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150 Jahre 1861 2011 Das Jubiläums- magazin VON LUDWIG BECK 150 JAHRE KAUFHAUS DER SINNE

Das Jubiläums- magazin von Ludwig Beck

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Page 1: Das Jubiläums- magazin von Ludwig Beck

150 Jahre Lud

wig

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1861 – 2011

Das Jubiläums -

magazin von

LuDwig Beck

150 Jahre kaufhaus Der sinne

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A S W Ü R DE WOHL LU DW IG BECK SAGEN, wenn er heute einen Spaziergang durch die Münchner Innenstadt machen würde? Wenn er vom Viktualien-markt in Richtung Marienplatz ginge, im Slalom

zwischen den Besuchern aus aller Welt hindurch, und schließlich am Rathauseck das Haus beträte, an dessen Fassade sein Name in großen, blauen Lettern leuchtet – genau 150 Jahre, nachdem er hier seinen kleinen Laden eröffnet hatte. Ludwig Beck würde wohl staunen und wäre auch ein wenig stolz auf das, was aus seiner Knopf- und Posamentierwerkstätte geworden ist. So, wie auch wir stolz sind, wenn man uns sagt: Münchens Zentrum? Das ist ohne das Kaufhaus der Sinne nicht denkbar.

In 150 Jahren ist am Marienplatz eine Menge passiert. Aber bevor wir zurückblicken, möchten wir uns zunächst bedanken. Bei Ihnen! Ohne die Loyalität unserer Kunden und die Tatkraft und Kreativität der Mitarbeiter und Geschäftspartner wäre unser Haus nicht zu einer der traditionsreichsten und beliebtesten Adressen Münchens geworden.

Stil in München hat ein Zuhause – bei Ludwig Beck. Und deshalb muss das 150. Jubiläum natürlich strahlen und stimmungs-voll sein. In diesem Magazin wollen wir zeigen, wie sich das Kaufhaus entwickelt hat und wofür Ludwig Beck heute steht: für Vielfalt, Freundlichkeit, Modernität, Einzigartigkeit. Und darüber hinaus ist das Magazin auch eine Liebeserklärung an unseren Standort – die Stadt München.

Christian Greiner (links) und Dieter Münch,Vorstand

LUDWIG BECK am Rathauseck-Textilhaus Feldmeier AG

So erzählt unter anderem Oberbürgermeister Christian Ude, welche Rolle Ludwig Beck in seiner politischen Karriere spielte (Seite 39). Der Autor Jan Weiler hat eine Nacht in unserem Kaufhaus verbracht und darüber eine Kurzgeschichte geschrieben (Seite 32). Und in einer großen Fotostrecke stellen wir Ihnen einige Münchner vor, die den Stil der Stadt prägen und leben (Seite 14).

LUDWIG BECK IN BILDERN Seite 4 – ESSAY: DIE STADT MIT CHARME Seite 12 – ECHTE ORIGINALE Seite 14 – JAN WEILERS NACHT IM KAUFHAUS DER SINNE Seite 32 – DIE GESCHICHTE

DES HAUSES Seite 35 – DAS BESTE VON LUDWIG BECK Seite 51 – ESSAY: ZENTRUM DER STADT Seite 60 – IMPRESSUM Seite 61 – DIE JUBILÄUMSKAMPAGNE Seite 62 – DIE ZUKUNFT DES STILS Seite 66

I N H A LT

Liebe Leser, liebe Freunde des Hauses!

EDITORIAL

WWir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.

Ihr Christian Greiner und Dieter Münch

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I n n er es u n d Äusser es

Begehbarer Kleiderschrank: Die Damenmoden-Abteilung von Ludwig Beck erstreckt sich über mehrere Etagen –

klassisch-elegante Stücke, Pop-Zitate, Avantgarde-Experimente. Die Mädchen und Münchner Ladys flanieren, kombinieren,

probieren an – und wenn sie gefunden haben, wonach sie suchten, prüfen sie noch an Ort und Stelle ihre Wirkung.

— Zwei Tage verbrachte unser Fotograf bei Ludwig beck. er porträtierte die kleinen

Szenen, Geschichten und Kunstwerke, die im kauFhaus die sinne verzaubern

warenwunderFotos: armin smaiLovic

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konzentr atIon u n d kopfsache

Der Marienplatz ist das Zentrum der Stadt. Doch hoch oben, im fünften Stock, gibt es einen Ort der

Ruhe und Konzentration. Musikfreunde aus aller Welt versinken in Klassik, Jazz und

Weltmusik. In diesem Stockwerk sind Hightech-Kopf hörer ein unverzichtbares Accessoire –

Extravagantere Kopfbedeckungen gibt es im Erdgeschoss.

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V er schluss u n d Gen uss

Mit Knöpfen fing Ludwig Beck im Jahr 1861 an, und doch ist das Angebot des Handarbeitsladen „Geknöpft & Zugenäht“ mehr als nur Traditionspflege. Das Geschäft soll mit Knöpfen und Garnen eine Heimat sein für Menschen,

die das Handwerk und die schönen Dinge schätzen. Die Roben in der Abendmode-Abteilung könnte aber auch der talentierteste

Schneider nicht an der heimischen Nähmaschine fertigen. Hier findet man die Stoffe für die glamourösen Momente des Lebens.

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sch r Ift u n d du ft

Ludwig Beck ist ein Haus mit Geschichte. Auch in der Papeterie wird eine Tradition gepflegt – die des geschriebenen Wortes.

Im digitalen Zeitalter sind handgeschriebene Briefe und Notizen vom alltäglichen Kommunikationsmittel

zum Luxusgut geworden, mit dem man Stil beweist. Ein schöner Satz überdauert die Zeit. Etwas flüchtiger hingegen sind die

Düfte in der Kosmetikabteilung „Hautnah“: Parfüms und Cremes, die die Sinne ansprechen.

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Als Traumbild einer Stadt leuchtete der Odeonsplatz in seiner mattgelben Farbe unserem Autor sofort ein.

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Roxy Munich

m ein grosses wort gelassen auszusprechen: münchen leuchtete – mir ein. Von Anfang an. Das lag wiederum an einem wort, besser gesagt, einem schild, das im novembernebel heim leuchtete und gelbe strahlen in die nachmittagsdämmerung trieb, und auf diesem schild

stand „tabacco“. in jener holzgetäfelten traditionsgaststätte am Promenadenplatz unterhielt ich mich gegen ende des 20. Jahrhunderts mit einem redakteur über meinen ersten Artikel für die „süddeutsche Zeitung“. Um Ästhetik sollte es gehen, genauer gesagt, um Buchum-schläge und den gestalterischen Unfug, der mit diesen seit einiger Zeit getrieben wurde. Und was das nun genau für den inhalt, der sich hinter den schrillbunten Papierbögen verbarg, zu bedeuten hatte. Der ort für dieses gespräch über Form und sinn hätte nicht besser gewählt sein können: ein freundlicher Kellner erschien wohllivriert und mit per-fekten manieren am tisch, um charmant die Bestellung aufzunehmen. Das streichholzbriefchen, das er später zum espresso auf einem Unter-teller zündfertig aufgeklappt servierte, war in demselben grünton wie sein Jackett gehalten, und mir wurde zum ersten mal in meinem Leben klar, dass sich der gute stil einer stadt in den Aufenthaltsräumen des gastronomischen Alltags verrät. wie es sich dort verhält, was die Klei-derordnung anbelangt, bei gast und wirt, und der Umgangston, den man miteinander pflegt, daran lässt sich ablesen, was es mit einer Stadt

auf sich hat. wie der Umschlag im idealfall die schönste Visitenkarte eines Buches sein kann, so ist die gaststätte ein Aushängeschild der stadt und dafür zuständig, dem gast etwas von Kultur und stil ihrer Bewohner zu erzählen. Und stil ist nichts anderes als Kultur, das muss man sich in Zeiten von allgegenwärtigen style-Blogs immer wieder in erinnerung rufen. Kultur in ihrer am feinsten ausgebildeten Form. Der stil einer stadt zeigt sich zum Beispiel darin, wie sie rein äußerlich

mit ihrer Vergangenheit umgeht. Der odeonsplatz ist mir in seiner mattgelben italianita immer als traumbild einer städtischen Augen-weide vorgekommen. Die selbstverständlichkeit, mit der man hier die tradition einfach stehen ließ und fast alles diesem nonchalanten Prin-zip unterordnete, beeindruckte mich als gebürtigen Frankfurter sehr. Deswegen ist das sehensprinzip für mich ganz zentral bei der Auswahl meiner wahlheimaten: Fassaden schauen, Promenaden ablaufen und dabei gelungene Proportionen bestaunen. in schönen städten ist jeder spaziergang eine schulungsstunde in sachen gestaltung.

Das lernte ich auch, als ich Jahre später nach münchen zog, um für „Architectural Digest“ zu arbeiten. Hier erfuhr ich die neue stadt so, wie man sie bei dem magazin idealiter verstand: als stilbildend. sei es eine Ausstellung von Juergen teller im stadtmuseum oder ein empfang bei nymphenburg, auf dem der industriedesigner Konstantin grcic seine neueste Kooperation mit der Porzellanma-nufaktur vorstellte – immer ging es darum, wie sich die neugier des gestalterischen geistes auf dem Parkett der geschichte entwickeln konnte, und was dabei herauskam: Handwerk in wegweisender Form. münchen war gut zu mir, und es ging mir gut. Frühmorgens fuhr ich mit dem Fahrrad ins müller’sche Volksbad, um in dem noch leeren Jugendstilbecken meine Bahnen zu ziehen und dabei der perfekten Überschrift für einen Artikel nachzusinnen. mittags saß ich vor dem „roxy“ auf der Leopoldstraße, um mich für den rest des tages mit einem espresso zu stärken. Und dass meine textilreini-gung „Klischee“ hieß, ist mehr als bezeichnend.

münchen, das war zwar auch der überkandidelte Barock seiner goldbehängten Baby schimmerlos-existenzen, der viel beschwo-renen schickeria, aber mir kam das von Anfang an vor wie ein hän-gengebliebener Film in der endlosschleife. eine Paralleldimension, die zwar existierte, aber dank des unaufgeregten Kleidungsstils der menschen, die, genau wie beim Bauen, keine Berührungsängste mit der tradition hatten, weitgehend unsichtbar blieb, zum glück.

mein münchen war geprägt vom einzigen ernstzunehmenden Helmut Lang-Laden der welt (im „Bayerischen Hof“). Der tabak-auswahl bei „Pfeifen-Huber“. mode von Ayzit Bostan. Cappuccino in der „tagesbar“. Handschuhen von roeckl. sonntagnachmittag im Deutschen museum. Den durchtanzten nächten in der „registra-tur“. Prosa von Andreas neumeister. Dem gang mit den Hunden im englischen garten. musik von giorgio moroder. Den Antiquariaten in der Schellingstraße. „Mode und Verzweiflung“. Thomas Manns

Bogenhausen. Dem „sZ-magazin“. stefan gabanyi. Den Alpen. Undundund. Die reihenfolge ist beliebig, die Aussage klar. Als tyler Brûlé von der Zeitschrift „monocle“ im Jahr 2010 münchen zur lebenswertesten stadt der welt kürte, zeichnete er nicht nur den angenehmsten Flughafen, den man sich denken kann, aus, er meinte auch: das motorenwerk des stils.

Von EckhaRt nickEl Illustration: Jean-PhiliPPe Delhomme

u

EcKhart NicKEl

Der Schriftsteller lebte schon in Berlin, San Francisco und

Kathmandu. Seine Zeit in München aber ist ihm die liebste. Egal,

wo er ist, Nickel sehnt sich immer nach der „Märzbierdicktrunken-

heit“ (so Thomas Mann) der Stadt an der Isar zurück.

FassaDen, PromenaDen, ProPortionen – in schönen

Städten ist jeder Spaziergang eine Schulungsstunde in Sachen Stil

— unser autor wuchs in einer staDt voller Büros, Brachen und Bausünden

auf. Dann kam er nach münchen unD lernte Stil, Design und Nonchalance

kennen. EinE liEbESERklÄRung

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Milen, Kera und aMÉdÉe TillKünstler („Kill The Tills“)

„Kleidung ist zum Wohlfühlen da, nicht zum Angeben oder Auffallen. Der tollste Anzug der Welt wirkt nicht, wenn man

ihn als Kostüm trägt.“ K er A Till Kleid und Cardigan: Max & Co, Blume: Ludwig Beck.

Milen u n D A MÉDÉe Till Anzüge: Joop!, Hemden: Strellson, Krawat-

ten: René Lezard, Einstecktücher: Strellson, Kappe von Milen: privat

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(links) MaThias „MunK“ Modica Musiker („Gomma“)

„Wir leben in der Stadt der barocken Anarchisten. Große individualisten in allen

Belangen des lebens: Helmut Dietl , Oskar Panizza, Jonas imbery,

Herbert Achternbusch, ludwig ii. oder der alte Fürst zu Thurn & Taxis.“

Hose: Levi’s, Hemd: Diesel, T-Shirt: Review, Sonnenbrille: Munk für Hyde, Kappe und Schuhe: privat

(unten) sasKia diezSchmuckdesignerin, fotografiert in ihrem Atelier

„Für eine Ausstellung über Heimat habe ich mal an der isar Steine gesammelt

und diese schleifen lassen. ich will die Schönheit der Dinge zeigen, die uns umgeben.“

Bluse: Tara Jarmon, Hose: Paul & Joe, Schuhe: privat, Schmuck: Saskia Diez

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innegriT VolKhardT Hotelière, fotografiert im „Bayerischen Hof“

„Stil ist für mich weniger eine Marke als eine Haltung, die sich durch das leben zieht –

auch im umgang mit Menschen. es ist die Summe meiner erfahrungen

und Vorlieben und deshalb etwas sehr Persönliches, das nie aufgesetzt sein sollte.“

Kostüm und Schmuck: privat

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BarT Van der heide

Direktor des Kunstvereins

„Mein erster eindruck von München: eine unglaublich hohe Qualität der Kunstlandschaft, fantastische

Sammlungen, Künstlerpartys, Ausstellungen und Privatinitiativen. einfach eine sehr aktive Stadt.“

Anzug und Hemd: Joop!, Krawatte: René Lezard, Brille: privat

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PaTricK Mohr Modedesigner

„München ist ein Ort, der das richtige Maß gefunden hat. Andere Städte auf der Welt überfluten

mich förmlich mit ihrer Vielfalt und Geschwindigkeit. erst hier habe ich meinen Stil gefunden –

und ein eigenes label gegründet. Clean und reduziert, so sind meine entwürfe, und so ist die Stadt.“

Brille, Schmuck und Hose: privat

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rudi Kull

Hotelier und Gastronom (unter anderem „Brenner“, „Cortiina“), fotografiert im „Louis Hotel“

„Die Frage nach der passenden Kleidung ist jeden Tag ein Thema. ich bewege mich in vielen

unterschiedlichen räumen und kann mir nie sicher sein: Passt es? ist es zu konservativ? Zu leger?

in München ist Mode für mich immer eine spannende Herausforderung.“

Sakko: René Lezard, Hose: Ralph Lauren, Hemd: Joop!, Cardigan: Gran Sasso, Uhr: privat

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(links) BrigiTTe hoBMeier Schauspielerin an den Münchner Kammerspielen

„Ich finde Mode super! Die wichtigste Unwichtigkeit der Welt. Aber um das Passende

zu finden, braucht man Zeit. Die mir oft fehlt. Und, wenn ich ehrlich bin, manchmal auch der Mut.“

Kleid: Peuterey, Schuhe undArmreife: privat

(unten) Florian sÜssMayr Maler, fotografiert im Werkstattkino in der Fraunhoferstraße

„natürlich bin ich ein Münchner Maler. ich lebe ja hier. Aber ich sehe mich nicht als Dokumentar der Stadt.“

Hemd und Jeans: privat

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alBerT osTerMaierLyriker, fotografiert im „Schumann’s“

PelZ

du ziehst mir das fell über

die ohren fauchte er sie an die

narbe geöffnet der reißverschluss

klemmte es ist aus sie schlug

ihre zähne in sein schlüsselbein

wo ist dein geheimnis es liegt

auf der zunge die wolfshaut

ein biss im rücken ein riss

barthaare in den innenflächen

der hand blaugeliebte lippen

die abdrücke der heizrippen

verstreuten worte und kippen

mit gebrochenen filtern wie sie

beide in der hitze zittern sein

augenlid ihr angstwittern ich

kann dich nicht riechen lass mich

komm du kannst unter meinen

mantel kriechen warum heulst du

ohne tränen weil du sie erstickst

blieb ihre antwort

Kleidung: privat

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sarah BecKSchauspielerin

„ich ziehe mich gern schön an. Auf einen konkreten Stil habe ich mich aber noch nicht

festgelegt. ich mag das Spiel mit verschiedenen richtungen.“

Bluse: Patrizia Pepe, Mantel: St. Emile, Blume: Ludwig Beck, Ring: privat

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(links) Lisa-Maree CuLLuMPrimaballerina am Bayerischen Staatsballett

„ich liebe klassische Mode – ich habe einen Champagnergeschmack, lebe aber,

wie man in meiner Heimat Neuseeland sagt, ‚on a beer budget‘!

Ludwig Beck hat mich schon viel Geld gekostet, aber das war es immer wert!“

Kleid: French Connection, Leggings: Patrizia Pepe, Body und Schuhe: privat

(unten) ludwig dachs und Karl sTehnoRentner und ehemalige Kraftsportler, fotografiert auf dem Viktualienmarkt

„Wir kommen gerade aus dem „Hof bräuhaus“, wo wir alle zwei Wochen den König ludwig-

Stammtisch haben. unser Stil ist bayerisch: lederhosen mit Messer drin,

Gamsbart, lodenjacke. Wie in der alten Zeit. Wir haben auch Hosenträger mit einem

aufgestickten Kini-Porträt im Schrank – aber grad heut nicht an.“

Tracht: privat

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Schriftsteller wollte ich werden, am liebsten lyri-

ker. Ich war um die elf und fing an zu reimen: ,Wenn

ich bei der grünen Spinne/nächtelang um rache

sinne/glaube ja nicht, dass ich spinne/denn ich habe

nur im Sinne/dass ich bei der grünen Spinne/

nächtelang um rache sinne.‘ Das war völlig gaga,

wurde aber dennoch 1973 in den Gedichtband

,unkenspiele‘ aufgenommen. 5 000 exemplare

wurden gedruckt, Stückpreis fünf Mark, verkauft

wurden gefühlte 37. Aber auch erst, nachdem die

lektüre für 95 Pfennig auf dem Grabbeltisch

gelandet war. Warum erzähle ich diese Geschichte?

nun, weil dreimal das Wort „Sinne“ vorkommt,

genauso oft wie „Spinne“. Während ich darüber

nachdenke, fällt mir ein, dass Beck auch „Kaufhaus

der Spinne“ heißen könnte. Du trittst rein, bist

gefangen wie in einem Spinnengewebe, willst

entrinnen, wirst beraten, keine Chance. Zack

auf die rolltreppe, immer das gleiche Bild:

Fremde Menschen, beladen mit prallen Tüten,

kommen dir von oben entgegen. Stolz wie Spinnen

präsentieren sie ihre Beute. ich habe an diesem

Tag nichts gefunden, meine Frau Martina eine

Handtasche, zwei Kleider und Wäsche, die meine

Sinne erregen wird. Spinne ich schon wieder?

Kurz bevor ich am 6. März 2011 diese sinnlichen

Zeilen gesponnen habe, hatte die goldige Biathletin

Magdalena neuner in Chanty-Mansijsk in der

Zehn-Kilometer-Verfolgung Silber gewonnen.

Gold gab’s für Kaisa Mäkäräinen. So heißt man in

Finnland. lena entschuldigte ihren zweiten

Platz so: ,Da hätt i net mehr angreifen net köna.‘

Jede Silbe ein Schuss ins Schwarze. und ich? Bin

völlig von Sinnen.

Paul sahnerReporter-Legende bei der Zeitschrift „Bunte“

Hemd: Jacques Britt, Anzug und Schal: privat

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zehra sPindlerPartyveranstalterin („Puerto Giesing“), fotografiert in der alten Kongresshalle

„ich lebe unabhängig von Trends und Strömungen, zeitlos, dezent, jedoch immer mit

einem verspielten element oder schrägen Touch, den man erst auf den zweiten Blick erkennt.“

Catsuit: Max Mara, Blazer: René Lezard, Schmuck: privat

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(links) KonsTanTin grcicIndustriedesigner

„Mode ist für mich genau wie Design ein evolutionärer Prozess, der sich ringförmig immer

weiter verfeinert. An meiner Kleidung schätze ich das uniformartige. Da bin ich recht langweilig.“

Kleidung: privat

(oben) sandra ForsTerGastronomin („Zappeforster“, „Roecklplatz“, „Charlie“)

„Wie mein persönlicher Stil aussieht, kann ich gar nicht genau sagen. Selbstgemachtes und Gefundenes

spielen eine große rolle. Das gilt auch für meine Arbeit. Wenn ich ein neues restaurant eröffne,

dann versuche ich, die alte Substanz zu erhalten und so zu ergänzen, dass etwas neues daraus entsteht.“

Top: Max & Co, Kette: privat

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Drei Uhr morgens am Rathauseck. Unser Autor hat eine Begegnung der ungewöhnlichen Art.

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Die Nacht Der

ie Leute vom K aufh aus Ludw ig BecK am Rathaus­eck haben mich gefragt, ob ich eine Nacht bei ihnen verbringen wolle. ganz allein im dunklen waren haus. Natürlich ruft man sofort: „Jawoll!“ das liegt nicht nur an den wundervollen ideen, die einem dabei einfallen,

sondern auch an Beck. wenn man in einem Kaufhaus übernachten will, dann in diesem. ich frage dennoch, ob es dort wohl spuke, und es wird mir beschieden, dass der ort natürlich beseelt sei von seiner tradition. diese begann 1861 damit, dass der Knopfmacher Ludwig Beck seine werkstätte eröffnete, bald zum Königlich Bayerischen Hoflieferanten von Ludwig II. aufstieg und expandierte. Mittlerweile

soll der ur­Beck als guter geist des hauses nachts auf streife gehen, manchmal sitze er auch nur im Brotzeitraum der mitarbeiter herum und murmele: „Zefix, der Knopf passt net!“

mir wurde ein kleines Bett gerichtet, damit ich nicht auf dem Boden schlafen muss. es steht im Personal­shopping­Bereich, einer kleinen, schicken Lounge in der fünften etage, die man nicht einsehen kann. wenn jemand ungern beim einkaufen beobachtet werden möchte, kann er sich dorthin zurückziehen und bekommt alles gebracht, was man anziehen, durchblättern, anhören oder aufsprühen kann. diesen service nehmen übrigens durchaus nicht nur scheichs in anspruch, raunt man. in diesem nun meinem Separee befindet sich eine Maschine, in der man vakuumverpackte

Kaffeepads per einwurf in einen sinisteren schlitz einem unsicht­baren schicksal zuführen kann. es gibt zudem einen Kühlschrank, der vor allem Prosecco enthält und die aufforderung, mich hier zu

bedienen, wenn ich mag. ich könne ohnehin tun und lassen, was ich wolle, sagt andi, der Nachtportier. er käme garantiert nicht vorbei, es sei denn, ich riefe um hilfe. dafür gibt er mir ein telefon in die hand. er sei unten im erdgeschoss beim mitarbeitereingang.

ich warte in meiner Lounge, bis die letzten mitarbeiter das haus verlassen haben. diese müssen andi etagenweise bestätigen, dass sich niemand mehr auf ihrem Stockwerk befindet, damit keiner – und

schon gar kein Kunde – eingeschlossen wird. Bis das Haus mit seinen

fünf obergeschossen und dem Basement restlos verlassen ist, wird es fast halb zehn. dann gehen schlagartig die Lichter aus, und die Nacht beginnt. man hat mir an manchen stellen ein Notlicht gelassen, 30 Prozent der üblichen Beleuchtung, denn man möchte nicht schuld daran sein, wenn ich die Rolltreppen hinunterfalle. die sind natürlich abgeschaltet, genau wie die Klimaanlage, genau wie alles, was hier sonst geräusche verursacht. es ist wirklich unheimlich still, bis auf die seltsamen geräusche, die das haus selbst macht. Knack. hä? ist da jemand? irgendwo springt was an und geht wieder aus. etwas pfeift kurz, das haus knurrt wie ein müder alter hund, der sich in seinem Korb zurechtlegt. das haus lebt, riecht aber im gegensatz zu einem alten hund: nach gar nichts. die Luft ist so still und unbewegt wie die Kassen und Kleiderstangen und Rolltreppen des hauses.

11 500 Quadratmeter sind zu erkunden, und ich beginne ganz oben. ist wirklich niemand da? huhu? haallo? Nein, niemand. trotz­dem schleiche ich, weil ich mich wie ein eindringling fühle. und weil ich niemanden erschrecken will, vor allen dingen nicht mich selbst.

Noch nie hatte ich in einem geschäft die gelegenheit, in aller Ruhe so viele Platten zu hören, wie ich will, die cd­Player haben sie mir nämlich freundlicherweise angelassen. also los. ich nehme mir vor, 100 Platten zu testen. es ist ja niemand da, der mich daran hindern könnte. Keiner steht hinter mir und wartet, und Laden­schluss droht auch nicht. Nicht ohne grund sind sie bei Beck stolz auf ihre fünfte etage und weisen darauf hin, dass hier ein Prozent des jährlichen welthandels mit Klassik­cds abgewickelt wird. man verfügt auch über eine alibimäßige Pop­abteilung, welcher eine riesige für Jazz und eine fast absurd große für weltmusik gegenüber­stehen. Dort finden Fachleute wie Laien musikalische Feinkost aus

der ukraine, aus dem Benin, afghanistan oder mauretanien. Bald jedes Land der erde verfügt über ein eigenes fach. und das führt zu folgender Überlegung: wenn ein akkordeon spielender tourist aus estland hierher kommt, kann er zuerst nachsehen, ob es sein Land bei Beck gibt (natürlich!) und dann eine cd des Bayern hans matheis erwerben, auf welcher zwölf stücke für die steirische harmonika zum vortrag kommen. das ist wohl weltweit einmalig, diese gelegenheit bietet sich einem esten nur hier. in münchen, bei Beck.

Nach drei stunden emsigen hin­ und hertragens habe ich einen stapel Platten ausgewählt, die ich anderntags bezahlen will. Zwischen­durch höre ich außer musik immer mal wieder geräusche. Jedes

— ExklusivEs einkaufserlebnis: Beck-kunde und Bestsellerautor Jan WEilEr Erfüllt

sich EinEn kindhEitstraum und vErBringt EinE nacht im kaufhaus

dEr sinnE. Ein Bericht

OffeNeN tÜreN

11 500 QuadratmEtEr sind zu er-kunden – ich beginne ganz oben.

huhu? haallo? ist wirklich niemand da? nEin, niEmand

Illustration: JEan-PhiliPPE dElhommE

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Page 34: Das Jubiläums- magazin von Ludwig Beck

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JAN WEILER

Der Bestsellerautor wurde 1967 in Düsseldorf geboren – lebt

aber schon seit vielen Jahren in Bayern. Als Schriftsteller

wurde er mit seinen Büchern „Maria, ihm schmeckt’s nicht“

und „Mein Leben als Mensch“ bekannt.

mal reiße ich mir die Kopfhörer von den ohren und schrecke hoch wie ein alertes erdmännchen. es ist aber nur das haus. Knick, knack, pfeif, ächz. weit nach mitternacht fällt mir ein, dass ich erstens eine neue hose brauche und zweitens im ganzen haus mal nach dem Rechten sehen müsste. mal gucken, was bei agent Provocateur im erdgeschoss los ist. die haben so tolle Puppen da. das tagsüber ironisch­frivole ambiente der abteilung wirkt in der nächtlichen düsternis aber dann regelrecht gefährlich. das gilt besonders für die stummen damen. ich setze mich zwischen sie und warte ab, ob etwas Erotisches geschieht. Passiert aber nix.

also schlendere ich durch die Kosmetikabteilung. es stehen hier millionen stifte, cremes, fläschchen und tiegel herum, manche zinnsoldatisch in verkaufsdisplays, viele in den Regalen, auf tischen, unter glas, in vitrinen. ist es möglich, sämtliche düfte hier und jetzt zu vermischen, Beck in einen nächtlich duftenden garten zu verwandeln? ich versuche es und drücke alle tester, die ich finden kann. Dann bekomme ich Appetit, Lust auf einen

Kaufhaussnack.also rauf zu „wieners“, zum café. ich stehe vor einem

großen glas und denke darüber nach, ob ich ihm einen kleinen guglhupf entnehmen soll. mach doch, ruft es in mir drin. merkt keiner. ein guglhupf mehr oder weniger. und außerdem: wer soll dich erwischen? so gesehen könnte ich natürlich gleich noch zwei anzüge, einen haufen hemden und cds mitgehen lassen. aber dann lasse ich den guglhupf im glas. warum sollte ich etwas stehlen? Nur weil ich es kann? das ist armselig.

ich begebe mich in den Brotzeitraum, wo die mitarbeiter Pause machen und feiern. unter der decke hängt zu diesem Behufe sogar eine discokugel, die aber nicht oft in gebrauch genommen wird, wie mir andi erklärt hat. gelegenheit dazu gäbe es häufiger. Die Abteilungen stehen in einem ständigen sport­lichen wettbewerb, was die Übererfüllung des Beck’schen Plansolls angeht. im holzgetäfelten Brotzeitraum hängt eine tafel, auf welcher vermerkt ist, welche abteilung in diesem monat als erste das Rennen in dieser disziplin machen könnte. die „abendgarderobe“ liegt vorn. für sie ist jetzt saison, sie kann mit ihren Zahlen glänzen. eher abgeschlagen im umfeld die „Bademode“. aber das macht nichts. es wird auch wieder mai, und dann setzt sie sich mühelos an die spitze.

es ist halb zwei, und ich stromere ziellos über die verkaufs­flächen. Wenn man sämtliche Wege absolviert, kommt man auf

einige Kilometer, und ich versuche, überall einmal entlangzuge­hen. eine gewisse Beklommenheit will dabei nicht weichen. andi hatte es mir prophezeit: „so ganz geheuer ist einem in der Nacht auch nach Jahren nicht.“

das liegt an einem schockierenden effekt: Leuchtet man mit der taschenlampe versehentlich aus einer gewissen entfernung in einen spiegel, bleibt einem sofort das herz stehen. man bekommt unwillkürlich das gefühl, ein anderer leuchte einem entgegen.

ass immeR ich selbst dieser jemand bin, macht es nicht besser. ich setze mich auf eine stufe und horche wieder und denke über die angst nach, die einen in diesem eigentlich vertrauten Raum um gibt. und dann wird mir langsam klar,

was hier unheimlich ist. in der wüste werden wir uns über stille kaum wundern. in

obertauern wird uns die anwesenheit von bunten skianoraks nicht verblüffen, in einem wohnzimmer das auftauchen dessen Bewohners nicht unbedingt in schrecken versetzen. und in einem Kaufhaus, noch dazu in einem beliebten Kaufhaus? darin ist jede vorstellung mit menschen verknüpft, die umherlaufen, stehen bleiben, Kleider anprobieren oder in tüten versenken. Kaufhäuser sind alles mögliche, nur eines nicht: menschenleer. das ist tatsächlich unheimlich. man fühlt sich wie der letzte mensch auf der welt.

dann probiere ich Jeans an. Zuerst gehe ich noch mit einem großen stapel in die umkleidekabine, aber dann wird mir klar, dass ich mich ebenso gut mitten vor dem Regal ausziehen kann. mach ich dann. es folgt der letzte Plan: im untergeschoss nach einem anzug zu gucken. sie haben dort ganz schöne dinger hängen. inzwischen bin ich locker und laufe gleich in unterwä­sche in den Keller. dort probiere ich mehrere modelle an, aber es ist zu dunkel für valide Kaufentscheidungen. also renne ich auf der suche nach Lichtquellen im anzug durchs Kaufhaus. da sehe ich, dass etwas Licht am haupteingang hereinfällt. ich gehe mit dem anzug am Leib zur großen glastür am marienplatz und halte den Ärmel umständlich ins Licht. als ich aufschaue, sieht mich eine mittelalte frau von außen an. was macht die denn hier, um viertel vor drei? die Passantin glotzt, ich glotze und versuche ein Lächeln. sie ist vollkommen unaufgeregt, sieht noch einen moment zu mir hinein und geht dann langsam weiter.

gegen drei lege ich mich hin. Plötzlich sitzt Ludwig Beck auf meiner Bettkante. er raucht Pfeife. „he“, sage ich, „sie dürfen hier nicht rauchen.“ „das ist mir wurscht“, sagt Beck. und dass der einzelhandel ihm am herzen liege, besonders die Knöpfe und Posamenten. er bläst Rauchkringel durch das separee und fragt, was draußen so los sei. „erdgeschichtlich passiert gerade eine menge“, beginne ich, aber er unterbricht mich. ob die Leute noch hosen und hemden trügen. ob sie noch seife benützten. „sicher“, sage ich. da brummt er zufrieden und klopft die Pfeife auf meinem Notizbuch aus.

gegen sechs uhr gehen plötzlich sämtliche Lichter an. die Reinigungskräfte wecken mich und das haus. es wird nun herausgeputzt. so ein Kaufhaus ist auch theater oder wenig­stens varieté mit einem Bühnenbild, mit darstellern und einem ständig sich wiederholenden Programm. ich bringe andi die taschenlampe zurück und verlasse Ludwig Beck am Rathauseck durch den seiteneingang. Bin doch nicht der letzte mensch auf der welt.

nach EinigEn stundEn Bin ich locker und laufe gleich

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— in 150 Jahren ludWig BecK ist eine Menge passiert:

Menschen, Bilder, Geschichten, Zahlen und Kunden, an die

Wir uns gern erinnern Lu DW ig bEcK (183 2 – 18 85)

ein Handwerksmeister, spezialisiert auf edle Knöpfe. Er macht gute Arbeit, hat Erfolg, wird Hofposamentier – und legt den Grundstein

für ein Kauf haus, das immer mehr wollte, als nur Produkte zu verkaufen.Que

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— seit 1938 lenKten diese MÄnner die geschicke des hauses. iM Wandel der Zeiten verfolgten sie alle ein PrograMM: Qualität setzt sich durch. Damit schufen sie ein Kaufh aus, das zu München passt wie kein anderes

Klaus Meier

1982 – 1999

Dieter Münch

seit 1998

Gustl Feldmeier

1938 – 1970

Gebrüder Feldmeier

1970 – 1982

HermannRückl

1970 – 1996

RainerUnkel

1997 – 2006

OliverHaller

2007 – 2010

Christian Greiner

seit 2011

Max Schmittner

1982 – 1996

Die Abteilungsleiter von Ludwig Beck und die beiden Vorstände ch r iSti a n gr Ei n Er (zweite Reihe, fünfter von links) und DiEtEr M Ü nch (zweite Reihe, fünfter von rechts) im Frühjahr 2011

— die führungskräfte von ludWig BecK arbeiten am Kaufh aus der Zukunft

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chgeschäftsführer und Vorstände

Mit herZ und vorstand

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Page 37: Das Jubiläums- magazin von Ludwig Beck

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gustl feldMeierfeldMeier

guStL fELDMEiEr (19 0 0 – 1970)

war von 1938 bis 1970 Geschäftsführer und persönlich haftender Gesellschafter von Ludwig Beck. Mit seiner zupackenden, geselligen und weltoffenen Art prägte er das Haus wie kein zweiter.

pr Ä ziSion

Anna Dillinger Ehemalige Abteilungsleiterin

„Es war 1960, ich war erst ein paar Wochen im Haus und half gerade am Packtisch, als das Telefon klingelte. Ich hob ab und ein Herr sagte: ‚11.00 Uhr.‘ Ich antwortete ‚Vielen Dank!‘, legte auf und sagte zu meiner Kollegin: ‚Das ist aber nett, dass man hier die Uhrzeit gesagt bekommt.‘ Die Kollegin wurde ganz blass – und da klingelte schon wieder das Telefon. Sie nahm ab und Gustl Feldmeier war dran: ‚Welcher Quadratdotsch’n war da am Telefon? Sie soll gefälligst ihre schafl edernen Augendeckel aufmachen!‘ Das war meine erste Begegnung mit dem Chef. Wäre ich vorher informiert worden, hätte ich gewusst, dass er stünd-lich wissen wollte, wie viel Geld in der Kasse war.“

LEbEnSfr Eu DE

Hermann Rückl ( ), Ehemaliger Geschäftsführer

„Wenige Tage, bevor der Chef starb, rief er mich hinauf in seine Wohnung im Ludwig Beck-Haus am Marienplatz. ‚Sag amal‘, sagte er, damit fi ng er immer an, wenn er etwas ganz genau wissen wollte, das war halb Hochdeutsch und halb Dialekt. ‚Gibt es ein Haus in München, in dem so viel gefeiert, aber auch so viel gearbeitet wird wie bei uns?‘ Ich sagte: ‚Du, das kann ich dir nicht sicher sagen, weil ich die anderen Häuser nicht so gut kenne. Aber ich glaube nicht.‘ Er sah mich an und meinte nur: ‚Des wollt’ ich bloß wissen, kannst schon wieder gehen.‘“

groSSz ÜgigK Eit

Axel Rüttinger Warenteam

„Maxl, der graue Riesenschnau-zer von Gustl Feldmeier, biss ja besonders gern Leute, die zum Chef ins Büro kamen. 1967, ich hatte gerade meine Lehre ange-fangen, erwischte es mich auch: Ich öffnete die Tür zu Feldmeiers Büro und schon sprang mich der Maxl an und biss mir in die Wade. ,Maxl, du Sauvieh! Geh weg!‘, brüllte der Chef. Dass meine Hose kaputt gebissen war, merkte ich erst später, als ich das Büro wieder verlassen hatte. Ich erzählte es meinem Abteilungsleiter und der schickte mich dann wieder hinauf zu Feldmeier. Diesmal war Maxl zum Glück brav. ,Warum hast du denn nicht gleich was gesagt?‘, fragte mich der Chef – und drückte mir dann tatsächlich 100 Mark in die Hand. Das war für mich damals ein Monatsgehalt!“

K r Eati V itÄt

Josef M. RedlEhemaliger Projektleiter

„In Mannheim kannte Gustl Feldmeier einen Tuchfabrikanten. Als er 1950 mal wieder dort war, erklärte ihm der Fabrikant, dass er noch massenhaft Material in den Farben der Reichskriegs-fl agge auf Lager hatte. Die Nach-frage war natürlich relativ gering. Feldmeier ließ sich die Bänder zeigen, handelte einen sehr günstigen Preis aus und sagte: ,Ich nehm alles!‘ Jetzt spinnt er völlig, dachte der Fabrikant wahr-scheinlich, und willigte ein. Doch er hatte Feldmeier unterschätzt: Zu Hause in München ließ der die Bänder nämlich so trennen, dass daraus einzelne Dekobänder in den Farben Schwarz, Weiß und Rot entstanden. Und die wurden ein Riesenverkaufserfolg! Auch eine Form der Vergangenheits-bewältigung.“

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— vier WeggefÄhrten erinnern sich an die tugenden des Mannes, der Beck groß machte

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Page 38: Das Jubiläums- magazin von Ludwig Beck

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R AU R EIBER , Sie waren Ende der 60er-

Jahre eines der ersten Fotomodels für

Ludwig Beck. Wie kam es dazu?

Die Anfrage kam 1968 von Gustl

Feldmeier junior, einem der Söhne des damaligen

Geschäftsführers. Er hatte mich in einer Fernseh-

sendung gesehen.

Sie arbeiteten damals schon als TV-

Ansagerin .

Ja, und das Modeln lief nebenher.

Ich verdiente mir was dazu.

Meine Kolleginnen vom

Fernsehen haben das alle

gemacht.

Und da sagten Sie auf der

Stelle zu?

Aber natürlich. Ich war

schon als Kind mit meiner

Großmutter in dem

Warenhaus einkaufen.

Und die Kleidung von

Beck habe ich immer

gern getragen. Einmal

gab es deswegen

sogar ein wenig Aufruhr.

Ich hatte in einer

Sendung im Bayerischen

Rundfunk einen schicken Häkel-

pullover an, den ich dort gekauft

hatte. Nach meinem Auftritt

standen die Telefone in der Sende-

leitung nicht mehr still.

Wegen des Pullovers?

Genau. Alle wollten wissen, wo ich das

Stück gekauft hatte. Und wir haben das

den Anrufern auch mitgeteilt. Das war keine

Reklame sondern eine Information. Ein paar

Tage später rief mich dann Gustl Feldmeier junior

an und sagte: ‚Der Häkelpulli ist ausverkauft!‘

Wie liefen denn Fotoaufnahmen in den 60er-Jahren

bei Ihnen genau ab?

Ach, das war ganz anders als heute.

Es gab keine Friseure, Stylisten

oder Maskenbildner. Wir

mussten alles selbst machen,

haben das Make-up selbst

aufgetragen und Schuhe und

Schmuck mitgebracht. Es

war wunderbar. Ich kam

immer mit einem großen

Koffer zur Arbeit. Die

Aufnahmen für Beck

habe ich sehr genossen

– ob im Studio oder im

Englischen Garten.

Wir hatten viel Spaß.

Was bedeutet Ludwig

Beck heute für Sie?

Ludwig Beck am

Rathauseck gehört zu

München wie der Alte

Peter. Ich bedaure es

sehr, dass in den ver -

gangenen Jahren so

viele Traditions-

geschäfte schließen

mussten. Zum Glück

ist Ludwig Beck noch da,

wo man – neben Mode – auch

Knöpfe kaufen kann.

Schauen sie auch heute noch hin

und wieder bei Beck vorbei?

Ja, freilich. Ich glaube, es gibt keinen

Münchner, der noch nie in seinem Leben

bei Ludwig Beck war.

„Die Kleidung von BECK habe ich immer gern getragen. Einmal gab es deswegen ein bisschen Aufruhr“

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CAROLINEREIBER

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„ SEIT MEH R A LS 15 JA H R EN bin ich als Oberbürgermeister ein direkter Nachbar von Ludwig Beck und ich kann sagen: Es ist eine schöne Nachbarschaft. Nicht nur, weil das Kauf-haus häufi g Retter in der Not für mich ist, wenn ich mal wieder im letzten Augenblick auf der Suche nach einem passenden Geschenk bin. Nein, Ludwig Beck hat sogar einen Teil dazu beigetragen, dass ich überhaupt ins Rathaus eingezogen bin. Mitte der 80er-Jahre hatte ich, nachdem ich einige politische Rückschläge verkraften musste, die Nase voll von der Politik. Ich dachte mir: Ich habe eine fl orierende Rechts anwalts kanzlei, dabei will ich es belassen. 1988 erfuhr ich dann aber, dass ich den von Ludwig Beck

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ist eine schöne Nachbarschaft. Nicht nur, weil das Kauf-haus häufi g Retter in der Not für mich ist, wenn ich mal wieder im letzten Augenblick auf der

ich es belassen. 1988 erfuhr ich dann aber, dass ich den von Ludwig Beck

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— Eigentlich hatte CHRISTIAN UDE schon genug von der Politik. Dann veränderte die Verleihung des Preises DIE

LÖWENPFOTE von Ludwig Beck sein Leben – und das der Stadt

IR WOLLEN DEN M Ü NCH N ER N etwas ganz Besonderes bieten. Darüber war sich das gute Dutzend Beck-Mitarbeiter einig, das 1986 nach Ideen für das 125-jährige Jubiläum des Kaufhauses suchte. Den rettenden Einfall hatte dann der österreichische Künstler André Heller, den man als Berater verpfl ichtet hatte. Heller war kurz zuvor bei einem Antiquitätenhändler in Wien

PABLO UND LUDWIG

gestifteten Preis ,Die Löwenpfote‘ bekommen sollte, für meine Arbeit im Mieter schutz und den Kampf gegen Altbau-Spekulanten und Mieter vertreiber.Ich freute mich damals sehr über den Preis. Zumal man bei

Beck die Idee hatte, die Preisverleihung mit einer Mieter- versammlung zu verknüpfen. Plötzlich wur den Rufe

laut: ,Ude soll Bürgermeister werden.‘ Zum 150-jährigen Jubiläum wünsche ich Ludwig Beck, dass sich das Haus an seinem zentralen Standort behaupten kann. Es war ein Schock für mich, als die ,Süddeutsche Zeitung‘ aus der Innenstadt verschwand. Ich wünsche mir, dass Ludwig Beck mir das nicht auch antut – es gibt Traditionen, die man pfl egen sollte.“

„Das Kaufh aus LUDWIG BECK trägt Verantwortung dafür, dass

ich Oberbürgermeister bin“

auf einen Theatervorhang gestoßen, den Pablo Picasso 1960 für das Ballett „L’Après-midi d’un faune“ entworfen hatte. Wäre es nicht ein schönes Geschenk für die Stadt, den 50 Quadratmeter großen Vorhang mitten in München auszustellen, dachte man sich. Beck erwarb das textile Meisterwerk und beauftragte den Architekten Hans Hollein damit, einen speziellen Schutzrahmen zu bauen. Dann enthüllte man den Vorhang am 30. April 1986 an der dem Marienplatz zugewandten Fassade des Kaufhauses – pünktlich zum Jubiläum. Fünf Monate lang hatten die Münchner also einen echten Picasso in ihrem urbanen Wohnzimmer hän-gen. Welche andere Stadt kann das schon von sich behaupten?

Die Bürgermeistermacher

— ZUM 125-JÄHRIGEN JUBILÄUM bedachte Beck die Stadt München mit einem ganz besonderen Geschenk

Page 40: Das Jubiläums- magazin von Ludwig Beck

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1892 – Ei n E Str a SSEn ba h n gibt es in München noch nicht. Der erste teil des rathauses steht aber bereits. 1946 – nach DEM K r iEg klafft ein Loch in Münchens Mitte. Der Marienplatz ist schon frei von trümmern. 1951 – W iEDEr au fbau: beck prägt das gesicht der Stadt während der Wirtschaftswunderjahre.

19 61 – z u M h u n DErtStEn

gEbu rtStag erstrahlt das Kaufhaus in neuem glanz und beschenkt die Kunden mit Jubiläumsangeboten. 19 82 – Ei n E au fna h ME i n

ci n EM a ScopE , aufgenommen kurz nach der gründung der Ludwig beck gmbh.2 011 – V Er K Eh r SbEru higtE

zon E zum flanieren: das Kauf- haus der Sinne im hier und Jetzt.

1946

1961

1892

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München— Das Kaufhaus der sinne gehört zur Stadt wie der Viktualienmarkt oder das Rathaus, an dessen ecK der BecK bekanntlich liegt. Impressionen aus drei Jahrhunderten

2011

Mitte

1982

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david haMilton — der Britische starfotograf begann seine Karriere im Kaufhaus der sinne

Hawaii, Karibik und Paris – für den Mode-Katalog von ludwig Beck flog der fotograf um die ganze Welt

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in zufaLL fÜhrtE zur zusammenarbeit zwischen Ludwig beck und David hamilton. toni feldmeier, einer der drei Söhne von gustl feldmeier, traf Ende der 60er-Jahre beim Schwimmen im prinzregenten- bad eine bekannte, die ihm einen jungen briten vorstellte: David hamilton. Der fotograf war damals noch unbekannt. „aber als er mir dann am nachmittag ein paar seiner arbeiten zeigte, buchte ich ihn sofort“, erinnert sich Feldmeier. In den 60er- und 70er-Jahren fotografierte Hamilton – der später zu einem der einflussreichs-ten Kunst- und Modefotografen der Welt werden sollte – für mehrere bademoden- und unter-wäschekataloge von Ludwig beck. Die Models setzte er auf hawaii, in der Karibik und in paris in Szene. Den träumerisch-nebligen Weich-zeichnereffekt, für den hamilton berühmt ist, erzeugte er ohne computersoftware und Spezialeffekte. „Er hauchte einfach auf die Linse“, erinnert sich Feldmeier, der Hamilton häufig bei Shoots begleitete, „oder er schmierte Vaseline drauf.“

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00cDS Von „ca r r Er a S,

DoMi ng o, paVa rotti I N CONCERT “

W u r DEn biSL a ng bEi bEcK V Er K au ft –

DEr h auSi ntEr n E bEStSELLEr .

76prozent aller beck-Mit-

arbeiter sind im Verkauf und im Servicebereich tätig. Der rest arbeitet

hinter den Kulissen.

143 960Knöpfe wurden im Jahr 2010 in der

Ludwig beck-filiale „geknöpft & zuge-näht“ verkauft. Würde man alle aneinan-derlegen, ergäbe das eine Knopfreihe von

etwa 1,5 Kilometern Länge.

prozent aller Klassik-tonträger, die in

Deutschland verkauft werden, gehen in der Musikabteilung von

Ludwig beck über die theke.

Kilometer lang ist die Wande-rung, die der Künstler Stefan Winter unternommen hat, um akustische Eindrücke für sein

Klangobjekt „Die Wanderung – In Gedanken an Alma Rosé“ zu sammeln. Es ist zum 150-jäh-

rigen Jubiläum von Ludwig Beck vom 11. April an im

Kaufhaus der Sinne zu sehen und zu hören. „Die Besucher erwartet eine Installation aus Röhren, die das Rolltreppen-

haus vom fünften Stock bis ins Erdgeschoss durchzieht“, sagt

Winter über sein Werk. „Die Röhren münden in Schalltrich-tern, die aussehen wie ein Teil

von einem Grammofon. In jedem Stockwerk befi ndet sich so eine Schall-Schnittstelle und verströmt akustische Signale –

Straßenlärm, Atemzüge, Schritte, klirrende Gläser,

Gesprächsfetzen, Kinder in Gassen, Rauschen, Stille.“

Winter hat die Töne auf einer zehntägigen Wanderung durch Europa aufgelesen. „Akustische

Polaroids“ nennt der Künstler diese Fundstücke und meint: „Ich will die Besucher ermun-tern, die Ohren zu öffnen und

zu lauschen, als würden sie an einem Fenster vorbeigehen,

aus dem Geräusche dringen.“ Vom Einkaufsbummel im

Kaufhaus der Sinne nimmt man in der Jubiläumszeit also nicht nur Hemden und bunte Tücher mit, sondern auch Geräusche,

Gefühle und Gedanken.

Sprachen sprechen die Mitarbeiter von Ludwig Beck. Deshalb können sie nicht nur

Kunden aus fast allen Ländern Europas beraten,

sondern auch aus den USA, China, Russland und dem

Nahen Osten.

— Wie viele dirndl Wurden 2010 verKauft? Wie viele cds von den drei tenören? Wie hoch ist die Frauenquote, und wie viele Kunden fragen gibt es

in der vorweihnachtszeit? ludWig BecK in Zahlen

55VoLL bELaDEnE

LKWS LiEfErn JEDEn Monat DiE

WarE fÜr DaS StaMMhauS aM

MariEnpLatz.

verschiedene nationa-litäten gibt es in der

beck-belegschaft. fast eine uno-Vollver-

sammlung.

kleine Konzerte und Signierstunden fi nden

durchschnittlich jedes Jahr in der Musikabteilung von Ludwig Beck statt. Der

Steinway-Flügel, der dort für einige der Konzerte verwen-det wird, wurde von Modezar

Karl Lagerfeld entworfen.

fragen beantworten die Damen am infostand im

Erdgeschoss an einem durchschnittlichen tag im Dezember. Das entspricht

etwa einer Kunden-anfrage alle 30 Sekunden.

1tonne pakete bewegt

jeder Mitarbeiter in der Warenannahme des

Stammhauses am Marienplatz an einem

normalen tag in der Vorweihnachtszeit.

3 100Dirndl, genäht aus rund

13 000 Metern Stoff, wurden 2010 bei Beck gekauft. Im Jahr 2005

waren es noch 1 400 Stück. Der Trend geht bei den

Käuferinnen ganz klar zum Dritt- und Viertdirndl.

350

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Mita r bEitEr h at bEcK iM

J u biL Äu MSJa h r 2 011. 85 prozEnt

DaVon Si n D fr au En.

Prozente, tonnen, Kilometer

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Page 44: Das Jubiläums- magazin von Ludwig Beck

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1861

a M 1. M a i eröffnet der damals 29-jährige Knopfmacher und Posamentenmeister Ludwig Beck auf dem väterlichen Anwesen in der Landschafts-gasse 1 eine Werkstätte und in der Dienergasse 13 einen Laden. Das Team umfasst vier Gesellen, zwei Verkäuferinnen und zwei Lehrlinge.

1874

u M DiE gESch Ä ftSr Äu M E zu vergrößern, kauft Beck die Gebäude in der Dienergasse 23und der Burggasse 2 – dieseGrundstücke bilden auch heute noch den Kernbereich des Kaufhauses.

1876

groSSE Eh r E: Die gold- und Silberposamenterien, die in den beck-Werkstätten gefertigt werden, begeistern einen ganz besonderen Kunden. König Ludwig ii. lässt die Königsschlösser Linderhof, neuschwanstein und herrenchiemsee mit den Schmuckstücken dekorieren – die echten posamenten aus echtem gold zieren auch den prunk-schlitten. König Ludwig ii. verleiht Ludwig beck den titel „Königlich bayerischer Hofposamentier“.

1885

i M a LtEr von 53 Jahren stirbt Ludwig Beck. Die Geschäfte leitet nun seine Witwe Katharina Beck, unterstützt von den Söhnen Franz-Xaver und Christian Beck.

1892

DiE fi r M a Ludwig Beck erobert die Welt. Bei der Weltausstellung in Chicago wird das Kunsthandwerk aus Bayern ausgezeichnet.

1901

K ath a r i na bEcK stirbt im Alter von 63 Jahren. Ihre beiden Söhne übernehmen die Firma.

1921

60 Ja h r E nach der Gründung des Unternehmens arbeiten 61 Menschen bei Ludwig Beck.

1932

nach DEM toD von Christian Beck führt dessen Witwe Franziska Beck die Firma weiter.

1938

fr a nziSK a bEcK verkauft „Ludwig Beck Posamentier“ an den 38-jährigen Textil-kaufmann Gustl Feldmeier. Seine erste Handlung: Er tauft das Unternehmen, das mittlerweile 138 Angestellte hat, um in Ludwig Beck am Rathauseck. 1945

Da S gESch Ä ftSh auS in der Dienerstraße 23 und Burgstraße 2 wird bei einem Luftangriff in der Nacht des 7. Januar völlig zerstört.

1948

z uSa M MEnSchLuSS: Die Firmen Ludwig Beck am Rat-hauseck und das Textilhaus Feldmeier und Sohn fusionieren.

1951

Da S fÜ n fStÖcK igE

Geschäftshaus in der Diener-straße und Burgstraße wird feierlich eröffnet. Gustl Feldmeier hat aus dem „Königlich Bayerischen Hofposamentier“ und dem sogenannten „Bandl-Beck“ ein Textilhaus mit vollem Sortiment gemacht. In den

Folgejahren wird das Haus endgültig zu einer Münchner Institution.

1954

Da S W irtSch a ftSW u n DEr

ist in vollem gange – und gustl feldmeier trifft eine der wichtigsten Entschei-dungen in der geschichte des unternehmens: Er kauft die nachbargrundstücke des Kaufhauses und erwirbt so das heutige Stammhaus am Marienplatz.

1961

z u M 10 0 -JÄ h r igEn Firmenjubiläum fi nden Festakte im Prinzregententheater und im Cuvilliés-Theater statt.

1968 – 1972

DiE oLY M piSchEn SpiELE

und der damit verbundene Ausbau der S-Bahnen lässt auch das Kaufhaus nicht unberührt: Es kommt zu umfangreichen Baumaß-nahmen im Geschäftshaus am Marienplatz.

1970

Ei n tr au r igEr tag:

gustl feldmeier stirbt am 11. Juni. Das unternehmen wird nun von seinen Söhnen gustl junior, peter und toni als gesellschafter der Kom-manditgesellschaft sowie von geschäftsführer hermann rückl geführt.

1971

DEr au fSch W u ng fi ndet manchmal ganz unten statt: Ludwig Beck eröffnet die Verkaufsräume im Tiefgeschoss des Marienplatzes. Neuer Komfort: Die Kunden können

Von KnÖpfEnund garnen Ludwig Beck am Rathauseck ist heute die erste Adresse für internationale Mode in München. Bekannt wurdedie Firma Ende des 19. Jahr-hunderts zunächst mit Knöpfen, Posamenten und Kurzwaren. Und weil man Traditionen bei Beck gern pfl egt, schenkt man diesenProdukten noch heute besonderes Augenmerk. Die eigene Posamenten-Werkstätte wurde zwar 1938 geschlossen, und das Warensortiment verlagerte sich in Richtung Mode. Trotzdem bietet Beck eine Auswahl an Knöpfen und Kurzwaren, die in München ihresgleichen sucht. Im Sommer 2001 wurde die Beck-Filiale „Geknöpft & Zugenäht“ in der Burgstraße 7 eröffnet. Der Laden ist ein Paradies für jeden Menschen, der gern strickt, näht oder sich handwerklich betätigt. Vor allem aber ist „Geknöpft & Zugenäht“ ein Ort, an dem ein Stück Tradition in zeitgemäßer Form fortlebt. Denn wenn sich heute die Münchnerinnen zum Strick-Treffen zusammenfi nden, das jeden Samstag von 11 bis 16 Uhr in den Verkaufsräumen stattfi ndet, fühlt sich der Besucher fast zurückversetzt in die kleine Werkstätte des Ludwig Beck: Eine Gruppe von geschickten Menschen sitzt zusammen und pro-duziert kleine Kunstwerke aus Stoff, Garn und Wolle.

— angefangen hat alles Mit ehrlicheM handWerK – heute ist Ludwig

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Die Zeichen DEr zEit:

vom Wappenzum Logo

1988

M uSiK iM h auS: Beck eröffnet die Abteilung für klassische Musik.

1989

n Eu E tÖn E: Das Projekt „Jazz is Beck“ erweitert das Portfolio des Hauses. Die Musik abteilung wird endgültig zur Nummer eins in München.

1992

Ei n bESon DEr ES Ja h r: Ludwig beck wird aktien-gesellschaft, und das Stamm-haus am Marienplatz gibt sich den neuen namen „Kaufhaus der Sinne“.

1998

Lu DW ig bEcK gEht an die börse. Der Emissions-preis liegt bei 34,00 Mark. Die aktien sind bei zeich-nungsschluss rund zehnfach überzeichnet.

2001

n Eu E grÜ n DEr zEit: Die „Ludwig Beck Beteiligungs GmbH“ wird gegründet und hält die Immobilie am Marienplatz.

2007

Lu DW ig bEcK i n n Eu EM

gL a nz: Der Umbau des Stammhauses gibt dem Unternehmen ein frisches Gesicht.

2008

i n DEr fÜ n ftEn EtagE

eröffnet eine neue, exklusive Musikwelt. Die renaissance des Stammhauses schreitet weiter voran. und der auf-wand wird auch großzügig belohnt: Ludwig beck erhält den Echo Klassik-Sonder-preis. Ende Dezember

gründet das Kaufhaus Ludwig beck die Ludwig beck grundbesitz haar gmbh und erwirbt das über 8 000 Quadratmeter große grundstück in haar bei München, auf dem das neue Logistikzentrum steht, von dem aus das Stammhaus beliefert wird.

2009

gL a Mou r u n D gL a nz: Die dritte Etage im Kaufhaus der Sinne wird mit der neu gestal-teten Fläche für Designer- und Abendmode ein Fixpunkt der Münchner Modeszene. Das Kaufhaus Ludwig Beck wird in diesem Jahr unter anderem mit dem Fassadenpreis der Stadt München ausgezeichnet. Die neue Musikabteilung belegt auf-grund des Angebots und des Services den ersten Platz beim Retail Renovation Award.

2010

g oLDEn E zEitEn: Die Designer- und Abendmode-abteilung wird weiter umge-baut und besticht nun durch ein modernes, hochwertiges Raumkonzept. Auch 2010 ist ein Jahr der Auszeich-nungen: Für die Musikabtei-lung gewinnt Ludwig Beck im April den Echo Jazz als Händler des Jahres. Zudem wird Ludwig Beck mit dem Preis „Sterne der Wäsche“der Zeitschrift „SOUS“ geehrt. Auch die Zahlen und Umsatz-kurven stimmen. Die Er-gebnisse des Rekordjahres 2009 können sogar noch übertroffen werden. Der Konzern beendet das Jahr mit einem Umsatzplus von 5,3 Prozent und steigert das Ergebnis vor Steuern von 6,4 auf 9,9 Millionen Euro.

nun direkt von der S-Bahn oder U-Bahn in das Kaufhaus gelangen.

1974

ton i u n D pEtEr fELDMEiEr arbeiten mit Hermann Rückl daran, aus dem traditionsreichen Textilhaus ein modernes Warenhaus zu machen, das die neuen Kunden-wünsche der 70er-Jahre zu erfüllen vermag. So entsteht das „Textilissima“-Haus.

1978

Lu DW ig bEcK a LS pion iEr:

Das Kaufhaus führt für die mittlerweile 840 Voll- und Teilzeitbeschäftigten die individuelle Arbeitszeit ein.Das innovative Arbeitszeit-modell wird zum Vorbild für viele Unternehmen in ganz Deutschland.

1982

n Eu E Stru Ktu r En: Die „Ludwig Beck am Rathauseck Textilhaus Feldmeier KG“ wird in die Betriebsgesellschaft „Ludwig Beck am Rathauseck – Textilhaus Feldmeier GmbH“ und eine Besitzgesellschaft aufgeteilt, deren Gesellschafter Peter und Toni Feldmeier sind.

1983

gLoba LE EX pa nSion: im März eröffnet Ludwig beck eine filiale im trump tower an der new Yorker fifth avenue. Knapp zwei Jahre später wird das geschäft am big apple aber schon wieder geschlossen.

1986

groSSEr tuSch: zum 125. Geburtstag der Firma fi ndet unter anderem ein feierlicher Festakt im Gasteig statt. Stargast: der berühmte Jazzpianist Oscar Peterson.

Beck eines der innovativsten Kaufh äuser der Welt – eine erfolgsgeschichte

1978

1950

1876

seit 1992

1986

1960

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 das d uett

DiE M uSiK a btEiLu ng von Ludwig beck wurde am 1. oktober 1988 unter der Leitung von Werner Will im haupthaus am Marienplatz eröffnet. Der anspruch lautete schon damals: Wir haben alles. und so erwartete die besucher vom ersten tag an eine auswahl von rund 50 000 tonträgern aus dem bereich

der klassischen Musik. bereits 1989 kam die von Manfred Scheffner geleitete Jazzabteilung hinzu. im Lauf der Jahre wurde das Sortiment zudem um Weltmusik, hörbücher und filmsoundtracks erweitert. innerhalb kurzer zeit entwickelte sich Ludwig beck zum größten Einzelhändler für Klassik und

—— JaZZlegende Klaus doldinger JaZZlegende Klaus doldinger JaZZlegende Klaus doldinger JaZZlegende Klaus doldinger JaZZlegende Klaus doldinger JaZZlegende Klaus doldinger  leiter der berühmten Musik- abteilung von Ludwig Beck, über

gute MusiK,  den Münchner MarKt und die Zukunft des tonträgerhandels

Interview:

Fotos:

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 das d uett

Jazz in Deutschland und in Europa. unter der regie von thiemo brüll, der 2003 die nachfolge von Werner Will und Manfred Scheffner antrat, erfolgte 2008 der umzug der Musikabteilung in den fünften Stock des haupthauses, wo Ludwig beck nun auf 1 000 Quadratmetern eine weltweit einzigartige Jazz- und

Klassikauswahl bietet. in der über 20-jährigen geschichte wurde die Musikabteilung mit zahlreichen preisen ausgezeich-net, etwa mit dem Echo Klassik und dem Echo Jazz. in der Musikabteilung kam thiemo brüll mit dem Komponisten Klaus Doldinger zu einem musikalischen gipfeltreffen zusammen.

im gespräch mitim gespräch mitim gespräch mitim gespräch mit thieMo Brüll, thieMo Brüll, thieMo Brüll, im gespräch mit thieMo Brüll, im gespräch mitim gespräch mit thieMo Brüll, im gespräch mit thieMo Brüll, thieMo Brüll, dem dem  leiter der berühmten Musik- abteilung von Ludwig Beck, über

gute MusiK,  den Münchner MarKt und die Zukunft des tonträgerhandels

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herr doldinger, Hand aufs Herz, haben Sie in der

Jazzabteilung von Beck schon in Ihrem eigenen Fach gestöbert?

K L auS DoLDi ngEr immer mal wieder, klar. ich kontrolliere allerdings nicht, ob alle platten von mir da sind. aber ich freue mich, wenn es so ist.

Wie oft kommen Sie denn zu Besuch? K L auS DoLDi ngEr ich lebe ja schon seit Ende der 60er-Jahre nicht mehr in der Stadt, sondern auf dem oberbayerischen Land. Deshalb bin ich nicht ganz so oft hier, aber bestimmt mindestens zwei- oder dreimal im Jahr.

Und mit welchem Gefühl betreten Sie den Laden?K L auS D oLDi ngEr ich freue mich vor allem, alte bekannte unter den Mitarbeitern wiederzusehen. Was ich kaufen will, weiß ich meistens schon vorher.

Haben Sie eigentlich viele so prominente Kunden wie Klaus Doldinger, Herr Brüll?thiEMo brÜ LL Wir sehen doch eine Menge bekannte gesichter hier. Schon allein natürlich wegen der großen orchester der Stadt. Dirigenten, Solisten, orchestermusiker, wenn amerika-nische Jazzmusiker in der Stadt sind, kommen sie oft auch zu uns. zuletzt etwa der amerikanische Keyboarder george Duke. Viele prominente Musiker lassen sich auch immer wieder gern von den gleichen Mitarbeitern beraten.

Es heißt, auch der britische Hollywoodstar Christopher Lee sei eine Zeit lang sehr regelmäßig hier gewesen.th i EMo brÜ LL allerdings. ich bin aber gar nicht sicher, wie detailliert man die geschichte erzählen darf.

So detailliert wie möglich bitte!thiEMo brÜ LL Er kam als Klassik-Kunde. Er ist ja ein ausgebil-deter opernsänger und hat, glaube ich, auch als Dirigent gear-beitet. Er ging immer direkt ins büro durch, unangemeldet selbstverständlich, ließ sich den Mantel abnehmen, bestellte einen Kaffee und gab uns dann einen langen Wunschzettel. Das wiederholte sich über einige Jahre mehrmals pro Jahr.

Ist das denn der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Plattenladen: Dass man solchen Klatsch erst Jahre später erfährt?K L auS D oLDi ngEr bestimmt, außerdem sollte das angebot natürlich genauso groß sein wie hier, und die Mitarbeiter sollten ebenso freundlich beraten!thiEMo brÜ LL ich bin in einer kleinen Stadt im Westerwald aufgewachsen. Da gab es im radioladen ein paar Schallplatten. ich fuhr also nach Köln zum Saturn, dem Stammhaus, die gleich-namige Elektromarktkette existierte damals noch nicht. Dort gab es ein begehbares Lager, und es war im grunde eine kleine Wissenschaft, dort Musik zu kaufen. Das hat mich geprägt, seit-

dem liebe ich tief sortierte plattenläden. Wir hatten hier lang den anspruch, dass wir jede einzelne lieferbare cD im Laden haben. Das ist heute nicht mehr so. Seitdem sich das format Ende der 80-Jahre durchgesetzt hat, gibt es einfach ein zu großes Sortiment. Wir wählen also aus. aber mit fingerspitzengefühl. Vieles dürfte nirgendwo sonst mehr im Laden stehen.K L auS D oLDi ngEr in meiner Jugend, anfang der 50er-Jahre in Düsseldorf, gab es ja noch so gut wie keine Schallplatten. Es war unglaublich aufregend, wenn damals der große bruder meines besten freundes aus italien oder der Schweiz die neues-te Erroll garner-aufnahme mitbrachte oder oscar petersons „Where Or When“ in Triobesetzung. Das war eine Sensation. Man traf sich alle vierzehn tage und hörte gemeinsam mit den Mitgliedern des hotclub Düsseldorf neue und seltene platten. Dizzy Gillespies „A Night In Tunisia“ konnten wir alle nach-pfeifen. Diese zeit der Entbehrung hat mich stark geprägt.

Musik hatte da einen Wert, wie man ihn sich heute nur noch sehr schwer vorstellen kann.

Nicht nur der Internethandel mit CDs hat das Geschäft der tradi-tionellen Plattenläden schwerer gemacht, auch der Handel mit Musikdateien wächst stetig. Es sieht fast so aus, als könne man Musik bald gar nicht mehr anfassen.K L auS D oLDi ngEr Es wird immer fans geben, die nicht nur Musik hören, sondern auch eine hülle, ein booklet oder eine Scheibe in der hand halten wollen. ich glaube nicht an den tota-len untergang des handels mit cDs und Schallplatten. ich sehe

K L auS DoLDi ngErDer 1936 geborene Klaus Doldinger ist einer der erfolgreichsten

Komponisten und Jazzmusiker Deutschlands. Er spielt Saxofon und komponierte unter anderem die Titelmelodie des „Tatort“,

die Filmmusik zu „Das Boot“ und „Die unendliche Geschichte“.

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die Entwicklung aber auch sehr nüchtern. Meinen ersten Exklusiv-Vertrag habe ich 1962 mit philips geschlossen. und da-mals war der Schallplattenmarkt ein ganz kleiner Markt. in den 70er- und 80er-Jahren explodierte er. Heute flaut das Geschäft eben ein bisschen ab und wird vielleicht nie mehr so groß wer-den, wie es einmal war. thiEMo brÜ LL ich glaube auch, dass das angebot an cDs in den nächsten zehn Jahren deutlich kleiner werden wird. Das, was es geben wird, könnte allerdings etwas teurer und luxuriöser aus-gestattet sein. im Dateienhandel muss man abwarten, bis sich gute formate durchsetzen. Klassische Musik in extrem kompri-mierten formaten wie Mp3 herunterzuladen, halte ich für völ-ligen unsinn. Die Qualität ist einfach noch viel zu schlecht. ich gehe aber davon aus, dass sich die technik und damit auch die tonqualität der Musikdateien im netz im Lauf der nächsten Jahre deutlich verbessern wird.

Das würde Ihr Geschäft allerdings tief greifend verändern.thiEMo brÜ LL Ja, wir denken auch schon über eine Download-plattform nach. aber die Datenqualität müsste eben wirklich gut sein. Mal sehen, wohin die reise gehen wird. Es könnte gut sein, dass es in zehn Jahren für eine tonträgerabteilung unserer derzeitigen größe überhaupt nicht mehr genug lieferbare cDs gibt. ich bin aber davon überzeugt, dass es für herausragende Editionen immer eine zukunft geben wird. Sogar Vinylplatten werden ja wieder mehr gekauft. Es entstehen immer neue nischen und bedürfnisse in unserem bereich, auf die man sich spezialisieren kann.

Kaufen Sie manchmal Musik im Netz, Herr Doldinger?K L auS DoLDi ngEr Selten. Wenn ich mich für einen Künstler interessiere, höre ich mir online die anfänge seiner Musik an. als informationsmedium ist das netz für mich unersetzlich.

Sind die Münchner Musikfans anspruchsvolle Kunden?thiEMo brÜ LL ich glaube, dass sich die Münchner Jazz-Szene nicht unbedingt wesentlich von der in frankfurt oder hamburg unterscheidet. Es gibt fast in jeder größeren deutschen Stadt be-kannte clubs und eine lebendige Szene. in der Klassik ist die Münchner gemeinde allerdings sicher etwas sehr besonderes. Musik ist hier im öffentlichen Leben so präsent wie nirgendwo sonst. München ist die Klassikhauptstadt Deutschlands.K L auS DoLDi ngEr Es gibt einige geschichtsträchtige Musik-orte in der Stadt, die mich vor Ehrfurcht erschaudern lassen, und die immer noch da sind. ich bin immer wieder sehr ergrif-fen, wenn ich etwa auf der bühne des prinzregententheaters stehe.

Schlägt sich diese Fachkenntnis auch in Ihrem Angebot nieder?thiEMo brÜ LL unsere Kunden haben ein großes Wissen. Mehr noch als der Jazz ist die Klassik ja eine vergleichende Wissen-schaft. Jede beethoven-Symphonie hat bei uns ein eigenes fach, weil es so viele Einspielungen gibt.

Hat Sie schon einmal eine Kundenfrage ins Schwitzen gebracht?thiEMo brÜ LL Wenn ich anfange zu schwitzen, habe ich zum glück immer einen Kollegen in der nähe, der weiterhelfen kann. Wir haben zum beispiel Spezialisten für oper im team, für alte Musik, im Jazz haben wir einen avantgarde-Experten, der für unser Sortiment auch schon mal cDs besorgt, von denen nur 100 Stück gepresst wurden.

Was hören die Münchner derzeit am liebsten?thi EMo brÜ LL im Jazz haben sie auf jeden fall keine berüh-rungsängste mit populäreren ansätzen. norah Jones und ande-re Stars des Smooth-Jazz werden viel gekauft, auch das neue album von till brönner kam sehr gut an.K L auS D oL Di ng E r ich finde ja, dass das unterhaltende Element, das der Jazz seit seinen anfängen hat, unbedingt ge-pflegt werden darf. Ich habe immer gern Ornette Coleman ge-hört, aber eben auch den bei den avantgardisten nicht allzu hoch geschätzten Les Mccann. niemand sollte sich scheuen, zu verständlich zu komponieren. ich glaube sogar, dass es viel schwerer ist, eine schöne Melodie zu komponieren als etwas nölend abstraktes. München war zum glück immer großherzig genug, um nicht nur meine experimentelleren Sachen zu lieben, sondern auch die Musik, die ich für den „Tatort“ oder „Das Boot“ geschrieben habe.

thiEMo brÜ LLDer im Rheinland aufgewachsene Brüll leitet seit acht Jahren

die Musikabteilung von Ludwig Beck mit ihren 30 Mitarbeitern. Der 52-Jährige begeistert sich

gleichermaßen für Klassik, Jazz und Weltmusik.

Jubiläums-Klanginstallation Zum 150-Jährigen wird im April 2011 auf Vermittlung Thiemo Brülls eine Klanginstallation des Münchner

Künstlers Stefan Winter die Kunden durch das Kaufhaus führen. Die Installation beginnt im Erdgeschoss und führt

die Rolltreppen hinauf bis in die Musikabteilung.

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Page 50: Das Jubiläums- magazin von Ludwig Beck

IN DER MUSIKABTEILUNG

K U N DE: „Sagen Sie, wo ha-ben Sie denn das Weihnachts-krematorium von Händel?“(Gemeint war das Weih-nachtsoratorium von Georg Friedrich Händel)

K U N DE „Haben Sie was von dem taubstummen Boxer, der auch singt?“(Gemeint war der blinde Tenor Andrea Bocelli, der den Boxer Henry Maske mit dem Song „Time To Say Goodbye“ zum Ring begleitet hatte)

K U N DE: „Grüß Gott, ich bin auf der Suche nach dieser Carina Banana.“ (Gemeint war die Carmina Burana von Carl Orff)

AM INFOSTAND

K U N DE: Sind Sie hier für Informationen zuständig?“BECK-MITA R BEITER : „Ja.“K U N DE: „Wann fährt denn die nächste S2?“

K U N DE: „Hallo, wo haben Sie Fusch oder wie man das ausspricht?“BECK-MITA R BEITER : „Wie heißt das?“K U N DE: „Fusch oder Fosch.“BECK-MITA R BEITER : „Wie schreibt man das denn?“K U N DE: „V-O-G-U-E.“

K U N DE: „Do you speak English?“BECK-MITA R BEITER : „Yes.“ KU N DE: „Also, ich hätte gerne …“

POSA MENTIER EQuasten, Spitzen, Borten: Die Verzierungen für Polstermöbel und Uniformen heißen Posamenten. Die Handwerker, die sie herstellen: Posamentiere.

R EPA SSIER ER Es gab eine Zeit, da waren Nylonstrümpfe ein Luxusgut und Laufmaschen eine Tragödie. Die Retter in der Not: Repassierer, die die Lauf-maschen verschwinden ließen.

CHR ISTK I N DL -SPR ECHERIn den 70er-Jahren konnten Kinder bei Beck das Christ-kindl anrufen. Der Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung war begeisterter Laienschauspieler.

BECK-BERUFE aus der Vergangenheit

V I ELE DER POSA M EN TEN, die vom Königlich Bayerischen Hofposamentier Ludwig Beck in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hergestellt wurden, werden heute in Museen und den Königsschlössern von Ludwig II. ausgestellt. Glanzstück der Sammlung: ein Paar Epauletten, die Ende des 19. Jahrhunderts für König Maximilian II. von Bayern angefer-tigt worden waren. Über 100 Jahre lang hatten die Uniform-Schulterstücke – für die Ludwig Beck bei der Weltausstellung 1892 in Chicago einen Preis gewann – gut gehütet in einer kleinen Truhe gelegen. Als die Stadt München beschloss, zum 200-jährigen Jubiläum des Oktoberfests im Jahr 2010 ein „Wiesn-Prinzenpaar“, welches das historische Hochzeitspaar Kronprinz Ludwig von Bayern und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen darstellen sollte, mit Gewändern der damaligen Zeit auszustatten, holte man bei Beck den klei-nen Schatz natürlich gern aus der Truhe.

DER BESUCH DES KÖNIGSDES PAZIFIKS

Als im Jahr 1981 der König von Tonga, Taufa’ahau Tupou IV., nach München kam, stand ein Besuch bei Beck auf der Tages-ordnung. Die Shopping-Visite verlief aber anders als erwartet. Auf dem Weg zum Kauf haus

Beck drehte den Spieß um und engagierte ihn, um den Sieger eines Malwettbewerbs zu ehren. Eine neue Erfahrung für den Kaiser – ein einmaliges Erlebnis für die Kinder.

DER RESPEKT VON HERZOG MAX

Gustl Feldmeier, der ehemalige Geschäftsführer, hatte häufig Künstler, Politiker und manch-mal auch den Adel zu Gast. Eines Tages war Herzog Max von Bayern zu Besuch. Es war ein netter Abend, nur Maxl, Feldmeiers Hund, nervte sein Herrchen . Plötzlich brüllte Feldmeier: „Max, jetzt kommst her!“ Darauf hin antwortete der erschrockene Herzog Max:„ Jawoll, Herr Feldmeier, ich komme sofort!“

Schwergewichtige KÖNIGSBESUCHE

und DENKWÜRDIGE

Kaiservisiten

trat der Monarch aus dem Süd-pazifik in einen Nagel. Beck-Mitarbeiter leisteten schnell Erste Hilfe. Der 170-Kilo-Mann – damals bekannt als dickster König der Welt – nahm in einem Ohrensessel Platz und wurde mit einem Pfl aster sowie einem Paar Filzpantoffeln ausgestattet. Er fühlte sich so wohl, dass er viele Stunden blieb.

DER JOB VON KAISER FRANZ

Als gebürtiger Münchner war natürlich auch „Kaiser“ Franz Beckenbauer hin und wieder Gast bei Ludwig Beck. Einmal, 1972, in einer für ihn unge-wohnten Rolle: Denn Becken-bauer war es schon damals bei Preisverleihungen gewohnt, die Pokale überreicht zu bekommen.

Die lustigsten KUNDENWÜNSCHE

aus 150 Jahren

Ein König benötigt Erste Hilfe. IM KELLER DES KAUFHAUSES IST EIN VERSTECKT. Und die Mitarbeiter von Ludwig

Beck wissen auch auf die seltsamsten Fragen EINE ANTWORT

G’SCHICHTEN VOM RATHAUSECK

EI N GUT GEH ÜTETER SCH ATZ hatte nach mehr als 100 Jahren wieder einen großen Auftritt

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BEST OF

BECK 2011

JUBILÄUMS -A NGEBOTE

51

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150. Jubiläumbietet

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1 . Aveda „Best-of-Tasche“ mit vier Best-of-Produkten, limitierte Jubiläumsedition, 72 € – 2 . Acqua di Parma, Travel

sprays „Le Nobili“, je 105 € – 3 . L’Occitane, eau de Parfum „Pivoine Flora“, 47,50 € – 4 . Origins, „Present Perfect“-

set, 49,50 € – 5 . Benefit, Make-up-Sets „Sunday Funday“ und „Sceene Queen“, je 37 € – 6. Laura Mercier „Hydrating

Foundation Primer“, limitierte Jubiläumsedition, 54 € – 7. M.A.C., Make-up-Kollektion „Quite Cute“: Mineralize Blush

je 25,50 €, Lipstick je 18 €, Plushglass 19,50 € – 8 . Bobbi Brown „Metallic Long-wear eye kit“, 45 €; Priori „cellular Re-

covery Serum“, 95 €; Kiehl’s „Ultra Facial Moisturizer“, limitierte Jubiläumsedition, 40 €

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pflege de luxe— das kosmetikparadies „Hautnah“ bietet zum Jubiläum

limitierte beauty-artikel und aussergewÖhnliche produktneuheiten, die es exklusiv oder erstmalig bei ludwig Beck zu kaufen gibt

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1 . LUDWIG BECK, „100 Years of Jazz“, 12 CDs, 39,90 € – 2 . Freudenhaus, sonnenbrille mit Jubiläumsgravur, 150 €,

limitierte Edition; Leuchtturm, „München“-Notizbuch, 14,95 €; Porsche Design, iPhone-Hülle, 99 € – 3 . codello, sei-

dentuch, 89,95 € – 4 . Thomas sabo, charm aus sterlingsilber, 59 €, limitierte edition – 5 . Abro, xL-Beuteltasche aus

Pythonleder, 649 € – 6. sinéquanone, cocktailkleid, 99,95 €, exklusiv-style für Ludwig Beck – 7. Talbot Runhof,

seidenkleid, 998 €, exklusiv-style für Ludwig Beck – 8 . Strenesse Blue, strassverziertes T-Shirt, 69 €

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exklusives vergnÜgen— Ob Mode, Musik oder Lebensart: ludwig Beck steht für stil

und eleganz. Das beweisen unsere ausgewählten JubiläumseDitionen, die sie nur im kaufhaus der sinne finden

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DAMENWAHL

1. Wolford, „Individual“-Strumpfhose, 28 x – 2 . Beck, Munich V-Pullover, erhältlich in 16 Farben, 45,95 x – 3 . Prin-

cesse Tam Tam, „Lovely“-Wäscheset, Push-up-BH, 54,95 x, Slip, 32,95 x ; Hanro, Trägerhemd, 32,90 x – 4 . Bogner,

Tasche aus Kalbleder, 499 x; Mabel, Gürtel, 79,95 x – 5 . Cambio, „Norah Straight“-Jeans, 99,90 x – 6. Akris Punto,

Blazer, 499 x, Akris Punto, Rock, 199 x – 7. Fräulein Trentini, Dirndl, 799 x – 8 . Patrizia Pepe, Kleid, 219 x

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— DIE MODE-EXPERTEN VON LUDWIG BECK haben ihre Lieblingsteile ausgewählt. Für DRUNTER UND DRÜBER,

für das Büro, die SONNENTERRASSE oder das OKTOBERFEST

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1. Strellson, Anzug, 299 € – 2 . Bogner, Fire+ice „Osteno“, Badeshort, 49,95 € – 3 . seidensticker, slim-Fit-Hemd mit

elasthan, 69,95 €; sonja kampy, seidenkrawatte, 35,95 € – 4. Heimatwerk, Lederhose aus Hirschleder, 379 € – 5. drykorn,

T-shirt, 29,95 €; Hugo Boss, Boxer shorts, 3er-set, 39,95 € – 6. Falke, „Tiago“-strümpfe, 10 € pro Paar – 7. Polo Ralph

Lauren, Polo-shirt, 79 € – 8 . Nudie Jeans, „Thin Finn“-Bluejeans, 99,95 €

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männersache— stil ist eine Frage Der haltung. Unsere Experten

aus der Herrenmode präsentieren Produkte, die jeder mann in seinem kleiderschrank haben sollte

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Page 60: Das Jubiläums- magazin von Ludwig Beck

— schOn Immer war der marktplatz das Zentrum Der staDt. In DermODerne erfÜLLen KaufhÄuser DIese funKtIOn. Erst recht im 21. Jahrhundert

e

TR Au M u n D R Au M

Ludwig Beck gehört zu

den Sehenswürdigkeiten

der Innenstadt wie der

Viktualienmarkt, das

Rathaus oder die Museen.

DIe GOLDene mItte

i n hER R MiTTLER En A LTER S , der, wie er

später erklären wird, aus dem Städtchen

Alexandria im uS-Bundesstaat Virginia

stammt, nähert sich einem Kiosk auf dem

Marienplatz und nimmt eine Postkarte aus

dem feingliedrigen Metallständer. Die Karte zeigt die

innenstadt aus der Luftperspektive. Der Besucher aus

Amerika muss sich vorkommen, als beobachte er sich

selbst mit Satellitensinnen. Das Postkartenmotiv zeigt

den Kiosk, das neugotische felsmassiv des Rathauses,

den Viktualienmarkt und die roten Dächer der Kauf-

häuser und Geschäfte. „ich war an allen diesen Orten“,

sagt der Mann, und fährt mit dem finger über das

foto – Museen und Königsschlösser, Marktplätze und

Kaufhäuser. Die Sehenswürdigkeiten.

Man hat eine Stadt nicht wirklich gesehen, wenn

man sich nicht in ihren Gassen verfahren oder ein paar

Geldscheine auf den Märkten und in Kaufhäusern

gelassen hat. Eine new York-Reise ist nicht vollständig

ohne einen Besuch im „Bloomingdales“, in hongkong

lockt der nachtmarkt mit Garküchen und Singvögeln

im Sonderangebot. in München, raten Reiseführer,

müsse man den Viktualienmarkt erlebt haben und die

traditionsreichen Kaufhäuser der Stadt.

Die Warenhäuser sind mehr als Gebrauchsoberfl ä-

chen und Konsumräume. nicht nur, weil die häuser und

Märkte durch unzählige Kaufhandlungen und Ausliefe-

rungen mit der Stadt verwoben sind, sondern auch, wie

der renommierte Architekt und Stadtforscher Wolfgang

Christ schreibt, „weil sie foren bieten, auf denen wir

einander begegnen können“. Das Kaufhaus als verdich-

teter Raum, in dem nicht nur Waren verschoben,

sondern auch informationen ausgetauscht werden,

Menschen und Meinungen aufeinanderprallen. Wolf-

gang Christ sagt: „Das ist das Privileg der City.“

Das gefällt auch dem Besucher aus Virginia. „Wir

haben nur highways und Einkaufszentren auf der

grünen Wiese“, erzählt er von zu hause, „und wenn man

Von tOBIas mOOrsteDt Illustration: aLeXIs ZurfLÜh

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Preise und Standorte von Produkten“, schreiben die Zukunftsforscher vom Büro MDK in einer Studie zum Thema, es reiche nicht aus, die Ware verfügbar zu machen. Die Kaufhäuser müssten auf Atmosphäre und „emphatisches, sensibles Personal“ setzen. Verkäufe-rinnen, die echten Rat geben. Einkäufer, die keine Standards bestellen, sondern schnell auf Trends reagieren, und Dinge finden, die zusammenpassen.

Kaufhausmanager werden zu Kuratoren einer Lebenswelt.

iE K Au fh ÄuSER DES 21. JA h R h u n DERTS sehen nicht mehr aus wie Paläste oder Kirchen, sondern orientieren sich an den fantasieräumen der Gegenwart, den futuristischen Museen, coolen Lofts und

edlen Designhotels. Wenn man ins Kaufhaus gehe, bemerkte der Politiker und spätere Außenminister Gustav Stresemann schon im Jahr 1900, „so heißt das nicht, dass man etwas besonders notwendig braucht, sondern man spricht wie von einem Ausflug, den man

etwa in einen schönen Orte der umgebung macht“. Die erfolgreichen Kaufhäuser der Gegenwart verstehen sich nicht als Warenumschlagplatz, sondern als Erlebnis-welt. im frühjahr 2011 sieht die Kosmetikabteilung „hautnah“ von Ludwig Beck aus wie der Backstage- Bereich einer Modenschau. Da stehen Klappstühle und Scheinwerfer, es gibt große flachbildschirme und einen Catering-Bereich. Schöne frauen sitzen auf den Stühlen und werden von Make-up-Künstlern noch ein wenig schöner gemacht – für den endlosen Laufsteg der Stadt.

Das attraktivste Angebot der Kaufhäuser aber sind wohl gar nicht die Produkte, sondern: die anderen Menschen. Der Konsument des 21. Jahrhunderst kann zwar mit Kreditkartennummer und Wi-fi-Passwort in jedem Shop der Welt einkaufen, sitzt jedoch meist allein vor dem Bildschirm. Die Schwerelosigkeit und Einsamkeit der virtuellen Existenz macht es wieder attraktiv, sich aufs fahrrad zu setzen und das hemd in der innenstadt zu kaufen – think global, act local. im Kaufhaus kann man für sich sein, wird aber auch angesprochen, angerempelt und überrascht. Das, was lange als großer nachteil der Kaufhäuser galt, dass sie an einen realen Ort gebunden sind und den Verkehr von physischen Gütern und Personen regeln müssen, wird zur Lebensversicherung für die Zukunft. Die Mischung aus Anonymität und sozialem Kontakt, freiheit und Eingebundenheit – das war schon immer das unwider-stehliche Versprechen der Stadt.

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Ludwig Beck am Rathaus eck–Textilhaus feldmeier AGMarienplatz 1180331 München

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Tobias Moorstedt

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Paul-Philipp Hanske,

Barbara Höfler,

Benedikt Sarreiter

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Daniel Schnitterbaum

SCh LuS SR EDA KTiOn

Julei M. Habisreutinger

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Holger Albrich, Valentino

Betz, Jean-Philippe

Delhomme, Feuer AG,

Benedikt Frank,

Stephanie Füssenich,

Häberlein & Mauerer AG,

Stefan Heinrichs, Wäis

Kiani, Matthias Kolb,

Nicole Kuhn, Kathrin

Maeurer, Nadja Mahmoud,

MXM Digital Service,

Alexander Neumann,

Eckhart Nickel, Albert

Ostermaier, Jochen Pahs,

Jens-Christian Rabe,

Josef M. Redl, Paul Sahner,

Evelyn Sand, Armin

Smailovic, Markus

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iM PR ESSu Mjemanden auf der Straße trifft, dann ist man mit hoher Wahrscheinlichkeit in einen Autounfall verwickelt.“

Kaufhäuser wie harrods in London, die Galeries Lafayette in Paris oder Ludwig Beck in München stehen im Zentrum und bilden den Kern der Stadt. und doch hatte man unlängst den Eindruck, dass diese häuser ein ähnliches Schicksal erwartet wie die Königsresidenzen und Kathedralen, dass sie eben zu Monumenten einer untergegangenen Epoche werden. Zeitungen verfass-ten Essays, die sich lasen wie Todesanzeigen, indem sie über „die Dinosaurier des handels“ schrieben. Der untergang fällt aus: Die Kaufhauskonzerne Macy’s und Saks haben den Aktienkurs seit 2009 verdreifacht. Auch Ludwig Beck meldet Rekordgewinne.

Die großen Kaufhäuser des 19. und 20. Jahrhun-derts orientierten sich an den Stilmitteln der Schlösser und Kirchen – mit Säulen, Giebeln, Glasfronten und ganz viel Licht. Bereits Aristide Boucicaut, der im Jahr 1838 in Paris das erste moderne Kaufhaus, das „Au Bon Marché“, eröffnete, bestand auf hohen Decken und weißen Wänden. Émile Zola schrieb in seinem Roman „Das Paradies der Damen“ über den ersten Kontakt eines jungen Mädchens mit dem Konsumzeitalter: „Das Warenhaus erschien unfassbar groß, zeigte sich ihr im Licht vergoldet, ähnlich einer Stadt mit ihren Prachtbauten, ihren Palästen, ihren Straßen, wo sich

jemals zurechtzufinden ihr unmöglich vorkam.“ Und

der Berliner Publizist und flaneur Alfred Kerr beschrieb die new Yorker Kaufhäuser im Jahr 1922 als „wahres Schlaraffenland“, das neue Paradies, das Land ohne Mangel. „Kathedrale des Konsums“ nannte man die institutionen bald. Der moderne Konsument aber verhält sich anders als ein Gläubiger oder untertan, er folgt nicht den heiligen Geschäftsgeboten und schreitet auch nicht ehrfürchtig durch die Verkaufs-räume, sondern sucht nach dem besten Angebot und einem individuellen Look. Das Kaufhaus, das eine Masse von Waren an eine Masse von Kunden verkau-fen will, bekam in der zweiten hälfte des 20. Jahrhun-derts ein Problem, da es vielleicht alle Waren unter ein Dach kriegte, aber nicht alle Milieus und Subkulturen – es war ein ganz ähnlicher Prozess, der Volksparteien und Massenmedien angriff. um nicht wirklich das Schicksal der Dinosaurier zu erleiden, musste sich der Organismus Kaufhaus den veränderten naturgesetzen und Lebensbedingungen der Marktnische anpassen, musste schneller, schlauer und auch schöner werden. „Kunden haben heute genaue informationen über

Das Kaufhaus ist ein Ort, an dem waren unD InfOrmatIOnen

getauscht werden – und ein Treffpunkt für menschen

Tobias MoorsTedT

Der Autor wurde 1977 in München geboren. Er arbeitet

als Journalist unter anderem für die „Süddeutsche

Zeitung“ und den Bayerischen Rundfunk. Seine Bücher

erscheinen bei Suhrkamp und im Rowohlt Verlag.

D

seit 1861

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— die Münchner Jeanette hain, nina ruge, Michael Mendl und SiMon VerhoeVen Sind eS gewohnt, vor der Kamera zu stehen.

Sie Sind die geSichter der JubiläuMSkaMpagne Von ludwig beck. ihr honorar spendeten sie für einen guten Zweck.

Vier dialoge über haltung, heiMat – und guten Stil

Fotos:

Starker auftritt

Michael Mendl

Der Schauspieler war lange Zeit am Theater, bevor er zum Film

ging. Seitdem steht er für so renommierte Regisseure

wie Dominik Graf, Dieter Wedel und Joseph Vilsmaier vor der

Kamera. Michael Mendl spendete sein Honorar der Organisation

Gegen NOMA e.V.

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Jeanette hain—

„Stil heißt, bei sich zu hause zu sein“

rau Hain, haben Sie manchmal Heimweh nach München?

H a i n ja. das merke ich, wenn ich in berlin an-

fange, bayerisch zu sprechen. dann packt mich die

sehnsucht nach meinen wurzeln. münchen ist für

mich jedes mal eine Zeitreise. es gibt so viele plätze, mit

denen ich erinnerungen aus meiner jugend verbinde. Zum

glück kann ich aber auch in berlin eine bayerische Tradition

ausleben: abends in der Kneipe trinke ich grundsätzlich

weißbier.

lu dw ig becK Inwiefern hat die Stadt Sie geprägt?

H a i n münchen hat mir geborgenheit und eine art ur-

vertrauen gegeben. die menschen dort habe ich als frei und

großzügig erlebt. wenn du nachts im englischen garten

nackt herumrennen würdest, dann würden dir die menschen

eher einen mantel anbieten, als dass du um dein leben

bangen müsstest.

lu dw ig becK Sie wurden auch in München entdeckt.

H a i n ja. ich studierte gerade Regie an der Filmhochschule,

als mich die Regisseurin sherry Hormann für die Titelrolle

in „die cellistin“ besetzte, der 1996 in die Kinos kam. dass

die Regisseurin mich damals von der straße weg als Haupt-

darstellerin engagierte, ist heute völlig unvorstellbar.

Michael Mendl—

„im Stil eines Menschen zeigt sich sein charakter“

err Mendl, Sie leben seit zwei Jahren in Berlin.

An welche Zeit in München denken Sie besonders

gern zurück?

men dl meine aufregendsten jahre waren

sicher die, in denen ich am Residenztheater oder an den

Kammerspielen engagiert war. 1981 kam ich für eine Tsche-

chow-inszenierung von Thomas langhoff das erste mal

nach münchen.

lu dw ig becK Und wurden von Publikum und Kritik gefeiert.

men dl das war ein absolutes Highlight in meiner Karriere.

eine ehre, dass langhoff mich als gastschauspieler in diese

inszenierung aufnahm. er galt damals als einer der wich-

tigsten Regisseure des deutschsprachigen Theaters. 1987

ging ich dann ans Residenztheater. auch das war eine

kompakte, intensive Zeit, die mein leben lange bestimmte.

lu dw ig becK Ihren Durchbruch beim Film hatten Sie 1992 mit

Sönke Wortmanns „Kleine Haie“.

men dl ich hatte glück, dass diese Karrieren so ineinander

übergingen. mittlerweile habe ich in über 120 Filmproduk-

tionen mitgewirkt, die mir ermöglicht haben, eine ungeheure

bandbreite an Rollen zu zeigen. nichts wäre für mich lang-

weiliger, als immer wieder den gleichen Typ mensch zu

spielen. ich meine, ein Typ ist man ja sowieso. aber wer im

schauspielerischen akt die Vielfältigkeit von menschen

darstellen will, kann das nur, wenn er selbst vielfältig ist.

lu dw ig becK Lassen sich denn jüngere Kollegen heute zu

schnell auf bestimmte Typen festlegen?

men dl Das passiert im Film wahrscheinlich zwangsläufig.

das geschäft ist unglaublich schnelllebig geworden.

man fokussiert sich auf Themen und Typen, die gerade

ange sagt sind und an der Kasse funktionieren. das kann aber

auch die entwicklung der persönlichkeit hemmen und dazu

führen, dass diese schauspieler in ihrer arbeit ganz

stehen bleiben. die Kollegen meiner generation versuchten,

jeden Tag aufs neue etwas vom leben einzuatmen, um sich

einen Fundus zu schaffen, aus dem heraus man geschichten

erzählen kann.

lu dw ig becK Sind Sie eigentlich ein Mann der alten Schule?

men dl ich hoffe doch.

lu dw ig becK Haben Männer der alten Schule grundsätzlich

mehr Stil?

men dl das meine ich nicht. guter stil ist in jeder generation

zu finden. Er ist kein Zustand, sondern eine konsequente

art und weise zu leben und sich auszudrücken. im stil eines

menschen zeigt sich sein charakter. wer ihn haben will,

sollte Haltung bewahren und seine Werte klar definieren.

wir müssen wach und neugierig bleiben. als schauspieler

sage ich: da habe ich was kapiert, da habe ich was gesehen.

das brauche ich, das verwerte ich, das ordne ich ein. aber ich

weiß: stil ist ein charakterzug, den man nicht spielen kann.

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pagne:

Feuer

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lu dw ig becK „Die Cellistin“ wurde aber ein großer Erfolg.

H a i n und es war mir schnell klar, dass ich in der schau- spielerei gefunden hatte, wonach ich suchte.lu dw ig becK Es geht Ihnen um Selbstfindung?

H a i n Um Selbstfindung und Entwicklung des eigenen Stils.

lu dw ig becK Was verbinden Sie mit Stil?

H a i n guter stil heißt für mich, bei sich zu Hause zu sein. er muss authentisch wirken. als mädchen bin ich in sachen mode gern gegen den strom geschwommen. meine mutter verbrachte damals ganze Tage mit mir bei ludwig beck. in diesem universum an ideen wurde ich meistens fündig.lu dw ig becK Stöbern Sie immer noch gern nach Kleidung?

H a i n wenn ich in münchen bin, gehe ich zu beck. es gibt für mich kein Kaufhaus, das so persönlich, individuell und eigen- willig ist: die musikabteilung, das wunderschöne strumpf-haus, die tolle Kosmetiketage. das Haus verändert sich und geht mit der Zeit, aber immer auf einfühlsame weise.

SiMon VerhoeVen—

„Stil ist die art und weise, wie du das chaos der welt in deine form bringst“

err Verhoeven, wie definieren Sie Stil?

V eR HoeV en jeder, der sich und seinen eigenen stil entfalten kann, sollte das als geschenk sehen. meine mutter hat immer gesagt: du musst deinem

leben eine Form geben. es geht darum, dass du morgens aufstehst und darum, wie du den Tag beginnst. stil ist die art und weise, wie du das chaos der welt in deine Form bringst.lu dw ig becK Haben Sie als Regisseur Ihren Stil gefunden?

V eR HoeV en grundsätzlich versuche ich, dynamisch, fließend und stimmig zu erzählen. Ich will Filme drehen, die

mit Hollywood mithalten können. ich möchte mit kleinen alltäglichen geschichten visuell großes Kino machen und eine welt schaffen, in die der Zuschauer hineingesogen wird. stil ist für einen Regisseur das Kriterium, ob er erfolg hat.lu dw ig becK Sind Sie unabhängig von der Meinung anderer?

V eR HoeV en Definitiv nicht. Ich will schon ein breites Pub- likum intelligent unterhalten. letztlich kann ich aber nur das machen, was mir selbst gefällt und was mich interessiert. manchmal ist das ein publikumsnaher Film wie „männerher-zen“, manchmal vielleicht eher ein arthaus-projekt. lu dw ig becK Im Herbst 2011 startet die Fortsetzung des Films

„Männerherzen“. Was erwartet die Zuschauer?

SiMon VerhoeVen

Der Sohn Senta Bergers und Michael Verhoevens kam früh in

Kontakt mit der Filmwelt. Er ist als Schauspieler und

auch als Regisseur erfolgreich: „Männerherzen“ (2009) und

„Männerherzen und die ganz, ganz große Liebe“ (2011).

Simon Verhoeven spendete sein Honorar der

Ambulanten Sozialpädagogik Charlottenburg e.V.

V eR HoeV en es geht mit richtigem schwung weiter. wir fangen genau da an, wo wir im ersten Teil aufgehört haben und wirbeln die Figuren ganz schön durcheinander. die Karten werden für jeden mann neu gemischt. ich denke, die Zuschauer werden spaß haben mit den Typen.lu dw ig becK Welcher dieser Figuren sind Sie am nächsten?

V eR HoeV en christian ulmen, der die Rolle von günter spielt, hat beim drehen zu mir gesagt: „das bist alles du.“ er hat sicherlich recht. die eifersuchtsanfälle, der Fußballwahn, die angst vor der schlabberhose, die eine Frau ab einem gewissen Zeitpunkt in der beziehung auspackt – das alles steckt auch in mir oder hat mit meinen erfahrungen zu tun.lu dw ig becK Was verbinden Sie mit Ludwig Beck?

V eR HoeV en als 12-jähriger bin ich nach der schule mit dem bus immer zum marienplatz gefahren, um dort mit meinen Kumpels noch ein bisschen abzuhängen. am Fischbrunnen oder bei ludwig beck. wir sind dann oft in die musikabtei-lung gegangen, haben cds gehört und uns in dem bistro ein sandwich gekauft. beck ist für mich münchen – volksnah und total unprätentiös.

JeaneTTe hain

Die Schauspielerin wuchs in München auf, wo sie auch die

Filmhochschule besuchte. Als Schauspielerin sieht man

sie sowohl auf der Bühne als auch im Kino und Fernsehen. So

spielte sie etwa in „Die Gräfin“, „Gier“ und „Poll“ mit.

Jeanette Hain spendete ihr Honorar dem

Albert-Schweitzer-Familienwerk Bayern e.V.

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nina ruge—

„Stil ist eine Stimme, die aus dem herzen spricht“

rau Ruge, wovon handelt heute die große Münchner

Gesellschaftskomödie?

Ruge auf jeden Fall von interessanten schönheits-

operationen. auch von affären und liebschaften.

lu dw ig becK Sie sind in München geboren und aufgewachsen.

Ruge Hört man, oder? (lacht) meine eltern waren beide

berliner und haben viel wert auf erziehung und sprache

gelegt. Zum essen gehörten bei uns servietten mit ser-

viettenringen. Wenn meine Schwester und ich anfingen,

Bayerisch zu sprechen, flogen die schon mal durchs Zimmer.

dabei mochten wir den dialekt, weil er so warm ist.

lu dw ig becK Haben Sie eine Münchner Seele?

Ruge ja, total. als ich im alter von neun jahren nach braun-

schweig zog, habe ich gelitten wie ein Hund. das klingt jetzt

kitschig, aber dort gab es diesen blauen Himmel nicht und die

weißen wölkchen. ich vermisste die klaren Rollen, auch in

der schule. in münchen wusste ich sozusagen, wo oben und

unten war. während mir in niedersachsen alles so larifari

vorkam. da stand man nicht auf, wenn der lehrer mit einem

sprach. und es wurde morgens auch nicht die bayerische

nationalhymne gesungen. die wärme und dieses bayerisch

Verwurzelte – das zu verlassen, ist mir schwer gefallen.

lu dw ig becK Erst 1997 kehrten Sie nach München zurück.

Ruge die stadt hatte sich natürlich verändert. ich musste sie

wieder völlig neu entdecken. unter anderem auch ludwig

beck. da war für mich die Kosmetikabteilung ein wunder-

land, weil so viele ausgefallene internationale marken im

sortiment waren, und es eine sehr gute beratung gab. mir

gefällt auch, dass die waren auf den Tresen offen präsentiert

werden. ganz anders als in einigen luxuskaufhäusern, in

denen man sich kaum traut, die sachen anzufassen.

lu dw ig becK Andere Frage: Tragen Sie auf der Wiesn Dirndl?

Ruge Klar. Ich fände es stillos, im Business-Outfit aufzukreuzen.

lu dw ig becK Hat Stil etwas mit Traditionsbewusstsein zu tun?

Ruge Zumindest wird er nicht gesteuert von magazinen. es

ist toll, wenn man ein gespür für mode hat, aber man muss

versuchen, den richtigen Filter einzusetzen. stil ist eine dia-

lektik zwischen mir und den schwingungen, die um mich

herum sind. er ist eine stimme, die aus dem Herzen spricht.

lu dw ig becK Wie sieht der typische Münchner Stil aus?

Ruge man genießt es, sich ein wenig Zeit zu lassen. die

stilistischen wellen schlagen in münchen nicht so hoch. die

bekenntnis zu einem lässigen, aber edlen schick, das ist ein

bisschen common sense. leider aber auch die goldknöpfe

an den blazern und sakkos. und die einstecktücher.

lu dw ig becK Anderswo gelten Münchner gern als Angeber?

Ruge sie zeigen selbstbewusster, wenn sie was haben. das

stimmt schon. weil es eben einfach auch viele gibt, die

wohlhabend sind. natürlich existieren hier soziale unter-

schiede, aber sicher nicht so krass wie in berlin beispielswei-

se. wenn ich an den klassischen münchner denke, kommt

mir gleich bernd eichinger in den sinn. er hat für mich den

typischen münchner bohemien verkörpert, der ausdrückte:

ich lasse mich von Konventionen nicht terrorisieren. ich

mache meine eigenen dinger und sprenge dafür, wenn es mir

passt, auch jeden Rahmen. ein mann mit großartigem stil.

lu dw ig becK Könnten Sie einen Mann lieben, dem Mode

vollkommen egal ist?

Ruge sie meinen, der sich schlecht anzieht? damit hätte ich

ein problem. da müsste die liebe schon sehr groß sein.

nina rUGe

Die in München geborene Nina Ruge arbeitete zuerst als

Lehrerin, bevor sie im Fernsehen Sendungen wie das

„heute journal“ und „leute heute“ moderierte. Zusammen mit

ihrem Mann lebt sie heute wieder in München.

Nina Ruge spendete ihr Honorar den

„Netzwerkfrauen“ der LAG Selbsthilfe Bayern.

„wenn ich an den klaSSiSchen Münchner denke, kommt mir sofort bernd eichinger in den Sinn: er ließ sich von konVentionen nicht terrorisieren“

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— Als lUdwig beck gegründet wurde, trugen die meisten Menschen noch Uniform. wie wird sich stil in den kommenden 150 Jahren verändern? Die aktuelle Mode-Vorhersage

eisende, die im Jahr 2011 ein Flugzeug von münchen nach Los angeles besteigen, haben das Gefühl, dass die hightech-maschine sie nicht über den Ozean transportiert, sondern zurückbringt in die Vergan-genheit. in der Businessklasse sitzen männer mit

schmalen Krawatten und hüten, die Frauen tragen Bleistiftröcke und knallroten Lippenstift. nur die iPads und smartphones, die die Passagiere mit routinierten Fingerstrichen bedienen, beweisen, dass man sich doch nicht in den 50er-Jahren befindet, sondern im

Luftraum des 21. Jahrhunderts.ausgelöst wurde der aktuelle retro-Trend von der Fernseh-

serie „mad men“, welche die irrungen und Wirrungen einer Gruppe von Werbern im new York der frühen 60er-Jahre zum Thema hat. einer Zeit, in der männer noch hüte besaßen und sie auch zuweilen höflich lüfteten, und Frauen Strapse, Korsage und Hand-schuhe trugen.

schon seltsam: hätte man 1950 schulkinder darum gebeten, zu zeichnen, wie sie sich die Kleidung der menschen im Jahr 2011 vorstellen, dann hätten sie vermutlich hautenge Gummianzüge gemalt und silberne Capes. heute, zehn Jahre nach der angekündigten

stil-apokalypse in „2001 – a space Odyssee“ tragen wir immer noch keine Astronautenkleidung, und vom modischen Einfluss der

außerirdischen ist auch nichts zu spüren. stattdessen laufen die 30- und 40-Jährigen herum wie ihre Großeltern (nur eben mit iPads und smartphones in der Tasche).

die Gegenwart träumt immer von der Zukunft und sucht gleich- zeitig in der Vergangenheit nach passenden Zeichen, schnitten und Posen. die evolution der mode und des stils ist deshalb keine lineare entwicklung. nein, da sind Zeitsprünge, rückblenden und Wurm- löcher. Und nur so ist es möglich, dass die menschen des 21. Jahrhun-derts plötzlich den stil der frühen 60er-Jahre importieren; eigentlich ja einer prüden Ära, in der der einzelne wenig stilistische Freiheiten hatte. in der Gegenwart, in der man ohne Probleme im T-shirt zum meeting kommen kann, ist der anzug aber kein Zeichen des Konfor-mismus mehr, sondern ein akt der rebellion. so ändern sich die Zeichen und die Zeiten.

Es ist deshalb unmöglich, den Modefilm, diese Abfolge aus

Bildern, Farben und Gesten, vorzuspulen und darüber zu spekulieren, wie guter stil in 150 Jahren aussehen wird. aber eines ist sicher: mit raumschifftauglichen stretchanzügen und solarzellen-Couture wird es wenig zu tun haben. Guter stil, heißt es, ist zeitlos, und das merkt man daran, dass die Looks von audrey hepburn auch im 21. Jahr- hundert auf den Laufstegen und Bürgersteigen immer wieder neu interpretiert werden. der moment, in dem Bianca Jagger vor nun auch schon wieder 30 Jahren auf einem weißen Pferd in einen new Yorker Club einritt, ist uns weniger wegen ihres perfekten Körpers oder des schulterfreien Kleides in erinnerung geblieben, sondern wegen ihrer ausstrahlung, dieser mischung aus mut, ich-stärke und der sensibilität für den augenblick. stil eben.

im 19. Jahrhundert war Kleidung weitgehend gleichbedeutend mit Uniform. im 21. Jahrhundert gibt es weniger Konventionen und regeln. das macht das spiel des stils schwieriger – und unglaublich spannend. Im Internet finden sich mehr Kleidungsstücke und

informationen, als reale magazine und modeschauen abbilden können. man kann alles sehen und auch alles gleich bestellen. der stil des 21. Jahrhunderts ist durch eine ungeheure Geschwindigkeit gekennzeichnet – und durch Freiheit. Wir haben einen riesigen handlungsspielraum, nehmen zweimal „alt“ und machen daraus etwas neues. Wir mischen teuer, günstig und umsonst. Wir kombinie-ren die Pelzmäntel der Oma mit Jeans und Turnschuhen, und investieren 1 000 euro in eine Lederjacke, die früher von Punks getragen wurde, heute aber einlass in den begehbaren Kleiderschrank der high society gefunden hat. stil lebt mit uns und in uns und ist schwerer vorauszusagen als das Wetter in Zeiten des Klima- wandels. Und eigentlich will man ja auch gar nicht wissen, wie der Modefilm weitergeht, denn es sind ja die Spannung und die ewige

suche nach dem richtigen Look für den moment, die den Gang zum Kleiderschrank oder in die Läden so reizvoll machen. den stil der Zukunft gibt es nicht. Wir entdecken ihn immer wieder neu. Jeden Tag und jede minute und auch in der kommenden saison.

science- FAshion

VonIllustration:

r

WÄIS KIANI

Die Autorin wurde in Hessen geboren, ist aber „im Herzen eine

Ur-Bayerin“. Als Modekritikerin arbeitet sie für deutsche

und internationale Magazine. Zuletzt erschien von ihr als Buch

„Nichts anzuziehen! – Geschichten aus dem Kleiderschrank“.

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www.ludwigbeck.de