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3 Statistik des Stromunfalls
3.1 Einfiihrung
Statistiken tiber Stromunfalle sind bereits in den Anfangen der Elektrifizierung kurz nach der Jahrhundertwende entstanden. Sie wurden privatinitiativ von einigen Elektrotechnikern (Passavant 1905, 1906; Dettmer 1913) flir bestimmte Gewerbebereiche aufgestellt. VerHi13liche Angaben lagen nur flir tOdliche Unfalle vor. TOdliche elektrische Unfalle wurden etwa ab 1904 in amtlichen Statistiken durch die Todesursachenstatistik des Statistischen Reichsamtes erfaBt, die spater yom Statistischen Bundesamt weitergeflihrt wurden. Sie umfaBten UnHille in Gewerbe und Industrie und im privaten Bereich in Haushalt und Freizeit, bestanden jedoch lediglich in der Sammlung der Fallzahlen mit der Unterscheidung nach dem Geschlecht der Verungltickten. Erst Ende der 60er Jahre wurde weiter differenziert und u. a. nach Unfallen in Gewerbe und Industrie und in Wohnungen unterschieden (Statistisches Bundesamt).
Die Trager der gesetzlichen Unfallversicherung haben flir die Erflillung ihrer yom Gesetzgeber vorgeschriebenen Aufgaben bereits frtih mit dem Aufbau umfangreicher Dokumentationen und Statistiken tiber Arbeitsunfalle in ihren Zustandigkeitsbereichen begonnen. Je nach Art ihrer Mitgliedsbetriebe und den damit ver-
,bundenen unterschiedlichen Risiken flir Arbeitsunfalle haben sie jedoch unterschiedliche MaJ3stlibe flir die Erfassung und Auswertung bei den verschiedenen Unfallarten angelegt. Die Statistiken blieben tiberdies interner Verwendung vorbehalten. Alle publizierten Zahlen hatten den Charakter "einfacher" V erlaufsstatistiken flir wenige meist personenbezogene Unfallmerkmale. Hieran anderte sich auch nach Einflihrung einer einheitlichen Unfallanzeige und der Durchgangsarztberichte 1 (D-Arztbericht) kaum etwas. Erst die 1974 eingeflihrte neue Unfallanzeige gestattet eine differenzierte Unfallanalyse, doch tritt bei der zentralen Erfassung und Auswertung aller Unfallarten durch den Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften der Stromunfall hinter anderen Unfallarten zurtick; Folgerungen flir die Unfallverhtitung sind aus den wenigen dort flir den Stromunfall gegebenen statistischen Angaben nicht zu ziehen.
Es ist das Verdienst der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik, der statistischen Erfassung und Analyse des Stromunfalls den Stellenwert gegeben zu haben, der ihm aufgrund der vielfaltigen Art der Verursachung und der Folgekosten zukommt. Seit Ende der 60er Jahre erfaJ3t ihr Institut zur Erforschung elektrischer Unfalle mit "Technischen Fragebogen" und durch D-Arztberichte
Durchgangsarztbericht: Zweiseitiges Erhebungsformular zur Ermittlung allgemeiner Unfallmerkmale aus medizinischer Sicht
K. Brinkmann et al. (eds.), Der Elektrounfall© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1982
Der Stromunfall in seiner Beziehung zur Gesamtheit der Arbeitsunfalle 55
(einschl. Erganzungsberichte 2 ) liber die gewerblichen Berufsgenossenschaften und die Eigenunfallversicherungstrager von Bund, Landem, Gemeinden und Stadten "aIle" Arbeitsunfalle durch elektrischen Strom im industriellen und gewerblichen Bereich und im Bereich der offentlichen Hand.
Bis Ende 1980 wurden ca. 45 000 Strom unfalle erfaBt und etwa 43000 technische und 39000 medizinische Fragebogen ausgewertet. Die Vielzahl der erhobenen Merkmale gestatten es, auch flir eng abgegrenzte Betriebssysteme und Arbeitsbereiche statistisch aussagekraftige unfalltypische Zusammenhange zu untersuchen und aus beurteilenden Struktur- und Verlaufsstatistiken konkrete SchluBfolgerung en flir die Verbesserung der Arbeitssicherheit zu ziehen.
Der vorliegende Beitrag solI dem Leser einen umfassenden Uberblick liber das Unfallgeschehen geben und dabei allgemeingliltige, typische Zusammenhange von Unfallmerkmalen erlautem. Da der nichttodliche Stromunfall flir den Bereich "Haushalt und Freizeit" nicht erfaBt wird, sind die nachfolgenden Ausflihrungen ausschlieBlich auf den Arbeitsunfall durch elektrischen Strom abgestellt.
3.2 Allgemeine Ubersicht
3.2.1 Der Stromunfall in seiner Beziehung zur Gesamtheit der Arbeitsunfalle
Nach den Erhebungen des Instituts zur Erforschung elektrischer Unfalle haben die Stromunfalle im Mittel der Jahre 1969-1979 an den Arbeitsunfallen im engeren Sinne 3 einen Anteil von ca. 0,19% 4. Der Arbeitsunfall durch elektrischen Strom ist also innerhalb der Gesamtheit aller Arbeitsunfalle ein vergleichsweise seltenes Ereignis.
Der Stromunfall erhalt jedoch eine besondere Gewichtung durch den Anteil der t6dlichen Unfalle, durch die Schwere der Unfallfolgen (insbesondere bei Unfallen mit Lichtbogeneinwirkung) und durch die damit verbundenen hohen Folgekosten (Heilbehandlung, Lohnfortzahlung und Rentenzahlungen).
Der Anteil der t6dlichen U nfalle 5 an den t6dlichen Arbei tsunfallen im engeren Sinne ist vergleichsweise groB; er betragt im Mittel der oben bezeichneten 11 Jahre 3,34%.
Die Letalitat bei den Arbeitsunfallen in ihrer Gesamtheit ist gering, sie liegt bei 0,14%; die Letalitat bei den Stromunfallen dagegen bei 2,50%, ist also ca. 18mal so groB (s. Tabelle 3.1).
2 Erganzungsbericht bei Unfallen durch elektrischen Strom: Aufgrund eines Abkommens mit der Kassenarztlichen Bundesvereinigung obligatorisches zweiseitiges Erhebungsformular zur Ermittlung von medizinischen Unfallmerkmalen bei Stromunfallen
3 Bei den Arbeitsunfallen im engeren Sinne bleiben die Wegeunfalle und die Berufskrankheiten unberiicksichtigt
4 Ein deutlich ausgepragter negativer Trend der Unfallzahlen wirkt sich auf die Anteilswerte nur schwach aus und wurde bei der Mittelwertangabe nicht beriicksichtigt
5 Die in den nachfolgenden Tabellen in Klammern gestellten Zahlen bezeichnen die tiidlichen Unfalle bzw. deren prozentualen Anteil an der jeweiligen BezugsgroBe
56 Statistik des Stromunfalls
Tabelle 3.1. Relation zur Gesamtheit der Arbeitsunfalle
Jahr Stromunfalle Arbeitsunfalle im engeren Sinne gemaB
Anzahl der vom Anteil der Statistik des Hauptver-Institut erfaBten tOdlichen bandes der gewerbli-Stromunfalle a Unfalle chen Berufsgenossen-
% schaften a
1969 4091 (127) 3,10 1 969 909 (2622) 1970 4160 (112) 2,69 2010 395 (2696) 1971 3937 (95) 2,41 1 959 759 (2992) 1972 3613 (l04) 2,88 1 868 546 (2706) 1973 3812 (l05) 2,76 1 854 677 (2691) 1974 3401 (70) 2,06 1 627 880 (2449) 1975 3109 (68) 2,19 1 406 998 (2069) 1976 2659 (71) 2,67 1471 240 (2049) 1977 2201 (55) 2,50 1 456 301 (1989) 1978 2171 (46) 2,12 1454617 (1927) 1979 1991 b (42) 2,11 1 524 928 (1996)
a Zahlen in Klammern bezeichnen die tOdlichen Unfalle b Vorlaufiger "Endwert"
3.2.2 Statistik grundlegender Unfallmerkmale
3.2.2.1 Unterschiede nach Gefahrdungsmerkmalen
Anteil der Strom-unfalle an den Arbeitsunfallen
Gesamt Todliche % %
0,21 4,84 0,21 4,15 0,20 3,18 0,19 3,84 0,20 3,90 0,21 2,86 0,22 3,29 0,18 3,47 0,15 2,77 0,15 2.39 0,13 2,05
Zustandekommen und Folgen von Stromunfallen sind von einer Reihe von physikalischen und biologischen GroBen abhangig, die i. allg. jede flir sich eine betrachtliche Variationsbreite aufweisen. Diese Variationsbreite ist einerseits durch die technischen Gegebenheiten der elektrischen Anlagen und Betriebsmittel, andererseits durch materialeigene und biologisch bedingte Streuungen der GroBen (z. B. Ubergangswiderstande, Korperwiderstand) bedingt (Kieback et al. 1978). Primar maBgebend flir die Unfallfolgen ist beim Durchstromungsunfall die GroBe der einwirkenden Spannung (beim Unfall mit gleichzeitiger Lichtbogeneinwirkung auch die freigesetzte Energie des Lichtbogens).
Wegen der Unterschiede in den technischen und physikalischen Gegebenheiten bei Nieder- und Hochspannungsanlagen und den dadurch bedingten unterschiedlichen Gefahrdungsmoglichkeiten ist auch beim Stromunfall grundsatzlich nach Nieder- und Hochspannungsbereichen zu unterscheiden. Die Unterscheidung folgt den in der Bundesrepublik Deutschland durch die Technik festgelegten Spannungsbereichen der Niederspannung mit Spannungswerten bis 1000 V und der Hochspannung mit Spannungswerten tiber 1 kV.
Die Aufteilung der StromunfaIle auf die Spannungsbereiche unter Berucksichtigung der Stromart ist aus Tabelle 3.2 ersichtlich.
Mit 91% der Gesamtzahl der Unfalle tiberwiegen bei weitem die Unfalle des Niederspannungsbereiches. Bei den t6dlichen Unfallen ergibt sich eine etwa halftige Aufteilung mit nur leichter Ubergewichtung des Anteils im Niederspannungsbereich. Hierin drtickt sich die groBere Gefahrdung beim Hochspannungsunfall aus;
Unterschiede nach Gefahrdungsmerkmalen 57
Tabelle 3.2. Aufteilung auf Spannungsbereiche und Stromarten (Erfassungszeitraum 1969 bis 1978 ~ 10 Jahre)
Spannungsebene Anzahl der Anteil der Anteil der Anteil und Stromart Unfalle a Stromarten an t6dlichen an der
den Spannungs- Unfalle Gesamtzahl' ebenena
% % %
Niederspannung Wechselstrom 27971 (444) 93,0 (98,7) 1,59 84,8 (bis 1000 V) Gleichstrom 2096 (6) 7,0 (1,3) 0,29 6,4
Summe Niederspannung 30067 (450) 100 (100) 1,50 91,2 (53,3)
Hochspannung Wechselstrom 2648 (389) 91,2 (98,5) 14,69 8,0 (tiber I kV) Gleichstrom 254 (6) 8,8 (1,5) 2,36 0,8
Summe Hochspannung 2902 (395) 100 (100) 13,61 8,8 (46,7)
Insgesamt 32969 (845) 100 (100) 2,56 100 (100)
a Zahlen in Klammern bezeichnen die todlichen Unfalle
Tabelle 3.3. Aufteilung der Niederspannungsunfalle nach SpannungshOhe und Stromart (Erfassungszeitraum 1969 - 1978 ~ 10 Jahre)
Niederspannung Spannungshohe (V)
bis 24 > 24- 50 > 50- 70 > 70- 130 > 130- 400 >400- 500 >500-1000
Keine Angabe
Insgesamt
Stromart
Wechselstrom
Anzahl der Unfalle a
30 (0) 61 (I) 82 (3)
112 (I) 26389 (419)
1060(15) 47 (2)
190 (3)
27971 (444)
Anteil a
%
0,1 (0) 0,2 (0,2) 0,3 (0,7) 0,4 (0,2)
94,3 (94,4) 3,8 (3,4) 0,2 (0,4) 0,7 (0,7)
100 (100)
a Zahlen in Klammern bezeichnen die t6dlichen Unfalle
Gleichstrom
Anzahl der Anteil a
Unfalle a %
355 (0) 16,9 (0) 63 (I) 3,0 (16,7)
161 (0) 7,7 (0) 365 (0) 17,4 (0) 578 (0) 27,6 (0)
93 (0) 4,4 (0) 409 (5) 19,5 (83,3)
72 (0) 3,9 (0)
2096 (6) 100 (100)
die LetaliHit ist hier mit l3,6% ca, 9mal so groB wie beim Niederspannungsunfall, fUr den sie 1,50% betragt
Die Aufteilung auf die Stromarten ist bei beiden Spannungsbereichen annahernd gleich; tiber 90% der Unfalle entfallen auf Wechselstrom. Die unterschiedliche Gefahrdung bei Wechsel- und Gleichstrom drtickt sich deutlich in der unterschiedlichen Letalitat aus (s. Tabelle 3.2, Spalte 3). Wechselstrom weist im Niederspannungsbereich gegentiber Gleichstrom eine etwa 5fache, im Hochspannungsbereich eine etwa 6fache Letalitat aus.
58 Statistik des Stromunfalls
Tabelle 3.4. Aufteilung der Hochspannurigsunfalle auf Spannungsebene und Stromart (Erfaso
sungszeitraum 1969 - 1978 2 10 Jahre)
Hochspannung Stromart Spannungsebene (kV) Wechselstrom Gleichstrom
Anzahl der Anteil a Anzahl der Anteil a
Unfalle a % Unfalle a %
Bis Reihe 3 216 (10) 8,2 (2,6) 55 (1) 21,7 (16,7) > Reihe 3- 6 449 (49) 17,0 (12,6) 41 (1) 16,1 (16,7) > Reihe 6- 10 567 (58) 21,4 (14,9) 31 (0) 12,2 (0) > Reihe 10- 20 1091 (225) 41,2 (57,8) 26 (0) 10,2 (0) > Reihe 20 - 30 166 (16) 6,3 (4,1) 47 (0) 18,5 (0) > Reihe 30 - 110 105 (28) 4,0 (7,2) 48 (4) 18,9 (66,6) > Reihe 110 - 400 17 (0) 0,6 (0) 2 (0) 0,8 (0) > Reihe 400 0(0) 0(0) 0(0) 0(0)
Keine Angabe 37 (3) 1,3 (0,8) 4 (0) 1,6 (0)
Insgesamt 2648 (389) 100 (100) 254 (6) 100 (l00)
a Zahlen in Klammern bezeichnen die tOdlichen Unfalle
Die Tabellen 3.3 und 3.4 zeigen die Aufg1iederung der Stromunfalle nach Spannungsgruppen innerha1b der Spannungsbereiche.
Die Haufigkeitsschwerpunkte der Unfal1e liegen bei den in der Praxis am meisten vertretenen Werten der Betriebsspannungen e1ektrischer Nieder- und Hochspannungsan1agen. Die tOd1ichen Niederspannungsunfalle zeigen den Hauptanteil in der Gruppe > 130 V bis 400 V, die die ublichen Werte der Beruhrungsspannung von 220 V zwischen Au13en1eitern und geerdeten Tei1en und von 380 V a1s verkettete Spannung zwischen den Au13en1eitern umfal3t. Dieser Anteil verdeutlicht die Gefahrdung bei den tib1ichen Netzspannungswerten.
Neben der Aufteilung der Unfalle auf die Spannungsbereiche der Hoch- und Niederspannung ist die Unterscheidung der Verungltickten nach ihrer Qualifikation flir elektrotechnische Arbeiten von Bedeutung. Der Umgang mit elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln ist nach Art, Haufigkeit, Umfang und Befugnis flir elektrotechnische F achkrafte 6 und elektrotechnische Laien ganz unterschiedlich. Wesentlich flir den Unterschied sind neben unterschiedlichen allgemeinen Tatigkeitsmerkmalen vor aHem gewisse flir das Arbeiten an elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln verbindliche Verhaltensregeln, deren (nachgewiesene) Kenntnis und Anwendung unerlaBlich flir die unfallfreie Durchflihrung e1ektrotechnischer Arbeiten ist.
Bei der Beurteilung des Unfallgeschehens im Hinblick auf die Verbesserung der Arbeitssicherheit ist daher grundsatzlich die Qualifikation flir elektrotechnische Arbeiten zu berucksichtigen.
6 Als Elektrofachkraft im Sinne der Unfallverhutungsvorschrift "Elektrische Anlagen und Betriebsmittel" VBG 4 gilt, wer aufgrund seiner fachlichen Ausbildung, Kenntnisse und Erfahrungen sowie Kenntnis der einschliigigen Bestimmungen die ihm ubertragenen Arbeiten beurteilen und mogliche Gefahren erkennen kann
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60 Statistik des Stromunfalls
Hinsichtlich der Aufteilung der Unfalle auf die Spannungsbereiche zeigen sich leichte Unterschiede (Tabelle 3.5).
Wahrend die jeweilige Gesamtzahl der Unfalle sich bei beiden Qualifikationsgruppen fast gleichartig auf die Spannungsbereiche aufteilt, sind die todlichen Unfalle ungleich verteilt. Bei Laien iiberwiegen die todlichen Unfalle im Niederspannungsbereich. Die Letalitat der Unfalle der Laien in den beiden Spannungsbereichen ist im Mittel urn etwa 50% hOher als bei Fachleuten. Die Unfalle verlaufen offenbar bei Unkenntnis der Gefahrdung hliufiger Wdlich.
3.2.2.2 Unterscheidung nach Unfallentstehung und Unfallfolgen
Unfalle durch elektrischen Strom konnen entstehen durch BerUhrung von unter Spannung stehenden Teilen im Nieder- und Hochspannungsbereich, durch Anniiherung an unter Hochspannung stehende Teile (wenn die bis zu bestimmten Abstanden isolierend wirkende Luft durchschlagen und dadurch der Abstand des Verungliickten zu den unter Hochspannung stehenden Teilen von einem leitenden Lichtbogen iiberbriickt wird) und durch die Wiirme- und Strahlungseinwirkung elektrischer Lichtbogen bei Kurz- und Erdschliissen (wenn mit leitfahigen Gegenstanden unter Spannung stehende AuBenleiter oder AuBenleiter und geerdete Teile iiberbriickt werden) (Kieback et al. 1978).
Fiir die Arbeitsunfalle zeigen sich die in der Tabelle 3.6 dargestellten Haufigkeitsverteilungen 7.
Unfalle mit Korperdurchstromung sind in beiden Spannungsbereichen mit etwa gleichem Antei1 vertreten. Unfalle mit alleiniger Lichtbogeneinwirkung sind im Niederspannungsbereich etwas haufiger, wahrend es im Hochspannungsbereich haufig zu einem Lichtbogeniiberschlag zur verungliickenden Person kommt, so daB eine mittelbare Durchstromung iiber den Lichtbogen erfolgt.
TOdliche Unfalle sind im Niederspannungsbereich mit 96% fast ausschlieBlich die Folge von Durchstromungen, im Hochspannungsbereich jedoch auch Folge alleiniger Lichtbogeneinwirkung, also von Verbrennungen, wobei nach Korperdurchstromung und Lichtbogeneinwirkung in der Mehrzahl der Falle der Unfall zunachst iiberlebt wird, und der Tod mit einer Latenzzeit als Folge der meist schweren Verbrennungen eintritt.
3.2.2.3 Stromweg und Letalitat beim Durchstromungsunfall
Die Auswertung der Unfallstatistik von Durchstromungsunfallen mit Angaben zum Stromweg bestatigt die Ergebnisse theoretischer Betrachtungen und experimentell im Tierversuch ermittelter Feststellungen, wonach die Korperlangsdurchstromung wesentlich gefahrlicher ist als die Querdurchstromung des Korpers (Kieback et al. 1978; Anonym 1 1971).
Die Ergebnisse zeigen auch, daB bei verkiirzten Stromwegen (z. B. Hande-GesaB, Kopf-Arm, Arm-Arm, Hande-Brust) wegen des kleineren Korperinnenwiderstandes (und ggf. hOheren Herzstromfaktors) die Gefahr Wdlich zu verungliicken, besonders groB ist (s. Tabelle 3.7).
7 Die Unterschiede in den Summen der verschiedenen Tabellen ergeben sich jeweils durch fehlende Angaben bei einzelnen Merkmalen
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62 Statistik des Stromunfalls
Die Erwartungswerte E der tOdlichen Unfalle, die sich unter der Annahme der Homogenitiit als proportional zur Verteilung der Gesamtzahl der Unfalle bei den einzelnen Stromwegen berechnen lassen, liegen flir die Stromwege der Liingsdurchstromung des Korpers wesentlich unter den beobachteten Fallzahlen 0 der tOdlichen Unfalle (Sachs 1969).
Die Wahrscheinlichkeit, daB ein Stromunfall mit Korperdurchstromung tOdlich verliiuft, nimmt u. a. mit steigender Stromstiirke zu. Die GroBe der Stromstiirke ist bei gleicher Beruhrungsspannung sehr wesentlich von der GroBe des Korperinnenwiderstandes abhiingig, der seinerseits vom Stromweg im Korper abhiingt.
Die Letalitiit der DurchstromungsunHille nimmt daher etwa in dem MaBe zu, wie der bei verschiedenen Stromwegen errechenbare Gesamtinnenwiderstand des Korpers abnimmt.
Zur Charakterisierung der bei verschiedenen Stromwegen unterschiedlichen Gefahrdung sei eine Kenngro13e G L gebildet, die die Letalitiit Lx der Unfalle verschiedener Stromwege auf die Letalitiit LH- F der Unfalle beim Stromweg "Hand-Fu13" bezieht. Dieser Bezug wurde in Anlehnung an Oberlegungen von Sam (1967) bezuglich des Herzstromfaktors gewiihlt.
Tabelle 3.8 zeigt die Kenngro13e G L flir die Unfalle des Nieder- und Hochspannungsbereiches.
Da im Niederspannungsbereich sowohl 94,4% der Gesamtzahl der Unfalle als auch 94,4% der tOdlichen Unf<iJle bei den Netzspannungswerten 220 V 1380 V eingetreten sind, kann in guter Niiherung flir die durch Tabelle 3.7 gekennzeichneten Unfalle bei den Stromwegen, bei denen ein FuB oder beide FuBe einbezogen sind, eine flir alle gleiche Beruhrungsspannung von 220 V angenommen werden. Beim Stromweg "Hand-Hand" mu13 dagegen auch die Moglichkeit der Beruhrung zweier Au13enleiter, also eine Beruhrungsspannung von 380 V, in Betracht gezogen werden.
Tabelle 3.8. GefahrdungskenngroBe G L flir verschiedene Durchstromungsarten
L KenngroBe G L = x
LHand-FuB
G L (Hand-Hand) G L (Hand-FiiBe/Hande-Fu13) GL (Hande-FiiBe) G L (verkiirzte Stromwege) GL (keine Herzdurchstromung)
Niederspannungsunfalle HochspannungsunfaIle
0,61 0,68 1,14 1,68 3,14 2,60 8,79 3,02 ~n ~~
Tabelle 3.9. Theoretische GefahrdungskenngroBe G 1H
I KenngroBe G lH = Hx IH/Hand-FuB
G 1H (Hand-Hand) GlH (Hand-FiiBe/Hande-FuB) G 1H (Hande-FiiBe) G 1H (Verkiirzte Stromwege)
N iederspann ungsunfall (mit UB=220 V bzw. 380 V)
0,59 1,20 2,50 6,00
Letalitat und Lebensalter 63
Unter Vemachlassigung von Obergangswiderstanden und Annahmen einer konstanten Beruhrungsspannung Hillt sich fUr jeden Stromweg mit Berucksichtigung des Herzstromfaktors kH ein fiktiver Aquivalentstrom 1Hx= uo/Rx ' kHx nach Sam (1967) berechnen. Bildet man eine zu GL analoge KenngroBe G1H durch Bezug der Aquivalentstrome verschiedener Stromwege auf den Aquivalentstrom beim Stromweg "Hand-FuB", so erhlilt man bei UB =220 V (bzw. 300 V flir die Durchstromung von Hand zu Hand) Tabelle 3.9.
Der Berechnung liegt ein Widerstandsersatzbild des menschlichen Korpers mit 4 gleich groBen Teilinnenwiderstanden in den Extremitaten zugrunde (Kieback et al. 1978). Unter Voraussetzung dieser Verhliltnisse spielt der Absolutwert des Korpergesamtinnenwiderstandes keine Rolle. Die KenngroBe G1H ist davon unabhlingig.
Der Vergleich beider KenngroBen laBt fUr die Gefahrdungswahrscheinlichkeit den unmittelbaren EinfluB des Stromweges deutlich hervortreten.
3.2.2.4 Letalitat und Lebensalter
Die Aufschltisselung der Unfalle nach dem Lebensalter der Verungltickten zeigt fUr die Durchstromungsunfalle des Niederspannungsbereiches eine autfallige Zunahme der Letalitat mit zunehmendem Lebensalter (Tabelle 3.10).
Der Anteil der tOdlichen Unfalle an den Unfallen einer Altersgruppe steigt von 1,59% fUr die Altersgruppe bis 20 Jahre gleichsinnig und fast linear auf 3,25% fUr die Altersgruppe der tiber 60jahrigen. Die Altersgruppenverteilung der tOdlichen Unfalle unterscheidet sich signifikant von der Altersgruppenverteilung der Gesamtzahl der Unfalle (X2 0,05;5 = 11,87 > X20,05;5 = 11,07). Die Erwartungswerte E der todlichen Unfalle, die sich unter der Annahme der Homogenitat als proportional zur Verteilung der Gesamtzahl der Unfalle auf die Altersgruppen berechnen lassen, liegen fUr die Altersgruppen tiber 50 Jahren erheblich unter den beobachteten Werten O. Die OlE-Rate nimmt mit steigendem Lebensalter zu und betragt fUr die Altersgruppe der tiber 50jahrigen 1,2, fUr die tiber 60jahrigen 1,3.
Bei den Durchstromungsunfallen des Hochspannungsbereiches laBt sich ein Unterschied zwischen der Verteilung der todlichen Unfalle und der Gesamtzahl der Unfalle zwar ebenfalls statistisch signifikant sichem (X 2 = 11,56 > X20,05;5 = 11,07), doch tiberwiegen hier die beobachteten Fallzahlen der tOdlichen Unfalle der Erwartungswerte eindeutig nur in der Altersgruppe der tiber 60jahrigen.
Bei den Unfallen mit Lichtbogeneinwirkung sind Unterschiede zwischen der Gesamtzahl der aufgetretenen Unfalle und den Unfallen mit tOdlichem Verlaufstatistisch signifikant nicht zu sichem (Tabelle 3.11). Auch ist eine gleichsinnige Zunahme der Letalitat mit zunehmendem Lebensalter nicht ersichtlich.
Es ist daher zu vermuten, daB die sich mit dem Alter andemde korperliche Kondition beim Durchstromungsunfall im Hinblick auf die Beeinflussung des Herzens in ursachlichem Zusammenhang mit der Zunahme der Letalitat steht (Kieback 1973). Die korperliche Kondition des Menschen verschlechtert sich i. allg. mit zunehmendem Alter insbesondere durch die Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und durch Veranderungen der StoflWechselorgane. Gerade fUr die Altersgruppe der tiber 50jahrigen nehmen die infarktprovozierenden Herzerkrankungen stark zu (Epstein et al. 1965).
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66 Statistik des Stromunfalls
3.3 Schwerpunkte der Haufigkeit elektrischer Unfalle
3.3.1 Schwerpunkte der Hiiufigkeit im Niederspannungsbereich
3.3.1.1 Verungluckte nach Betriebsarten - Gewerbezweige
1m Bereich der Niederspannung entfallen etwa ein Viertel der Unfalle auf Beschiiftigte von Installationsbetrieben und Elektrizitiitsversorgungsunternehmen (vornehmlich Elektrofachkrafte). Mit 17% sind Beschiiftigte von Fertigungsbetrieben fUr elektrische Maschinen und Geriite und von Fertigungsbetrieben des allgemeinen Maschinenbaus am Unfallgeschehen beteiligt (Elektrofachkriifte und Laien). Elektrofachkriifte von Instandsetzungs- und Wartungsbetrieben fUr elektrische Maschinen und Geriite sind mit 7%, Beschiiftigte des Hochbaus (Elektrolaien) sind mit ca. 4% am Unfallgeschehen des Niederspannungsbereiches beteiligt (s. Tabelle 3.12; s. auch Kieback 1978, 1979a).
3.3.1.2 Arbeitssituation (Tiitigkeit - Betriebsstiitte - unfallbeteiligte Betriebsmittel)
Niederspannungsunfalle von Elektrolaien ereignen sich hauptsiichlich beim Handhaben und Bedienen von elektrischen Geriiten [elektrische Geriite und Elektrowerkzeuge, die selbst oder an ihren AnschluB- und Verliingerungsleitungen defekt sind (Kieback 1979 b)], Niederspannungsunfalle der Elektrofachkriifte dagegen bei A'nderungs- und Erweiterungsarbeiten sowie Reparatur-, Prilf- und Me.Btiitigkeiten an unter Spannung stehenden elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln. Dies sind Ar-
Tabelle 3.12. Aufschliisselung der Verungliickten nach ihrer Betriebszugehorigkeit (Erfassungszeitraum 1969 - 1978 ~ 10 Jahre)
Betriebsart Niederspannung
Anzahl der Anteil" Anteil der tOd-UnHille' lichen Unfalle
% %
Kleininstallationsbetriebe 4713 (28) 15,7 (6,2) 0,6 Elektrizitatsversorgungs- 2999 (70) 10,0 (15,6) 2,3
untemehmen Fertigungsbetriebe flir elektrische 2725 (23) 9,1 (5,1) 0,8
Maschinen und Geriite Fertigungsbetriebe des allgemeinen 2261(15) 7,5 (3,3) 0,7
Maschinenbaus Instandsetzungs- und Wartungs- 2 167 (18) 7,2 (4,0) 0,8
betriebe Betriebe des Hochbaus 1 120 (79) 3,7 (17,6) 7,1 GroBinstallationsbetriebe 1 037 (20) 3,4 (4,4) 1,9 Sonstige 13 060 (197) 43,4 (43,8) 1,5
Insgesamt 30082 (450) 100 (100) 1,5
Keine Angabe 10 (0)
, Zahlen in Klammem bezeichnen die tOdlichen Unfalle
Verungliickte nach Betriebsarten - Gewerbezweige 67
Tabelle 3.13. Haufigste Tatigkeiten beim Niederspannungsunfall (Erfassungszeitraum 1969 bis 1978 ~ 10 Jahre)
Tatigkeiten Niederspannung
Anzahl der Anteil a Anteil der tiid-Unfalle a lichen Unfalle
% %
Benutzen, Handhaben von Geraten 4694 (1) 15,6 (0,2) 1,8 und Apparaten
Aufbauen, Erweitern, Andern in 3534 (65) 11,7 (14,4) 1,8 der Nahe von unter Spannung stehenden Teilen
Erweitern, Andem bewuBt an 3243 (38) 10,8 (8,4) 1,2 unter Spannung stehenden Teilen
Erweitem, Andem unbewuBt an 2645 (58) 8,8 (12,9) 2,2 unter Spannung stehenden Teilen
Auswechseln von Sicherungen 2541 (3) 8,5 (0,7) 0,1 Messen, Priifen, Stiirungssuche 1881 (13) 6,3 (2,9) 0,7 Verbinden mit dem Netz, 1 729 (32) 5,7 (7,1) 1,9
Trennen vom Netz, Ein- und Ausschalten
Ubrige 9818(240) 32,6 (53,2) 2,4
Insgesamt 30085 (450) 100 (100) 1,5
a Zahlen in Klammem bezeichnen die todlichen Unfalle
Tabelle 3.14. Vorkommensschwerpunkte nach Unfallorten des Niederspannungsunfalls (Erfassungszeitraum 1969 - 1978 ~ 10 Jahre)
Art der Betriebsstatte Niederspannung
Anzahl der Anteil a Anteil der tod-Unfalle a lichen Unfalle
% %
Werk- und Montagehallen 6981 (52) 23,2 (11,6) 0,7 Schalt- und Verteilerstationen 5 153 (40) 17,1 (8,9) 0,8 Wohnhauser, Wohnungen 2598 (34) 8,6 (7,6) 1,3 Hochbaustellen 1 576 (74) 5,2 (16,4) 4,7 Elektrische Priiffelder, Priifplatze, 1 129 (7) 3,8 (1,6) 0,6
Labors Transformatorstationen 719 (17) 2,4 (3,7) 2,4 Elektrotechnische Werkstatten 865 (7) 2,9 (1,6) 0,8 Ubrige (Anteiljeweils unter 3%) II 065 (219) 36,8 (48,6) 2,0
Insgesamt 30086 (450) 100 (100) 1,5
Keine Angabe 6 (0)
a Zahlen in Klammem bezeichnen die tiidlichen Unfalle
68 Statistik des Stromunfalls
Tabelle 3.15. Haufigste unfallbeteiligte elektrische Betriebsmittel beim Niederspannungsunfall (Erfassungszeitraum 1969 - 1978 ~ 10 Jahre)
Betriebsmittel (U nfallstelle)
Niederspannungsverteilungen Elektromotorische Gerate Niederspannungssicherungen Elektrowerkzeuge F este Installation Hausanschlu13kasten Niederspannungsschalter Leuchten, Scheinwerfer Elektrische Ausriistungen
von Hebezeugen Ubrige
(Anteiljeweils unter 3%)
Insgesamt
Keine Angabe
Niederspannung
Anzahl der Unflillea
3847 (35) 2681 (41) 2368 (5) 1 972 (24) 1949 (27) 1978 (3) 1781 (20) 1 508 (29) 1089 (19)
10 914 (247)
30087 (450)
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a Zahlen in Klammern bezeichnen die todlichen Unflille
Anteil a Anteil der tOd-lichen Unfalle
% %
12,8 (7,8) 0,9 8,9 (9,1) 1,5 7,9 (1,1) 0,2 6,6 (5,3) 1,2 6,5 (6,0) 1,4 6,6 (0,7) 0,2 5,9 (4,4) 1,1 5,0 (6,4) 1,9 3,6 (4,2) 1,7
36,2 (55,0) 2,3
100 (100) 1,5
beiten, die, abgesehen von den Priif- und MeBtatigkeiten, zum tiberwiegenden Teil bewuBt - aber meist unzulassigerweise - unter Spannung und zum kleineren Teil in der Nahe von unter Spannung stehenden Teilen durchgefUhrt werden. Hervorzuheben sind dabei Unfalle beim Auswechseln von Sicherungen in Niederspannungsveiteilungen und HausanschluBkasten (s. Tabellen 3.l3 bis 3.15).
Niederspannungsverteilungen in Werk- und Montagehallen, in Schalt- und Verteilerstationen und HausanschluBkasten in Wohn- und Geschaftshausern sind mit einem Anteil von ca. 20% als besondere Vorkommensschwerpunkte zu nennen. Beim Umgang mit diesen Betriebsmitteln haben die Unfalle im betrachteten Erfassungszeitraum absolut und prozentual zum Gesamtunfallgeschehen durch elektrischen Strom stark zugenommen. Elektromotorische Gerate in Werk- und Montagehallen, in Wohn- und Geschaftshausern, Elektrowerkzeuge in Werk- und Montagehallen, in Werkstatten und auf Baustellen sind zusammen mit einem Anteil von 15% als weitere Haufigkeitsschwerpunkte zu nennen. Die sog. feste Installation (d. h. fest installierte elektrische Leitungen ab Unterkante des HausanschluBkastens oder einer gleichartigen Verteilung), Niederspannungsschalter in elektrischen Verteilungen (vor allem Schtitze, Steuer-, Wahl- und Grenzschalter) sowie Leuchten aller Art im industriellen, gewerblichen, privaten und offentlichen Gebauden bilden einen dritten Gefahrdungskomplex fUr Arbeiten im Niederspannungsbereich. Mit einem Anteil von fast 4% seien elektrische Ausriistungen von Hebe- und Forderzeugen als weitere Gefahrdungsquellen genannt (s. auch Kieback 1979b).
Die Betriebsmittel mit den meisten Durchstromungsunfiillen sind geordnet nach abnehmender Haufigkeit (Anteil jeweils groBer als 5%): elektromotorische Gerate,
Haufigkeit der Ursachen elektrischer Unfalle im Niederspannungsbereich 69
Elektrowerkzeuge, feste Installation, Leuchten, Niederspannungsverteilungen und Elektrowarmegerate. Niederspannungsfreileitungen und Dachstander weisen sich durch einen groBen Anteil von tOdlichen UnHillen als besondere Gefahrenstellen aus. Die Letalitat der Unfalle betragt hier 9,7% und ist damit ca. 6mal so groB wie die mittlere Letalitat beim Niederspannungsunfall.
Lichtbogenunfiille (Kieback 1979 c) ereignen sich hauptsachlich beim Arbeiten an Niederspannungsverteilungen (Kieback 1978 a), an bzw. mit Niederspannungssicherungen in Verteileranlagen, an HausanschluBkasten, an Niederspannungsschaltern, in Verteileranlagen und bei elektrotechnisch bedingten Arbeiten an Kabeln (Kabelmuffen) sowie bei Tiefbauarbeiten, bei denen Kabel von Elektrolaien mit Baggern, Forder- und Hebezeugen oder Werkzeugen, wie Spitzhacken und Spaten, beschadigt oder zerstOrt werden.
3.3.1.3 Haufigkeit der Ursachen elektrischer UnfaHe im Niederspannungsbereich
Bei der Wertung der Ursachen von Stromunfallen im Hinblick auf Folgerungen flir die Verbesserung der Arbeitssicherheit muss en - wie eingangs erwahnt - die Unterschiede in den Arbeitsanforderungen und Tatigkeitsmerkmalen bei Elektrofachkraften und elektrotechnischen Laien beachtet werden. Einerseits ist der bereits ausbildungsbedingte unterschiedliche Kenntnisstand uber mogliche Gefahren des elektrischen Stromes zu berucksichtigen; andererseits und vor allem ist zu berucksichtigen, daB Arbeiten an elektrischen Anlagen nur von Elektrofachkraften durchgeflihrt werden durfen, und daB nur flir sie gezielte Verhaltensregeln flir das Arbeiten an elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln durch die sog. "Funf Sicherheitsregeln" bestehen (Hauptverband 1979).
Diesen unterschiedlichen Verhaltnissen entsprechend ergeben sich flir Strom unfalle elektrotechnischer Laien vordergrundig vor aHem durch Sachfehler und Schaden bedingte Ursachen und Fehler organisatorischer Art, wahrend beim Stromunfall der Elektrofachkraft die Verhaltensfehler dominieren.
Unfallursachen beim Niederspannungsunfall elektrotechnischer Laien. Niederspannungsunfalle elektrotechnischer Laien werden meist durch Schaden und Fehler an elektrischen Betriebsmitteln (vorwiegend an den sog. elektrischen Verbrauchsmitteln 8 wie Elektrowerkzeugen, Staubsaugern, Kuchenmaschinen, Leuchten, elektrischen HeizOfen) ausgelOst. Diese Schaden und Fehler konnen sich im Gefolge von Verhaltensfehlern der Verungluckten gefahrlich auswirken und sind primar auf Fehler in der betrieblichen Organisation (mangelhafte Prtifung) zurUckzuflihren.
Tabelle 3.16 zeigt die hauptsachlichen Fehler sachlicher und organisatorischer Art, die untereinander in ursachlichem Zusammenhang stehen.
Unfallursachen beim Niederspannungsunfall von Elektrofachkriiften. Charakteristisch in der Unfallursachenverteilung bei StromunHillen von Elektrofachkraften ist
8 Ais elektrische Verbrauchsmittel- kurz Verbrauchsmittel- gelten elektrische Betriebsmittel, die die Aufgabe haben, elektrische Energie in einer nichtelektrischen Energieart (z. B. in Form von mechanischer oder chemischer Energie, Warme, Schall, Licht, sonstiger Strahlung) oder zur Nachrichteniibertragung nutzbar zu mach en
70 Statistik des Stromunfalls
Tabelle 3.16. Hauptsachliche Unfallursachen des Niederspannungsunfalls elektrotechnischer Laien (Erfassungszeitraum 1969 - 1977 ~ 9 Jahre)
Niederspannung Hauptsachliche Ursachen beim Niederspannungsunfall elektrotechnischer Laien Anzahl der Anteil'
Unfalle" %
Unfallauslosende Schaden oder Fehler am elektrischen Betriebsmittel
Defekte Isolation des Betriebsmittels Defekte Gerate (Defekt im Gerat) Schutzleiter am lim Gerat
unterbrochen, nicht angeschlossen Durch Umwelteinflu13 fehlerhaft
gewordenes Gerat (Staub, Feuchtigkeit, Wasser, Vibration)
Fehlender oder mangelhafter Schutz gegen Beriihren am Gerat
Schutzma13nahme gegen zu hohe Beriihrungsspannung in der Anlage nicht wirksam
Schutzleiter am/im Gerat
1818 (20) 719 (8) 696 (27)
608 (4)
472 (9)
452 (37)
268 (22)
Organisatorische und verhaltensgebundene Fehler
Priifung des Gerates oder der 1255 (51) Anlage nicht durchgeflihrt (oder zu lange zuriickliegend)
Unbefugtes Arbeiten an Anlagen und Betriebsmitteln (Eigenmachtiges Handeln)
U nachtsamkeit U nsinniges Verhalten BewuBt defektes oder ungeeignetes
Gerat oder Werkzeug benutzt
788 (32)
588 (7) 190 (12) 48 (2)
" Zahlen in Klammern bezeichnen die t5dlichen Unfalle
19,0 (9,9) 7,5 (4,0) 7,3 (13,4)
6,4 (2,0)
4,9 (4,4)
4,7 (18,3)
2,8 (10,9)
13, I (25,2)
8,2 (15,8)
5,8 (3,5) 2,0 (5,9) 0,5 (l,O)
Anteil der todlichen UnHille %
1,1 1,1 3,9
0,7
1,9
8,2
8,2
4,1
4,1
1,3 6,3 4,2
der gro13e Anteil von Verhaltensfehlern, insbesondere der Anteil der U nfaIle infolge Nichtbeachtung der flinfSicherheitsregeln (Kieback 1978 c, 1979 a).
Elektrische Anlagen und Betriebsmittel sind in ihrer technologischen Gestaltung im wesentlichen durch ihre technische Aufgabe festgelegt. Entsprechende Bau- und Errichtungsvorschriften, insbesondere die VDE-Bestimmungen, die von den Forderungen der Unfallversicherungstrager beeinflu13t sind, gewahrleisten die Systemsicherheit der Anlagen. 1m ilblichen bestimmungsgemaBen Gebrauch sind Schwierigkeiten hinsichtlich der Arbeitssicherheit fUr die Benutzer oder die Bedienenden von elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln kaum von Bedeutung.
Gefahren fUr die an den Anlagen arbeitende Elektrofachkraft treten jedoch bei StOrungen in der Anlage und bei Erweiterungen und Erganzungen, also bei Reparatur- und Anderungsarbeiten, auf. Hier genilgt offenbar die konzipierte Systemsicherheit nicht mehr den besonderen (nicht "eingeplanten") Anforderungen, so daB die Arbeitssicherheit weitgehend von dem richtigen Verhalten der Beschaftigten abhiingig ist (Kieback 1978 b). In Tabelle 3.17 sind die von der Erhebung erfa13ten Ur-
Haufigkeit der Ursachen elektrischer Unfalle im Niederspannungsbereich 71
sachen zu Gruppen sachlich und verhaltensgebundener Art zusammengefa13t. 1m einzelnen seien folgende in Tabelle 3.17 nicht ausgewiesenen Angaben hervorgehoben: "Nicht freigeschaltet" (14,2%), "Benachbarte unter Spannung stehende Teile nicht abgedeckt" (13,4%), "Spannungsfreiheit nicht festgestellt" (12,3%) und damit ursachlich eng verbunden "Unachtsamkeit" (16,8%).
Tabelle 3.17. Unfallursachen (gruppiert) beim Niederspannungsunfall von Elektrofachkraften (Erfassungszeitraum 1969 - 1977 ~ 9 Jahre)
U nfallursachengruppen Niederspannungsunfalle von Elektrofachkraften
Anzahl der Anteil a Anteil der tOd-Unfalle a lichen Unfalle
% %
Nichtbeachtung der 5 Sicherheits- 7140(130) 42,5 (68,1) 1,8 regeln
Sonstiges Fehlverhalten der 5357 (98) 31,9 (51,3) 1,8 Verungliickten
Fehlverhalten anderer 1457 (23) 8,7 (12,0) 1,6 (Fehlverhalten Dritter, organisatorische Fehler)
Fehlerhaftes Gerat 1961 (15) 11,7 (7,8) 0,8 Fehlerhafte Anlage 720 (10) 4,3 (5,2) 1,9
a Zahlen in Klammern bezeichnen die tOdlichen Unfalle
3.3.2 Vorkommensschwerpunkte elektrischer UnfiilIe im Hochspannungsbereich
3.3.2.1 Vorkommenshaufigkeit nach Betriebsarten bzw. Gewerbezweigen
1m Spannungsbereich der elektrischen Anlagen und Betriebsmittel tiber 1 kV werden mehr als ein Drittel der Unfalle von Elektrofachkraften aus drei Betriebsarten, namlich den Elektrizitatsversorgungsunternehmen, den Gro13installationsbetrieben und den Betrieben des Freileitungs- und Fahrleitungsbaus verursacht (zusammengenommen ergibt sich ein Anteil von ca. 37% sowohl insgesamt als auch flir die ti:idlichen Unfalle; s. Tabelle 3.18).
Mit je etwa % der erfa13ten Hochspannungsunfalle sind Beschaftigte aus Betrieben der Elektroindustrie und des Elektrohandwerks sowie Beschaftigte des Bauhandwerks und der Bauindustrie am Unfallgeschehen beteiligt.
1m ersten Fall handelt es sich etwa gleichermaBen urn Elektrofachkrafte und Elektrolaien aus Fertigungsbetrieben flir elektrische Maschinen und Gerate und aus Betrieben zur Instandsetzung, im zweiten Fall ausschlie13lich urn Elektrolaien aus Betrieben des Hoch- und Tiefbaus.
3.3.2.2 Kennzeichnung der Arbeitssituation (Unfallhaufigkeit nach Tatigkeiten, Betriebsstatten und unfallbeteiligte Betriebsmittel)
Hochspannungsunfalle von Elektrofachleuten ereignen sich hauptsachlich beim Erwei tern bzw. Andern und beim Aufbau elektrischer Anlagen und Betriebsmittel in
72 Statistik des Stromunfalls
Tabelle 3.1S. Aufschliisselung der Verungliickten nach ihrer Betriebszugehiirigkeit (Erfassungszeitraum 1969 1978 ~ 10 Jahre)
Betriebsart Hochspannung
Anzahl der Anteil" Anteil der t6d-Unfalle" lichen Unfalle
% %
Elektrizitatsversorgungsuntemehmen 791 (106) 28,5 (26,7) 13,4 Fertigungsbetriebe fur elektrische 352(21) 12,7 (5,3) 6,0
Maschinen und Gerate Tiefbau, Erdbau, Kulturbau, 245 (34) 8,8 (8,6) 13,9
StraBenbau, Wasserbau, Gleisbau Hochbau, Massivbau, Stahlhochbau, 215 (50) 7,8 (12,6) 23,3
Fertigteile, Betonbau Instandsetzung und Wartung 132 (15) 4,8 (3,8) 11,4
von elektrischen Maschinen und Geraten
GroBinstallation, Industriemontagen 117(18) 4,2 (4,5) 15,4 Freileitungs- und Fahrleitungsbau 108 (25) 3,9 (6,3) 23,1 Ubrige 814(128) 29,3 (32,2) 15,7
Insgesamt 2774 (397) 100 (100) 14,3
Tabelle 3.19. Haufigste Tatigkeit beim Hochspannungsunfall (Erfassungszeitraum 1969 bis 1978 ~ 10 Jahre)
Tatigkeiten Hochspannung
Anzahl der Anteil " An teil der tiid-Unfalle" lichen Unfalle
% %
Erweitem, Andem unbewuBt an 307 (48) 11,1 (12,1) 15,6 unter Spannung stehenden Teilen
Aufbauen, Erweitem, Andem 305 (57) 11,0 (14,4) 18,7 in der Nahe von unter Spannung stehenden Teilen
Bewegen von Lasten und Fahr- 274 (80) 9,9 (20,1) 29,2 zeugen
Schalten, Eindriicken von Siche- 244 (5) 8,8 (1,3) 2,0 rungen
Tiefbauarbeiten 192(18) 6,9 (4,5) 9,4 Messen, Priifen, St6rungssuche 162 (1) 5,8 (0,3) 0,6 Hochbauarbeiten 103 (26) 3,7 (6,6) 25,2 Sonstige 1187 (162) 42,8 (40,7) 13,6
Insgesamt 2774 (397) 100 (100) 14,3
, Zahlen in Klammem bezeichnen die todlichen UnHille
Kennzeichnung der Arbeitssituation 73
Schalt- und Verteilerstationen in Transformatorstationen und auf Freileitungs- und Fahrleitungsbaustellen meistens bei Arbeiten, die in der Niihe von unter Spannung stehenden Teilen durchgeflihrt werden, und bei Arbeiten, die bei Nichtbeachtung der Sicherheitsregeln in Unkenntnis des Spannungszustandes der Anlagen unbewui3t an unter Spannung stehenden Teilen vorgenommen werden (Tabellen 3.19 bis 3.21).
Tabelle 3.20. Vorkommensschwerpunkte nach Unfallorten des Hochspannungsunfalls (Erfassungszeitraum 1969 - 1978 ~ 10 Jahre)
Betriebsstatten
Schalt- und Verteilerstationen Transformatorstationen Tiefbaustellen Werkhallen, Montagehallen Elektrische Prtiffelder, Priifstande
Labors, Priifplatze Hochbaustellen Freileitungsbaustellen bei
elektrischen Arbeiten Ubrige
Insgesamt
Hochspannung
Anzahl der Unfalle'
453 (79) 403 (48) 284 (38) 259 (11) 227 (-)
173(47) 159 (48)
816 (126)
2774 (397)
, Zahlen in Klammern bezeichnen die t5dlichen Unfalle
Anteil ' Anteil der t5d-lichen Unfalle
% %
16,4 (19,9) 17,4 14,5 (12,1) 11,9 10,2 (9,6) 13,4 9,3 (2,8) 4,2 8,2 (-)
6,3 (11,8) 27,2 5,7 (12,1) 30,2
29,4 (31,7) 15,4
100 (100) 14,3
Tabelle 3.21. Haufigste unfallbeteiligte elektrische Betriebsmittel beim Hochspannungsunfall (Erfassungszeitraum 1969 - 1978 ~ 10 Jahre)
Betriebsmittel
Freileitungsseile, Fahrdrahte, Schleifleitungen
Hochspannungsschalter Hochspannungsverteilungen Kabel Freileitungs-, Fahrleitungsseile
im Mastbereich Fernsehgerate Sonstige
Insgesamt
Hochspannung
Anzahl der Unfalle'
505 (143)
466 (58) 336 (55) 261 (7) 250 (72)
126 (-) 830 (82)
2774 (397)
, Zahlen in Klammern bezeichnen die tadlichen Unfalle
Anteil a An teil der tad-lichen Unfalle
% %
18,2 (36,0) 28,3
16,8 (14,6) 12,4 12,1 (13,9) 16,4 9,4 (1,8) 2,7 9,0 (18,1) 28,8
4,5 (-) 30,0 (15,6) 9,9
100 (100) 14,3
74 Statistik des Stromunfalls
Unfalle beim Schalten in Hochspannungsschaltanlagen, beim Messen, bei Priiftatigkeiten und bei der Sti:irungssuche an elektrischen Anlagen sind weitere Haufigkeitsschwerpunkte, wobei ein nicht unbetrachtlicher Anteil auf die Priiftatigkeiten an Fernsehgeraten entfallt.
Beschiiftigte von Hoch- und Tiefbauunternehmen, also Elektrolaien, verungliikken an Hochspannungsfreileitungen, an Fahrleitungen und an Hochspannungskabeln bei Hoch- und Tiefbauarbeiten und insbesondere beim Bewegen von Lasten und Fahrzeugen (Beriihrung von Freileitungen mit Forder- und Hebezeugen und mit Autokranen, Beschiidigung von Kabeln bei Erdarbeiten mit Baggern und Werkzeugen, wie Spitzhacken oder Spaten).
Tabelle 3.22. Hauptsachliche Unfallursachen beim Hochspannungsunfall elektrotechnischer Laien (Erfassungszeitraum 1969 - 1977 ~ 9 Jahre)
Hochspannung Hauptsachliche Ursachen beim Hochspannungsunfall elektrotechnischer Laien Anzahl der Anteil ' Anteil der tOd
lichen UnfaIle UnHille' % %
Organisatorische Fehler (Fehlverhalten anderer "Dritter")
Fehler der Aufsicht 444 (104) 44,0 (57,8) 23,4 Keine Aufsicht vorhanden 118 (34) 11,7 (18,9) 28,8 Fehlende Abschrankungen 69 (13) 6,8 (7,2) 18,8 Sonstiges Fehlverhalten anderer 49 (8) 4,9 (4,4) 16,3
(Verschulden Dritter)
Fehlverhalten der Verungliickten
Keine oder ungenaue Kabelplane (Organisatorische Sachfehler)
276 (54)
99 (3)
, Zahlen in Klammern bezeichnen die tOdIichen UnfaIIe
27,3 (30,0)
9,8 (1,7)
19,6
3,0
Tabelle 3.23. Unfallursachen (gruppiert) beim Hochspannungsunfall von Elektrofachkraften (Erfassungszeitraum 1969 - 1977 ~ 9 Jahre)
U nfallursachengruppen HochspannungsunfaIIe von Elektrofachkraften
Anzahl der Anteil ' Anteil der tOd-Unfalle' lichen UnfaIle
% %
Nichtbeachtung der 5 Sicherheits- 758 (128) 48,3 (66,3) 16,9 regeln
Sonstiges F ehlverhalten der 752 (137) 47,9 (71,0) 18,2 Verungliickten
F ehlverhalten anderer (Verschulden 263 (55) 16,7 (28,5) 20,9 Dritter, organisatorische Fehler)
F ehler an Geraten 141 (5) 9,0 (2,6) 3,5 Fehler an Anlagen 54 (4) 3,4 (2,1) 7,4
, Zahlen in Klammern bezeichnen die todlichen Unfalle
Arbeitsunralle durch elektrischen Strom 75
3.3.2.3 Haufigkeit der Ursachen elektrischer Unfalle im Hochspannungsbereich
Fur den Hochspannungsunfall elektrotechnischer Laien sind vorwiegend organisatorische Mangel als Unfallursachen zu nennen (Tabelle 3.22). Es sind in erster Linie Fehler der Aufsicht und die fehlende Aufsicht bei Arbeiten im Hoch- und Tiefbau. Durch die Mangel bei der Beaufsichtigung der Arbeiten kommt es beim Hochbau zur Beruhrung von Freileitungsseilen direkt mit den Auslegern von Kranen und Autokranen oder zur Beruhrung mit bewegten sperrigen Lasten, wie Betonfertigteilen, Profilleisten, Armier- und Moniereisen, Stahltragern, und zum Kontakt mit fahrbaren Leitern. Beim Tiefbau werden mit Baggerschaufeln, Schlagsonden, Handrammern, StoJ3eisen, Spitz- und Kreuzhacken, MeiJ3eln und Bohrern die Isolation von Hochspannungskabeln zerstOrt und Kurzschlusse (Erdschltisse) ausgelost. Das Fehlen von Kabelplanen, ungenaue und nicht erganzte oder nicht geanderte Kabelplane sowie mangelnde Einsichtnahme in vorhandene Kabelplane sind die Unfallursachen (Kieback 1978 c, 1979 a).
Unfallursachen beim Hochspannungsunfall von Elektrofachkriiften. Auch im Hochspannungsbereich uberwiegen bei den Stromunfallen von Elektrofachkraften - bedingt durch die unter Abschn. 3.3.1.3 erlauterten Verhaltnisse - die verhaltensbedingten Unfallursachen (Tabelle 3.23). In der Zusammenfassung der Unfallursachengruppen zeigt sich folgende Haufigkeitsverteilung: "Spannungsfreiheit nicht festgestellt" (19,0%), "U nachtsamkeit" (12,2%), "V erwechslung" (10,1 %), "F ehlende Abschrankung, Abdeckung" (10,1%), "Nicht freigeschaltet" (9,5%) und "Fehler der Aufsicht" (8,2 %).
3.4 Die zeitliche Entwicklung elektrischer UnfaUe
3.4.1 ArbeitsuntaUe durch elektrischen Strom
Fur die Arbeitsunfalle durch elektrischen Strom liegen flir die Bundesrepublik Deutschland durch die Erhebungen des Institutes zur Erforschung elektrischer Unfalle seit 1969 verlaJ31iche und annahernd vollstandige Angaben 9 aus dem industriellen und gewerblichen Bereich und aus dem Bereich der offentlichen Hand vor; von den Erhebungen nicht erfaJ3t sind Unfalle im Zustandigkeitsbereich der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften (geschatzter Anteil etwa 2%) und Unfalle bei der Bundesbahn und der Bundespost, sofern die Verungluckten nicht bei den Eigenunfallversicherungstragern des Bundes, der Lander, der Stadte und der Gemeinden versichert sind.
Arbeitsunfalle durch elektrischen Strom haben - wie die Gesamtheit der jahrlich zu verzeichnenden Arbeitsunfalle (im engeren Sinne) - im Zeitraum von 1969 bis 1978 eine deutliche rucklaufige Tendenz (Abb. 3.1; s. auch Tabelle 3.1). Der Anteil der Stromunfalle an den Arbeitsunfallen (im engeren Sinne) liegt bis 1976 etwa
9 Das Institut erfaJ3t meldepflichtige und insbesondere liber die D-Arztberichte, z. T. auch nicht meldepflichtige UnfaIle. Nicht erfaJ3t wird eine mit Sicherheit vergleichsweise noch groJ3e Anzahl nicht meldepflichtiger, nirgends gemeldeter BagatellunfaIle mit kurzzeitiger Elektrisierung der Verungllickten durch sog. Wischer
76 Statistik des Stromunfalls
4 000
150 3 000
o ~ c.
~ '0
100 ;§ 2 000
1 000
~ 4091
y-127
~
4,B4'/,
~
},Z1'/,
I I I I
~ StrjUnfOlle in Gewerbe und Industrie
~~ >< ~ Zeitliche Entwicklung der ~
" Arbeitsunfolle durch elektrischen Strom
\ ~
Todliche Stromunfolle in "\ ~
Gewerbe und lndustrie
"' ........
/
'" V ~ f\ ..........
............. Anteil der todlichen ............. ~ Stromunfolle on den todlichen ArbeitsunfOllen lim engeren Sinne I
L ~ V ""c y-
-----Anteil der Stromunfolle on den Arbeitsunfollen lim engeren Sinne I
/ 1 1 1 )..
~ 2104
"-~ 45
2,34'/,
0,14'/, 01969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 197B
Johr
Abb. 3.1. Zeitliche Entwicklung der ArbeitsunHille durch elektrischen Strom
gleichb1eibend bei 0,2%; die Stromunfalle haben sich in gleichem MaBe verandert wie die Gesamtheit der Arbeitsunfal1e; ab 1976 verringert sich jedoch dieser Antei1, die Stromunfalle nehmen verg1eichsweise starker ab a1s die ArbeitsunHille insgesamt.
Die tOdlichen Arbeitsunfalle durch e1ektrischen Strom sind im Zeitraum von 1969 bis 1978 sehr stark zuruckgegangen (von 127 im Jahre 1969 auf 45 im Jahre 1978); sie sind verg1eichsweise starker ruck1aufig a1s die Gesamtheit der tOd1ichen Arbeitsunfalle. Ihr Antei1 an den tOd1ichen Arbeitsunfallen ist daher ebenfalls stark abgesunken von 4,84% im Jahre 1969 auf2,34% im Jahre 1978.
E1ektrische Unfalle sind bei fast allen unfallbetei1igten e1ektrischen Betriebsmitteln in den Abso1utzahlen rUcklaufig. Bei einer Vielzahl von unfallbetei1igten Betriebsmitte1n ergibt sich eine gleiche Regression der Unfallzahlen wie bei der Gesamtheit der StromunHille; bei einigen nehmen die Unfallzah1en starker ab, so daB sich auch ihr Antei1 an der Gesamtheit verringert. Einige wenige sind im Antei1 steigend.
Arbeitsunfalle durch elektrischen Strom 77
Eine Ausnahme zeigt sich bei den Strol!lunfallen beim Arbeiten an Niederspannungsverteilungen; hier haben die UnfaIlzahlen seit 1969 bis 1975 absolut und anteilmaBig standig und fast linear zugenommen (Kieback 1978 a), Ab 1976 geht die Absolutzahl der Unfalle an diesen elektrischen Betriebsmitteln zwar wieder leicht zuruck, doch bleibt der Anteil weiterhin steigend, so daB Niederspannungsverteilungen weiterhin einen beachtenswerten Vorkommensschwerpunkt elektrischer Unfalle bilden,
Die standige Abnahme der Gesamtzahl der Stromunfalle im betrachteten Zeitraum - insbesondere der starke Ruckgang der tOdlichen elektrischen Unfalle - ist zweifellos Ausdruck des Erfolgs der UnfalIverhutungsmaBnahmen aller mit der Unfallverhutung betrauten Institutionen, Einen sehr wesentlichen Anteil an dies em Erfolg haben die Anstrengungen der Unfallversicherungstrager und hier maBgeblich die intensiven, auf den Stromunfall ausgerichteten Bemuhungen der Berufsgenossenschaft der Feinmechanik und Elektrotechnik und ihres Institutes, Die analysierende Betrachtung der zeitlichen Entwicklung der Gesamtzahl der tOdlichen Stromunfalle in der Bundesrepublik Deutschland (Kieback 1980) verdeutlicht den EinfluB der Unfallverhutungsarbeit der Unfallversicherungstrager; der Ruckgang der todlichen Stromunfalle ist im wesentlichen durch den Ruckgang der Arbeitsunfalle gepragt.
400
insgesomt 350
300
250
~ "" ;§ 200
'" '0
:c ~ c:
150 «
100~----+-----~-----+----~------r---~
1955 1960 1965 Johr
1970 1975
Abb.3.2. Zeitliche Entwicklung t6dlicher Unfalle
1980 durch elektrischen Strom
78 Statistik des Stromunfalls
<L>
<L> .c '-'
] = = =
<L> .c '-'
I ~
I
~
~ I !
.. !h I .. 1. ~ I .. I / Todllc e Stromunfolle Je 10 MIO. Emwohner
/ I::-~ ~ ~ /\ I ~ "--\ bl\1
~ ~ ~~
r-------/Tiidliche Arbeitsunfalle je 10000 Versicherte (bzw. Vollarbeiter 1
I I ...c..
~' "O-..:~
.. - r--
01954 1956 1959 1960 1962 1964 1966 1969 1970 1972 1974 1976 1979
Jahr
0,07
0,06 <L> C .c
0,05 ~ .~
0,04 :::E
;= <L>
0,03 <L>
co, C ~
0,02 ~ <.n
<L> .c
0,01 '-'
""0
'0 0-
Abb. 3.3. Zeitliche Entwicklung der auf die Einwohnerzahl bezogenen tOdlichen StromunfaIle
3.4.2 TOdliche Stromunfalle in der Bundesrepublik Deutschland
TOdliche Unfalle durch elektrischen Strom in der Bundesrepublik Deutschland (Statistisches Bundesamt) haben seit 1954 einen eindeutig negativen Trend (Kieback 1980). Die UnfaIle nehmen sowoh1 abso1ut als auch in den auf die Einwohnerzahl bezogenen Unfallzahlen stark ab (Abb.3.2 u. 3.3). Die Aufgliederung nach dem Unfallort zeigt, daB die Abnahme der Unfallzahlen in erster Linie durch den Ruckgang der tOdlichen ArbeitsunHi.lle bestimmt ist. TOdliche Stromunfalle im Haushalt haben - uber den Zeitraum von 1970 bis 1978 betrachtet - einen nur sehr schwach negativen Trend, der durch den leichten Ruckgang der Unfalle der Frauen bedingt ist.
Der seit 1954 zu verzeichnende Ruckgang der Wdlichen Stromunfalle zeigt sich bei der Aufschlusselung nach dem Geschlecht der Verungluckten flir die Unfalle der Manner starker ausgepragt als bei den Un fallen der Frauen. Das Unfallgeschehen der Manner wird durch den Arbeitsunfall, das der Frauen durch den Unfall im Ha ushalt bestimm t.
3.5 Literatur
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