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1 Zweckverband Klärwerk Steinhäule Abschlussbericht zum Verbundprojekt Entwicklung einer adsorptiven Stufe zur Elimination organischer Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen Teilprojekt 1A: Datenerhebung zur Entwicklung von Planungskonzepten und Betrieb einer halbtechnischen Versuchsanlage auf der Kläranlage Steinhäule Aufstockungsantrag zu Teilprojekt 1A: Entwicklung von Planungskonzepten zum Aktivkohleeinsatz auf Abwasserreinigungsanlagen zur Elimination von Spurenschadstoffen unter Berücksichtigung des Qualitätsmanagements Sachbearbeiter: Dipl.-Ing. Georg Hiller Dipl.-Ing. Bodo Lamberth Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 02WA1020 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.

Abschlussbericht - cleaner-production.de · Die im Rahmen des Vorhabens geplanten Untersuchungen an der halbtechnischen Versuchsanlage auf dem Klärwerk Ulm Steinhäule dienten der

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Zweckverband Klärwerk Steinhäule

Abschlussberichtzum Verbundprojekt

Entwicklung einer adsorptiven Stufe zur Elimination organischer Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen

Teilprojekt 1A:

Datenerhebung zur Entwicklung von Planungskonzepten und Betrieb einer halbtechnischen Versuchsanlage auf der Kläranlage

Steinhäule

Aufstockungsantrag zu Teilprojekt 1A:

Entwicklung von Planungskonzepten zum Aktivkohleeinsatz auf Abwasserreinigungsanlagen zur Elimination von Spurenschadstoffen unter Berücksichtigung des

Qualitätsmanagements

Sachbearbeiter:

Dipl.-Ing. Georg Hiller

Dipl.-Ing. Bodo Lamberth

Das diesem Bericht zugrunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 02WA1020 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor.

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 3

2. Aufgabenstellung 4

3. Planung und Ablauf des Vorhabens 4

4. Stand der Technik zu Beginn des Vorhabens 5

5. Zusammenarbeit mit anderen Stellen 5

6. Betrieb der Versuchsanlage 5

6.1. Funktionsbeschreibung der Versuchsanlage 6

7. Meßtechnik auf der Versuchsanlage 17

8. Simulation der Adsorptionsstufe 19

8.1. Randbedingungen und Zielstellung 19

8.2. Beschreibung des Simulationsmodells Klärwerk Steinhäule und der 20

Versuchsanlage

8.2.1. Aufbau des Simulationsmodells 20

8.3. Prozessabläufe im Simulationsmodell 22

8.4. Darstellung der Ergebnisse der Kläranlagensimulation 29

8.4.1. Datenauswahl 29

8.5. Simulation der Kläranlage Steinhäule 30

8.6. Simulation der Versuchsanlage 32

8.7. Simulation der Kläranlage Steinhäule und der Versuchsanlage 36

8.8. Erweiterung der KA Steinhäule mit einer nachgeschalteten 38

Adsorptionsstufe und Sandfilteranlage

9. Wechselwirkungen der Pulveraktivkohle mit bestehenden Anlagen 39

und Bauwerken

10. Großtechnische Umsetzung unter Berücksichtigung eines

Qualitätsmanagements 40

10.1. Organisationssicherheit für die Kläranlage 40

10.2. Vorgehensweise zur großtechnischen Umsetzung 45

10.3. Kalkulation der großtechnischen Umsetzung 46

11. Zusammenfassung 49

12. Veröffentlichungen 50

13. Literaturangaben 51

3

1. Einleitung

Die Belastung zahlreicher Oberflächengewässer, die der Trinkwassergewinnung

dienen, resultiert aus der Tatsache, dass Schadstoffe durch punktuelle und diffuse

Quellen in Gewässer eingetragen werden. Seit Ende der 70er Jahre wurden verstärkt

Anstrengungen zur Verbesserung der Beschaffenheit der Fließgewässer

unternommen. Durch weitergehende Abwasserreinigungsmaßnahmen konnten

Schadstoffeinträge, bedingt durch kommunale und industrielle Abwassereinleitungen,

zwischenzeitlich deutlich verringert werden. In Deutschland werden über 90% des

kommunalen Abwassers durch Kläranlagen gereinigt. Dabei werden hauptsächlich

die Frachten der Stoffe Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor deutlich verringert. Für

diese Stoffe gibt es, abhängig von der Größenordnung (Einwohnergleichwerte im

Zufluß) der Kläranlage auch Grenzwerte für die Einleitung des Kläranlagenablaufs

ins Gewässer.

Seit einigen Jahren gibt es Messungen, daß zunehmende Konzentrationen von

Arzneimitteln, Hormonen, Drogen und anderen Komplexbildnern in

Oberflächengewässern nachgewiesen werden. Diese kommen nahezu

ausschließlich aus dem häuslichen Abwasser. Eine zukünftige Aufgabe der

Abwasserreinigung muß darin bestehen, diese Stoffe vor dem Zufluß in

Oberflächengewässer und Grundwasser zurückzuhalten. Ansonsten besteht die

Gefahr der Trinkwasserverunreinigung und negativen Beeinflussung der

menschlichen Nutzung. Auch liegen diese Stoffe in der Kläranlage in ihrer maximalen

Konzentration vor, so daß eine Elimination an dieser Stelle die wirtschaftlich

günstigste Variante darstellt. Nach der Durchmischung und Verdünnung in

Oberflächengewässer und Grundwasser ist zur Elimination ein vielfach höherer

Aufwand zu betreiben. Solche polaren und biologisch schlecht abbaubaren

Verbindungen werden bislang bei der Abwasserreinigung nur unzureichend

zurückgehalten. Deshalb ist eine zusätzliche Reinigungsstufe auf Kläranlagen

notwendig um diese Stoffe zu eliminieren.

Der Einsatz von Aktivkohle zur Elimination bestimmter Stoffe ist auf Kläranlagen kein

unbekanntes Verfahren. Zur Elimination von den oben beschriebenen organischen

Spurenstoffen wurde sie bisher noch nicht eingesetzt. Vorversuche auf der

Kläranlage Steinhäule in Neu-Ulm hatten erfolgversprechende Ergebnisse.

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2. Aufgabenstellung

Das Ziel des Forschungsvorhabens war es, die Grundlagen zu schaffen, für eine

großtechnische Umsetzung der Erweiterung der Kläranlage Steinhäule um eine

adsorptive Stufe zur Elimination organischer Spurenstoffe.

Die im Rahmen des Vorhabens geplanten Untersuchungen an der halbtechnischen

Versuchsanlage auf dem Klärwerk Ulm Steinhäule dienten der Erfassung und

Bewertung von Einsatzmengen von Pulveraktivkohle im Hinblick auf die technische

Machbarkeit der erreichbaren Eliminationsleistung unterschiedlich adsorbierbarer

Verbindungen. Dazu wurden verschiedene Aktivkohlen mit unterschiedlicher

Vorbelastung eingesetzt. Ein wesentlicher Gedanke war, die Verfahrens-

bedingungen für die Weiterverwertung von bereits teilbeladenen PAK in kommunalen

Kläranlagen soweit festzulegen, dass eine großtechnische Umsetzung direkt erfolgen

kann. Dies hätte auf die Ökobilanz des Einsatzes solcher Kohlen eine

außerordentlich positive Auswirkung.

Die Versuchsanlage sollte von den Mitarbeitern des ZVK Steinhäule während der

gesamten Projektlaufzeit betreut werden. Damit sollte auch an Wochenenden, in

Ferien und Pausen der Experimente sichergestellt werden, dass diese Anlage

weiterläuft und die aufgebauten Biozönosen nicht wieder zusammenbrechen.

Dazugehörig war auch Betreuung und Steuerung der Mess-und Regeltechnik.

Die Weiterentwicklung des von dem Partner Steinle Verfahrenstechnik begonnenen

Simulationsmodells war wesentlicher Bestandteil des Aufstockungsantrages.

Die großtechnische Umsetzung der Adsorptionsstufe soll in allen Stufen der Planung,

Ausschreibung, Vergabe, Bauphase und Inbetriebnahme von Elementen des

Qualitätsmanagements begleitet werden, so daß auch hier eine durchgehende

Transparenz, Nachvollziehbarkeit der Prozesse und Qualitätssicherung gewährleistet

wird.

3. Planung und Ablauf des VorhabensDie im ursprünglichen Antrag vorgesehenen Aufgaben des ZVK Steinhäule konnten

in Bezug auf die Verbindungen zu den Partnern TWZ Karlsruhe und Hochschule

Biberach planmäßig umgesetzt werden.

Durch den Wegfall des Projektpartners Steinle Verfahrenstechnik (Insolvenz)

während der Projektlaufzeit konnten die Projektziele in Bezug auf die Erstellung von

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Planungstools für die großtechnische Umsetzung der Adsorptionsstufe nur bedingt

erreicht werden. Die Fertigstellung des Simulationsmodells wurde durch eine

Aufstockung des ZVK-Anteiles und eine Projektlaufzeitverlängerung sichergestellt.

4. Stand der Technik zu Beginn des VorhabensZu Beginn des Vorhabens gab es lediglich Vorversuche auf der Kläranlage

Steinhäule. Was die großtechnische Umsetzung einer Aktivkohle-Adsorptionsstufe

angeht, gab es keine Erfahrungen.

5. Zusammenarbeit mit anderen StellenDie Zusammenarbeit mit den Projektpartnern und der Projektförderstelle verliefen

problemlos und mit gegenseitiger Hilfestellung. Auch die Zusammenarbeit mit dritten

Stellen, z.B. Wasserwerken oder Berufsverbänden (dwa), verlief in absolut positivem

Rahmen, da die Problematik allseits auf großes Interesse hervorgerufen hat.

6. Betrieb der VersuchsanlageDas Kläranlagenpersonal unterstützte immer beim Auf- und Umbau der

Versuchsanlage. In Abbildung 1 ist der Aufbau der Versuchsanlage dargestellt.

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Abb. 1: Aufbau der Versuchsanlage

Die Versuchsanlage wurde während der gesamten Projektlaufzeit von den

zuständigen Mitarbeitern der Kläranlage Steinhäule betreut. Dies betraf auch Sonn-

und Feiertage, sowie Ferienzeiten. Damit war sichergestellt, dass die Anlage ständig

für neue Versuchsreihen zur Verfügung stand und während der Versuche Störungen

sofort beseitigt werden konnten.

Die gesamte Mess-, Regelungs- und Steuerungstechnik für die Versuchsanlage

wurde vom ZVK erstellt und betreut.

Um den Umgang mit der Versuchsanlage für alle Mitarbeiter verständlich zu machen,

wurde eine Funktionsbeschreibung erstellt.

6.1. Funktionsbeschreibung

Die Funktionsbeschreibung beinhaltet die komplexe logische Verarbeitung der

aktuellen Prozessabläufe zum Betrieb der Aktivkohledosierung mit Sandfilteranlage.

Um ein hohes Maß an Flexibilität zu erreichen, sind alle Teilbereiche sowohl

automatisiert vom Prozessleitsystem, als auch manuell, steuerbar.

Die Software für die automatische Steuerung wurde für mehrere Verfahrensabläufe

regelmäßig neu angepasst.

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Auslaufwasserbereitstellung für die Versuchsanlage:

Mit der im Auslauf des ZV Klärwerk Steinhäule befindlichen Rückführpumpe

- 95 HWP00 AP001 "Anlagenablauf Rückführpumpe"

wird das Auslaufwasser abgegriffen und zum Vorlagebehälter der Versuchsanlage

gepumpt.

Dieser dient als Puffer und wird mit 2 binären Niveausonden überwacht.

Die Max-Messung Vorlagebehälter:

- 91 HTV01 CL301 "L Vorlagebehälter Versuchsanlage"

schaltet die im Auslauf befindliche Rückführpumpe ab (Schutz-Aus). Die Min-

Messung Vorlagebehälter:

- 91 HTV01 CL302 "L2 Vorlagebehälter Versuchsanlage"

schaltet Zufuhrpumpen und Dosierpumpen der Versuchsanlage ab (Schutz-Aus).

Schutzabschaltungen der Versuchsanlage:

Neben der Min-Messung des Vorlagebehälters haben zusätzlich noch weitere

Signale ein Schutz-Aus der Versuchsanlage zur Folge.

- 91 HTV20 CL302"Oberlauf Sedibecken 2 Versuchsanlage"

- 91 HTV10 CL301 "Oberlauf Kontaktreaktor Versuchsanlage"

- 91 HTV10 CL302"Oberlauf Sedibecken 1 Versuchsanlage"

- 91 HTV10 CL303 "Überlauf Verteilbauwerk Versuchsanlage"

- 91 HTV10 CL304"Oberlauf Sedibecken 2 Versuchsanlage"

Aktivkohledosierung

Zulaufregelung Auslaufwasser zum Kontaktreaktor:

Aus dem Vorlagebehälter wird der Kontaktreaktor mit ZVK-Auslaufwasser versorgt.

Die Fördermenge wird durch einen magnetisch Induktiven Durchflussmesser (MID)

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visualisiert und wird für die Zulaufmengenregelung logisch verarbeitet. - 91 HTV01

CF001 "Zulauf Versuchsanlage"

Die Fördermenge wird über 2 frequenzgesteuerte Pumpen bestimmt:

- 91 HTV01 AP001 "Zulaufpumpe 1 Kontaktreaktor Versuchsanlage' und

- 91 HTV01 AP002 "Zulaufpumpe 2 Kontaktreaktor Versuchsanlage"

Es gibt 3 verschiedene Möglichkeiten die Pumpen anzusteuern und die Fördermenge

zum Kontaktreaktor einzustellen.

1 .Jede der 2 Zulaufpumpen kann über eine frei wählbare Frequenz zwischen 10 und

50 Hz über die Sollwertsteller

- 91 HTV01 DF001 "Sollwert Zulaufpumpe 1 Versuchsanlage' und

- 91 HTV01 DF002 "Sollwert Zulaufpurnpe 2 Versuchsanlage

eingestellt werden, dabei ist die Durchflussmenge reine Anzeige und dient als

Kontrolle,

2. Über einen Teilsteuerungsbutton (TS) wird ein Sollwert zur Fördermengenvorgabe

zwischen 0 und 4000 l/h freigegeben. Der zusätzlich aktivierte Führungsregler

- 91 HTV01 DF100"Führungsregler Zulauf Versuchsanlage"

vergleicht die tatsächliche Fördermenge des MID mit dem Sollwert und regelt

übergeordnet die Frequenzsollwerte der Zufuhrpumpe 1 und 2.

3. Bei ausgeschaltetem TS und aktiven Führungsregler wird die Fördermenge

synchron im Maßstab 1:2400 zur ZVK-Auslaufmenge geregelt. Hierbei ist der

Führungsregler erneut über die Frequenzsollwerte der Zuführpumpen geschaltet.

Rücklaufkohle aus Sedimentationsbecken zum Kontaktreaktor

Für die Rückführung der abgesetzten Aktivkohle zum Kontaktreaktor werden 3

Pumpen betrieben.

Alle 3 Pumpen werden von Hand über das System gestartet. Pro Pumpe zeigt ein

MID die geförderte Rücklaufmenge an. Jede Pumpen kann sowohl örtlich, als auch

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mit einem Sollwertsteller vom Prozessleitsystem, mit einer variablen Frequenz

betrieben werden.

Sedimentationsbecken 1 -

- 91 HTV30 EE008",Steckdose 8" Pumpe 1 via schaltbarer Steckdose (230V)

- 91 HTV10 CF001 "F Rücklaufkohle 1 Versuchsanlage'

- 91 HTV10 DF001 "Sollwert Pumpe 1 Rücklaufkohle Versuchsanlage"

Sedimentationsbecken 2:

- 91 HTV30 EE007 "Steckdose 7" Pumpe 2 via schaltbarer Steckdose (230V)

- 91 HTV10 CF002 "F Rücklaufkohle 2 Versuchsanlage"

- 91 HTV10 DF002 "Sollwert Pumpe 2 Rücklaufkohle Versuchsanlage"

Sedimentationsbecken 3:

- 91 HTV10 AP003 "Pumpe 3 Rücklaufkohle Versuchsanlage"

- 91 HTV20 CF001 "F Rücklaufkohle 3 Versuchsanlage"

- 91 HTV10 DF003 "Sollwert Pumpe 3 Rücklaufkohle Versuchsanlage"

Aktivkohlesuspension

Für die Dosierung der Aktivkohle gibt es 3 Varianten:

1. Variante - vollautomatisiert

Als Führungsgröße dient der "gesamter Organischer Kohlenstoff Gehalt" (TOC) nach

Ablauf Sandfilter

91 HTV20 CQ001 "TOC LAR Abl. Sandfilter“

Der TS-Button

91 HTV10 EE004 "Pumpe Aktivkohle Zyklus Start"

muss deaktiviert sein und der Regler für die vollautomatische Dosierung

91 HTV10 DQ001 "TOC Regelung nach Sandfilter“

muss aktiviert werden.

Ober den Sollwertsteller

91 HTV10 DQ001 "TOC Regelung nach Sandfilter“

wird der zu haltende TOC Wert eingestellt.

Aus der Differenz zwischen Sollwert TOC und Istwert TOC wird, über einen

kontinuierlichen Regler die Dosiermenge an Aktivkohle bestimmt.

Die Dosiermenge wird zusätzlich über den spektralen Adsorptionskoeffizient (SAK)

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91 HTV20 CQ004 "SAK Kontaktreaktor Versuchsanlage"

des Kontaktreaktors und über die Zulaufmenge an ZVK-Auslaufwasser

91 HTV01 CF001 "Zulauf Versuchsanlage"

in Form eines modifizierten Faktors beeinflusst. Eine weitere Funktion dieses Faktors

ist das Verhindern einer Überdosierung an Aktivkohle und die Alarmierung bei einer

Unterdosierung.

Die Dosierpumpe

91 HTV10 AP004 "Pumpe Aktivkohledosierung Versuchsanlage"

fördert mindestens 15 mg / sec und hat eine Mindestlaufzeit von 10 sec. Aufgrund

dieser Störgröße wird eine exakte Dosierung der Aktivkohle über eine

lntegralberechnung in mindestens 150 mg Stufen erreicht.

2. Variante

Über den TS-Button

91 HTV10 EE004 "Pumpe Aktivkohle Zyklus Start“

wird eine zyklische Zuschaltung der Aktivkohledosierpumpe

91 HTV10 AP004 " Pumpe Aktivkohledosierung Versuchsanlage"

aktiviert. Bei dieser Variante wird nach fester Zeitvorgabe Aktivkohle dosiert (10 sec.

EIN/ 40 sec AUS).

3. Variante

Variante 1 und 2 sind deaktiviert. Über 2 zusätzliche Schlauchpumpen wird eine

kontinuierliche Menge an Wasser und Aktivkohle dosiert. Diese Variante wird über

die Funktion

91 HTV30 EE002"Aktivkohledosierung Versuchsanlage" gestartet.

Fällmitteldosierung zum Kontaktreaktor

Zum Kontaktreaktor wird ein Fällmittel (Aluminiumsulfat) dosiert. Die Dosiermenge

wird entweder über eine Frequenz durch den Sollwertsteller B,

91 HTV10 DF005 "Fällmitteldosierung Aluminium Versuchsanlage"

zwischen 10 und 50 Hz vorgegeben, oder über ein Mischungsverhältnis zur dosierten

Aktivkohle bestimmt. Das Mischungsverhältnis erfolgt über den Sollwertsteller A

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91 HTV10 DF005 "Fällmitteldosierung Aluminium Versuchsanlage"

Die Fällmitteldosierpumpe kann flexibel positioniert werden und wird mit der Funktion

91 HTV30 EE001 "Steckdose 1 Versuchsanlage"

aktiviert. Dadurch ist es möglich die Dosierstelle zwischen den 3 Kaskaden des

Kontaktreaktors frei zu wählen.

Überschusskohle Abzug aus Kontaktreaktor

Der Abzug der verbrauchten Aktivkohle wird über den TS-Button

91 HTV10 EE007" Pumpe Überschusskohle Zyklus Start" aktiviert. Die zyklische

Zuschaltung der Abzugspurnpe 91 HTV10 AP007 " Pumpe Überschusskohle

Versuchsanlage" erfolgt nach fester Zeitvorgabe (15 sec. EIN/ 285 sec AUS).

Flockungshilfsmitteldosierung zum Verteilbauwerk

Das Kontaktreaktorablaufwasser wird über das Verteilbauwerk auf die 3

Sedimentationsbecken verteilt. Um das Absetzen der Aktivkohle zu unterstützen wird

eine Flockungshilfsmittellösung zudosiert. Über den TS-Button

91 HTV30 EE003 "Steckdose 3 Versuchsanlage"

wird die Dosierpumpe gestartet.

Die Dosiermenge wird mit dem Sollwertsteller

91 HTV10 DF006 "Sollwert Pumpe Flockungshilfsmittel Versuchsanlage"

in einer Frequenz zwischen 10 und 50 Hz vorgegeben werden.

Der Ablauf der Sedimentationsbecken wird im Vorlagebehälter für die

Sandfilteranlage zur weiteren Reinigung aufgefangen.

Sandfilteranlage

Die Sandfilteranlage wird mit einer Untergruppenschrittkette

91 SFI01 EC001 "UGS Sandfilter“

in Betrieb genommen, um eine zyklische Abfolge von Teilfunktionen zu steuern.

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Bei einer Störung werden, über die Schrittfolge "Stillstand", alle Pumpen

ausgeschaltet und alle Kugelhähne und Ventile geschlossen. Der Stillstand erfolgt,

wenn eine der folgenden Signale ausgelöst wird:

91 SFI01 EY001 "Schutz Sandfilter“- Spülwasservorlagebehälter Niveau min

91 SFI01 CP506 "Manometer Rohwasserpumpe'- Druck max

91 SFI01 CP507 "Druck Spülluftgebläse" - Druck rnax

Schrittfolge "Betrieb":

1. Schritt - Aktivierungsschritt

Öffnen des Kugelhahns aus dem Vorlagebehälter Ablauf Versuchsanlage

91 SFI01 AA001 "Kugelhahn Hauptleitung Rohwasser Sandfilter“

2. Schritt - Grundstellung und Start der Wasserförderung

Kugelhahn Rohwasser vor Sandfilter Oben

91 SFI01 AA002"Kugelhahn Rohwasser Sandfilter“

wird geöffnet.

Start der Rohwasserförderung in den Sandfilter:

91 SFI01 AP001 "Rohwasserpumpe Sandfilter“

Bei aktivierten TS-Button

91 SFI01 DF001 "Regelung Zulauf Sandfilter“

wird die Fördermenge geregelt und ist abhängig von der Zulaufmenge zum

Kontaktreaktor. Für den Schritt 2 wird eine Regelstartfrequenz von 28 Hz

vorgegeben und die Regelung aktiviert.

Bei deaktiviertem TS-Button wird über den Sollwertsteller

91 SFI01 DF001 "Regelung Zulauf Sandfilter“

eine Durchflussmenge zwischen 0 und 4000 l/h vorgegeben.

Start der Fällmitteldosierung in die Rohwasserleitung nach Kugelhahn

Hauptleitung 91 SFI01 AP002 "Fällmitteldosierpumpe Sandfilter“

gleichzeitig wird noch eine Schaltbare Steckdose aktiviert

91 HTV30 EE004 "Steckdose 4 Versuchsanlage"

die zum flexiblen Einsatz der Fällmitteldosierpumpe dient. Die Dosiermenge wird

bei aktiviertem TS-Button

91 SFI01 DF003 "Fällmittelpumpenregelung Sandfilter“

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automatisch berechnet und ist in Abhängigkeit von der Durchflussmenge des

Rohwassers zum Sandfilter

91 SFI01 CF001 "Durchfluss Rohwasser“

Bei deaktiviertem TS-Button wird eine Frequenz zwischen 10 und 50 Hz über

einen Sollwertsteller

91 SFI01 DF003 "Fällmittelpumpenregelung Sandfilter“

vorgegeben.

Die Spülanforderung

91 SFI01 EE001 "Ansteuerung Sandfilter“

wird zurückgesetzt. Dies erfolgt auch wenn noch kein Spülzyklus durchlaufen ist.

Weiterschaltbedingung im Schritt 2:

91 SFI01 CL001 "Level Mehrschichtfilter“> 175 mbar (Niveau via Druckmessung) -

Füllniveau erreicht

3. Schritt - Filterung

Es wird geprüft ob die Rohwasserregelung aktiv ist und evtl. nachgestartet.

Start Niveauregelung im Sandfilter. Über Regelkugelhahn

91 SFI01 DL005 "LevelReg Regelkugelhahn Klarwasser Sandfilter“

wird kontinuierlich das filtrierte Klarwasser abgelassen.

Der Sollwert wird hierbei mit der Niveaumessung

91 SFI01 CL001 "Level Mehrschichtfilter“

verglichen um ein gleichbleibendes Niveau im Sandfilter zu halten.

Weiterschaltbedingung im Schritt 3:

Spülanforderung wird gesetzt. Dies erfolgt, wenn eine der folgenden Bedingungen

erfüllt sind:

Bei aktiven TS-Button

91 SFI01 EE001 "Ansteuerung Sandfilter“

wird täglich um 9 Uhr ein Spülvorgang eingeleitet.

Wenn der Regelkugelhahn für die Sandfilterniveauregelung vollständig geöffnet ist

und das Niveau (via Druckmessung) im Sandfilter über 195 mbar ist

Oder wenn der Druck im Sandfilter

91 SFI01 CP002 "Druck 1 Mehrschichtfilter“< 220 mbar ist

und gleichzeitig der Durchfluss an Rohwasser über 4000 l/h beträgt

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Das Klarwasser wird teilweise in einem separaten Vorlagebehälter aufgefangen und

wird beim Spülen des Sandfilters verwendet.

4. Schritt - Stop der Wasserförderung

Rohwasserpumpe sowie zugehörige Steckdose 4 wird ausgeschaltet

Durchflussmengenregelung Rohwasser wird deaktiviert.

Fällmitteldosierpumpe wird ausgeschaltet.

Kugelhahn Hauptleitung wird geschlossen

Kugelhahn Rohwasser vor Sandfilter Oben wird geschlossen

5. Schritt - Stop Klarwasserentnahme

Niveauregelung Sandfilter wird deaktiviert

Regelkugelhahn Klarwasser wird geschlossen

6. Schritt - Ventilstellung Spülvorgang von Oben

Der Ablaufkugelhahn

91 SFI01 AA003 "Kugelhahn Rückspülwasser Sandfilter“

wird geöffnet und dient während des gesamten Spülvorgangs als Ablaufstelle.

91 SFI01 AA00 7"Kugelhahn Spülwasser Saugfilter Sandfilter"

wird geöffnet. Der Kugelhahn Spülwasser stellt das Klarwasser aus dem

Spülvorlagebehälter bereit.

7. Schritt - Aktivierung der Rohwasserpumpe zum Spülen

Der Kugelhahn vor Sandfilter Oben wird geöffnet

Die Rohwasserpumpe wird eingeschaltet

Die Pumpe wird mit einer Festfrequenz von 40 Hz betrieben und die

Durchflussmengenregelung Rohwasser bleibt deaktiviert

8. Schritt - Spülzeit von oben

Die Spülzeit beträgt 3 sec

9. Schritt

Der Kugelhahn vor Sandfilter Oben wird geschlossen

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10. Schritt - Ventilstellung Spülvorgang von Unten

Der Kugelhahn vor Sandfilter Unten

91 SFI01 AA004 "Kugelhahn Hauptleitung Rohwasser Sandfilter“

wird geöffnet.

Die Rohwasserpumpe ist immer noch eingeschaltet und wird nun mit einer

Festfrequenz von 44 Hz betrieben und die Durchflussmengenregelung

Rohwasser bleibt deaktiviert.

11. Schritt - Spülzeit von Unten

Die Spülzeit beträgt 7 Min und 30 sec

12. Schritt

Der Kugelhahn vor Sandfilter Unten wird geschlossen

13. Schritt - Niveauabsenkung Sandfilter

Die Rohwasserpumpe wird ausgeschaltet

Das Absenkmagnetventil

91 SFI01 AA009 "Magnetventil Filterabsenkung Sandfilter“ wird geöffnet

Weiterschaltbedingung in Schritt 13:

Das Niveau (via Druckmessung) im Sandfilter muss < 40 mbar sein

14. Schritt - Luftspülung

Das Absenkmagnetventil wird geschlossen Das Spülluftmagnetventil

91 SFI01 AA008 "Magnetventil Spülluft Sandfilter“

wird geöffnet

Das Spülluftgebläse

91 SFI01 AN001 "Spülluftgebläse Sandfilter“

wird gestartet

Die Luftmenge wird mit einer Festfrequenz über einen Sollwertsteller

91 SFI01 DF002" Sollwert Spülluftgebläse"

mit 48 Hz betrieben.

15. Schritt - Spülzeit Luft

Die Spülzeit beträgt 2 Min

16

16. Schritt - gleichzeitige Luft- und Wasserspülung

Der Kugelhahn vor Sandfilter Unten wird geöffnet

Die Rohwasserpumpe wird eingeschaltet und wird mit einer Festfrequenz von 13

Hz betrieben und die Durchflussmengenregelung Rohwasser bleibt deaktiviert

Das Spülluftgebläse ist immer noch ein und die Luftmenge wird nun mit einer

Festfrequenz von 56,6 Hz betrieben.

17. Schritt - Spülzeit Luft/Wasser von Unten

Die Spülzeit beträgt 140 sec

18. Schritt - Luftspülung beenden

Die Wasserspülung läuft noch.

Das Spülluftgebläse wird ausgeschaltet

Das Spülluftmagnetventil wird geschlossen

Die Rohwasserpumpe ist immer noch eingeschaltet und wird nun mit einer

Festfrequenz von 46 Hz betrieben und die Durchflussmengenregelung

Rohwasser bleibt deaktiviert

19. Schritt - Spülzeit von Unten

Die Spülzeit beträgt 260 sec

20. Schritt - Wasserspülung beenden

Der Kugelhahn vor Sandfilter Unten wird geschlossen

21.Schritt

Die Rohwasserpumpe wird ausgeschaltet

Der Kugelhahn Spülwasser wird geschlossen

22. Schritt - Wartezeit

Die Wartezeit beträgt 8 sec

23. Schritt

Der Ablaufkugelhahn wird geschlossen

17

24. Schritt - Niveauabsenkung Sandfilter

Das Absenkmagnetventil wird geöffnet

Weiterschaftbedingung in Schritt 24:

Das Niveau (via Druckmessung) im Sandfilter muss < 145 mbar sein

25. Schritt - Ende Schrittkettenzyklus "Betrieb"

Das Absenkmagnetventil wird geschlossen

Die Schrittkette springt zurück in Schritt 1 und beginnt erneut mit dem zyklischen

Ablauf.

Schrittfolge „Stillstand"

50. Schritt - Alle Aggregate AUS/ZU

Rohwasserpumpe sowie zugehörige Steckdose 4 wird ausgeschaltet

Durchflussmengenregelung Rohwasser wird deaktiviert

Fällmitteldosierpumpe wird ausgeschaltet

Kugelhahn Hauptleitung wird geschlossen

Kugelhahn Rohwasser vor Sandfilter Oben wird geschlossen

Kugelhahn vor Sandfilter Unten wird geschlossen

Regelkugelhahn Klarwasser wird geschlossen

Ablaufkugelhahn wird geschlossen

Der Kugelhahn Spülwasser wird geschlossen

Das Absenkmagnetventil wird geschlossen

Das Spülluftmagnetventil wird geschlossen

51. Schritt - Ende Schrittkettenzyklus "Stillstand"

Dieser Schritt bleibt stehen bis über das Prozessleitsystem der Sandfilter wieder

gestartet wird.

7. Meßtechnik auf der VersuchsanlageFür die Untersuchungen der Hochschule Biberach mit der auf der Kläranlage

Steinhäule installierten Versuchsanlage wurden vom Kläranlagenpersonal die

Umbauarbeiten für die jeweiligen Untersuchungsreihen durchgeführt. Dabei wurde

18

auch jeweils die Meß- und Regeltechnik umgebaut und neu installiert. Abbildung 2

zeigt beispielhaft einen Versuchsaufbau.

Abbildung 2: Aufbau der Versuchsanlage mit mess- und regeltechnischem Schema

Um ein hohes Maß an Flexibilität zu erreichen, sind alle Teilbereiche sowohl

automatisiert vom Prozeßleitsystem, als auch manuell steuerbar.

Die Software für die automatische Steuerung wurde für mehrere Verfahrensabläufe

regelmäßig neu angepasst.

Während der Versuchsreihen wurde die Probenahme und ein Teil der Analytik

ebenfalls vom ZVK durchgeführt. Im November 2009 wurde ein umfangreiches

Meßprogramm zur Kalibrierung der Simulation von Frau Nusch (Steinle)

durchgeführt. Außer den vielen online-Werten der installierten Meßgeräte wurden:

im Zulauf : DOC

AK Dosierung

TOC

Fällmitteldosierung

Flockungshilfsmitteldosierung

19

TS-Gehalt

und im Ablauf:

Überschusskohlemenge

TS

DOC

TOC

gemessen, bzw. analysiert.

Die an der Anlage installierten Online-Messgeräte für total organic carbon (TOC),

Pges., Trübung, pH-Wert, Leitfähigkeit, Temperatur und SAK wurden regelmäßig

gewartet und ihre Werte gespeichert.

8. Simulation der AdsorptionsstufeDie Entwicklung eines Simulationstools für eine Adsorptionsstufe wurde von Steinle

Verfahrenstechnik begonnen und vom ZVK in abgeänderter Form fertiggestellt.

8.1. Randbedingungen und Zielstellung

Das Ziel der Versuche und damit auch Randbedingung für die Simulation ist den

abgaberechtlichen CSB-Wert von 20 mg CSB/l ganzjährig sicher zu unterschreiten.

Die Versuchsanlage bestand aus einer Adsorptionsstufe (Kontaktreaktor und

Sedimentationsbecken) und einem Sandfilter (s. Abb. 1). Mit der Pulveraktivkohle

sollten die gelösten organischen Verbindungen (u.a. Spurenstoffe wie Arzneimittel,

Röntgenkontrastmittel, Hormone) dem Abwasser entnommen werden. Fällmittel und

Aktivkohle wurden im Kontaktreaktor dem Abwasserstrom zudosiert. Die Trennung

der Aktivkohle vom Wasser erfolgte im Sedimentationsbecken mit dem Einsatz von

Fällmitteln und Polymeren. Die Aktivkohle wurde zur Mehrfachbeladung im Kreislauf

gefahren. Im Sedimentationsbecken konnte die Aktivkohle nicht vollständig

zurückgehalten werden. Deshalb wurde der Adsorptionsstufe eine Sandfilteranlage

nachgeschaltet.

Die gelösten organischen Verbindungen können derzeit in der Kläranlage nur als

Summenparameter gemessen werden. Im Zulauf und Ablauf des Klärwerks sowie im

20

Ablauf der Versuchsanlage sind Online-Messgeräte zur Messung der organischen

Verbindungen stationiert. Die Messung der Einzelstoffe bzw. die Anfertigung einer

Spurenstoffanalyse ist derzeit sehr aufwendig und teuer. Während die

Mikroorganismen in der Biologie ca. 97 Prozent der organischen Verbindungen

biologisch abbauen können, bleiben im Ablauf der Kläranlage Steinhäule ca. 3

Prozent an organischen Verbindungen, die schwer biologisch abbaubar sind. Diese

Substanzen reichern sich in der Umwelt an und können auch in der

Trinkwasseraufbereitung teilweise nachgewiesen werden.

Ziel dieses Teiles des Forschungsvorhabens war die Erstellung eines

Kläranlagenmodells für das Klärwerk Steinhäule und für die Versuchsanlage im

Klärwerk Steinhäule mit der Software Matlab und Simba. Das Modell soll die

Kläranlage und die Versuchsanlage möglichst genau nachbilden. Die Simulation der

Kläranlage und der Versuchsanlage befasst sich mit der Reduzierung der

organischen Belastung (gemessen als CSB, TOC, SAK) von Zulauf Kläranlage bis

Ablauf Versuchsanlage. Es soll gezeigt werden, dass mit Hilfe der Software Matlab

und Simba die biologischen und chemischen Reinigungsleistungen für das Klärwerk

Steinhäule nachgebildet werden können. Des weiteren soll das

Versuchsanlagenmodell an das Kläranlagenmodell gekoppelt werden, sodass nicht

nur die chemischen und physikalischen Vorgänge des Spurenstoffabbaus in der

Versuchsanlage simuliert werden können, sondern auch die biologischen,

chemischen und physikalischen Abläufe der Reduzierung der organischen

Verbindungen vom Zulauf Kläranlage bis zum Ablauf der Aktivkohlefilteranlage. Das

Simulationsmodell der Kläranlage und der Versuchsanlage soll Ingenieurbüros oder

Kläranlagenbetreibern dazu dienen, eine nachgeschaltete Adsorptionsstufe ohne

halbtechnische Versuchsanlage für eine Kläranlage zu planen.

8.2 Beschreibung des Simulationsmodells Klärwerk Steinhäule und der Versuchsanlage

8.2.1 Aufbau des Simulationsmodells

Die Software “Matlab“ mit dem Tool “Simba“ ermöglicht die Modellierung der

Kläranlage Steinhäule und der Versuchsanlage. In der Abbildung 3 ist das Modell

Klärwerk Steinhäule und das Modell Versuchsanlage kombiniert dargestellt.

21

Das Simulationsmodell ‘ZVK‘ und ‘VA‘ ist aus verschiedenen Modellblöcken

aufgebaut. Der gelbe Block ‚Input-Datei‘ ermöglicht Datenreihen der Online-

Messungen zu simulieren. Die Daten sind als Vektor in die Datei einzugeben.

Weitere gelbe Blöcke im Modell geben ein konstantes Signal vor, das in der

Simulation berücksichtigt wird.

Die blauen Blöcke sind virtuelle Messstellen zur Überprüfung der Stoffströme

während der Simulation. Mit Hilfe des “Monitors“ können die Stoffströme an jeder

Stelle der angeordneten blauen Blöcke im Modell kontrolliert werden.

Die Dreieck-Blöcke im Modell multiplizieren das Signal mit einem Wert, da das

Ausgangssignal eventuell in einer anderen Dimension online gemessen wurde.

Weitere Modellblöcke sind „Mischer“ (Stoffstromzusammenführung), „Verteiler“

(Stoffstromteilung), „Pumpe“ (Abpumpen eines Abwasser- bzw.

Belebtschlammstroms), „Relay“ (regelt einen Wert bei Überschreiten eines Wertes x

auf den Wert y, in dem ein Stoffstrom z dem System entnommen wird), „O2-Regler“

(regelt den Sauerstoffgehalt in einem Reaktor auf einen Wert w).

Abbildung 3 Schema Modell Kläranlage Steinhäule (ZVK) und halbtechn. Versuchsanlage (VA)

Kläranlage Steinhäulehalbtechn. Versuchsanlage

22

Die Modellblöcke „Reaktor“ stellen einen volldurchmischten idealen Rührkessel dar.

Mehrere Eingangssignale wie Temperatur, Fällmitteleinsatz, Aktivkohleeinsatz und

Sauerstoffzufuhr können eingesetzt werden. Dem Block „Nitrifikation“ wird Sauerstoff

zugeführt; dem Block „Denitrifikation“ wird kein Sauerstoff zugeführt.

8.3Prozessabläufe im Simulationsmodell

Neben den Modellblöcken sind die Eingangsfraktionierung, die Reaktorkinetik und

die Prozessgeschwindigkeit die wichtigsten Stellorgane in der Simulation.

Abbildung 4 Eingangsfraktionierung

Der Block „Eingangsfraktionierung“ (Abbildung 4) teilt die Eingangssignale in

Untergruppen auf. Jeder Zulaufabwasserstrom einer Kläranlage setzt sich

unterschiedlich zusammen. Das Abwasser ist ein organisches Vielstoffgemisch. Je

nach Industrieabwasser, Gewerbeabwasser oder kommunales Abwasser sind im

Abwasser Stoffe enthalten, die in der Kläranlage besser oder auch schlechter

abgebaut werden können. Hierbei werden z.B. die organischen Verbindungen im

23

Abwasser (gemessen als CSB, TOC, DOC, SAK, etc.) im Zulauf der Kläranlage

aufgeteilt in schnell biologisch abbaubares gelöstes Substrat (SS), schnell biologisch

abbaubares partikuläres Substrat (XS), inertes gelöstes organisches Substrat (SI),

inertes partikuläres organisches Substrat (XI) und biologisch sehr langsam

abbaubares partikuläres organisches Substrat (XH). Diese Stoffgruppen können nicht

einzeln direkt gemessen werden. Erfahrungswerte für die

Abwasserzusammensetzung des Klärwerks Steinhäule sind bereits untersucht

worden.

Die biologische Abbaubarkeit der organischen Verbindungen eines

Abwassergemischs kann nach dem “Zahn-Wellens-Test“ (DIN 38412 L 25)

untersucht werden. Einer Prüfsubstanz wird belebter Schlamm und Nährstoffe

zugegeben, um die biologische Abbaubarkeit zu analysieren. Die Probe wird im Test

bei konstanter Temperatur belüftet. Kontinuierliche Messungen in der Probe zeigen

den Organikgehalt zum Zeitpunkt X. Je größer der Abbaugradient ist, desto besser

ist die biologische Abbaubarkeit von Stoffen im Abwassergemisch.

Die Fraktionierung der biologischen Abbaubarkeit der Inhaltsstoffe eines

Abwassergemisches kann aber auch über UV-Sondenversuche im Klärwerk

Steinhäule vollzogen werden. Zur Erfassung der Eingangsparameter wird eine

Sonde im Zulauf zur Biologie der Kläranlage stationiert. Die zweite Sonde wird

(Beispiel Kläranlage Steinhäule) im Bio-P Becken installiert, die dritte Sonde im

Ablauf der DN-Zone und die vierte Sonde im Ablauf der Kläranlage. Bereits im Bio-P-

Becken werden die leicht biologisch abbaubaren Stoffe (SS) von den

Mikroorganismen verarbeitet (Differenzwert von Sonde 1 und 2); der Differenzwert

der Messstellen Ablauf Kläranlage und Ablauf Denitrifikation (DN) repräsentiert die

langsam biologisch abbaubaren organischen Stoffe (XS) und der Messwert im Ablauf

der Kläranlage stellt die biologisch gelösten und partikulären inerten organischen

Stoffe (SI, XI) des Abwassergemischs dar.

Die DOC-Fraktionierung des UV-Sondentests wurde in der Modellsimulation “ZVK“

berücksichtigt.

24

Abbildung 5: Editor

Unter der „Reaktorkinetik“ sind die biologischen, chemischen und physikalischen

Umwandlungsprozesse zu verstehen, die in den Reaktorbecken des Klärwerks

ablaufen. Im ASM 3 Modell der Simulation “ZVK“ sind folgende Prozesse

berücksichtigt:

- Aerobes Wachstum der heterotrophen Biomasse (O2-Verbrauch,

Organikabbau)

- Anoxisches Wachstum der heterotrophen Biomasse (Denitrifikation)

- Wachstum der autotrophen Biomasse (O2-Verbrauch, NO3-Bildung bzw.

Nitrifikation)

- Zerfall heterotropher Biomasse (Unterhalt, Absterben, Lyse, Fraß durch

andere Mikroorganismen etc.); beschrieben als aerobe bzw. anaerobe

endogene Atmung

- Zerfall autotropher Biomasse (Unterhalt, Absterben, Lyse, Fraß durch andere

Mikroorganismen etc.); beschrieben als aerobe bzw. anaerobe endogene

Atmung

- Hydrolyse der langsam abbaubaren organischen Stoffe (Umwandlung der

inerten organischen Stoffe in biologisch abbaubare Stoffe)

- Prozess Biologische Phosphorelimination :

25

o Speicherung von leicht abbaubarem Substrat SS

o Aerobe Speicherung von Polyphosphat (XPP)

o Anoxische Speicherung von Polyphosphat (XPP)

o Aerobes Wachstum der Phosphor akkumulierenden Organismen (PAO)

o Anoxisches Wachstum der PAO

- Fällmitteldosierung (Elimination von CSB und PO4)

- Adsorption der gelösten organischen Verbindungen an Pulveraktivkohle (neu)

Jeder Prozess ist in der Stöchiometrietabelle (Abbildung 5, mittleres Fenster) im

“Editor“ abgebildet. Negative stöchiometrische Koeffizienten stehen für den Abbau

bzw. Verbrauch eines Stoffes und positive stöchiometrische Koeffizienten für die

Produktion eines Stoffes.

Die Prozesse unterliegen bestimmten Umwandlungsgeschwindigkeiten. Folglich

werden den ablaufenden Prozessen Prozessgeschwindigkeiten zugeteilt (Abbildung

5, rechtes Fenster). Die Kinetik der biologischen, chemischen und physikalischen

Stoffumwandlung kann linear und mit Hilfe von Monod-Termen beschrieben werden.

In der biologischen Kinetik erfolgt die Stoffumwandlung mit Katalysatoren, den

Enzymen. In der Enzymkinetik ist das Phänomen der Sättigung zu beobachten. Ist

die Substratkonzentration im Reaktor sehr hoch, kann die Umsatzgeschwindigkeit v

nicht weiter gesteigert werden; eine maximale Umsatzgeschwindigkeit vmax ist

erreicht. Grafisch lässt sich die Enzymkinetik der Sättigungsfunktion nach Michaelis-

Menten abbilden (Abbildung 6). Der Wert der maximalen Umsatzgeschwindigkeit

vmax wird als horizontale Asymptote dargestellt.

26

Abbildung 6: Sättigungsfunktion nach Michaelis-Menten

Die Funktion nach Michaelis-Menten lässt sich unter Verwendung der Parameter Km

und vmax wie folgt formulieren:

Eine kleine Michaelis-Menten-Konstante sagt aus, dass schon bei geringen

Substratkonzentrationen eine hohe Umsatzgeschwindigkeit erzielt werden kann; eine

große Michaelis-Menten-Konstante weist auf eine geringe Enzymaktivität hin. Die

Prozessgeschwindigkeiten vor allem der biologischen Prozesse im

Simulationsmodell unterliegen der Michaelis-Menten-Funktion (auch Monod-Term

genannt). Die Prozessgeschwindigkeiten sind von mehreren Parametern abhängig -

mehrere Monod-Terme werden multipliziert.

Der Block Fraktionierung DOC im Modell Versuchsanlage teilt die organischen

Verbindungen (gemessen als CSB) wieder in die bekannten Fraktionen (SS, XS, SI,

XI, XH) auf. In diesem Fall wird der Block Fraktionierung DOC nicht zur Einteilung

Parameter:

vmax max. Umsatzgeschwindigkeit[S] SubstratkonzentrationKm Michaelis-Menten Konstante bei

halber max. Umsatzgeschwindigkeit

27

der organischen Verbindungen zur biologischen Abbaubarkeit genutzt. Die

organischen Verbindungen werden in gut an die Aktivkohle adsorbierbare und

schwer bzw. nicht an die Aktivkohle adsorbierbare Stoffe eingeteilt. Dazu wird der

Parameter SI als gut adsorbierbar und die restlichen Fraktionen (SS, XS, XI, XH) als

schwer bzw. nicht adsorbierbar eingestuft.

In der chemischen Industrie wurde die Adsorptionsanalyse, die Einteilung der

gelösten, organischen Verbindungen in Adsorptionsstufen, bereits 1988 durch Völker

et al angewandt. Um das Abwassergemisch im Ablauf Nachklärbecken in Bezug auf

die Adsorbierbarkeit an die Aktivkohle charakterisieren zu können, sind

Batchversuche im Vorfeld durchzuführen. Den Abwasserproben werden

Aktivkohlemengen beigemischt und aus der DOC-Messung der Nullprobe und der

Aktivkohle-Probe kann die Beladung ‘q‘ der Aktivkohle mit folgender Formel

ermittelt werden:

Im Batchversuch stellt sich nach einer Kontaktzeit X ein Zustand ein, wobei die an

der Aktivkohle adsorbierten Moleküle und die Moleküle in der Lösung im

Gleichgewicht sind. Dieses Adsorptionsgleichgewicht kann im Allgemeinen durch

eine Isotherme beschrieben werden. Ein Isothermenpunkt kann mit Hilfe der o.g.

Formel bestimmt werden.

Die mathematische Beschreibung der Isothermen kann auch nach Freundlich

erfolgen:

Die Freundlichisotherme wird in einem doppellogarithmischen Maßstab abgebildet (Abbildung 7). Die Freundlich-Konstante ist der Wert der Beladung q bei c = 1 mg/l; der Freundlich Exponent n stellt die Steigung der Freundlichisotherme dar.

L Lösungsmittelmenge c0 Ausgangskonzentration der Nullprobec Konzentration im Adsorptionsgleichgewichtm Aktivkohlemenge

KF Freundlich-Konstante n Freundlich Exponenten (dq / dc)

28

Abbildung 7: Freundlich Isotherme a) lineare Auftragung b) doppeltlogarithmische AuftragungDie Regressionsgerade in b) ist mit n = 0,2 und Kf = 10² = 100 dargestellt.

Die Adsorption nach Freundlich beschreibt die Adsorptionseigenschaft eines

Adsorbens für einen Einzelstoff. Das Abwasser ist aber ein Vielstoffgemisch. Die

Einstufung einzelner Gruppen eines Vielstoffgemisches kann mit Hilfe einer Software

(z.B. Adsana) berechnet werden. Die Software führt eine Anpassungsrechnung

anhand der ermittelten Freundlichisotherme durch und erstellt durch Variation der

Konzentrationsverteilung eine fiktive Komponente, die die gemessene DOC-

Isotherme am besten beschreibt. Das Ergebnis ist die Einteilung eines

Summenparameters eines Vielstoffgemisches (z.B. CSB, DOC) in unterschiedliche

Fraktionen, die sehr gut, gut, mäßig und schwer bzw. nicht adsorbierbar sind.

Desweiteren ist die Adsorbierbarkeit gelöster organischer Verbindungen vom

Absorbens abhängig. Je größer die spezifische Oberfläche eines Adsorbens ist,

desto besser ist die Adsorptionsfähigkeit gelöster organischer Verbindungen. Als

Adsorbens wurden in Versuchen bereits verschiedene Stoffe wie Steinkohle,

Braunkohle, Kokosnussschalen eingesetzt. Die Adsorbentien unterschieden sich in

der Adsorbierbarkeit von organischen gelösten Verbindungen. In der Versuchsanlage

wurde als Aktivkohle eine Steinkohle der Firma Norit eingesetzt.

29

8.4 Darstellung der Ergebnisse der Kläranlagensimulation8.4.1 Datenauswahl

Das ASM 3 Modell war die Grundlage der Kläranlagensimulation. Als

Eingangsparameter wurden folgende Daten als Vektormatrix erstellt:

- CSB (Summenparameter für die organische Belastung)

- NH4 (Ammonium)

- PO4 (Orthophosphat)

- Abwassermenge Zulauf Kläranlage Steinhäule

- Rezirkulierte Abwassermenge in der Biologie

- Rücklaufschlammmenge

- Überschussschlammmenge

- Zentrat (Rückbelastung aus der Schlammbehandlung)

- Temperatur

- Schieberstellung, in welches Kaskadenbecken das rezirkulierte Abwasser

gefördert wird

- Alton (Fällmittel aus Aluminium)

- dosierte Aktivkohlemenge

- Rücklaufkohlemenge

- Abwassermenge Zulauf Versuchsanlage

Die Datenreihe (November bis Dezember 2006, 50 Tage) wurde gewählt. Die

Messreihen basieren auf ½-Stunden-Werten. Mit 50 Tagen hat die Datenreihen 2400

Messwerte. Die Daten mussten aufgrund von Messfehlern, Betriebsstörungen,

Wartungen der Messgeräte etc. aufbereitet werden.

Im Zulauf der Kläranlage messen zwei verschiedene Messgeräte die gelösten

organischen Verbindungen. Die gesamten organischen Verbindungen sind im Zulauf

nur sehr schwer messbar. Partikuläre Stoffe verstopften das Messgerät. Die

Messung der gelösten organischen Verbindungen mit einem TOC-Messgerät und

einer Ultrafiltration erwies sich auch als schwierig. Die Ultrafiltration war regelmäßig

verstopft. Folglich waren die Messdaten unvollständig. Die UV-Sondenmessung im

Zulauf war dagegen sehr stabil; die Messabweichung ist mit ca. 10 % größer als die

TOC-Messung mit ca. 4 %. Desweiteren ist eine UV-Sonde deutlich günstiger wie ein

TOC-Messgerät und die Messung findet im Medium statt. Über eine

30

Probenahmeleitung wird dem TOC-Messgerät die Abwasserprobe zugeführt, wobei

die Messung zeitlich versetzt stattfindet. In der Probenahmeleitung kann sich ein

Biofilm anlagern, der die organischen Verbindungen ebenfalls biologisch abbaut.

Deshalb wurden zur Simulation die Messdaten der UV-Sonde im Zulauf zur

Kläranlage Steinhäule gewählt.

Im Ablauf der Kläranlage Steinhäule und im Ablauf der Versuchsanlage sind die

partikulären Stoffe sehr gering. Der TOC-Wert im Ablauf der Nachklärung setzt sich

zusammen aus dem DOC-Wert und 1 mg POC/l. Im Ablauf der Sandfilteranlage sind

die abfiltrierbaren Stoffe (AFS) kleiner als 1 mg/l. Für den Vergleich der Online-

Messdaten mit den simulierten Werten wurden die gemessenen DOC-Daten gewählt.

8.5Simulation der Kläranlage Steinhäule

Für die Simulation der organischen Verbindungen von Zulauf bis Ablauf des

Klärwerks Steinhäule sind die Daten der CSB-Zulauffrachten, die Zentratmengen, die

Sauerstoffzufuhr, die Beckenvolumina, die Altondosierung, der TS-Gehalt, die

Abwassermengen, die Rezirkulation, die Rücklaufschlammmengen, die

Überschussschlammmengen, die Ammonium- und Phosphorzulauffrachten, die

Temperatur und der pH-Wert relevant. Die Zentratmengen werden über einen IDM

gemessen. Die Zentratfrachten sind jedoch unbekannt. Stichproben ergaben einen

CSB-Wert zwischen 5000 bis 7000 mg O2/l.

31

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

10001

72 143

214

285

356

427

498

569

640

711

782

853

924

995

106

611

37

120

812

79

135

014

21

149

215

63

163

417

05

177

618

47

191

819

89

206

021

31

220

222

73

234

4

CSB

[mg

o2/

l]

Zeit Winter 2006

Online-Messdaten Winter 2006 Zulauf und Ablauf ZVK

CSB Zulauf ZVK

CSB Ablauf ZVK

Abbildung 8: Online-Messdaten Winter 2006 Zulauf und Ablauf Zweckverband Klärwerk Steinhäule

In der Abbildung 8 sind die gemessenen Online-Daten der UV-Sonde im Zulauf (rote

Linie) und der TOC-Messung (grüne Linie) im Ablauf der Kläranlage Steinhäule

abgebildet. Die CSB-Frachten ändern sich im Tagesgang stark. Bei

Regenereignissen können die CSB-Zulaufwerte unter 200 mg O2/l fallen; bei

Trockenwetterereignissen können die CSB- Zulaufwerte über 800 mg O2/l liegen.

Die CSB-Ablaufwerte sind dagegen sehr stabil. Die sehr starken Schwankungen im

Zulauf treten in den Ablaufwerten minimiert auf, d.h., das System Biologie puffert

größere CSB-Differenzen sehr gut ab. Bei Regenereignissen werden die CSB-

Frachten stark verdünnt, so dass diese größeren CSB-Differenzen auch in den CSB-

Ablaufwerten zu erkennen sind (siehe Abbildung 8).

32

Abbildung 9: Simulation CSB Zulauf bis Ablauf ZVK im Winter 2006 (50 Tage)

Die Abbildung 9 zeigt die Ergebnisse der CSB-Simulation mit den Online-Messdaten

der UV-Sonde im Zulauf zur Kläranlage Steinhäule (Abbildung 8, Werte der roten

Linie). Die CSB-Werte der grünen Linie sind die Online-Messdaten des TOC-

Messgerätes im Ablauf Nachklärung. Die blaue Linie stellt die simulierten CSB-Werte

dar. Die simulierten CSB-Werte bei den Regenereignissen (Tag 7 und Tag 35) sind

zu niedrig. Die Messwerte der UV-Sonde werden durch die Regenmengen sehr

verdünnt und die Abwasserfraktionierung wird verändert. Die Kläranlagensimulation

mit “Simba“ ermöglicht lediglich eine konstante Fraktionierung der CSB-Werte.

Ansonsten bildet die Simulation die Online gemessenen Werte sehr gut ab.

8.6 Simulation der Versuchsanlage

Die Hochschule Biberach führte im Klärwerk Steinhäule in einer halbtechnischen

Versuchsanlage Untersuchungen zur Verringerung gelöster organischer

Verbindungen mit Aktivkohle durch. Mit dem Einsatz von Fällmittel und der

CSB [mg O2/l]

Zeit [Tage]

Simulation CSB Zulauf bis Ablauf ZVK

33

Frischaktivkohle SAE Super von Norit konnte folgendes Diagramm zur DOC-

Entnahme erstellt werden (Abbildung 10).

Abbildung 10: Prozentuale DOC-Entnahme in der Adsorptionsstufe in Abhängigkeit der Aktivkohledosierung (Abschlussbericht „Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässergüte durch Entnahme der organischen Restverschmutzung mittels Aktivkohle,“ Hochschule Biberach November 2009, UM-Vorhaben, S. 37)

Die Versuchsanlage wurde mit unterschiedlichen Aktivkohlemengen betrieben. Die

Fällmitteldosierung im Kontaktreaktor betrug 0,2 mg Al/mg PAK und im Filter ca. 0,5

mg Al/l. Je größer die Aktivkohledosierung war, desto größer war die prozentuale

DOC-Entnahme. Bereits mit einer relativ geringen Aktivkohledosierung von 4 mg/l

lassen sich DOC-Entnahmeraten von ca. 30 Prozent erzielen. Mit einer Dosierung

von 10 mg/l Aktivkohle können ca. 40 Prozent der gelösten organischen

Verbindungen im Abwasser entfernt werden. Eine Aktivkohledosierung von ca. 20

mg/l ermöglicht eine Reduzierung von 50 % der gelösten organischen Verbindungen.

Der Fällmitteleinsatz trägt ebenfalls zur Verringerung der gelösten organischen

Restverschmutzung von ca. 1 mg DOC/l (ca. 3 mg CSB/l) bei. Der

Kontaktreaktor wurde mit einem TS-Gehalt von ca. 4 g PAK/l betrieben. Eine

34

Überschussschlammpumpe hielt den TS-Gehalt konstant. Im Modell regelt ein Relay

den TS-Gehalt.

Die Untersuchungen wurden in einer halbtechnischen Versuchsanlage durchgeführt,

d.h., dass nicht alle Geräte an das Prozessleitsystem angeschlossen waren. Die

Rücklaufkohlepumpen mussten beispielsweise ständig kontrolliert werden, ob die

konstante Menge von 300 l/h pro Pumpe gefördert wurde. Die Menge der

Aktivkohledosierung wurde in der Datenbank über eine Füllstandssonde im

Aktivkohlesuspensionsbehälter ermittelt. Aus der Differenz von Füllständen während

einem Zeitintervall konnte die Menge an dosierter Aktivkohlesuspension pro

Zeiteinheit berechnet werden.

Im “Editor“ wurde für die Aktivkohleadsorption von gelösten organischen

Verbindungen die Reaktorkinetik formuliert. Eine e-Funktion beschreibt die

Stöchiometrie, die sich an der DOC-Entnahme der Laborversuche (Abbildung 10)

orientiert. Die e-Funktion wurde anhand der Daten der Tabelle 1 erstellt. Die

gewählte Formel lässt sich wie folgt grafisch darstellen (Abbildung 11).

Tabelle 1: Daten zur Erstellung der e-Funktion

DOC-Entnahme mitFrischaktivkohle und Aluminium

gewählte Formel:X Y4 -28 y = -15,70 ln (x+3)-410 -4212 -4520 -52

35

y = -15,70 ln(x+3) - 4R² = 0,9992

-60

-50

-40

-30

-20

-10

0

0 5 10 15 20 25

DO

C-V

err

ing

eru

ng

[%

]

PAC - Dosierung [ mg PAK/l ]

DOC -Entnahme in der nachgeschalteten Adsorptionsstufe

Frischaktivkohle und Aluminium

Log. (Frischaktivkohle und Aluminium)

Abbildung 11: DOC – Entnahme in der nachgeschalteten Adsorptionsstufe

Das Versuchsanlagenmodell wurde mit vier konstanten Vektormatrizen mit

denselben Parametern wie der Abwassermenge, der CSB-Zulaufkonzentration und

der Temperatur simuliert (Abbildung 12). Die Vektormatrizen unterscheiden sich in

der Menge der Aktivkohledosierung, die mit 0 mg/l, 4 mg/l, 10 mg/l und 20 mg/l

angegeben wurde. Die CSB-Eliminationsraten liegen mit einer Aktivkohledosierung

von 4, 10 und 20 mg PAK/l bei ca. 28%, 43% und 50 %.

36

0

5

10

15

20

25

0,81

1,29

2,16

4,39

7,25

13,2

8

23,2

8

29,0

8

39,0

8

47,6

8

54,8

8

64,8

8

74,8

8

84,8

8

89,1

5

89,2

9

90,8

5

90,8

9

92,8

0

100,

00

Simulation der Versuchsanlage mit konstantem Vektor

Ablauf NKB

Ablauf NKB + FM + 4 mg PAK/L

Ablauf NKB + FM + 10 mg PAK/L

Ablauf NKB + FM + 20 mg PAK/L

20,34 mg/l

14,73 mg/l

11,68 mg/l

10,20 mg/l

Abbildung 12: Simulation mit konstanten Vektoren

8.7 Simulation der Kläranlage Steinhäule und der Versuchsanlage

Für die Simulation der organischen Verbindungen von Zulauf bis Ablauf der

Versuchsanlage sind die Daten der CSB-Zulauffrachten vom Ablauf der biologischen

Stufe der Kläranlage Steinhäule, die Beckenvolumina, die Fällmitteldosierung (Alton),

die Abwassermengen, die Rücklaufkohlemengen, die Überschusskohlemengen, der

TS-Gehalt im Kontaktreaktor, die Temperatur und der pH-Wert relevant.

37

Abbildung 13: Simulation CSB Zulauf bis Ablauf VA im Winter 2006 (50 Tage)

In der Abbildung 13 sind die Ergebnisse der CSB-Simulation mit den Online-

Messdaten der UV-Sonde im Zulauf zur Kläranlage Steinhäule (Abbildung 8, Werte

der roten Linie) dargestellt. Die CSB-Werte der grünen Linie sind die Online-

Messdaten des TOC-Messgerätes im Ablauf Sandfilteranlage. Die blaue Linie stellt

die simulierten CSB-Werte dar. Die Pics der Regenereignisse werden bei den

simulierten CSB-Werten (Tag 7 und Tag 35) nicht richtig abgebildet. Die Ergebnisse

sind für die Anforderungen der Simulation ausreichend. Die Simulation soll später

dazu dienen, die Versuchsanlage an andere Kläranlagen im Modell nachzuschalten.

Ziel ist es, den Kläranlagenbetreiber über den möglichen CSB-Abbau mit einer

Aktivkohledosieranlage zu informieren.

CSB [mg O2/l]

Zeit [Tage]

Simulation CSB Zulauf bis Ablauf VA

38

8.8 Erweiterung der Kläranlage Steinhäule mit einer nachgeschalteten Adsorptionsstufe und Sandfilteranlage

Die Bemessung der Adsorptionsstufe (Kontaktreaktor und Sedimentationsbecken) ist

von der Aufenthaltszeit bzw. Kontaktzeit des Abwassers mit der Aktivkohle

(Kontaktreaktor) und von der Abwassermenge (Reinigung Teil- bzw. Vollstrom) bzw.

der Wehrbelastung (Sedimentationsbecken) abhängig. Die Aufenthaltszeit des

Abwassers im Kontaktreaktor beträgt bei Trockenwetter ca. 75 Minuten, bei

Regenwetter ca. 40 Minuten.

Abbildung 14: Auswirkungen der Größe des Kontaktreaktors auf die prozentuale DOC-Entnahme in der Adsorptionsstufe (Abschlussbericht „Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässergüte durch Entnahme der organischen Restverschmutzung mittels Aktivkohle,“ Hochschule Biberach November 2009, UM-Vorhaben, S. 90)

Abbildung 14 zeigt Untersuchungen der Hochschule Biberach, wobei das Kontaktreaktorvolumen bei konstanter Zuflusswassermenge und konstanter Aktivkohledosierung von 10 mg PAK/l verändert wurde. Die Verdreifachung des Kontaktreaktorvolumens hatte mit einer Aufenthaltszeit zwischen ca. 20 min und 60 min für die Reduzierung der gelösten organischen Verbindungen nur geringe Auswirkungen auf die Reinigungsleistung. Eine Erhöhung der Abwassermenge um 60 Prozent bei konstanter Rücklaufkohlemenge hatte eine Verringerung des TS-Gehalts im Kontaktreaktor von 1 g/l zur Folge. Für den Bemessungsfall wird

39

empfohlen das Kontaktreaktorvolumen nicht zu klein zu wählen, so dass bei Regenwetter noch ausreichend TS-Gehalt an Aktivkohle im Kontaktreaktor verbleibt.

Das Sedimentationsbecken wurde nach der Oberflächenbeschickung (OTW =0,92 m/h, ORW =1,74 m/h) und nach der erforderlichen Wehrbelastung (qTW =4,4 m³/m*h, qRW =8,4 m³/m*h) bemessen. Die Oberflächenbeschickung sollte nicht größer sein als 2 m/h bei maximaler Abwassermenge. Um eine bessere Sedimentation im Becken zu erzielen, wurde die Sohlneigung des Sedimentationsbeckens abweichend von den Empfehlungen des Arbeitsblattes 131 der DWA vergrößert. Der Zweischichtfilter ist mit einer maximalen Filtergeschwindigkeit von 12 m/h bei maximaler Abwassermenge auszulegen.

Der Trockenwetterzufluss zum Klärwerk Steinhäule beträgt einschließlich der Filterspülung ca. 5.200 m³/h und der Regenwetterzufluss 9.800 m³/h.Die Adsorptionsstufe des Klärwerks Steinhäule hat ein Kontaktreaktorvolumen von ca. 6.600 m³ und eine Oberfläche der 2 Sedimentationsbecken von 5.650 m². Die Filteranlage wurde mit 20 Filterkammern bemessen. Eine Kammer hat eine Oberfläche von 46,8 m². Die Filterfläche beträgt insgesamt 936 m².

9. Wechselwirkungen der Pulveraktivkohle mit bestehenden Anlagen und Bauwerken

Die Betriebsmittel Pulveraktivkohle, Fällmittel (Alton) und Flockungshilfsmittel werden im Kontaktreaktor eingesetzt. Die Pulveraktivkohle im Abwasser wirkt abrasiv. Das Fällmittel und Flockungshilfsmittel bewirkt eine bessere Sedimentation der Aktivkohle in den Sedimentationsbecken.

Die Aktivkohle wird zukünftig im Klärwerk Steinhäule über einen Injektor einem Wasserstrom zugemischt. Der Wasserstrom ist ein filtriertes Abwasser, das von der Filteranlage über das Technikgebäude zum Kontaktreaktor gepumpt wird. Im Technikgebäude wird die Aktivkohle dem Wasserstrom über einen Injektor zugemischt. Das Wasser-Kohlegemisch fließt dann in den Kontaktreaktor. Die genaue Dosierung der Aktivkohlemengen erfolgt durch eine Waage. In zwei Silos mit je 100 m³ Volumen wird die Aktivkohle gelagert.Für die Abwasserbeschickung des Kontaktreaktors, der Filteranlage und die Rückführung der Aktivkohle von dem Sedimentationsbecken zum Kontaktreaktor ist aus hydraulischen Gründen ein Hebewerk erforderlich, das als Schneckenpumpen ausgeführt wird. Pro Straße ist jeweils eine Schneckenpumpe vorgesehen. Eine dritte Schnecke dient in jedem Pumpwerk als Reserveschnecke. Das Abwasser aus der Adsorptionsstufe ist ein Aktivkohle-Fällmittel-Polymergemisch. Die Aktivkohlekonzentration im Abwasser zur Filteranlage beträgt maximal 4-5 g AK/l.

40

Das Rücklaufkohlewasser vom Sedimentationsbecken zum Kontaktreaktor kann eine Aktivkohlekonzentration von bis zu 12 g Ak/l erreichen. Im Hinblick auf das erhöhte Abrasionsverhalten des Fördermediums auf die Förderaggregate werden diese Schneckenpumpen mit Ortbetontrögen und Schmelzbasaltauskleidung sowie einer Beschaufelung der Schnecken mit einem Verschleißblech aus Hardox 400 erstellt. Die Überschusskohlepumpen und die Schlammwasserpumpen müssen ein Aktivkohle-Abwassergemisch von 4-5 g AK/l fördern. Die Pumpenausführung erfolgt mit einem Spiralgehäuse und Laufrad aus Hartguss. Die Förderleitungen werden als VA-Stahlleitungen ausgeführt.Im Kontaktreaktor sorgen 6 Hyperboloidrührer in 6 Kaskaden für die erforderliche Durchmischung der Aktivkohle mit dem Abwasser. Die Hyperboloidrührer werden aus hochwertigem, glasfaserverstärktem Kunststoff und biologisch neutralem Gel-Coat vollständig beschichtet.

10. Großtechnische Umsetzung unter Berücksichtigung eines Qualitäts-managements

10.1. Organisationssicherheit für die Kläranlage

In der Abwasserreinigung selbst und damit auch auf einer Kläranlage sind die

ablaufenden Vorgänge sehr komplex. Dies gilt für den Abwasserreinigungsprozess,

der physikalische, chemische und mikrobiologische Komponenten enthält, für den

Bau, der sich aus unterschiedlichsten Gewerken der Bau-, Maschinenbau- und

Elektrotechnik zusammensetzt und auch für den Betrieb, welcher vom

Explosionsschutz bis zu komplexer MSR-Technik und Eigenenergieversorgung alles

beinhaltet. Als erster Ansatz in Richtung eines QM-Systems werden auf einigen

Kläranlagen Kennzahlen erfasst und ein Benchmarking-Vergleich durchgeführt.

Darauf aufbauend sollten Elemente der verschiedenen Managementsysteme (z.B.

Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001, Umweltmanagement nach DIN EN

ISO 14001 ff., Energiemanagement und Sicherheitsmanagement) eingeführt werden

um ein Organisationsverschulden im Unternehmen zu vermeiden.

Ansonsten besteht die Gefahr, dass § 823 BGB, Absatz 1 “Wer vorsätzlich oder

fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder

ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum

41

Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet” zur Anwendung kommt.

Denn auch das Bundesverfassungsgericht hat eindeutig festgestellt, dass „Die

Kenntnis der Regelungen im Strafgesetzbuch, das die wesentlichen Straftatbestände

zusammenfasst, darf im Allgemeinen erwartet werden. Darüber hinaus ist von

Betreibern gewisser technischer Anlagen zu verlangen, dass sie über die

einschlägigen Vorschriften unterrichtet sind.“

Eine schuldhafte Verletzung der originären Organisationspflichten zieht eine

unmittelbare Haftung des Unternehmens aus § 823 BGB nach sich; mit den Folgen:

- Vorwurf gegen die Führungsebene

- Haftungsfolgen für das Unternehmen

- Konsequenzen für den Unternehmensleiter

Gemäß BGB ist eine gute Unternehmensorganisation gekennzeichnet durch

- Auswahl von fachlich qualifiziertem und persönlich geeignetem Personal

- Anleitung zur sachgerechten Arbeit

- Überwachung und Einhalten der Vorgaben

- Bereitstellung geeigneter und funktionstüchtiger Produktionsmittel

Damit ergeben sich als Organisationspflichten der Betreiber z.B.

- klare und eindeutige Zuweisung von Zuständigkeitsbereichen

- Einsatz ausreichend qualifizierten Personals

- Leitung, Überwachung und Schulung der Mitarbeiter

- Bereitstellung der erforderlichen Ausstattung

- Bereitstellung der technischen Regelwerke

- Verfügen über Dienst- und Betriebsanweisungen

Dies bedeutet, dass auch in Organisationen zur Abwasserreinigung ein

prozessorientiertes QM-System zugrunde gelegt werden kann.

42

Auch die in Abbildung 16 dargestellten QM-Grundsätze der DIN EN ISO 9004

sollten beachtet werden.

Abb.15: Struktur eines prozessorientierten QM-Systems

Abb.16: QM-Grundsätze

43

Die Aufbau- und Ablauforganisation auf der Kläranlage Steinhäule wurden

untersucht und werden mit geringen Ergänzungen den Ansprüchen des BGB

genügen.

Abb. 17. Organisationsdiagramm des ZVK

Der kontinuierliche Verbesserungsprozess eines QM-Systems wird teilweise schon in

Abteilungsbesprechungen durchgeführt und soll in Zukunft als eigener Prozeß

behandelt werden.

Sowohl Dienst- und Betriebsanweisungen, als auch dringend notwendige

Planunterlagen (z.B. Explosions-Schutz-Zonen, s. Bild 1) sind vorhanden und für alle

Mitarbeiter zugänglich.

44

Bild 1: Ex-Zonen-Plan der KA Steinhäule

Dies alles ist ein erster Ansatz zu einem integrierten Managementsystem für

Abwasserreinigungsanlagen und sollte dann sicherstellen, dass auch große

Baumassnahmen, wie der Neubau einer Adsorptionsstufe, bestmöglichst

durchgeführt werden.

Abb.18: Integriertes Managementsystem

45

10.2. Vorgehensweise zur großtechnischen Umsetzung

Aus dem Forschungsvorhaben ergeben sich folgende Schritte, welche als

Grundlagenermittlung vor Beginn der Planung sinnvoll und notwendig wären:

- Zieldefinition:

Die Aktivkohle bindet die gelösten organischen Verbindungen. Mit einfachen

Stichproben kann im Vorfeld der Anteil an gelösten organischen Verbindungen im

Ablauf der Kläranlage X ermittelt werden. Die Stichprobe wird vor der Messung mit

einem 0,45 µm Filter filtriert. Der gelöste organische Anteil am gesamten

organischen Kohlenstoff im Ablaufwasserstrom des Klärwerks X kann mit der

Aktivkohle reduziert werden.

Des Weiteren ist mit den Betreibern der Kläranlage X der Zielwert (z.B. Kläranlage

Steinhäule CSB < 20 mg/l) festzulegen, der mit der Aktivkohleanlage zu erreichen ist.

- Versuche zur Fraktionierung der Abwasserzusammensetzung:

Die Fraktionierung der biologischen Abbaubarkeit der Inhaltsstoffe des

Abwassergemisches kann entweder über den Zahn-Wellens-Test oder mit UV-

Sondenversuche im System der Kläranlage X erfolgen. Zur Adsorptionsanalyse sind

Batchversuche zur Bestimmung der Isothermenpunkte notwendig. Mit Hilfe einer

Software zur Adsorptionsanalyse eines Vielstoffgemischs kann das

Abwassergemisch fraktioniert werden. Es soll die biologische Abbaubarkeit der

organischen Abwasserinhaltsstoffe im Belebungsbecken und die Adsorbierbarkeit

der gelösten organischen Verbindungen an die eingesetzte Atkivkohle Y in der

Adsorptionsstufe quantifiziert werden.

-Modellierung der Kläranlage X

Die Kläranlage X ist mit der Simulationssoftware “Matlab und Simba“ zu modellieren.

Hierbei kann das Modell „Kläranlage Steinhäule“ umgebaut werden. Mit Simba

Blöcken kann die Kläranlage X nachgebildet werden. Verfügt die Kläranlage X über

Online-Messgeräte, können die gesammelten Daten zur Kläranlagensimulation

46

verwendet werden. Sind keine Online-Messgeräte auf der Kläranlage X vorhanden,

können Messreihen im Zulauf und Ablauf der Kläranlage X mit CSB-Bestimmung im

Labor durchgeführt werden.

- Modellanpassung

Die Signale im Ablauf der Kläranlage X (v.a. die Fraktionen des CSB) sind in den

Zulaufparametern der Versuchsanlage zu berücksichtigen. Auch die Nges- und

Pges-Zulaufkonzentrationen sowie die Temperatur und die Abwassermenge sind im

Versuchsanlagenmodell zu berücksichtigen.

Mit dem Ergebnis der Simulation kann dann die Ausplanung der Adsorptionsstufe

beginnen.

10.3. Kalkulation der großtechnischen Umsetzung

Abbildung 19 zeigt ein Verfahrensbild der KA Steinhäule mit zusätzlicher

Adsorptionsstufe. Die Kläranlage hat eine Kapazität von 440.000 EW und reinigt ca.

35 Mio m3 Abwasser im Jahr.

47

Abb. 19: Verfahrensbild der KA Steinhäule

Bild 2 zeigt die Kläranlage von der Klärschlammverbrennung aus.

Bild 2: KA Steinhäule mit Erweiterungsfläche

48

Die Kläranlage Steinhäule will zukünftig mit der Erweiterung der

Aktivkohlefilteranlage die abgaberechtlichen Schwellenwerte des

Abwasserabgabegesetzes unterschreiten, damit keine Abwasserabgabe (2011 rund

1 Mio. €) mehr bezahlt werden muss. Die Kosten der Erweiterung um eine

Aktivkohelfilteranlage betragen ca. 42 Millionen Euro (s. Tabelle 4).

Tabelle 4: Investitionskosten der Aktivkohlefilteranlage

Adsorptionsstufe

(Kontaktreaktor mit Schneckenpumpwerk, 2 Sedimentationsbecken, Technikgebäude)

23.700.000 €

Filteranlage mit Schneckenpumpwerk 18.300.000 €

Summe 42.000.000 €

Die Betriebskosten der Aktivkohlefilteranlage sind v.a. abhängig vom Stromverbrauch

der Schneckenpumpwerke und Rührwerke, dem Aktivkohleverbrauch, dem Fällmittel-

und Polymerverbrauch, den Kosten der Messgeräte und den Personalkosten

(Tabelle 5). Der Aktivkohleverbrauch wurde mit einem jährlichen Mittel von 7 mg/l

berechnet. Die Überschusskohle wird in der Monoverbrennunganlage mit dem

Klärschlamm verbrannt. Die Aktivkohle verfügt über einen höheren Heizwert als der

Klärschlamm, so dass zukünftig bei der Kohleverbrennung mehr elektrische Energie

erzeugt wird.

Falls bereits teilbeladene Wasserwerkskohle verwendet wird, würde sich dies

außerdem sehr positiv auf eine Ökobilanz auswirken.

Die Phosphorelimination erfolgt in der Adsorptionsstufe. Deshalb wird die

Fällmittelmenge in den Betriebskosten (Tabelle 5) nicht aufgeführt, da die

Fällmittelmenge für die Adsorptionsanlage ungefähr der Fällmittelmenge der

Simultanfällung entspricht.

49

Tabelle 5: Betriebskosten der Aktivkohlefilteranlage

StromkostenPumpen und Rührwerke

65 Wh/m³ * 35 Mio. m³ * 0,12 €/kWh = 273.000 €

Aktivkohleverbrauch 7 g/m³ * 35 Mio. m³ * 1.150 €/t = 281.750 €

Energieeinsparung 245 t PAK/a * 32.000 kJ/kg/ 42.650 kJ/kg* 0,685 €/t =

- 126.000 €

FHM (Polymer) 10.000 kg/a * 2 €/kg = 20.000 €

Personal 50.000 €

Wartung 370.000 €

Messgeräte 60.000 €

Kapitalkosten (42-11,6) Mio. € * 0,058 * (30 J 4 %) =

Fördermittel und Drittmittel

1.774.800 €

Summe 2.703.550 €

Die spezifischen Betriebskosten für das Klärwerk Steinhäule betragen:

2.703.550 €__14.000.000 m³

Weitere im Bau befindliche Anlagen (Mannheim und Sindelfingen) müssen zeigen

wie dieser Wert einzuordnen ist. Die Verbandsversammlung des ZVK hat

beschlossen diese Investition im Sinne einer nachhaltigen Umweltschutzpolitik zu

tätigen.

11. ZusammenfassungHauptziel des Teilprojektes 1A des Verbundforschungsvorhabens „Entwicklung einer

adsorptiven Stufe zur Elimination organischer Spurenstoffe auf kommunalen

Kläranlagen“ war, Grundlagen für eine großtechnische Umsetzung einer solchen

adsorptiven Stufe zu schaffen. Um keinen rein theoretischen Ansatz als Ergebnis zu

= 0,19 €/ m³

50

bekommen, wurde als Beispielkläranlage das Klärwerk Steinhäule in Ulm gewählt.

Die Vorgabe war die Ergebnisse auf andere Kläranlagen übertragen zu können.

Dieses Ziel wurde erreicht, so dass nach Beendigung des Vorhabens Planung und

Ausschreibung der großtechnischen Anlage in Angriff genommen wurde. Für dieses

Projekt mit einem Umfang von ca. 42 Mio. Euro wurden wertvolle Daten geliefert.

Außerdem wurde eine beispielhafte Vorgehensweise für die Grundlagenermittlung

und Ausführungsvorschläge für Anlagenteile, die mit der Pulveraktivkohle in

Berührung kommen erarbeitet. Wird hierbei noch bereits beladene wasserwerkskohle

verwendet, hat dies sehr positive Auswirkungen auf die Gesamtökobilanz des

Vorhabens (Weiternutzung eines Abfallproduktes und gesteigerter Brennwert bei der

Klärschlammverbrennung).

Im Teilprojekt 1A wurden umfangreiche Messprogramme mit dazugehöriger Analytik

auf der Kläranlage und an der Versuchsanlage durchgeführt. Auch wurden

unterschiedlichste Online-Messgeräte eingesetzt. Der Betrieb der halbtechnischen

Versuchsanlage wurde sichergestellt.

Im Aufstockungsprojekt wurde ein Simulationstool für eine Adsorptionsstufe fertig

gestellt. Dies stellt eine Neuheit im Simulationsbereich dar. Beim ZVK wurden die

Grundzüge eines Qualitätsmanagementsystems für Planung, Ausschreibung,

Bauphase und Betrieb der neuen Adsorptionsstufe eingeführt. Die

Gesamtprojektleitung mit den entsprechenden Koordinationsarbeiten wurde vom

ZVK durchgeführt

12. VeröffentlichungenAm 23. Juni wurden von Herrn Hiller auf der DWA-Veranstaltung „Vorstellung

aktueller Projekte zum Ausbau von kommunalen Klärwerken mit einer

Absorptionsstufe“ in Mannheim die bisherigen Ergebnisse des Teilprojektes 1A mit

dem Titel „Klärwerk Steinhäule, Neu-Ulm“ vorgestellt.

51

13. Literaturangaben

BTZ Weiterstadt der HWK Frankfurt

PIMM, Integrierte Managementsysteme für KMU, Leonardo da Vinci-Projekt der EU

DIN

DIN EN ISO 9001, Qualitätsmanagement, Beuth-Verlag

DIN

DIN EN ISO 14001, Umweltmanagement, Beuth Verlag

DWA

Seminar Technisches Sicherheitsmanagement Abwasser

Lamberth, Bodo

„Development of Human Ressources as an important part of a Total Performance Management”, Vortrag auf dem 23rd World Water Congress der IWSA in Buenos Aires, September 1999

Lamberth, Bodo

“Environmental Impact Assessment”, Vortrag auf dem workshop des EU-Business-Support-Projects “Bussiness Support Programme for Bulgaria, Romania, Croatia and Turkey” in Antalya am 18.02.2009

Berichtsblatt

__________ _______________1Auf das Förderkennzeichen der BMBF soll auch in der Veröffentlichung hingewiesen werden. BMBF-Vordr. 3831/01.96

1. ISBN od. ISSN 2. Berichtsart Schlußbericht

3. Titel des Berichtes Verbundprojekt:

Entwicklung einer adsorptiven Stufe zur Elimination organischer Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen

Teilprojekt 1A:

Datenerhebung zur Entwicklung von Planungskonzepten und Betrieb einer halbtechnischen Versuchsanlage auf der Kläranlage Steinhäule

Aufstockungsantrag zu Teilprojekt 1A:

Entwicklung von Planungskonzepten zum Aktivkohleeinsatz auf Abwasserreinigungsanlagen zur Elimination von Spurenschadstoffen unter Berücksichtigung des Qualitätsmanagements

4. Autoren des Berichtes (Name, Vorname(n))Hiller, GeorgLamberth, Bodo

5. Abschlussdatum des Vorhabens31.01.20116. Veröffentlichungsdatum

7. Form der Publikation

8. Durchführende Institution(en) (Name, Adresse)

Zweckverband Klärwerk SteinhäuleReinzstrasse 1, 89233 Ulm

9. Ber.Nr. Durchführende Institution

10. Förderkennzeichen1

02 WA 102011a. Seitenzahl Bericht5111b. Seitenzahl Publikation

13. Fördernde Institution (Name, Adresse)

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF)

53170 Bonn

12. Literaturangaben614. Tabellen515. Abbildungen19

16. Zusätzliche Angaben

17. Vorgelegt bei (Titel, Ort, Datum)

18. KurzfassungHauptziel des Teilprojektes 1A des Verbundforschungsvorhabens „Entwicklung einer adsorptiven Stufe zur Elimination organischer Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen“ war, Grundlagen für eine großtechnische Umsetzung einer solchen adsorptiven Stufe auf dem Klärwerk Steinhäule zu schaffen. Dieses Ziel wurde erreicht, so dass nach Beendigung des Vorhabens Planung und Ausschreibung der großtechnischen Anlage in Angriff genommen wurde. Für dieses Projekt mit einem Umfang von ca. 40 Mio. Euro wurden wertvolle Hinweise geliefert.Im Teilprojekt 1A wurden umfangreiche Messprogramme mit dazugehöriger Analytik auf der Kläranlage und an der Versuchsanlage durchgeführt. Auch wurden unterschiedlichste Online-Messgeräte eingesetzt. Der Betrieb der halbtechnischen Versuchsanlage wurde sichergestellt. Die Entwicklung von Planungstools für eine Kläranlagenerweiterung um eine adsorptive Stufe konnte nicht in vollem geplanten Umfang des Projektes fertig gestellt werden, da der Partner des Teilprojektes 1B während der Projektlaufzeit Insolvenz anmelden musste.Im Aufstockungsprojekt wurde ein Simulationstool für eine Adsorptionsstufe fertig gestellt. Dies stellt eine Neuheit im Simulationsbereich dar. Beim ZVK wurden die Grundzüge eines Qualitätsmanagementsystems für Planung, Ausschreibung, Bauphase und Betrieb der neuen Adsorptionsstufe eingeführt. Die Gesamtprojektleitung mit den entsprechenden Koordinationsarbeiten wurde vom ZVK durchgeführt.19. Schlagwörter

Weitergehende Abwasserreinigung, Spurenstoffe, Abwassersimulation, großtechnische Umsetzung

20. Verlag 21. Preis

Document Control Sheet

________________BMBF-Vordr. 3832/01.96

1. ISBN od. ISSN 2. Type of reportFinal report

3. Report Title

Joint research project: Development of an adsorptive treatment for elimination of organic micropollutants in municipal sewage works

Subproject 1A:

Data collection for the development of planning tools and operation of a half technical examination plant on the municipal sewage plant Steinhäule

Additional Subproject 1A:

Development of planning tools for the use of activated carbon in sewage plants for the elimination of micropollutants under the conditions of Quality Management

4. Author(s) of the Report (FamilyName, First Name(s))Hiller, GeorgLamberth, Bodo

5. End of Project31.01.20116. Publication date

7. Form of Publication

8. Performing Organization(s) (Name, Address)

Abwasserverband Klärwerk SteinhäuleReinzstrasse 1, 89233 Ulm

9. Originator`s Report No.

10. Reference Ne.02 WA 102011a. Ne. of Pages Report5111b. No. of Pages Publication

13. Sponsoring Agency (Name, Address)

Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF)

53170 Bonn

12. No. of References614. No. of Tables515. No. of Figures19

16. Supplementary Notes

17. Presented at (Title, Place, Date)

18. AbstractAim of the subproject 1A of the joint research project „ Development of an adsorptive treatment for elimination of organic micropollutants in municipal sewage works” was, to get datas for the transfer of an absorptive treatment part from the half technical step into the technical size of the sewage plant Steinhäule. This aim war reached. After finishing of the research project planning and invitation to bid of the technical plant with the volume of 40 Mio. Euro were done. In the subproject 1A a lot of measurement programs with appendant analytics on the half technical plant were done. Also a lot of online-measurement instruments were used. In the additional subproject a simulation tool for an adsorptive step on a waste water plant, based on Matlab-Simulink, was developed. This is a complete new tool in the world of simulation. Within the ZVK the basics of Quality Management systems were introduced. The leading of the total project with all coordination works was done by the ZVK19. Keywords

Additional wate water treatment, organic micropullants, wate water simulation, technical size of adsorption of micropullutants in a sewage plant

20. Publisher 21. Price