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SIMON WINNALL / GETTY IMAGES 66 Computer&Technik NZZ am Sonntag 14. November 2010 Das iPad als Geige Wer Menschen sieht, die ihr i-Pad an die Wange halten, muss nicht an de- ren Geisteszustand zweifeln. Zumin- dest nicht, wenn sie gerade die Appli- kation «Magic Fiddle» verwenden, die diese Woche auf den Markt kam: Das App verwandelt das Computer-Tablet in eine elektronische Geige. «Das ist so lächerlich, das mussten wir einfach ausprobieren», sagt der Entwickler When Ge Wang auf «USA today on- line». Wang ist Musik-Assistenzpro- fessor an der Universität Stanford und besitzt das Unternehmen «Smule», das auch schon Flöten- und Klavier- Apps auf den Markt gebracht hat. Wang sei auf die Idee mit der elektro- nischen Geige gekommen, nachdem er den Star-Pianisten Lang Lang wäh- rend eines Symphoniekonzerts auf dem iPad habe Klavier spielen sehen. So klingt der Pachelbel-Kanon auf dem i-Pad: http://tiny.cc/4mz5s (mid.) Update für Office 2011 Im Oktober ist das Softwarepaket Office 2011 für Mac erschienen, jetzt legt Microsoft das erste Update nach. Laut einer Mitteilung des Unterneh- mens werden damit zahlreiche Stabi- litäts- und Sicherheitsprobleme be- hoben sowie mindestens eine kriti- sche Sicherheitslücke geschlossen. Das über 100 MByte grosse Paket enthält gemäss dem Online-Dienst heise.de Verbesserungen für die Programme Excel, Powerpoint, Word und das mit Office 2011 für Mac OS X neu eingeführte Out- look. Die meisten Fehler wurden bei Outlook behoben. Dort funk- tioniert zum Beispiel der Import von Office-2008-Identitäten jetzt besser. Mehr Informationen über das Update sind erhältlich beim Microsoft-Support: http://tiny.cc/5ycmh. (pim.) Ärger mit Street View Die amerikani- sche Telekommu- nikationsbehörde FCC hat diese Woche eine vom «Wall Street Jour- nal» aufgedeckte Untersuchung gegen Google bestätigt. Wie schon häufiger im Ver- lauf dieses Jahres geht es dabei um den Google-Dienst Street View und den Verdacht, dass der Suchmaschi- nenbetreiber beim Sammeln von WLAN-Daten gegen Gesetze verstos- sen hat. Dass Google WLAN-Daten aufgezeichnet hat, war bereits im Mail dieses Jahres bekannt geworden. Im Oktober gab Google aber zusätzlich bekannt, dass auch der gesamte Inhalt von E-Mails und Passwörter abgegrif- fen worden seien. (hir.) Rückschlag für Google-TV Eigentlich wollte Google das Fernsehen revolutionieren. Das Angebot «Google-TV» sollte das Web mit dem klassischen TV verbinden – erforderlich ist ein geeignetes Fernseh- gerät oder eine Set-Top- Box. Doch offenbar hat der Internetkonzern seine Rechnung ohne die grossen ameri- kanischen TV- Networks ge- macht. Nach ABC, CBS und NBC sperrt seit dieser Woche auch Fox den Zugang für Google-TV- Geräte. (hir.) Notebook ................................................................................................................................................................................................................................................................... Tipp der Woche .......................................................................................................................................................................... Bedienungsschritte aufzeichnen Wenn Freunde mit dem Computer nicht mehr weiterwissen und SOS funken, kann man mit Fernwartungs- programmen wie Teamviewer oder Netviewer weiterhelfen. Dazu müs- sen beide Beteiligten eine kleine Soft- ware installieren, die den Desktop des einen PC auf dem anderen an- zeigt, so dass die erforderlichen Ein- stellungen aus der Ferne gemacht werden können. Hat man diese Mög- lichkeit nicht – etwa weil die Inter- netverbindung zu langsam ist –, gibt es in Windows 7 noch eine andere Variante, die zudem ohne zusätzliche Software auskommt: den sogenannten «Problem Steps Recorder», kurz PSR. Mit diesem Programm kann man einzelne Aktionen auf dem PC auf- zeichnen und anschliessend als MHTML-Datei abspeichern. Diese Datei verschickt man per E-Mail an den Hilfesuchenden, der sie in einem Web-Browser öffnet. Man aktiviert den PSR, indem man auf den Startknopf klickt und dann im Suchfenster «PSR» eingibt. Mit dem Button «Start Record» startet man die Aufnahme aller Aktionen, die man zudem in einem Textfenster kommentieren kann. Nach Beenden der Aufnahme wird man zum Abspei- chern der aufgezeichneten Sequenz aufgefordert. (hir.) Elefantengedächtnis im Web Das Programm Evernote speichert Webseiten, sammelt Notizen, Bilder und Tondateien und macht das gesammelte Wissen auch mobil jederzeit verfügbar. Von Claude Settele Ein Elefantenkopf auf grünem Hinter- grund verbreitet sich rasend schnell im Internet, auf PC und mobilen Geräten. Es handelt sich nicht um ein neues Vi- rus – das Symbol steht für die kosten- lose Software Evernote. Dabei handelt es sich um ein Programm, mit dem man digitale Notizen aller Art anlegen und ins Internet in einen persönlichen Web-Account des Benutzers hochla- den kann. Evernote löst also ein Pro- blem, das es seit der Erfindung des PC gibt: Wie sammelt und ordnet man di- gitale Informationen und Dokumente aus unterschiedlichsten Quellen und hat sie immer zur Hand, wenn man sie braucht? Evernote ist eine Datenbank, von de- ren Komplexität der Anwender nichts merkt. Die Benutzeroberfläche erin- nert an den Aufbau eines E-Mail-Pro- gramms mit Ordnern, Listen und Vor- schau. Man kann sich Notizbücher zu verschiedenen Themen anlegen und erfasste Notizen mit Schlagwörtern (Tags) und Kommentaren versehen. Über den integrierten einfachen Text- Editor lassen sich eigene Notizen ver- fassen, Informationen können aus an- deren Anwendungen kopiert und Fotos sowie gesprochene Aufzeichnungen gespeichert werden. Die beliebteste Funktion ist das Archivieren von Web- Seiten, die allerdings nicht im Original- Layout erfasst werden. Auf vielen Plattformen Das clevere Werkzeug für das persönli- che Wissensmanagement ist nicht zu- letzt deswegen beliebt, weil es auf ver- schiedenen Plattformen läuft und über diverse Wege Informationen sammelt (siehe Kasten). Evernote gibt es für Windows, Mac und die Smartphone- Plattformen iOS, Android, Blackberry, Windows Mobile und Palm. Obschon sich das Programm ohne viel Werbung verbreitet, wächst die Nutzerzahl rasant: Mitte dieser Woche freute sich Evernote über den 5-mil- lionsten Benutzer – in 3 Monaten sind 1 Million Kunden hinzugekommen. Da- bei sah es für das Projekt nicht immer rosig aus. Als Google sein Notizen- Dienst «Notebook» startete, schien das Ende des Startup-Unternehmens ein- geläutet zu sein. Doch Evernote konnte offenbar mehr Benutzer überzeugen, und 2009 kündigte Google an, Note- book nicht weiterzuentwickeln. Es gibt auch neue Konkurrenten wie Spring- pad, Simplenote oder Catch Notes, doch die Produkte sind längst nicht so leistungsstark, und anders als Evernote sind sie nicht auf Deutsch erhältlich. Für die weitere Expansion ist das kleine Unternehmen aus Kalifornien gut gerüstet: Vor wenigen Tagen haben Investoren zusätzliche 20 Millionen Dollar Kapital für die Weiterentwick- lung bereitgestellt. Premium-Dienst Der Erfolg ist sicher auch dem Um- stand zu verdanken, dass die Anwen- dung in der Basis-Version kostenlos ist. Im Prinzip sind damit die meisten Funktionen zugänglich. Eine Ein- schränkung gibt es beim monatlichen Datentransfer, der bei 40 MByte liegt. Damit lassen sich sehr viele Webclips und Notizen speichern. Sammelt man jedoch viele PDF-Dokumente, Fotos und Sprachnotizen, reicht das monatli- che Datenvolumen nicht weit. Die Pre- mium-Version bietet für 45 Dollar im Jahr ein Volumen von 500 MByte neu- en Daten pro Monat. Dazu gehören weitere Optionen wie die Möglichkeit, Dateien in allen gängigen Formaten ins Notizbuch zu integrieren. Zurzeit zah- len aber erst 100 000 Evernote-Benut- zer für den Premium-Dienst. Eine Stärke von Evernote ist die Syn- chronisation der Daten auf ausgewähl- ten Geräten. Das garantiert, dass man seine Informationssammlung jederzeit und überall bei sich haben kann. Ob man zu Hause einen Mac und im Ge- schäft Windows nutzt, mit einem Notebook, iPad oder Smartphone un- terwegs ist, das digitale Gedächtnis wandert mit und liefert aktualisierte Notizbücher. Die Synchronisation läuft nach dem Cloud-Prinzip: Jeder Benut- zer erhält ein Konto mit Passwort für Speicherplatz auf dem Web. Alle Noti- zen werden stets auch auf einem Ser- ver gespeichert und auf diesem Weg die anderen Geräte aktualisiert, sobald sie mit dem Internet verbunden sind. Evernote gibt es zudem als Programm, das im Browser läuft, so dass man auch auf fremden PC wie in einem Internet- Caf´ e Zugriff auf seine Daten hat. Suchen und Finden Als Nachteil erweist sich, dass die Da- ten nur bei der kostenpflichtigen Ver- sion verschlüsselt übermittelt werden und sie ausserdem unverschlüsselt auf dem Server liegen. Da man in der kos- tenlosen Version seine Notizbücher nicht auf mobilen Geräten speichern kann, hat man ausserdem offline kei- nen Zugriff. Ein Programm, das nur als Sammel- Container taugt, ist allein noch nicht nützlich. Ausschlaggebend ist die Kunst, die Daten auch wieder zu fin- den. Evernote ist sehr effizient, wenn es darum geht, aus Tausenden von Do- kumenten das Richtige herauszufi- schen. Die Volltextsuche ist schnell, markiert jeden gesuchten Begriff im Dokument und findet Texte sogar auf Bildern. Die Fotos werden nämlich beim Speichern von einem Texterken- nungsprogramm gescannt. Ergibt eine Suche sehr viele Treffer, kann man sie mit verschiedenen Kriterien eingren- zen. Dazu gehören Schlagwörter, das Erstelldatum eines Dokuments, die In- formationsquelle und der Datentyp. Was das Programm nicht findet, sind Informationen aus dem Web. Der um- gekehrte Weg hingegen funktioniert dank einer Erweiterung für Googles Browser Chrome: Sucht man nach ei- nem Begriff im Web, listet Chrome zu- erst alle Treffer aus den persönlichen Evernote-Notizbüchern auf. Kompatible Soft- und Hardware Viele Wege führen nach Evernote Evernote speichert Notizen aus ganz unterschiedlichen Quellen. Die Firma bietet Erweiterungen für die führenden Browser (Explorer, Firefox, Chrome, Safari). Damit kann man eine Webseite oder markierte Teile per Klick an Evernote übermitteln. Einen solchen «Webclip» kann man mit Anmerkungen und Schlagworten versehen. Praktisch ist die Option, Informationen via E-Mail in sein Notizbuch zu integrie- ren. Hierzu erhält der Anwender eine spezielle Evernote-E-Mail-Adresse. Auch die Anhänge werden gespeichert, sofern Evernote das Dateiformat kennt. Seit einigen Monaten gibt es auch ei- nige Drucker, Scanner und andere Hard- wareprodukte, die mit Evernote kompa- tibel sind. Sie senden erfasste Dokumen- te direkt an Evernote. Dieselbe Funktion bieten Livescribe und Airpen, zwei elek- tronische Stifte, die handschriftliche Notizen digitalisieren. Auch Benutzer eines Stifttablets von Wacom können ihre Zeichnungen und handschriftlichen Anmerkungen in Dokumenten direkt an Evernote weiterleiten. Hinzu kommen Lösungen wie etwa ein PDF-Programm, das bearbeitete Dokumente im Evernote- Account archiviert. (set.) Man muss nur wissen, wo es steht. KEYSTONE

Das Elefantengedächtnis im Web

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Evernote hat sich vom einfachen Notizensammler zum universellen, unkomplizierten Datenbank für Dokumente, Webclips, Fotos und Sprachaufzeichnungen entwickelt.

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Page 1: Das Elefantengedächtnis im Web

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66 Computer&Technik NZZ am Sonntag § 14. November 2010

Das iPad als GeigeWer Menschen sieht, die ihr i-Pad andie Wange halten, muss nicht an de-ren Geisteszustand zweifeln. Zumin-dest nicht, wenn sie gerade die Appli-kation «Magic Fiddle» verwenden, diediese Woche auf den Markt kam: DasApp verwandelt das Computer-Tabletin eine elektronische Geige. «Das istso lächerlich, das mussten wir einfachausprobieren», sagt der EntwicklerWhen Ge Wang auf «USA today on-line». Wang ist Musik-Assistenzpro-fessor an der Universität Stanford undbesitzt das Unternehmen «Smule»,das auch schon Flöten- und Klavier-Apps auf den Markt gebracht hat.Wang sei auf die Idee mit der elektro-nischen Geige gekommen, nachdemer den Star-Pianisten Lang Lang wäh-rend eines Symphoniekonzerts aufdem iPad habe Klavier spielen sehen.So klingt der Pachelbel-Kanon aufdem i-Pad: http://tiny.cc/4mz5s (mid.)

Update für Office 2011Im Oktober ist das SoftwarepaketOffice 2011 für Mac erschienen, jetztlegt Microsoft das erste Update nach.Laut einer Mitteilung des Unterneh-mens werden damit zahlreiche Stabi-litäts- und Sicherheitsprobleme be-hoben sowie mindestens eine kriti-sche Sicherheitslücke geschlossen.Das über 100 MByte grosse Paketenthält gemäss dem Online-Dienstheise.de Verbesserungen für dieProgramme Excel, Powerpoint,Word und das mit Office 2011 fürMac OS X neu eingeführte Out-look. Die meisten Fehler wurdenbei Outlook behoben. Dort funk-tioniert zum Beispiel der Importvon Office-2008-Identitäten jetztbesser. Mehr Informationen überdas Update sind erhältlich beimMicrosoft-Support:http://tiny.cc/5ycmh. (pim.)

Ärger mitStreet ViewDie amerikani-sche Telekommu-nikationsbehördeFCC hat dieseWoche eine vom«Wall Street Jour-nal» aufgedeckteUntersuchunggegen Google

bestätigt. Wie schon häufiger im Ver-lauf dieses Jahres geht es dabei umden Google-Dienst Street View undden Verdacht, dass der Suchmaschi-nenbetreiber beim Sammeln vonWLAN-Daten gegen Gesetze verstos-sen hat. Dass Google WLAN-Datenaufgezeichnet hat, war bereits im Maildieses Jahres bekannt geworden. ImOktober gab Google aber zusätzlichbekannt, dass auch der gesamte Inhaltvon E-Mails und Passwörter abgegrif-

fen worden seien. (hir.)

Rückschlagfür Google-TV

Eigentlich wollte Google dasFernsehen revolutionieren. DasAngebot «Google-TV» sollte

das Web mit dem klassischenTV verbinden – erforderlich

ist ein geeignetes Fernseh-gerät oder eine Set-Top-Box. Doch offenbar hat

der Internetkonzernseine Rechnung ohne

die grossen ameri-kanischen TV-Networks ge-macht. Nach ABC,CBS und NBCsperrt seit dieserWoche auch Foxden Zugang fürGoogle-TV-Geräte. (hir.)

Notebook.. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. .

TippderWoche.. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . ..

Bedienungsschritte aufzeichnenWenn Freunde mit dem Computernicht mehr weiterwissen und SOSfunken, kann man mit Fernwartungs-programmen wie Teamviewer oderNetviewer weiterhelfen. Dazu müs-sen beide Beteiligten eine kleine Soft-ware installieren, die den Desktopdes einen PC auf dem anderen an-zeigt, so dass die erforderlichen Ein-stellungen aus der Ferne gemachtwerden können. Hat man diese Mög-lichkeit nicht – etwa weil die Inter-netverbindung zu langsam ist –, gibtes in Windows 7 noch eine andereVariante, die zudem ohne zusätzlicheSoftware auskommt: den sogenannten«Problem Steps Recorder», kurz PSR.

Mit diesem Programm kann maneinzelne Aktionen auf dem PC auf-zeichnen und anschliessend alsMHTML-Datei abspeichern. DieseDatei verschickt man per E-Mail anden Hilfesuchenden, der sie in einemWeb-Browser öffnet.

Man aktiviert den PSR, indem manauf den Startknopf klickt und dannim Suchfenster «PSR» eingibt. Mitdem Button «Start Record» startetman die Aufnahme aller Aktionen,die man zudem in einem Textfensterkommentieren kann. Nach Beendender Aufnahme wird man zum Abspei-chern der aufgezeichneten Sequenzaufgefordert. (hir.)

Elefantengedächtnis im WebDas Programm Evernote speichert Webseiten, sammelt Notizen, Bilder und Tondateien und macht dasgesammelte Wissen auch mobil jederzeit verfügbar. Von Claude SetteleEin Elefantenkopf auf grünem Hinter-grund verbreitet sich rasend schnell imInternet, auf PC und mobilen Geräten.Es handelt sich nicht um ein neues Vi-rus – das Symbol steht für die kosten-lose Software Evernote. Dabei handeltes sich um ein Programm, mit demman digitale Notizen aller Art anlegenund ins Internet in einen persönlichenWeb-Account des Benutzers hochla-den kann. Evernote löst also ein Pro-blem, das es seit der Erfindung des PCgibt: Wie sammelt und ordnet man di-gitale Informationen und Dokumenteaus unterschiedlichsten Quellen undhat sie immer zur Hand, wenn man siebraucht?

Evernote ist eine Datenbank, von de-ren Komplexität der Anwender nichtsmerkt. Die Benutzeroberfläche erin-nert an den Aufbau eines E-Mail-Pro-gramms mit Ordnern, Listen und Vor-schau. Man kann sich Notizbücher zuverschiedenen Themen anlegen underfasste Notizen mit Schlagwörtern(Tags) und Kommentaren versehen.Über den integrierten einfachen Text-Editor lassen sich eigene Notizen ver-fassen, Informationen können aus an-deren Anwendungen kopiert und Fotossowie gesprochene Aufzeichnungengespeichert werden. Die beliebtesteFunktion ist das Archivieren von Web-Seiten, die allerdings nicht im Original-Layout erfasst werden.

Auf vielen PlattformenDas clevere Werkzeug für das persönli-che Wissensmanagement ist nicht zu-letzt deswegen beliebt, weil es auf ver-schiedenen Plattformen läuft und überdiverse Wege Informationen sammelt(siehe Kasten). Evernote gibt es fürWindows, Mac und die Smartphone-Plattformen iOS, Android, Blackberry,Windows Mobile und Palm.

Obschon sich das Programm ohneviel Werbung verbreitet, wächst dieNutzerzahl rasant: Mitte dieser Wochefreute sich Evernote über den 5-mil-lionsten Benutzer – in 3 Monaten sind1 Million Kunden hinzugekommen. Da-bei sah es für das Projekt nicht immerrosig aus. Als Google sein Notizen-Dienst «Notebook» startete, schien dasEnde des Startup-Unternehmens ein-geläutet zu sein. Doch Evernote konnteoffenbar mehr Benutzer überzeugen,und 2009 kündigte Google an, Note-book nicht weiterzuentwickeln. Es gibtauch neue Konkurrenten wie Spring-pad, Simplenote oder Catch Notes,doch die Produkte sind längst nicht soleistungsstark, und anders als Evernotesind sie nicht auf Deutsch erhältlich.

Für die weitere Expansion ist daskleine Unternehmen aus Kaliforniengut gerüstet: Vor wenigen Tagen habenInvestoren zusätzliche 20 MillionenDollar Kapital für die Weiterentwick-lung bereitgestellt.

Premium-DienstDer Erfolg ist sicher auch dem Um-stand zu verdanken, dass die Anwen-dung in der Basis-Version kostenlos ist.Im Prinzip sind damit die meistenFunktionen zugänglich. Eine Ein-schränkung gibt es beim monatlichenDatentransfer, der bei 40 MByte liegt.Damit lassen sich sehr viele Webclipsund Notizen speichern. Sammelt manjedoch viele PDF-Dokumente, Fotosund Sprachnotizen, reicht das monatli-che Datenvolumen nicht weit. Die Pre-mium-Version bietet für 45 Dollar imJahr ein Volumen von 500 MByte neu-

en Daten pro Monat. Dazu gehörenweitere Optionen wie die Möglichkeit,Dateien in allen gängigen Formaten insNotizbuch zu integrieren. Zurzeit zah-len aber erst 100 000 Evernote-Benut-zer für den Premium-Dienst.

Eine Stärke von Evernote ist die Syn-chronisation der Daten auf ausgewähl-ten Geräten. Das garantiert, dass manseine Informationssammlung jederzeitund überall bei sich haben kann. Obman zu Hause einen Mac und im Ge-schäft Windows nutzt, mit einemNotebook, iPad oder Smartphone un-terwegs ist, das digitale Gedächtniswandert mit und liefert aktualisierteNotizbücher. Die Synchronisation läuftnach dem Cloud-Prinzip: Jeder Benut-zer erhält ein Konto mit Passwort fürSpeicherplatz auf dem Web. Alle Noti-zen werden stets auch auf einem Ser-ver gespeichert und auf diesem Wegdie anderen Geräte aktualisiert, sobaldsie mit dem Internet verbunden sind.Evernote gibt es zudem als Programm,das im Browser läuft, so dass man auchauf fremden PC wie in einem Internet-Cafe Zugriff auf seine Daten hat.

Suchen und FindenAls Nachteil erweist sich, dass die Da-ten nur bei der kostenpflichtigen Ver-sion verschlüsselt übermittelt werdenund sie ausserdem unverschlüsselt aufdem Server liegen. Da man in der kos-tenlosen Version seine Notizbüchernicht auf mobilen Geräten speichernkann, hat man ausserdem offline kei-nen Zugriff.

Ein Programm, das nur als Sammel-Container taugt, ist allein noch nichtnützlich. Ausschlaggebend ist dieKunst, die Daten auch wieder zu fin-den. Evernote ist sehr effizient, wennes darum geht, aus Tausenden von Do-kumenten das Richtige herauszufi-schen. Die Volltextsuche ist schnell,markiert jeden gesuchten Begriff imDokument und findet Texte sogar aufBildern. Die Fotos werden nämlichbeim Speichern von einem Texterken-nungsprogramm gescannt. Ergibt eineSuche sehr viele Treffer, kann man siemit verschiedenen Kriterien eingren-zen. Dazu gehören Schlagwörter, dasErstelldatum eines Dokuments, die In-formationsquelle und der Datentyp.Was das Programm nicht findet, sindInformationen aus dem Web. Der um-gekehrte Weg hingegen funktioniertdank einer Erweiterung für GooglesBrowser Chrome: Sucht man nach ei-nem Begriff im Web, listet Chrome zu-erst alle Treffer aus den persönlichenEvernote-Notizbüchern auf.

Kompatible Soft- und Hardware

Viele Wege führen nach EvernoteEvernote speichert Notizen aus ganzunterschiedlichen Quellen. Die Firmabietet Erweiterungen für die führendenBrowser (Explorer, Firefox, Chrome,Safari). Damit kann man eine Webseiteoder markierte Teile per Klick anEvernote übermitteln. Einen solchen«Webclip» kann man mit Anmerkungenund Schlagworten versehen.

Praktisch ist die Option, Informationenvia E-Mail in sein Notizbuch zu integrie-ren. Hierzu erhält der Anwender einespezielle Evernote-E-Mail-Adresse. Auchdie Anhänge werden gespeichert, sofernEvernote das Dateiformat kennt.

Seit einigen Monaten gibt es auch ei-nige Drucker, Scanner und andere Hard-wareprodukte, die mit Evernote kompa-tibel sind. Sie senden erfasste Dokumen-te direkt an Evernote. Dieselbe Funktionbieten Livescribe und Airpen, zwei elek-tronische Stifte, die handschriftlicheNotizen digitalisieren. Auch Benutzereines Stifttablets von Wacom könnenihre Zeichnungen und handschriftlichenAnmerkungen in Dokumenten direkt anEvernote weiterleiten. Hinzu kommenLösungen wie etwa ein PDF-Programm,das bearbeitete Dokumente im Evernote-Account archiviert. (set.)

Man muss nur wissen, wo es steht.

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