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SANUM-Post 94/2011 19 und der indischen ayurvedischen Medizin lassen sich auf die europäi- sche Denkweise und Sprache fol- gendermaßen übertragen: Der Mensch ist ein Teil der Natur und ein funktionelles System von Organen, die inhaltlich zusammenhängen und immer insgesamt behandelt werden müssen. Bei Erkrankungen werden nicht einzelne Organe oder Sympto- me therapiert, z.B. der Magen oder das Sodbrennen, sondern immer das ganze System. Zum Begriff der Wandlungsphasen (oder Funktionskreise ) : Wie die Natur jede Jahreszeit in sich trägt, so hat auch jeder Mensch alle Wandlungsphasen in sich, zeigt je- doch meist eine besondere Affinität zu einer von ihnen. Diese prägt sei- ne Reaktionsweise, seine Stärken und Schwächen sowie die Disposi- tion zu bestimmten Erkrankungen. So wird der „Magenmeridian-Typ“ unter Belastungssituationen am ehesten mit Beschwerden auf die- sem Meridian reagieren (s. Abb. 1). Jede Wandlungsphase hat einen besonderen Bezug zu einer zeit- lichen bzw. seelisch-emotionalen Dimension, die den Menschen in seiner Lebensweise beeinflusst (s. Abb. 2). Im Verständnis der TCM unterliegt der gesamte Kosmos als Einheit der Polarität zwischen Yin und Yang. Sie findet sich auch in den Meridian- Paaren wieder, z.B. stellt der Magen als Hohlorgan das Yang- Prinzip dar, während Milz und Pankreas als Kompaktorgane dem Yin entspre- chen. Diese Aspekte sollten auch in der Behandlung von Erkrankungen berücksichtigt werden. Das „Yang“ beinhaltet das Agierende, das „Yin“ das Bewahrende. Einleitung In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird der Mensch sehr ganzheitlich betrachtet und mit rhythmischen Vorgängen in der Na- tur in Vergleich gebracht. Jedem Funktionskreis und seinen Organen werden bestimmte Aufgaben und Lebensthemen zugeordnet. Treten im Bereich eines Funktionskreises Störungen auf, können sich Krank- heiten entwickeln, deren Behand- lung und Heilung nur dann auf Dau- er erfolgreich sind, wenn das kom- plexe System der Meridiane be- rücksichtigt wird. Das heißt, dass bei Störungen an den Organen ei- nes Funktionskreises immer alle an- deren Meridiane als Ursachen mit abgeklärt werden, bzw. mit behan- delt werden sollen. In der symbolträchtigen Betrach- tungsweise der TCM wird alsdann von Wandlungsphasen gesprochen, die den Jahreszeiten der Natur ent- sprechen – und zu jeder Wandlungs- phase gehören ganz bestimmte Organe. Und wie Jahreszeiten ge- hen auch die Wandlungsphasen beim Menschen ineinander über. Grundgedanken der TCM Der Magen- und der Milz-Pankre- as-Meridian bilden zusammen eine von fünf funktionellen Einheiten, nämlich den der Erde, und werden in der TCM auch als Wandlungsphase „Spätsommer“ bezeichnet mit den typischen Eigenschaften (Lebens- themen) des Spätsommers. Die gleichen Phänomene, die im Univer- sum auftreten, kommen auch beim Menschen vor, der ja Teil der Mutter Erde ist. Die teilweise etwas fremd- artigen Begriffe der chinesischen Der Magen-Meridian und der Funktionskreis Magen – Milz – Pankreas von Dr. med. Thomas Rau Thema der SANUM-Therapie-Tagung 2008 Abb. 1: Die 5 „Jahreszeiten“ und deren Zuordnungen (nach Dr. Anto- nius Pollmann, Fünf Wandlungspha- sen in fünf Streichen, Haug Verlag , ISBN 3-7760-1190-4) Abb. 2: Die 5 „Jahreszeiten” und deren Zuordnungen Wandlungsphasen: Jedes System symbolisiert eine Jahreszeit, mit deren Charakteristica. Jedes System birgt seine Stärken und seine Schwächen. Jedes System hat seine Yin- und Yang-Phase. Jedes System hat seine zeitliche Zuordnung. Jedes System hat seine Beziehung zur Natur. Vergangenheit Gegenwart Zukunft Intellektuell-Ideelle Ebene Spirituelle + seelische Ebene Nieren-Blasen- Funktionskreis Leber-Gallen- blasen- Funktionskreis Magen-Milz- Pankreas- Funktionskreis Lunge-Dickdarm- Funktionskreis Herz-Dünndarm- Funktionskreis

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SANUM-Post 94/2011 19

und der indischen ayurvedischenMedizin lassen sich auf die europäi-sche Denkweise und Sprache fol-gendermaßen übertragen: DerMensch ist ein Teil der Natur und einfunktionelles System von Organen,die inhaltlich zusammenhängen undimmer insgesamt behandelt werdenmüssen. Bei Erkrankungen werdennicht einzelne Organe oder Sympto-me therapiert, z.B. der Magen oderdas Sodbrennen, sondern immerdas ganze System.

Zum Begriff der Wandlungsphasen(oder Funktionskreise):

Wie die Natur jede Jahreszeit in sichträgt, so hat auch jeder Mensch alleWandlungsphasen in sich, zeigt je-doch meist eine besondere Affinitätzu einer von ihnen. Diese prägt sei-ne Reaktionsweise, seine Stärkenund Schwächen sowie die Disposi-

tion zu bestimmten Erkrankungen.So wird der „Magenmeridian-Typ“unter Belastungssituationen amehesten mit Beschwerden auf die-sem Meridian reagieren (s. Abb. 1).

Jede Wandlungsphase hat einenbesonderen Bezug zu einer zeit-lichen bzw. seelisch-emotionalenDimension, die den Menschen inseiner Lebensweise beeinflusst (s.Abb. 2).

Im Verständnis der TCM unterliegtder gesamte Kosmos als Einheit derPolarität zwischen Yin und Yang. Siefindet sich auch in den Meridian-Paaren wieder, z.B. stellt der Magenals Hohlorgan das Yang- Prinzip dar,während Milz und Pankreas alsKompaktorgane dem Yin entspre-chen. Diese Aspekte sollten auch inder Behandlung von Erkrankungenberücksichtigt werden. Das „Yang“beinhaltet das Agierende, das „Yin“das Bewahrende.

Einleitung

In der Traditionellen ChinesischenMedizin (TCM) wird der Menschsehr ganzheitlich betrachtet und mitrhythmischen Vorgängen in der Na-tur in Vergleich gebracht. JedemFunktionskreis und seinen Organenwerden bestimmte Aufgaben undLebensthemen zugeordnet. Tretenim Bereich eines FunktionskreisesStörungen auf, können sich Krank-heiten entwickeln, deren Behand-lung und Heilung nur dann auf Dau-er erfolgreich sind, wenn das kom-plexe System der Meridiane be-rücksichtigt wird. Das heißt, dassbei Störungen an den Organen ei-nes Funktionskreises immer alle an-deren Meridiane als Ursachen mitabgeklärt werden, bzw. mit behan-delt werden sollen.

In der symbolträchtigen Betrach-tungsweise der TCM wird alsdannvon Wandlungsphasen gesprochen,die den Jahreszeiten der Natur ent-sprechen – und zu jeder Wandlungs -phase gehören ganz bestimmte Organe. Und wie Jahreszeiten ge-hen auch die Wandlungsphasenbeim Menschen ineinander über.

Grundgedanken der TCM

Der Magen- und der Milz-Pankre-as-Meridian bilden zusammen einevon fünf funktionellen Einheiten,nämlich den der Erde, und werden inder TCM auch als Wandlungsphase„Spätsommer“ bezeichnet mit dentypischen Eigenschaften (Lebens-themen) des Spätsommers. Diegleichen Phänomene, die im Univer-sum auftreten, kommen auch beimMenschen vor, der ja Teil der MutterErde ist. Die teilweise etwas fremd-artigen Begriffe der chinesischen

Der Magen-Meridianund der Funktionskreis Magen – Milz – Pankreas

von Dr. med. Thomas Rau

Thema der

SANUM-Therapie-Tagung

2008

Abb. 1: Die 5 „Jahreszeiten“ undderen Zuordnungen (nach Dr. Anto-nius Pollmann, Fünf Wandlungspha-sen in fünf Streichen, Haug Verlag ,ISBN 3-7760-1190-4)

Abb. 2: Die 5 „Jahreszeiten” undderen Zuordnungen

Wandlungsphasen:Jedes System symbolisiert eine Jahreszeit, mitderen Charakteristica.Jedes System birgt seine Stärken und seineSchwächen.Jedes System hat seine Yin- und Yang-Phase.Jedes System hat seine zeitliche Zuordnung.Jedes System hat seine Beziehung zur Natur.

Vergangenheit

Gegenwart

Zukunft

Intellektuell-Ideelle

Ebene

Spirituelle +

seelische Ebene

Nieren-Blasen-

Funktionskreis

Leber-Gallen-

blasen-

Funktionskreis

Magen-Milz-

Pankreas-

Funktionskreis

Lunge-Dickdarm-

Funktionskreis

Herz-Dünndarm-

Funktionskreis

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Ebenso kennt auch unsere westli-che Medizin eine klassische Pola-rität, nämlich die des Parasympathi-cus und des Sympathicus, welchejedes unserer Organe und Funktio-nen beeinflusst (s. Abb.3).

Der Funktionskreis Magen – Milz - Pankreas

Der Magenmeridian ist dem Spät-sommer zugeordnet, der Zeit derFeuchte und Erdigkeit, in der die Bil-dung der Früchte stattfindet. Des-halb heißt dieser Meridian im Chine-sischen auch „der Meridian des Er-füllens“. Der Magen zersetzt undanalysiert Nahrung im materiellenSinn und Eindrücke im energeti-schen Sinn.

Abb. 3: Zuordnungen zu Yin undYangAus folgenden Gründen nimmt derAutor die obige Zuordnung vor: Der Parasympathicus ist das Systemder Hohlorgane, das Wechselhafte,das Aufnehmende und Expansive,wie die Bakterien der Hohlorgane,das intuitiv harmonisch Anpassende,Kreative; der Sympathicus ist dasstarr Erhaltende, Verkrampfende, zuStarre Neigende, wenn nötig kämp-ferisch Intellektuelle.

Abb. 4: Der Verlauf des Magenmeridians (nach Dr. J. Gleditsch: „Reflex -zonen und Somatotopien“)

Abb. 5: Graphische Darstellung des Magenmeridians (nach Dr. J. Gleditsch:„Reflexzonen und Somatotopien“)

Yang

aktivdrängend

dynamischKraftFülleHitze

entzündlichHyperämie

HyperfunktionParasympathicus

dynamisch, auf Kosten der Stabilität

Intuition

Therapie:seditierend,

stark drainierendkurz und viel

gegen den Meridian-verlauf

Yin

passivabwartendreagierendSchwäche

LeereKälte

degenerativHypoamie

UnterfunktionSympathicus

Harmonie, Stase aufKosten des Fortschritts

Intellekt, Erfahrung

Therapie:tonisierend

langdauerndvorsichtig, mild,

wenigin Meridianverlauf

Magenmeridian:Längster Meridian auf Vorderseite desMenschenThematik: sich hinter eine Aufgabestellen/Zukunft sichern

Wichtige Punkte:M25 (Zuordnungspunkt Darm/Abd)

M11 (Stoffwechsel/Energie/Schilddrüse)

M40 (Energiepunkt/Umsetzung)

Organe:• Kieferhöhle

• Nase / Zunge vorne Mitte

• Thyroidea• Clavicula / Sternocleidomast.

• Mamma• Magen (Yang) / Pancreas (Yin)

• Inguina / Hüfte vorne

• Knie vorne

Psychische Korrelate:• Bilden der Frucht• Erfüllen von Erwartungen• Zukunft• Planen/Versichern• Kommunikation/Austausch/Information

Negat. Korrelat:Erschöpfung in PflichtMotivationslosigkeit/Sinnlosigkeit

Der Yang-lastige Magen/Milz-Pan-kreas-Typ ist stark zukunftsorien-tiert; dabei unterliegt der Magen- alsYang-Meridian der Thematik „sichhinter eine Aufgabe zu stellen, sieumzusetzen“, während Milz-Pan-kreas als Yin-Meridian das Sichernund Bewahren für die Zukunft inne-haben. Wenn er Angst hat, so ist esdie, ein fernes Ziel nicht erfüllen zukönnen, oder einer Aufgabe nichtgerecht zu werden – dies kann in eine bis zur Getriebenheit gesteiger-te Arbeitsamkeit und Rastlosigkeitführen (s. Abb. 4 und 5).

Der Magenmeridian beginnt an derVorderseite des Körpers unterhalbdes Auges und verläuft über Lippen,Zähne (obere Molare und unterePrämolare), Kehlkopf und Zungen-

bein, Schilddrüse, Schlüsselbeinund M. sternocleidomastoideus,Mamma, Magen, Pankreas, Milz,Wirbel Th 11 bis L 1, Ovarien, Leisteund Hüfte vorne, Vorderseite Knieund lateral am Unterschenkel seit-lich zur 2. Zehe.

Die Organe eines Meridians stehenimmer in enger Verbindung undkönnen sich daher wechselseitigbeeinflussen.

Auf der psychischen Ebene gehörenfolgende Lebensthemen schwer-punktmäßig zum FunktionskreisMagen-Milz-Pankreas:„Bilden der Frucht“ (der Aufbau,z.B. eines Geschäftes, einer Familie,etc.), Erfüllen von Erwartungen,Pflicht/Sicherung der Zukunft, Über-

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SANUM-Post 94/2011 21

Wurzelbehandlungen an einem odermehreren Zähnen des Magenmeri-dians gefunden werden (gegenüberca. 35% bei gesunden Probandin-nen).

Zwei große Organsysteme stehen inbesonders enger Wechselbezie-hung zum Funktionskreis Magen-Milz-Pankreas:

• Mesenchym/Matrix• Kieferhöhlen

Der Magen-Milz-Pankreas-Typ la-gert toxische Substanzen aufgrundder hohen Affinität schneller als an-dere Wandlungsphasen-Typen imMesenchym ab; er reagiert dahersehr empfindlich auf Giftstoffe undSchwermetalle wie Arsen, Zahnwur-zeltoxine oder Amalgam. So liegtbei Patienten mit Magenbeschwer-den häufig eine Arsenbelastung vor.Hier zeigt sich die Entsprechungzwischen homöopathischem Arz-neimittelbild und dem Konstitutions-typen in der Homöopathie: der „Ar-sentyp“ ist pflichtbewusst, ver-krampft auf die Zukunft und die Er-füllung seiner Verpflichtungen aus-

dingt ist. Diese müssen unbedingtbeseitigt und ausgeleitet werden.

Die Zähne gehören grundsätzlich zuden häufigsten Störfeldern und -herden und sollen bei allen Erkran-kungen überprüft werden. Die Prä-molaren des Unterkiefers (34, 35,44, 45) sowie die Molaren desOberkiefers (16, 17, 26, 27) sinddem Magenmeridian zugeordnet,wobei die „Magenzähne“ am Ober-kiefer einen besonders engen Be-zug zur Schilddrüse und zur Brusthaben, (s. Abb. 6).

Es konnte ein sehr eindrücklicherZusammenhang zwischen emotio-nalem Lebensthema und Brust-krebs aufgezeigt werden: bei über90% der Brustkrebspatientinnenbestand in der näheren Vorge-schichte ein tiefer emotionaler Ein-bruch in der Beziehung zu einemmännlichen Hauptpartner wie Mann,Vater, Sohn, Geliebter.

Ebenso war ein deutlicher Zu-sammenhang zwischen Brust undZähnen nachweisbar: bei über 95%der Brustkrebspatientinnen konnten

führen, Vermitteln (Milz), Umsetzen/Verdauen und Sinnhaftigkeit der ge-stellten Aufgabe (Pankreas), Kom-munikation; die Schwäche des Systems drückt sich aus in Ha-dern/Ambivalenz und eine Gefahrdes Magen-Yang-Types ist Er-schöpfung in Pflicht und Partner-schaft.

Die Biologische Praxis wird meistbesucht vom „Magen-Yang-lasti-gen“ Menschen – oder vom „Pan-kreas-Yin-Schwachen“:

Dieser „Magen-Typ“ ist bemüht, diean ihn gestellten Erwartungen zu er-füllen. Dabei ist es gleichgültig, obdiese Erwartungen wirklich und be-rechtigt sind oder nur im subjektivenErleben des Patienten stattfinden.Er stellt sich mit seiner ganzen Per-sönlichkeit hinter seine Aufgabenund Ziele. Problematisch wird esdann, wenn die Ziele nicht erreich-bar sind oder das Ziel plötzlich anInhalt verliert.

Bei Erkrankungen erfolgt die Thera-pie stets unter Mitberücksichtigungdieser körperlichen und seelischenVernetzungen. Leidet ein Patientbeispielsweise an Magenbeschwer-den, so ist insbesondere nachSchwächen anderer Organe desMeridians und psychischen Korrela-tionen zu schauen; diese sind mit zubehandeln.

So geben etwa 50-60% der Frauenmit Mamma-Karzinomen in der Vor-geschichte Schilddrüsenproblemean: ein Hinweis, dass das Themades Umsetzens und Erfüllens nichtgelebt oder erreicht wurde. Tretenan hormonabhängigen OrganenStörungen auf, soll auf jeden Fall im-mer die „Hormonkette“ in die Thera-pie einfließen. Bei Brustkrebs sindalso auch die Hypophyse, Neben-nieren und Ovarien einzubeziehen;häufig liegen bei diesen Patientin-nen niedrige Progesteronspiegelvor. Wenn gleichzeitig die hypophy-sären Hormone LH, FSH und TSHvermindert sind, deutet dies auf einehypophysäre Schwäche hin, welchesehr oft durch Schwermetalle be-

Abb. 6: Zähne und Meridianzuordnungen (nach Dr. Gleditsch: „Reflexzonenund Somatotopien“)

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gerichtet und sehr penibel, auch inBezug auf seine äußere Erschei-nung.

Entzündungen der Kieferhöhlen, diein direkter Nähe zu den Oberkiefer-zähnen liegen, sind häufig aufSchwermetall- und Toxinbelastun-gen zurückzuführen.

Bei den folgenden Erkrankungenliegt oft eine Störung der Wand-lungsphase Erde (Spätsommer) undihrer Meridiane Magen-Milz-Pankre-as vor:

• Gingivitis

• Kieferhöhlenentzündung

• Orophyaryngitis

• Laryngitis (bei rezidivierender Hei-serkeit immer an den Magenmeri-dian denken!)

• Schilddrüsenerkrankungen (z.B.Hashimoto Thyreoiditis)

• Clavicula: Wundheilungsstörun-gen bei Schlüsselbeinfraktur

• bei Tinnitus an Quecksilberbela-stung denken

• Mamma (Mamma-Carcinom, Ma-stopathia cystica): bei allen Brust-leiden unbedingt den ganzen Ma-genmeridian betrachten!

• Magen (Helicobacter pylori Infek-tion, Ulcus ventriculi)

• Pankreas: Dyspepsie, Verdau-ungsschwäche, unklare Ober-bauchbeschwerden

• Leiste

• Hüfte vorne

• Knie vorne: unklare Arthritiden,Kreuzbänder, medianer Inser-tionsschmerz (Hinweis auf Stö-rung des Pankreas).

Fallbericht 1: der Yang-Verlustdes Magenmeridians

Eine 34-jährige Patientin stellte sichaufgrund eines vermeintlichen Erysi-pels am lateralen Unterschenkel(Magenmeridian!) in der Paracelsus-Klinik Lustmühle vor. Die Vorbe-handlung mit Antibiotika hatte kei-nen Erfolg gebracht. Tatsächlich

Abb. 7: Erythema nodosum amUnterschenkel

Abb. 8: Zahnbefund

Abb. 9: Röntgenbefund: massiv infi-zierter, abgebrochener, wurzelgefüll-ter Zahn

handelte es sich bei dieser Hautver-änderung um ein Erythema nodo-sum, das als paraneoplastischesSymptom einzustufen ist (Abb. 7).Die Anamnese ergab, dass bei derPatientin bereits in der JugendAmalgamfüllungen und Wurzelbe-handlungen der Zähne durchgeführtworden waren, zu der Zeit war aucherstmals eine Hashimoto-Thyreoidi-tis aufgetreten. Im Alter von 28 wur-de Brustkrebs diagnostiziert (s.Abb. 8 und 9).

Die Frau war das älteste Kind einerUnternehmerfamilie. Sie beschriebsich als eine sehr gute Schülerin,auch im Studium brachte sie her-vorragende Leistungen. Sie tat al-les, um ihrem Vater zu beweisen,dass sie eine würdige Nachfolgerinfür das Unternehmen sei, stellte sichalso hinter ihre Aufgabe. In ihrem Er-leben hätte sich aber ihr Vater alsErstgeborenen einen Sohn ge-wünscht – und diese Aufgabe konn-te sie trotz allen Bemühens nicht er-füllen. Ihr jüngerer Bruder habe ei-nen unzuverlässigeren Charakter,empfand die Frau. Trotzdem über-schrieb der Vater seinen Betrieb ih-rem jüngeren Bruder, was die Toch-ter so tief verletzte, dass sie sichemotional von ihrem Vater distan-zierte, als ob er für sie gestorbenwäre. Zu dieser Zeit erkrankte siezum ersten Mal an Brustkrebs.

Sie übernahm eine Anstellung alsLehrerin und heiratete. Ihr Ehemannbekam Jahre später als Unterneh-mer die Mehrheit ihres väterlichenBetriebes überschrieben. Als er sei-ner Frau gestand, er habe sie nurbenutzt, um diese berufliche Posi-tion zu bekommen und dass er eineBeziehung zu einer anderen Frauunterhielte, erstarb die zweite wich-tige emotionale Beziehung; die Pa-tientin bekam ein Brustkrebs-Rezi-div unter dem Implantat und entwik-kelte das beschriebene Erythem amUnterschenkel.

Die Therapie setzte sich zusammenaus einer Beseitigung der Störherdeim Zahnbereich, einer Entgiftungund Regulationsbehandlung sowieder Aufarbeitung der psychischenSchicksalsschläge. Zum Glück fandsie bei ihrem Vater endlich viel Mit-gefühl, Verständnis, Unterstützungund Rückendeckung, was ihn wie-der zurück in ihr emotionales Lebenbrachte.

Erfreulicherweise führten dieseMaßnahmen zu einem Stillstand desTumorwachstums und das seit nunmehr circa 15 Jahren.

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SANUM-Post 94/2011 23

Therapieschema bei Hyperazidität/Magenulcus

• Tiereiweißfreie Kost für 6-12 Wochen (zur Verminderung der Pepsin- und HCl-Produktion)

• Nikotinabstinenz, keine Fruchtsäfte, keine Milchprodukte

• zur Milieuregulation: ALKALA N mehrmals täglich 1/2 Messl. in heißem Wasser mit zeitlichem Abstand zu einer Mahlzeit

• evtl. FORMASAN (2x 30 Tr. tgl.), zusätzlich Mineralstoffe (MAPURIT L 3-4x 1 Kapsel tgl., enthält Magnesiumund Vitamin E), Vitamine (Vitamin B Komplex und Vitamin B 12 SANUM, Vitamin A), Aminosäuren (Glutamin2x tgl. 1 g)

• FORTAKEHL D4 1 Kapsel tgl.

• RECARCIN D6 1 Kapsel pro Woche

• SANUKEHL Prot D6 8 Tr. tgl.

• Phytotherapie:Lavandula (Ceres) 3x 5 Tr. tgl.Mentha piperita (Ceres) 3x 5 Tr. tgl.

Tab. 1: Therapieschema bei Hyperacidität/Magenulcus

Therapieschema bei Helicobacter pylori

• Tiereiweißfreie Kost für 6-12 Wochen (zur Verminderung der Pepsin- und HCl-Produktion)

• Nikotinabstinenz, keine Fruchtsäfte, keine Milchprodukte

• ALKALA N 2-3x 1/4 Messl. im zeitlichen Abstand zu einer Mahlzeit

• Multimineraltabletten. (Switamin Burgerstein) 2-3x tgl.

• SELEN (BIOFRID) 1 Kapsel tgl.

• Phlogenzym® (Fa. Mucos) 3x 2 Tabl. tgl. und Vitamin A ca. 2x 5000 IE (in den ersten 2 Wochen)

• FORTAKEHL D5 3x 1 Tabl. tgl.

• SANUKEHL Prot. D6 Tropfen 2x 5-10 Tr. tgl. lange einspeicheln

• RECARCIN D4 1 Kapsel/Woche

Tab. 2: Therapieschema bei Helicobacter pylori

Die Hypoazidität des Magens

Sie kommt häufiger vor als man denkt. Typische Symptome sind Dyspepsie, v.a. nach fetten Mahlzeiten, dasEssen „liegt wie ein Stein“ im Magen, Müdigkeit, besonders postprandial, schlechter Mundgeruch.

Therapie

• vor jeder Mahlzeit 10-20 ml Apfelessig (1:2 mit Wasser verdünnt trinken)

• ZINKOKEHL D3 2-3x tägl. 10 Tr.

• FORMASAN 3x 20 Tropfen

• Vitamin B-Komplex mit Vit. B12

• Molybdän 2 mg/d

• Vitamin A 2x 5000 IE

• Hypericum compositum (Ceres)

Tab. 3: Therapieschema bei Hypoazidität des Magens

Therapievorschläge für verschiedene Erkrankungen des Magens

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24 SANUM-Post 94/2011

Dieser Fall verdeutlicht, welch großeBedeutung seelische Aspekte beider Entstehung von Krankheiten ha-ben können.

Fallbericht 2: der Yin-Verlust desPankreas

Der 66-jährige Patient hatte mit sei-nem Bruder ein großes Unterneh-men, das sie zusammen aus klein-sten Anfängen heraus aufgebauthatten. Auch wenn er die treibendeKraft und Intelligenz im Betrieb war,sah er im Bruder immer den gleich-berechtigten Partner, ohne den er nieso erfolgreich gewesen wäre. Hierzeigte sich das Grundthema desMagenmeridians, die Partnerschaft.

Der Mann hatte zwei Söhne: der ei-ne starb bei einem Unfall, und spä-ter stellte sich heraus, dass der an-dere Sohn drogenabhängig war. Dader Bruder des Patienten keine Kin-der hatte, gab es für die gemeinsa-me Firma keinen Familiennachfol-ger: das Leben verlor seinen Sinn.Dies war für den Mann sinnbildlich„nicht zu verdauen“, und an diesemPunkt verlor er seinen Lebenssinn,also die Orientierung auf die Zu-kunft; er erkrankte und verstarbinnerhalb von wenigen Wochen anPankreaskrebs.

Leider ist die Therapie dieser Tu -mor art selten erfolgreich, da denBetroffenen der Sinn ihres Lebensverlorengegangen ist, wobei dasPankreascarcinom oft ein „Abrech-nungsprinzip“ darstellt.

Was im Zusammenhang mit Krebs-erkrankungen der Pankreaskrebsist, ist im energetischen Bereich dasheute so „moderne“ Burn-Out-Syn-drom!

• bei Magenerkrankungen: Momordica (Heel); Lavandula (Ce-res); Mentha piperita (Ceres); Glu-tamin (Burgerstein) unterstütztden Aufbau der Magen-Darm-Schleimhaut, z.B. bei Leaky GutSyndrom (Dosierung 2g täglich);Cocculus sowie Arsenicum albumje nach homöopathischem Arz-neimittelbild

• bei Schilddrüsenerkrankungen:Schüßler Salz Nr. 15 Kalium joda-tum, Apo-Strum (Pekana); Hederahelix (Ceres) bei Kehlkopferkran-kungen; Phosphor bei Heiserkeit,ebenso Imperatoria (Ceres) beiStimmschwäche und „wenn esdie Kehle zuschnürt“

• bei Bauchspeicheldrüsenerkran-kungen:Gentiana (Ceres), Leptandra, En-zympräparate, Pansekrel (Pek-ana), Chromvital (Burgerstein)/Glucosetoleranzfaktor

Bei den dargestellten Patientenbil-dern handelt es sich um Photos auseigener Praxis, bei denen das Ein-verständnis der Patienten zur Veröf-fentlichung vorliegt.

Therapievorschläge für ver-schiedene Erkrankungen desMagens (s. Seite 23) �

Literaturliste beim Autor

Anschrift des Autors:

Dr. med. Thomas Rau, Chefarzt der Paracelsus KlinikLustmühleCH – 9062 Lustmühle bei St. Gallen, SchweizE-Mail: [email protected]

SANUM-Therapie bei Erkran-kungen des FunktionskreisesMagen-Milz-PankreasAllgemeine Therapieempfehlun-gen

Als Basismedikation bei Ober -bauch beschwerden hat sich dieKom bination aus FORTAKEHL,FOR MASAN und RECARCIN be-währt.

OKOUBASAN Tropfen stellen eineErgänzung und eine Art Wundermit-tel bei verschiedensten Erkrankun-gen des Magen-Darm-Traktes dar.

Aus der SANUKEHL-Reihe sindhäufig folgende Präparate ange-zeigt: SANUKEHL Prot bei Magen-problemen und autoimmunenKrankheiten, SANUKEHL Serra beiBrustkrebs und SANUKEHL Salmbei Störungen der Gallenblase undLeber.

LARIFIKEHL und PINIKEHL sindwichtige Arzneien zur Unterstützungder Milz.

Zur Regulation des Säure-Basen-Haushalts sowie des Mineral- undSpurenelement-Stoffwechsels sindv.a. ALKALA, MAPURIT L und ZIN-KOKEHL zu berücksichtigen.

CERIVIKEHL ist häufig bei der Be-handlung von Laryngitiden ange-zeigt; gerade chronische bzw. rezi-divierende Heiserkeit deutet auf Im-balancen des Magenmeridians. Ausseelischer Sicht steht hinter der rezi-divierenden oder chronischen Hei-serkeit oft eine Erschöpfung in derUmsetzung der Arbeit, ein Ziel zuerreichen.

Zusätzlich zur SANUM-Therapiekommen oft folgende Präparate inBetracht: