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1 Die 6. ID im Ostfeldzug, Juni 1941 - März 1943 von Karl-Wilhelm Maurer 09/12n Vorbemerkungen: Die Divisionsstäbe mussten in den Kriegsjahren täglich einen Situationsbericht an den Generalstab des Heeres abgeben. Sie wurden in Tagebüchern festgehalten. Diese Berichte waren für die Kriegsführung äußerst wichtig, denn sie zeigten an, ob die strategische Planung, nach der Befehle herausgegeben wurden, auch tatsächlich umgesetzt werden konnten. Bei Abweichungen mussten neue Überlegung angestellt werden, die auf die jeweilige Situationen vor Ort aufbauten. Daraus entstanden dann die aktuellen Tagesbefehle. Anm.: So hätte es sein sollen. Adolf Hitler hatte sich aber am 19.12.1941 selbst zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht ernannt, und er missachtete die Frontbericht nach dem Motto: was nicht sein darf, kann auch nicht sein. Das kostete der deutschen Wehrmacht sehr viele Menschenleben und vieles mehr. Dem OKW dienten die Berichte von der Front aber auch für die Öffentlichkeitsarbeit. Unter dem Schlagwort „Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt“ wurde täglich um die Mittagszeit über den Rundfunk das Neueste gesendet. Es liegt auf der Hand, dass diese Nachrichten zu Kriegs- ende nicht immer aktuell und umfassend und auch häufig geschönt waren. Soweit die Vorbemerkungen zu diesem Bericht. Percy E. Schramm hat die Berichte unter dem Titel „Kriegstagebuch des OKW“ herausgegeben; © by Bernhard & Graefe Verlag GmbH & Co KG, Bonn - ISBN 3-8289-0525-0. „Die Wehrmachtsberichte 1939-1945“ erschienen im © Biblio Verlag, Osnabrück – ISBN 3-89340-004-4. Die 6. Infanterie-Division wurde am 26. August 1939 unter dem Kommandeur, GenLt Arnold Frei- herr von Biegeleben, (Stab in Bielefeld) im Wehrkreis VI in klassischer Besetzung – jedoch mit 2 Artil- lerie-Regimentern – mobilisiert. Im April 1941 wurde die Division von Frankreich nach Ostpreußen verlegt, durchbrach zu Beginn des Ostfeldzuges am 22.6.41 östlich von Goldap die russischen Grenz- befestigungen und überschritt am 23. 6. ca. 25 km südlich von Kaunas die Memel (Njemen) im Verband des VI. AK. Dieses Korps marschierte am linken Rand der 9. A, HGr Mitte/Pz-Gr 3. – Die 6. ID gehörte bis Kriegsende - mit etlichen Armee-Wechseln - immer zur HGr Mitte. Zitate aus dem OKW-Tagebuch unter der Überschrift „ Lage“ bzw. „es haben erreicht“: 24. Juni – HGr M schlägt vor, die Pz-Gr 3 nicht auf Minsk einzudrehen, sondern mit Rücksicht auf den bisherigen schnellen Erfolg unverzüglich gegen die Linie Witebsk-Polotsk (Polozk) weiter anzusetzen, um ein Festsetzen des Gegners hinter der Düna und dem Dnjepr zu verhindern. … VI. AK hat Brückenköpfe über den Njemen ostwärts Prienai. 27. Juni – … VI. AK Babriskes – Olkieniki, ca. 25 km westl. von Wilna. 5. Juli … VI. AK ostw. Smorgonie – Michaliszki, ca. 75 km östlich von Wilna 6. Juli – Die Bewegungen der 2. und 9. Armee verlaufen planmäßig, die Wegeverhältnisse sind durch das Wetter der letzten Tage sehr schlecht geworden. 9. Juli – … VI. AK um und südl. Gleboki, ca. 80 km südwestl. von Polock (Polozk).

Die 6. ID im Ostfeldzug, Juni 1941 - März 1943€¦ · Dem OKW dienten die Berichte von der Front aber auch für die Öffentlichkeitsarbeit. Unter dem ... Welikije Luki zurücknehmen

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    Die 6. ID im Ostfeldzug, Juni 1941 - März 1943 von Karl-Wilhelm Maurer 09/12n

    Vorbemerkungen: Die Divisionsstäbe mussten in den Kriegsjahren täglich einen Situationsbericht an den Generalstab des Heeres abgeben. Sie wurden in Tagebüchern festgehalten. Diese Berichte waren für die Kriegsführung äußerst wichtig, denn sie zeigten an, ob die strategische Planung, nach der Befehle herausgegeben wurden, auch tatsächlich umgesetzt werden konnten. Bei Abweichungen mussten neue Überlegung angestellt werden, die auf die jeweilige Situationen vor Ort aufbauten. Daraus entstanden dann die aktuellen Tagesbefehle. Anm.: So hätte es sein sollen. Adolf Hitler hatte sich aber am 19.12.1941 selbst zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht ernannt, und er missachtete die Frontbericht nach dem Motto: was nicht sein darf, kann auch nicht sein. Das kostete der deutschen Wehrmacht sehr viele Menschenleben und vieles mehr. Dem OKW dienten die Berichte von der Front aber auch für die Öffentlichkeitsarbeit. Unter dem Schlagwort „Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt“ wurde täglich um die Mittagszeit über den Rundfunk das Neueste gesendet. Es liegt auf der Hand, dass diese Nachrichten zu Kriegs-ende nicht immer aktuell und umfassend und auch häufig geschönt waren. Soweit die Vorbemerkungen zu diesem Bericht.

    Percy E. Schramm hat die Berichte unter dem Titel „Kriegstagebuch des OKW“ herausgegeben; © by Bernhard & Graefe Verlag GmbH & Co KG, Bonn - ISBN 3-8289-0525-0. „Die Wehrmachtsberichte 1939-1945“ erschienen im © Biblio Verlag, Osnabrück – ISBN 3-89340-004-4. Die 6. Infanterie-Division wurde am 26. August 1939 unter dem Kommandeur, GenLt Arnold Frei-herr von Biegeleben, (Stab in Bielefeld) im Wehrkreis VI in klassischer Besetzung – jedoch mit 2 Artil-lerie-Regimentern – mobilisiert. Im April 1941 wurde die Division von Frankreich nach Ostpreußen verlegt, durchbrach zu Beginn des Ostfeldzuges am 22.6.41 östlich von Goldap die russischen Grenz-befestigungen und überschritt am 23. 6. ca. 25 km südlich von Kaunas die Memel (Njemen) im Verband des VI. AK. Dieses Korps marschierte am linken Rand der 9. A, HGr Mitte/Pz-Gr 3. – Die 6. ID gehörte bis Kriegsende - mit etlichen Armee-Wechseln - immer zur HGr Mitte. Zitate aus dem OKW-Tagebuch unter der Überschrift „ Lage“ bzw. „es haben erreicht“:

    24. Juni – HGr M schlägt vor, die Pz-Gr 3 nicht auf Minsk einzudrehen, sondern mit Rücksicht auf den bisherigen schnellen Erfolg unverzüglich gegen die Linie Witebsk-Polotsk (Polozk) weiter anzusetzen, um ein Festsetzen des Gegners hinter der Düna und dem Dnjepr zu verhindern. … VI. AK hat Brückenköpfe über den Njemen ostwärts Prienai. 27. Juni – … VI. AK Babriskes – Olkieniki, ca. 25 km westl. von Wilna. 5. Juli – … VI. AK ostw. Smorgonie – Michaliszki, ca. 75 km östlich von Wilna 6. Juli – Die Bewegungen der 2. und 9. Armee verlaufen planmäßig, die Wegeverhältnisse sind durch das Wetter der letzten Tage sehr schlecht geworden. 9. Juli – … VI. AK um und südl. Gleboki, ca. 80 km südwestl. von Polock (Polozk).

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    14. Juli – … VI. AK südlich und südwestl. Polock 20. Juli – … VI. AK hat im Angriff Straße Gorodok – Newel erreicht. 22. Juli – … VI. AK tritt aus bisherigen Räumen (ca. 65 km südlich von Newel) am 23.7. den Weitermarsch nach Nordosten an. – Korps-Nachbar XXIII. AK hat zusammen mit dem L. AK (16.A/HGr. Nord) den Kessel westl. von Newel verengt und das Waldgebiet südl. Newel gesäubert. 23. Juli – … VI. AK westl. Surash. … (Zu oben: HGr. Nord: Bei der 16. Armee wurden die Kämpfe um die eingeschlossene Feindgruppe west. Newel nach deren Vernichtung beendet. Reste von 3 feindlichen Div. wurden vernichtet. Bisher 4500 Gefangene, sowie zahlreiche Beute. Das L. AK – mit 251. ID – hat mit den vordersten Teilen den Bahnhof Isotscha erreicht.)

    24. Juli – … VI. AK erreicht im Marsch nach NO am 25.7. die Linie Wjelish – Zerkowischtsche. Wetter am 25.7.: Bewölkt, z. T. starke Niederschläge 29. Juli – 9. Armee, PzGr 3: … VI. AK ist der PzGr 3 unterstellt, hält mit 26. ID die Linie Iljino – Welischtschi. Korps-Nachbar L. AK (mit 251. ID) mußte durch starken Feinddruck Teile vom Ost- auf das Westufer des Lowat-Abschnittes hart westl. Welikije Luki zurücknehmen – zum Missfallen des OKH!. 30. Juli – … 6. ID löst Teile 14. ID mot ab. … Wetter: Sonnig, heiß. 31. Juli – … VI. AK wehrt mit Teilen 6. ID und 14. ID mot Angriffe ostw. Sokowitschino ab … 8. August – … Bei VI. AK wurden von der 26. ID stärkere Feindangriffe gegen die Düna abgewehrt.

    Der HGr Mitte war ein Stopp im Vormarsch befohlen, der am 2. Oktober aufgehoben wurde.

    17. August – 9. Armee: Unverändert. Marschbewegungen der PzGr 3 verlaufen planmäßig. Wetter: Sonnig, heiß. 1. September – … linker Flügel VI. AK südl. und nördl. von Koslichino = ca. 15 km von Sokowitschino entfernt. 9. September – 6. ID übernimmt am 10.9. den Befehl im bisherigen Abschnitt der 129. ID . Die 26. ID, VI. AK, hat Borki genommen. Sonst unverändert. Wetter: trocken 17. September – HGr Mitte: … Der Eindruck, daß der Gegner sich stellenweise zur Verteidigung einrichtet, verstärkt sich. 30. September – PzGr 3: Einrücken der Verbände in die Bereitstellungsräume planmäßig. Wetter: Bedeckt, trocken. 5. Oktober – … VI. AK sichert in Bjeloj nach Norden und Süden und erreicht mit der 110. ID von Westen her Bjeloj. 11. Oktober – PzGr 3 bildete einen Brückenkopf bei Pogorreloje (ca. 40 km südöstlich von Rshew) und nahm Subzow; dort keine Wolgabrücken. – VI. AK hat nach hartem Kampf die Feindstellungen 30 km westlich von Sytschewka durchbrochen. – Der nördliche Korps-Nachbar, das XXIII. AK, brach in die ausgebauten Stellungen westlich der Wolga ein; hier starke Verminungen. Es haben erreicht: … VI. AK: Vorderste Division Gawrilowa. XXIII. AK: Olenino (Süden) – Cholmezy – Dunowa – Moschki (14./451.IR: am 9.10.in Lugi, 10. in Gorki, 11.in Moschki) 13. Oktober – … Der Nordflügel der 9. Armee setzte den Durchbruch durch die Wolga-Stellungen fort und erreichte den Westrand von Rshew. Der Feind versuchte, nach Osten und Nordosten über die Wolga zu entkommen. Es haben erreicht: … VI. AK: Nikitje; XXIII. AK: Westrand Rshew – 12 km südwestl. Jelzy (Obere Wolga). 14. Oktober – … Vor dem Angriff der Nordflanke der 9. Armee wich der Gegner weiter nach Osten aus. Es haben erreicht: … VI. AK übernahm Sicherungen zwischen Nikitje und Gegend 10 km südlich Rshew. XXIII. AK: Nord-, West- und Südrand Rshew. Wetter: klar 15. Oktober – Rshew wurde(206. ID) genommen. Die Marschbewegungen der 9. Armee wurden durch Schneetreiben und Schneeverwehungen, später durch einsetzendes Tauwetter stark gehemmt. PzGr 3 – Wegbereiter für die nachfolgende Infanterie – säubert Kalinin von eingeschlossenen Feindkräften. Neue Feindkräfte werden im Raum Kalinin von Südosten und Norden herangeführt und greifen erneut mit Artl.-Unterstützung an. Alle Angriffe wurden abgewehrt. Es haben erreicht: … VI. AK (26. ID; 6.ID; 110. ID) Gegend südlich Rshew . XXIII. AK (251. ID; 256. ID; 102. ID; 206. ID (von VI. AK)) Stadt Rshew bis Mologino (25 km nördlich von Rshew). Wetter und Wegezustand: Unverändert schlecht.

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    Mitte Oktober 1941 bilden die Naht zwischen HGr Nord und HGr Mitte: die 253. ID/ II. AK (253. ID; 123. ID; 12. ID; 32. ID)/16. A und die 251. ID/XXIII. AK (Zusammensetzung s. Seite 2) /9. A Es haben am 15. Okt. erreicht: 16. Armee: A.A. 253. ID nordwestlich Pljuschtschewa, mit der 123. ID die Linie Kustyn – Höhe 360 – Seespitze südwestlich Ostaschkow. Zu dieser Zeit war die Front geschlossene; Anfang 1942 klaffte zwischen den beiden Heeres-Gruppen eine breite Lücke.

    16. Oktober – … Kalinin ist fest in eigener Hand. … PzGr 3 trat am Spätnachmittag mit Teilen in Richtung Torshok an. … Es haben erreicht: … VI. AK: 6 km südwestlich Koledino. XXIII. AK: Rshew – 6 km nördl. Mologino. 17. Oktober – Es haben erreicht: … VI. AK südwestl. Staritza und südl. Rshew. XXIII. AK: Pawlikowa – Okowtzy. Wetter: nachts Frost, tagsüber Tauwetter. Wege morgens brauchbar, am Tage grundlos. 18. Oktober – Es haben erreicht: … VI. AK westlich Staritza. XXIII. AK nördlich Mologino – Olechowa und nordwestlich. 19. Oktober – … Der nordostw. Staritza über die Wolga gegangene Feind wurde durch Angriff der 6. ID teils nach Nordosten, teils über die Wolga zurück geworfen. … XXIII. AK setzte die Umgruppierung für den Angriff nach Norden und Nordosten fort. 22. Oktober – Es haben erreicht: … VI. AK erweiterte Brückenkopf der 6. ID. Wetter: Unverändert. Straßenzustand weiter verschlechtert. 24. Oktober – VI. und XXIII. AK setzten ihre Angriffe nach Norden mit gutem Erfolg fort, wobei der Feind in harten Kämpfen aus den Wäldern geworfen werden mußte. Es haben erreicht: … VI. AK ostw. Newerowo. XXIII. AK mit den beiden rechten Div. Straße Staritza – Selisharowo. 26. Oktober – Es haben erreicht: VI. AK: Brückenköpfe über Tjima mit der 6. ID und 26. ID. XXIII. AK mit der 102. ID bis Sokolowo und nördl. Borosowo. 31. Oktober – Es haben erreicht: VI. AK: 26. ID hat linken Abschnitt der 6. ID übernommen. Linker Flügel der 26. ID wird durch 206. ID (XXIII. AK) abgelöst. 206. ID mit rechtem Flügel an Bahn Rshew - Torshok. 251. ID (XXIII. AK) liegt mit rechtem Flügel bei Pashina. 253. ID (jetzt XXIII. AK) hat das Übersetzen über die obere Wolga weiter ausgebaut. Wetter: Mit Schnee vermischte Niederschläge haben Wegezustand weiter verschlechtert. 1. November – Es haben erreicht: … VI. AK 3 km nordwestlich Spitschewo – 8 km nordwestlich Strushnja. Linker Flügel 251. ID und 102. ID (XXIII. AK) liegen im Bachabschnitt B. Koscha. 2. November – 110. und 6. ID erreichten im Angriff nach Nordosten die Tjma. 14. November – Im Abschnitt des VI. AK verstärkte sich das feindliche Artl.-Feuer. 21. November – Gegen den Nordrand von Kalinin sowie bei VI. AK im Abschnitt der 6. und 26. ID ist feindl. Artl.- und Granatwerfer-Störungsfeuer. 29. November – 9. Armee wies während des ganzen Tages wiederholte feindliche Angriffe gegen das VI. AK und den rechten Flügel des XXIII. AK mit Schwerpunkt südlich Torshok ab. Die Kämpfe dauerten am Abend noch an. Wetter: Leichter Frost, stellenweise geringer Schneefall 5. Dezember – Bei der 9. Armee begann der für den heutigen Tag erwartete russische Angriff beider-seits Kalinin in den Morgenstunden und dauerte in unverminderter Heftigkeit den ganzen Tag über an. Es gelang dem Feind, bei 86., 162. und 161. ID über die Wolga vorzustoßen und an der Naht zwischen 86. und 162. ID die Straße Kalinin – Klin zu überschreiten. Alle Einbruchstellen konnten jedoch abgeriegelt werden. Wetter: Frost bis zu 35 Grad. 6. Dezember – 9. Armee: XXVII. AK erreichte durch Gegenstöße wieder das Südufer der Wolga mit Ausnahme auf der Naht zwischen 86. und 162. ID. An der übrigen Front Ruhe. Wetter: Starker Frost, zum größten Teil klar, bis zu 38 Grad Kälte. Wege: unverändert.

    OKW-Lageberichte 7. Dezember 19411 1Bei den nachfolgenden Lageberichten (vom 7.12.-30.12.1941) handelt sich um die geheimen Zusammenstellungen

    wichtiger militärischer Nachrichten Nr. 576-599 des OKW, Amt Ausland/Abw. Sie sind jeweils vom nachfolgenden Tage datiert. (Anm.: Am frühen Morgen des 6. Dezember begann die sowjetische Winteroffensive an der Front um Moskau.)

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    Anschlußkarte „Rshew und Umgebung“ siehe pdf-Datei „Einband-Rshewreisen“ Ausschnitt aus: Sonderausgabe! XII. 40 Nur für den Dienstgebrauch! Maßstab: 2 cm = 6,5 km Reichsamt für Landesaufnahme, Berlin 1940 Die unterstrichenen Orte markieren den Weg des 451.IR/ 251. ID, ausgeführt von Lt. R. Maurer, 14. Kp.

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    7. Dezember – … Südostwärts Kalinin griff der Feind weiter über die Wolga an. Hier waren die ersten Kämpfe noch im Gange. Südwestlich Kalinin wurde der Feind auf die Wolga zurückgeworfen. Lt. Maurer 14./451.IR/251. ID: „Ganz plötzlich kommt der Ablösungsbefehl in unserer Stellung bei Cholmjetz (ca. 40 km nordwestlich von Staritza). Die 206. ID (vom VI. AK) löst uns ab…. Der Marsch soll motorisiert vor sich gehen; es scheint Eile gebo-ten zu sein. 9. Dezember: Morgens ist Aufbruch. … Unser Marsch ging auf der Rollbahn bis ca. 8 km südwestl. vom Bahnhof Staritza. Um 21 Uhr gab’s Alarm. Südlich Kalinin ist beim XXVII. AK im Abschnitt der 162. ID der Russe in einer Breite von 10 km und Tiefe etwas mehr als 10 km eingebrochen. Das 303. IR ist so ziemlich aufgerieben. Wir rücken noch in der Nacht ab und sind am 10. Dez. morgens am Gefechtsstand der 162. ID.

    10. Dezember – … Feindteile konnten bis an die Straße 15 km südl. Kalinin heran vorstoßen. Die Abriegelung war im Gange. 12. Dezember – … Gegen wiederholte Angriffe 10 km westl. Kalinin konnten nach vorübergehendem Einbruch unter Einsatz der letzten Reserven die HKL wiedergewonnen werden. Wetter: Tau, leichter Regen, gegen Abend Frost. 13. Dezember – Bei der nördlichen (3.) PzGr griff der Feind auf der ganzen Ostfront heftig an und ver-hinderte dadurch das planmäßige Zurückgehen. … Betriebsstoffmangel behindert das Zurückführen der Verbände. 13. Dezember – Die Räumung von Kalinin verlief bisher ungestört und planmäßig. An der Nordfront der HGr sind keine wesentlichen Kämpfe. Wetter: Zunehmender Frost, Schnee, Schneeverwehungen, durch die alle Bewegungen stark behindert werden. 17. Dezember – Nach Räumung von Kalinin wurde die Linie Kwakschino (Kaschina) – ostw. Boriskowa – Dan Lowskoje (Danilowskoje) gehalten, ohne daß der Feind in nennenswerter Stärke nachfühlt. Wetter: Temperaturen bis minus 13 Grad. 22. Dezember – Bei der nördl. Armee hat der Angriff südl. Torshok begonnen. Wetter: Frost, Wege hart gefroren. 25. Dezember – Bei der nördl. Armee konnten alle Angriffe und Vorstöße des Feindes, teilweise in harten Kämpfen und Gegenstößen, abgeschlagen werden. Wetter: … klar bis minus 20 Grad. 29. Dezember – An der Bahnlinie Torshok – Rshew gelang dem angreifenden Feind durch Einsatz von mindestens 4 Div. ein tiefer Einbruch. Wetter: Frost 30. Dezember – In Fortsetzung des Angriffs aus der Gegend südl. Torshok stieß der Feind bis zur Straße Staritza – Lukownikowo durch. Wetter: Klar, minus 25 bis minus 35 Grad. Auszüge aus „Lagebericht OKH“: 1. Januar 1942 – … Südostw. Darjino (ca. 10 km südöstl. von Lukownikowo) konnte der Gegner weiter nach Süden vordringen. Eigene Kräfte halten die Front ostw. Malegino (=Mologino, ca. 30 km nördlich von Rshew). 2. Januar – Bei Staritza stehen die eigenen Kräfte in harten Abwehrkämpfen gegen den stark nach-drängenden Feind im Waldgebiet südostw. der Stadt. 3. Januar – … Beiderseits der Straße Staritza – Rshew und 8 km südwestl. Nowoje (=Nowaja) stehen eige-ne Kräfte in hartem Abwehrkampf. Wetter: Tiefste Temperatur bei der 9. Armee bis minus 40 Grad. 4. Januar – In der Armeemitte ging nach heftigen Angriffen und harten Kämpfen Mologino verloren. Die Truppe hatte sich verschossen. Der Feinddruck gegen die Straße Rshew – Jelzy hält weiterhin an. 5. Januar – … Nach schweren Kämpfen konnte der Gegner Salkowo und Sybino (ca. 18 km nördl. von Rshew) nehmen und bis 6 km ostw. Bachumtowo (=Bachmatowa, ca. 20 km nordwestlich von Rshew) nach Süden vor-dringen. Dort wurde sein Angriff zum Stehen gebracht. Alle verfügbaren Kräfte stehen in der neuen HKL nordwestl. Rshew. 6. Januar – 20 km nordostw. Rshew wurde der Gegner aus dem Waldgelände geworfen und die ange-strebte HKL erreicht … (Text nicht zu entziffern) … tote Russen und an Beute 3 Geschütze, 1 Pak und 4 s.MG wurden bisher gezählt. In Richtung Rshew griff der Feind erneut an, durchstieß schwache Sicherun-gen und fühlt bis in Gegend 9 km westl. Rshew mit einzelnen Panzern vor. Vorbereitungen zur Verteidigung der Stadt sind getroffen (d. h., der Gegner hat die Wolga überschritten).

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    7. Januar – … Eigene Artl. bekämpfte Feindansammlungen an der Straße Rshew – Mologino. … Ein ei-gens von Rshew nach Westen angreifendes Btl. drang bis 3 km nordostw. Mushischtschewo (an der Straße Rshew – Mol. Tud südlich der Wolga) vor. 8. Januar – Notizen Halders: … Bei Rshew Ruhe. Feind schließt auf und stellt sich bereit. … Bei der 3. Pz-Armee Spähtrupp- und Artl.-Tätigkeit. Feindliche Vorstöße bei Mischina (15 km nordwestlich Rshew) blieben erfolglos. Mehrfache Angriffe in Btl.-Stärke westlich der Wolga wurden abgewiesen. Durch die HKL der Front nördlich von Rshew gewann der Feind weiter nach nordwesten Boden und erreichte die Gegend 18 km westnordwestl. Rshew. Wetter: Bedecktes, z. T. stürmisches Wetter mit Schneetreiben und Temperaturen von – 8 bis – 15oC. 9. Januar – … Nordwestl. Rshew schlugen die dort eingesetzten eigenen Kräfte mehrere Feindangriffe unter blutigen Verlusten für den Gegner zurück und vernichteten durchgesickerte Feindteile. Der An-griff zur Schließung der Lücke konnte in ostw. Richtung bis 4 km südsüdwestl. Bachumtowo (=Bachmato-wa) Boden gewinnen. 10. Januar – Notizen Halders: … Westlich Rshew ist der Feind anscheinend nur mit starker Aufklärung nach Süden vor-gegangen. Die Alarmmeldung am Westflügel des XXIII. AK scheint sich nicht voll zu bewahrheiten. … Feindliche Angriffe gegen die Nordfront der 3. Pz-Armee bei zunehmender feindlicher Artl.-Tätigkeit gegen die Divisionen nordostw. Rshew wurden abgewiesen. – Die SS-Kav.Brig. stand im schweren Kampf 20 km nordwestlich von Rshew. Nach 3-stündigem Kampf mit 2. russ. Ski-Btl.en mußte ein Ort aufgegeben werden. Eine Schwadron wurde aufgerieben. Um einer doppelseitigen Umfassung über-legener Feindkräfte zu entgehen, wurde die Brigade auf Druschkowa (=Truschkowo, an der Straße Rshew – Mol. Tud) zurückgenommen. 13. Januar – Notizen Halders: … „Bei Rshew ist der Feind mit starken Kräften durch die Lücke zwischen VI. und XXIII. AK nach Süden gezogen und drückt auf die Bahn Rshew – Sytschewka. Um den Bahnhof Sytschewka wird gekämpft. Damit ist die einzige Möglichkeit der Versorgung der 9. A und der 3. Pz-A. unterbrochen. Die Folgen sind nicht abzusehen. – Nachmittags meldet v. Kluge, OB der HGr Mitte, daß das AOK 9 dem XXIII. AK den Befehl zum Zurückgehen gegeben hat. Damit wird die Lage der HGr noch weiter erschwert“. 14. Januar – Notizen Halders: … „Lage südwestl. von Rshew wird immer gefährlicher. 3 – 4 Divisionen des Feindes sind bereits in unserm Rücken. XXIII. AK muß zurück genommen werden. Die Lage im Waldai-Gebiet ist sehr gespannt (= eine Frontlücke zw. H-Gruppen). – Die Gesamtlage ist so nicht mehr haltbar. Meldung v. Kluge, daß er zurückgehen muß, wenn er sich bei Rshew freikämpfen will. Der Führer sieht zwar die Notwendig-keit des Zurückverlegens ein, gibt aber keine Entscheidung. Diese Art des Führens führt zur Vernichtung des Heeres“ 19. Januar – … An der Front um Rshew konnten starke Feindangriffe von Westen und Südwesten mit Schwerpunkt an der Eisenbahn Olenino – Rshew in schweren Kämpfen abgewiesen werden. Der Oberbefehlshaber der 9. Armee, GenObst Strauß, hatte sich am 17. Januar krank gemeldet. Sein Nachfolger wurde GenObst Model, dessen erste Aufgabe es war, die Frontlücke westlich von Rshew zu schließen. GenMaj Horst Großmann, seit 25. 12.1941 Kommandeur der 6. ID, schildert in seinem Buch „RSHEW Eckpfeiler der Ostfront“ die Kämpfe im Rshew-Bogen, die bis Anfang März 1943 anhielten.

    DAS OBERKOMMANDO DER WEHRMACHT GIBT BEKANNT:

    SONNABEND, DEN 21. FEBRUAR 1942

    Im MITTLEREN ABSCHNITT DER OST-FRONT hat die Armee des Generals der Panzertruppen Model in

    vierwöchigen harten Kämpfen unter schwierigsten Witterungsverhältnissen die Masse einer feindlichen Armee

    eingeschlossen und vernichtet, sowie starke Teile einer weiteren Armee zerschlagen. Dabei verlor der Feind rund

    5000 Gefangene und 27000 Tote, 187 Panzer, 615 Geschütze, 1150 Granatwerfer und Maschinengewehre, sowie

    zahlreiches anderes Kriegsmaterial. Gleichzeitig hat diese Armee ununterbrochen schwerste Entlastungsangriffe

    des Feindes abgewiesen und auch hierbei dem Gegner große Verluste zugefügt.

    © Erlangen, den 20. August 2012 – Karl-Wilhelm Maurer, Mayr-Nusser-Weg 6, D91058 Erlangen