22

DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und
Page 2: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?

Page 3: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

QUAESTIONES DISPUTATAE

Begründet vonKARL RAHNER UND HEINRICH SCHLIER

Herausgegeben vonJOHANNA RAHNER UND THOMAS SÖDING

QD 307

DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?

Internationaler Marken- und Titelschutz: Editiones Herder, Basel

Page 4: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

DER MENSCH – EIN TIER.UND SONST?

Interdisziplinäre Annäherungen

Herausgegeben vonUlrich Lüke und Georg Souvignier

Page 5: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2020Alle Rechte vorbehalten

www.herder.deUmschlaggestaltung: Verlag HerderSatz: Barbara Herrmann, Freiburg

Herstellung: CPI books GmbH, LeckPrinted in Germany

ISBN Print 978-3-451-02307-1ISBN E-Book (PDF) 978-3-451-82307-7

Page 6: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

Inhalt

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Georg Souvignier

I. Grundlagen

Was ist der Mensch? Ein Streifzug durch die philosophischeAnthropologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Geert Keil

Der Mensch als Tier – die biologische Perspektive . . . . . . . 45Hermann Wagner

II. Fähigkeiten

Seit mehr als drei Millionen Jahren: Gestaltungsfähigkeitaltsteinzeitlicher Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69Michael Bolus

Empathie bei Mensch und Tier . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Anne Saulin / Grit Hein

Aspekte der Differenz von Tier und Mensch: Transzendenz-fähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124Ulrich Lüke

Unterscheidet die Fähigkeit zur Ökonomie den Menschenvom Tier? Eine Auslegung im Horizont menschlicherSymbolfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152Ulrich Hemel

5

Page 7: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

III. Freiheit

Freiheit – selbstverständlich praktiziert und theoretisch ange-zweifelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165Magnus Striet

Zur Freiheit berufen und auf Befreiung angewiesen.Der Mensch in der Sicht Martin Luthers . . . . . . . . . . . . 175Johannes von Lüpke

Hirnforschung und Entscheidung: Freiheit versusVerantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201John-Dylan Haynes

Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

Inhalt6

Page 8: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

Einführung

Georg Souvignier

Was ist der Mensch, was macht ihn aus? Worin liegt das spezifischMenschliche? Als Teil der Natur gehört er – biologisch betrachtet –zu den Tieren. Ist damit alles gesagt? Immerhin betrachtete sich derMensch lange Zeit als „Krone der Schöpfung“. Die Wertung darin istunübersehbar. Der Mensch sieht sich nicht als ein Tier unter ande-ren. Die Unterscheidung soll grundlegender sein, als sie anhand vonMerkmalen möglich wird, wie es die Streifen des Zebras sind, derBambuskonsum des Großen Pandas oder die Sprungkraft des Kän-gurus. Es ist daher immer wieder versucht worden, das Charakteris-tikum zu benennen, das den Menschen aus den Tieren heraushebt.Da war vom animal rationale, dem vernunftbegabten Tier, animalludens, dem spielenden Tier, animal ridens, dem lachenden Tier,oder dem animal politicum, um nur einige zu nennen, die Rede.Bei genauer Betrachtung erwiesen sich diese Prädikate für sich ge-nommen nicht als zielführend. Weder lässt sich der Mensch in seinerEigenart auf ein einziges derartiges Charakteristikum reduzieren,noch erweisen sie sich tatsächlich als hinreichend trennscharf gegen-über Eigenschaften, die man bei Tieren vorfindet.

Angesichts ethischer und politischer Herausforderungen, die denMenschen betreffen, erscheint es aber nach wie vor dringlich, aufeine Verständigung darüber hinzuarbeiten, was den Menschen aus-macht. Wenn auch keines der Einzelprädikate den Menschen hinrei-chend charakterisiert, könnte es doch sein, dass aus einer Integrati-on, die noch zu leisten wäre, ein überzeugenderes Bild entstünde.Dazu ist die Zusammenarbeit verschiedener wissenschaftlicher Dis-ziplinen zwingend erforderlich. Die Stiftung Theologie und Naturhat gemeinsam mit der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachenden Versuch unternommen, in einem interdisziplinär angelegtenSymposium dazu einen Beitrag zu leisten. Wissenschaftler aus denFachgebieten Philosophie, Biologie, Paläontologie, Ökonomie, Psy-chologie, Neuropsychologie und Theologie haben sich mit der Fragenach besonderen Eigenschaften des Menschen aus der Perspektiveihrer jeweiligen Fachwissenschaft auseinandergesetzt und miteinan-

7

Page 9: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

der diskutiert. Die Ergebnisse sind in diesem Band zusammenge-fasst. Nach einem Problemaufriss, in dem sich die philosophischeund die biologische Sicht ergänzen, werden v. a. die Attribute Ge-staltungs-, Empathie-, Symbol- und Transzendenzfähigkeit dis-kutiert. Besondere Aufmerksamkeit erhält in den abschließendenBeiträgen der Begriff der Freiheit, der für den Menschen und seinSelbstverständnis von besonderer Bedeutung ist.

1. Philosophische und biologische Grundlagen

Eingangs stellt sich der Philosoph Geert Keil der Aufgabe, die Fra-gestellung nach dem, was den Menschen ausmacht, philosophischeinzuordnen und einen Rahmen für den angestrebten Klärungsver-such herzustellen. Allerdings stellt er klar, dass die Frage nach demMenschen keine wissenschaftliche Frage sei, die in das Ressort einereinzelnen Wissenschaft falle. Der Mensch sei lediglich ein An-wendungsfeld anderweitig erzielter Forschungsergebnisse. Die phi-losophische Anthropologie sei daher mit der Synthese des human-wissenschaftlichen Wissens überfordert. Die oben erwähnten„animal“-Formeln und die mit ihnen verbundene Vorgehensweiseunterzieht er einer kritischen Diskussion: Die Vielzahl der Aspekte,die den Menschen danach jeweils ausmachen sollen, ist Keil ver-dächtig. Es zeige sich bei genauer Betrachtung, dass die Begriffenicht unabhängig voneinander seien. Daher sei der Versuch fragwür-dig, sie gegeneinander ins Feld zu führen. Naheliegender sei ein ho-listischer Ansatz, bei dem der Mensch durch ein artspezifisches Pro-fil von Merkmalen ausgezeichnet wird. Vorausgesetzt, der Menschunterliege wie alle Lebewesen einem evolutionären Artwandel: Wassei dann die Essenz seiner Art, fragt Keil. Die vorhandenen tech-nischen Möglichkeiten, die menschliche Art sowohl zu stabilisierenals auch zu verändern, werfe die normative Frage auf, was am Men-schen besonders bewahrenswert sei. In der Verbindung einer Cha-rakterisierung des Menschen mit einer angeblichen „Sonderstellung“sieht Keil eine Überlagerung beschreibender und wertender Bedeu-tungsanteile, die letztlich nicht zielführend sei. Stattdessen favori-siert er die These, dass die mentalen Eigenschaften, die der Menschmit anderen Tieren teile, durch sein Sprach- und Vernunftvermögeneine humanspezifische Qualität erhalten.

Georg Souvignier8

Page 10: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

Dem einleitenden philosophischen Beitrag war in diesem interdis-ziplinären Kontext die Aufgabe gestellt, ein Kaleidoskop menschlicherSelbstvergewisserungs- und Selbstverständigungsversuche vorzustel-len. Die dabei im Laufe der Philosophiegeschichte eingeführten undhier kritisch und knapp gesichteten Definitionsversuche nehmensich aus wie kurze „kondensierte Anthropologien“. Auch die philoso-phische Anthropologie ist natürlich nur eine unter vielen Bereichs-anthropologien (Paläoanthropologie, Verhaltensanthropologie, Sozi-alanthropologie etc.), und selbstverständlich sind auch in diesemphilosophischen Spezialbereich noch viele andere anthropologischeZugänge und Deutungen möglich, z. B. pragmatistische (Peirce,James, Dewey), lebensweltliche (Husserl), daseinsanalytische (Hei-degger), existenzphilosophische (Sartre), symbolisch-interaktionisti-sche (Mead, Cassirer) Anthropologien, denen in diesem Rahmennicht im Einzelnen nachgegangen werden kann. Der immer wiedervorgetragenen und ganz sicher überfordernden Zumutung an diePhilosophie, doch gefälligst eine Synthese der natur-, human- undgeisteswissenschaftlichen angelegten anthropologischen Bereichsphi-losophien zu erstellen, kommt diese nur auf einige philosophischeAnthropologien fokussierende verknappte Synopse erstaunlicherwei-se dennoch ein kleines Stück entgegen.

Der evolutive Erfolg der Spezies Mensch ist für den BiologenHermann Wagner Ausgangspunkt für die Suche nach dem Spezifi-kum des Menschen. Worin würden in ferner Zukunft Außerirdische,die die Erde besuchen, die Erfolgskriterien für die dann möglicher-weise bereits ausgestorbene Art „Mensch“ identifizieren? Wagnerklopft dazu die Charakterisierungen animal ludens, rationale, labo-rans, sociale und ridens ab und stellt dabei keine prinzipiellen Un-terscheidungsmerkmale zu Tieren fest. Quantitativ seien diese Ei-genschaften bei den Tieren, bei denen sie bobachtet werden, jedochweit weniger ausgeprägt als beim Menschen. Eine entscheidendeDifferenz erkennt Wagner im Sprachvermögen, das beim Menschenqualitativ und quantitativ anders als bei Tieren sei. Die Vorausset-zungen dazu – genetische Merkmale, Prägung und Lernfähigkeit –fänden sich auch im Tierreich. Die entscheidende Besonderheitscheine evolutiv in spezifischen Hirnveränderungen zu liegen. DieKompetenz, komplizierte Handlungen zu planen und durchzufüh-ren, habe sich mit den Fähigkeiten zu Kommunikation und Koope-ration in großen Gruppen verbunden. Beides basiere auf einem dif-

Einführung 9

Page 11: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

ferenzierten Sprachvermögen. Erst dadurch habe sich der Mensch soerfolgreich durchgesetzt, dass er inzwischen fähig sei, die eigene Artzu zerstören.

2. Besondere Spezifika des Menschen

Die folgenden Beiträge vertiefen die Befunde der beiden ersten Arti-kel, indem sie Fähigkeiten des Menschen in den Blick nehmen, diemit seinen mentalen Eigenschaften und ihren besonderen Ausprä-gungen eng verbunden sind.

Der Paläontologe Michael Bolus geht der Frage nach, in welchenEpochen der frühen Menschheitsgeschichte Gestaltungswille und-fähigkeit soweit ausgeprägt und hinreichend deutlich von Fähigkei-ten abgrenzbar sind, die auch bei Tieren vorgefunden werden. InSchmuck, Musikinstrumenten und Kunstobjekten aus dem Jung-paläolithikum und früher sieht er Hinweise auf eine geistige Welt,wie sie sich nur beim Menschen fänden. Aber auch aus dem Mittel-paläolithikum (300 000 –30 000 Jahre vor heute) lägen Zeugnisse ei-nes hohen Maßes an Gestaltungstechnik vor. Es habe damals bereitseine große Variabilität von Werkzeugen gegeben und der Transportvon Rohmaterial sei teilweise über weite Entfernungen erfolgt. AuchBestattungen, Beherrschung von Feuer sowie Gestaltung von Wohn-raum seien spezifisch menschliche Kulturelemente dieser Epoche.Dagegen werde die Abgrenzung zur Gestaltungsfähigkeiten von Tie-ren im Altpaläolithikum schwieriger bis unmöglich. Während Stein-artefakte aus der Zeit vor 2 Millionen Jahren mit Hilfe einfacherTechniken herstellbar gewesen seien, die auch bei heutigen Primatenbeobachtet würden, gebe es 2,3 Millionen Jahre alte, so aufwändiggestaltete Faustkeile, dass keine vergleichbaren Artefakte aus tieri-scher Herstellung bekannt seien. Diese zeitliche Zuordnung lasseden Schluss zu, dass die vorgefundene spezifische Gestaltungsfähig-keit nicht erst beim anatomisch modernen Menschen – Homosapiens –, sondern bereits bei früheren Hominiden vorhanden ge-wesen sei. Charakteristisch sei dabei die Fähigkeit zu komplexervorausschauender Planung.

Die Entwicklung und Entfaltung von Gestaltungsfähigkeit zu kul-turellem Handeln ist untrennbar verbunden mit sozialer Interaktionund der Ausprägung von differenziertem sozialem Verhalten. Ein

Georg Souvignier10

Page 12: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

wichtiger Faktor für die Entwicklung menschlichen Sozialverhaltensund sozialer Strukturen ist Empathie. Die Psychologinnen AnneSaulin und Grit Hein geben einen Überblick über den aktuellen For-schungsstand zum Vergleich empathischer Fähigkeiten des Men-schen und verschiedener Tierarten. Anhand einer breiten Auswahlvon Beobachtungen und Experimenten mit Tieren und Kindern infrühen Entwicklungsphasen arbeiten sie Entwicklungsstufen vonEmpathie beim Menschen heraus. Bei Tieren (z. B. Schimpansen,Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandenseineben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und Hein emotionale Ansteckung, die Unterscheidung vonSelbst und Anderen sowie empathisches Verhalten. Eine deutlicheDifferenz zum Tier sehen sie darin, dass der Mensch abstraktes Wis-sen bei der Vorhersage fremden Verhaltens und Empfindens verwen-den könne. Sie verweisen auf die gebotene Vorsicht bei der Interpre-tation von Experimenten mit Tieren, die nur in begrenztem Maßeauf menschliche Verhältnisse übertragbar seien, und kommen zudem Schluss, dass Empathie beim Menschen deutlich ausgeprägtersei als bei Tieren. Dies spiegele sich auch in den damit in Verbin-dung stehenden Hirnstrukturen wider.

Der Theologe und Biologe Ulrich Lüke fragt in seinem Beitragnach Kriterien, an denen der Rubikon der Menschwerdung erkenn-bar sein könnte. Für ihn steht fest, dass das nur im interdisziplinärenAustausch möglich sei. Paläontologisch gebe es Hinweise – vgl. denBeitrag von Michael Bolus –, dass seit ca. 1 Million Jahren Homini-den mit Eigenschaften existierten, die Tieren in dieser Ausprägungfremd seien, z. B. Werkzeuggebrauch und Ich-Bewusstsein. Lükevertritt die These, dass von Menschwerdung gesprochen werdenkönne, wenn ein Transzendenzbewusstsein hinzutrete. Indizien da-für fänden sich z. B. in Bestattungsartefakten, die mit zunehmenderAusprägung eine Auseinandersetzung mit dem Tod und einem Da-nach nahelegten. Angesichts der Fähigkeiten heute lebender Men-schenaffen hält Lüke es für durchaus möglich, dass diese evolutivam Übergang zu einer erneuten Hominisation stehen. Den wesentli-chen Unterschied zum Menschen sieht er im Gottesbezug. Indem erdie Seele als personale Gottesbeziehung versteht, identifiziert er Be-seelung als Thema für den Diskurs zwischen Theologen, Biologenund Philosophen, um diese als Kriterium für die Menschwerdunggenauer auszuloten. Der Zusammenhang zwischen evolutionärem

Einführung 11

Page 13: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

Geschehen, paläontologischen Befunden und deren Deutung, Ge-hirnentwicklung und Transzendenzbezug verspreche tiefere Einsichtin die Natur des Menschen.

Zu einem entwicklungsgeschichtlich späteren Zeitpunkt – derSesshaftwerdung des Menschen – sind Ansätze eines langfristigenPlanungshorizonts und komplexer Lern- und Symbolfähigkeit er-kennbar. Diese seien Grundvoraussetzungen für ökonomisches Han-deln, führt der Wirtschaftswissenschaftler und Theologe UlrichHemel aus, denn sie ermöglichten im Zusammenspiel eine Subsis-tenzwirtschaft, in der über den Eigenbedarf hinaus produziert werdeund symbolische Tauschmittel zum Einsatz kommen. Darauf auf-bauend zeichne sich – so Hemel – menschliches Wirtschaften durchdas Setzen und Durchsetzen von Regeln aus, was über eine einfacheNutzenoptimierung hinausgehe, wie sie auch bei Tieren vorkomme.Solche Regeln seien nicht biologisch ableitbar, sondern durchmenschliche Organisation gesetzt. An Kriterien und Leitmotiven,die für ihre Entstehung konstitutiv seien, werde ihre Sinnorientie-rung deutlich – eine charakteristisch menschliche Eigenschaft.

3. Freiheit im Diskurs zwischen Geistes- und Naturwissenschaften

Wurden bis hierhin von außen beobachtbare Eigenschaften undSpezifika zur Charakterisierung des Menschen diskutiert und reflek-tiert, haben die letzten drei Beiträge mit der Freiheit einen zentralenBegriff für das Selbstverständnis des Menschen zum Thema. AlsUnterscheidungskriterium beim Mensch-Tier-Vergleich nimmt dieFreiheit keine so prominente Rolle ein, vermutlich weil sie bislangbei Tieren empirisch schwer zugänglich ist. Bei der Frage nach demMenschen darf der Freiheitsdiskurs jedoch nicht fehlen, umso mehrals in den zurückliegenden Jahren insbesondere aus den Neurowis-senschaften die Existenz menschlicher Freiheit auf der Basis empiri-scher Befunde bezweifelt wurde.

Der katholische Theologe Magnus Striet geht bei seinen Ausfüh-rungen von dem Befund aus, dass der Mensch im Alltag die Freiheitvoraussetzt, selbstbestimmt seinen Willen zu kontrollieren. Er räumtjedoch ein, dass das Maß des Spielraums dabei strittig sei. Dem phy-sikalistischen Ansatz, der das Vorhandensein von Freiheit negiert,hält er entgegen, dass dieser die Innenperspektive nicht beachte.

Georg Souvignier12

Page 14: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

Freiheit reflektiere über sich selbst in ihrer Faktizität, ehe darübernachgedacht werden könne, was Freiheit sei. Striet fordert, Freiheitals im Evolutionskontext entstanden zu denken. Der Mensch könneFreiheit nicht erzeugen, sondern finde sie vor. Sie müsse daher alsselbstursprünglich gedacht werden. Die Differenz zum Tier siehtStriet durch die Unterstellung gegeben, dass Tiere sich nicht in demMaße in ein Selbstverhältnis setzen könnten, das sie zu freier Selbst-bestimmung im Rahmen der Handlungsoption befähige. DerMensch hingegen stelle komplexe Fragen und wende diese religions-produktiv.

Der evangelische Theologe Johannes von Lüpke entwickelt seineGedanken in der Auseinandersetzung mit Martin Luthers Aussage,„dass der freie Wille nichts sei“.1 Dies hat zunächst einen ähnlichenKlang wie die These aus den Neurowissenschaften, der freie Wille seieine Illusion. Von Lüpke macht aber deutlich, dass bei genauerer Be-trachtung gravierende Unterschiede zwischen beiden Positionenbeständen. Luthers Freiheitsbegriff und derjenige, den der Naturalis-mus zu widerlegen glaube, seien nicht deckungsgleich. Luther be-streite nicht die Handlungsfreiheit, so von Lüpke. In Luthers Sichterfahre sich der Mensch als unvermögend, dem Willen Gottes ent-sprechend zu wollen. Der Affekt des Subjekts liege im Widerstreitmit dem im Dekalog erkannten Willen Gottes. Die wahrgenommeneRuhelosigkeit des Willens sei ein Hinweis darauf, dass der Menschnicht auf sich selbst festgelegt sei. Die Frage, ob der Mensch freioder unfrei in der Ausübung seiner Willens- und Verstandeskräftesei, trete bei Luther hinter die Frage zurück, wie der Mensch befreitwerden könne. Er sei ein zu Befreiender, wobei Freiheit auf einAußerhalb – auf Gott – verwiesen sei. Gottes schöpferisches Wirkenin allem gehe über Kausalitätsketten hinaus. Diese bildeten keinenzureichenden Grund im Sinne des Willens Gottes, noch ließen sieauf ihn schließen.

Die Kontroverse zwischen Geistes- und Naturwissenschaftlernüber Existenz oder Nichtexistenz von Freiheit steht im Mittelpunktdes Beitrags des Neuropsychologen John-Dylan Haynes. Die vertie-fende Diskussion im Rahmen des Symposiums, die sich an den Bei-trag anschloss, ist ebenfalls wiedergegeben. Haynes plädiert dafür,

1 J. von Lüpke, Zur Freiheit berufen und auf Befreiung angewiesen: Der Menschin der Sicht Martin Luthers, in diesem Band.

Einführung 13

Page 15: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

die Perspektiven beider Seiten zu kombinieren, statt die in der Dis-kussion vertretenen Extrempositionen gegeneinander auszuspielen.Die Unterschiede rührten wesentlich daher, dass sie auf unterschied-lichen Grundannahmen beruhten. Strenge Kausalität bzw. ein De-terminismus seien aus prinzipiellen Gründen nicht endgültig be-weisbar. Haynes wendet sich experimentellen Befunden zu: Mitgroßen Wahrscheinlichkeiten könnten Entscheidungen auf der Basisgemessener Hirnprozesse vorhergesagt werden, nicht jedoch mit ab-soluter Sicherheit. Die Ursache dieser Unsicherheit sei derzeit nichtbekannt. Die zeitliche Vorhersage einer Entscheidung sei auch nichtgleichbedeutend mit Vorherbestimmung. In Experimenten habe sichzeigen lassen, dass Probanden eine aufgrund von Hirnprozessen ge-triggerte Entscheidung vor deren Ausführung noch beeinflussenkonnten. Unter Verweis auf empirische Befragungen weist Haynesdarauf hin, dass in der Durchschnittsbevölkerung mehrheitlich einanderer Freiheitsbegriff verbreitet sei als derjenige, den Philosophenin der Determinismusdebatte bevorzugten. Während dort eine Ent-scheidung als frei verstanden werde, die auf Gründen basiere, emp-fänden philosophische „Laien“ eine Entscheidung, für die es guteGründe gebe, tendenziell als weniger frei. Psychologische Erhebun-gen hätten außerdem ergeben, dass viele Menschen unreflektiertvon einem Dualismus von Körper und Geist ausgingen, und einenvon Naturwissenschaftlern behaupteten materiellen Determinismusdaher nicht als Argument gegen die Existenz von Freiheit empfän-den. An dieser Stelle konstatiert Haynes den eigentlichen Dissens,denn mit der Denkweise und den Erkenntnissen der modernen Na-turwissenschaft sei ein solcher Dualismus nicht vereinbar. Die De-terminismusdebatte verschleiere dies eher, zumal es auch da imKern nicht um die Frage nach Freiheit gehe, sondern darum, obund inwiefern ein Mensch für sein Handeln verantwortlich sei.Dies könne, so Haynes, unabhängig von einem philosophischenFreiheitsbegriff betrachtet werden. Ein Mensch könne als verant-wortlich für eine Entscheidung angesehen werden, die er im Ein-klang mit seinen Überzeugungen und Zielen getroffen habe.

Lässt sich am Ende ein Fazit ziehen, was für ein Tier der Menschist – was er, über ein Tier hinaus, sonst noch sein könnte?

Unbestritten ist der Mensch wie alle Lebewesen ein Produkt derEvolution und hat dabei spezifische Eigenschaften entwickelt. Biolo-gisch betrachtet scheint der Schlüssel für den evolutionären Erfolg in

Georg Souvignier14

Page 16: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

der Hirnentwicklung zu liegen, insbesondere in der Ausprägung vonSprache, dem Vermögen, komplexe Planungen vorzunehmen undder Fähigkeit zur Selbstreflexion. Darauf aufbauend konnte derMensch komplexe Sozialgefüge organisieren, über sich selbst hinausfragen, Kultur schaffen und sich als frei erfahren – Eigenschaften, dieauch im Diskurs über die menschliche Würde eine wichtige Rollespielen. Die vorliegenden Beiträge schärfen den Blick für ein Profildessen, was den Menschen ausmacht, indem sie aus je unterschied-licher Perspektive auf die Notwendigkeit der Zusammenschau un-terschiedlicher Disziplinen und Erkenntnisse verweisen. Für einsich weiter vertiefendes dynamisches Verständnis darüber hinausverspricht der interdisziplinäre Diskurs zusätzlichen Ertrag.

Einführung 15

Page 17: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und
Page 18: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

I.Grundlagen

Page 19: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und
Page 20: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

Was ist der Mensch?Ein Streifzug durch die philosophische Anthropologie

Geert Keil

„Was ist der Mensch?“(sein Wesen?) – schwer zu fassen.

Lauter so Sprenkel, die nicht zueinanderpassen.Von wo entsprungne, woraufhin vermengte?

Vielleicht, daß die mal jemand logisch aneinanderhängte …Peter Rühmkorf

So spricht der Dichter. Wer aber soll das tun: die versprengten Bestim-mungsstücke des Menschen logisch aneinander hängen? Die Dichtersicherlich nicht. Sie mögen erhellende Metaphern und Aphorismenbeisteuern, sind jedoch nicht fürs Definieren und fürs Systematisierenzuständig. Die poetischen Auskünfte, dass der Mensch ein schwaches,denkendes Schilfrohr sei (Blaise Pascal) oder die Dornenkrone derSchöpfung (Stanisław Jerzy Lec), ersetzen weder anthropologischeForschung noch philosophische Begriffsexplikation.

Philosophen ist es ganz selbstverständlich, dass die Frage „Was istder Mensch?“ in ihre Zuständigkeit fällt. Kant hat sie als die Quint-essenz dreier anderer Fragen ausgegeben, mit denen er das Gebietder Philosophie umriss. Allerdings kann keine Rede davon sein,dass die Anthropologie den krönenden Abschluss seiner kritischenPhilosophie darstellte; Kant hat ihr nicht einmal eine Systemstellein seinem philosophischen Projekt verschafft.

Schon die Disziplinbezeichnung „philosophische Anthropologie“macht deutlich, dass sich die Zuständigkeit der Philosophie nichtvon selbst versteht. Es bedürfte des Zusatzes „philosophisch“ nicht,wenn es neben der philosophischen Anthropologie nicht auch ande-re gäbe: eine historische, eine biologische, eine medizinische, einepädagogische, eine literarische und eine theologische2, nicht zu ver-gessen die Kultur- und die Sozialanthropologie.

2 A. Langenfeld/M. Lerch, Theologische Anthropologie, Stuttgart 2018.

19

Page 21: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

Erschwerend kommt hinzu, dass die Bezeichnung „philosophi-sche Anthropologie“ außerhalb des deutschen Sprachraums kaumverstanden wird. Der Ausdruck bezeichnet keine systematische Dis-ziplin wie „Erkenntnistheorie“ oder „Ethik“, sondern eine Strömungder deutschsprachigen Philosophie der ersten Hälfte des 20. Jahr-hunderts, die vor allem mit den Namen von Max Scheler, HelmuthPlessner und Arnold Gehlen verbunden ist.3

Kant unterscheidet in seiner Anthropologie in pragmatischer Hin-sicht zwischen dem, „was die Natur aus dem Menschen macht“ unddem, „was er als freihandelndes Wesen aus sich selber macht, odermachen kann und soll“.4 Das erste zu untersuchen sei Aufgabe derphysiologischen Anthropologie, das zweite Aufgabe der pragmati-schen. Heute würde man sagen: Was die Natur aus dem Menschenmacht, erforschen die empirischen Humanwissenschaften, was er„als freihandelndes Wesen aus sich selber macht“, erörtern die Phi-losophie und die anderen Geistes- und Kulturwissenschaften. Nunwird aber im englischen Sprachraum „anthropology“ ohne adjekti-vischen Zusatz als ein nichtphilosophisches Forschungsfeld verstan-den, nämlich als „the comparative study of human societies andcultures and their development“ (Oxford Dictionary). Das so be-zeichnete heterogene Forschungsfeld entspricht grob den Gegen-ständen der Ethnologie, der Kultur- und der Sozialanthropologie.Demgegenüber zielt die philosophische Frage „Was ist der Mensch?“gerade nicht auf das historisch und kulturell Variable, sondern aufdas allen Menschen qua Menschen Gemeinsame: auf das Wesenoder die Natur des Menschen.

1. Die Frage nach der Natur des Menschen und die Rede vom „Menschenbild“

Die Frage, was der Mensch sei, ist im Stil der Was-ist-Fragen der so-kratischen Dialoge formuliert. Darin unterscheidet sie sich von derRede vom Menschenbild, die heute im geistes- und kulturwissen-schaftlichen Diskurs weitaus populärer ist. Diese Verschiebung

3 Für einen Überblick siehe J. Fischer, Philosophische Anthropologie. Eine Denk-richtung des 20. Jahrhunderts, Freiburg i. Br./München 2008.4 I. Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798), Akademie-Ausgabe,Bd. VII, Berlin/New York 1902, 119ff.

Geert Keil20

Page 22: DER MENSCH – EIN TIER. UND SONST?...Delfinen, Ratten) ließen sich starke Hinweise auf das Vorhandensein eben dieser Entwicklungsstufen beobachten. Konkret erwähnen Sau-lin und

kann man als ein Rückzugsgefecht werten: Mit der robust realisti-schen „Was ist“-Frage träte man in unmittelbare Konkurrenz zuden Erklärungsansprüchen der empirischen Humanwissenschaften,mit der Rede vom Menschenbild scheint man dieser Konkurrenzaus dem Wege zu gehen. Stellen wir uns zur Illustration einen selbst-bewussten Humanbiologen oder einen Paläoanthropologen vor undlegen ihm Folgendes in den Mund: Wie der Mensch beschaffen ist,was ihn von den anderen Spezies unterscheidet und wie diese Unter-schiede sich entwickelt haben, das erforsche ich gemeinsam mit mei-nen Kollegen mit empirischen Methoden. Danach können gern diePhilosophen und Theologen kommen und daran heruminterpretie-ren. Sie mögen dicke Bücher schreiben und Akademietagungen überden „Wandel des Menschenbildes“ abhalten, doch empirische Hu-manwissenschaftler verpassen nichts, wenn sie die Bücher der inter-pretierenden Zunft nicht lesen und an ihren Tagungen nicht teilneh-men. Es wird dort ja nicht geforscht, also sind von dort keine neuenEinsichten über die Beschaffenheit des Menschen zu erwarten.

Diese Art der Arbeitsteilung wird von den sokratischen Was-ist-Fragen unterlaufen. Die empirischen Wissenschaften sind keines-wegs allein dafür zuständig, herauszufinden, wie ein Phänomen be-schaffen ist. Sokrates fragt jeweils nach dem Wesen einer Sache, ihrereigentlichen Beschaffenheit. Die robust realistische Frage, was derMensch sei, geht über die Frage hinaus, was für ein Bild wir unsvon ihm machen. Was etwas ist und welches Bild wir uns davon ma-chen, sind zwei verschiedene Dinge. Bilder können zum Beispielscharf oder unscharf sein, treffend oder verzerrend, vollständigoder aspekthaft. Der abgebildete Gegenstand kann das alles nichtsein. Ferner kann es unterschiedliche Bilder eines Gegenstands ge-ben, während der Gegenstand selbst nur einmal da ist. Aussagenüber Eigenschaften von Bildern stehen nicht in direkter Konkurrenzzu Aussagen darüber, wie der abgebildete Gegenstand beschaffen ist.

Eine Erklärung für die Dominanz der Rede vom Menschenbildauf Akademietagungen lautet also, dass Philosophen und Theologendamit der Konkurrenz zu Erklärungsansprüchen der empirischenHumanwissenschaften aus dem Wege gehen möchten. Ein eng damitzusammenhängender zweiter Grund dürfte sein, dass viele Geistes-und Kulturwissenschaftler der vagen Vorstellung anhängen, dasswir in unseren Erkenntnisbemühungen niemals über Bilder, Inter-pretationen oder Konstruktionen einer Sache hinausgelangen. Die

Was ist der Mensch? 21