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15 Mai 2003: Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung Schwerpunkt zu Verweigerern in Israel und gewaltfreiem Widerstand gegen die Besatzung Palästinas Rundbrief der War Resisters’ International Nr 58 Mai 2003 0.75 Kriegswiderstand in Israel – ein Überblick Sergeiy Sandler Die israelische Gesellschaft ist extrem mili- tarisiert. Kinder in den Kindergärten führen Militär- paraden auf während ihrer Schuljahresendeparty. Ein paar Jahre lernen sie wahrscheinlich ihre nor- malen Schulfächer bei Lehrern, die Wehrpflichtige in Uniform sind. Der Rektor der High School, an der sie später studieren, wird wahrscheinlich ein vor kurzem pensionierter Offizier mittleren Ranges sein. Die Vorgesetzten dieses Offiziers wurden wahrscheinlich in leitende Positionen des öffentlichen Dienstes oder der Privatwirtschaft berufen. Generäle, die eine politische Kariere anstreiben, werden Kabinettsminister und können später natürlich auch Premierminister werden. In einer militarisierten Gesellschaft wie Israel ist die Wehrpflicht ein zentrales Instrument politis- cher Macht und ein Hauptthema auf der politis- chen Tagesordnung. Soziale Ungleichheiten wer- den reproduziert, verstärkt und oft durch die Ein- berufungspolitik der Armee erzeugt. So werden die Mitglieder der palästinensichen Minderheit unter den israelischen Bürgern nicht zum Militär- dienst einberufen, und diese Tatsache wird dann als Ausrede benutzt für deren offizielle und inof- fizielle Diskriminierung in allen Bereichen des Lebens. Wenn z. B. ein Arbeitgeber für einen Arbeiter "mit geleistetem Militärdienst" sucht, so bedeutet das verschlüsselt "Araber unerwünscht". Einige kleine Gruppen innerhalb der palästinen- sischen Minderheit (besonders die Drusen) wer- den trotzdem einberufen, getreu der alten Maxime "teile und erobere". Innerhalb der jüdischen ethnischen Mehrheit verstärkt das Militär die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und den sozialen Schichten. Obgleich die meisten jüdischen Frauen ein- berufen werden, müssen sie nur einen kürzeren Militärdienst leisten (20-21 Monate, im Gegensatz zu den 3 Jahren für die Männer), und man gibt ihnen nur als unwichtig angesehene Funktionen innerhalb der Armee. Das spiegelt sich im sozialen Status der Frauen wider und in deren Ausgrenzung in der Öffentlichkeit (z. B. besteht das israelische Parlament zu weniger als 10% Editorial Diese Ausgabe des Zerbro- chenen Gewehrs hat als Schwerpunkt die Kampagne der War Resisters’ Interna- tional zur Unterstützung israelischer Kriegsdienstver- weigerer und des gewalt- freien Widerstandes gegen die Besatzung der palästi- nensischen Gebiete. Bereits seit einigen Jahren kooperiert die War Resist- ers’ International mit ver- schiedenen israelischen KDV- und Verweigerer- Gruppen. In letzter Zeit ist die Zahl der KDVer – so- wohl selektiver als auch der Wehrpflichtverweigerer – stark angestiegen. Als Ant- wort haben die israelischen Behörden ihre Repression gegen Kriegsdienstver- weigerer verstärkt: längere Inhaftierung und Kriegsge- richtsverfahren, die poten- tiell zu längeren Haftstrafen führen können. All das macht internationale Unterstützung noch wichti- ger, einschliesslich Protest- briefen, Solidaritätsaktionen, und einer internationalen Kampagne Diese Ausgabe des Zer- brochenen Gewehrs bietet Informationen und Hinter- grundmaterial für Kampag- nenarbeit. Die WRI website stellt noch mehr Material bereit. Bitte nutzt es – Israels KDVer brauchen unsere Unterstützung! Andreas Speck CO Campaign Worker im WRI-Büro, London Demonstration gegenüber Militärgefängnis Nr. 6 www.yesh-gvul.org

Das zerbrochene Gewehr, 58

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15 Mai 2003: Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung

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15 Mai 2003: Internationaler Tag zur KriegsdienstverweigerungSchwerpunkt zu Verweigerern in Israel und gewaltfreiem Widerstand gegen die Besatzung Palästinas

Rundbrief der War Resisters’ InternationalNr 58 Mai 2003 0.75

Kriegswiderstand in Israel – ein Überblick

Sergeiy Sandler

Die israelische Gesellschaft ist extrem mili-tarisiert. Kinder in den Kindergärten führen Militär-paraden auf während ihrer Schuljahresendeparty.Ein paar Jahre lernen sie wahrscheinlich ihre nor-malen Schulfächer bei Lehrern, die Wehrpflichtigein Uniform sind. Der Rektor der High School, ander sie später studieren, wird wahrscheinlich einvor kurzem pensionierter Offizier mittlerenRanges sein. Die Vorgesetzten dieses Offizierswurden wahrscheinlich in leitende Positionen desöffentlichen Dienstes oder der Privatwirtschaftberufen. Generäle, die eine politische Kariereanstreiben, werden Kabinettsminister und könnenspäter natürlich auch Premierminister werden.

In einer militarisierten Gesellschaft wie Israelist die Wehrpflicht ein zentrales Instrument politis-cher Macht und ein Hauptthema auf der politis-chen Tagesordnung. Soziale Ungleichheiten wer-den reproduziert, verstärkt und oft durch die Ein-berufungspolitik der Armee erzeugt. So werdendie Mitglieder der palästinensichen Minderheit

unter den israelischen Bürgern nicht zum Militär-dienst einberufen, und diese Tatsache wird dannals Ausrede benutzt für deren offizielle und inof-fizielle Diskriminierung in allen Bereichen desLebens. Wenn z. B. ein Arbeitgeber für einenArbeiter "mit geleistetem Militärdienst" sucht, sobedeutet das verschlüsselt "Araber unerwünscht".Einige kleine Gruppen innerhalb der palästinen-sischen Minderheit (besonders die Drusen) wer-den trotzdem einberufen, getreu der altenMaxime "teile und erobere".

Innerhalb der jüdischen ethnischen Mehrheitverstärkt das Militär die Ungleichheit zwischenden Geschlechtern und den sozialen Schichten.Obgleich die meisten jüdischen Frauen ein-berufen werden, müssen sie nur einen kürzerenMilitärdienst leisten (20-21 Monate, im Gegensatzzu den 3 Jahren für die Männer), und man gibtihnen nur als unwichtig angesehene Funktioneninnerhalb der Armee. Das spiegelt sich imsozialen Status der Frauen wider und in derenAusgrenzung in der Öffentlichkeit (z. B. bestehtdas israelische Parlament zu weniger als 10%

EditorialDiese Ausgabe des Zerbro-chenen Gewehrs hat alsSchwerpunkt die Kampagneder War Resisters’ Interna-tional zur Unterstützungisraelischer Kriegsdienstver-weigerer und des gewalt-freien Widerstandes gegendie Besatzung der palästi-nensischen Gebiete.Bereits seit einigen Jahrenkooperiert die War Resist-ers’ International mit ver-schiedenen israelischenKDV- und Verweigerer-Gruppen. In letzter Zeit istdie Zahl der KDVer – so-wohl selektiver als auch derWehrpflichtverweigerer –stark angestiegen. Als Ant-wort haben die israelischenBehörden ihre Repressiongegen Kriegsdienstver-weigerer verstärkt: längereInhaftierung und Kriegsge-richtsverfahren, die poten-tiell zu längeren Haftstrafenführen können.All das macht internationaleUnterstützung noch wichti-ger, einschliesslich Protest-briefen, Solidaritätsaktionen,und einer internationalenKampagneDiese Ausgabe des Zer-brochenen Gewehrs bietetInformationen und Hinter-grundmaterial für Kampag-nenarbeit. Die WRI websitestellt noch mehr Materialbereit. Bitte nutzt es –Israels KDVer brauchenunsere Unterstützung!

Andreas SpeckCO Campaign Worker imWRI-Büro, London

Demonstration gegenüber Militärgefängnis Nr. 6 www.yesh-gvul.org

2 Das Zerbrochene Gewehr Nr. 58 Mai 2003 – Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung

Schwerpunkt zu Kriegswiderstand in Israel Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – 15 Mai

Yesh Gvul: Einen Refusenik(Verweigerer) adoptierenYesh Gvul hat mit den Jahrenherausgefunden, dass ein wirk-samer Weg zur Unterstützungvon Verweigerern im Gefängnisdarin besteht, sie von Unter-stützungsgruppen außerhalbIsraels adoptieren zu lassen.Wenn ein Verweigerer ins Ge-fängnis kommt, werden Unter-stützergruppen alarmiert, dieeine breite Palette von Aktivitä-ten entfalten. Email, Briefe undTelefonanrufe gehen hinaus andie Familie des Verweigerersund ins Gefängnis; die Adop-tionsgruppe übt politischenDruck aus mit Protesten bei dernächsten diplomatischen Mis-sion Israels, während sie um-fassende Aktionen innerhalbihrer eigenen Gemeinschafdurchführt. Die Adoptions-gruppe bietet auch materielleHilfe an und kümmert sich umGeld, um den Personen zu hel-fen, die vom Verweigerer ab-hängen.

Praktische SchritteMoralische UnterstützungSobald die Gruppe ihren Willenerklärt, einen Gefangenen zuadoptieren, erhält sie eine voll-ständige Anleitung einschließ-lich personenbezogener Infor-mationen - Alter, Beruf, Stand(und hoffentlich ein Bild), Tele-fonnummern und Adressen,Einzelheiten von Familienmit-gliedern, die nach Kontaktenfragen, sowie Empfehlungenvom Anwalt des Verweigerersin Israel, auf welche WeiseUnterstützung geboten werdenkann.

Politische AktionProteste zur Unterstützungdes Gefangenen und Anrufebei der nächsten VertretungIsraels mit der Bitte um seineEntlassung , verbunden mitDruck auf örtliche Medien/ Poli-tiker etc. mit der Absicht, Druckauf IDF und die RegierungIsraels auszuüben.Solche Anrufe sind von enor-mer Hilfe in einer Zeit großerBeanspruchung.

Finanzielle UnterstützungReservisten, die zum aktivenDienst einberufen werden, er-halten einen Ersatz für ihr Zivil-gehalt in Form der IsraelischenNationalversicherung. Unnötigzu sagen, Verweigerer im Ge-fängnis erhalten diese Hilfenicht. Keren Yesh Gvul (YeshGvul-Stiftung) versorgt Verwei-gerer, die um finanzielle Hilfebitten, mit annähernd $ 750 füreinen Monat im Gefängnis.Gruppen können helfen, indemsie dieses Geld aufbringen undeinen Scheck für "Keren YeshGvul" ausstellen, zu senden an:PO Box 6953, Jerusalem91068, ISRAEL.Kontakt zu Yesh Gvul s. S.3

aus Frauen). Die Meinung von Generälen zuöffentlichen Angelegenheiten wird als maßgebendbetrachtet, die Meinung der Frauen als irrelevant.Jüdischen Männern der Arbeiterklasse bekom-men normalerweise technische und logistischeFunktionen innerhalb der Armee, damit sie –anders als andere jüdische Männer, eher wieFrauen und drusische Soldaten – später nicht inder Lage sind, ihren Militärdienst in beachtlicheSozialhilfe umwandeln können.

Um diesen Punkt noch weiter zu belegen: allebekennenden jüdischen Frauen sowie Drusenund jüdische Männer, die sich religiösen Studienwidmen, sind vom Militärdienst ausgenommen. ImFalle der jüdischen Männer (d. h. der priviligiertenGruppe) wird dieses Thema im letzen Jahrzehntäußerst heftig in der Öffentlichkeit debatiert.

Diese etwas ausführliche Einleitung soll zeigen,daß das Militär in Israel im Mittelpunkt der politis-chen Macht steht; seine Politik wird kaumöffentlich in Frage gestellt; und Wehrpflicht ist einpolitisches Hauptthema. Unter diesen Bedingun-gen ist Kriegswiderstand jeglicher Art von beson-derer politischer Brisanz. Es überrascht nicht, daßseit Beginn der zweiten Intifada im Jahre 2000organisierte Gruppen von Kriegsgegnern wieder-holt in die israelischen Mainstream-Medien gelan-gen konnten und auf die politische Tagesordnung,während die radikale Opposition zu der israelis-chen Politik und deren Verbrechen in den Beset-zten Gebieten weitgehend zum Schweigengebracht wurde.

Wie oben erwähnt, erzeugt und verstärkt dieEinberufungspolitik die sozialle Trennung derisraelischen Gesellschaft. Dementsprechendkommen die Kriegsgegner in Israel aus sehr vie-len sozialen und politischen Klassen. Einegrundlegende Übersicht über diese Vielfalt ist hil-freich für das Verständnis dieser wichtigensozialen und politischen Widerstandsbewegung inIsrael.

Die Weigerung, Militärdienst zu leisten,geschieht aus der unterschiedlichsten Motivation.Einige Verweigerer werden von Überlegungenmotiviert, die besonders mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt und der BesetzungPalästinas zu tun haben, während andere, z. B.die Pazifisten und Anarchisten, vielschichtigeremoralische und politische Bedenken äußern. (Esist unmöglich, eine scharfe Grenze zwischendiesen beiden Gruppen zu ziehen. Oft genug wirddas nur durch die Betonung eines Teils der

Gesamthaltung des Verweigerers bestimmt.) Einpaar Verweigerer sind gegen jegliche Ausübungvon Militärdienst, andere dagegen verweigern nurden Militärdienst in den Besetzten Gebieten.

Verweigerer sind auch sehr unterschiedlich hin-sichtlich sozialer Charakteristiken. Einige vonihnen sind Teenager, die sich nicht angeworbenwerden wollen, andere hingegen sind schon inihren Zwanzigern, Dreißigern oder Vierzigern undverweigern den Reservedienst. Viele kommenaus Mittelklassefamilien, aber es gibt auch Ver-weigerer aus Arbeiterfamilien, einschließlich einerbeachtlichen Gruppe von Immigranten aus derfrüheren Sowjetunion. Einige ihrer Familien warenin der radikalen Linken aktiv – andere treffen beiihren Eltern oder anderen Verwandten auf einefeindselige Haltung (und manchmal gelingt es denjungen Verweigerern sogar, ihre anfänglichfeindlich gestimmten Eltern zu aktiver Unter-stützung der Verweigerer und ihrer Sache zu brin-gen).

Eine wichtige Gruppe innerhalb der Verweiger-er-Bewegung ist die Gruppe der weiblichen Ver-weigerer. Jüdische Frauen in Israel werden ein-berufen. Soweit es uns bekannt ist, ist Israel zurZeit das einzige Land mit Wehrpflicht für Frauen.Dementsprechend gibt es eine aktive und starkeBewegung von Wehrdienstverweigerinnen inIsrael - die einzige dieser Art auf der ganzen Welt.Die israelische Gesetzgebung zur Wehrpflicht istauch dahingehend anomal, daß der Status desVerweigerers aus Gewissensgründen nur fürFrauen anerkannt wird. Dies grenzt Verweigerin-nen sehr von den Verweigerern ab.

Eine weitere Gruppe mit speziellem Interessesind die drusischen Verweigerer. Wir schonerwähnt, werden drusische Männer – im Gegen-satz zu anderen palästinensischen Israelis – zumMilitär eingezogen. Seit 1956, als die israelischeRegierung beschloss, drusische Männer zum Mil-itär einzuziehen, besteht eine Bewegung drusis-cher Wehrdienstverweigerer. Drusische Ver-weigerer begründen normalerweise ihre Ver-weigerung damit, daß sie keinen ethnischen Krieggegen ihre eigenen Leute führen wollen. Sie wur-den oft hinter Gitter gesteckt, und zwar fürbeachtlich längere Zeiten als andere Verweigerer.

Seit Beginn der zweiten Intifada im September2000 ist die Zahl der erklärten Verweigererdrastisch angestiegen. Aus ein paar einzelnenPersonen sind Tausende geworden. Ungefährzweihundert Verweigerer wurden bis jetzt

Shministim (OberstufenabgängerInnen) AktivistInnen verbrennen ihre Einberufungspapiere www.shministim.org

Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – Das Zerbrochene Gewehr Nr. 58 Mai 2003 3

Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – 15 Mai Schwerpunkt zur Kriegswiderstand in Israel

inhaftiert; einige davon wiederholt (bis zu achtmalin Folge). Zwei organisierte Verweigerergruppen– die Letter of the High School Seniors (Shminis-tim) und Courage to Refuse (Mut zur Verweige-rung) – erklärten kollektiv ihre Verweigerung undhaben intensive und hitzige Debatten in derisraelischen Gesellschaft und in den Mainstream-Medien erzeugt. Innerhalb der radikalen LinkenIsraels, unter denen, die gegen die BesetzungPalästinas und die Aktionen der israelischenArmee in den von ihnen besetzten Gebieten sind,hat die Bewegung der Verweigerer jetzt einenzentralen und hervorstechenden Platz eingenom-men.

Aber irgendwie ist diese politisierte Bewegungerklärter Verweigerer nur die Spitze eines Eis-bergs. Einberufungsstatisken zeigen, daß –während des letzten Jahrzehnts – die Zahl derLeute, die nicht einberufen wurden oder vorzeitigaus der Armee entlassen wurden, sprunghaftangestiegen ist. Es ist allgemein bekannt, daß diemeisten dieser Leute ihre Entlassung selbstverursachen. Sie bilden, was wir "graue Ver-weigerer" nennen. Einige dieser grauen Ver-weigerer werden offiziell aus Gesundheitsgrün-den entlassen (normalerweise wegen schlechterpsychischer Gesundheit). Andere verbringen Zeitin Militärgefängnissen, bis sie wegen "Inkompabil-ität" entlassen werden. Viele Frauen bekommeneine Befreiung von der Wehrpflicht, indem sie (oftfälschlicherweise) behaupten, sie seien prak-

tizierende religiöse Juden. Zusammen mit derpalästinensischen Minderheit (die nicht eingezo-gen wird, obgleich sie vor dem Gesetz zur Ableis-tung des Militärdienst in Frage käme) beläuft sichdie Zahl dieser grauen Verweigerer auf einekleine Mehrheit (ca. 55–57%) in ihrer Alters-gruppe unter den israelischen Bürgern.

Es ist schwierig, die unterschiedlichen Motivefür die graue Verweigerung aufzulisten. Einigedieser Verweigerer sind politisch und ideologischmotiviert, aber sie wählen den leichteren Weg,aus der Armee entlassen zu werden, und erklärenihre Motive nicht öffentlich. Andere vermeidenden Militärdienst, weil sie mit ihrem Einkommenihre Familie ernähren müssen. Viele würden tat-sächlich sagen, daß sie ganz einfach nicht zurArmee gehen wollen. Aber welche Erklärunggraue Verweigerer auch immer für ihre Ver-weigerung geben, sie ist von großer politischerBedeutung. In der hoch militarisierten israelischenGesellschaft bedeutet die Verweigerung des Mil-itärdienstes, mit den Füßen zu wählen, gegen diefortgesetzte Militarisierung der israelischenGesellschaft zu stimmen und gegen die Macht-struktur, die diese Militarisierung erzeugt.

Somit spielt diese Bewegung der unterschied-lichsten Wehrdienstverweigerer in Israel eine zen-trale Rolle im Widerstand gegen den Krieg ineiner der heißesten heutigen Kriegszonen derWelt.

Ometz Le'sarev("Courage to Refuse")Eine Gruppe von Reservis-ten, Offizieren und Soldaten,deren erste Verweigerungs-erklärung im Januar 2002eine weit verbreitete Kontro-verse in ganz Israel erzeugteund die Friedensbewegungmit neuer Energie erfüllte.

http://www.seruv.org/default-eng.asp

Yesh GvulDie älteste und sehr aktiveOrganisation, die Reservis-ten unterstützt, die sich wei-gern, in den besetzten Gebi-eten zu dienen (bekannt als"selektive Verweigerung")

Yesh Gvul, PO Box 6953,Jerusalem 91068, Israel Telephone: [email protected]://www.yesh-gvul.org

Shministim ("Gymnasial-absolventInnen")Zunächst waren es 62, jetztumfaßt Shministim 300 Gym-nasialabsolventInnen, dieangekündigt haben, daß sie"sich weigern, Soldaten fürdie Besatzung zu sein."

Shministim movementPO Box 70094, Haifa [email protected]://www.shministim.org

New ProfileEine feministische Bewe-gung, die daran arbeitet, dieisraelische Gesellschaft zuentmilitarisieren. Sie bietetInformationen und verschie-dene Formen der Unter-stützung für VerweigererIn-nen jeder Art an und fürjeden, der nicht in der israe-lischen Armee dienen will.

New Profile, P.O. Box 48005,Tel Aviv 61480, [email protected]://www.newprofile.org/english

Drusisches Initia-tivkomiteeEs unterstützt drusischeKDVer

Druze Initiative Committeefor Conscientious ObjectionPO Box 8, Shfar’am 20200,Israel

Der Vorstands der War Resisters' International forder Anerkennung des Rechts auf KDVUnterstützung für israelische KriegsdienstverweigererInnen ist notwendig

Vorstand der War Resisters' International, 23. Februar 2003

Der Vorstand der War Resisters' International, das81 Jahre altes internationale Netzwerk pazifistischerOrganisationen mit 90 Mitgliedsorganisationen in 45Ländern, hat auf der Vorstandssitzung in London andiesem Wochenende seine schwerwiegendeBesorgnis bezüglch der Situation von Kriegsdien-stverweigererInnen in Israel zum Ausdruck gebracht.Im Lichte der schwereren Bestrafung von israelis-chen KriegsdienstverweigererInnen fordert derVostand von der israelischen Regierung, das Rechtauf Kriegsdienstverweigerung anzuerkennen. Er ruftdie internationale Friedensbewegung auf, israelischeKriegsdienstverweigererInnen zu unterstützen, undden Protest gegen die israelische Regierungspolitikzur Kriegsdienstverweigerung zu Gehör zu bringen.

Israel erkennt das Recht auf Kriegsdienstver-weigerung nicht an, das vom Artikel 18 des Interna-tionalen Paktes über zivile und politische Rechte,den Israel unterzeichnet hat, abgeleitet ist. Zusät-zlich, und als Antwort auf die steigende Zahl vonKriegsdienstverweigererInnen, die sich weigern, indie israelische Armee einzutreten, haben die israelis-chen Behörden die Urteile gegen Wehrpflichtgegner-Innen erhöht. Wiederum unter Verletzung interna-tionaler Rechtsstandards werden Kriegsdienstver-weigererInnen wieder und wieder ins Gefängisgeschickt - erst kürzlich erhielt Kriegsdienstver-weigerer Jonathan Ben-Artzi seine achte Gefängnis-strafe, und Dror Boimel erhielt eine siebte Gefängnis-strafe. In einem weiteren Schritt, Kriegsdienstver-weigererInnen zu brechen, werden sie jetzt vor einMilitärericht gestellt, nachdem sie bereits mehr als150 Tage im Gefängnis verbracht haben. Ein Mil-itärericht kann KriegsdienstverweigererInnen zu biszu 3 Jahren Gefängnis verurteilen. Jonathan Ben-Artzi und Dror Boimel werden die Ersten sein.

Ein Bericht der WRI zu Kriegsdienstverweigerungin Israel, der kürlich dem Menschenrechtskomiteeder Vereinten Nationen unterbreitet wurde, listetmehr als 180 KriegsdienstverweigererInnen auf, diezwischen September 2001 und Januar 2003 auf-

grund ihrer Kriegsdienstverweigerung Gefängnis-strafen abgesessen haben - insgesamt mehr als6.500 Tage Gefängnis.War Resisters' International fordert von der israelis-chen Regierung:� das Recht auf Kriegsdienstverweigerung

anzuerkennen, und ein Gesetz zur Kriegsdien-stverweigerung zu verabschieden, das den Stan-dards entspricht, die in den Resolutionen derUN-Menschenrechtskommission 1998/77 und2002/45 gesetzt werden;

� unverzüglich alle inhaftierten Kriegsdienstver-weigererInnen zu entlassen, und die Einberufungall derer, die ihre Kriegsdienstverweigerung erk-lärt haben, bis zur Einführung eines Gesetzeszurückzustellen.

Die War Resisters' International ruft ihre Mitglieder,und andere Friedensorganisationen, sowie jede undjeden, nachdrücklich auf:� ihrem Protest gegen die Inhaftierung von Kriegs-

dienstverweigerung Gehör zu verschaffen, durchBriefe an israelische Botschaften, die israelischeRegierung, und das israelische Militär;

� inhaftierte KriegsdienstverweigererInnen durchBriefe an die/den Inhaftierten zu unterstüzen;

� sich an der Kampagne der WRI zur Unter-stützung von KriegsdienstverweigererInnen inIsrael, die am 15. Mai, dem Internationalen Tagzur Kriegsdienstverweigerung, ihren Höhepunktfinden wird, zu beteiligen: organisiert Protestak-tionen, Mahnwachen, Workshops, Diskus-sionsveranstaltungen am 15. Mai, um Aufmerk-samkeit und Unterstützung für Kriegsdienstver-weigererInnen in Israel zu gewinnen;

� sich an Delegationen der WRI zur Beobachtungvon Prozessen gegen Kriegsdienstver-weigererInnen vor Militärgerichten zu beteiligen.

Israels KriegsdienstverweigererInnen brauchenunsere Unterstützung.

Schwerpunkt zu Kriegswiderstand in Israel Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – 15 Mai

4 Das Zerbrochene Gewehr Nr. 58 Mai 2003 – Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung

Israel ist das einzige Land mit Wehrpflicht für Frauen. Shani Werner, eine Aktivistin bei Shmin-istim und New Profile wirft einen Blick auf den Widerstand der Frauen gegen die Einberufung.

Frauenwiderstand gegen Wehrpflicht in Israel

Shani Werner

Israel ist das einzige Land auf der Welt,in dem Frauen wehrpflichtig sind. Es istdeshalb auch das einzige Land auf derWelt, wo ein Frauenwiderstand dagegenexistiert. Wir kennen nicht den genauenUmfang dieser Bewegung, weil viele jungeFrauen diese Prozedur alleine durchziehen(und wir sie deshalb nicht kennen). Außer-dem möchte die Armee natürlich solcheDaten nicht an die Öffentlichkeit geben.

Anders als bei den Männern, die ihreVerweigerung erklären und ins Militärge-fängnis geschickt werden, wird die Ver-weigerung der Frauen aus Gewissensgrün-den vom Staat offiziell anerkannt. SolcheFrauen werden vom Wehrdienst ausgenom-men, vorausgesetzt, daß sie die Militärkom-mission – allgemein als das "Gewissens-komitee" bekannt – überzeugen, daß ihreVerweigerung ernsthaft gemeint ist.

Das Recht, von der Wehrpflicht aus Ge-wissensgründen befreit zu werden, ist einesder meist gehüteten Geheimnisse der israe-lischen Armee. Die meisten der entsprech-enden Kandidatinnen kennen dieses Rechtnicht. Die IDF verbreitet nicht gerne Infor-mationen darüber, wie dieses Recht aus-geübt werden kann. Es wird ganz kurz –wenn überhaupt in den Vorbereitungsinfor-mationen erwähnt, die den Wehrpflichtigenzugesandt werden. Frauen, die in den Ein-berufungszentren danach fragen, sagt manoft "so etwas gibt es nicht".

Das von den Frauen, die vor das "Gewis-senkomitee" treten müssen, geforderte Ver-fahren, ist nicht einfach. Das "Gewissens-komitee" behandelt junge Verweigerinnenwillkürlich und inkonsequent. In einigenFällen sind die Befragungen kurz und trivial,in anderen Fällen gezielt demütigend undeinschüchternd. Siebzehnjährige Mädchensehen sich auf sich alleine gestellt dem Ko-mitee gegenüber, das normalerweise nuraus älteren Männern besteht, ohne Rechts-beistand und moralische Unterstützung. Bisvor kurzem lehnte das "Gewissenskomitee"die meisten Frauen nach ihrem ersten An-trag ab und nahm (die meisten) erst nachderen zweitem Versuch vom Wehrdienst

aus – wenn diese die Entscheidung anfocht-en. Viele Frauen wußten jedoch nicht, daßsie Einspruch einlegen konnten.

Die Bewegung "New Profile" hilft Verwei-gerinnen aus Gewissensgründen mit demAngebot eines detailierten Information-spakets zu diesem Thema, zusammenge-stellt von dem Verweigerer Moran Cohenund dem Rechtsanwalt Yossi Wolfson, undeinem Beraternetzwerk, das Erklärung undpersönliche Unterstützung gibt. Zur Zeit er-fahren immer mehr junge Frauen von dieserOption, und die meisten Frauen, die einenAntrag an die Militärkommission stellen,werden tatsächlich vom Wehrdienst befreit.

Obgleich die israelische Armee Verwei-gerinnen relativ leicht vom Wehrdienstbefreit, im Vergleich zu der Behandlung derVerweigerer, ist es nicht leicht, einen sol-chen Schritt zur Verweigerung zu unter-nehmen. Jede Frau muß sich mit sich selbstauseinandersetzen, der Art ihrer Erziehungund einem Umfeld, das diesen Schritt oftnicht gutheißt und nicht verstehen kann.Außerdem kommt die Tatsache, daß Frauenhinsichtlich des Verweigerungsrechts Män-nern gegenüber bevorzugt werden, direktaus dem untergeordneten Status, denFrauen in der Arme und in der israelischenGesellschaft haben. Frauen werden vomWehrdienst befreit, weil sie unwichtig sind,also ob sie keine "richtigen Soldaten" , d. h.Soldaten im Kampf, wären. Demzufolgewird deren Verweigerung – ein persönlicherSchritt, der tapfer und in keinster Weiseleicht ist – als zu vernachlässigend betra-chtet, d. h. es wird davon nichts in den Me-dien berichtet; es bleibt für das öffentlicheAuge unsichtbar.

Die Stimme der Verweigerinnen wirdaber heutzutage zunehmend hörbar. Früherheirateten manche Frauen mit 18, um nichtzur Armee gehen zu müssen (verheirateteFrauen sind vom Militärdienst befreit)während andere erklärten, sie seien religiös(praktizierende Frauen sind auch vom Mil-itärdienst ausgenommen). Vor ein paarJahren kannten die jungen Frauen nochnicht einmal ihr Recht, aus Gewissensgrün-den zu verweigern, und auch nicht dieGruppen, die ihnen im entsprechenden Ver-

fahren helfen konnten. Späterverweigerten junge Frauen,aber ihre Verweigerung zähltenicht und wurde nicht "mit-gezählt" noch nicht einmal vonden Verweigerungsbewegun-gen. Erst im Jahre 2001, alsder sowohl von Verweigerin-nen und Verweigererngeschriebene Seniors' Letterveröffentlicht wurde, zähltendie Verweigerinnen zumersten Mal.

Man fängt jetzt an, unsereStimme zu hören. Das IDF unddie israelischen Medien ver-schweigen das Phänomenimmer noch und grenzen es

aus, aber immer mehr junge Frauen ver-weigern aus Gewissensgründen und wer-den dabei unterstützt. Die israelischen Ver-weigererbewegungen müssen dafür sorgen,daß die Stimmen der Verweigerinnen lauterwerden, um die Zahl der Verweigerer nochzu erhöhen und gegen die Kombination vonChauvinismus und Militarismus zu kämpfen,die die israelische Gesellschaft dominiert,eine Gesellschaft, die die Bedeutung derVerweigerung durch Frauen genauso unter-schätzt wie den von Frauen geleistetetenMilitärdienst.

( basierend auf einem Artikel von RelaMazali und Shani Werner)

Andreas Speck

Die Lage drusischer KDVer zieht nicht vielAufmerksamkeit auf sich – weder von den Mediennoch von der Friedensbewegung in Israel, nochaus dem Ausland.

Die Drusen sind eine Minderheit innerhalb derarabischen Bevölkerung Israels. Als Israel 1949den Militärdienst einführte, sollte dieser für allearabischen und palästinensischen Männer ver-pflichtend sein. Jedoch wurde er palästinensis-chen Bürgern Israels niemals aufgezwungen, teil-weise aufgrund des Widerstandes von christlichenund muslimischen Palästinensern. Alle arabischenMänner werden automatisch vom Militärdienstbefreit. Die Lage der Drusen ist anders. Aufgrundvon Manipulationen zwangen die israelischenBehörden im Jahre 1956 sechzehn drusischeFührer zur Unterzeichnung einer Übereinkunftüber einen militärischen Zwangsdienst für dieDrusen. Seitdem können drusische Männer zumMilitärdienst eingezogen werden – drusischeFrauen, anders als jüdisch-israelische Frauennicht.

Das drusische Initiativkomitee für KDV wurde1972 gegründet. Es hat vier Hauptziele:– Ende des zwangsweisen Militärdienstes;– Widerstand gegen die Beschlagnahmung dru-

sischen Landes;– Keine Einmischung des israelischen Staates in

Angelegenheiten von Nationalität und Religion;– Demokratie und gleiche Rechte.

Das Schicksal drusischer KDVer findet wenigöffentliche Aufmerksamkeit. Es gibt zu jeder ZeitDutzende drusischer KDVer im Gefängnis, unddas drusische Initiativkomitee veröffentlicht dieNamen derjenigen, die damit einverstanden sind.Während die meisten Drusen, die den Dienst inder israelischen Armee verweigern, dies ausGewissensgründen tun, verweigern einige auswirtschaftlichen oder religiösen Gründen.

Die Strafen für drusische KDVer aller Gruppenerreichen zusammen genommen mehreretausend Jahre. Jihad Sa'ad, der Sekretär des dru-

Drusische KriegsdienstverwDiskriminierung, Schweige

Militärgefängnis Nr. 6 in Atlit: Ist Frauenwiderstand gegen dieWehrpflicht weniger wichtig, weil Frauen nicht ins Gefängnisgehen? www.shministim.org

Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – 15 Mai Schwerpunkt zu Kriegswiderstand in Israel

Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – Das Zerbrochene Gewehr Nr. 58 Mai 2003 5

Peretz Kidron (Yesh Gvul) über 'Selektive Verweigerung', eine spezielle ErfindungIsraels im Kampf gegen die Besetzung aus der Mitte des Militärs.

Die Grenzen des Gehorsams

Peretz Kidron

'Selektive Verweigerung' bedeutet einedeutliche Abkehr von den traditionellen For-men antimilitaristischen Widerstandes, sowie er von PazifistInnen oder Kriegsdien-stverweigernden geleistet wird, die grund-sätzlich den Kriegsdienst oder die Teil-nahme an militärischen Aktionen ablehnen.Selektive Verweigerung entstand in Israelunter den besonderen Bedingungen voneinzelnen SoldatInnen oder ReservistInnen,die den Militärdienst nicht grundsätzlichablehnten oder sich sogar an Kampfein-sätze beteiligten, sofern diese gerechtfertigtschienen um Angriffe abzuwehren, wennalle anderen Möglichkeiten ausgeschöpftwaren: Sie verweigern aus politischen oder

moralischen Gründen einen bestimmtenEinsatz oder einen militärischen Feldzug.

Auch wenn es schon vorher einige vere-inzelte Verweigernde gab, in deutlicher An-zahl erschien die Aktionsform der 'selektiv-en Verweigerung' zum ersten Mal währendIsraels Einmarsch in den Libanon 1982.Hunderte von einberufenen ReservistInnenweigerten sich damals zu kämpfen, insbe-sonders als der damalige PremierministerMenahem Begin die Militäraktionen als ei-nen "Krieg der Wahl" erklärte, d.h. als nichtabsolut notwendig für die Verteidigung Is-raels. Eine Folge der Kämpfe war die Grün-dung von Yesh Gvul ("Es gibt eine Gren-ze"), welche die aktive Unterstützung derVerweigernden organisierte. Yesh Gvul reg-istrierte während dieser Kampagne die In-haftierung von mindestens 168 Verweigern-den, einige von ihnen wurden sogar mehr-fach inhaftiert. Aber die schnelle Verbrei-tung der selektiven Verweigerung machtedie Befehlshabenden vorsichtiger und vieleder Verweigernden wurden daraufhin nichtmehr disziplinarisch verfolgt, sondern ande-ren Einsätzen innerhalb Israels zugeteilt.Die Bewegung der selektiven Verweigerungwurde zur Speerspitze der Anti-Kriegs-Koa-lition und sie half die öffentlichen Protestegegen die blutigen und nutzlose Feldzügezu stärken. Neben der Stärkung der Anti-Kriegs-Aktiviäten übten die Verweigerndenauch einen unerwarteten und mächtigenDruck auf die militärischen Entscheidungs-träger und auf die politische Führungsriegeaus. Von General Moshe Levy, dem damali-gen Kommaneur der Armee wissen wir, daßdas Anwachsen der Verweigerungsbewe-gung und "die Angst, daß die Anzahl derVerweigernden schnell von Hunderten in dieTausende und Zehntausende gehen kön-nte" einer der Hauptgründe für die Empfeh-lung der Armeekommandierenden 1994war, die Militäreinsätze einzustellen.

Zu einer weiteren Welle der selektivenVerweigerung kam es während der erstenpalästinensischen Intifada 1987, als Hun-derte von SoldatInnen sich weigerten, anden miltitärischen Aktionen zur Unterdrück-ung der palästinensische Bevölkerungteilzunehmen. Auch diesmal waren diemeisten der Verweigernden ReservistInnen,nur wenige waren junge Wehrpflichtige, dieihren 3-jährigen Pflichtdienst ableisteten.Und wieder waren sie ein wichtiger Faktorzur Entwicklung einer Opposition, die let-ztlich auch dazu beitrug, daß die israelis-che Regierung an der Konferenz vonMadrid teilnahm und zum ersten Mal über-haupt mit einer palästinensischen Delega-tion an einem Tisch saß.

Auch die derzeitige Intifada hat wiedereine große Anzahl von selektiven Verwei-gernden hervorgebracht. Mehr als 1000 Sol-datInnen, ReservistInnen und junge Wehr-pflichtige sind entschieden, ihre Beteiligungan der Unterdrückung der palästinensischenBevölkerung zu verweigern. Bis zum heuti-gen Tag wurden etwa 200 Verweigerndeinhaftiert. Neue Gruppen von Verweigern-

den sind entstanden, einschließlich auchzum ersten Male eine größere Anzahl vonjungen Wehrpflichtigen. Mit Flugblättern vorArmee-Transport-Zentren, Universitätenund Gymnasien setzt Yesh Gvul seine Kam-pagne fort. Dabei geht es darum, die Sol-datInnen und ReservistInnen aufzuklärenund anzuregen, sich der Mitwirkung anKriegsverbrechen und Menschenrechtsver-letzungen zu verweigern.

Yesh Gvul ist davon überzeugt, daß dieselektive Verweigerung eine höchstwertvolle Aktionsform gegen den Militaris-mus ist, weil – paradoxerweise, der Wider-stand aus der Mitte des Militärs erwächst,von SoldatInnen und OffizierInnen, die ihreBereitschaft unterstreichen, legitimenVerpflichtungen zur Verteidigung nachzu-kommen und daher nicht so einfach alsDrückeberger und Feiglinge abgetan wer-den können. Die Förderung dieser Formdes Widerstandes erfordert einen langenAtem und kontinuierliche aufklärerischeBemühungen, da sie die SoldatInnen lehrt,die rechtliche, moralische und politischeVerantwortung für ihre Aktionen zu über-nehmen, selbst wenn sie auf Befehl hin aus-geführt werden. Es ist unser Ziel, die Solda-tInnen anzuregen, die Befehle ihrer Vorge-setzten zu überprüfen und die Ausführungzu verweigern wenn sie sie als "grob rechts-widrig" ansehen – selbst unter dem Risikoeiner Bestrafung.

Diese Strategie beruht auf der Ansicht,daß wir eine grundlegende zivile Verantwor-tung für eine Armee haben, die in unseremNamen handelt. Wir respektieren die Über-zeugung derer, die jede Form des Militärdi-enstes ablehnen, aber wir sind nicht derMeinung, daß sie von jener Verantwortungfrei sind. Die oder der einzelne mag ihr odersein Gewissen beruhigen in dem Sinne "dieeigenen Hände in Unschuld zu waschen",aber die Abscheulichkeiten werden weit-ergehen, solange sie nicht auch aktiv wer-den, die unwürdigen Aktivitäten der Armeezu stoppen, sei es in Kriegen gegen andereStaaten oder die Unterdrückung von Men-schen im eigenen Land.

Die selektive Verweigerung ist eineAktionsform in diesem Sinne, indem sieeinen wertvollen und höchst effektivenDruck aus der Mitte der Armee ausübt.

In innovativer Art wendet die selektiveVerweigerung die Prinzipien des gewalt-freien zivilen Ungehorsams, wie sie vonGandhi und Martin Luther King jr. entwickeltwurden, auf die am wenigsten "zivile" Ein-richtung an: die Armee. Die Trennung zwis-chen legitimen und Illegitimen militärischenPflichten ist ein wertvolles Instrument derAnti-Kriegsbewegung, da sie dazu dient dieÖffentlichkeit aufzuklären, die einer "patrio-tischer" Gehirnwäsche durch das militäri-sche und politische Establishment ausge-setzt ist. Wir sind der Überzeugung, daßdas israelische Model der selektiven Ver-weigerung und ihrer bewußtseinsbildendenund politischen Kampagnen auf alle Armeenangewendet werden kann und sollte.

sichen Inititativkomitees, sagte, daß etwa 40 %aller drusischen Männer den Dienst verweigerten– er selbst hat seinen Militärdienst abgeleistet,aber verweigerte dann später seinen Reservisten-dienst. Einer seiner Söhne – Rabia Jihad Sa'ad,ist gegenwärtig im Gefängnis und wartet aufseinen Prozeß vor dem Kriegsgericht.

Einige drusische KDVer verbringen 2½ bis 3Jahre im Gefängnis - bis jetzt undenkbar fürjüdisch-israelische KDVer. Ein Faktor ist, daß vieledrusische KDVer die Regeln verletzten: währendjüdisch-israelische KDVer sich am Tag, wenn siesich bei der Armee einschreiben sollen, bei dervorgeschriebenen Einheit melden, gehen drusis-che KDVer oft nicht hin oder viel später. Das führtoft zu Kriegsgerichtsprozessen wegen Desertionund zu viel höheren Urteilen. Fragen des Bil-dungsgrades und Rassismus verbinden sich, unddas Ergebnis ist eine viel längere Gefängnisstraftefür drusische KDVer.

Salman Natour, ein drusischer Schriftsteller,betont, daß der Kampf der drusischen KDVer nichtgetrennt vom Kampf um die Beendigung des mil-itärischen Zwangsdienstes im allgemeinen gese-hen werden kann. Er sieht zwei Hauptaspekte beidieser Weigerung:

Politisch: die Drusen gehören zur arabischenNation und sollten Teil des Kampfes zur Verän-derung der israelischen Politik sein – Teil desKampfes um gleiche Rechte in Israel.

Moralisch: Der israelische Staat kann Drusennicht rekrutieren, weil sie Teil des palästinensichenVolkes in Israel sind und nicht Teil einer Armeesein können, die gegen sie selbst kämpft. AberKDV ist auch eine allgemeine Stellungnahmegegen Gewalt und Krieg.

Das drusische Intitiativkomitee arbeitet mit denOrganisationen der israelischen KDVer zusam-men. Da die Drusen mit Israel – und unter Juden– leben, ist die Unterstützung von jüdischen Grup-pen sehr wichtig für sie.

(Dieser Artikel basiert auf Diskussionenwährend eines Treffens in Haifa im Januar 2003).

eigerer: und Unwissenheit

6 Das Zerbrochene Gewehr Nr. 58 Mai 2003 – Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung

Schwerpunkt zu Kriegswiderstand in Israel Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – 15 Mai

Neue Hoffnung für die Palästinenser? Die internationale Solidaritäsbewegung

Huwaida Araf

Die internationale Solidaritätsbewegung (Inter-national Solidarity Movement, ISM) wurde ge-gründet, um den palästinensischen gewaltfreienWiderstand gegen die israelische Besetzung inden besetzten palästinensischen Gebieten zuunterstützen und zu stärken. Das palästinensis-che Volk, das seit 1948 enteignet worden ist –mehr als 750.000 Menschen wurden für dieErrichtung des israelischen Staates von ihremLand vertrieben, und etwa 3 Millionen leben seit1967 unter israelischer militärischer Besatzungauf dem Westufer des Jordan und in Gasa – hatbeim Versuch, ihr Heimatland wiederzugewinnen,über die Jahre verschiedene Kampfmaßnahmenergriffen. Die überwältigende Aufmerksamkeit derinternationalen Gemeinschaft hat bisher auf dembewaffneten Kampf der Palästinenser gelegen;sehr wenig oder keinerlei Anerkennung erfuhrdagegen der machtvollere und herausragendegewaltfreie Kampf des palästinensischen Volkes,dessen Höhepunkt sich in der "Intifada", dempalästinensischen Aufstand (1987–1993) aus-drückte. Über die Jahre hin haben die verschiede-nen Mittel des palästinensichen Kampfes denBoykott israelischer Güter und Dienstleistungeneingeschlossen, die Zurückweisung der israelis-chen Militärverwaltung, Nachbarschaftsschulen(als die israelische Armee die staatlichen palästi-nensischen Schulen und Universitäten schloß),Massenmärsche, Streiks, die Blockade von Taxisund Weiteres.

Vom Anfang des gegenwärtigen palästinen-sichen Aufstandes im September 2000 an muss-ten Protestierende in den Straßen von Ramallah,Nablus, Gasa, Jerusalem und anderswo mit bru-taler militärischer Gewalt rechnen, was zu über100 palästinensischen Toten innerhalb einesMonats führte. Die israelischen Soldaten ergriffenMaßnahmen mit dem Ziel, ein Volk einzuschüch-tern und zu bestrafen, weil es wagte, sich gegenseine Unterdrückung auszusprechen. In denersten wenigen Wochen der Intifada schlossendie Proteste alle Aspekte der palästinensischenGesellschaft ein – zivile Männer, Frauen undKinder. Bewaffnete Hubschrauber, Panzer, Mil-itärfahrzeuge und Soldaten mit Maschinenge-wehren wurden eingesetzt, um die Protestiererniederzuhalten. Die Botschaft war klar – Zivilistenwürden nicht geschützt werden; palästinensische

Männer, Frauen und Kinder würden erschossenwerden, wenn sie gegen die Besatzung protesti-er-ten. Zusätzlich wurden die Kontrollpunkte ver-mehrt, Straßensperren errichtet, palästinensischeStraßen aufgerissen und es für Palästinenser"illegal" und gefährlich gemacht, sich frei zu be-wegen: das alles ließ die Zersplitterung der pa-lästinensischen Zivilisten anwachsen und behin-derte ihre Fähigkeit zum Organisieren. Das alles,verbunden mit einer wachsenden Desillusion-ierung und Ermüdung, machte es klar, daß daspalästinensische Volk neue Hilfsmittel brauchte,um die zivil gegründeten gewaltfreien Wider-standsanstrengungen zu verstärken. Die Res-sourcen, die die israelische Regierung zur Verfü-gung hat, sind gut bekannt: mehr als 2 Mrd. $direkter Militärhilfe von den USA, weitere 1 Mrd.direkter nicht militärischer Hilfe von den USA,Hunderte Millionen Dollars aus privaten Geld-quellen, und die fraglose diplomatische Unter-stützung der einzigen Supermacht der Welt, dieausgeübt wird durch das Veto im UN-Sicherheit-srat gegen jede Resolution, die Israel zwingenwürde, beim internationalen Recht zu bleiben. DiePalästinenser haben solche Hilfsmittel nicht zuihrer Verfügung, abgesehen von Gefühlen unor-ganisierter Solidarität von Millionen Menschenüberall auf der Welt. Dieses Gefühl von Solidar-ität, diese Zivilisten könnten wahrgenommen wer-den als Hilfsmittel, das das palästinensische Volkin die Lage versetzen könnte, seinen Unterdrück-ern entgegenzutreten und könnte außerdem derinternationalen Gemeinschaft ermöglichen, einembrutalen System (der israelischen Besatzung)entgegenzutreten, das beendet werden muß.

Die Palästinenser haben als besetztes Volk einRecht, eingeschrieben in internationales Recht,ihren Besatzern mit bewaffnetem Kampf Wider-stand zu leisten*). Die ISM erkennt dieses Rechtan, glaubt aber gleichzeitig, daß gewaltfreier Wi-derstand ein wirksameres und mächtigeres Mitteldes Widerstandes sein kann, widmet sich alsoden gewaltfreien Methoden und Prinzipien direk-ter Aktion, um die israelischen Besatzungstrup-pen und die israelische Besatzungspolitik her-auszufordern. Die Strategie der ISM gründet sichdarauf, vier Schlüsselbedürfnisse anzusprechen:

1. Schutz. Palästinensische Zivilisten, die alleinhandeln oder protestieren, sind oft mit tödlichenFormen der Gewalt konfrontiert. Die palästinen-sischen Menschen sind so entmenschlicht wor-

Eine Aktion des Interna-tional Solidarity Move-ment in den Palästinen-sischen Ge-bieten.

www.palsolidarity.org

Kontake in denpalästinensischenGebieten

Panorama- the PalestinianCenter for the Dissemina-tion of Democracy & Com-munity Developmentwww.panoramacenter.org

[email protected]: +972-2-2959618Fax: +972-2-2981824 Jerusalem:[email protected]: +972-2-6281151Fax: +972-2-6283351 Gaza:[email protected]: +972-8-2839188

Beit Sahour –The Palestinian Center for Rapprochement betweenPeople64 Star Street, Beit Sahour,P.O.Box 24, PalestineTel +972-2-2772018Mobiles: +972-52-299310(George) +972-54-369975(Ghassan)Fax +972-2-2772018www.rapprochement.org

International SolidarityMovementemail [email protected] wende Dich an: ISM Media office - [email protected] +972-52-299-310 Huwaida - [email protected] Tel +972-67-473-308www.palsolidarity.org

Christian PeacemakerTeam (CPT) HebronIn den USA: Box 6508Chicago, IL 60680-6508Tel. 773-277-0253Fax. 773-277-0291Email: [email protected]

In Kanada: Box 720631562 Danforth AveToronto, ON M4J 1N4Tel. 416-423-5525Email: [email protected]://www.prairienet.org/cpt/hebron.php

Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – Das Zerbrochene Gewehr Nr. 58 Mai 2003 7

den, daß man ihnen selbst an ihrer Exekution dieSchuld zuschreibt. Die Erschießung palästinen-sischer Kinder ist mit der Entschuldigung gerecht-fertigt worden, daß sie "Steine auf die Soldatenwerfen", als wenn das irgendwie entschuldigenwürde, daß man Kugeln in ihre Köpfe schießt,und zahlreiche palästinensische Frauen sind anKontrollstellen umgekommen (von Soldaten amDurchgang, der zwecks ärztlicher Betreuung er-forderlich war, verhindert), beim Durchschreitenihrer eigenen Straßen erschossen und in ihreneigenen Häusern erschlagen worden (wenn Sol-daten ihre Häuser über ihnen zerstören). Nie-mand betrachtet Israel als verantwortlich für denTod von Palästinensern; die internationale Ge-meinschaft hat versagt, ihre Verpflichtungen ge-genüber dem palästinensischen Volk zu erfüllen,den Status der Palästinenser als "geschützte Per-sonen" unter der vierten Genfer Konvention zurespektieren. Die Anwesenheit internationalerZivilisten hat jedoch einen Grad von Schutz fürdiejenigen Palästinenser geschaffen, die der Bru-talität der Besetzung jeden Tag ausgesetzt sind.Wenn internationale Zivilisten anwesent sind,werden weniger tödliche Formen der Gewaltangewendet.

2) Den Kampf genau portraitieren/ den Palästi-nensern eine Stimme geben. Die Kräfte, die argu-mentieren und/ oder in anderer Weise daran ar-beiten, den israelischen Griff auf das palästinen-sische Gebiet aufrechtzuerhalten, die Besetzungzu verlängern und in Wirklichkeit sogar die israe-lische Kolonisierungspolitik zu erweitern, nutzeneinen umfassenden Medienzugriff und Ressour-cen zur Manipulation von Tatsachen, um die weitgefaßte Leugnung grundlegender Rechte für daspalästinensische Volk zu legitimieren. Es ist wich-tig zu zeigen, daß der palästinensische Kampfsich nicht gegen Israel oder das jüdische Volkrichtet, sondern mehr ein Kampf gegen Besatz-ung, Unterdrückung und eine Verweigerung vonFreiheit ist. Internationale Zivilisten, die mit Palä-stinensern auf die Straßen gehen, helfen zu de-monstrieren, daß der palästinensische Kampf füruniversale Werte von Gleichheit, Menschenrecht-en, Würde und Freiheit steht.

3) Berichte aus erster Hand. Indem wir Men-schen aus der ganzen Welt einladen, in die be-setzten palästinensischen Gebiete zu kommen,vermehren wir das Zeugnis und die Dokumenta-tion dessen, was wirklich geschieht. Rachel Cor-rie, eine Freiwillige des ISM, die getötet wurde,am 16. März 2003 zerquetscht von einem israelis-chen Bulldozer, schrieb: "Nichts, was man lesenkann, Konferenzen, die man besuchen kann,Ansehen von Dokumenten oder mündliche Be-

richte hätten mich auf die Realität der Lage hiervorbereiten können." Aber wir wollen sicherstel-len, daß mündliche Berichte die Menschen erre-ichen, und wenn die herrschenden Massenmedi-en den Kampf gegen die Unterdrückung nichtgenau beschreiben, werden die ISM-Aktivistendas tun, einer nach dem anderen. Und es wird einTag kommen, der von solchen Anstrengungenherbeigebracht wird, daß die Welt zurückschauenund sagen wird: "Wenn wir nur gewußt hätten..."Wir arbeiten daran, daß dieser Tag früher oderspäter kommt.

4) Die Palästinenser fühlen sich von der inter-nationalen Gemeinschaft verlassen. Jahre desForderns nach Respekt für UN-Resolutionen unddas internationale Recht sind ignoriert worden.Das, verbunden mit der vollständigen Kontrolle al-ler Reisen in die oder aus palästinensischen Ge-bieten, hat einen überwältigenden Sinn für Isola-tion und Verzweiflung geschaffen, der die Palä-stinenser ihrer Hoffnung auf eine bessere Zukunftberaubt hat. Internationale Zivilisten, die kamen,um dem palästinensischen Volk zur Seite zu ste-hen, haben diese Isolation gebrochen und einenHoffnungsschlag verursacht, daß die Menschenzuhören. Die Kamikaze-Strategie, die auf israelis-che Zivilisten zielte und von der internationalenGemeinschaft zu Recht verurteilt wurde, ist eindirektes Ergebnis der Brutalität der Besatzungund der Verzweiflung, die sie fördert. Wenn inter-national anerkannte Behörden und Regierungen,die die vierte Genfer Konvention unterschriebenhaben, weiterhin vor direkter Aktion zurückscheu-en, mit der sie das legitime Recht des palästinen-sischen Volkes auf Freiheit unterstützen müßten,und nur Lippenbekenntnise für die Menschen-rechte der Palästinenser abgeben, schickt die in-ternationale Gemeinschaft eine direkte Botschaftder Hoffnungslosigkeit an Menschen, die langegenug unter der Besatzung gelitten haben.

Ein klarer Sinn für Gerechtigkeit, Gemein-schaftsrganisation und die Fähigkeit, angesichtsandauernder Unterdrückung standfest zu bleiben,sind Stärken des palästinensischen Volkes. DasISM fühlt sich in der Pflicht, diese Widerstands-anstrengungen zu unterstützen durch die Anwen-dung unserer Stimmen und gewaltfreie direkteAktion, um die israelische Besatzung zu konfron-tieren und herauszufordern und für die lange ver-wehrte Freiheit zu kämpfen.

*) Resolution 37/43 der UN-Generalversammlungbestärkt das Recht von unter Besatzung lebendenVölkern, fremder Besatzung mit allen zur Verfü-gung stehenden Mitteln Widerstand entgegen-zusetzen, einschliesslich des bewaffnetenKampfes

Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – 15 Mai Schwerpunkt zu Kriegswiderstand in Israel

Das Zerbroch-ene GewehrDas Zerbrochene Gewehr istder Rundbrief der War Re-sisters’ International, undwird normalerweise inEnglisch, Spanisch, Franz-sisch und Deutsch veröf-fentlicht. Dies ist AusgabeNr. 58, Mai 2003. Diese Ausgabe des Zerbro-chenen Gewehrs wurde pro-duziert von Andreas Speck,Sergeiy Sandler, Shani Wer-ner, Huwaida Araf, and Pe-retz Kidron, unter Mithilfe vonAlberto Estefania, Rene Bur-get, Inge Dreger, Milan, GerdBuentzly, und vielen ande-ren, die Informationen bei-gesteuert haben.Diese Ausgabe wurde durchdie finanzielle Unterstützungvon American Friends Ser-vice Committee, ObjecionFiscal, und The JosephRowntree Charitable Trustermöglicht.Für weitere Exemplare die-ses Zerbrochenen Gewehrswende Dich bitte an das Büroder WRI, oder downloade sievon unserer Website.

War Resisters’ International,5 Caledonian Road, London N19DX, Grossbritannientel +44-20-7278 4040fax +44-20-7278 [email protected]://wri-irg.org/

Panzer mit Gaza-Schild www.palsolidarity.org

Das ZerbrocheneGewehr in anderenSprachenDas Zerbrochene Gewehrwird normalerweise in Eng-lisch, Spanisch, Franzsischund Deutsch veröffentlicht.Diese Ausgabe wird zusät-zlich in Hebräisch und (hof-fentlich) Arabisch und Rus-sisch veröffentlicht.Papierausgaben in der vonDir bevorzugten Sprachekannst Du beim WRI-Büro inLondon bestellen. Eine PDF-Datei kann von der WRI-Website heruntergeladenwerden. Du kannst gerneselbst Kopien machen.Die WRI ist von Freiwilligenabhängig, um Das Zerbroch-ene Gewehr und andereMaterialien zu übersetzen.ÜbersetzerInnen werdenimmer gebraucht. Danke!

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Schwerpunkt zu Kriegswiderstand in Israel Internationaler Tag zur Kriegsdienstverweigerung – 15 Mai

Mitmachen!Unterstützung vonKDVern im GefängnisIn vielen Ländern ist Gefäng-nis noch immer das Schick-sal für Kriegsdienstverwei-gerer. Tausende von KDVernbefinden sich im Gefängnis –in Südkorea, Israel, Finnlandund vielen anderen Ländern.Obwohl viele Länder Geset-ze zur KDV eingeführt ha-ben, sehen sich viele KDVerdem Gefängnis gegenüber,da sie entweder nicht denKriterien der Behörden ent-sprechen, oder sich weigern,jegliche Art von Ersatzdienstzu leisten.Die War Resisters' Interna-tional unterstützt Kriegsdien-stverweigerer, die aufgrundihrer KDV inhaftiert sind odersich Repressionen von Seit-en des Staates oder staats-ähnlicher Gebilde ausgesetztsehen. Co-alerts, verschicktper email (in Englisch) so-bald das WRI-Büro Informa-tionen über die Inhaftierungoder Gerichtsverhandlungeines Kriegsdienstverweiger-ers erhält, sind ein machtvol-les Mittel, um Unterstützungund Protest zu organisieren.Co-alerts gibt es per email(schicke eine Nachricht [email protected] mitdem Text subscribe co-alertin der Nachricht) oder iminternet unter http://www.wri-irg.irg/cgi/news.cgi.Das WRI-Büro braucht auchmehr Informationen über dieInhaftierung von KDVern inaller Welt.Wende Dich an:

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Materialien zur Verweigerung in IsraelEs gibt sehr viel Material zur Kriegsdien-

stverweigerung in Israel. Hier ist eine kleineAuswahl von Materialien, die überwiegend iminternet erhältlich sind.

War Resisters’ InternationalDie WRI veröffentlicht regelmässig Material

zu Israel. Die wichtigsten Veröffentlichungensind:� War Resisters' International: Kriegsdien-

stverweigerung in Israel – ein nicht aner-kanntes Menschenrecht. Bericht für dasMenschenrechtskomitee betreffend Artikel18 des Internationalen Paktes über zivileund politische Rechte, 3. Februar 2003

� Das Zerbrochene Gewehr Nr. 53: Tag derGefangenen für den Frieden 2001: Schwer-punkt zu Israel und den Autonomen Paläst-inensischen Gebieten, November 2001

Erhältlich auf der WRI website: http://wri-irg.org

Refuser Solidarity NetworkDas Refuser Solidarity Network ist ein inter-

net-basiertes Netzwerk zur Mobilisierung inter-nationaler Unterstützung für israelische Ver-weigerer. Es gibt eine ‘News’-Sektion, sowiezahlreiche Materialien. Das RSN ist über-wiegend auf die USA orientiert, hat aber auchKontakte in anderen Teilen der Welt.

http://www.refusersolidarity.net/

Amnesty InternationalAmnesty International adoptiert einige isra-

elische Kriegsdienstverweigerer als “Gewis-sensgefangene” (prisoners of conscience), undverschickt Aufrufe zur Unterstützung. AmnestyInternational’s Website enthält Berichte zuMenschenrechtsverletzungen in Israel und denbesetzten Gebieten.

http://www.amnesty.de

Jews for Justice for PalestiniansEin in London ansässiges Netzwerk von

Juden und Jüdinnen, die gegen die Besatzungarbeiten. Die Website beinhaltet Informationenzu israelischen Kriegsdienstverweigerern.

http://www.jfjfp.org

Gush ShalomDie Website von Gush Shalom enthält zahl-

reiche Materialien zum israelisch-palästinen-sischen Konflikt, einschliesslich einiger Artikelzur KDV. Einige Materialien sind in verschiede-nen Sprachen erhältlich.

http://www.gush-shalom.org

Connection e.V.Connection e.V. unterstützt israelische

Kriegsdienstverweigerer. Publikationen sindueber die Website erhältlich.

http://www.connection-ev.de

Uri Ya’acobi im Bus, der ihm zumMilitärgefängnis bringt

www.shministim.org