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Die BK 3101
Der zytologische Beitrag zur Tuberkulose als Berufskrankheit
Halle 2012
Berufskrankheit 3101
• Die BK-Nr. 3101 bezeichnet als Berufskrankheit Infektionskrankheiten, wenn der Versicherte im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Laboratorium tätig oder durch eine andere Tätigkeit der Infektionsgefahr in ähnlichem Maße besonders ausgesetzt war.
Listennr. BKV 2009 2010 2011 Infektionskrankheiten 3101 1.689 1.493 1.645 bestätigt 499 579 641 BK-Rente 76 64 72
DGUV
Tuberkulose als BK 3101
A. Nienhaus Tuberkulose im Gesundheitswesen Pneumologie 2009; 63: 23±30
Neuerkrankungen und Sterblichkeit an Tuberkulose in Deutschland von 1983 bis -97
Tuberkulose-Notifikationsrate in Deutschland
TB-Fälle und Inzidenzen in Deutschland 1995-2010
11463
9064
433044194512
53825016
7173
12198
6020
9974
11814
7570 7677
10440
6542
5,35,45,56,16,67,47,9
14,415 13,6 12,7 12,111 9 9,3 8,7
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
14000
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Fälle
05101520253035404550
Inzi
denz
en p
ro 1
00.0
00 E
inw
ohne
r
RKI 2012
Folie Dr. Rüsch-Gehrdes
Gutachterliche Praxis
• Bundessozialgericht 7/1989: durch berufliche Einwirkungen verursachte regelwidrige Befunde sind als „anerkannte Berufskrankheiten“ zu behandeln, auch wenn Behandlungsbedürftigkeit und/oder Arbeitsunfähigkeit bzw. MdE nicht besteht.
• Damit ist eine Tuberkulin- oder IGRA-Konversion anzeige- bzw. meldepflichtig gem. § 202 SGB VII. Der regelwidrige Gesundheitszustand ist als Berufskrankheit gem. §9 Abs. 1 der BKV anzuerkennen, wenn die Tuberkulin- oder IGRA-Konversion beruflich erworben ist.
Nienhaus Brandenburg Teschler (Hrsg.) Tuberkulose als Berufskrankheit ein Leitfaden zur Begutachtung und Vorsorge 2. Erweiterte Auflage 2009 ecomed
Neuere gutachterliche Praxis
• Zusammenfassend überwiegen bei den methodisch guten oder akzeptablen Studien diejenigen, die ein erhöhtes Tbc−Risiko für verschiedene Tätigkeiten im Gesundheitswesen belegen (53 von 72 Zusammenhangsuntersuchungen). Die bisher für die Be− gutachtung der Tbc im Berufskrankheitenverfahren gängige Pra− xis, eine besondere Ansteckungsgefahr (...) in Praxen und Infek− tionsabteilungen mit gehäufter Behandlung Tuberkulosekranker oder in bakteriologischen Laboratorien, die sich speziell mit Züchtung und Typisierung von Tuberkelbakterien beschäftigen“, anzunehmen [3] und für alle anderen Bereiche den Nachweis ei− ner Indexperson als Infektionsquelle zu fordern, erscheint auf− grund der Analyse der konventionellen Studien zum beruflichen Infektionsrisiko daher nicht gerechtfertigt. A. Nienhaus
Tuberkulose im Gesundheitswesen Pneumologie 2009; 63: 23±30
Beweiserleichterung
• auf Tbc−Stationen, in Lungenfachkliniken und −praxen (auch Physiotherapeuten mit Atemtherapie, wenn sie in diesen Einrichtungen arbeiten)
• in Laboratorien, die Sputumproben untersuchen (die Gefahr ist dann besonders groß, wenn man nicht an Tbc denkt)
• auf Infektionsstationen • bei der Bronchoskopie, Kehlkopfspiegelung und Notfallintubation • in Sektionsräumen der Pathologie und Rechtsmedizin • in Notaufnahmen, Rettungsdiensten • bei der Betreuung von Hochrisikogruppen (HIV, Drogen−
undAlkoholabhängige, Gefängnisinsassen, Obdachlose, Immi−granten aus Ländern mit hoher Tbc−Inzidenz)
• bei Auslandseinsätzen in Gebieten mit bekannt hoher Tbc−Inzidenz • seit 2007 ist diese Auflistung um Beschäftigte in der Altenpflege und
Geriatrie erweitert worden [59] A. Nienhaus Tuberkulose im Gesundheitswesen Pneumologie 2009; 63: 23±30
Beweiserleichterung
Nienhaus Brandenburg Teschler (Hrsg.) Tuberkulose als Berufskrankheit ein Leitfaden zur Begutachtung und Vorsorge 2. Erweiterte Auflage 2009 ecomed
... aber
Nienhaus Brandenburg Teschler (Hrsg.) Tuberkulose als Berufskrankheit ein Leitfaden zur Begutachtung und Vorsorge 2. Erweiterte Auflage 2009 ecomed
Rolle der Zytologie
Zytologische Differentialdiagnose
EUS−FNA in the Diagnosis of Tuberculosis and Sarcoidosis.
A. Bhowmik, MD , A. Ganbari, MD , T. Topalidis, MD , M. Pelling, MD , O. M. Kon, MD , K. Patel, MD and A. 1Fritscher−Ravens, MD .123 Homerton University Hospital, London, United Kingdom; Cytologic Institute, Hannover, Germany and St Mary's Hospital,London,
Background: Mediastinal lymphadenopathy may indicate benign diseases such as pulmonary tuberculosis (TB) and sarcoidosis. Differentiation between sarcoidosis, tuberculosis and other diseases can be difficult, if standard diagnostic methods fail. EUS−FNA has proven to be highly sensitive and specific in the diagnosis of lung cancer, but it remains unknown whether cytology either alone or in combination with culture is sufficient to differentiate between TB and sarcoidosis. Cytology suggested TB in 24 cases and sarcoidosis in 33. Malignancy was found in 4 cases (n=2 lymphoma, n=2 metastatic lung cancer); in the remaining 10 cases, 2 abscesses and 8 non−specific changes were found. Culture revealed TB in 20 cases. A final diagnosis of TB was made in 27 patients after at least 6 months' follow−up; of these 3 had negative cytology. The final diagnosis of sarcoidosis was made in 30 cases;
Methods: Prospective study including 72 consecutive patients (Mean: 50.2 years; 36 male) with mediastinal lymphadenopathy
Am J Respir Crit Care Med 179;2009:A2266
Endoscopy 2011; 43(11): 955-961
EUS−FNA in the Diagnosis of Tuberculosis and Sarcoidosis. Fritscher Ravens; Topalidis 2011
Results: Adequate samples were obtained in 71/72 patients and no complications occurred. Cytology suggested TB in 24 cases and sarcoidosis in 33. Malignancy was found in 4 cases (n=2 lymphoma, n=2 metastatic lung cancer); in the remaining 10 cases, 2 abscesses and 8 non−specific changes were found. Culture revealed TB in 20 cases. A final diagnosis of TB was made in 27 patients after at least 6 months' follow−up; of these 3 had negative cytology. The final diagnosis of sarcoidosis was made in 30 cases; the remaining 3 with cytology suggesting sarcoidosis were proven to have TB. The sensitivity and specificity of EUS−FNA for TB were 0.89 and 1.0 respectively; those for sarcoidosis were 1.0 and 0.93. EUS−FNA achieved a correct diagnosis in 63/72 patients (88%).
Conclusion: EUS−FNA offers an excellent method for the differential diagnosis of TB and sarcoidosis which have not been diagnosed by traditional methods.
Benigne Erkrankungen -Respirationstrakt - Sarkoidose - Cytologische Kriterien – BB / BS / Spülung
Epitheloidzellen, Epitheloidzellige Granulome („Fische im Netz“). Sauberer Zellhintergrund. Lymphocyten, eosinophile Granulocyten.
Benigne Erkrankungen -Respirationstrakt - Tuberkulose - Cytologische Kriterien – BB / BS / Spülung
Epitheloidzellen, Epitheloidzellige Granulome. Langhans-Riesenzellen. „Schmutziger“ Zellhintergrund. Lymphocyten, eosinophile Granulocyten,
stark vermehrt neutrophile Granulocyten, Makrophagen u. Zelldetritus.
Epitheloidzelliges Granulom („Fische im Netz“)
FK- Riesenzelle vom Langhans - Typ
Lymphknoten - FNA
www.cyto.de
Fall 1
• 35- jähriger Mann, seit September zunehmende Gelenkschmerzen hauptsächlich rechtes Sprunggelenk, kommt mit Gehstützen. BMI 38, rötlich- livide Hautveränderungen, daher stationäre Einweisung in Dermatologie. Zunehmendes thorakales Oppressionsgefühl.
Fall 1
Rö- Thorax p.a. vom 16.10.12
Fall 1
Fall 1
Fall 1
Fall 1
Fall 1
Fall 1
Fall 1
Zytologisch „epitheloidzellig-granulomatöse Entzündung passend zu einer Sarkoidose“; BAL keine lymphozytäre Alveolitis (17%).
Fall 2
59-jährige Frau, seit Monaten allgemeine Abgeschlagenheit, Leistungsminderung; keine richtungweisenden Laborveränderungen, aber Rö-Thorax auffälliger linker Hilus, neu gegenüber dem Vorjahr. Seit 30 Jahren Oberärztin in einer Lungenklinik.
Fall 2
EBUS-gesteuerte Punktion der links hilären und erreichbaren mediastinalen Lymphknoten
Fall 2
Fall 2
Fall 2
Fall 2
Fall 2 Mikroskopisch kein Nachweis säurefester Stäbchen Kulturell kein Nachweis von Mykobaktieren PCR auf Mykobakterien negativ, aber stark reagenter Tuberkulinhauttest, Quantiferon-Test positiv. Unter antituberkulöser Therapie Besserung des Allgemeinbefindens,
geringe Größenrückbildung der Lymphknoten.
Fall 2
Anerkennung einer thorakalen Lymphknotentuberkulose als Berufskrankheit nach Ziffer 3101 der BKV bei neu aufgetretener hilärer und mediastinaler Lymphknotenvergrößerungen mit Nachweis einer ausgeprägten epitheloidzellig-granulomatösen Reaktion bei anzunehmendem erheblich erhöhtem beruflichem Risiko und Tbc-Infektion nach IGRA-Test sowie spezifischer kutaner Hyperergie allerdings ohne Nachweis von M. tuberculosis mit günstigem Effekt einer antituberkulösen Standardtherapie.
Fazit - Primäre Diagnostik thorakaler Lymphknoten ist i.d.R. die
Zytologie; - daher muß sich die Zytologie festlegen, soweit dies
möglich ist; - Bei epitheloidzellig-granulomatösen Entzündungen ist im
Einzelfall die wahrscheinlichere Ursache benennbar; - Der Versicherungsfall der BK 3101 kann sich auf die
Zytologie stützen, - Beweiserleichterung in bestimmten Berufsgruppen
- Bitte schützen Sie sich vor Infektion. MDR -> XDR -> TDR!
Wolfram Meister Halle, Nov 2012
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Lungenklinik Diekholzen Anfang Oktober 2012