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Nuru das kleine Zebra Ein Kinderbuch über den Strassenverkehr Astrid Graf & Marcel Fufajé

das kleine Zebra - FUFAJE.CHfufaje.ch/pdf/Nuru_Kinderbuch.pdf · „Warum weinst du?“, ... „Mein Name ist Nuru und ich möchte nach Hause zu Mama und Papa“, und schon wieder

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Nuru das kleine Zebra

Ein Kinderbuch über den Strassenverkehr

Astrid Graf & Marcel Fufajé

Impressum:

Herausgeber: Stadtpolizei Zürich

Text: Astrid GrafIllustration: Marcel Fufajé Druckerei: Schellenbergdruck AG

Ausgabe 2008

Stadtpolizei Zürich

Endlich ist es wieder so weit. Der Zirkus ist in der Stadt. ¨Das grosse Zelt steht und alle Artisten und Tiere bereiten sich für die grosse Vorstellung am Abend vor. Der grosse Zauberer, die lustigen Clowns, Seiltänzer,Feuerschlucker, Raubkatzen, Elefanten, Bären und Zebras.

Impressum:

Herausgeber: Stadtpolizei Zürich

Text: Astrid GrafIllustration: Marcel Fufajé Druckerei: Schellenbergdruck AG

Ausgabe 2008

Stadtpolizei Zürich Abs1:5

Aber Halt! Was ist denn da? Im Stall steht ganz alleine das kleine Zebra Nuru. Nuru ist traurig und enttäuscht, weil es am Abend nicht mit den anderen Tieren zusammen im Zirkus auftreten darf. Alles Betteln hat nichts genützt.

„Du bist noch viel zu klein“, hat Papa Zebra gesagt, und Mama Zebra meinte: „Es wäre einfach zu gefährlich, du könntest ja von einem Elefanten zertrampelt werden!“ Daraufhin hat sich Nuru trotzig in die hinterste Ecke des Stalls verkrochen.

Dort steht es nun und schmollt vor sich hin: „Es ist einfach gemein, dass ich nicht mit den anderen zusammen in der Manege auftreten darf. Und langweilig ist es auch so ganz alleine.“

Obwohl es weiss, dass es den Zirkus nicht verlassen darf, beschliesst Nuru, sich die grosse Stadt anzuschauen. „Es ist ja bereits dunkel, da wird mich niemand sehen. Ausserdem hat die Zirkusvorstellung gerade eben begonnen. Bis zum Ende der Vorstellung werde ich wieder zurück sein. Niemand bemerken, dass ich weg war.“Nuru schleicht sich auf ganz leisen Hufen aus dem Stall und galoppiert schnell davon.

„Uiiiii, ist das toll!“, jauchzt das kleine Zebra, als es die vielen Lichter der Grossstadt sieht. Es springt von einer Gasse zur anderen und schaut sich die schön dekorierten Schaufenster der verschiedenen Geschäfte an. Zwischendurch trinkt es Wasser aus den zahlreichen Brunnen und frisst etwas Gras von den Wiesen der Parks.

Nuru hat die ganze Stadt für sich alleine, da die meisten Leute bereits zuhause in ihren Betten liegen. Es gibt so viel zu entdecken und zu erforschen. Die Zeit vergeht wie im Flug und die vielen Eindrücke machen das kleine Zebra schnell müde. „Ich werde mich nur kurz ausruhen und dann ganz schnell zum Zirkus zurück laufen“, gähnt Nuru. Doch kaum hat sich Nuru auf einer Wiese hingelegt, fallen dem Zebra auch schon die Augen zu und kurze Zeit später schläft es tief und fest.

Als Nuru am nächsten Morgen aus seinem Schlaf erwacht, geht bereits die Sonne auf. Die Strassen haben sich mit Menschen und Fahrzeugen gefüllt und der Lärm von Verkehrund Baustellen schmerzt in den grossen Zebraohren.Nuru bekommt grosse Angst und will nur noch nach Hause in den Zirkus - Aber wo ist der Zirkus? Das kleine Zebra hat sich auf seinem nächtlichen Ausflug verlaufen.

Es weiss nicht mehr, in welche Richtung es gehen soll und rennt voller Panik auf die Strasse. „Achtung, pass auf!“, rufen ein Junge und ein Mädchen dem kleinen Zebra zu. Reifen quietschen und Autos hupen. Nuru stellt sich auf seine Hinterbeine und kann so gerade noch rechtzeitig einem Auto ausweichen. Schnell galoppiert es zurück aufs Trottoir, lässt den Kopfhängen und fängt vor lauter Schreck an zu weinen.

„Warum weinst du?“, fragt das Mädchen das Zebra. „Ich bin vom Zirkus weggelaufen und weiss nun den Weg dorthin nicht mehr“, schluchzt Nuru.

„Ach du armes Tier! Du hast vorher grosses Glück gehabt, dass es keinen Unfall gegeben hat. Es ist sehr unvorsichtig von dir, einfach so auf die Strasse zu rennen“, sagt der Junge. „Mein Name ist übrigens Tomi und das ist meine Freundin Tina. Und wer bist du? Hast du auch einen Namen?“Das Zebra antwortet mit zitternder Stimme: „Mein Name ist Nuru und ich möchte nach Hause zu Mama und Papa“, und schon wieder kullern dem kleinen Zebra dicke Tränen über die Wangen.

„Du musst nicht traurig sein, wir werden dir helfen zum Zirkus zurück zu finden“, beruhigt es Tina.„Würdet ihr das wirklich für mich tun?“, fragt das kleine Zebra. Tomi streichelt Nuru über die Mähne und flüstert ihm ins Ohr:„Natürlich, dafür sind doch Freunde da. Und wir sind doch Freunde, oder?“ „Oh ja! Wir sind Freunde. Vielen Dank“,freut sich das kleine Zebra und kann bereits wieder lächeln.

„Weißt du Nuru“, sagt Tomi, „bis zum Zirkus ist es ein weiter Weg. Wir müssen über viele Strassen gehen. Es ist deshalb wichtig, dass du lernst, wie man richtig eine Strasse überquert. Wir haben das im Kindergarten von der Polizistin, Frau Graf, gelernt. Es ist gar nicht so schwer, wir werden dir auf dem Heimweg alles zeigen.“

Gemeinsam machen sich das kleine Zebra und seine neuen Freunde auf zur nächsten Strasse. Auf dem Weg dorthin erklären Tina und Tomi dem Zebra, dass man nicht einfach auf die Strasse rennen darf: „Das ist viel zu gefährlich, denn wenn wir nicht aufpassen, kannes einen Unfall geben.“

Tomi zeigt auf die Strasse und fragt das kleine Zebra: „Schau Nuru, siehst du die gelben Streifen hier auf der Strasse?“„Oh, ja. Die sehen ja fast aus wie meine, nur dass sie nicht weiss, sondern gelb sind, „ erwidert Nuru.„Da hast du Recht, darum heissen sie Zebrastreifen“, schmunzelt Tina.„Man nennt sie auch Fussgängerstreifen, weil sie eine grosse Hilfe für die Fussgänger sind“, ergänzt Tomi.

Am Strassenrand bleibt Tina stehen. „Nuru, siehst du diesen grauen Stein am Rand der Strasse? Das ist der Randstein. Hier müssen wir mit beiden Füssen stehen bleiben und warten.“

Tomi steht neben Nuru am Randstein und dreht den Kopf auf beide Seiten. „Los, Nuru! Schau wie ich, gut nach links und nach rechts!“

Tina tut es Tomi gleich und gibt Nuru den nächsten Hinweis: „Achtung, Nuru! Höre nun ganz genau hin, ob auch kein Fahrzeug kommt, welches du vielleicht noch nicht sehen kannst!“

Tina erzählt Nuru, was sie im Kindergarten von der Polizistin gelernt haben: „Wenn wir sicher sind, dass kein Fahrzeug kommt, dürfen wir die Strasse überqueren. Aber Achtung! Wir rennen nicht über die Strasse, sondern gehen ganz normal. Zudem schauen wir während des Gehens nochmals nach links und nach rechts. So können wir die Strasse sicher überqueren.“

„Was ist denn das Komisches?“, fragt das Zebra erstaunt, als es die nächste Strasse erblickt.„Das ist eine Fussgängerinsel“, erklärt Tomi. „Sie ist eine Hilfe für uns. Dank ihr können wir breite Strassen in zwei Abschnitten überqueren.“ Nuru schaut Tomi an und jam-mert: „Ach, das ist alles so kompliziert. Nun habe ich erst gelernt, wie man eine einfache Strasse überquert und jetzt so was.“„Aber Nuru, es ist doch egal, ob es sich um eine schmale oder eine breite Strasse handelt“, beruhigt Tina. „Wir müssen bei jeder Stras-se das Gleiche tun. Und weißt du noch, was das alles ist, Nuru?“ Das kleine Zebra denkt laut nach: „Mmhh, lass mich überlegen... Ja! Jetzt weiss ich es wieder.

„Bravo Nuru! Das ist alles richtig, wir sind ja so stolz auf dich“, gratuliert Tina dem kleinen Zebra. Gemeinsam gehen unsere drei Freunde bis zur Mitte der Strasse und bleiben auf der Fussgängerinsel stehen. Tomi sagt: „Schau Nuru, genau wie am Strassenrand hat es auch hier einen Randstein. Bei diesem müssen wir ebenfalls stehen bleiben, aber alles andere bleibt sich gleich.“

Zusammen wiederholen alle drei laut, wie man sicher eine Strasse überquert: „WARTE, LUEGE, LOSE, LAUFE!“

Nachdem sie die breite Strasse hinter sich gelassen haben, spazieren unsere drei Freunde durch einen grossen Park. Da ruft plötzlich jemand hinter ihnen: „Hallo Tina! Hallo Tomi!“ Als sie sich umdrehen, sehen sie dort eine Polizistin stehen. „Grüezi Frau Graf“, grüssen Tina und Tomi zurück.

„Schau Nuru, das ist Frau Graf, die Polizistin vom Kindergarten.“

„Guten Tag Frau Polizistin, ich bin Nuru das Zebra“, stellt sich Nuru vor und erzählt der Polizistin, was es in der Stadt alles erlebt und von Tina und Tomi gelernt hat.

Frau Graf legt Nuru einen Leuchtbändel um den Hals. Genau so einen tragen auch Tina und Tomi. Nuru hat sich schon die ganze Zeit gefragt, wofür dieser gut sein soll. Frau Graf erklärt: „Damit können dich die Fahrzeuglenker besser sehen. Im Kindergarten erhalten alle Kinder einen solchen Leuchtbändel.Ich möchte dir darum auch einen schenken.“

Voller Stolz bedankt sich Nuru bei Frau Graf. „Auf Wiedersehen und vielen Dank“, verabschiedet sich das Trio.

Am Ende des Parks gelangen unsere Freunde an eine Strasse mit einer Ampel. „Na nu, was soll denn das?“, wundert sich Nuru, als es die Ampel sieht.

„Das ist eine Ampel, die zeigt uns an, wann wir die Strasse überqueren dürfen. Steht sie auf Rot, müssen wir warten. Rot heisst stehen bleiben“, erklärt Tina.

„Erst wenn die Ampel auf Grün gewechselt hat, dürfen wir die Strasse überqueren. Aber Achtung, auch hier gilt: Zuerst immer nach links und rechts schauen. Denn es gibt auch Fahrzeuge, welche abbiegen und ebenfalls Grün haben. Deswegen müssen wir vor dem Überqueren der Strasse wieder gut auf beide Seiten schauen und auch wieder genau hinhören.“

„Was aber tun wir, wenn die Ampel auf Orange steht? Wenn wir uns noch auf dem Trottoir befinden, bleiben wir stehen und warten, bis sie wieder Grün anzeigt. Denn auf Orange folgt Rot, und das heisst: Stehen bleiben! Befinden wir uns allerdings schon auf der Strasse, wenn die Ampel auf Orange schaltet, bleiben wir nicht mittendrin stehen und kehren auch nicht um. Wir gehen weiter bis auf die andere Seite, ohne dabei zu rennen.“

Als die drei die Strasse mit der Ampel überquert haben, ruft Nuru plötz-lich ganz aufgeregt: „Tina, Tomi, schaut! Da vorne! Ich sehe den Zirkus.“Und tatsächlich, die Spitze des gestreiften Zirkuszelts ist bereits deutlich zu erkennen. Nuru ist erleichtert, aber auch etwas beunruhigt: „Was werden wohl Papa und Mama Zebra sagen? Haben sie sich grosse Sorgen gemacht? Werden sie böse sein auf Nuru?“Mit seinen Gedanken ist Nuru bereits zuhause im Zirkus und achtet daher nicht mehr so genau darauf, wo es hinläuft.„Halt Nuru!“, ruft Tomi. „Da ist eine Strasse!“ Sofort bleibt Nuru stehen und stellt verdutzt fest: „Aber da hat es doch gar keinen Zebrastreifen.“

„Weißt du Nuru, nicht alle Strassen haben einen Zebra-streifen. Kleinere Strassen oder auch Wohnstrassen haben manchmal keinen. Das macht aber nichts, denn auch hier gilt das Gleiche wie bei jeder anderen Strasse“, erklärt Tomi dem Zebra geduldig.

„Aha! In diesem Fall weiss ich wie es geht“, jauchzt Nuru und macht sich bereit, die Strasse wie gelernt zu überqueren.Tina aber warnt das Zebra: „Achtung! Siehst du nicht, dass hier parkierte Autos am Strassenrand stehen?“„Klar sehe ich diese. Sie stehen jedoch still und es sitzt niemand drin“, erwidert Nuru.

„Da hast du Recht Nuru, aber sie verdecken uns die Sicht auf die Strasse. Wir können nicht erkennen, ob ein anderes Fahrzeug kommt oder nicht.“

„Mmhh, ich verstehe“, sagt Nuru, „aber was tun wir denn jetzt?“„Ganz einfach!“, antwortet Tomi. „Zuerst bleiben wir wie gewohnt beim Randstein stehen und schauen gut nach links und rechts. Anschliessend müssen wir sicher sein, dass keines der parkierten Autos wegfahren will. Dann gehen wir langsam einige Schritte zwischen diesen nach vorn, bis wir die ganze Strasse auf beide Seiten überblicken können.“

Als unsere drei Freunde zwischen den parkierten Fahrzeugen stehen, nähert sich von links ein Fahrzeug. Als der Fahrer die Gruppe bemerkt, hält er an, und gibt ein Zeichen, dass sie die Strasse überqueren können. Bevor Nuru jedoch einen Schritt nach vorne machen kann, hält Tina das Zebra erneut zurück: „Halt! Auch wenn ein Fahrzeug anhält, dürfen wir nicht vergessen, nochmals auf die andere Seite zu schauen. Vielleicht kommt von dort ebenfalls ein Fahrzeug. Und was, wenn dieses nicht anhält?“

Auf der anderen Strassenseite angekommen, ist Nuru vor Auf-regung nicht mehr zu halten. „Tina, Tomi! Los, lauft schneller, ich kann es nicht erwarten, endlich wieder bei meinen Eltern zu sein.“„Wir können aber nicht so schnell laufen wie du, denn wir haben nur zwei Beine und nicht vier“, erwidert Tina.„Dann setzt euch doch auf meinen Rücken. So kann ich mit euch zum Zirkus galoppieren, dann sind wir viel schneller“, schlägt Nuru vor.Das lassen sich Tina und Tomi natürlich nicht zweimal sagen. Geschwind klettern sie auf den Rücken des Zebras.„Haltet euch gut fest! Es wird ein wenig schütteln“, ruft Nuru nach hinten und galoppiert über die grüne Wiese in Richtung Zirkus.

Dort erkennen Mama und Papa Zebra ihren kleinen Ausreisser schon von weitem und springen ihm entgegen. Sie sind überglücklich, dass Nuru wieder zu Hause ist. Papa Zebra vergisst vor Freude sogar mit dem kleinen Zebra zu schimpfen, und Mama Zebra hat vor Erleichterung Tränen in den Augen.

„Mama, Papa, schaut! Das sind meine Freunde Tina und Tomi. Sie haben mir geholfen, den Weg nach Hause zu finden“ erzählt Nuru ganz aufgeregt. „Wir haben ja so viel Spannendes zusammen erlebt und ich habe von ihnen gelernt, wie man sicher eine Strasse überquert.“„Ist das wirklich wahr?“, fragt Mama Zebra die beiden Kinder.Tina und Tomi nicken mit dem Kopf: „Klar doch, und Nuru kann es auch schon richtig gut.“„Wenn das so ist, bin ich sehr stolz auf dich, Nuru. Du bist nun doch schon richtig gross und darfst von jetzt an auch im Zirkus auftreten“, verspricht Papa Zebra.Nuru ist überglücklich und macht vor lauter Freude riesige Luftsprünge.

Tina und Tomi werden als Dank für ihre Hilfe in die Zirkusvorstellung am Abend eingeladen. Sie dürfen in der vordersten Reihe am Rand der Manege sitzen und geniessen das abwechslungsreiche Zirkusprogramm.Als Nuru endlich zum allerersten Mal die Manege betritt, klatschen Tina und Tomi ganz fest in die Hände und winken dem kleinen Zebra voller Freude zu. Es ist ein wunderschöner Abend, welchen Tina, Tomi und natürlich auch Nuru niemals vergessen werden.

Nach der Zirkusvorstellung liegt das kleine Zebra erschöpft aber zufrieden im Stall, und bevor ihm vor Müdigkeit die Augen zufallen, denkt es nochmals an den tollen Tag mit seinen Freunden. Nuru will auf keinen Fall vergessen, was es heute Wichtiges gelernt hat:

„Wie überquert man sicher eine Strasse?“ Ganz leise sagt es das wichtigste nochmals vor sich hin:

„Warte, Luege, Lose, Laufe!“