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Darmgesundheit 58 September | 2017 CO.med Der kranke Darm Teil 2: Erkrankungen | Dr. Michaela Moosburner Der menschliche Darm setzt sich aus Dünn- darm (Duodenum, Jejunum und Ileum) und dem Dickdarm (Zäkum, Appenix ver- miformis, Colon ascendens, Colon trans- versum, Colon descendens, Colon sigmoi- deum sowie Rectum) zusammen. Gemein- sam erreichen sie eine Länge von knapp acht Metern. Während im Dünndarm die eigentliche Verdauung und Resorption stattfindet, ist der Dickdarm für die Rück- resorption von Wasser und Salzen sowie für die Zersetzung unverdaulicher Nah- rungsreste zuständig. In der Artikelreihe „Der kranke Darm“ geht die Autorin auf die häufigsten Krankheitsbilder des Darms ein und erörtert Therapiemöglich- keiten sowie darmspezifische Symptome. Der zweite Teil beschäftigt sich mit häufi- gen Erkrankungen des Darms. Wie bereits im ersten Teil (s. CO.med 8/2017, S. 62ff.) geschildert, können Erkrankungen des Darms die Lebensqualität stark beein- trächtigen. Es gibt zahlreiche Ursachen, die von harmlosen funktionellen Beschwerden bis hin zu schweren organischen und oftmals lebensbedrohlichen Erkrankungen reichen, wobei die Symptomatik häufig unspezifisch ist. Um den Patienten fachgerecht behandeln zu können, sollte vorab immer eine struktu- rierte Diagnostik erfolgen. Das Spektrum der Darmerkrankungen ist sehr umfangreich. Deshalb möchte ich mich in meinen Ausführungen auf Erkrankungen beschränken, die in unserer Klinik, dem Krankenhaus für Naturheilwesen (KfN) häufig behandelt werden. Divertikelerkrankung, Divertikulitis Mehr als 50 Prozent aller über 70-jährigen Deutschen haben Divertikel. 80 Prozent aller Divertikelträger erleiden keinen entzündli- chen Schub, aber sie leiden häufig unter Blä- hungen und unspezifischen Bauchschmerzen. In Afrika und Asien war diese Erkrankung lan- ge kaum bekannt. Doch seit der westlich ge- prägte, ballaststoffarme Ernährungsstil mit einem hohen Anteil an tierischem Protein und Fett Einzug hält, verändert sich auch hier die Prävalenz. Nicht die Genetik, sondern die Er- nährung scheint der entscheidende Risiko- faktor zu sein: Regelmäßiger Konsum von ro- tem Fleisch erhöht das Risiko für die Entwick- lung einer Divertikulose bis auf das 25-fache. Auch Rauchen, Übergewicht und das Alter spielen eine Rolle. Schutzfaktoren sind kör- perliche Aktivität und eine hohe Ballaststoff- zufuhr. Als mögliche Auslöser für eine Divertikulitis gelten unter anderem Alkohol, Schmerzmittel (NSAR), Steroide und Immunsuppressiva, aber auch Stress. Akute Divertikulitis Zur stationären Aufnahme kommen in der Re- gel nur Patienten mit akuter Divertikulitis. Wegweisend für die Diagnose sind die typi- sche Klinik mit Unterbauchschmerzen und Blähungen, erhöhte Entzündungswerte und der sonographische Nachweis von Divertikeln und einer kurzstreckigen Wandverdickung im Bereich des Sigmas. Bei Komplikationen (z.B. Abszess) ist eine chirurgische Intervention indiziert. Bei leichteren Verläufen ist unter engmaschiger klinischer Kontrolle ein konser- vatives Vorgehen möglich. Begleitend zu der antibiotischen Therapie sind ernährungstherapeutische Maßnahmen notwendig. In jedem Fall muss in der Akut- phase auf Ballaststoffe verzichtet werden. Ein therapeutisches Fasten über fünf Tage hat sich sehr bewährt. Zubereitungen aus karminativen und spasmo- lytischen Heilpflanzen lindern Symptome wie Bauchschmerzen und Blähungen. Typische Inhaltsstoffe sind Fenchel, Kümmel, Anis, Pfefferminze oder Kamille. Schmerzlindernd sind auch serielle Fußreflexzonentherapien und feucht-warme Auflagen mit krampflösen- den ätherischen Ölen. Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) Für die Diagnosestellung einer chronisch-ent- zündlichen Darmerkrankung (CED) ist eine de- taillierte Anamnese unverzichtbar. Des Weite- ren führen wir bei Aufnahme routinemäßig ei- ne mikrobiologische Untersuchung des Stuhls zum Ausschluss von relevanten Darminfektio- nen durch und bestimmen den Calprotektin- wert im Stuhl. Die Diagnose CED wird endoskopisch und his- tologisch gesichert. Die Darmsonographie hat im KfN vor allem zur Verlaufskontrolle einen zentralen Stellenwert, gegebenenfalls wird ein MRT durchgeführt. Bei der Detektion von Komplikationen spielt auch die Computerto- mographie eine Rolle. Zum Ausschluss anderer Erkrankungen können je nach Beschwerdebild weitere Untersuchungen notwendig werden. Trends bei der Therapie Bei der Behandlung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen geht der Trend bei schwe- ren oder prognostisch ungünstigen Krank- heitsverläufen immer mehr in Richtung „in- tensivierte Therapie“ mit frühzeitigem Ein- satz von immunsuppressiven Substanzen und/oder Biologicals. Durch eine frühzeitige Die moderate Ganzkörperhyperthermie ist ein bewertes immunmodulierendes Verfahren.

Darmgesundheit Der kranke Darm · Akute Divertikulitis Zur stationären Aufnahme kommen in der Re-gel nur Patienten mit akuter Divertikulitis. Wegweisend für die Diagnose sind die

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Darmgesundheit

58 September | 2017 CO.med

Der kranke DarmTeil 2: Erkrankungen | Dr. Michaela Moosburner

Der menschliche Darm setzt sich aus Dünn-darm (Duodenum, Jejunum und Ileum)und dem Dickdarm (Zäkum, Appenix ver-miformis, Colon ascendens, Colon trans-versum, Colon descendens, Colon sigmoi-deum sowie Rectum) zusammen. Gemein-sam erreichen sie eine Länge von knappacht Metern. Während im Dünndarm dieeigentliche Verdauung und Resorptionstattfindet, ist der Dickdarm für die Rück-resorption von Wasser und Salzen sowiefür die Zersetzung unverdaulicher Nah-rungsreste zuständig. In der Artikelreihe„Der kranke Darm“ geht die Autorin aufdie häufigsten Krankheitsbilder desDarms ein und erörtert Therapiemöglich-keiten sowie darmspezifische Symptome.Der zweite Teil beschäftigt sich mit häufi-gen Erkrankungen des Darms.

Wie bereits im ersten Teil (s. CO.med 8/2017,S. 62ff.) geschildert, können Erkrankungendes Darms die Lebensqualität stark beein-trächtigen. Es gibt zahlreiche Ursachen, dievon harmlosen funktionellen Beschwerdenbis hin zu schweren organischen und oftmalslebensbedrohlichen Erkrankungen reichen,wobei die Symptomatik häufig unspezifischist. Um den Patienten fachgerecht behandelnzu können, sollte vorab immer eine struktu-rierte Diagnostik erfolgen.

Das Spektrum der Darmerkrankungen ist sehrumfangreich. Deshalb möchte ich mich inmeinen Ausführungen auf Erkrankungenbeschränken, die in unserer Klinik, dem

Krankenhaus für Naturheilwesen (KfN) häufigbehandelt werden.

Divertikelerkrankung,Divertikulitis

Mehr als 50 Prozent aller über 70-jährigenDeutschen haben Divertikel. 80 Prozent allerDivertikelträger erleiden keinen entzündli-chen Schub, aber sie leiden häufig unter Blä-hungen und unspezifischen Bauchschmerzen.In Afrika und Asien war diese Erkrankung lan-ge kaum bekannt. Doch seit der westlich ge-prägte, ballaststoffarme Ernährungsstil miteinem hohen Anteil an tierischem Protein undFett Einzug hält, verändert sich auch hier diePrävalenz. Nicht die Genetik, sondern die Er-nährung scheint der entscheidende Risiko-faktor zu sein: Regelmäßiger Konsum von ro-tem Fleisch erhöht das Risiko für die Entwick-lung einer Divertikulose bis auf das 25-fache.Auch Rauchen, Übergewicht und das Alterspielen eine Rolle. Schutzfaktoren sind kör-perliche Aktivität und eine hohe Ballaststoff-zufuhr.Als mögliche Auslöser für eine Divertikulitisgelten unter anderem Alkohol, Schmerzmittel(NSAR), Steroide und Immunsuppressiva,aber auch Stress.

Akute DivertikulitisZur stationären Aufnahme kommen in der Re-gel nur Patienten mit akuter Divertikulitis.Wegweisend für die Diagnose sind die typi-

sche Klinik mit Unterbauchschmerzen undBlähungen, erhöhte Entzündungswerte undder sonographische Nachweis von Divertikelnund einer kurzstreckigen Wandverdickung imBereich des Sigmas. Bei Komplikationen (z.B.Abszess) ist eine chirurgische Interventionindiziert. Bei leichteren Verläufen ist unterengmaschiger klinischer Kontrolle ein konser-vatives Vorgehen möglich.Begleitend zu der antibiotischen Therapiesind ernährungstherapeutische Maßnahmennotwendig. In jedem Fall muss in der Akut-phase auf Ballaststoffe verzichtet werden. Eintherapeutisches Fasten über fünf Tage hatsich sehr bewährt.Zubereitungen aus karminativen und spasmo-lytischen Heilpflanzen lindern Symptome wieBauchschmerzen und Blähungen. TypischeInhaltsstoffe sind Fenchel, Kümmel, Anis,Pfefferminze oder Kamille. Schmerzlinderndsind auch serielle Fußreflexzonentherapienund feucht-warme Auflagen mit krampflösen-den ätherischen Ölen.

Morbus Crohn (MC)und Colitis ulcerosa (CU)

Für die Diagnosestellung einer chronisch-ent-zündlichen Darmerkrankung (CED) ist eine de-taillierte Anamnese unverzichtbar. Des Weite-ren führen wir bei Aufnahme routinemäßig ei-ne mikrobiologische Untersuchung des Stuhlszum Ausschluss von relevanten Darminfektio-nen durch und bestimmen den Calprotektin-wert im Stuhl.Die Diagnose CED wird endoskopisch und his-tologisch gesichert. Die Darmsonographie hatim KfN vor allem zur Verlaufskontrolle einenzentralen Stellenwert, gegebenenfalls wirdein MRT durchgeführt. Bei der Detektion vonKomplikationen spielt auch die Computerto-mographie eine Rolle. Zum Ausschluss andererErkrankungen können je nach Beschwerdebildweitere Untersuchungen notwendig werden.

Trends bei der TherapieBei der Behandlung chronisch-entzündlicherDarmerkrankungen geht der Trend bei schwe-ren oder prognostisch ungünstigen Krank-heitsverläufen immer mehr in Richtung „in-tensivierte Therapie“ mit frühzeitigem Ein-satz von immunsuppressiven Substanzenund/oder Biologicals. Durch eine frühzeitige

Die moderate Ganzkörperhyperthermie ist ein bewertes immunmodulierendes Verfahren.

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Folgerungen für die Therapie

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und konsequente Hemmung der Entzündunglassen sich irreversible strukturelle Schädenam Darm oft verhindern. Lokale und systemi-sche Steroide haben bei der Behandlung desakuten Schubs immer noch einen hohen Stel-lenwert.Als Dauertherapie sind systemische Steroideaber nicht geeignet. Laut Studienlage schüt-zen sie nicht vor neuen Krankheitsschüben,zudem sind die Nebenwirkungen gravierend.Als antientzündliche Therapie bei leichten bismoderaten Verläufen findet Mesalazin, so-wohl im Schub als auch zur Vermeidung neuerSchübe, vor allem bei der CU breite Anwen-dung. Beim leichtgradigen MC ist eine dauer-hafte Therapie nicht immer erforderlich. Fürdie Vermeidung von neuen Entzündungssch-üben spielt hier der konsequente Nikotinver-zicht eine wichtige Rolle.

Behandlung im KfNViele Patienten fürchten die Langzeitfolgender klassischen konventionellen Behandlung.Einige Patienten leiden unter medikamentösbedingten Nebenwirkungen, was mituntersogar zum Absetzen einer prinzipiell wirk-samen Therapie zwingt. Vereinzelt werdenaber auch aus persönlicher Überzeugungrein alternative Behandlungsstrategien ge-wünscht. Besonders bei diesen Patientenist viel Aufklärungsarbeit erforderlich, umdie Vorurteile gegenüber einer sinnvollenevidenzbasierten Behandlung abzubauenund deren Notwendigkeit zu verdeutlichen.Im KfN werden die meisten CED-Patienten inein individuelles, dem Erkrankungsstadiumangepasstes, integratives Behandlungs-konzept eingebunden. Dies ermöglicht häufigeine bessere Kontrolle der Symptome und eineraschere Dosisreduktion der antientzündli-chen Medikamente.Sowohl für die unterstützende Behandlung ei-nes akuten Krankheitsschubes wie auch als re-missionserhaltende Therapie kommen Phyto-therapeutika im KfN häufig zum Einsatz. Er-gänzend zur Standardmedikation hat sich beider Kolitis mit Durchfällen die Gabe einesKombinationspräparates mit Myrrhe, Kamilleund Kaffeekohle (Myrrhinil Intest$) sehr be-währt. Die Symptomatik lässt sich häufig bes-sern, ohne dass es zu Krämpfen oder anderenNebenwirkungen kommt.

Gegen neue Schübe hilft…Zur Vermeidung neuer Schübe bei leichtenbis moderaten Krankheitsverläufen verordnenwir neben Mesalazin sehr häufig Weihrauchund – vor allem bei der CU – auch diebereits erwähnte Kombination aus Myrrhe,Kamille und Kaffeekohle, seltener Curcumin-präparate.

Diese Heilpflanzenkombination wirkt unsererErfahrung nach synergistisch: Während derWeihrauch – in Kombination mit einer arachi-donsäurearmen Ernährung – die Entzündungsystemisch hemmt (Leukotrienhemmung),zeichnet sich die Kombination mit Myrrhe vor-wiegend durch lokal adstringierende, antiinf-lammatorische und auch spasmolytische Ef-fekte aus.Ergänzend wird die Barrierefunktion des Dar-mes durch die Gabe von Probiotika und was-serlöslichen Ballaststoffen unterstützt. DieseTherapiestrategie spielt besonders bei Patien-ten mit Unverträglichkeit von Mesalazin eineRolle. Die Phytotherapeutika werden in derRegel sehr gut vertragen, weshalb auch dieCompliance relativ hoch ist.Auch bei schweren Krankheitsverläufen kanndie Gabe von Phytotherapeutika sinnvoll sein,zum Beispiel wenn eine Dosisreduktion derbestehenden Medikation angestrebt wird, ei-ne Immunsuppression nach jahrelanger Gabebei stabilem Krankheitsverlauf beendet wer-den soll (z. B. Azathioprin) oder trotz adäqua-ter Therapie noch Symptome bestehen, alsVersuch eine weitere Intensivierung der The-rapie zu vermeiden.Vor jeder Deeskalation der Therapie sollteaber immer eine Endoskopie zur Beurteilungder Mukosaheilung durchgeführt werden.

Weitere TherapiemöglichkeitenNeben der Phytotherapie kommen auch ande-re bewährte naturheilkundliche Verfahrenzum Einsatz. Je nach Schwere und Verlauf derErkrankung sowie unter Berücksichtigung derindividuellen Konstitution des Patienten wer-den verschiedene immunmodulierende Ver-fahren kombiniert. So spielt die moderateGanzkörperhyperthermie im KfN eine zen-trale Rolle. Wir haben damit im Langzeitver-lauf sehr gute Erfahrungen gemacht. Bei ho-her Entzündungsaktivität ist sie allerdingskontraindiziert.Auch Kneippsche Anwendungen, serielle phy-siotherapeutische Therapien (z. B. Bindege-websmassage, Fußreflexzonentherapie, visze-rale Therapie), Bewegungstherapie, Entspan-nungsverfahren, Ernährungstherapie (z. B.therapeutisches Fasten, arachidonsäurearmeKost), Homöopathie und naturheilkundliche

Pflegeanwendungen (z. B. spasmolytischeWickel und Einreibungen) sind Bestandteileder naturheilkundlichen Komplexbehand-lung.

Reizdarmsyndrom (RDS)

Auf den ersten Blick mag das RDS als banalefunktionelle Erkrankung imponieren. Dochdie tägliche Praxis zeigt das Gegenteil: Es isteine belastende Erkrankung für den Betroffe-nen und auch eine Herausforderung für denBehandler.Auf Patientenseite besteht oft ein erheblicherLeidensdruck mit dem Wunsch nach ausführli-cher Diagnostik. Der Therapeut wiederummöchte unnötige Diagnostik vermeiden, erdarf aber keine verborgenen Krankheitenübersehen. Ist die Diagnose dann endlich ge-sichert, bleibt das Therapieergebnis trotzdemoft unbefriedigend.

Für das RDS gibt es eine Leitlinie, die definiert,was zur Diagnosestellung gefordert und welcheDiagnostik empfohlen wird.

Ein RDS ist zu vermuten, wenn seit mehr alsdrei Monaten anhaltende und von Arzt und Pa-tient auf den Darm bezogene Beschwerdenbestehen, die in der Regel mit Stuhlgangsver-änderungen einhergehen. Des Weiteren sollendie Beschwerden so stark sein, dass die Le-bensqualität hierdurch relevant beeinträch-tigt ist. Zudem dürfen keine für andere Krank-heitsbilder charakteristischen Veränderungenvorliegen, welche wahrscheinlich für dieseSymptome verantwortlich sind.Das erfordert eine ausführliche Anamnese undsymptomabhängig den gezielten Ausschlussrelevanter Differenzialdiagnosen. Ein progre-dientes Beschwerdebild, eine Störung derNachtruhe durch die Symptome, eine ausblei-bende Besserung in Entlastungssituationenoder Alarmsignale sprechen gegen die Dia-gnose RDS.

AlarmsymptomeTypische Alarmsignale wie Blut im Stuhl, an-haltende Schmerzen, plötzlich wechselndesStuhlverhalten, anhaltende Durchfälle über

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Darmgesundheit

60 September | 2017 CO.med

Wochen oder ein deutlicher ungewollter Ge-wichtsverlust müssen immer weiter abgeklärtwerden.Zur Abklärung – auch bei jüngeren Frauen –gehört immer auch eine gynäkologische Un-tersuchung. Typische Reizdarmsymptome wiechronisch rezidivierende abdominelleSchmerzen zählen zu den häufigsten Erst- be-ziehungsweise Frühsymptomen von Ovarial-karzinomen.Besonders das Leitsymptom Diarrhoe erfor-dert oft eine differenzierte Abklärung, da inbis zu 90 Prozent der Fälle eine identifizierba-re und kausal therapierbare Ursache zugrundeliegt.

BehandlungsmöglichkeitenPatienten mit RDS kommen nur bei schwererSymptomatik zu einer stationären Therapieins Krankenhaus und in der Regel erst dann,wenn alle ambulanten Therapieversuche fehl-geschlagen sind.Im Mittelpunkt der naturheilkundlichenKomplexbehandlung steht bei dieser funk-tionellen Störung eine Regulierung desvegetativen Nervensystems durch eine derKonstitution angepasste Umstimmungs-therapie und eine symptomatische Linderungder Beschwerden. Je nach Reizdarmtypstehen Diarrhoe, Obstipation, Meteoris-mus oder Schmerzen im Vordergrund, oftauch eine Kombination aus mehreren Symp-tomen.

Die phytotherapeutische Behandlung richtetsich nach dem Leitsymptom. Es werden spas-molytische, karminative oder adstringierendePhytotherapeuika eingesetzt. Bei Obstipationwerden, soweit verträglich, Ballast- undQuellstoffe verabreicht.Eine immunmodulierende probiotische Thera-pie ist immer ein Therapiebaustein. Als regu-lativ wirksame Maßnahmen sind KneippscheAnwendungen fester Bestandteil der Thera-pie. Die Bewegungstherapie als vegetativ re-gulierendes Verfahren ist ebenfalls Teil derKomplexbehandlung.Zur Veränderung der Wahrnehmung vonbelastenden Symptomen hat sich dieKunsttherapie in unserem Haus sehr be-währt. Unter die ordnungstherapeutischenMaßnahmen fallen die Ernährungsschulungund leicht zu erlernende Entspannungs-verfahren wie die progressive Muskelrelaxa-tion nach Jacobson. Auch das Erlerneneinfacher naturheilkundlicher Praktiken, wiedie Kolonmassage mit peristalikförderndenoder entblähenden Aromaölen, gehört zumTherapiekonzept.Als umstimmendes und vegetativ stabilisie-rendesausgleichendes Verfahren ist die mode-rate Ganzkörperhyperthermie in Form vonSchlenzschen Überwärmungsbädern oderWärmetherapien im Heckelzelt zu nennen.Viele Patienten berichten von einer wochen-oder gar monatelang anhaltenden Besserungihrer Beschwerden.

Die Homöopathie ist als Therapiebausteinebenfalls fest in das Gesamtkonzept inte-griert, sei es als organotrope Behandlung zursymptomatischen Linderung der Beschwer-den oder auch als konstitutionelle Therapiemit Hochpotenzen. Da meist auch biographi-sche Faktoren eine Rolle spielen und Angst-störungen oder Depressionen keine seltenenBegleiterkrankungen darstellen, wird in Ein-zelfällen auch die Notwendigkeit einer psy-chosomatischen Begleittherapie evaluiert.

Zusammenfassend bleibt die Therapie des „ba-nalen“ Reizdarmsyndroms immer eine Heraus-forderung für den Behandler.

Fazit

Die naturheilkundliche Komplexbehandlungeignet sich zur Therapie vieler chronischerErkrankungen. Zentraler Wirkmechanismusist eine Immunmodulation und eine Regu-lierung der körpereigenen Funktionen.Da das enterische Nervensystem des Darmsals Teil des vegetativen Nervensystemssehr eng mit dem ZNS und dem Immun-system verknüpft ist, bietet sich diesemultimodale Behandlung bei vielen Darm-erkrankungen als ideale Ergänzung zurkonventionellen, evidenzbasierten Medizinim Rahmen eines integrativen Therapie-konzeptes an. $

Dr. med. Michaela Moosburner ist Fach-ärztin für Innere Medizin, Gastroente-rologie, Naturheilverfahren und Homö-opathie sowie Ernährungsmedizin. Sieist Chefärztin am Krankenhaus für Na-turheilweisen in München.

Kontakt:Krankenhaus für NaturheilweisenSeybothstraße 6581545 MünchenTel.: 089 / [email protected]

Dr. med. Michaela Moosburner

Das Krankenhaus für Naturheilweisen (KfN) in München ist eine der führenden komple-mentärmedizinischen Kliniken Deutschlands. Als Fachklinik für Innere Medizin mit in-tegrierter Akutaufnahmeeinheit und 110 Betten stellt es alle strukturellen Vorausset-zungen für die Diagnose und Behandlung akuter und chronischer internistischer Erkran-kungen.Für das integrative Therapiekonzept ist die evidenzbasierte Diagnostik und Therapie dieBehandlungsgrundlage. Als Therapieerweiterung kommt die Komplementärmedizinzum Einsatz, also Homöopathie und Naturheilverfahren wie Phytotherapie, Physikali-sche Medizin, moderate Ganzkörperhyperthermie, Ernährungstherapie, Ordnungsthera-pie, Neuraltherapie und naturheilkundliche Pflegeanwendungen.Chronisch kranken Patienten eröffnet die naturheilkundliche Komplexbehandlungneue Behandlungswege. Sie nützt die Synergieeffekte, die sich durch individuell aufein-ander abgestimmte naturheilkundliche Maßnahmen ergeben.Wir behandeln Patienten aller Kassen.

Kontakt:Krankenhaus für NaturheilweisenSeybothstraße 6581545 MünchenTel.: 089 / [email protected]

Krankenhaus für Naturheilweisen