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Donnerstag, 4. Juni 2009 | Österreichs unabhängige Tageszeitung | Herausgegeben von Oscar Bronner | € 1,40 der S tandard EU-Wahl: Reportagen, Themen, Kandidaten So etwas wäre in Deutschland nicht möglich. So eine Politiker- diskussion wie Dienstagabend mit den Spitzenkandidaten fürs EU-Parlament wäre im deut- schen TV nicht möglich. Ers- tens, weil solche Parteien wie die FPÖ und das BZÖ und solche Spitzenkan- didaten dieser beiden Parteien nicht auf eine nationale Ebene kämen. Nicht ins EU-Parlament und nicht in den deutschen Bundestag. Zweitens, weil das allgemeine intellektuelle und rhetorische Niveau deutscher Politiker ein- fach höher ist – oder, genauer, weil das Niveau deutscher Poli- tiker, die dort ins Fernsehen dür- fen, höher ist. Unsere Politiker haben vielleicht andere Qualitä- ten – die akzeptablen nehmen etwa nicht so den Mund voll wie manche deutschen Herrschaf- ten. Aber deutsche Europapoli- tiker wie etwa Elmar Brok (CDU) oder Martin Schulz (SPD) können sich a) ausdrücken und b) eini- germaßen luzid über Europa reden. Unsere – und das war in der „Elefantenrunde“, die eher eine Mäusleinrunde war, deutlich zu merken – verlieren sich in kleinlichem Gekeife und glauben, dass der Wähler nur populistischen Blödsinn hören will. Die Deutschen sind selten Vorbild, hier aber schon. Deutsches Vorbild RAU Bewölkung im Gebirge lockert im Lauf des Vormittags auf. Schauer sind möglich. Die Maxima liegen bei 20 Grad. Seite 40 WETTER Sport ................... 12 NetBusiness, Wissenschaft . . . 20 Kommunikation ........... 38 Veranstaltungen .......... 40 Kino, Sudoku, Rätsel ....... 41 TV, Switchlist ............ 42 Kolumne Paul Lendvai ...... 43 STANDARDS AUA-Sparpaket reicht nicht, nun Kündigungen Vorstand Bierwirth im Standard-Gespräch: Jobs werden in der Verwaltung abgebaut Wien/Moskau – Der Austrian Air- lines stehen weitere finanzielle Einschnitte bevor. Das im Frühjahr geschnürte Sparpaket in Höhe von 225 Millionen Euro werde nicht ausreichen, sagte AUA-Vorstand Andreas Bierwirth in einem Exklu- sivgespräch mit dem Standard in Moskau. In der Verwaltung sollen Jobs abgebaut werden. Wie viele Arbeitsplätze gefährdet seien, wollte Bierwirth nicht beziffern. Er möchte den Gesprächen mit dem Betriebsrat nicht vorgreifen. Die Sparmaßnahmen haben laut Bierwirth nichts mit der angemel- deten Übernahme der AUA durch die deutsche Lufthansa zu tun, sondern mit den krisenbedingt sinkenden Durchschnittspreisen. Dementsprechend müsse die Kos- tenstruktur angepasst werden. Bierwirth rechnet nicht damit, dass es zu Auflagen der EU-Kom- mission kommen wird, die die Übernahme noch zum Scheitern bringen könnte. Eine Entschei- dung der Kommission, die gerade die kartellrechtlichen Auswirkun- gen des Deals prüft, werde im Juli erwartet. EU-Auflagen, Strecken nach Russland an Konkurrenten abzuge- ben, erwartet Bierwirth – anders als Niki Lauda – nicht: Auf den Stre- cken nach Russland gebe es genug Wettbewerb durch den heimi- schen Mitbewerber FlyNiki, der erst vor einem halben Jahr eine Ko- operation mit der russischen Air- line S7 eingegangen ist. (red) Seite 14 Kopf des Tages Jakob Edvard Kuupik Kleist gewann mit seiner linken Inuitpartei die grönländischen Wahlen. Seiten 8 und 44 Teure EURO-Sicherheit 44 Millionen Euro kostete die Fußball-Europa- meisterschaft im Vorjahr das In- nenministerium. Trotzdem gab es mehr Kriminalität. Seite 10 Hiobsbotschaft für Madoff-Anleger Eu- ropäische Investoren könnten leer ausgehen, weil Treuhänder HSBC Luxemburg noch keine Ansprüche angemeldet hat. Seite 10 Harnoncourt bei der Styriarte Der Di- rigent will beim steirischen Musik- festival George Gershwins Porgy and Bess von Entstellungen befrei- en. Foto: APA Interview Seite S 4 ** Nachrichten in Echtzeit auf GZ: 02Z030924T · P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien · Nr. 6194 · Adresse: 1010 Wien, Herrengasse 19–21 · Abo-Service Tel. 0810 20 30 40 · http://derStandarddigital.at · D € 2,20 / B € 2,80 / HUF 450 / SK € 2,20 (SK 66.28) / KČ 65 HEUTE MIT Mit Umwelttechnik kann man verdienen EcoStandard Seiten 25–32 Linzer Kulturzentrum Ursulinenhof in Flammen Ein Großbrand beschädigte am späten Mittwoch- nachmittag Oberösterreichs Landeskulturzentrum Ursulinenhof mitten in der historischen Linzer City. Gegen 16.30 Uhr war der Dachstuhl des Gebäudes in Vollbrand geraten, das Obergeschoß stand in Flammen. Die Feuerwehr startete einen Großeinsatz, der Schaden geht in Millionenhöhe. Die Brandursa- che war zunächst unklar. Foto: Saxx Seite 10 Fiedler für Kronzeugenregelung Korruptionsbarometer: Österreichs Wirtschaft „anfällig“ Wien – Die Österreicher schätzen die politischen Parteien, aber auch die private Wirtschaft und die Me- dien als „überdurchschnittlich korruptionsanfällig“ ein. Das ergab eine Gallup-Umfrage, die der Österreich-Ableger von Transpa- rency International (TI), einem in- ternationalen Verein zur Korrup- tionsbekämpfung, am Mittwoch präsentierte. Franz Fiedler, ehema- liger Rechnungshof-Präsident und TI-Österreich-Chef, nahm das zum Anlass, die Pläne von Justizminis- terin Claudia Bandion-Ortner zur Novellierung des Antikorruptions- gesetzes zu kritisieren. Noch vor dem Sommer soll die Novelle in Begutachtung gehen, bei der die Strafbestimmungen für das „An- füttern von Amtsträgern“ nach Pro- testen aus der Wirtschaft ent- schärft werden könnten. Fiedler fordert dagegen, für Kor- ruptionsfälle eine Kronzeugen- regelung einzuführen – um das Schweigen der Beteiligten in den meisten Fällen zu durchbrechen. Im Justizministerium hieß es am Mittwoch nur, dass der Begriff des „Amtsträgers“ in der Novelle präzi- siert werden solle. (red) Seite 10, Kommentar Seite 44 Kurzarbeit wird reformiert Verlängerung auf zwei Jahre und Entlastung der Betriebe Wien Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SP) hat am Mittwoch die Ausdehnung der Kurzarbeit von 18 auf 24 Monate angekündigt. Möglicherweise kommt es noch vor dem Sommer auch zu der von der Industrie lauthals geforderten Verbilligung der Kurzarbeit aus Ar- beitgebersicht. Entsprechende Verhandlungen auf Sozialpartnerebene sind be- reits initiiert worden, allerdings verlaufen diese zäh. Die Gewerk- schaft soll die Übernahme von So- zialbeiträgen durch das Arbeits- marktservice an die Anhebung des Arbeitslosengeldes koppeln, heißt es. (red) S. 13, Kommentar S. 44 Riad/Kairo Begleitet von einer Drohbotschaft Al-Kaidas einerseits und Friedenshoffnungen anderer- seits hat US-Präsident Barack Oba- ma am Mittwoch seine Reise durch mehrere arabische und europäi- sche Länder angetreten. Obama wurde in Saudi-Arabien von König Abdullah empfangen. Zeitgleich tauchte eine Osama Bin Laden zu- geschriebene Botschaft auf, in wel- cher der Al-Kaida-Chef den USA mit einem Verweis auf den Krieg in Afghanistan und Pakistan eine feindliche Politik gegenüber den Muslimen vorwirft. Vor Bin Laden hatte bereits des- sen Vize Ayman al-Zawahiri dem US-Präsidenten in einer Botschaft ausgerichtet, dass er in Ägypten „nicht willkommen“ sei. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo hält Obama heute, Donnerstag, eine Rede an die islamische Welt, von der er laut eigener Aussage eine Verbesserung der Beziehungen er- wartet. (red) Seite 7 Al-Kaida droht USA zum Start von Obamas Nahostreise THEMA Seiten 2–6

derStandard · 2017. 6. 21. · Abdullah empfangen. Zeitgleich tauchte eine Osama Bin Laden zu-geschriebeneBotschaftauf,inwel-cher der Al-Kaida-Chef den USA miteinemVerweisaufdenKriegin

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Page 1: derStandard · 2017. 6. 21. · Abdullah empfangen. Zeitgleich tauchte eine Osama Bin Laden zu-geschriebeneBotschaftauf,inwel-cher der Al-Kaida-Chef den USA miteinemVerweisaufdenKriegin

D o n n e r s t a g , 4 . J u n i 2 0 0 9 | Ö s t e r r e i c h s u n a b h ä n g i g e T a g e s z e i t u n g | H e r a u s g e g e b e n v o n O s c a r B r o n n e r | € 1 , 4 0

derStandardEU-Wahl: Reportagen,Themen, Kandidaten

So etwas wäre in Deutschlandnicht möglich. So eine Politiker-diskussion wie Dienstagabendmit den Spitzenkandidaten fürsEU-Parlament wäre im deut-schen TV nicht möglich. Ers-tens, weil solche Parteien wiedie FPÖ und das BZÖund solche Spitzenkan-didaten dieser beidenParteien nicht auf einenationale Ebene kämen. Nichtins EU-Parlament und nicht inden deutschen Bundestag.Zweitens, weil das allgemeineintellektuelle und rhetorischeNiveau deutscher Politiker ein-fach höher ist – oder, genauer,weil das Niveau deutscher Poli-tiker, die dort ins Fernsehendür-

fen, höher ist. Unsere Politikerhaben vielleicht andere Qualitä-ten – die akzeptablen nehmenetwa nicht so den Mund voll wiemanche deutschen Herrschaf-ten. Aber deutsche Europapoli-tiker wie etwa Elmar Brok (CDU)

oder Martin Schulz(SPD) können sich a)ausdrückenundb) eini-germaßen luzid über

Europa reden. Unsere – und daswar in der „Elefantenrunde“, dieeher eine Mäusleinrunde war,deutlich zu merken – verlierensich in kleinlichem Gekeife undglauben, dass der Wähler nurpopulistischen Blödsinn hörenwill. Die Deutschen sind seltenVorbild, hier aber schon.

Deutsches Vorbild

RAUBewölkung im Gebirge lockert imLauf des Vormittags auf. Schauersind möglich. Die Maxima liegenbei 20 Grad. Seite 40

WETTER

Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12NetBusiness, Wissenschaft . . . 20Kommunikation . . . . . . . . . . . 38Veranstaltungen . . . . . . . . . . 40Kino, Sudoku, Rätsel . . . . . . . 41TV, Switchlist . . . . . . . . . . . . 42Kolumne Paul Lendvai . . . . . . 43

STANDARDS

AUA-Sparpaketreicht nicht, nun

KündigungenVorstand Bierwirth im Standard-Gespräch:

Jobs werden in der Verwaltung abgebautWien/Moskau – Der Austrian Air-lines stehen weitere finanzielleEinschnitte bevor. Das im Frühjahrgeschnürte Sparpaket in Höhe von225 Millionen Euro werde nichtausreichen, sagte AUA-VorstandAndreas Bierwirth in einem Exklu-sivgespräch mit dem Standard inMoskau. In der Verwaltung sollenJobs abgebaut werden. Wie vieleArbeitsplätze gefährdet seien,wollte Bierwirth nicht beziffern. Ermöchte den Gesprächen mit demBetriebsrat nicht vorgreifen.

Die Sparmaßnahmen haben lautBierwirth nichts mit der angemel-deten Übernahme der AUA durchdie deutsche Lufthansa zu tun,sondern mit den krisenbedingtsinkenden Durchschnittspreisen.Dementsprechend müsse die Kos-tenstruktur angepasst werden.

Bierwirth rechnet nicht damit,dass es zu Auflagen der EU-Kom-mission kommen wird, die dieÜbernahme noch zum Scheiternbringen könnte. Eine Entschei-dung der Kommission, die geradedie kartellrechtlichen Auswirkun-gen des Deals prüft, werde im Julierwartet.

EU-Auflagen, Strecken nach

RusslandanKonkurrentenabzuge-ben, erwartetBierwirth – anders alsNiki Lauda – nicht: Auf den Stre-cken nach Russland gebe es genugWettbewerb durch den heimi-schen Mitbewerber FlyNiki, dererst vor einem halben Jahr eine Ko-operation mit der russischen Air-line S7 eingegangen ist. (red)

Seite 14

Kopf des Tages Jakob Edvard KuupikKleist gewann mit seiner linkenInuitpartei die grönländischenWahlen. Seiten 8 und 44

Teure EURO-Sicherheit 44 MillionenEuro kostete die Fußball-Europa-meisterschaft im Vorjahr das In-nenministerium. Trotzdem gab esmehr Kriminalität. Seite 10

Hiobsbotschaft für Madoff-Anleger Eu-ropäische Investoren könnten leerausgehen, weil Treuhänder HSBCLuxemburg noch keine Ansprücheangemeldet hat. Seite 10

Harnoncourt bei der Styriarte Der Di-rigent will beim steirischen Musik-festival George Gershwins Porgyand Bess von Entstellungen befrei-en. Foto: APA Interview Seite S 4

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Nachrichten in Echtzeit auf

GZ: 02Z030924T · P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien · Nr. 6194 · Adresse: 1010 Wien, Herrengasse 19–21 · Abo-Service Tel. 0810 20 30 40 · http://derStandarddigital.at · D € 2,20 / B € 2,80 / HUF 450 / SK € 2,20 (SK 66.28) / KČ 65

HEUTE MIT

Mit Umwelttechnik kannman verdienen EcoStandard Seiten 25–32

Linzer Kulturzentrum Ursulinenhof in Flammen

Ein Großbrand beschädigte am späten Mittwoch-nachmittag Oberösterreichs LandeskulturzentrumUrsulinenhof mitten in der historischen Linzer City.Gegen 16.30 Uhr war der Dachstuhl des Gebäudes

in Vollbrand geraten, das Obergeschoß stand inFlammen.Die Feuerwehr startete einenGroßeinsatz,der Schaden geht in Millionenhöhe. Die Brandursa-che war zunächst unklar. Foto: Saxx Seite 10

Fiedler für KronzeugenregelungKorruptionsbarometer: Österreichs Wirtschaft „anfällig“

Wien – Die Österreicher schätzendie politischen Parteien, aber auchdie private Wirtschaft und die Me-dien als „überdurchschnittlichkorruptionsanfällig“ ein. Das ergabeine Gallup-Umfrage, die derÖsterreich-Ableger von Transpa-rency International (TI), einem in-ternationalen Verein zur Korrup-tionsbekämpfung, am Mittwochpräsentierte. Franz Fiedler, ehema-liger Rechnungshof-Präsident undTI-Österreich-Chef, nahm das zumAnlass, die Pläne von Justizminis-terin Claudia Bandion-Ortner zurNovellierung des Antikorruptions-gesetzes zu kritisieren. Noch vordem Sommer soll die Novelle inBegutachtung gehen, bei der dieStrafbestimmungen für das „An-füttern vonAmtsträgern“nachPro-testen aus der Wirtschaft ent-schärft werden könnten.

Fiedler fordert dagegen, für Kor-ruptionsfälle eine Kronzeugen-regelung einzuführen – um dasSchweigen der Beteiligten in den

meisten Fällen zu durchbrechen.Im Justizministerium hieß es amMittwoch nur, dass der Begriff des„Amtsträgers“ in der Novelle präzi-siert werden solle. (red)

Seite 10, Kommentar Seite 44

Kurzarbeit wird reformiertVerlängerung auf zwei Jahre und Entlastung der Betriebe

Wien – Sozialminister RudolfHundstorfer (SP) hat am Mittwochdie Ausdehnung der Kurzarbeitvon 18 auf 24 Monate angekündigt.Möglicherweise kommt es nochvor dem Sommer auch zu der vonder Industrie lauthals gefordertenVerbilligungderKurzarbeit ausAr-beitgebersicht.

Entsprechende Verhandlungenauf Sozialpartnerebene sind be-reits initiiert worden, allerdings

verlaufen diese zäh. Die Gewerk-schaft soll die Übernahme von So-zialbeiträgen durch das Arbeits-marktservice an die Anhebung desArbeitslosengeldes koppeln, heißtes. (red) S. 13, Kommentar S. 44

Riad/Kairo – Begleitet von einerDrohbotschaft Al-Kaidas einerseitsund Friedenshoffnungen anderer-seits hat US-Präsident Barack Oba-ma am Mittwoch seine Reise durchmehrere arabische und europäi-sche Länder angetreten. Obamawurde in Saudi-Arabien von KönigAbdullah empfangen. Zeitgleichtauchte eine Osama Bin Laden zu-geschriebene Botschaft auf, in wel-cher der Al-Kaida-Chef den USAmit einem Verweis auf den Krieg inAfghanistan und Pakistan einefeindliche Politik gegenüber denMuslimen vorwirft.

Vor Bin Laden hatte bereits des-sen Vize Ayman al-Zawahiri demUS-Präsidenten in einer Botschaftausgerichtet, dass er in Ägypten„nicht willkommen“ sei. In derägyptischen Hauptstadt Kairo hältObama heute, Donnerstag, eineRede an die islamische Welt, vonder er laut eigener Aussage eineVerbesserung der Beziehungen er-wartet. (red) Seite 7

Al-Kaida droht USAzum Start von

Obamas Nahostreise

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