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Aus dem Institut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Institutsvorstand: O. Univ. Prof. Dr. rer. nat. Walter Arnold) Der Kaiserskorpion - Pandinus imperator Haltung, Untersuchung, Narkose und Hämolymphabnahme DIPLOMARBEIT zur Erlangung der Würde einer MAGISTRA MEDICINAE VETERINARIAE der Veterinärmedizinischen Universität Wien vorgelegt von Krickl Rita Wien, im September 2008

Der Kaiserskorpion - Pandinus imperator Haltung ... · Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 1.1 Anatomie und Physiologie 2 1.1.1 Morphologie und Segmentation 2 1.1.2 Respirationssystem

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Aus dem Institut für Wildtierkunde und Ökologie

der Veterinärmedizinischen Universität Wien

(Institutsvorstand: O. Univ. Prof. Dr. rer. nat. Walter Arnold)

Der Kaiserskorpion - Pandinus imperator

Haltung, Untersuchung, Narkose und Hämolymphabnahme

DIPLOMARBEIT

zur Erlangung der Würde einer

MAGISTRA MEDICINAE VETERINARIAE

der Veterinärmedizinischen Universität Wien

vorgelegt von

Krickl Rita

Wien, im September 2008

ubmeisch
Dissertation

1. Begutachter:

Univ. Prof. Dr. med. vet. Christian Walzer

2. Begutachter:

A. Univ. Prof Dr. med. vet. Franz Schwarzenberger

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1

1.1 Anatomie und Physiologie 2

1.1.1 Morphologie und Segmentation 2

1.1.2 Respirationssystem 4

1.1.3 Verdauungssystem 4

1.1.4 Kreislaufsystem 5

1.1.5 Hämolymphe 5

1.1.6 Reproduktion 5

1.1.7 Haut 6

1.2 Behausung 7

1.3 Ernährung 8

1.4 Handhabung 9

1.5 Erkrankungen 10

1.5.1 Präventivmaßnahmen 10

1.5.2 Untersuchung 10

2 Material und Methodik 12

2.1 Haltungsbedingungen während der Versuchsreihe 12

2.2 Anästhesie der Probanden 12

2.3 Hämolymphabnahme 14

3 Ergebnisse 15

3.1 Induktionsdauer 15

3.2 Tagesgewicht 17

3.3 Gesamtzeit der Inhalationsnarkose 18

3.4 Wiedererlangen des Righting Reflexes 19

3.5 Hämolymphe 21

4 Diskussion 22

5 Zusammenfassung 26

6 Summary 27

7 Literaturverzeichnis 28

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Körpergliederung am Beispiel eines Pandinus imperators in dorsaler Ansicht...2

Abbildung 2: Ausgewählte anatomische Strukturen am Beispiel eines Pandinus imperators in ventraler Ansicht 3

Abbildung 3: Handhabung eines Pandinus imperators mit Hilfe einer stumpfen Pinzette 9

Abbildung 4: Die Geschlechtsbestimmung eines Pandinus imperators kann an Hand der Form des Genitaloperculums und der Länge der Pectine durchgeführt werden 13

Abbildung 5: Narkosebox bestehend aus zwei Kunststoffflaschen mit Drehverschlüssen. Die einzelnen Teile sind mit einem Klebeband verbunden 13

Abbildung 6: Hämolymphabnahme beim Pandinus imperator. Die Nadel wird zwischen dem vierten und fünften Mesosomalsegment eingeführt. Um die Sicherheit zu erhöhen werden das Metasoma und die Pedipalpen fixiert 14

Abbildung 8: Induktionsdauer - Zeit vom Beginn der Inhalationsnarkose bis zum Aufheben des Aufrichtereflexes - aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich 15

Abbildung 9: Durchschnittliches Tagesgewicht in Gramm aller zehn Kaiserskorpione im Verlauf der gesamten Versuchsreihe 17

Abbildung 10: Gesamtzeit in der Narkosebox - vom Beginn bis zum Ende der Inhalationsanästhesie - aufgeteilt in Induktionszeit und Zeit bis zur Reaktionslosigkeit aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich 18

Abbildung 11: Dauer vom Ende der Inhalationsnarkose bis zum Eintreten des Aufrichtereflexes aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich 19

Abbildung 12: Dauer vom Eintreten des Aufrichtereflexes bis zur Fortbewegung aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich 20

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Körpergewicht der zehn Kaiserskorpione in Gramm an zwei Narkosetagen 17

Tabelle 2: Gewonnene Hämolymphmenge in Prozent bezogen auf das Körpergewicht aller zehn Kaiserskorpione 21

1 -

1 Einleitung

Es gibt mehr als eine Million verschiedener Arten an Invertebraten. Sie bilden damit mit über

90% die größte Gruppe im Tierreich.

Invertebraten unterscheiden sich in ihrer Biologie, Anatomie und Physiologie stark von den

restlichen Tiergruppen. Dies ist vielleicht der Grund, warum sie auch als Haustiere an

Beliebtheit gewinnen. Neben den bisher bekannten Heimtieren zählen heute auch „Exoten"

wie Reptilien, Amphibien und Invertebraten als Bestandteil jeder Tier- und Zoofachhandlung.

Mit dem steigenden Interesse an diesen Tiergruppen nimmt auch die Zahl an Exotenmessen

und Austellungen zu, bei denen man zahlreiche Arten oft zu leicht erwerben kann.

Die am häufigsten zu Hause gehaltenen Vertreter der großen Gruppe der Invertebraten

gehören zur Klasse der Spinnentiere - Arachniden, zu der unter anderem die Vogelspinnen

und die Skorpione zählen.

Die Ordnung der Skorpione - Scorpiones gliedert sich in neun Familien {Bothriuridae,

Buthidae, Chactidae, Vaejovidae, Chaerilidae, Ischnuridae, luridae, Diplocentridae und

Scorpionidae) (SISSOM, 1990). Der Kaiserskorpion - Pandinus imperator gehört zur Familie

der Scorpionidae und ist das am öftesten als Haustier gehaltene Mitglied seiner Ordnung.

Auch wenn die Pflege von Skorpionen im Vergleich zu anderen Haustieren als einfach und

unkompliziert bezeichnet wird, werden dennoch viele Haltungsfehler begangen, die auf die

Unwissenheit und Unerfahrenheit der Besitzer und Verkäufer zurückzuführen sind. Dadurch

wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass Krankheiten entstehen und Skorpione somit immer

häufiger als Patienten dem Tierarzt vorgestellt werden.

Diese Arbeit stellt einen Überblick über die Biologie und die Haltung von Skorpionen, im

Speziellen des Kaiserskorpions, dar. Außerdem werden veterinärmedizinische

Grundtechniken wie die Anästhesie und die Hämolymphabnahme am Pandinus imperator

beschrieben.

1.1 Anatomie und Physiologie

Im Folgenden wird eine Zusammenfassung über Anatomie und Physiologie von Skorpionen

gegeben. So nicht weiter angegeben, beziehen sich die Informationen auf HJELLE (1990).

1.1.1 Morphologie und Segmentation

Der Körper von Skorpionen lässt sich in zwei große Teile gliedern, den Cephalothorax -

Prosoma und das Abdomen - Opisthosoma. Das Opisthosoma teilt sich wiederum in ein

breites Präabdomen - Mesosoma und ein schmales Postabdomen - Metasoma.

Opistliosoiiia

Prosoni<i Mesosoma Met.i5oiiia 1 1 11

fy U 1

Telson ^^ i 1 1

Abbildung 1: Körpergliederung am Beispiel eines Pandinus Imperators in dorsaler Ansicht

Das Prosoma besteht aus sieben Segmenten und ist dorsal mit einem Panzer - Carapax

bedeckt, welcher mediane und laterale Augen beinhaltet. Das erste Segment repräsentiert die

Chelizeren, welche zur Nahrungsaufnahme und Körperpflege benutzt werden. Das zweite

Segment stellt die Pedipalpen dar, welche zur Immobilisation der Beute, zur Abwehr und zur

sensorischen Wahrnehmung dienen. Die vier Laufbeinpaare stellen die Anhänge der

-3

Segmente drei bis sechs dar. Das letzte Segment ist ausschließlich von embryonaler

Bedeutung und verschwindet im Laufe der Entwicklung.

Das Mesosoma besteht aus sieben Segmenten. Auf der ventralen Seite des ersten Segmentes

befinden sich die paarigen Genitaldeckel - Genitalopercula. Bei weiblichen Skorpionen sind

diese in der Medianen verschmolzen, bei männlichen Skorpionen sind sie getrennt. Unterhalb

der Genitalopercula befinden sich Genitalpapillen, welche bei Männchen doppelt angelegt

sind. Auf dem zweiten Segment des Mesosomas entspringen die Kämme - Pectines. Sie

besitzen Mechano- und Kontaktchemorezeptoren und spielen unter anderem bei der

Aufnahme von Spermatophoren eine wichtige Rolle. Die Pectines bestehen aus

Marginallamellen, Medianlamellen, Fulcra und Zähnen. Bei manchen Arten fehlen sowohl

die Medianlamellen als auch die Fulcra und bei den Zähnen variiert die Anzahl. Meist

besitzen männliche Skorpione mehr Pectinalzähne als weibliche. Die Mesosomalsegmente

drei bis sechs zeigen paarige Atemlöcher - Stigmata. Sie stellen die externe Öffnung der

Respirationsorgane - Buchlungen dar und können je nach Art unterschiedliche Formen

aufweisen. Das siebente Segment enthält keine anatomischen Besonderheiten. Zwischen den

einzelnen Teilen befinden sich intersegmentale Membranen.

Das Metasoma besteht aus fünf Segmenten und der Giftdrüse - Telson. Am Ende des fünften

Segmentes befindet sich der Anus. Der Telson teilt sich in die Blase - Vesikel und den

nadelähnlichen Stachel - Aculeus.

Pedipalpeu ^i—Pectine «—Stigmata

lenitalopercidum

Abbildung 2: Ausgewählte anatomische Strukturen am Beispiel eines Pandinus Imperators in ventraler Ansicht

1.1.2 Respirationssystem

Das Respirationssystem besteht aus vier paarigen Organen, den Buchlungen, an die jeweils

ein pulmonaler Sinus angeschlossen ist. Umhüllt sind die Buchlungen von dünnen, sich

verbindenden Gewebshäuten. Jedes Respirationsorgan gliedert sich in eine dorsale

Pulmonalkammer und ein ventrales Atrium. Die Pulmonalkammem beinhalten eine variable

Anzahl an dicht übereinander liegenden Lamellen. Bei der Respiration von Skorpionen sind

zwei Muskelgruppen beteiligt. Durch Kontraktionen des ventralen poststigmentalen Muskels

öffiien sich die Atemlöcher - Stigmata, das Atrium erweitert sich und Gas strömt ein.

Rhythmische Kontraktionen und Relaxationen der segmentalen dorsoventralen Muskelgruppe

verstärkt die Ventilation der Pulmonalkammer. Das Anspannen dieser Muskel führt zu einer

Kompression des Atriums und der Pulmonalkammer, so dass die Lamellen zusammen

gedrückt werden und die Luft aus den Stigmata entweicht. Die Entspannung der

dorsoventralen Muskeln und die gleichzeitige Kontraktion der poststigmentalen Muskeln

ermöglicht die Öffnung der Atemlöcher und lässt die Luft in das Atrium strömen. Dabei

entsteht teilweise ein Vakuum in der Pulmonalkammer, welches neuerlich Luft zwischen die

Lamellen strömen lässt. Die Hämolymphe fließt über den pulmonalen Sinus in das Lumen der

Lamellen. Der Gasaustausch findet durch Diffusion statt.

1.1.3 Verdauungssystem

Der Verdauungskanal ist ein einfacher Schlauch, der sich ventral des Herzens befindet. Er

besteht aus drei Hauptteilen:

Der Vorderdarm - Stomodeum besteht aus dem Mund, dem Pharynx und dem Ösophagus.

Der Mitteldarm - Mesenteron setzt sich aus dem Magen mit Magendrüsen, dem Dünndarm

und dem Hepatopankreas zusammen. Das Hepatopankreas produziert Verdauungsenzyme

und besitzt absorptive Zellen, welche das verdaute Material absorbieren. Dieses Organ dient

als Speicher und erlaubt Skorpionen über einen sehr langen Zeitraum zu fasten.

Der Enddarm - Proctodeum gliedert sich in den Dickdarm und den Anus.

-5

1.1.4 Kreislaufsystem

Skorpione besitzen ein großes Herz, welches sich über das gesamte Mesosoma erstreckt. Es

wird von einem perikardialen Sinus umgeben. Das Kreislaufsystem ist offen. Nachdem die

Hämolymphe durch das Herz und das arterielle System geflossen ist, sammelt sie sich in

einem ventralen Sinus. Von dort aus passiert sie die Buchlungen, gelangt über Pulmonalvenen

zu dem perikardialen Sinus und erreicht schließlich wieder das Herz.

1.1.5 Hämolymphe

Das „Blut" von Invertebraten wird als Hämolymphe bezeichnet (COOPER, 2004). Blut von

Vertebraten und Hämolymphe beinhalten viele gleiche Grundelemente. Jedoch besitzen

Invertebraten keine roten und weißen Blutzellen (DOMBROWSKI u. DE VOE, 2007).

Stattdessen gibt es Hämozyten mit zusätzlich koagulierender Funktion. Sie sind auch an der

Phagozytose und Einkapselung von Fremdmaterial beteiligt. Für den Gastransport nützen

Skorpione Hämocyanin als respiratorisches Pigment. Dabei handelt es sich um ein

kupferhaltiges Molekül, welches der Hämolymphe eine blaue Farbe verleiht (VAN

WETTERE u. LEWBART, 2007).

1.1.6 Reproduktion

Der märmliche Skorpion produziert ein Samenpaket - Spermatophore, welches er auf den

Boden über den er sich fortbewegt ablegt. Anschließend packt er einen weiblichen Skorpion

an den Pedipalpen und führt sie über die Spermatophore. Das Weibchen nimmt diese über

ihre Genitalöffnung auf (THOMAS u. ZEH, 1984) und der Samen gelangt daraufhin zum

weiblichen Ovidukt, wo die Befruchtung stattfindet. Die Schwangerschaft bei Skorpionen

dauert sehr lange, bei einigen Arten erreicht sie einen Zeitraum von bis zu einem Jahr (FRYE,

2006). Der Pandinus Imperator weist eine Trächtigkeitsdauer von bis zu zwei Jahren auf Das

Weibchen sucht sich den besten Moment, das heißt, die besten Umweltbedingungen aus,

wann sie ihre Jungen bekommen will (WEBB u. SCHIEJOK, 1999).

-6

Die neugeborenen Skorpione klettern sofort auf den Rücken ihrer Mutter, wo sie bis zu ihrer

ersten Häutung bleiben. Das kann je nach Art ein bis drei Wochen dauern. Nachdem sich die

Jungen von der Mutter gelöst haben ist es besser sie von ihr zu trennen, da sie sonst als Beute

angesehen werden könnten (PRCHAL, 1990).

Die Neugeborenen der meisten Arten sehen aus wie „lebende Kopien" ihrer Eltern, bei

einigen jedoch sind die Jungen sehr blass bis weiß, wie es auch bei Pandinus Imperator der

Fall ist. Nach zwei bis drei Häutungen erhalten sie die gleiche Farbe wie ihre Eltern (FRYE,

2006).

1.1.7 Haut

Skorpione besitzen ein hartes und trockenes Exoskelett aus Chitin (COOPER, 2004), welches

im Dunkeln bei ultraviolettem Licht fluoresziert (FRYE, 2006).

Einige Tage bevor sich Skorpione häuten verweigern sie meist die Futteraufnahme. Der

Häutungsprozess dauert ungefähr ein bis zwei Stunden und findet bevorzugt in der Nacht

statt. Die alte Epidermis spaltet sich dorsal entlang des Prosomas und des Opisthosomas.

Wenn das alte Exoskelett locker genug ist, befreit sich der Skorpion aus diesem. Fehlende

Gliedmaßen werden in mehreren Monaten neu gebildet (FRYE, 1986). Das neue Exoskelett

ist für einige Stunden noch weich, wird aber allmählich immer härter. In dieser Phase sind

Skorpione sehr anfällig für Verletzungen. Nachdem das Exoskelett hart genug ist, wird wieder

mit der Futteraufnahme begonnen (FRYE, 2006).

Häutungsprobleme kommen bei Skorpionen nur selten vor. Falls solche dennoch auftreten, ist

es hilfreich die Tiere feucht zu halten, indem man sie mit Wasser bespritzt und somit die Haut

aufweicht. In dringenden Fällen kann ein Veterinärmediziner vorsichtig das alte Exoskelett

mit einer stumpfen Pinzette abziehen (FRYE, 2006).

-7

1.2 Behausung

Invertebraten sind ectotherm, das heißt ihre Körpertemperatur ist vollständig von der

Umgebungstemperatur abhängig (WILLIAMS, 2002). Die Ordnung der Skorpione umfasst

über 1000 Arten, die auf der ganzen Welt verteilt vorkommen. Sie meiden jedoch kältere

Gebiete jenseits des 50. Breitengrades (STORCH u WELSCH, 1997). Ihre Lebensräume

reichen von feuchten Regenwäldem bis zu trockenen Wüstengebieten (FRYE, 2006). Viele

Skorpionarten leben bei gemäßigten Temperaturen zwischen 18°C und 32°C. Andere können

auch niedrigere oder höhere Temperaturen tolerieren, aber die meisten Skorpione leiden an

Stress wenn die Umgebungstemperatur 35°C übersteigt (FRYE, 1986).

Die Körpergröße von Skorpionen ist artspezifisch sehr variabel und reicht von 1,3 cm bis 18

cm (STORCH u. WELSCH, 1997). Die Behausung von Skorpionen muss demnach der Größe

und dem Verhalten der entsprechenden Art angepasst sein. Es müssen ausreichend Bewegung

sowie optimale Umweltbedingungen gewährleistet werden. Temperatur, Lichtintensität und

Luftfeuchtigkeit sind wichtige Parameter, die der Art entsprechend konstant gehalten werden

sollen um für optimale Lebensbedingungen zu sorgen. Auch auf eine gute Belüftung durch

Lüftungsgitter ist zu achten. Bei den Materialien der Behälter, in denen die Skorpione leben,

ist zu bedenken, dass sie leicht zu reinigen und desinfizieren sind. Zu empfehlen sind daher

Vollglas- oder Plastikbecken. Die Einrichtung der Terrarien soll keine Gefahr für die Tiere

darstellen. Das heißt, es dürfen keine offenen Wärmequellen vorhanden sein und die

Trinkgefäße müssen in der Größe entsprechen. Beim Bodensubstrat ist zu bedenken, dass es

dem Lebensraum angepasst ist, die Feuchtigkeit reguliert und ausreichend tief und leicht zu

wechseln ist. Durch Vorkehrungen, welche die tägliche Kontrolle aller Umweltfaktoren, des

Gesundheitszustandes der Tiere und Hygienemaßnahmen beinhaltet, werden Unwohlsein

sowie Krankheiten der Tiere vorgebeugt (COOPER u. ZWART, 2005).

Eine Photoperiode von zwölf Stunden sollte nicht überschritten werden (FRYE, 2006).

Skorpione sind nachtaktiv und bevorzugen es sich während des Tages unter Steinen oder

Wurzeln zu verstecken. Manche Arten können sich auch in den Bodengrund vergraben

(FRYE, 1986).

Der Kaiserskorpion - Pandinus Imperator ist mit einer Länge von 18 cm der größte Vertreter

aller Skorpionarten (STORCH u. WELSCH, 1997). Er stammt aus Nordafiika und wiegt

gewöhnlich unter 20 g (FRYE, 2006). Während des Tages benötigt er eine Temperatur von

25°C bis 28°C, über Nacht soll diese jedoch um ein paar Grad, bis auf Zimmertemperatur,

8

absinken. Eine Luftfeuchtigkeit in einem Bereich zwischen 65 % und 70 % ist zu empfehlen.

Der Pandinus Imperator ist eine sozial lebende Art, das heißt mehrere Tiere können in einem

Terrarium zusammen gehalten werden. Ratsam ist es ein Bodensubstrat aus einem feuchten

Vermiculit-Torf-Gemisch zu verwenden, welches 7 cm bis 10 cm tief ist, da sich der

Kaiserskorpion sehr gerne vergräbt. Eine flache, künstliche Höhle sollte als

Versteckmöglichkeit angeboten werden (WEBB u. SCHIEJOK, 1999).

1.3 Ernährung

Skorpione akzeptieren eine weite Vielfalt an Insekten als Nahrung. Unter anderem stehen

Engerlinge, Grillen, Spinnen, Motten und bei großen Arten auch Mäusejunge auf dem

Speiseplan (FRYE, 1986). Neugeborene müssen bis zu ihrer ersten Häutung nicht gefuttert

werden (FRYE, 2006). Bei insektenfressenden Invertebraten ist eine zusätzliche

Verabreichung von Kalzium, zum Beispiel über das Trinkwasser, zu empfehlen (COOPER u.

ZWART, 2005).

Wenn der Skorpion seine Beute angreift, packt er sie mit seinen Pedipalpen und injiziert eine

geringe Menge an Gift. Das immobilisierte Futter wird anschließend zur Mundregion gefiihrt

und mit Hilfe der Chelizeren zerteilt (FRYE, 1986).

Die Fütterungsfrequenz variiert je nach Alter, Größe und Aktivität, ist aber auch von der

Umgebungstemperatur abhängig. Trächtige Skorpionweibchen reduzieren flir gewöhnlich die

Futteraufnahme. Grundsätzlich sollte man einmal wöchentlich futtern. Zu viel

Nahrungsaufnahme kann zu Fettleibigkeit flihren. Empfehlenswert ist es, auch der Beute

etwas Futter in der Skorpionbehausung anzubieten. So kann sich ein ungefressenes Insekt

selber versorgen und mögliche Attacken auf den Skorpion werden vermieden (FRYE, 2006).

Die Flüssigkeitsaufnahme erfolgt hauptsächlich durch die Hämolymphe der Beute. Trotzdem

muss dem Skorpion eine zusätzliche Wasserquelle zur Verfügung gestellt werden (FRYE,

1986). Am besten eignen sich Keramik- oder Plastikgefaße, welche mit sauberem

Trinkwasser gefüllt sind. Sie dürfen jedoch nicht zu flach sein, weil sonst die

Flüssigkeitsaufnahme nicht möglich ist; zu tiefe Gefäße stellen eine Gefahr des Ertrinkens dar

(FRYE, 2006).

-9-

1.4 Handhabung

Bevor man sich einen Skorpion als Heimtier anschafft, ist es wichtig sich seiner

Gefährlichkeit bewusst zu werden, da alle Skorpione einen Giftstachel besitzen (FRYE,

2006). Nicht nur durch den Stachel, sondern auch durch die Pedipalpen können Verletzungen

entstehen. Der Stich der meisten zu Hause gehaltenen Skorpionarten, wie auch der des

Kaiserskorpions, ist mit einem Bienenstich zu vergleichen. Andere Arten besitzen jedoch ein

starkes Gift, welches sehr gefährlich für den Menschen sein kann.

Zur genaueren Betrachtung eignen sich transparente und verschließbare Plastik- oder

Glasbehälter. Wie in Abbildung 3 gezeigt wird, kann man Skorpione mit einer langen,

stumpfen Pinzette hochheben, indem man sie cranial des Telsons mit wenig Druck fasst

(FRYE, 2006).

Abbildung 3: Handhabung eines Pandinus Imperators mit Hilfe einer stumpfen Pinzette

Um die Hantierung mit Skorpionen zu vereinfachen, kann man sie für 30 Minuten einer

Temperatur von 4°C aussetzen. Hypothermie hat aber keine analgetische Wirkung. Wenn

schmerzhafte Prozesse durchgeführt werden, müssen Skorpione einer Anästhesie unterzogen

werden (WILLIAMS, 2002).

10

1.5 Erkrankungen

Die Krankheiten von Skorpionen können infektiöser und nicht infektiöser Natur sein. Nicht

infektiöse Krankheiten kommen aufgrund von nicht artgerechten Haltungsbedingungen, wie

zum Beispiel den Umweltfaktoren, am häufigsten vor (COOPER u. ZWART, 2005). Ursache

von infektiösen Krankheiten können Pilze, Bakterien, Rickettsien und Viren sein. Endo- und

Ektoparasiten können ebenfalls ein Gesundheitsproblem von Skorpionen darstellen (FRYE,

2006).

1.5.1 Präventivmaßnahmen

Um Krankheiten vorzubeugen sind strenge Hygienemaßnahmen erforderlich. Bei der

Reinigung der Skorpionbehälter soll Leitungswasser verwendet werden und zur Desinfektion

eignet sich zum Beispiel dreiprozentiges Wasserstoffperoxid. Neben der Hygiene ist ein gutes

Handlungsumfeld wichtig, damit für die passende Temperatur und Luftfeuchtigkeit gesorgt

wird. Auch die Quarantäne-Haltung erkrankter oder neu erworbener Skorpione ist zu

beachten (COOPER u. ZWART, 2005). Für letztere ist eine Mindestquarantänezeit von 30

Tagen einzuhalten (PIZZI, 2004). Während dieser Zeit sollen die Skorpione einzeln in

sauberen Behältern gehalten und regelmäßig auf Krankheitszeichen kontrolliert werden

(COOPER u. ZWART, 2005).

1.5.2 Untersuchung

Bei Skorpionen ist es nicht möglich einen exakten Untersuchungsgang wie bei Hunden und

Katzen durchzuführen, trotzdem kann auf einige Punkte geachtet werden (WILLIAMS,

2002):

Sehr wichtig ist es eine möglichst genaue Anamnese zu erheben. Diese beinhaltet die

Feststellung der Art, ob es ein gefangenes Tier ist oder aus einer Nachzucht stammt

beziehungsweise wie lange es schon in Gefangenschaft oder bei dem Halter lebt.

Anschließend müssen die Haltungsbedingungen erhoben werden. Dabei sollten einige

bedeutende Fragen beantwortet werden: Handelt es sich um eine Einzelhaltung oder werden

11

mehrere Skorpione gemeinsam gehalten? Wie schaut die Behausung in Bezug auf Größe,

Material und Umweltbedingungen aus? Liegen Temperatur und Luftfeuchtigkeit im richtigen

Bereich? Welches Bodensubstrat wird verwendet? Stellen Terrarieneinrichtungen eine Gefahr

fur die Tiere dar? Welche Insekten werden gefüttert und in welchem Intervall?

(DOMBROWSKI u. DE VOE, 2007). Anschließend sind Fragen bezüglich des

Krankheitsverlaufes zu stellen: Welche Symptome sind aufgefallen und seit wann bestehen

sie? Sind mehrere Tiere betroffen? Liegen eventuell schon Todesfalle vor? Mögliche

Symptome können Fressunlust, Diarrhöe, Verfärbungen, Schwellungen, Deformierungen und

fehlende beziehungsweise deformierte Gliedmaßen sein (COOPER u. ZWART, 2005).

Gewichtsverlust ist durch regelmäßiges Abwiegen der Tiere relativ einfach festzustellen.

Auch auf das Verhalten der Skorpione ist täglich zu achten, damit auf Veränderungen rasch

reagiert werden kann (COOPER, 2004).

Meist lässt sich aufgrund der Anamnese und der Symptome eine Diagnose stellen. In einigen

Fällen sind zusätzliche Laboruntersuchungen nötig (COOPER u. CUNNINGHAM, 1991).

Die Behandlung von Krankheiten ist durch eine Reihe von Medikamenten oder chirurgischen

Eingriffen möglich. In vielen Fällen verschwinden Symptome nach einer Haltungsumstellung

und Änderung der Umweltbedingungen (COOPER, 2004).

12

2 Material und Methodik

2.1 Haltungsbedingungen während der Versuchsreihe

Im Rahmen zweier Diplomarbeiten (Rita Krickl, Melinda de Mul) an der

Veterinärmedizinischen Universität in Wien wurde eine Versuchsreihe mit Skorpionen

durchgeführt.

Zehn Kaiserskorpione wurden in der für diese Tierart entsprechenden Einzelterrarien

gehalten. Dabei handelte es sich um Vollplastikboxen mit einer Größe von ungefähr 40 cm x

30 cm X 30 cm. Sowohl in der Decke als auch auf einer Seitenfläche befanden sich eingebaute

Belüftungsgitter. Als Wärme- und Lichtquelle diente in jedem Terrarium ein 20 Watt

Halogenspot. Die Photoperiode betrug zehn Stunden am Tag und es herrschte durchschnittlich

eine Temperatur von ITC. Die Luftfeuchtigkeit wurde durch täglich mehrmaliges

Wassersprühen auf durchschnittlich 70 % gehalten. Als Bodensubstrat wurde Tannenrinde

verwendet, welche drei Zentimeter tief eingestreut wurde. Es befand sich eine

Versteckmöglichkeit und eine Trinkschale aus Keramik in jedem Terrarium. Die Tiere

wurden einmal wöchentlich mit jeweils einem Heimchen gefuttert.

2.2 Anästhesie der Probanden

Die zehn Kaiserskorpione wurden während der Versuchsreihe dreimal in Narkose gelegt. Der

Abstand zwischen den ersten zwei Anästhesien betrug ungefähr zwölf Wochen. Zwischen der

zweiten und dritten Narkose lagen elf Tage. Bei der ersten und der zweiten Anästhesie wurde

von allen Tieren Hämolymphe gewonnen. Während der Narkose woirde eine

Geschlechtsbestimmung der Skorpione durchgeführt (Geschlechterdarstellung siehe

Abbildung 4).

13-

Müiuilidier Pandinus inifterator Wiriblidier Pandinus impcrator

Abbildung 4: Die Geschlechtsbestimmung eines Pandinus imperators kann an Hand der Form des Genitaloperculums und der Länge der Pectine durchgeführt werden.

Während der Anästhesie kamen die zehn Skorpione nacheinander in eine Narkosebox, welche

aus zwei Kunststoffflaschenhälften mit Drehverschlüssen angefertigt wurde (Narkosebox

dargestelh in Abbildung 5).

Abbildung 5: Narkosebox bestehend aus zwei KunststofTflaschen mit Drehverschlüssen. Die einzelnen Teile sind mit einem Klebeband verbunden.

Nachdem ein Skorpion in eine Flaschenhälfte gesetzt wurde, wurden die zwei Hälften

ineinander gesteckt und mit einem Klebeband möglichst gasdicht verbunden. Über ein

Flaschenende wurden Inhalationsgas - Isofluran und Sauerstoff zugeführt. Der

14-

Drehverschluss des zweiten Endes wurde zur manuellen Druckregulierung des Systems

verwendet, indem er gegebenenfalls leicht geöffnet wurde. Der Gasdruck im Narkosesystem

wurde anhand der Spannung des angehängten Atembeutels gemessen. Das Inhalationsgas

wurde in einer Konzentration von 5 % und der Sauerstoff mit einem Durchfluss von 1 1/min

verabreicht. Es wurden alle Narkosestadien (Induktionsdauer, Zeit bis zur Reaktionslosigkeit,

Zeit bis zum Wiedererlangen des Aufrichtereflexes, Zeit bis zur Fortbewegung) genau

beobachtet, zeitlich gestoppt und protokolliert. Die Raumtemperatur während der Anästhesien

betrug durchschnittlich 23°C.

2.3 Hämolymphabnahme

Bei allen Tieren wurde unter Narkose Hämolymphe abgenommen. Gewonnen wurden die

Proben durch direkte Punktion des Herzens wie es in Abbildung 6 dargestellt wird. Dabei

wurde eine 26 Gauge (0,45 mm Durchmesser) und 23 mm lange Nadel mit einem Winkel von

ungefähr 45 Grad dorsal zwischen dem vierten und dem fünften Mesosomalsegment durch die

intersegmentale Membran gefuhrt. Die erhaltene Hämolymphe kam in ein drei Milliliter

fassendes mit Lithium-Heparin vorpräpariertes Probenröhrchen. Das Körpergewicht der zehn

Kaiserskorpione wurde während der gesamten Versuchsreihe durch regelmäßiges Wiegen auf

einer digitalen Waage festgehalten.

Abbildung 6: Hämolymphabnahme beim Pandinus Imperator. Die Nadel wird zwischen dem vierten und fünften Mesosomalsegment eingeführt. Um die Sicherheit zu erhöhen werden das Metasoma und die Pedipalpen fixiert.

15

3 Ergebnisse

Die Kaiserskorpione wurden von 1 bis 10 durchnummeriert und während der Anästhesie einer

Geschlechtsbestimmung unterzogen. Die Tiere 1, 3, 5 und 7 sind weiblich (w). Bei den

Nummern 2, 4, 6, 8, 9 und 10 handeh es sich um männliche (m) Skorpione. Die

protokollierten Narkosen fanden am 19. Juni 2008 und am 01. Juli 2008 statt. Die erste

Anästhesie am 25. März 2008 konnte aufgrund einer nicht vergleichbaren Messmethode nicht

zur Auswertung herangezogen werden.

3.1 Induktionsdauer

Es wurde die Zeit zwischen dem Beginn der Inhalationsnarkose, mit Sauerstoff und Isofluran,

bis zum Aufheben des Aufrichtereflexes - Righting Reflex gemessen. Diese Zeitspanne wird

als Induktionsdauer bezeichnet. Der Aufrichtereflex ist dann aufgehoben, wenn sich der am

Rücken liegende Skorpion nicht mehr von selber umdrehen und aufrichten kann.

4)

51:00 48:00 45:00 42:00 39:00 36:00 33:00 30:00 27:00 24:00 21:00 18:00 15:00 12:00 09:00 06:00 03:00 00:00

Induktionsdauer

^H 19.06.08

mmm 01.07.08

• - - - Mittelwert

Iw 2m 3w 4m 5w 6m 7w 8m 9m 10m

Skorpion

Abbildung 7: Induktionsdauer - Zeit vom Beginn der Inhalationsnarkose bis zum Aufheben des Aufrichtereflexes - aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich

-16

Wie in Abbildung 7 ersichtlich, gab es erhebliche individuelle Unterschiede in der

Induktionsdauer. Der Mittelwert betrug 15 Minuten und 47 Sekunden, die

Standardabweichung 10 Minuten und 54 Sekunden. Auffallend ist, dass bei Skorpion 6m

sowohl während der ersten als auch der zweiten Narkose die Zeit bis zum Aufheben des

Aufrichtereflexes am längsten dauerte. Am 19. Juni 2008 betrug sie 41 Minuten und 05

Sekunden, am 01. Juli 2008 45 Minuten und 55 Sekunden. Dementsprechend lagen die Werte

bei beiden Malen über der zweifachen Spanne der Standardabweichung. Aus diesem Grund

wurde Skorpion 6m aus der Berechnung genommen und emeut der Mittelwert und die

Standardabweichung berechnet. Daraus resultierte, dass der Mittelwert 12 Minuten und 42

Sekunden und die Standardabweichung 05 Minuten und 37 Sekunden betrugen. Das

entspricht einer 19,5prozentigen Änderung des Mittelwertes und einer 48,4prozentigen

Änderung der Standardabweichung ohne Berücksichtigung von Skorpion 6m. Basierend auf

diesem reduzierten Datensatz wurde ein Signifikanztest (unabhängiger t-Test) der

Induktionsdauer durchgeführt. Der Wert t ergab -1,12, tkrit unter der Annahme eines

5prozentigen Signifikanzniveaus 2,36. Da 111 < tkrit, ist die Änderung der aufgenommenen

Induktionszeiten nicht signifikant. Die im gesamten kürzeste Induktionszeit wies am 19. Juni

2008 Skorpion 8m mit 05 Minuten und 05 Sekunden auf Skorpion 3w ist ebenfalls

nennenswert, da die Induktionsdauer der zweiten Anästhesie mehr als das 3,8fache der ersten

betrug.

-17

3.2 Tagesgewicht

Durchschnittliches Tagesgewicht der zehn Kaiserskorpione

E E «s u

e

4) 00 « a u

••o

-Gewicht

23.02.04 23.03.04 23.04.04 23.05.04

Tag

23.06.04

Abbildung 8: Durchschnittliches Tagesgewicht in Gramm aller zehn Kaiserskorpione im Verlauf der gesamten Versuchsreihe

Tabelle 1: Körpergewicht der zehn Kaiserskorpione in Gramm an zwei Narkosetagen

Gewicht (g) am 19.06.08 Gewiclit (g) am 01.07.08 Differenz Skorpion 1 w 15,80 15,30 0,50 Skorpion 2 m 17,80 17,80 0,00 Skorpion 3 w 17,60 17,60 0,00 Skorpion 4 m 14,30 14,50 0,20 Skorpion 5 w 15,60 15,30 0,30 Skorpion 6 m 19,70 19,00 0,70 Skorpion 7 w 19,50 19,20 0,30 Skorpion 8 m 15,80 15,00 0,80 Skorpion 9 m 17,30 15,80 1,50 Skorpion 10 m 17,90 16,60 1,30

Wie in Abbildung 8 ersichtlich, schwankt das durchschnittliche Tagesgewicht aller zehn

Kaiserskorpione stark. Das niedrigste Durchschnittsgewicht wurde am 25. Juni 2008 mit

16,42 g, das höchste am 19. März 2008 mit 17,16 g gemessen. Das bedeutet, dass die

maximale Schwankung 4,3 % (0,74 g) beträgt. Tabelle 1 zeigt die Differenzen des

Körpergewichtes der einzelnen Kaiserskorpione an den zwei Narkosetagen. Skorpion 9m

verzeichnete mit -1,50 g den größten Gewichtsunterschied. Skorpion 2m und 3w wiesen an

beiden Anästhesietagen ein gleiches Gewicht auf. Im gesamten lagen bei drei Skorpionen -

8m, 9m, und 1 Om - die Gewichtsdifferenz über der in Abbildung 8 dargestellten maximalen

Schwankung.

-18-

3.3 Gesamtzeit der Inhalationsnarkose

Bei der Gesamtzeit welche die Skorpione in der Narkosebox verbringen mussten, also der

Zeit vom Beginn der Inhalationsnarkose bis zum Abdrehen des Gasgemisches, gab es

ebenfalls erhebliche Unterschiede. Das Gas wurde erst bei einer ausreichenden

Anästhesietiefe, sobald die Tiere nicht mehr auf externe Reize reagierten, abgedreht. Der

Mittelwert betrug 20 Minuten und 48 Sekunden, die Standardabweichung 10 Minuten und 28

Sekunden. Die höchste Gesamtzeit in der Narkosebox wurde bei Skorpion 6m mit 48

Minuten, die niedrigste bei Skorpion 3w mit 08 Minuten und 55 Sekunden gemessen.

Dementsprechend lagen die Werte bei Skorpion 6m beide Male und bei Skorpion 3w am 19.

Juni 2008 außerhalb der Spanne der Standardabweichung. Die Zeit, welche nach der

Aufhebung des Righting Reflexes bis zum Ende der Inhalationsnarkose vergeht, wird als Delta

bezeichnet. Der Zeitpunkt des Abdrehens des Gases wurde bestimmt, indem der Skorpion am

Rücken liegend nicht mehr auf äußere Manipulationen der Narkosebox mit Abwehrreaktionen

und Bewegungen reagierte.

Gesamtzeit in der Narkosebox

Skorpion / Narkosedatum

• Delta 2

• Induktionsdauer 2

• Delta 1

• Induktionsdauer 1

Abbildung 9: Gesamtzeit in der Narkosebox - vom Beginn bis zum Ende der Inhalationsanästhesie aufgeteilt in Induktionszeit und Zeit bis zur Reaktionslosigkeit aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich

-19

Die Zeit, zwischen dem Zeitpunkt wo der Aufrichtereflex nicht mehr vorhanden war, bis zum

Ende der Inhalationsnarkose, dauerte wie in Abbildung 9 ersichtlich bei Skorpion 4m an

beiden Narkosetagen jeweils am längsten. Sie betrug bei der ersten Anästhesie 12 Minuten

und 05 Sekunden und bei der zweiten 08 Minuten und 15 Sekunden. Das heißt die Deltazeit

war bei diesem Tier jeweils länger als die Induktionsdauer. Die kürzeste Deltazeit, nämlich 01

Minute und 10 Sekunden, wurde bei Skorpion 3w am 01. Juli 2008 gemessen. Der Mittelwert

der Deltazeiten betrug 05 Minuten und 01 Sekunde, die Standardabweichung 03 Minuten und

13 Sekunden. Demzufolge befanden sich die Messergebnisse von 6 Skorpionen - 2m, 3w, 4m,

5w, 7w und 9m - außerhalb der Spanne der Standardabweichung.

3.4 Wiedererlangen des Righting Reflexes

Die Zeitspannen zwischen dem Abdrehen des Inhalationsgases und dem Erhalten des

Aufrichtereflexes ergaben bei den zehn Kaiserskorpionen erhebliche Abweichungen. Der

Righting Reflex ist dann wieder vorhanden, wenn der am Rücken liegende Skorpion in der

Lage ist, sich von alleine um2aidrehen und sich in Bauchposition befindet.

Dauer vom Ende der Inhalationsnarkose bis zum Eintreten des Aufrichtereflexes

30:00

119.06.08

101.07.08

Iw 2ni 3w 4iii 5w 6iu 7w Biu 9m lOiu

Skorpion

Abbildung 10: Dauer vom Ende der Inhalationsnarkose bis zum Eintreten des Aufrichtereflexes aller zehn Kaiserskorpione im Vergleich

20

Wie in Abbildung 10 ersichtlich, betrug die Zeitdauer vom Ende der Gasanästhesie bis zum

selbständigen Umdrehen bei Skorpion Iw am 19. Juni 2008 mit 27 Minuten und 10 Sekunden

am längsten. Auffallend ist, dass bei Skorpion 2m diese Zeit bei der zweiten Narkose um das

6,3fache niedriger war als bei der ersten. Die Skorpione 5w und 9m zeigten am 19. Juni 2008

unmittelbar nach Entnahme aus der Narkosebox wieder einen Aufrichtereflex.

In Abbildung 11 ist erkennbar, dass sich die Dauer zwischen dem Erhalten des

Aufrichtereflexes und der selbständigen Fortbewegung bei acht Kaiserskorpionen in einer

Spanne von unter einer Minute bewegte.

Dauer vom Eintreten des Aufrichtereflexes bis zur Fortbewegung

s V

•9 S

S

450

400

350

300

250

200

ISO

100

50

0 gi • I

• 19.06.08

• 01.07.08

Iw 2iii 3w 4m 5w 6ni 7w Bm 9ni lOni

Skorpion

Abbildung 11: Dauer vom Eintreten des Aufriclitereflexes bis zur Fortbewegung aller zehn Kaisersiiorpione im Vergleich

Skorpion 6m machte die ersten Schritte am zweiten Narkosetag erst 63 Sekunden nach

Eintreten des Righting Reflexes und Skorpion 7w saß für 06 Minuten und 35 Sekunden noch

still. Am 19. Juni 2008 trat eine Fortbewegung von Skorpion 5w, 6m, 7w und 9m unmittelbar

nach dem Vorhandensein des Aufrichtereflexes ein.

21-

3.5 Hämolymphe

Wie in Tabelle 2 ersichtlich, wurde bei jedem Skorpion zweimal Hämolymphe abgenommen,

am 25. März 2008 und am 19. Juni 2008. Vor der Probenentnahme wurde das Gewicht der

Tiere bestimmt, um den gewonnenen Prozentsatz in Bezug auf das Körpergewicht zu

erhalten.

Tabelle 2: Gewonnene Hämolymphmenge in Prozent bezogen auf das Körpergewicht aller zehn Kaiserskorpione

25.03.08 19.06.08 Gewicht (g) Hämolymphe (ml) % Gewicht (g) Hämolymphe (ml) o/o

Skorpion 1 w 15,70 0,35 2,23 15,80 0,30 1,90 Skorpion 2 m 18,20 0,35 1,92 17,80 0,35 1,97 Skorpion 3 w 17,30 0,26 1,50 17,60 0,40 2,27 Skorpion 4 m 14,10 0,35 2,48 14,30 0,50 3,50 Skorpion 5 w 15,50 0,40 2,58 15,60 0,30 1,92 Skorpion 6 m 20,20 0,50 2,48 19,70 0,50 2,54 Skorpion 7 w 18,90 0,37 1,96 19,50 0,50 2,56 Skorpion 8 m 15,60 0,40 2,56 15,80 0,50 3,16 Skorpion 9 m 17,70 0,32 1,81 17,30 0,30 1,73 Skorpion 10 m 17,40 0,25 1,44 17,90 0,40 2,23

Die erhaltene Hämolymphmenge reichte von 0,25 ml bis 0,50 ml. Bei Skorpion 4m wurde am

zweiten Anästhesietag mit 3,50 % der größte prozentuelle Anteil bezüglich der Körpermasse

abgenommen.

22-

4 Diskussion

Wie in den Ergebnissen ersichtlich, sind der Verlauf, die Steuerung und die Zeiten der

verschiedenen Narkosestadien (Induktionsdauer, Zeit bis zur Reaktionslosigkeit, Zeit bis zum

Wiedererlangen des Aufrichtereflexes, Zeit bis zur Fortbewegung) individuell sehr

unterschiedlich - dies unterscheidet sich von den Aussagen der Literatur. FRYE (2006)

beschreibt, dass Skorpione bei Raumtemperatur unter Verwendung eines 3 bis 4 %igem

Sauerstoff-/5q/7Mra«-Gemisches innerhalb von 3 bis 4 Minuten ausreichend anästhesiert sind.

Wie in Abbildung 7 gezeigt, reichten die Zeiten bei der Narkose mit 5 %igem Isofluran und

einem Sauerstoffdurchfluss von 1 1/min vom Beginn der Anästhesie bis zur Aufhebung des

Aufrichtereflexes von 05 Minuten und 05 Sekunden bis 45 Minuten und 55 Sekunden. Auch

lagen teilweise die Zeiten bis zum Verlust des Righting Reflexes selber Skorpione an den zwei

Narkosetagen weit auseinander. Der Mittelwert betrug 15 Minuten und 47 Sekunden, die

Standardabweichung 10 Minuten und 54 Sekunden. Bei Skorpion 6m lagen die Werte an

beiden Anästhesietagen über der zweifachen Spanne der Standardabweichung. Aus diesem

Grund wurde Skorpion 6m aus der Berechnung genommen und erneut der Mittelwert und die

Standardabweichung berechnet. Daraus resultierte, dass der Mittelwert 12 Minuten und 42

Sekunden und die Standardabweichung 05 Minuten und 37 Sekunden betrugen. Ein

Signifikanztest (unabhängiger t-Test) zeigte, dass die Änderung der aufgenommenen

Induktionszeiten nicht signifikant ist. Daher ist aufgrund der individuellen Unterschiede eine

durchschnittliche Arbeitsaufwandschätzung in der klinischen Umgebung durch einen

Veterinärmediziner im Vorhinein nicht eindeutig einzuschätzen.

Wie in Abbildung 8 gezeigt wird, lag die maximale Schwankung des durchschnittlichen

Tagesgewichtes der zehn Skorpione bei 4,3 % (0,74 g). Bei drei Skorpionen - 8m, 9m und

10m - befand sich die individuelle Gewichtsdifferenz an den zwei Narkosetagen über dieser

Grenze. Diese Skorpione zeigten auch große Unterschiede in der Dauer bis zur Aufhebung

des Aufrichtereflexes an den einzelnen Anästhesietagen. Sowohl Skorpion 8m als auch

Skorpion 9m wiesen am zweiten Tag eine längere Induktionsdauer auf, Skorpion 10m am

ersten, obwohl alle am 19. Juni 2008 ein höheres Gewicht hatten. Anhand von Skorpion 3w

lässt sich darauf schließen, dass das Körpergewicht aber nicht der ausschlaggebende

-23

Parameter der individuellen Unterschiede der Induktionszeiten sein kann. Dieser Skorpion

behielt ein konstantes Gewicht und die Zeit bis zum Verlust des Aufrichtereflexes betrug am

zweiten Narkosetag das 3,8fache des ersten.

Die Anästhesietiefe der Skorpione in der Narkosebox ist sehr schwer zu erkermen. COOPER

u. ZWART (2005) schreiben, dass Unbeweglichkeit und Verlust des Aufrichtereflexes bei

Invertebraten Indizien für ein chirurgisches Stadium sind. Die Tiere lassen sich durch

Manipulation des Plastikbehälters auf den Rücken drehen und man kann so feststellen, ob der

Aufrichtereflex bereits aufgehoben ist. Sie kämpfen jedoch mit starken Abwehrreaktionen

und Beinbewegungen gegen diesen Zustand fur einen relativ langen Zeitraum an. In

Abbildung 9 ist zu sehen, dass die Zeit vom Verlust des Aufrichtereflexes bis zur

Reaktionslosigkeit bis zu mehr als 12 Minuten dauern kann. Daher ist der Righting Reflex

entgegen den Angaben von COOPER u. ZWART (2005) nicht geeignet um die chirurgische

Tiefe festzustellen. Auch ist zu erwähnen, dass sich bereits ruhig am Rücken liegende

Skorpione durch einen Reiz, zum Beispiel durch Manipulation der Narkosebox, wieder auf

den Bauch drehen können. Dementsprechend ist ausreichend lange auf das Beenden der

Narkose zu warten, so lange bis die Tiere eine Manipulationsintoleranz zeigen, indem sie

nicht mehr in der Lage sind sich selbständig umzudrehen.

Die Aufwachphase und deren Dauer sind bei Skorpionen in der Literatur nicht detailliert

beschrieben, wohl aber bei ihren Verwandten, den Vogelspinnen. lETSWAARD (1996)

schreibt, dass die Aufwachphase nach einer Inhalationsnarkose bei Vogelspinnen 2 bis 5

Stunden dauern kann. PIZZI (2006) behauptet hingegen, dass Vogelspinnen leichte

Beinbewegungen bereits 3 bis 20 Minuten nach einer Anästhesie zeigen und nach 30 bis 120

Minuten mit der Fortbewegung beginnen. Gelangen die anästhesierten Skorpione aus der

Narkosebox in die Raumluft, kann es recht schnell gehen bis ihr Righting Reflex wieder

vorhanden ist und sie aus der Narkose aufwachen. Abbildung 10 zeigt, dass es auch in der

Dauer vom Beenden der Gasnarkose bis zum Eintreten des Aufrichtereflexes große

individuelle Unterschiede gibt. Skorpion Iw lag am ersten Narkosetag über 27 Minuten auf

dem Rücken, während die Skorpione 5w und 9m unmittelbar nach Entnahme aus der

Narkosebox wieder einen Aufrichtereflex zeigten. Auch bei denselben Skorpionen gab es

individuelle Zeitdifferenzen zwischen dem ersten und dem zweiten Anästhesietag. Wie in

Abbildung 11 ersichtlich, betrug die maximale Dauer vom Erlangen des Aufrichtereflexes bis

zum Beginn einer Fortbewegung 06 Minuten und 35 Sekunden. Acht Skorpione konnten

bereits innerhalb einer Minute gehen. Trotz der teilweise kurzen Zeiten in denen die Tiere

24-

eine tiefe Anästhesie zeigten, waren sie jedoch immer ausreichend betäubt, sodass eine

Hämolymphentnahme in jedem Fall möglich war. Die Zeit reichte aus um exakte

Betrachtungen des Körpers, Geschlechtsbestimmungen und Probengewinnungen

durchzuführen. Wenn längere Prozeduren, wie zum Beispiel eine Exoskelettentfemung bei

Häutungsproblemen, chirurgische Eingriffe oder spezielle Therapien geplant sind, ist es zu

empfehlen eine Operationskammer anzufertigen. So ist das Tier während der Behandlung

ständig dem Narkosegas ausgesetzt und es können auch längere, schmerzhafte Eingriffe

durchgeführt werden. Zu beachten ist, dass solche Kammern das ganze Tier umgeben müssen

und nicht nur wie es bei anderen Tiergruppen üblich ist den Kopfbereich, weil sich die

Atmungsöffnungen - Stigmata ventral am gesamten Körper befinden.

In dieser Versuchsreihe wurde ausschließlich Isofluran zur Anästhesie der zehn

Kaiserskorpione verwendet. COOPER u. CUNNINGHAM (1991) zählen als weitere

mögliche Narkosegase Kohlendioxid, Ether, Methoxyfluran und Halothan auf Die

zusätzliche Gabe von Stickstoff zum Inhalationsgas ist in der Literatur nicht bekannt, wäre

jedoch ein interessanter Versuch um möglicherweise eine schnellere Narkosetiefe zu erzielen.

Jene könnte eventuell auch durch eine Verkleinerung der Narkosebox und eine Verringerung

des Totraumes erreicht werden.

Die Hämolymphabnahme beim Pandinus Imperator erfolgte nach der Beschreibung von

PAUL et al. (1994) durch direkte Punktion des Perikards. Dabei wurde die intersegmentale

Membran zwischen zwei Mesosomalsegmenten mit einer Nadel durchstochen. Das Herz eines

Skorpions liegt sehr weit dorsal, entlang des gesamten Mesosomas und ist mit einer

geeigneten Nadel nur schwer verfehlbar. Das Einführen ist ohne großen Widerstand möglich,

eine Eindringtiefe von zwei bis drei Millimetern ist ausreichend. Der gesamte Eingriff dauert

nur wenige Sekunden und ist bei einem gut anästhesierten Tier ohne Abwehrreaktionen

durchführbar. Wenn nach der Entnahme aus der Eintrittsöffnung noch Hämolymphe ausrinnt,

karm diese Stelle mit Gewebekleber behandelt werden. COOPER (1998) behauptet, dass ein

Hämolymphverlust von ein bis fünf Prozent des Körpergewichtes keine Auswirkungen auf

Invertebraten hat. Werden mehr als fünf Prozent verloren, kann es zu erheblichen Schäden

führen. Tabelle 2 zeigt, dass maximal 3,50 % des Körpergewichtes an Hämolymphe

abgenommen wurde. Die zehn Kaiserskorpione zeigten nach Entnahme dieser Menge keine

Änderung im Verhalten und nahmen einige Zeit nach der Probengewinnung wieder an

Gewicht zu. Sie trugen dementsprechend keinen gesundheitlichen Schaden davon.

25

Während der ersten Narkose der zehn Kaiserskorpione stellte sich heraus, dass sechs davon

männlich und vier davon weiblich sind. Männliche Kaiserskorpione besitzen ein ovales

Genitaloperculum und die Pectine ragen bis über den Seitenrand des Körpers. Außerdem sind

die einzelnen Kammzähne länger. Das Genitaloperculum weiblicher Kaiserskorpione ist

hingegen herzförmig. Ihre Pectine ragen nicht über den Körperrand und die Kammzähne sind

kürzer (STRIFFLER, 2004). Um das Geschlecht von Kaiserskorpionen zu bestimmen, muss

die ventrale Körperseite betrachtet werden. Dies kann entweder während der Narkose

geschehen oder durch Platzierung der Tiere in einen transparenten Glas- oder

Kunststoffbehälter. Mit etwas Übung reicht auch das Hochheben mit einer stumpfen Pinzette

aus, um einen kurzen Blick auf die äußeren Geschlechtsorgane zu werfen.

-26-

5 Zusammenfassung

Die Zahl an Invertebraten, die als Haustiere gehalten werden, steigt stetig. Die am öftesten in

Privathaltung gefiindene Skorpionart ist der Kaiserskorpion - Pandinus Imperator. Er erreicht

eine Körpergröße von bis zu 18 cm und ist in Nordafrika beheimatet. Skorpione sind auf der

ganzen Welt anzutreffen und kommen in Wüstengebieten sowie in feuchten Tropenwäldem

vor. Dementsprechend ist die optimale Temperatur und Luftfeuchtigkeit flir die einzelnen

Arten sehr unterschiedlich. Sehr oft werden Haltungs- und Fütterungsfehler begangen,

Umweltfaktoren werden nicht konstant gehalten oder es treten Hygienemängel auf.

Krankheiten entstehen und Skorpione werden dem Tierarzt vorgestellt. Dieser kann meist

durch eine möglichst genaue Anamneseerhebung das Problem lösen. In manchen Fällen sind

eine genaue Betrachtung des Tieres und Probennahmen notwendig. Dies kann während einer

Anästhesie durchgeführt werden.

Im Rahmen einer Versuchsreihe wurde bei zehn Kaiserskorpionen eine Inhalationsnarkose

mit Isofluran durchgeflihrt und Hämolymphe entnommen. Die Dauer bis zur Aufhebung des

Aufrichtereflexes ist individuell sehr unterschiedlich und nahm von 05 Minuten und 05

Sekunden bis 45 Minuten und 55 Sekunden in Anspruch. Auch ist das Erkennen des richtigen

Zeitpunktes dieses Stadiums nicht einfach und erfordert einige Übung und Erfahrung. Die

Zeit bis eine tiefe Narkose und somit eine Reaktionslosigkeit erreicht wird kann ebenfalls

individuelle Unterschiede zeigen und dauerte bei einem Skorpion mehr als 12 Minuten. Zwei

Skorpione zeigten unmittelbar nach Beendigung der Inhalationsnarkose wieder einen

Aufrichtereflex, während ein Skorpion sogar für mehr als 27 Minuten auf dem Rücken liegen

blieb.

In dieser Versuchsreihe wurden die zehn Kaiserskorpione ausschließlich mit Isofluran

anästhesiert. Möglicherweise würde die Verwendung anderer Narkosegase oder einer

kleineren Narkosebox zu schnelleren Anästhesietiefen fuhren.

Ist der Skorpion ausreichend anästhesiert, kann durch I*unktion des Herzens Hämolymphe

abgenommen werden. Dabei wird eine Nadel zwischen zwei Rückenpanzem durch die

intersegmentale Membran gefuhrt. Wie es der Versuch zeigte, stellt eine gewonnene Menge

von bis zu 3,5 % des Körpergewichtes kein Risiko für einen Pandinus Imperator dar.

27

6 Summary

The number of invertebrates held in private hands is rapidly increasing. The most frequently

held species is the Emperor scorpion - Pandinus imperator, originating from northern Africa.

This genus comprises the biggest living scorpions and individuals can reach sizes up to 18 cm

in length. Scorpions can be found in desert areas and humid tropics all over the world.

According to their individual requirements, the optimal temperature and humidity differ

between diverse species. Many people make mistakes concerning the housing and feeding of

scorpions. It is important to keep the ecological factors relatively constant and to avoid

hygiene and management errors. As a consequence, scorpions can suffer from diseases and

keepers should consult a veterinarian. The problem can often be solved by a precise analysis

of the animal's anamnesis. In some cases, a critical examination of the individual is

necessary, which includes taking sample material from the living object. The latter procedure

requires an anaesthesia.

In the course of this study, haemolymph from ten Emperor scorpions was taken while they

were anaesthetized with Isoflurane. The time elapsed until full anaesthesia varied

significantly between single individuals and lasted from 05 minutes and 05 seconds till 45

minutes and 55 seconds. Furthermore, it is difficult to register this state precisely, because a

lot of practice and experience is needed to decide correctly. The time until a deep anaesthesia

and a loss of reaction can also show individual differences. One scorpion needed more than

12 minutes. Two scorpions showed shortly after the end of anaesthesia a Righting Reflex

while one scorpion stayed lying on the back for more than 27 minutes.

In the course of this study the ten Emperor scorpions were only anaesthetized with Isoflurane.

Using other gases for anaesthesia or the use of a smaller chamber may probably lead to

quicker results concerning the depth of anaesthesia.

In the case of a sufficient anaesthesia, haemolymph can be obtained by punction of the heart,

by a needle, injected through the intersegmental membrane between two dorsal segments.

This study has shown that an extraction of up to 3,5 % of the bodyweight causes no harm to

Pandinus imperator.

-28-

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