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Nr. 132 DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN WERKSTATTBERICHTE

DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

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Page 1: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

ISBN 978-3-902576-69-9

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Nr 132

DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN

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DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN

Werkstattbericht Nr 132

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Impressum

Eigentuumlmerin und Herausgeberin Stadt Wien Magistratsabteilung 18 ndash Stadtentwicklung und Stadtplanung Magistratsabteilung 19 ndash Architektur und Stadtgestaltung wwwstadtentwicklungwienat

Fuumlr den Inhalt verantwortlich DI Michael Diem DI Antje Lehn AoUniv-Prof Arch DI Dr techn Erich Raith

AutorInnen Team Akademie der bildenden Kuumlnste Antje Lehn Stefan Rutzinger Team Technische Universitaumlt Wien Christoph Luchsinger Erich Raith Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Redaktion und Layout Antje Lehn und Nefeli Papakyriakopoulou Erich Raith und Krystian Bieniek

Technische Koordination Willibald Boumlck Magistratsabteilung 18

Abbildung Cover Michaela Wonisch

Produktion Magistratsabteilung 21A ndash Referat Reprografie

Copyright 2013 Stadtentwicklung Wien Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-902576-69-9

Inhalt

Vorwort 5

Institut fuumlr Kunst und Architektur Akademie der bildenden Kuumlnste Wien Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz 7 Fuzzy Fields ndash Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit 27

Interdisciplinary Centre For Urban Culture And Public Space (SKuOR) Technische Universitaumlt Wien Symbolische Einschreibungen als sozialer Text ndash Reflexionen zur Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes 45

Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau Technische Universitaumlt Wien Stadtlabor 54

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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser

Schwedenplatz und Morzinplatz Ein Platz Zwei Plaumltze Ein Stadtraum Dieser Bereich der Inneren Stadt der City wurde im Zweiten Weltkrieg in arge Mitleidenschaft gezogen Zerstoumlrte Gebaumlude wurden entfernt eine geordnete gestalterische und funktionelle Entwicklung fand nie statt So werden Schwedenplatz und Morzinplatz nicht als Plaumltze mit hoher staumldtischer Qualitaumlt sondern als eine ungeordnete Aneinanderreihung von unterschiedlichen Bereichen wahrgenommen

Genau dieser Umstand stellt aber auch ein gewaltiges Entwicklungs- und Gestaltungspotenzial dar Zeitgleich mit dem Prozess zur Findung eines Leitbildes fuumlr diesen Bereich und zum geplanten Gestaltungswettbewerb haben sich Studentinnen und Studenten der Technischen Universitaumlt Wien und der Akademie der bildenden Kuumlnste den Herausforderungen des Ortes gestellt

In dem hier vorliegenden Werkstattbericht finden Sie die unterschiedlichsten Ideen visionaumlre und pragmatische Ansaumltze konventionelle Vorschlaumlge und auszligergewoumlhnliche Loumlsungen traditionell oder unter Verwendung modernster Methoden und Techniken dargestellt ndash kurz gesagt eine umfassender Nachweis studentischen Koumlnnens Diese studentischen Arbeiten und Projekte stellen wichtige gut recherchierte leidenschaftlich entwickelte und professionell umgesetzte Beitraumlge zur aktuellen Beschaumlftigung mit diesem fuumlr die gesamte Stadt so wichtigen Entwicklungsbereich dar

Daher gilt mein besonderer Dank den vielen Studentinnen und Studenten und deren Betreuerinnen und Betreuern fuumlr ihr groszliges Engagement und ihre inhaltlich und zeitlich umfassende Beschaumlftigung mit diesem zentralen staumldtischen Bereich

Maga Maria Vassilakou

Vizebuumlrgermeisterin und Stadtraumltin fuumlr Stadtentwicklung Verkehr Klimaschutz Energieplanung und BuumlrgerInnenbeteiligung

copy Foto Lukas Beck

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AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz

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TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM SCHWEDENPLATZ

Antje Lehn

Panorama Schwedenplatz Matthias Brandmaier

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Topologie und Topographie am Institut fuumlr Kunst und Architektur erhalten Studierende einen Einblick in die Grundlagen von Kartographie im historischen und zeitgenoumlssischen Kontext sowie in das Verstaumlndnis von Karten als gesellschaftlichen Konstrukten In dieser Lehrveranstaltung im Masterstudium Architektur an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien werden Karten als Repraumlsentationen von Oberflaumlche Raum und Ort kritisch betrachtet und als Medien erkannt die eine zeitabhaumlngige Beziehung zwischen Orten auf einer dreidimensionalen Oberflaumlche aufzeigen Mit einem veraumlnderten Blick auf die Stadt als waumlre sie ein unbekanntes Territorium sollen Studierende eine Karte bzw ein Mapping fuumlr einen bdquoneu entdecktenldquo Ort entwickeln verbunden mit der Aufgabe das spezifische Wesen dieses Ortes herauszuarbeiten Als Gegenstand dieser Untersuchung wurde der Schwedenplatz gewaumlhlt ein heterogenes Territorium dessen Grenzen verschwimmen und dessen zukuumlnftige Gestalt und Aufgaben in Wien zur Zeit stark debattiert werden Voraussetzungen fuumlr diese Analysen von Territorien im

Eine Karte basiert auf der Vorstellung Mikro- und Makro-Maszligstab sind Beobachtungen und Aufzeichnungen vor Ort dass sie ein Bild von einem Gebiet Filtern von Informationen sowie das Entwickeln und Testen visueller Strategien liefert dessen direkte Wahrnehmung per zum Aufzeigen dynamischer raumlumlicher Beziehungendefinitionem unmoumlglich ist Eine Karte ist also eine in ihren Dimensionen und

Karte Bestandteilen reduzierte Wiedergabe der Wirklichkeit die aber trotzdem die Der Schwedenplatz ist ein Mythos der viele Gesichter hat Die Praumlgung dieses urspruumlnglichen Beziehungen zwischen Ortes setzt sich aus zahlreichen Schichten von Topographie Geschichte den wiedergegebenen Elementen Material Oberflaumlche Vegetation und Programm zusammen uumlberlagert von bewahrt

den Routen des pulsierenden Verkehrs der durchreisenden Stadtbewohner_ Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen innen und Tourist_innen sowie den Erfahrungen und Erinnerungen saumlmtlicher

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

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Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Elektrisches Licht Tina Wintersteiger

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beleuchteter InnenraumS

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Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface

100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

vertical movement stay

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

Carpark

Carpark

Corefunction

Corefunction

Corefunction

Corefunction

MetroTram

Food

Metro

Food Food

Corefunction

Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

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KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

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10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

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Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 2: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN

Werkstattbericht Nr 132

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2

Impressum

Eigentuumlmerin und Herausgeberin Stadt Wien Magistratsabteilung 18 ndash Stadtentwicklung und Stadtplanung Magistratsabteilung 19 ndash Architektur und Stadtgestaltung wwwstadtentwicklungwienat

Fuumlr den Inhalt verantwortlich DI Michael Diem DI Antje Lehn AoUniv-Prof Arch DI Dr techn Erich Raith

AutorInnen Team Akademie der bildenden Kuumlnste Antje Lehn Stefan Rutzinger Team Technische Universitaumlt Wien Christoph Luchsinger Erich Raith Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Redaktion und Layout Antje Lehn und Nefeli Papakyriakopoulou Erich Raith und Krystian Bieniek

Technische Koordination Willibald Boumlck Magistratsabteilung 18

Abbildung Cover Michaela Wonisch

Produktion Magistratsabteilung 21A ndash Referat Reprografie

Copyright 2013 Stadtentwicklung Wien Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-902576-69-9

Inhalt

Vorwort 5

Institut fuumlr Kunst und Architektur Akademie der bildenden Kuumlnste Wien Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz 7 Fuzzy Fields ndash Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit 27

Interdisciplinary Centre For Urban Culture And Public Space (SKuOR) Technische Universitaumlt Wien Symbolische Einschreibungen als sozialer Text ndash Reflexionen zur Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes 45

Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau Technische Universitaumlt Wien Stadtlabor 54

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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser

Schwedenplatz und Morzinplatz Ein Platz Zwei Plaumltze Ein Stadtraum Dieser Bereich der Inneren Stadt der City wurde im Zweiten Weltkrieg in arge Mitleidenschaft gezogen Zerstoumlrte Gebaumlude wurden entfernt eine geordnete gestalterische und funktionelle Entwicklung fand nie statt So werden Schwedenplatz und Morzinplatz nicht als Plaumltze mit hoher staumldtischer Qualitaumlt sondern als eine ungeordnete Aneinanderreihung von unterschiedlichen Bereichen wahrgenommen

Genau dieser Umstand stellt aber auch ein gewaltiges Entwicklungs- und Gestaltungspotenzial dar Zeitgleich mit dem Prozess zur Findung eines Leitbildes fuumlr diesen Bereich und zum geplanten Gestaltungswettbewerb haben sich Studentinnen und Studenten der Technischen Universitaumlt Wien und der Akademie der bildenden Kuumlnste den Herausforderungen des Ortes gestellt

In dem hier vorliegenden Werkstattbericht finden Sie die unterschiedlichsten Ideen visionaumlre und pragmatische Ansaumltze konventionelle Vorschlaumlge und auszligergewoumlhnliche Loumlsungen traditionell oder unter Verwendung modernster Methoden und Techniken dargestellt ndash kurz gesagt eine umfassender Nachweis studentischen Koumlnnens Diese studentischen Arbeiten und Projekte stellen wichtige gut recherchierte leidenschaftlich entwickelte und professionell umgesetzte Beitraumlge zur aktuellen Beschaumlftigung mit diesem fuumlr die gesamte Stadt so wichtigen Entwicklungsbereich dar

Daher gilt mein besonderer Dank den vielen Studentinnen und Studenten und deren Betreuerinnen und Betreuern fuumlr ihr groszliges Engagement und ihre inhaltlich und zeitlich umfassende Beschaumlftigung mit diesem zentralen staumldtischen Bereich

Maga Maria Vassilakou

Vizebuumlrgermeisterin und Stadtraumltin fuumlr Stadtentwicklung Verkehr Klimaschutz Energieplanung und BuumlrgerInnenbeteiligung

copy Foto Lukas Beck

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AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz

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TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM SCHWEDENPLATZ

Antje Lehn

Panorama Schwedenplatz Matthias Brandmaier

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Topologie und Topographie am Institut fuumlr Kunst und Architektur erhalten Studierende einen Einblick in die Grundlagen von Kartographie im historischen und zeitgenoumlssischen Kontext sowie in das Verstaumlndnis von Karten als gesellschaftlichen Konstrukten In dieser Lehrveranstaltung im Masterstudium Architektur an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien werden Karten als Repraumlsentationen von Oberflaumlche Raum und Ort kritisch betrachtet und als Medien erkannt die eine zeitabhaumlngige Beziehung zwischen Orten auf einer dreidimensionalen Oberflaumlche aufzeigen Mit einem veraumlnderten Blick auf die Stadt als waumlre sie ein unbekanntes Territorium sollen Studierende eine Karte bzw ein Mapping fuumlr einen bdquoneu entdecktenldquo Ort entwickeln verbunden mit der Aufgabe das spezifische Wesen dieses Ortes herauszuarbeiten Als Gegenstand dieser Untersuchung wurde der Schwedenplatz gewaumlhlt ein heterogenes Territorium dessen Grenzen verschwimmen und dessen zukuumlnftige Gestalt und Aufgaben in Wien zur Zeit stark debattiert werden Voraussetzungen fuumlr diese Analysen von Territorien im

Eine Karte basiert auf der Vorstellung Mikro- und Makro-Maszligstab sind Beobachtungen und Aufzeichnungen vor Ort dass sie ein Bild von einem Gebiet Filtern von Informationen sowie das Entwickeln und Testen visueller Strategien liefert dessen direkte Wahrnehmung per zum Aufzeigen dynamischer raumlumlicher Beziehungendefinitionem unmoumlglich ist Eine Karte ist also eine in ihren Dimensionen und

Karte Bestandteilen reduzierte Wiedergabe der Wirklichkeit die aber trotzdem die Der Schwedenplatz ist ein Mythos der viele Gesichter hat Die Praumlgung dieses urspruumlnglichen Beziehungen zwischen Ortes setzt sich aus zahlreichen Schichten von Topographie Geschichte den wiedergegebenen Elementen Material Oberflaumlche Vegetation und Programm zusammen uumlberlagert von bewahrt

den Routen des pulsierenden Verkehrs der durchreisenden Stadtbewohner_ Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen innen und Tourist_innen sowie den Erfahrungen und Erinnerungen saumlmtlicher

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

XX

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

19

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

1-7a-k

nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Elektrisches Licht Tina Wintersteiger

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Straszligenleuchte11 22

Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

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MetroTram

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Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

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Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

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Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

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Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

72

Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

73

Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

74

Abb 34

75

Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

77

KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

78

10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

79

Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 3: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

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Impressum

Eigentuumlmerin und Herausgeberin Stadt Wien Magistratsabteilung 18 ndash Stadtentwicklung und Stadtplanung Magistratsabteilung 19 ndash Architektur und Stadtgestaltung wwwstadtentwicklungwienat

Fuumlr den Inhalt verantwortlich DI Michael Diem DI Antje Lehn AoUniv-Prof Arch DI Dr techn Erich Raith

AutorInnen Team Akademie der bildenden Kuumlnste Antje Lehn Stefan Rutzinger Team Technische Universitaumlt Wien Christoph Luchsinger Erich Raith Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Redaktion und Layout Antje Lehn und Nefeli Papakyriakopoulou Erich Raith und Krystian Bieniek

Technische Koordination Willibald Boumlck Magistratsabteilung 18

Abbildung Cover Michaela Wonisch

Produktion Magistratsabteilung 21A ndash Referat Reprografie

Copyright 2013 Stadtentwicklung Wien Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-902576-69-9

Inhalt

Vorwort 5

Institut fuumlr Kunst und Architektur Akademie der bildenden Kuumlnste Wien Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz 7 Fuzzy Fields ndash Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit 27

Interdisciplinary Centre For Urban Culture And Public Space (SKuOR) Technische Universitaumlt Wien Symbolische Einschreibungen als sozialer Text ndash Reflexionen zur Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes 45

Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau Technische Universitaumlt Wien Stadtlabor 54

3

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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser

Schwedenplatz und Morzinplatz Ein Platz Zwei Plaumltze Ein Stadtraum Dieser Bereich der Inneren Stadt der City wurde im Zweiten Weltkrieg in arge Mitleidenschaft gezogen Zerstoumlrte Gebaumlude wurden entfernt eine geordnete gestalterische und funktionelle Entwicklung fand nie statt So werden Schwedenplatz und Morzinplatz nicht als Plaumltze mit hoher staumldtischer Qualitaumlt sondern als eine ungeordnete Aneinanderreihung von unterschiedlichen Bereichen wahrgenommen

Genau dieser Umstand stellt aber auch ein gewaltiges Entwicklungs- und Gestaltungspotenzial dar Zeitgleich mit dem Prozess zur Findung eines Leitbildes fuumlr diesen Bereich und zum geplanten Gestaltungswettbewerb haben sich Studentinnen und Studenten der Technischen Universitaumlt Wien und der Akademie der bildenden Kuumlnste den Herausforderungen des Ortes gestellt

In dem hier vorliegenden Werkstattbericht finden Sie die unterschiedlichsten Ideen visionaumlre und pragmatische Ansaumltze konventionelle Vorschlaumlge und auszligergewoumlhnliche Loumlsungen traditionell oder unter Verwendung modernster Methoden und Techniken dargestellt ndash kurz gesagt eine umfassender Nachweis studentischen Koumlnnens Diese studentischen Arbeiten und Projekte stellen wichtige gut recherchierte leidenschaftlich entwickelte und professionell umgesetzte Beitraumlge zur aktuellen Beschaumlftigung mit diesem fuumlr die gesamte Stadt so wichtigen Entwicklungsbereich dar

Daher gilt mein besonderer Dank den vielen Studentinnen und Studenten und deren Betreuerinnen und Betreuern fuumlr ihr groszliges Engagement und ihre inhaltlich und zeitlich umfassende Beschaumlftigung mit diesem zentralen staumldtischen Bereich

Maga Maria Vassilakou

Vizebuumlrgermeisterin und Stadtraumltin fuumlr Stadtentwicklung Verkehr Klimaschutz Energieplanung und BuumlrgerInnenbeteiligung

copy Foto Lukas Beck

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AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz

7

8

TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM SCHWEDENPLATZ

Antje Lehn

Panorama Schwedenplatz Matthias Brandmaier

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Topologie und Topographie am Institut fuumlr Kunst und Architektur erhalten Studierende einen Einblick in die Grundlagen von Kartographie im historischen und zeitgenoumlssischen Kontext sowie in das Verstaumlndnis von Karten als gesellschaftlichen Konstrukten In dieser Lehrveranstaltung im Masterstudium Architektur an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien werden Karten als Repraumlsentationen von Oberflaumlche Raum und Ort kritisch betrachtet und als Medien erkannt die eine zeitabhaumlngige Beziehung zwischen Orten auf einer dreidimensionalen Oberflaumlche aufzeigen Mit einem veraumlnderten Blick auf die Stadt als waumlre sie ein unbekanntes Territorium sollen Studierende eine Karte bzw ein Mapping fuumlr einen bdquoneu entdecktenldquo Ort entwickeln verbunden mit der Aufgabe das spezifische Wesen dieses Ortes herauszuarbeiten Als Gegenstand dieser Untersuchung wurde der Schwedenplatz gewaumlhlt ein heterogenes Territorium dessen Grenzen verschwimmen und dessen zukuumlnftige Gestalt und Aufgaben in Wien zur Zeit stark debattiert werden Voraussetzungen fuumlr diese Analysen von Territorien im

Eine Karte basiert auf der Vorstellung Mikro- und Makro-Maszligstab sind Beobachtungen und Aufzeichnungen vor Ort dass sie ein Bild von einem Gebiet Filtern von Informationen sowie das Entwickeln und Testen visueller Strategien liefert dessen direkte Wahrnehmung per zum Aufzeigen dynamischer raumlumlicher Beziehungendefinitionem unmoumlglich ist Eine Karte ist also eine in ihren Dimensionen und

Karte Bestandteilen reduzierte Wiedergabe der Wirklichkeit die aber trotzdem die Der Schwedenplatz ist ein Mythos der viele Gesichter hat Die Praumlgung dieses urspruumlnglichen Beziehungen zwischen Ortes setzt sich aus zahlreichen Schichten von Topographie Geschichte den wiedergegebenen Elementen Material Oberflaumlche Vegetation und Programm zusammen uumlberlagert von bewahrt

den Routen des pulsierenden Verkehrs der durchreisenden Stadtbewohner_ Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen innen und Tourist_innen sowie den Erfahrungen und Erinnerungen saumlmtlicher

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

9

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

XX

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

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Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

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Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

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Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

66

Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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70

Abb 27

71

Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

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KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

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10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

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Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 4: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

Inhalt

Vorwort 5

Institut fuumlr Kunst und Architektur Akademie der bildenden Kuumlnste Wien Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz 7 Fuzzy Fields ndash Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit 27

Interdisciplinary Centre For Urban Culture And Public Space (SKuOR) Technische Universitaumlt Wien Symbolische Einschreibungen als sozialer Text ndash Reflexionen zur Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes 45

Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau Technische Universitaumlt Wien Stadtlabor 54

3

4

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser

Schwedenplatz und Morzinplatz Ein Platz Zwei Plaumltze Ein Stadtraum Dieser Bereich der Inneren Stadt der City wurde im Zweiten Weltkrieg in arge Mitleidenschaft gezogen Zerstoumlrte Gebaumlude wurden entfernt eine geordnete gestalterische und funktionelle Entwicklung fand nie statt So werden Schwedenplatz und Morzinplatz nicht als Plaumltze mit hoher staumldtischer Qualitaumlt sondern als eine ungeordnete Aneinanderreihung von unterschiedlichen Bereichen wahrgenommen

Genau dieser Umstand stellt aber auch ein gewaltiges Entwicklungs- und Gestaltungspotenzial dar Zeitgleich mit dem Prozess zur Findung eines Leitbildes fuumlr diesen Bereich und zum geplanten Gestaltungswettbewerb haben sich Studentinnen und Studenten der Technischen Universitaumlt Wien und der Akademie der bildenden Kuumlnste den Herausforderungen des Ortes gestellt

In dem hier vorliegenden Werkstattbericht finden Sie die unterschiedlichsten Ideen visionaumlre und pragmatische Ansaumltze konventionelle Vorschlaumlge und auszligergewoumlhnliche Loumlsungen traditionell oder unter Verwendung modernster Methoden und Techniken dargestellt ndash kurz gesagt eine umfassender Nachweis studentischen Koumlnnens Diese studentischen Arbeiten und Projekte stellen wichtige gut recherchierte leidenschaftlich entwickelte und professionell umgesetzte Beitraumlge zur aktuellen Beschaumlftigung mit diesem fuumlr die gesamte Stadt so wichtigen Entwicklungsbereich dar

Daher gilt mein besonderer Dank den vielen Studentinnen und Studenten und deren Betreuerinnen und Betreuern fuumlr ihr groszliges Engagement und ihre inhaltlich und zeitlich umfassende Beschaumlftigung mit diesem zentralen staumldtischen Bereich

Maga Maria Vassilakou

Vizebuumlrgermeisterin und Stadtraumltin fuumlr Stadtentwicklung Verkehr Klimaschutz Energieplanung und BuumlrgerInnenbeteiligung

copy Foto Lukas Beck

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AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz

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TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM SCHWEDENPLATZ

Antje Lehn

Panorama Schwedenplatz Matthias Brandmaier

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Topologie und Topographie am Institut fuumlr Kunst und Architektur erhalten Studierende einen Einblick in die Grundlagen von Kartographie im historischen und zeitgenoumlssischen Kontext sowie in das Verstaumlndnis von Karten als gesellschaftlichen Konstrukten In dieser Lehrveranstaltung im Masterstudium Architektur an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien werden Karten als Repraumlsentationen von Oberflaumlche Raum und Ort kritisch betrachtet und als Medien erkannt die eine zeitabhaumlngige Beziehung zwischen Orten auf einer dreidimensionalen Oberflaumlche aufzeigen Mit einem veraumlnderten Blick auf die Stadt als waumlre sie ein unbekanntes Territorium sollen Studierende eine Karte bzw ein Mapping fuumlr einen bdquoneu entdecktenldquo Ort entwickeln verbunden mit der Aufgabe das spezifische Wesen dieses Ortes herauszuarbeiten Als Gegenstand dieser Untersuchung wurde der Schwedenplatz gewaumlhlt ein heterogenes Territorium dessen Grenzen verschwimmen und dessen zukuumlnftige Gestalt und Aufgaben in Wien zur Zeit stark debattiert werden Voraussetzungen fuumlr diese Analysen von Territorien im

Eine Karte basiert auf der Vorstellung Mikro- und Makro-Maszligstab sind Beobachtungen und Aufzeichnungen vor Ort dass sie ein Bild von einem Gebiet Filtern von Informationen sowie das Entwickeln und Testen visueller Strategien liefert dessen direkte Wahrnehmung per zum Aufzeigen dynamischer raumlumlicher Beziehungendefinitionem unmoumlglich ist Eine Karte ist also eine in ihren Dimensionen und

Karte Bestandteilen reduzierte Wiedergabe der Wirklichkeit die aber trotzdem die Der Schwedenplatz ist ein Mythos der viele Gesichter hat Die Praumlgung dieses urspruumlnglichen Beziehungen zwischen Ortes setzt sich aus zahlreichen Schichten von Topographie Geschichte den wiedergegebenen Elementen Material Oberflaumlche Vegetation und Programm zusammen uumlberlagert von bewahrt

den Routen des pulsierenden Verkehrs der durchreisenden Stadtbewohner_ Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen innen und Tourist_innen sowie den Erfahrungen und Erinnerungen saumlmtlicher

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

9

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

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53Schwedenplatz 2 XX

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Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Elektrisches Licht Tina Wintersteiger

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beleuchteter InnenraumS

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Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

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Carpark

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Corefunction

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MetroTram

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Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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Abb 27

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

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KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

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10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

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Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 5: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser

Schwedenplatz und Morzinplatz Ein Platz Zwei Plaumltze Ein Stadtraum Dieser Bereich der Inneren Stadt der City wurde im Zweiten Weltkrieg in arge Mitleidenschaft gezogen Zerstoumlrte Gebaumlude wurden entfernt eine geordnete gestalterische und funktionelle Entwicklung fand nie statt So werden Schwedenplatz und Morzinplatz nicht als Plaumltze mit hoher staumldtischer Qualitaumlt sondern als eine ungeordnete Aneinanderreihung von unterschiedlichen Bereichen wahrgenommen

Genau dieser Umstand stellt aber auch ein gewaltiges Entwicklungs- und Gestaltungspotenzial dar Zeitgleich mit dem Prozess zur Findung eines Leitbildes fuumlr diesen Bereich und zum geplanten Gestaltungswettbewerb haben sich Studentinnen und Studenten der Technischen Universitaumlt Wien und der Akademie der bildenden Kuumlnste den Herausforderungen des Ortes gestellt

In dem hier vorliegenden Werkstattbericht finden Sie die unterschiedlichsten Ideen visionaumlre und pragmatische Ansaumltze konventionelle Vorschlaumlge und auszligergewoumlhnliche Loumlsungen traditionell oder unter Verwendung modernster Methoden und Techniken dargestellt ndash kurz gesagt eine umfassender Nachweis studentischen Koumlnnens Diese studentischen Arbeiten und Projekte stellen wichtige gut recherchierte leidenschaftlich entwickelte und professionell umgesetzte Beitraumlge zur aktuellen Beschaumlftigung mit diesem fuumlr die gesamte Stadt so wichtigen Entwicklungsbereich dar

Daher gilt mein besonderer Dank den vielen Studentinnen und Studenten und deren Betreuerinnen und Betreuern fuumlr ihr groszliges Engagement und ihre inhaltlich und zeitlich umfassende Beschaumlftigung mit diesem zentralen staumldtischen Bereich

Maga Maria Vassilakou

Vizebuumlrgermeisterin und Stadtraumltin fuumlr Stadtentwicklung Verkehr Klimaschutz Energieplanung und BuumlrgerInnenbeteiligung

copy Foto Lukas Beck

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AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz

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TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM SCHWEDENPLATZ

Antje Lehn

Panorama Schwedenplatz Matthias Brandmaier

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Topologie und Topographie am Institut fuumlr Kunst und Architektur erhalten Studierende einen Einblick in die Grundlagen von Kartographie im historischen und zeitgenoumlssischen Kontext sowie in das Verstaumlndnis von Karten als gesellschaftlichen Konstrukten In dieser Lehrveranstaltung im Masterstudium Architektur an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien werden Karten als Repraumlsentationen von Oberflaumlche Raum und Ort kritisch betrachtet und als Medien erkannt die eine zeitabhaumlngige Beziehung zwischen Orten auf einer dreidimensionalen Oberflaumlche aufzeigen Mit einem veraumlnderten Blick auf die Stadt als waumlre sie ein unbekanntes Territorium sollen Studierende eine Karte bzw ein Mapping fuumlr einen bdquoneu entdecktenldquo Ort entwickeln verbunden mit der Aufgabe das spezifische Wesen dieses Ortes herauszuarbeiten Als Gegenstand dieser Untersuchung wurde der Schwedenplatz gewaumlhlt ein heterogenes Territorium dessen Grenzen verschwimmen und dessen zukuumlnftige Gestalt und Aufgaben in Wien zur Zeit stark debattiert werden Voraussetzungen fuumlr diese Analysen von Territorien im

Eine Karte basiert auf der Vorstellung Mikro- und Makro-Maszligstab sind Beobachtungen und Aufzeichnungen vor Ort dass sie ein Bild von einem Gebiet Filtern von Informationen sowie das Entwickeln und Testen visueller Strategien liefert dessen direkte Wahrnehmung per zum Aufzeigen dynamischer raumlumlicher Beziehungendefinitionem unmoumlglich ist Eine Karte ist also eine in ihren Dimensionen und

Karte Bestandteilen reduzierte Wiedergabe der Wirklichkeit die aber trotzdem die Der Schwedenplatz ist ein Mythos der viele Gesichter hat Die Praumlgung dieses urspruumlnglichen Beziehungen zwischen Ortes setzt sich aus zahlreichen Schichten von Topographie Geschichte den wiedergegebenen Elementen Material Oberflaumlche Vegetation und Programm zusammen uumlberlagert von bewahrt

den Routen des pulsierenden Verkehrs der durchreisenden Stadtbewohner_ Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen innen und Tourist_innen sowie den Erfahrungen und Erinnerungen saumlmtlicher

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

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Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Elektrisches Licht Tina Wintersteiger

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beleuchteter InnenraumS

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Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

vertical movement stay

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

Carpark

Carpark

Corefunction

Corefunction

Corefunction

Corefunction

MetroTram

Food

Metro

Food Food

Corefunction

Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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318 11 201216oo-18oo Windrichtung

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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Abb 27

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

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KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

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10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

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Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 6: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser

Schwedenplatz und Morzinplatz Ein Platz Zwei Plaumltze Ein Stadtraum Dieser Bereich der Inneren Stadt der City wurde im Zweiten Weltkrieg in arge Mitleidenschaft gezogen Zerstoumlrte Gebaumlude wurden entfernt eine geordnete gestalterische und funktionelle Entwicklung fand nie statt So werden Schwedenplatz und Morzinplatz nicht als Plaumltze mit hoher staumldtischer Qualitaumlt sondern als eine ungeordnete Aneinanderreihung von unterschiedlichen Bereichen wahrgenommen

Genau dieser Umstand stellt aber auch ein gewaltiges Entwicklungs- und Gestaltungspotenzial dar Zeitgleich mit dem Prozess zur Findung eines Leitbildes fuumlr diesen Bereich und zum geplanten Gestaltungswettbewerb haben sich Studentinnen und Studenten der Technischen Universitaumlt Wien und der Akademie der bildenden Kuumlnste den Herausforderungen des Ortes gestellt

In dem hier vorliegenden Werkstattbericht finden Sie die unterschiedlichsten Ideen visionaumlre und pragmatische Ansaumltze konventionelle Vorschlaumlge und auszligergewoumlhnliche Loumlsungen traditionell oder unter Verwendung modernster Methoden und Techniken dargestellt ndash kurz gesagt eine umfassender Nachweis studentischen Koumlnnens Diese studentischen Arbeiten und Projekte stellen wichtige gut recherchierte leidenschaftlich entwickelte und professionell umgesetzte Beitraumlge zur aktuellen Beschaumlftigung mit diesem fuumlr die gesamte Stadt so wichtigen Entwicklungsbereich dar

Daher gilt mein besonderer Dank den vielen Studentinnen und Studenten und deren Betreuerinnen und Betreuern fuumlr ihr groszliges Engagement und ihre inhaltlich und zeitlich umfassende Beschaumlftigung mit diesem zentralen staumldtischen Bereich

Maga Maria Vassilakou

Vizebuumlrgermeisterin und Stadtraumltin fuumlr Stadtentwicklung Verkehr Klimaschutz Energieplanung und BuumlrgerInnenbeteiligung

copy Foto Lukas Beck

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AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz

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TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM SCHWEDENPLATZ

Antje Lehn

Panorama Schwedenplatz Matthias Brandmaier

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Topologie und Topographie am Institut fuumlr Kunst und Architektur erhalten Studierende einen Einblick in die Grundlagen von Kartographie im historischen und zeitgenoumlssischen Kontext sowie in das Verstaumlndnis von Karten als gesellschaftlichen Konstrukten In dieser Lehrveranstaltung im Masterstudium Architektur an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien werden Karten als Repraumlsentationen von Oberflaumlche Raum und Ort kritisch betrachtet und als Medien erkannt die eine zeitabhaumlngige Beziehung zwischen Orten auf einer dreidimensionalen Oberflaumlche aufzeigen Mit einem veraumlnderten Blick auf die Stadt als waumlre sie ein unbekanntes Territorium sollen Studierende eine Karte bzw ein Mapping fuumlr einen bdquoneu entdecktenldquo Ort entwickeln verbunden mit der Aufgabe das spezifische Wesen dieses Ortes herauszuarbeiten Als Gegenstand dieser Untersuchung wurde der Schwedenplatz gewaumlhlt ein heterogenes Territorium dessen Grenzen verschwimmen und dessen zukuumlnftige Gestalt und Aufgaben in Wien zur Zeit stark debattiert werden Voraussetzungen fuumlr diese Analysen von Territorien im

Eine Karte basiert auf der Vorstellung Mikro- und Makro-Maszligstab sind Beobachtungen und Aufzeichnungen vor Ort dass sie ein Bild von einem Gebiet Filtern von Informationen sowie das Entwickeln und Testen visueller Strategien liefert dessen direkte Wahrnehmung per zum Aufzeigen dynamischer raumlumlicher Beziehungendefinitionem unmoumlglich ist Eine Karte ist also eine in ihren Dimensionen und

Karte Bestandteilen reduzierte Wiedergabe der Wirklichkeit die aber trotzdem die Der Schwedenplatz ist ein Mythos der viele Gesichter hat Die Praumlgung dieses urspruumlnglichen Beziehungen zwischen Ortes setzt sich aus zahlreichen Schichten von Topographie Geschichte den wiedergegebenen Elementen Material Oberflaumlche Vegetation und Programm zusammen uumlberlagert von bewahrt

den Routen des pulsierenden Verkehrs der durchreisenden Stadtbewohner_ Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen innen und Tourist_innen sowie den Erfahrungen und Erinnerungen saumlmtlicher

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

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Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface

100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

vertical movement stay

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

Carpark

Carpark

Corefunction

Corefunction

Corefunction

Corefunction

MetroTram

Food

Metro

Food Food

Corefunction

Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

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KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

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10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

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Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 7: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

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AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz

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TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM SCHWEDENPLATZ

Antje Lehn

Panorama Schwedenplatz Matthias Brandmaier

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Topologie und Topographie am Institut fuumlr Kunst und Architektur erhalten Studierende einen Einblick in die Grundlagen von Kartographie im historischen und zeitgenoumlssischen Kontext sowie in das Verstaumlndnis von Karten als gesellschaftlichen Konstrukten In dieser Lehrveranstaltung im Masterstudium Architektur an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien werden Karten als Repraumlsentationen von Oberflaumlche Raum und Ort kritisch betrachtet und als Medien erkannt die eine zeitabhaumlngige Beziehung zwischen Orten auf einer dreidimensionalen Oberflaumlche aufzeigen Mit einem veraumlnderten Blick auf die Stadt als waumlre sie ein unbekanntes Territorium sollen Studierende eine Karte bzw ein Mapping fuumlr einen bdquoneu entdecktenldquo Ort entwickeln verbunden mit der Aufgabe das spezifische Wesen dieses Ortes herauszuarbeiten Als Gegenstand dieser Untersuchung wurde der Schwedenplatz gewaumlhlt ein heterogenes Territorium dessen Grenzen verschwimmen und dessen zukuumlnftige Gestalt und Aufgaben in Wien zur Zeit stark debattiert werden Voraussetzungen fuumlr diese Analysen von Territorien im

Eine Karte basiert auf der Vorstellung Mikro- und Makro-Maszligstab sind Beobachtungen und Aufzeichnungen vor Ort dass sie ein Bild von einem Gebiet Filtern von Informationen sowie das Entwickeln und Testen visueller Strategien liefert dessen direkte Wahrnehmung per zum Aufzeigen dynamischer raumlumlicher Beziehungendefinitionem unmoumlglich ist Eine Karte ist also eine in ihren Dimensionen und

Karte Bestandteilen reduzierte Wiedergabe der Wirklichkeit die aber trotzdem die Der Schwedenplatz ist ein Mythos der viele Gesichter hat Die Praumlgung dieses urspruumlnglichen Beziehungen zwischen Ortes setzt sich aus zahlreichen Schichten von Topographie Geschichte den wiedergegebenen Elementen Material Oberflaumlche Vegetation und Programm zusammen uumlberlagert von bewahrt

den Routen des pulsierenden Verkehrs der durchreisenden Stadtbewohner_ Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen innen und Tourist_innen sowie den Erfahrungen und Erinnerungen saumlmtlicher

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

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Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

1-7a-k

nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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beleuchteter InnenraumS

Straszligenleuchte11 22

Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface

100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

vertical movement stay

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

Carpark

Carpark

Corefunction

Corefunction

Corefunction

Corefunction

MetroTram

Food

Metro

Food Food

Corefunction

Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

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KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

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10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

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Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 8: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Topographische Untersuchungen am Schwedenplatz

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TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM SCHWEDENPLATZ

Antje Lehn

Panorama Schwedenplatz Matthias Brandmaier

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Topologie und Topographie am Institut fuumlr Kunst und Architektur erhalten Studierende einen Einblick in die Grundlagen von Kartographie im historischen und zeitgenoumlssischen Kontext sowie in das Verstaumlndnis von Karten als gesellschaftlichen Konstrukten In dieser Lehrveranstaltung im Masterstudium Architektur an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien werden Karten als Repraumlsentationen von Oberflaumlche Raum und Ort kritisch betrachtet und als Medien erkannt die eine zeitabhaumlngige Beziehung zwischen Orten auf einer dreidimensionalen Oberflaumlche aufzeigen Mit einem veraumlnderten Blick auf die Stadt als waumlre sie ein unbekanntes Territorium sollen Studierende eine Karte bzw ein Mapping fuumlr einen bdquoneu entdecktenldquo Ort entwickeln verbunden mit der Aufgabe das spezifische Wesen dieses Ortes herauszuarbeiten Als Gegenstand dieser Untersuchung wurde der Schwedenplatz gewaumlhlt ein heterogenes Territorium dessen Grenzen verschwimmen und dessen zukuumlnftige Gestalt und Aufgaben in Wien zur Zeit stark debattiert werden Voraussetzungen fuumlr diese Analysen von Territorien im

Eine Karte basiert auf der Vorstellung Mikro- und Makro-Maszligstab sind Beobachtungen und Aufzeichnungen vor Ort dass sie ein Bild von einem Gebiet Filtern von Informationen sowie das Entwickeln und Testen visueller Strategien liefert dessen direkte Wahrnehmung per zum Aufzeigen dynamischer raumlumlicher Beziehungendefinitionem unmoumlglich ist Eine Karte ist also eine in ihren Dimensionen und

Karte Bestandteilen reduzierte Wiedergabe der Wirklichkeit die aber trotzdem die Der Schwedenplatz ist ein Mythos der viele Gesichter hat Die Praumlgung dieses urspruumlnglichen Beziehungen zwischen Ortes setzt sich aus zahlreichen Schichten von Topographie Geschichte den wiedergegebenen Elementen Material Oberflaumlche Vegetation und Programm zusammen uumlberlagert von bewahrt

den Routen des pulsierenden Verkehrs der durchreisenden Stadtbewohner_ Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen innen und Tourist_innen sowie den Erfahrungen und Erinnerungen saumlmtlicher

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

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Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

1-7a-k

nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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beleuchteter InnenraumS

Straszligenleuchte11 22

Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface

100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface

100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

Carpark

Carpark

Corefunction

Corefunction

Corefunction

Corefunction

MetroTram

Food

Metro

Food Food

Corefunction

Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

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Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

77

KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

78

10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

79

Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

80

acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 9: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

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TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM SCHWEDENPLATZ

Antje Lehn

Panorama Schwedenplatz Matthias Brandmaier

Im Rahmen der Lehrveranstaltung Topologie und Topographie am Institut fuumlr Kunst und Architektur erhalten Studierende einen Einblick in die Grundlagen von Kartographie im historischen und zeitgenoumlssischen Kontext sowie in das Verstaumlndnis von Karten als gesellschaftlichen Konstrukten In dieser Lehrveranstaltung im Masterstudium Architektur an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien werden Karten als Repraumlsentationen von Oberflaumlche Raum und Ort kritisch betrachtet und als Medien erkannt die eine zeitabhaumlngige Beziehung zwischen Orten auf einer dreidimensionalen Oberflaumlche aufzeigen Mit einem veraumlnderten Blick auf die Stadt als waumlre sie ein unbekanntes Territorium sollen Studierende eine Karte bzw ein Mapping fuumlr einen bdquoneu entdecktenldquo Ort entwickeln verbunden mit der Aufgabe das spezifische Wesen dieses Ortes herauszuarbeiten Als Gegenstand dieser Untersuchung wurde der Schwedenplatz gewaumlhlt ein heterogenes Territorium dessen Grenzen verschwimmen und dessen zukuumlnftige Gestalt und Aufgaben in Wien zur Zeit stark debattiert werden Voraussetzungen fuumlr diese Analysen von Territorien im

Eine Karte basiert auf der Vorstellung Mikro- und Makro-Maszligstab sind Beobachtungen und Aufzeichnungen vor Ort dass sie ein Bild von einem Gebiet Filtern von Informationen sowie das Entwickeln und Testen visueller Strategien liefert dessen direkte Wahrnehmung per zum Aufzeigen dynamischer raumlumlicher Beziehungendefinitionem unmoumlglich ist Eine Karte ist also eine in ihren Dimensionen und

Karte Bestandteilen reduzierte Wiedergabe der Wirklichkeit die aber trotzdem die Der Schwedenplatz ist ein Mythos der viele Gesichter hat Die Praumlgung dieses urspruumlnglichen Beziehungen zwischen Ortes setzt sich aus zahlreichen Schichten von Topographie Geschichte den wiedergegebenen Elementen Material Oberflaumlche Vegetation und Programm zusammen uumlberlagert von bewahrt

den Routen des pulsierenden Verkehrs der durchreisenden Stadtbewohner_ Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen innen und Tourist_innen sowie den Erfahrungen und Erinnerungen saumlmtlicher

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

XX

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

19

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

1-7a-k

nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Elektrisches Licht Tina Wintersteiger

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Straszligenleuchte11 22

Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

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MetroTram

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Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

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Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

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Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

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Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

72

Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

75

Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

77

KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

78

10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

79

Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

80

acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 10: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

Nutzer_innen die sich permanent reproduzieren In einem konventionellen Stadtplan suchen wir diese Schichten jedoch vergebens Standardisierte Stadtkarten die uns von kommerziellen oder freien Anbietern zur Verfuumlgung gestellt werden sind nicht nur Verkleinerungen sondern auch Reduktionen des realen Ortes in der Stadt sie dienen vor allem der Orientierung im staumldtischen Wegenetz und der strategischen Verortung sogenannter oft kommerzieller points of interest Zusaumltzlich digital verfuumlgbare hochaufloumlsende Luftbilder und Echtzeitkarten gespickt mit schematisierten Metainformationen praumlzisieren nur scheinbar das Bild tatsaumlchlich tragen sie zu einer weiteren Verflachung des Stadtbildes durch Uumlberlagerung von more of the same bei ndash bei dem immer ein gewisser Abstand zum Ort selber gewahrt wird Die Narrative der user postings werden dieser Oberflaumlche hinzugefuumlgt jedoch nicht mit ihr synthetisiert und bleiben so Fragmente Die Einheitlichkeit der Abbildungsmethoden suggeriert einen homogenen Raum den es tatsaumlchlich nicht gibt Unsere Wahrnehmung im Stadtraum ist vielschichtig und abhaumlngig von der betrachtenden Person wie koumlnnen Karten dieser Dynamik Rechnung tragen Wie koumlnnen atmosphaumlrische Qualitaumlten der Stadtoberflaumlche sichtbar gemacht werden die sich im Laufe eines Tages mehrfach wandeln Um diesen Fragen nachzugehen muumlssen wir uns eine andere Art der Kartierung vorstellen die einerseits das physisch vorhandene dicht strukturierte Stadtgefuumlge andererseits das individuell erinnerte und uumlberlieferte Stadtwissen aus verschiedenen Perspektiven und sich daraus entfaltende Relationen veranschaulicht und erfahrbar macht

Landschaft Die Landschaftsmalerei hat in Europa ihren Ursprung in der Renaissance gleichzeitig mit der Entwicklung der geographisch exakten Kartographie durch verfeinerte Berechnungsmodelle und Projektionsmethoden Kartographie und (Landschafts-)Malerei waren insbesondere in Holland im 17 Jahrhundert weit einwickelt Praktiken die eng zusammenarbeiteten Die Wissenschaftler und Maler der Niederlande waren Wegbereiter einer spezifischen Zusammenwirkung von Landschaftsbeschreibung und Kartenkonstruktion Edward Casey beschreibt in Ortsbeschreibungen diese Gleichzeitigkeit als Tendenz sich der Geometrisierung und Homogenisierung des Raumes entgegenzustellen Andrea Sick haumllt in ihrer Dissertation Kartenmuster fest das bdquodie Kartografie sowie die hollaumlndische Malerei () eine Oberflaumlche so (gestalten) dass diese sichtbar wirdldquo Kartenhersteller und Verleger aber auch Maler wurden in den Niederlanden in dieser Zeit Weltbeschreiber genannt Diese Art der Weltbeschreibung schwankend zwischen Uumlberblick und Detail zieht ihre Kraft aus dem Zusammenwirken von wissenschaftlicher und kuumlnstlerischer Expertise

Wenn wir Stadt als Landschaft interpretieren koumlnnten wir uns die Methoden der Landschaftsmalerei beim Abbilden von Stadt zunutze machen Praumlzision der geometrischen Form definiert die Maszlige von Stellen und verzeichnet sie in einem Koordinatensystem ist jedoch fuumlr die Beschreibung von Orten nicht noumltig Landschaftsbilder beschreiben (Land-)Schaften und Formen von Orten Den Unterschied zwischen Ort und Stelle beschreibt Edward Casey indem er feststellt das eine Ortschaft die bdquoWelt als detotalisierte Totalitaumltldquo beinhaltet Mit den Mitteln der Chorografie ist nach Edward Casey die Beschreibung des Raumes und seiner Relationen moumlglich Sie gibt uns ein Bild verschiedener Orte die wiederum Regionen konstituieren Topographie dagegen beschreibt einzelne Orte vergleichbar mit dem Blick durchs Mikroskop sie erlaubt Detailblicke auf ein beschraumlnktes Gebiet An der Oberflaumlche zu bleiben

Schwedenplatz auf einer Serviette gezeichnet von einem Passanten Projekt Billie Meskens

Durch die strukturelle Vielseitigkeit von Bildern und Worten gewinnen wir den Ort der mehr als Stelle ist zuruumlck ndash und mit ihm auch den Blick der nichts mit dem inneren Auge geistiger Vorstellung zu tun hat dafuumlr aber alles mit der voll koumlrperlichen Partizipation Edward Casey Ortsbeschreibungen

9

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

XX

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

19

20

People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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22

Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

1-7a-k

nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

2

J

Elektrisches Licht Tina Wintersteiger

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1 30

2

230

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Februar10

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April 10

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Mai

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t 10

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S e p t e m ber10

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Oktober 10

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ber 10

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Straszligenleuchte11 22

Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

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MetroTram

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Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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Abb 27

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

77

KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

78

10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

79

Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 11: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

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Gemeinhin sagt man dass die Karte zur Orientierung diene Dabei wird fuumlr die Orientierung eine doppelte Funktion vorausgesetzt Distanzierung die einen Uumlberblick ermoumlglicht und gleichzeitig Einordnung von Fragmenten in die Umwelt bzw Verortung in einem Klassifizierungssystem Kurz Die Orientierung verschafft Uumlberblick und verortet zugleich Andrea Sick Kartenmuster

LITERATUR Jorge Luis Borges Im Labyrinth Fischer FrankfurtMain 2003 Edward Casey Ortsbeschreibungen Landschaftsmalerei und Kartographie Fink Verlag Muumlnchen 2006 Andreacute Corboz Die Kunst Stadt und Land zum Sprechen zu bringen Birkhaumluser Basel 2001 Andrea Sick Kartenmuster Bilder und Wissenschaft in der Kartografie Hamburg 2003 (elektronische Publikation)

bedeutet das man topographische Ver-Ortung schafft jedoch die tiefe Beschreibung der Stelle aufgibt Karten die die Tiefe in der Oberflaumlche der Repraumlsentation herstellen koumlnnten helfen die Zugehoumlrigkeit von uns selber zur Landschaft wieder herzustellen Da die Welt staumlndig durch unsere Erfahrungen veraumlndert wird und uns immer enthaumllt gibt es keine objektive Welt somit kann es auch kein objektives Kartenbild geben Im Text Von der Strenge der Wissenschaft (Jorge Luis Borges) wird die Frage gestellt inwieweit Kartenbild und Weltbild uumlbereinstimmen und sich gegenseitig beeinflussen Der Anspruch das eine Karte Erfahrung enthalten soll ist tatsaumlchlich nicht merkwuumlrdiger als die Annahme das ein Gemaumllde Landschaft bdquoenthaltenldquo kann

Orientierung Seit der Fruumlhzeit bilden Karten die bekannte bzw bewohnte Raumlumlichkeit der Welt mit den jeweils verfuumlgbaren Mitteln zweidimensional ab Die Karten spiegeln als verraumlumlichte Bilder einerseits das herrschende Weltbild andererseits die aktuellen Kenntnisse uumlber Navigation und Orientierung Schon in der Antike gab es uumlberlieferte Erzaumlhlungen genannt Periplus oder bdquoKuumlstenfahrtldquo eine Beschreibung von Routen die Orientierung in fremden Gewaumlssern ermoumlglichte Sogenannte Portolane entstanden in der fruumlhen Renaissance einer Zeit als exakte geographische Information noch hochpolitisches und gefaumlhrliches Geheimwissen war Navigationswissen zugleich aber zur Sicherung der Handelswege der Seefahrer benoumltigt wurde Portolane sollten das Erreichen des Hafens erleichtern und bildeten die von Reisenden erzaumlhlte Welt in ein listenartiges Verzeichnis spaumlter in eine simultan lesbaren Uumlbersichtskarte ab In Portolankarten wurde vor allem die Kuumlstenlinie geographisch exakt aufgezeichnet dicht daneben ein ihrem Verlauf folgendes eng beschriebenes Textfeld mit Ortsbezeichnungen und Hinweisen zur Orientierung Das Landesinnere blieb auf diesen Karten weitestgehend leer In der Aufklaumlrung verschwand das Narrativ nach und nach aus den Kartenwerken zugunsten der vereinheitlichten Beschreibung der Welt als Territorium und der geometrischen Praumlzision Portolane dagegen enthielten auf einzigartige Weise Landschaftsbeschreibung und Karte zugleich und erlaubten so einen verdichteten Blick auf Region und Ort Die Projektion der Welt konzentrierte sich auf die Zielorte der Fahrt und verdichtete sich in der Kuumlstenlinie Diese Karten erzeugten durch die ihnen eingeschrieben Erfahrungen ein tieferes Bild der Welt als spaumltere Karten die alle Oberflaumlchen gleichwertig und funktional beschreiben

Auf der Suche nach zeitgemaumlssen aussagekraumlftigen Repraumlsentationsformen fuumlr das vor Ort erlebte stossen wir heute wieder auf das Problem der Orientierung in einer (Stadt-)Landschaft ohne Horizont und erinnern uns der narrativen Komponente der Renaissancekarten Die narrative Karte ist das Bild der vielen das Bild einer Stadt generiert sich ebenfalls aus vielen Blicken und Erfahrungen Wir stellen die These in den Raum das narrative Karten als Bedeutungstraumlger und Informationsvermittler helfen koumlnnen die Praumlgung staumldtischer Orte zu verstehen und somit auch Orientierungshilfen fuumlr stadtplanerische Entscheidungen werden koumlnnten Karten die versuchen das Historische und das Zeitgenoumlssische das Politische und das Poetische das Individuelle und das Allgemeine zu einem Bild zu verweben koumlnnen eigentlich nur scheitern Dennoch versuchen wir in diesen Mappings vom Schwedenplatz konforme Oberflaumlchenbeschreibungen zu vermeiden um statt dessen Kartenfragmente mit erzaumlhlerischer Tiefenschaumlrfe und landschaftlicher Weitsicht zu erhalten - die uns von den vielen Facetten des Ortes erzaumlhlen und uns mit ihm in Beziehung setzen

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

XX

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

1-7a-k

nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Elektrisches Licht Tina Wintersteiger

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Straszligenleuchte11 22

Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

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Carpark

Corefunction

Corefunction

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Corefunction

MetroTram

Food

Metro

Food Food

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Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

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Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

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Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

73

Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

75

Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

77

KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

78

10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

79

Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 12: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

sketch of the square

The goal of the project is to play around experiment with an everyday phenomenon that is verbal explana-tion of a place either one giving instructions to the other or a place being explained in a book One is more about orientation the other is more poetic but both use the power of imagination and ability to think spatially First I visited the given site Schwedenplatz It was the first time for me there so it was really about impres-sions and strong visual impulses rather than details I had to walk around for a while and write down some key expressions in order to grasp the feeling Most importantly however I had to draw a quick sketch of the square while walking It was a help for me to decide how to describe my route in text One could consider this already as a subjective mapThe next step was to write the text the actual map in this project It tries to be as detailed as possible in this case but it is not about exact distances and has a lot of atmospherical describtions The most problematic thing I was facing was that the text tends to be more of a report of a place than a map So I decided to give it another shift and ask some friends who are not from Vienna and never been to Schwedenplatz to read the text and draw a map accord-ingly Also I didnrsquot mention the name of the square in the text-map in order to exclude the possibility of checking the place on a real map This way I could check the validity of my text as a map but even more to see how the imagination works How the mind interpre-tes spatiality and how one decides to represent the itThis summary shows the process it contains my first sketch of the place the actual text as a map and two final maps drawn by people who have never seen the square Finally I attach a photo of the installation from the final presentation

the text as the map

The Text As The Map

Anna Csefalova

Die Grundidee dieses Projektes ist mit dem Alltagsphaumlnomen der verbalen Beschreibung eines Ortes zu spielen Einerseits sind das Wegshybeschreibungen die zu einem Ort hinfuumlhren oder Beschreibungen von Orten in der Literatur Die eine Praxis handelt von Orientierung die andere von Poesie jedoch nutzen beide die Kraft der Imagination und die Faumlhigkeit raumlumlich zu denken Zunaumlchst habe ich den Schweden-platz besucht Da ich zum ersten Mal dort war ging es eher um visuelle Eindruumlcke und starke Impulse als um Details Ich musste herumgehen und einige Eindruumlcke notieren um das Gefuumlhl einzufangen Noch wichtiger

war allerdings eine schnelle Skizze des Platzes die ich im Gehen zeichnete Diese Skizze half mir meinen Weg mit Worten zu beschreiben sie koumlnnte somit bereits als subjektive Karte verstanden werden Der naumlchste Schritt war den tatsaumlchliche Text zu schreiben der die eigentliche Karte in diesem Projekt sein sollte Dieser Text versucht den Ort so detailliert wir moumlglich zu beschreiben - jedoch ohne Dimensionen zu nennen sondern ihn praumlzise uumlber diverse Atmosphaumlren zu definieren Das groumlszligte Problem war fuumlr mich das der Text schlieszliglich mehr ein Bericht als eine Karte des Ortes war

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

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Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

1-7a-k

nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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beleuchteter InnenraumS

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Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface

100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

vertical movement stay

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

Carpark

Carpark

Corefunction

Corefunction

Corefunction

Corefunction

MetroTram

Food

Metro

Food Food

Corefunction

Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

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KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

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10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

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Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 13: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

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Knotenpunkt Schwedenplatz

Achim Reese Katalin Toth

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

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53Schwedenplatz 2 XX

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Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

1-7a-k

nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

vertical movement stay

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

Carpark

Carpark

Corefunction

Corefunction

Corefunction

Corefunction

MetroTram

Food

Metro

Food Food

Corefunction

Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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Abb 27

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

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KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

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10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

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Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 14: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

Der Schwedenplatz ist einer der wichshytigsten Verkehrsknotenpunkte Wiens Hier kreuzen sich U-Bahnen und Straszligenbahnlinien Hier halten Reiseshybusse und Busshuttles die zwischen der Innenstadt und dem Flughafen verkehren Schnellfaumlhren nach Brashytislava legen ab und Rundfahrten auf der Donau nehmen ihren Ausgang Dazwischen vielspurige Straszligen die den Autoverkehr fluszligabwaumlrts leiten umgeben von Gehsteigen und Radshywegen Das alles nebeneinander und uumlbereinander parallel einander schneidend auf vier Ebenen

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

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53Schwedenplatz 2 XX

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Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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Elektrisches Licht Tina Wintersteiger

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beleuchteter InnenraumS

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Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

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Carpark

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Corefunction

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MetroTram

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Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

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Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

Laumlrm1 Hintergrundrauschen2 punktuelle Spitzen3 permanent erschwert4 uumlberschreibar5 unuumlberschreibar

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

60

Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

Abb 15

Abb 16

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

Abb 17

63

Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

Abb 22

Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

66

Abb 23

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

Abb 24

Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

Abb 25

Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

Abb 26

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Abb 27

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

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Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

77

KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

78

10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

79

Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

80

acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
Page 15: DER SCHWEDENPLATZ ANNÄHERUNGEN - Werkstattbericht

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Typographie Mapping

Christiane Irxenmayer

Ausgrabungen am Schwedenplatz

Bastian Vollert Martin Radner

Dieses Projekt versucht saumlmtliche Schriften am Schwedenplatz aufzushyzeichnen Die erste Karte zeigt Woumlrter bzw Buchstaben die den Passanten begegnen entsprechend ihrer Groumlszlige Die Woumlrter sind auf der Karte in etwa dort verortet wo sie auch auf Haumlusern Marktstaumlnden Schildern Autos Baumlnken Litfassaumlulen usw angebracht sind Auf der zweiten Karte hingegen sind die Buchstaben so angeordnet wie sie vom U-Bahn Ausgang aus wahrzunehmen sind Die tatsaumlchliche Groumlszlige und die Verortung der Schriften werden in dieser Darstellung ersetzt durch die Relevanz (= Schriftgroumlszlige) wie die Schriftzuumlge von Passanten vom entsprechenden Punkt aus abgelesen werden koumlnnen So ergibt sich ein Bild des Schwedenplatzes das staumlndiger Veraumlnderung unterliegt (linke Seite)

Wien ist durchzogen von zahlreichen Kanaumllen Leitungen und Roumlhren Die Kreuzungen dieser Infrastrukturen und deren Uumlbergabestationen zur Oberflaumlche bestehen aus riesigen Gebaumluden im Untergrund der Stadt Die Komplexitaumlt dieser Volumen laumlsst sich schwer erfassen Dieses Projekt soll dem Betrachter die Dimension des bdquoBetrachtens von Aussenldquo vermitteltn ndash eine Erfahrung die in der Realitaumlt womoumlglich erst in einigen tausend Jahren eintreten wird bei Betrachtung der bdquoAusgrabungen am Schwedenplatzldquo (rechte Seite)

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Portraits

Alexis Roy

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Mix amp Match

Nefeli Papakyriakopoulou

Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 19

53Schwedenplatz 2 XX

XXSchwedenplatz 2 XX

XX

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh

Ruprechtsplatz 13Jh In einem Buch mit Fenstern und Tuumlren

aller Gebaumlude am Schwedenplatz entsteht beim Lesen eine spielerische Passage der historischen und programmatischen Vielfalt des Ortes die den staumlndigen Wandel des Schwedenplatzes als wichtigen Punkt der Geschichte der Stadt darstellt Diese Kartographie der Oumlffnungen ist ein Archiv der Bauzeiten sowie der Umnutzungen und Renovierungen der Bauten in dem man die historischen Schichten des Ortes entdecken kann

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People Pigeon Poo

Diana Drogan

ground mapping footprint of the people left cigaretts pigeon puhh at the benches

stop motion movie the pigeon fighting for the rubbish

movement of the fight

observation spots + meeting points pigeon occupy the Schwedenplatz

the swarm the movement above our heads

main spot meeting point of the pigeons

levels the ground the people the flying pigeon

overlay presents the continously moving of the pigeons spreading + grouping

Viele Leute steigen im Untergrund ein und um und rasen an der Oberflaumlche und dann sind da noch die anderen Vielen die Wartenden die Stehenden die Laufenden die Essenden die Trinkenden Junkies und Businessmen Alles vereint mit ringsherum Buden und Fettflecken auf dem Boden Neben den Spuren auf schmutzigem Asphalt tummeln sich Tauben und warten nervoumls auf konstanten Nachschub Sie sind Mitglied der Nahrungskette staumlndig fallen Reste und Vergessenes auf den Boden und sie naumlhren sich davon Der Boden ist ihr Jagdrevier und uumlber unseren Koumlpfen observieren Sie uns Sie befinden sich in Gruppen und pausieren auf Aumlsten Litfaszligsaumlulen und

Verkehrsmasten Entdeckt eine Taube einen guten Bissen folgen gleich mehrere und streiten sich um das Ergatterte Mein Mapping haumllt den Fuszligabdruck bei den Bankreihen fest - aufgezeichnet an einem Nachmittag - und reflektiert die Sitzenden mit ihrer Fuszligstellung und den Pfad der Tauben mit ihren Exkrementenflecken Der Boden als ein Layer mit dem Hinterlassenen und Liegengebliebenen mit dem kaumlmpfenden Taubenschwarm auf dem Boden und in der Luft als einem weiteren Layer der Zeit und der verschiedenen Houmlhenniveaus Eine Bewegung die kaum auffaumlllt aber ein konstantes Szenario fuumlr den Schwedenplatz darstellt

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Wasserzugang

Laura Amann Zara Pfeifer

ANALYSE SCHWEDENPLATZWASSERZUGANG

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstan-denen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge zum Einen vom Franz Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser beschreiben Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und Zugaumln-glichkeit am wesentlichsten Anstatt die Karte mit Strassennamen zu beschriften haben wir versucht atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

1-7a-k

nummerierung der strassenab-gaumlnge zum donaukanalufer

bezeichnung der abgaumlnge vom donaukanalufer zum wasser

ZOOM_erlaubt einen detaillierten einblick in eine szene die von interesse fuumlr die analyse ist

DALILUPE_beschreibt die sichtshybarkeit eines bestimmten abgangs

WEGWEISER_beschreibt vorhanshydene beschilderung zur erleichtershyten orientierung und information

PLASTIKPOOL_beziffert den abstand vom naumlchsten strassenshyabgang bis zum wasser

COUCH_beschreibt die attraktivitaumlt bzw den gemuumltlichkeitsfaktor dieses abgangs

STRASSENSPERRE_bezeichnet die moumlglichkeit diesen abgang zu benutzen oder nicht

Obwohl der Schwedenplatz direkt am Donaukanal liegt ist die Verbindung zum Wasser nicht besonders fuumlhlbar Mit unserer Analyse und der daraus entstandenen Karte wollten wir auf eine graphische Art und Weise Zustand und Qualitaumlt der vorhandenen Zugaumlnge beschreiben Zum Einen vom Franz- Josefskai zum Donaukanalufer und zum Anderen vom Ufer bis zum Wasser Dabei erschienen uns die Punkte Sichtbarkeit Beschilderung Frequenz Verweilqualitaumlt und auch Zugaumlnglichkeit am wesentlichsten Anstatt die Strassen mit ihren Namen zu beschriften haben wir versucht im Strassenprofil atmosphaumlrische Aussagen zu dieser so vielfaumlltigen Gegend zu treffen um einen weiteren Informationsgrad zu erreichen

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Moumlblierung und Atmosphaumlren

Michaela Wonisch

Eliminiert man den Hintergrund so erzaumlhlt der Platz eine Geschichte wie aus einem Bilderbuch Es zeigt die Menschen und ihr Treiben in der Stadt Manchmal scheint es als steuere der Markt wie eine kuumlnstliche Konstruktion saumlmtliche Handlungen Reduziert man den Raum auf seine Umrisse so wird das Bilderbuch zum Comic Die verschiedenen Stile werden deutlicher und Pershysonengruppen karikaturhaft symboshylisiert Blau auf weiszlig zeigt den umschliessenden Raum und das wie von einem weiszligen Tuch Verhuumlllte in seiner reinen Form und Dimension

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J

Elektrisches Licht Tina Wintersteiger

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Straszligenleuchte11 22

Reklameschild

Der Schwedenplatz schlaumlft nicht Dementsprechend hell und laut ist des Himmels vom Schwedeplatz Am Schwedenplatz herrscht auch die Nacht am Platz am Donaukanal aus betrachtet aussehen Muss sich in der Nacht reges Treiben der Straszligenleuchten Reklameschilder der Blick auf den Raum zwischen Verkehrsstrom reiszligt hier niemals und beleuchtete Geschaumlftsraumlume er- ldquoHimmel und Erderdquo nicht wenden wirklich ab es wimmelt auch nachts hellen die Atmosphaumlre sodass kaum Was sind die hellsten Sterne des vor Menschen viele Imbissstaumlnde Sterne zu erkennen sind Schwedeplatzes Welche Sternbilder haben durchgehend geoumlffnet Wie koumlnnte also eine Sternenkarte charakterisieren ihn

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Topologie und Topographie Seminar zum Thema Schwedenplatz 20112012

Lehrende Antje Lehn

Expert_innen Maria Auboumlck Roswitha Peintner Christian Rapp Hannes Tauber

Studierende Laura Amann Matthias Brandmaier Veit Burgbacher Anna Csefalvayova Diana Drogan Christoph Edler Terezia Greskova Stefanie Hammann Christiane Irxenmayer Ji Yoon Kim Mariedl Kleemann Alberto Lancerin Jasmin Leonard Marek Luumlley Daniela Majzlanova Billie Meskens Daniela Mitterberger Signe Marie Munk Louise Nguyen Nefeli Papakyriakopoulou Sarah Pfeifer Martin Radner Achim Reese Tobias Richter Benjamin Riess Alexis Roy Jana Sipulova Lucie Tordjman Katalin Toth Bastian Vollert Tina Wintersteiger Michaela Wonisch Elisabeth Zeininger

Antje Lehn studierte Architektur in Stuttgart und Wien und arbeitete als Architektin in Mailand Muumlnchen London und Wien Zur Zeit lehrt sie an der Akademie der bildenden Kuumlnste Wien am Institut fuumlr Kunst und Architektur und am Institut fuumlr das kuumlnstlerische Lehramt Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Architekturvermittlung fuumlr junge Menschen und Kartographie

AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR

Fuzzy Fields Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit

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FUZZY FIELDS STRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT

Stefan Rutzinger

Architektur als Feld kultureller Produktion ist durchwegs relativ und fuzzy es lassen sich keine wahren oder falsche Werte festmachen Architektonische Argumente sind vielmehr ein bisschen wahr und von anderer Seite betrachtet eher unrichtig Fuzziness (englisch fuumlr Unschaumlrfe) beschreibt keine klaren Schnittstellen sondern Verlaumlufe und Schattierungen

Schwedenplatz Informell Der Schwedenplatz ist einer der wenigen Orte Wiens welcher beim Durchqueren spontan eine urbane Atmosphaumlre gepraumlgt von Dichte Dynamik demographischer und kultureller Diversitaumlt ndash also das Gefuumlhl in einer Groszligstadt zu sein ndash hervorruft Dieser Eindruck entsteht zum einen weil eine ungebrochenen Geschaumlftigkeit die vielen Alltagsfunktionen umgibt welche entweder in den Bestand eingebaut oder als Buden und Pavillons am Platz verteilt sind Einen Groszligteil an urbaner Dynamik gewinnt er aber auch weil er ein langgestreckter Transitraum ist dessen verschiedene Verkehrsformen zu unterschiedlichen Tageszeiten und in unterschiedlichen Intervallen eine groszlige Bandbreite von Benutzergruppen anzieht bzw freisetzt

Anders als repraumlsentative Plaumltze eignet sich der Schwedenplatz jedoch nicht als touristische Fotokulisse und kann als bdquounscripted spaceldquo bezeichnet werden Anstatt ein geplantes und inszeniertes Bild (oder Klischee) der Stadt bzw des 1 Bezirks wiederzugeben legt er offen und macht sichtbar ndash auch Problemzonen Betrachtet man den Schwedenplatz nun als Platz im klassischen Sinn scheint er diese Kategorie nicht richtig zu treffen Schon seine langgestreckten Proportionen lassen ihn teilweise als eine Promenade oder Fuszliggaumlngerzone erscheinen Zudem ist er nur an drei Seiten eingefasst und entlang des Donaukanals voumlllig offen

Gemeinhin werden Plaumltze als zusammenhaumlngende allseitig umschlossene Freiflaumlchen innerhalb einer dichten staumldtischen Struktur verstanden und nach Camillo Sitte macht sie das zu Orten des Aufatmens Nicht so der Schwedenplatz ndash er wirkt abschnittsweise sogar dichter als seine Umgebung Viele kleine informelle Bauten Bewegungsstroumlme und Verkehrsfluumlsse uumlberlagern sich und erzeugen hoch frequentierte aber schmale Korridore und Restflaumlchen Der Schwedenplatz ist demnach eine Antithese zum Platz im herkoumlmmlichen Sinne vielmehr ist er ein heterogenes Feld mit uumlberlappenden Bereichen Programmen pulsierenden Zyklen und diversen Atmosphaumlren welche unentwegt fuzzy ineinander laufen

3d-Studien Jurgis Gecys Stabwerk mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (links) fuzzy Transformation horizontaler Konstruktionsgitter welche sich zu einer vertikalen Tragstruktur verdichten (rechts)

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Materialstudie Rena Giesecke Horizontale Ausbreitung einer flexiblen Schlaufenstruktur - ein Band welches sich lokal in Schichten auftuumlrmt ohne dabei seine Kontinuitaumlt aufzugeben

Modellstudie Gunhild Askehave Schwarmartige Verteilung von veraumlnderlichen Wandelementen mit unterschiedlicher Transparenz im Sinne der Feldtheorie

Es stellt sich die Frage ob sich diese Merkmale und Phaumlnomene von der informellen Struktur des Platzes abloumlsen und in emergente architektonische Loumlsungen uumlbersetzen lassen Um den Schwedenplatz neu zu planen ndash nicht als Platz sondern als Feld - und dabei die Zusammenhangslosigkeit seiner Teilbereiche zu verbessern bieten sich sowohl die Feldtheorie nach Stan Allen als auch das Konzept der Fuzziness an Felder ermoumlglichen das Herausbilden von unhierarchischen offenen raumlumlichen Strukturen und Organisationsformen waumlhrend das Thema der Fuzziness die Vielschichtigkeit und Ambivalenz inklusive ihrer zeitlichen Veraumlnderlichkeit behandelt

Fuzzy Logic Das Studio ADP (Analogue and Digital Production) beschaumlftigte sich im WS 201213 unter dem Titel fuzzy fields mit dieser Thematik und deren Potenziale fuumlr eine moumlgliche Neugestaltung des Platzes 1965 entwickelt der Professor fuumlr Computerwissenschaften Lofti A Zadeh die Theorie der unscharfen Mengen (Fuzzy Logic) da er in der exakten Verarbeitung von unpraumlzisen Datensaumltzen (zB bei linguistischen Variablen wie bdquoes regnet ein wenigldquo oder bdquoes ist ziemlich sonnigldquo) ein Problem fuumlr die Mathematik erkannte Der von ihm gepraumlgte Begriff des Soft Computing uumlberwindet dabei die klassische binaumlre Logik (01) und fuumlhrt stattdessen eine neue mehrwertige ein um komplexe Probleme zu loumlsen Dies fuumlhrte zu fundamentalen Erneuerungen in vielen wissenschaftlichen Bereichen als auch in praktischen Anwendungen Die Architektur hingegen ist staumlndig - sowohl im Entwurf als auch in der Planung und Fertigung - mit vagen Konzepten und mehrdeutigen Situationen konfrontiert Jedoch anstelle mit der Unschaumlrfe zu arbeiten werden meist vereinfachende Methoden und Loumlsungsmodelle die auf klaren Abgrenzungen und eindeutigen Kategorien basieren bevorzugt Verwandte Tendenzen haben sich bereits mit Mischungen und der Aufloumlsung von Grenzen auseinandergesetzt - von der postmodernen Collage uumlber Cross-Programming zu Hybrid und Blur Das Konzept der Fuzzyness blieb bis jetzt in der Architektur aber weitestgehend unbeachtet

Fuzzy Konzepte erlauben vage mehrdeutige unscharfe und fluumlchtige Phaumlnomene in konkrete Entwurfsansaumltze zu uumlberfuumlhren und trotz ihrer Komplexitaumlt praumlzise zu bearbeiten

Feldtheorie Versus Figure And Ground Parallel dazu beschaumlftigte sich das Studio im Sinne von Stan Allen mit dem Konzept des Feldes welches die binaumlre Figure and Ground Debatte unterminiert Feldkonfigurationen sind laut Allen lose und poroumlse Anhaumlufungen Waumlhrend individuelle Verbindungen innerhalb des Feldes teilweise fixiert sind bleiben die Groszligform und ihre Grenzen hochgradig unbestimmt und fluumlchtig Anders als architektonische Kompositionen die von uumlbergreifenden Regeln geformt werden beschreibt Allen Felder als kollektive Bottom-up Phaumlnomene die von einer Vielzahl lokaler Nachbarschaften und Bedingungen gepraumlgt sind Diese Felder koumlnnen komplexe und dynamische Bewegungsmuster von Benutzern reflektieren und zu neuen Methodologien fuumlhren wie man Programme und Raumlume entwerfen kann Der Schwedenplatz als heterogenes Feld per se dient dabei als Testing Ground fuumlr die von den Studenten entwickelten Konzepte

Beide Themen veranlassen dazu den Schwedenplatz als ambivalenten Ort mit wechselnden Qualitaumlten und teils verborgenen Zusammenhaumlngen alternativ zu erfassen Aus diesem Spannungsbogen sind spekulative Entwuumlrfe entstanden welche raumlumliche funktionale und aumlsthetische Reserven aus der Feldtheorie bzw dem Konzept der Fuzzyness fuumlr die Architektur ableiten

Entwurfsmethoden Das Thema bedurfte der Entwicklung alternativer Darstellungsmethoden zur Verarbeitung von Daten und qualitativen Informationen wie Intensitaumlten und Sinneseindruumlcken Analoge und digitale Analysendash und Entwurfsmethoden wurden simultan verwendet um Felder zu simulieren In physischen Versuchen und Tests reagieren Materialien je nach Beschaffenheit und Struktur global auf lokale Veraumlnderungen und Inputs Die Ergebnisse der Materialversuche wurden praumlzise in digitale Modelle uumlbersetzt und dort mit parametrischen Methoden weiter verarbeitet Als Ergebnis wurden schlieszliglich physische Modelle sowie Plaumlne und Schnittzeichnungen davon erstellt

Die Ergebnisse des Studios werden ausschnittsweise auf den folgenden Seiten praumlsentiert Die Entwuumlrfe verbindet die Tendenz den Schwedenplatz und den Morzinplatz als Einheit zu betrachten ohne die Diversitaumlt auf den beiden Platz-teilen aufzugeben Weitere Parallelen sind das Aufloumlsen von Grenzen und die Untersuchung von offenen raumbeschreibenden Systemen wie poroumlse Strukshyturen oder Faltungen Die Uumlberartikulierung und Strukturierung der Topograshyphie generiert dabei Bereiche und Regionen als auch eine Vergroumlszligerung der Platzoberflaumlche die mit Programm bespielt werden kann Sowohl Ideen zu Geshyometrie als auch Bespielung haben zum Ziel Grauzonen zwischen Innen- und Auszligenraum privaten und oumlffentlichen Zonen zu erzeugen deren tatsaumlchliche Trennlinien erst durch die individuelle Interpretation des Benutzers entstehen

Modellserie Christoph Leibl Aus einem flaumlchingen Musterelement lassen sich unzaumlhlige dreidimensionale Varianten an Basismodulen falten welche wiederum zu groumlszligeren Strukturen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Charakteristika aggregiert werden koumlnnen

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100 material concentration on surface 300 material concentration on surface 400 material concentration on surface200 material concentration on surface Konzeptstudie zur maximalen Ausdehnung von Klebebandrollen durch Ab- und erneutes schlaufenbildendes Aufrollen (links) Untersuchung von aumlsthetischen und organisatorischen Potentialen textiler Faltung Materialeigenschaften erzeugen charakteristische Faltenbilder Die Verdichtung von Material spielt dabei eine entscheidende Rolle (oben)

Faltenfluss

Rena Giesecke

Das Projekt simuliert das Verhalten eishynes Feldes mittels analoger Materialshyversuche und leitet daraus eine neue Topographie fuumlr den Schwedenplatz ab Fuzziness kann als Verteilung vershyschiedener Materialkonzentrationen innerhalb eines Feldes verstanden werden Anstelle klarer Begrenzunshygen entstehen graduelle und flieszligenshyde Uumlbergaumlnge zwischen Regionen mit unterschiedlichen Dichten Die aus der Faltung und Raffung von Texshytil resultierenden raumlumlichen Struktushyren werden in analogen als auch in digitalen Modellen untersucht und sishymuliert Durch die Materialanhaumlufung entsteht mancherorts ein Uumlberfluss an bespielbarer Flaumlche So wird die nutzbare Oberflaumlche des existierenshyden Platzes vergroumlszligert und die Vielshyfalt urbaner Nutzungen erweitert Der Uumlberfluss an Material traumlgt zusaumltzlich das Potential der Ausweitung und Kontraktion in sich die Struktur kann sich partiell vergroumlszligern und wieder zushysammen ziehen um ihre Erscheinung uumlber die Zeit zu aumlndern Es gibt keine fixe Form sondern eine Bandbreite moumlglicher Erscheinungen Diese pershyformativen Strukturen sind als temposhyraumlre Pavillons fuumlr oumlffentliche kulturelle Nutzungen in das Feld integriert Die Raffung des textilen Materials erzeugt flieszligende Uumlbergaumlnge zwischen horishyzontalen und vertikalen Flaumlchen und definiert uumlbliche Kategorien wie Boshyden Wand oder Decke neu Gemaumlszlig den Eigenschaften des Materials entshywickeln sich die Raumlume aus dem Feld heraus Horizontalitaumlt und Vertikalitaumlt stehen sich nicht als binaumlre Gegenshysaumltze gegenuumlber sondern spannen vage Bereiche auf Ebenso wie ihre Grenzen sind die Nutzungen der entstehenden Raumlume mehrdeutig Die Struktur ermoumlglicht eine Vielzahl potentieller Nutzungen gibt diese jeshydoch nicht klar vor Die Zuordnung zu einer Kategorie wie Bank Treppe Wand oder Dach bleibt den Benutzern uumlberlassen Kleinere Faltungen schafshyfen Strukturen mit dem Angebot darshyauf zu sitzen liegen skaten waumlhrend

groumlszligere Falten Zwischen- und Innenshyraumlume ausbilden Der Schwedenplatz weist nur wenige Charakteristika eishynes Platzes auf Fast die Haumllfte seiner Flaumlche wird von Verkehr und Infrashystruktur belegt Die Kante in Richtung Franz-Josefs-Kais ist ungerahmt dem Laumlrm ausgesetzt Die Aufenthaltsquashylitaumlt ist dort gering und die vorhandeshynen Baumlnke und Gruumlnbereiche werden nur wenig genutzt Im Entwurf wird die Platzoberflaumlche von einer kuumlnstlichen Topographie uumlberzogen die durch Faltung unterschiedliche Raumlume und Landschaften erzeugt und den Platz zum Franz-Josefs-Kai hin abschotshytet Oumlffentliche Verkehrsmittel wie die Straszligenbahn und die Zugaumlnge zur U-Bahn werden an den Rand verlegt so dass ein raumlumlich zusammenhaumlnshygender Platz entsteht Um die Aufentshyhaltsqualitaumlt zu erhoumlhen nimmt die Materialkonzentration der gefalteten Oberflaumlche in Richtung Franz-Josefs-Kai zu So entsteht ein geschuumltztes Sammelbecken das sich zum Stadtshyzentrum hin oumlffnet Die zum Platzinshyneren ausgefranste Kante dient dem Aufenthalt von Passanten waumlhrend der flache Bereich Bewegungsflaumlche ist Gruumlnbereiche sind in die Toposhygraphie integriert An ausgewaumlhlten Stellen erzeugt die Faltung uumlbershydachte Bereiche und umschlossene Raumlume die kulturell genutzt werden koumlnnen Waumlhrend der oumlstliche Teil des Schwedenplatzes hauptsaumlchshylich fuumlr Fuszliggaumlnger U-Bahn-Zugaumlnge und Fast Food Staumlnde vorgesehen ist verwandelt sich der breitere Teil des Schwedenplatzes zu einem Aufshyenthaltsort mit kulturellen Funktionen wie Freiluftkino Cafeacute und Mediathek Die Unbestimmtheit der architektonishyschen Kategorien erlaubt eine offeneshyre Bespielung des Schwedenplatzes Moumlglicherweise entstehen hieraus auch ungeahnte und neue Arten der Nutzung

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Lageplan mit differenzierter Materialkonzentrati- Schema der Kontraktion einer pneumatischen on im Sinne der Feldtheorie und unter Beruumlck- Blase welche temporaumlr genutzt werden kann sichtigung lokaler Einfluumlsse (oben) (rechts) Schnitte durch die Faltlandschaft mit Verwerfun- exemplarische Auflistung unterschiedlich gen in underschiedlichen Groumlszligen (von oberflauml- groszliger Falten wobei die Uumlbergaumlnge nie einshychenstrukturierend bis raumbildend) (links) deutig sondern flieszligend sind (unten)

no fold single fold pair fold fold island folded shelter folded building

square building low material material overflow

horizontal concentration

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Surface Without A Body

Veit Burgbacher

Im Jahr 1912 befinden sich auf der Flaumlche des heutigen Schwedenplatzes zwei staumldtische Plaumltze (Morzinplatz Kaiser-Ferdinand-Platz) Diese sind verglichen mit der heutigen Situation sehr unterschiedlich in ihrer Dimensionierung Proportionierung und stadtraumlumlichen Zusammenhang Die wichtigen Straszligen Rotenturmstraszlige und Marc-Aurel-Straszlige die das historische Zentrum Wiens durchschneiden waren von den Platzraumlumen abgeloumlst oder einem Platz spezifisch zugeordnet In seinem heutigen Zustand und einem groumlszligeren staumldtischen Zusammenhang betrachtet stellt der Schwedenplatz eine Luumlcke in der kontinuierlichen Bebauung dar die von Ringstraszlige und Donaukanal im historischen Kern Wiens umfasst wird Durch die fehlenden im 2 Weltkrieg zerstoumlrten Gebaumlude der ersten Reihe ist der oumlffentliche Raum des Schwedenplatzes nach auszligen hin exponiert Der erste Bezirk verliert seine Umschlieszligung und legt einen Querschnitt durch den historischen Kern Wiens frei Abstrakter betrachtet koumlnnte der Schwedenplatz auch als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien beschrieben werden Waumlhrend er auf einer Seite von mittelalterlichen

Stadthaumlusern begrenzt wird hat er auf der anderen keinerlei raumlumlichen Zusammenhalt Trotzdem bietet der Schwedenplatz ein vielfaumlltiges Angebot an oumlffentlichen Funktionen im staumldtischen Kontext hat dabei aber keine der raumlumlichen Qualitaumlten die wir von oumlffentlichen staumldtischen Plaumltzen gewohnt sind Der Entwurf sieht vor diese fehlenden Qualitaumlten durch ein System von Dichte und Porositaumlt neu zu schaffen ohne die vorhandenen Nutzungen zu verdraumlngen Die raumlumliche Begrenzung wird wieder hergestellt jedoch nicht mit einem scharfen Schnitt sondern mittels einem Feld graduell verlaufender Eigenschaften Eine poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen-und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume besetzen nicht die freien Flaumlchen wie die vormals vorhandenen Haumluserblocks es tun wuumlrden sondern erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Raumlume Die oumlffentlichen Raumlume werden vervielfacht Die bisherigen staumldtischen Nutzungen bleiben erhalten groszligzuumlgige Gruumlnflaumlchen werden integriert Unterschiedliche Verkehrsmittel (Straszligenbahn Auto Fahrrad Fuszliggaumlnger) koumlnnen nach einem Shared Space - Prinzip nebeneinander existieren

Konzeptmodell - Verteilung und Konzentration innerhalb eines Netzwerks (oben) Fuzzy region Diagramm - der Schedenplatz als ein fuzzy System mit einem abnehmenden Wert der Zugehoumlrigkeit zum alten Wien (links) Bandbreite des oumlffentlichen Raumes die durch die Dichteverteilung im Entwurf realisiert wird vom offenen zum geschuumltzten uumlberdachten und umschlossenen oumlffentlichen Raum (Mitte)

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Gestapo-Monument

Carpark

Carpark

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MetroTram

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Carpark

Verdichtung von Einzelobjekten zu poroumlser Struktur mit Zwischen- und Innenraumlumen (oben) Dichteverteilung am Schwedenplatz (rechts)

Variation des Innenraums aufgrund von Mittelpunktsabstaumlnden (oben) Masterplan mit Verdichtung der Baumassen zum Franz-Josefs-Kai (rechts)

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Schnitt und Grundrisse - die poroumlse Struktur schafft miteinander verwobene Innen- und Auszligenraumlume und vergroumlszligert die bespielbare Platzoberflaumlche Die nutzbaren Innenraumlume erzeugen kontinuierlich miteinander verwobene Bereiche (oben) Modellstudien in verschiedenen Maszligstaumlben (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Kartographien von den Dreidimensionale Auswertung der Sinneswahrnehmungen Wind Geruch Intensitaumlten als Netzwerk (oben) und Laumlrm und die Uumlberlagerung ihrer Grundriss und Schnitt eines Teilbereichs Konzentrationsbereiche (unten links) (unten)

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Wind1 Windstille2 Windschatten3 schwache Brise4 stark5 unangenehm

Geruch1 frisch2 neutral3 Stadt4 Gemisch5 eindeutig

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Reizende Felder Michael Schodterer

Das Projekt fokussiert auf nicht-visuelle Eigenschaften und Qualitaumlten des Schwedenplatzes und stellt sich die Frage wie die in der staumldtebaulichen Diskussion oft ausgeklammerten taktilen olefaktorischen und akkustischen Sinneseindruumlcke die Wahrnehmung des Ortes praumlgen und dazu beitragen koumlnnen Aufenthaltsqualitaumlten zu erzeugen Der Schwedenplatz ist von Feldern aus Wahrnehmungsreizen durchzogen die sich uumlberlagern gegenseitig ausloumlschen oder ergaumlnzen Diese Sinnesreize tragen wesentlich dazu bei dass der Schwedenplatz nicht als Platz sondern als Verkehrsknotenpunkt Straszlige oder Bewegungsraum wahrgenommen wird Als Ausgangspunkt des Projekts wurde versucht die sinnliche und atmosphaumlrische Intensitaumlt dieser Felder in einzelne Faktoren zu zerlegen Dabei wurden solche ausgewaumlhlt die uumlber den gesamten Platz hinweg besonders stark wahrgenommen werden und daher tatsaumlchlich groumlszligere Bereiche definieren Wind Laumlrm und Geruch Diese haben keine scharfen Grenzen Zonen unterschiedlicher Lautstaumlrke beispielsweise sind zwar qualitativ unterscheidbar koumlnnen jedoch vom Ohr nicht klar abgegrenzt werden Sie veraumlndern sich andauernd und sind in staumlndiger Bewegung Sie stellen eine alternative Landschaft dar die oftmals unter der Wahrnehmungsschwelle liegt und daher verborgen bleibt Der

Schwedenplatz wurde rasterfoumlrmig kartographiert und die Intensitaumlten der einzelnen Felder aufgezeichnet Dazu wurde eine Darstellungsweise und Notation gesucht um diese qualitativen Felder zu dokumentieren ua Verteilung von Zahlen- oder Grauwerten Netze mit verschiedenen Dichten oder Houmlhendiagramme In Anlehnung an Darstellungsweisen die fuumlr fuzzy Phaumlnomene angewandt werden (Methoden fuumlr Objektrepresentation in der Geografie nach Arta Dilo) wurde dann eine Karte erstellt anhand derer Bereiche mit Aufenthaltsqualitaumlten identifiziert wurden Ein solcher ist der Ruumlcksprung der Bebauung vor der Ruprechtskirche wo durch die Treppenanlage und Mauern ein abgeschirmter ruhiger Ort ohne Geruch von Abgasen entsteht der aufgrund der Windstille wiederum andere Geruumlche (etwa der Gruumlnflaumlchen) wahrnehmbar werden laumlsst Das Projekt definiert auf dem ganzen Schwedenplatz Zonen die keine Aufenthaltsqualitaumlt haben da sie besonders stark von Wind Laumlrm und Abgasen gepraumlgt sind und bettet dort geschuumltzte Zonen ein die alternative und angenehme Atmosphaumlren erzeugen sollen Dabei schirmen diese Pavillons die Umgebung und ihre Qualitaumlten nicht ab sondern dienen vielmehr als Filter durch die man mehr Bewusstsein fuumlr nicht-visuelle Reize und die Dynamik und Veraumlnderlichkeit dieser Felder gewinnen soll

Modellstudie (oben) Kartographie der Sinnesfelder - Handnotiz der Vermessung vor Ort Der Schwedenplatz wird mittels einem Dreiecksraster aufgeteilt Subjektiv empfundene Intensitaumlten von Geruch Wind und Laumlrm werden in die Karte punktuell eingetragen um die gegenseitige Uumlberlagerung Ausloumlschung oder Verstaumlrkung der einzelnen Felder festzustellen und zu dokumentieren (links)

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Wolke

Jurgis Gecys

Das Konzept der Fuzziness bedingt die konventionelle Beschreibung von architektonischen Raumlumen durch beshygrenzende Flaumlchen oder Gegensaumltze wie Innen und Auszligen zu hinterfragen Das Projekt untersucht alternative raumbildende Strukturen welche auf Verdichtung und Konzentrationen von individuellen Fasern zu Kollektiven basieren und ephemere und ambivashylente Raumdefinitionen zulassen Ein Innenraum wird demnach nicht als die Leere zwischen Waumlnden verstanden er vermengt sich mit den ihn bildenshyden Partikeln zu einer wolkenhaften Struktur Dieser ist voller uumlberraschenshyder Formen Aufenthaltsbereiche und Nischen deren Wahrnehmung sich aufgrund der Lichtverhaumlltnisse und Verschiebung des Betrachtungstandshypunkts in staumlndiger Veraumlnderung beshyfindet Der Schwedenplatz wird im ersten Schritt mit der Struktur gefuumlllt die dann mittels unterschiedlicher loshykaler Ausformung auf die Umgebung und ihre Benutzung reagiert etwa auf Verkehrsbewegungen und ihre Intensitaumlt die Lage von oumlffentlichen Aufenthaltszonen oder Gruumlnflaumlchen Der innere Aufbau der Struktur wird durch Rotation und Verschieben der einzelnen Fasern oder Staumlbe variiert

Durch die Repetition bei gleichzeitiger gradueller Transformation entstehen flieszligende Bereiche mit unterschiedshylicher geometrischer Anordnung raumlumlicher Beschaffenheit und Atmoshysphaumlre von offen zu geschlossen geordnet zu chaotisch lose zu dicht Die Wolke wird in manchen Bereichen durch geometrisch synchronisierte Flaumlchen ergaumlnzt die Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten und als Witterungsschutz dienen Die Strukshytur uumlberdacht den Schwedenplatz und ergaumlnzt seine bestehende Beshybauung mit kulturellen Nutzungen (offene Galerie fuumlr Neue Medien) Die Besucher tauchen vom Platzniveau in die Wolke ein und finden sich in eishynem schwebenden Kunstraum der je nach Anordnung der Staumlbe akustisch und visuell mit seiner Umgebung kommuniziert oder stellenweise von diesem abgeschirmt wird Der Platz wird durch die lineare Wolke zu eishyner Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum defishyniert und gefasst Dabei werden die bestehenden Situationen nicht uumlbershyschrieben Die lokale Differenziertheit des Stadtraums wird stattdessen von der daruumlber liegenden Wolke und der Logik ihres Aufbaus reflektiert

Digitale Modellstudie (Mitte) Detail des digitalen Modells - verdichtete Stabstruktur mit synchronisierten Flaumlchenfragmenten (linke Seite) Physisches Konzeptmodell -Materialstudie aus selbsthaftenden Glasfasern (oben)

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geometrisches System - das Basiselement ist ein gleichseitiges Dreieck bestehend aus 5 Meter langen Staumlben die durch Verdrehung und Verschiebung unterschiedliche Schnittpunkte erzeugen Das Gitter waumlchst durch Anlagerung weiterer Module und verhaumllt sich als Ganzes selbstaumlhnlich zum Basismodul es veraumlndert sich ebenfalls durch Rotation und Verschiebung und erzeugt so Zonen unterschiedlicher Dichten (oben) Beispiele dreidimensionaler Anwendungen des oben beschriebenen Prinzips (darunter)

Generierung der Flaumlchen aus der Stabwolke - aus den vorhanden Schnittpunkten werden Flaumlchen erzeugt die raumbildend agieren und Erschlieszligung und Infrastruktur beinhalten (rechts)

Axonometrie des Masterplans - Der Platz wird durch die Wolke zu einer Einheit verbunden und durch das durchgehende Dach als Raum definiert und gefasst (rechts) Schnitt durch die offene Galerie fuumlr Neue Medien (unten) Perspektive im Inneren der Wolke (ganz unten)

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fuzzy fields Masterstudio Analoge Digitale Produktion WS 201213

Lehrender Stefan Rutzinger (Gastprofessor)

Gastkritiker Marcos Cruz Sandra Manninger Alexander Ott

Grasshopper Workshop Quirin Krumbholz

Studierende Gunhild Askehave Veit Burgbacher Victor Clayssen Mathias Frischauf Jurgis Gecys Rena Giesecke Terezia Greskova Christoph Leibl Marek Luumlley Michael Schodterer Lukas Stopczynski

Stefan Rutzinger studierte Architektur an der Universitaumlt Innsbruck der Bartlett School of Architecture UCL in London und an der Universitaumlt fuumlr Angewandte Kunst in Wien Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise etwa den Oumlsterreichischen Baupreis 2006 den Anerkennungspreis fuumlr Experimentelle Tendenzen in der Architektur 2008 und das MAK-Schindler Stipendium 2008 Von 2010 bis 2011 war er Lehrbeauftragter an der Technischen Universitaumlt Wien 2011 lehrte er im Zuge des UCLA Future Lab in Muumlnchen wo er 2012 eine Vertretungsprofessur fuumlr Raumgestaltung an der Akademie der Kuumlnste inne hatte Derzeit unterrichtet er an der Bartlett University College London und leitet mit Kristina Schinegger eine MArch Unit Stefan Rutzinger ist Partner und Gruumlndungsmitglied von soma Die Arbeiten von soma wurden weltweit publiziert und ausgestellt etwa auf der Architekturbiennale 2010 in Venedig

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTURE

AND PUBLIC SPACE (SKuOR)

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

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ldquoA good social text readable and informative surprises but does not overstretch its lsquosubjectsrsquo it teaches them a lot and constantly but without overwhelming them it is easily understood without being trivialrdquo [eigene Uumlbersetzung] (Lefebvre [1961] 2002 306)

SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALS SOZIALER TEXT

Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes

Sabine Knierbein Tihomir Viderman

Symbolische Einschreibungen in den oumlffentlichen Raum Wir moumlchten in diesem Beitrag ein besonderes Augenmerk auf die relationale Konzeption von Raum richten die sich in dem Verstaumlndnis von Stadtraum als soziales Produkt (und gleichzeitig als Produktionsprozess) ausdruumlckt (Lefebvre 1991) Das bedeutet dass oumlffentliche Raumlume durch soziale Beziehungen hervorgebracht werden ihre Materialitaumlt auf eine soziale Skulptur verweist die gleichzeitig durch mentale Vorstellungen gepraumlgt ist Stadtraumlumliche Materialitaumlt und die Art wie man sich Stadt vorstellt ndash das Imaginaumlre Soziale Bedeutungsproduktion mentale Wissensproduktion und die Produktion der anfassbaren Stadtmaterialitaumlt laufen parallel und miteinander verknuumlpft Wir widmen uns nachfolgend zwei unterschiedlichen Aspekten dieser Raumproduktion zum einen der Bedeutungsproduktion durch Alltagspraktiken und zum anderen des Entwickelns von mentalem Raum als diskursives Konstrukt Die Produktion von Bedeutung ist an Symbole geknuumlpft (Lefebvre 1991) Symbolische Einschreibungen in die baulichen Arrangements oumlffentlicher Raumlume findet man in besonderer Fuumllle auf dem Schweden- und dem Morzinplatz Sie druumlcken die Vielfalt der Interessen- und NutzerInnengruppen aus Kaum ein anderer Ort in Wien bietet solch eine symbolische Vielfalt bietet eine derartige Uumlberlagerung von Bedeutungen aus verschiedenen geschichtlichen Zeitfenstern die sich im Stadtraum manifestieren wie etwa die Ruprechtskirche die Salztorbruumlcke die Praumlsenz abwesender Gebaumlude die dunkle Einschreibung der Nazigeschichte und der Uumlbergang zu einer Nachkriegsbrache

Signale Zeichen und Symbole als sozialer Text Henri Lefebvre ([1961] 2002 306ff) bezeichnete die alltaumlgliche Praxis von Stadt als sozialen Text den er als einen semantischen Aspekt im Alltagsleben versteht Sozialer Text ist an emotionale Wahrnehmung und Erfahrung geknuumlpft und wird durch Signale Symbole und Zeichen bestimmt Signale allein sagen uns nichts sie uumlbermitteln jedoch strikte Anweisungen Dies druumlckt sich etwa in Banalitaumlt oder auch in Klarheit der Anweisung aus Zeichen hingegen sind Traumlger von Information und koumlnnen unbestimmt sein Symbole wiederum koumlnnen sowohl versteckt als auch sichtbar sein Ein gefuumlhlsgetraumlnktes (Zusammen-) Spiel aus Symbolen Zeichen und Signalen das sich wie das bdquoRauschenldquo eines Bildes uumlber die Sachinformation legt Menschen treffen alltaumlglich auf sozialen Text uumlber diesen kommunizieren wir nonverbal mit Anderen und auch mit Gesellschaft allgemein Wir legen in diesem Beitrag den Schwerpunkt auf diesen sozialen Text (als Teil der weiteren Raumproduktion) weil er eine Ebene von Stadt anspricht die in Umgestaltungen oftmals uumlbersehen wird gleichzeitig aber als zentraler Aspekt der gegenwaumlrtigen postfordistischen Stadtentwicklung in der Stadtforschungsliteratur erkannt wird (Zukin 1995)

Sozialer Text als Ausdruck von Autoritaumlt bdquoGuter sozialer Text ist lesbar und informativ uumlberrascht zuweilen ist einfach verstaumlndlich ohne trivial zu seinldquo Die Qualitaumlt sozialen Texts wird durch dessen Wandelbarkeit bestimmt Diese wiederum ist an das moumlglichst ausgewogene Verhaumlltnis aller drei Merkmale - Signalen Zeichen und Symbolen - geknuumlpft

Uumlbersetzt man nun dieses semantische Konzept auf Stadt kann diese als ein informativer zur Schau gestellter Text gelesen werden der bdquoreich an Zeichen und Bedeutungldquo ist (Lefebvre [1961] 2002 306-312) Schweden- und Morzinplatz zeigen ndash betrachtet man sie als gegenwaumlrtige Momentaufnahme eines historischen Prozesses ndash beide kondensierte Symbole die speziellen lokalen Bezug auf verschiedene soziale Prozesse und Akteure aufweisen und deren Prestige sowie Einfluss aber auch das Fehlen derselben ausdruumlcken Oft werden die Plaumltze auch als Medium fuumlr die Repraumlsentation Legitimation und die Etablierung von Autoritaumlt gedeutet Alte Symbole werden neu interpretiert oder auch selektiv bewahrt neue Symbole werden als weitere Schicht aufgetragen Gemeinsam bilden sie die Textur im heutigen materialisierten Sozialraum

Zukuumlnftige Autoritaumlt versus gegenwaumlrtige Alltagspraktiken Schweden- und Morzinplatz waren historisch durch Gebaumlude getrennt die im Zuge des 2 Weltkriegs zerstoumlrt wurden Auch heute noch fuumlhrt die Einmuumlndung der Rotenturmstraszlige auf den Kai zu einer materiellen Barriere die das ansonsten mannigfaltige symbolische Mosaik dieser Raumlume durchschneidet Auch die Vergangenheit als Standort der Gestapo ist zwar symbolisch praumlsent (Denkmal auf dem Morzinplatz) jedoch ist die symbolische Repraumlsentation angereichert mit neuen Symbolen von modernistischen Verkehrsstroumlmen bis hin zur materiellen Einschreibung durch Praktiken populaumlren Konsums (Wuumlrstchen Doumlner und Eis) Waumlhrend dieser Teil der Stadt populaumlr-medial allenfalls als Anhaumlngsel des Ersten Bezirks oder auch als Nachkriegsbrache gesehen wird ist er mindestens vor allem ein brummender Ort alltaumlglichen Lebens Hier trifft nicht nur Oumlffentlichkeit und Privatheit Konsum und Verweilen Alt und Jung Tag und Nacht aufeinander nein vielmehr verraumlumlicht sich diese Melange entlang ihrer Unterschiede Gleichzeitig wird an neuen semantischen Zuschreibungen gearbeitet die diese Plaumltze als Umschlagpunkt internationaler Touristen und Wiener Weltbuumlrger zwischen Donaukanal und Erstem Bezirk stilisieren und gewisse gegenwaumlrtige Alltagspraktiken im oumlffentlichen Raum kritisieren Auf diese Weise entsteht wohl zukuumlnftig ein neuer materialisierter Ausdruck von Autoritaumlt im oumlffentlichen Raum der eine maszliggebliche Veraumlnderung der Alltagspraktiken nach sich ziehen wird

Teilhabe an den symbolischen Einschreibungen Um diese verschiedenen Realitaumlten miteinander zu konfrontieren ist ein Partizipationsprozess der zukuumlnftigen Umgestaltung vorgeschaltet worden dem wiederum ein medial breit angelegter Diskurs vorgelagert wurde Dieser Prozess wird durch Sozialraumanalyse Geschichtsforschung sowie durch Mobilitaumltsstudien angereichert Ist nun dieser gezielte Diskurs bereits ein Teil geplanter also konzipierter symbolischer (Neu-) Einschreibung Wie reagiert er auf die Interessen insbesondere (marginalisierter) Gruppen Verschafft er sich daruumlber hinaus bereits uumlber die symbolische Produktion durch Diskurse breite Legitimation Der Partizipationsprozess Schweden- und Morzinplatz hat bisher noch nicht versucht den Sozialraum als sozialen Text als symbolisches Mosaik zu lesen Er ist in jedem Fall auch ein Schritt die Legitimation von Autoritaumlt auf der Basis eines breiten Meinungsbildes zu gruumlnden Gleichzeitig oumlffnet jede Umgestaltung auch Moumlglichkeiten neuer symbolischer Einschreibungen und oumlffnet anderen Akteuren eine Moumlglichkeit ihre Interpretation anzubieten strategisch geplant oder eher evolutionaumlr durch neue Aneignungsvorstoumlszlige In jedem Fall generiert er einen bestimmten Grad an Einfluss und Dominanz im Raum gefuumlhlsgetraumlnkte Symbole Zeichen und Signale wird er jedoch nicht vorwegnehmen koumlnnen Diese generieren sich erst durch neues Alltagshandeln sowie durch politisches Aufbegehren in den zukuumlnftigen Raumlumen am Donaukanal

Quellen Lefebvre Henri ([1961] 2002) Critique of Everyday Life (II) Foundations for a Sociology of the Everyday London New York Verso Lefebvre Henri (1991) The Production of Space Malden Oxford Blackwell Zukin Sharon (1995) The Cultures of Cities Cambridge Mass Blackwell

Uumlber die Autoren Univ Ass DI Tihomir Viderman MSc und Ass Prof DI (FH) Dr phil Sabine Knierbein arbeiten am Interdisciplinary Centre for Urban Culture and Public Space (SKuOR httpskuortuwien acat) der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der Technischen Universitaumlt Wien Dem Lehr- und Forschungsprogramm 2012 der Stiftungsprofessur fuumlr Stadtkultur und oumlffentlicher Raum lag das Jahresthema bdquoStadtkultur oumlffentlicher Raum und Ressourcen ndash Aumlsthetik und Materialitaumltldquo zugrunde Es verfolgt das Ziel zu ergruumlnden wie Stadtplanung oumlffentliche Raumlume als demokratische Sozialraumlume staumlrken kann und wie Kultur in Staumldten zur Stimulierung sozialen Austausches beitragen kann

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Schwedenplatzamp Morzinplatz

FORSCHUNGSFRAGE

bdquoRAUM FUumlR ALLEldquoverweilen ldquoVisitenkarte der Stadtrdquo

nutzbar vs repraumlsentativ

ldquoPlaumltze wie Karlsplatz und Schwedenplatz sind heuteUnorte an denen man sich nicht aufhalten will

ldquoIch wohne hier siet 1976 MeinName ist Kind der Sonne und dieserOrt ist mein Zuhause Bei Unwettergehe ich in die U-Bahnrdquo

ldquowir wollen niemanden uns hier zu stoumlren oder zu verdraumlngen Wir machen nix boumlses hier wir sind hier einfach zum Verweilenrdquo

ldquoSchwedenplatz Ich find den ziemlich nett

Ich wuumlrde hier nix aumlndern Schau es gibt

Baumlume Sitzbaumlnke man kann hier sich

Nudeln oder eine Pizza kaufen Am Abend

kommen viele meine Freunden hier rdquo

Mann in mittleren Jahren

ldquoja vielleicht sind die Obdachlosen die einzige unangenehme Sache hier Ich hab Angst vor denrdquo

Junge Mutter

ldquoUmgestaltung Schwedenplatz-MorzinplatzDer Bereich Schwedenplatz-Morzinplatz im 1 Bezirk soll in den kommenden Jahren umgestaltet werdenrdquo wiengvat

Ursula Stenzel Bezirksvorsteherin

des 1 Wiener Gemeindebezirk

ldquoDas Leitbild wird Qualitaumltskriterien und Nutzungsanforderungen an den Raum Schwedenplatz-Morzinplatz beinhalten und die Grundlage fuumlr den folgenden Gestaltungswettbewerb bildenrdquo wiengvat

Lisa Magdalena Hofkirchner Referentin MA 19

Maria Vassilakou Vizebuumlrgermeisterin

Landeshauptmann-Stv

AUS SICHT DER BEAMTEN

ldquoWelche Anspruumlche gibt es an den Raum Welche

Qualitaumlten und Funktionen soll er haben Ausgehend

von diesen Fragestellungen sind ab Mitte Juni alle

Wienerinnen und Wiener eingeladen sich aktiv an dem

Prozess zur Erstellung des Leitbldes zu beteiligenrdquo

wiengvat

Schwedenplatz und Morzinplatz sind nureine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo

ldquoden Schandfleck mit dem man vorraumlngig

betrunkene Jugendliche Drogenkranke

Verkehrchaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo

REALITAumlT

ldquoEs ist nicht einzusehen dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wirdAuszligerdem schaden die Jugendlichenden gastronomischen Betrieben weilsie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo

ldquodas von wenigsten Wienern und Wienerinnen als bdquoOrt des Verweilensldquo wahrgenommen wird sondern als Areal das man so schnell wie moumlglich zu queren versuchtrdquo

UND IHR EXTREMPOL

ldquoIch mag diesen Ort Ich arbeite hier und denk dasses nicht notwendig ist etwas viel zu aumlndern Vielleichtkoumlnnte man den ein bissl sauberer machenrdquo Jugentliche

STADTENTWICKLUNGSPERSPEKTIVE

sich erholen ldquoEinfallstor zu Wiener Innenstadtrdquo die Sonne genieszligen 1 Wiener Bezirk exklusiv Mittagspause haben ldquoWiener Sehenswuumlrdigkeitldquo

Freunde treffen einkaufen

vorbeigehen von A nach B gehen

Raum Fuumlr Alle

Anastasia Nesterova Franco Patane Sebastian Steinbrecher

Aktueller Bezug Im Zuge der bevorstehenden Umgestaltung des Schweden- und Morzinplatzes werden diese in Medien heftig diskutiert Die Berichterstattung bezogen auf die derzeitige Gestaltung und die soziale Zusammensetzung faumlllt dabei vorwiegend negativ aus

Das Studienprojekt Im Rahmen des Moduls bdquoStadtkultur und oumlffentlicher Raumldquo an der Fakultaumlt fuumlr Architektur und Raumplanung der TU Wien wurde im Sommersemester 2012 eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe durch die Betreuenden des Interdiscplinary Centre for Urban Culture and Public Space gestellt Es galt heraus zu finden welche Auswirkungen die Gestaltung und Regulierung oumlffentlicher Raumlume auf die soziale Zusammensetzung der Nutzerinnen hat Im April und Mai 2012 wurden an verschiedenen Tagen Beobachtungen zu unterschiedlichen Tageszeiten durchgefuumlhrt um die gesellschaftliche Zusammensetzung der Plaumltze zu verstehen damit wir den Raum aus fachlicher Sicht begreifen konnten Wegen der geplanten Neugestaltung und der dadurch hervorgerufenen medialen Aufmerksamkeit erschien uns der SchwedenplatzMorzinplatz als geeigneter Untersuchungsgegenstand um der Forschungsfrage auf den Grund zu gehen

Angewandte Methoden Neben einer Medienanalyse wurden als erster Schritt auch direkte Kontakte mit den Akteuren des Platzes gesucht Es fanden Interviews statt Die Befragungsergebnisse auf den beiden Plaumltzen haben gezeigt dass BesucherInnen diese Orte uumlberwiegend positiv wahrnahmen Manche moumlgen dort verweilen und sich mit Freunden treffen andere fanden den Schwedenplatz und den Morzinplatz ein bisschen schmutzig aber trotzdem sehr lebendig Unsere erste Hypothese lautet bdquoEs bestehen unterschiedliche und haumlufig entgegengesetzte Meinungen unterschiedlicher AkteurInnen (von Seiten der Politik und Planung bis hin zu NutzerInnen) uumlber bzw Anspruumlche an den Schwedenplatz und Morzinplatzldquo Wir versuchten die wichtigsten Problemstellungen des Platzes zu untersuchen und kritisch zu analysieren und formulierten zu Beginn des Forschungsprozesses folgende Fragen

- Welche spezifischen Interessensgruppen bzw AkteurInnen spielen bei der Entwicklung des Schweden- und Morzinplatzes eine Rolle

- Wer sind die NutzerInnen des Schweden- und des Morzinplatzes Fuumlr wen werden sie gestaltet

- Welche Diskrepanz besteht zwischen den alltaumlglichen Lebenswelten am Schwedenplatz und der Medienberichterstattung uumlber diesen Inwieweit

decken sich die Aussagen der Politik und der unterschiedlichen Medien mit dem tatsaumlchlichen Geschehen am Platz

- Welche Vor- und Nachteile bringt eine Umgestaltung von Morzin- und Schwedenplatz

ldquoEs ist unmoumlglich dass auf oumlffentlichen Plaumltzen getrunken wird Auszligerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getraumlnke mitnehmen und diese in der Oumlffentlichkeit konsumierenrdquo (DiePresseat)

ldquoSchwedenplatz und Morzinplatz sind nur eine fantasielose Einfriedung einer Autobahnrdquo (Kroneat)

ldquoDen Schandfleck mit dem man vorrangig betrunkene Jugendliche Drogenkranke Verkehrschaos und Wuumlrstelbuden assoziiertrdquo (DiePressecom)

Folgende Grafik veranschaulicht das komplizierte Zusammenspiel der unterschiedlichen AkteurInnen welche bei der Analyse des Schweden- und des Morzinplatzes als oumlffentliche Raumlume eine Rolle spielen koumlnnen (linke Seite)

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Ergebnisse der Beobachtungen Nach den ersten durchgefuumlhrten Beobachtungen stelle sich heraus dass sich beide Plaumltze durch eine starke Heterogenitaumlt des Publikums auszeichnen Hier treffen Touristen Geschaumlftsleute obdachlose Menschen und ausgehfreudige Jugendliche und junge Erwachsene aufeinander Abgesehen von den obdachlosen Menschen halten sich die anderen NutzerInnen des Platzes nur sehr kurz dort auf sodass eine hohe Fluktuation zu beobachten ist Obdachlose Menschen und deren Bekannte und Freunde haben am Morzinplatz bereits einen Stammplatz etabliert und halten sich waumlhrend des Beobachtungszeitraums von fruumlh morgens bis zum spaumlten Nachmittag dort auf Diese fuumlhlen sich nach eigenen Aussagen dort sehr wohl und belaumlstigen auch die anderen Nutzergruppen des Platzes wie etwa Geschaumlftsleute in der Mittagspause nicht Auch die angesprochenen obdachlose Menschen fuumlhlen sich nicht durch andere soziale Gruppen gestoumlrt Zur Beobachtung des bdquoAbendvolkesldquo wurde ein warmer Samstagabend im Mai ausgewaumlhlt Der Platz zeigte sich sehr belebt mit jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren die sich auf den Baumlnken und Steinschwellen des Schweden- und Morzinplatzes niederlassen um sich dort auf die Barbesuche im bdquoBermuda-Dreieckldquo dem beliebten Ausgehviertel rund um den Schweden- und Morzinplatz vorzubereiten Obwohl in groszligen Mengen Alkohol konsumiert wurde kam es weder zu Ausschreitungen noch zu lautstarken Auseinandersetzungen Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen mit der Ergebnisse der Medienanalyse zusammengetragen hatten ging hervor dass der Alkoholkonsum ein praumlgendes Element des Untersuchungsraumes ist Als einer der meistfrequentierten Plaumltze in Wien dient der Schwedenplatz auch als Aufenthaltsort verschiedener sozialer Gruppen bei denen der Konsum von Alkohol eine groszlige Rolle spielt

Das von Ursula Stenzel (OumlVP) der Bezirksbuumlrgermeisterin des Ersten Bezirks vorgeschlagene Alkoholverbot inspirierte uns im Versuch ein Verbot zu simulieren und den Morzinplatz zur bdquoalkoholfreien Zoneldquo zu erklaumlren

Unsere Hauptforschungsfragen die den Interventionsprozess begruumlndeten lauteten

- Wie wuumlrde ein Alkoholverbot das alltaumlgliche Geschehen im oumlffentlichen Raum beeinflussen

- Koumlnnte das Alkoholverbot als ein indirektes Instrument die Verdraumlngung bestimmter sozialer Gruppen bewirken

Wir fuumlhrten eine Verbotsaktion durch und lieszligen groszlige Schilder und zahlreiche Sticker bedrucken und versahen beide mit einem Emblem welches dem der Stadt Wien aumlhnelte um die Glaubwuumlrdigkeit der Intervention zu erhoumlhen Neben einer bdquoalkoholfreien Zoneldquo bedruckten wir auch ein Schild mit der Aufschrift bdquoPinkeln verbotenldquo um auf eine weitere oftmals diskutierte Problematik Bezug

zu nehmen

Durchfuumlhrung der Intervention Der Tag der Interventionsdurchfuumlhrung war ein sonniger und angenehmer Tag Bereits in den fruumlhen Morgenstunden klebten wir auf jede Sitzbank des Morzinplatzes eines unserer Pickerl und befestigten die Schilder gut sichtbar auf den erhoumlhten Rasenflaumlchen des Platzes Wir waren sehr gespannt welche Reaktionen uns erwarteten

Im Schichtdienst nahmen wir als teilnehmende Beobachter am Geschehen teil und begannen mit den AkteurInnen ins Gespraumlch zu treten indem wir vorgaben von den Stickern und Schildern nichts zu wissen Die Reaktionen waren unterschiedlicher Art Es wurde etwa direkt vor das Schild bdquoPinkeln verbotenldquo uriniert um den Aumlrger und Unverstaumlndnis uumlber diese Aktion auszudruumlcken Unbeeindruckt zeigten sich auch die obdachlosen Menschen die wie gewohnt morgens ihren bdquoStammplatzldquo einnahmen

Auch die Reaktionen der NutzerInnen am Nachmittag und fruumlhen Abend waren interessant Obwohl fuumlr diese das Konsumieren von Alkohol keine Rolle spielt boten die Pickerl und Tafeln Anlass die einzelnen Reisenden PassantInnen und weitere NutzerInnen des Platzes in ein Gespraumlch zu verwickeln Zu einem interessanten Zwischenfall kam es als zwei Polizisten die am fruumlhen Abend am Morzinplatz Streife gingen die Schilder entdeckten diese naumlher inspizierten und schlieszliglich eines aus dem Rasen herausnahmen Nach kurzer Uumlberlegung steckten sie es wieder in den Boden und gingen weiter Die Unsicherheit der Polizisten lieszlig zwei moumlgliche Interpretationen zu Entweder waren unsere Hinweisschilder scheinbar authentisch gestaltet sodass dass die Beamten wahrscheinlich etwas vom anstehenden Verbot mitbekommen hatten oder sie waren sich selbst nicht im Klaren daruumlber ob Trinken und Pinkeln im oumlffentlichen Raum verboten werden darf

Weitere Reaktionen wurden von den so genannten bdquoVorgluumlhernldquo am spaumlteren Abend ab 22 Uhr erwartet Um unauffaumlllig am Geschehen teilnehmen zu koumlnnen verhielten wir uns aumlhnlich wie die Besucher des Platzes und setzten uns zu unterschiedlichen Personen auf die Baumlnke dazu und sprachen sie auf die Sticker an Eine groszlige Mehrheit zweifelte an der Echtheit der Hinweisschilder und konsumierte wie auch sonst weiterhin Alkohol Eine Gruppe von StudentInnen gab an dass sich dies niemals in Wien durchsetzen lieszlige und dass es undenkbar waumlre fuumlr den Morzin- und Schwedenplatz da der Alkohol ja gewissermaszligen zur bdquoKulturldquo des Platzes gehoumlre Im Falle eines Verbotes wuumlrden daher all diejenigen vertrieben werden die diese Kultur mitgestalten und den Platz so erfolgreich beleben Der Genuss von Alkohol traumlgt zum Lebensgefuumlhl mehrerer Gruppen und verschiedener Individuen auf dem Platz bei Andernfalls waumlre er nach Aussagen der Befragten eine karge verlassene Betonlandschaft

Anders als die trinkende lokale Bevoumllkerung verhielten sich Touristen die uumlber die aktuelle Gesetzeslage in Oumlsterreich nicht Bescheid wussten und etwa die moumlglichen Reaktionen der Polizei nicht einschaumltzen konnten So entfernten zwei Touristen aus Russland die Pickerl und entsorgten sie unauffaumlllig bevor sie sich auf die Bank setzten und zu trinken begannen

Reflexion - Was ist ein oumlffentlicher Platz Unsere Invervention sollte den Einfluss von Regelungen und Verboten auf die Sozialstruktur von oumlffentlichen Plaumltzen am Beispiel des Schwedenplatzes und des Morzinplatzes zeigen und war als Aktionsforschung daran interessiert in einen realen Deutungsprozess dieser Plaumltze der gegenwaumlrtig stattfindet zu intervenieren Eine strikte Durchsetzung des Verbots fuumlhrt daher wohl dazu dass gewisse Bevoumllkerungsschichten diesen oumlffentlichen Raum in Zukunft nicht mehr in gewohnter Art nutzen koumlnnen werden Somit scheint diese Maszlignahme nicht nur der Eindaumlmmung des Alkoholkonsums auf einem oumlffentlichen Platz zu dienen sondern zudem als indirektes Mittel zur Verdraumlngung bdquounerwuumlnschterldquo Nutzer Damit stellt sich die Frage was und wer eigentlich einen oumlffentlichen Platz ausmacht und welche Aufgaben der oumlffentliche Raum in einer Stadt hat

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Die Analyse der Intervention zeigte dass eine derartige Regulierung nur durch eine sehr restriktive Kontrolle durchgefuumlhrt werden kann da es von Seiten der NutzerInnen des Parks wenig Verstaumlndnis und Einsicht gibt Fuumlr viele gilt der SchwedenplatzMorzinplatz viel mehr als beliebter Treffpunkt und der Konsum von Alkohol als dazugehoumlrende Selbstverstaumlndlichkeit und speziell wegen der zentralen Lage als besonders attraktiv Genau wegen dieser Standortqualitaumlt liegt es natuumlrlich nahe den Platz auch zu Repraumlsentationszwecken der Stadt zu nutzen Wie man den Aussagen der Bezirksvorsteherin entnehmen kann sind dafuumlr Alkohol konsumierende Parkbesucher nicht zweckdienlich Doch speziell unter Beruumlcksichtigung der zentralen Lage im ersten Bezirk in dem die Zahl der oumlffentlichen Plaumltze mit hoher Aufenthaltsqualitaumlt sehr beschraumlnkt ist im Gegensatz zu einer Unmenge an Plaumltzen die der staumldtischen Repraumlsentation dienen sollte die Funktionsvielfalt und Attraktivitaumlt des Schwedenplatzes fuumlr unterschiedliche Teile der Bevoumllkerung erhalten bleiben Im Zuge des breit angelegten Beteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Platzes werden vermutlich umfangreiche Analysen und Stellungnahmen gesammelt und dienen als eine der Grundlagen im Umsetzungsprozess Entscheidend wird jedoch sein inwieweit die Anliegen und Interessen unterschiedlichster sozialer Gruppen beruumlcksichtigt und eingebunden werden Die Planungsbeauftragten muumlssen sich in jedem Fall daruumlber im Klaren sein dass eine Umgestaltung eines Platzes nicht nur aumlsthetische Auswirkungen hat sondern auch die soziale Struktur maszliggeblich beeinflusst

TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN INSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTUR

UND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU

Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz

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Abb 1

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Wie oft war er den Weg durch den zweiten Bezirk in Richtung Donaukanal schon gegangen Mit schnellen Schritten zielstrebig Er hatte ja etwas sehr Wichtiges zu erledigen ndash und keine Zeit zu verlieren Diesmal war es anders Er schlich sichtlich erschoumlpft Seine staubig gewordenen Schuhe schleiften uumlber den Asphalt Vor wenigen Minuten hatte er das Stadtlabor hinter sich gelassen Zum letzten Mal die Tuumlr ins Schloss fallen lassen und zugesperrt den Schluumlssel bei der Hausbesorgerin deponiert Game over Er blieb kurz stehen und uumlberlegte Zum Markt gehen und sich eine Staumlrkung goumlnnen Vielleicht spaumlter

Wie lang ist es eigentlich her Noch gar nicht so lang Wenn man bedenkt Was ist da alles passiert Es hat so vielversprechend begonnen ein junges Architekturbuumlro Wettbewerbserfolge mediale Praumlsenz Dann ein unerwarteter Auftrag SchwedenplatzMorzinplatz Staumldtebauliche Studie klassische Stadtgestaltung ndash scheinbar Sie sagten bdquoSchandfleckldquo bdquoSchaut nicht nach Weltkulturerbe ausldquo bdquoPeripherie irgendwieldquo Man genierte sich offenbar fuumlr dieses abgewetzte bdquoTor zur Stadtldquo Zum Beispiel der Airport Bus Touristen steigen aus Es riecht streng Kebab Daneben Sandler Junkies Angesoffene aus dem Bermuda Dreckig uumlberhaupt chaotisch Verkehr meistens Stau Einziger Lichtblick Eis Erstklassig ndash im Sommer zumindest Also Schritt eins Inventarisieren

Abb 2

Schritt zwei Aufraumlumen Das erste Projekt Reduktion Aber konzeptionell scharf Minimale Interventionen ndash maximale Wirkung Staumldtebauliche Akupunktur quasi Homoumlopathie Arbeiten ausschlieszliglich mit dem bereits VorhandenenUumlberhaupt kein neues Material Nur umschlichten Platten Mistkuumlbel Kandelaber Buden Ordnung machen Platz schaffen Platz bdquoSo nichtldquo hat es dann geheiszligen Immer noch nicht bdquoweltkulturerbewuumlrdigldquo Immer noch nicht bdquoschoumlnldquo genug bdquoWo bleibt die Gestaltungldquo hat es geheiszligen Und uumlberhaupt

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Auf zu neuen Ufern dachte er ndash und hob den Blick Er ging dann dennoch in derselben Richtung weiter Wie immer Immer naumlher zu den vertrauten Kanten des Donaukanals Er entdeckte das kleine Geschaumlft sah die Schuhe in der Auslage R osa Bluumlmchenmuster Typisch Architekt dachte er Zumindest visuell etwas zum Ausdruck bringen Er kaufte

die Bluumlmchenschuhe lieszlig sie gleich an krempelte die Hosenbeine hoch Man sollte es gleich sehen Die naumlchsten Schritte werden anders Neue Ufer Er trat aus dem Geschaumlft die staubigen schwarzen Schuhe in der Hand Er stopfte sie in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Stand auf dem Mistkuumlbel Die Bluumlmchenschuhe sahen nicht nur anders aus sie machten auch andere Geraumlusche patpatpatpat Er wartete bis es gruumln wurde und uumlberquerte die Straszlige Rosa Bluumlmchen uumlber schwarzweiszligen Streifen Nicht schlecht Er ging auf die Bruumlcke Das Panorama Immer wieder beeindruckend Der weite Horizont Frischer Wind uumlber dem Kanal bdquoVom Winde verwehtldquo sagte er vor sich hin Der Wind rollte eine weggeworfene Flasche vor seine Fuumlszlige Er stolperte Besser wieder runterschauen dachte er Er sah das Wasser Er roch es Donauwasser mit kraumlftiger Stroumlmung Das macht den Ort aus seit jeher dachte er

Abb 3

Abb 4

Abb 5

Abb 6

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Abb 7

Also Strategiewechsel Verschoumlnern Man wollte unbedingt etwas Schraumlges bdquoUrban Designldquo halt bdquoDie unertraumlgliche Leichtigkeit des Designsldquohatte er damals gefeixt Also aufpassen Auml s t h e t i k fa l l e Dann halt nicht mehr ganz so homoumlopathisch Aber immer noch reduziert auf das Wesentliche Was ist das Wesentliche Jedenfalls intensivieren Einerseits die Beziehung zum Umfeld Raumlume Beziehungen ausgreifen lassen Gleichzeitig das Inventar verdichten Viele Versuche zum Beispiel schlanke Baumlnder Manchmal fliegen sie und werden Daumlcher Dann landen sie und werden Tische Baumlnke Dann graben sie sich ein in die historischen Schichten ins Geschichtete in die Geschichte Auch dort wo es wehtut Sie werden Museum Wien Museum Und uumlberhaupt

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Abb 8

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Abb 9

Also keine Rede mehr von Plaumltzen Vielmehr von Gewebe Baumlnder kommen von weit her und verschwinden wieder am Horizont Verflochtene Baumlnder eines aus Wasser Verkehrsbaumlnder Schienen fliegende landende eingegrabene Baumlnder Wolkenbaumlnder daruumlber Ein anderer Versuch Kinetik statt Statik Die Baumlnder stehen fuumlr unterschiedliche Geschwindigkeiten Keine starren Raumfassungen Auch die Oberflaumlchen sind bewegt Artifizielle Topografien Bewegt Oder doch wieder aus Beton Bewegte Formen Aber faktisch total starr schon in der Schalung erstarrt So also nicht

Abb 10

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Abb 11 Abb 12

Abb 13 Abb 14

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bdquoSchon besserldquo hat es dann geheiszligen Aber Mehr Nutzungsszenarien Varianten Flexibilitaumlt Temporaumlres Aneignungspotenziale Etc Also neue Suche Nach Strategien der Offenheit Besser nach einem typologischen Programm der Offenheit Auf der einen Seite die Offenheit der groszligen leeren Halle Bigness Ein weit gespanntes Dach im Bereich Schwedenplatz darunter U-Bahn-Abgaumlnge sonst leer Offen ein witterungsgeschuumltzter Platz quasi Gibt rsquos in Wien ja bislang nicht Auf der anderen Seite Offenheit ganz anders das Fluumlchtige Provisorien Bewegliche Boxen Horizontale Verdichtung im Bereich Morzinplatz niedrig So etwas wie Markt Aber verschiedene Aktivitaumlten bdquoMischkonsumldquo hat einer im Stadtlabor gesagt Ivan wahrscheinlich Zwei Strategien mit jeweils unterschiedlichen Staumlrken und Schwaumlchen jedenfalls gezielt kombiniert jedenfalls Ein offenes Spannungsfeld

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^

Lange Diskussionen Ploumltzlich viele Gesichter am Tisch Magistratsdienststellen und andere Verkehr zuruumlckdraumlngen Wie weit Beziehung zum Wasser Noch unbefriedigend Nutzungskonflikte Die Anrainer Auf keinen Fall ein Megabermudadreieck Und dann immer staumlrker im Vordergrund der Kanal als Barriere Kommt Kanal von Canyon Eher Donaukanal goes Canale Grande Jedenfalls Die Beziehung zum zweiten Bezirk staumlrken Also doch viel mehr als nur Platzgestaltung Un d uuml be r h a u pt Was tun Auf zu neuen Ufern Wieder einmal hellip Also reisen Eine schnell organisierte Exkursion zum Thema bdquoStadt und Wasserldquo Also unbedingt Plecnik Ljubljana Ein starker Ansatzpunkt Dann Venedig ndash ganz kurz nur eher zum Essen Kennt eh jeder ndash sofern das uumlberhaupt geht hellip Also nicht Geht schon gar nicht in Hinblick auf den Schwedenplatz Aber dann Chioggia Quasi Venedig reduziert Auf das Wesentliche Konzept pur Und das Finale Grappa auf der Palladio-Bruumlcke in Bassano Nardini Dort uumlber dem Fluss und unter dem Dach die besten Gespraumlche Konstruktiv Inspiriert Wie viele Stunden waren wir dort Die Bruumlcke eigentlich ein perfekt klimatisierter Stadtplatz Das kuumlhle Wasser unten das Dach oben der frische Wind dazwischen Und Aussichtsterrasse noch dazu der freie Blick bis zu den Alpen Leistet einfach mehr fuumlr die Stadt Im Vergleich zu der hier Fehlt aber nicht so viel Auch da gibt rsquos Wasser kuumlhles Donauwasser Donaugeruch Auch da ein frisches Luumlfterl von den Bergen Auch ein Fernblick Kahlenberg Leopoldsberg halt Wienerwald ndash immerhin Das Dach fehlt Obwohl Da regnet rsquos vielleicht noch mehr als dort Vielleicht vier Stunden Fuumlnf Erste Skizzen vom bdquoRahmenldquo Blauer Kuli auf Nardini-Rechnung

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Zuruumlck in Wien Mit Souvenirs verschraubte Glaumlser mit Flussshybzw Lagunenwasser aus allen besuchten Staumldten Jedes stinkt anders Nur das aus Bassano stinkt nicht Dafuumlr von dort eine Flasche Grappa Nardini Trotzdem sofort die Wiener Ernuumlchterung Auf keinen Fall so ein bdquoRahmenldquo Undenkbar Weil die Marienbruumlcke abbrechen nicht geht Nie und nimmer Man wuumlrde aber zwei Bruumlcken dafuumlr bekommen Zwei perfekte Platzbruumlcken gegen eine Straszligenbruumlcke Aussichtsloses Match offenbar Das warrsquos dann vorlaumlufig mit der Beziehung zum zweiten Bezirk Nein Noch was die neue Mitarbeiterin Von wo war die Wahrscheinlich war sie oft an der Bar im Le Loft Vielleicht wegen der Aussicht Und dann ganz fixiert auf die Kante des zweiten Bezirks Die ausgefranste Pseudohochhausskyline uminterpretieren Zu einer Mega-Aussichtsterrasse Ein oumlffentlicher Raum uumlber den Daumlchern ndash fuumlr alle Ein perfekter Blick auf das Weltkulturerbe Durchgeknallt Aber irgendwie auch logisch Wenn schon Weltkulturerbe dann eine Zuschauertribuumlne rundherum Ein Passepartout Ein neues Glacis quasi ndash in Hochlage Haben wir aber gar nicht praumlsentiert Eigentlich feig Nur intern im Labor Sie war dann frustriert ndash und bald wieder weg Aber die Radikalitaumlt hat schon was gehabt ndash und irgendwie auch Wirkung hinterlassen Und uumlberhaupt

Abb 18

Abb 19

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Es wurde fuumlr ihn nie langweilig in das stroumlmende Donauwasser zu schauen Er entdeckte die gelbe Gummiente Sie trieb auf ihn zu und unter der Bruumlcke durch Rasch uumlberquerte er die Fahrbahn Autos mussten scharf bremsen Er kam ans andere Bruumlckengelaumlnder Die Ente hatte ihn nicht uumlberholt Die Stroumlmung trug sie rasch fort Bald war sie nicht mehr zu sehen Auch unterwegs zu neuen Ufern dachte er Nach Belgrad In den Orient Die gelbe Ente hat gut zu meinen rosa Bluumlmchenschuhen gepasst bemerkte er

Abb 20

Abb 21

Stau auf dem Kai Kein Ruumlberkommen auch nicht bei Gruumln Die Autos standen zu dicht Schwarze Autoreifen uumlber schwarzweiszligen Streifen Wie fad Man sollte sie wegkatapultieren dachte er Er lehnte sich laumlssig an den Ampelmast die neuen Schuhe gut sichtbar Jetzt hatte er ja Zeit Gegenuumlber lehnte auch jemand an einem Ampelmast Mit einem Eis in der Hand laumlssig Der Brieftraumlger

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Dann wieder lange Diskussionen Noch mehr Gesichter So geht rsquos nicht weiter Strategiewechsel strategischer Entwurf statt staumldtebaulicher Entwurf Also das Entwerfen entwerfen Methoden Tools Prozesse Spielregeln etc Andere Ressourcen erschlieszligen Welche Welche AkteurePartizipation Wem gehoumlrt der Schwedenplatz Wer darf Wer soll Wie Uumlbers Netz alles Interaktiv sozusagen Oder doch nicht Vor Ort Kommunikation jedenfalls Medien Wieder Vertragsverhandlungen Nachverhandlungen Zaumlh weil eh schon laumlngst tief in den roten Zahlen Zu viele Mitarbeiterinnen vielleicht Auch Ausfaumllle Martha Schade

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Logischer Schritt Man sagt Schwedenplatz und Morzinplatz sind uumlberhaupt kein bdquoSchandfleckldquo Da sind Qualitaumlten Keine Weltkulturerbequalitaumlten andere Qualitaumlten spezielle Man muss sie nur sehen Zum Beispiel ein echter oumlffentlicher Raum Ein potenzieller Aktionsraum zum Beispiel Ein Gegenprogramm zum Rathausplatz auch zum MQ Keine Top-down-Geschichte Nicht Brot und Spiele Bottom up Die Nutzer bestimmen was passiert Selbstorganisation dafuumlr aber klare Spielregeln Ein Codex soundso viel Prozent der Flaumlchen und soundso viel Prozent der Zeit fuumlr bestimmte Szenarien Organisierte Dinge spontane Aktionen Erholung Das meiste konsumfrei Unbedingt Die Flaumlche wird als bdquoSpielbrettldquo interpretiert ndash und strukturiert Moderation braucht es schon Aber nicht vom Rathaus aus Irgendwie anders Der Codex muss aber permanent veraumlndert und nachjustiert werden koumlnnen Lernfaumlhigkeit Das ist das Prinzip Immer in Bewegung bleiben Das Leben auf dem Platz eine permanente Abstimmung Mit den Fuumlszligen Und uumlberhaupt

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Dann zwaumlngte er sich doch zwischen die Autos durch Wahrscheinlich war ein Unfall da vorne dachte er Er sah viel Blaulicht blinken Der Brieftraumlger war schon weg Doch eine Staumlrkung ndash jetzt dachte er Und stellte sich am Kebab-Stand an Es roch streng nach Kebab

bdquoEin Kebab bitteldquo

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Er setzte sich auf eine Bank Das wuumlrzige Fleisch schmeckte ihm sehr gut Er wunderte sich uumlber die rundherum aufgestellten Bilder und Spiegel Eine Kunstaktion wahrscheinlich dachte er

Auf der Bank gegenuumlber saszligen ein Mann und eine Frau Die gehoumlren wohl zusammen dachte er Touristen wahrscheinlich ndash mit Stadtplan Dann sah er aber Das war kein Plan Er erkannte die groszligformatige Matrix wieder Der Mann hantierte damit ungeschickt gegen den Wind Unglaublich Was soll das fragte er sich

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Wer sind die Wie haben sie ein Exemplar der SchwedenplatzshyMuster-Sprache ergattert Die Frau sprach mit dem Mann Sie hielt tatsaumlchlich das schwere Buch in der Hand So eines stand einmal auch im Stadtlabor Wo ist es wohl jetzt Ein Studentenprojekt Wirklich erstaunlich Eine Fortschreibung von Christopher Alexanders Pattern Language bezogen auf SchwedenplatzMorzinplatz Das kam von der TU Die hatten dort so ein Seminar gemacht Wie man das halt so macht an

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den Unis Im elfenbeinernen Turm Er erinnerte sich auch an einige der Patterns Die Methode war ja dann auch ein Thema gewesen Im Stadtlabor Er aszlig das Kebab sorgfaumlltig auf Und wunderte sich immer noch Der Mann und die Frau diskutierten Am liebsten waumlre er aufgestanden und haumltte zu den beiden gesagt bdquoErzaumlhlen Sie einmal einem Stadtplaner etwas uumlber Selbstorganisation ndash oder einem Beamten ldquo Er wollte aber nicht mehr daruumlber diskutieren Da spuumlrte er gleich wieder seine Muumldigkeit Er warf das Kebabpapier in einen Mistkuumlbel Bau keinen Mist Ein Eisals Nachspeise fragte er sich Rosa Eis Wegen der Aumlsthetik Vielleicht spaumlter

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Erzaumlhlen Sie einmal einem Verwaltungsbeamten etwas uumlber Selbstorganisation Kontrollverzicht Loslassen Aussichtsloses Match Das ginge nur durch houmlhere Gewalt Europaumlische Union zum Beispiel Donaustrategie Gibt rsquos ja Superstrategie Wirtschaft Oumlkologie Wohlstand und so weiter Und der Kulturraum Deswegen lebt ja Wien jetzt so auf Nach dem Eisernen Vorhang Zuruumlck im groszligen Donaukulturraum Wieder Donaumetropole Austausch wieder Stroumlmungen nach Osten und Westen Donaustroumlmungen Frischer Wind Donauwind Neue Ufer Das war eine tolle Phase im Stadtlabor Raumlume ausgreifen lassen Beziehungen ausgreifen lassen Das war zwar schon einmal das Thema gewesen ndash aber jetzt nicht nur bis ums Eck sondern der ganze Donauraum Zweitausend Kilometer und noch daruumlber hinaus

Abb 29

Abb 28

Die Idee war Jede Stadt an der Donau stellt freiwillig Flaumlchen zur Verfuumlgung Plaumltze am Wasser Oder sie werden ihr weggenommen ndash ausgegliedert aus der Zustaumlndigkeit der Stadtverwaltungen SchwedenplatzMorzinplatz zum Beispiel Weil alle diese Plaumltze haben etwas gemeinsam haumlngen eigentlich zusammen sind sich sehr nahe verwandt irgendwie ndash trotz der groszligen Entfernungen Waumlhrend alles andere neben diesen Plaumltzen sozusagen das Hinterland jeweils all das hat damit gar nichts zu tun ist tatsaumlchlich was anderes trotz der Naumlhe Ganz neue Sicht City = Hinterland Haha Weltkulturerbe = Hinterland Hinten wird vorne ndash und umgekehrt Und uumlberhaupt

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Abb 30

Und dann das wichtigste Bild uumlberhaupt ndash eigentlich die ganze Zeit schon Aber ploumltzlich weiszlig man wieso alter Stich etwa 1617 Jahrhundert Im Vordergrund die Donau Oder besser gesagt der kraumlftigste unter unzaumlhligen Donauarmen Und die Schiffe Jetzt schaut das anders aus Jetzt heiszligt es Donaukanal Und Badeschiff Aber immerhin es ist noch was da Und immer noch mit kraumlftiger Stroumlmung Und deutlich vom Wasser abgeruumlckt die alte Stadt die Stadtmauer Basteien Tuumlrme Tore Die kompakte kontrollierte schoumlne Stadt Bollwerk des Abendlandes Weltkulturerbe jetzt Und der Raum dazwischen Einfach Zwischenraum das warrsquos Laumlnde ndash eine schraumlge Gstettn sozusagen Peripherie halt immer schon Keine definierten Straszligen dafuumlr Offenheit Umschlagplatz Lagerplatz Stapel von irgendwas Wahrscheinlich jeden Tag anders Informell ndash eine kinetische Gegenwelt vor der statischen Stadt Voller Leben Laumlrm chaotisch Viele Sprachen wahrscheinlich Viele Randgruppen wie man so sagt Solche die man rauswirft aus der sauberen Stadt bei Einbruch der Dunkelheit Und dann die Stadttore schnell zusperren So ist das mit dieser Gegenwelt kein Raum fuumlr aumlngstliche Buumlrger Eher einer fuumlr Nomaden Donaunomaden Bermudanomaden Transitraum ndash zum Ankommen und Abreisen einer fuumlr Airport-Busse Und uumlberhaupt

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Tolle Phase im Stadtlabor damals Neuinterpretation von genau dem Gegenwelt Was sonst Umschlagplatz Lagerplatz Hafen Donaunomaden Container halt ndash heutzutage Kraumlne ndash dynamisch uumlberregional Noch mehr Sprachen ndash und Randgruppen Keine aumlsthetische Kontrolle Keine MA 19 Niemals Weltkulturerbe Nicht einmal Weltkulturerbe-Pufferzone Nie Museum Schon gar nicht Schandfleck Aber geil Vital Kein Wiener Thema mehr keine City-Bauluumlcke Ein europaumlischer Hotspot Und das punktuell entlang der ganzen Donau Und uumlberhaupt

Abb 31

Abb 32 Abb 33

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Abb 34

75

Das Eis war hervorragend (Himbeer rosa Grapefruit Campari) Er achtete darauf dass es nicht auf seine Schuhe tropfte In der Wiese (Morzinplatz) saszlig eine Gruppe junger Menschen Studenten dachte er Eine Studentin zeichnete etwas in ein Skizzenbuch Die Ruprechtskirche vermutete er Er setzte sich auch in die Wiese Er spuumlrte wieder seine Muumldigkeit Jetzt habe ich ja Zeit dachte er und streckte sich aus Die Wiese war weich und warm Sie roch gar nicht nach Hundepisse Erstaunlich dachte er

Abb 35

Also Scheitern der Nachverhandlungen Irgendwie sogar verstaumlndlich Aber Gegenvorschlag erst recht voumlllig inakzeptabel Zusammenarbeit mit einem bdquobewaumlhrtenldquo Planungsbuumlro ndash noch dazu mit denen hellip Und die Federfuumlhrung bei denen Also Game over Und dann doch noch diese Geschichte Wie lange ist das her Eine Woche Oder zwei Drei Laborantinnen gehen zu Mittag auf den Schwedenplatz Es ist heiszlig kaum ein Luumlfterl uumlber dem Kanal Also Eis Woruumlber reden sie Maumlrchenprinzen Und dann uumlber Dornroumlschen ndash und Dornroumlschenschlaf Ganz lang schlafen Verstaumlndlich irgendwie die vielen Nachtschichten Wie kuumlnstlicher Tiefschlaf irgendwie Nur ohne Intensivstation eher positiv eher Schoumlnheitsschlaf und so weiter Da steht ploumltzlich einer mit einem Eis in der Hand laumlssig und sagt bdquoIch bin der Maumlrchenprinzldquo Schmaumlhfuumlhrer halt ndash Wiener Schmaumlh Wiener Brieftraumlgerschmaumlh Er fragt bdquoWas haben die Dornroumlschen denn heute noch so vorldquo Eine sagt bdquoEinen neuen Schwedenplatz entwerfenldquo Der Brieftraumlger sagt bdquoSchwedenplatz gibt rsquos keinenldquo Und wirklich weit und breit keine einzige Adresse mit bdquoSchwedenplatzldquo nur bdquoFranzshyJosefs-Kaildquo Keine Schweden nur der alte Kaiser Unglaublich Da taucht einer auf mit seinem Einserschmaumlh und was passiert Die Dornroumlschen lassen ihn stehen rennen zuruumlck ins Stadtlabor legen los Arbeiten die ganze Nacht statt schlafen Und was haben sie gemacht Einen Film

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EINE STADT KONSERVIERT SICH

EVENTISIERT SICH

DIGITALISIERT SICH

VERDICHTET SICH

KONTROLLIERT SICH

ABER ES GIBT IMMER EINEN DER NICHT MITMACHT DER SCHWEDENPLATZ

Abb 36

77

KONTROLLIERTER STILLSTAND AUF ZEIT ZEIT ALS GESTALTENDE KRAFT

BESTEHENDE WEGE

VERAumlNDERN SICH

UND SCHAFFEN NEUE KNOTENPUNKTE

WAumlHREND ER SCHL AumlFT GENTRIFIZIERT SICH DIE STADT

Abb 37

78

10 JAHRE SPAumlTER

AM SCHWEDENPLATZ GEWINNEN CHAOS UND UNRUHE

ER IST DER LETZTE OumlFFENTLICHE PLATZ GEWORDEN

DIE ZUKUNFT DES OumlFFENTLICHEN RAUMS GEHOumlRT DENEN DIE DARUM KAumlMPFEN

Abb 38

79

Hatte er geschlafen Nur kurz vielleicht In einiger Entfernung sah er viel Blaulicht blinken Und Polizisten Sie redeten mit der Frau und dem Mann auf der Bank Der Mann nickte und faltete ungeschickt die Matrix zusammen Die beiden standen auf und entfernten sich zielstrebig Er drehte sich auf die andere Seite Aber nichts mehr mit Weiterschlafen Auch da war Polizei bei den Studenten Die Studentin nickte und klappte das Skizzenbuch zusammen Eine Polizistin und ein Polizist kamen auf ihn zu Er stand auf bdquoGuten Tagldquo sagte die Polizistin bdquoKeine Panik bitte aber wir muumlssen Sie leider auffordern den Platz rasch zu verlassen ndash sicherheitshalber Es gibt eine anonyme Drohung Schwedenplatz und Morzinplatz werden evakuiert Also bitteldquo bdquoWie lange dauert so etwasldquo fragte er bdquoSicher nicht langeldquo sagte der Polizist bdquodas ist sicher nur ein Fehlalarm ndash laumlstig Aber sicherheitshalber ldquo bdquoSo etwas koumlnnte ja auch lange dauern und die Stadt veraumlndernldquo murmelte er bdquoHaben Sie etwas gesagtldquo fragte der Polizist bdquoNeinldquo sagte er und ging davon ndash patpatpatpatpatpat Er kam bei einem blau blinkenden Einsatzfahrzeug der Polizei vorbei Es stand quer Das Fenster war offen Niemand war im Wagen Der Polizeifunk in voller Lautstaumlrke Im Vorbeigehen patpatpatpat schnappte er Wortfetzen auf bdquoRegensburgldquo patpatpat bdquoBelgrad Novi Sadldquo patpat bdquoGalatildquo pat Er buumlckte sich und griff zu seinen Schuhbaumlndern Er zog an ihnen und knotete sorgfaumlltig die Maschen neu ndash mehrmals Dabei houmlrte er die kraumlchzende Stimme aus dem Einsatzfahrzeug bdquoAnonyme Drohungen in mehreren europaumlischen Staumldten hoch frequentierte Plaumltze muumlssen evakuiert werden Zusammenhang wird vermutet ldquo Er richtete sich auf Der Zusammenhang ist klar dachte er Auf allen diesen Plaumltzen kann man sie riechen die Donau Er drehte sich um Er ging zuruumlck ndash mit schnellen Schritten zielstrebig ndash und verschwand in einem der engen Abgaumlnge zur Tiefgarage

Abb 39

Abb 40

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acute

acute

bdquoStadtlaborldquo war der Titel eines Entwurfsprogramms das im Sommersemester 2012 am Institut fuumlr Staumldtebau Landschaftsarchitektur und Entwerfen Fachbereich Staumldtebau der TU Wien abgehalten wurde

Text Betreuung Assistenz

Projekte (Abbildung Nr)

PATPAT (Abb 3 4 5 6 20 21 24 25 35 40) MINIMAL REANIMATION PROJECT (Abb 7 8 9 11 12) SLOW FLOW (Abb 10 13 14) MISCHKONSUM (Abb 15 16) RAHMEN (Abb 2 17) SKY GARDENS (Abb 18 19) FRE I(T)RAumlUMEN (Abb 22 23) E INE MUSTER-SPRACHE (Abb 26 27) EU-DONAUSTRATEGIEN (Abb 28 29 31 32 33

LOSTANDFOUND (Abb 36 37 38) VERDICHTUNG URBAN GARDENING VERKEHR ETC

Gastvortragende Gastkritiker

Titelfoto (Abb 1 39) Abb 30 Layout Lektorat

Besonderer Dank an

Erich Raith Christoph Luchsinger Erich Raith Brigitte Ott Madlyn Miessgang Ivan Tadic

Verfasser

Lal Bahcecioglu Denizhan Elif Sezer Norbert Engelhardt Simone Back Prochnow Joao Pedro Belloc Crescente Juan Holguin Sepideh Mehrabanifard Veronika Kovacso va Philipp Ohlmeier Andreas Ritschl Ivan Tadic Kimo Ahmed Clemens Holzhuber Michael Landolf Marcus Paar Felicitas Stocker Johanna Albrecht Claudia Hufnagel Robert Graf Hanno Mayregger Antonia Neumann

34) Anna Mittermair Raphael Stocker Eva-Teresa Haumlndler Anita Kafka Carmen Trifina Michala Bolibruchova Jeong A Ban Sandra Darwisch Oliver Kutschera

Christoph Chorherr Hermann Czech Michael Diem Gabu Heindl Otto Kantner Curt Kaszelik Wolfgang Kos Andrea Kreppenhofer Andreas Nuszlig Erwin Piplits Boris Podrecca Franz Semper Benedikt Sequeira Raphael Stein Jan Tabor

Arthur Benesch Vogelschau von Wien nach Jacob Hoefnagel 1609 Madlyn Miessgang Krystian Bieniek Florian Praxmarer

ndash Gerold EckerBadeschiff Wien und die Danube Flats Gmbh fuumlr die Bereitstellung der Raumlumlichkeiten des Badeschiffs und des Cineplexx fuumlr diverse Workshops und Praumlsentationen ndash die Magistratsabteilung 19 Architektur und Stadtgestaltung fuumlr die effiziente Kooperation ndash die Abteilung Zeichnen und visuelle Sprachen des Instituts fuumlr Kunst und Gestaltung der TU Wien fuumlr die intensiven Beratungen zur Filmproduktion

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  • Werkstattbericht - DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNG
    • DER SCHWEDENPLATZ ANNAumlHERUNGEN
    • Impressum
    • Inhalt
    • Vorwort
    • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Topographische Untersuchungen13am Schwedenplatz
      • Antje Lehn - Topographische Untersuchungenam Schwedenplatz
      • Anna Csefalova - The Text As The Map
      • Achim Reese - Knotenpunkt Schwedenplatz
      • Christiane Irxenmayer - Typographie Mapping
      • Bastian Vollert Martin Radner - Ausgrabungen am Schwedenplatz
      • Alexis Roy - Portraits
      • Nefeli Papakyriakopoulou - Mix amp Match
      • Diana Drogan - People Pigeon Poo
      • Laura Amann Zara Pfeifer - Wasserzugang
      • Michaela Wonisch - Moumlblierung und Atmosphaumlren
      • Tina Wintersteiger - Elektrisches Licht
        • AKADEMIE DER BILDENDEN KUumlNSTE WIEN - INSTITUT FUumlR KUNST UND ARCHITEKTUR - Fuzzy Fields13Strategien Raumlumlicher Mehrwertigkeit
          • Stefan Rutzinger - FUZZY FIELDSSTRATEGIEN RAumlUMLICHER MEHRWERTIGKEIT
          • Rena Giesecke - Faltenfluss
          • Veit Burgbacher - Surface Without A Body
          • Michael Schodterer - Reizende Felder
          • Jurgis Gecys - Wolke
            • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIEN - INTERDISCIPLINARY CENTRE FOR URBAN CULTUREAND PUBLIC SPACE (SKuOR) - Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • Reflexionen zur Umgestaltung des Schwedenplatzes
              • SYMBOLISCHE EINSCHREIBUNGEN ALSSOZIALER TEXT
                • Sabine Knierbein Tihomir Viderman
                • Anastasia Nesterova Franco PataneSebastian Steinbrecher - Raum Fuumlr Alle
                • TECHNISCHE UNIVERSITAumlT WIENINSTITUT FUumlR STAumlDTEBAU LANDSCHAFTSACHITEKTURUND ENTWERFEN FACHBEREICH STAumlDTEBAU - tadtlabor13Schwedenplatz Morzinplatz
                  • Stadtlabor Schwedenplatz Morzinplatz
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