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Vertiefung: Der Fluch des Pharaos – eine Dokumentation 56 57 Der Fluch des Pharaos Das Rätsel „Der Tod kommt auf schnellen Flügeln zu dem, der die Ruhe des Pha- raos stört.“ Dieser Fluch soll auf einer Tontafel gestanden haben, die Howard Carter im Grab des Tutanchamun fand. Kurz nach der Öff- nung des Grabes sollen folgende merkwürdige Dinge geschehen sein: Am 5. April 1923 um 2:00 Uhr früh starb der Geldgeber der Expe- dition, Lord Carnarvon, angeblich an den Folgen eines Insektensti- ches. Gleichzeitig soll in Kairo der Strom ausgefallen und in Eng- land der Lieblingshund Lord Carnarvons tot umgefallen sein. Georg Bénédict, Konservator des Louvre und Besucher der Grab- kammer, starb 1926. Der Wissenschaftler Archibald Reed starb 1924, nachdem er bei der Auswickelung der Mumie des Tutanchamuns anwesend war. Arthur Mace, Konservator am Metropolitan Museum, starb an einem Lungenleiden. Er entfernte angeblich den letzten Stein vom Eingang des Grabes. Der Literaturwissenschaftler La Fleur starb 1924 zwei Tage nach dem Besuch der Grabkammer. Howard Carter lebte jedoch noch 16 Jahre, sein Assistent, A. R. Callender, ebenfalls und Lord Carnarvons Tochter noch 25 Jahre. Das „Fluchtäfel- chen“ hat es jedenfalls nicht gegeben. Die Erklärung ist eine andere. Das Grab wird geöffnet Howard Carter (rechts) und Lord Carnarvon öffnen die Türvermaue- rung zur Sargkammer, 17. Februar 1923. M1 Die Lösung Als polnische Archäologen ab März 1973 daran gingen, die Gräber des Königs Kasimir IV. und seiner Frau Elsbieta in Krakau zu restaurieren und die Leichen auf Erhaltungszustand, mögliche Krankheiten, Para- sitenbefall und Verletzungen zu untersuchen, traten bei einigen Wis- senschaftlern Hals- und Nasenreizungen, Husten, Erschöpfungzu- stände und schließlich sogar Nierenbluten und Herzversagen auf. Es starben 12 Personen, die alle in der Gruft gearbeiteten hatten. War hier auch ein Fluch verantwortlich? Die Ärzte konnten Derartiges nicht akzeptieren. Nach sorgfältiger und mit allen Vorsichtsmaßnahmen vorgenommener Untersuchung entdeckte man neben anderen Bakterien und Pilzen den „Mörder aus der Gruft“: Aspergillus flavus, der „Gelbe Gießkannenschimmel“. Aspergillus flavus 1000-fache Vergrößerung unter dem Elektronenmikroskop M2 Steckbrief Aspergillus flavus Der Paläogeologe Ernst Rieber schreibt über den Schimmelpilz: Es handelt sich um einen Schimmelpilz, der wesent- lich an der Zersetzung organischen Materials betei- ligt ist und im Gegensatz zu grünen Pflanzen nicht das Sonnenlicht als Energiequelle nutzen kann. Deshalb findet man ihn überall im Boden und auf verrottendem Untergrund, häufig auf Mais, Erd- nüssen, Mandeln, Käse und Fleisch. Erst dort wird der „Killer“ nach Ausbildung seines Gewebes aus Zellfäden als verfilzter Belag sichtbar. M3 Bei hoher Luftfeuchtigkeit (über 90%) und Tem- peraturen von 20–30 Grad Celsius findet Aspergil- lus ideale Wuchsbedingungen vor. Äußerst gefährlich sind die Giftstoffe, die so genannten Aflotoxine. Es sind Stoffwechselpro- dukte des Pilzes. Sie bewirken Erbrechen, Magen- und Darmschmerzen, Lungenödeme und schließ- lich Koma und Tod infolge von Leber-, Nieren- und Herzversagen. Besonders gefährdet sind ältere oder durch vorherige Krankheiten geschwächte Menschen. Ernst Rieber, Der Killer im Grab, unveröffentlichtes Manuskript, Mün- chen 2005. Aufgaben 1. Worin bestand der „Fluch des Pharaos“? 2. a) Erläutere, wie das Rätsel um den „Fluch des Pharaos“ gelöst wurde. b) Welche spezielle Wirkung hat der Schimmel- pilz? Text, M3 3. a) Kopiert die Materialien dieser Doppelseite und probiert verschiedene Anordnungen aus. b) Sucht weitere Materialien und fügt sie ein. 4. Erstellt zu einem anderen Thema eine Wandzei- tung. Anregungen zur Gestaltung einer Wandzeitung: sucht eine interessante Fragestellung, z.B. „Gab es den „Fluch des Pharaos“ wirklich?“, wählt ein geeignetes Format, verwendet nur wenige, dafür aber große Abbildungen, präsentiert nicht zu viel Text, benutzt eine große Schrift, ordnet Bilder und Texte in einer erkennbaren Struktur an, etwa chronologisch oder im Uhrzeiger- sinn, fügt passende Gestaltungselemente ein.

Der Fluch des Pharaos Die Lösung Das Rätselfiles.schulbuchzentrum-online.de/pdf/978-3-14-111066-1-2-l.pdf · Vertiefung: Der Fluch des Pharaos – eine Dokumentation 56 57 Der Fluch

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Vertiefung: Der Fluch des Pharaos – eine Dokumentation

56 57

Der Fluch des Pharaos

Das Rätsel„Der Tod kommt auf schnellen Flügeln zu dem, der die Ruhe des Pha-raos stört.“ Dieser Fluch soll auf einer Tontafel gestanden haben, dieHoward Carter im Grab des Tutanchamun fand. Kurz nach der Öff-nung des Grabes sollen folgende merkwürdige Dinge geschehen sein:• Am 5. April 1923 um 2:00 Uhr früh starb der Geldgeber der Expe-

dition, Lord Carnarvon, angeblich an den Folgen eines Insektensti-ches. Gleichzeitig soll in Kairo der Strom ausgefallen und in Eng-land der Lieblingshund Lord Carnarvons tot umgefallen sein.

• Georg Bénédict, Konservator des Louvre und Besucher der Grab-kammer, starb 1926.

• Der Wissenschaftler Archibald Reed starb 1924, nachdem er bei derAuswickelung der Mumie des Tutanchamuns anwesend war.

• Arthur Mace, Konservator am Metropolitan Museum, starb aneinem Lungenleiden. Er entfernte angeblich den letzten Stein vomEingang des Grabes.

• Der Literaturwissenschaftler La Fleur starb 1924 zwei Tage nachdem Besuch der Grabkammer.

Howard Carter lebte jedoch noch 16 Jahre, sein Assistent, A. R. Callender,ebenfalls und Lord Carnarvons Tochter noch 25 Jahre. Das „Fluchtäfel-chen“ hat es jedenfalls nicht gegeben. Die Erklärung ist eine andere.

Das Grab wird geöffnetHoward Carter (rechts) und LordCarnarvon öffnen die Türvermaue-rung zur Sargkammer, 17. Februar1923.

M 1

Die LösungAls polnische Archäologen ab März 1973 daran gingen, die Gräber desKönigs Kasimir IV. und seiner Frau Elsbieta in Krakau zu restaurierenund die Leichen auf Erhaltungszustand, mögliche Krankheiten, Para-sitenbefall und Verletzungen zu untersuchen, traten bei einigen Wis-senschaftlern Hals- und Nasenreizungen, Husten, Erschöpfungzu-stände und schließlich sogar Nierenbluten und Herzversagen auf. Esstarben 12 Personen, die alle in der Gruft gearbeiteten hatten. War hierauch ein Fluch verantwortlich?

Die Ärzte konnten Derartiges nicht akzeptieren. Nach sorgfältigerund mit allen Vorsichtsmaßnahmen vorgenommener Untersuchungentdeckte man neben anderen Bakterien und Pilzen den „Mörder ausder Gruft“: Aspergillus flavus, der „Gelbe Gießkannenschimmel“.Aspergillus flavus

1000-fache Vergrößerung unterdem Elektronenmikroskop

M 2

Steckbrief Aspergillus flavus

Der Paläogeologe Ernst Rieber schreibt über denSchimmelpilz:

Es handelt sich um einen Schimmelpilz, der wesent-lich an der Zersetzung organischen Materials betei-ligt ist und im Gegensatz zu grünen Pflanzen nichtdas Sonnenlicht als Energiequelle nutzen kann.Deshalb findet man ihn überall im Boden und aufverrottendem Untergrund, häufig auf Mais, Erd-nüssen, Mandeln, Käse und Fleisch. Erst dort wirdder „Killer“ nach Ausbildung seines Gewebes ausZellfäden als verfilzter Belag sichtbar.

M 3 Bei hoher Luftfeuchtigkeit (über 90%) und Tem-peraturen von 20–30 Grad Celsius findet Aspergil-lus ideale Wuchsbedingungen vor.Äußerst gefährlich sind die Giftstoffe, die sogenannten Aflotoxine. Es sind Stoffwechselpro-dukte des Pilzes. Sie bewirken Erbrechen, Magen-und Darmschmerzen, Lungenödeme und schließ-lich Koma und Tod infolge von Leber-, Nieren- undHerzversagen. Besonders gefährdet sind ältereoder durch vorherige Krankheiten geschwächteMenschen.

Ernst Rieber, Der Killer im Grab, unveröffentlichtes Manuskript, Mün-chen 2005.

Aufgaben

1. Worin bestand der „Fluch des Pharaos“?2. a) Erläutere, wie das Rätsel um den „Fluch des

Pharaos“ gelöst wurde.b) Welche spezielle Wirkung hat der Schimmel-

pilz?➞ Text, M3

3. a) Kopiert die Materialien dieser Doppelseiteund probiert verschiedene Anordnungen aus.

b) Sucht weitere Materialien und fügt sie ein.4. Erstellt zu einem anderen Thema eine Wandzei-

tung.

Anregungen zur Gestaltung einer Wandzeitung:• sucht eine interessante Fragestellung, z.B. „Gab es den „Fluch des Pharaos“ wirklich?“,• wählt ein geeignetes Format,• verwendet nur wenige, dafür aber große Abbildungen,• präsentiert nicht zu viel Text, benutzt eine große Schrift,• ordnet Bilder und Texte in einer erkennbaren Struktur an, etwa chronologisch oder im Uhrzeiger-

sinn,• fügt passende Gestaltungselemente ein.