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KommA21 Bayern Bayerisches Landesamt für Umwelt Bürgermeister-Ulrich-Straße 160 86179 Augsburg Telefon (0821) 9071-5021 Fax (0821) 9071-5221 [email protected] http://www.bayern.de/lfu/komma21 Info NETZ werk für nachhaltige Kommunalentwicklung August 2007 Baustein Nr. 13 Bayerisches Landesamt für Umwelt Impressum Herausgeber: Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) KommA21 Bayern Bürgermeister-Ulrich-Str. 160 86179 Augsburg Das Bayerische Landesamt für Umwelt ist eine Behörde im Geschäftsbereich des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Konzept und Redaktion: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern Druck: Roch Druck GmbH, Höchstädt Dank an die Referenten der Tagung „Demografischer Wandel und Bürgerschaftliches Engagement“, deren Projekte im Baustein vorgestellt werden: Franz Heckens (Pro Bürgerbus NRW e.V.), Horst Koydl und Gerhard Behr-Rößler (Caritasverband Neustadt/Aisch), Waltraud Lobenhofer (AOVE GmbH), Ralf Mützel und Ruth Dorner (Bürgerhaus Neumarkt), Irmgard Osterberger (Projektentwicklung Osterberger), Jochen Peters (Selbsthilfekontaktstellen Bayern e.V.), Jochen Sahr (Zentrum Aktiver Bürger Fürth), Karlheinz Sölch (Landratsamt Cham), Sabine Wenng (Koordinationsstelle „Wohnen zu Hause“), Gero Wieschollek (Regina GmbH), Wolfgang Wörner (Dürmentingen), Ute Zimmer (Zentrum Aktiver Bürger Nürnberg), Rudolf Zündt (Roßhaupten) Demografischer Wandel und Bürgerschaftliches Engagement Den demografischen Wandel zu bewältigen, ist eine Hauptaufgabe der nach- haltigen Kommunalentwicklung. Kaum ein anderes Thema stellt die Kommunen vor so viele neue Aufgaben wie sinkende Geburtenzahlen und ungleiche Wande- rungsbewegungen. Alle Bereiche der Daseinsvorsorge sind betroffen. Zugleich nimmt der Standortwettbewerb zwischen den Kommunen weiter zu. Umso wichtiger ist es, nicht in eine negative Rhetorik zu verfallen, sondern sich bewusst mit den Gestaltungsmöglichkeiten vor Ort auseinanderzusetzen. Dabei zeigt sich, dass die Kommunen viele Folgen aus dem demografischen Wandel am besten mit den Bürgern gemeinsam bewältigen können. Dadurch entsteht außer- dem die Chance, dass Lebensqualität, Bürgersinn und Gemeinschaft einen neuen Schub erhalten. Über die damit verbundenen Meinungen, Perspektiven und Fragen veranstalteten das Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und der Bayerische Gemeindetag am 15. März 2007 eine Tagung in Neumarkt in der Oberpfalz. Die dort präsentierten Beispiele werden in diesem Baustein vorgestellt und geben Anregungen für neue Formen Bürgerschaftlichen Engagements. Praxisbeispiele zeigen den Weg Seite Demografischer Wandel und Bürgerschaftliches Engagement 2 Die demografische Herausforderung - Zukunftschancen in Bayern 3 Wie Bürger und Kommunen den Demografischen Wandel gestalten - Bürgerschaftliches Engagement in der Gemeinde Dürmentingen 6 - Bürgerbusse in Nordrhein-Westfalen 7 - Dorfläden im Allgäu 8 - Bürgerhaus Neumarkt in der Oberpfalz 9 - Kontaktstelle „Treffpunkt Ehrenamt“ in Cham 10 - Selbsthilfekontaktstellen in Bayern 11 - Bürgerengagement in Kindertageseinrichtungen in Nürnberg 12 - Das Freiwillige Soziale Schuljahr in Neustadt an der Aisch 13 - Bildungspaten in Fürth 14 - Altenhilfekonzepte und Nachbarschaftshilfe für kleine Gemeinden 15 - Seniorennetzwerk im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz 16 - Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-Ehenbach: „Alt werden zu Hause“ 17 - Aufbau von dualen Netzwerkstrukturen im Auerbergland 18 Weiterführende Informationen 19

Demografischer Wandel und Bürgerschaftliches Engagement€¦ · pro Frau; nur um die Population stabil zu halten, wäre aber eine Geburtenrate von mehr als zwei Kindern erfor-derlich

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Page 1: Demografischer Wandel und Bürgerschaftliches Engagement€¦ · pro Frau; nur um die Population stabil zu halten, wäre aber eine Geburtenrate von mehr als zwei Kindern erfor-derlich

KommA21 BayernBayerisches Landesamt für Umwelt

Bürgermeister-Ulrich-Straße 16086179 Augsburg

Telefon (0821) 9071-5021Fax (0821) 9071-5221

[email protected]://www.bayern.de/lfu/komma21

InfoNETZwerk für nachhalt ige Kommunalentwicklung

August 2007

Baustein Nr. 13

Bayerisches Landesamtfür Umwelt

ImpressumHerausgeber:Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)KommA21 BayernBürgermeister-Ulrich-Str. 16086179 Augsburg

Das Bayerische Landesamt für Umwelt isteine Behörde im Geschäftsbereich desBayerischen Staatsministeriums fürUmwelt, Gesundheit undVerbraucherschutz.

Konzept und Redaktion:Bayerisches Staatsministerium für Umwelt,Gesundheit und VerbraucherschutzLandesnetzwerk BürgerschaftlichesEngagement Bayern

Druck:Roch Druck GmbH, Höchstädt

Dank an die Referenten der Tagung„Demografischer Wandel undBürgerschaftliches Engagement“,deren Projekte im Bausteinvorgestellt werden:Franz Heckens(Pro Bürgerbus NRW e.V.),Horst Koydl undGerhard Behr-Rößler(Caritasverband Neustadt/Aisch),Waltraud Lobenhofer(AOVE GmbH),Ralf Mützel und Ruth Dorner(Bürgerhaus Neumarkt),Irmgard Osterberger(Projektentwicklung Osterberger),Jochen Peters(Selbsthilfekontaktstellen Bayern e.V.),Jochen Sahr(Zentrum Aktiver Bürger Fürth),Karlheinz Sölch(Landratsamt Cham),Sabine Wenng (Koordinationsstelle„Wohnen zu Hause“),Gero Wieschollek (Regina GmbH),Wolfgang Wörner (Dürmentingen),Ute Zimmer(Zentrum Aktiver Bürger Nürnberg),Rudolf Zündt (Roßhaupten)

Demografischer Wandel und Bürgerschaftliches EngagementDen demografischen Wandel zu bewältigen, ist eine Hauptaufgabe der nach-haltigen Kommunalentwicklung. Kaum ein anderes Thema stellt die Kommunen vorso viele neue Aufgaben wie sinkende Geburtenzahlen und ungleiche Wande-rungsbewegungen. Alle Bereiche der Daseinsvorsorge sind betroffen. Zugleichnimmt der Standortwettbewerb zwischen den Kommunen weiter zu.

Umso wichtiger ist es, nicht in eine negative Rhetorik zu verfallen, sondern sichbewusst mit den Gestaltungsmöglichkeiten vor Ort auseinanderzusetzen. Dabeizeigt sich, dass die Kommunen viele Folgen aus dem demografischen Wandel ambesten mit den Bürgern gemeinsam bewältigen können. Dadurch entsteht außer-dem die Chance, dass Lebensqualität, Bürgersinn und Gemeinschaft einen neuenSchub erhalten.

Über die damit verbundenen Meinungen, Perspektiven und Fragen veranstaltetendas Bayerische Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und der BayerischeGemeindetag am 15. März 2007 eine Tagung in Neumarkt in der Oberpfalz. Die dortpräsentierten Beispiele werden in diesem Baustein vorgestellt und gebenAnregungen für neue Formen Bürgerschaftlichen Engagements.

Praxisbeispiele zeigen den Weg Seite

Demografischer Wandel und Bürgerschaftliches Engagement 2Die demografische Herausforderung - Zukunftschancen in Bayern 3Wie Bürger und Kommunen den Demografischen Wandel gestalten- Bürgerschaftliches Engagement in der Gemeinde Dürmentingen 6- Bürgerbusse in Nordrhein-Westfalen 7- Dorfläden im Allgäu 8- Bürgerhaus Neumarkt in der Oberpfalz 9- Kontaktstelle „Treffpunkt Ehrenamt“ in Cham 10- Selbsthilfekontaktstellen in Bayern 11- Bürgerengagement in Kindertageseinrichtungen in Nürnberg 12- Das Freiwillige Soziale Schuljahr in Neustadt an der Aisch 13- Bildungspaten in Fürth 14- Altenhilfekonzepte und Nachbarschaftshilfe für kleine Gemeinden 15- Seniorennetzwerk im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz 16- Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-Ehenbach: „Alt werden zu Hause“ 17- Aufbau von dualen Netzwerkstrukturen im Auerbergland 18Weiterführende Informationen 19

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Seite 2 Bayerisches Landesamtfür Umwelt

Kommunale Agenda 21 in BayernBaustein Nr. 13

Beitrag von Dr. Thomas RöbkeLandesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement

Weißblauer Himmel, malerische Dörfer, Berge und Seen:Das schöne Bayernland ist gleichermaßen für Urlauberund Einheimische ein Ort, wo es sich gut leben lässt.Aber dieses Paradies hat auch Risse, die sich in denkommenden Jahren noch vertiefen können.

Der Bayerische Gemeindetag konstatierte eine Besorgniserregende Landflucht. In Oberfranken zum Beispiel hät-ten manche Gemeinden bis zu 1.500 Bürger verloren –dies entspräche etwa 20 % der Bevölkerung von 1970 –,zurück blieben vor allem die Älteren. Die Bevöl-kerungsmehrheit an diesen Orten ist bald über 50 Jahre.Der Gemeindetag forderte deshalb eine besondereFörderung für den ländlichen Raum, unter anderem imBereich der Kinderbetreuung und der Bildungspolitik. Esgelte, gleichwertige Lebensumstände wie in denBallungsräumen zu schaffen, wenn man verhindern wolle,dass durch die demografische Entwicklung und durch dieAbwanderung junger Leute ganze Landstriche überalternund ausbluten.

Landschaft und Dörfer funktionsfähig und attraktiv zuerhalten, ist derzeit ein hochaktueller Schwerpunkt baye-rischer Politik. Planerische, organisatorische und finan-zielle Hilfen stehen zur Verfügung und müssen sichernoch weiter ausgebaut werden. Dennoch werden die vor-handenen institutionellen Säulen, auf denen das sozialeLeben beruht, ob es nun Schulen, Kindergärten, Horte,aber auch Museen oder Theater sind, an vielen Orteninstabiler. Soziale Netze könnten so auf lange Sicht rei-ßen.

Auch Städte sind einem starken demografischen Wandelausgesetzt. Im Durchschnitt wird ihre Bevölkerung älter,der Anteil Alleinlebender wächst, Familienbande werdenbrüchiger, die Integration von Menschen mit Migrations-hintergrund ist schon heute wesentliche gesellschaftlicheAufgabe.

Deshalb wird die Frage immer dringlicher: Wie kann dasBürgerschaftliche Engagement dabei mithelfen, diesenmassiven demografischen Wandel zu gestalten? Nebendem traditionell starken Ehrenamt – zum Beispiel in denSportvereinen und bei der Feuerwehr – entwickeln sichneue, vielversprechende Formen: Von Ehrenamtlichenbetriebene Bürgerbusse helfen, die Mobilität auch fürjene zu sichern, die kein Auto (mehr) haben. Dorflädensichern die Nahversorgung in Orten, wo der Einzelhandelverschwunden und der nächste Discounter weit weg ist.

Demografischen Wandel gestalten heißt auch, dieSolidarität zwischen den Generationen zu stärken: ÄltereMenschen unterstützen die Bildung von Vorschulkindern,indem sie zum Musizieren und Experimentieren in denKindergarten kommen; Bildungspatinnen und -patengreifen Jugendlichen in der schwierigen Phase der

Berufsfindung unter die Arme; für Pflegebedürftige wirdes leichter, in ihrem angestammten Umfeld zu bleiben,wenn sie Nachbarschaftshilfe erfahren. All dies entwickelsich nicht von selbst, sondern muss gute Voraus-setzungen in der Kommune vorfinden: Zum BeispielAnlaufstellen für Bürgerinnen und Bürger, die sich enga-gieren wollen und daher nach einer kompetentenBeratung und einer für sie passenden Tätigkeit verlangen.Allgemein benötigen wir noch viel mehr bürgerorientierteKommunen, in denen alle, vom Verwaltungsmitarbeiterbis zum politischen Spitzenamt, bemüht sind, Türen zuöffnen und attraktive Gelegenheiten zur bürgerschaftli-chen Mitwirkung zu schaffen.

Das geschieht manchmal nicht ganz freiwillig, wie dasBeispiel Dürmentingens in Baden-Württemberg zeigt.Dort hat ein mutiger Bürgermeister die Bürgerschaft zumEngagement eingeladen, weil die Gemeinde fast bankrottwar, und im Laufe der Jahre gezeigt, dass Lösungen, diemit und nicht gegen oder ohne die Bürgerschaft gefundenwerden, meist die besseren und zudem die billigerensind.

Natürlich: Wir müssen das Ehrenamt nicht neu erfinden.Angesichts der demografischen Entwicklung ist aber klargeworden, dass unser breites, durch staatliche Vorsorgegetragenes Hilfesystem großen Belastungen ausgesetztist. Die Tendenz geht überall hin zu einer höherenEigenbeteiligung bei garantierter Grundversorgung. Indieser Krise staatlicher Finanzierungssysteme liegt aberauch die Chance, wieder zu entdecken, welcheEigenkräfte in der Gesellschaft schlummern. Damit wirdder altehrwürdige Gedanke der Subsidiarität mit neuemLeben erfüllt. Wie können wir – als Bürgerinnen undBürger – unsere eigenen Belange organisieren, ohneständig nach dem Staat zu rufen? Wo benötigen wir denStaat als Helfer zur Selbsthilfe? Wie kann der Staat, dieKommune Rahmen und Plattformen schaffen, bei denendiese gesellschaftlichen Eigenpotenziale am wirksamstenzur Geltung kommen?

Der vorliegende Agenda-Baustein ist das Ergebnis derTagung „Demografischer Wandel und BürgerschaftlichesEngagement“, die am 15. März 2007 in Neumarkt in der Oberpfalz stattfand. Viele praktische und nachahmens-werte Beispiele wurden vorgestellt. Eine grundsätzlicheEinsicht zeichnet sie alle aus: BürgerschaftlichesEngagement kann natürlich hauptamtliches Expertentumin den Kommunalverwaltungen nicht ersetzen, aber esbesitzt seine eigene, oft überraschende Professionalität.Und: am besten kann es sich dann entfalten, wenn diekommunalpolitischen Rahmenbedingungen stimmen,wenn Bürgerinnen und Bürger auf Augenhöhe und nichtals Bittsteller angesehen werden, wenn in Dörfern undStädten kein Kirchturmsdenken herrscht, sondern einGeist der Kooperation, auch über gewohnte Grenzen hin-aus.

Demografischer Wandel und Bürgerschaftliches Engagement

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Seite 3Bayerisches Landesamtfür Umwelt

Kommunale Agenda 21 in Bayern Baustein Nr. 13

Die demografische Herausforderung – Zukunftschancen für BayernDenkanstöße des Bayerischen Gemeindetags anlässlich der Landesversammlung am

18./19. Oktober 2006

Beitrag von Dr. Franz Dirnberger und Gerhard DixBayerischer Gemeindetag

Bayerns Gemeinden befinden sich mitten in einer drama-tischen Veränderung praktisch aller politischenRahmenbedingungen. War es in den letzten Jahrzehntenvor allem der Strukturwandel in der Landwirtschaft, derBayern geprägt hat, treten jetzt gleichzeitig und sich ver-stärkend neue Entwicklungen hinzu, die sich nicht nur aufdem wirtschaftlichen Sektor auswirken, sondern einengesamtgesellschaftlichen Umbruch auslösen werden.Nun ist noch eine Herausforderung ins Zentrum derDiskussion gerückt, die in der Tat den Handlungsrahmenin den bayerischen Kommunen zusätzlich drastischbeeinflussen wird: die demografische Entwicklung. Eineseit langem auf niedrigem Niveau stagnierendeGeburtenrate, eine deutlich gesteigerte Lebenserwartungder Menschen und erhebliche Zu- und Abwande-rungsbewegungen sind die Eckpunkte, die diesenProzess beherrschen. Seit Jahrzehnten liegt dieGeburtenhäufigkeit in Deutschland bei etwa 1,4 Kindernpro Frau; nur um die Population stabil zu halten, wäreaber eine Geburtenrate von mehr als zwei Kindern erfor-derlich. Die Lebenserwartung von Männern, die heutegeboren werden, beträgt nach neueren Untersuchungenfast 80 Jahre, bei den Frauen sind es fast 87 Jahre.Dadurch wird sich natürlich auch die Altersstruktur derBevölkerung drastisch verändern. Bis 2050 dürfte derAnteil der Unter-20-Jährigen von derzeit einem Fünftelauf ein Sechstel der Gesamtbevölkerung absinken. DerAnteil der Über-60-Jährigen wird von derzeit einem Viertelauf mehr als ein Drittel ansteigen. Die Zahl der Über-80-Jährigen wird sich in diesem Zeitraum verdreifachen undschließlich etwa 12 % der Gesamtbevölkerung ausma-chen. Durch Zuwanderungen wird dieses Szenario nur teilweisekompensiert. Wie sich die konkreten Veränderungen dar-stellen werden, ist vergleichsweise unsicher. AlsMittelwert wird augenblicklich eine Saldo-Wanderungs-bewegung in die Bundesrepublik von ca. 200.000Menschen pro Jahr angenommen. Dies würde für denFreistaat Bayern eine jährliche Netto-Zuwanderung vonca. 37.000 Personen ergeben. Dass hier betroffeneGemeinden erhebliche Integrationsprobleme zu lösenhaben werden, liegt auf der Hand.In den bayerischen Gemeinden werden sich die demo-grafischen Veränderungen aber in regional äußerst unter-schiedlicher Weise auswirken. Es wird Gemeinden geben,die einem erheblichen Schrumpfungsprozess ausgesetztsein werden. Andere Gemeinden werden vor allem durchZuzug weiter wachsen und damit erheblichem Sied-lungsdruck ausgesetzt sein. Wieder andere werden sta-gnieren und damit vor allem den Problemen einer altern-

den Gesellschaft ausgesetzt sein. Grob gesprochen istdavon auszugehen, dass Bayern vor allem in denRandgebieten mit Bevölkerungsrückgängen zu rechnenhat und dass die Ballungsräume hinzugewinnen werden.Vor Ort hängen die jeweiligen Entwicklungen aber vonvielen unterschiedlichen Einflüssen im Detail ab, so dassnicht einmal für einzelne Landkreise einheitliche Abläufeprognostiziert werden können. Globalisierung, Technisie-rung und demografische Entwicklung können von dereinzelnen Gemeinde natürlich nicht beeinflusst oder gargesteuert werden. Gleichwohl heißt dies nicht, dass dieBürgermeisterinnen und Bürgermeister handlungsunfähigsind. Im Gegenteil! Jede Entwicklung eröffnet für dieBeteiligten auch Chancen, wenn man sie erkennt und überdie entsprechenden Strategien verfügt in den konkretenpolitischen Handlungsfeldern für Gemeinden und Staat.

Gemeindliche EntwicklungspolitikDie Gemeinden Bayerns werden – wie gezeigt – von dengesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichenEntwicklungen in ganz unterschiedlicher Weise betroffensein. Voraussetzung für jede entwicklungspolitischeKonzeption ist zunächst eine schonungslose Analyse derAusgangssituation sowie der jeweiligen Stärken undSchwächen der Gemeinde. Die Gemeinde muss individu-elle Zielsetzungen erarbeiten, die insbesondere diedemografischen Gegebenheiten akzeptiert und sie mög-licherweise nutzt. So muss beispielsweise die schrump-fende Gemeinde über alternative Siedlungs- und dezen-trale Infrastrukturkonzepte nachdenken ebenso wie diealternde Gemeinde über die spezifischen Bedürfnisse derSeniorinnen und Senioren im Bereich der Pflege oder desbetreuten Wohnens.Die Planungs- und Entscheidungskultur der Vergan-genheit muss den neuen Herausforderungen angepasstwerden. Dies erfordert ein Umdenken bei allen Akteuren,insbesondere auch bei den Gemeinderatsmitgliedern undden Mitarbeitern in der Verwaltung. Die Bürgerinnen undBürger, aber auch andere Interessengruppen wie Handel,Gewerbe, Vereine, Schulen, soziale und karitativeOrganisationen usw. müssen in die Entscheidungspro-zesse insbesondere in die Leitbildentwicklung intensiveingebunden werden. Auch innerhalb der Verwaltungenist Handlungsbedarf angesagt. Notwendig ist es, auf deneigenen Tätigkeitsbereich verengte Sichtweisen ab- undvernetzte Strukturen aufzubauen. Die Gemeinde ist gefordert, verstärkt auf das Bürger-schaftliche Engagement zu setzen. Es ist Daueraufgabefür die Rathauschefs, die Bürgerinnen und Bürger ent-sprechend einzubeziehen. Dabei ist das Potential fürBürgerengagement weiterhin hoch. Nach einer vom Bun-desministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugendim Jahre 2004 in Auftrag gegebenen Studie wird sogar

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Kommunale Agenda 21 in BayernBaustein Nr. 13

Die Demografische Entwicklung hat auch Auswirkungenauf die Ortsplanung. Sie wird noch wichtiger, um frühzei-tig drohenden Leerständen in den Siedlungen entgegenzu wirken, die Ortskerne lebendig zu halten und dasDorfgefüge zu sichern. Kompakte Orte können Dienst-leistungs- und Versorgungsmöglichkeiten auch für einealternde Bevölkerung in fußläufiger Entfernung zentrums-nah bereitstellen. Innenentwicklung und Flächensparensind damit wichtige Ansatzpunkte für eine ganzheitlicheOrtsplanung angesichts von Schrumpfungs- und Alte-rungsprozessen.Fortschritt und Innovation sind nicht notwendig an dieZentren und Großstädte gebunden. Bayern definiert sichnicht nur über seine urbanen Zentren, sondern auch undgerade über den ländlichen Raum.

FamilienpolitikDie Zukunftsfähigkeit vieler Gemeinden wird davonabhängen, inwieweit es gelingt, junge Menschen undFamilien vor Ort zu halten und neue hinzu zu gewinnensowie alte Menschen in die Gemeinschaft zu integrieren.Familienfreundlichkeit ist längst zu einem wichtigenStandortfaktor geworden. So wie heute schon in vielenKindergärten und Schulen um das letzte Kind gekämpftwird, so werden in den schrumpfenden Regionen dieGemeinden um den letzten Bürger kämpfen. KommunaleFamilienpolitik hat die vordringliche Aufgabe, die beteilig-ten Akteure vor Ort zusammenzuführen, gemeinsameZiele zu formulieren und diese dann auch umzusetzen.Diese verschiedenen Akteure können u.a. Vertreter derKommunalpolitik, der Kirchen, der Gewerkschaften, derIndustrie, des Handels und des Gewerbes, der Vereineoder der Nachbarschaftshilfen sein. Nach einer Analyseder vorhandenen familienpolitischen Strukturen vor Ortgilt es, gemeinsame Ziele zu formulieren. Im Mittelpunktfamilienpolitischer Debatten stehen Fragen zur Wohn-raumbeschaffung, zur Sicherung von Arbeitsplätzen, zumAuf- und Ausbau von Kindertageseinrichtungen, Schulen,Seniorenangeboten oder Freizeiteinrichtungen. Schrump-fende Gemeinden sehen sich allerdings heute schon mitdem Abbau von Arbeitsplätzen und der Schließung deroben genannten Einrichtungen konfrontiert. Neben der strategischen Ausrichtung einer aktiven kom-munalen Familienpolitik sind ganz konkrete Maßnahmenzu treffen. Gemeinden dürfen Familien und deren Kindernicht als eine finanzielle Belastung begreifen, wenn es umdie Schaffung von Infrastruktur geht oder um die Finan-zierung von Bildungsmaßnahmen, sondern als eineGrundvoraussetzung zur Existenzsicherung des eigenenGemeinwesens. Auch das Engagement vieler Gemeindenin der Seniorenarbeit wird immer größer. Seniorenservice-einrichtungen, Unterstützung beim „Wohnen zu Hause“und die Einbindung der Senioren in generationsübergrei-fender Nachbarschaftshilfe stehen auf dem Maßnahmen-katalog ganz oben. Dieser starke Zusammenhalt in derNachbarschaft und die gut funktionierenden Netzwerke inkleineren Gemeinden bilden einen Standortfaktor, derkünftig noch viel deutlicher herausgestellt werden muss.

eine steigende Bereitschaft zum Ehrenamt festgestellt.Danach sind 70 % der bundesdeutschen Bevölkerungüber 14 Jahren in Vereinen, Gruppen, Organisationenoder öffentlichen Einrichtungen aktiv. Der stärksteAnstieg ist bei der Gruppe der Über-55-Jährigen zu ver-zeichnen. Die Generation der aktiven Seniorinnen undSenioren stellt damit ein nicht zu unterschätzendesPotential auch für das gemeindliche Handeln dar.Allerdings haben sich das Bild der ehrenamtlichenTätigkeit und auch die Gründe, warum die Menschen sichehrenamtlich engagieren, gewandelt. Sie wollen nichtmehr in festen und dauerhaften Strukturen oder traditio-nellen Organisationen tätig sein, sondern projektorientiertund ungebunden arbeiten. Sie wünschen sich rasch kon-kret fassbare Ergebnisse ihres Tuns.Die Gemeinden müssen auf dieses gewandelteVerständnis reagieren und den Bürgerinnen und Bürgerneinen gestalterischen Freiraum zur Umsetzung eigenerIdeen bieten. Die Gemeinde sollte keine Ergebnisse vor-geben, sondern lediglich eine Plattform, gleichsam dieInfrastruktur für Bürgerschaftliches Engagement zurVerfügung stellen. Sie hat die Aufgabe, einzelne Bürger-aktivitäten zu vernetzen und zu koordinieren und – etwaim Rahmen eines Bürgerbüros – organisatorischenBeistand zu leisten. Auch hier ist entscheidend, dass jedeGemeinde ihre maßgeschneiderte Lösung findet.Gerade im Zusammenhang mit Schrumpfungsprozessen,aber auch beispielsweise bei der Gewerbeansied-lungspolitik kann die interkommunale Zusammenarbeiteinen ganz wesentlichen Beitrag liefern. Die Gemeindensollten erkennen, dass sie gerade im Bereich derInfrastruktur nicht mehr jede Leistung alleine und selbsterbringen können. Hier sinnvolle Netzwerke mit Nach-bargemeinden aufzubauen, stärkt die kommunaleSelbstverwaltung und hilft mit, ortsnahe und funktionsfä-hige Strukturen zu bewahren. Möglichkeiten gibt esgenug: vom gemeinsamen Bauhof über den Schulver-band bis zum interkommunalen Gewerbegebiet.

LandesentwicklungAuch die Landesplanung ist gefordert, auf die Aus-wirkungen insbesondere der demografischen Entwick-lung stärker als bisher zu reagieren. Dabei müssenJahrzehnte alte Begriffe – wie das System der zentralenOrte – hinterfragt und auf ihre Tauglichkeit überprüft wer-den. Das Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP),das 2006 neu aufgelegt worden ist, basiert auf Vor-stellungen und Leitbildern, die in Zeiten des Wachstumsrichtige Antworten gegeben haben mögen. Dieser Ansatzmuss heute durch andere Konzepte ergänzt oder sogarersetzt werden, die sich stärker an den konkreten Um-ständen des Einzelfalls orientieren und die regionalenVerhältnisse in den Blick nehmen. Es ist notwendig, dielandesplanerischen Vorgaben flexibler zu fassen und vorallem gemeindliche Spielräume zu betonen. Von ganzwesentlicher Bedeutung sind auch hier interkommunaleEntwicklungskonzepte - etwa im Bereich des Einzel-handels.

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Bildung und Betreuung Ein herausragender Schwerpunkt in der kommunalenFamilienpolitik ist die Bereitstellung der notwendigenInfrastruktur für die Kinder und Jugendlichen im Ort. DieVereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiges Ziel.Denn aus vielen Studien und Befragungen ist bekannt,dass junge Paare sowohl ihren Beruf ausüben als aucheine Familie gründen wollen. Dazu sind die entsprechen-den außerfamiliären Betreuungsangebote notwendig.Neben den institutionellen Betreuungsangeboten inKrippen, Kindergärten und Horten kommt künftig derTagespflege eine wichtige Ergänzungsfunktion zu.Kindertageseinrichtungen und Schulen sind die wichtig-sten Standortfaktoren für eine familienfreundlicheGemeinde. Bildung von Anfang an, so muss das Mottolauten. In der vorschulischen Bildungsarbeit werden dieWeichen gestellt für die weitere schulische Karriere derKinder. Daher muss es im Interesse der Gemeinden sein,nicht nur ihre örtlichen Kindertageseinrichtungen zuerhalten, sondern auch sicherzustellen, dass dort einequalifizierte Bildungsarbeit geleistet wird. Der Übergangzum Besuch der Grundschule hat in der Aufent-haltsgemeinde zu erfolgen. Zurückgehende Geburten-zahlen und steigende Übertrittsquoten in weiterführendeSchulen gefährden immer mehr Hauptschulstandorte.Daher brauchen wir neue Konzepte, die auf der einenSeite eine optimale Ausbildung der Schülerinnen undSchüler garantieren, auf der anderen Seite aber eine ort-nahe Beschulung auch unter finanziellen Überlegungenheraus ermöglichen. Der Bayerische Gemeindetag kannsich neue größere Schulorganisationsformen vorstellen,sofern sichergestellt wird, dass die Schüler möglichst vorOrt beschult und gefördert werden. Der interkommunalenZusammenarbeit wird hierbei eine größere Bedeutungzukommen. In diesem Zusammenhang ist auch der wei-tere bedarfsgerechte Ausbau der Ganztagsschulen zunennen.

Arbeitsmarkt- und WirtschaftspolitikWie verhindert werden kann, dass – meist junge –Arbeitskräfte aus dem ländlichen Raum abwandern, weilinsbesondere qualifizierte Arbeitsplätze fehlen, gehört zuden schwierigsten Fragen, die sich auf kommunalerEbene stellen. Begreiflicherweise haben die Gemeindennur wenig unmittelbare Möglichkeiten, Arbeitsplätze zuerhalten oder gar zu schaffen. Allenfalls können sie durchein wirtschaftsfreundliches Verhalten zu einem positivenKlima für Gewerbetreibende und Investoren beitragen.

Die Gemeinden müssen darüber hinaus versuchen, aufregionaler Ebene gemeinsam mit den Verbänden und denansässigen Betrieben ganzheitliche Konzepte zurSchaffung von Arbeitsplätzen zu entwickeln. Zu denkenist etwa an die Schaffung von regionalen Wirtschafts-kreisläufen oder auch gemeinsamen Marketingstrategienfür die Region. Die Gemeinden können auch einePlattform für „ihre“ Unternehmer und Unternehmen bil-den, die zur Ausnutzung von Synergieeffekten undKooperationsvorteilen führen kann.In diesem Feld kann auch das Regionalmanagementeinen wesentlichen Beitrag leisten. Eine große Chance fürdie Gemeinden im ländlichen Raum eröffnen die neuenKommunikationstechnologien. In vielen Bereichen ist einWirtschaftsunternehmen nicht mehr auf eine bestimmteörtliche Situierung etwa in einem Ballungszentrum ange-wiesen. Dann erhalten die Vorteile des ländlichen Raums– vergleichsweise günstige Bodenpreise, Arbeitskräfte-potential vor Ort und Lebensqualität – besonderesGewicht.

Verkehrs- und InfrastrukturpolitikIn Schrumpfungsregionen muss damit gerechnet werden,dass Infrastruktureinrichtungen – vom Einzelhandel übermedizinische Versorgung bis hin zu Bildungsangeboten –jedenfalls in der bisherigen Qualität nicht mehr überallvorgehalten werden können. Umso wichtiger ist essicherzustellen, dass zumindest die Erreichbarkeit dervorhandenen Angebote gewährleistet ist. Dies kann imländlichen Raum nur über ein gutes Straßennetz und eineflächendeckende Versorgung mit Leistungen des ÖPNVgeschehen. Einen besonderen Aspekt in diesem Zusam-menhang stellt die Grundversorgung mit Waren des tägli-chen Bedarfs, also insbesondere mit Lebensmitteln dar.Hier kann es notwendig werden, dass die Gemeinde mitöffentlich geförderten oder sogar eigenen Angeboten ein-tretende Versorgungslücken schließt. In nicht wenigenGemeinden konnten sich solche Nachbarschafts- oderDorfläden bereits erfolgreich etablieren.

FazitDie zu erwartende demografische Entwicklung ist beiallen kommunalpolitischen Entscheidungen zugrunde zulegen. Es empfiehlt sich, entsprechende Anpassungs-strategien vor Ort zu entwickeln.

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Die Gemeinde DürmentingenKommunale Wege zur Entwicklung Bürgerschaftlichen Engagements

„Die Gemeinde sind wir, wir tun etwas dafür“

Ziel Dürmentingen als lebenswerte und lebendige Gemeinde durch Bürger-schaftliches Engagement zu stärken

beteiligt 42 Vereine und Gruppierungen in über160 Projektenin Dürmentingen: 2.600 Einwohner

gegründet 1994 als Initiative der Gemeindeverwaltung

gefördert durch projektbezogene Unterstützungaus dem Gemeindeetat

Kontakt Bürgerservice im RathausMarita KünzelmannT. 07371 9507-14Fax 07371 [email protected]

Die AusgangslageSchlechte Stimmung gegenüber Gemeindeverwaltungund Gemeinderat: In Dürmentingen herrschte 1992/93u.a. aufgrund langjähriger finanzieller Fehlplanungen gro-ßer Unmut in der Bürgerschaft – innerortlicher Widerstandorganisierte sich.

Die Idee: Initiative ergreifenDer neu gewählte Bürgermeister Wolfgang Wörner setztedem Widerstand eine Initiative für die Gemeinde ent-gegen. Sein Konzept ging auf: Unter dem Motto „Aktiv-urlaub mit dem Bürgermeister“ beteiligten sich erstaun-lich viele Freiwillige an der Gestaltung eines Schulhofs.Anstatt der ursprünglich bei Fremdleistung veran-schlagten 120.000 DM kostete der Schulhof lediglich30.000 DM.Dürmentingen begann daraufhin, gute Rahmenbe-dingungen für innovative Ideen des BürgerschaftlichenEngagements zu schaffen, um zu zeigen: Einbringunglohnt sich! Bürgerschaftliches Engagement bietet inDürmentingen mehr Lebensqualität und Gestaltungs-spielraum in der Gemeinde. Und: Einzelne werden durchdie Einbindung in Gruppen in ihrem Selbstverständnisgestärkt und finden viele Kontaktmöglichkeiten in einerlebendigen Gemeinde. In den weiteren Jahren entwickelten sich viele Projekte zuVerbesserungen auf Ortsebene, die sicherlich nichtzuletzt dem überdurchschnittlichen Vereinsengagementder Dürmentinger zu verdanken sind. Zwischenzeitlichsetzen die Initiativen nicht nur zahlreiche Maßnahmenum, sondern entwickeln auch Planungsansätze für dieZukunft ihrer Gemeinde. Ein willkommener Synergieeffekt

sind die hohen Kosteneinsparungen durch die Be-teiligung der Bürger an den Projekten.

Die Projekte – zum BeispielJ Generationsübergreifendes Engagement: Nachbar-

schaftshilfe, Ausbau der DorfgemeinschaftshäuserHailtingen und Heudorf, Dorffeste

J Angebote für Senioren: Ausflüge,Seniorennachmittage, Feste und Tanzveranstaltungen,Mobilitätstraining, Arbeitskreis „Senioren“

J Alt für Jung: Bau von Kinderspielplätzen, Sommer-ferienprogramm, Schulmensa

J Denkmalpflege: Renovierungen KirchenJ Sport: Trimm-Dich-Pfad, Beach-Volleyball, Rad- und

WanderkartenJ Homepage der Gemeinde

Der Beitrag der KommuneDie Verpflichtung zum Bürgerschaftlichen Engagementund die damit verbundenen Spielregeln und Hand-lungsräume sind in der Gemeinde Dürmentingen seit1999 in der Hauptsatzung festgeschrieben. In einem „BE-Kontraktpapier“ werden bei Projekten Ziele, Kosten,Zeitrahmen, personeller und sachlicher Aufwand und dieVerpflichtung zur Berichterstattung im Gemeinderatfixiert.

Das Geheimnis des ErfolgesInitiative ernst nehmen - Durch entsprechendeBeschlussfassung des Gemeinderats ist abgesichert,dass jede Initiative, jeder Antrag ernst genommen undunterstützt wird. Wer fordert, ist verpflichtet - In Dürmentingen gilt derGrundsatz: Wer fordert, muss sich einbringen mit Ideeund Tat. Gleichstellung Gemeindeverwaltung und Bürger -Politiker und Mitarbeiter der Gemeinde leisten einenwesentlichen Beitrag, indem sie selbst bei den Projektenehrenamtlich mitarbeiten.

Dürmentinger bauen einen Spielplatz

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Bürgerbusse in Nordrhein-WestfalenErgänzung zum öffentlichen Nahverkehr

„Du sollst ÖPNV-Angebote schaffen, die denBenutzern Freude machen“

Ziel Ausbau des Mobilitätsangebots mit geringem finanziellem Aufwand

beteiligt über 70 Bürgerbusse mit etwa 1.700 Fahrerinnen und Fahrern für über60 Städte und Gemeinden in NRW;ca. 610.000 Nutzer jährlich

gegründet 1. Bürgerbus-Verein in NRW 1985

gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen mit 30.000 € Anschaffungskosten pro Bürgerbus sowie 5.000 € Organisa-tionspauschale jährlich pro Verein

Kontakt Pro Bürgerbus NRW e.V.Franz HeckensT. 02832 50530-55Fax 02832 50530-56franz-heckens@pro-buergerbus-nrw.dewww.pro-buergerbus-nrw.de

Die AusgangslageDas Angebot des öffentlichen Nahverkehrs kann in nach-frageschwachen Gegenden oder Zeiten die Bedürfnisseund Wünsche der Bürgerinnen und Bürger nicht ausrei-chend berücksichtigen.

Die Idee: Der BürgerbusDurch den Bürgerbus, ausgestattet mit acht Fahrgast-plätzen, wird ein zusätzliches Angebot geschaffen. Eskommt zum Einsatz, wenn regulärer Linienverkehr wirt-schaftlich nicht tragbar ist. Zunächst ist der Bürgerbusein ganz normales öffentliches Nahverkehrsmittel mitFahrplan, Haltestellen und einem genehmigten Tarif. Erwird jedoch von ehrenamtlich tätigen Fahrerinnen undFahrern betrieben, die sich in einem Bürgerbusvereinzusammenschließen und den Betrieb organisieren. Dasehrenamtliche Engagement ermöglicht eine erheblicheKostenreduzierung, ohne die das Angebot nicht aufrecht-erhalten werden könnte.

Jeder Bürgerbus in Nordrhein-Westfalen stützt sich aufvier Partner:

J Engagierte Bürgerinnen und Bürger wollen ihrenöffentlichen Nahverkehr selbst in die Hand nehmen.

J Die Stadt oder Gemeinde erkennt die Chance, die einBürgerbus für die Kommune darstellt, und übernimmtdie relativ geringen Restkosten.

J Ein örtliches Verkehrsunternehmen nimmt den Bürger-bus in sein Angebot auf und deckt die verkehrsrecht-liche Seite des Projektes ab.

J Das Verkehrsministerium NRW unterstützt dieEinrichtung (Laufleistung pro Bus jährlich mind.20.000 km).

Die Idee aus den Niederlanden wurde mittlerweile in über60 Städten und Gemeinden Nordrhein-Westfalens umge-setzt. Die Bürgerbus-Vereine haben sich in dem NetzwerkPro Bürgerbus NRW e.V. zusammengeschlossen, dasmittlerweile 111 Mitglieder hat. Auch in Bayern gibt esinzwischen etliche Bürgerbus-Initiativen.

Der Beitrag der KommunenDie Gemeinde, in der der Bürgerbus fahren will, erklärtsich bereit, die Defizitkosten zu tragen – Bürgerbussekönnen, wie auch das reguläre Angebot des ÖPNV, in derRegel nicht kostendeckend fahren. Liegt eine Erklärungvor, so fördert das Land Nordrhein-Westfalen dieInitiative: Das Verkehrsministerium stellt dem Verkehrs-unternehmen, das Eigentümer des Fahrzeuges wird,einen Festbetrag von 30.000 € für die Anschaffungs-kosten zur Verfügung. Zusätzlich erhält jeder Bürgerbus-Verein eine Organisationspauschale für vereinsinterneZwecke.

Das Geheimnis des ErfolgesKeine Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr - EineBürgerbuslinie wird immer als Ergänzung des vorhande-nen Busverkehrs eingesetzt, nie als Konkurrenz.Persönliche Atmosphäre im Bürgerbus - Wichtig ist dieNähe der ehrenamtlichen Fahrer zu den Fahrgästen, derSpaß an der Sache. Der Bürgerbus wird von denFahrgästen als „ihr“ Bus erfahren. Engagement von allen Seiten - Nicht nur vom Bürger-busverein, auch seitens der Verwaltung und desVerkehrsunternehmens muss ein Engagement einge-bracht werden, das sich gelegentlich auch außerhalb desnormalen Dienstbetriebes bewegt.

Bürgerbustreffen in Ahaus 2005Photo: Heinz Duttmann, Legden

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Kommunale Agenda 21 in BayernBaustein Nr. 13

Dorfläden im AllgäuBeispiel Alte Schule Niederrieden

Einkaufen vor Ort

Ziel Nahversorgung im öffentlichen Raum durch professionelles Netzwerk

beteiligt 32% der Haushalte durch Anteilsscheine;1 Festangestellte, 6-8 Beschäftigte auf 400 €-Basis in Niederrieden: 1.400 Einwohner

gegründet 2004 als GmbH

gefördert aus Staatsmitteln zur Dorferneuerungund mit über 50.000 € aus Einlagender Bürger

Kontakt Projektentwicklung OsterbergerIrmgard OsterbergerT. 08335 9849-20Fax 08335 [email protected]

Die AusgangslageKleine Orte erleben durch „Über“alterung und Ver-ringerung der Haushaltsgrößen einen Strukturwandel.Tante-Emma-Läden rechnen sich nicht und verschwin-den, da die Fixkosten zu hoch sind und damit wenig zurVersorgung der Eigentümerfamilie übrig bleibt. Auchgroße Handelsketten ziehen sich aus der Provinz zurück.Die Gründe für den Rückzug sind vielfältig: ZunehmendeMobilität, Zeitknappheit, Bequemlichkeit und ein wach-sendes Preis-Leistungs-Bewusstsein führen dazu, dassein Großeinkauf an einem Ort bevorzugt wird. DieKundenansprüche bezüglich Qualität, Frische, Serviceund Freundlichkeit sind gestiegen. Ergänzende Dienst-leistungen wie Stehcafé oder Lotto werden nicht angebo-ten. Zudem verschärfen Großhandelsbetriebe die Be-schaffungskonditionen. Für die Menschen in den Dörfern bedeutet dies, dassohne Auto kein Einkauf mehr möglich ist. Zudem fehlt einOrt, an dem sie sich treffen und Neuigkeiten aus demDorf erfahren können. Die Probleme gehen aber nochweiter: Wo es keinen Laden gibt, da droht auch die örtli-che Bank-Filiale zu schließen, da sinken die Grund-stücks- und die Immobilienwerte.

Die Idee: Der DorfladenImmer mehr Kommunen richten daher in EigenregieDorfläden ein – zum Beispiel Niederrieden im Allgäu.2004 wurde der Dorfladen Niederrieden in der AltenSchule als GmbH mit finanzieller Einbindung derBürgerinnen und Bürger gegründet. Der Bestand desLadens wird dadurch langfristig gesichert, dass sich 30-40 % der Haushalte über die Zeichnung von Anteils-scheinen beteiligen, und durch eine Kaufkraftbindung von

20 % in der Standortgemeinde. Der Tagesumsatz desDorfladens liegt derzeit bei ca. 2.000 €.Ein hauptamtliches Team kümmert sich um das großeSortiment: Neben Fleisch, Wurst, Obst, Gemüse, Brotund weiteren Dingen des täglichen Bedarfs gibt esKurzwaren, Schreibwaren, Zeitschriften, Getränke undeinen Imbiss. Besonderes Gewicht liegt auf dem Verkaufvon regionalen Produkten. Genutzt wird der Laden nichtnur, aber verstärkt von den Anteilseignern der GmbH.Und das nicht nur zum Einkauf: Junge Mütter treffen sichdort wochentags zum Kaffeetrinken, die Männer schauengerne am Samstag vorbei, und manche Seniorinnen undSenioren kommen gleich mehrmals am Tag.

Der Beitrag der KommuneBürgermeister Josef Osterberger initiierte die Gründungdes Dorfladens. Mit Hilfe von Staatsmitteln aus demProgramm „Dorferneuerung“ gelang es ihm, das alteSchulhaus im Ortskern wieder instandzusetzen: Ein idea-ler Standort für den Dorfladen.

Das Geheimnis des ErfolgesWirtschaftliches Konzept - Entscheidend ist die profes-sionelle Konzeption mit folgenden Bestandteilen: Markt-und Standortanalyse, Kostenschätzung und bedarfsge-rechte Nutzung, Finanzierungsmodell inkl. Fördermittel-beratung, Wirtschaftlichkeitsberechnung, Investitions-und Liquiditätsplanung. Bürgerbeteiligung im Vorfeld - Die Bürgerinnen undBürger werden durch frühzeitige Information und finan-zielle Beteiligung in das Projekt einbezogen. Zudem ent-stehen Arbeitsplätze vor Ort. All dies gewährleistet, dasspotentiellen Kunden den Dorfladen als „ihren“ Ladenbetrachten.Vernetzung der Dorfläden - Ein Netzwerk mit fünf weite-ren Dorfläden im Allgäu, die sich zu einer Einkaufs-gemeinschaft zusammengeschlossen haben, ermöglichteine gute Preisgestaltung.

Ladentheke Dorfladen Alte Schule Niederrieden

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Bürgerhaus Neumarkt in der OberpfalzZentrale Anlaufstelle für Bürgerschaftliches Engagement: Das Mehrgenerationenhaus

Raum für Information, Beratung und Initiative

Ziel Förderung von Bürgerschaftlichem Engagement und von einer nachhaltigen Stadtentwicklung

beteiligt 1,5 Hauptamtliche, projektbezogene Honorarkräfte sowie 5 Ehrenamtlichein Neumarkt/Opf.: ca. 40.000 Einwohner

gegründet Eröffnung im Oktober 2004, betrieben vom „Büro für Soziale Stadt und Lokale Agenda 21“

gefördert im Rahmen des Programms„Soziale Stadt“

Kontakt Bürgerhaus Stadt Neumarkt/OberpfalzRalf Mützel T. 09181 5110-38Fax 09181 5108-52 [email protected]

Die AusgangslageIm Rahmen des Agenda 21-Prozesses wurde inNeumarkt 2003 auf Bürgerkonferenzen deutlich, dass eseiner zentralen Vermittlungs- und Anlaufstelle für dasBürgerschaftliche Engagement bedarf. Die Sozialraum-analyse 2003 für die Neumarkter Altstadt sprach eineEmpfehlung aus, ein „Zentrales Bürgerhaus alsInformationsdrehscheibe für besondere Beratungs-bedarfe mit Räumlichkeiten für das BürgerschaftlicheEngagement“ einzurichten.

Die Idee: Ein zentrales BürgerhausEin Ort für das Bürgerhaus wurde auch gleich gefunden:Die Stadt Neumarkt stellte ein Anwesen in zentraler Lagezur Verfügung.

Das Bürgerhaus bietetJ Beratungs- und „Service“-AngeboteJ Raum für ProjekteJ ein attraktives Veranstaltungsprogramm zu aktuellen

Themen und praxisbezogenen FragenJ kostenlos Räume für Vereine, Gruppen, Initiativen und

Privatpersonen, die sich ehrenamtlich engagieren undfür das Gemeinwohl arbeiten.

Das Bürgerhaus-Team, in dem die verschiedenenInitiativen des Bürgerhauses vertreten sind, organisiertzusammen mit vielen weiteren Akteuren vielfältigeAngebote. Das Team arbeitet überwiegend ehrenamtlich.

Die Projekte – zum BeispielEinen Schwerpunkt der Arbeit des Bürgerhauses nimmtdie Freiwilligen Agentur Neumarkt (FAN) wahr: FAN ver-

mittelt Freiwillige an Vereine und Initiativen, bietetBeratungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten und initiierteigene Projekte. 5 ehrenamtliche Mitarbeiter koordinierenden Einsatz von 140 Freiwilligen an 200 Einsatzstellen.Die Initiativen „Storchennest e.V.“, „Initiativgruppe zurBetreuung ausländischer Kinder und Familien“ und„Offenes Ohr für Senioren“ kümmern sich um Belangevon Kindern, ausländischen Mitbürgern und Senioren. Sieorganisieren Beratungs-, Informations- und Betreuungs-angebote, Fortbildungen und Veranstaltungen.

Der Beitrag der KommuneDie Stadt Neumarkt stellte mit einem einstimmigenStadtratsbeschluss im November 2003 die Weichen fürdie Einrichtung des Bürgerhauses. Der Unterhalt desHauses wird im wesentlichen durch Mittel aus demProgramm „Soziale Stadt“ finanziert; die Restfinanzierungübernimmt die Stadt Neumarkt. Seit März 2007 ist dasBürgerhaus als Mehrgenerationenhaus des Bundesfami-lienministeriums anerkannt. Hierdurch können neueProjekte finanziert werden.

Das Geheimnis des Erfolges Bürgerbeteiligung bei Konzeption - Die NeumarkterBürgerinnen und Bürger wurden von Anfang an in diePlanung des Bürgerhauses einbezogen.Generationenübergreifendes Angebot für die Bürger -Im Bürgerhaus finden sich Veranstaltungen und Projektefür alle Generationen.Offen für alle - Das Bürgerhaus steht vielen Gruppierun-gen offen. Regelmäßig kommen dort über 20 Gruppenzusammen.

Bürgerhaus Neumarkt: Veranstaltung zu „LOS“

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Treffpunkt EhrenamtKontaktstelle im Landratsamt Cham

Austausch und Vernetzung für das Ehrenamt

Ziel Kontaktstelle für Bürgerschaftliches Engagement

beteiligt 1 Teilzeitkraft für ca. 200 Freiwilligeim Landkreis Cham: 134.000 Einwohner

gegründet Juli 2000, angeschlossen an das Landratsamt Cham

gefördert aus dem laufenden Geschäftsbetriebdes Landratsamtes Cham

Kontakt Treffpunkt Ehrenamt -Landratsamt ChamKarlheinz SölchT. 09971 78285Fax 09971 845285karlheinz.soelch@lra.landkreis-cham.dewww.landkreis-cham.de

Die AusgangslageEin Drittel (36 %) aller Bundesbürger betätigt sich ehren-amtlich, ein weiteres Drittel (32 %) wäre bereit dazu. DieErfahrungen der letzten Jahre zeigen: Engagement-förderung braucht spezielle Infrastruktureinrichtungen.Landrat Theo Zellner aus Cham las in einemMitteilungsblatt von einer „Kontaktbörse für Ehrenamt-liche“ im Landkreis Borken (Westfalen). Davon angeregt,erteilte er 1999 dem Sportreferenten den Sonderauftrag,eine Betreuungsstelle für freiwilliges Engagement zu kon-zipieren.

Die Idee: Der Treffpunkt EhrenamtIm Juli 2000 konnte „Treffpunkt Ehrenamt“ alsKontaktstelle für Bürgerschaftliches Engagement inCham an den Start gehen. Interessierte Menschen undKörperschaften finden dort Raum für haupt- und ehren-amtliche Begegnungen. „Treffpunkt Ehrenamt“ bietetgute Rahmenbedingungen für neue Initiativen, zeigt mög-liche Betätigungsfelder auf und fördert das Engagementvon Ehrenamtlichen mit professioneller Begleitung. InBeratungsgesprächen mit den Ehrenamtlichen werdendie Motivation, die Bedürfnisse und Fähigkeiten von inter-essierten Freiwilligen ermittelt. In einem weiteren Schrittfragt die Kontaktstelle Bedarf und Anforderungen bei denInstitutionen ab mit dem Ziel, passende Einsatz-möglichkeiten zu finden. Kooperationspartner sind bei-spielsweise Wohlfahrtsverbände und Pfarrämter, Firmen,Schulen und Gemeinden, Seniorenheime, Kranken-häuser, Sanatorien, Seniorenclubs, Selbsthilfegruppenund Behindertenwerkstätten. Mit Flyern, Berichten inregionalen Medien und Ausstellungen macht „TreffpunktEhrenamt“ auf die Bedeutung des ehrenamtlichenEngagements aufmerksam und wirbt neue Freiwillige.

Die Projekte – zum BeispielJ Betreuungs- und Freizeitangebote für Senioren und

Patienten (Besuchs- und Begleitdienste etc.)J Beratung für Schuldner und bei VersicherungsfragenJ Unterstützung von Eltern, insbesondere von Allein-

erziehenden, durch Angebote wie Babysitten undHausaufgabenbetreuung.

J „Taka Tuka“, ein Projekt des SozialenBeratungsdienstes Hasenberg e.V., vermittelt wirt-schaftlich und sozial benachteiligten KindernGasteltern und ermöglicht ihnen einen dreiwöchigenFerienaufenthalt.

J „ZeitZeuge“ fordert Ehrenamtliche dazu auf, ihreeigene, selbst erlebte Geschichte im Schulunterrichtzu erzählen.

Der Beitrag der KommuneDer „Treffpunkt Ehrenamt“ ist dem Landratsamt Chamunterstellt und an das Sportreferat angegliedert. Dieanfallenden Kosten für Infrastruktur (Büro, Porto, Telefon),Personal und Öffentlichkeitsarbeit werden aus dem lau-fenden Geschäftsbetrieb finanziert.

Das Geheimnis des ErfolgesPartnerschaft zwischen Haupt- und Ehrenamt - Durcheine klare Vereinbarung über die Aufgabenteilung undeine Einbindung der Ehrenamtlichen in das Alltags- undKommunikationsgeschehen der Einrichtungen werdenEhrenamtliche zu Partnern, und nicht zu Konkurrenten.Begleitung der ehrenamtlichen Arbeit - „TreffpunktEhrenamt“ begleitet die Arbeit der Ehrenamtlichen mitregelmäßigen Treffen zum Erfahrungsaustausch und mitFortbildungsangeboten.Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements - DasEngagement der Ehrenamtlichen wird in vielfältiger Weisedurch persönliche Kontaktpflege gewürdigt, z.B. miteinem Begrüßungsschreiben des Landrats, mit Einladun-gen zu Feiern, mit gemeinsamen Veranstaltungen undAusflügen.

Ein „ZeitZeuge“ berichtet über die Zeit des National-sozialismus

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Selbsthilfekontaktstellen in BayernHilfe zur Selbsthilfe

„Gemeinsam statt einsam“

Ziel Landesweite Vernetzung undUnterstützung der Selbsthilfe imGesundheits- und Sozialbereich

beteiligt Zusammenschluss von 20 Einrichtungen

gegründet 1987 loser Verbund, seit 1993 Landesarbeitsgemeinschaft, seit 2003 eingetragener Verein

gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, von den gesetzlichen Kranken-kassen, der Stadt Würzburg und pro-jektbezogen von weiteren Geldgebern

Kontakt Selbsthilfekontaktstellen Bayern e.V. Vorstand: Eva Kreling, Margot Murr, Jochen Peters Geschäftsstelle: SeKo Bayern,Theresa KeidelT. 0931 2057-910Fax 0931 2057-911selbsthilfe@seko-bayern.dewww.verein-selbsthilfekontaktstellen.seko-bayern.de

Die AusgangslageViele Selbsthilfegruppen leisten seit Jahren kontinuierli-che Arbeit. Über die aktuelle Anzahl der Selbsthilfe-gruppen in Bayern gibt es keine Statistik: Hochgerechnetaus den geschätzten 80.000 Selbsthilfegruppen bundes-weit ergeben sich für Bayern ca. 11.000 Gruppen mitetwa 500.000 Mitgliedern. Zur Qualifizierung der Arbeithaben sich Selbsthilfe-Kontaktstellen gegründet, dieSelbsthilfegruppen regional unterstützen und beraten. Selbsthilfe ist ein zentraler Bestandteil des Bürgerschaft-lichen Engagements: Selbsthilfeaktive engagieren sichfreiwillig, fast immer unentgeltlich und verbessern nichtnur für sich, sondern auch für andere die Lebensqualität,die Lebensumwelt, das soziale Gemeinwesen. DasCharakteristische ist dabei der Zugang zum Bürger-schaftlichen Engagement über die eigene direkteBetroffenheit oder die Betroffenheit als Angehöriger. Diesmacht auch die Qualität des Engagements aus. Was die-ses Engagement allerdings braucht, sind verlässlicheFinanzierungsgrundlagen und unterstützende Rahmen-bedingungen. Selbsthilfe-Kontaktstellen ermöglichen auch den Men-schen eine Gruppengründung, die wenig Erfahrung indiesem Bereich haben. Sie beraten in konzeptionellen,organisatorischen und finanziellen Fragen. Sie fördernden Erfahrungsaustausch und die Kommunikation zwi-schen den verschiedenen örtlichen Gruppen. Durch

Vorträge, Fortbildungen, Presseartikel und Publikationeninformieren sie Fachleute, politische Entscheidungsträgerund die Öffentlichkeit über die Arbeit der Selbst-hilfegruppen.

Die Idee: Die Vernetzung Der Verein „Selbsthilfekontaktstellen Bayern e.V.“ ist einZusammenschluss von Selbsthilfekontaktstellen undSelbsthilfeunterstützungsangeboten in Bayern. Er trifftsich seit 1987 regelmäßig zum Informations- undErfahrungsaustausch. Der Verein hat zum Ziel,J die Selbsthilfe in Bayern weiterzuentwickeln und die

Qualität der Selbsthilfeunterstützung zu sichern,J die Verbreitung des Selbsthilfegedankens durch

Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit zu fördern,J Einzelpersonen mit seltenen Erkrankungen/Problemen

und deren Angehörige durch bayernweite Vernetzungund Beratung zu unterstützen.

Der Beitrag der KommunenDie Selbsthilfekontaktstellen erhalten in der Regel für ihreArbeit kommunale Zuschüsse vor Ort.

Das Geheimnis des ErfolgesVernetzung der Kontaktstellen - Die themen- und ver-bandsübergreifenden Aktivitäten bieten professionelleBegleitung und Beratung. Austausch von Wissen und Erfahrung - Die zusammen-geschlossenen Kontaktstellen profitieren voneinanderdurch die fachliche Zusammenarbeit.Qualitätssicherung der Selbsthilfearbeit - AlleEinrichtungen des Vereins arbeiten nach festgelegtenQualitätsstandards; zwei Mal jährlich werden fachspezifi-sche Fortbildungen angeboten.

Selbsthilfekontaktstellen Bayern e.V. im Juli 2003,u.l.: Seko Bayern, u.r.: mit Staatsministerin Christa Stewens

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Bürgerengagement in Kindertageseinrichtungen Ein Bundesmodellprojekt am Beispiel Nürnberg

Große für Kleine im Einsatz

Ziel Ehrenamtspool für Kindertages-einrichtungen

beteiligt Freiwilligenagentur „Zeitweise“ BremenFreiwilligenagentur HalleZentrum Aktiver Bürger Nürnberg

gegründet 2005/2006 als Modellprojekt„GenerationenübergreifenderFreiwilligendienste“

gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Kontakt Zentrum Aktiver BürgerUte ZimmerT. 0911 929717-0Fax 0911 [email protected]

Die AusgangslageDas Ehrenamt hat Tradition in Kindertageseinrichtungen:Elternbeiräte engagieren sich, Kirchengemeindemit-glieder oder ehrenamtliche Vereinsvorstände überneh-men die Rolle des Trägers, Elterninitiativen tragen denorganisatorischen Überbau. Bislang gibt es in Kinder-tageseinrichtungen jedoch selten eine regelmäßigeZusammenarbeit mit Freiwilligen. Gleichzeitig habenHauptamtliche alle Hände voll zu tun. Wenn sie die Hilfevon Freiwilligen sinnvoll in den Alltag integrieren, profitie-ren davon alle Beteiligten. Dazu müssen Aufbau undOrganisation der Freiwilligenarbeit gut durchdacht undsorgfältig geplant werden.

Die Idee: Große für KleineDas Modellprojekt „Große für Kleine“ hat 2005 in dreiStädten mit dem Aufbau systematischer Freiwilligenarbeitin Kindertageseinrichtungen begonnen. Ziel war es, mög-lichst vielfältige Tätigkeitsfelder mit Ehrenamtlichen zuentwickeln, die den Bildungsanspruch der Kindertages-einrichtungen stärken. Je nach Erfahrungen, Fähigkeitenund Talenten machen Ehrenamtliche Bildungsangebote. „Große für Kleine“ war an allen drei Modellstandortensehr erfolgreich. Viele Ehrenamtliche beteiligten sich, unddie Kindertageseinrichtungen nahmen die Angebote nachanfänglicher Skepsis begeistert an. In Nürnberg bautendas Zentrum Aktiver Bürger und einige ausgewählteKindertageseinrichtungen der Stadt Nürnberg ihre bereitsexistierende Kooperation aus. Der Erfolg stellte sichschnell ein: Der Kreis der beteiligten Einrichtungen erwei-terte sich innerhalb eines Jahres von 5 auf 22 (aktuell: 29).Und es gibt eine Warteliste von weiteren 40 Kinder-

tagesstätten. Im gleichen Zeitraum wurden über 60Ehrenamtliche geworben, qualifiziert und vermittelt. Das Institut für Soziale und Kulturelle Arbeit (ISKA)Nürnberg begleitete die Kooperation zwischen Frei-willigenzentren und Kindertageseinrichtungen und sorgtefür Erfahrungsaustausch und Vernetzung.

Die Projekte – zum BeispielJ Eine Chemielehrerin führt mit Kindern einfache natur-

wissenschaftliche Experimente durch. J Eine Frau liest einmal in der Woche vor.J Ein Hobbyschreiner werkelt mit zwei bis drei Kindern

an der Werkbank.J Eine Informatikerin schult Erzieherinnen im Umgang

mit dem PC.

Der Beitrag der KommuneDie Stadt Nürnberg ist als öffentlicher Träger derJugendhilfe Kooperationspartner von „Große für Kleine“.

Das Geheimnis des ErfolgesMotivation der Ehrenamtlichen - Die Bildungsangebotewerden gemeinsam mit Ehrenamtlichen und Einrich-tungen je nach Bedarf entwickelt. Die Freude der Ehren-amtlichen an ihrer Tätigkeit macht die besondere Qualitätihrer Arbeit aus. Die Kinder spüren genau: „Da ist jemand,der gerne Zeit für uns hat.“Professionelle Begleitung - Das ZAB bietet Fort-bildungen für die ehrenamtlich Tätigen im pädagogischenBereich an. Auch die Erzieherinnen werden auf dieZusammenarbeit vorbereitet, um Konkurrenzsituationenzu vermeiden.Bereicherung für die Kinder - Ehrenamtliche bringenzusätzliche handwerkliche, naturwissenschaftlich-techni-sche, musische Kenntnisse in den pädagogischen Alltagein. Sie unterstützen und fördern einzelne Kinder,Kleingruppen oder Projektarbeit.

Große helfen Kleinen bei Gartenarbeiten

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Das Freiwillige Soziale SchuljahrEin Modell aus Neustadt an der Aisch

Jugendliche „machen mit“

Ziel Ehrenamtliches Engagement bietet Schülern berufliche Einblicke undgewinnt Nachwuchs

beteiligt 2006 arbeiteten 900 Schülerinnen und Schüler aus 25 Schulen in 179 Einrichtungen

gegründet Schuljahr 2003/04 als Initiative des Freiwilligenzentrums „mach mit“, koordiniert von 2 Ehrenamtlichen

gefördert durch Eigenmittel des Trägers Caritas Neustadt/Aisch

Kontakt Freiwilligenzentrum „mach mit“Horst KoydlT. 09161 8889-36Fax 09161 8889-20freiwilligenzentrum@caritas-nea.dewww.freiwilliges-soziales-schuljahr.dewww.freiwilligenzentrum-nea.de

Die AusgangslageFreiwilligenzentrum sucht Nachwuchs: Das Freiwilli-genzentrum „mach mit!“ in der Caritas Neustadt/Aischwirbt, berät und vermittelt seit 2002 Ehrenamtliche undmöchte die Gesellschaft zur sozialen Mitverantwortungmotivieren. Diese Aufgabenstellung beginnt bei jungenMenschen.

Die Idee: Das Freiwillige Soziale Jahr für Schüler„mach mit!“ startete daher das „Freiwillige SozialeSchuljahr“: Schülerinnen und Schüler der Vorab-schlussklassen (8. bis 11. Jahrgangsstufe) verpflichtensich für ein Schuljahr, an einem Tag in der Woche für zweiStunden freiwillig und unentgeltlich in einer Einrichtungmitzuarbeiten. Sie werden dadurch frühzeitig an ehren-amtliches Engagement herangeführt und haben imGegenzug die Chance, Erfahrungen für ihre künftigeBerufswahl zu sammeln. Alten- und Pflegeheime, Tier-heim, Kindergärten, Einrichtungen für psychisch Kranke,Feuerwehr, THW, Bund Naturschutz, Nachbarschaftshilfefreuen sich über die tatkräftige und vielseitige Unter-stützung der Jugendlichen. Je nach Fähigkeiten, Nei-gungen und Wünschen können die Schülerinnen undSchüler in den Bereichen helfen, die sie interessieren.Das „Neustädter Modell“J sichert den ehrenamtlichen Nachwuchs,J fördert das soziale Verantwortungsbewusstsein,J vermittelt positive Gemeinschaftserlebnisse,J steigert die Qualität der sozialen Arbeit undJ verhilft Jugendlichen zu praktischen Erfahrungen in

der Berufswelt.

Die PerspektivenZwischenzeitlich wurde eine „Beratungs- und Ver-mittlungsstelle für Jugendfreiwilligendienste im In- undAusland“ eingerichtet, deren Aufbau die „Aktion Mensch“über drei Jahre mit insgesamt 194.000 Euro fördert. Sokann das Beratungsangebot, das sich im „NeustädterModell“ auf Schüler beschränkte, um die Zeit nach derSchulausbildung erweitert werden. Es wendet sich anJugendliche und junge Erwachsene, die auf einenStudien- oder Ausbildungsplatz warten, oder arbeitslossind und zur Überbrückung ein sinnvolles Betätigungsfeldsuchen. Sie können in der Beratungsstelle eine umfang-reiche Datenbank nutzen, mit Informationen über vielfälti-ge Möglichkeiten zum Freiwilligendienst im In- undAusland. Interessenten erhalten Auskünfte zu länderspe-zifischen Fragen, zu Leistungen und zu Versicherungs-fragen.

Der Beitrag der KommunenNeustadt an der Aisch und inzwischen weitere Kommu-nen aus dem Landkreis engagieren sich als juristischePersonen mit einer Mitgliedschaft im Förderverein für dasFreiwilligenzentrum „mach mit!“. Zudem sitzen Kom-munalpolitiker im Vorstand des Fördervereins.

Das Geheimnis des ErfolgesChance für Schüler - Das Freiwillige Soziale Schuljahrbietet nicht nur Einblicke in die Berufswelt, sondern auchein Abschlusszeugnis, das sich positiv bei der Sucheeines Ausbildungsplatzes auswirken kann.Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements - DieSchülerinnen und Schüler können als Dankeschön einGeschenk aus einem umfangreichen Sport- undKulturangebot wählen.Übertragbarkeit für alle Schulen - Das Konzept desFreiwilligen Sozialen Schuljahres ist einfach, flexibel undüberall umsetzbar.

Serap Uclu will später einmal Lehrerin werden.

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BildungspatenEin Projekt des Zentrums Aktiver Bürger in Fürth

Initiative für Jugendliche zeigen

Ziel Bildungsgerechtigkeit unabhängig von sozialer und kultureller Herkunft

beteiligt 25 Ehrenamtliche für 50 Jugendliche, 1 hauptamtlicher Koordinator (halbtags)in Fürth: ca. 115.000 Einwohner

gegründet 2005 vom Zentrum Aktiver Bürger (ZAB)

gefördert Modellfinanzierung bis Ende 2007durch das Staatsministerium fürUnterricht und Kultus

Kontakt Zentrum Aktiver BürgerJochen SahrT. 0911 9741961Fax 0911 [email protected]

Die AusgangslageDie Berufswahl bzw. der Übergang von Schule zuAusbildung ist für Jugendliche eine schwierige Phase. Oftwird sie von Spannungen mit den „Autoritäten“ Elternoder Lehrer begleitet. Zugleich sind auch die Eltern häu-fig überfordert. Schule, Ausbilder und Arbeitsvermittlerkönnen nicht alle Belange und Bedürfnisse der Jugend-lichen berücksichtigen.

Die Idee: BildungspatenIn Fürth ergreifen Ehrenamtliche mit einem großen per-sönlichen und beruflichen Erfahrungsschatz die Initiativeund engagieren sich als Bildungspaten für „ihre“Jugendlichen vor Ort. Sie bauen ein nachbarschaftlichesUnterstützungssystem für benachteiligte Jugendlicheund deren Angehörige auf und bieten eine intensiveEinzelbetreuung an. Gerade weil Bildungspaten nicht aufeine Rolle fixiert sind (wie Lehrer oder Eltern), gelingtihnen oft die Motivation von Jugendlichen. Das Projektwendet sich besonders an Jugendliche mit Migrations-hintergrund. Die Bildungspaten geben ihr Wissen weiter und unterstüt-zen Jugendliche beim Schulabschluss oder bei derBewerbung um einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.Ganz praktisch helfen sie mit Nachhilfe oder bei derPrüfungsvorbereitung, begleiten die Jugendlichen zuBewerbungsgesprächen, beraten beim Kleiderkauf fürVorstellungsgespräche, teilen die Freude über einenabgeschlossenen Arbeitsvertrag oder versuchen, denKummer über eine verpasste Gelegenheit aufzufangen. Die Jugendlichen werden vom Koordinator desBildungspatenprojekts oder von Kooperationspartnern

angesprochen. Die Patenschaften sind freiwillig. Stimmenbeide Seiten zu, so wird zwischen Koordinator, Paten unddem Jugendlichen eine schriftliche Vereinbarunggeschlossen, die den Rahmen und die Ziele derPatenschaft festschreibt. Der Koordinator steht denBildungspaten beratend bei allen anfallenden Fragen zurVerfügung. Ehrenamtliches Patensystem und professio-nelle Unterstützungsleistungen können sich so sinnvollergänzen.

Der Beitrag der KommuneÜber eine Förderung aus Mitteln des Programms „SozialeStadt“ wird die Infrastruktur für die Koordinationsstellezur Verfügung gestellt.

Das Geheimnis des ErfolgesLokale Verankerung – Soziale Vernetzung - Das Zen-trum Aktiver Bürger hat ein Netzwerk mit vielen Partnernvor Ort: Bildungszentren, Schulen, Bibliotheken,Lernnetzwerke und Foren tragen dazu bei, die richtigenPartner zu finden.Professionelle Begleitung der Patenschaften - Derhauptamtliche Bildungspaten-Koordinator wirbt diePaten, bringt passende Paten und junge Menschen mitentsprechendem Bedarf zusammen und betreut dieEhrenamtlichen bei ihren Aktivitäten. Erfahrungsaustausch der Bildungspaten - Bei einemmonatlichen Treffen tauschen die Bildungspaten aktuelleInformationen des Bildungs-, Ausbildungs- undArbeitsmarktes aus und besprechen einzelne Fälle.Zudem können Paten und Kooperationspartner bereitserstellte Materialien und Informationen wie z.B. einenBeratungsführer „Bewerbung und Vorstellungsgespräch“oder Firmendatenbanken nutzen.

Bildungspatin im Gespräch

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Altenhilfekonzepte und Nachbarschaftshilfe Kommunale Konzepte in Bayern für kleine Gemeinden

Wohnen zu Hause

Ziel Ältere Menschen sollen möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung lebenkönnen

beteiligt Deiningen, Hausham, Hofkirchen, Langenfeld, Röttingen, Stegaurach und Gemeinden der AOVE–Region

gegründet 2006 als Projekt der Arbeitsgruppe fürSozialplanung und Altersforschung

gefördert vom Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

Kontakt Arbeitsgruppe für Sozialplanung und AltersforschungSabine WenngT. 089 896230-44Fax 089 [email protected]

Die AusgangslageZu Hause zu wohnen, auch wenn man Hilfe, Betreuungund Pflege braucht – das ist der Wunsch der meisten äl-teren Menschen. Die Haushalte in Bayern haben sich ver-kleinert und „singularisiert“ – das gilt auch für die älterenMitbürger. Hinzu kommt die demografische Entwicklung:Mitte des Jahrhunderts wird fast jeder Dritte in Bayern65 Jahre und älter sein. Mit steigender Lebenserwartungund Hochaltrigkeit wächst der Unterstützungs-, Hilfe-und Pflegebedarf. Das Problem der Versorgung im Alterhat inzwischen die kleineren Gemeinden erreicht. DasThema geeigneter Altenhilfekonzepte wird für sie zuneh-mend wichtiger, insbesondere daJ Fachwissen über Angebote und Möglichkeiten oft nur

in begrenztem Umfang vor Ort vorhanden ist,J der örtliche Bedarf für Einrichtungen der Altenhilfe zu

gering ist, um eine wirtschaftlich rentableBetriebsgröße zu erreichen,

J andererseits viele Bürgerinnen und Bürger bereit sind,sich zu engagieren.

Die Idee: Individuelle AltenhilfekonzepteZusammen mit der Arbeitsgruppe für Altersforschungund Sozialplanung, einem Team von Gerontologen,Soziologen, Sozialpädagogen und Geografen, erarbeite-ten Kommunen, Fachleute und Bürger individuelle Alten-hilfekonzepte für ein möglichst langes, selbständigesWohnen zu Hause. Dabei zeigte sich, dass in denKommunen eine große Bereitschaft besteht, Versor-gungslücken zu schließen. Örtliche Ressourcen werdenbisher unterschätzt oder nicht genutzt. Mit fachlicher

Unterstützung können bereits vorhandene Möglichkeitensinnvoll ausgebaut werden, z.B.J Weiterentwicklung der Angebote im Betreuten Wohnen,

auch zu Hause, und Förderung neuer Wohnformen,J Netzwerke und Fortbildungsmöglichkeiten für ehren-

amtlich Tätige und pflegende Angehörige,J Mobilitäts- und Versorgungsangebote: Dorfläden,

mobile Ladenfahrzeuge, Hol- und Bringdienste,Einkaufsbegleitung, seniorengerechte Supermärkte,

J soziale Strukturen: Dorffeste, Ansprechpartner undVereinsangebote für Seniorinnen und Senioren.

Der Beitrag der KommunenAuf Initiative des Staatsministeriums für Arbeit undSozialordnung, Familie und Frauen wurden in einemModellprojekt für sieben Gemeinden praxisnaheLösungen entwickelt. In den Kommunen bildeten sichArbeitskreise, an denen die Bürgermeister und politischeVertreter der Gemeinden, interessierte Bürgerinnen undBürger, ehrenamtlich Tätige und Fachleute aus derAltenarbeit, Pfarrer, Ärzte beteiligt waren.

Das Geheimnis des ErfolgesEinbindung der Bürgermeister - Durch das Interesseund die Einbindung der Bürgermeister gewann dasThema in der Gemeinde und in den Arbeitskreisen auchan kommunalpolitischer Bedeutung.Bürgerbeteiligung bei Konzeption - Durch gezielteÖffentlichkeitsarbeit und Befragungen gelang es, dasThema „Älter werden“ in den Gemeinden zu verankernund gemeinsam Konzepte zu entwickeln.Kompetente Begleitung der Planungen - Die Arbeits-gruppe für Altersforschung und Sozialplanung begleiteteden Diskussionsprozess fach- und sachkundig: Siemoderierte die Arbeitskreise, beurteilte die Realisier-barkeit von Maßnahmen und ermöglichte eine Vernetzungvon Projekten.

Wohnen zu Hause

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Kommunale Agenda 21 in BayernBaustein Nr. 13

Seniorennetzwerk Landkreis Neumarkt in der OberpfalzDuales Netzwerk als Chance

Senioren beteiligen

Ziel Erhaltung bzw. Verbesserung der Lebensqualität für Seniorinnen und Senioren im ländlichen Raum

beteiligt ca. 80 Ehrenamtliche bei der Entwick-lung des Seniorenleitbildes und des Konzepts, im Landkreis Neumarkt: 130.000 Einwohner

gegründet initiiert 2004

gefördert bis 2006 Modellvorhaben vom Bundes-amt für Bauwesen und Raumordnung

Kontakt Regina GmbH Gero WieschollekT. 09181 9076-66Fax 09181 [email protected]

Die AusgangslageWelche Bedürfnisse haben die Seniorinnen und Seniorenheute und in der Zukunft und mit welchen Maßnahmenkann der demografische Wandel begleitet werden? DieseFragen stellten sich im Rahmen der Entwicklungs-aktivitäten des Landkreises Neumarkt: Ziel ist es, die älte-re Generation nicht rein kurativ zu versorgen, sondernaktiv an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zubeteiligen.

Die Idee: Das Duale SeniorennetzwerkAuch wenn es im ländlichen Raum viele Aktivitäten gibt,funktioniert die Gemeinschaft doch nicht mehr „automa-tisch“: Durch den Aufbau eines Hilfsnetzwerks vonEhrenamtlichen und eines virtuellen Netzwerks imInternet kann die Arbeit von Haupt- und Ehrenamtlichenverknüpft werden. Dies war das Ergebnis einer Be-standsaufnahme von Möglichkeiten und Anforderungenin der Region. Die Koordinierung der zahlreichen Ideenübernahm das Regionalmanagement der Regina GmbH,das zusammen mit Ehrenamtlichen ein Arbeitsprogrammfür Landkreis, Gemeinde und Akteure erarbeitete und alsVernetzungsplattform dient. Bestandteil des Arbeitspro-gramms ist das Seniorenleitbild für die Region Neumarkt,gemeinsam erarbeitet mit ehrenamtlichen und hauptbe-ruflichen Aktiven. Das „Duale Seniorennetzwerk“ in Neumarkt besteht ausdrei Maßnahmen: J Im „realen“ Netzwerk engagieren sich Hauptberufliche

und Ehrenamtliche für Themen, die für Senioren wich-tig sind. Eine enge Verzahnung mit anderen Familien-projekten im Landkreis wird angestrebt.

J Das virtuelle Netzwerk, www.forumab50.de, bietetInformationen zu regionalen Aktivitäten von Senioren.Sie kann als Diskussionsforum und Wegweiser genutztwerden: Eine Datenbank enthält Hinweise zuInitiativen, Nachbarschaftshilfen, Seniorenheimen,Begegnungsmöglichkeiten, Beratungs- undBetreuungsstellen etc.

J In einer wissenschaftlichen Begleituntersuchung hatsich die Nachbarschaftshilfe als tragende sozialeSäule herauskristallisiert: Als „Soziale Feuerwehr“engagieren sich Freiwillige und helfen, wo sich übli-cherweise Nachbarn helfen.

Durch die Entwicklung des „Dualen Seniorennetzwerks“wurden Politik und Öffentlichkeit für die Belange derSeniorinnen und Senioren sensibilisiert und über dieAktivitäten und Probleme informiert.

Der Beitrag der KommunenDas Leitbild wurde als Handlungsstrategie für denLandkreis Neumarkt einstimmig angenommen. Lang-fristig ist eine finanzielle Unterstützung des Projektes u.a.durch die Gemeinden geplant.

Das Geheimnis des ErfolgesVernetzung - Die bereits vorhandenen Strukturen undInitiativen können durch eine virtuelle und realeVernetzung optimal ausgebaut werden.Effizienz - Die flachen Organisations- und Verwaltungs-strukturen sparen Geld und ermöglichen schnelle undunbürokratische Hilfe.Nachbarschaftshilfe - Mit der „Sozialen Feuerwehr“ ent-steht ein kommunales, wohnortnahes Versorgungs-modell.

Startseite des Internetauftritts www.forumab50.de

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Kommunale Agenda 21 in Bayern Baustein Nr. 13

Arbeitsgemeinschaft Obere Vils-EhenbachKoordinationsstelle „Alt werden zu Hause“

Älter werden im AOVE-Land

Ziel Strukturelle Unterstützung für die Generation ab 60

beteiligt 14 Ehrenamtliche für dieAOVE, die Gemeinden Edelsfeld, Freihung, Freudenberg, Gebenbach, Hahnbach, Hirschau, Poppenricht, Schnaittenbach und Vilseck, mitinsgesamt ca. 36.500 Einwohnern

gegründet 1996 als GmbH

gefördert als Modellprojekt vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen in Zusammenarbeit mit der Arbeits-gruppe für Sozialplanung und Altersforschung (siehe Seite 15)

Kontakt Vermittlungsstelle„Alt werden zu Hause“Waltraud LobenhoferT. 09664 9539719Fax 09664 952466mail: [email protected]

Die AusgangslageDie demografische Entwicklung in der Oberpfalz wecktHandlungsbedarf: In der AOVE-Region wird bis 2020 einEinwohnerrückgang von minus 2,3 Prozent prognosti-ziert. Rückläufige Geburtenzahlen, steigendes Lebens-alter und sich ändernde Familienstrukturen haben vielfäl-tige Auswirkungen auf das Zusammenleben in denKommunen, insbesondere auf das Leben der älterenGeneration. Vielerlei Gründe wie Zeitmangel, Unwissen-heit, mangelnde Kooperationsbereitschaft sind Ursachendafür, dass ältere Menschen häufig trotz großem Aufwandnicht optimal versorgt werden.

Die Idee: Alt werden zu HauseGefragt sind spezielle Konzepte für kleine Gemeinden,die einen eigenen Ansatz verfolgen: „Alt werden zuHause“ ermöglicht in der AOVE-Region älteren Menschenund Menschen mit Behinderung, so lange wie möglichselbstbestimmt im eigenen Zuhause zu leben. ImRahmen des Modellprojekts „Altenhilfekonzepte für klei-ne Kommunen“ zeigte sich nach eingehender Be-standsaufnahme, dass Kooperation und Vernetzung derSchlüssel für eine effektive und effiziente Versorgung derZukunft sind. Zuständig hierfür ist die Koordinationsstelle „Alt werdenzu Hause“, die für folgende Aufgaben zuständig ist:Beratung von Betroffenen, Angehörigen und Alltagsbe-

gleitern, Koordination und Vermittlung von Betreuungs-und Versorgungsangeboten, Kooperation mit verschiede-nen Dienstleistern und Öffentlichkeitsarbeit. Außerdembeteiligt sind die Geschäftsstelle AOVE GmbH, eineKrankenschwester und qualifizierte ehrenamtliche All-tagsbegleiter für Hausbesuchsdienste und kleinereDienstleistungen. Gemeinsam mit Klienten und Angehörigen wird derUnterstützungsbedarf ermittelt. Dabei werden bereits existie-rende Anbieter von Dienstleistungen, Beratungs- und Betreu-ungsangeboten sowie Krankenhäuser als Kooperations-partner eingebunden. Mit den Betroffenen wird einBetreuungsvertrag geschlossen, der persönliche Besuche, jenach Absprache, Beratung und Betreuung und die Orga-nisation notwendiger Dienstleistungen beinhaltet. Die Unter-stützung kann jederzeit ausgeweitet oder reduziert werden.

Der Beitrag der KommunenDie Mitgliedergemeinden der Arbeitsgemeinschaft ObereVils-Ehenbach, kurz AOVE, gründeten in den 90er Jahreneinen Verbund, der durch die interkommunale Zusam-menarbeit Fördergelder zur Stärkung der Gemeinden undLandkreisentwicklung akquirieren kann. Dadurch bot sichdie Möglichkeit, an dem Modellprojekt „Altenhilfe-konzepte für kleine Kommunen“ teilzunehmen, bei demsich die Gemeinden aktiv an der Konzeptentwicklungbeteiligten.

Das Geheimnis des ErfolgesGemeinsam sind Gemeinden stärker! - Neun Bürger-meister stehen hinter dem Projekt.Angebotsvielfalt an Dienstleistungen - Durch den Ge-meindeverbund kann eine große Auswahl von Dienst-leistungen angeboten werden.Ein Ansprechpartner - Viele Leistungen - Die Betrof-fenen haben den Vorteil, dass ihre Bedürfnisse genauberücksichtigt werden können, und dass sie einen An-sprechpartner für verschiedene Dienstleistungen haben.

Beratungsgespräch bei der Vermittlungsstelle

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Kommunale Agenda 21 in BayernBaustein Nr. 13

Aufbau von dualen Netzwerkstrukturen im AuerberglandInterkommunales Netzwerk für eine nachhaltige Kommunalentwicklung

„Gemeinsam zum Wohle aller für ein schönesLeben“

Ziel Verbesserung der Lebensqualität im Auerbergland

beteiligt 13 Gemeinden in zwei Landkreisen und zwei Regierungsbezirken (Oberbayern, Schwaben) mit ca. 25.000 Einwohnern

gegründet 1992 als Verein

gefördert vom Staatsministerium für Umwelt,Gesundheit und Verbraucherschutz,dem EU-Förderprogramm LEADER+sowie verschiedenen Projektpartnern(Kommunen, Behörden, Privatpersonen)

Kontakt Regionalmanagement Auerbergland Reinhard WalkT. 08367 9139024, Fax 08367 9139025 [email protected]

Die AusgangslageDas Auerbergland liegt imoberbayerischen und schwäbi-schen Alpenvorland, südwest-lich von München und Augs-burg. Aus der „Randlage“ desGebietes abseits von Orten mitzentralörtlicher Bedeutung re-sultieren wirtschaftliche Schwä-chen. WirtschaftsgeografischeGutachten zeigten Kommunal-politikern, dass drängende Zu-kunftsprobleme wie Kaufkraft-abfluss oder der Struktur-

wandel in der Landwirtschaft nicht mehr nur auf derEbene der einzelnen Gemeinden bewältigt werden kön-nen. Erste gravierende Auswirkungen der demografi-schen Entwicklung waren bereits spürbar.

Die Idee: Das Interkommunale NetzwerkSo entstand die Idee, die Gemeinden um den Auerbergmit ihren geschichtlich-kulturellen, wirtschaftlichen undnaturräumlichen Gegebenheiten zu vernetzen, mitgemeinsamen Aktivitäten und Initiativen zu beleben undzu stärken. „Gemeinsam zum Wohle aller für ein schönesLeben“ lautet der Leitsatz der derzeit 13 Mitglieds-gemeinden. Ziel ist es, den Wandel in den einzelnen Ortenaktiv zu gestalten, Eigenverantwortung und Bürger-schaftliches Engagement zu stärken, neue Formen derKooperation zwischen Kommunen und privaten Partnernaufzubauen und mit fachlicher Unterstützung nachumsetzungsorientierten Herangehensweisen zu suchen.

Nach einer Bestandsaufnahme erarbeiteten die Ge-meinden ein gemeinsames regionales Entwicklungs-konzept mit Projektplan. Derzeit gibt es gemeinsame, z.T.fachlich begleitete Projekte in den Bereichen Land-wirtschaft, Tourismus, Naherholung, Gewerbe-Handel-Dienstleistungen, Kultur, Natur und Umweltschutz,Sozial- und Bürgerkultur, erneuerbare Energien und NeueMedien. Besonderer Wert wird dabei auf die enge undvertrauensvolle Einbindung der Bürgerschaft in diegesamten Prozesse der Dorferneuerung und Regional-entwicklung gelegt. Mit hohem ehrenamtlichem Engage-ment beteiligen diese sich an Arbeitskreisen undFachgruppen in den o.g. Bereichen und bei konkretenProjekten in diesen Handlungsfeldern.

Der Beitrag der KommunenDie Bürgermeister der angeschlossenen Gemeinden sindim Steuerkreis des Auerbergland e.V. vertreten, der dasGesamtprojekt koordiniert und die Finanzierung derEntwicklungsprozesse, des Regionalmanagements undder Geschäftsführung sichert.

Das Geheimnis des ErfolgesBreite Akzeptanz des Projektes - Interessierte undbetroffene Bürgerinnen und Bürger bringen ihr Wissen umdie sinnvolle Entwicklung ihrer Heimat in die Projekt-entwicklung ein.Ganzheitliche Ausrichtung in der Planung - Gemein-sam werden in den Gemeinden ortsübergreifendeProjekte und Problemlösungen erarbeitet. Dabei werdendie Bedürfnisse der einzelnen Orte ebenso berücksichtigtwie die regionalen Erfordernisse.Potentiale vor Ort nutzen - Nötig sind keine neuen Er-findungen, vielmehr werden die vorhandenen Potentialezielstrebig genutzt.

Workshop 2007 „Demografie im Auerbergland“

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Kommunale Agenda 21 in Bayern Baustein Nr. 13

Weiterführende InformationenViele Institutionen und Kommunen haben den demografischen Wandel mittlerweile als Herausforderung erkannt.Modelle und Projekte wurden gestartet, und die damit verbundenen Erfahrungen dokumentiert. Einige ausgewähl-te Informationen, die auch im Internet zur Verfügung stehen, sind auf den folgenden Seiten zu finden.

Anerkennungskultur im EhrenamtUnbestritten ist die Anerkennungskultur ein wichtiger,unbedingt zu berücksichtigender Aspekt für dasBürgerschaftliche Engagement. Die in diesem Bausteinvorgestellten Projekte haben vielerlei Möglichkeiten derAnerkennung für das freiwillige Engagement gefunden.Neben Fortbildungsangeboten, Vergünstigungen, kleinenGeschenken oder Ehrungen können Zertifizierungen derehrenamtlichen Leistungen für die Engagierten bei derSuche eines Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes hilfreichsein. Konkrete Beispiele stellt der Newsletter März 2005des LBE Bayern vor, „Anerkennung: Mehr als Dank“.www.iska-nuernberg.de/landesnetzwerk/lnw_nl05_1.pdf

„agenda-service“Unter „agenda-service“, einer Seite von agenda-transfer,Agentur für Nachhaltigkeit GmbH, findet sich eine Rubrik„Demografische Entwicklung“ mit zahlreichen Doku-menten, Programmen und guten Beispielen zum Thema.www.agenda-service.de

Bayrischer GemeindetagThema der Jahresversammlung des BayerischenGemeindetags im Jahr 2006 war „Die demografischeHerausforderung – Zukunftschancen für Bayern“. DieDiskussionsbeiträge zur Veranstaltung wurden umfas-send dokumentiert.www.bay-gemeindetag/information/barbing_2006.pdf

Bayerisches Landesamt für UmweltDas Bayerische Landesamt für Umwelt stellt neben zahl-reichen umweltbezogenen Informationen auch themen-übergreifende Angebote ins Netz. Dazu zählt u.a. derAuftritt von KommA21 Bayern, dem Netzwerk für nach-haltige Kommunalentwicklung am LfU.www.bayern.de/lfu/komma21

Bertelsmann Stiftung: Wegweiser Demografischer WandelDie Bertelsmann-Stiftung hat einen „WegweiserDemografischer Wandel“ für alle Kommunen über 5.000Einwohner erstellt. Mit Daten, Prognosen undHandlungskonzepten für die kommunale Praxis bietetdieser ein Informations- und Frühwarnsystem fürKommunen, die sich aktiv um die Gestaltung des demo-grafischen Wandels kümmern möchten. Zu finden sindfolgende Komponenten:J demografierelevante Daten in den Bereichen

Demografische Entwicklung, Wirtschaft und Arbeit,Wohnen und Soziale Lage

J Bevölkerungsprognose bis 2020 auf Gemeinde- undKreisebene

J Handlungskonzepte für kommunale Problemlagen:- Politikfelder- lokale und regionale Infrastrukturplanung- Stadtumbau als kommunale Gestaltungsaufgabe- Wohnungsmärkte im Wandel- Urbanität fördern- Strategien für den ländlichen Raum- Kommunale Seniorenpolitik- Standortfaktor Kinder- und Familienfreundlichkeit- Strategien sozial integrativer lokaler Politik - Strategien lokaler Integrationspolitik- Gestaltung des Übergangs zwischen Schule und

Beruf- Kommunale Verantwortung für Bildungsfragen- Bürgerschaftliches Engagement- Demografie und wirtschaftliche Entwicklung- Nachhaltige kommunale Finanzpolitik- Regionale Kooperation- Prozesse ressortübergreifend gestalten

www.wegweiserdemographie.de

Bundeszentrale für Politische BildungIn der Reihe „Aus Politik und Zeitgeschehen“ erschien beider Bundeszentrale für Politische Bildung ein Themenheftmit dem Schwerpunkt „Demografischer Wandel inKommunen“ (Heft 21-22/2006).www.das-parlament.de/2006/21-22/beilage/index.html

Landesnetzwerk Bürgerschaftliches EngagementDas LBE Bayern zeigt auf seiner Homepage eine ausführ-liche Sammlung gelungener Beispiele und Hand-lungsfelder im Bereich Bürgerschaftliches Engagement inBayern. Zudem sind in den Ausgaben des ebenfallsonline stehenden Newsletters zahlreiche praktischeHinweise zu finden.www.wir-fuer-uns.de

Rat für Nachhaltige EntwicklungDer Rat für Nachhaltige Entwicklung erarbeitet im Auftragder Bundesregierung Beiträge für eine nationale Politikder Nachhaltigkeit. Das Thema Demografie bildet dabeimittlerweile eine zentrale Perspektive.www.nachhaltigkeitsrat.de

Robert Bosch StiftungDie Robert Bosch Stiftung initiiert und fördert Studien undProjekte in den Bereichen Familienplanung und demo-grafischer Wandel wie auch Bürgerschaftliches Engage-ment.www.bosch-stiftung.de

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Bayerisches Landesamtfür Umwelt

Weitere Informationen zu den vorgestelltenThemen und Projekten

Altenhilfekonzepte, Seniorennetzwerke, Nachbar-schaftshilfen Informationen, Ideen, interessante Projekte und Hinweisezu Tagungen auf der Homepage der BayerischenKoordinationsstelle „Wohnen zu Hause“.www.wohnen-zu-hause.deDie Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Orga-nisationen (BAGSO e.V.) setzt sich dafür ein, dass jedemMenschen ein selbstbestimmtes Leben im Alter ermög-licht wird. Auf der Homepage finden sich u.a. Posi-tionspapiere, Stellungnahmen und Publikationen zuseniorenrelevanten Themen.www.bagso.de

BildungspatenschaftenÜber verschiedene Formen von Patenschaften, u.a.Bildungspatenschaften, informieren der NewsletterOktober 2005 des LBE Bayern zum Thema „Bürger-schaftliches Engagement für Ausbildung“www.iska-nuernberg.de/landesnetzwerk/lnw_nl05_3.pdfund speziell für den Münchner Raumwww.patenschaften-aktiv.de

BürgerbusseAuswahl bayerischer Gemeinden und Landkreise, indenen Bürgerbusse eingesetzt werden.www.pro-buergerbus-nrw.de/links.htm

BürgerhäuserUnter dem Motto „Alles unter einem Dach – Bürger-zentren in Bayern“ stellt das LBE Bayern in seinemNewsletter Dezember 2006 Bürgerhäuser in Neumarkt,Mühldorf und Ingolstadt vor.www.iska-nuernberg.de/landesnetzwerk/lnw_nl06_4.pdf

Bürgerschaftliches Engagement in KitasAn dem Projekt „Große für Kleine“ beteiligten sich nebendem Zentrum Aktiver Bürger Nürnberg die Frei-willigenagenturen in Halle und „Zeitweise“ in Bremen.www.freiwilligen-agentur.de, www.zeitweise.info

Dorfläden im AllgäuEin Beitrag „Dorfladen Allgäu GmbH - ein Netzwerk fürdie Nahversorgung“ findet sich unter „RegionaleLandentwicklung - Projekte - Kultur und Bürgerschaft-liches Engagement“.www.unterallgaeu-aktiv.de

Freiwilliges Soziales SchuljahrDas Neustädter Modell macht Schule und ist inzwischenin vielen anderen Städten zu finden, so z.B. in Bayreuth.www.freiwilligen-zentrum-bayreuth.deWeitere Informationen zum Thema Schülerengagementim Newsletter März 2004 des LBE Bayern zum Thema„Brücken zwischen Alt und Jung“.www.iska-nuernberg.de/landesnetzwerk/lnw_nl04_1.pdf

Generationenübergreifende WohnprojekteAtlas Bayerisches Netzwerk Wohnprojekte mit nachbar-schaftsorientierten Wohnformen und -anlagenwww.wohnprojektatlas-bayern.deBeratungsstellenSüdbayern: WohnWerkstatt Urbanes Wohnen e.V.www.urbanes-wohnen.deNordbayern: Der Hof e.V. Wohnprojekte Alt und Jungwww.wohnprojekte.org„Mehr als Wohnen – Wohnprojekte in Bayern“: DerNewsletter März 2006 des LBE Bayern stellt generatio-nenübergreifende Projekte in Augsburg, Bamberg,Hettstadt, München, Nürnberg vor.www.iska-nuernberg.de/landesnetzwerk/lnw_nl06_1.pdf

Kommunen und demografischer WandelDie Stadt Arnsberg in Westfalen setzte sich intensiv mitdem Folgen des demografischen Wandels für dieStadtentwicklung auseinander und dokumentierte dieAuswirkungen auf künftige Handlungsstrategien.www.arnsberg.de/demografischer-wandel.index.php

Kontaktstellen Bürgerschaftliches EngagementDie Freiwilligenagenturen und -zentren in Bayern sind inder Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen(lagfa bayern) organisiert, die sich als Ansprechpartnerinfür Kommunen, Land, Verbände und Wirtschaft versteht. www.lagfa-bayern.de

Landesnetzwerk Baden-WürttembergEinen Überblick über das Bürgerschaftliche Engagementin Baden-Württemberg gibt die Seitewww.buergerengagement.de

Selbsthilfegruppen in BayernInformationen zu Selbsthilfegruppen in Bayern sowie dieMöglichkeit der direkten Kontaktaufnahme vonBetroffenen untereinander bietet die Website derSelbsthilfe Koordination (SeKo) Bayern.www.seko-bayern.de

Was sind Agenda 21 BAUSTEINE?

In den BAUSTEINEN stellen wir Informationen zum jeweiligen Themain knapper Form zusammen – detaillierte Auskünfte können bei derKommA21 Bayern abfragen. Gerne nehmen wir Ihre Anregungen fürweitere Themen und Verbesserungsvorschläge auf.

Telefon: (0821) 9071-5021; E-Mail: [email protected]: www.bayern.de/lfu/komma21

Zuletzt erschienene Agenda 21 BAUSTEINE12 Kooperation erfolgreich gestalten – Spielregeln gegen den

Frust (März 2006)11 Flächensparen in der Kommunalen Agenda 21 (Juni 2005)10 Klimaschutz in der Kommunalen Agenda 21 (Mai 2005)

9 Agenda 21 im Landkreis (Februar 2003)8 Agenda-Konferenz: Vom Blick zurück zum Schritt nach vorn

(Januar 2003)7 Dorferneuerung und Agenda 21 (Juni 2002)

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