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Der Patient steht im Mittelpunkt von Mechtild Pfeiffer-Krahl Rezepte für morgen suchte eine Gruppe engagierter Gesundheitsexperten beim Parlamentarischen Abend in Frankfurt, zu dem das Gesundheitsnetzwerk Rhein-Main Experten aus dem Gesamtkomplex Gesundheitswesen in den Frankfurter Römer eingeladen hatte. Die Initiative des Klinikums Frankfurt-Höchst lotete an diesem Abend Lösungen aus, den Anforderungen an eine bevölkerungsbezogene Sektor übergreifende Medizin näher zu kommen. Es ging darum, gemeinsam neue Wege in der ambulant- stationären Zusammenarbeit zu finden, um eine flächendeckende, wohnortnahe und hochwertige Gesundheitsversorgung zu sichern. Hochrangige Vertreter aus Bund, Land und Kommunen hatten sich die Veranstalter auf das Podium eingeladen und die Diskussion wegen der umfangreichen Thematik in zwei Blöcke eingeteilt. Die erste Runde befasste sich mit den Chancen und Risiken aus Sicht der Versorger. Nina Walter von der Landesärztekammer Hessen zeigte sich überzeugt: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, können wir in Deutschland in Zukunft eine gute medizinische Versorgung nicht mehr gewährleisten.“ Es bestehe also dringender Handlungsbedarf unter Einbeziehung der Ärztekammern, Kassenärztlichen Vereinigungen, Gebietskörperschaften, Krankenhausgesellschaften, Kostenträger und Pflegeverbände. Für den zuständigen Referatsleiter im Hessischen Sozialministerium Jochen Metzner sind die Vermeidung von Unterversorgung und die Sicherung der Notfallversorgung primäre Ziele. Und er sieht eine adäquate Versorgung chronisch und altersbedingter Erkrankungen als wichtige Aufgabe der Krankenhausplanung.

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Der Patient steht im Mittelpunktvon Mechtild Pfeiffer-Krahl

Rezepte für morgen suchte eine Gruppe engagierter Gesundheitsexperten beim Parlamentarischen Abend in Frankfurt, zu dem das Gesundheitsnetzwerk Rhein-Main Experten aus dem Gesamtkomplex Gesundheitswesen in den Frankfurter Römer eingeladen hatte. Die Initiative des Klinikums Frankfurt-Höchst lotete an diesem Abend Lösungen aus, den Anforderungen an eine bevölkerungsbezogene Sektor übergreifende Medizin näher zu kommen. Es ging darum, gemeinsam neue Wege in der ambulant-stationären Zusammenarbeit zu finden, um eine flächendeckende, wohnortnahe und hochwertige Gesundheitsversorgung zu sichern.

Hochrangige Vertreter aus Bund, Land und Kommunen hatten sich die Veranstalter auf das Podium eingeladen und die Diskussion wegen der umfangreichen Thematik in zwei Blöcke eingeteilt.

Die erste Runde befasste sich mit den Chancen und Risiken aus Sicht der Versorger. Nina Walter von der Landesärztekammer Hessen zeigte sich überzeugt: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, können wir in Deutschland in Zukunft eine gute medizinische Versorgung nicht mehr gewährleisten.“ Es bestehe also dringender Handlungsbedarf unter Einbeziehung der Ärztekammern, Kassenärztlichen Vereinigungen, Gebietskörperschaften, Krankenhausgesellschaften, Kostenträger und Pflegeverbände.

Für den zuständigen Referatsleiter im Hessischen Sozialministerium Jochen Metzner sind die Vermeidung von Unterversorgung und die Sicherung der Notfallversorgung primäre Ziele.Und er sieht eine adäquate Versorgung chronisch und altersbedingter Erkrankungen als wichtige Aufgabe der Krankenhausplanung.

Eine Lockerung zwischen den ambulanten und stationären Versorgungsgrenzen werde zu einer qualitativen Verbesserung der Patientenbetreuung führen und auch die Zufriedenheit der behandelnden Ärzte verbessern, prognostizierte Dr. med. Hans-Friedrich Spieß, 2. Vizepräsident der Bundesverbandes der Internisten.

Naturgemäß sah der Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thorax-chirurgie am Klinikum Frankfurt-Höchst Prof. Dr. med. Matthias Schwarzbach das Krankenhaus als „tragende Einheit“ im Flottenverband mit den Gesundheitspartnern. Eine Komplettversorgung auf höchstem Niveau und zwar unabhängig vom Versicherungsstatus, fordere ein hohes Maß an gegenseitiger Akzeptanz.

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Parlamentarischer Abend im Frankfurter Römer, Plenarsaal

In der zweiten Runde wurde über Chancen und Risiken aus Sicht der Finanzierung und Demografie diskutiert. Hier trat Thomas Bodmer vom Vorstand der DAK Gesundheit dafür ein, den Krankenhäusern spürbare Anreize zu bieten, um die Kosteneffektivität der Gesundheitsversorgung verbessen zu können.

Gegen die Interessen der Patienten spreche allerdings, gab der Geschäftsführende Gesellschafter des Instituts für Gesundheits-System-Forschung Dr. med. Jörg Weidenhammer zu bedenken, dass es durch die Zulassung von mehr ambulanter Leistung im Krankenhaus vielerorts zu mehr Abschottung anstatt Gemeinsamkeit gekommen sei.

Großen Herausforderungen sieht sich in den nächsten Jahren die forschende Arzneimittelindustrie gegenüber. „Im Bereich unserer Kernkompetenz erforschen wir Arzneimittel für die Prävention und Behandlung relevanter Krankheiten,“ betonte Dr. med. Johannes Knollmeyer, Direktor Gesundheitspolitik von Sanofi-Aventis Deutschland. In vielen Bereichen gebe es noch ein großes Verbesserungspotential wie beispielsweise in der Impfprävention. Um die Behandlung unter- und fehlversorgter chronischer Krankheiten zu optimieren, müssten sich alle Systembeteiligten auf konkrete Maßnahmen verständigen. Mit Blick auf den demografischen Wandel und der damit verbundenen längeren Lebensarbeitszeit gehe es in den nächsten Jahren darum, „die Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten und die vollständige Teilhabe ohne Fremdhilfe zu erreichen,“ so Knollmeyer.

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Der Patient stand natürlich im Mittelpunkt des Parlamentarischen Abends und so hatte das Gesundheitsnetzwerk Rhein-Main den Präsidenten von Das PatientenForum e.V., Bundesverband für Patienten- und VersichertenInteressen, Gesellschaft für internationale Patienten- und VersichertenInteressen, Manfred Pfeiffer, in die Podiumsrunde eingeladen.

Pfeiffer äußerte sich zwar positiv über das deutsche Gesundheitswesen, zählte dann aber einige der wichtigsten Anliegen aus dem Sorgenpaket der Patienten auf. Beim Entlassmanagement, also dem Übergang aus der Klinik in den niedergelassenen Bereich, klemme es teilweise noch gewaltig. Hier müssten eine zeitnahe Übermittlung medizinischer Entlassungsberichte und eine nahtlose ambulante Medikamentenversorgung unter Einbeziehung des Apothekers gewährleistet sein. Es gehe aber auch um eine reibungslose und zielgerichtete Aufnahme in die Klinik

„Nicht nur die zunehmende Lebenserwartung sondern auch die Globalisierung mit der weiter wachsenden weltweiten Reisetätigkeit stellen uns bei ungewohnten und mehr oder minder „ausgerotteten“ Erkrankungen vor neue Herausforderungen“, zeigte sich der Patientenvertreter besorgt.

Pfeiffer appellierte aber auch an die Patienten und Versicherten, sich ihrer Eigenverantwortung bewusst zu sein und durch entsprechende Lebensführung ihren Beitrag zu einer effektiven Prävention zu leisten.

Dr. med. Jörg Weidenhammer (links) Patientenvertreter Manfred Pfeiffer

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Zum Abschluss der Veranstaltung richtete Prof. Dr. med. Markus Müller-Schimpfle, Vorstandsmitglied des Gesundheitsnetzwerkes Rhein-Main und Chefarzt der Klinik für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin des Klinikums Frankfurt-Höchst differenzierte Apelle an alle Interessenvertreter:

Die Politik forderte er auf, sich unbedingt für Bürokratieabbau einzusetzen, „damit sich Pfleger und Ärzte ihrer eigentlichen Aufgabe widmen können.“Die Krankenhaus- und Kostenträger sollten den vorhandenen Kompetenzen den Raum und die Entfaltungsmöglichkeiten einräumen, die den Patienten dienen.Den Ärzten legte er nahe, Ängste vor ambulant-stationären Integrationskonzepten abzubauen und „alles für eine vertrauensvolle, kompetente Zusammenarbeit zu tun.“Dem Patientenvertreter schließlich empfahl Müller-Schimpfle, Kompetenzen, Kooperation und Behandlung auf höchstem Niveau zu fordern und kritisch jegliche Konzepte in der Gesundheitsversorgung zu prüfen.

Sörgenloch, 07.Oktober 2015