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DGRh-S3-Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen

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Page 1: DGRh-S3-Leitlinie Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen

Die Empfehlungen finden sich in . Tab. 1–3.

Systematische Literatursuche: Evidenztabelle . Tab. 4 und 5.

Z Rheumatol 2014 · [Suppl 2] 73:109–111DOI 10.1007/s00393-014-1435-7Online publiziert: 29. August 2014© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

U. Kiltz1 · M. Stemmer2 · J. Braun1

1 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)2 Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB)

DGRh-S3-Leitlinie  Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen

10 Patienteninformation

Schlüsselfrage 14: Welche Effekte haben strukturierte Patientenschu-lungsprogramme?

10.1 Strukturiertes Schulungsprogramm

Von der Deutschen Gesellschaft für Rheu­matologie (DGRh) ist ein strukturiertes Schulungsprogramm für Patienten mit AS entwickelt worden. Das Programm wird sowohl ambulant als auch stationär angeboten.

Eine kontrollierte Studie verglich Pa­tienten mit ankylosierender Spondylitis (AS) mit und ohne Schulungsprogramm im Rahmen einer stationären Rehabili­tation [1, 2]. Schulungsteilnehmer hatten noch nach einem Jahr eine bessere Krank­heitsbewältigung durch erhöhte Selbst­wirksamkeit sowie geringere Krankheits­kosten v. a. durch weniger Arbeitsausfälle.

Empfehlung

Die Empfehlung zu Kapitel 10.1 findet sich in . Tab. 1.

10.2 Gesundheitsfördernde Verhaltensweise

Schlüsselfrage 13: Welche gesund-heitsfördernde Verhaltensweise soll empfohlen werden (Nichtrauchen, Er-nährung, [Freizeit-]Sport, Selbsthilfe-gruppe)?

Rauchende Patienten mit axialer Spondy­loarthritis (SpA) haben eine größere Ein­schränkung der körperlichen Funktions­fähigkeit als nichtrauchende Patienten („Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index“, BASFI 5,5 vs. 3,8, p=0,002; [3, 4]). Das Ausmaß struktureller Läsionen (ge­

messen am „Bath Ankylosing Spondylitis Radiology Index“, BASRI) ist bei rauchen­den Patienten höher als bei nichtrauchen­den Patienten (OR 4,72; [5]). Rauchende AS­Patienten haben mehr Schmerzen und eine höhere Krankheitsaktivität als nicht­rauchende Patienten [6]. Diese Ergebnisse konnten in den zwei großen europäischen Frühkohorten bestätigt werden [7, 8, 9].

Zum Einfluss von Ernährung gibt es keine Daten. Daten über den Einfluss von (Freizeit­)Sport liegen ebenfalls nicht vor.

Leitlinien

Tab. 1 Empfehlung 10-1

Nr Empfehlung/Statement Empfeh-lungsgrad

Evidenz

10-1 Patienten mit einer axialen SpA sollten an einem strukturierten Schulungsprogramm teilnehmen, da die Krankheitsbewälti-gung verbessert und die Krankheitskosten reduziert werden.

B 1/2+

Kommentar: Die zugrunde liegende Studie hat ein kontrolliertes, quasirandomisiertes, prospektives multizentrisches Design.

Tab. 2 Empfehlung 10-2

Nr Empfehlung/Statement Empfehlungsgrad Evidenz

10-2 Patienten sollten mit dem Rauchen aufhören, da stärkere Einbußen der Funktionsfähigkeit und eine stärkere radiologische Progression bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern nachgewiesen sind.

B 2b

Tab. 3 Empfehlung 10-3

Nr Empfehlung/Statement Empfehlungsgrad Evidenz

10-3 Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen können hilfreich sein.

KKP

109Zeitschrift für Rheumatologie · Supplement 2 · 2014  | 

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Es gibt kontrollierte Studien, die Patienten ohne und mit regelmäßiger Bewegung so­wie Patienten mit regelmäßiger Bewegung im Vergleich zu strukturierten Therapie­programmen untersuchen (Kapitel 8.3).

Empfehlung

Die Empfehlung zu Kapitel 10.2 findet sich in . Tab. 2.

10.3 Selbsthilfegruppe

Die Datenlage zu Selbsthilfegruppen ist spärlich, da keine kontrollierten Studien oder größere Kohortenstudien vorliegen. Es liegen keine Daten zum Einfluss von Selbsthilfegruppen auf den Krankheits­verlauf vor. Experten gehen allerdings davon aus, dass Selbsthilfegruppen hilf­reich in der Unterstützung von Patien­ten sein können [10]. Das betrifft sowohl die gegenseitige Beratung als auch die ge­

meinsame Organisation von Bewegungs­therapie.

Empfehlung

Die Empfehlung zu Kapitel 10.3 findet sich in . Tab. 3.

Evidenztabellen

Die Ergebnisse der systematischen Lite­ratursuche finden sich in . Tab. 4 und 5.

Korrespondenzadresse

Dr. U. KiltzDeutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)[email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. U. Kiltz, M. Stemmer und J. Braun geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

This article is part of a supplement sponsored by AbbVie, Pfizer und UCB.

Literatur

1. Bönisch A (2005) Evaluation eines Schulungspro-gramms für Patienten mit Spondylitis ankylosans. In: Pertermann F (Hrsg) Prädiktion, Verfahrensopti-mierung und Kosten in der medizinischen Rehabi-litation. Regensburg, S 51–102

2. Krauth C (2005) Gesundheitsökonomische Evalua-tion eines Patientenschulungsprogramms Spon-dylitis ankylosans in der stationären Rehabilita-tion. In: Petermann F (Hrsg) Prädiktion, Verfahrens-optimierung und Kosten in der medizinischen Re-habilitation. Regensburg, S 103–143

3. Ward MM et al (2005) Risk factors for functional li-mitations in patients with long-standing ankylo-sing spondylitis. Arthritis Rheum 53(5):710–717

Tab. 4 Evidenztabelle für im Kapitel 10 Patienteninformation zitierte Fall-Kontroll-Studien; Studiencharakteristika

Studie, Autor Jahr Population Kontrolle Ziel/Intervention Ergebnisse Kommentar Evidenz

Plasqui et al. [11]

2012 25 Patienten mit AS

25 nach Alter, Ge-schlecht und BMI gematchte gesunde Kontrollpatienten

Tägliche körperliche Aktivi-tät (gemessen mit Accelero-meter), körperliche Fitness (gemessen mit Ergometer) und FFMI

Kein Unter-schied zwischen Patienten und Kontrollen

Diese Studie ist zu klein, um übertragbare Schlussfolgerungen ziehen zu können

3b

Weismann et al. [12]

2010 145 AS-Pa-tienten

306 Patienten mit mechanischem Rü-ckenschmerz

Entwicklung eines Fragebo-gens, welcher die Differen-zierung zwischen Patienten mit SpA und mit mecha-nischem Rückenschmerz, erlaubt

Die 12 ausge-wählten Items zeigen eine Sen-sitivität von 67,4 und eine Spezifi-tät von 94,6%

Fragebogen zielt auf die Erkennung von AS-Pa-tienten innerhalb einer Population mit Rücken-schmerzen

4

AS ankylosierende Spondylitis, BMI Body-Mass-Index, FFMI Fettfreie-Masse-Index.

Tab. 5 Evidenztabelle für im Kapitel 10 Patienteninformation zitierte Kohortenstudien; Studiencharakteristika

Studie, Autor Jahr Population Ziel/Intervention Ergebnisse Kommentar Evidenz

Chung et al. [8]

2012 647 Patienten mit axSpA (Teil der DESIR-Kohorte)

Einfluss des Rauchens auf die Ausprägung der SpA

Multivariate Analyse zeigt, dass Rauchen mit einem früheren Erkrankungsbeginn, einer hö-heren Krankheitsaktivität und einem schlech-teren Funktionsstatus verknüpft ist

GESPIC zeigt ähnliche Daten [9, 13, 14]

2b

Dougados et al. [7]

2011 708 Patienten mit entzündlichem Rücken-schmerz (DESIR-Kohorte)

Soziodemographi-sche Charakteristika, klinische Ausprägung, Krankheitsaktivität und Funktionsfähigkeit

181 Patienten erhielten Diagnose AS, 475 die Diagnose einer nr-axSpA

2b

Ward et al. [5] 2009 398 Patienten mit AS (Teil der PSOAS-Kohorte mit >20-jähriger Erkran-kungsdauer)

Identifizierung demo-grafischer, klinischer und immunogeneti-scher Variablen, die einen schweren Verlauf anzeigen

Einen besonders hohen Quotient von BASRI/Dauer der AS Erkrankung wiesen männliche Patienten auf (OR 1,9) und Raucher (OR 4,72) auf. Bestimmte HLA-B Subtypen wiesen ein ebsonders hohes Risiko auf (OR 11,73)

2b

AS ankylosierende Spondylitis, axSpA axiale Spondyloarthritis, BASRI „Bath Ankylosing Spondylitis Radiology Index“, GESPIC „German Spondyloarthritis Inception Cohort“, nr-axSpA nichtröntgenologische axiale SpA,OR Odds Ratio, SpA Spondyloarthritis.

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Leitlinien

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4. Ward MM (2002) Predictors of the progression of functional disability in patients with ankylosing spondylitis. J Rheumatol 29(7):1420–1425

5. Ward MM et al (2009) Clinical and immunogenetic prognostic factors for radiographic severity in an-kylosing spondylitis. Arthritis Rheum 61(7):859–866

6. Mattey DL et al (2011) Relationship between smo-king and patient-reported measures of disease outcome in ankylosing spondylitis. J Rheumatol 38(12):2608–2615

7. Dougados M et al (2011) The DESIR cohort: a 10-year follow-up of early inflammatory back pain in France: study design and baseline characteris-tics of the 708 recruited patients. Joint Bone Spine 78(6):598–603

8. Chung HY et al (2012) Smokers in early axial spon-dyloarthritis have earlier disease onset, more di-sease activity, inflammation and damage, and poorer function and health-related quality of li-fe: results from the DESIR cohort. Ann Rheum Dis 71(6):809–816

9. Poddubnyy D et al (2012) Baseline radiographic damage, elevated acute-phase reactant levels, and cigarette smoking status predict spinal radiogra-phic progression in early axial spondylarthritis. Ar-thritis Rheum 64(5):1388–1398

10. Feldtkeller E (2002) Do patient self-help orga-nizations help? Best Pract Res Clin Rheumatol 16(4):667–673

11. Plasqui G et al (2012) Physical activity and body composition in patients with ankylosing spondyl-itis. Arthritis Care Res (Hoboken) 64(1):101–107

12. Weisman MH et al (2010) Development and vali-dation of a case ascertainment tool for ankylosing spondylitis. Arthritis Care Res (Hoboken) 62(1):19–27

13. Poddubnyy D et al (2011) Rates and predictors of radiographic sacroiliitis progression over 2 years in patients with axial spondyloarthritis. Ann Rheum Dis 70(8):1369–1374

14. Poddubnyy D et al (2012) Effect of non-steroidal anti-inflammatory drugs on radiographic spinal progression in patients with axial spondyloarthri-tis: results from the German Spondyloarthritis In-ception Cohort. Ann Rheum Dis 71(10):1616–1622

111Zeitschrift für Rheumatologie · Supplement 2 · 2014  |