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Der folgende Bericht ist in KITE & friends Ausgabe 6/2010 erschienen. www.kite-and-friends.de

Der folgende Bericht ist in KITE & friends Ausgabe …verweise.spiderkites-shop.com/pdfs/atrax/KF610_Atrax.pdf · und bedienungsanleitung ... Das Design wirkt nun deutlich gefährlicher

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Der folgende Bericht ist in KITE & friends Ausgabe 6/2010 erschienen.

www.kite-and-friends.de

belastung auf das Material und die Nähte damit nicht zu groß wird. Das verwendete, schwere Polyestertuch ist dagegen eine ganz andere Nummer. Hier wurde ganz klar auf brachiale Leis-tungsentfaltung gesetzt (mehr dazu später). Die Näharbeit ist beachtlich. Jeder Stich sitzt dort, wo er sein soll, und die Klebe-arbeit an den 12 Paneelen ist präzise. Ein durchgehender Strei-fen Dacron dient als Verbindung für beide Segelhälften. Über-haupt wird mit Verstärkungen nicht gespart. Jeder Ausschnitt im Leitkantenbereich und Kiel ist doppelt und dreifach mit Dacron verstärkt, ebenso wie die Winglet-Taschen. Das Segel wird über den Kielstab mittels Klettband gespannt. Unterhalb des origina-len Exel-Kreuzes beim Standard findet man das – wie ich finde – sehr schöne Spiderkites Logo. Bei unserem Testmodell hatten die Spreizen im verwendeten Exel-Kreuz ein wenig Spiel. Um zu ver-hindern, dass die Stäbe aus dem Kreuz rutschen, wurde ein Gewebegummi um zwei Clips an den Spreizen gespannt.

Wir hatten während des gesamten Tests keinerlei Probleme mit dieser Lösung. Der Atrax L dagegen hat ein sehr solides hausei-genes Kreuz, in dem die Spreizen sehr guten Halt finden. Für das Gerippe wird ausschließlich hochwertiges 6-Millimeter- (beim Standard) und 8-Millimeter-Exel-Cruise-Kohlefaserrohr (beim L-Modell) verwendet, das im Bereich des Mittelkreuzes mit einem Inlay aufgefüttert ist. Gehalten werden die Stäbe von erstklassi-gen APA- und hauseigenen Verbindern, die sehr sauber mit Clips abgestoppt sind. Eine sehr starke Waageleine beim L lässt erah-nen, was kommen soll. Einen Entlastungsschenkel auf der Leit-kante wie beim Vorgänger gibt es nicht. Die Nase ist sauber aus Gurtband genäht und vielfach mit Dacron und weiterem Tuch verstärkt. Die Ab spannung der Leitkanten erfolgt beim Atrax L durch solide vernähte Schlaufen mit Waageleinen über Splitt-kappen, bei der Standard-Version mit einem Gewebegummi. Die doppelt umgelegte Schleppkante beherbergt selbstverständlich eine Saumschnur, die einen leise zischenden Flug garantiert.

Weiterhin weist die Schleppkante zwei kleine, aber solide Segel-latten aus Flachcarbon auf, die einem möglichen „Windeleffekt“ ent gegenwirken. In Sachen Zubehör liegt dem Atrax eine sehr

edle Corduratasche und eine Aufbau- sowie Bedie-nungsanleitung bei. Der Zusammenbau gestaltet sich problemlos. Eine geteilte Leitkante sorgt beim größe-ren L für ein wunderbar kleines Packmaß. Diese Tei-lung wurde sehr solide und haltbar ausgeführt: Alle Über gänge zu der gesperrten Alu-Außenmuffe sind wie aus dem Lehrbuch gefertigt, das CFK ist entspre-chend aufgefüllt und die Innenmuffen abgerundet, damit kein übermäßiger Kantenpressdruck entsteht. Perfekt – das hält!

AngleitenAm Startverhalten der beiden Atrax-Kites hat sich nicht viel gegenüber den Vorgängern getan. Am bes-ten lässt man sie nach dem Anziehen seitlich hoch-gleiten beziehungsweise pendeln. Um sie auf Strö-mung zu bekommen, eignet sich hervorragend ein Loop. Der Start will definitiv gelernt sein und ist sicher nicht einfach. Ein Flacherstellen der Waage am Schiebeknoten hilft bei weniger Wind etwas dabei. Hier sollte man allerdings maximal in 2-bis-3-Milli-meter-Schritten vorgehen. Sobald Strömung anliegt,

Christoph Fokken hat der Rausch der Geschwindigkeit voll gepackt, und so bietet er seinen Spiderkites-Kunden ab sofort nicht nur eine überarbeitete Version des hauseigenen Speedkites Atrax an, sondern auch eine Powerversion „L“ mit etwa 2,2 Meter Spannweite. In langen und sehr ausgiebigen Testflügen führten wir die beiden Kampfmaschinen an ihr Limit. Wie sie sich dabei geschlagen haben, lest Ihr hier!

Spiderkites im Geschwindigkeitsrausch

Fear 4/2010

Mustang 3/2010

Torero 2/2010

Rückblick KITE & friends

Verarbeitung:

ausstattung:

Preis/Leistung:

stärken

HersteLLer: spiderkitesVertrieb: Wolkenstürmerinternet: www.spiderkites.dekategorie: speed und PoweremPf. Preis: 88,– euro/159,– eurosPannWeite: 159 cm/222 cmstandHöHe: 66 cm/92 cmgeWicHt: 230 g/415 gLeitkantenLänge: 102 cm/138 cmgestänge: 6 mm/8 mm exel cruisesegeL: nylon, mylar/Polyester, mylarWaage: dreipunktwaage, ummantelte dyneema emPf. Leine: 20–35 m, 50–110 dan/ 30–40 m, 70–180 danWindbereicH: 3–6+ bft/2–5,5+ bft

atrax/atrax L

ZubeHör: edle corduratasche, aufbau- und bedienungsanleitung

schlagen die Kites sofort und ohne Vorwarnung oder Andeuten an! Beim Standard wird jeder zusätzliche Kilometer Wind in mehr Speed und vor allem auch Power umgewandelt. Unter 3 Beaufort sollte man den Standard-Atrax jedoch nicht auspacken. Hier geht der große Bruder auch deutlich besser, welcher bereits ab 2 Beaufort an nicht zu dicken Leinen druckvoll zu fliegen ist. Aber jedem Käufer dieser Kites ist klar, dass sie für mehr Wind gebaut sind, und erst dann richtig Spaß machen!

Dirigieren, aber wie?Was bei beiden Versionen sofort auffällt, sind die wirklich sehr kurzen Lenkwege. Lenkfehler sollten also tunlichst vermieden werden, denn der Versuch, diese auszugleichen, ist meist zum Scheitern verur-teilt. Beide Atrax-Modelle wollen am Laufen gehalten werden. Die Kites irgendwo zu parken, geht so gut wie gar nicht. Also ist volle Nonstop-Action angesagt – nichts für Weicheier! Der normale Atrax liefert mit zunehmendem Wind immer stärkere Impulse in Rich-tung Speed und Power. Gegen Windfenstermitte legt

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_Lenkdrachen / Atrax und Atrax L

Text: Mark Rauch

Fotos: Stefanie Rauch

Seit der Vorgängerversion des Atrax, die auch in der Ausgabe 2/2009 von KITE & friends als Bauanleitung vorgestellt wurde, hat sich Christoph Fokken einiges einfallen lassen, um den Atrax weiter zu verschärfen. Die Zielsetzung dabei war klar: einen Speed- und Powerkite für Profis und Experten zu bauen, die genau wissen, was sie tun, wenn sie sich mit diesen Spinnen-monstern den Elementen stellen. Hierzu wartet der neue Atrax mit etwas mehr Fläche und etwas weniger Streckung auf. Die Schleppkante ist tiefer gezogen als beim Vorgänger und entlang der recht geraden Leitkanten wurde eine gewisse Profilierung des Segels mit eingebaut. Das verwendete, sehr steife Mylarpaneel dient dabei nicht nur der Optik, sondern hat im Flug unter Druck den Effekt, die Leitkante in eine leichte S-Form zu zwängen. Was weiterhin sofort auffällt ist, dass die Stand-Off-Technik zurückge-ändert wurde zu einer klassischen Variante. Die Stabilität des Atrax am Windfensterrand konnte damit merklich verbessert wer-den. Das Design wirkt nun deutlich gefährlicher – wie eine Spin-ne, die blitzschnell bereit ist, ihre Beute zu schnappen!

VerarbeitungBei Spiderkites setzt man beim Standard-Atrax auf ein Nylontuch mit 44 Gramm pro Quadratmeter, beim größeren Bruder jedoch auf steifes Polyestertuch. Der Vorteil des weicheren Nylontuchs liegt darin, dass Böen etwas sanfter abgefangen werden und die Impuls-

Zwei sind nicht zu bremsen

Für einen 2,20-Meter-Kite baut der Atrax L gewaltigen Zug auf

Segellatten aus Flachcarbon verhindern einen Windeleffekt an der Schleppkante

er heftig zu und bereits ab 4 Beaufort an 75-Deka-newton-Leinen ist volle Konzentration gefordert, um den Kite unter Kontrolle zu halten. Ab 5 Beaufort sind nun auch 100er-Leinen ratsam, denn schlagarti-ge Leistungssteigerungen in den Böen gehen ans Material. Leichte Piloten werden mit der einen oder anderen 6er-Böe weggerissen und der Speed ist wirklich fett! Wir haben den Atrax bis in Böen um die 70 Stundenkilometer an 130-Dekanewton-Leinen geflogen und alles hat gehalten. Der Flug mit dem kleinen Atrax bei starkem Wind ist ein Nervenkitzel und zwar nicht nur wegen dem heftigen Speed und der ungestümen Power, die dieser kleine Kite auf-baut, sondern auch aufgrund der Herausforderung, dieses Biest unter Kontrolle zu halten. Wie wird das erst beim großen Bruder!?

Böser großer BruderDer Atrax L ist in Sachen Power eine Nummer für sich. Wie sein kleiner Bruder muss man ihn ständig in Bewegung halten oder er verliert die Strömung. Die Power, die dieser nur 2,20 Meter messende Kite dabei aufbaut, ist nicht nur beeindruckend, sondern bei stärkerem Wind sogar Furcht einflößend! Schon bei Wind um die 4 Beaufort gibt es für einen normalgewichtigen Piloten kein Halten mehr. Der Atrax L bügelt einen gnadenlos über den Acker oder den Strand. Das Ganze erfasst bei Wind um die 5 Beaufort auch richtige Brocken von Piloten, denn es scheint, als ob dem Kite das Gewicht ab einer gewissen Windstärke völlig egal wäre.

Macht der Pilot einen Fehler, so verliert der für den Wind sinnvollerweise schön steil eingestellte L schnell die Strömung, fällt dabei aber nicht vom Himmel. Vielmehr pendelt er sich hoch an den Windfensterrand, wo man ihm mit einem Loop schnell wieder die Sporen geben kann. Aber Vor-sicht: die Kraft setzt dann bei Starkwind so heftig und schlagartig ein, dass es einen 120-Kilogramm-Piloten einfach so hoch- und wegreißen kann! In unserem Test bin ich den Atrax L bis weit über den angegebenen maximalen Windbereich von gut 5 Beaufort geflogen. Am besten würde der Begriff „Dampfhammer“ diesen Kite dabei beschreiben. Es machte einfach irre Spaß, die Wiese immer schneller und heftiger plattzubügeln. Die Stärke der zu verwendenden Leinen ist abhängig vom Gewicht des Piloten, zur Not können es auch 180 Deka newton sein, die er locker und satt durch-zieht! Man sollte die starken Impulsbelastungen stets im Auge behalten und lieber zu einer etwas stärkeren Leine greifen, denn die Leistungsentfaltung ist alles andere als linear. Von der Verwendung eines Trapezes würde ich dringend abraten.

Powergrips geben zudem die Möglichkeit, jederzeit den Kite gehen zu lassen, wenn es allzu brenzlig wird.

Richtiger DrehKorrekt auf Strömung gehalten, lassen sich beide Kites schön in enge Spins ziehen, die jedoch nicht zu einer weiteren Leistungssteigerung führen. Am besten hält man die Drachen mit mittelgroßen Ach-ten als Flugbahn im Rennen, wobei der Kite idealer-weise am Rand nach unten weggeflogen wird. Das Windfenster beider Atrax-Modelle ist normal groß, allerdings hatten wir hin und wieder das Problem, dass sie trotz der geänderten Stand-Off-Technik am äußeren Windfensterrand wegklappten. Also gilt auch hier: aufpassen!

GespannflugEine Frage drängt sich natürlich beim direkten Ver-gleich der beiden Atrax-Kites auf: Geht da auch was im Gespannflug? Die Antwort ist ein klares Ja – und wie! Wir haben die beste Erfahrung mit Koppellei-nen inklusive Anknüpftampen von 200 Zentimeter Länge gemacht. Wichtig ist dabei, dass der Leitdra-chen etwas flacher gestellt wird als im normalen Soloflug bei wenig Wind. Durch einen Tampen mit Knotenleiter sollte der hintere L auch etwas steiler eingestellt werden. Um aus dem Gespann noch mehr Leistung herauszukitzeln und es dabei weiter zu stabilisieren, kann man am Mittelkreuz die Koppel-leinen etwas verkürzen.

Der Start des Gespanns geht erstaunlich einfach und benötigt nicht einmal einen Starthelfer. Auch hier sollten die Kites konstant am Laufen gehalten wer-den, aber es ist anders als beim Soloflug durchaus möglich, sie am Windfensterrand zu parken. Ein halbwegs gleichmäßiger Wind um die 2 Beaufort reicht bereits, um mit dem Gespann Spaß zu haben. Das Zusammenkoppeln nimmt den beiden Brüdern die Giftigkeit, zusammen liefern sie nun eine genia-le Dynamik, die man sonst nur bei ganz wenigen anderen Gespannen findet. Die beiden Atrax-Kites

Für wen?für Leute, die genau wissen, was ein extremer speed- und Powerkite mit einem anstellen kann, wenn man ihn nicht mit respekt behandelt. für ge-spann-Liebhaber, die auf satte Power mit ordentlichem speed stehen und dabei keine angst haben, sich bei kachelwind auf einen gewaltigen spinnen-kampf einzulassen. mark raucH

Für wen?

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_Lenkdrachen / Atrax und Atrax L

Neongrüne Spinne: Dank der durchdachten Profilierung

bildet die Leitkante im Flug ein leichtes S

Abspannung per Klettband im Kielbereich

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laufen wie auf Schienen hintereinander und sie bauen dabei einen immensen Druck auf. Der Speed ist für ein Gespann dieser Größe beachtlich. Zusam-men bringen sie bereits ab 3 Beaufort eine 130er-Leine stark zum Singen und selbst schwere Piloten haben alle Hände voll zu tun. Messerscharfe Flüge knapp über die Grasnarbe klappen wie kaum bei einem anderen Gespann. Die Spurtreue ist dabei wirklich außergewöhnlich. Man sollte aber die Pow-er bei etwas mehr Wind nie unterschätzen. Will

fLacHcarbon dabei handelt es sich nicht um runde kohlefaserrohre oder stäbe, denn flachcarbon besteht meist aus recht dünnen kohlefaserplatten. der große Vorteil besteht darin, dass eine hohe steifigkeit bei sehr geringem gewicht und vor allem geringer bauhöhe gegeben ist. bei drachen wird flachcarbon meist für segellatten verwendet, um das segel zu stabilisieren.

custom-Version unter custom-Versionen versteht man kundenspezifisch hergestellte dinge, in diesem fall drachen. der Hersteller geht dabei auf die besonderen Wünsche der kunden ein und bindet diese mit in die konstruktion ein. so entstehen meist einzelstücke, die möglicherweise wesentlich wertvoller sind als „stangenware“.

insider guide

tiPP für absolute cracks und solche, die es wer-den wollen, wird unter www.spiderkites-shop.de eine verkleinerte, von christoph fokken selbst gebaute Custom-Version des atrax angeboten – der mit zirka einem meter spannweite kleine atrax 0.65. dieser nur 80 gramm leichte atrax unterscheidet sich stark in den flugeigenschaf-ten von seinen größeren brüdern, denn er setzt in sachen agilität und irrwitzigem speed in den spins neue maßstäbe. ab einem gewissen Wind wird dieser kite fürs auge fast unsichtbar!

meHr infos

Mylarpaneele sorgen für eine Versteifung des Profils entlang der Leitkante

man das Gespann bei mehr als 4 Beaufort fliegen, empfiehlt es sich, die Waage des Standard-Atrax zu verstärken. Auch eine komplett aufgefüllte untere Querspreize ist ratsam.

Zwei außer Rand und BandAus irgendeinem Grund erinnern mich die beiden Atrax-Kites an die Schauspieler Bud Spencer und Terence Hill in ihren besten Zeiten: Der eine bären-stark mit einem Schlag härter als ein Dampfhammer, der andere blitzschnell mit einer knallharten Rechten. Beide Kites sind nicht für Anfänger geeignet und gehören in die Hände erfahrener Piloten, welche die kompromisslosen Flugeigenschaften zu schätzen wis-sen. Der Spaß an der Herausforderung sollte aber jeden ehrgeizigen Speed- und Powerkiter erfassen, und diese beiden Raufbolde sollte man unbedingt einmal Probefliegen. Wer sich auf die raue und direkte Art der beiden Atrax-Kites einlässt, wird mit äußerst beeindruckenden Flugleistungen belohnt. Total begeis-tert waren wir darüber hinaus von der fantastischen Gespanntauglichkeit. Es hat uns nicht nur sprichwört-lich „weggehauen“, wie gut diese beiden Kites mit-einander kooperieren – zu einem Preis, der beinahe unschlagbar erscheint! „Zwei Asse trumpfen auf“ und „Zwei wie Pech und Schwefel“ – Danke, Christoph Fokken, für diesen Riesenspaß beim Test! n