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Creating energy solutions. Der Businessletter von Swisspower. de 07 12 facto Tiefgreifende Veränderungen als Chance. Bis 2050 sind es noch beinahe 40 Jahre. Doch wenn die Schweiz weg von fossilen und nuklearen Energieträgern hin zu einer nachhaltigen Energie- und Umweltpolitik kommen will, gibt es keine Zeit mehr zu verlieren. Die Stadtwerke, die hinter Swisspower stehen und über 1 Mio. Verbraucher vertreten, haben sich zur Energiewende bekannt. Bis 2050 sollen vier Fünftel des Gesamtenergie- verbrauchs aus erneuerbaren Quellen wie Wind- und Wasserkraft, Biomasse und auch Geothermie stammen. Eine Utopie? Nicht wenn die Energiebranche zu- sammen mit der Wirtschaft, der Politik und allen relevanten gesellschaftlichen Kräften darauf hin- arbeitet. Der Weg ist aber nicht nur lang, er ist auch gesäumt mit Stolpersteinen. Aber zur Energie- wende gibt es keine Alternative; «weiter wie bisher» ist keine Option. Und das nicht nur aus ökologi- schen Gründen, sondern auch im Interesse einer langfristig gesicherten und bezahlbaren Versor- gung mit Strom und Wärme. Swisspower geht diesen Weg bereits und tritt den Beweis an, dass die Wende gelingen kann. Denn Stolpersteine sind dazu da, aus dem Weg geräumt zu werden. >Seiten 4 bis 6 Die Wende ist machbar

de facto Ausgabe Juli 2012

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de facto Ausgabe Juli 2012

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Page 1: de facto Ausgabe Juli 2012

Creating energy solutions.

Der Businessletter von Swisspower.

de0712 facto

Tiefgreifende Veränderungen als Chance.Bis 2050 sind es noch beinahe 40 Jahre. Dochwenn die Schweiz weg von fossilen und nuklearenEnergieträgern hin zu einer nachhaltigen Energie-und Umweltpolitik kommen will, gibt es keineZeit mehr zu verlieren. Die Stadtwerke, die hinterSwisspower stehen und über 1 Mio. Verbrauchervertreten, haben sich zur Energiewende bekannt.Bis 2050 sollen vier Fünftel des Gesamtenergie-verbrauchs aus erneuerbaren Quellen wie Wind-und Wasserkraft, Biomasse und auch Geothermiestammen.

Eine Utopie? Nicht wenn die Energiebranche zu-sammen mit der Wirtschaft, der Politik und allenrelevanten gesellschaftlichen Kräften darauf hin-arbeitet. Der Weg ist aber nicht nur lang, er istauch gesäumt mit Stolpersteinen. Aber zur Energie-wende gibt es keine Alternative; «weiter wie bisher»ist keine Option. Und das nicht nur aus ökologi-schen Gründen, sondern auch im Interesse einerlangfristig gesicherten und bezahlbaren Versor-gung mit Strom und Wärme. Swisspower gehtdiesen Weg bereits und tritt den Beweis an, dassdie Wende gelingen kann. Denn Stolpersteine sinddazu da, aus dem Weg geräumt zu werden.

>Seiten 4 bis 6

Die Wendeist machbar

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Die langfristigen Pläne desBundesrates decken sich weitest-gehend mit der «Vision 2050»,die Swisspower bereits Anfangletzten Jahres definiert hatte:weg von nuklearen und fossilenEnergieträgern, hin zu erneuer-baren – und das zu 100 Prozent.Denn kein Mensch setzt sichbeispielsweise gerne den Risikenaus, die die Kernkraft beinhaltet.Auch die Befürworter nicht. Siemelden jedoch Bedenken techni-scher, wirtschaftlicher und ge-sellschaftlicher Art an, die esdurchaus ernstzunehmen gilt.Denn es ist ein Kraftakt, undauch die Anhänger der Visioneiner auf nachhaltigen Energie-quellen wie Photovoltaik, Wind-kraft und den verschiedenenFormen der Geothermie müssensich überlegen, welche Konzes-sionen sie zu machen bereitsind.

Die Gesellschaft als Ganzes istan diesem Punkt aufgerufen,sich eingehend mit den möglichenAuswirkungen der vielen disku-tierten Szenarien auseinander-zusetzen. Und vor allem: zuentscheiden. Darum werden wirnicht herumkommen, egal wel-ches Szenario am Ende gewähltwird. Dies wiederum bedeutet

einen klaren Auftrag nicht nuran die Energiewirtschaft, son-dern auch an unsere Politiker:Es gilt, sich so gut es geht vonPartikularinteressen zu verab-schieden und für möglichst ge-rechte Entscheidungen einenbreiten Konsens herzustellen,Leadership zu zeigen. Wir solltenaufhören, über Richtig oderFalsch zu diskutieren, sonderndarüber, wie die Energiewendegeschafft werden kann. Dennsie bietet auch grosse Chancen.

Im Verbund mit der Industrie so-wie den Konsumentinnen undKonsumenten kann der Kraftaktgelingen, nicht nur die unbe-quemen Themen anzupacken,sondern auch die vielfältigenChancen zu nutzen, die einUmdenken bereithält. Es gehtdarum, gemeinsam Meilensteinezu setzen. Das geht nicht vonheute auf morgen, aber wirmüssen jetzt damit beginnen.Swisspower leistet dazu bereitskonkrete Beiträge, und wir werdennicht lockerlassen.

Manfred Hartmann,Leiter Energie, Mitgliedder Geschäftsleitung derSwisspower Energy AG

Wir brauchen Visionen

02 Checkpoint

Editorial

ImpressumHerausgeber: Swisspower Energy AG, 8048 Zürich, www.swisspower.chRedaktion: Denise Guyer, Swisspower; Eckhard Baschek, Infel AGKonzept/Layout: schroeder.partners agDruck: Birkhäuser+GBC AG, 4153 ReinachBilder: Swisspower, Daniel Ammann, jmcguitars, zVgAuflage: 500 ExemplareDer Businessletter «de facto» erscheint zweimal jährlich

Konkret

Exergie – Anergie. Dass Energie in einem abge-schlossenen System weder erzeugt noch vernichtet,sondern nur von einer Energieform in eine andereumgewandelt werden kann, ist bekanntes physi-kalisches Grundwissen. «Energieerhaltungssatz»heisst der entsprechende Begriff.

Allerdings ist das nur die halbe Wahrheit. Langenicht jede Energieform kann in jede andere umge-wandelt werden, und schon gar nicht verlustfrei.Um diese Tatsache zu beschreiben, werden die Be-griffe Exergie und Anergie verwendet.

Mit Exergie wird derjenige Energieanteil einesSystems bezeichnet, der in mechanische Arbeitumgewandelt werden kann. Mit Anergie wird derverbleibende Energieanteil bezeichnet, also jener,der sich nicht in mechanische Arbeit umwandelnlässt.

Ein Beispiel: Vergleicht man zwei Systeme,welche dieselbe Menge Wärmeenergie enthalten,aber unterschiedliche Temperaturen aufweisen, sohat das System mit der höheren Temperatur einehöhere Exergie als das andere. Elektrizität ist eineEnergieform mit sehr viel Exergie und damit sehrwertvoll.

Tipp: www.jobwohl.ch

WWeellcchheerr AArrbbeeiittssttyypp ssiinndd SSiiee?? Ein Lebensunter-nehmer, ein Machtmensch, ein Steppenwolf? Odereine graue Maus, ein Samariter oder ein fleissigesLieschen? Die (ansonsten recht kommerzielle)Website der Psychologin und LaufbahnberaterinRegula Zellweger bietet spannende Selbsttests wiedie Typ-Frage, aber noch viel mehr, alles unter demin der linken Spalte genannten Stichwort «Tests».Dort findet sich unter «Testliste mit Internetadres-sen» eine vielfältige Link-Sammlung zu Interes-sens- und Persönlichkeitstests, zu Leistungs- undEignungstests sowie zu Lohnrechnern. Reichhaltigist auch der Download-Bereich, der eine MengePDFs zu «Ich und …» beinhaltet. Einige Inhaltewurden zusammen mit dem «Beobachter»-Verlagerstellt.

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Trends 03

Transparenz ist der erste SchrittEin wichtiges Instrument für umweltbewusste Stromkunden ist die Kontrolle darüber, wie «sauber» der Strommix der Anbieter in der Schweiz ist – und wie er sich entwickelt.

Swisspower fühlt sich einer nachhaltigen Strom-politik verpflichtet und hat sich deshalb zum Zielgesetzt, ihre Kunden langfristig mit Strom aus erneuerbaren Energien zu beliefern. Dies ist in derSwisspower-Strategie für 2050 so festgelegt, unddie ersten Schritte wurden bereits unternommen(siehe Seiten 4 bis 6).

Damit die Stromkunden die Entwicklung derStromherkunft – Wasserkraft, Kernenergie, Ab-fälle, erneuerbare Energien, fossil oder «nicht über-prüfbar» – effizient mitverfolgen und auch Quer-vergleiche zwischen mehreren Anbietern anstellenkönnen, hat Swisspower ein solches Tool einge-richtet. Unter strommix-schweiz.ch lassen sich dieaktuellen prozentualen Anteile der Energiequellenpraktisch aller Stromanbieter einsehen und auchgezielt in einer Gesamtschau miteinander verglei-chen. Die Datenbank wird laufend aktualisiert, unddas Portal liefert zusätzlich jede Menge Sachinfor-mationen wie beispielsweise ein Glossar und einenDownload-Bereich.

Der Blick auf die Gesamtübersicht der Strom-anbieter in der Schweiz zeigt ein grosses Spek-trum. Es reicht von denen, die zumindest rechne-risch bereits jetzt zu 100 Prozent erneuerbareQuellen nachweisen können, bis zu solchen, die zu100 Prozent «nicht überprüfbar» melden. Es zeigt:Der Weg bis zur angestrebten Energiewende istnoch lang. Das Vergleichs- und Infoportal strom-mix-schweiz.ch gibt allen Schweizer Bezügern, vorallem den Bündel- und Grosskunden, ein Instru-ment in die Hand, über die eigenen Anbieter imBild zu sein und deren Entwicklung zu verfolgen.Und am Ende auch Entscheide fällen zu können,mit wem welche Verträge abgeschlossen werdensollen. Das Portal zeigt sowohl den Anbietern alsauch den Kunden die «Konkurrenzsituation» imHinblick auf erneuerbare Energien auf. Transparenzist schliesslich ein wichtiger Motivator, die Ener-giewende ernsthaft anzupacken.

Das Portal strommix-schweiz.ch sorgt für Klarheit bei der Stromherkunft.

Einen Tipp noch zur Suche nach dem jeweiligenAnbieter: Da die Liste aller Stromversorger wegenihrer Vollständigkeit recht umfangreich ist, lässtsich die Suche vereinfachen, indem man von derRubrik «Vergleich Strommix» zu «Stromkennzeich-nung» wechselt, die betreffende Gemeinde eingibtund sich den zuständigen Stromversorger anzeigenlässt.

www.strommix-schweiz.chwww.mixelectrique-suisse.chwww.mixelettrico-svizzera.ch

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04 Durchblick

Die Energiewende beginnt im KopfKaum jemand bezweifelt heute noch die Notwendigkeit einer Wende im Umgangmit Energie und den natürlichen Ressourcen. Und auch wenn klar ist, dass dieSchweiz hier im Alleingang wenig bewirken kann und internationale Zusammen-arbeit wichtig ist, müssen doch auch für die Schweiz Lösungen gefunden werden,wie die Versorgung mit Energie – als Strom, Wärme oder Treibstoff – gesichert werden kann, gleichzeitig deren Preise bezahlbar bleiben und Umweltkatastrophenvermieden werden.

Die Stadtwerke, die hinter Swisspower stehen, vertreten mit ihren über 1 Mio. Verbrauchern – Privathaushalte, Gross- und Bündelkunden – einenbedeutenden Teil der Energiekonsumenten. Swisspower und die 20 Stadtwerke stehen deshalbin der Verantwortung. Und sie haben sie wahrge-nommen: Wie auch der Bundesrat stehen auch dieSwisspower-Stadtwerke hinter der Energiewende,will heissen den langfristig konsequenten Umstiegauf erneuerbare Energien aus dem In- und Aus-land, erhöhte Energieeffizienz inklusive Sparmass-nahmen sowie die Förderung neuer technischerLösungen. Und natürlich auch die konsequenteModernisierung der Netz-Infrastruktur. Alles inallem: weg von der Kernkraft und den fossilenEnergieträgern.

Gesellschaft und MarktwirtschaftDas Ziel, die Energiewende bis etwa im Jahr 2050zu erreichen, ist zweifellos ein ambitioniertes Ziel;zahlreiche Fragen sind heute noch nicht geklärt,es ist mit einigen Widerständen und Belastungenzu rechnen, und zwischen Politik und Gesellschaftsind noch viele Dialoge nötig. Dennoch dürfen wirkeine Zeit verlieren, wenn wir den weiter wach-senden Schwierigkeiten nicht hilflos gegenüber-stehen wollen. Swisspower hat deshalb die Vision2050 und den Masterplan 2050 aufgestellt undmit den Stadtwerken bereits konkrete Schritte unternommen. Im Zentrum stehen vier Hand-lungsfelder: Markt und Nachfrage, Beschaffungund Produktion, die Infrastruktur sowie internatio-nale Beziehungen. Studien wie etwa die der ETHZürich zeigen immer wieder: Die Energiewende istmachbar, kostet aber viele Anstrengungen. Gefor-dert sind die Energiewirtschaft, die Industrie, dieVerbraucherinnen und Verbraucher, Politiker sowieForschende und Ingenieurinnen und Ingenieure –

die Energiewende beginnt im Kopf (siehe InterviewSeite 06).

Effizienz mit vielen VorteilenDer effiziente Umgang mit Energieträgern (undauch Wasser) verschafft den Verbrauchern nichtnur sinkende Kosten, sondern reduziert auch dieAbhängigkeit von ausländischen Energiequellen,die möglicherweise zu wenig auf Erneuerbarkeitberuhen. Und gleichzeitig werden die Umweltbe-lastungen reduziert. Ausserdem wird es entschei-dend sein, die natürlichen Schwankungen bei derEntstehung von Wind- und Solarenergie – nebender Wasserkraft die wichtigsten Energiequellen –auf den Verbrauch abzustimmen, da ja das Strom-netz immer im Gleichgewicht sein muss.

In saubere Energien investierenMit der Gründung der BeteiligungsgesellschaftSwisspower Renewables AG wurde der Schritt unternommen, direkt in in- und ausländische Pro-duktionsanlagen für erneuerbare Energien zu in-vestieren – schwergewichtig Biomasse in Gross-kraftwerken, grosse Solarparks und Onshore-Wind-anlagen sowie Geothermie. Swisspower setzt unteranderem auf Wärme-Kraft-Kopplung, stromprodu-zierende Heizungen, Brennstoffzellen und Gas-Kombikraftwerke mit Biogas oder synthetischemMethan (SNG). All dies soll helfen, eine sichereVersorgung zu gewährleisten, und leistet einen sub-stanziellen Beitrag an die Umsetzung der Energie-strategie des Bundes.

Die Infrastruktur der ZukunftEnergienetze und -speicher sind heute noch eingutes Stück davon entfernt, den neuen Anforde-rungen zu genügen. Auch im Hinblick auf eine en-gere Anbindung an den europäischen Strom- und

«Die Vision2050 siehtvor, den Anteilerneuerbarer Energien amGesamtver-brauch auf 80 Prozent zu erhöhen.»

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Gasmarkt sind noch viele Investitionen nötig. Dazuzählen Ausbauten auf allen Netzebenen und imZuge der Dezentralisierung mehr dezentrale Spei-cherkapazitäten für Strom und Wärme. Das Strom-und das Gasnetz müssen für moderne Querver-bundslösungen eng zusammenwachsen.

Europäischer Energie-BinnenmarktEuropa entwickelt sich langsam aber sicher zueinem Energie-Binnenmarkt. Will die Schweizdaran teilhaben oder sogar zur Drehscheibe wer-den, muss sie über einen diskriminierungsfreienZugang verfügen. Europa geht in Richtung erneu-erbarer Energien, und daran müssen wir aktiv teil-haben können. Swisspower setzt sich dafür ein.

Die nächsten SchritteDie Vision 2050 sieht vor, den Anteil erneuerbarerEnergien am Gesamtverbrauch im Bereich derSwisspower-Stadtwerke auf 80 Prozent zu erhöhen.50 Prozent sollen es bis 2034 sein. Alle teil-nehmenden Stadtwerke bestimmen zu Beginn derersten Umsetzungsphase (bis 2015) eine indivi-duelle Zielvereinbarung zur Energie- und CO2-Ein-sparung für diese erste Phase. SwisspowerRenewables soll bis in fünf Jahren ein Produktions-portfolio von 1 bis 1,5 Terawattstunden aufbauen.

Swisspower hat mit den 20 Stadtwerken bereitsbegonnen, die Energiewende konkret herbeizuführen,auch auf politischer Ebene. Gemeinsam mit denPartnern im Energiedialog kann die Wende gelin-gen – und sie muss es auch!

DENISE GUYER / ECKHARD BASCHEK

Vision 2050

Die unter dem Dach von Swisspower zusammengeschlossenen Stadtwerke haben gemeinsam ihre Vision 2050 formuliert:

«Swisspower strebt langfristig die Versorgung der Schweiz mit erneuer-barer Energie an. Swisspower setzt dieses Ziel schrittweise und glaub-würdig anhand eines Masterplans um. Die Umsetzung erfolgt mittelskonsequenter Anwendung von Energieeffizienzmassnahmen sowie unterEinbezug eigener Produktionsanlagen und durch die Vernetzung mit dem schweizerischen und europäischen Energiemarkt.»

Masterplan 2050

Dafür steht Swisspower:

1. Sichere und wirtschaftliche Versorgung unserer Kunden mit sauberer Energie.

2. Nachhaltiger Umbau des Energiesystems.

3. Effizienzsteigerung bei Strom, Wärme und Mobilität.

4. Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien durch gemeinsame Produktionskapazitäten.

5. Ausbau und Modernisierung der Energienetze und -speicher.

6. Zugang zu in- und ausländischen Produktionsanlagen und Energienetzen.

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06 Durchblick

»Das sagt der Kunde«Swisspower ist kompetent»

Daniel Koch, Stv. Leiter Infrastruktur Energie, SBB

Wie beurteilen Sie die Haltung des Bundes undvon Swisspower? Ist sie realistisch?Es ist richtig, sich auf neue Rahmenbedingungenauszurichten, die Energiestrategie 2050 des Bundeszeigt hier eine grobe Richtung an. Swisspower istkompetent und schätzt die Zukunftsperspektivensicher richtig ein.

Stehen Ihre Planungen im Einklang mit der Aus-richtung von Swisspower?Unsere Planung steht im Einklang mit der Energie-strategie 2050 des Bundes. Sie ist in vielen Punkten sogar progressiver: Die SBB hat als inte-griertes Unternehmen mit einem eigenen Energie-versorger die Möglichkeit, vom Stausee bis zurBeleuchtung im Bahnwagen Energieeffizienz undNachhaltigkeit der Energieversorgung zu verbes-sern und hat die Ziele im Bereich der Energie-versorgung etwas höher gesteckt.

Wo sehen Sie die grössten Chancen, wo diegrössten Hindernisse bei deren Umsetzung?Die grössten Chancen sehe ich für Unternehmen,die nun Lösungen und Dienstleistungen miteinem integrierten Ansatz von der Energiebe-schaffung bis zur effizienten Energieanwendunganbieten können. Viele Herausforderungen seheich im Bereich der Finanzierung und Neuausrich-tung von Energieversorgern: Die Neuausrichtungder Branche wird nicht einfach sein, neue Markt-teilnehmer werden die klassischen Energiever-sorger stark fordern.

Prof. Rolf Wüstenhagen ist seit2009 Leiter des Good Energies-Lehrstuhls für Management erneu-erbarer Energien am Institut fürWirtschaft und Ökologie der Uni-versität St. Gallen.

Neigen wir dazu, bei der Energie-wende eher die Schwierigkeitenals die Chancen wahrzunehmen?Prof. Rolf Wüstenhagen: Die Ener-giezukunft bietet viele Chancen so-wohl in der Schweiz als auch iminternationalen Kontext. Viele Akteure in der Gesellschaft teilendiese Einschätzung – laut einerkürzlich durchgeführten Umfrageunter 268 Entscheidungsträgernaus Wirtschaft und Politik sind 79Prozent mit der Neuausrichtungder Energiepolitik einverstanden.Für manche Unternehmen bringendie aktuellen Veränderungen abernatürlich auch Herausforderungenmit sich.

Worin genau besteht die Verant-wortung bei der Politik, der Ener-giebranche, der Industrie und der Gesellschaft in der Schweizgenerell?Die Politik hat mit den Grundsatz-entscheidungen im letzten Som-mer eine klare Richtung für dieEnergiezukunft vorgegeben. Seit-

her wird bei den Verantwortlichen,beispielsweise im Bundesamt fürEnergie und bei den Kantonen, hartan der Entwicklung der konkretenMassnahmen gearbeitet. Das isteine anspruchsvolle Aufgabe. Auf-gabe der Energiebranche ist es,ihre Investitionsstrategien auf dieneuen Realitäten anzupassen.Viele Stadtwerke sind da schonweit fortgeschritten, während fürandere die Suche nach neuen,tragfähigen Geschäftsmodellennoch im vollen Gang ist. Die In-dustrie kann einerseits von Effi-zienzpotenzialen profitieren,andererseits Marktchancen er-schliessen, beispielsweise als Zu-lieferer in Wachstumsbranchen.Und die Gesellschaft hat dasletzte Wort – als Stimmbürger undals Konsumenten. Zuversichtlichstimmt mich die wachsende Zahlvon Bürgern, die selbst in dieEnergiezukunft investieren.

Das sagt der Experte«Viele Stadtwerke sind schon weit fortgeschritten»

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Szene 07

Er führt das Dossier «Umwelt» für die Raiffeisen-Gruppe in der Schweiz, und damit ist er wennnicht das Gewissen, so doch ein «Transformator» inSachen Energieverbrauch und CO2-Ausstoss. Undzwar für 326 Bankhäuser mit ihren Teilautonomienund 1108 Geschäftsstellen. Das Umweltthema gehört bei Raiffeisen zum Corporate-Social-Responsibility-Dreiklang, zusammen mit den bei-den Dossiers «Wirtschaft» und «Gesellschaft».

Es gibt ein grosses Ziel: Für die ganze Gruppe solles eine integrierte Sichtweise in Umweltfragengeben, inklusive einer stichhaltigen Nachhaltig-keitsbilanzierung. Der Weg dahin ist noch weit, aberdas Bankhaus hat Tomczyk die nötige Rücken-deckung gegeben, ihn konsequent zu gehen. «EinGlücksfall für mich», wie Tomczyk das Verhältnis zuseiner Arbeitgeberin bezeichnet. Denn bei den rund9000 Beschäftigten könne er in der Summe einigesbewegen, konkret, statt nur Konzepte zu schreiben.Raiffeisen hat 76 von 100 möglichen Punkten beieiner Umwelt-Bewertung der Stiftung Ethos erreicht.Das zeigt, dass Raiffeisen das Thema Umwelt nichtzuletzt aus Prestigegründen ernst nimmt.

Sebastian Tomczyk ist daran, KPI (Key PerformanceIndicators) zu definieren, also ein Set an Kenn-zahlen. Dazu ist kürzlich der Startschuss gefallen,und auch der ökologische Fussabdruck in den übertausend Häusern wird erfasst und laufend optimiert.«Zu Beginn war es eine grosse Herausforderung»,

erklärt Tomczyk. Es sei nicht immer einfach gewesen,Bankfachleute für die Relevanz von Umweltthemenim eigenen Haus zu sensibilisieren. Unter anderemwar dazu eine Energiedatenerhebung nötig. Undsiehe da: Viele Bankdirektoren ziehen aktiv mitund engagieren sich bei möglichen Fortschritten –etwa dem Ziel, die Gruppe bis 2050 umgerechnetum 2 Grad Celsius «abzukühlen». Apropos: DerEnergieaufwand für die Kühlung ist höher als die nötige Wärmeproduktion während der kalten Tage.

Für das Anliegen ist Tomczyk viel unterwegs. Erhat zusammen mit den Niederlassungsleitern «Thementage» organisiert, bei denen es nicht umBelehrung geht, sondern um das gegenseitige Ken-nenlernen der Bedürfnisse und die gemeinsameZielerreichung – also auch Potenziale für das Kern-business der Banker herausschälen auf dem Wegzur «nachhaltigsten Bank der Schweiz». Wenn eretwas nicht leiden könne, dann sei das der Ver-bots-Mahnfinger der Umweltbeauftragten der90er-Jahre. Und privat? «Intrigieren» – das sei«Gift für alle Beziehungen», sagt er. Das ThemaUmwelt beschäftigt den passionierten Bergsteigerauch in der Freizeit. «Global Reporting Initiative»heisst das Buch, das er zuletzt gelesen hat. Undauch einer seiner persönlichen Wünsche hat mitUmweltschutz zu tun: Wenn das Bruttoinlandproduktso erhoben würde, dass die externen Kosten miterfasst würden. «Dann bräuchte es mich nichtmehr», sagt er bescheiden. ECKHARD BASCHEK

VitaSebastian Tomczyk-Hauswald (34) ist seit 2011 Fachver-antwortlicher Umwelt im CSR-Management bei Raiffeisen SchweizGenossenschaft. Vorseiner jetzigen Positionwar er bei der Staats-kanzlei des KantonsSt. Gallen zuständig für Nachhaltigkeits-beurteilungen. Er istverheiratet und hatzwei Kinder.

Führungsprinzipien• Wichtige Entschei-

dungen den Mitar-beitenden trans-parent darlegen, auch wenn sie un-erfreulich sind.

• Ziele für ein gemein-sames Verständnis im Team (nach)-formulieren.

• Dem Team gegen-über ehrlich sein.

Sebastian Tomczyk, Fachverantwortlicher Umwelt bei Raiffeisen Schweiz.

Eneuerbare Energie im AugeSebastian Tomczyk ist Umweltbeauftragter der Raiffeisen-Gruppe der Schweizund viel unterwegs, um Überzeugungsarbeit zu leisten.

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08 Premium

Dank Geigen guten Klang erreichtDas Vallée de Joux ist eine der weltbekannten Wiegender hohen Uhrmacherkunst und der Feinmechanik.Die Uhrenfabrikanten schafften es als Erste, Traditionund Innovation zu verbinden, aber von ihrer Art, Ver-gangenheit und Gegenwart zu mischen, lassen sichoffenbar auch die anderen Handwerker der Regionanstecken. Ein gutes Beispiel: die 2005 gegründeteFirma des Gitarrenbauers Jeanmichel Capt und seinerGeschäftspartnerin Céline Renaud. Seit mehr alsdrei Jahren fertigt und verkauft die Manufaktur dasSoundboard JMC, einen Lautsprecher zu einemPreis von 8900 Franken. Die Soundboards, die inLe Brassus hergestellt werden, kommen in Lau-sanne, Genf, Paris, Madrid und New York in denHandel.Beschreibt Jeanmichel Capt seinen Beruf, so sprichter vom «Gitarrenbau im 21. Jahrhundert». In seinenHänden wird aus dem Brett aus Tonholz, das nor-malerweise unter die Saiten einer Gitarre gebautwird – der Resonanzdecke –, ein System zur Ver-stärkung des Klangs aus elektronischen Quellen. DasErgebnis: Ein schlichter und ästhetischer Lautspre-cher in Form eines 89 x 89 x 21 cm grossen Holz-quadrates. Die Oberfläche ist zugleich die Membran,hinter der zwei Schallquellen und acht Schwin-gungselemente angebracht sind. Das Originelle andiesem System ist, dass es ohne ein Gehäuse ausSperrholzplatten und ohne runde Membranen ausAramid- oder Karbonfasern auskommt, die für ge-wöhnliche Lautsprecherboxen charakteristisch sind.Wenn es erst mal an der Wand hängt, scheint das

Soundboard JMC eher zur Zimmerdekoration zu ge-hören als Teil einer HiFi-Anlage zu sein.Die Resonanzdecke wird aus Fichtenholz hergestellt,das bei Geigen- und Gitarrenbauern schon seit Jahr-hunderten für seine guten Schwingungseigenschaftenbekannt ist. Céline Renaud und Jeanmichel Captverwenden das Holz aus dem benachbarten Risoud-Wald, der sich über den Waadtländer und den fran-zösischen Jura erstreckt. Die Bäume, die für dieHerstellung des sogenannten «Tonholzes» ausge-wählt werden, sind mehrere hundert Jahre alt. Ihrlangsames Wachstum bewirkt, dass das Holz sehrdicht und elastisch ist – ideal für den Bau von Musikinstrumenten. So haben die Gitarrenbauer ausLe Brassus ihren Lautsprecher nach dem Vorbildeines Akustikinstruments entworfen. Genau wie dieSaiten das Holz einer Geige zum Schwingen bringen,setzen die elektronischen Schwingungselemente des12 kg wiegenden Soundboards das dünne Brett inBewegung. Wenn Céline Renaud auf den Rohstoffzu sprechen kommt, geht es um Emotionen: «DasHolz ist poetisch und ergreifend. Zwischen demHörer und diesem lebendigen Material besteht eineintime Verbindung. Der Effekt ist nicht messbar, aberes ist klar, dass die Schwingung des Holzes unsereWahrnehmung der Musik verändert.»Der Lautsprecher verfügt zudem über eine Stereo-funktion, der Effekt aufgrund der Nähe der beidenSchallquellen ist allerdings reduziert. Die Herstel-lung eines Soundboards dauert rund vier Monate.www.jmcguitars.com VALÉRIE NIEDEROEST

«Das Holz istpoetisch undergreifend.Zwischendem Hörerund diesemlebendigenMaterial besteht eine intime Ver-bindung.»