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899 Bautechnik 84 (2007), Heft 12 M. Arnold/D. Franke · Modellversuche zum Erd- und Auflastdruck auf Winkelstützwände Der Rügendamm Michael Braun Vorbemerkung Seit nunmehr über 70 Jahren gibt es eine feste Verbindung vom pommer- schen Festland auf die Insel Rügen, den Rügendamm. Andere deutsche Inseln waren da jedoch teils wesent- lich schneller bedient. Usedom be- kam schon 1931 einen Straßen-, ein Jahr darauf auch einen Schienenan- schluss. Die Insel Sylt gar war bereits seit 1927 über einen geschütteten Damm so an das Festland angedockt, dass man sie seitdem wohl nur noch sehr eingeschränkt als Eiland bezeich- nen mag. Diese abenteuerliche Nabel- schnur, wo bei schlechtem Wetter die Brandung bis an die Eisenbahnschie- nen zu schlagen droht, erhielt zu Eh- ren des damaligen deutschen Reichs- präsidenten den Namen „Hindenburg- damm“ und soll dann dem Vernehmen nach für die Rügenanbindung namens- stiftend gewirkt haben. Dabei bleibt der Begriff hier zumindest teilweise eine Täuschung, sind doch nur 23 % der gesamten Länge echte Dämme, mit ca. 1/3 die wesentlichen Teile des Rügendamms jedoch Stahlbrücken [1]. Die überspannten Wasserläufe des Ziegelgrabens und des Strelasun- des nämlich durften nur soweit von Dammschüttungen eingeengt werden, dass der sensible Wasseraustausch zu beiden Seiten für die gestrengen Ge- nehmigungsämter gerade eben vertret- bar blieb. Seit kurzem, genauer seit dem 20. Oktober 2007, hat die geschichts- trächtige Verbindung heftigste Kon- kurrenz zumindest für den Straßen- verkehr erhalten, eine architektonisch wie ingenieurtechnisch gleichermaßen bemerkenswerte Brücke hat sich dicht daneben hinzugesellt (Näheres siehe [29]). Dies wird wohl absehbar einen Paradigmenwechsel und mithin einen substantiellen Bedeutungsverlust für den angestammten Brückenzug nach sich ziehen. Wer will schon mit dem Auto auf dem Oldie im Stau stehen,

Der Rügendamm

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899Bautechnik 84 (2007), Heft 12

M. Arnold/D. Franke · Modellversuche zum Erd- und Auflastdruck auf Winkelstützwände

Der RügendammMichael Braun

Vorbemerkung

Seit nunmehr über 70 Jahren gibt eseine feste Verbindung vom pommer-schen Festland auf die Insel Rügen,den Rügendamm. Andere deutscheInseln waren da jedoch teils wesent-lich schneller bedient. Usedom be-kam schon 1931 einen Straßen-, einJahr darauf auch einen Schienenan-schluss. Die Insel Sylt gar war bereitsseit 1927 über einen geschüttetenDamm so an das Festland angedockt,dass man sie seitdem wohl nur nochsehr eingeschränkt als Eiland bezeich-nen mag. Diese abenteuerliche Nabel-schnur, wo bei schlechtem Wetter die

Brandung bis an die Eisenbahnschie-nen zu schlagen droht, erhielt zu Eh-ren des damaligen deutschen Reichs-präsidenten den Namen „Hindenburg-damm“ und soll dann dem Vernehmennach für die Rügenanbindung namens-stiftend gewirkt haben. Dabei bleibtder Begriff hier zumindest teilweiseeine Täuschung, sind doch nur 23 %der gesamten Länge echte Dämme,mit ca. 1/3 die wesentlichen Teile desRügendamms jedoch Stahlbrücken[1]. Die überspannten Wasserläufedes Ziegelgrabens und des Strelasun-des nämlich durften nur soweit vonDammschüttungen eingeengt werden,dass der sensible Wasseraustausch zu

beiden Seiten für die gestrengen Ge-nehmigungsämter gerade eben vertret-bar blieb.

Seit kurzem, genauer seit dem20. Oktober 2007, hat die geschichts-trächtige Verbindung heftigste Kon-kurrenz zumindest für den Straßen-verkehr erhalten, eine architektonischwie ingenieurtechnisch gleichermaßenbemerkenswerte Brücke hat sich dichtdaneben hinzugesellt (Näheres siehe[29]). Dies wird wohl absehbar einenParadigmenwechsel und mithin einensubstantiellen Bedeutungsverlust fürden angestammten Brückenzug nachsich ziehen. Wer will schon mit demAuto auf dem Oldie im Stau stehen,

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wenn sich alternativ von erhöhterWarte ein sicher gehaltvollerer Aus-blick bietet. Gleichwohl verabschie-det sich der Rügendamm auch nach70 Jahren wechselvoller Historie nichtganz, für die Schiene bleibt er unver-zichtbar.

Planungen und Baugeschichte

Seit ehedem waren die Insel Rügenund der Festlandkörper mit Fährenverbunden. Ein Zustand, der spätes-tens mit dem Einzug des Eisenbahn-zeitalters – ab 1863 war die nächst-gelegene Stadt Stralsund von der Eisen-bahn erschlossen, 20 Jahre später auchauf der Insel Eisenbahnbetrieb einge-zogen – als unzeitgemäß bezeichnetwerden muss. Immer wieder warenneue Generationen längerer Fähr-schiffe beschafft worden. Allerdingswaren hier der Akzeleration natürlichenge Grenzen gesetzt, die Anzahl miteiner Überfahrt trajektierter Waggonsblieb marginal, überdies waren dieAufwendungen für Fahrten auf demWasser knapp 13-mal so teuer wie diean Land. Der Güteraustausch war be-hindert, Passagiere mussten sowiesodie Wagen verlassen und sich auf derGegenseite in andere Züge begeben.

Entwürfe für eine Brückenver-bindung lassen sich bis 1877 zurück-verfolgen, wobei frühe Vorstellungenunrealistisch überschäumten und ausdem Kostenrahmen fielen. Dies än-derte sich kaum, als ab 1896 dannvon der Eisenbahnbehörde ernsthaf-tere Planungen angestrengt wordensind. So waren der damals offenbar un-bedingt vorrangigen Schifffahrt wegenzunächst stets opulente Hochbrücken

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geplant, die beide Verkehre vollstän-dig voneinander getrennt hätten. DieEntwürfe blieben nicht zuletzt wegender erforderlichen, enorm langen Ram-pen utopisch. Kompliziert war auchder Finanzierungsansatz. Zunächsthatte man noch von einem Bedarfvon knapp 40 Mio. Mark ausgehenmüssen. Im Jahre 1913 war für ein32 m über dem Meeresspiegel schwe-bendes Brückenmonstrum, größer undlänger als das über den chinesischenFluss Hoangho, rund 20 Mio. Markverplant. Der ein Jahr später begin-nende Krieg ließ die Planung jedochzu Makulatur werden. Anschließendtrat eine 15-jährige Denkpause ein[2]. Später dann sollte sich die Bau-summe auf 26 Mio. Mark einpegeln.

Seit ab 1909 von Sassnitz aufRügen durchgehender Eisenbahn-verkehr mit Skandinavien bestand,war das anachronistische Wesen desÜbersetzverfahrens überdeutlich ge-worden, und man versuchte von deut-scher Seite beharrlich, das immenseschwedische Interesse an einer Ver-besserung der Lage zu deren Finan-zierung heranzuziehen. Dies schienzunächst erfolgversprechend, geradeim Jahr 1931 schien der Durchbruchgelungen, 20 Mio. Reichsmark vonder schwedischen Regierung kredi-tiert. Alles scheiterte letztlich an derdortigen Währungsumstellung.

Der Rügendamm als ABM der Nationalsozialisten

Schlussendlich blieb es als Ironie derGeschichte den Nationalsozialistenvorbehalten, die Realisierung des Rü-gendammprojekts mit ihrem ersten

großen Beschäftigungsprogramm ent-scheidend voranzutreiben. Den Eisen-bahnteil des Rügendamms wollte dieReichsbahn aus einem schon im Juli1933 aufgelegten 560-Mio.-Mark-So-fortprogramm der Regierung zur Be-seitigung der Arbeitslosigkeit selbsttragen, der Straßenteil sollte über Mit-tel der Gesellschaft für ÖffentlicheArbeiten (ÖFFA) bezahlt werden [3]bis [6].

Das Ergebnis aller diesbezüg-lichen Denkanstrengungen ließ sichkristallisieren in der Formel: – nahezu vollständige Verlegung desSchiffsverkehrs aus dem Strelasundin den Ziegelgraben (lediglich dernatürlichen Regelung der Schifffahrtwegen sollten später zwei Öffnungender Strelasundbrücke im Richtungs-betrieb passiert werden dürfen)– Nutzung des Nordteils der InselDänholm als „kostenloser“ Damm-abschnitt – Umkehrung der Prioritäten, indemder Eisenbahnverkehr nur in schma-len Zeitfenstern zugunsten der Schiff-fahrt zurückgestellt wird, dazu erhältdie Ziegelgrabenbrücke einen Klap-penteil – Je ein Brückenzug für die Straße(6 m breit, zweibahnig) und für dieEisenbahn (eingleisig) werden paral-lel in nur 8 m Höhe quasi als Bündelüber das Wasser geführt, bis zu 1200Arbeitskräfte sollten Beschäftigungfinden [7], [8].

Vorherige umfangreiche Boden-erkundungen (ca. 50 engmaschigeBohrungen seit 1931) hatten kompli-zierte und stark wechselnde Verhält-nisse erbracht. Diesen hatten sich dieGründungen für Widerlager und Pfei-

Berichte

Bild 1. Der Hindenburgdamm inspirierte zur Nachahmung für eine Verbindung nach Rügen, hier Aufnahmen bei der Kabel-verlegung in den 30-er Jahren (a) und mit Zug aus den Nachkriegsjahren (b) [Sammlung Braun]

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ler anzupassen. Zur Ausführung ka-men sowohl Flachgründungen (aufverschiedenen Pfahlrosten) sowie be-vorzugt Senkkästen mit Grundflächenzwischen 130 und immerhin 400 m2.Das besonders sensible Widerlager Ader Strelasundbrücke ist nach Marcus(„Die vereinfachte Berechnung bieg-samer Platten“, 1929) dafür spezielldurchgerechnet worden. Erste Erd-arbeiten hat man im Sinne möglichtumfänglicher Beschäftigung per Handerledigen lassen, erst später setzte sichMaschinenarbeit durch. Zur Kosten-dämpfung ist natürlich Massenaus-gleich angestrebt worden, d. h., essind geförderte Bodenmassen an an-derer Stelle möglichst weiterverwen-det worden, was aber nicht vollstän-dig gelang.

Beschreibung

Die Brücke gliederte sich in den Ab-schnitt über den Ziegelgraben (140 mlang) und über den Strelasund (540 mlang). Für beide Brückenzüge wurdeSt 37 verfügt, darin die Eisenbahn-brücke mit ihren 3,9 m hohen Blech-trägern vollkommen geschweißt (Her-steller: je zur Hälfte Fa. Doernen/Dortmund und Fried. Krupp/Rhein-

Berichte

Bild 2. Die Brücken im Bauzustand: Antransport der Hauptträger auf Spezialwagen (a), Schiffstransfer an die Widerlager(b), Verschweißen in der Rollvorrichtung (c), vorn der geschweißte Eisenbahnteil der Ziegelgrabenbrücke (d), ca. 1935[Sammlung Krentzien]

a)

c)

b)

d)

Bild 3. Hier ist die Ziegelgrabenbrücke mit Waagebalken nahezu vollständig mon-tiert, ca. 1936 [Sammlung Krentzien]

Bild 4. Reklamebilder der Dörnen-Werke 1935 (a), ca. 1995 (b) [Sammlung Braun]

a) b)

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hausen, Querträger Steffens & Nölle).Es verdient explizit hervorgehoben zuwerden, dass es nur dem PioniergeistGottwalt Schapers, dem Brückenex-perten der Reichsbahn, zu verdankengewesen ist, dass derartig umfangrei-che Stahlteile wie die 270 m langendurchlaufenden Strelasundbrückendamals auf der Baustelle geschweißtwurden, quasi ein früher Experimen-talbau [23]. Eine sinnvolle Vorrich-tung von Rollringen ermöglichte esKrupp, seine Riesen-Bleche vor Ort

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so zu drehen, dass nahezu ausschließ-lich waagerechte Nähte zu fertigenwaren, was der Qualität sehr zugutekam.

Angeblich soll die danebenlie-gende, breitere Straßenbrücke (Her-steller: Gollnow & Sohn/Stettin) nurdeshalb nicht auch geschweißt wor-den sein, weil sich zum Zeitpunkt derAusschreibung der diesbezüglicheWissensstand noch nicht ausreichendverfestigt hatte, immerhin waren da-mals erst 144 geschweißte Brückenim Reichsbahnbestand. Möglich bleibtjedoch, dass sie dafür einfach schonzu voluminös war (Faktor im Ver-gleich zur Eisenbahnbrücke: ca. 1,2)und deshalb herkömmlich genietetwerden musste. Die Überlegenheitder Schweißung im Stahlbau indes istgerade angesichts der im Deutsch-land der 1930-er Jahre schon einset-zenden Rohstoffknappheit von derart

renommierten Instituten wie dem Ma-terialprüfungsamt in Berlin-Dahlemüberzeugend belegt worden. So konntedort die hervorragende Beschaffen-heit der ersten deutschen geschweiß-ten Eisenbahnbrücke von 1930 anläss-lich einer Grunduntersuchung kon-statiert werden, und das nach nichtweniger als 220000 Lastwechseln. Diedamals durch Schweißung erzielteGewichtseinsparung von 15 % warbei neueren Konstruktionen längst aufdas Doppelte angewachsen. Anderer-seits befand sich die Branche im Um-bruch. Schweißarbeiten mussten nacheiner an sich längst überholten Vor-schrift erfolgen. Die Arbeiten des „Ku-ratoriums für Dauerfestigkeitsversu-che im Fachausschuss Schweißtech-

Berichte

Bild 6. Reklamebild der Krupp Werke,1996 [Sammlung Braun]

Bild 7. Zu Beginn der Feierlichkeiten anlässlich der Rügendamm-Einweihungnimmt Reichsbahn-Generaldirektor Dorpmüller eine Parade des bewaffneten!Bahnschutzes im Stralsunder Hafen ab, Oktober 1936 [Sammlung Braun]

Bild 8. Reklamebild des in damaligerZeit führenden Unternehmens in derelektrischen Schweißtechnik, der Kjell-berg-Werke, ca. 1935 [Sammlung Braun]

Bild 5. Ein Rollsattel für den Einschub der Strelasund-Überbauten der Krupp-Werke mit angeschriebenen Hinweisen auf dieelektrische Verschweißung, (a), die Ziegelgrabenbrücke in der Totale (b), ca. 1935 [Sammlung Braun]

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nik beim VDI“ Berlin 1935 waren beider Entwurfsbearbeitung der Ziegel-grabenbrücke noch nicht abgeschlos-sen und konnten somit nicht berück-sichtigt werden. Dennoch ist die Eisen-bahnbrücke über den Ziegelgraben beiihrer Indienststellung die größte ge-schweißte Reichsbahnbrücke gewesen.Ihre Besonderheit hat man durch Aus-stellen eines Modells im Verkehrs- undBaumuseum dokumentiert.

Der fortentwickelte Stahl St 52indes hat beim Schweißen zunächsterhebliche Rissprobleme bereitet. Be-kannt geworden ist der Fall der bei-den Brücken über die Hardenberg-straße in Berlin, wo 1936 sogenannte„Angststützen“ die fragile Konstruk-tion solange sichern mussten, bis ge-nietete Austauschüberbauten verfüg-bar waren. Diese Probleme sind erstviel später vollständig behoben wor-den. Vorläufig war das Schweißen vonSt 52 ausgesetzt.

Der Reichsbahnassessor Brück-ner jedenfalls hat in der „Bautechnik“alle im Zusammenhang mit dem Stahl-bau stehenden Dinge minutiös unddetailliert beschrieben. Weitere um-fangreiche Einlassungen kamen ausder Feder von Schaper selbst, der sichsowieso in den alljährlichen Rück-schauen der „Bautechnik“ traditionelljedem Neubau ab dem Januarheftwidmete. Nicht ungehört blieb seinleidenschaftliches Plädoyer für dieSchweißtechnik, mit eine Erklärungdafür, dass sich diese Technik auchaußerhalb der Werkstätten – direktauf den Baustellen – zu etablieren be-gann. Das Interesse an der Materiewar enorm. Schaper hat darüber auchin London und Brüssel referiert.Schaper, der durch den Ausbruch des1. Weltkriegs daran gehindert war, dieRügendamm-Hochbrücke auszufüh-ren, starb, vom „Führer“ mit dem Pro-fessorentitel hochgeehrt, im Januar1942 [9].

Die beiden Klappbrücken sindnach dem System mit fester Dreh-achse erbaut worden. Allen Klapp-brücken gemeinsam ist bekanntlich,dass die bewegten Massen nahezuvollkommen austariert sind, in die-sem Falle mittels zweier hochliegen-der Waagebalken mit Gegengewichts-kästen. In diesen war der Gusseisen-ballast verstaut. Diese und die anZugstangen hängenden Brücken selbstbilden dabei ständig Parallelo-gramme, die sich beim Heben der

Brücken verengen, und umgekehrt.Die Tarierung hat den Vorteil, dassnur sehr geringe Kräfte überwundenwerden mussten, der aktuelle elektri-sche Antriebsmotor benötigte eineLeistung von nur wenigen kW. DieMotorkraft bewegte Kurbeln, die ih-rerseits für den Vertikalschub beimHeben und Senken sorgten.

Prinzip bei allen denjenigen Auf-trägen, die aus dem Arbeitsbeschaf-fungsprogramm bezahlt wurden, wares, möglichst viele Firmen gleichzeitigzu beteiligen. So kamen die InstituteDortmunder Union und Siemens-Schuckert beim Eisenbahnteil zumZuge, ein Konsortium aus den Fir-men Gollnow, Brown, Boveri & Cie.sowie Ardeltwerke übernahm den Stra-ßenteil. Die Mitwirkung von Grün &Bilfinger sowie Polensky & Zöllner istnachgewiesen. Baubeginn für die Zie-gelgrabenbrücke ist im März 1934 ge-wesen, bereits zwei Jahre später konntedie elektrische Ausrüstung freigeschal-tet werden. Bauzüge konnten dieBrücke ab dem 3. Dezember 1935 be-fahren, der Straßenverkehr zur Dän-holminsel im Juli 1935 aufgenommenwerden [9], [10].

Der Rügendamm als Sympathieträger

Begleitkommentatoren hatten stetsden Wert und die Wichtigkeit der suk-zessiven Fahrzeitverkürzung im zwi-schenstaatlichen Verkehr mit den nor-dischen Ländern, insbesondere mitSchweden, betont. Auch der Image-gewinn für Stralsund blieb nicht un-erwähnt. Dass gerade im Olympia-jahr 1936 mit dem Rügendamm ein

spektakulärer Schlusspunkt gesetztworden war, ist mit deutlicher Genug-tuung registriert worden, ebenso wei-tere Aktivitäten, wie die Beltbrücke,die schon 1935 in Betrieb genommenworden war, und die nicht unerhebli-chen Anstrengungen der nordischenPartner [11], [12].

Die Eröffnungsfeier des Rügen-damms geriet zu einem Medienspek-takel dort bislang ungekannten Aus-maßes. Nicht nur Politprominenz ausdem Norden, auch Reichsregierungs-mitglieder und jede Menge skandina-vische Granden waren anwesend.Reichsbahngeneraldirektor Dorpmül-ler hielt gleich mehrere schneidigeReden, ließ Untergebene mit „erhobe-ner rechter Hand“ grüßen. Sein Adla-tus Lohse gedachte auch der siebenbeim Brückenbau zu Tode gekomme-nen Arbeiter. Eine sehr präsente Eh-renkompanie des paramilitärischenBahnschutzes ließ Kommendes erah-nen, andererseits fehlte auch eine an-rührende kulturelle Umrahmung nicht.

Berichte

Bild 9. Direktor Dorpmüller besteigt die Lokomotive, die den ersten Zug über denRügendamm ziehen wird, Oktober 1936 [Sammlung Krentzien]

Bild 10. Reklamebild eines renom-mierten Institutes zur Röntgendiagno-stik von Schweißnähten, ca. 1935[Sammlung Braun]

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Besonderes Mitgefühl glaubteman den Beschäftigten der Fähr-schiffe erweisen zu müssen, die nunschlagartig arbeitslos wurden – ein

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Tatbestand, der sich offenbar nurschwierig vermitteln ließ. Nicht ver-kneifen konnte sich SA-General Klein-mann in seiner Ansprache, den Skan-

dinaviern zugewandt, einen herzlichenDank für die Mithilfe am Brücken-bau – reichlich Häme, hatten dieSchweden doch bei der Finanzierunggekniffen. Auch der Führer bekam einVollzugs-Telegramm zum Sachverhalt,was dieser in „wärmsten Worten“ er-widerte.

Gedankt wurde auch den eigent-lich Ausführenden, eigenartigerweisejedoch nicht dem geistigen Kopf desGanzen, Reichsbahnoberrat KarlKlammt. Klammt war am 1874 in St. Petersburg geboren worden und30 Jahre später bei den PreußischenBahnen eingetreten. Über verschie-dene Karrierestationen geriet er 1920nach Stralsund, wo er entscheidendeVorschläge zur Lösung des Rügenpro-blems erarbeitete. Nicht unerwähntblieb zudem, dass der Rügendamm„natürlich“ alljenen Mehrbelastungengenügen würde, die nach der Fertig-stellung des von den Nazis bei Prora

Berichte

Bild 12. Im Mai 1937 zieht erstmals die Autokarawane überden Rügendamm zur Insel [Sammlung Braun]

Bild 13. Das Bild zeigt die optisch stark differierendenUnterseiten der angehobenen Klappbrückenteile, ca. 1937[Sammlung Krentzien]

Bild 14. Das hübsche Postkartenmotiv unterstreicht dieklare und sachliche Gliederung der Strelasundbrücke mitihren neun Portalrahmenstützen. Der Blick geht nach Stral-sund, ca. 1938 [Sammlung Krentzien]

Bild 15. Eine Kolonne wartet auf die Überfahrt nach Rügen;rechts das Bahnstellwerksgebäude, 30-er Jahre [Sammlung Krentzien]

Bild 11. Beschäftigte der Bauunternehmung befestigen das „weiße Band“, dassogleich von dem Eröffnungszug durchschnitten werden wird, Oktober 1936[Sammlung Krentzien]

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geplanten gigantomanischen KdF-Bades entständen. Insgesamt sind beidem Bau an 600000 Arbeitstagewer-ken 11800 t Stahl verbaut worden [13],[1].

Mit der Inbetriebnahme des Rü-gendamms am 5. Oktober 1936 wurdedie Eisenbahnlandschaft der StadtStralsund gründlich umgestaltet. Diewesentlichen Verkehrsströme verlie-fen von nun an gänzlich anders [14].

Mit einiger Verspätung ist miteiner Autoparade, inklusive GauleiterSchwede-Coburg, im Mai 1937 dieStraßenbrücke des Rügendamms inBetrieb genommen worden. Auch dies-mal wurde dem ein feierlicher Akt ge-widmet, u. a. mit Gästen aus Skandi-navien, wo dann auch eine LaudatioKlammts nachgeholt wurde [1].

Am 1. Mai 1945 wurden sowohldie Ziegelgrabenbrücke als auch dieStrelasundbrücke von derWehrmachtgesprengt. Rügen war anschließendwieder das, was es eigentlich nichtmehr sein wollte, eine von Festlandabgeschnittene Insel, die Rolle rück-wärts auf die Stufe des Fährbetriebesstand an.

Der Wiederaufbau

Die Schadenbilanz der Reichsbahn-anlagen, insbesondere der Brücken,nach dem Ende der Kämpfe in dernunmehr Sowjetischen Besatzungs-zone war grausam. In der Regel wa-ren ostwärts gerichtete Bahnanlagen,und Brücken umso mehr, direkteKampfzonen gewesen. Entsprechendsahen die enormen Zerstörungen dortaus. Die russische Besatzungsmachthatte zunächst eine Doppelstrategieverfolgt zwischen der Befriedigungihrer Demontagebedürfnisse auch imVerkehrssektor und – nicht zuletztauch diesem Ziel untergeordnet – demBelassen elementarer verkehrlicherVoraussetzungen im besiegten Land.Es ist heute sehr schwierig, im Ange-hen der einzelnen Problemfelder, derReparatur und des Wiederingangbrin-gens, ein solches System zu begreifen.Einige Dinge wurden bekanntlichschnell einer Lösung zugeführt, Ber-lin hat sehr davon profitiert. Woan-ders ließ man sich Zeit, waren die An-stände offensichtlich von untergeord-neter Priorität, immer natürlich von„höherer“ Warte aus gesehen. Zurletzteren Kategorie gehörte auch derRügendamm. Fast zwei Jahre nach

Kriegsende vergingen ohne substan-tielle Wiederherstellungsmaßnahmen,sieht man einmal davon ab, dass ört-liche Behörden einen hölzernen Not-brückenzug für die Straßenverbin-dung von und zur Insel errichtetenließen.

Der Skandinavienverkehr wird zum Motor

Ein Umbruch in den Ansichten derRussen kam offenbar in genau demMoment, als sich die fehlende Schie-nenanbindung der Insel zum Hemm-nis für eine Wiederbelebung des Ver-kehrs nach Skandinavien erwies.Denn plötzlich ging alles sehr schnell.Am 3. April 1947 erging ein BefehlNr. 69 der Transportabteilung derSowjetischen Militäradministration inDeutschland (SMAD), unverzüglich„mit Maßnahmen zur kapitalen Wie-derherstellung“ des Rügendamms zubeginnen. Notwendige Finanzmittellagen bereit. Angeblich soll die langeVorlaufzeit auf den vorher zum An-transport der Stahlmassen notwendi-gen Aufbau anderer Brücken zurück-zuführen gewesen sein [15], [16].

Knapp 14 Tage darauf fand inStralsund eine Beratung von Fachleu-ten der Bahn und zweier renommier-ter ostdeutscher Stahlbaufirmen mitden Russen statt. Der Zustand derZiegelgrabenbrücke stellte sich wiefolgt dar: – Je zwei Stahlüberbauten der Zie-gelgrabenbrücke und der Strelasund-brücke waren gesprengt, drei davondanach abgestürzt und nach Inaugen-scheinnahme für eine weitere Verwen-dung unbrauchbar. – Beide Klappbrückenmechanismenwaren stark zerstört. – Die Unterbauten waren im Wesent-lichen weiter verwendbar.

Unter Zugrundelegung des aktu-ellen Schadensbildes hatte man wäh-rend der Beratung die ersten Sanie-rungsschritte verabredet. Der Brücken-dezernent der Reichsbahn-Hauptver-waltung, Jung, der Teilnehmer an deroben bezeichneten Besprechung ge-wesen war, hat später drei unter-schiedlich ausführliche, in der Subs-tanz jedoch sehr ähnliche Fachauf-sätze publiziert, in denen er fundiertdas gesamte Ausmaß der wahrlichnicht unkomplizierten Arbeiten auf-gelistet hat. Insofern hat er sich sei-nem „Vorgänger“ von 1937, Brückner,

als durchaus würdig erwiesen [17],[19]. Vorausgeschickt sei, dass dieWiederherstellungsarbeiten trotz dersehr schwierigen Ausgangslage nacheinem halben Jahr abgeschlossen wer-den konnten. Zunächst waren im Juni1947 die Entwurfszeichnungen fertig,eine erste Rate von 3 Mio. Mark warabrufbereit. Als offizieller Auftragge-ber fungierte die Russische Militärver-waltung fürAufbauarbeiten in Berlin-Schöneweide, Kaiserstraße 12 [20].

Den beiden zunächst verpflich-teten Firmen Mitteldeutsche Stahl-werke und Beuchelt/Könnern geselltesich später die Siemens-Bauunion fürArbeiten im Tiefbausektor hinzu [18],[19]. Ganz am Rande, jedoch auchnicht unwichtig, die Festlegung: „DieVerpflegung für die Belegschaft wirddurch die SMAD gestellt, die Zube-reitung ist Sache der Unternehmer“.Sicher war dies für die Verpflegten an-genehmer als andersherum [21], [22].

Privatfirmen lösen den Knoten

Große Sorgen soll der nachhaltig zer-störte Mechanismus der Brücken-klappen einschließlich der gesamtenelektrischen Steuerung bereitet ha-ben, wo man sich „deutsch-deutscheHilfestellung“ von den DortmunderUnion-Werken erhoffte. Die Repara-tur ist dann so abgelaufen, dass beideKlappenwaagen vollständig demon-tiert, d. h. auch zuvor entnietet undanschließend in der Werkstatt in-standgesetzt wurden. Anstelle der bei-den zerstörten Überbauten derZiegel-grabenbrücke (Straßen- und Eisen-bahnteil) sowie einer der Strelasund-brücke (nur Eisenbahn) sollten alter-nativ zunächst sogenannte R-Brücken-geräte aus dem Bestand der Reichs-bahn eingebaut werden. Ein viertesderartiges Gerät würde spätestensdann erforderlich werden, wenn esnicht gelänge, den teilweise zerspreng-ten Überbau vollständig wiederher-zustellen. Diverse weitere Stahlbau-arbeiten waren zudem peripher not-wendig [17].

Der Ersatz der abgestürztenZiegelgraben-Überbauten durch zweigleichlange R-Geräte war unkompli-ziert, dasjenige für die Straße musstelediglich zuvor vom genormten Eisen-bahnmass auf das breitere der Straßeleicht geweitet werden. Bei der Strela-sundbrücke hat man die praktikabelsteLösung dergestalt entwickelt, dass die

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beschädigten Überbauteile aufgege-ben und seitlich ausgefahren wurden,die Sprengstellen anschließend durchSchweißung „geglättet“ belassen undin die resultierenden, unterschiedlichlangen Lücken von 42 m (Schiene),bzw. 47 m (Straße) entsprechende R-Geräte eingepasst worden sind. Da-mit war der Durchlaufeffekt zwarverloren, die Lösung aber insgesamtdurchaus seriös.

Sehr viel Mühe hat die FirmaKjellberg/Finsterwalde in die Sicher-heit der neu geschweißten Teile in-vestiert. Über 170 Röntgenaufnahmensind in Zusammenarbeit mit derSchweißtechnischen VersuchsanstaltWittenberge angefertigt, bei unsiche-ren Ergebnissen sind die Schweißun-gen notfalls mehrfach wiederholt wor-den. Trotz der im Grunde sorgfältigenund anerkennenswerten Arbeit allerBeteiligten ist der Rügendamm an-schließend von der Eisenbahn nur mitstark verminderter Geschwindigkeitbefahrbar gewesen [23].

Pikant am Rande: Ein an sichbesser geeignetes SKR-Gerät stand inder Sowjetischen Zone nicht zur Ver-fügung. Ein Emissär zum HerstellerRheinhausen – Klaus Kober von derReichsbahndirektion Greifswald – warschon bestallt und mit einem Inter-zonenpass versehen, aber ganz offen-sichtlich glücklos [18].

Am 9. Oktober 1947 jedenfallsverlief die Belastungsprobe erfolg-reich, zwei Tage später stand dann derRügendamm nach 11 Jahren zumzweiten Mal der Eisenbahn zur Ver-fügung [16]. Im Verlauf des Jahres

Berichte

Bild 18. Für Philatelisten stand die Ziegelgrabenbrücke hier„Modell“. Interessant ist, dass zum Zeitpunkt der Emissiondas am unteren Bildrand deutlich erkennbare Brückengerätlängst entfernt war, 1988 [Sammlung Braun]

Bild 19. Auf diesem Bild sind die Brückengeräte entfernt,Routine ist eingekehrt, 80-er Jahre [Sammlung Braun]

Bild 17. Sehr schön zu sehen ist bei diesem Bild die voll-kommen verwandelte Seitenansicht des Überbaus der Ziegel-grabenbrücke: früher Stahlträger, nun geschraubtes Fach-werk, 50-er Jahre [Sammlung Krentzien]

Bild 16. Zur Reparatur ist der Waagebalken noch eingerüstet. Die beiden zerstör-ten Überbauten sind bereits durch Brückengeräte ersetzt, Sommer 1947[Sammlung Braun]

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1948 konnte auch die Wiederherstel-lung der Straßenbrücke abgeschlos-sen werden. Erst 1952 jedoch warenauch die letzten Schrottreste aus derOstsee geborgen [24].

Kurz vor dem Erreichen der all-gemein anerkannten Grenznutzungs-dauer der Brückengeräte von 15 Jah-ren hat die Reichsbahn nach einerBeseitigung der Missstände am Rügen-damm trachten müssen. Die Tradi-tionsfirma Beuchelt hat sich dann imSommer 1961 der Aufgabe unterzogen,die Brückengeräte durch dauerhafteÜberbauten zu ersetzen. Währenddies für die Ziegelgrabenbrücke rela-tiv unkompliziert möglich war, warendie R-Geräte bei der Strelasundbrückebekanntlich beweglich in die 45 mund 47 m langen Sprenglücken einge-passt worden. Ein vollständiger Aus-tausch beider (je 270 m langer!) Über-bauten schied definitiv aus. So verfielman auf die Lösung, die R-Gerätedort einfach durch gleichlange ge-schweißte Brücken(teile) zu ersetzen.Die so erzielte optische Wirkung warzwar befriedigend, die Durchlaufwir-kung allerdings blieb verhindert! Dieschwebende Auflagerung barg zudempermanente Risiken. Immerhin konntedie Geschwindigkeitsbeschränkunganschließend aufgehoben werden [25].Seit dem 27. Mai 1989 ist der mitFahrdraht überspannte Rügendammvon elektrisch gezogenen Zügen be-fahrbar [26].

Ausblick

Mit der Wiedervereinigung wurde dielängst fällige Grund-Erneuerung derRügendammstahlkomponenten einge-läutet. Der enormen Verkehrsbelastungwegen hatte man schon im Dezember1986 die Höchstgeschwindigkeit derEisenbahnzüge erneut auf 30 km/hherabsetzen müssen. 1990 dann hat-ten die Stahlüberbauten der Strela-sundbrücke Neuanfertigungen zu wei-chen. Dabei sind dann nach knapp30 Jahren diejenigen „Unkorrekthei-ten“ eliminiert worden, die damalsder Stahlknappheit im Osten Deutsch-lands geschuldet waren. Seitdem be-steht dort wieder ein Durchlaufsys-tem. Im Mai 1992 folgte dies bei denZiegelgraben-Klappbrücken, die seit-dem vollständig als geschweißte Teilevorliegen. Allein im damals auf Hy-draulik umgebauten Antrieb steckteder Fehlerteufel. Erst seit dem Okto-

ber 2001 arbeitete das neue Systemohne Beanstandung [27], [28].

Die vorerst letzte Meldungstammt aus dem Oktober 2007:

Die Eisenbahn-Klappbrücke überden Strelasund wird durch einen Neu-bau ersetzt. Dabei werden der gesamteÜberbau mit Waagebalken, Pylon, La-ger und Zugstangen sowie die Ober-leitung und die Gleise komplett er-neuert. Gleichzeitig werden die Hy-draulik, die Antriebstechnik und dieBrückensteuerung angepasst. In denNeubau der Klappbrücke werden rundsechs Mio. Euro investiert.

Der Bauablauf im Monat Okto-ber 2007 ist in drei Phasen unterteilt:– Demontage des alten Überbaus– Einbau des neuen Überbaus– Montage der Oberleitung, des Ober-baus und Anpassung der Maschinen-technik

Die Klappbrücke wird mit einemSchwimmkran demontiert und wie-der eingebaut. Der Straßenverkehr istvon diesen Arbeiten nicht betroffen.

Wünschen wir dem angehendenRuheständler noch etliche nutzbrin-gende Jahre.

Literatur

[1] anon.: Reichsbahnoberrat KarlKlammt, der Schöpfer und Verwirk-licher des Rügendamm-Gedankens. In:Die Reichsbahn 13 (1937), Nr. 3,S. 82–83, s. auch: Grusenick, D. u. a.:Die Angermünde-Stralsunder Eisen-bahn. Stuttgart, 1999, S. 130, IllustrierteZeitung 188 (1937), S. 711.

[2] anon.: Eisenbahnbrücke zwischenStralsund und der Insel Rügen. In:Zeitschrift des Vereins Deutscher Inge-nieure 57 (1913), Nr. 41, S. 1646, s. auch:Lohse: Der Rügendamm. In: Zeitung desVereins Deutscher Eisenbahnverwal-tungen 71 (1931), Nr. 47, S. 1245–1250,ergänzend anon.: Bau des Rügendamms. In: da-selbst 71 (1931), Nr. 3, 19, 23, S. 83–84,526, 647.

[3] Klammt, C.: Der Rügendamm. In:Zeitschrift des Vereins Deutscher In-genieure 78 (1934), Nr. 16, S. 495-8,s. auch: ders.: Der Rügendamm. In: Or-gan für die Fortschritte des Eisenbahn-wesens. 91 (1936), Nr. 19, S. 387–394.

[4] Schaper, G.: Die Überquerung desStrelasundes, geschichtlich gesehen.In: Die Reichsbahn 12 (1936), Nr. 40,S. 818–822.

[5] anon.: Die finanzielle und technischeDurchführung des Rügendammpro-jekts. In: Die Reichsbahn 9 (1933),Nr. 26, S. 709.

[6] Röbe: Das Arbeitsbeschaffungspro-gramm der Reichsbahn. In: Die Reichs-bahn 9 (1933), Nr. 28, S. 606-8.

[7] Compter: Der Rügendammplan von1933. In: Die Reichsbahn 12 (1936),Nr. 40, S. 823–826.

[8] Klammt, (K.): Der technische Ent-wurf des Rügendamms. In: Die Reichs-bahn 12 (1936), Nr. 40, S. 827–832.

[9] Brückner: Die Brücke über den Zie-gelgraben im Zuge des Rügendammes.In: Die Bautechnik 15 (1937), Nr. 4,S. 45–50, Nr. 7, S. 79–84, ders.: DieBrücke über den Strelasund. In: daselbstNr. 20, S. 265–268, Nr. 23, S. 303–306,Nr. 26, S. 336–340, ders.: Stahlwasser-bauten beim Rügendamm. In: daselbstNr. 35, S. 449–452, Schaper, G.: DerBrückenbau und der Ingenieurhochbauder Deutschen Reichsbahn im Jahre1934. In Die Bautechnik 13 (1935),Nr. 3, S. 135–139, ders.: dto. im Jahre1935. In: Die Bautechnik 14 (1936),Nr. 1, S. 1–3, ders.: dto im Jahre 1936.In: Die Bautechnik 15 (1937), Nr. 1,S. 1–3, ders.: Neuere Forschungsarbei-ten und Ausführungen auf dem Ge-biete des Stahlbrückenbaus. In: DerBauingenieur 18 (1937), Nr. 37/38,S. 563–584, ders.: Warum schweißenund wie schweißen? In: Die Bautech-nik 14 (1936), Nr. 13, S. 619–622, ders.:Die Ausbildung und das Schweißenvon Baustellenstößen geschweißter voll-wandiger Hauptträger von Brücken.In: Elektroschweißung 8 (1937), Nr. 1,S. 1–8, Kleinmann, W.: GeheimratSchaper †: In: Großdeutscher Ver-kehr 36 (1942), Nr. 1–2, S. 32, See-ger, A.: Geschweißte Blechträger von52 m Stützweite im Zuge des Rügen-dammes. In Zeitschrift des VereinsDeutscher Ingenieure 79 (1935), Nr. 39,

Berichte

Bild 20. Ihm verdanken wir die mutigeEntscheidung, den Rügendamm als ge-schweißtes Brückensystem: GottwaltSchaper, 30-er Jahre [Sammlung Braun]

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Page 10: Der Rügendamm

S. 1173–1175, Dörnen, A.: GeschweißteStahlbrücken der Deutschen Reichs-bahn. In. Zeitschrift des Vereins Deut-scher Ingenieure 79 (1935), Nr. 41,S. 1204–67, Geschweißte Stahlbau-werke aus Baustahl St 52 (DIN 4100).In Zentralblatt der Bauverwaltung 58(1938), Nr. 52, S. 1442, s. auch: Graf:Die Bauausführung des Rügendamms.In: Die Reichsbahn 12 (1936), Nr. 40,S. 833–854, ders.: Der Rügendamm.In: Zentralblatt der Bauverwaltung 58(1938), Nr. 17, S. 431–435, Schaper, G.:Das Schweißen im Brückenbau und In-genieurhochbau. In: Die Reichsbahn 15(1939), Nr. 29/30, S. 732–766, insbes.S. 743ff, ders.: Der hochwertige Bau-stahl St 52 im Bauwesen. In: Zeitschriftdes Vereins Deutscher Ingenieure 83(1939), Nr. 4, S. 93-8, Hertwig, A.: Le-ben und Schaffen der Reichsbahn-Brückenbauer. Berlin (Ernst & Sohn),1950, S. 135–137, Verkehrs- und Bau-museum, Amtlicher Führer durch dieSammlungen. Berlin, 1941, S. 56.

[10] Nettelbeck, K.: Die Klappbrücke derZiegelgrabenbrücke im Zuge des Rü-gendamms. In: Zeitschrift des VereinsDeutscher Ingenieure 81 (1937), Nr. 3,S. 73–76, ders.: Über neuere Waage-balkenklappbrücken. In: Der Bauinge-nieur 18 (1937), Nr. 13/14, S. 153–157,s. auch Sch., W.: Ziegelgrabenbrücke.In: Eisenbahnpraxis 12 (1968), Nr. 11,S. 386–387, Blum, D.: 100 Jahre Bauen.Mannheim 1980, S. 318, Holl, H. A.:Polensky & Zöllner. Frankfurt, 1980,S. 64, Werner-Ehrenfeucht, G.: 75 JahrePolensky & Zöllner. Breidenstein, 1955,S. 68.

[11] Meyer, W.: Stralsund und Rügen-damm – Wächter und Weg zum Nor-den. In: Die Reichsbahn 12 (1936),Nr. 40, S. 859–862.

[12] Loyke: Die Bedeutung des Rügen-damms für den deutsch-nordischenReiseverkehr. In: Die Reichsbahn 12(1936), Nr. 40, S. 855–858.

[13] anon.: Eröffnung des Eisenbahn-betriebes über den Rügendamm. In:Die Reichsbahn 12 (1936), Nr. 42,S. 902–905, s. auch: anon.: Der Rügen-damm. In Bauwelt (1936), Nr. 41, S. 993.

[14] anon.: Die Eröffnung der StreckeStralsund-Stralsund Rügendamm-Alte-fähr. In: Die Reichsbahn 12 (1936),Nr. 43, S. 925.

[15] Foitzik, J., Institut für Zeitgeschichte(Hrsg.): Inventar der Befehle des Obers-ten Chefs der Sowjetischen Militärad-ministration in Deutschland (SMAD).München, 1995, S. 128.

[16] Lange, H.-J.: Und endlich stand dasBauwerk. In: Heimatkurier (Beilage desUsedom Kurier) vom 6. Februar 2007.

[17] Jung, G.: Die Wiederherstellung desRügendamms. In: Der Verkehr 1 (1948),Nr. 3, S. 74–78.

908 Bautechnik 84 (2007), Heft 12

[18] Jung, G.: Die Wiederherstellung desRügendamms. In: Straßen- und Tief-bau 2 (1948), Nr. 12, S. 350–357.

[19] Jung, G.: Wiederherstellung derRügendammbrücken. In: Die Bautech-nik 25 (1948), Nr. 4, S. 73-6, Nr. 5,S. 104–110.

[20] Reichsbahndirektion Greifswald:Brückenarchiv, Akte Nr. 1037, zit. In:[22], s. auch: Bundesarchiv Berlin, Be-stand DM 1, Nr. 3561.

[21] Braun, M.: Eisenbahnbehelfsbrü-cken, eine Fußnote der deutschen Bah-nen. In: Bautechnik 83 (2004), Nr. 3,S. 214–223.

[22] Lindow, J., Wegner, K.: Die deutscheReichsbahn im gesellschaftlichen Re-produktionsprozess auf dem Territo-rium der Deutschen DemokratischenRepublik. Diss. HU-Berlin, 1974, An-hang.

[23] Haidt, W.: Schweißen im Stahlbau.In: Schweißtechnik 1 (1951), Nr. 6,S. 177–180, s. auch: Bundesarchiv Ber-lin, Bestand DM 1, Nr. 1864, 3214.

[24] anon. Kurzberichte In: Neue Bau-welt (1948), Nr. 14, S. 210, Nr. 20,S. 306, anon.: Taucherei erfüllt Schrott-bergungsplan. In: Der Verkehr 6 (1952),Nr. 6, S. 141.

[25] Langbein, F., Hess, E.: Das Ein-und Ausschwimmen stählerner Brü-cken zur endgültigen Wiederherstel-lung des Rügendammes. In: Baupla-nung und Bautechnik 15 (1961), Nr. 11,S. 545–556.

[26] Pechstein, P. L.: Die Ziegelgraben-Klappbrücke von Stralsund. In: Dreh-scheibe 9 (1991), Nr. 1, S. 83–89, Haf-ner, F.: Mit Strom über den Strom. In:Fahrt Frei 41 (1989), Nr. 5.

[27] Hafner, F.: Tor zur Insel. In: FahrtFrei 40 (1988), Nr. 20, S. 8, anon.: Zie-gelgraben-Klappbrücke wird erneuert.In: Im Blickpunkt (1992), Nr. 1.

[28] Hameister, B.: Schadenbeseitigungan der Ziegelgraben-Klappbrücke inStralsund. In: Eisenbahningenieur 54(2003), Nr. 4, S. 40–43.

[29] Otto, St., Thiele, K., Casper, H.-J.,Karpa, M., Sachse, F.: Die zweite Stre-lasundquerung – Statik, Konstruktionund Montage derVerbund- und Schräg-seilbrücke, Stahlbau 75 (2006), H. 2,S. 69–81.

Autor dieses Beitrages:Dr. Michael Braun, Fuchsbau 21, 15366 Hönow

Nachtrag2. Strelasundquerung – neuer Rügen-zubringer

Seit der Wiedervereinigung hat sichdie Insel Rügen zu einem der tou-ristischen Zentren Mecklenburg-Vor-pommerns entwickelt. Die berühm-ten Kreidefelsen im Nationalpark Jas-mund oder auch die mondäne Ar-chitektur der Ostseebäder locken je-des Jahr zahlreiche Besucher auf diegrößte deutsche Insel. Frühzeitigwurde deutlich: Die Verkehrsanbin-dung ist der stetig wachsenden Zahlvon Touristen nicht gewachsen, denndie einzige Verbindung zum Festlandist der Rügendamm, der 1936 eröffnetwurde. Wer hier in den Sommermona-ten oder am Wochenende schon ein-mal im Stau stand, weiß: Diese Ver-bindung reicht bei weitem nicht aus,um das Verkehrsaufkommen zwischenRügen und dem Festland zu bewälti-gen.

Die neue Bundesstraße B 96nsoll Abhilfe schaffen: Als Hinterland-anbindung der Häfen Sassnitz undStralsund sowie der Insel Rügen führtder sogenannte Rügenzubringer mitder 2. Strelasundquerung von derA 20 bis Bergen auf Rügen.

Berichte

Bauarbeiten an der Ziegelgrabenbrücke mit Schwimmkran (Foto: BMVBS)

13_891-909 Arnold (1238+2075) 27.11.2007 8:49 Uhr Seite 908

Page 11: Der Rügendamm

909Bautechnik 84 (2007), Heft 12

Rügenzubringer: Drei Teile bilden ein Ganzes

Planerisch gliedert sich der rund54 km lange Rügenzubringer in dreiTeile:1. der 28,6 km lange Festlandsab-schnitt ab der AS Stralsund (A 20) biszur AS Bahnhof Rügendamm ein-schließlich der Ortsumgehung Stral-sund 2. die 2. Strelasundquerung inklusiveeiner Hochbrücke über den Ziegel-graben mit einer Gesamtlänge von4,7 km (inkl. 0,6 km B 96 bis zur ASAltefähr)3. der 20,5 km lange Inselabschnittauf Rügen zwischen AS Altefähr undAS Bergen.

Der landseitige Streckenabschnittvon der A 20 nach Stralsund ist be-reits seit Ende 2004 für den Verkehrfreigegeben. Die 2. Strelasundquerungist seit 2004 in Bau, die BauarbeitenderAbschnitte der B 96n auf der InselRügen beginnen voraussichtlich 2007.

Die 2. Strelasundquerung:Fertigstellung im Oktober 2007

Die 2. Strelasundquerung war diegrößte deutsche Brückenbaustelle. Am31. August 2004 wurde mit den Bau-arbeiten begonnen, die Fertigstellungund Freigabe für den Verkehr erfolgteam 20. Oktober 2007. Der Bau derneuen Brücke, die parallel zum altenRügendamm verläuft, ist nach Fertig-stellung der Ostseeautobahn A 20 unddes landseitigen Rügenzubringers einweiterer wichtiger Meilenstein für dieEntwicklung von Wirtschaft und Tou-rismus in Mecklenburg-Vorpommern

und für die Fortschritte beim AufbauOst.

Kernstück der insgesamt 4,1 kmlangen 2. Strelasundquerung zwischender Ortsumgehung Stralsund und derAnschlussstelle Altefähr bildet derrund 2,8 km lange Brückenzug. Die-ser setzt sich aus sechs Einzelbauwer-ken zusammen, welche durch gleich-artige Entwurfselemente zu einer ge-stalterischen Einheit verknüpft sind.Eine ingenieurtechnische Meisterleis-tung bildet dabei eine etwa 600 mlange Schrägseilbrücke, die den Zie-gelgraben mit einer Durchfahrtshöhefür die Schifffahrt von 42 m mit einerStützweite von 198 m überspannt. Dermarkante 126 m hohe Pylon der Zie-gelgrabenbrücke bildet den architek-tonischen Höhepunkt des Brücken-zuges, der als neues „Tor nach Rügen“zu einem weiteren Wahrzeichen derHansestadt Stralsund werden dürfte.

In den rund 4,7 km langen Ab-schnitt zwischen Bahnhof Rügen-

damm und der Anschlussstelle Alte-fähr investiert die Bundesregierunginsgesamt mehr als 110 Mio. Euro.Davon entfallen mehr als 85 Mio. aufden neuen Brückenzug über den Stre-lasund. Dem wachsenden Verkehrs-bedarf der Insel Rügen und Mecklen-burg-Vorpommerns und der Entwick-lung der Region dient in der groß-räumigen Planung für die Bundesfern-straßen neben dem Rügenzubringerein weiteres herausragendes Fernstra-ßenprojekt.

Für den Tourismus sowie die Ha-fenwirtschaft in Saßnitz und Stralsundsind der Rügenzubringer und die neueBrücke, die 2. Strelasundquerung, vomFestland zu Deutschlands größter In-sel außerordentlich wichtig. Die bis-her auch von den Staus auf dem Rü-gendamm betroffene Hansestadt Stral-sund wird davon zukünftig verschontbleiben.

(Quelle: BMVBS)

Berichte

Computersimulation der 2. Strelasundquerung mit Schrägseilbrücke[Quelle: Architekturbüro Keipke (Rostock)/DEGES]

B 96n2. StrelasundquerungIngenieurgemeinschaft Ausführungsplanung

SCHMITT STUMPF FRÜHAUF UND PARTNERIngenieurgesellschaft im Bauwesen mbHMünchen · Berlin · Halle

BÜCHTING+STREIT GMBHB + S Beratende Ingenieure VBI

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