.com, Fotos Seite 15, 22: Images licensed by Ingram Publishing

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Inhalt

Was ist CSR? 4

CSR und unsere Region 7

1. Unterstützung sozialwirtschaftlicher Arbeitssektor 8

1.1 Unternehmensnahe Integrationswerkstätten 101.2 Arbeit im Unternehmen erproben 121.3 Produkte und Zulieferung für Unternehmen 131.4 Dienstleistungen für Unternehmen und Kommunen 151.5 Motivationstraining im Therapie- und Erlebnispark 171.6 Ehrenamtliche HelferInnen-Kreise 171.7 Zusammenfassung: Unternehmen unterstützen

den Aufbau eines regionalen sozialwirtschaftlichen Arbeitssektors 19

2. Engagement für Jugendliche – Nachwuchs für Unternehmen 20

2.1. Schüler-AG 212.2 Bildungsketten von der Schule zur Ausbildung 232.3 Juselhalle für Jung und Alt 242.4 Was können Unternehmen tun? 25

3. Familienfreundliche Unternehmen und CSR-Vereinbarkeitslösungen 26

3.1 Mütter, Väter, Eltern 263.2 Mitarbeiter/-innen mit pflegebedürftigen Familienangehörigen 283.3 Personalketten und Qualifizierung der Mitarbeiter/-innen 293.4 Regionale CSR-Agenda? 30

Übersicht: CSR-Tableau in der Region 31

Kontakt 32

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Was ist CSR?

Für die meisten kleinen und mittleren Unternehmen ist es selbstverständlich, dass sie soziale und gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen:

� für gemeinnützige Projekte in der Region.

� für die Jugend und den Fachkräftenachwuchs

� für die Arbeitsmarktintegration von Langzeitarbeitslosen

� für die beschäftigten Mitarbeiter-/innen im eigenen Betrieb.

Unternehmen unterstützen Schulen und Vereine, helfen Jugendlichen bei der Berufsorientierung oder engagieren sich für den Nachwuchs an Fachkräften. Durch die Zusammenarbeit mit Beschäfti-gungs- und Bildungsträgern helfen sie Langzeitarbeitslosen, wieder eine bezahlte Arbeit zu finden. Auch für die eigenen Mitarbeiter/-innen suchen sie nach Wegen, um Familie und Beruf, Kinderer-ziehung und Beruf oder Pflege und Beruf besser miteinander vereinbaren zu können.

Mit dem Begriff „Corporate Social Responsibility“ (CSR), übersetzt etwa: „Gesellschaftliche Verant-wortung von Unternehmen“, wird ein solches freiwilliges Engagement der Wirtschaft beschrieben.

Bundes- und europaweit integrieren immer mehr Firmen das Thema CSR in ihre Unternehmens-strategie. Sie betrachten dies als eine Quelle für wirtschaftlichen Erfolg, für gute Mitarbeitermoti-vation und für eine gute Verankerung in der Region.

Die Bundesregierung verabschiedete am 6. Oktober 2010 die Nationale Strategie zur gesellschaft-lichen Verantwortung von Unternehmen in Form eines Aktionsplans CSR. Zentrale Idee dieses Aktionsplanes ist es, das sich CSR für Unternehmen und Gesellschaft lohnt. CSR biete für Deutsch-land die Chance, sowohl die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig zu stärken, als auch Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen zu finden.

Internet: www.csr-in-deutschland.de.

Corporate Social Responsibility Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen

CSR bedeutet, dass Unternehmen – über ihre rechtlichen Pflichten hinaus gehend – freiwillig gesellschaftliche Verantwortung übernehmen: für ihre Mitarbeiter/-innen, für die Region, für die Gesellschaft und die Umwelt.

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Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales…

... hat unter dem Label „UnternehmensWerte“ eine Publikation „Die DIN ISO 26000 heraus-gegeben. Darin heißt es im Vorwort: „CSR hilft nicht nur der Gesellschaft, sondern vor allem den Unternehmen selbst: Es ist kein Zufall, wenn nachhaltig wirtschaftende Betriebe überdurch-schnittlich gut im Wettbewerb dastehen. Denn Unternehmen handeln im eigenen Interesse, wenn sie durch Initiativen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie ihren Fachkräftebedarf sichern, durch Energiesparmaßnahmen Produktionskosten senken, oder durch soziales Engagement die Iden-tifikation und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter stär-ken. Nicht zuletzt verbessert eine überzeugende CSR-Strategie das Ansehen des Unternehmens in der Branche, bei Kunden und in der Gesellschaft insgesamt.“

Die DIN ISO 26000 ist der erste Leitfaden dieser Art, der sich explizit an alle Arten von Organisa-tionen richtet. Ihr Zweck ist Orientierung, nicht Zertifizierung. Daneben gibt es die internationale Norm SA 8000, nach der sich (vor allem transnationale) Unternehmen hinsichtlich ihrer Sozial- und Arbeitsstandards bei der Social Accountability International (New York) zertifizieren lassen können.

Die Europäische Kommission…

... veröffentlichte im Oktober 2011 eine neue Strategie und einen Aktionsplan zur sozialen Verantwortung der Unterneh-men. Sie sollen auf ein Verfahren zurück-greifen können, mit dem soziale, ökologi-sche und ethische Belange sowie Menschenrechtsfragen in enger Zusam-menarbeit mit den jeweiligen Verantwor-tungsträgern in die Betriebsführung und in ihre Kernstrategie integriert werden.

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Die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung wird immer mehr zu einem Markenzeichen von Unternehmen im In- und Ausland. Verlässliche „UnternehmensWerte“ steigern die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit kleiner und großer Unternehmen. Unternehmen reduzieren Umweltbelastungen, sie motivieren ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und blenden deren soziale Belange nicht aus; sie sorgen dafür, dass entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette eine menschengerechte Wertschöpfung stattfindet

.Die Forderung eines Unternehmens an seine Zulieferer aus Entwicklungsländern, dass ihre Produkte ausschließlich ohne Kinderarbeit hergestellt werden, ist ein gutes Beispiel für CSR. Ein anderes Beispiel: wie gehen Unternehmen mit Einfacharbeit um? Auslagern in Billiglohnländer? Einkaufen von ausländischen Billiglohnarbeitern? Eine Alternative könnte die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen aus der Region sein – in regulären Arbeitsverhältnissen, mit Arbeitern aus der Horizont – Sozialwerk für Integration GmbH.

CSR…

� fördert die Solidarität in unserer Gesellschaft;

� steigert die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit kleiner und großer Unter-nehmen:

� heißt, die Globalisierung des Marktes sozial zu gestalten;

� bedeutet, darauf zu achten, dass am Produktionsstandort keine Schadstoffe austreten und die Umwelt nicht verschmutzt wird.

� CSR als verantwortungsbewusstes Handeln von Unternehmen soll für die Kunden am Markt, ebenso für die Verbraucherinnen und Verbraucher sichtbarer werden.

� CSR schließt ein, sich für die Entwicklung der Region, in der das Unternehmen tätig ist, zu engagieren, zum Beispiel für die Jugend und den Fachkräftenachwuchs, für Langzeitarbeits-lose und Armenmilieus, die Unterstützung für die Integration in Gesellschaft und Arbeit benötigen.

� CSR motiviert die Mitarbeiter/-innen im eigenen Unternehmen durch Engagement für de-ren sozialen Belange. Für die Beschäftigten ist es nicht nur wichtig, Geld mit ihrer Arbeit zu verdienen; sie wollen auch in einem Unternehmen mit guten „Unternehmenswerten“ tätig sein.

Internet:

http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sustainable-business/corporate-social- responsibility/index_de.htm

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CSR und unsere Region

Unternehmen brauchen in ihrem Umfeld eine intakte, attraktive Region.

� Nur so können sich die Beschäftigten im Unternehmen wohl fühlen.

� Nur dann suchen und finden Jugendliche eine berufliche und Lebensperspektive in ihrer eigenen Heimat.

� Nur eine attraktive Region macht Unternehmen für auswärtige Fachkräfte oder für Hoch-schulabsolventen interessant.

Es gibt viele Unternehmen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Region Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz engagieren. Sie geben Spenden an den Sportverein oder unterstützen Kulturveranstaltungen. Sie geben Aufträge an Behindertenwerkstätten oder unterstützen kreative Jugendprojekte.

Der Wettbewerb ist Bestandteil des Projektes „Entwicklung einer familien- und kinderfreundlichen Referenzregion“ im Landkreis Elbe-Elster. Es handelt sich um die derzeit am meisten verbreitete CSR-Initiative in der Region.

Kammern, Unternehmer- und Gewerkschaftsverbände unterstützen die Initiativen für CSR in der Region. Eine Erweiterung und Bündelung der Initiativen, ihre gemeinsame Vermarktung nach außen würde die Region noch attraktiver machen und den Unternehmen helfen, ihre Marktpositio-nen zu verbessern.

Die Herausgeber dieser Broschüre streben deshalb in ihrem gemeinsamen Projekt an, CSR-Themen in den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie Südbrandenburgs, in den Wirtschaftszwei-gen Erneuerbare Energien und weiteren zu erproben und zu einer gemeinsamen Strategie in der Region weiter zu führen.

Im Landkreis Elbe-Elster hatten im Jahre 2012 der Landkreis zusammen mit dem Arbeitgeber-service Elbe-Elster der Bundesagentur für Arbeit Cottbus, dem Jobcenter Elbe-Elster, der Regi-onalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Elbe-Elster mbH sowie der Sparkasse Elbe-Elster zum ersten Mal den Preis „Familienfreundliches Unternehmen“ ausgelobt. Insgesamt 32 Betriebe beteiligten sich am Wettbewerb. Die ersten Preise erlangten bei den größeren Unternehmen die Medizintechnik und Sanitätshaus Kröger GmbH in Massen, bei den mittelständischen Un-ternehmen die Häusliche Alten- und Krankenpflege Fatima Krumpfe aus Mühlberg und bei den kleinen Unternehmen Steuerberatungsbüro Boche & Kollegen aus Massen

Das Projekt orientiert sich hierbei auf drei CSR-Schwerpunkte:A) Unterstützung sozialwirtschaftlicher Arbeitssektor – Langzeitarbeitslose in Arbeit!B) Engagement für Jugendliche – Nachwuchs für Unternehmen!C) Vereinbarkeitslösungen im Unternehmen – Soziales Engagement für die Beschäftigten!

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1. Unterstützung sozialwirtschaftlicher Arbeitssektor

Über 10.000 Menschen sind in den Landkreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz mehr als ein Jahr ungewollt ohne reguläre Arbeit – nicht wenige 5, 10 oder 15 Jahre. Die Statistik der Lang-zeitarbeitslosigkeit weist dies nur partiell aus. Nicht gezählt werden zum Beispiel Hartz-IV-Empfän-ger, die gerade eine Arbeitsmarktmaßnahme nach SGB II/III durchlaufen oder ältere Hartz-IV-Emp-fänger, wenn ihnen kein Job angeboten werden kann (§ 53a SGB II). Auch Nichtleistungsbezieher sind nicht in die Statistik der Langzeitarbeitslosen eingerechnet, obwohl von denen ebenfalls viele seit Jahren eine reguläre Arbeit suchen.

Es wird immer schwieriger, diese Menschen in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Die Aufnah-mekapazität der Wirtschaft ist begrenzt, vor allem für Menschen, die jahre- oder jahrzehntelang aus dem Arbeitsleben ausgeschieden und an die heutigen Anforderungen nicht mehr so ohne wei-teres heran geführt werden können. Die Lücke der Wirtschaft bei den Fachkräften kann aus dem Bereich der Langzeitarbeitslosen nicht direkt geschlossen werden … partiell aber indirekt: indem Unternehmen ihre eigenes Personal aus einfacheren Arbeitsbereichen für höherwertige Aufgaben qualifizieren und die einfacheren Arbeiten aus dem Bereich der Langzeitarbeitslosen abdecken.

Langzeitarbeitslose hierauf vorzubereiten, können spezielle Sozialunternehmen realisieren, die sich die Aufgabe stellen, Langzeitarbeitslose über Jahre hinweg in regulären Arbeitsverhältnissen zu beschäftigen und nach jahrelangem „Training in Arbeit“ in Wirtschaftsunternehmen zu integrieren.

Langzeitarbeitslosigkeit – häufig verbunden mit einer generationsübergreifenden Verfestigung von Armutsmilieus und mit mangelnder Bildungsteilhabe – ist das brennendste gesellschaftli-che Problem der Region. Kinder von Langzeitarbeitslosen gehen in ihr weiteres Leben häufiger als andere ohne Berufsabschluss und ohne Arbeit.

Das gemeinnützige Sozialunternehmen „Horizont – Sozialwerk für Integration GmbH in den Landkreisen Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz ist ein Pilotbeispiel in Brandenburg für den Aufbau eines regionalen sozialwirtschaftlichen Arbeitssektors. Seit dem Jahre 2007 werden hier Beschäftigungsverhältnisse für schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose aufgebaut. Das Sozial-unternehmen hat inzwischen um die 100 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhält-nisse.

Die Beschäftigten stellen Produkte her, erarbeiten Dienstleistungen am Markt, sind im Auf-trag von Kommunen, Unternehmen und Verbänden tätig. Die Arbeiterinnen und Arbeiter des Sozialwerkes werden besonders angeleitet und betreut. Neben ihren wirtschaftlichen Einnah-men werden die Personalkosten durch Zuschüsse finanziert, die prinzipiell jedes Unternehmen erhalten kann.

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Durch die reguläre Anstellung von schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen in Sozialunterneh-men werden mehrjährige Trainingsprozesse ohne Unterbrechung möglich. Sie erwirtschaften dabei auch Einnahmen, ohne die der Zweck der Arbeitsmarktintegration nicht erreicht werden könnte. Die Arbeit muss real sein, wenn schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose nach Jahren wieder die Voraussetzungen für einen Übergang in den ersten Arbeitsmarkt erreichen sollen.

� Spezielle Ziele: Im Vordergrund steht die Realisierung sozialer Ziele, die unter Einschluss auch wirtschaftlicher Betätigung realisiert werden.

� Nutzung öffentlicher Förderungen: Für die Finanzierung Arbeitsverhältnisse werden die gesetzlichen Arbeitsmarktförderungen genutzt, die Förderungen für schwerbehinderte Menschen, die Bewerbung um öffentlich geförderte gemeinnützige Projekte aus Mitteln der Europäischen Union, des Bundes oder des Landes. Hilfreich wäre weiterhin die konditio-nierte Aktivierung passiver Leistungen: Statt Hartz IV zu zahlen, könnte dieses Geld in einem Übergangszeitraum als Lohnkostenzuschuss gegeben werden. In Deutschland ist dies derzeit aus den Mitteln der Bundesagentur nicht möglich (in anderen Ländern durchaus). Bei den Kosten der Unterkunft als Teil von Hartz IV, die von den Landkreisen verantwortet werden, startet derzeit im Landkreis Elbe-Elster ein Pilotvorhaben, um diese Mittel bei der Einstel-lung von schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen zeitweilig in die Lohnförderung hinein zu geben, sofern diese Menschen aus den Kosten der Unterkunft durch ihre neue Arbeit heraus fallen.

� Eigene wirtschaftliche Einnahmen: Ebenso wichtig für die Finanzierung der Arbeitsverhält-nisse sind die wirtschaftlichen Einnahmen, die das Sozialunternehmen erzielen muss, weil die öffentliche Förderung der Arbeitsverhältnisse immer nur einen Teil der Lohnfinanzierung erbringen kann und auch die allgemeinen Betriebskosten und die Kosten für Führungs-, Anleitungs- und Verwaltungspersonal getragen werden müssen.

� Stufenweise Beschäftigung: Beschäftigung beginnt oft mit Freiwilligkeit – in diesem Falle ist keine Betätigung am Markt erlaubt. Wenn Menschen in Arbeitsverhältnissen angestellt wer-den, ist dies hingegen möglich. Das Sozialwerk Horizont hat mittlerweile viele Arbeiterinnen und Arbeiter in regulären Arbeitsverhältnissen angestellt – gleichwertig mit Arbeitsverhält-nissen am ersten Arbeitsmarkt.

� Einbettung in das regionale Wirtschafts- und Gesellschaftssystem: Der sozialwirtschaftliche Arbeitssektor kann sich nicht isoliert entwickeln. Er braucht den Partner Wirtschaft, um schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose und Beschäftigte für die Wirtschaft vorzubereiten und auch, um Einnahmen zu generieren. Konkurrenzen sind nicht ausgeschlossen, aber hauptsächlich geht es um Ergänzung und Zusammenarbeit. Sozialwirtschaft entwickelt ebenso Partnerschaften in die regionale Gesellschaft und in das regionale Sozialsystem, ermöglicht und fördert Ehrenamt, beteiligt sich an der Lösung sozialer und Gesundheits-probleme wie zum Beispiel an der Betreuung von Demenzkranken, an der Inklusion von Menschen mit Migrationshintergrund oder an der sozialen Teilhabe von Kinder und Familien in Armenmilieus. Bei all dem geht es um Mildtätigkeit, aber auch um Kreativität, um Aktivie-rung, Mobilisierung.

Worin liegen die Besonderheiten eines regionalen sozialwirtschaftlichen Arbeitssektors für Menschen, die am ersten Arbeitsmarkt auf längere Sicht keine Chance ha-ben? Und wo liegen die Brücken in Wirtschaft und Gesellschaft?

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� Der sozialwirtschaftliche Arbeitssektor hat betriebswirtschaftliche Besonderheiten: für Ent-wicklung und ebenso für die Entwicklung einzelner Arbeitsverhältnisse spielt der Aufschluss von sozialem und humanem Kapital eine zentrale Rolle – finanzielles Kapital kann sich erst nach und nach aufbauen. Die Beschäftigungstätigkeiten vollziehen sich vorzugsweise in Geschäftsfeldern, die weder vom Staat noch vom Markt abgedeckt werden. Die Märkte sind eher lokal und regional, weniger global. Die Vernetzung mit dem regionalen Wirtschaftssys-tem, dem regionalen Sozialsystem und mit bürgerschaftlichem Engagement sind essentielle Grundlagen sozialwirtschaftlicher Unternehmensstrategien. Marketing zielt nicht nur auf den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen, sondern ebenso auf soziale Ziele und ge-sellschaftliche Verantwortung (CSR). Die wirtschaftliche Betriebsführung zielt auf Gewinne, die aber wiederum für soziale Ziele verwendet werden.

Der Aufbau von regionalen sozialwirtschaftlichen Arbeitssektoren in Brandenburg kann eine der er-forderlichen Antworten auf den fortwährenden Wandel der Gesellschaft sein. In der Europäischen Union werden solche Wege aufmerksam verfolgt und unterstützt. Auch das neue KfW Programm zur Finanzierung von Sozialunternehmen ist in diesem Zusammenhang zu sehen.

Gewiss ist es möglich, in einem sozialwirtschaftlichen Sektor traditionelle Produkte und Dienstleis-tungen anzubieten, vor allem dann, wenn es Unikate sind, für die es am Markt ansonsten kaum Anbieter gibt – oder im Arrangement oder manchmal auch in Konkurrenz mit Marktanbietern. Ohne dies würde keine hinreichende wirtschaftliche Grundlage zur Verfügung stehen.

Vor allem aber kommt es darauf an, neue Produkte und Dienstleistungen oder auch Tauschnetz-werke und solidarische Formen der Ökonomie zu entwickeln, darunter für den Bedarf von Men-schen in Langzeitarbeitslosenmilieus, oder sich einzubringen in den Aufbau lokaler Wirtschaftsket-ten. Dies alles kann mit einer Veränderung von Lebensweisen und Kultur verbunden sein, mit der Verbindung von Arbeit und Lernen, von Arbeit, gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung.

Und wenn es gelänge, Einfacharbeiten und zukunftsfähige Technologien, Einfacharbeiten und Hochschulen zu verbinden, die Einbindung von Einfacharbeit in die Herstellung von Produkten mit weniger Energie und Material, mit attraktivem Design oder mit kreativen Organisationsprozessen, würde dies die Arbeitsförderung in Teilen auf neue Füße stellen.

1.1 Unternehmensnahe Integrationswerkstätten

Unternehmen haben in ihrem Reproduktionsprozess oft Berei-che, in denen Einfacharbeiten ausgeführt werden. Dazu gehö-ren zum Beispiel die Verpackung, Lager- und Logistikarbeiten, einfache Fließbandmontage, halbautomatisierte oder manuelle Stückarbeit, Reinigungsarbeiten an Maschinen, Gebäuden, Flächen oder anderes. Prinzipiell sind diese Arbeiten dazu geeignet, schwer vermittelbare Lang-zeitarbeitslose oder Behinderte, die in einem Sozialunternehmen mit regulären Arbeitsverträgen beschäftigt sind, in diese Wirtschaftsbereiche zu integrieren.

� Die Arbeiter bleiben Beschäftigte des Sozialunternehmens, arbeiten aber für längere Dauer und auf vertraglicher Grundlage beim Wirtschaftsunternehmen, arbeiten dort eventuell in

Kontakt:

Karsten Lange, Horizont: Tel: (0 35 74) 46 76 21 48

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speziellen Bereichen, idealerweise auch im Arbeitskontakt mit den Beschäftigten des Wirt-schaftsunternehmens. Oder bestimmte Einfacharbeiten, Fertigungsstrecken werden direkt ins Sozialunternehmen ausgelagert.

� Es handelt sich nicht um Leiharbeit. Die Arbeitgeberrechte und -pflichten, Anleitung und Weisungsbefugnisse, Haftpflicht- und Unfallversicherung verbleiben vollständig beim Sozial-unternehmen.

� Sozialunternehmen und Wirtschaftsunternehmen vereinbaren schriftlich einen Auftrag, der im Wirtschaftsunternehmen zu erledigen ist – auch auf längere Zeit.

� Das Sozialunternehmen kümmert sich im Einvernehmen mit dem Wirtschaftsunternehmen um notwendige Qualifizierungen der Arbeitskräfte.

� Fallen Arbeitnehmer des Sozialunternehmens z.B. wegen Krankheit aus, muss das Sozial-unternehmen dennoch die Erfüllung des Auftrages sicher stellen. Wird die Erfüllung des Auftrages nicht sicher gestellt, haftet das Sozialunternehmen.

� Das Wirtschaftsunternehmen kann Arbeitskräfte aus dem Sozialunternehmen durch einen regulären Einstellungsvertrag übernehmen.

� Arbeitskräfte aus dem Wirtschaftsunternehmen, die bisher in den Bereichen der Einfachar-beit tätig waren, werden nicht entlassen, sondern qualifiziert für höher wertigere Tätigkei-ten im Unternehmen oder als fachliche Berater und Vorarbeiter der Arbeiter des Sozialun-ternehmens. Belegschaftsvertretungen werden hieran beteiligt.

Internet: www.galfa.de

Es gibt Ansätze in weiteren Un-ternehmen der Region. Das Ziel von Horizont ist es, solche oder ähnliche Integrationsabteilungen möglichst in einer ganzen Reihe von Wirtschaftsunternehmen einzurichten. Auch Schwerbehin-derte, die bei Horizont angestellt sind, könnten dort beschäftigt werden, wenn die Arbeit entspre-chend geeignet ist.

Beispiel GALFA Industriegalvanik GmbH in Finsterwalde / Massen:

Das Sozialwerk Horizont arbeitet dort mit Arbeitskräften zur Realisierung fest umrisse-ner Aufträge. Sie sind in der Verpackung und bei einfachen Fertigungsarbeiten tätig und werden von Horizont angeleitet und sozialpädagogisch betreut. Die Horizont-Arbeiter haben Kontakt zu den Mitarbeitern des Wirtschaftsunternehmens und lernen den Be-trieb kennen, wechseln Tätigkeitsbereiche.

Warum „Integrationswerkstätten“?:

„Integrationsabteilungen“ oder „Integrationsbetriebe“ sind allgemein bekannt für Wirtschaftsbereiche, in denen behinderte Menschen beschäftigt sind. Wir erweitern diesen Begriff auf Wirtschaftsbereiche, die Menschen in Arbeitsprozesse integrieren, die auf Grund von Lang-zeitarbeitslosigkeit oder anderer Umstände ansonsten kaum Chancen auf eine Beschäftigung am allgemeinen Arbeitsmarkt hätten. International hat sich dafür der Begriff „work integration companies“ durchgesetzt.

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Alle Seiten haben davon Nutzen:

� das Wirtschaftsunternehmen durch günstige Preise und die Möglichkeit, eigene Arbeitskräf-te höherwertig einzusetzen;

� das Sozialunternehmen durch eine gesicherte Auftragslage;

� und vor allem die Arbeiterinnen und Arbeiter des Sozialunternehmens selbst, die wirt-schaftsnäher eingesetzt werden und für die sich neue Chancen für den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt ergeben.

Einfacharbeiten oder Arbeiten für Geringqualifizierte sind zwar mit dem technologischen Fort-schritt in Deutschland zurück gegangen, vor allem im produzierenden und verarbeitenden Ge-werbe, weniger oder sogar im Gegenteil im Dienstleistungsbereich. 25 Prozent aller sozialversi-cherungspflichtig Beschäftigten verrichten aktuell Hilfs- und einfache Fachtätigkeiten. Nach den vorliegenden Prognosen wird dieser Anteil auf mittlere Sicht konstant bleiben.

Vor diesem Hintergrund gewinnt die Analyse und Bewertung von Einfacharbeit in den Unterneh-men einen neuen Stellenwert. Industrielle und Dienstleistungs-Einfacharbeit ist keine Referenzfolie für die Verbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Entwicklungschancen ergeben sich nicht nur in den Bereichen hochwertiger Produkte und Spitzentechnologien, sondern auch in Bereichen einfacher Industrieproduktion, Verarbeitung und Dienstleistung, in denen Betriebe unter den Be-dingungen einfacher manueller Fertigung durchaus erfolgreich, flexibel und kostengünstig produ-zieren können. Hier eröffnen sich neue Beschäftigungspotenziale im Bereich der gering qualifizier-ten Arbeit, die für die Integration von Langzeitarbeitslosen genutzt werden können – in Verbindung mit intensiver Betreuung und arbeitsplatznaher Weiterbildung, wie sie von Sozialunternehmen professionell geleistet werden können. Unternehmensnahe Integrationswerkstätten sind hierfür eine geeignete Form.

1.2 Arbeit im Unternehmen erproben

Wenn schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose langfristig wie-der in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden sollen, ist es sinnvoll, dies vor Ort in Wirtschaftsunternehmen auszuprobie-ren. Arbeitslose können im Rahmen von SGB-Maßnahmen oder im Rahmen der Teilnahme an freiwilligen ESF-Projekten in der Regel bis zu 4 Wochen Praktika in Unternehmen absolvieren. Auch Beschäftigte im sozialwirtschaftlichen Bereich können sol-che Praktika absolvieren – ist es doch der Sinn dieser Beschäfti-gung, langfristig in den ersten Arbeitsmarkt zu wechseln.

Wenn sich Wirtschaftsunternehmen hierzu regelmäßig bereitfinden, leisten sie einen wichtigen Beitrag gesellschaftlicher Verantwortung (CSR). Von den Unternehmen wird erwartet, dass sie einen Ansprechpartner im Unternehmen bestimmen, fachliche Anleitungen übernehmen und re-flektieren, welche Stärken und Schwächen der Praktikant / die Praktikantin hat. Versicherungsleis-tungen übernimmt der Entsender. Ergeben sich Möglichkeiten einer Einstellung im Unternehmen, können diese genutzt und mit Lohnförderungen oder Qualifizierungen verbunden werden.

Kontakt:

Ulrich Lichey, Horizont: Tel: (0 35 31) 71 79 80

Gabi Witschorke, EEPL: Tel: (0 35 31) 71 79 80

Serena Junker, WEQUA: Tel: (0 35 74) 46 76 21 44

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In vielen Arbeitsförderungsmaßnahmen der Jobcenter und in ESF-Projekten wird nach solchen Möglichkeiten für Praktika gesucht. Die Unternehmen verpflichten sich damit nicht zur Einstellung der Praktikanten, nehmen aber eine zeitweiligen Obhutspflicht wahr. Praktika können erweitert werden zu Probeeinstellungen. Sie können mit Qualifizierungen vor oder während der Probeein-stellung oder regulären Einstellung verbunden werden. Für all das steht der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur bzw. der Jobcenter zur Verfügung.

Qualifizierungen können und sollten direkt auf die Unternehmensbedarfe abgestimmt sein – auch solche, die unterhalb der Facharbeiterqualifikation liegen, aber möglichst über Module den Weg dorthin offen halten.

Für Sozialbetriebe, die Langzeitarbeitslose und Hilfebedürftige eingestellt haben, haben Praktika vor allem die Bedeutung, dass die Arbeitnehmer unter Bedingungen des ersten Arbeitsmarktes getestet werden können. Erbringen sie schon die Leistungen, wie sie am ersten Arbeitsmarkt erwartet werden? Messinstrumente unterstützen diese Bewertung. Da die im Sozialunternehmen angestellten Arbeiter auch während der Zeit von Praktika ihren Lohn erhalten, muss das Prakti-kumsunternehmen an der Finanzierung beteiligt werden. Der Vorteil für diese Unternehmen ist: die Praktikanten sind durch ihre bisherige Arbeit bereits gut in Arbeitsprozesse eingeführt, ihr Leistungsvermögen ist in der Regel deutlich höher als bei Langzeitarbeitslosen, die noch nicht im regulären Arbeitsprozess stehen.

1.3 Produkte und Zulieferung für Unternehmen

Der Aufbau eines regionalen sozialwirtschaftlichen Arbeitssektor schließt ein, eigene Produkte zu entwickeln: möglichst Marktnischen, Unikate, Zulieferprodukte für Unternehmen.

Die Behindertenwerkstätten produzieren seit langem Zulieferprodukte für Unternehmen. Die Un-ternehmen erhalten sie auf Grund der öffentlichen Förderung zu besonders günstigen Konditionen. Dies ist in Deutschland lange eingeführt. Die Werkstätten von Sozialbetrieben, die schwer vermit-telbare Langzeitarbeitslose eingestellt haben, genießen diese Förderung nicht und sie beginnen sich auch erst in jüngster Zeit aufzubauen. Das Sozialwerk Horizont entwickelt sich von Jahr zu Jahr solide und schnell. Horizont ist in der Lage, binnen kurzer Zeit Zulieferbereiche für Unternehmen aufzubauen, so in den Bereichen einfacher Montage-, Holz- und Metallarbeiten.

Hierzu bedarf es einer guten Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsunternehmen. Gegebenenfalls können gemeinsame Entwicklungsteams gebildet werden, verstärkt durch die Zusammenarbeit mit Hochschulen.

Um den sozialwirtschaftliche Arbeitssektor als Zulieferbereich und Produkthersteller für die Wirt-schaft zu entwickeln, ist im Moment noch einiges an Phantasie erforderlich. Beispiele in anderen Ländern – so in der Schweiz – zeigen jedoch, dass dies beim Willen aller Seiten sehr rasch zur Reali-tät werden kann.

Das Sozialwerk Horizont steht hierfür bereit.

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Derzeit baut Horizont Produkte wie jene:

Sitzgruppe Freizeitbank

Verkaufsstand Brückenumbauung

Rustikale Holzbank Horizont-Haus

Der Kauf dieser und anderer Produkte von Horizont hilft, schwer vermittelbaren Lang-zeitarbeitslosen und Behinderten, die bei Horizont angestellt sind, den Arbeitsplatz zu sichern. Alle Erfahrungen zeigen, dass diese Menschen mit ihrer Arbeit nicht nur wirt-schaftliche Leistungen vollbringen, sondern auch ihr Selbstwertgefühl erhöhen. Bezahlte Arbeit gehört wieder zum Leben – auch für die Kinder. Das ist CSR…

Kontakt:

Horst Kirchhöfer, Werkstatt Bad Liebenwerda: Tel: (03 53 41) 47 20 05

Jörg Lehmann, Werkstatt Lauchhammer: Tel:(0 35 74) 46 76 21 48

Winfried Schumann, Werkstatt Lübbenau: Tel: (0 35 42) 88 71 31

Gunnar Nusche, Ökologischer Anbau: Tel: (0 35 31) 7 19 06 85

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Ökologisches Gemüse

Zu den Produkten des Sozialwerkes Horizont gehört auch Gemüse aus ökologischem Anbau. Die Flächen in Rückersdorf sind ökologisch zertifiziert. Angebaut werden Kürbisse, Salate, Teltower Rübchen, viele Gemüsesorten, Zucchini, Schwarzwurzeln, Kräuter und vieles andere mehr. Die gepachtete Flä-che wird derzeit ausgebaut, um höhere Erträge zu erzielen.

Die Bearbeitung erfolgt noch weitge-hend manuell; die Investitionen in Ma-schinen, Technik und Gewächshäuser sind vorgesehen.

Ökologisches Gemüse aus der Region hat Perspektive. Unternehmen können ihre Betriebsversor-gung darauf einstellen. Horizont bietet Selbstversorgung an. Ist bereit, Wege für Verbraucherge-meinschaften zu öffnen und Erträge für die TAFEL zur Verfügung zu stellen.

1.4 Dienstleistungen für Unternehmen und Kommunen

Beispiele für Dienstleistungen, die die Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem Sozialwerk Horizont für Kommunen, Unternehmen und Sonstige übernehmen:

1. Reparaturarbeiten: Unterstände, Sitzgruppen, Radwege, Beschilderungen u.a.m. Wohnungen herrichten.

2. Grünanlagen- und Flächenpflege: Flächenpflege, Borde setzen, Kleinstpflasterflächen, Beräu-mung von Straßengräben, Papierköre leeren, Reinigung Straßenränder, Wald- und Wegeberäu-mung, Radwegenetz sauber halten, Gewässerumgebung und Teichreinigung, Bewässerungsar-beiten u.a.m.

3. Reinigungsarbeiten: Schnee schieben in Nebengelassen und Nischen – alles, was nicht im Auf-gabenbereich des kommunalen Winterdienstes liegt. Laub im Herbst beseitigen, Frühjahrsreini-gung, Putzen, Kehren, Unkraut jäten. Unterstände reinigen u.a.m.

4. Aufräumen, Abräumen, Umräumen: Umzugshilfe, Packerarbeiten, Entrümpelung, kleinere Abris-sarbeiten, Auf- und Abräumarbeiten bei Feiern und Veranstaltungen u.a.m.

5. Waldarbeiten: Aufräumen, Auslichten, Zaunbau, Wildzaunbau, Futterkrippen reparieren und bauen u.a.m.

Das Dienstleistungsspektrum, das die Mitarbeiter von Horizont leisten, ist groß. Die Mitarbeiter können sich auf die Werkstattbereiche stützen, wenn dies erforderlich ist.

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In anderen Ländern sind Dienstleistungen von Langzeitarbeitslosen und von Angestellten der Sozialbetriebe seit langem eingeführt.

Der sozialwirtschaftliche Arbeitssektor hat eine gute Zukunft, wenn er nicht nur gelegentlich Aufträge aus Unternehmen und Kommunen realisiert, sondern wenn hieraus dauerhafte, stabile Kooperationsbeziehungen entstehen.

Die Verankerung des sozialwirtschaftlichen Arbeitssek-tors auf der kommunalen Ebene ist von ganz besonde-rer Bedeutung. Es sind die Langzeitarbeitslosen aus den Kommunen selbst, die hier arbeiten. Früher wurden ganze Bereiche kommunaler Beschäftigung über arbeitsmarkt-politische Maßnahmen realisiert. Dies ist heute kaum mehr möglich.

Gefragt sind Modelle, in denen sich Langzeitarbeitslose regelmäßig in den Kommunen für das Gemeinwesen engagieren: freiwillig und ehrenamtlich oder als Auftragsvergabe an ein Sozialunter-nehmen. Horizont steht bereit, gemeinsam mit den Kommunen hierfür Konzepte zu entwickeln.

Bürger arbeiten so für Bürger. Ein Beispiel dafür ist das Angebot von Horizont, an ungenutzten Stellen in den Kommunen und Wohngebieten Stadtgärten zu errichten: gemeinsam mit den Be-wohnern; mit Nutz- und Zierpflanzen, Sitzbänken und Pergolen. Zahlreiche Langzeitarbeitslose, die sonst in ihren 4 Wänden blieben, könnten wieder das Selbstwertgefühl nützlicher Arbeit erfahren. Die Anwohner hätten unmittelbar etwas davon. Unternehmen könnten dies mit ihren eigenen Möglichkeiten unterstützen.

In den Niederlanden reinigen Langzeitarbeitslose und Angestellte des Sozialunternehmens Stichting Surplus das Fußballstadion des FC Twente / Enschede.In Belgien reinigen Langzeitarbeitslose und Angestellte des Sozialunternehmens LEVANTO den Bahnhof in Antwerpen. Unter dem Bahnhof betreiben sie eine Fahrrad-Ausleihstation.

In Italien betreiben Langzeitarbeitslose und Angestellte des genossenschaftlich organisierten Sozialunternehmens „Cooperativa Sociale Insieme“ Recycling-Stationen.

Kontakt:

Ulrich Lichey, Horizont: Tel: (0 35 31) 71 79 80

Jörg Lehmann, Horizont: Tel: (0 35 74) 46 76 21 48

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1.5 Motivationstraining im Therapie- und Erlebnispark

Die bislang größte Investition, die das Sozialwerk Horizont getätigt hat, ist der Therapie- und Erlebnispark in Klett-witz. Inmitten des FamilienCampus Lausitz stehen Mög-lichkeiten mit Hochseilgarten und Riesenschaukel, Nied-rigseilgarten, mit Park, Erholung und Team-Erlebnisse bereit.

Eingeladen sind Langzeitarbeits-losen-Projekte, Patienten, Schüler/-innen, Vereine, Unternehmen und alle, die Lust haben, sich neu-en Herausforderungen zu stellen: die eigenen Grenzen erproben, Stärken an sich selbst entdecken, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Vertrauen an das Team ent-wickeln. Ruhe und Entspannung vom Alltagsstress ebenso finden wie tolle Herausforderungen an die eigene Person.

Der Therapie- und Erlebnispark des Sozialwerkes Horizont wird von professionellen, zertifizierten Trainern begleitet. Stundenlang können die Gäste unter Anleitung trainieren, Teamgeist an den Geräten entwickeln, Mutproben erleben, über sich selbst hinaus wachsen.

Es gibt Möglichkeiten für Grill, Spiele, Bogenschießen und andere Freizeitbeschäftigungen. Horizont organisiert Führungskräftetraining, Motivationstraining und Events für Mitarbeiter/-innen.

1.6 Ehrenamtliche HelferInnen-Kreise

Alltagshelfer für Frauen in Unternehmen

Weibliche Beschäftigte in Unternehmen sollen mehr zeitliche Spielräume für die Vereinbarkeit ihrer beruflichen und familiären Aufgaben erhalten. Horizont schlägt den Unternehmen in der Region vor, Gleichstellungsfonds aufzulegen, mit denen sie beim Horizont – Sozialwerk Schecks zu je 13 Euro pro Dienstleistungs-stunde kaufen. Die Schecks werden im Unternehmen an weibliche Beschäftigte vergeben. Die Frau-en zahlen nichts. Unsere Alltagsengel bieten an: aufräumen, bügeln, putzen, Gartenpflege, kleinere Reparaturen, Kinderbetreuung, Kinder von der Kita abholen, Einkaufs- und Besorgungstätigkeiten, „Gassi gehen“, spazieren gehen, Babysitten, Behördengänge u.v.a.m. Unternehmen mit vereinbar-ten Gleichstellungsfonds erhalten von Horizont eine Telefon-Hotline-Verbindung. Dienstleistungen unserer Alltagsengel brauchen nur eine Voranmeldung von 24 Stunden.

Mit diesem Angebot geht das Sozialwerk Horizont unmittelbar auf die Wirtschaftsunternehmen zu und bietet ihnen Unterstützung an. Für die Helferinnen und Helfer entstehen auf diese Weise Zu-

Kontakt:

Winfried Schumann, Horizont: Tel: (0 35 74) 46 76 21 48

Kontakt:

Joachim Groß, Horizont: Tel: (03 53 41) 18 67 10

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satzverdienste und Minijobs, Übergänge in Beschäftigung – ein wichtiger Bestandteil eines sozial-wirtschaftlichen Arbeits- bzw. Beschäftigungssektors – zunächst erst im Landkreis Elbe-Elster, aber erweiterbar.

Horizont hat hierfür die Kontaktadressen von mehr als 50 interessierten Helfern und wählt gut aus, welche Interessenten besonders geeignet sind.

HelferInnen-Kreise Demenzbetreuung

Die Grundlage hierfür bilden 4 HelferInnen-Kreise, die bereits jetzt ehrenamtlich mit Aufwandsentschädigung für niedrig-schwellige Betreuungsleistungen von Demenzkranken tätig sind: In den Städten Bad Liebenwerda, Elsterwerda und Finsterwalde sowie im ländlichen Schradenraum.Mehr als 30 dieser Helferin-nen und Helfer wurden durch die Alzheimer Gesellschaft qualifiziert. Sie betreuen derzeit über 30 Demenzkranke in monatlich etwa 27 Stunden je Betreutem.

Die HelferInnenkreise „Lebensfreude“ bestehen aus lebenserfahrenen und sozial engagierten Men-schen, die regelmäßig pflegefachlich angeleitet und fortgebildet werden.

Wenn Berufstätige in Unternehmen zu Hause einen Pflegefall haben, steht der HelferInnen-Kreis gern zur Verfügung – weder die Unternehmen noch die Privatpersonen müssen hierfür in der Regel Geld bezahlen, denn die Finanzierung erfolgt über die Pflegekasse.

Ehrenamtliche Bildungspaten für Kinder und Familien mit Migrationshintergrund

Im Landkreis Elbe-Elster gibt es etwa 2.000 Menschen mit Migrationshintergrund. Seit etwa drei Jahren wird im Landkreis Elbe-Elster (Südbrandenburg) das Projekt W.E.L.T. (Wissen, Engagieren, Lernen, Tolerieren) entwickelt. Hauptanliegen dieses Projektes ist es, Kinder und Eltern aus Fami-lien mit Migrationshintergrund aktiv in die regionale Gesellschaft einzubeziehen. Die Kernaktivität besteht bisher in Bildungspatenschaften von ca. 25 ehrenamtlichen deutschen Paten für ca. 35 Kin-der und deren Eltern mit Migrationshintergrund. Grundgedanke ist jener der Inklusion , das heißt das gemeinsame Lernen von Kindern und Eltern mit und ohne Migrationshintergrund - also von verschiedenen Voraussetzungen aus. Indem die Bildungspaten kleineren Kindern (4-10 Jahre) vor-lesen, mit ihnen spielen, mit ihnen Hausaufgaben erledigen, vermitteln sie spielerisch die deutsche Sprache und ermöglichen neue Zukunftsperspektiven für Bildung, Ausbildung und Beruf.

Ausgehend von den Bildungspatenschaften wurden und werden weitere Aktivitäten zur Inklusion von Kindern und Familien mit Migrationshintergrund entwickelt: Gearbeitet wird an einem Kinder-musical mit Kindern und Familien einheimischer und ausländischer Herkunft; es bestehen Gruppen Mütter-Kind-Sport für Familien mit Migrationshintergrund; Kurse interkulturelles kreatives Gestal-ten für Kinder und Eltern und Gesprächskreise deutsche und russische Kultur sind im Aufbau. Im Jahre 2013 (März) startete ein neues Projekt zur Arbeitsmarktintegration von Migrantinnen und Migranten - insbesondere aus Familien. Geplant sind weiterhin der Aufbau eines interkulturellen Begegnungszentrums für Familien und ihre Kinder mit und ohne Migrationshintergrund sowie die Gründung eines interkulturellen Vereins.

Kontakt:

Silvia Dietrich, Horizont: Tel: (03 53 41) 18 67 10

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Das Projekt „W.E.L.T. in Elbe-Elster“ wurde mit dem 1. Integrationspreis des Landes Brandenburg 2012 ausgezeichnet.

Das Projekt beruht auf einer umfangreichen ehrenamt-lichen Arbeit und einer breiten regionalen Netzwerkar-beit.

Die Horizont - Sozialwerk für Integration GmbH hat zwei Mitarbeiterinnen mit Migrationshinter-grund eingestellt, die das gesamte Projekt managen.

Mit Unternehmer-Spenden im Rahmen gesellschaftlicher Verantwortung des Mittelstandes (CSR) an die gemeinnützige Horizont – Sozialwerk für Integration GmbH könnte ein zusätzliches, neues Inklusionsprojekt entwickelt werden: Es könnte damit die Projektlinie „Kindermusical“ mit Kindern und Eltern ausländischer und einheimischer Herkunft auf Grund ihrer enormen Wirkung für den Inklusionsgedanken fortgeführt und ausgebaut werden.

1.7 Zusammenfassung: Unternehmen unterstützen den Aufbau eines regionalen sozialwirtschaftlichen Arbeitssektors

Das Sozialwerk Horizont arbeitet in den Landkreisen Elbe-Elster und Oberspree-wald-Lausitz am Aufbau eines sozialwirtschaftlichen Arbeitssektors für Langzeitarbeitslose, die ansonsten keine Chance für einen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt hätten. Dieser Weg ist pilothaft in Brandenburg. Er ist gut vernetzt mit dem regionalen Wirtschafts- und Sozialsystem.

Unternehmen können sich hier im Rahmen gesellschaftlier Verantwortung (CSR) sehr gut einbrin-gen.

� Sie kaufen Produkte und Dienstleistungen vom Horizont-Sozialwerk und von Behinderten-werkstätten.

� Sie geben Einfacharbeiten an Beschäftigte von Horizont oder Zulieferarbeiten an die Hori-zont-Werkstätten.

� Sie richten in Ihrem Unternehmen Bereiche ein, in denen die Horizont-Beschäftigten arbei-ten können. Wer bisher hier beschäftigt war, wird qualifiziert.

� Sie und Ihre Mitarbeiter ernähren sich gesund: aus ökologischem Anbau des Horizont – So-zialwerkes.

� Sie machen Motivationstrainings und Firmenfeste im Therapie- und Erlebnispark Klettwitz des Horizont-Sozialwerkes.

� Sie nutzen Alltagshelfer vom Horizont-Sozialwerk für Ihre weiblichen Beschäftigten im Be-trieb, greifen auf die Helferkreise zur Betreuung Demenzkranker zurück. Damit werden Ihre Beschäftigten entlastet. Oder Unternehmen geben Spenden zur Realisierung eines Kinder-musicals von Kindern und Familien mit Migrationshintergrund, das auch im Unternehmen aufgeführt werden kann.

Kontakt:

Oksana Fiks, Horizont Tel: (0 35 35) 48 23 33

Ganna Engelmann, Horizont Tel: (0 35 31) 7 17 63 10

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2. Engagement für Jugendliche – Nachwuchs für Unternehmen

Dieses Zitat gibt gut wieder, was das CSR – Projekt für die jungen Nachwuchskräfte leisten will. Die Jugendlichen sollen sich selbst ein Bild von verschiedenen Unternehmen und Tätigkeiten machen und am Ende frei entscheiden, ob Sie in einem durch das Projekt aufgezeigten Tätigkeitsfeld einen Weg beruflicher Ausbildung und weiterer Entwicklung planen wollen. Dass sich die Lebensorientierung junger Menschen heute schwieriger gestaltet, ist jedem bewusst. Weniger bewusst ist, dass zu diesen Schwierigkeiten für junge Menschen auch und gerade die be-rufliche Orientierung gehört. Um mit diesem Problem besser umgehen zu können, entwickeln wir den CSR-Ansatz „Engagement für Jugendliche – Nachwuchs für die Unternehmen“. Die Anzahl der Schüler und Schülerinnen ohne Schulabschluss liegt bei 10 Prozent; die Anzahl die Ausbildungsabbrecher liegt noch bedeutend höher.

Die Gründe dafür sind vielfältig.

Kinder aus sozialen Brennpunkten und benachteiligten Familien haben in der Regel multiple Pro-bleme, die den Eintritt in Ausbildung erschweren. Von Orientierungslosigkeit, Realitätsverlust, ungenügenden Wertevorstellungen bis hin zu ernsthaften Veränderungen der Persönlichkeit reicht die Palette der Gründe für ein Scheitern auf dem Weg der Integration in Ausbildung und Arbeit.

Eine Unterstützung aus den Elternhäusern kann nicht immer als gegeben angesehen werden. Beruflich stark eingespannte Eltern haben oft keine Zeit für ausreichende Zuwendung der pubertie-renden Jugendlichen. In sozial schwachen Familien werden die Einkommensschwerpunkte häufig anders gesetzt, so dass Kinder ohne familiäre Berufsorientierung heranwachsen.

Lehrern fällt es oft schwer, die Einsatz- und Erwerbsmöglichkeiten und somit auch Fachkräftebe-darfe in der Region so darzustellen, dass Schüler und Schülerinnen für Prozesse und Entwicklungs-tendenzen in den Unternehmen begeistert werden.

Mit der Unterstützung durch Unternehmen im Rahmen von CSR und damit fest verankerter Ge-staltungsschwerpunkte können Wertevorstellungen bei den Kindern und Jugendlichen beeinflusst oder ggf. korrigiert werden. Wie denn? Das ist der entscheidende Punkt.

Aufgrund des demografischen Wandels und der damit einhergehenden Problemlagen brauchen wir jeden Jugendlichen, der in der Region bleiben oder in diese zurückkehren möchte.

Deshalb sollten sich in den Prozess beruflicher Frühorientierung Unternehmen dauerhaft einbrin-gen, um die Chancen für eine positive Lebensgestaltung in Südbrandenburg in den Köpfen der Schüler und Schülerinnen zu verankern.

„Die Jugend soll ihre eigenen Wege gehen, aber ein paar Wegweiser können nicht schaden.“ (Pearl S. Buck, US-amerikanische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin)

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Die unter diesem Punkt aufgeführten Maßnahmen können nur einen Überblick wiedergeben. Eine allumfassende Beschreibung aller Handlungen ist aufgrund des großen Umfangs kaum möglich, dennoch werden im folgendem einige „Eckpfeiler“ möglichen Unternehmerengagements für Ju-gendliche und damit für Fachkräftenachwuchs vorgestellt.

2.1. Schüler-AG

Das Teilprojekt Schüler – AG ist auch unter dem Namen „Metall Finsterwalde“ bekannt. Die AG findet auch wieder im Schuljahr 2012/2013 statt und gewährt Schülern der 8. – 10. Klasse der Oberschule Finsterwalde die Teilnahme.

Im Rahmen von Ganztagesangeboten erhält jeder Schüler / jede Schülerin die Möglichkeit, an einem Tag der Woche nach dem Unterricht die Möglichkeit, die erweiterte vertiefte Berufsorientie-rung zu nutzen. Neben kompetenzbilanzierten Stärkenermittlungsverfahren, direkten Unternehmenskontakten und Aktivitäten in der Juselhalle (generationenübergreifende Begegnungen) wird als ein Hauptprojekt die Schüler-AG „Metall Finsterwalde“ installiert.

Erfahrungen in der Durchführung einer solchen AG wurden seit dem Schuljahr 2010 / 2011 gesam-melt.

„Metall Finsterwalde“ charakterisiert eine Branche, die im Raum Finsterwalde als Branchenschwer-punkt gilt und als starker Arbeitgeber einen hohen Anteil an Arbeitsplätzen zu verzeichnen hat.

Es soll ein Zusammenwirken der Bereiche und Tätigkeitsschwerpunkte

� Metall

� Holz

� Farbe

� EDV/Mediengestaltung

erreicht werden, um die Palette möglicher Tätigkeitsfelder in der Region umfassend darzustellen.

Die EEPL GmbH, ein Unternehmen, welches als einer der Hauptakteure des CSR-Projekts fungiert, agiert als Moderator des Netzwerkes der Südbrandenburger Metall- und Elektroindustrie und koor-diniert die Zusammenarbeit der Unternehmen seit Jahren erfolgreich. Als Bildungsdienstleiter für die regionalen Wirtschaftsunternehmen betreibt sie das Kompetenzzentrum TFO (Trennen-Fügen-Oberflächenbeschichten) und entwickelt passgenaue Bildungsangebote für Fachkräfte der Unter-nehmen bzw. für Arbeitssuchende, um in eben diese Unternehmen einzumünden.

Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung arbeiten die EEPL GmbH und die Oberschule Finster-walde im Rahmen der vertieften beruflichen Frühorientierung zusammen.

Kontakt:

Gabi Witschorke, EEPL: Tel: (0 35 31) 7 17 98 22

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Kurzprofil der Schüler-AG

Schüler und Schülerinnen der 8. – 10. Klassen der Oberschulen erfahren durch eigene Bearbeitung den Umgang mit Werkstoffen, die in regionalen Schwerpunktbranchen zum Einsatz kommen. (Metall, Holz, Farbe, Kunst-stoff) und die Verknüpfung unter-schiedlicher Arbeitsgänge (EDV, Tren-nen, Fügen, kreativer Gestalten usw.)

Sie stellen Werkstücke her, die man als Konsumgüter bezeichnen kann, damit der Bezug zur praktischen Anwendung klar erkennbar ist.

Durch die Mitwirkung an der Wertschöpfungskette lernen sie Prozesse kennen, die ein besseres Grundverständnis für menschliche Arbeit unter Einsatz moderner Technik hervorrufen.

Das soziale Verhalten innerhalb des Teams wird positiv entwickelt.

Ziele � Schaffen einer Anwendungskette von erlernten schulischen Wissen und deren Nutzung im

beruflichen Leben

� Beeinflussung einer positiven Einstellung zum Lernen in der Schule und einer darauf auf-bauenden positiven Grundhaltung in der beruflichen Ausbildung.

DurchführungsortIdealerweise finden die AG´s nicht in der Schule, sondern in einer Werkstatt außerhalb der Schule statt. Bei der Trennung vom Lernort Schule wird den Teilnehmenden deutlich, dass die weitere Le-bensplanung in beruflicher und davon ableitend auch in privater Hinsicht auf den Lernerfolgen der allgemeinbildenden Schule basiert.

Finanzierung � über Agentur für Arbeit 49 % der Gesamtkosten über SGB III, § 49

� ca. 51 % über Spenden der Firmen an SINUS-Stiftung

� Anteilig hat sich auch der Landkreis Elbe-Elster an der Finanzierung beteiligt.

Was hat das mit sozialer Verantwortung des Unternehmens zu tun? Wie kann CSR in den Prozess implementiert werden?Durch eine längerfristige Bereitschaft des Unternehmens, die Schüler-AG finanziell oder durch Manpower bzw. benötigte Materialzuwendungen zu unterstützen, entsteht eine solide Finanzie-rungsbasis, die die Durchführung der AG längerfristig planbar macht. Neue Themen können entwi-ckelt werden.

DarstellungKooperationsvertrag mit externem Bildungsdienstleister, der die Schüler-AG durchführt.

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2.2 Bildungsketten von der Schule zur Ausbildung

Entscheidend für die Gewinnung von Schülerinnen und Schülern für einen Ausbildungsplatz in der dualen Berufsausbildung ist der Aufbau von jahrelangen Bindungen zwischen den Schülern und den Unternehmen. Hierfür reichen nicht einmalige Kontakte oder Berufsberatungsvorträge. Bin-dungen aufzubauen bedeutet, die Jugendlichen über Jahre hinweg kontinuierlich mit Herz, Seele und Verstand für die regionale Wirtschaft und für bestimmte Unternehmen zu interessieren.

Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz arbeitet hierzu die WEQUA GmbH (Wirtschaftsentwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft) im Wesentlichen nach der Bildungsketten-Initiative des Bundes-ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)) mit dem Berufsorientierungsprogramm BOP in überbetrieblichen und vergleichbaren Bildungsstätten. In den 7. und 8. Klassen werden Potenzial-analysen und Werkstatt-Tage durchgeführt. Mit diesen Ergebnissen aus dem BOP-Programm kann die weitere Berufsorientierung in den 9. und 10. Klassen fortgesetzt werden. Für Jugendliche mit gefährdetem Schulabschluss sowie für Förderschüler werden ab der Vorabgangsklasse bis hin zum Abschluss der Ausbildung sogenannte Berufseinstiegsbegleiter zur individuellen Unterstützung des Übergangs von der Schule bis zur Ausbildung eingesetzt. Seitens der Bundesagentur für Arbeit sind zur Unterstützung dieses Weges Berufsberater tätig.

Im Landkreis Elbe-Elster wird durch die WEQUA in den 7. Klassen der Oberschule Finsterwalde und anderen Schulen eine Einführung in die Berufsorientierung vermittelt – ebenfalls nach dem Berufsorientierungsprogramm BOP. Zum Teil wird hierfür auch das Landesprogramm „Initiative Oberschule“ des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg in Anspruch genommen.

Ab 8. Klasse entwickelte die EEPL (Entwicklungsgesellschaft Energiepark Lausitz) mit der Ober-schule Finsterwalde ein spezielles Programm. Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen werden zunächst in eine Kompetenzwerkstatt geführt. Dies entspricht dem Grundgedanken des BMBF, Potenzialanalysen durchzuführen – allerdings wird dies beim Modell der Kompetenzwerkstatt ausführlicher, differenzierter und mit (wörtlich) „greifbarem“ Ergebnis durchgeführt. Die Schülerin-nen und Schüler erarbeiten sich in den wöchentlichen Veranstaltungen der Kompetenzwerkstatt Erkenntnisse darüber, worin ihre Stärken liegen, ihre Interessen für zukünftige berufliche Felder, über mögliche Alternativen, und sie probieren sich in praktischen Arbeiten mit einem konkreten Endprodukt aus.

Danach und in den Folgejahren können die Schülerinnen und Schüler der Oberschule Finsterwalde die Schüler-AG besuchen, wie sie oben beschrieben wurde. Sie gelangen dort auch in Kontakt mit Unternehmen, in Gespräche mit Vertretern von Unternehmen und in Praktika. Viele Unternehmen sind selbst an der Finanzierung der Schüler-AG über Spenden an die SINUS-Stiftung (Stiftung zur Integration von Nachwuchs in Unternehmen Südbrandenburgs) beteiligt.

Begleitet wird die Berufsorientierung durch Schülerbustouren und Lehrerbustouren, die vom Landkreis Elbe-Elster finanziert, aber von der EEPL organisiert werden. Auf einer Tour lernen Schü-ler zwei bis vier Unternehmen kennen, besichtigen Arbeitsprozesse, haben Möglichkeiten zu Ge-sprächen. Unternehmen, die sich als Gastgeber bereitfinden, leisten einen wichtigen CSR-Beitrag.

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Es gibt Schüler, die im zweiten Halbjahr der 10. Klasse noch keinen Ausbildungsplatz haben. Hier greifen „Last-Minute-Angebote“ von EEPL und WEQUA. Das Besondere dieser Angebote besteht darin, dass sie aus den konkreten Erfahrungen mit Unternehmen erwachsen. Es werden konkrete Ausbildungsangebote für konkrete Unternehmen vorgestellt und beide Seiten werden miteinander in Kontakt gebracht.

Es gibt Schüler, die den Schulabschluss nicht schaffen oder ohne Ausbildungsplatz ihrer Berufs-schulpflicht im Oberstufenzentrum nachkommen müssen. Für sie greifen Angebote der EEPL und der WEQUA für Berufsschüler ohne Ausbildungsplatz – begleitet auch durch das Bundesprogramm „Berufseinstiegsbegleiter“ und durch die Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit.

Insgesamt gesehen, gibt es in beiden Landkreisen sehr ausdifferenzierte Systeme der beruflichen Orien-tierung. Die Träger der beruflichen Orientierung und Bildung bemühen sich darum, Finanzierungen aus den verschiedensten Quellen und Programmen von Bund, Land, Landkreis sowie Spenden für ihre Arbeit zu erhal-ten.

Wenn man sich bereits jahrelang über Maßnahmen der beruflichen Bildung kennen gelernt hat, fällt es leichter, der oder dem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anzubieten. Die EEPL als Dienst-leisterin für berufliche Bildung und Arbeitsmarkt übernimmt im Auftrag der Ausbildungsunterneh-men die Grundausbildung Metall in den ersten beiden Jahren. Es schließt sich ein Kreislauf:

� Schüler werden durch Bildungs- und Arbeitsmarktdienstleister von der 7. Klasse an schritt-weise an berufliche Orientierungen und Unternehmen herangeführt;

� Unternehmen beteiligen sich hieran mit Kontakten, Schüler- und Lehrergesprächen, Praktika und nicht zuletzt mit Finanzen über die SINUS-Stiftung;

� Schüler nehmen einen Ausbildungsplatz in diesen Unternehmen an, der in den ersten bei-den Jahren wiederum teilweise durch Dienstleister beruflicher Bildung realisiert wird;

� Dienstleister für berufliche Bildung kümmern sich auch in den Ausbildungsjahren um die AZUBIs, bieten Unterstützung für ausbildungsbegleitende Hilfe oder zur Vermeidung von Abbrüchen an.

� Wer trotz allem keine Ausbildung antritt, kann sich in modularen Ausbildungsmodulen schrittweise an einen Ausbildungsabschluss „herantasten“. Die WEQUA praktiziert dies zum Beispiel durch eine modulare Ausbildung zur „Fachkraft Gastgewerbe“.

2.3 Juselhalle für Jung und Alt

Ein Begegnungszentrum soll entstehen. Über das ESF-Bundesprogramm „Bildung, Wirt-schaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ)“, geför-dert vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung wird von der EEPL ein Projekt entwickelt, nach dem die Juselhal-

Kontakt:

René Wagenbreth, WEQUA: Tel: (0 35 74) 46 76 22 50

Christiane Worrack, SINUS-Stiftung: Tel: (0 35 74) 46 76 20 17

Gabi Witschorke, EEPL: Tel: (0 35 31) 7 17 98 22

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le in Finsterwalde zu einem generationsübergreifenden Begegnungszentrum reaktiviert werden soll. Das Sozialwerk Horizont hat hierfür 10 Bürgerarbeiter eingestellt, die die Projektentwicklung praktisch umsetzen. Inzwischen ist die Juselhalle, die jahrelang leer stand, wieder zu einem attrak-tiven Begegnungsraum geworden. Vereine und Initiativen, soziale Projekte und Unternehmen finden hier zusammen. Die Juselhalle soll wieder zu einem zentralen Anlaufpunkt innerhalb der Stadt Finsterwalde heranwachsen. Interessierte Bürger aus allen Generationen und Nationalitäten sollen sich in den Angeboten ebenso wieder finden wie von einer Behinderung betroffene Men-schen oder andere Zielgruppen. Kindergärten und Schulen sollen durch entsprechende Angebote ebenso animiert werden, die Juselhalle zu besuchen und zu nutzen wie soziale Vereine, Verbände, öffentliche Einrichtungen und Betriebe.

Das Ziel: Die Juselhalle wird allen Bürgerinnen und Bürgern mit interessanten Angeboten und als Begegnungsraum offen stehen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss aber noch viel getan werden. Die Unterstützung von Unternehmen ist hierfür sehr gefragt. Un-ternehmen sind herzlich eingeladen, Unterstützungsleistungen zu erbringen und natürlich auch die Halle und Räumlichkeiten zu nutzen.

2.4 Was können Unternehmen tun?

Unternehmen können im Sinne von CSR diese Arbeit unterstützen durch

� die Einladung von Schüler- und von Lehrergruppen bei Schüler- und Lehrerbustouren oder zu Gesprächen;

� Spenden an die SINUS-Stiftung zur Unterstützung von Berufsorientierungsprojekten;

� die Teilnahme an Gesprächen mit Schülern, Lehrern, Eltern;

� die Aufnahme von Schülern und anderen Jugendlichen in Praktika zum gegenseitigen Ken-nenlernen. Kennenlernangebote von Unternehmen können auch kurz sein, um einen ersten Eindruck voneinander zu erhalten

� das Engagement für die Juselhalle in Finsterwalde.

Kontakt:

Juselhalle: Tel: (0 35 31) 7 26 93 83

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Wege zu einer regionalen CSR-Charta, Seite 26 von 32

3. Familienfreundliche Unternehmen und CSR-Vereinbarkeitslösungen

Unter der Vereinbarkeit von Familie und Beruf versteht man die Möglichkeit Erwachsener im arbeitsfähigen Alter, sich zugleich Beruf und Karriere einerseits und dem Leben in der Familie und der Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Personen andererseits zu widmen – unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten, die dabei auftreten können (Wikipedia). Der englischsprachi-ge Begriff Work-Life-Balance bezeichnet ein anzustrebendes individuelles Gleichgewicht im Allge-meinen und wird vor allem in Bezug auf das Verhältnis von Arbeit und Leben verwendet.

In Brandenburg wurden bisher 35 Unterneh-men, Institutionen und Hochschulen mit dem „Audit Beruf und Familie“ zertifiziert. Das „au-dit berufundfamilie“ unterstützt Arbeitgeber dabei, eine familienbewusste Personalpolitik nachhaltig umzusetzen und so ein familien-freundliches Unternehmensklima zu schaffen.

3.1 Mütter, Väter, Eltern

Familien- und Mitarbeiterorientierung von Unternehmen – dazu gehört unter anderem auch betrieblich unterstützte Kinderbe-treuung. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass ein Engagement auf diesem Gebiet echte und bezifferbare betriebswirtschaftliche Effekte bringt. Oft bringt es das Ergebnis, dass junge Mütter und Väter – sofern sie dies wünschen – relativ zeitnah nach der Ge-burt ihres Kindes wieder (stundenweise) arbeiten. Das Unterneh-men bewahrt sich auf diese Weise betriebsspezifischen Kenntnis-se, hausinternes Wissen, fachliche Spezialkenntnisse, Erfahrung im Umgang mit den Kunden oder auch ganz besondere handwerkliche Fertigkeiten. Es fallen weniger Kosten für die Einarbeitung von Ersatzpersonal an.

Ob Elternzeit voll, verkürzt oder gar nicht genutzt wird, ist die persönliche Entscheidung der El-tern. Verständnis und Unterstützung des Betriebes und der MitarbeiterInnen für die Situtation von Eltern im Kleinkindalter erhöht die Motivation der Eltern, in den Betrieb zurück zu kehren und zu arbeiten.

Auch im Vorschul- und Schulalter benötigen die Eltern die Unterstützung des Betriebes. Familien-freundliche Personalarbeit schließt ein:

� Familienbewusste Arbeitszeiten: die Ermöglichung individueller flexibler Arbeitszeiten für Eltern, auch im Kontakt mit Kindertagesstätten und Kommunen sowie durch Regelungen im Arbeitsteam. Auch Teilzeitmodelle, JobSharing, Gleitzeitmodelle, Arbeitszeitkonten, Modelle der Telearbeit sollten geprüft werden. So können zum Beispiel Schichtanfang und Schichten-de an aktuelle familiäre Bedarfe angepasst werden.

Kontakt:

Serena Junker, WEQUA: Tel: (0 35 74) 46 76 21 44

Gabi Witschorke, EEPL: Tel: (0 35 31) 7 17 98 22

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� Es geht um eine familienfreundliche Unternehmenskultur: Kinder sind erwünscht – das soll-te auch im Betrieb der Tenor sein und ggf. mit einem Kinderbetreuungszuschuss unterstützt werden.

� Ausbildung, Personalentwicklung, Weiterbildung: Junge Eltern müssen mitunter ihre Ausbil-dung unterbrechen; sie benötigen individuelle Pläne, um ihren Abschluss zu erreichen. Auch bei beruflicher Weiterbildung sind Eltern eventuell benachteiligt; sie benötigen besondere Aufmerksamkeit und besondere Pläne.

� Unterbrechungszeiten müssen gemanagt werden: durch das Aufrechterhalten von Kon-takten oder zum Beispiel durch die Vorbereitung auf einen neuen Arbeitsplatz. Für Mitarbeiter/-innen in Unterbrechungszeiten sollten Angebote für Weiterbildungen unter-breitet werden; sie sollten Einladungen für die Teilnahme an Meetings und Betriebsfesten, Sonderangebote für Betriebsessen oder für Sportclubs erhalten.

� Mitunter wird es für den Betrieb erforderlich sein, in Unterbrechungszeiten von Eltern neue Fachkräfte zu gewinnen. Es ist wichtig, dass diese nicht die beruflichen Chancen für die Eltern in Unterbrechungszeit wegnehmen, sondern beide Seiten neue berufliche Möglich-keiten erhalten.

� Bereitstellung von Kinderbetreuung: Vor allem bei mittleren und größeren Unternehmen kann es durchaus eine Chance sein, eigene betriebliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu schaffen oder solche über Kitas und private Dienste zu organisieren. Der Bund hat ein Förderprogramm „Betriebliche Kinderbetreuung“ zur Unterstützung bei der Einrichtung betrieblicher Kinderbetreuungsplätze entwickelt. Oder Unternehmen unterstützen Kitas: Wenn Unternehmen Kitas finanziell oder auf andere Weise unterstützen, lassen sich mit den Beschäftigten der Kitas besser Vereinbarungen zur Anpassung der Kita-Zeiten an die Arbeitszeiten in Unternehmen schließen.

Unbedingt müssen verheiratete und nicht verheiratete Eltern bei den betrieblichen Unterstüt-zungsmaßnahmen gleich gestellt werden. Das gleiche gilt für Familienformen wie Patchwork-Fami-lien, Alleinerziehende mit Kind(ern), homosexuelle Partnerschaften, in denen Kinder leben (Regen-bogenfamilien).

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3.2 Mitarbeiter/-innen mit pflegebedürftigen Familienangehörigen

In Deutschland waren im Jahre 2009 rund 2,34 Millionen Menschen pflegebedürftig (Gesundheits-berichterstattung des Bundes). Die Zahl steigt weiter schnell an. Mehr als zwei Drittel von ihnen werden zu Hause versorgt, in neun von zehn Fällen durch die Angehörigen. Fast die Hälfte dieser Angehörigen ist berufstätig.

Das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege rückt somit immer weiter in den Fokus von Be-schäftigten und Unternehmen. Oft haben die Unternehmen keine Kenntnis darüber, welche Mitarbeiter/-innen pflegebedürftige Angehörige zu Hause haben.

Das Bundesfamilienministerium hat gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskam-mertag einen Leitfaden „Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ erstellt (Bild links). Dieser zeigt an Praxisbeispielen auf, worauf es bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ankommt. Zudem stellt der Leitfaden das ab 1. Januar 2012 geltende Familienpflegezeitgesetz vor.

Das Land Brandenburg startete für den Zeitraum 2010 bis 2013 eine „Innopunkt-Initiative“ mit dem Thema „Beruf, Familie, Pflegen“. Anhand von prak-tikablen, tragfähigen Lösungen soll zu einer Entlas-tung von Erwerbstätigen mit Pflegeverantwortung beigetragen und somit eine gute Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Pflege ermöglicht werden.

In Südbrandenburg konnten die Niederlausit-zer Kreishandwerkerschaft und die Entwick-lungsgesellschaft Energiepark Lausitz (EEPL) Projekte heran holen.

Das Projekt „JobCare“ führt die EEPL ge-meinsam mit dem Sozialwerk Horizont, dem Ärztenetzwerk Südbrandenburg (ANSB) und dem Servicezentrum Südbrandenburg (SGSB) durch. Die Grundidee des Projekts besteht darin, für pflegende Beschäftigte in Unterneh-men ein übergreifendes integratives Küm-merernetzwerk durch die Kombination aus professionellem Case-Management Gesund-heit und Pflege (ANSB und SGSB), Unterneh-mensnetzwerk (Netzwerk Metall- und Elek-troindustrie und andere) und ergänzenden Hilfsangeboten (Helferkreise Lebensfreude und Alltagshelfer beim Sozialwerk Horizont) aufzubauen. Als Ergebnis der Zusammenar-beit mit zahlreichen Unternehmen schlägt das Projekt unter anderem vor:

Kontakt:

Mirko Freigang, EEPL: Tel: (0 35 31) 71 79 80

Dr. Carsten Jäger und Jörg Passin, SGSB: Tel: (0 35 33) 48 93 63

Prof. Dr. Frank Berg, Horizont: Tel: (0 35 31) 7 19 06 85

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� Sensibilisierung der Belegschaften und Geschäftsleitungen, Einrichtung von Vertrauensstel-len wie dem Modell „Ombudsmann“

� Pragmatische Betriebsvereinbarungen mit der Gewähr der Einräumung bezahlter Freistel-lung für Beschäftigte mit eintretender Pflegesituation und damit verbundenem Organisa-tionsaufwand bei gleichzeitiger Einbindung eines externen professionellen Case-Manage-ments.

3.3 Personalketten und Qualifizierung der Mitarbeiter/-innen

Durch die Wahrnehmung von CSR-Themen, wie sie bisher beschrieben worden sind, entstehen neue CSR-Herausforderungen in den Wirtschaftsunternehmen selbst: Es geht zum Beispiel um Veränderungen technologischer Prozesse in den Unternehmen mit dem Ziel, Einfacharbeiten zu isolieren und in den regionalen sozialwirtschaftlichen Sektor zu übertragen. Im Inneren der Un-ternehmen entstehen dadurch Freiräume für Umsetzung und Qualifizierung des Stammpersonals inklusive aller damit verbundenen CSR-Themen.

Hierzu werden durch den Expertenpool des Projektes „Unternehmensnetzwerk für Beschäftigungs-integration“ Schulungen und Beratungen angeboten, so zum Beispiel über den Aufbau von „Perso-nalketten“ / soziale Verantwortung, Umsetzung und Höherqualifikation für Stammpersonal, damit sich am unteren Ende Freiräume für zu besetzende Einfacharbeiten in Integrationswerkstätten ergeben.

Der Aufbau neuer Personalketten von Einfacharbeiten bis hin zu hoch qualifizierten Ingenieur- und Facharbeiten ist in der Regel mit der Veränderung technologischer und Betriebsabläufe, mit Qualifizierungsprozessen des Perso-nals und mit Schlussfolgerungen für die gelebte Familien-freundlichkeit im Unternehmen verbunden.

Beispiel: Wenn ein Metallunternehmen die Herstellung von einfachen Metallstäben in einen sozialwirtschaftlichen Arbeitssektor verlagert (z.B. über Integrationswerkstätten für Langzeit-arbeitslose) wird im eigenen Unternehmen die Frage aufgeworfen, was mit den bisher damit Beschäftigten geschieht. Hier entstehen CSR-Herausforderungen, die mit den Belegschaftsver-tretungen zu diskutieren oder – wenn nicht vorhanden - zur Bildung von betrieblichen Interes-senvertretungen führen können. Anzustreben wären entsprechende Betriebsvereinbarungen zu Personalentwicklung / Qualifizierung. Es geht um Personalketten, bei denen Einfacharbeiten in einen sozialwirtschaftlichen Arbeitssektor integriert werden und das Stammpersonal höher qualifizierte Arbeiten verrichtet.

Kontakt:

Gabi Witschorke, EEPL: Tel: (0 35 31) 7 17 98 22

Karsten Lange, Horizont: Tel: (0 35 74) 46 76 21 48

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3.4 Regionale CSR-Agenda?

Im Verlaufe des Projektes wird sich heraus stellen, welche Unternehmen welche CSR-Themen frei-willig und bewusst in den Vordergrund stellen und damit öffentlich werben wollen.

Das Projekt systematisiert die CSR-Ansätze in den Unternehmen nach den Bereichen

� Unterstützung des sozialwirtschaftlichen Arbeitssektors für Langzeitarbeitslose

� Engagement für Jugendliche – Nachwuchs für Unternehmen

� Familienfreundliche Unternehmen und CSR-Vereinbarkeitslösungen

� Weitere Themen des Engagements für Gesellschaft und Umwelt.

Das Projekt steht bereit, diese CSR-Ansätze als „Regionale CSR-Agenda Südbrandenburg“ in die Öffentlichkeit zu tragen.

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Wege zu einer regionalen CSR-Charta, Seite 31 von 32

Unterstützung sozialwirtschaftlicher Arbeitssektor für Langzeitarbeitslose

Engagement für Jugendliche – Nachwuchs für Unternehmen

Familienfreundliche Unternehmen und CSR-Vereinbarkeitslösungen

Weitere Themen des Engagements für Gesellschaft und Umwelt

� Einrichtung unternehmensnaher Integrationswerkstätten

� Arbeit im Unternehmen erproben

� Produkte und Zulieferungen für Unternehmen ermöglichen

� Dienstleistungen für Kommunen und Unternehmen

� Motivationstraining im Therapie und Erlebnispark

� Nutzung und Unterstützung ehrenamtlicher HelferInnen-Kreise

� Unterstützung Schüler AG Metall und andere Berufsorientierungsprojekte

� Kapitalstock und zweckgebundene Spenden für SINUS-Stiftung

� Praktika und Ferienjobs für Jugendliche

� Gespräche und Unternehmensbesichtigungen Jugend – Lehrer – Eltern

� Unterstützung Juselhalle für Projekte Jung und Alt.

� Familienbewusste Arbeitszeiten, Unternehmenskultur, Personalentwicklung

� Engagement für Lösungen in der Kinderbetreuung

� Unterstützung von Beschäftigten mit häuslichen Pflegeaufgaben

� Personalketten mit Entlastung von Einfacharbeiten und Qualifizierung der bisher dort Beschäftigten für höherwertige Tätigkeiten.

� Unterstützung Behindertenwerkstätten

� Unterstützung von Projekten für Hilfebedürftige

� Engagement für regionale Umweltprojekte, lokale Wirtschaftskreisläufe und lokale Selbstversorgung

� Unterstützung von weiteren mildtätigen Aktivitäten sowie von gemeinnützigen Projek-ten wie zum Beispiel in den Bereichen Wissenschaft und Forschung, der Religion, der Jugend- und Altenhilfe, der Kunst und Kultur, der Denkmalpflege, der Erziehung, Volks- und Berufsbildung, des Wohlfahrtswesens, der Hilfe für Flüchtlinge und Aussiedler, des Feuer-, Arbeits-, Katastrophen- und Zivilschutzes, des Tier- und Pflanzenschutzes, der Heimatpflege und des traditionellen Brauchtums.

Übersicht: CSR-Tableau in der Region

Page 32: CSR – Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen

Kontakt

Entwicklungsgesellschaft Energiepark LausitzEEPL GmbH (Projektt räger)

Grenzstraße 62, 03238 FinsterwaldeProjektleiter:Prof. Dr. Frank Berg, Tel: 0 35 31 / 7 17 98 15Mail: [email protected] Witschorke, Tel: 0 35 31 / 7 17 98 22Mail: [email protected]: www.eepl.de

Wirtschaft sentwicklungs- undQualifi zierungsgesellschaft – WEQUA GmbH

Am Werk 8, 01979 LauchhammerSerena Junker, Tel: 0 35 74 / 46 76 21 44Mail: [email protected]: www.wequa.de

Horizont – Sozialwerk für Integrati on GmbH

Am Werk 4b, 01979 LauchhammerKarsten Lange, Tel: 0 35 74 / 46 76 21 48Mail: [email protected]: www.horizont-sozialwerk.de

IMU - Insti tut Berlin GmbH

Alte Jakobstraße 76, 10179 Berlinvor Ort: Am Werk 4b, 01979 LauchhammerDr. Frank Mutt schall, Tel: 0 35 74 / 46 76 22 71Mail: fmutt [email protected]: imu-insti tut.de