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Der Zusammenhang zwisehen Eklampsie und Witterungsweehsel. Von Dr. Alexander yon Latzka-Budapest. Klinische Untersuehungen besch/~ftigen sich schon seit 1/~ngerer Zeit mit der Frage, welchen EinfluB meteorologische Faktoren auf den Aus- bruch der Eklampsie ausitben. In sehr vielen Fallen sind die Symptome der Eklampsie, 0deme, erhShter Blutdruek, Albuminurie, gesteigerte zentrale und vegetativnervSse Erregbarkeit schon vorher da, doeh kommt es nut in einzelnen F/~llen zum Krampfanfall, in den meisten F/~llen dagegen bildet sich der Zustand zurtick. Aus der Sehwere tier Symptome kann der Anfall nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden. Es kann also angenommen werden, dab hier solche Faktoren mitspielen mtissen, welche unter normalen Verh~ltnissen unwirksam sind, w/~hrend sie bei dazu disponierten Individuen die Spannung des Gef~Bsystems so weir steigern, dab Anf/~lle ausgelSst werden. Man hat daher versueht, den eklamptischen Anfall mit einzelnen meteorologischen Faktoren in Zu- sammenhang zu bringen, so z.B. mit dem Luftdruck, mit der durch- sehnittlichen Temperatursteigerung einzelner und mehrerer Tage, mit dem Tages- und Monatsmittel der Temperatur, mit dem Feuehtigkeits- gehalt der Luft, mit der Windrichtung und Windst/~rke, Niederschlags- menge u. a., ohne ein eindeutiges Resultat erzielt zu haben. Als erster wies Zangemeister im Jahre 1900 darauf hin, dab der Aus- bruch der Eklampsie mit der absotuten Feuchtigkeit der Luft, dem Luft- druek, der Temperatur und ]olStzlichem Witterungswechsel im Zusammen- hang steht. Hammersehlag lehnt diesen Zusammenhang ab. Eufinger, Biittner, Olshausen kamen zu keinem eindeutigen Resultat. Jacobs,Linzen- meier, Schlichting, Hoenhorst, Westphal, Oppenheimer, Ki~stner, Nevermann, Ragusa, Heu[3, B@k, Sachweh, Konrad nehmen einen Zusammenhang zwisehen Eklampsie und Witterung an. Die Ursache dafiir, dab die einzelnen Autoren zu keinem eindeutigen Ergebnis kamen, liegt meines Erachtens darin, dab sie die einzelnen raeteor01ogischen Faktoren isoliert untersuchten, obwohl es in der Wirk- liehkeit eine ~uBerst mannigfaltige Variation tier Verkniipfung der ein- zelnen meteorologischen Elemente gibt. Die heutige moderne Meteorologie untersueht die Witterungsverhs nisse in ihren zusammengesetzten _~uferungen. In Mitteleuropa wird alas Klima yon zwei einander grunds~tzlieh entgegengesetzten Naturkr/~ften bestimmt. Die eine ist die sog. subpolare und arktisehe kalte Luft, welche im allgemeinen yon Norden, die andere die subtropisehe warme Luft, welche im allgemeinen yon Siiden kommt. Es kommt aueh vor, dab z. B.

Der Zusammenhang zwischen Eklampsie und Witterungswechsel

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Der Zusammenhang zwisehen Eklampsie und Witterungsweehsel.

Von Dr. Alexander yon Latzka-Budapest.

Klinische Untersuehungen besch/~ftigen sich schon seit 1/~ngerer Zeit mit der Frage, welchen EinfluB meteorologische Faktoren auf den Aus- bruch der Eklampsie ausitben. In sehr vielen Fallen sind die Symptome der Eklampsie, 0deme, erhShter Blutdruek, Albuminurie, gesteigerte zentrale und vegetativnervSse Erregbarkeit schon vorher da, doeh kommt es nut in einzelnen F/~llen zum Krampfanfall, in den meisten F/~llen dagegen bildet sich der Zustand zurtick. Aus der Sehwere tier Symptome kann der Anfall nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden. Es kann also angenommen werden, dab hier solche Faktoren mitspielen mtissen, welche unter normalen Verh~ltnissen unwirksam sind, w/~hrend sie bei dazu disponierten Individuen die Spannung des Gef~Bsystems so weir steigern, dab Anf/~lle ausgelSst werden. Man hat daher versueht, den eklamptischen Anfall mit einzelnen meteorologischen Faktoren in Zu- sammenhang zu bringen, so z.B. mit dem Luftdruck, mit der durch- sehnittlichen Temperatursteigerung einzelner und mehrerer Tage, mit dem Tages- und Monatsmittel der Temperatur, mit dem Feuehtigkeits- gehalt der Luft, mit der Windrichtung und Windst/~rke, Niederschlags- menge u. a., ohne ein eindeutiges Resultat erzielt zu haben.

Als erster wies Zangemeister im Jahre 1900 darauf hin, dab der Aus- bruch der Eklampsie mit der absotuten Feuchtigkeit der Luft, dem Luft- druek, der Temperatur und ]olStzlichem Witterungswechsel im Zusammen- hang steht. Hammersehlag lehnt diesen Zusammenhang ab. Eufinger, Biittner, Olshausen kamen zu keinem eindeutigen Resultat. Jacobs, Linzen- meier, Schlichting, Hoenhorst, Westphal, Oppenheimer, Ki~stner, Nevermann, Ragusa, Heu[3, B@k, Sachweh, Konrad nehmen einen Zusammenhang zwisehen Eklampsie und Witterung an.

Die Ursache dafiir, dab die einzelnen Autoren zu keinem eindeutigen Ergebnis kamen, liegt meines Erachtens darin, dab sie die einzelnen raeteor01ogischen Faktoren isoliert untersuchten, obwohl es in der Wirk- liehkeit eine ~uBerst mannigfaltige Variation tier Verkniipfung der ein- zelnen meteorologischen Elemente gibt.

Die heutige moderne Meteorologie untersueht die Witterungsverhs nisse in ihren zusammengesetzten _~uferungen. In Mitteleuropa wird alas Klima yon zwei einander grunds~tzlieh entgegengesetzten Naturkr/~ften bestimmt. Die eine ist die sog. subpolare und arktisehe kalte Luft, welche im allgemeinen yon Norden, die andere die subtropisehe warme Luft, welche im allgemeinen yon Siiden kommt. Es kommt aueh vor, dab z. B.

Der Zusammenhang zwischen Eklampsie und Witterungswechsel. 287

die subtropisehe Luft yon Norden zu uns gelangt, z. B. bei ihrem Umweg um die Alpen.. Der ununterbroehene Kampf dieser zwei Systeme bedingt unsere abwechslungsreiche Wi t t e rung .

Die zwei eharakteristischen Luftar ten unterscheiden sich in folgenden:

S~bpolare und arktisehe kalte ]hurt Subtropische warme Luft

K~ilter als die Unterlage Instabil geschichtet Enthi~lt wenig kleine Kerne Durchsichtig Absolut und relativ trocken Li~l~t kurzwellige Strahlen leicht durch Enth~lt wenig Ionen Diatherman (lAf~t die W~rmcstrahlen

duroh, ohne sie in gr6Berer Menge zu absorbieren)

(~ber dem Boden abgekiihlt, sonst warm Stabil gesehiehtet Enth~lt reich]ich gr6Bere Kerne Stark opal Absolut und auch relativ feucht L~B~ kurzwellige Strahlen schwer dureh Enthalt viele Ionen Fast atherman

Die yon den nordischen Eisfeldern strSmende sog. arktisehe Luft ist s tark abgekfihlt, hat ihren Wasserdampfgehalt fast vSllig verloren. Bei ihrer Ankunft wird ihre untere Schieht yon dem Boden erw~rmt, die obere dagegen nieht. Darum ist die vertikale Temperaturabnahme ~ufterst groin. Infolgedessen entstehen turbulent bewegte Wolkens~ulen in ihr, aus denen heftige Regengiisse entstehen kSnnen.

Die sfidliche subtropische Luft wird fiber den Meeren stark erw~rmt, enthglt reichlich Wasserdampf. Bei ihrem Herannahen wird die Tern- peratur ihrer unteren Sehieht abgekfihlt, die der hSheren nicht. Die vertikale Temperaturabnahme wird immer kleiner, es k6nnen in ihr sogar Inversionen entstehen. Ihre Bewegung ist langsam, horizontal, mantelart ig gesehichtet, aus ihr f~llt g le ichm~iger stiller l~egen.

Die Grenzfl~chen der Luftar ten bedingen den Witterungsweehsel. An den beiden Seiten der Berfihrungsfl~cbe bewegen sich die Luftarten oft zueinander, be im Zusammenstol~ weieht die w~rmere, leichtere der sehwereren, kglteren aus, und zwar nach oben. Diese Form der Grenz- fl~ehe wird Frontfldiche genannt. Diese Flgchen ruhen meistens nieht an einer Stelle, sondern ziehen weiter, die Wanderung fiber uns wird Frontzug genannt. Dieser bringt bei uns die eine Art des Witterungsumsehlages. Die andere Form des Witterungswechsels wird dureh die Gleitflgche hervorgerufen: Hier entfernen sich die zwei Luftar ten voneinander, die eine Luf tar t gleitet entlang der Grenzfl~che yon der anderen herunter, Die Frontfls rufen Verschlechterung, die Gleitfl~chen Besserung des Wetters hervor.

Gleichm~$ig, unver~ndert ist das Wetter, wenn fiber das Land eine Luft yon einheitlichen Eigenschaften str6mt. Es dauert so lange, bis irgendeine ziehende Grenzfliiche zu uns gelangt. Dann erfolgt ein pl6tz- lieher Wechsel.

~OSS Alexander yon L~t.zl~a:

Zwei Frontarten sind m6glich : 1. Ist die Temperaturabnahme der zu uns gelangenden Luft st/~rker, als die der friiher hier gewesenen vor- herigen war. So entstehen starke Weehselbewegungen, senkreeht nach oben dringende Wolken rufen Guf~regen, Gewitter hervor. Die kiihlere Luft dr/~ng~ die w/~rmere mit Gewalt aufw/~rts, es entsteht eine sog. passive Gleitfront (Einbruchsfront). 2. Die andere Form ist die aktive Gleitfront, bei weleher die Str6mung ruhiger, die t~ewegung sehwaeh ist. Sie bringt einen stillen Regen.

Ein Frontweehsel wirkt aueh auf den gesunden Mensehen. Erfolgt der Durchzug, w/~hrend man sehl/~ft, so wird der Sehlaf gestSrt, es erfolgt eine Anderung des Allgemeingefiihls und der Gemiitslage. 1st der Front- weehsel sehon beendet, dann ist die Wirkung eine angenehme. Die Einfliisse der pr~frontalen Phase kommen in Ermattung, l~iederge- sehlagenheit und Mange1 an Arbeitslnst zum Ausdruck. Nach erfolgtem Frontdurchzug sp/irt man die erquickende, gttnstige Wirkung der post- frontalen Phase.

Von den Fronten iibt die st~rkste Wirkung der am Fu$ hoher Berge vorkommende Wind aus, welcher auch auf gesunde ~enschen viel starker wirkt, als alle andere Frontarten. Unter ibm leidet der widerstands- f/~higste Organismus auch. Es tritt l~eizbarkeit, gesteigerte Empfindlieh- keit gegen GenuBmittel auf.

Bei einzelnen Personen ruff auch sehon ein schw/~eherer Frollt- wechsel starke Unannehmlichkeiten hervor, welche Meteotropathie~ genannt werden. Meteotropathien kommen auch in gesehlossenen 1%/~umen zur Geltung, liegende Kranke sind sogar besonders empfindlich. Der Fr0nMurchzug kann ebenso die elektrisehe Ladung wie auch die koll0id- ehemisehe Struktur der Zimmerluft ver~ndern. Neuerdings tritt die elektrische Theorie mehr in den Hintergrund, da die elektrisehe Ladung der Zimmerluf~ oft eine Xnderung erf/~hrt, ohne irgendeine Wirkung auszuiiben. Kestner erblickte im F0hn eine gnderung des atmosph/~risehen Kolloids. Es gelang ihm, Nitrogenverbindungen nachzuweisen, welehe sonst in der Atmosph/~re nicht zu finden sind. Esgelingt - - wie es scheint seine Theorie auf alle pr~frontale Erseheinungen auszudehnen.

Es gibt zahlreiehe Krankheiten, welehe dutch die Witterung alleh~ nicht hervorgerufen, deren Entstehung aber dutch dieselbe gef5rdert werden kann. In gesehlossenen R/~umen bleibt das ausgehustete infek- tiSse Material lange Zeit in grol3er Konzentration beisammen. In turbu- lefi~er Luft kann sie in Sekunden zerst6rt werden, in stiller Inversionszei~ bleibt die Luft lange infektiOs. Bei dampfarmer Luft wird die Sehleim- haut trocken, durch die trockene Schleimhaur erfolgt sehneller eine Infektion.

Nach Ortner treten bei Frontdurchzfigen die sehweren F~lle yon Angina eoronaria, welehe oft einen letalen Ausgang nehmen, h~nfiger auf. Die statistisehen Daten Novaks, Wol//s und Bartels beweisen, dab bei

Der Zusammenhang zwischen Eldampsie und Witterungswechset. 289

diesen Frontdurehziigen Hirnblutungen hs vorkommen. Nach Budai sind zu solehen Zeiten Perforationen des Magen-Darmtraktes, Volvuli und sonstige Bauehprozesse Mufiger. Er neimt sie abdominale Kutastrophen. Naeh Cherpentier und De Rudder kommen sie nur an jenen Tagen hs vor, an welehen mehr Fronten naeheinander durehziehen. Epileptisehe Anfi~lle h~ufen sich zur Zei t yon Frontdurch- zfigen. Der Ausbrueh yon Psyehosen ist yon April bis Juni h&ufiger als zu anderen Zeiten. Eine starke Abh~ngigkeit yon der Witterung haben einzelne allergische Krankheiten, gewisse Formen: des Asthmas und des I-Ieufiebers. In der Tatra gibt es zur Zeit yon FShngewittern h/~ufiger Lungenblutungen, die Lungenkrunken sind im Mlgemeinen f6hnempfind- lieh. Nach Huntington wird die Zahl der Pneumonie-TodesfMle dutch Frontdurehzfige ver/~ndert, in den~Stunden naeh Fronteinbriiehen ist sie viel geringer. Die uktiven Gleitfronten haben im Sommer eine s liehe Wirkung, im Winter erh6hen sie die Zuhl der Todesfi~lle.

Diese modernen meteorologisehen Gesiehtspunkte haben wlr bei unseren Forsehungen in der Eklampsiefrage verwendet 1.

Es sei gleieh hier festgestellt, dab wir bestimmte Beziehungen zwisehen dem meteomlogisehen Gesehehen und dem Auftreten eklamptischer Kr~mpfe naehweisen konnten, wie dies aueh undere Autoren sehon berichtet huben. Wir glauben abet, dab den yon Kestner naehgewiesenen utmosph/~risehen Kolloiden bei den Frontdurehziigen die wesentliehe l~olle f~r den Ausbrueh der Krankheit zukommt, mehr jedenfalls als den anl~Blieh dieser Frontdurehzfige vor sieh gehenden elektrischen Prozessen, die Eu]inger besehuldigt.

Mit Riieksieht darauf, dab es in Ungarn eine genuue kartographisehe, meteorologisehe Bearbeitung mit eingetragenen Fronten erst seit 193I gibt, konnten wir die Wirkung der Frontdurehziige nur seither genau fest- stellen. In den letzten 3 Juhren kamen in unserem Insti tut 26 Eklampsie- fi~lle vor. Bei unseren Untersuehungen w/~hlten wir als Grundluge den Zeitpunkt des Ausbruehs des ersten Anfulls. Die geringe Zahl der F/~lle veranlagte uns, aueh die Pr~eklamptisehen zu verarbeiten, bei welehen die drohende Eklampsie einen AderlaB notwendig machte, insgesumt 54 F/~lle. Hier zogen wit den Zeitpunkt des Aderlasses bei Frontdureh- zfigen in Betrueht. Wit sahen, dab der Zusammenhang mit den Fronten, und zwar in der Zeit naeh Frontdurehztigen in s~mtliehen F/~llen sowohl yon Eklampsie wie vom prs Zustand zu finden war. Unter ihnen war kein einziger Fall negativ. Doeh diirfen wir mit l~iieksieht auf die geringe Zahl unserer F/~lle die Eklampsie doch noeh nieht mit

1 Ieh spreehe meinenDank tterrn Dr. Antonv. R$thly, Vizedirektor des ltCIeteoro - logisehen Institutes, und Herrn Actjunkt Dr. Ladislaus v. Au]eszky aueh an dieser Stelle aus. Mit ihrer/~ugerst freundlichen Hflfe gelang es uns, das Material in dieser Riehtung zu verarbeiten.

"290 Alexander yon Latzka:

Sicherheit als meteotrope Erkrankung bezeiehnen. Dies muB noeh an einem gr66eren Material studiert werden.

Da die bisherigen Ergebnisse giinstig erschienen, bearbeiten wit das Material unserer Klinik, insgesamt 173 Eklampsief/flle, nactitr/~glieh yore 1.1.18, da die vorherigen Daten sich nieht auf Budapest, sondern auf Ogyalla bezogen. Ffir diese Zeit war es natarlieh nieht mSglich, genaue Angaben zu bekommen, wir konnten also nur jene Winde in Betracht ziehen, welehe die MSglichkeit yon Frontdurchzfigen zeigten, die iibrigen nahmen wit als negativ an und erhielten so negative F/~lle in 7,48%.

Wir untersuehten, wie die LuftstrSmung zur Zeit der Erkrankung beschaffen war und zogen als Zeit der Erkrankung nur die Ausbruchszeit

in Betracht. Wit prfif- Zah l der

J a h r e s z e i t e n Eklampsief~ l le

Dezember, Januar, Februar Mi~rz, April, Mai Juni, Juli, August September, Oktober, November

Winter 22 Frt~hling 48 Sommer 54 Herbst 36

ten, in welehem Zusam- menhang die Eklampsie mit der Jahreszeit steht.

Man sieht, dab es bei uns in den Friihlings- und Sommermonaten

mehr Eklampsien gibt. Nach Scheinbergs Daten war die Zahl der Ek - lampsien an der Berliner Charit6-Frauenklinik im Februar am h6chsten und zugleich gab es die sehwersten F/~lle. Bei Eu]inger und Konrad gab es die gr6Bte Zahl yon Eklampsien im Frfihling, w/~hrend die meisten Eklampsien bei uns auf die Sommermonate fielen.

Wit untersuehten den Durchzug der versehiedenen Fronten in unseren

Fs Im Winter K~r.,M.P.,M.,-- 5 1 A.K.,1 kamen die kontinentale, wie

die auf dem Meereswege zu uns gelangte polare und subtropisehe Luft gleieh h/~ufig vor, rein maritime einmal, rein arktische ebenfalls einmal. Im Frfihling fiberwiegen sehon die auf dem Landweg zu uns gelangte K.P., M.P., A.P., 20 10 1 polare StSrungen, rein p01are kam einmal vor. Im

Sommer herrsehen die yon der See her Mi~.,- M.6K., Kit"-- kommenden Luft-

massen vor, w/~hrend die yore Kontinent her weniger h~ufig sind.

Im Herbst t r i t t wieder K.P., M.P., M.K., M., A.K. 9 4 3 1 1 die fiber den Kontinent zu uns gelangte Luft in den Vorde rg rund . Unter den warmen oder kalten Luftarten pradisponier t keine einzige weder zum Eklampsie- Ausbruch noeh zur Versehlechterung yon Pr/~eklampsien. Es besteht kein Zusammenhang mit einer bestimmten Luftmasse. Der Anfall kann ebensogut durch einen kalten, wie warmen Frontdurehzug ausgelSst werden.

Dann haben wir unser Material naeh Jahren und Monaten bearbeitet.

Wie man sieht, ist die Zahl der Eklampsien yon der Zahl der Geburten unabh/~ngig. Es hat den Anschein, dab sie in einzelnen Monaten doeh h/~ufiger vorkommt als in anderen. Bei Eu]inger ist die H/iufigkeit

Der Zusammenhang zwisehen Eklampsie und Witterungswechsel. 291

Jahr

1918 1919 1920 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933

Insgesamt

Zahl der Geburten/

1852 1754 2074 1918 1951 1962 2058 1890 1904 1762 172i 1716 1706 1929 2085 2047

30 329

Zahl der Eklamp-

Men

10 13 10 16 10 14 16 12 9

8 13 5

173

iVlonatliche Eklamp- Gesamtz~hl sie in % tier Geburten

yore 1.1.18 bis 31. 12.33

0,59 0,57 Januar . . 0,50 Februar . . 0,68 M~rz 0,51 April " " " 0,82 . . . . 0,48 Mai . . . . 0,74 Juni . . . 0,84 Juli . . . . 0,68 August . . 0,53 September .

Oktober . 0,58 November . 0,41 0,42 Dezember 0,62 0,25

0,57

Za~e4er burten

2620 2594 2835 2721 2733 2686 2556 1463 2185 2216 2550 2694

Zahl der ~-- ~sli~n p" sie in %

12 0,47 0,02

16 0,56 15 0,55 17 0,62 22 0,82 19 0,74 13 0,88 16 0,73 182 0,54

0,31 19 0,70

der Ek lamps ie ji~hrlich 0,77 b i s 1,67%, bei uns 0 ,25- -0 ,84%, also wesent l ich geringer. Bei Eu/inger

k a m die E k l a m p s i e un te r 15053 Gebur t en in 0 ,96%, bei uns un te r 30 329 Gebur t en in 0,57% vor. Nach Eu/inger i s t s i e a m hi~ufigsten in den Mona ten Apri l -MM und November , Kiistner s a h eine Zunahme der Ek l amps i en anfangs Jul i , im Augus t und Oktober ; naeh ihm is t sie a m h/~ufigsten Ende August . Die nasse W i t t e r u n g is t ftir den Ausbruch de r Ek l amps i e gi inst ig. Nach ihm k a n n die A l t e r a t i on des Stoffwechsels, welche bei Pr/~eklampsien mi t organisehen StSrungen noch leidl ieh b le ib t und zum Teil auch wieder aufh6r t , be im t r i iben W e t t e r k a t a s t r o p h a l werden. Der Mangel an u l t r av io l e t t en S t rah len und die F e u e h t i g k e i t der Luf t k a n n zur Ek lamps ie ftihren. Die Ek lamps ie is t in Gebirgsgegenden weniger h~ufig als in der Ebene . Aueh k o m m t sie bei Seh i lddr i i senhyper funk t ion sel tener vor.

Guttmann erziel te bei Ek lamps ie mi t Quarz l ieh tbehandlung gute Resu l t a te . Das 0 d e m ging zuri ick, der B l u t d r u e k 'wurde herabgese tz t . D a m i t e rk lg r t man, dal~ es in der Prov inz weniger Ek lamps i en gibt . Nach Konrad entfa l len auf die Zei t yon Apr i l b i s Ende Ju l i in Ungarn 64,5% s~mtl ieher Ek lamps ien , auf die fibrigen 8 N o n a t e n u t 36,5%.

I n unserer S t a t i s t i k fal len die meis ten Ek lamps i en auf Juni , Jul i , Augus t und September . Die hohe Zahl im Augus t h/~ngt d~mi t zusammen, dab bei uns die S/~uberung lange J a h r e h indurch in diesem Monat erfolgte und n u t Ans ta l t sbed i i r f t i ge aufgenommen wurden. So is t die Prozent - zahl der E k l a m p s i e n auf die Gebur t en bezogen h6her, als bei normaler Zugangszahl , was auch in der Mona t s summe der Gebur ten zum Ausdruck kommt .

Naeh EuJinger, yon Heufi, Schlichting, Ki~stner, K. A. Ho//strgm und Konrad n i m m t die Zah l der E k l a m p s i e n im Fr i ih l ing zu. v. Heu[3 meint , d a g die E k l a m p s i e e m p f i n d l i c h k e i t im Mai mi t dem Nervensys t em

292 Alexander vou Latzka,:

Januar

Februar

M~rz

April

Mai

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

D e z e m b e r i

1918

II 15,

5 18,

20,

38, 1

13 51,6

�9 1

ll 41,7

18 49,1

2 0 104,9

5s,0

17 1121,2

15

25 59,4

1919

19

15 49,1

23 6 ,9

1 6 72,9

18 54,9

10 22,, t

16 28,i

3 12

6

I5 64,8

2 6 147,4

23 63,0

I

192o

22 40,9

7 16,8

13 36,9

19 81,4 19

5 ,o

27 76,2

1 23

116,3

21 28,I

1 17

57,8

8 25,9

1

16 11,5

22 96,6

1

1921 1922

17 17 39,2 90,8

- - 1

12 14 61,5 28,5 "

1

3 12 1,0 59,6 1 1

16 14 43,0 95,5

1 19 12

68,3 �9 14,9 1 16 18 4g,8 2 ,4

i0 15 24,8 40,0_.

i2 11 48,7 20,8

8 22 . 15,3 115,8

1 3 6 23 2 ,3 8 ,5 19 5ill 64,5

16 14 31,9 23,1

2 1

22 51,6

18 66,5

17 38. 2

17 5 ,7 14

21,3

Monat l iehes

1923 1924

17 22,9

17 64,6

16 60,9 1

20 78,8

73,6

13 2I~,0

i5 36,0

20 54,1

12 24,8

9 1],0

6 9,6

12

1. t~eihe: Zahl der monatliehen Niedersehlagstage. 2. l~eihe: Menge des monatliehen Niedersehlages in Millimeter. 3. l~eihe: Zahl der Eklampsien in dem betreffenden Monat.

zusammenhSngt . I m Organismus gesur~der Menschen gehen im Frtthling gewisse Ver/~nderungen vor, welehe De _Rudder mit Umstel lungen ,des vege~ati~en Nervensys tem erkl/~rt. Hopmann stellte eine gesteigerte motorische und galvanisehe Empfindl iehkei t des peripherisehen Nerven- systems im Frfihling fest, weleher yon ihm auf eine Anderung des Kalk- spiegels zuriiekgefithrt wird. Hirseh sah im Frfihling eine gesteigerte vasomotorisehe ReizbarkeiL, Hagen eine Anderung des Hauteapil lar-

Der Zusammenhang zwischen ]~klampsie und Witterungswechsel. 293

Niedersch lagspr ot okotl.

1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 I 1932 1933

6

13 38,8

19 39,8

16 4 9 , 6

16 68,2

2

17 68,8

3 19

18,6 2 12

64,3 3 19 5 ,3 11

23,4

19 90,8

19 41,2

�9 18 31,5

1

16 8,9

18 34,8

2 14 2 ,3 19 4 ,3 21

161,5

18 7 ,6 14 9,7 10

1],2

14. 165,9

15 34,1

I7 4 ,3

]7 45,9

10 12,4

17 70,0

17 62,7

15 24,1

12 4 ,9 14

46,4 ]

15 106,8

]6 6Ofl l l

24,0 1

14 42,o

1 9 4 ,1

23 27,2

2i 15,4

13 1 ,1 18

35,3

19 5 ,1 11

57,5

10 16,2

24

10 128,

6

9 561,~

21

19 37,!

13 35,4

10 79,4

1 13

46,5

16 91,6

1 15

49,7

5 41,0

2 9

43,4 1

13 29,5

13 43,5

16 130,~

1 12

39,3 1

2O 90,2

19 492 17

58,1

14 52,6

14 71,6

1 17

65,0 1 19

40,3

7 94 2 2 0

88,7 1

23 42,8

18 44,9

2 14

80,0

13 13,3

18 24,7

2

17 6,7

15 44,1

1

16 57,9

16 127,4

3 12 5 ,1 I3

78,4

14 69,0

2 I4 7 20

53,2

13

Y 15

221,4

17 22,0

18 28,8

13 40,1

1 14

17,1 2 22

105,1

19 91,2

14 36,5

1

12 54,8

23,1 1

1 3 89,7

17 117,1

11 47,1

systems, Seidel und Eeuger f~nden den Jodgehal~ der Schilddrfise ver- ~ndert.

Das H~ufigkei tsm~ximum derjenigen Krankhei ten, welehe mit dem vegeta t iven Nervensys tem im Zusammenhang stehen, wie Ekzeme, Spasmophil ien, Pylorussp~smus, Serumkrankhei t u. a. f~llt in den ~rtihling. Naeh Moro sind die innersekretorisehen prozesse im l~riihling u n d im I-Ierbst gesteigert u n d e r ist der ~/[einung, d a b die gesteigerte Erregbarkei~ des vegeta t iven Nervensystems zu diesen J~hreszei~en mit diesem Umst~ncl Zus~mmenhi~ng~. Nach Aman~ fallt das Haufigkcits- max imum der Epilepsie auf November . Bei T i e r e n im WintersehIaf

Archiv ~. G~n~kologie. 159. 20

294 Alexander Yon Latzka:

erf•hrt das gesamte ilmersekretorisehe System eine Anderung. Die meisten Tiere sind nach Dr. Aujeszky vie1 witterungsempfindlicher als der Mensch, and die Frontempfindlichkeit des Mensehen sei Bin archaisehes Erbe.

Treten auch bei den gesunden Menschen Frontempfindliehkeiten auf, so ist dies bei Sehwangeren noeh v, iel mehr mOglieh. Naeh Seitz ist die Labilit/~t des gesamten vegetativen Nervensystem wahrend der Sehwangerschaft erhSht. So geniigt infolge der sehon gegebener~ begiinsti- genden Umsti~nde ein kleinerer Reiz, den Ausbrueh eines Anfalls aus- zul6sen.

Unser Material haben wir in dem Kgl. Ung. Meteorologischen Institut auf Grund der dortigen Aufzeichmmgen Frontdurehziigen nach be- stimmter StrSmungsrichtung und bestimmten Feuehtigkeitsgehalt ge- ordnet. Die Temperatur haben wir dagegen nieht bertieksiehtigt, well diese yon der Jahreszeit abh~ngt. Unsere Untersuehung erstreekte sich auf die Frage, weleher Zusammenhang zwisehen Eklampsie und Nieder- sehlag besteht, well sie naeh einigen Autoren (Kiistner u. a.) bei nassem Wetter hgufiger sei.

Die monatliehe Niedersehlagsstatistik des Kgl. Ung~ Meteorologisehen Institutes wird in tier beigelegten Tabelle (S. 292/93) wiedergegeben. Die obere Zahl zeigt die Niederschlagstage des Monates, die mittlere die Menge des monatliehen Niederschlages in Millimeter, die untere die Zahl der Eklampsief/~lle in dem betreffenden Monat.

Wie man sieht, ist die Zahl der Eklampsief/~lle yon der Niederschlags- menge, wie aueh yon der Zahl der Niedersehlagstage unabhi~ngig, well sie auch bei spi~rlicherem Niederschlag ebensogut vorkommt. Es gab niederschlagsreiche Monate, in denen sie iiberhaupt nieht vorkam. Gab es Eklampsien in solehen Nonaten, so zeigte ihre Zahl keine Beziehung zur Niedersehlagsmenge. So war z.B. im Dezember 1924 der Dureh- sehnitt des Niedersehlages 9,1 mm und w~hrend es in diesem Monat drei Eklampsien gab, gab es im Juni 1926 bei einem Monatsdurchsehnitt yon 161,5 keine einzige. Die Ekl~mpsie kommt also aueh bei minimaler Niederschl~gsmenge vet. Es ist bekannt, daf~ Frontdurchziige nieht immer mit Niedersehl~tgen einhergehen, dal~ dagegen aueh ein einziger FrontdUrehzug reiehlichen Niedersehlag bringen kann. Bei mehreren Frontdurehztigen kann mehr Niederschlag entstehen, abet aueh eir~ einziger Frontdurchzug kann mit einem 1/~nger dauernden l~egen eirther- gehen. Wie .man sieht, ist die Zahl der Eklampsien yon der monatliehen Niederschl~gsmenge unabh/~ngig, eine indirekte Beziehung ist aber insofern doeh vorhanden, dab die Niedersehlagsmenge mit mehrfaehen Frontdurehziigen zusammenh/~ngt; bei solchen ist auch die Zahl der Eklampsien gr61~er.

Wir haben untersueht, auf welehe Weise der Witterungswechsel die Entsteliungder: Eklampsien beeinflui~te. Wir haben registriert, ob die

Der Zusammenhang zwischen Eklampsie uud Witterungswechsel. 295

Frontdurchziige yon kiirzerer oder lgngerer Dauer waren. 50,33% der yon uns bearbeiteten Eklampsie~lle fallen au4 ~ kurz dauernde Front- durchziige, 34,69 % in die Is mehrere Tage dauernden Frontdurch- ziige. Einen Ausbruch der Eklampsie unabh~ngig yon Wittcrungs- weehsel sahen wit in 7,48%.

Kurze Frontdurchzfige kamen vor:

1 Tag vor In der Nacht ] Am Tage vor dem des Anfalles, dora An~all vor (lessen Anfall Ausbl~mh

In pr~frontaler

Zeit 24 Std. nach Negativ dem Anfall

In4~llenlIn9F~Henlln60F~llen O I 1 Fall 11 F~lte 2,72 % 6,12 % 40,81% 0,67 % 7,48 %

Mehrtggige Frontdurchziige, Welche bei 34,69% der Eklampsien vorkamen.

Durchzugs- Durchzugs- Durchzugs- Durchzugs- / Durchzug beginn tag mitte ende I Tage I 3~5 Tage ]fiber 5 Tage

2 F~lle 4 Fg, lle 22 F~lle 34 F~itle 21 13 17 1,34% 2,73% 14,97% 23,07%

auf die Gesamtzahl der Eklampsien bezogen 3,9270 ] 7,84% ] 43,13% ] 66,66% ] I ]

auf die mehrti~gigen Durchziige bezogen.

Waren die Einbriiche yon mehrtiigiger Dauer, so kam w~hrend dieser Zeit nicht nur eine Eklampsie vor, sondern zwei, und zwar gab es, 11 8olche Fiille, dal~ ein eklamptischer Fall auf den Anfang oder ~ i t t e der Einbruchs- zeit, der zweite auf das Ende desselben Einbruchs fiel. ~ehrt~gige Einbriiehe vermehren die Zahl der Eklampsien.

In Ungarn weehseln die Fronten ~ul~erst ]aunenhaft und regcllos.i Manehmal ~ndert sieh das Wetter woehenlang nicht, ein anderes ]Vial gibt es stiindlich Frontdurchziige. Durchschnittlich gibt es jede 24 Stun= den einen sehwachen Frontdurchzug, w~hrend st~rkerc Fronten, welche yon der Mehrheit der Leute gespiirt werden, im Durchschnitt jeden 10. Tag, noeh st~rkere jede 6. Woche durehziehen.

Frontdurchziige einen Tag vor dem Anfall gab es 2,72%, in der Naeht vor der Erkrankung 6,12%, am Tage des Anfalles 40,81%. Nach Front: durchziigen noch vor Ablauf eines Tages erfolgen die Erkrankungen in 0,67%. In der prMrontalen Zeit gab es keine Erkrankungen.

Die mehrt~gigen Durchztige haben wit in 3t~gige, welche zu 41,:17 %, 3--5t~gige, welehe zu 25,4% und fiber 5t~gige eingeteilt, welche zu 33,34% Eklampsien brachten. Am 1. Tag der l~ngeren Einbriiehc 3,92% ; 1234% s~mtlicher Eklampsien.

Die Eklampsie kommt in England viel hi~ufiger vor als in Deutschland, in Ungarn viel seltener :als in Deutschland. In J, gypten, wo es sehr selten Frontdurchziige gibt , gehSrt sic zu den s seltenen Erkrankungem;

20*

296 Alexander Yon Latzka:

Die Frontdurehztige wiI'ken wahrseheinlich auf das vegetative Nerven- system, und zwar in den Zeiten st/~rker, in denen die Frontdurehziige h/~ufiger sind. Es ist bekannt, dag das vegetative Nervensystem yon der Sehwangersehaft sehr stark beeinfluf~t wird. Es kann demnach an- genommen werden, dat3 Frontdurehztige bei disponierten Individuen StSrungen auslSsen kSnnen. Werden solehe pr/~eklamptisehen Personen yon einem stgrkeren oder yon metn'faeh wiederholten Frontdurehziigen getroffen, so kann dies bei ihnen einen eklamptisehen Anfail ausl6sen.

I i .

Wie wir es er6rtert haben, gibt es in Ungarn zwei Arten yon Front- durehziigen : warme und kalte. Die kMte Luft kommt yon den nordisehen Polarfeldern, die warme vom Meer her. Es kommt aber vor, dab die kalte Luft fiber das Meer zu uns gelangt oder die warme veto Kontinent her. In dem yon den Karpathen umschlossenen Ungarn ziehen die nordisehen Einbriiehe in der Regel veto Norden her entlang der Donau zu uns, die warme Luft in der Regel vom Siiden her.

Die kalten Einbrfiohe kommen meistens (abet nicht immer) vom Norden her. Es kommt abet vor, dab eine kalte Luftsehieht auf Umwegen veto Sfidwesten, Sfiden oder Sildost zu uns gelangt. Ein soleher kalter Einbruch heiBt ,,paradoxer Einbrueh".

In Ungarn gibt es zwei typisehe Arten paradoxer Einbrfiche: einen siidwestlichen yon der Adria her im Frfihling und I-Ierbst und einen sitdfstlichen yon der unteren I)onau her im Winter. Beim ersten handelt es sieh um Luftmassen, welehe yon dem nord-atlantisehen Ozean her iiber die lRhone-Pforte in das Mittelmeerbeeken gelangen und ihren Weg naehher naeh Nordosten nehmem Der zweite: Die russische katte Luft umgeht die Karpathen und kommt yon der Walaehei zu uns.

Bei Bearbeitung des Materials der i . Frauenklinik haben wir das Eu]ingersche Prinzip angenommen und den Ansbruch der Eklampsie auf seinen Zusammenhang mit dem Frontdnrehzug in 24 Stunden vor und nach dem Anfall geprfift. Wit stelgen fest, dab sowohl s~mtliche 26 Eklamptisehen Ms auch alle 54 Pr/ieklamptisehen meteotrop waren. Wir haben die /~lteren Eklampsieprotokolle der Klinik naeh diesen Gesichtspunkten bis 1 .1 .18 zuriiekverfolgt. Eine weitere riiekl/~ufige Analyse war nieht mSglich, weil die frfiheren Angaben des meteorolo- gisehen Institutes sieh nicht auf Budapest bezogen. Es gelang uns aueh v0n 1918 ab keine genauen Angaben zu bekommen, weil der Begriff ,Frontdurehzfige" datums noeh unbekannt war und dieselben nieht registriert wurden. Es konnte also nut auf Grund der Windmeldungen die Wahrseheinliehkeit von Frontdurehziigen naehtr/~glieh angenommen werden. Bei einer derartigen Verarbeitung erhielten wit 7,48 % negative F/~lle unter unseren Eklampsien. Die gfinstigen Ergebnisse an unserem kleinen Material haben uns veranlagt, unser Studium auf ein grSgeres

Der Zusammenhang zwischen Eklampsie und Witterungswechsel. 397

Material auszudehnen, um die Wirkung der Frontdurehziige auf den Ausbruch des eklamptisehen Anfalls sicher feststellen zu kSnnen. Wir haben daher die Eklampsief/ille der letzten Jahre in den verschiedenen Budapester Instituten auf diese Weise naeh modernen meteorologisehen Gesichtspunkten bearbeitet. Die Daten wurden uns yon der II. Frauen. !dinik, St. Roehus-Hospital, ttebammenanstalt, St. Stefan- Hospital, St. Johannes-Hospital und yon den Geb/iranstalten in der GySngySsy- Strafte und in K6bs iiberlassen. Ieh beniitze die Gelege~eft, den Leitern dieser Institute meinen aufriehtigsten Dank ausznspreehen.

M it Rfieksicht darauf, daft es in Ungarn Fr0ntdurehziige ziemlieh h/~ufig, fast jeden 3. Tag gibt; war unser Vorgehen diesmal rigoroser. Wir haben nur die st/~rkeren Frontdurehziige beriicksichtigt, welehe mi~ Sicherheit als wirksam angesehen werden konnten. Diesen Grundsatz haben wir streng durehgefii.hrt und bei den Frontdurehziige n nicht eine Zeit yon 24 Stun@n, sondern nur yon maximum 12 Stunden beriiek- siehtigt, Wir sammelten in~gesamt 145 F~lle yon Eklampsie; yon diesen waren - - bei diesen/tufterst strengen Grunds/~tzen - - 14 F~lle, also nur 9,65% negativ.

Wenn wir den Zusammenhang mit den Frontdurehziigen priifen, sehen wir, daft unsere Eklampsief/ille iiberwiegend w/thrend des Front- durehzuges ausgebroehen sind, das heft]t, der Frontdurehzug war noeh im Gang, als der Anfall erfolgte. Naeh Frontdurehziigen gab es 14%. Pr/~frontal war kein einziger. Ein Frontdurchzug yon kiirzerer Dauer 15ste aueh bei mehreren Personen einen eklamptischen Anfall aus, fast gleiehzeitig, mit halbstiindigem, aber auch 1/s Intervall; die Aufnahmen erfolgten in verschiedenen Instituten. Lang dauernde Ein- briiehe 15sten ebenfalls bei mehreren Personen eklamptisehen Anfall aus, welche ebenfalls in versehiedenen Instituten zur Aufnahme gelangten. Die Anf/~lle fielen ebensogut auf den Anfang wie auf das Ende der Ein- briiehe. Paradoxe StrSmungen l~sten zu 8,40% eklamptisehe Anf/~lle aus. An die paradoxen Einbriiehe sehlossen sich nieht vermehrte eklamp- tische Anf/tlle an, sondern nur je einer. Dies kann aber wohl ein Zufall sein.

Bei Untersuchung der in unserer Anstalt vorgekommenen Eklampsie- f/~lle fanden wir, dal~ es die meisten F/~lle von Eklampsie bei uns in den Sommermonaten gab.

Nun haben wir die gesammelten Eklampsief~lle der verschiedenen Anstalten nachgepriift.

Von den 145 Eklampsien fielen auf Dezember, Januar, Februar 34, M/~rz, April, Mai 32, Juni, Juli, August 46, September, Oktober, ~qovem- ber 33.

Wir kamen also aueh jetzt zum selben gesultat, n/~mlich, daft die meisten Eklampsien auf die Sommermonate fallen.

298 Alexander yon Latzka:

Priift man nun die Artender verschiedenen Fronten, was nur fiir die letzten 3 gahre mSglieh ist, weft wir nur yon dieser Zeit genaue Auf- zeiehnungen besitzen, so sieht man, daB die Untersuehung unserer vorigen F/ille, Ms wir nur eine geringe Zahl yon Eklampsien und mehr Pr~eldampsien naehpriiften, kein bestimmtes Resultat ergab. Es sehien n/imlieh, daB sowohl der kalte als auch der warme Frontdurehzug Ms auslSsendes Moment eine t~olle spielte. Dagegen trat bei Naehpriifung der letzteren F~lle, als uns ein reichlicheres Material zur Verfiigung stand, ]ast in allen Fiillen ein kalter Einbruch als ausl6sendes Moment in Er- scheinung. Paradoxe K/ilteeinbrfiehe kamen zu 8,40% vor. Unter diesen konnten wir in 2 F/~tlen - - 1,38% ~ zweifellos eine FShnwirkung feststellen. Bei kalten Einbrttchen kommt also die Eklampsie viel h/iufiger yor als bei warmen.

Neuerdings, bei sorgf/tltiger Untersuchung des Zusammenhanges zwisehen Witterungsweehsel und Eklampsie, machten wir die Erfahrung , daB die rein hepatogene Eklampsie yon Witterungsweehsel unabh/ingig ist. In unserem Institut gab es einen Fall yon Eklampsie 0hne Kr/~mpfe, welcher trotz aller Behandlung letal endete. Die Obduktion ergab, daB die Leber das am meisten geseh/idigte Organ war. Dieser Fall wies eine vSllige Unabh/~ngigkeit yon irgendeinem Frontdurchzug auf. Es gab keinen seiner Ausbruchszeit entspreehenden Frontdurehzug. Auf Grund dieser Erf~hrung haben wir die 14 negativen F/ille ausfiihrlicher naeh- gepriift. Leider konnten wir keine genaue Analyse erzie!en, weil die Angaben, welehe den Ursprung betrafen, in den versehiedenen Instituten mangelhaft, die Symptome nicht restlos protokolliert waren. Bei einer Naehprtifung, welche auf Grund solcher unvollst/~ndigen Angaben erfolgte, haben wir den Eindruek gewonnen, dab Verdaehtsmomente in 6 F/fllen auf hepatogenen, in 2 auf eerebrogenen und in den iibrigen F/illen auf eine Mischform hinwiesen, in weleher vielleieht ebenfalls hepatogene Ver/s dominierten. Es hat den Anschein, dab die hepatogene und cerebrogene Form yon der Witterung unabh/~ngig ist. Diese Beob- aehtung bedarf der Nachprfifung an einem reichlicheren Material.

Eusammenfassung. Bei der Ubersieht des Materials ]918--1933 in der I. Frauenklinik

der Budapester Universit/s ergibt sieh, daB dort die Zahl der Eklampsien in den Monaten Juni, gull, August und September am hSehsten ist. Naeh Ubersieht der aus den verschiedenen Budapester Instituten ge- sammelten F/~llen entfallen die meisten Eklampsien auf guni, Juli und August.

Die zusammengesetzten Wirkungen der Witterung untersuehend, konnten wir beobaehten, das s~mtliche 26 in unserem Institute seit 1931 zur Aufnahme gelangten Eklampsiefi~lle meteotrop waren. Dagegen erhielten wir an dem aus versehiedenen Instituten gesammelten Material

Der Zusammenhang zwischen Eklampsie und Witterungswechsel. 299

zu 9,65% ein negatives l~esu l ta t : Es h a t den Ansche in , d a b die ek l amp-

t i s c h e n Anfs h e p a t o g e n e n Und ce r eb ra l en U r s p r u n g s yore W i t t e r u n g s -

wechse l u n ~ b h ~ n g i g s i n d .

Be i d e n an unse r I n s t i t u t 1918- -1931 z u g e g a n g e n e n Fi~llen e r h i e l t e n

wir in n u t 7,48% de r F/~lle e in ~tegatives R e s u l t a t .

Literaturxerzeiehnis. Au]eszky, Ld.szl6: Az idSj~r~s ds a mindennapi ~let. - - Burner: Arch. Gynak.

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