Upload
f-nerdel
View
214
Download
2
Embed Size (px)
Citation preview
Tetrahedron Letters No.44, PP, 5385-5391, 1966. Pergamon Press Ltd. Printed in Great Britain.
DARSTELLUNG VON 4,5,6, ‘I-TETRAHYDROOXEPIN
UND 5,6,7, GTETRAHYDRO-4H-OXOCIN
F. Nerdel, J. Buddrus, W. Brodowski und P. Weyerstahl
Lehrstuhl fur Theoretische Organische Chemie
Technische Universitat Berlin
(Received 25 August 1966)
Nachdem ktirzlich das bisher unbekannte 4,5,6, ‘i’-Tetrahydrooxepin (I)
von Larkin (lj durch Dehydrierung/Dehydratisierung von 1,6-Hexandiol
am Kupfer-Chrom-Kieselgur-Katalysator erhalten werden konnte, sol1
iiber eine weitere Synthesemijglichkeit dieser Verbindung sowie iiber die
erstmalige Darstellung des entsprechenden achtgliedrigen, cyclischen
Enoklthers, des 5,6,7,8-Tetrahydro-4H-oxocins (II), berichtet werden.
Im Rahmen unserer Arbeiten tiber eine neue Methode zur Darstellung von
Dihalogencarbenen (2) durch ol-Eliminierung von Tribalogenmethanen
mittels xthylenoxid (AO) als Base (3) machten wir die Erfahrung, da6 bei
Verwendung von Enolathern als Carbenacceptoren die Reaktion nicht auf
der Stufe der l, l-Dihalogen-2-alkoxycyclopropane stehen bleibt (3-6),
sondern unter Aufnahme von Athylenoxid generell eine Rlngijffnung unter
Bildung von d, R-ungesattigten d-Halogenacetalen eintritt (Abb. 1).
5385
No.44
‘i\
R2’
Rl\ OR
R2’
C==cc1-cH( 0C2H4C1
Abb. 1 -
Der Kettenverhingerung bei acyclischen entspricht eine Ringerweiterung
bei cyclischen Enohithern (Abb. 2).
7
II
ICC12, A.0 /\ Cl (CH2)n
‘0,
- (CH2)n k
[n = 2,3,4’]
\ 0 <Cl
III
Abb. 2
Die leichte ZugGtglichkeit der Verbindungen vom Typ III bildete den Aus-
gangspunkt fiir unsere Synthese von I und II.
Zur Darstellung von I setzten wir flquimolekulare Mengen 2,3-Dihydro-4H-
pyran und Chloroform mit der dreifachen Menge Athylenoxid in Gegenwart
katalytischer Mengen TetraHthylammoniumbromid im Bombenrohr drei
Stunden bei 165’ urn, wobei in 57-proz. Ausbeute 3-Chlor-(2-chlorithoxy)-
2,5,6, ‘I-tetrahydrooxepin (IV) Edp. 6.3 83.5-84”; e 1.4996; IR (Film):
Y c=c 1652 cm -1
(unscharf); NMR (7): Triplett 4. OOT, J=6 (=C-H); Singu-
No.44 5387
lett 4,92 r ,C-
(H-C, ); O-
Multiplett 5.8-6. 6%(-0-CH2CH2C1 u. -0-CH2-);
Multiplett 7.6-8.3’t (4H); 2,4-DNP (8): orange Nadeln, Schmp. 198”
(aus Methanol) I und eine geringe Menge 2-Oxa-7, ‘I-dichlorbicyclo
p. 1. O] heptan (V) entstand. Eine methanolische Lasung von IV wurde in
Gegenwart von Alkali und Haney-Nickel bei Zimmertemperatur und 100 ati
Wasserstoffdruck zum 2-(2-Chlorithoxy)-oxepan (VI) hydriert (9) [Ausb.
75%; Sdp. I2 100-102”; nz 1.4638; IH (Film): 3010, 2935, 1126, 1048,
1028, 960 cm-‘; 2,4-DNP: gelbe Nadelbiischel, Schmp. 104” (aus CC14),
Lit. (10): 104-105”].
Durch Abspaltung von Athylenchlorhydrin aus VI in siedendem Chinolin
(190”/80-100 Torr) entstand in Ausbeuten bis zu 70% die Verbindung I
(Sdp. 760 114,5-115“). I bildet mit Wasser ein azeotropes Gemisch vom
Sdp. 760 85-87’.
Q ICCl,, Ko
B&
c1 + Cl
V
Abb. 3
Das gleiche Syntheseprinzip wurde zur Darstellung von 5,6, ‘7,8-Tetra-
hydro-4H-oxocin (II) angewendet:
I wurde mit Chloroform und xthylenoxid in der oben beschriebenen Weise
zum 2-(2-ChlorPthoxy)-5,6,7,8-tetrahydro-2H-oxocin (VII) umgesetzt
c Ausb. 39%; Sdp.0, I-0 2 85-86”; IR (CC14): VC=C 1642 cm -l; NMR: .
P Triplett 4.037, J=9 (=C-H); Singulett 5.077 (H-C, ); Multiplett 6.257
O- (-o-cH~CH~C~ U. -H2C-0-); Multiplett 7. 5r(-CH,-C=); Multiplett 8.33’r
(4H); 2,4-DNP: gelbe Nadeln, Schmp. 160.5” (ithanolj . Daneben ent-
standen 41’6 2-Oxa-8,8-dichlorbicyclo-r5.1. O] octan (VIII) [Sdp. I4
95-95,5”; IR (CC14): 2925, 2860, 1445, 1292, 1233, 1131, 1055, 964,
846 cm-l]. Die Verbindung VII wurde unter den gleichen Bedingungen vne
IV zum 2-(2-Chlorithoxy)-oxocan (IX) hydriert Ausb. ‘76%; Sdp.o 3 C .
82-853 . In Analogie zur Darstellung von I erhielten wir durch Abspal-
tung von ;d;thylenchlorhydrin aus dem Acetal IX mittels Chinolin das er-
wartete 5,6,7,8-Tetrahydro-4H-oxocin (II). Dabei wurde so verfahren,
da.0 das Acetal in das vorgelegte, heiRe Chinolin eingetropft und der Enol-
Pther zusammen mit Chinolin sowie dem entstandenen &hylenchlorhydrin
langsam kontinuierlich fiber eine kurze EicstichkoloMe abdestilliert wurde
(Badtemperatur 185-195”) Destillationstemperatur 12 1. - 130” bei 80-100
Torr). Die Abtrennung des Produktes vom xthylenchlorhydrin erfolgte im
prlparativen Gaschromatographen.
No.44 5389
0 ICC12, A0 -Qx: + (-J&c1 I VIII
Chinolin, 190”
II Ix
Abb. 4
II ist eine Fliissigkeit von durchdringendem, an 2,3-Dihydro-4H-pyran
oder I erinnernden Geruch.
IR (CC14): 3020, 2950, V ccc 1662 u. 1644, 1455,1314, 1233, 1133, 1092,
1074, 1018 cm-‘; I$) 1.4649; 2,4-DNP des II zugrunde liegenden 7-Hy-
droxyheptanals: aus Alkohol/Wasser gelbe Bltittchen, deren Schmelzver-
halten trotz Analysenreinheit schwer reproduzierbar ist (Sintern bei
74-75”, Schmp. bei etwa 92”), aus Ccl, orange Nadeln, Schmp. 84-85”
(II).
Den Strukturbeweis liefert das den Verbindungen 2,3-Dihydrofuran, 2,3-
Di hydro-4H-pyran und I sehr lhnliche NMR-Spektrum (Abb. 5):
5390 No.4
Abb. 5 NMR von II in Ccl,, 60 MHz
Das olefinische Proton am C-Atom 1 (H (1)
) zeigt die erwartete Dublett-
Aufspaltung und infolge der allylischen Kopplung mit den Protonen am
C-Atom 4 eine schwache, gerade noch erkennbare Aufspaltung in Tri-
pletts (4.05r, J=B u. 1). Das zweite, zum Sauerstoff transstindige ole
finische Proton (H(2)) liegt erwartungsgen%iR i&r 5 r und erschefnt als
Quadruplett, da die Dublett-Triplettaufspaltung mit H(l) bzw. 2H(3) mit
nahezu gleicher Kopplungskonstante erfolgt (5.18’IT, J=6 u. 6 bzw. 7).
Die chemisch verschiedenen Protonen an den C-Atomen 4 und 8 erschei-
nen als Multipletts bei ‘7.9 bzw. 6.2T, tihrend die restlichen 6 Ring-
protonen em komplexes Signal bei 8.3P ergeben.
No.44 5391
Beim Vergleich mit dem Spektrum von I wurde festgestellt, da6 die Signale
von I durchweg s&ii-fer sind. Die allylische Kopplung von H (1)
sowie die
Dublett-Triplettaufspaltung von H(2) sind klar erkennbar, die CH2-Gruppe
neben dem Sauerstoff spaltet aul3erdem in ein Triplett auf (1). Ein Zusam-
menhang ist sicher darin zu sehen, da6, wie Betrachtungen an Dreiding-
Modellen ergaben, der 7-Ringidther noch verhaltnism%Rig Starr ist, w%rend
bei II mit Leichtigkeit Ringkonversionen durchfiihrbar sind.
Literatur und Anmerkungen:
(1) (2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
(8)
(9)
(10)
(11)
D. Larkin, J. org. Chemistry 20, 335-9 (1965)
Der Ausdruck Dihalogencarbene wird der Einfachheit halber benutzt. Es ist wahrscheinlich, daR die Reaktion Uber komplexe Zwischenzu- stinde verhiuft, die letzten Endes wie Carbene reagieren.
F. Nerdel u. J. Bud&us, Tetrahedron Letters 1965, 3585 -_-- W. Brodowski, Diss. TU Berlin 1966
L. Skatteb& J. org. Chemistry 21, 1554 (1966)
J. Buddrus, F. Nerdel, P. Hentschel u. D. Klamann, Tetrahedron Letters. im Druck
S%mtliche NMR-Spektren wurden in CC1 mit einem Varian AGO-Spek- trographen aufgenommen. Innerer Stan & d: Tetramethylsilan.
2,4_Dinitrophenylhydrazon = 2,4-DNP
R. Paul, S. Tchelitcheff, Bull. Sot. chim. France X3, 869, 1370 (1956)
C. Hurd, W. Saunders, J,Amer.chem.Soc. 27, 5324 (1952)
S. Fujise, S. Sasaki, J.chem.Soc. Japan, Pure chem.Sect. 24,
579 (1953); vgl. C.A. 21, 11294f