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866 KLINISCHE WOCHENSCH Diese Autoren zeigten, dab beim Kaninchen eine reich- liche ChoIesterinesterverfiitterung zu einer Infiltration der NierenepKhelien mit Cholesterin und folgender Zerst6rung der Zellen, die Uberfiitterung nit Neutralfett zwar ebenfalls zu einer Infiltration, aber nicht einmal zu einer Funktionsst6rung der Nierenepithelien ftihrt. Die Cholesterinverfiitterung be- wirkt eine starke Impr~gnierung der Organe, bei der man die Cholesterinester in Tr6pfchenform innerhalb und auBerhalb der Zellen antrifft, CHALATOW betont ausdrficklich, dab die der Lipoidinfiltration folgende Zellzerst6rung nieht durch die chemische Qualitgt, sondern dutch die physikaliseh.e irritat@e fremdk6rperwirkung verursacht werde. Dieser Erkl~rung m6chten wlr znstimmen, der Fremdk6rpereharakter beruht eben in der eigenartigen pathoIogischen physikaliseh-chemi- schen Konstitution, die in der Anisotropie der lipoiden Sphgro- krystalle zum Ausdruek kommt. Cholesterine werden -- ebenso wie Neutralfett -- physiologischerweise allen und auch den Nierenzellen zugefiihrt, sie sind aber dann nicht anisotrop, wirken an sich nicht giftig, sondern werden yon der Zelle in unsichtbarem Zustand assimiliert. Fiir den Nachweis einer zerst6renden Wirkung der anisotropen Lipoide auf die Epithel- zellen sincI die Einwgnde BEU~'~ERSgegen die {)bertragung tier Versuchsergebnisse CHALATOWS vom Kaninchen auf die Zn- st~nde beim Menschen nicht so gewichtig. Wir wissen allerdings, dab beim Menschen trotz reich- lichster Verfiitterung yon Cholesterin eine Ausscheidung dop- peltbrechender Lipoide nieht auftritt. Der bei der Lipoid- nephrose beobachte~e Komplex: Hypereholesteringmie + Li- poidosis der Nierenepithelien + Ausseheidung anisotroper Lipoide hat also noch eine vorhandene Schgdigung der Nieren zur Voraussetzung. Dafiir sprechen aueh die Experimente yon M. GmccK~e). Da also die Hypercholesteringmie nicht durch die lipoide Nierenepitheldegeneration und diese nicht allein dureh die erstere bedingt sein kann, liegt die Annahme nahe, dab dasselbe schiidigende Moment, welches die Hyper- cholesterindimle erzeugt, bereits auch die iVierenepithel@n so scMidigt, daft sic die CholesterinzuJuhr n@ht in der normalen Weise bew~ltigen lc6nnen, daft ihre Assimilisat4ons]~ilvlglceit vet- lorengeht, daft sie die Cholesterlnester als doppeltbreehende Sphi&olcrystalle au]nehmen und dabei zugrunde geher~. Die Schgdigung der Epithelzellen selbst besteht in dem Anteil, den sie wie alle Zellen an der allgemeinen physikalisch-chemischen (kolloidalen) StSrung des Organismus nehmen. Freilich muB man beriicksichtigen, dab die Hypercholesterin~imie nicht ohne weiteres als ein vermehrter Cholesterinreichtum des gesamten Orgauismus gedeutet werden darf. Es ist wohl m6glich, dab die Organe sogar weniger Cholesterin enthalten als normal, well ihre KoIloide das Cholesterin nicht halten kOnnen. Zur Ent- scheidung dieser Frage ist eine systematische Cholesterinbestim- mung der verschiedenen Organe notwendig. Wenn WlNDaUS in der Niere 5~ maI soviel Cholesterinester land wie in der Norm, so lgBt sich daraus nichts auf andere Organe sehliegen, deun die Niere ist als Ausscheidungsorgan naturgem~B nit Cholesterin beladen. ES scheint uns iibrigens trotz der Untersuchungen WINDAIJS' wahrscheinlieh, dab die doppeltbrechenden Lipoide nieht nut Cholesterinester, sondern auch Phosphatide (,,Leci- thin", ,,Protagon") enthalten. Wenn wir darum schlechthin yon ,,Cholesteringmie" usw. sprechen, so geschieht dies nur unter diesem Vorbehalt. Die Erkl~rung der Lipoidurie nit einer ,,Stdrung des Chole- sterinsto]Jwechsels" ist nicht ausreichend. Diese ist ebenfalls nur die Folge anderer, weft feinerer Vorggnge, zu deren Er- forschung und ]3eurteilung wir zun~chst die Stellung des Cholesterins (bzw. der Lipoide) im Gesamthaushalte betrach- ten mtissen. Die chemische Seite dieser 13etrachtung, in deren Mittelpunkte die Leber und (regulatorisch ?) auch die Neben- niere stehen; diirfen wir dabei vielleicht zurfickstellen. Da- gegen haben wir in der Triibung des Serums und der Trans- sudatilfissigkeiten, die nach Wr',IL durch Ausflockung yon Eiweilalipoiden bedingt ist, ebenso wie in der Vermehrung der Euglobulinfraktion einen klinischen Beweis fti~ eine physikalisch-chemische StOrung der K6rperkolloide bei der Lipoidnephrose, Die Lipoide stehen im kolloidale~, Aufbau der KdrpersdJte am iiufiersten Ende der Gele und werden bei einer Stdrung ( auch durch den elektrischen Strom! ) zuerst ctusge]loekt. Diese ausge/lockten, aus den normalen kolloidalen System aus- RIFT. 4. JAHRGANG. Nr. i8 30. APRIL t925 geschiedenen Lipoide sind ,,denaturiert", fungieren datum als Fremdlcdrper im Blute und i~z der Lymphe und werden durch die Nieren ausge~chgeden. Damit erklgrt sich ihr Verhalten und ihre Bedeutung in den oben geschilderten Zusammen- hang. Die Notwendigkeit der Ausscheidung der denaturierten Lipoide bildet ftir die Nieren gewissermal3en eine Vergiftung dutch anisotrope L~poide. Wenn wir auf Grund der klinischen Befunde und nunmehr auch nach dem Ergebnis unserer Versuche eine schwere physi- kalisch-chemische St6rung aller K6rperkolloide als einen maB- gebenden Faktor in der pathogenese der Lipoidnephrose an- sehen, so bedarf noch mancher Punkt dieser Auslegung des Wesens dieser Krankheit einer weiteren Aufkl~rung. Die Frage nach den VerhMtnis einer Zunahme der hochdispersen EiweiBkolloide zur Albuminurie wurde bereits beriihrt, s/e erstreckt sieh naturgemgB auch auf das Verh~ltnis der Chole- steringmie zur Lipoidurie. Hier scheint kein regelmgBiges Kausalverh~Itnis vorzuliegen. Bei Carcinomkranken land ich sogar massenhaft doppeltbrechende Lipoide in den Nieren- epithelien ohne Albuminurie und Lipoidurie wghrend des Lebens. Ebenso udrd starke Albuminurie (z. t3. bei Syphilis) nit und ohne 0deme bei fehlender Lipoidurie und endlich Albuminurie + Lipoidurie ohne Odem beobaehtet. Insbeson- dere fehlt nns noch die Kenntnis der die Kolloidgnderung und damit die Lipoidnephrose ausldsenden Ur~aehe. Einzelne bakteridle SeMidliehkeiten (Syphilis, Pneumokokken, Tuber- kulose u. a.) sind wenigstens bekannt, dagegen entzieht sich das bei der Glomerulonephritis zur sekund4re~ Lipoidnephrose ffihrende Moment noch vollk0mmen unserer Kenntnis. Diese Fragen sind einer weiteren Forschung vorbehalten, zu der unsere Versuchsergebnisse die Richtung geben. Bei der yon uns beschriebenen ,,Fiebernephrose" dtirften vielleicht ~hn!iehe Vorggnge eine Rolle spielen wie bei der Lipoidnephrose, wghrend die nekrofischen Nephrosen auch hier eine Sonderstellung einnehmen. Ieh verweise wegen der Darstellung dieser Verh~iltnisse mad auch der weiteren Ausffihrungen tiber die Lipoidnephrose auI die 2. Auf- lage meiner Monographie Berlin: Urban & Schwarzenberg I925, L i t e r a t u r : ~) KOLLERTund STARLINGGR, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 30. 1922. -- ~) HOBER und K6NIGSBERG, Arch. f. d. ges. Physiol. Io8. -- a) v. M6LLE~DORG Anatomische Hefte 53. 1915. _ 4) NAKoaGAWA,Pfl~gers Arch. f. d. ges. Physiol. 2o3. 1924. -- s) RVPPEL, O~NST~I,~, CARL und LascI~, Zeitsehr. L Hyg. u. Infektionskrankh. 97. -- ~) B~RGeR, }Vien. klin. Wochenschr. 1924, Nr. 32--34 . -- 7) P~TSCHACHER und H6NLINGE1L Wien. Arch. f. klin. Med. 9. 1924. -- s) STEEP, Dtsch. Arch. f. klin. Med. ~27. -- ~) KOLLERTund FINGER, Med. Klinik I917; Mfinch. med. \Voehen- schr. I918. -- ~0) O. GRoss, Dtsch. Arch, f. klin. Med. x33. -- ~) CHAL~TOW und KRYLOW, Cholesterindiathese. Petersburg. Zentralbl. f. inn. Med. 1923, Nr. 9. -- *'~)M. GEI;CK, Dtsch. Arch. f. klin. Med. x25, CUTANE INFEKTION DES MEERSCHWEINCHENS MIT HERPESVIRUS. Von Dr. O. RosE. Aus cler HygienischenAnstalt der Universit~itBasel (Vorsteher: Prof. R. DOERR). In der Technik der experimentellen Erforschung des Herpesproblems nehmen die Impfung der Cornea und die subdurale bzw. intracerebrale Injektion eine vorherrschende Stellung ein. ]3el ihnen ist der Versuchsausfall in sehr weitem Umfange yon den individuellen Eigenschaiten des verwen- deten Virus und der Konstitution des Versuehstieres unab- hgngig, solange wit uns, wie es vorwiegend geschieht, des Kaninchens als Versuchstier bedienen. Auch bei dem Meer- schweinchen l~Bt sich die genannte Technik, wie zuerst DOERR und V0CRTING zeigten, anwenden, Sie fiihrt bier jedock nicht nit derselben Sicherheit wie beim Kaninchen zu gleichmgBigem Erfolge. Die Epitheliotropie, die das Herpesvirus beim Menschen zeigt, hat bMd zur Prtifung seines Verhaltens auf der Haut verschiedener Versuchstiere Anlal3 gegeben. DOF, RR und

Cutane Infektion des Meerschweinchens mit Herpesvirus

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866 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Diese Autoren zeigten, dab beim Kaninchen eine reich- liche ChoIesterinesterverfiitterung zu einer Infil tration der NierenepKhelien mit Cholesterin und folgender Zerst6rung der Zellen, die Uberfiit terung n i t Neutralfet t zwar ebenfalls zu einer Infiltration, aber nicht einmal zu einer Funktionsst6rung der Nierenepithelien ftihrt. Die Cholesterinverfiitterung be- wirkt eine starke Impr~gnierung der Organe, bei der man die Cholesterinester in Tr6pfchenform innerhalb und auBerhalb der Zellen antrifft, CHALATOW betont ausdrficklich, dab die der Lipoidinfiltration folgende Zellzerst6rung nieht durch die chemische Qualitgt, sondern dutch die physikaliseh.e irritat@e fremdk6rperwirkung verursacht werde. Dieser Erkl~rung m6chten wlr znstimmen, der Fremdk6rpereharakter beruht eben in der eigenartigen pathoIogischen physikaliseh-chemi- schen Konstitution, die in der Anisotropie der lipoiden Sphgro- krystalle zum Ausdruek kommt. Cholesterine werden -- ebenso wie Neutralfett -- physiologischerweise allen und auch den Nierenzellen zugefiihrt, sie sind aber dann nicht anisotrop, wirken an sich nicht giftig, sondern werden yon der Zelle in unsichtbarem Zustand assimiliert. Fiir den Nachweis einer zerst6renden Wirkung der anisotropen Lipoide auf die Epithel- zellen sincI die Einwgnde BEU~'~ERS gegen die {)bertragung tier Versuchsergebnisse CHALATOWS vom Kaninchen auf die Zn- st~nde beim Menschen nicht so gewichtig.

Wir wissen allerdings, dab beim Menschen trotz reich- lichster Verfiitterung yon Cholesterin eine Ausscheidung dop- peltbrechender Lipoide nieht auftritt. Der bei d e r Lipoid- nephrose beobachte~e Komplex: Hypereholesteringmie + Li- poidosis der Nierenepithelien + Ausseheidung anisotroper Lipoide hat also noch eine vorhandene Schgdigung der Nieren zur Voraussetzung. Dafiir sprechen aueh die Experimente yon M. GmccK~e). Da also die Hypercholesteringmie nicht durch die lipoide Nierenepitheldegeneration und diese nicht allein dureh die erstere bedingt sein kann, liegt die Annahme nahe, dab dasselbe schiidigende Moment, welches die Hyper- cholesterindimle erzeugt, bereits auch die iVierenepithel@n so scMidigt, daft sic die CholesterinzuJuhr n@ht in der normalen Weise bew~ltigen lc6nnen, daft ihre Assimilisat4ons]~ilvlglceit vet- lorengeht, daft sie die Cholesterlnester als doppeltbreehende Sphi&olcrystalle au]nehmen und dabei zugrunde geher~. Die Schgdigung der Epithelzellen selbst besteht in dem Anteil, den sie wie alle Zellen an der allgemeinen physikalisch-chemischen (kolloidalen) StSrung des Organismus nehmen.

Freilich muB man beriicksichtigen, dab die Hypercholesterin~imie nicht ohne weiteres als ein vermehrter Cholesterinreichtum des gesamten Orgauismus gedeutet werden darf. Es ist wohl m6glich, dab die Organe sogar weniger Cholesterin enthalten als normal, well ihre KoIloide das Cholesterin nicht halten kOnnen. Zur Ent- scheidung dieser Frage ist eine systematische Cholesterinbestim- mung der verschiedenen Organe notwendig. Wenn WlNDaUS in der Niere 5 ~ maI soviel Cholesterinester land wie in der Norm, so lgBt sich daraus nichts auf andere Organe sehliegen, deun die Niere ist als Ausscheidungsorgan naturgem~B n i t Cholesterin beladen. ES scheint uns iibrigens trotz der Untersuchungen WINDAIJS' wahrscheinlieh, dab die doppeltbrechenden Lipoide nieht nut Cholesterinester, sondern auch Phosphatide (,,Leci- thin", ,,Protagon") enthalten. Wenn wir darum schlechthin yon ,,Cholesteringmie" usw. sprechen, so geschieht dies nur unter diesem Vorbehalt.

Die Erkl~rung der Lipoidurie n i t einer ,,Stdrung des Chole- sterinsto]Jwechsels" ist nicht ausreichend. Diese ist ebenfalls nur die Folge anderer, weft feinerer Vorggnge, zu deren Er- forschung und ]3eurteilung wir zun~chst die Stellung des Cholesterins (bzw. der Lipoide) im Gesamthaushalte betrach- ten mtissen. Die chemische Seite dieser 13etrachtung, in deren Mittelpunkte die Leber und (regulatorisch ?) auch die Neben- niere stehen; diirfen wir dabei vielleicht zurfickstellen. Da- gegen haben wir in der Triibung des Serums und der Trans- sudatilfissigkeiten, die nach Wr',IL durch Ausflockung yon Eiweilalipoiden bedingt ist, ebenso wie in der Vermehrung der Euglobulinfraktion einen klinischen Beweis fti~ eine physikalisch-chemische StOrung der K6rperkolloide bei der Lipoidnephrose, Die Lipoide stehen im kolloidale~, Aufbau der KdrpersdJte am iiufiersten Ende der Gele und werden bei einer Stdrung ( auch durch den elektrischen Strom! ) zuerst ctusge]loekt. Diese ausge/lockten, aus den normalen kolloidalen System aus-

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geschiedenen Lipoide sind ,,denaturiert", fungieren datum als Fremdlcdrper im Blute und i~z der Lymphe und werden durch die Nieren ausge~chgeden. Damit erklgrt sich ihr Verhalten und ihre Bedeutung in d e n oben geschilderten Zusammen- hang. Die Notwendigkeit der Ausscheidung der denaturierten Lipoide bildet ftir die Nieren gewissermal3en eine Vergiftung dutch anisotrope L~poide.

Wenn wir auf Grund der klinischen Befunde und nunmehr auch nach dem Ergebnis unserer Versuche eine schwere physi- kalisch-chemische St6rung aller K6rperkolloide als einen maB- gebenden Faktor in der pathogenese der Lipoidnephrose an- sehen, so bedarf noch mancher Punkt dieser Auslegung des Wesens dieser Krankheit einer weiteren Aufkl~rung. Die Frage nach d e n VerhMtnis einer Zunahme der hochdispersen EiweiBkolloide zur Albuminurie wurde bereits beriihrt, s/e erstreckt sieh naturgemgB auch auf das Verh~ltnis der Chole- steringmie zur Lipoidurie. Hier scheint kein regelmgBiges Kausalverh~Itnis vorzuliegen. Bei Carcinomkranken land ich sogar massenhaft doppeltbrechende Lipoide in den Nieren- epithelien ohne Albuminurie und Lipoidurie wghrend des Lebens. Ebenso udrd starke Albuminurie (z. t3. bei Syphilis) n i t und ohne 0deme bei fehlender Lipoidurie und endlich Albuminurie + Lipoidurie ohne Odem beobaehtet. Insbeson- dere fehlt nns noch die Kenntnis der die Kolloidgnderung und damit die Lipoidnephrose ausldsenden Ur~aehe. Einzelne bakteridle SeMidliehkeiten (Syphilis, Pneumokokken, Tuber- kulose u. a.) sind wenigstens bekannt, dagegen entzieht sich das bei der Glomerulonephritis zur sekund4re~ Lipoidnephrose ffihrende Moment noch vollk0mmen unserer Kenntnis.

Diese Fragen sind einer weiteren Forschung vorbehalten, zu der unsere Versuchsergebnisse die Richtung geben.

Bei der yon uns beschriebenen ,,Fiebernephrose" dtirften vielleicht ~hn!iehe Vorggnge eine Rolle spielen wie bei der Lipoidnephrose, wghrend die nekrofischen Nephrosen auch hier eine Sonderstellung einnehmen. Ieh verweise wegen der Darstellung dieser Verh~iltnisse mad auch der weiteren Ausffihrungen tiber die Lipoidnephrose auI die 2. Auf- lage meiner Monographie Berlin: Urban & Schwarzenberg I925,

L i t e r a t u r : ~) KOLLERT und STARLINGGR, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 30. 1922. -- ~) HOBER und K6NIGSBERG, Arch. f. d. ges. Physiol. Io8. -- a) v. M6LLE~DORG Anatomische Hefte 53. 1915. _ 4) NAKoaGAWA, Pfl~gers Arch. f. d. ges. Physiol. 2o3. 1924. -- s) RVPPEL, O~NST~I,~, CARL und LascI~, Zeitsehr. L Hyg. u. Infektionskrankh. 97. -- ~) B~RGeR, }Vien. klin. Wochenschr. 1924, Nr. 32--34 . -- 7) P~TSCHACHER und H6NLINGE1L Wien. Arch. f. klin. Med. 9. 1924. -- s) STEEP, Dtsch. Arch. f. klin. Med. ~27. -- ~) KOLLERT und FINGER, Med. Klinik I917; Mfinch. med. \Voehen- schr. I918. -- ~0) O. GRoss, Dtsch. Arch, f. klin. Med. x33. -- ~) CHAL~TOW und KRYLOW, Cholesterindiathese. Petersburg. Zentralbl. f. inn. Med. 1923, Nr. 9. -- *'~) M. GEI;CK, Dtsch. Arch. f. klin. Med. x25,

CUTANE INFEKTION DES MEERSCHWEINCHENS MIT HERPESVIRUS.

Von

Dr. O. RosE. Aus cler Hygienischen Anstalt der Universit~it Basel (Vorsteher: Prof. R. DOERR).

In der Technik der experimentellen Erforschung des Herpesproblems nehmen die Impfung der Cornea und die subdurale bzw. intracerebrale Injektion eine vorherrschende Stellung ein. ]3el ihnen ist der Versuchsausfall in sehr weitem Umfange yon den individuellen Eigenschaiten des verwen- deten Virus und der Konsti tut ion des Versuehstieres unab- hgngig, solange wit uns, wie es vorwiegend geschieht, des Kaninchens als Versuchstier bedienen. Auch bei dem Meer- schweinchen l~Bt sich die genannte Technik, wie zuerst DOERR und V0CRTING zeigten, anwenden, Sie fiihrt bier jedock nicht n i t derselben Sicherheit wie beim Kaninchen zu gleichmgBigem Erfolge.

Die Epitheliotropie, die das Herpesvirus beim Menschen zeigt, hat bMd zur Prtifung seines Verhaltens auf der Haut verschiedener Versuchstiere Anlal3 gegeben. DOF, RR und

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V0C~tTING und mit ihnen andere Untersucher verzeichneten nur negative Ergebnisse, w~hrend LEVADITI, HARVIER und NICOLAU als erste auf der Haut yon Kaninchen mit Herpes- virus charakteristische VerXnderungen hervorrufen konnten. Bereits bei ihren Untersuchungen und bei der Nachprfifung zeigte es sieh, dab die ]3esonderheit des Stammes neben der individuellen Empf~nglichkeit der Tiere eine ausschlag- gebende Rolle spielt. Beim Meerschweinchen galt die Emp- I~tnglichkeit der Haut als sehr gering, bis TEAaI:E und GOOZ)PASTURE rnit einem Herpesstamm, der auf der normalen Meerschweinchenhaut geringffigige oder gar keine Vergnde- rungen hervorrief, nach vorausgegangener Teerung der Plaut t-Ierpeseruptionen niche nur an der Impfstelle, sondern distal und proximal yon ihr im Gebiet des versorgenden Nerven erzeugen konnten. Diese Befuude wurden yon DOERR und t~RIEDLI in vollem Umfange best~itigt.

Die Versuche yon WALDMANN und PAPE haben uns mit der besonderen Empf~nglichkeit der unhehaarten Metatarsal- haut des Meerschweinchens far das Virus: der Maul- und Klauenseuche bekannt gemacht. GROWER zeigte, dab sich bei Anwendung der gleichen Teehnik auch das Herpesvirus an dieser Stelle zum Haften bringen l~tBt. Im Laufe yon Untersuchungen, die wir im Sommer 192 4 fiber die Stomatitis epidemica des Menschen anstellten (die bisher noch nicht ver- /Sffentlicht sind), verimpften wir auch verschiedene Herpes- st~mme auf die Metatarsalhaut des Meerschweinchens nach der Technik yon WAI~O~A?CN nnd PAPE. Je nach der Art des Virus erfolgte keine Reaktion, oder aber es t raten m~tl3ige Entzi indungen in der Umgebung der Schnitte, diffuse Schwel- lung und R6tung der ganzen Partie auf, der sich gelegentlich Schorfbildung und AbstoBung einer umschriebenen Haut- partie ansehlog. Eine corneale Immuni t~ t gegen Herpes- virus trat nach der Metatarsalimpfung nicht ein. Die Unter- schiede zwischen unseren Befunden und denen GRt~TERS erklgrten wir uns durch die auch an anderen Eigenschaften erkennbare hohe Virulenz des Grfitersehen Stammes. Im groBen und ganzen entsprachen die yon uns beobachteten 1Reaktionen dem Bild, das man bei der Verimpfung yon Herpes- virus auf die normale behaarte Haut des Meerschweinchens zu sehen' gewohnt ist. Auch GILDEMEISTER und HERZBERG impften auf die Metatarsen -- wohl ohne t ienntnis der Mit- teilungen yon Grfiter -- , bedienten sich dabei aber noch der subcutanen und intracutanen Injektion neben der Scari- fication. Auch sie sahen teilweise keine Erfolge, teilweise nur uncharakteristische Reaktionen, wie wir sie beobachtet haben. Aul3erdem sahen sie aber Bilder, die sie ausffihrlich beschreiben, und die mit denen yon GROTER fibereinstimmen dtiriten. Nach verschieden langer Inkubat ion t ra ten im Be- reich der Impfstelle eitrige Blasen auf, in denen das Virus nachgewiesen werden konnte und mit deren Inhal t )/[eta- tarsalpassagen yon 14 Gliedern durchgeffihrt wurden. All- gemeinerscheinungen beobachteten GILDEMEISTER und H~RZ- BERt nicht ; ebenso konnten sie 4--6 Woehen nach einmaliger Impfung keine Immunit~tt feststellen.

Wir haben nach dieser Ver6ffentlichung unsere fri~heren Befunde noch einmal mit einer gr613eren Anzahl yon Herpes- st~mmen tiberprfift und haben dabei mit drei St~mmen das v0n' CrlLDEMEISTER und H ~ R z ~ I ~ ausfiihrlich beschriebene Bild erzeugen k6nnen. Wit k6nnen die Angabe yon GILD~- MEIS~R und HERZBEI~ bestXtigen, dab nach der yon ihnen vorgeschlagenen intracutanen oder subcutanen Injektion die Infektion besser halter als nach der einfachen Scarification. Aber auch bei dieser Technik l inden sich eine ganze Anzahl yon St~mmen, deren Verimpfung keinerlei l%aktion auf der Metatarsalhaut hervorruft. Da wir die Wirkung der St~mme gleichzeitig auch auf der geschorenen Haut untersuchten, stellten wir lest, dab die St~Lmme, die Metatarsalreaktionen hervorrufen, mit denen identisch sind, die auch auf anderen Hautpar t ien deutliche Ver~nderungen verursachen.

W~hrend GILDEMEIS~EI~ und I.i~l~zB~t~ Allgemein- erscheinungen, insbesondere Erscheinungen yon seiten des Zentralnervensystems, bei ihren Tieren nicht beobachteten, sahen wir im AnschluB an die erfolgreiche plantare Infektion sehr charakteristische Erscheinungen. 6--8 Tage nach der

Infektion (sowohl bei Scarification wit bei Injektion) zeigten die Tiere Unsicherheit im Gebrauch der geimpften Extremi- t~t, die in eine vol!st~indige schlaffe L~hmung ttberging. Sind die Metatarsen beider Hinterpfoten Jnfiziert, so entsteht eine sehr typische GrAtschstellung, die an einen an der \u seroberfl~tche ruhenden Frosch erinnert. Die Tiere, die, abgesehen yon der L~hmung, taunter und lebhaft sind, laufen umher und schleppen den Hinterk6rper mit den t~einen in dieser Stellung wie ein Anh~tngsel nach. An die L~hmung der Extremitg~ten schliel3t sich eine _~fyelitis an, die dutch IYbergreifen der L~hmung auf die Anal-, Urethral- und ge- samte Beckenbodenmuskulatur klinisch zmn Ausdruck kommt. Harn nnd Kot gehen spontan ab und beschmutzen den Hinterk6rper der Tiere. Die gesamte perianale Partie pro- labiert. Diese Erscheinungen k6nnen sich spontan in 2 his 3 Tagen zurtickbilden, aber auch yon Bestand bleiben. Nicht in allen FMlen sind sie so ausgepragt. Gelegentlich kommt es nur zu einer voriibergehenden Unsicherheit im Gebrauch der infizierten Extremit~tt, die nu t bei genauer und sorg- f~tltiger Beobachtung des Tieres festgestellt werden kann.

Uns scheinen diese Beobachtungen mitteilenswert, well bisher zwar die Empf~tnglichkeit des Zentralnervensystems des lVleerschweinchens ffir die subdurale Infektion mit Herpes- virus bekannt war (DoERR und VOCHTIN-O), dagegen die Wanderung des Virus yon der Infektionsstelle auI den Nerven- bahnen ins Zentralnervensystem nut beina Kaninchen mit gewisser Regelm~U3igkeit beobachtet wurde. Es ist durch diese Versuche gezeigt, dab das Herpesvirus nicht nu t bei direkter Impfung eine Affinit~t zum Zentralnervensystem des Meerschweinchens hat, sondern dab auch bei Impfung in die Haut wenigstens einzelne St~mme eine ausgesprochene Neurotropie besitzen. Die Feststellung dieser Neurotropie bei einem Versuchstier, das an sich schon minder empf~ng- lich fiir die Infektion mit Herpesvirus ist, erscheint nicht ohne Bedeutung f/it die Beurteilung der framer noch um- str i t tenen Neurotropie des Herpesvirus beim Menschen.

Die L~hmungen beschr~nken sich nach unseren bisherigen Erfahrungen auf das Gebiet des Nerven, der die infizierte Hautpart ie versorgt. Sie greifen h6chstens sekund~r yon ibm aus auf unmit te lbar benachbarte Partien fiber. (Ein Oberwandern :auf die andere K6rperh~lfte bei einseitiger Infektion haben wit bisher noch nicht beobachtet.) \u sehen darin eine weitere Sttitze der Annahme, dab die Ver- breitung des Herpesvirus im infizierten Organismus meist auf dem Wege der Nervenbahnen und nicht auf dem Blut- und Lymphwege erfolgt. Die Richtigkeit dieser Annahme wird ja auch dutch Versuche yon OOODPASTURE und TEAQUE, I~r und DRAGAN1~SCO sowie yon v. SZILY wahr- scheinlich gemacht.

Auif~llig im Vergleich zu den Erscheinungen, die beinl Kaninchen beobachtet werden, ist die Tatsache, dab an die lokale Myelitis, deren Oft dutch die Vv'ahl der Impistel!e best immt wird, sich keine zu lebenswichtigen Zentren auf- steigende Infektion anschlieBt. Der Grund daiiir ist wohl in der bereits bekannten aIlgemein geringereI~ Empf~nglich- keit des Meerschweinchens iiir das Herpesvirus zu suchen. Man darf hoffen, dab bei weiteren Untersuchungen viru- 14ntere St~mme, die zu ausgedehnten Infektionen des Zen- tralnervensystems ffihren, geiunden werden.

Bereits TEAGU~ und GOODPASTURE hat ten bei ihren Teerungsversuchen das Herpesvirus in den der Impfstelle entsprechenden Spinalganglien nachgewiesen und bei jiin- geren Tieren einen t6dlichen Ausgang der Infektion beob- achtet. Sie weisen aber ausdriicklich darauf hill, dab die Teerung nicht nur eine lokale, sondern auch eine schwere allgemeine Sch~digung sei, die eine erhebliche Resistenz- verminderung bedinge. W~ihrend sie die vorherige Haut- reizung f fir eine notwendige Vorbedingung hielten, nm einen gut ausgebildeten Hautherpes beim Meerschweinchen zu erzielen, fanden wir bei unseren Untersuchungen, dab auch auf der ungereizten I.iaut, bei der die Haare durch vorsich- tiges Scheren entfernt sind, sich dutch intracutane Ver- impfung ein typischer Herpes zosteriformis erzeugen l~gt.

868 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 4. J A H R G A N G . Nr. 18 3o. APRIL 1925

Voraussetzung ist nur die Verwendung eines Stammes yon besonderer Virulenz fiir das Meerschweinchen.

GILDEm~IS~ER und H~RZB~RO weisen auf die Notwendig- keit der Kenntnis metatarsaler Herpesaffektionen fiir die experimentelle Diagnose der Aphthae epizooticae des Men- sc/~.en him Da wir bet unseren Untersuchungen yon dem Problem der M.K.S. des Menschen ausgingen, haben wir uns mit dieser Frage schon sehr bald auseinandersetzen milssen. Zwar sind die klinischen Unterschiede der prim~ren und sekun- d~ren Stadien beider Affektionen beim Meerschweinchen so deutlich, dab dem Erfahrenen die ]3eurteilung keine Schwie- rigkeiten bereitet. Doch ist auch in wirklich zweifelhaften F~llen die Entscheidung sehr leicht zu treffen. ~u bedienten uns neben der Metatarsalimpfung beim Meerschweinchen gleichzeitig der cornealen Impfung beim Iianinchen. Ist die nachfolgende Erkrankung durch M.I<.S.-Virus bedingt, so bleibt die Cornea reaktionslos; liegt eine herpetische Infek- tion vor, so entwickelt sich auf ihr eine typische I<erato- conjunctivitis, deren Natur obendrein noch durch den ge- kreuzten Immunit~tsversuch mit echtem Herpesvirus vOllig sichergestellt werden kann. Diese ImmunitXtsprobe empfiehlt sich auf alle F~lle, da eine yon uns allerdings nicht best~ttigte Angabe yon M~IANI vorliegt, dab mit M.K.S.-Virus eine Keratoconjunctivitis beim Kaninchen erzeugt werden kann. Weiterhin haftet ant denMetatarsen, an denen eine M.K,S.- Infektion abgelaufen ist, eine erneute Infektion mit M.K.S.- Virus nicht, w~hrend sie ant Metatarsen, die herpetisch in- fiziert waren, das normale Krankheitshild mit den iiblichen Sekundgrerscheinungen auslSst. Der gleichzeitige Corneal~ versuch am Kaninchen ist neben der Metatarsalimpfung auch aus dem Grunde unerl~Blich, weil die differential- diagnostisch wichtigste Erkrankung bet den Aphthae epi- zooticae des Mensehen die Stomatitis herpetica ist.

L i t e r a t u r: DOE~R, ZentrMbl. f. Hunt- u. Geschlechtskrankh. I3; ~5 ff. -- C-ILDEMEISTER und HERZBERG, Deutsch. reed. Wochenschr. i925, S. 97. -- G~0~ER, Mt~nch. reed. Wochenschr. i924. -- TEAC, UE und GOODPASTURE, Journ. of Med. research. 1923.

UBER BEZIEHUNGEN ZWISCHEN HAUTREAK- TIVIT~T UND OVARIALFUNKTION.

V o n

Dr. Ro~E~T HEZLZG und Dr. HAxS H o ~ . Aus der II. Medizinischen Abteilung d. Krankenh. d. Wiener Kaufmannschaft (Primarius Privatdozent Dr. J. DONATH) und der Nervenheilanstalt ,,Rosenhfigel"

(Direktor: Privatdozent Dr. SOLDER), Wien.

Durch die ausgedehnten Untersuchungen yon v. G R 6 ~ und H~CHT ~) ist die Aufmerksamkeit auf die Haut in anderem Sinne gelenkt worden, als es bis dahin der Fall war. W~hrend PtR~UEr gelehrt hatte, die Haut als sehr empfindlichen Indi- cator auf spezifische Immunit~tsvorg~nge des gesamten Organismus zu benutzen, zeigten seine Schiller v. G~6~R und H~CHT, dab die Reaktionsf~higkeit der Haut aui intra- cutane Applikation yon unspezifischen Mitteln wie Adrenalin, Coffein und Morphium eine individuell ann~hernd konstante, filr verschiedene Individuen aber ~uBerst verschiedenartige und fiir jedes dieser Pharmaca besondere set.

Die ersten Beschreiber der pharmak0dynamischen Har~t- reaktionen beschrXnkten sich auf die Sehilderung der Reak- tionstypen. STAHL~) dagegen fund, dab die St~rke der dutch die In t racutaninjekt ion erzeugten Quaddelbildung eine Funk- tion des Vagustonus in der Weise set, dab durch Vagus- reizung oder -sensibilisierung die Quaddelbildung gefOrdert werde, wobei er allerdings blo8 die Priifung der Adrenalin- reaktion vornahm. Die Steigerung des Vagotonns erzielte er dureh Piloearpin- und Physostigmininjektionen. Eine andere Methode, die Beziehung der Haut zum parasympathi- schenNervensystem aufzuzeigen, verdanken wir E.F. MOLLE~) der den Nachweis erbracht hat, dal3 nach Intracutaninjekt ion yon Aolan, Kochsalz, ja sogar Luft ein Leukocytensturz ein- tritt , der nach Ansschaltung oder D~impfnng der Vaguswirkung durch Atropin oder Adrenalin ausbleibt [E. F. MfOLLER und HO~sc~r<~)]. Damit st immen die Anschauungen F. GLASE~S~)

fiberein, der Leukopenie mit Vaguserregung, Leukocytose mit Sympathicusreizung in engsten Zusammenhang bring-t; allerdings erhebt F~RD. HOF~6) iiberzeugende EinwAnde gegen die Annahme, dab der Vagustonus allein ffir den AusfaI1 des Leukocytensturzes verantwortlich set.

Daes die sp~ter zitierten Arbeiten wahrscheinlich machen, dab es im geschlechtsreifen weiblichen Organismus physio- logischerweise gesetzm~igige Schwankungen des Vagnstonus gibt, schien es uns verlockend, zu untersuchen, ob deren Aus- wirkung ant die Hautreaktivi t~t nachweisbar ist.

Zu diesem Zwecke gingen wit folgendermaBen vor: bet klinisch vollkommen gesunden, zwischen dem 2o. und 35. Lebensjahre stehenden Frauen, die regelm~Big menstruierten, wurde meist ira Abstand yon einigen Tagen, wiederholt auch an aufeinander fol- genden Tagen, die pharmakodynamische Hautprfifung mit o,i ccm Adrenalin i : zoo Millionen, o,i ccm Ceffein. natr. benz. 2% und 5% sowie mit Morphium hydrochloric. I : io MiIlionen durchgeffihrt, und zwar in jedem Falle an 6-- 7 verschiedenen Tagen, so dab stets der ganze Menstruationszyklus untersucht wurde. Die intracutanen Injektionen wurden an der Volarfl~che des Unterarmes ausgefflhrt derart, dab niemals die gleiche Stelle zweimal injiziert wurde, sondern Bezirke yon ca. 3 cm Durchmesser um jede Injekiionsstelle fret blieben; dadurch wurde es vermieden, dab eine durch die frfihere Injektion ge~nderte ReaktivitXt das Resultat trt~be. Die Ablesung der Reaktion erfolgte stets nach 2, 6 und 12 Stunden.

Aus Tabelle I, die yon zehn gleichartig reagierenden F~llen drei wiedergibt, geht mit Sicherbeit hervor, dab der Ausfall der pharmakodynamischen Hautprfifnng beim gesunden geschlechtsreifen Weibe abh~ngig ist, v o n d e r Stellung des Untersuchungstages im Menstruationszyklus. lBei Berfick- sichtigung dieses Umstandes ergibt sich eln entgegengesetztes Verhalten der Adrenalin- und Morphiumhautreaktion; w~hrend n~mlich die Adrenalinquaddet yore l~termenstruum gege~ den Me~struationsbeginn hi~ immer l~leiner wird, um kurz vor Beginn der Blutun9 ganz zu eerschwinden und emt gegen Ende oder knapp nach Au]hOren der Menstruation wieder auJzutreten, wird die Morphiumquaddel yore Zeitpunt~t der Ovulation (FRs his zum Beginn der Menstruatio~, immer grdfier und erreieht ihr l]/Iaximum wgihrend der menstruellen Blutung. Die Coffeinreaktionen 1leBen keinen sicheren Zusammenhang zwischen StXrke der Reaktion und Beziehung des Unter- suchungstages zur Menstruation erkennen.

Zur Deutung des Fehlens der Adrenalinhautreaktion wf~h- rend der Menstruation kSnnen die Arbeiten yon CRISTOFO- LETTIT), ADLER 8) und SC~ICKELE 9) herangezogen werden, die ilbereinstimmend gezeigt haben, dab bet Unter iunkt ion oder Ausfall der Ovarien eine Tonussteigerung im Adrenal- system zu beobachten ist, wXhrend umgekehrt normale oder gesteigerte Ovarialfunktion mit erhOhtem Vagustonus einher- geht, Resultate, die allerdings durch MosBacHEr~ und MEYER10) nicht durchgehends best~tigt worden stud. In jfingster Zeit fand die Anschauung, dab das Ovarium den Sympathicus dXmpfe, eine Sttitze durch die Mitteilung yon B, FINK~L- sr~I~'11), dab die nach Adrenalininjektion auftretende Blut- druckstelgerung dutch Vorbehandlung mit Ovoglandol ebenso wie mit Luteoglandol aufgehoben werden kOnne, fibrigens ein neuerlicher ]3eweis ffir die Schwierigkeit, Ovarium i; e. S. und Corpus luteum tunktionell voneinander abzngrenzen. Nun ist aber die Menstruation nicht ohne weiteres mi t einer Hyperfunktion des Ovars gleichzusetzen, so dab selbst wenn man eine durch die Ovarialfunktion erfolgende Vagotonisiernng als sieher annimmt, die Steigerung der parasympathischen Ansprechbarkeit w~hrend der Menstruation erst bewiesen werden mfil3te. Das ist auch tatsgchlich dutch MARZA~ FRAX~E *~) gesehehen, der zeigen konnte, dab bet einem groBen Tell der untersuchten Fglle die normaIe Blutdrucksteigernng und Glykosurie ant Adrenalin w/thrend der Menstruation ausbleibt, w~hrend die den Vagus erregenden Pharmaca zn dieser Zeit stgrker wirken. Die Ursachen dieser menstruellen Vagotonie d/irften in der yon S i~ur~a und PATZSCt~ ~a) beschriebenen Menstruations-Cholin~mie einerseits zu suchen sein, wghrend andererseits Ionenverschiebungen [KRaos und ZOND~K~), S. G. ZONDEKI~) ] in Betraeht k~men. Diese hat I~YLI~ ~) als Blutkalkvermehrung w~hrend der Men- struation nachgewiesen ; die gleiche )[nderung des Ionengleich-