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_____ Im medizinischen Bereich sind hygienisch reine Oberflächen unerläss- lich. Alle Flächen, an denen sich soge- nannte Mikroorganismen festsetzen und somit klassische Erkältungskrankheiten auslösen können, sind als potentielle Bakterienträger betroffen. Die Anforderungen an antimikrobielle Pulverlacke sind also hoch: Wie kann eine Oberfläche entwickelt werden, die schnell und langanhaltend Krankheits- erreger abtötet? Wie bleibt die Beschich- tung ohne zusätzliche Reinigungs- und Desinfektionsmittel rein? Es erfordert einen Pulverlack, von dem keine Gefahren ausgehen, wie sie zum Beispiel im Zusammenhang mit Nanopartikeln (Nanosilber) diskutiert werden. Und: Die Oberfläche sollte nicht zur Bildung von Resistenzen beitragen. Zehn Jahre Wirkungsdauer Die Antwort auf diese Fragestellungen liefert eine neue Generation von Pulverla- cken, entwickelt von Grimm Pulverlack und ST Powdercoatings. Die Serie vom Typ Microfee wirkt nicht nur gegenüber Bakterien, sondern auch gegenüber Viren, Pilzen und Algen. Auf mindestens zehn Jahre ist die ist Wirksamkeit garantiert, theoretisch auch über längere Zeiträume. Damit deckt die Wirkung des Pulverlacks die Lebensdauer eines Endproduktes ab. Ein patentierter Wirkstoff verhindert im ersten Schritt die Ansiedelung von Keimen. Sollte es dennoch zu Ablage- rungen kommen, so bildet der Wirkstoff ständig Metallionen und greift damit in den Stoffwechsel der Mikroorganismen ein. Die Bakterien sterben ab. Dieser Prozess ist nur gegenüber primitiven Organismen wirksam, also für den Men- schen oder Haustiere ungefährlich. Vorteilhafter als Nanopartikel Die Pulverlacke vom Typ Microfee unter- scheiden sich von den bekannten Pulver- lacken mit Nanosilber. Die Wirkung der Nanosilber-Pulverlacke ist sehr begrenzt. Das betrifft zum einen das Wirkspek- trum, denn der Lack ist nur gegen Bak- terien wirksam. Zum anderen erzielt es auch hinsichtlich der Anzahl abgetöteter Bakterien und der Einsatzdauer einen geringeren Effekt. Bislang ist es nicht gelungen, das Nanosilber in stabile Trä- germaterialien einzubetten. Ein weiterer, zunehmend kritisch zu bewertender Punkt betrifft die Diskussion Antimikrobielle Pulverlacke Dauerhaft keimfrei mit System Eine neue Generation von antimikrobiellen Pulverlacken verhindert dauerhaft die Ansied- lung von Bakterienkulturen. Die neuen Lacke sind deutlich effektiver und in der Wirkung haltbarer als antimikrobielle Pulverlacke mit Nanosilber. Links ein herkömmlicher Pulverlack mit Besiedlung von E.coli-Bakterien. Die Bakterien überleben auf der Oberfläche. Rechts der Pulverlack vom Typ Microfee mit E.coli-Bakterien, hier reduzieren sich die Bakterien nach wenigen Stunden. Bisher haben antimikrobielle Pulverlacke nur für einen Zeitraum von wenigen Wochen Oberflächen keimfrei halten können. Ein neuer Pulverlack soll über zehn Jahre lang die Ansammlung von Bakterien verhindern und ein großes Spektrum an Krankheitser- regern wirksam bekämpfen. 26 JOT 7.2010 pulverbeschichten

Dauerhaft keimfrei mit System

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Page 1: Dauerhaft keimfrei mit System

_____ Im medizinischen Bereich sind hygienisch reine Oberflächen unerläss-lich. Alle Flächen, an denen sich soge-nannte Mikroorganismen festsetzen und somit klassische Erkältungskrankheiten auslösen können, sind als potentielle Bakterienträger betroffen.

Die Anforderungen an antimikrobielle Pulverlacke sind also hoch: Wie kann eine Oberfläche entwickelt werden, die schnell und langanhaltend Krankheits-erreger abtötet? Wie bleibt die Beschich-tung ohne zusätzliche Reinigungs- und Desinfektionsmittel rein? Es erfordert

einen Pulverlack, von dem keine Gefahren ausgehen, wie sie zum Beispiel im Zusammenhang mit Nanopartikeln (Nanosilber) diskutiert werden. Und: Die Oberfläche sollte nicht zur Bildung von Resistenzen beitragen.

Zehn Jahre WirkungsdauerDie Antwort auf diese Fragestellungen liefert eine neue Generation von Pulverla-cken, entwickelt von Grimm Pulverlack und ST Powdercoatings. Die Serie vom Typ Microfee wirkt nicht nur gegenüber Bakterien, sondern auch gegenüber Viren, Pilzen und Algen. Auf mindestens zehn Jahre ist die ist Wirksamkeit garantiert, theoretisch auch über längere Zeiträume. Damit deckt die Wirkung des Pulverlacks die Lebensdauer eines Endproduktes ab.

Ein patentierter Wirkstoff verhindert im ersten Schritt die Ansiedelung von Keimen. Sollte es dennoch zu Ablage-rungen kommen, so bildet der Wirkstoff ständig Metallionen und greift damit in den Stoffwechsel der Mikroorganismen ein. Die Bakterien sterben ab. Dieser Prozess ist nur gegenüber primitiven Organismen wirksam, also für den Men-schen oder Haustiere ungefährlich.

Vorteilhafter als NanopartikelDie Pulverlacke vom Typ Microfee unter-scheiden sich von den bekannten Pulver-lacken mit Nanosilber. Die Wirkung der Nanosilber-Pulverlacke ist sehr begrenzt. Das betrifft zum einen das Wirkspek-trum, denn der Lack ist nur gegen Bak-terien wirksam. Zum anderen erzielt es auch hinsichtlich der Anzahl abgetöteter Bakterien und der Einsatzdauer einen geringeren Effekt. Bislang ist es nicht gelungen, das Nanosilber in stabile Trä-germaterialien einzubetten.

Ein weiterer, zunehmend kritisch zu bewertender Punkt betrifft die Diskussion

Antimikrobielle Pulverlacke

Dauerhaft keimfrei mit System

Eine neue Generation von antimikrobiellen Pulverlacken verhindert dauerhaft die Ansied-lung von Bakterienkulturen. Die neuen Lacke sind deutlich effektiver und in der Wirkung haltbarer als antimikrobielle Pulverlacke mit Nanosilber.

Links ein herkömmlicher Pulverlack mit Besiedlung von E.coli-Bakterien. Die Bakterien überleben auf der Oberfläche. Rechts der Pulverlack vom Typ Microfee mit E.coli-Bakterien, hier reduzieren sich die Bakterien nach wenigen Stunden.

Bisher haben antimikrobielle Pulverlacke nur für einen Zeitraum von wenigen Wochen Oberflächen keimfrei halten können. Ein neuer Pulverlack soll über zehn Jahre lang die Ansammlung von Bakterien verhindern und ein großes Spektrum an Krankheitser-regern wirksam bekämpfen.

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um Anwendungsverbote für Produkte mit Nanopartikeln. Neuere Gutachten spre-chen von Gesundheitsrisiken durch Nano-partikel, indem zum Beispiel die Über-windung der Blut-Hirn-Schranke nachge-wiesen wurde. Als direkte Folge daraus planen mehrere Staaten ein gesetzliches Anwendungsverbot dieser Stoffe.

Die neue Generation von Pulverlacken soll hingegen alle Anforderungen erfül-len, denn sie reduzieren die Keimzahl auf den Oberflächen und senken das Risiko einer Infektion. Bei Oberflächen mit komplexen Geometrien, die nur schwer zu reinigen sind, erzielt der Lack erstmals eine dauerhafte Reinheit. Die Anwendung ist einfach: Der Pulverlack lässt sich wie herkömmliche Pulverlacke auf allen Oberflächen und allen Quali-täten anwenden. Auch die Optik unter-scheidet sich nicht von herkömmlichen Pulverbeschichtungen.

In einem Versuch wurden die Wirkung und Lebensdauer der neuen Pulverlacke

mit denen der Nanosilber-Pulverlacke verglichen (siehe Grafiken). Die Wir-kung von Nanosilber fällt wesentlich schwächer aus und bezieht sich nur auf den Schutz vor Bakterien, nicht vor Viren, Algen und Pilzen. Die Wirkung hält für einen kurzen Zeitraum von wenigen Wochen an.

Bei Einsatz von Nanosilber werden innerhalb von 24 Stunden nahezu alle Bakterien vernichtet. Die mit dem neuen Pulverlack erzielte Reduktion der Mikro-organismen jeder Art beträgt nach drei Stunden ebenfalls nahezu 100 Prozent. In einem Bruchteil der Zeit tritt also die gleiche Wirkung gegenüber Bakterien, aber auch gegen Pilze, Algen und Viren ein. Innerhalb von drei Stunden sterben 5*105 Keime pro cm2 ab.

Breites Einsatzspektrum Vor allem der medizinische Bereich ist auf die antimikrobielle Beschichtung angewie-sen: Dort, wo eine Vielzahl von Keimen

konzentriert auftritt, ist das Risiko einer Ansteckung oder Infektion am höchsten. Darüber hinaus sind öffentliche, stark fre-quentierte Bereiche als Einsatzort für die neuen Pulverlacke denkbar. Das betrifft unter anderem Griffe und Oberflächen an Toiletten, Bussen, Bahnen und Flugzeugen.

Ein ebenfalls möglicher Einsatzort für die Pulverlacke ist die Klima- und Lüf-tungstechnik. Auch hier siedeln Keime an, die sich dann über die komplette Gebäudekomplexe umfassenden Syste-me weiträumig verteilen. Auch bei was-serführenden Systemen oder im Bad- und Küchenbereich in privaten Haushal-ten ist die Verwendung von antimikro-biellen Pulverlacken möglich. __|

Die Autoren: Dr. Franco Martinazzo, ST Powdercoatings,

I-Montecchio Maggiore, Tel. + 39 0444 165400, [email protected],

www.stpowdercoatings.com; Heike Grimm, Grimm Pulverlack,

Schwäbisch Gmünd, Tel. 07171 98010, [email protected], www.pulverlac.de

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