8
Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung am Kapitalmarkt übernehmen VON DR. GÜNTHER BRÄUNIG 06 2015 report Während es bei Aktien für die Integration des Themas Nachhaltigkeit früh verschiedene Ansätze gab, blieben festverzinsliche Wertpapiere bei der ESG-Debatte außen vor. Mit dem wachsenden Segment der Green Bonds ist es möglich, Gelder gezielt in Umwelt- und Klimaschutzprojekte zu investieren. Dr. Günther Bräunig von der KfW beschreibt die Möglichkeiten für Investoren, mit Green Bonds Anlageziele zu erreichen und gleichzeitig im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gestaltend zu wirken. © Copyright 2015, Absolut Research GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Die Vervielfältigung, Veränderung und/oder Verbreitung von Inhalten des Absolut Report ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Absolut Research GmbH gestattet.

Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung ... · Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung ... · Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich

Institutionelle Investments in Green Bonds –Verantwortung am Kapitalmarkt übernehmenVON DR. GÜNTHER BRÄUNIG

06 2015report

Während es bei Aktien für die Integration des Themas Nachhaltigkeit früh verschiedene Ansätze gab, blieben festverzinsliche Wertpapiere bei der ESG-Debatte außen vor. Mit dem wachsenden Segment der Green Bonds ist es möglich, Gelder gezielt in Umwelt- und Klimaschutzprojekte zu investieren. Dr. Günther Bräunig von der KfW beschreibt die Möglichkeiten für Investoren, mit Green Bonds An lageziele zu erreichen und gleichzeitig im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gestaltend zu wirken.

© Copyright 2015, Absolut Research GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Die Vervielfältigung, Veränderung und/oder Ver breitungvon Inhalten des Absolut Report ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Absolut Research GmbH gestattet.

Page 2: Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung ... · Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich

green bonds |35

06 2015 report

1 Umwelt im Umbruch

Der Klimawandel und die Erderwärmung gehören zu den größten Herausforderungen unserer Generation. Nach Jahr-zehnten der kollektiven Verleugnung wissen wir: Vor allem wir Menschen verursachen die Treibhausgasemissionen, die zur Erderwärmung führen. Die kombinierten Land- und Ozean-Oberflächentemperaturdaten weisen bereits einen Anstieg von 0,85° C über den Zeitraum 1880 bis 2012 auf (siehe Abbil-dung 1). Immer lauter wird der Ruf der Experten, die Konzen-tration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu beschränken. Weltweit diskutieren die Regierun-gen immer wieder darüber, wie sie diese Herausforderungen bewältigen können.

a KlimazieleBei ihrem diesjährigen Treffen in Elmau haben sich die G7-Staaten erst-malig das Ziel gesetzt, vor Ablauf des Jahrhunderts ihren Ausstoß von Treib-hausgasen auf null zu reduzieren und die Erderwärmung unter 2° C zu hal-ten. Im Vorfeld der COP21 haben 146 Staaten (Stand: Ende Oktober) ihre Treibhausgasreduktionsziele öffent-lich gemacht. Wie konkret und am-bitioniert die kollektiven Ziele und wie verbindlich die nationalen Pläne durch internationale Abkommen wer-den, wird sich zeigen.

Die EU hat konkrete Minderungs-zusagen vorgelegt und bis 2030 die Verringerung der Treibhausgasemis-sionen auf 40 % (ggü. dem Stand von 1990) sowie einen Anteil von erneuer-baren Energien von 27 % beschlossen. Ferner wurde ein indikatives Energie-effizienzziel in Höhe von 27 % Energie-einsparung bis 2030 vereinbart, das bis 2020 überprüft werden soll mit der Option, das Ziel auf 30 % anzuheben.

In Deutschland hat die Bundes-regierung sich mit der Energiewende ehrgeizige Ziele gesetzt und trägt damit zur Erreichung der EU-Ziele bei. Bis 2020 sollen insbesondere die Treibhausgasemissionen um 40 % ge-senkt (ggü. 1990), durch Energieeffi-zienzmaßnahmen der gesamte Ener-gieverbrauch um 20 % reduziert (ggü. 2008) und der Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch auf 18 % gesteigert werden. Bis 2022 soll der Ausstieg aus der Atomenergie vollzogen sein. Um diese Ziele zu erreichen, sind hohe Investitionen und weitreichende Maßnahmen beispielsweise im Bereich Ener-gieeffizienz und beim Netzausbau erforderlich. Nach groben Schätzungen der KfW besteht ein durchschnittlicher jähr-licher Investitionsbedarf von mindestens 39 Mrd. Euro zur Erreichung der 2020-Ziele.

Die KfW wirkt bei der Umsetzung dieser Ziele wesentlich mit (siehe Abbildung 2). Nach vorläufigen Schätzungen haben die von der KfW im Jahr 2014 in Deutschland geförderten Inves-titionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz rund 20 % der jährlich notwendigen Treibhausgasreduktion er-bracht, die zum Erreichen des Treibhausgasminderungsziels des Bundes bis zum Jahr 2020 erforderlich ist. Allerdings beeinträchtigen die derzeit noch in Betrieb befindlichen Kohlekraftwerke Deutschlands CO2-Bilanz.

Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich in den Bereichen Technologie, Wirtschaft, Soziales und Institutionen. Maßnahmen im Energiesektor spielen eine zentrale Rolle, da die Produktion und Nutzung von Energie zwei Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen aus-macht. Die International Energy Agency (IEA) geht von einem Investitionsbedarf von kumuliert ca. 53 Bill. US-Dollar bis

Quelle: KfW Economic Research. Abschätzung des Investitionsbedarfs basiert auf Auswertungeinschlägiger Szenarien- und Prognoseberechnungen aus externen Quellen.

Investitionsbedarf bis 2020: mindestens 39 Mrd. EUR pro Jahr

KfW-Zusagen 2014: 18,4 Mrd. EUR

2 Energiewende in Deutschland

n Energieeffizienz im Wohngebäudebestand: rund 16 Mrd. EUR

n Sonstige Energieeffizienz: rund 5 Mrd. EUR

n Erneuerbare Energien im Stromsektor: rund 12 Mrd. EUR

n Fossile Reservekraft- werke: rund 1 Mrd. EUR

n Stromnetze: rund 5 Mrd. EUR

EnergieeffizienzOhnehin-Kosten insbesondere bei:– privaten und

gewerblichen Gebäuden– Produktion

Erneuerbare Energien

Netze

Energieeffizienzenergiebedingte Mehrkosten

1 Beobachtete Veränderung der Oberflächentemperatur 1901– 2012

C° – 0,6 – 0,4 – 0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,25 1,5 1,75 2,5

Quelle: IPCC: Klimaänderung 2013 – Wissenschaftliche Grundlagen. Beitrag der Arbeitsgruppe I zum Fünften Sachstandsbericht des Weltklimarates.

Page 3: Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung ... · Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich

36| green bonds

06 2015report

tionen in Green Bonds können Fixed-Income-Investoren Unternehmen bei der Finanzierung von Umwelt- und Klima-schutzprojekten unterstützen.

2 Green Bonds

Seit 2007 am Markt, hat sich das Green-Bond-Segment insbe-sondere in den letzten zwei Jahren sehr dynamisch entwickelt.

a DefinitionGreen Bonds sind Anleihen, bei denen sich der Emittent ver-pflichtet, die durch den Green Bond erlösten Mittel für Um-welt- und Klimaschutzprojekte – beispielsweise Maßnahmen in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz, um-weltfreundliche Transportkonzepte, Abfall- und (Ab-)Wasser-management oder Biodiversität – zu verwenden. Bei bislang am Markt etablierten nachhaltigen Anlagestrategien kommt es im Wesentlichen auf die Bewertung des Emittenten anhand von ESG-Kriterien an. Im Unterschied dazu können Investoren in Green Bonds durch die Zweckbindung für die Verwendung des Green-Bond-Erlöses einen Zusammenhang zwischen ihrer Kapitalanlage und den „grünen“ Finanzierungsprojekten der Emittenten sowie zu deren Auswirkungen herstellen.

Durch den Kauf von Green Bonds können insbesondere insti-tutionelle Investoren n eine marktübliche Rendite erzielen und gleichzeitig einen

gesellschaftlichen Nutzen stiften,n Nachhaltigkeitsstrategien umsetzen und ihr Nachhaltig-

keitsprofil vertiefen, n in eine leicht verständliche Anlageform investieren und

damit sehr einfach den Einstieg in die Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutz finden.

Emittenten können durch Green Bonds n ihre Investorenbasis erweitern und n ihre Nachhaltigkeitsstrategie durch die Finanzierung von

klima- und umweltschützenden Projekten implementieren.

Die erhöhte Nachfrage erleichtert die Platzierung der Green Bonds.

Mit der Emission von Green Bonds ist ein erhöhter Aufwand verbunden, da hohe Transparenz bezüglich der Mittelverwen-dung und der finanzierten Projekte inklusive deren Auswir-kungen erwartet wird. Dieser Mehraufwand ermöglicht jedoch erst den direkten Bezug der Investition zum Projekt. Außerdem muss der Emittent sich in Vorbereitung einer Green-Bond-Emission mit den Zielen seiner grünen Projekte und deren Ein-bettung in seine gesamte Geschäftsstrategie auseinandersetzen. Er optimiert dadurch seine Positionierung bezüglich Nach-haltigkeit und Klimaschutz. Dieser Faktor findet zu nehmend Beachtung im Rahmen der Performancebetrachtung.

b Dynamische Entwicklung des Green-Bond-MarktesDie wachsende Sensibilisierung der Kapitalmarktteilnehmer für Umwelt- und Klimaschutz hat dazu geführt, dass sich der

zum Jahr 2035 aus, um einen Temperaturanstieg auf bis zu 2° C zu begrenzen (siehe Abbildung 3).

Alle Staaten sind gefordert, sich dieser Herausforderung zu stellen. Unter der UN Framework Convention on Climate Change wurde der Green Climate Fund gegründet. Er soll dazu beitragen, dass ab 2020 jährlich 100 Mrd. US-Dollar über unter-schiedliche Institutionen (u.a. die KfW) für Klimaprojekte in Entwicklungsländern bereitgestellt werden. Staatliche Quel-len werden allerdings nicht ausreichen, um den erheblichen Finanzierungsbedarf zu decken. Es bedarf zwingend zusätz-licher Finanzstrukturen und Finanzierungsquellen.

b Beitrag des KapitalmarktesHier kommt der Kapitalmarkt ins Spiel. Wenn Kapital ver-mehrt in nachhaltige Kapitalanlagen umgelenkt und Finan-zierungsinstrumente für Klimaschutzmaßnahmen bereitge-stellt werden, kann der Kapitalmarkt einen wichtigen Beitrag zur Schließung der Finanzierungslücke leisten.

Die Kapitalmarktteilnehmer befassen sich zunehmend mit dem Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit. Der Anteil von sogenannten Socially Responsible Investments (SRI) an der Gesamtheit der professionell verwalteten Kapitalanlagen stieg in Europa1 von 49 % 2012 auf 58,8 % im Jahr 2014. Das sind Investitionen, die beispielsweise unter Anwendung von Aus-schluss-, ESG-(Environmental, Social and Governance) oder Minimumkriterien, nach dem Best-in-Class-Ansatz oder als Themeninvestition getätigt werden. Die Anzahl der Unter-zeichner der Principles for Responsible Investment (PRI) der Vereinten Nationen, die sich der Beachtung und Verbreitung von ESG-Kriterien bei ihren Investitionen verpflichtet haben,2 beläuft sich auf 1.380 und vereint Kapitalanlagen in Höhe von 59 Bill. US-Dollar. Nachhaltigkeits- und Klimaaspekte werden als Risikofaktor und Werttreiber bei Investitionen wahrge-nommen und zunehmend in Forschung und Wissenschaft thematisiert. Investoren, die durch ihre Investition gezielt Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen unterstützen wollen, können als Aktionäre durch Stimmrechtsausübung und aktive Teilnahme an Hauptversammlungen Einfluss auf Unterneh-men nehmen. Auch Fixed-Income-Investoren treten vermehrt in einen Dialog mit Emittenten, um diese von einer stärkeren Berücksichtigung von Nachhaltigkeits- und Klimaaspekten in ihren Geschäftsstrategien zu überzeugen. Durch Investi-

Quelle: International Energy Agency: World Energy Investment Outlook 2014.

n Investitionen in die Energieversorgung (ex erneuerbare Energien)

n Investitionen in Energie- Effizienz-Maßnahmen

n Investitionen in erneuerbare Energien

Gesamtinvestitionen (bis 2035): ca. 53 Billionen USD

3 Globale Investitionen zum Erreichen des 2° C-Klimaziels

ca. 34 Bill. USD

ca. 14 Bill. USD

ca. 6 Bill. USD

Page 4: Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung ... · Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich

Neue Perspektivenfür institutionelle Investoren

Nachhaltige Perspektiven für institutionelle Investoren

I | 2016Verantwortung | Principles for ResponsibleInvestment für die institutionelle Kapitalanlage

Erfolg | Auswirkungen von ESG-Faktorenauf die Performance von Finanzanlagen

Wirkung | Benchmarking von Impact Investments

Ausstieg | Carbon Bubble undDivestment-Strategien

Bewertung | Marktentwicklung und Performance nachhaltiger Investmentfonds

Realer Wert | Strategien für nachhaltigeImmobilieninvestments

Voraussetzung | Regulatorisches Umfeld für nachhaltige Investitionen

neu!

Nachhaltige Perspektiven für institutionelle Investoren

Absolut|impact ist das Fachmagazin zu den Themen ESG/Nachhaltigkeit, Zukunft und Langfristigkeit in der institutionellen Kapitalanlage. Know-how für alle, die mit bewussten Anlageentscheidungen Wirkung erzielen können und wollen.

Kostenfreies Leseexemplar anfordern: [email protected]

www.absolut-research.de

Ausgabe 2 erscheint

im Oktober 2016

Page 5: Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung ... · Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich

green bonds |37

06 2015 report

Green-Bond-Markt seit der ersten Anleihenemission durch die Europäische Investitionsbank im Jahre 2007 gerade in den letz-ten zwei Jahren sehr dynamisch entwickelt hat. Laut der Climate Bond Initiative lag das jährliche globale Emissionsvolumen im Jahr 2013 noch bei ca. 11 Mrd. US-Dollar, während bereits im Jahr 2014 rd. 36,6 Mrd. US-Dollar an neuen grünen Anleihen emittiert wurden – also eine Verdreifachung des Emissionsvo-lumens. Der gesamte Green-Bond-Markt umfasst per Juni 2015 ein Emissionsvolumen i.H.v. 65,9 Mrd. US-Dollar (Zahlen der Climate Bond Initiative: siehe Abbildung 4). Jedoch bleibt fest-zustellen, dass Green Bonds nur 0,1 % des gesamten Anleihen-marktes ausmachen. Während in den ersten Jahren supranatio-nale Banken das Marktsegment prägten, wurden im Jahr 2012 die ersten Anleihen französischer Regionen emittiert und der Markt dehnte sich auf weitere öffentliche Haushalte aus. Die Dynamik setze sich im Jahr 2013 fort, als auch private Banken und Unternehmen den Markt für sich erschlossen. Die erste Unternehmensanleihe wurde im November 2013 von Électri-cité de France emittiert. Der Großteil aller ausstehenden Green Bonds weist ein Investment-Grade-Rating auf. Durch die große Anzahl europäischer Emittenten ist der Anteil an in Euro de-nominierten Anleihen am größten, gefolgt vom US-Dollar.

Die Besonderheit des Green-Bond-Marktes beruht auf einer engen Kooperation von Investoren, Emittenten und Finan-zintermediären. Gemeinsames Ziel der hier aktiven Marktteil-nehmer ist die Weiterentwicklung des Marktsegments im Sinne einer Ausweitung des Emittentenkreises sowie der Gewinnung neuer Investoren. Hierzu wurden die Green-Bond-Principles entwickelt. Die Green-Bond-Principles sind als Empfehlungen für Emittenten anzusehen, was bei der Emission von Green Bonds zu beachten ist. So werden Projektkategorien für die Mittelverwendung benannt, beispielsweise erneuerbare Ener-gien, Energieeffizienz oder Adaptation. Emittenten sollen of-fenlegen, wie sie konkrete Projekte auswählen und wie sicher-gestellt ist, dass die durch Green Bonds erlösten Mittel auch zur Finanzierung dieser Projekte verwendet werden. Eine regel-mäßige Berichterstattung über die Mittelverwendung wird er-wartet. Darüber hinaus wird empfohlen, einen unabhängigen

Dritten einzuschalten, der die Einhaltung der Green-Bond-Principles bestätigt. Unter der International Capital Market Association (ICMA) wurde ein Executive Committee der Green-Bond-Principles eingerichtet, paritätisch bestehend aus Emit-tenten, Investoren und Finanzintermediären, dessen Aufgabe die Weiterentwicklung der Green-Bond-Principles ist.

3 KfW und Green Bonds

Unternehmerisches Handeln und gesellschaftliche Verantwor-tung sind fester Bestandteil der KfW-Geschäftstätigkeit. Mehr als ein Drittel ihres jährlichen Finanzierungsvolumens entfällt auf den Bereich Umwelt- und Klimaschutz. Darüber hinaus kon-zentriert sie sich auf weitere Megatrends wie demografischer Wandel und Globalisierung. In den letzten zehn Jahren hat die KfW Finanzierungen von über mehr als 200 Mrd. Euro für Um-welt- und Klimaschutzprojekte bereitgestellt; jährlich kommen rund 25 Mrd. bis 30 Mrd. Euro hinzu. Zudem wurden Geschäfts-prozesse, beispielsweise in den Bereichen betrieblicher Umwelt-schutz, nachhaltige Beschaffung und nachhaltiges Port folio-management, verantwortungsvoll gestaltet. Dies spiegelt sich in der Bewertung der KfW durch Nachhaltigkeits-Ratingagenturen wider, bei denen die KfW seit mehreren Jahren Spitzenplätze belegt.

Die KfW ist im Green-Bond-Markt als Emittentin und In-vestorin aktiv. Das solide Nachhaltigkeitsprofil der Bank ins-gesamt verleiht uns hohe Glaubwürdigkeit. Wir nutzen unsere langjährige Erfahrung, um dem noch jungen Green-Bond-Marktsegment als Emittentin liquider Anleihen mit hohen Qualitätsstandards und als große Investorin Impulse für die weitere Entwicklung zu geben. Wir wollen erreichen, dass sich der Kapitalmarkt stärker für den Klima- und Umwelt-schutz engagiert und die Bekämpfung des Klimawandels aktiv unterstützt. Langfristig wollen wir so zum Entstehen einer besseren Infrastruktur zur Finanzierung von Klima- und Umweltschutzprojekten beitragen. Wenn Green Bonds aus der Nische heraustreten und sich im breiten Kapital-markt etablieren, kann langfristig mit mehr Kapital dem Klimawandel wirksam entgegengetreten werden.

a Green Bonds made by KfW2014 haben wir erstmalig KfW-Green-Bonds emittiert. Der erfolgreiche Markteintritt ist insbesondere auf sehr gute Qua-litätsstandards zurückzuführen.

n Die Erlöse aus den KfW-Green-Bonds sind mit Projekten zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien aus dem Kre-ditprogramm „Erneuerbare Energien – Standard“ verknüpft.

n Ein Betrag in Höhe der Emissionserlöse wird auf ein geson-dertes internes Konto verbucht und mit den monatlichen Auszahlungsabrufen des Kreditprogramms „Erneuer bare Energien – Standard“ verrechnet.

n Wir berichten vierteljährlich bis zur vollen Zuteilung über die Mittelverwendung und veröffentlichen regelmäßig einen Impact-Report.

n Die Auswirkungen des „Erneuerbare Energien – Standard“-Programms werden transparent durch ein unabhängiges

Quelle: Climate Bond Initiative: Bonds and Climate Change: the state of the market in 2015.

* Erwartetes Emissionsvolumen

4 Gesamtvolumen Green-Bond-EmissionenUSD, in Mrd.

1 0 1 4 1 2

11

70 – 100

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015*

100

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

37

n Entwicklungsbanken

n Unternehmen

n Öffentliche

n ABS

n Banken

n Regionalbanken

44 %

33 %

13 %

5 %3 % 2 %

Page 6: Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung ... · Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich

38| green bonds

06 2015report

Forschungsinstitut aus Deutschland, dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Würt-temberg (ZSW) ermittelt, sodass der Investition in den KfW-Green-Bond ein bezifferbarer Klimaschutzeffekt zugeordnet werden kann.

n Zusätzlich wurde das KfW-Green-Bond-Konzept im Rah-men eines Gutachtens (einer sogenannten Second Party Opinion) durch ein unabhängiges Forschungsinstitut, das Center for International Climate and Environmental Re-search in Oslo/Norwegen (CICERO), geprüft und bewertet.

n Wir haben ein exzellentes Green-Bond-Rating der Nach-haltigkeitsagentur oekom erhalten und wurden 2014 für beide Green-Bond-Emissionen von internationalen Fach-publikationen ausgezeichnet.

Die KfW-Green-Bonds haben ein großes Interesse von Investo-ren an den Nachhaltigkeitsaktivitäten der KfW hervorgerufen. Seither hat sich der Dialog über Nachhaltigkeit und Klima-schutz mit bestehenden Investoren deutlich intensiviert. Auch neue Investoren konnten gewonnen werden. Investoren schät-zen besonders die Transparenz der Green Bonds, da sie erst-mals nachvollziehen können, wie die Anleihenerlöse und KfW-Finanzierungen verknüpft sind. Dieses Instrument ist also gut geeignet, den Dialog über Klima- und Umweltschutz im Kapitalmarkt zu vertiefen und weitere Mitstreiter für den Klimaschutz zu gewinnen.

Es gibt aktuell keine feststellbare Differenzierung der Ren-dite von Green Bonds im Vergleich zu herkömmlichen Anlei-hen (siehe Abbildung 5). Die mit der Emission der Green Bonds verbundenen zusätzlichen Kosten (beispielsweise für Aufsetzen der internen Prozesse, Einholung einer Second Party Opinion sowie Berichterstattung) werden derzeit von den Emittenten getragen. Dies ist in der Anfangsphase der Entwicklung eines neuen Marktsegments typisch und hat auch zur aktuellen Markttiefe beigetragen. Wenn der Markt sich allerdings weiter-entwickelt und viele neue Investoren hinzukommen, sollten Green Bonds perspektivisch teurer handeln als herkömmliche Anleihen – dies ist das mittel- bis langfristige Ziel. Auf Dauer werden Emittenten nur bereit sein, Green Bonds zu emittieren, wenn die Refinanzierungskosten zumindest nicht höher sind als die sonstige Kapitalmarktfinanzierung. Günstigere Refinan-

zierungskonditionen für Emittenten bieten die Chance, dass neue grüne Projekte durchgeführt werden, die anderenfalls unwirtschaftlich wären und deshalb nicht realisiert würden. Langfristig kann es so zu einer Umverteilung von Mitteln zu Klimaschutzmaßnahmen kommen.

b KfW Green-Bond-PortfolioMit dem im April 2015 aufgelegten Green-Bond-Portfolio, das in den nächsten 3–4 Jahren auf ein Volumen von rd. 1 Mrd. Euro aufgebaut wird, ergänzen wir unsere Finanzierungen im Umwelt- und Klimaschutz um ein Kapitalmarktinstrument. Zudem wollen wir auch von der Investorenseite an der Bil-dung von qualitativen Standards mitwirken und durch En-gagement mit Emittenten und anderen Marktteilnehmern den Green-Bond-Markt weiterentwickeln. Das Bundesumwelt-ministerium unterstützt die Zielsetzung und hat die KfW entsprechend mandatiert.

Für unser Portfolio haben wir Mindestkriterien formuliert, die für einen Ankauf erfüllt sein müssen. Diese orientieren sich an den Green-Bond-Principles.

n Die Emissionserlöse müssen für Klima- und Umweltschutz-projekte verwendet und durch einen transparenten Prozess zugewiesen werden.

n Ferner ist eine sachkundige Projektauswahl erforderlich sowie eine klare Definition der Projekte inklusive der mit ihnen verfolgten Ziele und beabsichtigten Auswirkungen.

n Ebenso gehören eine regelmäßige Berichterstattung über Mittelverwendung und Projektfortschritt sowie

n eine Second Party Opinion durch eine sachverständige Drittpartei zu unseren Anforderungen.

Ziel ist der Aufbau eines diversifizierten globalen Portfolios. Bislang haben wir in Bonds von SSA (supranationale und staat-liche bzw. halbstaatliche Institutionen), Banken, öffentliche Haushalte und Unternehmen investiert. Daneben ist der An-kauf von grünen Covered Bonds, Pfandbriefen oder ABS mög-lich. Ende Oktober 2015 belief sich das KfW-Green-Bond-Port-folio auf ein Volumen von rund 250 Mio. Euro. Wir hoffen, künftig verstärkt in Green Bonds von Unternehmen und Kom-munen zu investieren, die aus unserer Sicht ein großes Poten-zial zur Schaffung neuer Klimaschutzprojekte haben.

Vor Ankauf setzen wir uns umfassend mit der Qualität des Green Bonds und den finanzierten Maßnahmen auseinander und prüfen, ob die Mindestkriterien für das KfW-Green-Bond-Portfolio vorliegen. Wir kaufen Green Bonds zum Marktpreis – anderenfalls wäre dies eine unerlaubte Subvention mit der möglichen Folge, andere Marktteilnehmer aus dem Markt zu drängen. Bei guter Qualität eines Green Bonds, der unseren Anforderungen und Förderzielen entspricht, wären wir bereit, eine geringere Rendite im Vergleich zu anderen Anleihen des-selben Emittenten zu akzeptieren, sofern andere Investoren dies ebenfalls konzedieren.

Qualität und Transparenz sind wichtig für das Vertrauen in ein neues, wachsendes Marktsegment. Dieses Vertrauen bildet die Grundlage für seine Weiterentwicklung. Darum arbeiten wir im Rahmen mehrerer Initiativen an Qualitäts-standards für Green Bonds mit. Die KfW ist zum Beispiel

Quellen: Bloomberg, KfW

5 Rendite der KfW-Anleihen in EUR und USD

◆ USD ◆ EUR ▲ Green USD ● Green EUR

11/ 2015 03 / 2017 08 / 2018 12 / 2019 05 / 2021 09 / 2022

2,5

2,0

1,5

1,0

0,5

0,0

– 0,5

Page 7: Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung ... · Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich

green bonds |39

06 2015 report

Dr. Günther BräunigMitglied des Vorstands

KfW BankengruppeFrankfurt am Main

Fußnoten1) Quelle: Global Sustainable Investment

Review 2014.2) Quelle: PRI – Stand: 30.04.2015

Mitglied des Executive Committees der Green-Bond-Principles unter der ICMA und beteiligt sich an der Fortschreibung dieser Principles. Standards tragen dazu bei, den Analyseaufwand für Green Bonds zu begrenzen und können dadurch für Main-stream-Investoren oder solche Investoren, die keine umfassende eigene Analyse durchführen wollen oder können, den Impuls zum Markteintritt geben. Allerdings muss der Aufwand des Emittenten zur Einhaltung eines Green-Bond-Standards überschaubar bleiben, da sein Einsatz aufgrund der Transparenzanforderungen durch die Zweckbindung des Emissionserlöses ohnehin schon erhöht ist. Aufgrund unserer einzigartigen Stellung als Green-Bond-Emittent und -Investor haben wir bei der Weiterentwicklung von Standards diese beiden Positionen im Blick und bemü-hen uns um einen möglichst praktikablen, beide Interessen verbindenden Ansatz.

Unsere besondere Stellung ermöglicht es uns zudem, einen strategischen Dialog zu den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit am Kapitalmarkt sowohl mit Emittenten als auch mit Investoren zu intensivieren. Wir wollen möglichst viele Marktteilnehmer mobilisieren und beobachten eine große Resonanz auf dem Kapital-markt. Es ist jetzt wichtig, das Momentum aufrechtzuhalten, den Green Bond aus seiner Nische in den Mainstream zu bringen und weitere Kapitalmarktteilnehmer für den Klimaschutz zu aktivieren.

4 Wo geht die Reise hin?

Wir sehen großes Potenzial im Green-Bond-Markt als alternative, kapitalmarkt-basierte Finanzierungsquelle von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen. Nun be-steht die Herausforderung darin, den jungen Markt zu vertiefen und das Vertrauen in Green Bonds zu stärken, um einen Anreiz für neue Klimaschutzprojekte zu schaffen.

Ein Umdenken am Kapitalmarkt hat begonnen: ESG-Kriterien werden zunehmend als Risikofaktoren und Wertetreiber bei Investitionen wahrgenommen; dies geht einher mit entsprechenden Anpassungen der Geschäftsstrategien hin zu nachhal-tigerem Wirtschaften. In zahlreichen Initiativen findet ein Diskurs zur Etablierung von Standards oder Best Practices für Green Bonds statt.

Exemplarisch genannt sei eine Arbeitsgruppe nationaler und internationaler För-derbanken, die sich mit der Vereinheitlichung der Berichterstattung zu den Auswir-kungen von Klimaschutzmaßnahmen beschäftigt. Ziel ist es, die Transparenz bei der Impact-Berichterstattung zu erhöhen und aussagefähige Indikatoren zu identifizieren.

Marktseitig hat der Prozess der Standardisierung von Green Bonds begonnen und verbreitet sich zunehmend. Er wird auch von der Politik aufgenommen, wie unter an-derem die Überlegungen des französischen Ministeriums für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Energie zeigen, die Green-Bond-Principles in ein zukünftiges grünes Label zu integrieren. Auch NGOs tragen zur Weiterentwicklung des Green-Bond-Marktsegments bei.

Es bedarf aus unserer Sicht derzeit keiner staatlichen Regulierung für den Green-Bond-Markt selbst. Im Gegenteil: Eine zu starke Regulierung birgt das Risiko, dass die Dynamik des Marktes verloren geht, da die Anforderungen an die Emittenten und somit deren Kosten steigen, ohne dass eine Preisdifferenzierung für Green Bonds stattfindet.

Gleichwohl besteht Bedarf an verlässlichen und stabilen Rahmenbedingungen, die konsequent auf den Klimaschutz und auf den Übergang in eine nachhaltige Wirt-schaft und Gesellschaft gerichtet sind. Nur so kann der Prozess der Umorientierung mit dem nötigen Tempo vorangebracht werden. Notwendig sind verbindliche globale Vereinbarungen, die anschließend auf nationaler Ebene umgesetzt werden. Erst dann werden Unternehmen, aber auch Kommunen und Privathaushalte die für die notwen-dige Reduktion von Treibhausgasen erforderlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in konkrete Projekte tätigen.

Angesichts des enormen Handlungs- und Finanzierungsbedarfs kann das Green-Bond-Segment einen Beitrag für den Übergang in eine nachhaltige und klimaneutrale Gesellschaft leisten. Als Investor und Emittent stehen wir bereit, den Markt zu ent-wickeln und weitere Marktteilnehmer für den Klimaschutz zu gewinnen.

© Foto: KfW-Bildarchiv /Jens Steingaesser

Page 8: Institutionelle Investments in Green Bonds – Verantwortung ... · Weltweit ist der Finanzierungsbedarf für Maßnahmen, die dem Klimawandel begegnen, enorm. Investitionen sind erfor-derlich

Pflichtangaben:

Vorname/Nachname

Bereich/Funktion

Unternehmen

Straße/Nr.

PLZ/Ort

Tel./Fax

E-Mail

WE

B_A

A

Neue Perspektiven für institutionelle Investoren

report

Inhalt 06 2015

Auswahl von aktiven Managern | Private Credit als Investmentalternative | Smart Beta über verschiedene Marktzyklen | Diversifizierung mit deutschen Gewerbe immobilien | Neue aufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen | Index-Replikation und Private Equity | Institutionelle Investments in Green Bonds

06 | 2015

I S S N 1616 -5 373

Neue Perspektiven für institutionelle Investoren

report

Ja, ich bin institutioneller Investor* und möchte den Absolut|report 06 2015 als kostenloses Leseexemplar anfordern.

Kein Investor? Gerne senden wir Ihnen Infor-mationen zu unserem Absolut|report Jahres-abonnement zu.

* Als institutionelle Investoren qualifizieren sich nur Unternehmen, die aus - schließlich für eigene Zwecke investieren und die keine Produkte im institutionellen Asset Management anbieten.

Bitte senden oder faxen an: [email protected], 0049 (0)40 303779-15

Absolut Research GmbH Große Elbstraße 277a, 22767 Hamburg

kommentareRisikomanagement der berufsständischen VersorgungswerkeDr. Ulrich Krüger, Geschäftsführer, ABV e.V., Berlin

Risikoaversion und KapitalmärkteProf. Dr. Andrew W. Lo, MIT Sloan School of Management, Cambridge, Massachusetts, USA

artikelAuswahl von aktiven Managern – Entscheidungskriterien für InvestorenChris Wagstaff, Hartwig Rosipal und Markus Rottler, Columbia Threadneedle Investments

Private Credit als Investmentalternative zu UnternehmensanleihenSusanne Hellmann, NN Investment Partners Deutschland

Institutionelle Investments in Green BondsDr. Günther Bräunig, KfW Bankengruppe

Index-Replikation und Investments in Private Equity und Venture CapitalRavi Jagannathan (PhD), Northwestern University, Kellogg School of Management Benjamin Dreyer, Strategic Investments Group (SIG)

Institutionelle Investments in SchwellenländeranleihenSteve Ellis, Marcus Thom und Tobias Massing, Fidelity International

Diversifizierung eines institutionellen Portfolios mit deutschen Gewerbe immobilienGabriele Volz, WealthCap

Smart Beta für Aktienanlagen über verschiedene MarktzyklenJason Stoneberg und Bradley Smith, Invesco PowerShares

Kapitalanlagen institutioneller Investoren unter neuen aufsichtsrechtlichen RahmenbedingungenUwe Bärenz und Dr. Jens Steinmüller, P+P Pöllath + Partners

analyse Dividendenstrategien im Niedrigzinsumfeld

drei fragen an Christoph Gerstberger Versorgungswerk der Ärztekammer Hamburg