Den Erbfehlern auf der Spur - FH-SWF Home · PDF filescrotalis/Hernia inguinalis) entstehen reh einen offenen Leistenkanal oder einen anormal weiten Scheidenhautring, so dass Teile

  • Upload
    builien

  • View
    215

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • vz"-.,'" c:. f VI e 111 e f I

    Prof. Dr. Mechthild Freitag und Diplomingenieurin Daniela Klein, Fachhochschule Sdwestfalen, Soest

    Den Erbfehlern auf der Spur Eine Analyse der Erbfehler in Bestnden aus Nordrhein-Westfalen zeigt, wie gro der Ebereinfluss sowie der Betriebseffekt sind.

    iel der Sauenhaltung ist die Auf-zucht einer hohen Anzahl gesunder

    Ferkel pro Sau und Jahr bei mglichst ge-ringen Kosten. Neben der Anzahl lebend geborener Ferkel spielt die Hhe der Fer-kelverluste eine entscheidende Rolle, die aktuell etwa 16 % betrgt. Die Hauptursa-chen fr Ferkelverluste sind nach wie vor Erdrucken und Lebensschwche, direkt ge-folgt von Kmmern, Missbildungen und Spreizbeinigkeit.

    Ein erheblicher Teil dieser Verluste ist auf genetisch bedingte Anomalien zuruckzu-fhren. Der wirtschaftliche Schaden Erb-fehler bedingter Ferkelverluste wird fr die deutsche Schweineproduktion auf einen zwei- bis dreisteIligen Millionenbetrag pro

    geschtzt. Mit Blick auf die Rentabi-litt der Ferkelproduktion sowie aufgrund der zustzlichen Arbeitsbelastung durch erkrankte Ferkel ist bei der Zuchtwahl von Ebern die Wahrscheinlichkeit des Auftre-tens von Erbkrankheiten von erheblicher Bedeutung.

    Knapp 3 % der Ferkel weisen Erbfehler auf

    Um zu berprufen, wie sich die aktuelle Situation erblich bedingter Anomalien in der Schweinepopulation Nordrhein-Westfa-lens darstellt, wurde im Rahmen einer Di-plomarbeit an der Fachhochschule Sdwest-falen in Soest die Hufigkeit des Auftretens von Erbfehlern untersucht. Dazu wurden Daten der Besamungsstation GFS in Asche-berg aus den Jahren 1999 bis 2002 zu Erb-fehlern in Abhngigkeit von genetischen und umweltbedingten Faktoren analysiert.

    Insgesamt gingen 7717 Wrfe aus 1115 Betrieben mit insgesamt 89051 Fer-

    36 SUS 4/2003

    keIn in die Untersuchung ein. Die Auswahl der Betriebe erfolgte zufllig mit dem Ziel, pro Zuchteber der GFS Ascheberg Daten von mindestens SO Wrfen zu bekommen.

    [n dem untersuchten Zeitraum wurden insgesamt 2574 Ferkel mit Erbfehlern ge-meldet. Betroffen waren 2,9 % der Ferkel und 20,2 % der Wrfe. Fast die Hlfte der Defekte (49 Ofo) betraf Spreizbeinigkeit (Grtscher).

    Fr die Rassen Pietrain (PI), Deutsche Landrasse (DL) und Deutsches Edelschwein (DE) lagen Auswertungen von insgesamt 149 Ebern vor, so dass Eber dieser Rassen getrennt nach dem Auftreten von Erbfeh-lern ausgewertet wurden. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den Rassen. Mit 3,95 % waren Nachkommen von Pietrain-Ebern am hufigsten von Erb-fehlern betroffen. Ferkel von Ebern der Rassen DL und DE wiesen dagegen mit 1,98 bzw. 1,49 % vergleichsweise selten geneti-sche Defekte auf (siehe bersicht 1). Nach Einsatz von DE-Sperma wurden nur in 13,13% der Wrfe Anomalien registriert

    In allen genetischen Herknften wurde am hufigsten Spreizbeinigkeit (Grtscher) registriert; bei den Pietrain-Nachkommen waren dies 53,3 0J0 aller Anomalien, gefolgt von Hodensack- und Leistenbruchen (14,3%) und Binnenebern (12,7). Alle an-deren Defekte traten seltener auf.

    Fr DL wurde Spreizbeinigkeit nur in 37,7 Ofo der Flle ermittelt, gefolgt von Binnenhodigkeit (19,4 %) und Hodensack-bzw. Leistenbruch (17,2 %). Auffallend war das hufige Auftreten von allgemeinen Missbildungen (12,3 Ofo). DE hatte den hchsten Anteil an Hodensack- und Leis-tenbruchen (26,5 %), ebenfalls gefolgt von Binnenhodigkeit (12,5 %). Die Ergebnisse zu den Rassen sind in der bersicht 2 zu-sammengefasst.

    Bei Pietrain hufiger Anomalien als bei OL und OE

    Da die genetische Herkunft eine groe Rolle beim Auftreten von Erbfehlern spielt,

    Die Erbfehler-Quote ist rassenabhngig

    Rasse des Vaters

    Pietrain

    Anzahl Eber pro Rasse

    79

    Ferkel pro Rasse

    44755

    Deutsche Landrasse 35 18501 ................... __ ............................ ................................ . ......................................................... . Deutsches Edelschwein 35 22 050

    % Ferkel mit % Wrfe mit Erbfehlern Erbfehlern

    3,95 20,86

    1,98

    1,49

    17,23

    13, 13

    ('M~ Auffallend viele Spreizer bei Pietrainferkeln

    Rasse des Vaters PI (44755 Ferkel)

    Hodensack-/Leistenbruche Ofo 14,3

    DL (18501 Ferkel)

    17,2

    OE (22050 Ferkel)

    26,5

    ~.erlosig~.:!.!. __ .. ___ . ___ ._ .. _ .. _ ...... _~/o __ ._ .... __ !2 ___ .. _ ... _ ..... _ .. __ ._~:2 __ ..... _ .. _. ___________ .I .. ~~ __ .. _ ....... _ .. _._ .... . Binneneber Ofo 12,7 19,4 12,5

    _ ....... ________ .......... _ ........ __ ....... _. ____ _ .. _. ___ ___ ... _____ __ .... _ .. _. __ .... _. __ ._. __ __ .... _ .. ___ ............... M ......... .. ....... ................................................ .

    Nabelbruche % 3,0 3,3 1,2

    Zwitter % 0,1 -_._--------------_._--

    Zitterferkel Ofo 7,3

    Missbildungen Ofo 6,8 ............... _ ....... __ .................................... _ .. _ .. _ .... _ .......... __ ...... _............ . .................. _-_ ......... _ ... __ .. . Anzahl anormaler Ferkel n 1759

    1,7 3,0

    37,7 42,4

    5,7

    12,3

    366

    3,4

    9,5 .._ ............................................ _ ............. .

    328

  • Bei der Erbfehlererfassung mssen alle relevanten Wrfe gemeldet werden, auch wenn keine frbfehler aufgetreten sind. Fatos: Heil

    wurde innerhalb der Herknfte berprft, inwieweit das Auftreten von genetischen Anomalien auf einzelne Eber zurckzufh-ren ist. Dazu wurden nur solche Eber in die Auswertung einbezogen, von denen min-destens 50 Wrfe vorlagen. Dies waren fr die Rassen Pietrain 42 Eber, fr die Deut-sche Landrasse 17 Eber und fr das Deut-sche Edelschwein 24 Eber.

    Es zeigte sich bei Pietrain ein statistisch absicherbarer Ebereinfluss, whrend bei DL gar kein und bei DE nur ein sehr schwacher Einfluss nachzuweisen war. Das heit: Pietrain-Eber vererhen hufiger Anomalien als Eber der Mutterrassen DL und OE. Die gleichen Beobachtungen wur-

    den brigens auch in anderen Untersu-chungen gemacht.

    Dies knnte auf die kleinere Zuchtpopu-lation der Rasse Pietrain im Vergleich zu den Mutterrassen zurckzufhren sein. Auerdem steht bei der Rasse Pietrain das Zuchtziel Stressstabilitt zurzeit im Vorder-grund, so dass mglicherweise auf Erbfeh-ler weniger selektiert wird, zumal diese Eber berwiegend zur Erzeugung der End-produkte eingesetzt werden. In diese Rich-tung deutet auch die Beobachtung des hochsignifikanten individuellen Eberein-flusses bei der Rasse Pietrain, der in diesem Ausma bei den Rassen DL und DE nicht nachgewiesen wurde.

    Haben Alter der Sau und Wurfgre einen Einfluss?

    Neben dem Einfluss des Ebers wurde ein sehr deutlicher Betriebseffekt beobachtet. Bei Betrieben mit mindestens 30 auswertbaren Wrfen wurden zwischen 0,2 Ofo und 14,1 0/0 anormale Ferkel registriert. Der Betriebsef-feiet war bei allen genetischen Herknften zu verzeichnen, wobei zu beachten ist, dass bei dieser Praxiserhebung die Eber nicht gleich-mig auf die Betriebe verteilt waren.

    Als spezielle Betriebseffekte wurden in dieser Untersuchung das Alter der Sauen (Wurfnummer) sowie die Wurf gre analy-siert. Die Ergebnisse hierzu kurz zu-sammengefasst: Zwar waren bei lteren Sauen tenden-

  • 4,0

    3,5

    3,0

    2,5

    2,0

    1,5

    1,0

    0,5

    o

    Erbfehler und Belegungszeitraum

    Ferkel mit Erbfehlern (Ofo)

    ,--~

    r- r--

    I r- r--I- r-- r-- r--I- r-- r-- r--r- r-- r-- r--

    Mrz Juni Sept. Dez.

    c-

    c-

    c-

    c-

    c-

    bis Mai bis Aug. bis Nov. bis Feb.

    Beleg u ngszeitra u m

    Belegungen im Winter und Frhjahr fhrten zu den geringsten Erbfehlerquoten.

    A'rfe aus Belegungen im Sommer mit hherer Quote

    Neben den Effekten Wurfnummer und -gre wurde auch die Jahreszeit des Bele-gens als Einflussgre analysiert. Ergebnis: Insbesondere nach Belegung in den Som-mermonaten, in denen die Fruchtbarkeit allgemein schlechter ist, werden signifikant

    meiner Energie-, Vitamin- und Spuren-elementmangel whrend der Hochtrch-tigkeit, Bewegungsmangel, Stress und hormonelle Strungen whrend der Trchtigkeit, Trchtigkeitsdauer und zu glatte Fubden in der Abferkelbucht als mgliche Umwelteinflsse diskutiert.

    Die Zitterkrankheit der neugeborenen erkel (Myoc\onia congenita) entsteht

    durch eine Strung im Zentralnervensys-tem. Sie verschwindet zwar in der Regel whrend der Sugezeit wieder, behindert aber die Ferkel beim Erfassen der Zitzen und fhrt so zu ungengender Kolos-trum- und Milchaufnahme. Etwa 50 Ofo der Neugeborenen verhungern. Als nicht-

    ~ genetische Faktoren zur Auslsung der Erkrankung werden toxische EffeIcte durch Phosphorsureprparate, eine Me-trifunat-Behandlung in der ersten Hlfte der Trchtigkeit, Mykotoxine im Futter oder eine unbekannte Virusinfektion dis-kutiert.

    Missbildungen: Bei Ferkeln sind die hufigsten angeborenen Missbildungen Hautdefekte, Lippen-, Kiefer- oder Gau-menspalten, Beinverkrmmungen, Was-serkopf, Fehlen von Augapfel oder Glied-maen. Die Defekte knnen genetisch be-dingt sein oder durch Strungen whrend der Embryonalentwicklung entstehen.

    mehr Ferkel mit Erbfehlern geboren, wh-rend die Belegung im Frhjahr zu den ge-ringsten Erbfehlerzahlen fhrt (siehe ber-sicht 5).

    Auch fr einzelne Erbfehler wurden sai-sonale Unterschiede beobachtet. So war ein erhhtes Auftreten von Binnenebern und Zitterferkeln nach Sommerbelegung, ein erhhtes Auftreten von Nabelbrchen und Grtschern nach Herbstbelegung zu ver-zeichnen. Diese Beobachtungen sind je-doch nicht statistisch abgesichert.

    l Mgliche Einflussfaktoren knnten im :! Bereich Ftterung, z. B. Energieniveau ~ whrend der Trchtigkeit, Mykotoxine, En-~ zymaktivitten in frischem Getreide, lie-i!: gen. Auch die Fubodengestaltung sowie ~ Umgebungs