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13. Ausgabe November 2011 13. Ausgabe November 2011 Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran erkennen, dass bisher niemand etwas davon wusste und mor- gen ganz Zuerich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexikon. Es ist furcht- bar einfach. Im Franzoesischen bedeutets Steckenpferd. Im Deutschen: Addio, steigt mir bitte den Ruecken runter, auf Wieder- sehen ein ander Mal! Im Rumaenischen: 'Ja wahrhaftig, Sie haben Recht, so ist es. Jawohl, wirklich. Machen wir'. Und so weiter. Ein internationales Wort. Nur ein Wort und das Wort als Bewegung. Es ist einfach Eroeffnungs- Manifest, 1. Dada-Abend Zuerich, 14. Juli 1916 ff. SEITE10 furchtbar. Wenn man eine Kunstrichtung daraus macht, muss das bedeuten, man will Komplikationen wegnehmen. (...) DADA november 2011, 13/~ masseneinwanderung stoppen .... das bist du ................................. seite 07 seite 21 seite 24 dieperspektive presentiert: soirée thèâtre im cabaret voltaire am 18. november

Dada - Spezialausgabe

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Die Novemberausgabe 2011 von dieperspektive widmet sich dem Thema Dada. In Kooperation mit dem Cabaret Voltaire, der Geburtsstätte des Dadaismus, wurde diese Ausgabe mit erhöhter Auflage gedruckt.

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Page 1: Dada - Spezialausgabe

13. Ausgabe

November 2011

13. Ausgabe

November 2011

Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran erkennen, dass bisher niemand etwas davon wusste und mor-gen ganz Zuerich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexikon. Es ist furcht-bar einfach. Im Franzoesischen bedeutets Steckenpferd. Im Deutschen: Addio, steigt mir bitte den Ruecken runter, auf Wieder-sehen ein ander Mal! Im Rumaenischen: 'Ja wahrhaftig, Sie haben Recht, so ist es. Jawohl, wirklich. Machen wir'. Und so weiter.

Ein internationales Wort. Nur ein Wort und das Wort als Bewegung. Es ist einfach

Eroeffnungs- Manifest, 1. Dada-AbendZuerich, 14. Juli 1916

ff. SEITE10

furchtbar. Wenn man eine Kunstrichtung daraus macht, muss das bedeuten, man will Komplikationen wegnehmen. (...)

DADAnovember 2011, 13/~

masseneinwanderung stoppen ....das bist du .................................

seite 07seite 21

seite 24dieperspektive presentiert:s o i r é e t h è â t r e im cabaret voltaire am 18. november

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13. Ausgabe, November 2011

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hase 2 ........................................................das unbehagen in der kultur .......................das bist du .................................................serinus kneiparia ........................................einladung soirée thèâtre ...........................

editorial .....................................................das duell ...................................................staatsaufgabe nr.1 .....................................das problem staenderat .............................masseneinwanderung stoppen ..................occupy wallstreet, occupy paradeplatz .........morgens um 7.15 uhr ..................................hippiekacke ................................................

redaktion .......................................................text ............................................................................................................................

illustration/bild ...............................................................................................................cover ....................................................................................................................................................layout .............................................................................................................................................lektorat ................................................................................................................webdesign ..........................................................................................................redaktionsmitarbeiter.................................................................................druck .....................................................................................................aufl age ...............................................................................................................................................artikel einsenden ..................................................................................................werbung ..........................................................................................................abo .........................................................................................................................leserbriefe .....................................................................................................thema der nächsten ausgabe ...................................................................................................gönnerkonto ................................................................................redaktionsschluss .........................................................................MACH MIT! SENDE DEINEN BEITRAG AN [email protected] MIT! SENDE DEINEN BEITRAG AN [email protected] MIT! SENDE DEINEN BEITRAG AN [email protected] MIT! SENDE DEINEN BEITRAG AN [email protected]

seite 18seite 19seite 21seite 23seite 24

seite 03seite 04seite 05seite 06seite 07seite 08seite 09seite 09

dieperspektive, s.j.a, c.z,m.p, bremgartnerstr. 66, 8003 zürichc.z. | p.w. | m.s. | s.a.j.

d.j. | f.m. | m.b.| k.k. | l.l.| o.b. | a.h.b.m.k | d.r. | e.a. | g.s.

m.k.per rjard

mara bieler & daniela bärtimo beeler | timobeeler.ch

jonas ritscher & konstantin furrerzds zeitungsdruck schaffhausen ag

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[email protected]@dieperspektive.ch

[email protected] & paste

pc 87-85011-6, vermerk: gern geschehenmittwoch 16. november 2011, 23.55 uhr

INHALT

2

HeieiEIl

NUDA VERiTAS12

1

seite 10

Eroeffnungs- Manifest, 1. Dada-Abend

Zuerich, 14. Juli 1916

sEifenBlase153 texte 14

daDA surpreme

P r e PA r A t i o n

foR a miRAcle 1716

&

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EDITORIAL

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Für diese Ausgabe haben wir uns was ganz Spezielles ausgedacht: Du da, dada da. Das soll offensichtlich ein dadaistisches Thema sein. Und ehrlich gesagt bin ich so froh wie selten zuvor, dass den Inhalt unserer Zeitung die lieben Leserinnen und Leser liefern. Denn ich verstehe Dada nicht. Und noch weniger kann ich dadaisieren – also selber Dada machen. Es ist zweifellos lustig, dass im Cabaret Voltaire über dem Cheminée eine tote Katze hängt. Und es ist auch amüsant, wenn Dada-Künstler wie Hugo Ball Gedichte mit wirren Buchstabenformationen beginnen:„jolifanto bambla o falli bambla“.Aber echt, wie soll ich das verstehen? Was sagt mir die tote Katze? Ich bin mir fast sicher, dass Dada mehr will als unterhalten. Nicht nur unser ak-tuelles Layout ist dadaistisch. Auch die Themenseiten sind es. Das zeugt – OberDada sei dank – davon, dass unsere Schreiberlinge und Zeichner Dada besser verstehen als ich. Und das ist gut so. Denn unsere Zeitung soll nicht nur unterhalten. Aber Unterhaltung gehört dazu. Darum pil-gern wir alle am 1 8 . N o v e m b e r i n s C a b a r e t Vo l t a i r e und lauschen den sechs besten Artikeln des letzten Jahres. Das ist unterhaltsam und auf einem erstaunlich guten Niveau. Die Autoren Marco Büsch, Apa-chenkönig Huntin’ Beer, P.M.W., Marianna Lanz, David Ho-wald und Si lvan Kämpfen lesen ihre Artikel vor und kämpfen um den Titel des „Artikel des Jahres“. Und es ist wichtig, dass du dabei bist. Denn du, das Publikum, wählt den Artikel. Wir haben Stimmkarten und sonsti-ge tolle Sachen für euch vorbereitet. In diesem Sinne: Auf zur toten Kat-ze. Erweisen wir ihr am 18. November ab 18:30 Uhr die letzte Ehre.Übrigens: Alle nominierten Artikel findet ihr auf unserer Homepage. Nicht dada, sondern schön übersichtlich.

Liebe Leserinnen, liebe Leser

„Märchenhafte, einzigartige Schmuckstücke,handgefertigt aus Halbedelsteinen, Edelmetallen

und ausgesuchten Materialien.Liebevolle Accessoires für immer und überall.Ein kleines Stückchen Luxus, dass sich jedes

Portmonee leisten kann.“

WWW.MASCHENBROEDEL.CH

Ein Gedicht von Kurt Schwitters auf den Weg:

Vier Maurer saßen einst auf einem Dach.Da sprach der erste: "Ach!"Der zweite: "Wie ists möglich dann?"Der dritte: "Daß das Dach halten kann!!!"Der vierte: "Ist doch kein Träger dran!!!!!!"Und mit einem KrachBrach das Dach.

P.S.: Der Blablameter.de ist schon sehr lässig.Dieses Edito hat einen Wert von 0.13.

Simon A. JacobyRedaktor

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HINTERGRUND

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Conradin Zellweger

Im Jahre 1916 spielten sich zwei bemerkenswerte Ereignisse in der Zwinglistadt ab.

Erstens: Es begann eine Serie von heftigen Krawallen aufgrund sozialer Spannungen, ausgelöst durch die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Schweiz.

Zweitens: Ein geselliger Haufen um Hugo Ball & Co. begründete im Cabaret Voltaire den Dadaismus. Die Protestkunst schlechthin, wel-che unbestrittene Einflüsse bis in die Gegenwartskunst hat. Die sozialen Probleme spiegelten sich im Dadaismus wider. Missstände in der Gesell-schaft fanden eine neue Ausdrucksform in der Kunst. Dadaismus erschuf revolutionäre künstlerische Elemente wie die Pu-blikumsbeschimpfung und Unsinntexte. Keine Frage, die dadaistische Kunst ist Geschmackssache, so wie alle Kunstrichtungen. Viel wichtiger als die Ästhetik scheint mir jedoch beim Dadaismus die soziale Funktion zu sein. Die Kunst etablierte sich als ein Ventil, um auf soziale Missstän-de aufmerksam zu machen. Dada war eine Protestkunst. Eine sogenannte Antikunst, die sich gegen die festgefahrenen Konventionen der damali-gen Kunst stellte. Aber das war nicht das einzige Festgefahrene, gegen das sich der Dadaismus wehrte. Nein, Dada war auch gegen politische Werte, gegen die bürgerlichen Werte.Nun, geschätzter Herr Werder, wir befinden uns im Jahre 2011, fast hun-dert Jahre nach der Geburtsstunde von Dada. Europa ist in ei-ner Krise. Die Schweiz, wie auch damals schon, befindet sich dabei in halbwegs komfortabler Lage. Und was erle-ben wir? Jugendliche und auch Erwachsene gehen auf die Strasse und liefern sich Schlachten mit der Polizei. Gehen in Stadien und prügeln sich ge-genseitig windelweich. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Ist es nun die Wohlstandsverwahrlo-sung oder der Protest gegen die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft oder einfach die Frustration der Eurokrise? Entscheidend ist, dass ein offensichtlich nötiges Überdruckventil unserer Gesellschaft versagt.Abstriche im kulturellen und sozialen Sektor sind da sicherlich keine Lösung. Auch die Forderung des bürgerlichen Lagers, die Gelder für das Ca-baret Voltaire zu streichen, ist ein Schuss nach hinten. Zumal uns das Geburtshaus des Da-daismus wie ein Denkmal daran erinnert, dass Zürcherinnen und Zürcher vor knapp hundert Jahren mit weit grösseren Schwie-rigkeiten umgegangen sind und da-bei Kunstgeschichte geschrieben haben.Oder wie Richard Hülsenbeck sagte: „Dada siegt!“

* Conradin Zellweger, 23, Student in Publizistik

& Kommunikation, Redaktor dieperspektive, aus

Zürich

Peter Werder

Dadaistische Aktionskunst vom Staat finanziert – Arp, Ball und der von Ihnen zitierte Hülsenbeck würden sich im Grabe umdrehen. Protest-kunst, die sich von denen füttern lässt, gegen die sie revoltiert?Ein Mäzen unterstützt jemanden, ohne dafür eine Gegenleistung zu er-warten. Er tut dies, weil er gut findet, was der andere tut. Das ist eine noble Geste. Solange das Privatpersonen, Stiftungen oder Unternehmen machen, geben sie Geld aus, das ihnen gehört. Tut es der Staat, setzt er – im Namen des Volkes – Steuergelder dafür ein. Da kann man nicht mehr einfach davon ausgehen, dass es toleriert wird, wenn Hirschhorns Figu-ren über Blocher-Bildchen pinkeln und in Abstimmungsurnen kotzen. De gustibus non est disputandum – zahlen es aber alle, ist ein gewisser Konsens notwendig. Hirschhorn und die Pro Helvetia missachteten 2004 diesen Konsens. Die Grenze verläuft unter anderem da, wo Entschei-dungsträger, die am Staats-Mäzenentum-Hebel sitzen, persönlich ange-griffen werden. Das sind nun mal auch rechte Politiker. Ein Mäzen ist für den Künstler da, er lässt ihn machen, aber ich glaube nicht, dass er sich auf den Kopf pinkeln lässt.Jetzt müssen wir unterscheiden.Wenn Sie die Aktivitäten des Cabaret Voltaire etwas genauer ansehen, werden Sie feststellen: Das Cabaret Voltaire ist einerseits ein bisschen Museum (Sie vergleichen es mit einem Denkmal), und das soll man mit Staatsgeldern durchaus unterstützen. Das kann man unter Rahmenbe-

dingung subsumieren, Denkmalpflege, von mir aus unter Tourismus-Standort und so weiter. Das Cabaret Voltaire ist andererseits auch

Protestkunst und Dada geblieben. Es belebt die Szene mit Pro-jekten, die einmalig und richtig dada sind (Kompliment an Di-rektor Philipp Meier). Dada erfindet sich im Cabaret Voltaire immer wieder neu. Dada lebt!Die Protestkunst ist nicht glaubwürdig, wenn sie sich von de-

nen finanzieren lässt, die sie kritisiert. Da tätscht es auch dem grosszügigsten Mäzen irgendwann den Nuggi raus. Und dabei geht

es eben nicht um die ach so intellektuelle Frage nach guter oder schlechter Kunst. Da geht es einfach darum, wo die Grenze

der Mehrheit, wo der Konsens liegt. Das ist ein demokra-tischer Entscheid. Und eine Protestkunst soll alles an-dere als mehrheitsfähig (oder eben: demokratisch legi-timiert) sein. Es geht um künstlerische Freiheit. Lässt sich Dada vom Staat finanzieren, ist Dada nicht mehr frei. Mehr noch: Dada ist nicht mehr glaubwürdig, nicht mehr alleine überlebensfähig. Dada ist Protest. Also: Staatsgelder fürs Dada-Muse-um sind ok, Staatsgelder für Dada nicht. Denn Dada muss dem Staat auf den Kopf pinkeln können.

PS: Ach, all die Gewaltbereiten an den illega-len Parties und im Fussballstadion: Wohl eher ein psychologisches als ein soziales Phänomen. Höchst unintelligent, uninspiriert, flach und nicht nachhaltig. Überflüssig und nervig. Wollen wir das nicht einfach der Polizei überlassen?PPS: „Occupy Paradeplatz“ – was war da schon wieder die genaue Forderung?

* Dr. Peter Werder ist bürgerlicher Politiker, Dozent an der

Universität Zürich und leitet die Kommunikation eines Kon-

zerns im Gesundheitswesen

Das Duell #3{Text} * Conradin Zellweger und Peter Werder

dert Jahre nach der Geburtsstunde von Dada. Europa ist in ei-ner Krise. Die Schweiz, wie auch damals schon, befindet sich dabei in halbwegs komfortabler Lage. Und was erle-ben wir? Jugendliche und auch Erwachsene gehen auf die Strasse und liefern sich Schlachten mit der Polizei. Gehen in Stadien und prügeln sich ge-genseitig windelweich. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Ist es nun die Wohlstandsverwahrlo-sung oder der Protest gegen die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft oder einfach die Frustration der Eurokrise? Entscheidend ist, dass ein offensichtlich nötiges Überdruckventil unserer Gesellschaft versagt.Abstriche im kulturellen und sozialen Sektor sind da sicherlich keine Lösung. Auch die Forderung des bürgerlichen Lagers, die Gelder für das Ca-baret Voltaire zu streichen, ist ein Schuss nach hinten. Zumal uns das Geburtshaus des Da-daismus wie ein Denkmal daran erinnert, dass Zürcherinnen und Zürcher vor knapp hundert Jahren mit weit grösseren Schwie-rigkeiten umgegangen sind und da-bei Kunstgeschichte geschrieben

Oder wie Richard Hülsenbeck

* Conradin Zellweger, 23, Student in Publizistik

& Kommunikation, Redaktor dieperspektive, aus

Staatsgeldern durchaus unterstützen. Das kann man unter Rahmenbe-dingung subsumieren, Denkmalpflege, von mir aus unter Tourismus-

Standort und so weiter. Das Cabaret Voltaire ist andererseits auch Protestkunst und Dada geblieben. Es belebt die Szene mit Pro-

jekten, die einmalig und richtig dada sind (Kompliment an Di-rektor Philipp Meier). Dada erfindet sich im Cabaret Voltaire immer wieder neu. Dada lebt!Die Protestkunst ist nicht glaubwürdig, wenn sie sich von de-

nen finanzieren lässt, die sie kritisiert. Da tätscht es auch dem grosszügigsten Mäzen irgendwann den Nuggi raus. Und dabei geht

es eben nicht um die ach so intellektuelle Frage nach guter oder schlechter Kunst. Da geht es einfach darum, wo die Grenze

der Mehrheit, wo der Konsens liegt. Das ist ein demokra-tischer Entscheid. Und eine Protestkunst soll alles an-dere als mehrheitsfähig (oder eben: demokratisch legi-timiert) sein. Es geht um künstlerische Freiheit. Lässt sich Dada vom Staat finanzieren, ist Dada nicht mehr frei. Mehr noch: Dada ist nicht mehr glaubwürdig, nicht mehr alleine überlebensfähig. Dada ist Protest. Also: Staatsgelder fürs Dada-Muse-um sind ok, Staatsgelder für Dada nicht. Denn Dada muss dem Staat auf den Kopf pinkeln können.

PS: Ach, all die Gewaltbereiten an den illega-len Parties und im Fussballstadion: Wohl eher ein psychologisches als ein soziales Phänomen. Höchst unintelligent, uninspiriert, flach und nicht nachhaltig. Überflüssig und nervig. Wollen wir das nicht einfach der Polizei überlassen?PPS: „Occupy Paradeplatz“ – was war da schon wieder die genaue Forderung?

* Dr. Peter Werder ist bürgerlicher Politiker, Dozent an der

Universität Zürich und leitet die Kommunikation eines Kon-

zerns im Gesundheitswesen

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Landesverteidigung ist die erste und edelste Aufgabe des Staates. In der Prioritätenliste liegt sie weit vor dem Sozialstaat, dem Bau von Verkehrs-infrastrukturen, der Kulturförderung oder der Universitätsfinanzierung. Dieser Anspruch lässt sich aus mehreren Dimensionen beleuchten. Einerseits stand zu Beginn der Staatenbildung das gemeinsame Bedürf-nis nach Schutz im Vordergrund. Gegen Bezahlung – und meist auch ei-ner gewissen Form der Unterwerfung – erhielt man in der Burg des loka-len Adligen Schutz in Notsituationen. Ähnlich in den „freien“ Gebieten wie der alten Eidgenossenschaft: Staatliche Strukturen dienten primär der Abwehr äusserer Feinde. Andererseits lässt sich diese bevorzugte Stellung auch ökonomisch begründen. Landesverteidigung ist ein klassisches Bei-spiel für ein „öffentliches Gut“, welches von Privaten nur ungenügend (gesamtwirtschaftlich also zu einer Ineffizienz führend) hergestellt wür-de. Ein öffentliches Gut zeichnet sich dadurch aus, dass niemand von sei-nem Konsum ausgeschlossen werden (Nicht-Ausschliessbarkeit) und zur gleichen Zeit von mehr als einem Individuum konsumiert werden kann (Nicht-Rivalität). Beide Eigenschaften fördern das Trittbrettfahren, wel-ches bei rein privater Bereitstellung zu einer Unterversorgung führt. Si-cherheit erfüllt diese Eigenschaften: Beispielsweise profitieren von der präventiven Wirkung der Landesverteidigung dienenden Institutionen alle sich in der Schweiz aufhaltenden Personen.Ein Staat konstituiert sich nach Georg Jellinek durch ein Staatsgebiet, ein Staatsvolk und eine auf diesem Territorium herrschende Staatsgewalt. Zu einem wirksamen Staat gehört deshalb auch die Fähigkeit, sich – sein Staatsvolk, sein Staatsterritorium – gegenüber äusseren Feinden zu vertei-digen. Das gilt auch für die Schweiz. Dabei ist jenen beizupflichten, wel-che zurzeit keinerlei äussere Bedrohung für unser Land sehen. Tatsäch-lich sind wir momentan von relativ friedlichen Staaten umgeben, die sich höchstens Instrumenten eines Wirtschaftskrieges bedienen. Ob dies so bleiben wird, ist hingegen unklar. Hätte man 1925 die Menschen gefragt, ob Kriege wieder möglich wären und ob eine grosse Armee unterhalten werden solle, hätten die meisten mit „nein“ geantwortet. Wer wagt sich heute mit Prognosen hervor, die die Welt von 2025 vorhersagen? Auch ich werde mich davor hüten. Jedoch ist es naiv zu glauben, Kriege seien für immer ausgeschlossen. Daran erinnern uns nicht nur die Balkankriege der 1990er Jahre in unmittelbarer Nachbarschaft, sondern auch ein anderer Umstand: Erst seit 2008 geniesst unser nördlicher Nachbar Deutschland die mit damals 63 Jahren längste Friedensphase seiner Geschichte! Bis 2008 hielt diesen Rekord eine andere Zeitperiode. Das Deutsche Reich

war von 1555, vom Augsburger Frieden an, bis 1618, ähnlich befriedet wie heute Deutschland. Diese Phase endete 1618 mit dem Ausbruch des 30-jährigen Krieges, der bekanntlich als einer der gewalttätigsten Kriege Europas in die Geschichte eingehen sollte. (Dazu passt, dass noch bis in die 1960er Jahre Umfragen unter Deutschen diesen Krieg noch vor den beiden Weltkriegen zum zerstörerischsten Ereignis der deutschen Ge-schichte kürten.)Deshalb kann es auch für die Schweiz keine Option sein, auf eine Armee zu verzichten. Sie ist das einzige Sicherheitsorgan, welches in der Lage ist, die Landesverteidigung sicherzustellen. Diese Fähigkeit, sich jederzeit gegen Feinde verteidigen zu können, aufzubauen, ist teuer. Ebenso der nachhaltige Erhalt dieser Fähigkeiten. Die Systeme, auch im Kriegsma-terialbereich, sind wesentlich komplexer geworden. Vorbei sind die Zei-ten, als man einfach schnell den Landsturm aufbieten und Hellebarden verteilen konnte. Auch sind die Reaktionszeiten heute wesentlich kürzer. Das alles bedingt eine gut ausgerüstete und ausgebildete Armee. Diesem Grundsatz wurde in den letzten Jahren nicht mehr Rechnung getragen. Auf eine Armee einzig aufgrund der Kostenfrage zu verzichten wäre, wie wenn man seine Brandschutzversicherung aufgrund der vermeintlich zu hohen Prämien künden würde. Ist dieses Risiko bei der Brandschutzver-sicherung noch kontrollierbar, ist es dies bei der Armee definitiv nicht mehr. Die Fähigkeit, sein Volk und sein Territorium zu verteidigen, ge-hört untrennbar zum Wesen eines Staates. Wird darauf verzichtet, riskiert man nicht bloss ein Haus, sondern den Staat. Es ist schon erstaunlich, wie vorzüglich linke Politiker, die sonst bei jeder Gelegenheit nach einem starken Staat rufen, diesem bei seiner Kernaufga-be die nötigen Mittel vorenthalten wollen. Es gibt indessen kein Bereich, in dem mehr gespart wurde. Die GSoA-Initiative nach einer Halbierung der Armee wurde, trotz der deutlichen Ablehnung durch das Volk, fak-tisch längst umgesetzt. Es ist an der Zeit, diese Fehlentscheide rückgängig zu machen.

* Mario Senn ist Volkswirt und liberaler Politiker in Adliswil ZH, er schreibt monatlich zum

Thema Politik

Antworte Mario Senn auf [email protected]

Staatsaufgabe Nr.1{Text} * Mario Senn

POLITKOLUMNE

Fitzgerald & Rimini

11. November 2011im Eisenwerk

Frauenfeld

Fitzgerald&Riminierzählen vom Alltag und vom Wahnsinn.

Ihre Geschichten handeln von Schweizer Randgruppen: von Autonomen, Aristokraten, Berner Oberländern, Heilsarmeeoffizieren, Rentnern und drogensüchtigen

Gassenmädchen.Mit bissigem Humor und liebevoller Hingabe rückt Fitz-

gerald die Figuren in den Mittelpunkt des Geschehens und macht sie so zu Helden. Deren Blick auf die Welt

entlarvt die Absurditäten des Gewöhnlichen. Sie fechten die Kämpfe aus, vor denen sich die Gesellschaft drückt.

Show ab 20.00 UhrMehr auf eisenwerk.ch

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HINTERGRUND

L‘Italia che resiste

Nanni Moretti und Gefährten

Griechenlands Nouvelle Vague

Nocturnes: Roberto Benigni

am Helvetiaplatz, Tel. 044 242 04 11, www.xenix.ch

L’ItaLIa Che ResIste

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HINTERGRUND

Wer hat sie noch nicht gesehen: Die schwarzen Schafe, die roten Ratten, die farbigen Hände, die sich um Schweizer Pässe raufen, die Mina-rette, die bedrohlich von unserer Fahne empor-ragen oder die dunklen Füsse, die über die sel-bige trampeln. Die Liste ist lang und wird mit Sicherheit noch länger werden. Doch eines ist klar: Der SVP fallen wohl nicht bei jeder ihrer Kampagnen so schöne Alliterationen wie bei den beiden erstgenannten ein. Ja, sogar die SVP hat ihre Grenzen, leider nur am falschen Ort.An einem Freitagnachmittag rief ich das SBB-Servicecenter in Brig an, um ein bei der Rech-nungsstellung aufgetretenes Missverständnis zu klären. Ich staunte nicht schlecht, als die Dame am anderen Ende der Leitung mir plötzlich in einem gehässigen Ton sagte, der SBB sei gewiss kein Fehler unterlaufen, mein Vater verstehe le-diglich sicher kein Deutsch und habe deshalb die Abmachung nicht verstanden. Offenbar schloss sie von meinem ausländischen Nachna-men kurzerhand darauf, meine Eltern könnten kein Deutsch. Das Schöne an der Schweiz ist, dass niemand wegen seiner Meinung eingesperrt, gefoltert oder gar umgebracht wird. Aber trotzdem frage ich mich, ob es nicht zu weit ging, so etwas von einer Mitarbeiterin eines staatlichen Unterneh-mens zu hören.

Wie dem auch sei, die Hetzkampagnen der SVP erreichen sehr viele Menschen. Kein Wunder, ihre Kampagnen sind immer sehr emotionsge-laden. Und dort, wo die Gefühle anfangen, en-det der Verstand. Ohne Frage haben Migrantinnen und Migran-ten in der Schweiz ein schlechtes Image, sei es als Kriminelle, Scheininvalide oder Raser. Aber was ist mit den Gebildeten unter ihnen? Sobald ein Migrant eine gewisse Bildung vor-weisen kann, seinen Beruf in der Schweiz aus-üben darf und gut integriert ist, gilt er bei den Einheimischen oft gar nicht mehr als Auslän-der. Doch dies ist ein Fehler. Wie sonst kann man das Image der Ausländer verbessern, wenn man immer nur diejenigen herausfil-tert, die negativ auffallen, und nur über diesen Teil spricht? Fakt ist, dass ohne Migranten die Schweizer Wirtschaft nicht funktionieren wür-de. Das hat neuerdings sogar die FDP erkannt, weshalb sie sich jetzt auch von der Massenein-wanderungsinitiative distanziert.

Werfen wir aber einen Blick auf konkrete Be-gebenheiten: Die Gewerkschaft Unia hat im Rahmen ihrer Kampagne „Ohne uns – kei-ne Schweiz“ einige interessante Zahlen ver-öffentlicht. Gemäss dieser Publikation zah-len die Migrantinnen und Migranten mehr in Sozialwerke wie die AHV ein (26.7%) als sie daraus beziehen (17.9%). Weiter heisst es, die Schweiz sei geschichtlich gesehen ein armes Auswanderungsland gewesen, bevor es durch Einwanderungsströme seinen heutigen Wohl-stand erreichte. Ohne Migrantinnen und Mi-granten wäre die Schweiz nur halb so inno-vativ in der Forschung, wenn man bedenkt, dass rund 60% aller Forscherinnen und For-scher keinen Schweizer Pass haben. Die Pflege wäre nicht das, was sie heute ist, da auch hier 40% des Personals keinen roten Pass besitzt. In Schweizer Schokoladefabriken würde ohne ausländische Arbeitskräfte, deren Anteil sich auf 60% beläuft, keine Schoggi hergestellt wer-den. Auch das Schweizer Gemüse ist ein The-

ma: Rund 40‘000 ausländische Arbeitskräfte sind gemäss Zahlen der Unia in Gemüsebetrieben in der Schweiz angestellt. Dass es in der SVP vie-le Unternehmer gibt, die gegen eine sogenannte Masseneinwanderung wettern, selber aber viele Ausländer beschäftigen, dürfte nicht erstaunen. Beispielsweise beschäftigt SVP-Politiker und Gemüsebauer Ernst Schibli in seinem Betrieb viele Portugiesen, die für Tiefstlöhne arbei-ten (zwischen 2‘300 und 2‘700 Franken netto), gleichzeitig politisiert er aber gegen die „Mas-seneinwanderung“, von der er selber profitiert.Wichtig erscheint mir hervorzuheben, dass Ausländer nicht nur die unteren Schichten der hiesigen Bevölkerung abdecken. Wie bereits er-wähnt, findet man viele Migranten in der For-schung, in der Pflege, aber auch im Bildungs-wesen, vor allem an Universitäten, als Professo-ren oder als Studierende.

Ein Teil dieser Studierenden ist direkt oder in-direkt durch die „Masseneinwanderung“ aus dem Balkan in den neunziger Jahren in die Schweiz gekommen. Sie bilden sich weiter, um vielleicht einmal in Wirtschaft, Gesundheitswe-sen oder Forschung führende Positionen einzu-nehmen und so unser Land voranzutreiben. Man darf nie vergessen, dass wir schliesslich alle Menschen sind. Dies verbindet uns. Es gibt gute Menschen, schlechte Menschen, kriminel-le Menschen, anständige Menschen, ehrliche Menschen und unehrliche Menschen. Aber al-lem voran ist man zuerst Mensch. Erst dann, meinetwegen an zweiter Stelle, falls man es als wichtig erachtet, nach Nationalitäten zu unter-scheiden, Afrikaner, Araber, Albaner, Englän-der, Italiener, Portugiese oder Rumäne. Eigentlich könnte ich stolz darauf sein, der SVP genau das Gegenteil von ihren geläufigen Vor-urteilen zu beweisen. Ich bin es aber nicht. Wa-rum? Weil meine Nationalität Mensch ist.

* Daniela Jovanovic hat serbische und bulgarische Wurzeln,

wurde in der Schweiz geboren und auch eingebürgert. Sie

studiert Wirtschaft, Politologie und Soziologie an der Uni

Bern.

Masseneinwanderung stoppen{Text} * Daniela Jovanovic

Die Mauer bleibt!

J E T Z T ERST RECHT!

Page 8: Dada - Spezialausgabe

13. Ausgabe, November 2011

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HINTERGRUND

Die Leute sind empört – zu Recht. Doch was kann man ändern?

Über 1500 Leute haben über Facebook ihre Teilnahme an der Kundgebung vom Samstag, 15. Oktober angekündigt. Angefangen hat die Protestaktion vor einigen Wochen in der Wall-street. Nicht gegen die Regierung richtete sie ihren Unmut, sondern gegen das Wirtschaftssystem und gegen die Banken. Deshalb ist man auch in der Wallstreet, dort, wo sich die grösste Börse der Welt befindet. Die Leute, darunter auch viele akademisch Gebildete, berich-ten von Verlust von Arbeit und Wohnung, von fehlenden Kran-kenversicherungen und von Per-spektivenlosigkeit. Früher wäre man mit diesen Problemen vor die Regierung gegangen und hätte dort bessere Bedingun-gen gefordert. Heute sind die Leute jedoch auf der Wallstreet und zeigen auf die Banken, auf den Kapitalismus und auf die Wirtschaft! Dies muss man zuerst richtig verdauen. Wären dies nicht For-derungen an die Politik?Vieles deutet darauf hin, dass in Amerika, aber immer mehr auch bei uns in der Schweiz, die Poli-tik von der Wirtschaft unterwan-dert wird. Nicht mehr politische Ideale, sondern marktwirtschaft-liche Interessen bestimmen die Politik. Dies haben auch die Leu-te in Amerika bemerkt und rich-ten ihren Protest daher nicht ge-gen die Politiker, sondern direkt gegen die Wirtschaft, die faktisch die Politik bestimmt. Wo man früher in der Politik über Ideale stritt, versuchen heute Lobby-isten Gesetze durchzubringen, die den Gewinn ihrer Branche maximieren. Weiter ist die Tatsache interessant, dass die Proteste im Quartier der Banken stattfinden. Sind denn die Banken Schuld an den fehlenden Arbeitsplätzen, an der wachsenden Einkom-mensschere und an der Gewinnsucht der Un-ternehmen, die ihre Lobbyisten in den Senat schicken? Weitere Überlegungen legen nahe, dass auch hier die Leute auf der Wallstreet richtig liegen. Um dies zu verstehen, ist es wesentlich zu be-greifen, wie heute Geld entsteht und wie dieses

kontrolliert wird. Dieser Prozess hat sich näm-lich in den letzten dreissig Jahren mit dem Auf-kommen der elektronischen Zahlungsmittel drastisch verändert, ohne dass dies von den Po-litikern und der Öffentlichkeit bemerkt wurde. Gemäss der Schweizer Verfassung darf nur die Nationalbank die gesetzlichen Zahlungsmittel Münzen und Noten ausgeben. Mit dem Auf-

kommen des digitalen Zahlungsverkehrs wurde jedoch der Anteil von Münzen und Noten an der gesamten Geldmenge immer kleiner. Heute beträgt er in der Schweiz etwa noch zehn Pro-zent, Tendenz sinkend. Das restliche Geld wird heute von den Banken geschöpft, indem sie Kredite vergeben. Dies bedeutet, dass 90 Pro-zent unseres Geldes durch die Banken in Um-lauf gebracht wurde. Jeder kennt das Sprich-wort „Geld regiert die Welt“, nun sollte man sich aber Fragen, wer denn das Geld regiert. In unserem heutigen Finanzsystem sind dies

die Banken. Wie stark der Einfluss der Banken heute geworden ist, wird klar, wenn man be-achtet, wie die Demokratie durch Finanzinsti-tute ausgehöhlt wird. Früher beschränkte sich dies auf Entwicklungsländer, die vom Inter-nationalen Währungsfond diktierte Reform-programme durchführen mussten, um Kredi-te zu bekommen. Heute passiert dasselbe mit

Griechenland und weiteren Eu-ropäischen Staaten, die sich dem Druck der Finanzinstitute beu-gen müssen, um nicht Bankrott zu gehen. Die Demokratie steht der Macht des Geldes hilflos gegenüber.Wo birgt sich nun aber der Hoff-nungsschimmer für eine bessere Zukunft? Auch auf der liberalen Seite ist man zur Einsicht gelangt, dass der Finanzsektor nicht sich selber überlassen werden kann und stär-kere Regulierungen braucht. Re-gulierungen beheben jedoch nicht die Wurzel des Problems, son-dern versuchen nur die Schmer-zen, welche durch das System verursacht werden, zu lindern. Die Wurzel des Problems liegt in der Schöpfung des Geldes durch die Banken. Hierfür gibt es ei-nen einfachen und eleganten Lö-sungsansatz: Die Vollgeldreform, auch bekannt unter dem Namen „100%-Geld“. Diese Reform sieht vor, die Gesetzeslücke, die sich mit dem Aufkommen der digitalen Zahlungsmittel erge-ben hat, wieder zu schliessen, in-dem die Nationalbank neben den Münzen und den Noten auch zur alleinigen Ausgabe von digitalem Geld ermächtigt wird. Den Ban-ken würde somit die Lizenz zur Geldschöpfung entzogen und sie müssten sich wieder auf die Be-

treuung und Vermittlung von Geld beschrän-ken, ohne selber Geld herzustellen. Dies wür-de die Macht der Banken massiv einschränken und somit sicher einige der heutigen Probleme lösen, wenn auch nicht alle. Die Banken wären zum Beispiel nicht mehr systemrelevant und könnten daher nicht mehr so viel Druck auf die Politik ausüben. Die Demokratie würde gestärkt und könnte wieder für sozialere und gerechtere Rahmenbedingen sorgen. Man wür-de mit seinem Unmut nicht mehr auf die Wall-street, sondern vor das Weisse Haus gehen.

Occupy Wallstreet, Occupy Paradeplatz{Text} Fionn Meier

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KULTUR

Letzten Freitag musste ich um 7.15 Uhr auf mein Tram, was für meine Verhält-nisse ziemlich früh ist. Obwohl das ei-gentlich für jedermanns Verhältnisse ziemlich früh sein sollte. Jedenfalls bin ich extra ganz hinten eingestiegen, weil ich später auch wieder hinten ausstei-gen musste – ziemlich clever also, fand ich, zumindest beim Einsteigen. Unge-fähr fünf Minuten später hatte sich al-lerdings meine Meinung diesbezüglich um 180 Grad gedreht und ich wünschte, einen Waggon weiter vorne eingestiegen zu sein. Aber unwissend wie ich war, setzte ich mich auf einen dieser Einzel-sitze und wollte gerade ein bisschen vor mich hindösen, als ganz hinten im Tram jemand zu singen anfing. Eigentlich war es mehr ein Geschrei und Gebrüll: Abwechslungsweise wurden die Wör-ter «FCZ», «Züri», «Olé», und «Schiri Hueresohn» willkürlich aneinanderge-reiht und laut hinausposaunt. Manch-mal wurde auch eines der Wörter bis zu zwanzigmal hintereinander geschrien. Und das um 7.15 Uhr in der Früh. Aber natürlich habe ich da kein Büro aufge-macht, ich meine, das ist Zürich, lil’ big city, da ist es normal, wenn schon früh-morgens irgendwelche Leute im Tram umherbrüllen. Das macht ja auch die-ses Städtische aus, es gibt einem dieses Grossstadt-Gefühl. Überdies bin ich ein Anhänger des FC Zürich und dies selbstredend auch um 7.15 Uhr mor-gens. Ich fühlte mich also nicht bemüs-sigt, mich mühselig umzudrehen, um zu schauen, von wem diese Ruhestörung kam. Als der junge Mann (er hörte sich wie ein junger Mann an) dann aber im Eifer des Gefechts plötzlich «FCZ Hue-resohn» oder «Züri Hueresohn» schrie, musste ich mich dann trotzdem leicht verärgert nach ihm umdrehen. So geht das ja nun wirklich nicht! Alles hat sei-ne Grenzen. Besonders frühmorgens um 7.15 Uhr, wobei es mittlerweile schon 7.25 Uhr war. So wollte ich also dieser Person mindestens ein paar böse Blicke zuwerfen und drehte mich um. Ich weiss nicht genau, welchen Terminus ich zum genaueren Beschrieb der Person ver-wenden darf und welchen nicht, das än-dert ja ständig. Jedenfalls war der junge Mann geistig zurückgeblieben. Er hatte das Downsyndrom. Trisomie-21 (Wi-kipedia sei Dank!). Nun kam mir mein Verhalten natürlich peinlich vor. Ich

Vor gut zwei Jahren sorgte das Video „Hippiekacke“ in der wahren Hauptstadt der Schweiz für Fu-rore. Seit damals hat sich einiges verändert.

Der Szeni – oder Hippie – aus Zürich erkannte sich im Film von Ian Constable sofort wieder. Nennen wir den Szeni Hans. Das Jahr 2009: Der Hans geht also im Hive gogen tanzen, er trinkt vor dem Xenix ein Bier, er fährt mit dem Rennvelo ins Atelier, er hat ein iPhone, er stärkt sich nach einer langen Ausgangsnacht mit Frühstück im Kafi Schnaps, um anschliessend an der Uni ein wenig zu fachsimpeln mit seinen Kollegen aus dem Studium der Publizistik. Die Zeiten haben sich ein wenig verändert. Wir schreiben das Jahr 2011: Der Hans trägt heute einen schönen Schnauzer. Und er geht nicht mehr ins Hive, sondern in den Thai-Thai Club oder ins Gonzo. Im Hive hat’s ihm inzwischen zu viele Gymischüler und Agglo-Menschen. Aber auch der Thai-Thai Club und das Gonzo dürften bald wieder vorbei sein. Rennvelo fährt der Hans immer noch. Und auch spielt er immer noch Boule – oder so was Ähnliches – vor dem Xenix. Aber er trinkt da nicht mehr sein Bier, nein, der Hans trinkt jetzt Aperol Spritz. Das kitzelt so schön auf der Zunge. Vor zwei Jahren ging der Hans in Südamerika „go rääisä“. Die Indios ha-ben scheinbar an Attraktivität eingebüsst. Wer heute noch nach Ecuador geht, ist schon fast ein bisschen retro. Heute geht der Hans lieber nach Asien – genauer gesagt nach Thailand, Vietnam oder Indonesien. Da kauft er sich dann ein gefälschtes iPhone, weil in der Schweiz inzwischen jeder Hans und jede Hänsin ein originales iPhone hat. Das ist nicht mehr hip. Das mit dem Kafi Schnaps ist zwar nicht ganz vorbei, aber auch da hat’s Hans inzwischen zu viele normale Städter. Neue Lokale wie das „Dini Mueter“ oder das „Sisu“ sind jetzt der Renner. Ist ja auch klar, da ist es viel gemütlicher. Diese Liste könnte unendlich lang weiter geführt werden. Das Problem des heutigen Szenis ist, dass er sich sehr schnell weiterentwickelt – muss er auch, weil alle paar Tage eine neue Bar aufmacht, die sofort in Beschlag genommen werden muss.Zum Schluss noch etwas über das logische Loch im Leben des Szenis: Der Hans möchte in kein Schema passen. Die maximale Individualität also. Doch diese maximale Individualität wird tau-sendfach kopiert. Obwohl es unzählige Szenis gibt, möchte Hans nicht als solcher bezeichnet werden, denn mit der Zuordnung zu den Szenis wird seine Individualität aufgehoben und der Hans gehört wieder zu den Anderen. Alles umsonst.

* Sven A. Johansson, 22, aus Zürich, studiert Publizistik und Politikwissenschaften und ist aktiv in der Politik.

packte also meinen bösen Blick wieder ein, setzte mich wieder gerade hin und genoss für die letz-ten zehn Minuten der Fahrt das frühmorgendliche Südkurven-Feeling. Und auch niemand sonst machte einen Pieps und alle taten so, als wäre alles wie immer. Stumm wanderten wir auf dem schmalen Grad zwischen Toleranz und Ignoranz. Bis ich dann aussteigen musste. Doch genau für solch bizarre Momente liebe ich Zürich über alles. Auch um 7.15 Uhr morgens im Tram.

* Marco Büsch Politologiestudent aus Zürich. Ist 21 Jahre alt, Serienjunkie, Filmfan und Hobbyrapper

Morgens um 7.15 Uhr{Text} * Marco Büsch

Hippiekacke 2.0{Text} * Sven A. Johansson

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DADA

(...) Dada Psychologie, Dada Literatur, Dada Bourgeoisie und ihr, verehrteste Dichter, die ihr immer mit Worten, nie aber das Wort selber gedichtet habt. Dada Weltkrieg und kein Ende, Dada Revolution und kein Anfang. Dada ihr Freunde und Auchdichter, allerwerteste Evangelisten. Dada Tzara, Dada Huelsenbeck, Dada m'dada, Dada mhm' dada, Dada Hue, Dada Tza.

Wie erlangt man die ewige Seligkeit? Indem man Dada sagt. Wie wird man beruehmt? Indem man Dada sagt. Mit edlem Gestus und mit feinem Anstand. Bis zum Irrsinn. Bis zur Bewusstlosigkeit. Wie kann man alles Aalige und Journalige, alles Nette und Adrette, alles Vermoralisierte, Vertierte, Gezierte abtun? Indem man Dada sagt. Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou. Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt. Dada Herr Rubiner, Dada Herr Korrodi. Dada Herr Anastasius Lilienstein.

Das heisst auf Deutsch: Die Gastfreundschaft der Schweiz ist ueber alles zu schaetzen, und im Aesthetischen kommt's auf die Norm an.

Ich lese Verse, die nichts weniger vorhaben als: auf die Sprache zu verzichten. Dada Johann Fuchsgang Goethe. Dada Stendhal. Dada Buddha, Dalai Lama, Dada m'dada, Dada m'dada, Dada mhm' dada. Auf die Verbindung kommt es an, und dass sie vorher ein bisschen unterbrochen wird. Ich will keine Worte, die andere erfunden ha-ben. Alle Worte haben andre erfunden. Ich will meinen eigenen Unfug, und Vokale und Konsonanten dazu, die ihm entsprechen. Wenn eine Schwingung sieben Ellen lang ist, will ich fueglich Worte dazu, die sieben Ellen lang sind. Die Worte des Herrn Schulze haben nur zwei ein halb Zentimeter.

Da kann man nun so recht sehen, wie die artikulierte Sprache entsteht. Ich lasse die Laute ganz einfach fallen. Worte tauchen auf, Schultern von Worten; Beine, Arme, Haende von Worten. Au, oi, u. Man soll nicht zuviel Wor-te aufkommen lassen. Ein Vers ist die Gelegenheit, moeglichst ohne worte und ohne diese Sprache auszukommen. Diese vermaledeite Sprache, an der Schmutz klebt wie von Maklerhaenden, die die Muenzen abgegriffen haben. Das Wort will ich haben, wo es aufhoert und wo es anfaengt.

Jede Sache hat ihr Wort; da ist das Wort selber zur Sache geworden. Warum kann der Baum nicht Pluplusch heissen, und Pluplubasch, wenn es geregnet hat? Und warum muss er ueberhaupt etwas heissen? Muessen wir denn ueberall unseren Mund dran haengen? Das Wort, das Wort, das Weh gerade an diesem Ort, das Wort, meine Herren, ist eine öffentliche Angelegenheit ersten Ranges.

Ball, Hugo. Eroeffnungs-Manifest, 1.Dada-Abend 14. Juli 1916

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aA

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DADA

a{Collage} Max Kabisz

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DADA

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DADA

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13. Ausgabe, November 2011

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Durch die globalen Mechanismen der makroanalytischen Strukturveränderungen kann von einer durchstrukturierten Verteilungsangst mit zunehmen-der Veranlagung zur Multiplikation ausgegangen werden. Diese Veränderungen führen nicht nur zu höheren Gesamtkosten auf lokaler Ebene, sondern auch zu diversen Disputen im grenzregionalen Subsystem der neuen Agglomeration. Dadurch wird natürlich der Wunsch nach grösseren Ausgaben in der subversiven Risikogesellschaft immer grösser und rekonvaleszenter. Man darf jedoch nicht vergessen, dass auch die unteren Schichten intrasubjek-tiv davon betroffen werden. Wodurch man wieder beim Ausgangsproblem des transatlantischen Weltbildes wäre, welches meiner Meinung nach nur durch exzessives Coca-Cola-Trinken aufgehalten werden kann. Passiert dies nicht, muss von einem grösseren Risiko der Division ausgegangen werden, und das wollen wir ja nicht, oder?

Ist man da, wenn Dario da ist? Oder ist Dalai Lama da gewesen? Wollen wir das überhaupt? Hin und da vielleicht ja schon? Oder wollen wir damit nichts zu tun haben? Darum will ich, dass du da hingehst!

Pilibum Pilibim Pilibum. Schmikt i ginz i bitzeli nich di giggi! Drim siggi mir, mich diis nicht. Schmilibum Schmilibim Schmilibum. Schmikt i ginz i bitzeli nich di giggi! Mulibuli Schmuli Pulli. Nichts wird wieder ganz. Nur mein grosser Schmiggelpiggel. Drum setz dich hin und wart jetzt drauf, ich bau dir jetzt ein grosses Schmiggelpiggelwiggeltriggel.

3 Texte

Das Transatlantische Gesamtmodell der rekonstruktiven Vergangenheit (1/3)

Da (2/3)

Das Schmerzmobil (3/3)

{Text} * Kamil Kostka

DADA

{Illustration} * Daniela Raffl

* Daniela Karin Raffl, freiberufliche Illustratorin, 27 Jahre jung, Österreicherin und seit 4 Monaten in

Zürich, Absolventin Grafikdesign und Medien- Filmstudium vergangenen Sommer in Wien beendet

* Kamil Kostka, Student Politologie/Publizistik

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Ich hätte nie gedacht, dass mich einmal eine Seife zum Schreiben inspirieren würde. Aber nichts gegen Seifen, ich meine, schliesslich sind sie die Saubermänner der Nation, sorgen da-für, dass es unseren Händen gut geht und ha-ben uns durch ihre regelmässige Verwendung vor der scheinbar unaufhaltbaren Vogelgrippe bewahrt. Trotzdem, solch einen Denkanstoss hätte ich nie erwartet.Als ich neulich in der Stadt unterwegs war, lief ich per Zufall an einem Body Shop vorbei. Da fiel mir ein, dass ich doch für meine WG eine etwas elaboriertere Seife kaufen könnte. Die gute alte Kernseife der Migros erfüllte zwar stets wacker ihre Pflicht, doch mir stand der Sinn nach etwas Neuem, das zur Abwechslung mal einen definierbaren Duft auf den Hän-den hinterlässt. Im Laden waren zwei hübsche Verkäuferinnen zugegen und ich wurde natür-lich sofort von einer in Beschlag genommen. Ich erklärte ihr meinen simplen Wunsch und war dann doch etwas überrascht, dass sie dort nur drei Flüssigseifen zur Auswahl hatten: Mandel, Rose und Hanf.Ich zögerte, da mich nichts aus dieser massiven Auswahl wirklich ansprach. Die junge Verkäu-ferin nahm ihre Pflicht sofort wahr: „Ich ma-che Ihnen gerne den Seifenspender auf, damit Sie den Duft riechen können. Welche wollen Sie probieren? Die rosa Seife wird es ja wohl nicht sein.“ Da, da war es. Dieser letzte Satz sollte mir noch zu denken geben. Ich roch zuerst an der Mandelseife und wurde sofort von dem übertrieben chemischen Duft abge-schreckt. Jetzt blieb für mich eigentlich nur noch die Hanf-Version übrig. Leider war ich auch von dieser nicht sonderlich begeistert. (Der Duft weckte bei mir irgendwie schlech-te Erinnerungen.) Was sollte ich nun tun? Ich hätte gerne die Rosenseife probiert, aber die „wird es ja wohl nicht sein“. Ich brachte es nicht über mich, eine peinliche Situation her-aufzubeschwören, indem ich die letzte Seife doch probierte. Ich konnte den freundlichen Blick der Verkäuferin unmöglich in ein ver-wundertes Stirnrunzeln verwandeln. Ich über-zeugte mich selber davon, dass es mit dem Hanf-Aroma schon gehen würde und kaufte die dumme Seife.Was genau ist da passiert? Habe ich mich der Suggestion einer Verkäuferin gefügt, nur um ihr nicht zu widersprechen? Ja, ist ja schon gut, aber darum geht’s mir nicht. Es geht darum, dass diese Dame mir wieder mal gezeigt hat, wie sehr unsere gesellschaftlichen Vorstellun-gen konstruiert sind. Ich darf also keine Rosen-seife kaufen? Und warum? Weil ich ein Mann bin? Aha, Männer mögen keine Rosen und die

Farbe Rosa vermutlich schon gar nicht. Das macht überhaupt keinen Sinn. Es gibt keinen logischen Grund, weshalb ein Mann den Duft von Rosen nicht genauso gern haben kann wie eine Frau. Es sei denn, ihm wurde sein Leben lang von allen Seiten eingetrichtert, dass er so empfinden solle. Wie oft höre ich Aussagen wie „das macht eine Frau doch nicht“ und „na-türlich magst du Autos, du bist ja ein Mann“. All diese Ansichten beruhen auf etablierten ge-sellschaftlichen Konstruktionen und scheinen für uns dennoch normal, da wir alle gleicher-massen sozialisiert wurden. Weshalb haben wir solche Konstrukte in unser alltägliches Le-ben implementiert? Ich bin zwar kein Psycho-loge, aber ich denke, dass wir es hier mit einem menschlichen Grundbedürfnis zu tun haben. Das Leben und die Welt sind komplex und wir Menschen müssen darin klarkommen. Da macht es Sinn, dass sich alle an gewisse Mecha-nismen und Konventionen halten, damit man nicht ständig ge- und überfordert ist. Wenn al-len Individuen dieses Bedürfnis nach Einfach-heit gemein ist, wenn auch nur unterbewusst, wird sich dies zwangsläufig auch manifestie-ren. Es mag seine Zeit brauchen, bis sich sol-che Konventionen und Vorstellungen in einer Gesellschaft etabliert haben, aber sie sind dafür umso stärker verankert. Bleibt nur noch die Frage, weshalb Frauen die-jenigen sind, die Röcke tragen und sich regel-mässig schminken. Warum nicht die Männer oder gar beide? Ich weiss, diese Frage klingt intuitiv absurd, aber nur, weil wir nichts an-deres kennen. Meine Vermutung: Bis zu einem gewissen Grad hat hier der Zufall regiert. Wür-de eine allmächtige Instanz jedes Gedächtnis entleeren und sämtliche Artefakte entfernen, die auf unsere Werturteile und Lebensansich-ten verweisen (Magazine, Bücher, Bilder etc.), dann würden die Menschen mit der Zeit natür-lich von alleine wieder neue Vorstellungen und Praktiken in der neu entstehenden Gesellschaft verankern. Es würden sich jedoch völlig neue Ansichten und Konstrukte etablieren. Frauen würden nicht zwingend Röcke tragen und die Schminke neu erfinden. Der Zufall würde über die neuen Praktiken bestimmen, genau so, wie er es schon mal bei uns getan hat, wobei zuge-gebenermassen nicht bei sämtlichen Konstruk-ten. Es muss das Werk des Zufalls sein, denn ansonsten könnten wir ohne Argumente, die sich wiederum auf Konstrukte stützen, ganz logisch erklären, weshalb es so unmännlich ist, eine Rosenseife zu kaufen.

* Leon Ludwig, 21, Publizistik-Student im 3. Semester

Seifenblasen{Text} * Leon Ludwig

DADA

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DADA

{Collage} Max Kabiszdito seite 12

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DADA

{Druck} Eric Andersenericandersen.ch

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KREATIVES

Hase 2{Illustration} * Gian Steiner

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K* Gian Steiner kritzelt, schmiert und belichtet für sein Leben gern,

in seiner Freizeit fröhnt er dem Studententum.

([email protected] | www.gians-faerberei.ch)

Vor über 80 Jahren erschien „Das Unbehagen in der Kultur“, eine seinerzeit vielbeachtete und einflussreiche Kulturkritik von Sigmund Freud. Ein gewisses „Unbehagen in der Kultur“ ist wohl auch heute nicht von der Hand zu wei-sen, ein Blick auf den Paradeplatz am Wochen-ende des 15. Oktobers genügt. Dieses Unbeha-gen geht nicht von den Kulturschaffenden aus – und es richtet sich schon gar nicht gegen den Kulturbetrieb, sondern es scheint den weitge-fassten Kulturbegriff zu betreffen. Nach Freud „die Regelung der Beziehungen der Menschen untereinander“. Oder heute „die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intel-lektuellen und emotionalen Aspekte, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kenn-zeichnen. Dies schliesst nicht nur Kunst und Literatur ein, sondern auch Lebensformen, die Grundrechte des Menschen, Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen“, so die Kultur-Definition des BAK (Bundesamt für Kultur).

Zurück auf den Paradeplatz - neben materiellen und emotionalen Diskrepanzen hätte der Pa-radeplatz gerade im Moment einiges an Kunst und Kultur zu bieten. Die Galerie Gmurzynska (Paradeplatz Nr. 2) zeigt eine sehenswerte Aus-stellung von Marco Perego und ist durchaus am Samstagnachmittag geöffnet. Nur ein paar Me-ter weiter an der Bärengasse gastiert die Kunst-halle Zürich mit einer Retrospektive des Liba-nesen Walid Raad im Museum Bärengasse und lädt zu interkulturellen Gedanken ein. Und direkt gegenüber hat die Ernst Hohl-Kultur-stiftung mit dem Haus Appenzell ein "Kultur-Schaufenster" für das Appenzellerland und das Toggenburg mitten in Zürich geschaffen. Aber keine dieser Kulturstätten am Paradeplatz hat grossen Zulauf an diesem kalten Samstag. Die über 1000 versammelten Menschen sind hier, um Unbehagen zu äussern, begleitet übrigens von zahlreichen kulturellen Darbietungen - von Bodenmalerei bis Chorgesang. Sie äussern ihr Unbehagen in einer Kultur, in der geistig-

intellektuelle, philosophische, künstlerische und soziale Leitvorstellungen der Kultur weit zurückzubleiben drohen hinter den materiellen und nutzengetriebenen Aspekten unserer Kul-tur. Besonders auf dem Paradeplatz.Während zu hoffen bleibt, dass in diesem Kul-turdilemma baldmöglichst ein Ausweg gefun-den wird, bereitet an diesem Samstagnachmit-tag völlig unverhofft eine andere interkulturel-le Darbietung ein wärmendes Wohlgefühl. Nur 100 Meter weiter steht eine Gruppe von Men-schen ebenfalls in der Kälte und hört fast an-dächtig einem rumänischen Strassen-Trio zu, das auf der Zürcher Bahnhofstrasse mit den Klängen von Bach aus der Air Suite Nr. 3 für einträchtiges kulturelles Behagen sorgt.

* Dr. oec. HSG Olivia Bosshard ist Leiterin der Zürcher Ver-

anstaltungsplattform KION, sie schreibt monatlich zu den

Themen Kunst & Kultur

Antworte Olivia Bosshard auf [email protected]

Das Unbehagen in der ultur{Text} Dr. oec. HSG Olivia Bosshard

KUNST- & KULTURKOLUMNE

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RufLanz

Da isst jeder gern vegetarisch.

047-01-11F-027_Anz_Perspek_Cobra_204x282_rz:047-01-11F-027_Anz_Perspektive_Cobra_204x282_rz 20.10.2011 10:24 Uhr Seite 1

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Page 21: Dada - Spezialausgabe

13. Ausgabe, November 2011

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In eigener Sache – dieperspektive führte eine Leserbefragung durch. Die Auswertung gibt das Bild des durchschnittlichen Lesers. Also von dir.

Wir werfen alle Leserinnen und Leser in einen Topf und ziehen dann zufällig dich raus. Du bist zu 53 Prozent weiblich (bei der Frage nach dem Geschlecht haben doch tatsächlich drei Personen „ich weiss nicht“ angekreuzt).

Du bist schön und ungefähr 22 Jahre alt, hast das Gymi abgeschlossen oder bist bereits fertig mit dem Studium. Also gut gebildet. Obwohl du noch sehr jung bist, hast du 1114 Franken für deine szenigen Hobbys zur Verfü-gung. Dieses Geld gibst du gerne aus. Denn du magst den Konsum. Zum Bei-spiel das unschlagbar günstige Abo von dieperspektive, die du übrigens über Freunde kennen gelernt hast. Neben dem Konsumieren nimmst du dir drei Stunden pro Woche Zeit, um Zeitungen und Zeitschriften zu lesen. Wir wis-sen sogar, wo du dieperspektive liest. Nämlich zuhause.

Im letzten Jahr hast du entweder alle Ausgaben von dieperspektive gelesen oder deren vier. Da konntest du dich in der Umfrage nicht genau festlegen. Und du bist aus Zürich. Das ist wichtig, weil auch wir aus Zürich sind. Aber zu je 10 Prozent bist du auch aus Bern und Basel. Und als junger Zürcher inter-essierst du dich natürlich für Kunst, Kultur, Politik, Musik, Literatur und Reisen.

In dieperspektive liest du konsequenterweise auch am liebsten die Rubrik „Kreatives“. Aber auch die anderen Rubriken sprechen dich direkt an. Kein Wunder, du als Leser füllst ja diese Zeitung.

Ausführlichere Auswertungen findest du auf unse-rer Homepage dieperspektive.ch

DA S B I S T D U

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UMFRAGE

Page 22: Dada - Spezialausgabe

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13. Ausgabe, November 2011

thema der nächsten ausgabe: copy & paste | beiträge bis 16. november an [email protected]

TURN OF THEERA

11. November 2011Brauerstrasse 126

8004 Zürich

Bruno Stettler und Philipp Hängerzeigen Installationen, Skulpturen und

Objekte im Rahmen ihrerAusstellung «TURN OFF THE ERA»

und laden ein zur Eröffnung.

Titel: Turn Of The EraKünstler:

Bruno Stettler |Philipp HängerVernissage:

FR 11.11.2011 ab 18 UhrCountdown um 11.11 Uhr nachtsAusstellung 12.11. bis 25.11.2011

Adresse:Starkart Exhibitions

Brauerstrasse 1268004 Zürich

Mehr auf starkart.ch& kion.ch

Das Laub nieselt. Der Nebel quillt. Die Vögel zwitschern nach Süden. Hallo Herr Herbst. Hallo Frau Maroni. Hey Alex! Grüazi Weih-nachtsguatsli im Vorweihnachtsterror (auch PCT genannt: Pre-Christmas-Terror). Hallo Zimtstern und Brunzli. Gugus mitenand.

Platz in der Kneipe zu finden ist... Naja... Wie soll ich sagen... Im Herbst und Winter... Hm... Stell dir einen 500 Kilo schweren Kanarienvo-gel vor! Er existiert nicht! Und falls doch, dann hat er es ganz schön eng in seinem Käfig. Eine Variante, den Kanarienvogeleffekt zu umschif-fen, ist, sich auf dem Klo der jeweiligen Beiz einzunisten. Nimm ein paar Äste und ein bis-schen Herbstlaub von der Strasse mit und bau dir ein Nest. Tipp: Wenn kein Laub da ist, tut’s auch Klopapier.

Welly, welly, welly, welly, welly, welly, well.Lass dich aber nicht dabei erwischen. Wenn doch, solltest du böse grinsen, die Daumen nach oben recken, rülpsen und sagen: „Welly, welly, welly, welly, welly, welly, well. To what do I owe the extreme pleasure of this surpri-sing visit?” Wie treffend! Ein Zitat! Ein Zitat von Alex! Genau! Der Clockwork Alex! Als ob er das auch schon erlebt hätte... Genial... Nun. Ja, nun solltest du dich gekonnt aufrichten und dich an deinen Nüssen kratzen. Wenn du kei-ne hast, stell sie dir zwischen deinen Beinen vor und tu einfach so. Jetzt schlenderst du Richtung Jukebox und wählst die 9. Sinfonie in d-Moll von Ludwig van B. Episch! Aber immer schön weitergrinsen! Die Sinfonie erwacht! Spürst du sie? Ja, tust du! Sieh dich um. Die Kneipe tobt. Sie berstet! Alle tanzen und zucken. Sie schrei-en und kreischen: „ALEX, ALEX, ALEX!“ ...

Serinus canariaAber zurück zum Kanarienvogel. Der Kanari-envogel, auch Serinus canaria forma domestica genannt, stammt von den Kanarischen Inseln. Wow! Wer hätte das gedacht! Innerhalb von 500 Jahren, nicht Kilo, hat der Mensch dieses Tier domestiziert. Armes Schwein, dieser Ka-narienvogel. Ist das Weibchen brutlustig, be-ginnt das Nestbauzeremoniell. Der Serinus canaria verwendet zum Nestbau Grashalme, Moos, Tierhaare, Wolle, Federn und vielleicht auch Klopapier. Die Paarung dauert ein bis zwei Sekunden.

In Liebe und ahoi

* Apachenkönig Huntin’Beer ist aus Zürich, deshalb schreibt

er auch die Stadtkolumne.

Antworte dem König auf [email protected]

Serinus Kneiparia{Text} Apachenkönig Huntin’Beer

STADTKOLUMNE

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Page 24: Dada - Spezialausgabe

Thèâtre

GEBURTSTAGSFEIER & PRÄMIERUNG DES ARTIKEL DES JAHRES