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XXXVII .Jahrgang Heft3 ANZEIGERFURSCHADLINGSKUNDE verernigtmit SCHAI)LINGSBEKAMPFtJNG Begrundet 1925 vonGeh .-Rat P rof .Dr .med.et . P hil .Dr .h.c .Dr .h .c .K .Escherisch TandProf .Dr .F .Stellwaag InstitutoDeDefensaforestalUniversidadAustralde Chile Valdivia Der Pinusradiata-Anbau inChileandseineforstpathologischen Probleme.I.Mitteilung :DieInsekten VonW .RUHM Marz1964 Von WECK (1958)wurdedieForst-andHolz- wirtschaftChilesimHinblickaufdieokonomische SeiteandaufdiewaldbaulichenMoglichkeiten einerErschlieflungandUmwandlungderNatur- walderinWirtschaftswalderanalysiert .Indiesem ZusammenhangwurdedieErweiterungdesPinus radiata-Anbaueserortert (WECK 1957,1958) . WECK (1958)veranschlagtdienochmitP . radiata DON . aufforstungsfahigenFlachenmit1666000ha . DieausKalifornienstammende P .radiata wirdin ChileinLotabeiConcepci6nseit1885angebaut .Inner- halbderForstregionChiles(vgl . WECK 1957), diesich vielfachmitdemLorbeerwaldandseinenTypendeckt, befindensichdiezirka300000haAufforstungsflachen, aufdenendiePinusradiataeinenAnteilvon 99a1o besitzt .DieiibrigenExotenhabendortkeinegrofiere waldwirtschaftlicheBedeutung .DaskunstlicheVerbrei- tungsgebietder,Monterrey-Pine"erstrecktsichauf fiber1000km .DasoptimaleWuchsgebietliegtimBe- reichderKustenkordillerebzw .desKiistenberglandes umConcepci6n .HierliegendiegroBtenAnpflanzungen, derenZentrendieGebieteumConstituci6nandCon- cepcion(Kustenkordillere),umAngol,Minincoand Cholguan(Langstal)sind .AnsiesindwichtigeIndu- strien(z .B .Papierfabriken)angeschlossen .IndenZen- trenwirddie P .radiata beieinerUmtriebszeitvon etwa25Jahrenstellenweiseinder3 .Generationan- gebaut .Indennordlichen(Valparaiso)andsiidlichen (Temuco,Valdivia)Aufforstungsgebieten1stdie 1 . Ge- nerationangepflanztbzw .befindenwirunsineinem I7bergangsstadiumzur 2 . Generation.DiestarksteAus- weitungerfuhrderAnbauindenletzten3Jahrzehnten . DieBedeutungder Pinusradiata furChile DieP . radiata istfurChileaus2Griindenvon ausschlaggebenderBedeutung : a)DieAnpflanzungwirktderdrohendenBoden- erosionentgegenandmachtlandwirtschaftlich wertlosesOdlandnutzbar . b)P .radiata istdiez .Zt .einzigeWirtschafts- baumart,dieinrelativkurzemUmtriebgenutzt werdenkann .DieskommtderMentalitatder MenschenindiesemLandesehrentgegenand fordertdieFormungeinerForstwirtschaft .Durch den Pinus radiata-Anbaukonntebeigeeigneter BewirtschaftungandVerwertung,dieleidernur aneinigenStellenmitdererforderlichenSorgfalt durchgefiihrtwerden,einBeitragzurHebungdes Lebensstandardesgeleistetwerden(vgl. WECK 1958) . P .radiata istnebeneinigenautochthonen BaumarteneinesderwichtigstenExportholzer . DieausihrgewonneneZellulose(Papierusw .) bringtDevisenein . P .radiata wirdauchinZukunfteinederwich- tigstenBaum-andHolzartenChilesbleiben .Ihr Anbaukonnte(s .o .)dasFundamenteinernoch zuentwickelnden,geregeltenForstwirtschaftwer- denanddiefinanzielleBasisfureinepflegliche Bewirtschaftungautochthoner,einelangereUm- triebszeitverlangenderBaumartenabgeben,wenn derchilenischeStaatdienotwendigenforstpoli- tischenMallnahmeneinleitete . AllgemeineforstpathologischeGesichtspunkte zum Pinus radiata-Anbau EinweitgehenderAusfallderP .radiatadurch InsektenkalamitatenoderMykosenwurde - von denunmittelbarenSchddenabgesehen(s .o .) - denAufbaueinergeregeltenForstwirtschaftvollig blockieren .SomussenwegenderBedeutungdie- serBaumartfurChiledieforstpathologischenGe- sichtspunktebeleuchtetwerden,wobeiichmich hieraufdieInsektenbeschranke . DurchdieUntersuchungenvon RAWLINGS (1955, 1957)andanderenAutoreninNeuseeland,Austra- lienandSpanienstehenunswichtigeErkenntnisse zurVerfiigung,diebeimAnbauinvergleichbaren Klimatenbeachtetwerdenmussen .FurChile,wo wiramAnfangderlangsamfortschreitenden Untersuchungenstehen,konnendieseBefunde durcheigeneBeobachtungenerganztwerden . BeiderErorterungderPathologiederP . radiata inChilemullmanberiicksichtigen,dal3 : a)essichumeinenichtautochthoneKoniferen- arthandelt ; b)dieseBaumartliickenlosaufweitenFlachen inplantagenartiggleichaltrigenMonokulturen (Brandkultur)angebautwurdeandwird ; c)mitgeringfiigigenAusnahmendieP .radiata nurseltenmehrals30Jahreerreicht(s .o .) ; d)sienurseltenpfleglichbehandeltwirdand dieStandortsverhaltnissekaumbeachtetwerden . AullerdemwirdVieheingetrieben . DieseAufforstungensinddemnachschondurch dieArtderBestandesbegriindunganddieunsach- gemal3eBewirtschaftungnichtkrisenfestfiirden Insekten-andPilzangriffpradisponiert .

DerPinus rudiata-Anbau in Chile und seine forstpathologischen Probleme. I. Mitteilung: Die Insekten

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Page 1: DerPinus rudiata-Anbau in Chile und seine forstpathologischen Probleme. I. Mitteilung: Die Insekten

XXXVII. Jahrgang Heft 3

ANZEIGER FUR SCHADLINGSKUNDEverernigt mit

SCHAI)LINGSBEKAMPFtJNG

Begrundet 1925 von Geh.-Rat Prof. Dr. med. et . P hil . Dr . h. c . Dr . h . c . K . Escherisch T and Prof . Dr. F . Stellwaag

Instituto De Defensa forestal Universidad Austral de Chile Valdivia

Der Pinus radiata-Anbau in Chile and seine forstpathologischenProbleme. I. Mitteilung: Die Insekten

Von W. RUHM

Marz 1964

Von WECK (1958) wurde die Forst- and Holz-wirtschaft Chiles im Hinblick auf die okonomischeSeite and auf die waldbaulichen Moglichkeiteneiner Erschlieflung and Umwandlung der Natur-walder in Wirtschaftswalder analysiert . In diesemZusammenhang wurde die Erweiterung des Pinusradiata-Anbaues erortert (WECK 1957, 1958) . WECK(1958) veranschlagt die noch mit P . radiata DON.aufforstungsfahigen Flachen mit 1666 000 ha .

Die aus Kalifornien stammende P. radiata wird inChile in Lota bei Concepci6n seit 1885 angebaut. Inner-halb der Forstregion Chiles (vgl . WECK 1957), die sichvielfach mit dem Lorbeerwald and seinen Typen deckt,befinden sich die zirka 300 000 ha Aufforstungsflachen,auf denen die Pinus radiata einen Anteil von 99a1obesitzt . Die iibrigen Exoten haben dort keine grofierewaldwirtschaftliche Bedeutung . Das kunstliche Verbrei-tungsgebiet der ,Monterrey-Pine" erstreckt sich auffiber 1000 km . Das optimale Wuchsgebiet liegt im Be-reich der Kustenkordillere bzw . des Kiistenberglandesum Concepci6n . Hier liegen die groBten Anpflanzungen,deren Zentren die Gebiete um Constituci6n and Con-cepcion (Kustenkordillere), um Angol, Mininco andCholguan (Langstal) sind. An sie sind wichtige Indu-strien (z . B . Papierfabriken) angeschlossen . In den Zen-tren wird die P. radiata bei einer Umtriebszeit vonetwa 25 Jahren stellenweise in der 3 . Generation an-gebaut. In den nordlichen (Valparaiso) and siidlichen(Temuco, Valdivia) Aufforstungsgebieten 1st die 1. Ge-neration angepflanzt bzw . befinden wir uns in einemI7bergangsstadium zur 2 . Generation. Die starkste Aus-weitung erfuhr der Anbau in den letzten 3 Jahrzehnten .

Die Bedeutung der Pinus radiata fur ChileDie P . radiata ist fur Chile aus 2 Griinden von

ausschlaggebender Bedeutung :a) Die Anpflanzung wirkt der drohenden Boden-

erosion entgegen and macht landwirtschaftlichwertloses Odland nutzbar.

b) P. radiata ist die z . Zt. einzige Wirtschafts-baumart, die in relativ kurzem Umtrieb genutztwerden kann . Dies kommt der Mentalitat derMenschen in diesem Lande sehr entgegen andfordert die Formung einer Forstwirtschaft . Durchden Pinus radiata-Anbau konnte bei geeigneterBewirtschaftung and Verwertung, die leider nuran einigen Stellen mit der erforderlichen Sorgfaltdurchgefiihrt werden, ein Beitrag zur Hebung desLebensstandardes geleistet werden (vgl. WECK1958) . P. radiata ist neben einigen autochthonenBaumarten eines der wichtigsten Exportholzer .

Die aus ihr gewonnene Zellulose (Papier usw .)bringt Devisen ein .P. radiata wird auch in Zukunft eine der wich-

tigsten Baum- and Holzarten Chiles bleiben . IhrAnbau konnte (s . o.) das Fundament einer nochzu entwickelnden, geregelten Forstwirtschaft wer-den and die finanzielle Basis fur eine pfleglicheBewirtschaftung autochthoner, eine langere Um-triebszeit verlangenderBaumarten abgeben, wennder chilenische Staat die notwendigen forstpoli-tischen Mallnahmen einleitete .

Allgemeine forstpathologische Gesichtspunktezum Pinus radiata-Anbau

Ein weitgehender Ausfall der P. radiata durchInsektenkalamitaten oder Mykosen wurde - vonden unmittelbaren Schdden abgesehen (s . o .) -denAufbau einer geregeltenForstwirtschaftvolligblockieren . So mussen wegen der Bedeutung die-ser Baumart fur Chile die forstpathologischen Ge-sichtspunkte beleuchtet werden, wobei ich michhier auf die Insekten beschranke .Durch die Untersuchungen von RAWLINGS (1955,

1957) and anderen Autoren in Neuseeland, Austra-lien and Spanien stehen uns wichtige Erkenntnissezur Verfiigung, die beim Anbau in vergleichbarenKlimaten beachtet werden mussen. Fur Chile, wowir am Anfang der langsam fortschreitendenUntersuchungen stehen, konnen diese Befundedurch eigene Beobachtungen erganzt werden .

Bei der Erorterung der Pathologie der P . radiatain Chile mull man beriicksichtigen, dal3 :

a) es sich um eine nicht autochthone Koniferen-art handelt ;

b) diese Baumart liickenlos auf weiten Flachenin plantagenartig gleichaltrigen Monokulturen(Brandkultur) angebaut wurde and wird ;c) mit geringfiigigen Ausnahmen die P. radiata

nur selten mehr als 30 Jahre erreicht (s . o .) ;d) sie nur selten pfleglich behandelt wird and

die Standortsverhaltnisse kaum beachtet werden .Aullerdem wird Vieh eingetrieben .

Diese Aufforstungen sind demnach schon durchdie Art der Bestandesbegriindung and die unsach-gemal3e Bewirtschaftung nicht krisenfest fiir denInsekten- and Pilzangriff pradisponiert .

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W. ROaM: Der Pinus radiata-Anbau in Chile and seine forstpathologischen Probleme

Effektive and potentielle Schadlinge der P . radiataa) Heimische Insektenarten,

die auch die Pinus radiata angreifenVon den heimischen Insektenarten sind bisher

nur wenige an P. radiata als Schadlinge festge-stellt worden . Stets treten diese Insektenarten nurkurzfristig auf - haufig nur eine Vegetations-periode - um rasch wieder zuriickzugehen andmehrere Jahre in der Latenz zu verharren . Eshandelt sich fast ausschlieBlich um polyphageGroBschmetterlinge der chilenischen Fauna, dievon heimischen Laubbaumarten auch auf einge-fiihrte Baumarten iibergreifen .Folgende Schmetterlingsarten neigen in

P. radiata-Bestanden zur Massenvermehrung :I. Macrolepidoptera : Polythisana cineres-

cens PH., Dirphia amphimone BERG., Macrom-phalia dedecora FEITSCH .

II. Microlepidoptera : Tanatopsyche sp .Die Saturnidenart Dirphia amphimone BERG .

trat bisher am starksten and haufigsten unter denSchmetterlingsarten hervor . Sie machte sich schonsehr friihzeitig nach Anbau der P . radiata in Chilebemerkbar. Die Gradationen konzentrieren sicheindeutig auf die nordlichen Gebiete der Forst-region, auf die im Regenschatten der Kiistenkor-dillere befindlichen Aufforstungsflachen and aufdie Bestande im Langstal, z . B . Los Angeles, Chol-guan. GroBklimatisch sind diese Gebiete im Jah-resdurchschnitt durch mindestens 4 Trockenmonateand eine Regenmenge unter 1300 mm au.sgezeich-net. Im optimalen Wuchsgebiet nahe der Kiisteum Concepcion sowie im regenreichen Suden desLandes findet man D. amphimone BERG . nur spo-radisch. Nach den bisherigen Beobachtungen imLangstal scheint diese Art 2 Generationen im Jahrhervorzubringen .

Bei diesen kurzfristigen Gradationen, die inkeinem Falle den Zusammenbruch einzelner Be-stande herbeifuhrten, wurde eine grollere Anzahlvon Schlupfwespenarten festgestellt, die die Popu-lationen stark verminderten . Die Parasitenfaunavon D. amphimone BERG. ist bisher am bestenbekannt :

a) Eiparasiten : 2 Chalcididenarten (Hym .)b) Raupenparasiten : 3 Braconidenarten (Hym .),

1 Pentatomidenart (Heteropt .), 1 Tachinidenart(Dipt .)Mit Macromphalia dedecora FEITSCH hat D .

amphimone eine Braconidenart gemeinsam, Es istzu vermuten, dali mehrere der bisher festgestell-ten parasitischen Hymenopteren in verschiedenenMacrolepidopteren sich zu entwickeln vermogen .

Die Fragen, die an das Problem des Ubergrei-fens der heimischen Macrolepidopteren auf P . ra-diata gekntipft sind, miissen kunftig im Zusam-menhang mit Untersuchungen fiber das Haupt-reservoir, aus dem diese Arten kommen, beant-wortet werden . Ihr lJbergreifen ist nicht die Folgeeiner Massenvermehrung auf den heimischenLaubbaumarten .

An C o l e o p t e r e n kennen wir nur Arten, diesichtbar krankelnde oder gefallte Stamme bzw .

Stubben befallen, die vorwiegend zur GattungRhyephenes (Curculionidae) gehoren, im SiidenRhyephenes mallei (GAY et SOL .) and zudemeinige Cerambycidenarten . Die Larven des R . mal-lei fressen im Bast and legen im Splint, meist ander Oberflache, Puppenwiegen an . Das Haupt-reservoir der Rhyephenes-Arten sind die Notho-fagus-Arten .Aus der relativ artenarmen Scolytidenfauna

Chiles konnte keine Art, selbst nicht aus der hieram starksten vertretenen Gruppe der holzbriiten-den Gnathotrichus-Arten, als Schadling an P . ra-diata nachgewiesen werden (vgL SCHWERDTFEGER1960, Gnathotrichus sulcatus LEC .) .

b) Eingebiirgerte Insektenarten alsSchadlinge

An nicht heimischenLaubbaumarten gibt es eineReihe eingeschleppter Insektenarten, die starkeSchaden hervorrufen (z . B . Scolytus rugulosusRATZ., Caliroa limacina RETZ ., Orgyia antiquaL .) . An den heimischen Laubbaumen briitet derpolyphage Xyleborus xylographus SAY, der ausden USA stammt. Auf P . radiata hat sich bisherlediglich Pineus borneri ANN. (Homopt . Aphid .)eingebiirgert, die ebenso in anderen Anbaugebie-ten dieser Kiefernart vorkommt . Pineus borneriruft in Chile nur in seltenen Fallen starkere Scha-digungen, im Hochstfalle das Absterben desGipfeltriebes auf ungiinstigen Standorten, hervor .Pineus borneri ist oligophag and wurde bisher

ausschlieBlich an den in Chile angepflanzten Kie-fernarten nachgewiesen. Sie nimmt aber P. radiateoffenbar bevorzugt an . Pinus canariensis SMITHerwies sich in der Gegend von Constitucion alsbefallsfrei, obwohl benachbarte P. radiate seitJahren befallen waren . Pinus silvestris L ., derenAnbau man lokal versucht hat, wurde nach mund-lichen Berichten durch den Pineus borneri-Befallweitgehend eliminiert . RiickschlieBend diirfte esjedoch das dieser Kiefernart nicht zusagendeUko-klima gewesen sein, das sie kummern and soanfallig werden lieB . Sehr anfallig zeigte sichPinus pinea L ., wenngleich auf demselben Stand-ort die individuelle Disposition in den untersuch-ten Populationen sehr unterschiedlich zu seinscheint .Der Pineus-borneri-Befall konzentriert sich im

Bereich der Kt stenkordillere auf die Gebiete umConstitucion and Valparaiso, d . h . auf den nord-lichen Teil der Forstregion, mit ausgesprochenenTrockenmonaten. Starkerer Befall ist im Regen-schatten der Kiistenkordillere festzustellen. DasFehlen der Nebelregen in den der Kiiste abge-wandten bzw. von dieser entfernt gelegenen Tei-len der Kustenkordillere wirkt sich sichtbar aufdas Wachstum der P . radiata sowie auf den Befalldurch Pineus borneri aus and ist auch an der hei-mischen, die Trockenheit anzeigenden Vegetationzu erkennen .

Im Siiden Chiles ist Pineus borneri relativ sel-ten nur auf einzelnen Baumen anzutreffen (s . u .) .Die Junglause scheinen durch die starken Regen-

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W. RUHM : Der Pinus radiala-Anbau in Chile and seine forstpathologischen Probleme

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falle, die in samtlichen Monaten des Jahres mog-lich Bind, stark beeintrachtigt zu werden .

Bei einer Analyse in der Gegend um Constitu-cion waren im gtinstigsten Falle rund 1 /3 derBaume im Alter zwischen 5 and 15 Jahren befalls-frei. Unterdrilckte, schlechtwuchsige Stammchenwurden auffallend bevorzugt, wie der Vergleichzwischen normal- and schlechtwuchsigen P. radia-ta bei Concepcion zeigte . Waren die Kiefern vomGipfeltrieb bis zur Stammbasis dicht besiedelt, sowanderten die Lause auch auf die Nadeln, diedann gelbfleckig waren. Stets bevorzugen dieLause diesjahrige Triebe . Uber 15jahrige Kiefernwerden kaum noch befallen and haben nur nochunbedeutende Lauskolonien auf den unterenAsten .

Pineus borneri besitzt eine grol3ere Anzahl vonRaubern, von denen RAWLINGS (1957) den biologi-schen Einsatz einer Leucopis-Art (Dipt .) in Neu-seeland mit anscheinend gutem Erfolg erwahnt,Diese Dipterenart spielt nach meinen Beobach-tungen in Chile innerhalb des Vertilgerkreiseseine grope Rolle, ohne jedoch den jahreszeitlichbedingten and durch extreme Witterungsbedin-gungen bewirkten Populationsanstieg zu verhin-dern. Daneben konnten noch folgende Gruppenfestgestellt werden :Coleoptera,Coccinellidae : 2 Arten;Neuroptare :

1 Art ; Diptera, Syrphidae : 1 Art ; Rhynchota,Hete-roptera : 1 Art .

Ferner beeinflussen gelegentlich Spinnen andVogel die Fluktuationen. Der Anteil der Rauberan der Verminderung der Pineus borneri-Popula-tionen wurde infolge des kurzen Beobachtungs-zeitraumes nicht ermittelt . Es ist nicht ausge-schlossen, dal3 man bei intensivem Suchen nochweitere Predatoren entdecken wird .

Nach den bisherigen Beobachtungen ist Pineusborneri als alleiniger Schadfaktor nicht bestandes-gefahrdend. In den optimalen Wuchsgebieten beisehr raschem Wachstum der Kiefern tritt sie kaumin Erscheinung, desgleichen im regenreichen Siid-chile, wo die Mykosen in den Vordergrund treten .

c) Potentielle SchadlingeIn den aullerchilenischen Anbaugebieten der

P. radiata wird zum Teil von erheblichen Schadendurch eingeschleppte and nunmehr eingeburgerteSchadlingsarten berichtet (vgl . RAWLINGS u . a .) . Diemeisten dieser Schadlinge stammen nicht aus demHerkunftsland der P . radiata, sondern aus Europa.

Chile ist das bisher einzige Anbaugebiet, dasvon keinen grof3eren Insektenschaden vor allemdurch eingeschleppte Arten zu berichten hat . Die-ser Tatbestand gab and gibt der Hoffnung Nah-rung, daf3 spezielle klimatische Bedingungen denSchadlingen an P . radiata in Chile keine Entwick-lungsmoglichkeiten boten . Dies ist fraglos einetriigerische Hoffnung, die leider im Denken zahl-reicher Waldbesitzer fest verankert ist . Gegendiese Hypothese sprechen allein folgende Tat-sachen :

a) Eine grofiere Anzahl schadlicher Insekten-arten aus der Nordhemisphare (USA, Europa)wurde nach Chile eingeschleppt and ist einge-biirgert .

b) Beispielsweise konnten Sirex noctilio F .(Hym.) and Hylastes ater PAYK. (Col.) in Neusee-land and Australien in vom Herkunftsland ab-weichenden Klimabereichen Full fassen .

c) Eine groflere Anzahl der an P, radiata imHerkunftsland nachgewiesenen Schadlingsartenbesitzt eine sehr weite Verbreitung, die eine gropeAnpassungsfahigkeit der betreffenden Arten ge-genuber den wesentlichen Umweltfaktoren ver-muten last (s . u .) .

Die abgeschiedene Lage Chiles, die Konzentrie-rung des Importes auf 3 Hafen, von denen 2 amRande der Aufforstungsgebiete liegen and dieverhaltnismallig wenigen Importe verzogern eineEinschleppung erheblich. Trotzdem ist die P . ra-diata jeden Tag gefahrdet, ohne dal3 diesbezdglichentsprechende Mallnahmen getroffen wurden .Nach den Ermittlungen aus den USA kommen

an der P . radiata 88 Insektenarten vor. Davongehoren 8 Arten zu den blattfressenden, 14 Artenzu den saugenden Insekten . Die Coleopteren Bindmit 8 Buprestiden-, 9 Cerambyciden-, 7 Curculio-niden- and 18 Scolytidenarten vertreten .Die meisten der an P . radiata vorkommenden

Schadlinge vermogen auch an anderen Pinus-Arten zu briiten oder sich zu entwickeln . Sie be-sitzen haufig innerhalb der Gattung Pinus eingropes Wirtsspektrum . Einige greifen Baumartenanderer Gattungen an bzw . wechseln von diesenauf die ,Monterrey-Pine" i1ber .

Uber die Schadlinge der P. radiata aus dem Her-kunftslande wissen wir relativ wenig, weil dieseBaumart dort nur eine geringe forstwirtschaftlicheBedeutung besitzt . Erst 1948 ist man beispiels-weise starker auf Conophthorus radiatae HOPK.(Col .) aufmerksam geworden, der schon 1913 be-schrieben worden war .Besondere Beachtung verdienen die Scolytiden,

die haufig ein Verbreitungsgebiet besitzen, dassich von Britisch-Columbia bis nach Mittelamerikaerstreckt. Rassen konnten nicht nachgewiesenwerden, so dal3 man anzunehmen gezwungen ist,es handelt sich um okologisch sehr plastischeArten . Dendroctonus valens LEC., dessen sildlicheVerbreitungsgrenze in Guatemala liegt(ScxwERDT-FEGER 1959), ist nach den Mitteilungen verschiede-ner Autoren ,sekunddr' . Bei veranderten Stand-ortsbedingungen and bei unsachgemaller Behand-lung der Bestande konnte er durchaus zu einemden Pinus-Anbau gefahrdenden Schadling werden .Wenn auch noch auf breiter Basis das Harz denstehendenKiefern abgezapft wird, wie vor einigerZeit vorgeschlagen wurde, so werden die Entwick-lungsmoglichkeiten fur derartige Schadlinge er-weitert. Eine grol3e Gefahr droht von den kleine-ren Borkenkaferarten wie Ips radiatae HOPK.,Ips plastographus LEC. and Ips confusus LEC .Ihnen steht reichlich Brutmaterial zur Verfiigung,so dal3 sie in jedem Falle gute Startbedingungen

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W. RuiM : Der Pinus radiata-Anbau in Chile and seine forstpathologischen Probleme

haben. Diese and andere Scolytidenarten wurdenzu einer volligen Umstellung der derzeitigen Be-wirtschaftung zwingen :

1 . Die Lauterung and der Einschlag konntennur zu bestimmtenJahreszeiten durchgefuhrt wer-den.

2. Die Holzer mul3ten geschalt werden .3. Der Abraum mul3te auf schnellstem Wege

beseitigt werden .In dem menschenleeren Chile and in den sehr

locker besiedelten Aufforstungsgebieten wurdedas heute noch nicht iibersehbare Schwierigkeitenmit sick bringen .

Zu erwahnen ist noch Evetria buoliana SCHIFF .(Lepidopt .), die heute eine ebenfalls weite Ver-breitung besitzt and in Argentinien bereits star-kere Schaden an P . radiata verursacht .

Es ist nicht vorauszusehen, ob die erwahntenoder andere potentielle Schadlinge nach einerEin-schleppung sich ausschlieBlich in den Gebietenfestsetzen werden, in denen die P . radiata untersuboptimalen Bedingungen wachst . Dort, woSchadlinge sich bereits bemerkbar machen, durf-ten sie die Schadfaktorenkette wesentlich ver-starken and somit die Bestande gefahrden . DerAnbau der P . radiata caber verschiedene Klima-bereiche hinweg and der EinfluB des Regional-klimas (vgl . SCHWABE 1956, WEISCHET 1960/61) wur-den sicher zur Differenzierung der Ausbreitungand zur Ausbildung verschiedener Fluktuations-und Gradationstypen fuhren .

d) Schadlinge des PflanzgartensIn Chile gibt es 2 verschiedene Typen vonForst-

pflanzgarten :a) Der Pflanzgarten wird dort angelegt, wo die

Pflanzen benotigt werden . Nach der AufforstunglaBt man den Pflanzgarten wieder auf . Dieser„wandernde" Pflanzgarten eilt den aufzuforsten-den Flachen voraus . Er wird nur in seltenen Fallengediingt and haufig fehlt sogar eine Bewasserung .b) Der Pflanzgarten wird annahernd wie in

Deutschland gepflegt. Er bleibt an Ort and Stelleand wird bewassert . Verschiedentlich erfolgtFruchtwechsel u. a . mit Klee .

Die Pflanzgarten sind in Chile relativ klein . Inder Kustenkordillere (s . o.) ist das Wachstum sogroB, daS die Pflanzen nach 2 Jahren schon eineHohe von 70-80 cm erreicht haben. Haufig ist diePflege der Forstpflanzgarten sehr nachlassig, sodaB ein Ausfall an Pflanzen - vor allem im Be-reich des Langstales - auf eine Vielzahl vonFaktoren zuriickgefiihrt werden muf3 (Verunkrau-tung usw.) undEinzelfaktoren sich nichtabgrenzenlassen. Bisher spielen von den Insekten nur dieEngerlinge, die Elateridenlarven and die Erd-raupen eine gewisse Rolle . Mit Erweiterung derPflanzgarten mu3 mit groBeren Schaden durch dieEngerlinge des Hylamorpha ale guns BURM. imBereich der Nothofagus obliqua (MIRB) OERST .,dem Fra3baum dieser Art, gerechnet werden .

Die Pinus radiata-Bestande and ihre ArtenarmutDie P. radiata-Bestande bilden eine leere, noch

aufnahmefahige okologische Nische . Nur relativwenige heimische and nichtautochthone Insekten-arten sind in these Nische eingedrungen . DieVerkniipfungen and Wechselbeziehungen der ein-zelnen Faunenglieder sind in diesem neuen Le-bensraum gering . Es handelt sich urn ein labilesGefuge, dessen Befallsdisposition durch die Be-wirtschaftung des Menschen erhoht wird .Die auf grol3en Flachen angepflanzten Pinus-

Monokulturen sind „ohne Leben" . Schneidet manden Rindenmantel liegender bzw . verrottenderStamme auf, so findet man nur gelegentlich Fraf3-gange von Curculioniden and Cerambyciden .Unter der verpilzten Rinde stellen sich Dipteren-larven aus den Familien der Sciaridae, Lonchae-idae and Cecidomyidae in relativ geringerAnzahlein. Auch die Milbenfauna scheint nach den bis-herigen Beobachtungen im Vergleich zu unserenvon den verschiedensten Insektenarten besiedel-ten Kiefernstubben individuen- and artenarm zusein. Es fehlen die Insekten als Ubertrager derDeutonymphen. Man kann mehrere Asthaufendurchsuchen ohne nennenswert Insekten an oderunter der Rinde zu finden . Die Stubben and Astezerfallen langsam unter der Einwirkung vonPilzen .

Artenarm ist auch die Streudecke . In Siidchilein der Umgebung Valdivias, wo wir groBere Er-hebungen durchgefuhrt haben, ist die Streudeckeindividuenreich von einigen wenigen Arten be-siedelt, die vom Val.divianer Regenwald bzw . vonden Sekundarwaldern dieses Typs eingedrungensind. Haufig findet man Asseln, die in dieser Zonerege am Abbau der Streu beteiligt sind . Indivi-duenreichtum zeigen vor allem die Collembolen .Nicht selten findet man in der Waldstreu die rau-berischen Skorpione and Ceroglossus-Arten (Col .Carabidae) . Die Fauna ist reichhaltiger in denAufforstungen, wenn autochthone Baumarten andBusche eingestreut sind, wie dies auf kleineren,sehr ungepflegten Flachen urn Valdivia der Fallist .

In einem Zeitraum von 2 Jahren wurden in denFallenfangen nur 55 verschiedene Arten festge-stellt, von denen zahlreiche Arten nur einmal als„Irrlaufer" beobachtet werden konnten . Maximalwurden bei einerEntnahme 15 verschiedene Artenregistriert. Acht Arten sind stets in den Fallen zufinden . Die Aktivitatsdichte der Ceroglossus-Indi-viduen war in einem P . radiata-Bestand groBer alsin dem unmittelbar benachbarten Sekundarwald(durchschnittliche prozentuale Verteilung in 2Jah-ren: 59 °7o im P. radiata-Bestand, 41 % im Sekun-darwald) . Wenn auch die Fallenfange nur einenAusschnitt vermitteln, so lassen sie doch im Zu-sammenhang mit den ubrigen Beobachtungen er-kennen, daB die P, radiata-Biozonose artenarm ist .Diese Artenarmut ist bei der Bodenfauna beson-ders ausgepragt, weil sie auch fur den Vorbestand,namlich den autochthonen Regenwald, typischist. Die Fauna ist pier in die hoheren Straten ver-

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W. RfjHm : Der Pinus radiata-Anbau in Chile and seine forstpathologischen Probleme

lagert and an diese adaptiert, wie es noch starkerdann beim tropischen Regenwald ausgepragt ist .Fragt man nach den Griinden, warum die Nische

des P. radiala-Waldes von heimischen Insekten-arten schwach besiedelt ist, so durfte als Haupt-grund die weitgehende Adaptation der chileni-schen Insektenarten an die Biozonosen der Laub-walder zu suchen sein . Pinus-Arten sind in Chilenicht heimisch . Die Koniferen Chiles befinden sichauf Reliktstandorten (z . B. Araucaria araucana[MOL.] KOCH, Fitzroya cupressoides [MOL .]JOHNSTON) . Auserdem stehen sie zur GattungPinus in keinem engeren Verwandtschaftsverhalt-nis. Die vorhandenen Koniferenarten haben mitAusnahme der Araucaria araucana, die nach dennoch laufenden Untersuchungen deren 24 auf-weist, nur wenige Schadlinge . Massenvermehrun-gen, die - Polyphagie vorausgesetzt - auf P . ra-diata ubergreifen konnten, kommen nicht vor .

Ebenso durfte der Zeitfaktor von Bedeutungsein, da es Arten gibt, die eine sehr lange Anlauf-zeit benotigen, um sich an neue Umweltverhalt-nisse anzupassen bzw. um zu Schadlingen zuwerden. Ferner kann die kunstliche Altersgrenzeeine Barriere fur heimische potentielle Schadlingeand indifferenteArten wie nichtautochthoneArtensein .

Vorbeugende Maffnahmen zur Verminderung derGelahrdung der Pinus radiata-Aufforstungen

durch Insekten

Die forstpathologischen Probleme in Chile wiein anderen Landern mit ahnlichen Verhaltnissendarf man nicht ausschlieslich vom entomologi-schen oder mykologischen Fachgebiet aus sehenand losen wollen . So wichtig beispielsweise dieBestimmung einer Schadlingsart and die Aufkla-rung ihrer Biologie and Okologie ist, so wenigkonnen diese Befunde - von geringen Ausnah-men abgesehen - im Bedarfsfalle heute schonangewendet werden . Ein aggressiver Schadling,der eingeschleppt wurde, konnte zur Zeit nichtdirekt erfolgreich bekampft werden, weil hierzufast samtliche grundlegenden Voraussetzungenfehlen. Entscheidend ist, daB ein staatlicher Forst-dienst fehlt. Es gibt zahlreiche Aufforstungs-flachen, die iffier 4000 ha and mehr umfassen andweder von einem geschulten Landwirt noch Forst-mann beaufsichtigt werden. Es fehlt an Speziali-sten, die in absehbarer Zeit einen Forstschutzaufbauen bzw. an ihm mitwirken konnen. Das aufden Augenblick ausgerichtete okonomische Den-ken last zur Zeit ein grof3eres Interesse an ento-mologischen bzw. phytopathologischen Problemennicht aufkommen . Die durch die Insekten ver-ursachten Schaden werden ertragen, solange dieWaldungen einen Gewinn abwerfen . Unter derVoraussetzung, das der Staat sich starker als bis-her in den Forstschutz einschaltet and mit demPrivatbesitz, dam die ertragreichen Walder Chilesgehoren, ein Ubereinkommen findet, musten all-gemein folgende Empfehlungen beachtet werden :

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1 . Der P . radiata-Anbau kann auch auf den po-tentiellen Aufforstungsflachen der Forstregionnicht bedenkenlos ausgeweitet werden . In ver-schiedenen Erosionsgebieten mit langeren Trok-kenperioden mull der ausschliellliche Anbau derP. radiata eingeschrankt werden, wenn man eineKrisenfestigkeit der Walder erzielen mochte . Diewaldbaulichen Belange, insbesondere die Stand-ortskunde, mussen starker als bisher beachtetwerden. Eine der grosten Schwierigkeiten bereitetdie Berucksichtigung des Regionalklimas, uberdas wir infolge der weitauseinanderliegendenKlimastationen wenig wissen. Demzufolge mulldie praktische wie wissenschaftlich-theoretischeKlimatologie besonders intensiviert werden .2. Quarantanemasnahmen sind nicht in der

Lage, die Einschleppung einer fur die P . radiataschadlichen Insektenart zu verhindern. Dies lastdas ausgedehnte, reich gegliederte Aufforstungs-gebiet des Kiistenberglandes nicht zu . Alle Mal3-nahmen mussen darauf abzielen, einen Schadlingbaldmoglichst festzustellen, um ihn dann unterKontrolle zu bringen .

3. Ein Aufschlul3 der Aufforstungsflachen durchden Wegebau ist unumganglich. Heute ist es anvielen Stellen nicht moglich, zu jeder Zeit bei-spielsweise chemische Bekampfungsmallnahmendurchzufiihren oder in bestimmtenZeitabschnitteneinzuschlagen bzw . Pflegemallnahmen vorzuneh-men. Bei der Begriindung vonAufforstungsflachenmuf3te die Anlage eines Wegenetzes unter fach-kundiger Anleitung zur Pflicht gemacht werden .Da der Staat durch Kredite and seine SteuerpolitikAufforstungen fordert, konnte auf diesem Wegeeine Kontrolle ausgeiibt werden .

4. Ein Schwerpunkt mull die Ausbildung einzel-ner Spezialisten wie die Erweiterung der Kennt-nisse auf dem Gebiete der Forstpathologie inner-halb der allgemeinen Ausbildung der Forststu-denten sein. In einem menschenarmen Lande wieChile (zirka 9 Menschen pro qkm) kann die Luckenur durch einen entsprechend hohen Ausbildungs-stand geschlossen werden .5. Der Auf- and Ausbau einer beratenden Insti-

tution auf dem Gebiete des wissenschaftlichen wiepraktischen Forstschutzes ist innerhalb der Wald-gebiete(!) notwendig .

6. Auf die internationale Zusammenarbeit istinfolge der anfallenden Probleme, die von einemrelativ wirtschaftsschwachen Lande allein nichtbewaltigt werden konnen, besonderen Wert zulegen. Ein reger Gedankenaustausch bietet sichbei der Streuung der P. radiata-Anbaugebiete aufder Erde an .7. Jede Erweiterung des Artenspektrums der

Gattung Pinus auf grollerer Flache ohne Kontrollesoilte nicht gestattet sein, da auf diese Weiseeine erhohte Gefahrdung der P . radiata-Bestandezu erwarten 1st and zwar :a) durch Einschleppung von Schadlingen mit

Pflanzmaterial bzw . Samen, die ebenfalls auf derP. radiata gedeihen ;

Page 6: DerPinus rudiata-Anbau in Chile und seine forstpathologischen Probleme. I. Mitteilung: Die Insekten

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W. Rur-1r2 : Der Pinus radiata-Anhau in Chile un.d seine forstpathologischen Probleme

b) durch die Schaffung von „Brtickenwirten" furnichtautochthone Schadlinge, die sich zuerst aufeiner anderen Pinus-Art entwickeln, um spaterauf die P . radiata uberzuwandern ;

c) durch die evtl. Forderung heirnischer Schad-lingsarten .Chemische oder biologische Bekampfungsmal3-

nahmen Bind derzeit mit nachhaltigem Erfolg nichtdurchzufii.hren. Selbst bei einem hoheren Entwick-lungsstand des wissenschaftlichen wie praktischenForstschutzes and bei Vorhandensein eines Ge-rateparkes ist beispielsweise an eine chemischeBekampfung wegen der Ausdehnung der Auf-forstungsflachen, der Landesstruktur mit verschie-denen Klimabereichen nur im aullersten Notfallzu deriken. Durch den Einsatz moderner tech-nischer Gerate konnte nur ein Teil der gegebenenSchwierigkeiten uberwunden werden. Ebensowe-nig darf man die Kosten direkter Bek.arnpfungs-mal3nahmen iibersehen . Der Mangel an Fachkraf-ten wurde zu einem Materialverschleil3 and Mittel-verbrauch fiihren, der nicht tragbar ware .

In erster Linie mussen waldbauliche and wald-hygienische Maf3nahmen getroffen werden, dienur erfolgreich sein k®nnen, wenn dem spekula-tiven Denken eine echte Waldgesinnung folgt andder Forstschutz im umfassenden Sinne Berticksich-tigung findet. Nur dann kann man den Auffor-stungsflachen in Chile wie dem chilenischen Waldeine bessere Zukunft als heute voraussagen .

Zusammenfassung

Es wird erortert, ob eine wesentliche Erweiterungdes Anbaues von Pinus radiata DON . in Chile vomforstentomologischen Standpunkt aus zu verantwortenist oder nicht . Grollere and langandauernde Kalamita-ten wurden nicht beobachtet . Dies wird durch dieAltersstruktur der Bestande (maximal 30 Jahre), diekurze Zeit des intensiven Anbaues (etwa ab 1930) anddurch die Anpassung der heimischen Insektenarten andie Laubwaldregionen erklart . Kurzfristige Gradationenheimischer (u . a . Dirphia amphimone BERG . ; Lepidopt .)bzw. eingeburgerter Schadlinge wurden vor allem inGebieten mit Niederschlagen unter 1300 mm and mitmindestens 4 Trockenmonaten im Jahresdurchschnittbeobachtet, die auch nicht durch Kiistennebel zusatzlichFeuchtigkeit erhalten. Die grope Gefahr der faunen-armen Pinus-radiata-Bestande bilden die Schadlinge,die evtl . eingeschleppt werden, z . B . aus der Familie derScolytidae . Nur durch waldbauliche bzw . waldhygie-nische Mallnahmen lal3t sich eine gewisse Krisenfestig-keit der vorhandenen Bestande erzielen. Vor eiderAusweitung der Monokulturen and einer unkontrol-lierten Erweiterung des Spektrunrs der Gattung Pinuswird gewarnt .

Summary

It is under discussion, whether an appreciable ex-tension of cultivation of Pinus radiata in Chile isjustified or not, from the point of view of the ento-mology of forestry. Greater and long-standing calam-ities were not observed . This explains itself by theage of the plantations (30 years maxime), the shorttime of intensive cultivation (since 1930 or thereabouts),and by the accomodation of the native species ofinsects to the vegetation of the forests of leaved trees .Gradations of limited periods of the native (among

others Dirphia amphimone BERG . ; Lepidopt .) respec-tively acclimatized vermins were observed especiallyin regions with precipitations under 1300 mm and with4 month of drought, at least, on an annual average, andwere the plantations don't receive additional humidityfrom coastal mist . The greatest danger for the planta-tions of Pinus radiata with poor fauna are the vermin,which might be brought in, e . g. Scolytidae . Only byadequate measures of forest-culture and hygiene acertain continuance of the existing plantations can beobtained. We warn of a mono-culture and an uncon-trolled extension of the spectrum of the genus Pinus .

Resume

L'auteur examine si au Chili une ampliation duPinus radiata se juestifie on con du point de vueentomologie forestiere . De grandes et permanentescalamites n'ont pas ete observees. Ceci s'explique parPage des plantations existentes (max . 30 ans), le tempsreduit en matiere de plantations intensives (realiseesdepuis 1930 a peine) et par 1'accomodation a la vege-tation foliacee des especes autochtones d'insectesnuisibles. De courtes etapes de gradation (entre autrechez le Dirphia amphimone BERG . ; Lepidopt .) ont eteobservees avant tout dans des territoires d'exploitationsitues sous 1300 mm . qui jouissent pour le moins de4 mois de secheresse en moyenne par an et oil egale-ment n'existe aucun apport d'humidite par 1'effet dela brume cotiere . Les insectes nocifs eventuellementimportes, par example Scolytidae, constituent le majeurdanger pour les existences de Pinus radiata, par ail-leurs de faune pauvre. Une certaine resistance auxcrises dens les plantations existentes peut uniquementtitre assuree par des mesures d'ordination, c'est-a-direici par des mesures d'hygiene forestiere. L'auteur meten garde contre une ampliation de la mono-cultureet contre un developpment incontrdle du spectre dugenre Pinus .

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