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Aus dem Inhalt ... Erweiterter Lesebegriff 4 Erfolgsstorys 6 Lesen lernen mit dem iPad 12 Mein Name und ich 14 Augen und Ohren lesen mit 16 Angebote der Büchereien Wien 17 Themenbox Wortschatz.kiste 18 Typographie für die Schule 22 10 Tipps zum Lesenlernen 24 Das S-Kind www.s-kind.info Lesenlernen bei Kindern mit besonderen Bedürfnissen S-Kinder beim Lernen zu beobachten ist eine spannende Angelegenheit: Die Lernprozesse laufen manchmal wie in Zeitlupe und unter dem Mikroskop ab. Man sieht, dass es nicht den einen, „rich- tigen“ Weg gibt, lesen zu lernen. Die we- nig überraschende Erkenntnis: Jedes Kind lernt anders! Lesen wird also nicht „analytisch“, „syn- thetisch“ oder „genetisch“ erlernt, son- dern es ist immer eine „kritische Metho- denvielfalt“ angebracht. Nicht jedes S- Kind kann lesen lernen. Aber manche schaffen es, mehr als nur ihren Namen und ein paar Wörter zu lesen. Von zentra- ler Bedeutung ist dabei, dass man einem Kind nicht einfach etwas beibringen kann, das es dann durch „Üben, Üben und nochmals Üben“ erlernt. Leicht ge- lernt wird nur, was einen interessiert und was für einen von Bedeutung ist. Man muss also versuchen herauszufinden, „wofür die Kinder brennen“, denn eine hohe Motivation kann allerlei „Defizite“ kompensieren. Diese Erkenntnis macht diese Broschüre auch interessant für Personen, die mit so genannten „norma- len“ Kindern arbeiten. Sie bietet zahlrei- che Anregungen, wie Kinder beim Lesen- und Schreibenlernen unterstützt werden können. Thomas Bettinger Wenn junge Kolleginnen und Kollegen aus der Integration oder aus den SPZs gefragt werden, wo sie beim Berufseinstieg Hilfe brauchen, kommt das Gespräch oft auf schwerstbehinderte Kinder. SDn Petra Bauer hat daher eine Arbeitsgruppe angeregt und diese auch in den ersten Jahren geleitet; Betty Waschkau-Homberg hat die Leitung der Arbeitsgruppe in diesem Jahr übernommen. Dieses Heft ist das erste Produkt der Arbeitsgruppe – und hoffentlich nicht auch das letzte. Es ist, wie ich meine, sehr gut gelungen und bietet sicher auch „gestandenen“ Sonderpädagoginnen und -pädagogen so manche Anregung. BSI Dr. Rupert Corazza im Unterricht Foto: Alexandra Beier

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Aus dem Inhalt ...

Erweiterter Lesebegriff 4

Erfolgsstorys 6

Lesen lernen mit dem iPad 12

Mein Name und ich 14

Augen und Ohren lesen mit 16

Angebote der Büchereien Wien 17

Themenbox Wortschatz.kiste 18

Typographie für die Schule 22

10 Tipps zum Lesenlernen 24

Das

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ind

www.s-kind.info

Lesenlernen bei Kindern mit besonderen BedürfnissenS-Kinder beim Lernen zu beobachtenist eine spannende Angelegenheit: Die Lernprozesse laufen manchmal wiein Zeitlupe und unter dem Mikroskop ab.Man sieht, dass es nicht den einen, „rich-tigen“ Weg gibt, lesen zu lernen. Die we-nig überraschende Erkenntnis:

Jedes Kind lernt anders!

Lesen wird also nicht „analytisch“, „syn-thetisch“ oder „genetisch“ erlernt, son-dern es ist immer eine „kritische Metho-denvielfalt“ angebracht. Nicht jedes S-Kind kann lesen lernen. Aber mancheschaffen es, mehr als nur ihren Namenund ein paar Wörter zu lesen. Von zentra-

ler Bedeutung ist dabei, dass man einemKind nicht einfach etwas beibringenkann, das es dann durch „Üben, Übenund nochmals Üben“ erlernt. Leicht ge-lernt wird nur, was einen interessiert undwas für einen von Bedeutung ist. Manmuss also versuchen herauszufinden,„wofür die Kinder brennen“, denn einehohe Motivation kann allerlei „Defizite“kompensieren. Diese Erkenntnis machtdiese Broschüre auch interessant für Personen, die mit so genannten „norma-len“ Kindern arbeiten. Sie bietet zahlrei-che Anregungen, wie Kinder beim Lesen-und Schreibenlernen unterstützt werdenkönnen.

Thomas Bettinger

Wenn junge Kolleginnen und Kollegen aus der Integration oder aus den SPZs gefragtwerden, wo sie beim Berufseinstieg Hilfe brauchen, kommt das Gespräch oft aufschwerstbehinderte Kinder. SDn Petra Bauer hat daher eine Arbeitsgruppe angeregtund diese auch in den ersten Jahren geleitet; Betty Waschkau-Homberg hat die Leitungder Arbeitsgruppe in diesem Jahr übernommen. Dieses Heft ist das erste Produkt der Arbeitsgruppe – und hoffentlich nicht auch dasletzte. Es ist, wie ich meine, sehr gut gelungen und bietet sicher auch „gestandenen“Sonderpädagoginnen und -pädagogen so manche Anregung. BSI Dr. Rupert Corazza

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2 Das S-Kind im Unterricht – Lesen

Frei geschriebener Text... eines S-Kindes aus dem SPZ Paulusgasse, Alter: 11 Jahre

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Inhalt Praxis Theorie Tipps

6ErfolgsstorysAlexandra BeierThomas BettingerBetty Waschkau-Homberg

4Erweiterter LesebegriffPetra BauerMag. Claudia Krenstetter

9Lesefreundliches BiotopschaffenAlexandra Beier Thomas Bettinger

9Kleine Aufträge lesenAlexandra BeierThomas Bettinger

11Was sagt der Lehrplan?Petra Bauer

17Angebote der BüchereienWienThomas BettingerBetty Waschkau-Homberg

12Lesen lernen mit dem iPadAlexandra BeierThomas Bettinger

16Augen und Ohren lesen immer mitAntonia Delort-LavalBrigitte RuthnerMartina Stütz

18ThemenboxWortschatz.kisteThomas BettingerBetty Waschkau-Homberg

14Mein Name und ichAntonia Delort-LavalBrigitte RuthnerMartina Stütz

22Typographie für die SchuleThomas Bettinger

2410 Tipps zum LesenlernenThomas Bettinger

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Von vielen Fachleuten und Eltern wurdelange Zeit die Ansicht vertreten, die schu-lische Ausbildungszeit sollte hauptsäch-lich zur Anbahnung lebenspraktischer Fer-tigkeiten verwendet werden und sei zukostbar, um lesen zu lernen. Diese An-sicht ist heute glücklicherweise nichtmehr aktuell. Bei Kindern mit kognitiverBeeinträchtigung bleibt aber der „Erwerbder alphabetischen Strategie“ oft das ent-scheidende Hindernis auf dem Weg zumLesen im „engeren Sinn“. Seit Beginn der 80er Jahre hat sich daherein erweiterter Lesebegriff durchgesetzt,der selbst das „Situationsverstehen“ dem

Lesen im „weiteren Sinne“ zuordnet. Dererweiterte Lesebegriff für Kinder mit kog -nitiver Beeinträchtigung kann nach Hub -low und Wohlgehagen – wie folgt – auf-bauend beschrieben werden:

1. Situationslesen2. Bilderlesen3. Bildzeichen- und Symbollesen4. Signalwortlesen5. Ganzwortlesen6. Schriftlesen

Mit diesem erweiterten Lesebegriff kannversucht werden, den zentralen Anspruch

einer demokratischen, schriftorientiertenGesellschaft auf Gleichberechtigung – inVerbindung mit dem Recht auf kulturelleTeilhabe am gesellschaftlichen Leben – zuerfüllen. Denn so können auch kognitivbeeinträchtigte Kinder versuchen, lesenund schreiben zu lernen.

Nach: Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur̈Schul̈er mit geistiger Behinderung. Lesenlernen ohne phonologische Bewusstheit? Dissertation von Arno Koch, 2008

Petra Bauer

4 Das S-Kind im Unterricht – Lesen

Muss man schwerstbehinderte Kinder mit LESEN quälen?Plädoyer für einen „erweiterten Lesebegriff“ bei Kindern mit erhöhtem Förderbedarf

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Mit Situationslesen ist gemeint, dass han-delnde Personen, Gegenstände, Räume undPlätze als Bedeutungsträger in bestimmtenSituationen oder Abläufen wahrgenommen,wieder erkannt und mit vorher Erlebtem inBeziehung gebracht werden. Dadurch übenLesende, mit anderen Menschen Kontaktaufzunehmen, Mimik und Gestik zu inter-pretieren, sich situationsgerecht in der Um-welt zu verhalten und elementare Zeitvor-stellungen zu entwickeln. Für den Unter-richt ergibt sich daraus Folgendes:‰ Verschiedene Bereiche im Klassenraum

(Arbeitsplatz, Essplatz, Sesselkreis …) er-leichtern es den Kindern, Plätze als Sinn-träger zu deuten.

‰ Um die Befindlichkeit handelnder Perso-nen interpretieren zu können, ist eswichtig, dass Inhalt, Tonfall und Mimikbeim Sprechen übereinstimmen. Zusätz-lich können Gesten und Gebärden ein-gesetzt werden.

‰ Bewusstes Demonstrieren alltäglicherHandlungen regt die Kinder zum Hin-schauen und Nachahmen an.

‰ Nur durch den Besuch öffentlicher Ein-richtungen (Supermarkt, öffentliche Ver-kehrsmittel, Kino, Spielplatz …) könnendie Kinder herausfinden, welches Verhal-ten dort erwartet und erwünscht ist.

‰ Puppen- und Rollenspiele ermöglichenes den Kindern, Teilschritte der erlebtenRealität nachzuspielen.

Beim Bilderlesen werden konkrete Abbil-dungen von Personen, Gegenständen oderSituationen zu Sinnträgern. Dabei unter-scheiden wir in der Bildwahrnehmung zwi-schen dem Substanzstadium (es werdennur Gegenstände oder Personen abgebil-det, die mit einem Substantiv bezeichnetwerden) und dem Aktionsstadium (abgebil-det sind handelnde Personen, die Hand-lung wird mit einem Verb bezeichnet).

Der Nutzen für die Lesenden besteht darin,dass sie unabhängig vom Sprachgebrauchund unabhängig von Ort und Zeit Mittei-lungen aufnehmen, sich an Erlebnisse erin-nern und Handlungsabläufe nachvollziehenkönnen.

Hier nun einige Beispiele, wie Bilderlesenin den Tagesablauf oder in den Unterrichteingebaut werden kann:‰ Unterstützung alltäglicher lebensprakti-

scher Handlungen mit Fotohandlungsab-folgen

‰ Kennzeichnung des Sitzplatzes oder vonGegenständen mit Fotos

‰ Gegenstand-Bild-Zuordnung im Sachun-terricht

‰ Fotostundenplan‰ Einkaufszettel mit Bildern gestalten‰ Strukturierung der Umwelt durch visuelle

Hilfen (Foto einer Schere auf der Box, inder sich die Scheren befinden)

‰ Tischset mit Abbildungen von Teller, Be-steck etc. als Orientierungshilfe beimTischdecken

Eine Verknüpfung zu den nachfolgendenLesarten lässt sich herstellen, wenn die ver-wendeten Bilder mit Ganzwörtern kombi-niert werden.

Im nächsten Schritt geht es um das Lesenvon Bildzeichen oder Piktogrammen. Da-bei handelt es sich um schematisierte, stili-sierte Teilabbildungen (Gegenstände undmenschliche Gestalten) sowie um Farb-und Formzeichen und -symbole.

Beispiele dafür sind Verkehrszeichen, Toi-lettenkennzeichen oder Stundenplansym-bole. Als Einstieg in den Unterrichtstagkönnen die Kinder z. B. den Stundenplanmit Piktogrammen legen und lesen.Andere Anwendungsbereiche im Unter-richt sind

‰ die Kennzeichnung von Räumen mit Pik-togrammen (Turnsaal, Speisesaal …)

‰ Wetterkarten‰ Bedienungszeichen (z. B. warm–kalt

beim Wasserhahn)‰ die Kennzeichnung von Kästen und

Schubladen mit Piktogrammen (darinaufbewahrte Materialien)

Die Verwendung von Sprachcomputernoder Kommunikationstafeln in der „unter-stützten Kommunikation“ setzt das Lesenvon Piktogrammen voraus.

Eine weitere Lesestufe stellt das Lesen vonSignalwörtern dar. Signalwörter tretenmeist als Schilder in bestimmten Umwelt-bereichen, also in der unmittelbaren Le-bensrealität der Schüler auf, sind oft ein-heitlich gestaltet (Schriftart!) oder zusätz-lich durch einen farbigen Hintergrund cha-rakterisiert. Signalwörter stammen oft ausden Kategorien Lebensmittel (Süßigkeiten,Getränkemarken, Fastfood-Ketten), Ver-kehr, Aufschriften, Sport und Show.

Manche dieser Wörter haben für die Schü-ler einen hohen Wiedererkennungswert, dasie aus Bereichen stammen, die im Lebender Schüler Prioritäten darstellen. Dement-sprechend sollte im Unterricht auf die Inte-ressengebiete der jeweiligen Kinder Rück-sicht genommen und das Unterrichtsmateri-al entsprechend gestaltet werden, z. B. Le-sebuch mit Automarken, Fernsehsendern …Im Schulalltag stellt das Gestalten von Ein-kaufslisten mit Signalwörtern eine wesent-liche Orientierungshilfe beim Aussuchenvon Waren dar.

Vgl. Günthner, Werner: Lesen und Schrei-ben an der Schule für Geistigbehinderte.Grundlagen und Übungsvorschläge zumerweiterten Lese- und Schreibbegriff, Dort-mund 2008

Mag. Claudia Krenstetter

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Erweiterter LesebegriffBegriffserklärung und Umsetzung im Unterricht

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Der Bücherwurm und GenießerEr interessiert sich besonders für Fußballund Politik.Wir haben ihm viel vorgelesen, am liebs-ten Artikel aus der Wikipedia. Er hat dabeiimmer genau zugeschaut und -gehört.Als sein Wissensdurst größer war als dasZeitbudget der Vorlesenden, hat er „be-schlossen“, selber zu lesen. Auch zu Hau-se ist er gut gefördert worden und seinkleinerer Bruder war ein großer Ansporn.Er liebt Besuche in der Bibliothek, recher-chiert in der Wikipedia oder beim Online-Buchhändler, überlegt sich Drehbücher zuunseren Filmen und schreibt sie dann freiauf ein Blatt oder in den PC.

Der Zugang zum Buch erfolgt mit allenSinnen: Neue Bücher werden von ihm zu-erst befühlt und von allen Seiten betrach-tet, dann aufgeschlagen und genießerischbeschnuppert. Danach beginnt er sofortmit dem Lesen.

6 Das S-Kind im Unterricht – Lesen

ErfolgsstorysKein Kind gleicht dem anderen. Jedes unserer Kinder hat beim Schriftspracherwerb einen anderen Weg eingeschlagen.

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Er liest mehrere Bücher parallel undtauscht sich gerne über das Gelesene aus.Online-Buchhändler und die Bücherei sor-gen für ständigen Nachschub. In der Bü-cherei müssen wir fast immer auf andereFilialen zugreifen, da er in der lokalen

Der CooleNie werden wir den Moment vergessen,als er seiner Mutter während eines Eltern-gesprächs eine Mitteilung aus der Handgenommen und diese selber gelesen hat.Das ging parallel mit einem riesigenSchub an Selbstwertgefühl. Er liest Wikipedia-Einträge zu seinemLieblingsmusiker oder Fußballverein. Be-sonders motivierend waren dabei offen-sichtlich die „nicht kindgerechten“ Texteder Lieder seines Lieblingsmusikers. DieKommunikation mit ihm erfolgt auchschon per SMS und Mail. Anbei derSchriftwechsel zum Thema „Handy repa-rieren“.Er kann mittlerweile frei schreiben undsucht seine Literatur bei einem großenOnline-Buchhändler. Dann schauen wir,ob es diese Werke in der Bücherei gibt.Falls nicht, kaufen wir sie online: neu odergebraucht. Sein Lieblingsbuch:Zombie-Schule. Ein Lehrer dreht durch.

Filiale alle Bücher zu seinen speziellen Interessen schon einmal entliehen hat.Er weiß, dass er beim Lesen das bewunder-te Vorbild der anderen ist, liest anderenKindern vor und hilft ihnen beim Suchenim Internet.

Parallel zum Lesen entwickeln sich seinesozialen Kontakte: Zu Beginn hat er in derSchule nur mit ganz wenigen, ausgewähl-ten Erwachsenen kommuniziert. Mittler-weile redet er auch mit anderen Kindernaus der Klasse.

Die ForscherinAm Anfang war die Anlauttabelle, von „Awie Affe“ bis „Z wie Zebra“.Dann wurde von ihr systematisch die Pho-nologie erforscht: „Thomas, klatsch mit mirSchmetterling: Schme – tter – ling“.Dann begann sie auf der Tafel, auf Zetteln,am PC, mit dem Tablet-PC und im Heft zuschreiben – von links nach rechts und vonrechts nach links: „Ich schreibe Zootiere:,Affe, Löwe, Zebra‘“, „Ich schreibe die Na-men der Kinder“ oder „Ich schreibe die U-Bahnen“.

Ganz wichtig sind ihr dabei die Farben derBuchstaben: „U4 ist grün“ – Sollte sich dieFormatierungspalette einmal verstecken,müssen wir sofort alles stehen und liegenlassen und dieses Problem beheben. Computer helfen ihr, in die richtige Rich-tung zu schreiben.Hier ihr Text zu Planeten & Co:

Inzwischen beginnt sie, ganze Sätze undkurze Geschichten zu schreiben. Siemöchte die Wörter richtig schreiben undbittet darum, dass man sie ihr buchstabiert.

Wenn aber gerade niemand da ist, der ihrschwierige Wörter ansagt, schauen ihreTexte so aus:

Sie interessiert sich für andere Sprachenund schreibt gern zweisprachige Tabellen:z. B. Englisch–Deutsch oder Spanisch–Deutsch. Dafür verwendet sie am PC dieWikipedia oder die Suchmaschine und amiPad die App „Übersetzen“:

Hund – DogKatze – CatKuh – Cow

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8 Das S-Kind im Unterricht – Lesen

Die UngeduldigeAuch bei ihr haben wir mit dem Lesenund Schreiben von Namen und kleinenAufträgen begonnen. Sie ist ein Beispieldafür, wie Schwierigkeiten mit „eisernemWillen“ und enormer Motivation über-wunden werden können.Das Lesen kann ihr nicht schnell genuggehen: Manche Wörter werden ganzheit-lich gelesen, manche mühsam zusam-mengelautet und manche einfach ausdem Kontext erraten.

Sehr wichtig sind ihr SMS, E-Mail, sozialeMedien, Mangas, die – aus Sicht unseresKulturkreises – erschwerend von hintennach vorne gelesen werden. Abwechselnd liest sie und wir lesen vor.Eine Methode, die von vielen Kindern amBeginn ihrer Lesekarriere geschätzt wird.Frei schreiben auf Papier mag sie nicht.Da diktiert sie lieber und schreibt dasdann ab. Fehler oder Korrekturen im Heftkann sie nicht leiden. Am Computer ist

das etwas anderes: Da gibt es die Lösch-taste. Schwierige Texte lässt sie sich aberauch hier vorschreiben oder die Antwor-ten vorlesen.

Der GemeinschaftsleserBei ihm war uns schlagartig klar, dass erSinn erfassend lesen kann, als er sich ge-meinsam mit zwei anderen Kindern überein Buch hergemacht hat: Für alle drei wardas Lesen noch äußerst anstrengend, alsohaben sie sich dabei einfach abgewechselt.Wer nach ein paar Wörtern oder Sätzen er-müdet war, hat das Buch weitergegeben.Plötzlich großes Gelächter: „Schaut her,was da steht: ,Opa, du bist ein Volltrottel.‘“

Der TechnikerDieser Schüler hat irgendwo das „Aa, Be,Ce“ gelernt. Er kann zwar einige Wörterganzheitlich lesen, aber das Zusammen-lauten gelingt ihm nicht, weil er immerwieder auf das „Aa, Be, Ce“ zurückgreiftund die Wörter buchstabiert. Wir habenschon vieles probiert, um ihm das Lautie-ren beizubringen – doch bisher leider oh-ne Erfolg. Derzeit versuchen wir es mit„lautgetreuem Lesen“.Er liebt es, ellenlange Texte abzutippen.Am Computer kann er völlig selbstständigSoftware installieren und damit spielen.Wir hoffen, dass ihm beim Lesen aucheinmal der Knopf aufgeht!

Die RuhigeVon sich aus würde sie nicht laut lesen.Sie sitzt ruhig und leise auf ihrem Platzund beobachtet das Geschehen. Aber siefreut sich sehr, wenn man sie ermuntert,laut zu lesen und sich aktiv zu beteiligen.Sie ist dann sehr stolz, denn sie kann dieNamen und einige Wörter ganzheitlichlesen. Diese Wörter kann sie sogar freischreiben! Mittlerweile beginnt sie, Wör-ter zu lautieren, die sie nicht ganzheitlichlesen kann.

Alexandra BeierThomas Bettinger

Der PraktikerLange konnte er nur die Namen der Kinderund Lehrkräfte schreiben und lesen. Aberdann kam zu Weihnachten ein dickerSpielzeugkatalog. Seine Wünsche hat er„abgemalt“ und mit der Zeit ganzheitlicherfasst. Diese Listen haben sich dann auchbei der Online-Recherche bewährt. Ir-gendwann hat es dann „Klick“ gemacht: Er erkennt in vielen Texten Wörter ganz-heitlich und kann die fehlenden Wörterzusammenlauten.

Er ist sehr stolz auf selbst verfasste und freigeschriebene Texte. Diese werden von unswiederum – mit seiner Zustimmung – ab-getippt, korrigiert, ausgedruckt und sindsomit beliebte Lesevorlagen.Bewundernswert ist seine Effizienz am PC:Drei Buchstaben und [RETURN], schon ister auf der richtigen Website, fünf weitereBuchstaben im Suchfeld – und schon istdie gewünschte Seite da.

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Lesefreundliches Biotop schaffenSo verwandelt man eine Klasse in ein lesefreundliches Biotop:‰ Eine große Anlauttabelle an die

Wand hängen:

‰ Viele Bücher, gemütliche Leseecke‰ PCs und Tablet-PCs (z. B. iPad),

Smartphones‰ Attraktive Lesespiele‰ Beschriftete Gegenstände

Was soll man tun?‰ Vorlesen von Wunschtexten, evtl.

sogar in 1:1-Situationen‰ Büchereibesuche‰ Lesematerial (z. B. Comics) selber er-

stellen: aktuelle Ereignisse, teils vonden Lehrkräften formuliert oder vonden Kinder diktiert oder geschriebenund illustriert. Keine Geschichten, zudenen Kinder keinen Bezug haben!Bei unseren Ausflügen fotografierendie Kinder. Dann werden die Bilder inden PC übertragen und von oder mitden Kindern kleine Lesehefte erstellt.

Neue Medien?‰ Suchmaschinen für Texte, Bilder und

Videos sind ausgezeichnete Bildungs-software, besser als die meisten Lehr-programme: Es besteht bei den Kin-dern eine hohe Motivation, von ihnengewünschte Inhalte zu finden. Sie sindfehlertolerant und benutzerfreundlich.

‰ Sehr motivierend ist auch die Aussichtauf selbstständige Kommunikation:SMS, Chats, Mail, Social Media. Da-bei kann auch gleich die erforderlicheMedienkompetenz erworben werden.

Wichtig ist, dass die Eltern eng mit denLehrkräften zusammenarbeiten. Man-che Kinder können inzwischen sogarfrei schreiben (siehe Seite 2 dieser Broschüre)!

Alexandra BeierThomas Bettinger

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Kleine Aufträge lesenund schreibenFür unsere Kinder war es sehr motivie-rend, kleine Aufträge, die sie schriftlichvon uns erhalten haben, zu lesen undauszuführen. Noch mehr motiviert hatsie allerdings, selber Aufträge an die

Lehrkräfte zu erteilen. Sie haben ge-meinsam beratschlagt und dann die Auf-träge zu Papier gebracht.

Hier ein paar Beispiele:

Wer nicht frei schreiben kann, derzeichnet die Aufträge:

Es ist hoffentlich klar, dass man sich alsLehrkraft meist zum Idioten machenmuss, während man den Kindern nie-mals unangenehme oder peinliche Aufträge erteilen darf. So ist es für allelustig!

Alexandra BeierThomas Bettinger

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Dominik schrie, weinte, biss und lief da-von. Als Dominik vor zwei Jahren als Schul-neuling in unsere Klasse kam, hatte er gro-ße Schwierigkeiten mit der für ihn neuen Si-tuation. Er interessierte sich für Musik – undfür sonst nichts. Er sprach nur ein Wort mituns: „Mama!“ Wir hatten Mühe, ihn imMorgenkreis ein paar Minuten zum Sitzenzu bewegen. Er wollte laufen oder auf demBoden liegen. Seine Kommunikation mituns erweiterte sich nach den ersten Mona-ten auf „Mama-Bus“, damit meinte er:„Wann fahre ich endlich mit dem Bus zuMama?“Diese Situation änderte sich erst, als wir un-seren ersten Lehrausgang machten und da-bei mit der U-Bahn-Linie U1 fuhren. Domi-nik hatte ein weiteres Gebiet gefunden,über das es sich lohnte, mit uns zu kommu-nizieren. Er fragte nach den Endhaltestellender Linien, nach den Umsteigemöglichkei-ten und nach den Ausstiegsstellen. Er fragte:„U4?“ Ich fragte zurück: „Meinst du die An-fangs- und Endstationen der U4?“ Er ant-wortete „Ja“ und ich beantwortete seine Fra-ge. Mit „U2–U4?“ fragte er nach den Um-steigemöglichkeiten dieser Linien.Manchmal wurde unsere Geduld auf eineharte Probe gestellt, denn Dominik fragteden ganzen Tag. Also machte ich Kartenvon den U-Bahn-Stationen aller Linien. Da-bei achtete ich darauf, dass die Farben

stimmten; die Karten der U1-Stationen wa-ren rot, die der U4-Stationen grün. MancheKolleginnen belächelten mich, als ich mitder schweren Schachtel voller Karten fürDominik in die Schule kam. „Was soll dennder damit anfangen? Der fährt vielleichtgern U-Bahn, aber mit Lesen hat der sichernichts am Hut! – Aber erhalte dir deinenOptimismus!“Dominik aber freute sich über die Schilder.Anfangs schaute er sich zwar nur die Kartenmit den Linienbezeichnungen an, später je-doch fragte er gezielt nach bestimmten Sta-tionen, die er dann – wie ein menschlicherScanner – „einscannte“ und so ganzheitlichabspeicherte. Dominik war plötzlich bereit,von ihm verlangte Dinge ohne Protest zuerledigen, um möglichst rasch zu seinen ge-liebten Karten zu kommen. So begann er,mit der Schere zu schneiden – was ihn bisheute nicht wirklich interessiert, nur um da-nach mit den „U-Bahn-Karten“ arbeiten zudürfen. An manchen Tagen beschäftigte ersich selbstständig eine halbe Stunde mit sei-nen Karten. Er fragte immer wieder nachden Namen einzelner Stationen und prägtesich diese ein.Seit diesem Schuljahr besucht Dominik die3. Klasse und er beginnt – von sich aus – mitdem Erlesen einzelner Wörter. Die U-Bahn-Stationen haben nichts an Reiz eingebüßt,aber seine Interessengebiete haben sich er-

weitert: Neben den Namen der Kinder undErwachsenen in der Schule kann er die Wo-chentage und Monatsnamen sowie dieStundenplanschilder ganzheitlich lesen. Sobald es eine neue Wortkarte gibt, nimmtsie Dominik an sich und prägt sich dasWortbild ein.Dominik interessiert sich aber auch fürBuchstaben, da er die Erfahrung gemachthat, dass sich hinter ihnen ein Sinn verbirgt,den er entschlüsseln kann. Es macht ihmsogar Spaß, sinnlose Silben zu lesen – vorallem dann, wenn diese Tätigkeit in eineBewegungssequenz eingebettet ist.Mittlerweile kann er einfache, kurze Wörterselber erlesen und ist äußerst motiviert beider Sache. Grapho-motorisch ist er leidernoch lange nicht so weit, seinen Namen zuschreiben. Er kann aber auch das An- undAusziehen im Schwimm- und Turnunter-richt noch nicht selbstständig erledigen –ihm fehlt dazu allerdings auch das nötigeInteresse. Immerhin bemüht er sich bei die-sen Tätigkeiten mehr, wenn er weiß, dass eranschließend lesen „darf“.Wären meine Kollegin und ich vor zweiJahren nicht auf seine U-Bahn-Euphorieeingegangen, könnte er heute wahrschein-lich noch gar nicht lesen. Und mit Sicher-heit könnte er sich auch nicht besser an-und ausziehen.

Betty Waschkau-Homberg

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Dominik und die U-Bahn – eine Erfolgstory

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Kulturtechniken sind Mittel, mit denenman an der Kultur eines Volkes teilhabenkann. […] Kulturtechniken helfen dieWelt, in der man lebt, zu ordnen. Mög-lichst gute Beherrschung der Sprache, Le-sen- und Schreibenkönnen sind die wich-tigsten Mittel zur Bewältigung des Da-seins in der heutigen Zeit. Jede elementare, bruchstückhafte Aneig-nung der Fertigkeit des Lesens undSchreibens [bedeutet] für Kinder mit er-höhtem Förderbedarf einen wertvollenBeitrag zur Entwicklung ihrer Selbst -ständigkeit, ihrer Lebenstüchtigkeit, ihresSelbstwertgefühls und ihrer Erlebnis- undKontaktfähigkeit.

Viele werden wahrscheinlich diese Kul-turtechniken nie losgelöst vom Alltagsle-ben, in dem diese „Kulturtechniken“ Sinnund Bedeutung gewinnen, anwendenkönnen.Die behutsame Annäherung an dieSchriftsprache geschieht durch Vorlesen,Erzählen, durch Reime, Lieder und durchden Einsatz von Medien. [...] Zu beach-ten ist, dass Sprachverstehen dem Lesenund Schreiben vorausgeht.Der Leseunterricht für Kinder mit erhöh-tem Förderbedarf umfasst das Aneignenvon Inhalten aus enaktiver Darstellung(aus realen Gegebenheiten z. B. einenwirklichen Apfel als „Apfel“ erkennen),

aus ikonischer Darstellung (aus Abbil-dungen realer Gegebenheiten in Formvon Bildern, Zeichnungen, Skizzen usw.z. B. einen gezeichneten Apfel als „Ap-fel“ erkennen), aus Schriftzeichen undanderen Symbolen.Während der psychologische Prozess des„Lesens“ enaktiver und iko nischer Darstel-lungen darin besteht, in den realen Gege-benheiten und Abbildungen Worte und ih-re Sinngehalte zu erkennen, besteht dasLesen von Schriftzeichen darin, den Sinn-gehalt vorgegebener Worte wiederzubele-ben und sich diesen Sinngehalt wiedervorzustellen.

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Was sagt der Lehrplan?

Der Leseunterricht [...] beschränkt sichnicht nur auf das Lesen von Buchstabenund Schrift. Viele Schülerinnen und Schü-ler werden diese Stufe niemals erreichenkönnen. Der Ausgangspunkt des Leseunterrichtswird das Erleben von Sinngehalten in al-len Bereichen der menschlichen und ge-genständlichen Umgebung der Schülerin-nen und Schüler sein. Für die Mitteilung

von Sinngehalten, die aus enaktiver undikonischer Darstellung gewonnen wird,soll jegliche Form der Sprache anerkanntwerden, von Mitteilung durch konkreteHandlungen über Gesten und andere For-men der Körpersprache bis zu schrift-sprachlicher Benennung. Jede Form des Lesens von der Bezeich-nung eines Hundes mit „Wau-wau“ biszum naiv-ganzheitlichen Lesen eines

Wortes kann für einzelne Schülerinnenund Schüler als Ziel gelten. […] Eine Ver-bindung des „Schreibens“ mit dem „Le-sen“ ist notwendig, da es sich um dengleichen Vorgang in umgekehrter Reihen-folge handelt (Kodierung – Dekodierung).Aus dem österreichischen Lehrplan derSonderschule für schwerstbehinderte Kin-der, Bereich „Deutsch (Sprache – Lesen –Schreiben)“ Petra Bauer

Didaktische Grundsätze

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Tablet-PCs sind wartungsarm und ärgerfreizu betreiben – wenn man die nebenste-henden Tipps beachtet. Da jedes Kind inunserer Klasse einen eigenen – privat fi-nanzierten – PC verwenden kann und wirvon der Kamera bis zum Smartphone vieleelektronische Geräte einsetzen, war es na-he liegend, auch einen Tablet-PC auszu-probieren. Nach ausgiebigen Tests habenwir uns für ein iPad entschieden. Es hat uns nicht weiter überrascht, dass esnicht notwendig war, die Kinder auf demGerät einzuschulen. Bei manchen Pro-grammen ist es allerdings – so wie auchbei manchen Büchern – notwendig, dassman die Kinder bei der Bedienung unter-stützt oder ihnen etwas erklärt. Leider hatunser Schulnetzwerk (noch) kein W-LAN,wir können mit dem iPad daher nicht überdas Schulnetzwerk online gehen. Also ha-ben wir ein privates Telefon als „Hotspot“eingerichtet.Es gibt unzählige besser oder schlechtergeeignete Apps. Die meisten kosten nurein bis zwei Euro, manche sind sogar kos-tenlos. Die Apps kann man auf mehrereniPads einsetzen, wenn man denselben„App Store“-Account nutzt. Das spartGeld, denn man muss die Apps dann trotz-dem nur einmal bezahlen.

Manche der vorgestellten Apps haben lei-der auch ihre schlechten Seiten. Da kannman nur auf ein Update oder ein besseresKonkurrenzprodukt hoffen.Es ist nicht möglich, sich einen vollständi-gen Überblick über alle Apps zu verschaf-fen. Die folgende Auswahl ist daher reinsubjektiv.

Übersetzen [google]Kostenloses Übersetzungsprogramm, mitdem zwischen sehr vielen Sprachen hin-und herübersetzt werden kann: Man kannnicht nur einfach Wörter oder Sätze eintip-pen, sondern es gibt auch eine Spracher-kennung, die erstaunlich gut funktioniert.Die Übersetzungen liegen nicht nur alsText vor, sondern können auch vorgelesenwerden.

Erstes Schreiben, erstes Lesen Groß- und Kleinbuchstaben nachspuren,Wörter aus Buchstaben aufbauen – phono-logisch korrekt.

Magnetic ABC Funktioniert wie richtige Magnet-Buchsta-ben, nur dass die Buchstaben leichter zufinden sind, nicht verloren gehen könnenund in ausreichender Menge zur Verfü-gung stehen.

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KreidetafelEine Kreidetafel ohne Kreide und Staub.

Lernspiele für KinderEinfache Bild-Wort-Zuordnungsübungen.Viele Bereiche wie ...‰ Körperteile, ‰ Farben und Formen, ‰ Gegenstände, ‰ Tiere und Pflanzen,‰ Verkehrsmittel, ‰ Buchstaben und Ziffern, ‰ Flaggen, ‰ Instrumente, ‰ Wohnung und Küche

Lernerfolg VorschuleDieses Lehrprogramm ist ein bisschenmühsam, aber manche Kinder mögen estrotzdem. Es muss z. B. das Wort mit demvorgesprochenen Anfangsbuchstaben ge-funden werden.

Besondere WörterZuordnung von Wort zu Bild, Bild zuWort, Bild zu Bild, Wort zu Wort. Vieleverschiedene Sprachen. Es gibt die Mög-lichkeit, eigene Bilder und Texte zu ver-wenden.

Conni ABC‰ ABC lernen, ‰ Anfangsbuchstaben, ‰ Bilder-Alben

Conni LesenWort-Bild-Zuordnung und andere Übungen.

Alexandra BeierThomas Bettinger

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Tipps für den iPad-Ein-satz im Unterricht1. Schutzhülle verwenden!Eine „extreme“ Schutzhülle mit Gum-mipuffern rundherum erhöht zwar dasGewicht, aber so übersteht das iPadauch schon mal einen Sturz aus Kin-derhänden.

2. „Codesperre“ verwendenKinder sind neugierig. Flink haben sieeinen aus dem eigenen iPad ausge-sperrt. Dagegen hilft, selber „vorbeu-gend“ eine Codesperre zu setzen: Ein-stellungen: Allgemein: Codesperre –„Code aktivieren: Nach 4 Stunden“.

3. „Einschränkungen aktivieren“Ebendort kann beim Punkt „Einschrän-kungen“ z. B. das Löschen von Appsmit einem Code geschützt werden. DieKinder arbeiten mit diesen Einstellun-gen völlig selbstständig mit dem iPad.

4. „Geführter Zugriff“Zu finden unter „Allgemein: Bedie-nungshilfen: Lernen“. Der Zugriff kannauf eine einzelne „App“ beschränktwerden.

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„Mama“, „Papa“, „Auto“, „Hund“. Dieersten Wörter eines Kindes besitzen einenstarken emotionalen Bezug. Sie sind be-sonders prägend. Von der ersten Minutedes Lebens an nehmen wir Sprache imumfassendsten Sinne wahr: in der Begeg-nung mit anderen, im Dialog mit Bezugs-personen – über Haut, Stimme, Gesichter,Mimik und Gestik. Wir hören den eige-nen Namen, Lieder, Reime, die Mutter-sprache und sehen Bilder.Durch Wahrnehmen, Beobachten, Erfah-ren, Ausprobieren und Aufnehmen derAngebote im Alltag entsteht das Bewusst-sein für Laute und Sprache. Bei der Ge-staltung des Unterrichtes ist es daher sinn-voll, gerade diesen emotionalen Bezugdes einzelnen Kindes zu erkennen undauf ihm aufzubauen. Den Elementen Mu-sik, Rhythmus und Bewegung kommt da-

bei besondere Bedeutung zu, um allge-mein die Wahrnehmung für Sprache undbesonders die Wahrnehmung für den ei-genen Namen zu fördern:‰ Die Namen der Kinder bewusst ausspre-

chen, dabei Blickkontakt halten.‰ Eine sinnvolle Geste, eine Gebärde für

den Namen des Kindes verwenden.‰ Den Namen in einer gleich bleibenden

(rhythmischen) Tonfolge rufen.‰ Begrüßungslieder im Morgenkreis indi-

vidualisieren und dabei die Namen be-sonders betonen.

Auch stark gefühlsbesetzte Situationen, indenen wir Schmerz, Wut, Traurigkeitempfinden oder in denen wir Sehnsuchtnach Nähe und Trost haben, können mitpassenden Gedichten, Reimen oder Lie-dern begleitet werden.

Die Wahrnehmung des eigenen Namensim Schulalltag fördern‰ Sehr empfehlenswert ist ein Stundenplan

mit auswechselbaren Fotos aller beteilig-ten Personen und mit Symbolen für dieUnterrichtseinheiten. Dieser Stunden-plan kann zu Beginn des Tages bespro-chen und gemeinsam mit den Kindernzusammengestellt werden. Dabei wirdbesonders auf die individuellen Einhei-ten der Kinder wie Intensivunterricht,Therapien oder Sprachheilkurs geachtet.

‰ Kartensätze mit Fotos, Symbolen undNamenskarten erstellen, die die Aufga-ben zeigen, die von den Kindern über-nommen werden, etwa Tisch decken,Geschirr versorgen, Schwimmsachenpacken, Einkauflisten schreiben, ko-chen. Dann die Namen oder Fotos derKinder diesen Aufgaben zuordnen.

Mein Name und ichIdeen zur Unterrichtsgestaltung am Beispiel „Mein Name“

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‰ Ein „Ich-Buch“ anlegen: Das ist ein Buch, das individuell auf einKind abgestimmt ist und seine Vorliebenund Abneigungen sowie Informationenüber seine Familie, Freunde, Haustiereoder Ähnliches enthält. Das Ich-Buchsoll dazu beitragen, ein Kind, das sichnicht oder nur eingeschränkt sprachlichäußern kann, besser kennen zu lernen.Es kann aber auch als individuelles Le-sebuch eingesetzt werden.

‰ Besondere Aktivitäten oder Ereignissemit Bildern und Wortkarten gestalten.

‰ Zeichnungen, Arbeitsblätter oder Heft-seiten mit Stickern oder Namenskarten„signieren“.

Die Buchstaben des eigenen Namensoder den Namenszug …‰ fühlen, z. B. mit Buchstaben aus Filz,

Holz, Sandpapier.‰ mit den Fingern, einem Pinsel oder Stift

nachspuren; mit Stecknadeln in ein Na-delkissen oder mit Reißnägeln in einePinnwand stecken.

‰ aus Knetmasse, Salzteig oder Ton for-men oder ausstechen und damit einFühlbild des eigenen Namens gestalten.

‰ in eigene Anlauttabellen oder -postermit Anlaut und Bildern einbauen. Dabeiauch Namen von anderen Kindern undwichtigen Bezugspersonen des Kindesverwenden.

‰ mit Gebärden begleiten.‰ mit dem eigenen Körper auf dem Boden

oder im Stehen nachstellen.

Die Reihenfolge „vom Gegenstand zumBild“, „vom Bild zum Symbol“ und „vomSymbol zum Wort“ ist dabei sinnvoll.

Zur besseren Wahrnehmung und Diffe-renzierung sollten alle Wortkarten inDruckschrift mit Groß- und Kleinbuchsta-ben angeboten werden.

Antonia Delort-LavalBrigitte Ruthner

Martina Stütz

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Lernen mit allen Sinnen – macht Sinn! So bleibt das Gelernte lange erhalten undabrufbar. Grundvoraussetzung für das Ler-nen im Allgemeinen sowie für das Lesen-lernen im Speziellen sind möglichst ganz-heitliche Erfahrungen, besonders im Be-reich der auditiven und visuellen Wahr-nehmung.Wenn Interesse und Neugier im Menschengeweckt sind und sie in ihm eine positiveemotionale Antwort erfahren, dann blei-ben diese Erfahrungen länger gespeichert. Eine weitere Voraussetzung ist, dass aus-reichende Möglichkeit zur körperlichenBewegung vorhanden ist. Das Kind soll ineiner für ihn angenehmen und von ihmbevorzugten Haltung arbeiten können, et-wa im Sitzen, aber auch am Boden, imKnien oder im Liegen. So kann sich derKörper entspannen, ist im Gleichgewichtund die Aufmerksamkeit wird frei für neueEindrücke.Beim körpernahen Arbeiten sind persönli-che Grenzen sowie die individuelle Reiz-

empfindlichkeit zu respektieren. Sinneser-fahrungen sollten möglichst selbsttätig er-lebbar sein – in ruhiger Umgebung, alleinwie auch in der Gruppe. Die folgendeSammlung versteht sich als Impuls für ei-gene Überlegungen:

Auditive Wahrnehmung‰ „Stilleübungen“:

Bei Stilleübungen sollte man beachten,dass „still sein“ nicht einfach die völligeAbwesenheit von Geräuschen bedeutet,sondern das Gelangen zum eigenen „Ru-hepunkt“.

‰ Geräusche aus dem Alltag aufnehmenund zuordnen.

‰ Eine Geräuschquelle, etwa eine Spieluhroder einen Wecker, verstecken und suchen.

‰ Mit Instrumenten oder einem Mikrofonexperimentieren.

‰ „Horchspaziergänge“ machen: durch dasSchulhaus, im Wald, auf der Straße, aufeiner Baustelle.

‰ In einem „Krachorchester“ mit unter-schiedlichen Geräuschquellen experi-mentieren.

‰ Geschichten mit Reizwörtern oder Na-men vorlesen und Signale dazu setzen.

Visuelle Wahrnehmung ‰ Die gewohnte Umgebung aus einer an-

deren Perspektive sehen: im Liegen,kopfüber oder nur mit einem Auge.

‰ Die Umgebung durch eine Sonnenbrilleoder eine optische Brille betrachten.

‰ Mit einer Lupe oder einem Mikroskopexperimentieren.

‰ Durch ein Fernrohr, ein Fernglas, einenOperngucker schauen – in beide Rich-tungen.

‰ Fotografieren und filmen und die Fotosund Filme gemeinsam oder alleine an-schauen. Die Kinder selber fotografierenund filmen lassen.

‰ Eine optische Lade anlegen mit Kaleido-skopen, magischen Röhren, Prismenglä-sern mit unterschiedlichem Schliff, Lu-pen, optischen Brillen, Sonnenbrillen.

‰ In einem völlig abgedunkelten Raummit einer Taschenlampe „Lichtspuren“ziehen.

‰ Schattenspiele mit einem Projektor odereiner anderen starken Lichtquelle.

‰ Sich selbst genau im Spiegel oder in ei-nem Zerrspiegel betrachten.

‰ Mit dem Handspiegel den eigenen Kör-per entdecken.

Das Unterrichtsmaterial soll der Größedes Kindes angepasst sein und sich nachseinen persönlichen Interessen richten.

Alle Angebote vorher unbedingt selberausprobieren!

Antonia Delort-LavalBrigitte Ruthner

Martina Stütz

Augen und Ohren lesen immer mitWahrnehmungsübungen als Vorbereitung und Begleitung beim Lesenlernprozess

Literaturempfehlung

ZIMMER, Renate Handbuch der Sinnes-wahrnehmung. Grundlagen einer ganz-heitlichen Bildung und Erziehung. Frei-burg: Herder 2005

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Wir besuchen mit unseren Klassen regelmä-ßig die Bücherei. Die Kinder lieben es, sichBücher auszusuchen, und wir haben immerdas Gefühl, dass wir mit Freude empfangenwerden.Das Tolle an dem Angebot der Büchereiender Stadt Wien ist, dass es für Schulen kos-tenlos ist! Nur Bücher, die wir in unserer Filiale nichtfinden und die aus einer anderen Filiale ge-liefert werden müssen, kosten eine Gebührvon einem Euro, aber dieser Euro ist uns dieFreude über das Wunschbuch allemal wert

und es kommt nur äußerst selten vor, dasses ein Buch gar nicht in der Bücherei gibt.In so einem Fall können wir ja online in ei-nem Antiquariat nach dem Buch suchen.Es ist erstaunlich, wie breit die Interessenbei unseren Kindern gestreut sind, aber inder Bücherei finden wir immer etwas, denndas äußerst freundliche und geduldige Per-sonal hat immer einen guten Vorschlag,wenn das Wunschbuch einmal nicht vor-handen ist.

Thomas Bettinger Betty Waschkau-Homberg

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Angebote der Büchereien Wien

Kostenlose InstitutionskarteFür Schulen kann bei den Büchereiender Stadt Wien eine kostenlose Instituti-onskarte gelöst werden.

GebührenInstitutionen sind von der Jahresgebührund den Mahngebühren befreit. Vorbe-stellgebühren und Gebühren für die Ent-lehnung von CD-ROMs, Videos, DVDs,Blu-ray Discs und Konsolenspielen wer-den eingehoben.

Einschreibung Bei der Einschreibung wird neben ei-nem Lichtbildausweis der verantwortli-chen Person eine schriftliche Einver-ständniserklärung der Institution ver-langt. Vordrucke erhalten Sie in IhrerBücherei oder online:

www.buechereien.wien.at

GültigkeitsdauerDie Institutionskarte gilt ein Jahr ab Aus-stellung, mit einer neuerlichen Bestäti-gung der Institution kann die Gültigkeitverlängert werden. Nach der Einschrei-bung erhalten Sie eine Büchereikarte fürbeliebig viele Entlehnungen im Jahr derGültigkeit. Eine Einschränkung gibt es:Die Karte darf nicht für private Zweckegenutzt werden.

Weitere Informationen Weitere Informationen erhalten Sie injeder Zweigstelle sowie online:

www.buechereien.wien.at

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Wissensvermittlung und gezielte Leseför-derung gehören zu den wichtigsten An-liegen der Büchereien Wien. Gerade indiesem Bereich sehen sich die Bücherei-en Wien als zentraler Partner von Kinder-betreuungseinrichtungen und Schulenund haben daher ein speziell auf die Be-dürfnisse von Lehrkräften ausgerichtetesAngebot geschaffen.Zu besonders attraktiven Themen habendie Büchereien Wien Pakete mit jeweilszwischen 20 und 40 ausgewählten Bü-chern für Kinder im Alter von 2 bis 12Jahren zusammengestellt und in kompak-te Kunststoffkisten verpackt. Diese Themenboxen können von Lehr-kräften der Wiener Schulen und Kinder-gärten über den media wien medien -verleih reserviert und kostenlos entlehntwerden. Ergänzend dazu bietet der media wien medienverleih eine Auswahl

an thematisch passenden AV-Medien an.Die Themenboxen eröffnen eine Vielzahlan attraktiven Gestaltungsmöglichkeiten,reduzieren für Lehrkräfte den Vorberei-tungsaufwand und unterstützen bei Kin-dern das Interesse an Büchern und dieLesefreude. Sie können zur Bearbeitungund Vertiefung von Sachthemen einge-setzt werden und sind für die Durchfüh-rung von Veranstaltungen, Freiarbeit, Ak-tionstagen, Projektwochen und Ähnli-chem nutzbar.

Themenbox „Wortschatz.kiste“Diese Themenbox wurde vom mediawien medienverleih gemeinsam mit derArge „Das S-Kind im Unterricht“ speziellfür das Lesenlernen von Kindern mit S-Lehrplan entwickelt.

Thomas BettingerBetty Waschkau-Homberg

18 Das S-Kind im Unterricht – Lesen

Ausleihmodalitäten‰ Die Bestellung der Themenboxen er-

folgt online über den media wienmedienverleih, der allen WienerSchulen zur Verfügung steht:www.medienverleih.mediawien.at

‰ Es besteht die Möglichkeit, die The-menboxen bis zu einem Jahr im Vo-raus zu reservieren.

‰ Die Entlehnung der Medienboxen istkostenlos.

‰ Vor der ersten Medienbestellung isteine einmalige, namentliche Regis-trierung mit Angabe der Schule, E-Mail-Adresse und eines Passwortsnotwendig.

‰ Die Entlehndauer der Themenboxenbeträgt 4 Wochen.

‰ Die Themenboxen können direktbeim media wien medienverleih oderin einer der Abholzweigstellen abge-holt werden.

‰ Die Schule haftet für die entliehenenThemenboxen und hat für Verlustoder Beschädigung von Medien Er-satz zu leisten. Als Beschädigung giltauch das Schreiben, Anstreichen undUnterstreichen in Büchern.

Büchereien Wien – media wien medienverleih

Zieglergasse 49 1070 Wien

AV-Medien: +43 1 4000-85111Themenboxen: +43 1 4000-85113

[email protected]

Öffnungszeiten:Montag bis Freitag:8:00–15:00

Themenboxen – Spaß und Wissen aus der Kiste

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Themenbox„Wortschatz.kiste“Mediennummer8800036

EignungSonderpädagogik | Grundstufe (1.– 4. Schulstufe) | Kindergarten

Gewicht/Maße15,1 kg, 60 x 40 x 27 cm

KurzbeschreibungSpielerisch die Umgebung kennen ler-nen, Dinge benennen und begreifen –der Inhalt dieser Box zielt darauf ab,die Kinder dabei zu unterstützen. Erste Begegnungen mit Zahlen, Buch-staben, Farben und Tieren sowie einfa-cher Wortschatz stehen im Vorder-grund. Durch Fühl- und Fingerpuppen-bücher wird auch der haptische Sinnangesprochen. Einsetzbar ist die Wortschatz.kiste insonderpädagogischen Schulen, Kinder-gärten und Volksschulen. Die Wortschatz.kiste besteht aus ins-gesamt 28 Titeln.

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Die Zweigstellen der Büchereien Wien sind gleichzeitig auch Abholorte für Medien des media wien medienverleihs.

Sie können aus 39 Zweigstellen Ihre nächstgelegene Bücherei für die Abholung bzw.Rückgabe von Themenboxen, Schulfilmen, Bilderbuchkinos und Co. auswählen.

Die Adressen und Öffnungszeiten der Abholzweigstellen finden Sie im Onlinekatalog und auf der Homepage:

www.medienverleih.mediawien.at

www.buechereien.wien.at/de/fuerkinder/paedagoginnen/themenboxen

Abholzweigstellen

Diese Bücher sind in der „Wortschatz.kiste“

Titel Autor Verlag Reihe

1, 2, 3 ... viele: tierischer Zahlenspaß Esslinger

Antons ganze Welt Drews, Judith Beltz

Bauernhof Vogel, Heike; Niessen, Susan Oetinger Schauen, Fühlen, Entdecken

Das Olchi-ABC Dietl, Erhard Oetinger

Das Sprachspiele-Buch Krumbach, Monika Ökotopia

Die Geggis + CD Lobe, Mira Jungbrunnen

Die Jahreszeiten Fischer, Lucia Carlsen Mein großes Wimmel-

und Wörterbuch

Die kleine Raupe Nimmersatt Carle, Eric Gerstenberg

Du bist (m)ein Wunder, kleiner Bär Taube, Anna; Carlsen Meine Fingerpuppen-Freunde

Altegoer, Regine

Duden A bis Z und 1 bis 10 Schulze, Hanneliese Bibliograph. Institut

Durch Stadt und Land Arena Kiddilight

Erste Bilder, erste Wörter Spanner, Helmut Ravensburger

Kinder entdecken ihre 7 Sinne Walter, Gisela Ökotopia

Kleiner weißer Fisch Van Genechten, Guido bloomsbury

Mein allererstes Buch der Wörter Carle, Eric Gerstenberg

Mein allererstes Buch der Zahlen Carle, Eric Gerstenberg

Meine ersten Märchen Knefel, Anke Ravensburger

Meine ganze Welt arsEdition

Mit Ottern stottern, mit Drachen lachen Schreiber-Wicke, Edith Thienemann

Nacht-Wimmelbuch Berner, Rotraut Susanne Gerstenberg

Reise durch die große Stadt Arena Kiddilight

Rot, grün, blau Pittau, Francesco cbj

Sachen suchen Ravensburger

Sätze rollen – Wörter fliegen Suhr, Antje Don Bosco

Unser Körper Loewe Ich weiß, wie das heißt!

Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, Holzwarth, Werner Hammer

wer ihm auf den Kopf gemacht hat

Was ist das? Damm, Antje Gerstenberg

Was ist denn da drin? Napp, Daniel Oetinger

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Einfach klasse in Deutsch – Lernspielsammlung

Vier unterschiedliche und kurzweilige Spieleführen die Spieler in die Welt der deutschenSprache ein.www.duden.de

Spielebox –Wort & Laut Detektive

Spielebox mit 80 Fächern, eine Infobox mitdidaktischen und methodischen Anregun-gen plus Spielanleitung, 79 Spiele mit je 12Bildkarten und 12 Bild- und Wortkarten (also948 Bildkarten und 948 Bild- und Wortkar-ten), 1 Legeunterlage / Raster für 24 Kar-ten, 10 Legesymbole & 18 Blanko-Karten, ineiner stabilen Ablagebox. Eigenverlag IngridPrandstetter,SBNR: 155.873www.wort-und-laut-detektive.com

My First Activity

Begriffe erklären, pantomimisch darstellenoder zeichnen.www.piatnik.com

Schau mal an, was ich schon kann

Die enthaltenen Übungen führenzu differenziertem Sehen und Vergleichensowie zur Unterscheidung von geometrischen Grundformen.Jagersberger, GerlindeISBN: 978-3-7002-1192-1SBNR: 3.327www.jugendvolk.at

Vorkurs zur DAZ-Box

Von den acht Themenpostern gehen vielfäl-tige Erzählanlässe aus. Sie machen Kinder mit dem Wortschatz ver-traut und bieten immer neue Anknüpfungs-punkte zur Wiederholung und Sicherungvon Wortschatz und Satzstrukturen. Mithilfe von 192 Bildkarten (Nomen, Ver-ben) lassen sich Einzelbegriffe und Szenendes Posters gezielt erarbeiten. Kleine Handlungsabfolgen können mit den32 Geschichtenkarten gelegt werden.www.finken.at

Anlaute hören, Reime finden, Silben klatschen

Sprachförderung und phonologische Be-wusstheit in einem Band! Den Leistungs-stand ermitteln und gezielt fördern. Sprach-förderung und insbesondere der Aufbau der phonologischen Bewusstheit spielen inS-Schulen eine große Rolle. Mit dem Erhebungsverfahren kann schnellund einfach der Entwicklungsstand einesKindes in den Bereichen „Anlaute hören“,„Reime finden“ und „Silben klatschen“ ermit-telt und Defizite können frühzeitig behobenwerden.ISBN: 978-3-403-04251-8Mappe, 60 Seiten, DIN A4, Lehrerheft, 1 CD-ROM, 8 Ausstanzbögenwww.auer-verlag.de

Sprachförderung mit System

400 Spiele und Übungen für je 15 bis 20 Mi-nuten sind nach Sprachbereichen geordnet: Reime, Silben, Einzahl/Mehrzahl, zusam-mengesetzte Wörter, Satzbau, Artikel, Lautehören u. a. m.www.verlagruhr.de

20 Das S-Kind im Unterricht – Lesen

Empfehlenswerte UnterrichtsmittelPr

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ABC der Tiere

In der Silbenfibel werden die Silben alsGanzheit eingeführt. Das erleichtert allenKindern das Lesen- und das orthographischkorrekte Schreibenlernen. Die Silbenfibelsetzt beim Wissensstand der Leseanfängeran und trainiert systematisch und aufbau-end in klaren, nachvollziehbaren Schritten.Es gibt auch eine CD-ROM mit einem „Sil-ben-Generator“ zur Bearbeitung von eige-nen Texten.www.lemberger.at

Phonologische Bewusstheit entwickeln

Grundlegend für einen erfolgreichen Schrift-spracherwerb ist die Fähigkeit der Schüler,die Struktur der gesprochenen Sprache zuerkennen. Das Training zur phonologischenBewusstheit beginnt mit Übungen zu Silbenund Reimen, stellt dann die Lautdifferenzie-rung und Lautanalyse in den Fokus. An-hand pfiffiger Bilder zu verschiedenen Wör-tern finden die Kinder Reime und Silbenund entdecken die lautlichen Aspekte derSprache. Dazu gehört auch, Anlaute, Inlau-te und Auslaute von Wörtern zu erkennen,die einzelnen Laute wahrzunehmen, zu un-terscheiden und zu lokalisieren.www.persen.de

ABC der Tiere –Klatsch die Silbe!

Spiel zum Kennenlernen der „Ankertiere“www.lemberger.at

Lilos Lesewelt 1

Lilos Lesewelt 1 ist der erste computerge-stützte und multimediale LeselehrgangÖsterreichs, der in vielen elementar-metho-dischen Fragen des Lesen- und Schreiben-lernens gänzlich neue Wege geht.Die clevere Lilo, der schlaue Emil und dertollpatschige Rufus begleiten den Lernpro-zess der Kinder und entführen sie mit ihremPapierhut in eine fantastische Lesewelt.Das Paket beinhaltet:CD-ROM Einzelplatzversion, DVD, Audio-CD, Kopiervorlagen, Buchstaben- und Sil-benkärtchen, Lehrerhandbuch, Handpuppe„Lilo“, Poster „Lilos Lesemaschine“.Horst Fröhler und Herbert PuchtaISBN: 978-3-85061-426-9www.helbling.at

VSL – Verstehen Sprechen Lesen

144 Bildkarten in 12 Bedeutungsfeld-Kar-tensätzen, 144 Schriftkarten in 12 Karten-sätzen. Wortmaterial ausgewählt nach Alltagsrele-vanz, Alterswortschatz, visuellen Aspektenwie Wortlängen, Anfangsbuchstaben, Ober-und Unterlängen. In 6-fächerigem Holztablett.www.prolog-shop.de

LeseSchreibSpiele zur Vorbereitung auf den Schriftspracherwerb

Das Materialpaket enthält sowohl Handrei-chungen für Lehrerinnen und Lehrer alsauch Arbeitskarten mit Lege- und Spielma-terial für die Kinder. Der Arbeitsblock bietetArbeitsblätter mit vielen Aufgaben, die dieKinder selbstständig bearbeiten.Handreichung mit Materialien im Ordner,DIN A5, mit 4-farbigen Arbeitskarten aufKarton.ISBN 978-3-637-00073-5www.oldenbourg.de

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11ABC der Tiere Lesen in Silben

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Kinder lernen trotz – und nicht wegen –der Schule. Das behauptet zumindest einealte Volksweisheit. Und die meisten Kinderscheinen tatsächlich erstaunlich robust ge-genüber dem zu sein, was ihnen in derSchule geboten wird. S-Kindern hingegen fällt das Lernen meistvon Haus aus so schwer, dass die Lehrkräf-te in ihrem Fall eine Ausnahme machen

und ihnen ein paar vermeidbare Barrierenaus dem Weg räumen sollten.Die österreichische Schuldruckschrift ist ei-ne dieser Barrieren, die Kindern beim Le-senlernen üblicherweise im Weg steht. Warum das so ist, wie man es bessermacht und weitere Tipps zum Thema Typo-graphie, die das Erlernen des Lesens er-leichtern können, finden Sie in diesem

Artikel. Es geht dabei nicht einfach nur da-rum, dass ein typographisch korrekt gestal-teter Text „besser“ ausschaut, sondern dasser auch besser zu lesen ist.Für die meisten S-Kinder ist der Schrift-spracherwerb ein anstrengender Prozess,machen wir es ihnen nicht durch typogra-phische Mängel unnötig schwer!

22 Das S-Kind im Unterricht – Lesen

Typographie für die Schule

Es gibt Kinder, die manche Buchstaben,etwa das „d“ und das „b“, verwechseln.Das muss nicht sein, den manchen dieserKinder könnte man durch die Verwen-dung einer anderen Schrift einfach helfen.

Hier sind zwei gleiche Tassen:

Wir loben Kinder, wenn sie die Tasse im-mer als Tasse erkennen, auch wenn sichihre Lage ändert.

Aber wenn die Kinder beginnen, lesen zulernen, bekommen sie unter anderem dievier unten stehenden „verschiedenen“Buchstaben präsentiert.

Bei der Schuldruckschrift können „d“ und„b“ sowie „q“ und „p“ sehr leicht ver-wechselt werden:

Diese vier Buchstaben sind spiegel- undrotationssymmetrisch. Manche Kinder ha-ben sehr große Schwierigkeiten, dieseBuchstaben nicht dauernd zu verwech-seln.

Aber das muss nicht sein! Es gibt Schrif-ten, in denen diese Zeichen nicht ver-wechselt werden können. Bei der „Times New Roman“, einer Schrift, dieauf den meisten Computern vorhandenist, besteht diese Gefahr zum Beispielnicht. Die Buchstaben unterscheiden sichdeutlich:

Es gibt aber auch zeitgemäße Schulschrif-ten, die dieses Problem nicht haben. DerSchriftgestalter Hans Eduard Meier hat ei-ne ausgezeichnete Schulschrift entworfen,die „ABC-Schrift“: www.schulschrift.chSo sehen diese vier Buchstaben in der„ABC-Schrift“ aus:

Die österreichische Schuldruckschrift hataber noch weitere Schwächen: Leicht zu verwechseln sind auch dieBuchstaben „h“ und „n“ sowie „a“ und„d“. Der Unterschied besteht bei derSchuldruckschrift nur in einem etwas län-geren vertikalen Strich:

Bei der Times New Roman besteht auchhier keine Verwechslungsgefahr. Das „a“ist ganz anders gestaltet, beim „h“ ist dervertikale Strich deutlich länger als beim„n“.

Probleme bereitet die österreichischeSchuldruckschrift auch, wenn zwei be-stimmte Buchstaben aufeinander treffen.Die Kombination „rn“ kann sehr leichtmit dem „m“ verwechselt werden:

Bei der Times New Roman besteht diesesProblem nicht:

Fazit:Beim Erstlesen erspart man manchen Kin-dern unnötige Schwierigkeiten, wennman nicht die österreichische Schuldruck-schrift, sondern eine typographisch besse-re Schrift einsetzt.

Es ist höchste Zeit für eine zeitgemäßeSchulschrift wie etwa die ABC-Schriftvon Hans Eduard Meier!

Typographische Mängel bei der österreichischenSchuldruckschrift

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Schreibung in GROSSBUCHSTABEN vermeidenMit viel Übung beim Lesen erfasst manganze Wörter auf einen Blick. Unterstütztwird man durch die Groß-/Kleinschrei-bung und die unterschiedlichen „Wortbil-der“, die sich durch die verschiedenenOber- und Unterlängen ergeben. In Groß-und Kleinbuchstaben geschriebene Wör-ter haben eine heterogene „Hüllkurve“,wohingegen Wörter, die nur mit Groß-buchstaben geschrieben sind, immer einerechteckige Hüllkurve haben:

In Großbuchstaben geschriebene Textesind daher schwer zu lesen, man ermüdetschnell:

Angenehm zu lesen

UNANGENEHM ZU LESEN

Texte in Groß-/Kleinschreibung kann manselbst dann lesen/erraten, wenn die ein-zelnen Buchstaben übermalt sind. Dasfolgende Sprichwort kann man auch ohneBuchstaben entschlüsseln:

Wenn sogar Personen mit viel Übungbeim Lesen Probleme mit Texten in reinerVersalschreibung haben, dann kann mansich gut vorstellen, dass Kinder, die Pro-bleme beim Lesen haben, erst rechtSchwierigkeiten damit haben. Daher sollman vermeiden, Texte ausschließlich inGroßbuchstaben zu schreiben!

Optimale Zeilenlänge einhaltenBeim Schreiben sollte man unbedingtauch auf die optimale Zeilenlänge achten!Die Zeilenlänge ist dann optimal, wennnicht mehr als 50 bis 60 Zeichen in einerZeile stehen. Wenn zu viele Zeichen inden Zeilen untergebracht werden, werdendiese zu lang und das Auge verliert dieZeilen.

Auf korrekte Interpunktion achtenAchten Sie auf korrekte Interpunktion.Punkt, Komma, Doppelpunkt, Fragezei-chen und Rufzeichen sowie eine schlie-ßende Klammer schließen immer ohneLeerzeichen an das vorhergehende Wort an.Eine öffnende Klammer steht immer di-rekt und ohne Leerzeichen vor dem da-rauf folgenden Wort.

Text atmen lassenLassen Sie dem Text genug Luft zum Atmen. Achten Sie darauf, dass der Zei-lenabstand nicht zu klein eingestellt ist.

Unterstreichungen vermeidenUnterstreichungen sind ein Stilmittel ausder Zeit der Schreibmaschinen. Vermei-den Sie Unterstreichungen, da sie eventu-ell vorhandene Unterlängen durchkreu-zen, was dazu führt, dass der Textschlechter lesbar ist:

Unterstreichungen

Am Computer gibt es viele andere Mög-lichkeiten, Wichtiges hervorzuheben ...

Typographische Gräueltaten vermeidenKombinationen aus „kursiv“ und „out -line“, viele verschiedene Schriften durch-einander gemischt (auf einer Seite, in einem Satz oder gar in einem Dokument)... sind meist Zeichen dafür, dass mannicht viel Ahnung von Typographie hat.Solche Texte sind unangenehm zu lesen.Sie erschweren das Lesen unnötig:

T YP OGRAP HIS C HE GRÄUELTATEN

VERMEI DEN!

Thomas Bettinger

www.s-kind.info 23

Typographie ...

... ist die Kunst und das Handwerk desDruckens:In der Medientheorie steht Typographiefür gedruckte Schrift in Abgrenzung zuHandschrift (Chirographie) und elektro-nischen sowie nicht literalen Texten. Meist bezeichnet Typographie heute je-doch den Gestaltungsprozess, der mit-tels Schrift, Bildern, Linien, Flächenund typografischem Raum auf Druck-werke und elektronische Medien ange-wendet wird.Typographie umfasst nicht nur die Ge-staltung eines Layouts und den Entwurfvon Schriften. Vielmehr kann man denBegriff bis zur richtigen Auswahl desPapiers oder des Einbands ausweitenund sogar von typographischer Kalli-graphie oder kalligraphischer Typo -graphie sprechen. Die gestalterischen Merkmale desSchriftsatzes einer Druckseite unterteiltman in die Feinheiten des Schriftsatzesund in das Layout.

Feinheiten des Schriftsatzes:Die Schriftart, die Kapitälchen und Li-gaturen, die Laufweite (das sind dieBuchstaben- und Zeichenabstände),die Wortabstände, die korrekte Anwen-dung der Satzzeichen.

Layout:Die Gesamtgestaltung einer Druck-oder Webseite. Dazu gehören u. a. dasSeitenformat, der Satzspiegel, Zeilen-breite, Zeilenabstand, Zeilenanzahl,die Gliederung der Seite und des Tex-tes, die Platzierung von Bildern undTabellen im Text, das Mengenverhält-nis von Schrift zu Bildern und Tabel-len, die Schriftgröße, die Schriftaus-zeichnungen.Es kommt dabei auf die harmonischeAufteilung von bedruckter und unbe-druckter Fläche an. Eine Seite darf we-der „überladen“ noch kahl wirken.Die Kunst des Typographen besteht da-rin, die Gestaltungsmerkmale in geeig-neter Weise zu kombinieren.

Nach: de.wikipedia.org

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Vorlesen

Die Kinder mitlesen lassen. Neugierig ma-chen! Interesse an Büchern und am Lesenwecken.

Erweiterter Lesebegriff

Auch Ganzwortlesen und das Entschlüs-seln von Piktogrammen ist Lesen undschafft somit ein Stück mehr Selbstständig-keit. Siehe Artikel „Erweiterter Lesebegriff“auf den Seiten 4 und 5 dieser Broschüre.

Phonologisches Bewusstsein stärken

Erkennen, dass manche Wörter länger, an-dere hingegen kürzer sind, z. B. durch Sil-benklatschen. Mit welchem Buchstabenbeginnt ein Wort?

Groß-/Kleinschreibung einsetzen

Wörter und Texte nicht nur in Großbuch-staben anbieten, sondern immer die Groß-/Kleinschreibung verwenden. Siehe Artikel„Typographie für die Schule“ auf Seite 22.

Gut geeignete Schrift wählen

Ersparen Sie dem Kind unnötige Frustratio-nen beim Lesenlernen, die entstehen,wenn der Text in einer schlecht geeignetenSchrift gesetzt ist. Siehe Artikel „Typogra-phie für die Schule“ auf Seite 22.

Lautieren statt Buchstabieren

Also B statt Be, K statt Ka, R statt Er sagen –am besten: „B wie Blume“. Lautierenklingt anfangs etwas komisch, ist aber bes-ser als das „Aa Be Ce“ aufzusagen, dasdann beim Zusammenlauten stört. Anlauttabellen einsetzen.

Lautgetreues Lesen

Anfangs nur Wörter anbieten, die aus denVokalen a, e, i, o, u und den Dauerkonso-nanten m, l, s, n, f, r, w bestehen und diekeine Konsonantenhäufungen innerhalbeiner Silbe haben. Möglichst Wörter miteindeutiger Laut-/Buchstabenzuordnungverwenden wie Ma-ma, Pa-pa, Ru-he, ha-be. Kein eu, ei, ie, ch, sch, st, sp, ah, eh,oh, uh. Diese Buchstabenkombinationenkommen erst nach den Umlauten ä, ö, ü.

Geeignete Texte wählen

Keine Texte wählen, die zu schwierig sind!Einzelne Wörter durch Symbole ersetzen.Möglichst sinnvolle und – wenn möglich –sogar selbst verfasste Texte verwenden.

Lesen ist wichtig und macht Freude

Lesen hilft beim Zurechtfinden im Alltag.Wenn diese Einsicht gegeben ist, könnenviele scheinbare Hindernisse überwundenwerden. Eine hohe Motivation kann große„Defizite“ kompensieren. Kinder, die nichtgut lesen können, sollte man nie unvorbe-reitet vor anderen Kindern oder Erwachse-nen vorlesen lassen! „Versagen“ vor denanderen kann als sehr frustrierend empfun-den werden! Wichtig sind das Steigern desSelbstvertrauens, Ermutigung und Lob.

Lesen, lesen, lesen

Täglich lesen – auch zu Hause! Lehraus-gänge machen, um die Umwelt zu erkun-den: Dort sind die Wörter und Piktogram-me, die einem die Orientierung ermög -lichen.

Thomas Bettinger

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10 Tipps zum Lesenlernen

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Impressum

Das S-Kind im Unterricht – Lesen Wien, 2013Medieninhaber: SSR für Wien, Wipplingerstraße 28, 1010 WienFür den Inhalt verantwortlich:BSI Dr. Rupert CorazzaLeitung der Arbeitsgruppe „Das S-Kind im Unterricht“:Betty Waschkau-Homberg, SPZ 21,Herchenhahngasse 6, 1210 Wien,www.s-kind.infoKoordination, Gestaltung und Fotos– soweit nicht anders vermerkt: Thomas Bettinger, www.bettinger.at

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Mama. Papa.

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