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danube connects 02 I 14 1 connects danube das magazin für die donauländer Sonderausgabe zu Wirtschaft und Ausbildung im Donauraum 2 | 2014 Blick nach vorn Business und Ausbildung 2015

danube connects - das magazin für die donauländer, 2/2014

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Schwerpunktausgabe zu Wirtschaft und dualer Ausbildung in den Donauländern.

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Blick nach vornBusiness und Ausbildung

2015

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Wir bieten Informationen und Bilder aus der internationalen Presse über Politik, Tourismus und Kultur im Donauraum. Zudem halten wir Sie auf dem Laufenden über die Donau-raumstrategie und die unterschied-lichen Veranstaltungen entlang der Donau. Am besten schauen Sie gleich mal vorbei.

Sie haben interessante Infos über den Donauraum?

Schicken Sie den Link einfach an [email protected].

Editorial

D

das magazin für die donauländer

Tel. +49 (0)731 153 75 05Fax +49 (0)731 153 75 [email protected]

www.danube-connects.euwww.facebook.com/danube.connects

Liebe Leserinnen und Leser,

urch die EU-Donauraumstrategie soll viel bewegt werden. Wirtschaftliche Stärkung des Donauraums zählt zu einem der Ziele. Ein weiter, oft steiniger Weg, denn der wirtschaftliche Aufschwung wird gebremst durch Korruption und unsichere politische Verhältnisse. Und auch die Umwandlung der Staatsunternehmen in florierende Wirtschaftsunternehmen ist gescheitert. Fehlende Bildung führt direkt in die Arbeitslosigkeit; die gut ausgebildeten Arbeitskräfte zieht es in den

Westen. So hat sich der Braindrain in den Donau-ländern zu einem massivem Problem entwickelt, aufgrund dessen Dörfer und ganze Regionen aus-bluten. Die Aufzählung an negativen Beispielen ließe sich endlos fortsetzen.

Wir werfen in unserer aktuellen Ausgabe einen Blick auf die positiven Entwicklungen sowohl im Bereich der Bildung als auch der Wirtschaft – Themen, die eng zusammenhängen. So berichten wir über das duale Ausbildungssystem, das derzeit in einigen Donau-ländern eingeführt wird. Es stellt mehr und mehr eine Alternative zum Studium dar, denn die Ausbildung bietet hohe Qualifizierungsmöglich-keiten und die Chance auf einen Arbeitsplatz. Für Unternehmen sind die gut ausgebildeten Fachkräfte ein immer wichtiger werdendes Argument, sich anzusiedeln.

Die von der Baden-Württemberg Stiftung unterstützten Projekte des BuKi-Vereins in Cidreag/Rumänien und ASIROMA treten der Bildungs-armut unter Roma-Kindern auf unterschiedliche Weise entgegen - auch darüber berichten wir in unserem Magazin. Lesen Sie außerdem über das wirtschaftliche Erfolgsmodell der Firma Märklin und den Green Port Giurgiu in Rumänien.

Eine informative Lektüre wünschen Ihnen

Andrea Toll & Sabine GellerChefredaktion und Initiatorinnen danube connects

danube connects gibts auch auf Facebook und Twitter!

InhaltEI

NB

LIC

KE

SCHWÄBISCHE EISENBAHN IN GYÖR UNTER VOLLDAMPFAussichtsreiche Zukunft für Märklins Standort in Ungarn............................4–5

HAFEN GIURGIU KOMMT UNTER DIE HAUBEIn Rumänien wird einer der moderns-ten Häfen an der Donau realisiert.....6–7

DAS EUROPA DER DIGITALEN VERWALTUNGAuf den „Central and Eastern EuropeaneGov Days” sprachen Experten über digitale Verwaltung...........................8–9

MEHR PRAXIS, BITTE!In Rumänien wird das Model der dualen Ausbildung eingeführt.................10–11

DER LANGE GANG IN DIE ZUKUNFTIm BuKi-Haus in Cidreag werden Roma-Kinder betreut .................12–13

KEIN GRUND ZUM DURCHATMENVon 30.000 auf 2.500: Was sich in Reschitz verändert hat................14–15

EIN GELUNGENES ZUSAMMENSPIELWie das Ausbildungsprojekt von AKi e.V. zukünftige Winzer in Ungarnunterstützt........................................16

FÜR MEHR QUALIFIKATION IN SOZIALEN BERUFENEin Ausbildungsprojekt in Bulgariensoll in anderen Ländern Schule machen.............................................17

„DAS BILDUNGSWESEN BEFINDET SICH IM WANDEL”sagt Anders Bergström im Interview mit danube connects............................18

DANUBIANS ROCK! DANUBE SUMMER SCHOOL 2014Teilnehmer und Veranstalter ziehen positive Bilanz...........................19

BESSER VERPACKT MIT DANUBEPIEEin EU-Projekt bietet praxisorientierte Leistungen rund um Eco-Design........20

TERMINE.........................................21

ZENTRALE ANLAUFSTELLE FÜR DAS DONAUPROGRAMMContact Point in Ulm eröffnet.............22

GELEBTES EUROPA – DANUBENET BUSINESS WOMENBPW-Konferenz in Regensburg..........22

GEGEN DEN ABBRUCHAktiv gegen Bildungsarmut der Roma............................................23

GEWINNSPIEL & BUCHVORSTELLUNG ......................24

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Märklin in Györ

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Der Name Märklin lässt Kinderaugen leuchten, weckt den Spieltrieb Erwach-sener und das Interesse von Sammlern. Modelleisenbahnen aus dem baden-württembergischen Göppingen, etwa 35 Kilometer östlich von Stuttgart, hatten schon immer eine treue Fangemeinde. Zur jüngeren Firmengeschichte zählt das Werk im ungarischen Györ, das im-mer enger mit dem Stammwerk in Göp-pingen verzahnt wird. Geschäftsführer Florian Sieber spricht von einer „intelli-genten Aufgabenteilung“ zwischen den beiden Standorten: Göppingen deckt sämtliche Produktionsbereiche von Märklin ab, ist der Ort für Ideenfindung und Entwicklung, CAD-Konstruktion und Werkzeugformenbau sowie für die Herstellung von Metallteilen. Zu-dem werden besonders hochwertige Loks wie die Märklin Insider-Modelle

der Spurweite H0 auch in Zukunft aus-schließlich in Göppingen montiert – aus Marketinggründen und um den hohen Erwartungen der Märklin-Fans an Spit-zenqualität gerecht zu werden.

Viel Handarbeit

Györ ist für Märklin weit mehr als eine verlängerte Werkbank: Der Standort hat sich während 21 Jahren zu einem zunehmend eigenständigen Werk auch für anspruchsvolle Aufgaben entwi-ckelt, das mittlerweile tief integriert ist in die Produktplanung. Während in Göppingen größere Stückzahlen mög-lichst automatisiert hergestellt werden, ist in Györ der Anteil an Handarbeit deutlich größer wie zum Beispiel in der Farbgebung. Bis zu 20 Mitarbeiterinnen bringen mit ruhiger Hand und sicherem

Auge feinste, originalgetreue Zierlinien an Loks und Wagen auf. Grund für den hohen Anteil an Handarbeit in Györ sind teilweise geringe Auflagen von 500 bis 600 Stück bei besonderen Model-len. Neben Loks und Wagen montiert das Werk Györ auch Gleismaterial wie Schienen und Weichen. Charakteristisch für die Märklin-Produktion ist die sehr hohe Fertigungstiefe; selbst Zahnräder, Schräubchen oder Kabelstücke für die Elektronik stellt Märklin selbst her und liefert sie für die Montage nach Györ.

Anspruchsvollere technische Tätig-keiten wie die CAD-Konstruktion am Computer sowie der Werkzeug- und Formenbau für Schablonen oder Mon-tagevorrichtungen nehmen in Ungarn

Die Modelleisenbahnen des schwäbischen Traditionsunternehmens Mär-klin fahren in Györ (West-Ungarn) unter Volldampf in eine aussichtsreiche Zukunft. Nach Investitionen von fast zehn Millionen Euro in Gebäude, Mo-dernisierung und Maschinen wurde am 2. Oktober 2014 die Werkserwei-terung von Märklin Hungaria gefeiert. Seit 21 Jahren fertigt Märklin dort Loks, Wagen und Gleise – eine schwäbisch-ungarische Erfolgsgeschichte.

Schwäbische Eisenbahn in Györ unter Volldampf

Jahr für Jahr zu. Die bis zu 20 Konstruk-teure in Györ spielen eine wichtige Rol-le bei einer außergewöhnlichen Rück-holaktion: Als zwischen 2006 und 2009 der britische Investor Kingsbridge bei Märklin das Sagen hatte, wurden aus Kostengründen alle Loks und Wagen der Spur Z sowie der Gartenbahn LGB in Fernost produziert. Qualitätsmängel und Lieferfristen beendeten 2010/11 dieses Abenteuer. Seitdem holt Mär-klin die unzähligen Gussformen nach und nach zurück – meistens in sehr schlechtem Zustand. Die Konstrukteure in Györ setzen die Formen mit großem Engagement instand, sodass nach Ab-schluss dieser Rückholaktion die Spur Z- und LGB-Modelle vollständig in Un-garn in bester Märklin-Qualität produ-ziert werden können.

Die nächsten Schritte, die Györ auf eine Stufe mit Göppingen heben werden, sind bereits geplant: Märklin bildet aus eigener Kraft ungarische Werkzeugbau-er für den Bau von Kunststoffformen aus. Mehr Aufgaben, mehr Mitarbeiter: Kein Wunder, dass das Werk nach 2011 in diesem Jahr erneut erweitert und modernisiert werden musste. Dafür hat Märklin mehr als neun Millionen Euro investiert in neue Gebäude, Moderni-sierung der Produktion und Maschinen; die Einweihung fand am 2. Oktober statt.

Duale Ausbildung fehlt

Wolfrad Bächle, für Ungarn zuständiger Märklin-Geschäftsführer, hat selbst vier Jahre lang in Györ gearbeitet und gelebt, die Entwicklung dort hautnah mitver-folgt. Seine Bilanz fällt fast durchweg positiv aus. So hat sich der Ausbildungs-stand in Györ immer mehr verbessert. In den Anfangszeiten waren Märklin-Fachkräfte aus Göppingen für längere Zeiträume in Ungarn präsent, um die Produktion zu steuern und die Qua-lität zu sichern. „Inzwischen stammt unsere gesamte Führungscrew in Györ aus Ungarn“, erklärt Bächle nicht ohne Stolz. Sorgen bereiten ihm lediglich die fehlende duale Ausbildung und der da-mit verbundene Mangel an Fachkräften: „Der Kampf um die klugen Köpfe wird immer schwieriger“, sagt Bächle im Blick auf die deutschen Automobilher-steller Mercedes und Audi sowie ihre Zulieferer. Bei diesen Arbeitgebern sind die Märklin-Spezialisten sehr gefragt.

Obwohl der Lohnabstand zwischen Györ und Göppingen zunehmend schrumpft, sieht die Märklin-Geschäfts-führung die Bedeutung osteuropäischer Länder wie Ungarn als Produktions-standort eher wachsen. Hinzu kommt die Mitgliedschaft Ungarns in der Eu-ropäischen Union seit 2009: „Das stär-kt das Vertrauen und gibt Planungs-sicherheit“, sagt Bächle. Ablesen lässt

sich dies nicht zuletzt an der stetig steigenden Zahl der Mitarbeiter: Mär-klin beschäftigt in Györ bis zu 650 fest angestellte Mitarbeiter, in Spitzenzeiten kommen bis zu 250 Zeitarbeitskräfte hinzu. Etwa 50 von ihnen sollen nach der Werkserweiterung und -moderni-sierung in die Stammbelegschaft über-nommen werden.

Thomas Zehender, Journalist, Ulm

Der Standort in Györ wurde für fast zehn Millionen Euro modernisiert.

INFOMärklin wurde 1859 von Theodor Friedrich Wilhelm Märklin gegründet als Fabrik für Metallspielwaren. Seine Söhne Eugen und Karl Märklin übernahmen die Firma 1888 als Gebr. Märklin und zeigten 1891 erstmals eine Modell-Eisenbahn auf der Leipziger Frühjahrsmesse. Heute bezeichnet sich Märklin als weltweiter Marktführer der Modellbahn-Branche. Im Frühjahr 2013 ist das renommierte Spielwaren-Unternehmen Sieber & Sohn GmbH & Co. KG als Mehrheitseigentümer bei Märklin eingestiegen; die Marken Märklin, Trix und LGB-Gartenbahn werden weitergeführt. In Göppingen und Györ beschäftigt Märklin zusammen etwa 1000 fest angestellte Mitarbeiter.

Wirtschaft

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Lkw quälen sich über staubige und löchrige Hafenzufahrtsstraßen zum Donauhafen im rumänischen Giurgiu, ein Anschluss ans Eisenbahnnetz fehlt und die Kräne sind veraltet. Bei nied-rigem Wasserstand rächt sich, dass das Hafenbecken seit Jahren nicht mehr ausgebaggert worden ist: Immer wie-der ruht der Güterumschlag, weil es die Schiffe nicht bis an den Kai schaffen. In den vergangenen Jahren sind Pläne zur Erweiterung und Modernisierung des Hafens von Giurgiu an zu hohen Kosten gescheitert. Doch jetzt soll auf Initiative der Industrie-Logistik-Linz der Durchbruch gelingen. Für den Lo-gistikexperten aus Oberösterreich gibt es zwei Gründe, weshalb man sich in Rumänien engagiert: Vor zwei Jahren hat ein Kunde nur ein paar Kilometer vom Hafen Giurgiu entfernt einen Pro-duktionsstandort eröffnet. „Zudem ist

Südosteuropa für uns generell interes-sant für die Bewirtschaftung der Do-nau“, sagt Heimo Hintersteiner von der Industrie-Logistik-Linz. Das Unterneh-men transportiert europaweit vor allem hochwertige Stahlprodukte für die Automobilindustrie und ihre Zuliefe-rer. Gemeinsam mit dem rumänischen Tochterunternehmen ILR Logistica Ro-mania, der Stadt Giurgiu und dem Ha-fenbetreiber S.C. Administratia Zonei Libere Giurgiu S.A. arbeiten die Linzer mit Hochdruck am Projekt des „High Performance Green Port Giurgiu“.

Keine Alternative zur Trimodalität

Herzstück bildet eine trimodale, luft-entfeuchtete Logistikhalle, die den Güterumschlag zwischen Schiff, Bahn und Lkw unter einem Dach ermögli-cht. Zudem müssen die Zufahrtsstra-

ßen zum Hafen ausgebaut und Schie-nen bis in die Halle verlegt sowie die Kaianlagen mit den veralteten Kränen modernisiert werden. Der Projektver-antwortliche Hintersteiner macht deut-lich, dass in Sachen Trimodalität keine Kompromisse denkbar sind, der Eisen-bahnanschluss also unbedingt kommen muss: „Als innovatives Logistik-Unter-nehmen ist Trimodalität ein absolutes K.-o.-Kriterium für uns“. Mittel- und langfristig sollen auch die Frachträume der Schiffe so aufgerüstet werden, dass hochwertige und empfindliche Güter qualitativ besser transportiert werden können.

Hinter dem Schlagwort „green port“ verbirgt sich der Anspruch an eine möglichst umweltfreundliche Hafenan-lage und Logistik nach Linzer Vorbild. Weniger Emissionen erhofft man sich in der Zukunft vor allem durch weni-ger Lkw-Verkehr zugunsten der Was-serstraße und Schiene und eine bessere Energie-Effizienz. Der Nachholbedarf in Sachen Umweltschutz ist groß, wie Hintersteiner aus eigener Anschauung

Interview

Schiff, Eisenbahn und Lkw unter einem gemeinsamen Dach – dies ist die Vision des Projekts High Performance Green Port Giurgiu. Damit soll der rumänische Hafen einer der modernsten seiner Art an der unteren Donau werden. Partner aus Österreich und Rumänien arbeiten daran seit Juli 2013 Hand in Hand, mit der Fertigstellung wird im Jahr 2017 gerechnet.

berichtet: „Beim Umschlag von Schütt-gut fällt viel ins Wasser. Und was sich in den Abflüssen sammelt, läuft un-gespült in die Donau.“ Das Ziel klingt ehrgeizig: „Wir wollen beim Umwelt-schutz die gleichen Maßstäbe anlegen wie in Österreich!“

Mit der ersten Stufe des Projekts, der Status-quo-Analyse, wurde im Juli 2013 begonnen: Sie untersucht Hafenanlage, Marktchancen und Umweltkriterien. 90 Prozent sind bereits geleistet, die weiteren Stufen „Innovationen und technische Konzepte“ sowie „Hafen und Geschäftsmodell“ sind ebenfalls in Arbeit. Hier wird das detaillierte tech-nische Konzept für Hafen, trimodale Logistikhalle, Verkehrsanbindungen sowie Umweltmaßnahmen erstellt. Erste visualisierte Modelle liegen vor und wurden im März dieses Jahres bei einer gut besuchten Pressekonferenz in Giurgiu vorgestellt. Eine detaillierte öf-fentliche Präsentation soll im Sommer 2015 bei einem geplanten „Port Day“ in Giurgiu folgen. Aufgrund der überregi-onalen Bedeutung des Hafens Giurgiu wird die derzeit laufende Projektstudie zur Hälfte von der EU aus dem Pro-gramm Trans-European Transport Net-work (TEN-T) gefördert.Dass sich die millionenschwere Investi-tion in Giurgiu lohnen könnte, zeigen die Vergleichszahlen: Während 2013 in Linz allein auf dem Wasserweg 350 000 Tonnen Güter umgeschlagen worden sind, wurden in Giurgiu 60 000 Tonnen erreicht. Für den rumänischen Donau-hafen sieht Hintersteiner bereits mit-telfristig ein jährliches Potenzial von 200 000 Tonnen – sofern das Konzept des High Performance Green Port Giur-giu verwirklicht worden ist.

Thomas Zehender, Journalist, Ulm

Hafen Giurgiu kommt unter die Haube

:: INFO ::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Die Industrie-Logistik Linz GmbH wurde 1993 gegründet. Das Logistikunternehmen hat Standorte in Linz und Steyr (Österreich), Moerdijk (Niederlande) und Giurgiu (Rumä-nien). Aktuell beschäftigt das Unternehmen etwa 280 Mitar-beiter. 1998 wurde in Linz eine 17 300 qm große Hafenhalle gebaut als damals erster vollständig überdachter trimoda-ler Hafen in Europa.

Donau

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Modell der Hafenanlage

Giurgiu

Wirtschaft

493 Flusskilometer vom Schwarzen Meer entfernt liegt die rumänische Hafenstadt Giurgiu an strategisch wichtiger Stelle.

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MAMA DUNA7. Internationales Donaufestin Ulm und Neu-Ulm27. August - 5. September 2010

Kontakt und Information:

donau.büro.ulm · Tel. 0049 (0) 731 / 88 03 06-0

www.donaubuero.de · [email protected]

„Von mir, der Donau, kannst du die Lektionen des ewigen Lebens lernen.“ György Konrádfestdonauulm neu-ulm

Unter dem Motto „eGov: Driver or Stumbling Block for European Inte-gration?“ ging es vor allem um die Vor- und Nachteile, Umsetzbarkeit und Nutzung der digitalen Verwaltung in Europa. Die Vorträge fanden nach vielen Jahren in Prag erstmals wieder in Budapest, an der frisch eröffneten Nationalen Universität für Öffentliche Verwaltung (NKE) statt, eine Panel- diskussion an der deutschsprachigen Andrássy-Universität Budapest (AUB). Organisiert wurde die Konferenz von den beiden Institutionen zusammen mit der Hochschule für öffentliche Ver-waltung und Finanzen Ludwigsburg (HSLU), der Österreichischen Com-puter Gesellschaft (ÖCG), dem Öster-reichischen Institut für Rechtspolitik (ÖIR) und dem Bundeskanzleramt Ös-terreich (BÖ).

Henrik Hansen, stellvertretender AUB-Rektor sagte zu Beginn, dass die

Gründer der AUB (Österreich, Schweiz, Ungarn, Deutschland, die Baden-Würt-temberg Stiftung und der Freistaat Bayern) von Anfang an Brücken bauen und die Menschen in Zentral- und Mit-teleuropa zusammen bringen wollten, nun seien sogar Gäste aus Asien an-wesend. „e ist ambivalent besetzt“, so Hansen, „etwa in Sachen Privatsphäre ist ePolitik negativ, wie man am Beispiel Edward Snowden sehen kann.“ In der Wissenschaft werde man hoffentlich kein Schwarmverhalten wie bei der öffentlichen Debatte um Ex-Bundes- präsident Christian Wulff, das diesen „zerstörte“, an den Tag legen.

Gesetzesvorschläge auf Facebook In der Keynote session machte Jani Makraduli, Vize-Präsident des Maze-donischen Parlaments mit den Möglich-keiten des Internets als neue politische Institution bekannt, etwa in Form von

Online-Kampagnen für Parteien oder als Informationsquelle für Bürger. „In Mazedonien herrscht parteiübergreif-ender Konsens über Infokommunika-tionstechnik, daher haben wir auch das eParlament, das im Web-TV übertragen wird, bei dem sämtliche Vorschläge on-line abrufbar sind“, so Makraduli. Bür-ger könnten sogar Gesetzesvorschläge via Facebook kommentieren. Ebenso positiv referierte Manfred Matzka, BÖ-Generaldirektor, darüber, dass eGov wichtig für die Beziehung der Politik zu Wirtschaft und Bürgern sei, da so ein schnellerer Service geboten werden könne. „Die e-Welt hat zudem das Potenzial, das Vertrauen in die öffentliche Verwaltung zu erhöhen“, verkündete er, „die höhere Transparenz

CEE eGov Days 2014 in Budapest

Das Europa der digitalen Verwaltung

führt zu weniger Illegalität, Kosten können stabilisiert werden.“ Öster-reich sei dank der Initiative „Digital Austria“ hierbei fortgeschritten: 2014 seien bereits 14 Millionen Anträge gestellt worden, was im Schnitt zwei Anträgen pro Bürger entspreche.

An den zwei folgenden Tagen gab es insgesamt über 30 Panelvorträge zu den Themen eDemocracy, Datensich-erheit und -kompatibilität, Transpar-enz und eBusiness. In einem ersten machte Robert Müller-Török (HSLU) die nüchterne Bestandsaufnahme: „Ein Mix verschiedener Staatsbürgerschaf-ten ist heute normal, jedoch sind die Behörden verwaltungstechnisch im-mer noch nicht bereit dafür.“ Er lenkte die Aufmerksamkeit auf Probleme bei verschiedenen Schreibweisen ein- und desselben Namens in verschiedenen Ländern oder beim Wahlrecht: Dop-pelte Staatsbürger verlieren nach einer Straftat das Wahlrecht in einem, aber nicht im anderen Land. „Das ist ver-rückt“, so der Forscher. Auf Nachfrage von danube connects erklärte Müller-Török, Co-Organisator der Konferenz und Donauraum-Koordinator der HSLU, dass die Stiftung Baden-Würt-temberg die EU-Donauraumstrategie vorantreiben wolle, daher sei sie der größte Sponsor der Veranstaltung.

„eGov wird der normale Weg der Verwaltung“

Im eID-Workshop stellte Peter Reich-städter (BÖ) eine 2003 gestartete Stra- tegie vor, nach der der österreichische Personalausweis auch zur mobilen Unterschrift sowie als e-ID genutzt werden kann und Teilnahmevoraus-setzung bei Online-Petitionen ist. Man habe viel aus den entsprechenden EU-Richtlinien gelernt und mitgenom-men, in Zukunft werde eGov der nor-male Weg der Verwaltung. Laut Peter Kustor (BÖ) reagierte die EU-Kommis-sion mit den eSignatur-Regulierun-gen auf die erhöhte Internetnutzung der Bürger und Unternehmen, in der

Praxis seien digitale und physische Unterschrift aber noch nicht gleich- wertig, da die Regeln erst im Oktober in Kraft treten. „Das Implementier-en benötigt noch nationale Gesetze, die EU-Mitglieder müssen stärker an einem Strang ziehen und Signaturen gegenseitig anerkennen“, so Kustor. Fragen, etwa wie man mit aus anderen Ländern ankommenden eIDs umgeht oder wie viele Daten man selbst ins Ausland sendet, seien noch offen. Die Implementierung werde auf dem in 16 Ländern bereits grenzüberschreitend laufendem Secure idenTity acrOss boRders linKed, kurz: STORK-Projekt basieren.

Auf der AUB-Paneldiskussion sagte Diana Simic, ehemalige kroatische Staatssekretärin und verantwortlich für das eCroatia-Projekt, dass dieses auch eingeführt wurde, um Teil der EU zu werden. Laut Wolfgang Riedler, Geschäftsführer der Wiener Zeitung, sei Europa heute harte Arbeit, und keine romantische Frage: „Wir müssen Wege finden, um Europa zum Funk-tionieren zu bringen. eGov ist einer davon.“

Städte-Webseiten im Donauraum verbesserungswürdig

Am zweiten Konferenztag sprach Klaus Stranacher (TU Graz) darüber, dass bei grenzüberschreitenden eGov-Prozeduren die EU-Servicedi-rektive zu beachten sei: Bürger müs-sen alles bei einer Behörde erledigen können. Dafür müsse diese entsprech-end vorbereitet sein, um zum Beispiel gemeinsam an Dokumenten arbeiten zu können. STORK sei hier das Pilot-projekt. Die manuelle Bearbeitung zu reduzieren beinhalte „Heraus-forderungen auf rechtlicher, organi-satorischer, semantischer und techni- scher Ebene“, so der IT-Experte.Martina Eckhardt (AUB) stellte Studi-energebnisse zur eGov-Performance von Städte-Webseiten im Donau-raum vor. „eGov ist ein Mittel, um

die EU-Strategie für die Donauregion, zu der neun EU- und fünf Nicht-EU-Länder gehören, voranzutreiben“, so die Ökonomin.

Konferenz 2015 wieder in Budapest

Mit den von der Stiftung Baden-Würt-temberg gespendeten Best Paper Awards wurden in Abwesenheit Mo-hamed Awad (Universität Ras Al Khaimah, VAE) für seine Arbeit zu amerikanischen eVote-Automatismen und Simon Delakorda (Institut für Ele-ktronische Partizipation, Ljubljana) für seine Studie zur Infokommunikations- nutzung von NGOs in CEE geehrt. Der Audience Award von postserver.at ging an Alois Paul (TU Wien) für sein-en Vortrag über eGov-Nachhaltigkeit. Die CEEeGov Days 2015 würden eben-so an der NKE stattfinden, verkündete Müller-Török, man sei zufrieden mit der abgehaltenen Konferenz. Hansen schloss, dass die kritische Betrach-tung jeglicher Änderungen, auch auf technologischem Gebiet, Teil der eu- ropäischen Identität seien: „Nicht Smartphones machen Europa, sondern die griechische Philosophie.“

Daniel Hirsch,Journalist, Budapest

Nicht nur auf politischer Ebene gibt es Anstrengungen, Europa näher zusam-menzubringen: Mit den „Central and Eastern European eGov Days“ fand im Mai in Ungarns Hauptstadt eine internationale Konferenz statt, bei der Experten aus Forschung, Verwaltung und IT über verschiedene Aspekte des Themas digitale Verwaltung, eGovernment (eGov) referierten.

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Duale Ausbildung

In Rumänien finden pro Jahr weni-ger als 50 Prozent des Unterrichts für praktische Ausbildung in den Unter-nehmen statt. Die Labors sind man-gelhaft ausgestattet und die Lehrpläne stimmen mit dem heutigen Stand der Technik nicht überein. Fazit: Die der-zeitigen Absolventen mit technischer Berufsausbildung entsprechen weder in ihrer Qualifikation noch in ihrer Anzahl den Bedürfnissen des rumä-nischen Arbeitsmarktes.

Der ehemalige rumänische Minister- präsident Victor Ponta hat diese Schwachstelle und damit seines Inves-titionsstandortes erkannt, denn im Ver-gleich zu den Jahren zwischen 2000 und 2005, als viele Investoren wegen der niedrigen Lohnkosten nach Rumänien kamen, zählt heute das Argument, dass das Land über einen hohen Facharbei-terstand verfügt. Dies betrifft nicht nur die bereits ansässigen Investoren, vor allem die deutschen Investoren, die in ihrer Heimat auf gut ausgebildete Facharbeiter zurückgreifen können,

sondern es ist auch ein schlagkräftiges Werbeargument, um die Standortat-traktivität Rumäniens im weltweiten „Kampf um Investoren“ zu erhöhen.

Von den Besten lernenPonta erklärte 2013, dass der außeror-dentliche wirtschaftliche Erfolg Baden-Württembergs auf dem dualen System beruhe. Er machte deutlich, dass sein Land basierend auf den Erfahrungen und mit der Unterstützung Baden-Württembergs eine hochqualifizierte Gewerbeschulausbildung aufbauen wolle. Ponta und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretsch-

mann unterzeichneten im Rahmen der Donauraumstrategie eine gemeinsame Erklärung bezüglich der Zusammen-arbeit im Bereich der beruflichen Bil-dung, der Kammern (IHK und HWK) und zur Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen. Gemeinsam wollen sie die Qualität und Effizienz der beruflichen Bildung verbessern, Kreativität und Innovation fördern, einschließlich des unternehmerischen Denkens auf allen Ebenen der beruf-lichen Bildung, sowie das lebenslange Lernen und die Mobilität der Absol-venten unterstützen, damit sie sowohl in Rumänien als auch im Ausland entsprechende Arbeitsplätze finden können. So wurde das Projekt „Moder-nisierung des Gewerbeschulsystems in Rumänien“ ins Leben gerufen, das derzeit implementiert wird.Im Zuge dessen wurde eine deutsch-rumänische Arbeitsgruppe gebildet, bestehend aus Gewerbeschulexperten,

Eine der Ursachen für die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die geringe Innovationsfä-higkeit und die Gründung von kleinen und mittleren Unternehmen sowie Start-ups ist die fehlende oder mangelhafte berufliche Ausbildung. Was sind die Schwach-stellen der derzeitigen beruflichen Ausbildung in den Ländern Südosteuropas und des Balkans? Ein zu geringes theoretisches und praktisches Qualifikationsniveau der Absolventen der Schulen mit technischem Profil, eine zu geringe Unterrichts-zeit für praktische Ausbildung sowie der Laborunterricht.

Vertretern der Bildungsministerien in BW, der Akademie von Esslingen, Kammer-und Verbandsvertretern und Vertretern deutscher Unternehmen/

Investoren. Drei Aufgabenschwer-punkte haben die Akteure: Unterneh-mensbedarfsorientierte Auswahl von Ausbildungsberufen/Qualifikationen und Überarbeitung/Erstellung der entsprechenden Curricula, Aus-/Wei-terbildung der rumänischen Gewerbe-schullehrer und Werbung/Marketing für das Gewerbeschulsystem nach dem Model des dualen Systems.

Einheitliches BerufsschulsystemVor allem die beteiligten deutschen Unternehmen, die in den „Deutschen Wirtschaftsclubs“ in Rumänien zu-sammengeschlossen sind, zeigen viel Engagement, allen voran die Wirt-schaftsclubs aus Brasov (Kronstadt), Sibiu (Hermannstadt), Satmar und Timisoara (Temeswar). Zu den beson-ders engagierten Unternehmen gehö-ren bekannte Firmen wie Continental, Kathrein, Terwa Rerotec, Cadtec, Scha-effler- Gruppe, Dräxlmaier, Stabilus, Hella, Dura, Barum, DM, Netex. Die beteiligten Deutschen Wirtschaftsclubs tauschen ihre Erfahrungen und Richt-linien aus, sodass mittlerweile ein einheitliches Berufsschulsystem ent-standen ist. Schon 2010, bevor die Mini-sterpräsidenten ihre Erklärung unter-schrieben hatten, hatten der Deutsche Wirtschaftsclub Kronstadt mit seinem rührigen Präsidenten Werner Braun auf lokaler Ebene die Innitiative er-

griffen. Anfang 2012 wurde mit den städtischen und lokalen Institutionen sowie dem Wirtschaftclub bzw. dem Wirtschaftsträger „DWK – Fit for Fu-

ture“ ein Zusammenarbeitsprotokoll unterzeichnet und eine Werbekampa-gne gestartet. 224 Ausbildungsplätze stehen nun zur Verfügung und 13 Part-nerfirmen beteiligen sich an der prak-tischen, betrieblichen Ausbildung. Für die theoretische Ausbildung wurde ein Gebäude umgebaut, mit modernem Equipment versehen und so in ein ad-äquates Industrielyzeum verwandelt. In der Berufsschule Kronstadt (SPGK) erhalten die Schüler eine zwei- oder dreijährige staatliche technische Be-rufsausbildung in rumänischer Spra-che, u. a. in den Bereichen Mechatro-nik, Werkzeugmechaniker, Schweißer, Elektromechaniker für Werkzeugma-schinen. Die Attraktivität dieser Aus-bildung liegt vor allem darin, dass die Chancen hoch sind, einen Arbeitsplatz zu finden oder von dem auszubil-denen Unternehmen übernommen zu werden. Zudem wird das Diplom in-ternational anerkannt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich weiterzu-bilden, um das Abitur zu machen. Und last, not least gibt es während der Aus-bildung ein monatliches Stipendium von 400 Lei.

Anfangs war es schwierig, die angebo-tenen Ausbildungsplätze zu besetzen, da das Image der Gewerbeschulaus-bildung im Vergleich zum Studium negativ war. Zudem ist es der Wunsch

jeder Familie auf dem Balkan, dass ihre Kinder studieren. In der Vergangenheit erleichterten viele, zum Teil korrupte Universitäten und/oder Prüfer die

Aufnahme und den Abschluss auf den Universitäten. Durch strengere und einheitliche Kriterien in der EU konnte dem zum Teil ein Riegel vorgeschoben werden, was zur Folge hat, dass weni-ger Bewerber zum Studium zugelas-sen wurden. Parallel setzt sich die Er-kenntnis immer weiter durch, welche Vorteile die angebotene Lehre bietet. So hat sich das Bild gewandelt und die Ausbildungsplätze sind in diesem Jahr nach einem Bewerbungs- und Aus-wahlprozess ohne Problem besetzt.Auf die durch die EU versprochene Förderung warten die beteiligten Deutschen Wirtschaftsklubs in Rumä-nien noch immer, aber vielleicht wer-den ja einige der ausgebildeten Fachar-beiter demnächst in Deutschland einen Arbeitsplatz finden, denn dort wird bis zum Jahr 2020 ein Mangel von 1,7 Mil-lionen Fachkräften erwartet.Neben Rumänien befassen sich mitt-lerweile auch die Donauländer Un-garn, Slovakei, Kroatien und Serbien mit der dualen Berufsausbildung. Motor dieser Berufsausbildung sind in erster Linie die Unternehmen der Automobilzuliefer-Industrie und des Maschinenbaus.

Wolfgang Limbert, danube connects

Mehr Praxis, bitte!

Ein besonderes Anliegen der Donauraumstrategie ist, die Jugendarbeitslosigkeit zu reduzieren. Im EU-27-Durchschnitt lag die Arbeitslosigkeit bei den 15- bis 24-Jäh-rigen bei 13,2 Prozent laut Eurostat. 2012 gar bei 21,5 Prozent in Bulgarien, bei 16,8 Prozent in Rumänien, bei 16,7 Prozent in Kroatien und bei 14,7 Prozent in Ungarn. Im Vergleich dazu waren bei der gleichen Altersgruppe in Österreich nur etwa 6,5 und in Deutschland rund 7,7 Prozent Jugendliche arbeitslos. Gleichzeitig lag die Innovati-onsrate, die Gründung von kleinen und mittleren Unternehmen in den südosteuropä-ischen Ländern sowie die praxis- bzw. unternehmensbezogene Facharbeiterausbil-dung ebenfalls weit unter den Donauländern Österreich und Deutschland.

Duale Ausbildung

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Roma und Bildung

Strahlend und stolz präsentiert Luici der Kamera sein Diplom. Ein aner-kanntes Zeugnis schulischer Leistun-gen ist es nicht und doch Zeichen ei-ner Entwicklung: Erworben hat er es im Projekthaus des BuKi e.V., wo er nachmittags betreut wird. Die Bedin-gung: Er muss zur Schule gehen. Lui-ci ist Rom und lebt im Dorf Cidreag im Nordwesten Rumäniens. Auf einer Seite des Ortes leben ungarnstämmige Rumänen, auf der anderen Roma. Vor allem letztere leben hier in großer Ar-

mut. Das Bild vom strahlenden Luici ist nur ein Bild aus Cidreag – doch eines, das Hoffnung macht.

Als Stefan Zell und seine Frau von BuKi 2008 zum ersten Mal nach Cidreag ka-men, stellte sich ein Schock ein.

Die Roma im Dorf haben weder Strom noch Wasser und ihre winzigen Behau-sungen aus Plastik und Holzresten oft nicht einmal Wände. Dass Roma von der in Rumänien verbreiteten Armut in besonderem Maße betroffen sind, ist auch geschichtlich bedingt. Zum ei-nen waren sie bis ins 19. Jahrhundert hinein versklavt. „Das hat Spuren in der Selbstwahrnehmung hinterlassen“, vermutet Vereinsvorsitzender Zell. Zum anderen hatte der Strukturwandel besondere Auswirkungen auf die An-gehörigen der ethnischen Minderheit. Sie verrichteten vorrangig körperliche Arbeiten, deren Bedarf mit dem Ende der Planwirtschaft rasch zurückging.

Hürden auf dem Schulweg

2009 erbaute der BuKi-Verein in Cidreag ein Haus, in dem inzwischen 25 Kinder von fünf Festangestellten betreut und bei den Hausaufgaben unterstützt wer-

den. Zum Teil können sie in der vierten Klasse ihren Namen nicht schreiben. Es mangelt an Integration in die Klassen; Roma-Kinder bleiben nicht sitzen, wer- den aber auch nicht gefördert. „Dass sie überhaupt zur Schule gehen, ist be- achtlich“, bemerkt Zell. „Dabei werden sie dort nie etwas gefragt; sie kommen genau so heraus, wie sie am Morgen he-reingegangen sind.“

Ab einem Alter von zehn Jahren ist es bei den Roma üblich, Kinder mit in die Arbeit einzubeziehen. Die Eltern ver-dingen sich auf den Feldern der Regi-on, manche im europäischen Ausland. Entgegen gängiger Vorurteile ist Arbeit bei den Roma in Cidreag hoch ange-sehen und zentraler Bestandteil ihres Lebens – der Anreiz, zur Schule zu gehen, sinkt daher mit zunehmendem Alter der Kinder weiter. An die Eltern kommt der Verein oft nicht recht heran. Das müsse sich in Zukunft ändern, be-stätigt Stefan Zell. Um die hochgesteck-ten Ziele zu erreichen, brauche es eine Erweiterung des deutschen Vereins, der langsam an die Grenzen des ehrenamt-

Roma und Bildung

Luici ist stolz auf sein Diplom.

Der lange Gang

lich Machbaren stoße. Finanziert wird das Projekt über Spenden und seit 2010 von der Baden-Württemberg-Stiftung. Ausschlaggebend für die Stiftung war die Stärkung der Zivilgesellschaft vor Ort, die BuKi über die soziale Integra-tion der Roma unterstützte. Zentral sei zudem, dass es den Kindern vor Ort individuelle Perspektiven für die Zu-kunft aufzeige. Lobbyarbeit für die Kinder

Bald soll es den Kindern möglich sein, innerhalb des Hauses Geld zu ver-dienen und eine handwerkliche und kaufmännische Grundausbildung zu absolvieren. Luicis Strahlen und sein Diplom sprechen vor allem von der Aufmerksamkeit, die die Kinder im Bu-Ki-Haus erhalten, weniger von bereits messbaren schulischen Erfolgen – denn da bleibt viel zu tun. Das übergeordnete Ziel des Projektes, sagt Zell, ist es, „eine Art Lobbyarbeit für die Kinder zu be-treiben.“

in die Zukunft Das BuKi-Haus im rumänischen Cidreag soll ein Ort sein, an dem Roma-Kinder Ideen für die eigene Zukunft entwickeln können, möglichst losge-löst von Stigmata und überkommenen Gesellschaftsstrukturen.

Hilfe und Betreuung für Roma-Kinder

Die großen Hürden auf diesem Weg sind gefestigte Strukturen in den Fami-lien und staatlichen Einrichtungen. Sei-ne große Chance derweil besteht in der Selbstbestärkung der Kinder.

Carolin Krahl, Journalistin, Leipzig

Die beiden Jungen Gyula und Luci sind regelmäßige Besucher des BuKi-Hauses. In der MItte: Vivian und Jutta Nerlich.

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Die rauchenden Schlote, das Wahrzei-chen des einstigen Aushängeschildes rumänischer Schwerindustrie, existie-ren nur noch in den Erinnerungen der Menschen. „Wir standen oben auf dem Kreuzberg, dem Hausberg der viel ge-rühmten Stadt, haben zum ersten Mal ins Tal geschaut und waren geschockt. Ungläubig, entsetzt und bestürzt zu-gleich. Das da vor uns, diese trostlose, heruntergekommene Industrieruine, das sollte Reschitz sein? Was wir sa-hen, hatte nichts (mehr) mit der Stadt aus den Erzählungen unserer Großel-tern und unseres Vaters zu tun“, so die ersten Eindrücke meiner Familie, als ich sie zum ersten Mal nach Reschitz mitnahm.

1771, zu Zeiten des Habsburger Rei-ches, begann die stürmische Entwick-lung des kleinen Bauerndorfes zum

modernsten und wichtigsten Metall- urgiestandort Südosteuropas. In atem-beraubender Geschwindigkeit entstan-den aus dem Nichts Hochöfen, Walz-werke, Schmieden, Holzverkohlung, Sinterwerk und schließlich das Maschi-nenbauwerk. Eine Erflolgsmeldung jagte die andere. 1872 wurde in Reschitz die erste Dampflokomotive gebaut, 1882 die erste Eisenbrücke über die Theiß nach den Plänen des berühmten Ingenieurs Gustave Eiffel. Donaubrü-cken von Belgrad bis zum Schwarzen Meer wurden konzipiert, erstellt und montiert. Die erste geschweißte Brücke des Landes wurde hier 1930 über den kleinen Fluß Bersau geschlagen. Den weltberühmten Orientexpress zog die mächtige Pazifik-Lokomotive durch halb Europa über Schienen, die man im hiesigen Walzwerk gezogen hatte. Reschitz im Banat wurde zum Sym-

bol für Schwerindustrie, Aufschwung und Wohlstand. Großaufträge der Nazi-Kriegsmaschinerie kurbelten die Produktionszahlen auf bis dahin unbe-kannte Größen. Wie ein auf Hochtou-ren gekommenes Schwungrad hatte die Schwerindustrie aus Reschitz die

Der Rentner Rudolf ist bekümmert über die Entwicklung in Reschitza

Einblickeganze Region jahrelang in ihrem Sog mitgezogen. Sogar in den Jahren der sozialistischen Planwirtschaft konnte sich Reschitz gegenüber den neueren, moderneren und größeren Betrieben Rumäniens behaupten und in einigen Bereichen sogar seine Vormachtstel-lung ausbauen. So rattern heute noch fast sämtliche Lokomotiven des Landes mit Triebwerken und Drehgestellen aus der UCMR, dem Maschinenbauunter-nehmen, über Tausende von Schienen-kilometern. Schienen, die aus Reschitz in die ganze Welt geliefert wurden. Das Werkzeichen wurde zu einer Art Gütesiegel, welches auf Turbinen, Ge-neratoren, Motoren und Antriebsteilen von Brasilien bis Korea prangt und den Namen des immer noch relativ kleinen Ortes weltbekannt machten.

Mitte der 70er Jahre brach der Stand-ort zum ersten Mal ein. Man hatte ver-sucht, die Fabrik auf Kosten der Alt-stadt zu erweitern. Straßenzüge und stadtprägende Gebäude, wie die Poli-klinik, Hotels, ein Kino, Geschäfts- und Privathäuser wurden abgerissen, ein ganzer Stadtteil dem Erdboden gleich gemacht. Sogar die „ewige Flamme“, die anlässlich der 200-Jahrfeier am 3. Juli 1971 an einer markanten Straßen-kreuzung beim Scheuchensteinhaus als Denkmal feierlich eingeweiht wurde, musste daran glauben. Mitten in der Altstadt wurde ein riesiges Walzwerk für Mittelform- und speziellen Form-stahl, das sogenannte Blooming, errich-tet. Funktioniert, so wie sich die Planer das vorgestellt hatten, hat es wohl nie.Genervt durch die Dauerdrangsalie-rung der kommunistischen Machtha-ber, enttäuscht durch die Perspektivlo-sigkeit der Wirtschaftspolitik und die katastrophale soziale Lage des Landes, verließen viele der Garanten des Wohl-standes, die hochqualifizierten deut-schen Arbeitskräfte, scharenweise das Land. Der Anfang vom Ende wurde eingeleitet. Gegen Ende der kommu-nistischen Ära gab es noch ein kurzes Aufbäumen. Man wagte sich zum er-sten Mal in Rumänien an Schiffsdiesel-

triebwerke von über 30.000 PS, die in einem Gemeinschaftsunternehmen mit der MAN Augsburg gebaut wurden. Aber wie den Dinosauriern so erging es auch diesen Mammutwerken: Sie starben langsam aus.

Der Zusammenbruch des Ostblocks gab ihnen den Gnadenstoß.

In Zeiten völliger Verwirrung und Verunsicherung, der blühenden Kor-ruption und rechtsfreier Räume ver-suchte jedermann Kapital für sich zu schlagen, ohne an die Gesamtfolgen zu denken. Rohstoffe versiegten auf dem Transportweg, Aufträge wurden nicht fristgerecht erfüllt, Industrie-anlagen verrotteten, die Arbeitsmoral sank ins Bodenlose. Anstatt die Ärmel hochzukrempeln und die Basis für ei-nen modernen Umbau des Landes zu schaffen, stritt man sich um des Kaisers Bart. Ausländische Investoren, die sich in Reschitz engagieren wollten, wur-den von nationalistischen Eiferern ver-grault, die „ihr Land“ nicht an Fremde verkaufen wollten. Von den einst 30.000 Beschäftigten in den großen Betrieben, waren 1997 gerade mal die Hälfte üb-riggeblieben. „Inzwischen ist es so weit gekommen, dass in den beiden ,Vorzei-gewerken‘ der rumänischen Industrie höchstens noch 2.500 Leute beschäftigt sind“, erzählt uns Sigrid. Die studier-te Maschinenbauingenieurin hat den Aufschwung und den Fall der Werke miterlebt und ist eine der wenigen, die ihrer Heimatstadt nicht den Rücken gekehrt hat. Die Stadt ist nun auf un-ter 70.000 Einwohner geschrumpft, das ehemalige Institut für Entwick-lung und Projektierung, ICPEHR, hat noch knapp 60 Mitarbeiter. Die meisten hochqualifizierten Frauen arbeiten als Altenpflegerinnen in Deutschland oder Österreich. Ihre Männer sind arbeits-los, die Jugendlichen wandern aus. Ob ins benachbarte Timisoara/Temeswar oder ins Ausland. Inzwischen gibt es in Reschitz auch eine Uni. „Hier wer-den die Arbeitslosen von Morgen ge-schult“, lautet das enttäuschende Fazit

Sigrids.Vom Produzieren kann nicht mehr die Rede sein, eher vom Not-stand-Verwalten, um die Sozialkassen zu entlasten. Aus den einst gut verdie-nenden Facharbeitern sind Sozialhilfe- empfänger geworden, ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. Einst reisten die Arbeitssuchenden aus den entfern-testen Gegenden Rumäniens an, um am Wohlstand der Region teilzuhaben. Die Satellitenviertel nördlich der ver-wüsteten Altstadt sind Zeugen eines vergangenen Aufschwungs. Reschitz

hat an Attraktivität verloren, die noch verbliebenen Fachkräfte wandern ab und vergrößern so den durch die Aus-wanderung der Deutschen entstan-denen Mangel an qualifizierten Fach-kräften. „Was haben wir nicht alles hier gebaut! Und heute? Heute haben wir einen Dreck! Nein, nicht mal den haben wir mehr. Schau, sogar den er-sten Hochofen, ein Industriedenkmal, haben sie abgerissen und verschrot-tet. Neuerdings kann man ein weißes Hemd in Reschitz tragen, ohne dass es gleich grau wird.“ Traurig lächelnd verabschiedet sich Rudolf. Er geht nach Hause. Über seine neue Satelli-tenschüssel möchte er die Tagesschau gucken. Vielleicht erfährt er da bessere Nachrichten, denn hier ist nichts mehr los.

Werner Henn, Journalist, Baden-Baden

„Heute haben wir hier eine Luft, die Reschitz zum Kurort machen könnte“, sagt Rudolf, der 80 Jahre alte Rentner, und blickt wehmütig auf die imposanten, in den glasklaren Himmel ragenden Schornsteine des Hüttenwerkes. Aus ihnen kommen schon lange keine schwarzen Rauch-schwaden mehr, wie sie früher schwer über der ganzen Stadt hingen.

Kein Grundzum Durchatmen

Platz 1. Decembrie 1918

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Weinrebschnitt, Mostbehandlung, Schwe-felung: Schon seit mehr als hundert Jahren werden diese Fachausdrücke den ungarischen Schülern in der Soós István Weinfachschule vermittelt. Mehr als 300 Jugendliche ab dem 14. Lebens-jahr besuchen die Budafoker Fachschu-le. Nach einer dreijährigen Ausbildung können sie als Winzer in einer Wein-kellerei arbeiten. Die Berufsaussichten sind gut und die meisten jungen Win-zer finden eine Stelle in Ungarn.

Das Jahr 2013 brachte fundamentale Veränderungen für die ungarische Weinfachschule. Aufgrund der Modi-fikation des ungarischen Fachausbil-dungs-Gesetzes soll ein duales Aus-bildungssystem in den ungarischen Fachschulen eingeführt werden, das auf einem deutschen Modell basiert. Bei der Ausarbeitung des neuen Lehrstoffes wandten sich die ungarischen Lehrer an deutsche Kollegen. Bíróné Móricz Ágnes, die Deutsch als Fremdsprache in der ungarischen Weinschule unterrich-tet, berichtet: „Wir haben eine ausge-

zeichnete Beziehung zu Josef Watzl, der Önologie an der Christiane-Herzog-Berufsschule in Heilbronn unterrichtet. In Deutschland ist der praxisorientierte Unterricht am Wichtigsten. Das versu-chen wir auch in unserer Schule einzu-führen.“

Theorie und Praxis„Die Struktur der kleinen und mittleren Ausbildungsbetriebe ist in Deutsch-land über hunderte von Jahren gewach-sen und muss in Ungarn erst wieder entstehen. Es besteht die einmalige Chance, das Prüfungswesen für Zwi-schen- und Abschlussprüfungen zu vereinheitlichen, um europaweit ver-gleichbare Ausbildungsstandards zu schaffen. Wir etablieren zurzeit ein pra-xisorientiertes Modell in Ungarn, das man später weiter in andere Donauan-rainerstaaten übertragen kann“, erklärt Watzl. Das Projekt „Duale Ausbildung für Winzer und Weinküfer in Ungarn“ von Agrarkontakte International e. V. (AKI) beinhaltet ein Austauschpro-gramm: Drei junge Absolventen der Budapester Fachschule nehmen an ei-ner verkürzten Winzerausbildung in württembergischen Betrieben teil. Sie lernen dort das deutsche duale System kennen und sollen dann in Ungarn als Multiplikatoren dafür werben. „Die

europäischen Weinanbauländer müs-sen sich zusammenschließen und ge-meinsam hochqualifizierte Fachkräfte ausbilden“, so Watzl. Nur gemeinsam könne man die rasant wachsenden neu-en Märkte in China, Russland, Indien, Afrika bedienen und gegen den wach-senden internationalen Konkurrenz-druck bestehen.

Bessere BerufschancenDas einjährige Ausbildungsprojekt hat im September 2013 begonnen und wurde von der Baden-Württemberg Stiftung zusammen mit der Organisa-tion Agrarkontakte International e. V. finanziell unterstützt. Es verfolgt das Ziel, die Zahl der Ausbildungs- und Schulabbrüche in Rumänien, Öster-reich, Ungarn und Bulgarien durch die Einführung des in Deutschland er-folgreich praktizierten dualen Ausbil-dungskonzepts zu reduzieren. „Durch die Bildungsinitiative wollen wir Ju-gendlichen den Einstieg ins Berufsle-ben ermöglichen. Zum anderen wird durch das Projekt die Zivilgesellschaft vor Ort gestärkt, indem unterschied-liche ethnische Gruppen integriert und auf neutraler Basis zur Zusammenar-beit angehalten werden“, erklärt Sa-bine Grullini, Referentin für Bildung

bei der Baden Württemberg Stiftung. Dieses Zusammenspiel trage dazu bei, dem Braindrain aus den Ländern etwas entgegenzusetzen, indem Jugendlichen Berufsperspektiven vor Ort eröffnet werden, und den Donauraum zu stär-ken.

Barbara Pehi, Journalistin, Budapest

Ein gelungenes Zusammenspiel

An ungarischen Fachschulen wird nach deutschem Modell das duale Ausbildungssystem eingeführt. Um dies zu unterstützen, startete 2013 ein Ausbildungsprojekt von Aki e. V, bei dem Auszubildende der Soós István Weinfachschule in Budapest zu einer verkürzten Win-zerausbildung nach Baden-Würt-temberg kommen.

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Für mehr Qualifikation in sozialen Berufen

Es spricht viel für eine duale Ausbil-dung in der Alten- und Heilerziehungs-pflege sowohl Bulgarien als auch in den anderen Donauländern: Der Bedarf an Altenhilfe wächst aufgrund der demo-grafischen Entwicklung, die UN-Kon-vention über die Rechte von Menschen mit Behinderung muss umgesetzt wer-den, weswegen der Bedarf in der Behin-dertenhilfe ebenfalls groß ist. Zudem herrscht eine hohe Jugendarbeitslosig-keit und Arbeitsmigration. Deswegen haben die deutsche Stiftung Liebenau und der Verband sozialer NGOs in Bul-garien (FSSB) das Projekt „Work based learning für social professions within the EU Strategy for the Danube Region“ entwickelt, mit dem eine solide Aus-bildung für die Alten- und der Behin-dertenhilfe eingerichtet werden soll. Denn warten, bis von staatlicher Seite etwas geschieht, und zuschauen, wie die jungen Menschen abwandern und ihre berufliche Perspektive im Ausland suchen, wollen die Initiatoren nicht: Aus der Zivilgesellschaft heraus und im Land selbst soll sich im Ausbildungs-sektor und am Arbeitsmarkt etwas bewegen. Die duale Ausbildung, deut-scher „Exportschlager“, aber östlichen Bildungssystemen noch fremd, könnte dazu einiges beitragen.

Das Modellprojekt in Bulgarien ist zu-nächst so angelegt, wie es die baden-württembergische Ausbildungs- und Prüfungsordnung vorschreibt. Die Ab- schlüsse im Helfer-Level sind in EQR 3

eingestuft, die Abschlüsse in der mög-lichen und sich direkt anschließenden Vollausbildung in EQR 4 (Altenhilfe) bzw. EQR 6 (Behindertenhilfe). Eine wissenschaftliche Begleitgruppe soll aus den Erkenntnissen in den Projekt-jahren Änderungs- und Anpassungs-vorschläge an die Politik erarbeiten. Wenn die angestrebte Zusammenarbeit der beiden Lernorte Schule und Praxis mit den zuständigen staatlichen Stellen gelingt, kann dieses Miteinander von Zivilgesellschaft und Staat das Land vo-ranbringen und richtungsweisend auch für Nachbarländer und die Donauregi-on insgesamt werden. Im Herbst 2015 soll der Ausbildungsbetrieb in Bulga-rien starten, etwa ab 2016 die Erweite-rung und der Transfer in andere Donau-länder stattfinden.

Der bulgarische Präsident, der das du-ale System in seinen Deutschlandjahren schätzen gelernt hat, will sich persön-lich bei einer öffentlichen Veranstaltung für die Sache einsetzen. Zur Regierung

hin waren diesbezügliche Kontakte in der Vergangenheit nur mühsam herzu-stellen, um die Zeit ihres Rücktritts sind sie vollends ins Stocken geraten. Dass der voraussichtlich nächste Minister-präsident die duale Ausbildung als eine der Prioritäten seines politischen Pro-gramms bezeichnet, macht Hoffnung.

ato, danube connects

Duale Ausbildung

Ein Ausbildungsprojekt, zunächst für Bulgarien konzipiert, soll zukünftig auch in anderen Donauländern Schule machen: Dieses Ziel verfolgen die Stiftung Liebe-nau und der Verband sozialer NGOs in Bulgarien (FSSB) als Projektträger und das Staatsministerium von Baden-Württemberg mit seiner ideellen und finanziellen Förderung in der bereits laufenden Aufbauphase. Die Betreuung und Assistenz alter Menschen und von Menschen mit Behinderung soll im Donauraum mittel- und langfristig professionalisiert werden. Seit Jahrzehnten hat sich am Donau-ursprung die duale Ausbildung bewährt. Ihre Einführung in einem Land am Ende des Flusses, in Bulgarien, und in den Ländern der Region, bietet sich an.

Lead-Partner des Projekts ist die Stiftung Liebenau, die bereits seit dem 19. Jahrhundert im Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich tätig und seit Jahrzehnten u. a. Mitgesellschafterin des Instituts für Soziale Berufe in Ravensburg ist. Partner ist der junge bulgarische Verband, in dem sich vorerst zehn eingetragene Vereine und Stiftungen aus dem ganzen Land zusammen-getan haben. Agapedia gGmH in Stuttgart und die Stiftung Liebenau haben die Verbandsgründung 2011 angestoßen.

Bíróné Móricz Ágnes (vorne Mitte) mit ihren Schülern.

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Die erste Danube Summer School fand von Ende September bis An-fang Oktober in Ulm und Neu-Ulm statt, zu der die Europäische Donau-Akademie (EDA) eingeladen hatte.

24 Studierende, junge Wissenschaft-ler und Berufstätige zwischen 24 und 29 Jahren reisten aus Bulgarien, Rumänien, Serbien, Kroatien, Bos-nien und Deutschland an. Vertreter der Hochschulen Ulm und Neu-Ulm sowie der Universität Ulm referierten über ein breites The-menspektrum, zum Beispiel über erneuerbare Energien und Marke-ting/Branding im Donauraum, Ent-wicklung im IT-Sektor und Politik und Wirtschaft. Alle Teilnehmer nutzen die Woche, um sich zu ver-netzen und mit Wissenschaftlern und Vertretern von Institutionen und Unternehmen zu diskutieren. Insgesamt bestand ein großes Inte-resse an einer stärkeren Zusammen-arbeit im Donauraum, vor allem in puncto Bildung. Deutlich wurde auch, dass die Studierenden Verant-wortung beim Aufbau einer euro-

päischen Donauregion übernehmen möchten. So fielen die Reaktionen auf die Danube Summer School am Ende durchweg positiv aus: „A gre-at week of knowledge and values for the Danube Region. We made a great kick-off and I believe we have a long way to go in order to reach our goals. I am also happy to meet and found common purpose with all of you guys”, postete Durukan Kürüm aus Ruse auf Facebook. Und auch die Organisatoren sind zufrie-den. Paul Langer, seit 2012 bei der EDA, erklärte: „Für uns war es ein Erfolg und wir planen, die gleiche Veranstaltung nächstes Jahr zu wie-derholen. Ich bin mir sicher, dass wir dann auch etwas gemeinsam mit danube connects auf die Beine stellen können.“ Professor Gerhard Mayer, Vorsitzender der EDA hat bereits konkrete Pläne: „Bei einer zweiten Summer School werden neben den Professoren der Hoch-schulen im Ulmer Raum sicherlich Lehrende anderer Universitäten und Einrichtungen im Donauraum miteinbezogen.“

Danubians rock! Danube Summer School 2014

dc: Die EU-Ostseestrategie (EUSBSR) war die die erste makroregionale Strategie der EU. Wo liegen die Ge-meinsamkeiten und Unterschiede zwischen der EUSBSR und der Do-nauraumstrategie (EUSDR) in Bezug auf das Bildungswesen?

Bergström: Zunächst einmal sind die Unterschiede zwischen den Bildungs-systemen in den verschiedenen Mit-gliedsstaaten (MS) deutlich größer als die zwischen den makroregionalen Strategien allgemein. In einigen MS der EUSBSR wie etwa Schweden, Estland, Finnland, Lettland oder Litauen ist die Berufsausbildung traditionell in Schu-len verhaftet, während andere Länder stärker auf die Ausbildung im Betrieb fokussiert sind. Wenn man die Priority Area (PA) „Bil-dung“ mit der PA 9 „Menschen und Qualifikationen“ vergleicht, so wird deutlich, dass die PA Bildung vor allem mit sogenannten Flagships arbeitet hat. Dahinter verbergen sich Projektverbün-de aus verschiedenen Interessengrup-pen, die nach einem mehrstufigen Or-ganisationssystem zusammenarbeiten. So gibt es beispielsweise Flagships, die gegen hohe Schulabbrecherraten ankämpfen oder für eine Internationa-lisierung der Berufsausbildung (VET) eintreten. Die EUSBSR ist, anders als die EUSDR, weniger über Arbeitsgruppen und Ausschüsse organisiert, sondern arbeitet stärker mit Einzelprojekten, die

in den rund hundert Flagships zusam-mengeführt werden.

dc: Wie können die Balkanstaaten vom Baltikum lernen und andersherum?

Bergström: Das ist eine schwierige Fra-ge. Generell sind die MS der EUSBSR durch ihre gemeinsame Geschichte, Wirtschaft und Mentalität homogener. Das ist in der EUSDR anders. Dennoch haben auch wir einige sehr reiche Län-der und einige sehr großflächige, aber alle acht Staaten sind durch ein Gemein-schaftsgefühl verbunden. Uns eint die Verantwortung für die Ostsee. Die mei-sten von ihnen betreiben Handel mit ih-ren Nachbarländern und sie verbindet der Traum von weniger Bürokratie und einem mehrstufigen Regierungsansatz nach dem Bottom-up-Prinzip.

dc: Sollte Bildung unter Regionsver-antwortung stehen oder von der EU geregelt werden?

Bergström: Bildung könnte sehr wohl Teil einer gemeinsamen EU Politik werden. Aber wenn dies passieren soll, müssten wir uns auf einen langen An-gleichungsprozess einstellen. Ich ver-wende hier bewusst den Konjunktiv, da es eine ebenso valide Option wäre, Bildung unter Regionsverantwortung zu belassen, solange wir trotzdem an einem gemeinsamen Bildungsmarkt

arbeiten. Dieser Annährungsprozess würde idealerweise in den Makroregi-onen ablaufen.

dc: Ist das duale Bildungssystem das ideale Modell für alle Länder?

Bergström: Ja und nein. Das System, wie es beispielsweise in Deutschland und Österreich angewandt wird, kann nicht 1:1 auf andere Länder übertragen werden, aber man kann davon lernen. In den meisten Ländern gehört prak-tisches Training zum VET, in manchen Gegenden ist es selbst Teil des Studi-ums an den Universitäten. Alle Län-der zeigen Interesse daran, die Lücke zwischen dem Bildungs- und dem Ar-beitsmarkt zu schließen. Die Schwie-rigkeit beim dualen System liegt aber in der gemeinsamen Verantwortung des öffentlichen und privaten Sektors, von Kommunen und Ländern und den Handwerks- und Handelskammern.

„Das Bildungswesen befindet sich im Wandel“

Anders Bergström ist Koordinator der Priority Area „Bildung“ der EU-Ostseestrategie. In einem Gespräch mit danube connects spricht über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der EU-Strategien des Donauraums und der Ostsee und was sie voneinander lernen können.

Abgesehen von Deutschland sind die Handwerks- und Handelskammern in allen EUSBSR-Ländern Organisati-onen mit wenigen Mitgliedern und be-grenztem Einfluss, die nicht in der Lage wären, eine solche Verantwortung zu tragen. Das ist eine der Herausforde-rungen. Die andere ist das verbreitete Gefühl von Arbeitgebern, besonders im skandinavischen Raum, dass sie auf-grund der hohen Besteuerung schon genug finanzielle Last tragen und daher ein Anrecht auf „fertige“ Facharbeiter haben. Trotz alledem befindet sich das Bildungswesen aber gerade im Wandel und ich bin mir sicher, dass jeder MS seinen Voraussetzungen entsprechend, das Beste aus den unterschiedlichen Ansätzen einbringen wird, um einem gemeinsamen Bildungsmarkt näherzu- kommen.

dc: Verschiedene ethnische Gruppen, unterschiedliche Sprachen und sozi-ale Differenzen: Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für die Bildungssysteme in der EUSBSR und EUSDR?

Bergström: Eine wichtige Herausforde-rung für die MS, nicht nur in der EUS-BSR, ist die Integration von Migranten. Durch den demografischen Wandel ist Zuwanderung nötig und willkom-men, aber es dauert noch immer viel zu lange, bis Migranten voll in die Ge-sellschaft integriert sind. Die Bildungs-systeme spielt hier eine wichtige Rolle. Die Systeme müssen flexibler werden und sich mehr dem lebenslangen Ler-nen widmen. Hier, so meine ich, stehen die beiden Strategien vor einer ähn-lichen Herausforderung.

Interview: Sabine Geller, danube connects

Danubiana Network: Lernen von der EU-Ostseestrategie in Stockholm

Teilnehmer der Danube Summer School beim Vöhlin Schloss in Illertissen bei Ulm.

ato

Bildung

Anders Bergström

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Besser verpackt mit DanubePIE

Federführend bei DanubePIE ist das Steinbeis-Europa-Zentrum in der ba-den-württembergischen Landeshaupt-stadt Stuttgart. Partner in den Donau-ländern sind die ungarische Agentur für Außenwirtschaft und Investitions-förderung in Budapest, der Techno-logiepark Varaždin in Kroatien, die Universität Novi Sad in der serbischen Provinz Vojvodina, das Wirtschafts-förderzentrum für kleine und mittlere Unternehmen in Ruse/Bulgarien sowie die Kammer für Handel, Industrie und Landwirtschaft in Temeswar/Rumä-nien. Das Projektbudget beträgt etwa 830.000 Euro.

Als Mentor wirkt die EcoDesign Com-pany mit, ein Spin-off-Unternehmen der Technischen Universität Wien. Es hat die Software EcoDesign+ entwi-ckelt, mit der Unternehmen und De-signer berechnen können, wie sich verschiedene umwelttechnische Maß-nahmen wie zum Beispiel unterschied-liche Verpackungsmaterialien oder eine andere Herstellungsweise auf den „car-bon footprint“ des Produkts auswirken.Wie das Steinbeis-Europa-Zentrum Stuttgart berichtet, sind die An-gebote des Projekts in allen teil-nehmenden Ländern auf großes Interesse gestoßen. Gerade der re- gionale Ansatz von DanubePIE ist auch für die EU besonders interessant.

Im Gegensatz zu manch anderen EU-Projekten bietet DanubePIE sehr praxis-orientierte Leistungen rund um Eco-Design und Ressourceneffizienz wie Produktanalysen, Inhouse-Trainings und Workshops sowie persönlichen Austausch und Zusammenarbeit mit Produkt- und Industriedesignern.

Nach dem Beginn im April 2013 soll DanubePIE Ende 2014 abgeschlossen sein, nach den Worten der Projektleite-rin Maria Kourti vom Steinbeis-Euro-pa-Zentrum Stuttgart jedoch eine eige-ne Dynamik entwickeln und über den Projektzeitraum hinaus seine Wirkung zeigen.

Ein praktisches Beispiel findet sich auch in Baden-Württemberg: Gemein-sam mit Experten der Hochschule der Medien in Stuttgart-Vaihingen hat ein schwäbischer Hersteller ein neue Hülle für seine Solarkollektoren entwickelt, die auf dem arabischen Markt vertrie-ben werden.

Thomas Zehender, Journalist, Ulm

Product Innovation through Eco-designin the Danube region

Wer bereits bei der Produktentwicklung auf Umweltfreundlichkeit achtet, kann sich Wettbewerbsvorteile verschaffen. Diese Denk- und Handlungsweise för-dert das EU-Projekt „Product Innovati-on through Eco-Design in the Danube region“ (DanubePIE), das sich an kleine und mittlere Unternehmen der Verpa-ckungsindustrie in den Donauländern, an ihre Verbände sowie an Produkt- und Verpackungsdesigner richtet.

Termine 2014/15

Even

ts 2

014/

1508.–12.12.14 1. DANET e.V. Qualifizierungsseminar Haus auf der Alb in Bad Urach

15.–17.12.14 Learning Pathways to social cohesion: 1st EUSDR Youth Platform, Vienna

2015

26.01. Sitzung des Exekutivkomitees des Rats der Donaustädte und Regionen, Wien

bis 15.02. „Reines Wasser – die kostbarste Ressource der Welt.“ Ausstellung im LENTOS, Kunstmuseum Linz

10.–11.02. „Innovative Ansätze zur Integration von sozial benachteiligten jungen Roma in das europäische (Aus-)Bildungssystem und den Arbeitsmarkt“, Tagung in Cluj/Klausenburg, Rumänien

04.–08.03. ITB Berlin, Tourismus Messe

16.–22.03. 8th One World Romania International Human Rights Documentary Film Festival, Bukarest, Rumänien

19.–21.04. Suche nach Zukunft Situation der Roma in Südosteuropa Stadthaus, Ulm

24.04. – 26.04. Donaufestival Krems/ 30.04. – 02.05. Musik, Film, Theater, Kunst

29.06. International Danube Day

26. – 28.06. 32. Donauinselfest Wien

09.–12.07. EXIT-Festival, Novi Sad, Petrovaradin-Festung

10.–17.08. Sziget Festival, Ungarn

05.09. Linzer Klangwolke, Donaupark Linz

10.–13.09. Donaufest in Bratislava / SK

29.10.–30.10. 4. Jahresforum der EU-Donauraumstrategie in Ulm

KKM WerbeagenturHeimstraße 7D 89073 [email protected]

KREATIVEKÖPFE

GESUCHT!!

Erfolg ist eineFolgeerscheinung.Gustave Flaubert, Schriftsteller

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Die Veranstaltung stand ganz im Zei-chen der EU-Donauraumstrategie, denn es ging um die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit im Zusam-menhang mit dem Ziel, den Wohl-stand in der Donauregion zu fördern (Priority Area 8). Der Titel der Veran-staltung „Power. Success. Prosperity – Women Creating a new Europe“ stand für ein Europa des Dialogs und des Miteinanders. „Gerade uns Deutschen steht es gut an, den ver-breitet europakritischen Tendenzen klare Zeichen entgegenzusetzen“, erklärte Ingrid Asche, Vorsitzende

des ausrichtenden BPW Clubs in Re-gensburg „deshalb veranstalten wir das Danubenet Forum dieses Mal gemeinsam mit der Jahrestagung des BPW Germany und bekräftigen damit die gemeinsamen Interessen aller Frauen in Europa.“ Die Teilneh-merinnen nutzen die Gelegenheit, grenzüberschreitende Geschäftskon-takte zu knüpfen und gemeinsam mit Vertretern aus Wirtschaft, Wis-senschaft, Kultur und Politik darü-ber zu beraten, was von Frauen und für Frauen getan werden kann, um die Wettbewerbsfähigkeit und damit

nachhaltigen Wohlstand in Europa zu fördern. Bereits seit 2006 ist das BPW Danubenet ein Beispiel für ge-lebtes Europa. „Für uns ist es wich-tig, dass tatsächliche Begegnungen von Mensch zu Mensch, von Frau zu Frau, den europäischen Gedan-ken beleben. Das abstrakte politische Konstrukt der Europäischen Uni-on oder auch der EU-Donauraum-strategie lebt nur von persönlichen Kontakten. Ohne die Verankerung in der Zivilbevölkerung ist Euro-pa nicht vermittelbar. Und welche Plattform eignet sich hier besser als ein internationales Frauen-Business-Netzwerk?“, erläutert Marion Volk, Gründerin des BPW DanubeNetz-werks. ato

Gelebtes Europa – Danubenet Business Women Forum

„Heute ist ein guter Tag für Bayern und für Baden-Württemberg. Die neue nationale Kontaktstelle für das Do-nauprogramm wird den Donauraum enorm stärken. Sie fördert die Koope-ration in dieser Region und wird den Partnern aus Baden-Württemberg und Bayern den Zugang zu EU-Fördermit-teln wesentlich erleichtern“, betonte Europaminister Peter Friedrich bei der Eröffnung der Kontaktstelle für das Donauprogramm INTERREG (2014-2020) im Donaubüro Ulm/Neu-Ulm.

Dr. Judit Schrick leitet die Kontaktstel-le. An sie sollten sich Projektinteres-senten wenden und sich ausführlich beraten lassen, wenn es um die Förde-rung von transnationalen Projekten im Donauraum und die Beantragung der zur Verfügung stehenden EU-Gelder geht. „Das ist sehr wichtig, denn ohne Beratung und umfassende Vorberei-tung ist es schwierig, einen Antrag zu stellen“, weiß die Juristin, die zuletzt stellvertretende Leiterin der Verwal-tungsbehörde des Südosteuropa-Pro-

gramms in ihrer Heimat Ungarn war. Schrick ist ebenfalls behilflich, wenn es um die Projektentwicklung und die Partnersuche geht. Über mangelnde Anfragen kann Schrick nicht klagen: „Es gibt schon viele Interessenten, vor allem öffentliche Einrichtungen, NGOs und Stiftungen.“ Die kommen sowohl aus Baden-Württemberg als auch aus Bayern, denn die Kontaktstelle ist län-derübergreifend zuständig. ato

Die Verbindung von Einkommens- und Bildungsarmut der Eltern macht die Lage der Kinder besonders prekär und senkt deren Entwicklungschan-cen. Auch sind Roma heute infolge der mangelnden Integrationspolitik der letzten Jahrzehnte in Ländern wie Ungarn und Rumänien räumlich und sozial ausgegrenzt. In den Schulen ste-hen Vorurteile, soziale und kulturelle Unterschiede der Eingliederung von Roma-Kindern in den Unterricht entge-gen. Ungarn etwa brachte eine strenge Bildungssegregation die Kritik an soge-nannten „Roma-Sonderschulen“ ein, an denen bis zu hundert Prozent Schüler der Roma ausschließlich von Nicht-Ro-ma unterrichtet werden, ohne dass die-se über eine spezifische pädagogische Ausbildung zur Förderung der Minder-heit verfügten. Die Bildungsarmut der Kinder wird auf diese Weise gefestigt und ihre Zukunft entlang alter Muster aus Traditionen und Stereotypen in Stein gemeißelt.

Methoden des VerstehensEine Initiative der Akademie für sozial-wissenschaftliche Innovation e.V. (ASI) Waiblingen will dieser Situation inner-halb der Schulen durch die Ausbildung

von Lehrkompetenzen begegnen, die der Lage der Roma-Kinder angepasst und auf ihre soziale Integration ausge-richtet sind. Ziel von ASIROMA ist es, die Schulabbruchquote unter Kindern der Roma maßgeblich zu senken. Hier-zu wurde ein Curriculum entworfen, dessen Schwerpunkte neben der Ver-ringerung der Schul- und Ausbildungs-abbrüche auf der Entwicklung sozialer Schlüsselkompetenzen der Lehrkräfte zur Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder liegen sowie auf dem Abbau do-minanter Vorurteile in der Mehrheitsbe-völkerung. Das Curriculum ist Grundla-ge einer Weiterbildung von Fachkräften an den Standorten Sibiu und Cluj in Rumänien, Budapest und Sofia im Zeit-raum von drei separaten Schulungswo-chen. Die Teilnehmer stammen aus den Partnerschulen und -institutionen von Projektpartnern wie der rumänischen Diakonie. Sie alle, Lehrer, Sozialpäda-gogen und Sozialarbeiter, bringen eine hohe Bereitschaft zur Veränderung der Situation mit, schildert Leiter des Pro-jektes Karl-Heinz Dittmann – „obwohl die zusätzliche Zeit dazu knapp ist und finanzielle Ressourcen für die Bezah-lung der Überstunden häufig fehlen.“ Basis der Maßnahmen ist das Ver-

ständnis für die Lage der Kinder aus armen und bildungsschwachen Fami-lien. Eine Teilnehmerin der Schulungen aus Ungarn berichtet mit spürbarer Erleichterung von ersten Umsetzungen der Methoden: „Vor allem die Motiva-tionsübungen und die Übungen zur Entwicklung eines besseren Selbst-wertgefühls der Kinder waren beson-ders wichtig. Ich habe verstanden, wie schwer das Leben eines Kindes sein kann, das von Anfang an ‚zum Schei-tern verurteilt’ ist.”

Langfristiger WechselZiel ist schließlich auch die Implemen-tierung des Curriculums in offizielle Lehrpläne der betroffenen Länder. „Dazu nehmen wir mit Bildungs- und Sozialträgern, Hochschulen und den Bildungsministerien in allen beteiligten Ländern Kontakt auf“, so Dittmann. 2015 soll das Projekt mit einer inter-nationalen Konferenz enden, die das Anliegen in konkrete Schritte umleiten könnte. Diese wären ein wesentlicher Schritt hin zu jenem nötigen Generati-onenwechsel, der die Bildungsstagna-tion der Roma aufbricht. Bislang sind unter den Teilnehmern von ASIROMA keine Roma – das gilt es langfristig zu ändern.

Carolin Krahl, Journalistin, Leipzig

Gegen den ABBRUCH

Mit Qualifizierungsmaßnahmen für Lehrkräfte in Osteuropa will ASIROMA der Bildungsarmut unter Roma-Kindern entgegentreten. Nach einer UNDP-Studie aus dem Jahr 2004 besuchten unter den schulpflichtigen Roma Südosteuro-pas bis zu 15 Jahren lediglich 43 Prozent eine Schule. Mit zunehmendem Alter nimmt die Bildungsbeteiligung der ethnischen Minderheit stetig ab.

Das Programm „Interreg B“ ist Teil der Struktur- und Investitionspolitik der EU, das grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Regionen und Städten unterstützt. Das Volu-men des Donauprogramms beträgt etwas mehr als 200 Millionen Euro.

Zentrale Anlaufstelle für das Donauprogramm

In Regensburg, der größten deutschen Donaustadt, trafen sich im November zahlreiche Teilnehmerinnen zum neunten Danubenet Business Women Fo-rum der Business and Professional Women.

Teilnehmer der Schulung in Cluj

ASI-Schulung in Budapest

Staatssekretär Johannes Hintersberger, Judit Schrick und Europaminister Peter Friedrich bei der Eröffnung der Kontaktstelle für das Donauprogramm.

Bildung

Page 13: danube connects - das magazin für die donauländer, 2/2014

danube connects 02 I 1424

danube connects verlost vier Bücherboxen mit jeweils zehn Bänden aus der Reihe „Europa erlesen“ des Wieser-Verlags in Klagenfurt.

Die Themen der Bände sind Budapest, Plovdiv, Belgrad, Zagreb, Budapest, Bratislava, Mähren, Ljubljana, Krakau, Tallinn. Zehn Jahre nach der EU-Ost-Erweiterung geben sie tiefe Einblicke in Geschichte, Kultur und Politik dieser Städte und Regionen im Osten und Südosten Europas. Alle Bücher sind als Anthologie angelegt, die Autoren hat der Verleger Lojze Wieser als profunder Kenner Südosteuropas ausgewählt.

Seit mehr als 20 Jahren versteht sich der Wieser-Verlag als Brückenbauer zwischen Ost und West. Lojze Wieser, ein Kärntner Slowene, hat bereits zu Zeiten des Eisernen Vorhangs begonnen, Literatur aus Südosteuropa ins Deutsche zu übersetzen und zu verlegen.

Wenn Sie folgende Fragen richtig beantworten, gewinnen Sie mit etwas Glück eine der Bücherboxen aus der Reihe „Europa erlesen“ im Wert von 50 Euro.

n Welches Land ist das jüngste Mitglied der Europäischen Union?n In welcher Stadt findet das Jahresforum 2015 der Europäischen Donauraumstrategie statt?n Aus welchem Land stammt die neue Regionalkommissarin der Europäischen Union?

Die richtigen Antworten sowie vollständige Postanschrift bitte per E-Mail an [email protected]

Einsendeschluss ist der 31. Januar 2015.

Die Gewinner werden unter den Einsendern ausgelost, die alle drei Fragen richtig beantwortet haben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Europa erlesen, Willkommen BoxInhalt: 10 Bände aus der Reihe Europa erlesen:Budapest Plovdiv, Belgrad, Zagreb, Budapest, Bratislava, Mähren, Ljubljana, Krakau, Tallinnca: 2.400 Seiten, gebunden, im Karton-SchuberEuro 50,00/ sfr 86,00

Geschichte und Gegenwart – Lokal und global

Migration und Mythen

Mathias Beer (Hrsg.) im Auftrag der Kulturabteilung der Stadt Ulm

Die Macht und Wirkung von Mythen, die mit und als Folge von Migrationen entstanden sind, sowie deren herausragende gesellschaftliche Bedeutung stehen im Mittelpunkt des Bands. In einem chronologischen Längsschnitt vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart werden mit globalen Bezügen, im europäischen Kontext, fokussiert auf die deutsche Geschichte und mit einem dezidierten lokalen Ulmer Bezug Beispiele von Migrationsmythen vorgestellt. Es wird der Entstehung von Mythen im Zusammenhang mit Migrationsprozessen nachgegangen, und es interessieren Funktion und Wirkung solcher Mythen. Die Beiträge fragen somit gleichermaßen nach der Entstehung von spezifischen Geschichtsbildern in Auswanderungs- und Einwanderungsgesellschaften sowie nach deren über Generationen tradierten und modifizierten Ausformungen. Es handelt sich im Wesentlichen um einen historischen Zugang zu einem grundlegenden Thema der Vergangenheit und Gegenwart, der helfen kann, die manchmal aufgeregten gesellschaftlichen Diskussionen zu Aus- und Zuwanderungsfragen zu versachlichen.

ISBN 978-3-88294-462-4

idglInstitut fürdonauschwäbische Geschichte undLandeskunde

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Migration und Mythen

Was hat Migration mit Mythen zu tun? Wie entstehen Mythen? Alles Schnee von gestern oder brandaktuell? Die neue Publi-kation „Migration und Mythen“ Geschichte und Gegenwart – Lokal und global“, die die Stadt Ulm gemeinsam mit dem Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL) heraus-gibt, widmet sich unter anderem diesen Fragestellungen. In einem chronologischen Längsschnitt vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart werden Beispiele von Migrationsmythen vorgestellt, ihrer Entstehung nachgegangen und nach ihrer Funktion und Wir-kung gefragt. Dieses Werk eröff-net einen historischen Zugang zu einem grundlegenden Thema der Vergangenheit und verdeutlicht die Aktualität und Relevanz des Themas in der heutigen Gesell-schaft.

Verlag: Süddeutsche Verlagsgesellschaft Ulm, im Jan Thorbecke Verlag Ulm 2014, 19,90 €, ISBN 978-3-88294-462-4

Gewinnspiel