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1s31. ANNALEN no. 4. DER PHYSIK UND CHEMIE. XII. ner Hyrlroborncit, eine neue MineraLye- cies; oon H. HcfS. (Gclcsen in der Akadernie der Wissenschaften zu St. Petersburg den 13ten Srpteniler 1&%. ) U n t e r einer-Sammlung kaukasischer Mineralien fand sich eins, welches man fur Gyps gehalten halte. Hr. v. Wort 11, der die Mineralien in Augenschein nahm, erkannte gleich cineii Unterschied zwischen diesem Mineral und dem Gyps, und fand, dds es sich von allen Mineralien, mit dein es verwechselt werden kihnte, durch eine ungewijhnliclw Leichtschmelzbarlreit unterscheide. Im Folgendeu sind die Charaktere dieser Substanz, die ich Hydroboracit genannt babe, enthalten. Sic ist meifs, strahlig bbttrig, und bllttrigem Gyps ziemlich Hhn- lich, so weich wie Gyps, erscheint an manchen SteIIen ruthlich von einer mechanischen Reimengung eines Eisen- oxydsilicates; die dunnen B19tter sind durchscheinend; die ganze Masse ist durchlijchert , ungefihr wie wurmsti- chiges Holz, und diese hohleu Gange sind mit einer Thonmasse, die verschiedene Salze eingemengt enhdlt, ausgefiillt. Das specifische Gewicht des Minerals ist annYhernd = 1,9. Der Hydroboracit, sorgfiltig von der begIeitcnden Substanz ausgesucht, verhielt sich wie folgt: In einer Glasriihre erhilzt, giebt er vie1 .Wasser ab; vor dem Lothrohr schlnilzt er leiclit zu einem klnren ungcfirbten Glase, welches bei der Abkiiblung sich nicht trubt. - Die Flamme des Lothrolirs wird dadiirch etwas griinlich gefsrbt, wie voii boraisauren SaIzen. Der Hydroboracit ist im Wasser etwas aufliislich. PoggendorfC’s Annd. Bd. XXXI. 4

Der Hydroboracit, eine neue Mineralspecies

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1s31. ANNALEN n o . 4. ’ DER PHYSIK UND CHEMIE.

XII. n e r Hyrlroborncit, eine neue MineraLye- cies; oon H. HcfS.

(Gclcsen in der Akadernie der Wissenschaften zu St. Petersburg den 13ten Srpteniler 1&%. )

U n t e r einer- Sammlung kaukasischer Mineralien fand sich eins, welches man fur Gyps gehalten halte. Hr. v. W o r t 11, der die Mineralien in Augenschein nahm, erkannte gleich cineii Unterschied zwischen diesem Mineral und dem Gyps, und fand, dds es sich von allen Mineralien, mit dein es verwechselt werden kihnte, durch eine ungewijhnliclw Leichtschmelzbarlreit unterscheide.

Im Folgendeu sind die Charaktere dieser Substanz, die ich Hydroboracit genannt babe, enthalten. Sic ist meifs, strahlig bbttrig, und bllttrigem Gyps ziemlich Hhn- lich, so weich wie Gyps, erscheint an manchen SteIIen ruthlich von einer mechanischen Reimengung eines Eisen- oxydsilicates; die dunnen B19tter sind durchscheinend; die ganze Masse ist durchlijchert , ungefihr wie wurmsti- chiges Holz, und diese hohleu Gange sind mit einer Thonmasse, die verschiedene Salze eingemengt enhdlt, ausgefiillt.

Das specifische Gewicht des Minerals ist annYhernd = 1,9.

Der Hydroboracit, sorgfiltig von der begIeitcnden Substanz ausgesucht, verhielt sich wie folgt: In einer Glasriihre erhilzt, giebt er vie1 .Wasser ab; vor dem Lothrohr schlnilzt er leiclit zu einem klnren ungcfirbten Glase, welches bei der Abkiiblung sich nicht trubt. - Die Flamme des Lothrolirs wird dadiirch etwas griinlich gefsrbt, wie voii boraisauren SaIzen.

Der Hydroboracit ist im Wasser etwas aufliislich. PoggendorfC’s A n n d . Bd. XXXI. 4

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Wird er dainit gekocht, so bekomint d n s Wasser eino alkalisclic Reaction, und wenii man die filtrirte Aufliisung abdainpft, so giebt sie eiii Salzliautchen.

Der Hydroboracit v ird in Salzsaurc und Salpeter- siiure mit Hiilfe der Wariiie leicht aufgeliist. - Waren (lie Sluren nicht stark verdiinnt, so sclieidet sich beiin Erkalten Boraxsaure aus. Weim (lie bereitete Aufliisung uicht zu sauer ist, so bringt atzeudes Aininoiiiali einen starkeii Niederschlag dariii hervor. Diescr Niederschlag lijst Rich nach einem Zusatz von salzsaurein Aminoniak, riiid 1:iEst cine kauin beinerkbare Spur von Thoii'erde. Die saiire Aufltisung wird durch Aiiirnoniak nicht nieder- gesclilagen. Die durch Ammoniak gesattigte Aufliisui~g giebt rnit Kleesaure einen starken Niederschlag.

3,025 Grmm. Hydroboracit verloren d u d Gliilien 0,s Grinm., welches 26,445 Proc. Wasser anzeigt.

2,614 Grmm. verloren in einem zmeiten Versuchc 0,6555 Grmm. Wasser, welches = 26,23 Proc. ist. Das Mineral cnthalt also als Mittel aus beiden Versuchen 26,33 Proc. Wasser.

3,034 Grinm. Hydroboracit wurden mit einem Ge- niengc von kohleiisaurem und Stzendem Kali in einelu Platintiegel geschmolzen. Die geschinolzene Masse wurde uiit Wasser ausgezogen, und der ausgewaschene Riick- stand in Salzssure aufgel8st. Aus dieser Aufliisuiig wurde durch hminoniak und Kleesaure der Kalk niedergeschla- gen. Der Niederschlag, durch Gliihen in kohlensaurem K a k vcrmandelt, betrug 0,741 Grmm., welches 13,711 Proc. Kalk entspricht. - Die iibriggebliebene Auflir- sung wurde abgedampft, und der Riickstand an der Luft gegluht. Er betrug 0,325 Grmm. oder 10,71 Proc., und bestand aus Talkerde. Nirnint man nun den Verlust als Boraxsiiure an, so giebt die Analysc folgendes Resultat.

Kalk 13,74 Seuerstoff: 3,859 1 8,OO 1 Talkerde 10,71 4,141 Wasser 26,33 2341 3 Boraxsaurc 49,22 3486 4

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TJin die Menge der Boraxssure zu bestimmen, wur- den 1,109 Grmm. des Minerals in Flufsspathsaure aufge- ]fist, die Aufl6sung mit.Schwefelslure versetzt, zur T r o c h e abgedarnpft iind gegltiht. - Der Ruckstand betrug 0,7 15 Grmlo. oder 66,472 Proc. und bestand aus schwefelsau- ren Salzen.

Wenn man die in der Analyse erhaltene Menga Kalk und Talkerde als schwefelsaure Salze berechnet, so erhalt man:

Ca 13,74 = Ca S 33,OS M g 10,71 = Mg S 31,J6

GJ,4S

. ... __ ~-

Die erhaltenen 64,472 stimmen also vollkolninen mit der obigen Analyse, und demnach enthielte das Mineral kein Alkali, so dah seine alkalische Reaction blofs auf Rech- nung der basisch boraxsauren Talkerde zu setzen ware.

Diefs Resultat war. im Friihjahn: erhalten worden. Ich hatte die Arbeit aber im Soininer unterbrochen, und da ich das Resultat dieser Analyse in diesem Herbste wieder durchsah, so land ich, dafs ich bei dem letzten Versuch nur die Zahl notirt hatte, und war nicht melir sicher, ob die erhaltenen 644 schwefelsauren Salze deli schwefelsauren Kalk wit enthalten oder oicht, in welchem letztern Falle das Resultat der Analyse ein ganz anderes wsre. - Ich wiederholte also den letzten Versuch mit Flufsspathskn-e und fand 63 Proc., was obiges Resultat b estatigt.

Durch die Gefalligkeit des Hrn. v. W o e r t h hatte ich noch ein kleines, obgleich weniger reines Exemplar Hydroborncit erhalten, und wiederholte dainit die Ana- lyse auf folgende Weise:

2,15 Grmm. wurden in Salzsaure aufgelbst, sie lie- Len einen nnlSslichen Ruckstaiid von 0,031 Grmm. Die mit Ammoniak geslttigte Aufiiisung wurde mit Kleesiiure versetzt. Die Menge des erhaltenen kohlensauren Kalks

-I *

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betrug 0,5 Gimn. oder 23,159 Proc. = 13,298 Kalk- erde.

Die Aufliisung wurde zur Trockne abgednmpft und gegliiht. Ucr Kiiclrstand, in F1ufsspaths;ure aufgeliist und mit Schwefeldure abgedainpft und gegliiht , betrug 0,651 Grmm. oder 30,72 Proc., und bestand ails schwe- fclsaurer Magnesia init einer Spur Thonerde. 30,72 die- ser Snlze enlhalten aber 10,45 Talkerde.

Uni micli aiif eine directe Weise davon zii iiberzeu- gcn, ob dns Mineral ein Alkali enthalte, so wurde die in Wasser aufgeldsle schwcfclsaure Talkerde mit essigsan- rein Baryt Iiietlcrgeschlagen. Die abfiltrirte Aufliisung wurde ziir Trockne abgedampft, geIinde gegliiht, und die von Kohle noch schwan ausseliendc Masse mit Wasser gekocht. In diesem Wasser zeigte Ciirculniipapier keine Spur einer alkalischen Reaction an. - Das Kesiiltat diescr Analyse, welche mit der ersten zielnlich nahe iibereinshmt, gab:

Talkercle 10,430 3,961 10,i 1 Wasser 26,330 23,41 26,33 23,41 3 Borassaiire 49,922 343.1 49,22 3486 4

2. Annlyse. Saucrs toff. 1. ilnalyse. Mnltp.

Kalkerde 13,298 3,73 7,69 13.74} 5, 1

--.- - - 100,oo 100,oo

Die F o r d fur das Mineral ist also Ca

und rechtfertigt den vorgeschlagenen Nameu, da die Mengc der Basen sich genau verhtiit wie im Boracit, falls niaii

ihn n!iinlich, mit B e r z e l i n s iibereinstimmend, fur Mg3 B*

annimmt, und nicht wie so vide Mineralogen thun MgzB. Ich inufs schliefslich noch bemerken, dafs das vou

W i i h l e r in diesen Annal. Bd. XXVIII. p. 526 beschrie.

berie Salz Mg* B + l 6 k dadurch gerade an Interessc gewinnt, dab es nicht als ein wasserhaltiger Boracit be-

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trachtet \rerdcn kann, sondern vielmehr als eiii Salz ~ 0 1 1

eincr eigenen Sittignugsstufe. - ES ist niir nicht be-) kaiilit, ob B e rz e I i u s's Alznahme, dak der Sauerstoff tier Base sich zu der der SIure mie 1 : 4 verhalte, auf ei- neui eigenen von ihm aiigestellten VersiicIi beruht, oder auf ciner Xnalyse, die i i ~ i r e n t p g e n ist; so vie1 ist aber gewib, dnfs, weun uian die Analyse, die wir VOII S t r o - j n c y e r haben, berechuet, sie dein Multipluin 4:1 weit liiihcr koinmt als dem 3 : 1. Ich nollte mfangs, als ich bei vorlicgender Arbeit das Multipluiii 4 : 1 crliiclt, die Analyse des Boraciles wicdcrholen, unterliefs es aber, als ich im 4ten Bande des Ili.ai/c', de chtm. von Ber- z e l i u s die bestimmtc Aiigabe fand, dais es 4 : 1 scy.

XIII. Ueber ein neuw Fkrkornmcn c h Allophans in der Formdon des phstischen '1'llon.s; vom Dr. H. Bunsen in Giitiingen.

Irn funften. Eande des Schweigger 'schen Journals S. 110 theilt Hr. Sack eine Puotiz uber ein Fossil mit, welches er in den Friesdorfer l~raiiiikolilenlagei~n bei Bonn zuerst beobachtet hat. Er giebt als Bestandtheilt dessel- ben Kalkerde, Thonerde, Kieselcrdc, chvas Eisen, K Q ~ - lenssure, eine Spur von Mangan, nebst einer organiscl~m Substanz au, die er als weseutlicli zu diesem Kiiirper geli6rend betrachtet, und glaubt, dafs es eine bislicr nocl uicht bekannte Miiieralspecics sey. Da ich der Gute des Hrii. 0. K o h 1 r n u s c h eine Eur Analyse hinreichende Meoge dieser Substanz verdaoke, so habe ich sie einqr genaiicren Priifung untcrworfeii, welche zu dein Kesul- tate gefuhrt hat, dais der van Ilm. Sack fur einc neiie Mineralspecies angesprochene Kurper eine Vnrietiit des -4hphans ist. Das abweichcnde Vcrlialteo dieses Kiir- pers vor deiii Liithrolire rechtfertigt eben so sehr den