Lungensport Medizinische Trainingstherapie und Atemtherapie

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    LungensportMedizinische Trainingstherapie und Atemtherapie

    bei COPD, Lungenemphysem und Lungenfibrose

    crossmed EditionArzt und Patient im Gesprch

    Herausgegeben vom COPD - Deutschland e.V. und derPatientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland

    Informationen fr Betroffene und Interessierte

    Lungensport U1_Layout 1 10.01.2016 14:38 Seite 1

  • BildnachweisDeckblatt contrastwerkstatt - Fotolia.com, von li. nach re./ob. nach u., S. 5 Antonioguil-lem, psdesign1, JPC-PROD, S. 7 pixelcaos, psdesign1, S. 8 panthesja, Paty Wingrove, con-trastwerkstatt, S. 9 pixelcaos, reineg, S. 10 Alila Medical Media, S. 11 blueringmedia 3 x, S.13 Peter Atkins, bill_17, Robert Kneschke, S. 15 MarcoBagnoli Elflaco, Alexander Raths 2 x,S. 17 Alila Medical Media, S. 19 Robert Kneschke 3 x, S. 20 ArTo, Medizintechnik Bergmann,Carefusion Masterscreen Body, S. 22 mykeyruna, Gina Sanders 2 x, S. 24 Dr. O. Ghl, S. 25Dr. O. Ghl, COPD-Deutschland e.V., S. 27 Yuri arcurs, Sergey Nivens, Robert Kneschke, S. 29 Invacare, S. 31 Jrgen Flchle, Robert Kneschke 2 x, Peter Atkins, Robert Kneschke 3 x, S.32 Robert Kneschke 2 x, marc heavier, S. 34 Dr. O. Ghl, S. 36 Dr. O. Ghl, S. 37 Dr. O. Ghl,S. 38 Dr. O. Ghl, S. 39 Dr. O. Ghl, S. 40 Dr. O. Ghl, S. 41 Dr. O. Ghl, S. 42 Dr. O. Ghl, S.43 Andrzej Tokarski, heinteh, by-studio, Elnur, S. 46 Dr. O. Ghl, S. 48 www.lungentrai-ner.de, Cegla, S. 49 - S. 51 Dr. O. Ghl, S. 52 Yuri Arcus 3 x Fotolia.com, Rckseite Gina San-ders, Carefusion Masterscreen Body, Robert Kneschke 2 x

    1

    Lungensport U1_Layout 1 10.01.2016 14:38 Seite 2

  • 2

    Herausgeber COPD - Deutschland e.V.Fabrikstrasse 33, 47119 DuisburgTelefon 0203 [email protected]

    Autor Jens Lingemann, 1. VorsitzenderCOPD - Deutschland e.V.Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD DeutschlandLindstockstrasse 30, 45527 HattingenTelefon 02324 999 000, Telefax 02324 [email protected]

    Wissenschaftliche Dr. phil. Oliver Christian Ghl,Beratung Sportwissenschaftler, Sporttherapeut,

    Rehaklinik Heidelberg-Knigstuhl

    Verlag Crossmed GmbH - Patientenverlag - Redaktion Sabine HabichtUnterer Schrannenplatz 5, 88131 LindauTelefon 08382 409234, Telefax 08382 [email protected], www.patienten-bibliothek.de

    Druckerei Holzer Druck und Medien, Weiler im Allgu

    Auflage 1/2016

    Quellen Eine Literaturliste (Quellenangaben) kann kostenfrei ber den Verlag angefordert werden:Adresse siehe oben oder [email protected]

    Impressum

    Lungensport U1_Layout 1 10.01.2016 14:38 Seite 3

  • 3

    Inhaltsverzeichnis

    4 Vorwort

    5 Basisinformationen Atemwege und Lunge

    7 Funktion der Atmung

    9 Brustkorb und Atemmuskeln

    11 Stoffwechsel und Energieeinsatz

    14 Basisinformationen COPD, Lungenemphysem und Lungenfibrose

    16 Folgen und Vernderungen im Verlauf der Erkrankungen

    18 Bewegungstherapie und mgliche Effekte

    20 Voruntersuchungen

    22 Ausschlusskriterien

    23 Umsetzung

    24 Optimale Voraussetzungen fr ein sicheres Training

    27 Lungensport

    32 Medizinische Trainingstherapie

    35 Husliches Training

    40 Training der Aktivitten des tglichen Lebens

    44 Atemtherapie

    52 Patientenschulung

    53 Mailingliste / Newsletter

    54 COPD-Deutschland e.V.

    55 Patientenorganisation Lungenemphysem COPD Deutschland

    56 Symposium-Lunge

    58 Online Umfragen

    59 Ratgeber

    60 Adressen / Literatur / Internet

    Inhaltsverzeichnis

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  • 4

    Vorwort

    Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,

    chronische Atemwegserkrankungen wie COPD (chronisch obstruktive Bronchitis),Lungenemphysem oder Lungenfibrose gehen mit einer Einschrnkung der krper-lichen Belastbarkeit einher in Abhngigkeit zum individuellen Erkrankungsstatus.

    Durch die zunehmende Atemnot, eine Folge der Lungenerkrankung, schrnken Pa-tienten zudem oftmals zustzlich ihre krperlichen Aktivitten ein - reduzierendiese manchmal sogar auf ein Minimum mit dem Ziel, weitere Atemnot zu ver-meiden oder dieser vorzubeugen.

    Doch das Gegenteil tritt ein, denn die Folge krperlicher Inaktivitt ist Konditi-onsverlust und Muskelabbau, was zu einer noch frher einsetzenden Atemnot be-reits bei geringster Anstrengung fhrt.

    Speziell an die Atemwegserkrankung und den aktuellen Schweregrad angepassteskrperliches Training kann jedoch die Lebensqualitt und die Belastbarkeit erh-hen sowie Krankheitssymptome vermindern.

    Lungensport und medizinische Trainingstherapie sind neben der medikamentsenTherapie zentrale und wichtige Manahmen fr ein optimales Behandlungskon-zept. Eine ebenfalls unerlssliche Ergnzung stellt die Atemtherapie dar, die vielesymptomerleichternde Techniken beinhaltet.

    Wir mchten Ihnen mit diesem Ratgeber Basisinformationen zur Funktion der At-mung, der Atemmuskulatur, den Effekten einer Bewegungstherapie aufzeigen undIhnen die medizinische Trainingstherapie, den Lungensport und die Atemtherapienherbringen und erlutern.

    Gleichzeitig mchten wir Sie motivieren, die Mglichkeiten dieser Therapien zunutzen, um den Verlauf Ihrer Erkrankung positiv zu beeinflussen.

    Ihr Jens LingemannVorsitzender COPD - Deutschland e.V.Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland

    Vorwort

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  • 5

    Basisinformationen Atemwege und Lunge

    Zu den Atemwegen zhlen alle Teile des Krpers, die beim Ein- und Ausatmen vonLuft durchstrmt werden.

    Die Hauptaufgabe der Atemwege ist die Aufbereitung der Atemluft, hierzu zhlenvor allem die Befeuchtung, Erwrmung und Reinigung. Die aufgenommene Luftwird quasi fr einen optimalen Sauerstoffaustausch in den Lungenblschen auf-bereitet.

    Die Atemwege werden unterteilt in obere Atemwege und untere Atemwege. DerKehlkopf ist die Grenze zwischen beiden Bereichen.

    Obere Atemwege Grenze Untere AtemwegeNase / Nasennebenhhlen Kehlkopf (Larynx) LuftrhreMundhhle Bronchien / BronchiolenRachen (Pharynx) Alveolargnge und Alveolen

    SchleimhautDer gesamte Atemtrakt ist bis auf den Rachen, Kehldeckel und die Stimmbnder- mit einer speziellen Schleimhaut ausgekleidet. Die Hauptaufgabe der Schleim-haut ist die Reinigungsfunktion der eingeatmeten Luft, denn mit jedem Atemzugknnen kleinste Staubpartikel, Trpfchen, aber auch Krankheitserreger wie Bakte-rien, Viren oder Pilze in die Atemwege gelangen.

    Die Schleimhaut besteht aus unendlich vielen Flimmerhrchen, die sich - hnlichwie ein wogendes Meer - stetig bewegen. Zwischen den Flimmerhrchen befindensich Becherzellen, die fr die Schleimproduktion zustndig sind. Der Schleim hltdie gesamte Oberflche feucht und es bleiben zudem die eindringenden Fremd-krper an ihr haften, so dass diese dann von den Flimmerhrchen in Richtung Ra-chen bewegt und dort unwillkrlich verschluckt werden. Der Schleim mit denFremdkrpern gelangt in den Magen, wo die Femdkrper durch die Magensurezerstrt werden. Husten entsteht erst, wenn die Funktion der Flimmerhrchen ge-strt, ist z.B. durch Rauch, Infekte oder Entzndungen.

    Basisinformationen Atemwege und Lunge

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  • 6

    Obere AtemwegeSchmutzpartikel bleiben meist bereits an den Hrchen der Nasenlcher hngen.Fr die Anfeuchtung sorgt der Schleim, fr die Anwrmung die Blutgefe, die di-rekt unter der Nasenschleimhaut liegen.

    Wird nicht ber die Nase sondern den Mund eingeatmet, kann die Luft nicht optimal ge-reinigt, angefeuchtet und erwrmt werden, denn im Mund fehlen die Flimmerhrchen. Eine stndige Mundatmung kann daher die Schleimhute der nachfolgendenAtemwegspassagen schdigen und somit Infekte begnstigen.

    Im Rachen kreuzen sich Luft- und Speisewege. Am unteren Ende teilt sich der Ra-chen dann in Speiserhre und Kehlkopf mit beginnender Luftrhre.

    Grenze zwischen oberen und unteren AtemwegenDie Grenze zwischen oberen und unteren Atemwegen bildet der Kehlkopf mit demKehlkopfdeckel. Beim Ein- und Ausatmen ffnet sich der Kehlkopfdeckel, beimSchlucken von Nahrung schliet er sich.

    Untere AtemwegeDie Luftrhre ist ein etwa 10 12 cm langes, rhrenhnliches Organ. In der Luft-rhre befinden sich neben der Schleimhaut auch Nervenzellen, die fr den Hus-tenreflex verantwortlich sind.

    Die Luftrhre teilt sich auf in einen rechten und linken Ast, die Hauptbronchien,die sich wiederum in den beiden Lungenflgeln in immer kleinere ste, die Bron-chien unterteilen. Die kleinsten Verzweigungen der Bronchien werden Bronchio-len genannt. Ihr Innendurchmesser betrgt weniger als 1 mm.

    Da sich in der eingeatmeten Luft nicht nur Staubpartikel befinden, die von denFlimmerhrchen und dem Schleim aufgefangen werden, sondern auch kleinsteKrankheitserreger wie zum Beispiel Bakterien, sitzen in der Bronchialschleimhautauch Immunzellen, die die Erreger abwehren (Immunabwehr) und mglichst un-schdlich machen.

    Am Ende der Bronchiolen befinden sich die Alveolargnge mit den Alveolen bzw.Lungenblschen. Sie sind traubenhnlich geformt und winzig klein, mit einemDurchmesser von 0,1 0,2 mm.

    Die Alveolen geben der Lunge ein schwammartiges Aussehen. Die Hauptaufgabeder Alveolen ist der Gasaustausch.

    Jeder Mensch besitzt etwa 300 Millionen Alveolen, deren Gesamtoberflche aufetwa 80 120 m2 geschtzt wird.

    Basisinformationen Atemwege und Lunge

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  • 7

    Funktion der Atmung

    ber die Atemwege gelangt die Luft, die wir ein-atmen, in das Alveolarsystem (System der Lun-genblschen) der Lunge, wo der Austausch desin der Einatemluft vorhandenen Sauerstoffs insBlut stattfindet.

    Die hauchdnnen, pergamenthnlichenWnde der Lungenblschen sind voneinem Netz kleinster Blutgefe (Kapil-laren) durchzogen. Fllen sich beim Ein-atmen die Lungenblschen mit Luft,kann der darin enthaltene Sauerstoffber die sogenannte Blut-Luft-Schranke mittels Diffusion in das Blutder Kapillaren bertreten.

    Gleichzeitig wird das AbfallproduktKohlendioxid ber die Alveolen aus demBlut von der rechten Herzkammer kommend- aufgenommen und mit der restlichen Luftber den gleichen Weg ausgeatmet. Kohlendi-oxid entsteht bei den Stoffwechselvorgngen eine Art Verbrennungsvorgang - in den Zellen.

    Sauerstoff ist eines der wichtigsten Ele-mente in unserem Blut: Sauerstoffbedeutet Leben. Nach der Aufnahmeim Blut ber die Blut-Luft-Schrankewird der Sauerstoff ber die linke Herz-kammer bis zu den entlegensten Zellenim Krper gepumpt.

    Die permanente Zufuhr von Sauerstoffist Voraussetzung fr alle wichtigen Pro-zesse in unserem Krper. Wenn dieser Ab-lauf nicht mehr funktioniert, leiden alleOrgane, vor allem Herz und Gehirn darunter.In krzester Zeit wren lebenswichtige Gewebeund Nervenzellen zerstrt.

    Funktion der Atmung

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  • 8

    Zahlen und Fakten

    Die Lunge bewegt sich etwa 20.000 Mal am Tag.

    Pro Atemzug wird etwa ein halber Liter Luft ein- und ausgeatmet, bei durchschnittlich 12 18 Atemzgen pro Minute.

    Die durchschnittliche Zahl der Atemzge, d.h. der Atemrhythmus pro Mi-nute ist jedoch auch abhngig vom Alter 40 Atemzge pro Minute bei Neugeborenen 20 Atemzge pro Minute bei 15-bis 20-jhrigen 16 Atemzge pro Minute bei 30-jhrigen

    Die Tiefe und Zahl der Atemzge pro Minute richtet sich darber hinausnach dem jeweiligen Sauerstoffbedarf des Krpers. So werden zum Bei-spiel etwa 4,7 Liter Luft pro Minute bentigt, wenn wir schlafen. Bei schnellem Gehen dagegen knnen es ca. 60 Liter pro Minute sein.

    Insgesamt werden von der Lunge durchschnittlich etwa 300 Millionen Liter whrend eines Lebens aufgenommen.

    Pro Tag sind es etwa 12.000 Liter Luft, die aufgenommen werden. 26 LiterLuft werden etwa bentigt, um einen Liter Sauerstoff zu gewinnen.

    Die eingeatmete Luft enthlt ca. 21 % Sauerstoff, 78 % Stickstoff, 0,03 % Kohlendioxid sowie einige weitere Edelgase.

    Die ausgeatmete Luft enthlt noch etwa 17 % Sauerstoff und hat nun einen erhhten Kohlendioxid-Anteil von 4 %.

    Bei normaler Atmung wird ca. ein halber Liter Luft ein- und wieder ausge-atmet. Holt man jedoch besonders tief Luft, kann die Luftmenge auf 2 Liter er-hht werden (Vitalkapazitt). Trotz maximaler Ausatmung bleibt ein Rest vonetwa 1 bis 1,5 Liter Luft in der Lunge zurck. Zhlt man beide Werte zusam-men, hat man eine Totalkapazitt der Lunge von ca. 3,5 bis 4 Litern.

    Funktion der Atmung

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  • 9

    Brustkorb und Atemmuskeln

    Da das gesamte Atmungsorgan keine Muskulatur hat, sind Helfer notwendig, diedas Ein- und Ausatmen ermglichen.

    BrustkorbDie Aufgabe des Brustkorbs (Thorax) ist insbesondere der Schutz der wichtigen Or-gane Lunge und Herz. Betrachtet man die Struktur des Brustkorbs, die aus 12 Rip-penpaaren, dem Brustbein und der Brustwirbelsule als Tragesule besteht, scheintes sich um ein starres bzw. stabiles Gerst zu handeln. Der Eindruck von Stabilittist richtig, aber starr ist der Brustkorb nicht. Gelenkige Verbindungen und Knorpelmachen eine Beweglichkeit mglich. Somit kann sich die Lunge beim Einatmenausdehnen.

    Weiterhin dient der Brustkorb zur Kraftbertragung der Atemmuskeln.

    Die Beweglichkeit des Brustkorbs kann durch Bewegungstraining untersttzt wer-den, so knnen zum Beispiel Dehnungsbungen zu einer Verbesserung der Brust-korbbeweglichkeit fhren.

    AtemmuskulaturAls Atemmuskulatur bezeichnet man die Skelettmuskeln, die durch das Zusam-menziehen und Entspannen das Volumen des Brustraums verndern und dadurchdas Atmen ermglichen.

    AtemmuskelDer grte Atemmuskel ist das Zwerchfell. Das Zwerchfell ist eine Art Muskel-platte, die die Bauchhhle von der Brusthhle trennt. Die Bedeutung des Zwerch-fells ist uns hufig gar nicht bewusst, da die Steuerung automatisch und nichtwillentlich - ber eine Region im Gehirn, das Atemzentrum erfolgt.

    Brustkorb und Atemmuskeln

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  • 10

    Durch spezielles Atemmuskeltraining, einem Bestandteil der Atemtherapie, ist esmglich, eine Verbesserung der Lungenkapazitt zu erzielen.

    brigens: Fr uns bemerkbar macht sich das Zwerchfell bei einem Schluckauf oderauch durch Seitenstechen beim Laufen, einer zu geringen Sauerstoffversorgungdes Zwerchfells in beiden Fllen verkrampft sich das Zwerchfell.

    Als Bauchatmung bezeichnet man die Atmung, die vorwiegend mit dem Zwerch-fell ausgebt wird.

    AtemhilfsmuskelnAls Atemhilfsmuskeln werden verschiedene Muskelgruppen bezeichnet. Hierzu zh-len u. a. die Brust-, Hals-, Bauchmuskeln und die Zwischenrippenmuskeln, die umden gesamten Brustkorb verlaufen.

    Als Brustatmung bezeichnet man die Atmung, bei der die Zwischenrippenmuskelnangespannt werden.

    Ein- und AusatmungBei der Einatmung muss sich die Lunge ausdehnen, der Brustkorb erweitert bzw.hebt sich mit Hilfe der Atemmuskulatur an. Parallel zieht sich das Zwerchfell zu-sammen und senkt sich ab. Beide Vorgnge erfolgen im Zusammenspiel mit dem Rippenfell, das die Lunge um-schliet und dem Brustfell, das sich auf der Innenseite des Brustkorbs und desZwerchfells befindet.Durch diese Vorgnge entsteht ein Unterdruck in den Lungen und die Luft wirdeingesogen bzw. eingeatmet.

    Entspannt sich die Atemmuskulatur, wird die Luft wieder aus den Atemwegenherausgepresst wir atmen aus.

    Brustkorb und Atemmuskeln

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  • 11

    Stoffwechsel und Energieeinsatz

    StoffwechselSauerstoff bedeutet Leben. Doch warum ist das so? Sowohl die Aufnahme von Sauerstoff wie auch die Aufnahme von Nahrung undWasser sind Grundvoraussetzung dafr, dass unser Krper, unsere Organe bzw.die Bausteine des Krpers, unsere Krperzellen gengend Energie haben, um zufunktionieren. Ohne Sauerstoff knnten wir z.B. nur wenige Minuten berleben.

    Sauerstoff und Nahrung kurbeln Stoffwechselvorgnge an, sie stellen quasi dieEnergie dar, die wir zur Befeuerung unserer Zellen und somit den Stoffwechselbentigen.Unter Stoffwechsel versteht man brigens alle biochemischen Vorgnge, die in-nerhalb der Zellen ablaufen. Alle Stoffwechselvorgnge greifen ineinander, sindmiteinander verzahnt. Fllt ein Element aus oder ist nicht voll funktionsfhig, sohat dies auch Auswirkungen auf angrenzende Stoffwechselprozesse.

    Der Kreislauf des Sauerstoffs im KrperAtemluft wird eingeatmet. Dabei gelangt der Sauerstoff durch die Lungenblschenins Blut. Dieser Sauerstoff muss an seinen Bestimmungsort transportiert werden.Dafr sorgt das Herz. Es schlgt und hlt das Blut in Bewegung. Im Krper wird derSauerstoff fr die Aktivitt des Stoffwechsels gebraucht. Bei jeder Oxidation bzw.Verbrennung von Zucker, Fett und Proteinen wird Sauerstoff bentigt.

    Die Bedingung fr das Funktionieren des Stoffwechsels ist, dass der bentigteSauerstoff in ausreichender Menge dort zur Verfgung steht, wo er gebrauchtwird. Dafr sorgen Herz und Atmung.

    Die Stoffwechselaktivitt, d.h. der Energieumsatz des Krpers ist also der ver-knpfende Faktor, der fr das Ineinandergreifen von Blutkreislauf, Atmung undStoffwechsel verantwortlich ist.

    Quelle: Prof. Dr. Rainer Mller, Atmung, Stoffwechsel und Blutkreislauf, TU Braunschweig

    Stoffwechsel und Energieeinsatz

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  • 12

    EnergieeinsatzBentigt unser Krper Energie, so wird zuerst die gespeicherte Energie aus den Mi-tochondrien, den Kraftwerken, die sich in jeder einzelnen Zelle befinden, ver-wendet. Es handelt sich hierbei um eben die Energie, die ber den Prozess derOxidation Verbrennung von Nahrungsbestandteilen im Blut und Zufhrung vonSauerstoff gewonnen wurde.

    Erst nach dem Anzapfen der Energiereserven wird durch Signale in Blut, Nervenund Gehirn die Information zur weiteren Energiegewinnung abgegeben. Im Hin-blick auf die Atmung wird diese, den Notwendigkeiten entsprechend, angepasst.

    Entscheidend ist nun, in welchem Mae Energie abgefordert wird. Bewusst werdensollte uns, dass wir sogar in Ruhestellung, whrend der Nachtruhe oder beim ru-higen Sitzen auf der Couch, Energie verbrauchen. So bentigen wir zum Beispielin Ruhe etwa 3 6 Liter Einatemluft, bei langsamem Gehen bereits 6 10 Liter.

    Alle Aktivitten, die ber das normale Ruheverhalten hinausgehen, werden als kr-perliche Aktivitt bezeichnet, zu denen auch bereits Alltagsleistungen wie Du-schen, Hausarbeit, Einkaufen, etc. gehren.

    Wichtig zu wissen:

    je hher die krperliche Aktivitt desto mehr werden auch einzelne Or-gane wie die Lunge oder das Herz-Kreislauf-System beansprucht

    ist die krperliche Aktivitt moderat, kann auch eine Dauerbelastung mglich sein

    bei zu hoher Belastung geraten der Stoffwechsel und die nachkommendeEnergieversorgung aus dem Takt, berlastungssymptome wie Laktatbil-dung, Atemnot, Muskelschmerzen etc. knnen sprbar werden und es knnen Ermdungserscheinungen eintreten

    fr die Umstellung von Ruhe auf Belastung bentigen sowohl Organe wie auch das Herz-Kreislauf-System eine Einstellungsphase von etwa 20Sekunden bis 2 Minuten siehe auch Erluterung des nachfolgenden Beispiels

    nach einer Belastung muss dem Krper ausreichend Zeit fr eine Rege-neration gegeben werden, das Herz-Kreislauf-System bentigt etwa 30 Sekunden bis 3 Minuten; bis alle Energiedepots jedoch wieder aufgeflltsind, kann es je nach Belastung 1 bis 2 Stunden oder sogar einige Tage dauern

    stndige krperliche berbelastungen fhren zu einem schnelleren Ver-schlei der Organe

    Stoffwechsel und Energieeinsatz

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  • 13

    Beispiel - Umstellung von Ruhe auf BelastungEin schnes Beispiel zum besseren Verstndnis, was mit einer Einstellung auf einehhere Belastung gemeint ist, ist das Treppensteigen. Gehen wir ganz normal mo-derat auf ebener Strecke und es kommt eine Treppe, behalten wir in der Regel dasTempo bei, das wir beim Gehen hatten manche sind sogar etwas verwegener,nehmen gleich zwei Stufen auf einmal, um die kleine Anstrengung schneller hin-ter sich zu bringen.

    Selbst Gesunde, Untrainierte geraten zwischen Stufe 5 15 ins Stocken, da sich dieAtemfrequenz stark erhht, der Puls steigt und die Beine schwerer werden. Es wird vllig unterschtzt, dass bei moderatem Spazierengehen nur eine Leistungvon etwa 30 Watt erbracht werden muss, bei langsamem Treppensteigen jedochbereits etwa 100 Watt erforderlich sind also mehr als das Dreifache. Gehen wirdas Ganze auch noch schnell an, kommen unser Herz-Kreislauf-System und auchdie Organe nicht mehr mit.

    Probieren Sie es einmal mit langsamerem Treppensteigen, Stehenbleiben nach 1, 2oder 3 Treppenstufen, einer Pause mit ruhigem, gleichmigem Durchatmen undanschlieend erneutem langsamen Treppensteigen usw. oder noch besser unterEinbeziehung von Atemtechnik und Anpassung des Atemrhythmus siehe S. 42.

    brigens:

    bei einer hheren Belastung werden zuerst lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge und Gehirn mit Energie, Blut und Sauerstoff versorgt die Muskulatur fllt jedoch nicht unter die Kategorie lebensnotwendig, eineUnterversorgung ist daher dort am ehesten sprbar

    Training ist die beste Manahme, um Erholungsprozesse zu beschleuni-gen und somit Alltagsaktivitten besser bewltigen zu knnen

    Stoffwechsel und Energieeinsatz

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    Basisinformationen COPD, Lungenemphysem und Lungenfibrose

    Obstruktive Lungenerkrankungen COPD und LungenemphysemObstruktive Lungenerkrankungen sind Erkrankungen, die mit einer Verengung der Bron-chien und somit Einschrnkung der Lungenventilation des Durchflusses der Atem-luft insbesondere beim Ausatmen, einhergehen. Obstruktiv bedeutet Verengung.

    Zu den obstruktiven Lungenerkrankungen zhlen die COPD (chronic obstruktivepulmonary disease chronisch verengende Lungenerkrankung), wobei COPD mitund ohne Lungenemphysem auftreten kann, sowie das Asthma.

    COPDBei einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind die Atemwegechronisch entzndet, was letztendlich zu einer bleibenden Verengung der Bron-chien und Bronchiolen fhrt.

    COPD ist eine Erkrankung, die ein Leben lang besteht und selbst bei rechtzeitigemBehandlungseintritt nur hinsichtlich ihres Schweregrades behandelt werden kann.

    Im Unterschied zu einer chronischen Bronchitis oder auch zum Asthma bronchiale,bildet sich bei der COPD, neben einer Verengung oder Verstopfung der unterenAtemwege, eine lang andauernde bzw. lebenslange Symptomatik mit Auswurf,Husten und Atemnot, die AHA-Symptomatik genannt wird.

    Als Ursache wird ein Ungleichgewicht zwischen zerstrenden und schtzenden En-zymen in den Lungenblschen (Alveolen) angenommen, indem aufgrund der ent-zndlichen Prozesse der Lunge aus den Granulozyten (der Abwehr dienendenweien Blutkrperchen) Gewebe spaltende Enzyme freigesetzt werden.

    COPD und Lungenemphysem treten (aufgrund der gemeinsamen Ursache) in vie-len Fllen parallel auf und verlaufen im Endstadium sehr hnlich, so dass es schwerfllt, die Erkrankungen differenziert zu betrachten. Die bergeordnete Bezeich-nung beider Erkrankungen lautet daher COPD.

    Auslser fr eine COPD ist in den meisten Fllen das Zigarettenrauchen. Weitere Ri-sikofaktoren sind Staubbelastungen, chemische Substanzen, Druckbelastungensowie in sehr seltenen Fllen ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.

    Basisinformationen COPD, Lungenemphysem und Lungenfibrose

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  • 15

    LungenemphysemCharakteristisch fr das Lungenemphysem ist eine berblhung des Lungengewe-bes infolge einer berdehnung, die zum Platzen der Lungenblschen fhren kann.Bei einem Lungenemphysem, das in der Regel chronisch verluft, finden entznd-liche Prozesse in der Lunge statt, welche die Wnde zwischen den Lungenblschenauflsen. Dadurch verringert sich die Anzahl der fr die Sauerstoffaufnahme undden Austausch erforderlichen Blschen und die Luftrume in der Lunge vergr-ern sich. Statt unzhliger, traubenhnlicher gesunder Einzelzellen stehen nun nurnoch groe trge Blasen zur Verfgung.

    Die aufgeblhte Lunge behindert so das umliegende Lungengewebe, was dazufhrt, dass Sauerstoff sehr viel schlechter aufgenommen und Kohlendioxid nichtim erforderlichen Mae abgegeben werden kann.

    LungenfibroseWhrend sich viele Mechanismen bei der Lungenfibrose von der COPD unter-scheiden, so sind bei beiden Krankheitsbildern gleichermaen die Lungenblschenund Bronchien betroffen. Die Ursachen einer Lungenfibrose sind in den meisten Fllen nicht bekannt (idio-pathische Lungenfibrose), zu den bekannten Ursachen zhlen z.B. Bindegewebser-krankungen, Medikamente und inhalative Ursachen. Es wird derzeit vermutet, dassbei bestimmten Formen der Lungenfibrose Entzndungsreaktionen der Deckzel-len der Lungenblschen im Vordergrund stehen und mglicherweise ebenso desZwischengewebes der Alveolen.

    Durch diesen Entzndungsprozess bildet sich vermehrt Bindegewebe, das verhr-tet und vernarbt (fibrosiert), was sowohl die Lungenblschen als auch die Bronchienbetrifft. Die Entzndungsreaktionen und die Vermehrung des Bindegewebes er-schweren den Gasaustausch in den Lungenblschen.

    Durch die Verhrtung und Vernarbung des Lungengewebes nimmt die Dehnbarkeitder Lunge ab und somit fllt das Einatmen schwerer. Erste Symptome der Lungen-fibrose sind trockener Husten und Luftnot bei krperlicher Belastung.

    Basisinformationen COPD, Lungenemphysem und Lungenfibrose

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    Folgen und Vernderungen im Verlauf der Erkrankungen

    COPD / LungenemphysemCOPD verluft ber Jahre hinweg in verschiedenen Etappen. Meist wird insbesonderedas Symptom der Atemnot bei Belastung verstrkt wahrgenommen, ebenso ein Ab-fall der Leistungsfhigkeit was zu Unsicherheit und ngsten fhrt.

    Viele Patienten whlen nun den Weg der freiwilligen, krperlichen Schonung, derenunerwnschte Folge jedoch eine weitere Abnahme der Leistungsfhigkeit ist. DieSchonhaltung wie auch zumeist in Alltagssituationen aufkommende berlastungen,die zu einer Unterversorgung fhren, haben eine Reihe von negativen Effekten.

    Es folgt ein Abbau der Muskulatur, das Herz und Herz-Kreislauf-System wird verstrktbelastet, was langfristig zu einer weiteren krperlichen Schwchung fhrt nun zueiner unfreiwilligen Schonhaltung.

    Die Lebensqualitt beginntzu sinken, insbeson-dere wenn Infekteund akute Ver-schlechterungen(Exazerbationen)hinzukommen.

    Auswirkungen der COPD

    die Ausatmung dauert aufgrund der verengten Bronchien lnger, bentigtmehr Zeit die Menge an Luft, die pro Zeit bewegt werden kann, verringert sich

    der Kraftaufwand fr die Atmungsarbeit erhht sich die Atemmuskeln werden daher auf Dauer berlastet

    Folgen und Vernderungen im Verlauf der Erkrankungen

    COPD

    Emphysem

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    die Atemhilfsmuskeln verkrzen sich aufgrund der kontinuierlichen ber-lastung es kommt zu einer vernderten Beweglichkeit des Brustkorbs undsomit auch der Krperhaltung

    die Atmung wird flacher aufgrund der eingeschrnkten Beweglichkeit des Brustkorbs

    bei krperlicher Belastung fllt das ausreichende Ausatmen immer schwe-rer, die verbleibende Restluft nimmt zu - Atemnot tritt ein

    der Bedarf an Sauerstoff fr die erhhte Energieleistung der Lunge ist um ein Vielfaches hher als bei Gesunden

    die maximale Leistungsfhigkeit nimmt ab, die Umstellung auf krperliche Belastung dauert lnger - ebenso die Erholung nach einer Belastung

    die Muskelkraft und masse nimmt im Verlauf der Erkrankung ab

    die Vernderungen des gesamten Systems Atmung haben auch Aus-wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, die Knochen, das Schlaf-verhalten wie auch die Psyche

    LungenfibroseLungenfibrosen oder fibrosierende Lungenerkrankungen sind der Sammelbegrifffr eine ganze Reihe unterschiedlicher Krankheitsbilder dennoch gehrt die Lun-genfibrose zu den seltenen Erkrankungen. Allen gleich ist jedoch, dass es zu einemUmbau des Sttzgewebes der Lungenblschen sowie einer Vermehrung und Ver-hrtung des Lungengewebes kommt.

    Auswirkungen der LungenfibrosePatienten mit einer Lungenfibrose haben insbesondere Probleme bei der Einat-mung. Es muss mehr Kraft fr die Dehnung der Lungen aufgewendet werden.

    Die Vermehrung des Bindegewebes erschwert zudem den Gasaustausch in den Lun-genblschen. Es gelangt weniger Sauerstoff ins Blut mit der Folge einer Ein-schrnkung der krperlichen Belastbarkeit mit Atemnot.

    Der Verlauf einer Lungenfibrose ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich,einen einheitlichen Krankheitsverlauf gibt es nicht.

    Folgen und Vernderungen im Verlauf der Erkrankungen

    Lungensport U1_Layout 1 10.01.2016 14:39 Seite 18

  • 18

    Bewegungstherapie und mgliche Effekte

    Patienten mit COPD profitieren von krperlichem Training mit einer Steigerung derBelastbarkeit und einer Linderung von Atemnot und Ermdbarkeit. Trainingseffektesind fr COPD-Patienten aller Schweregrade durch Studien eindeutig belegt.

    Auch bei fortgeschrittenen Krankheitsstadien ist eine Verringerung der COPD-Symp-tomatik, eine Steigerung der Belastbarkeit, eine Besserung der Lebensqualitt, eineAbnahme der krankheitsbezogenen Depression sowie eine Verringerung der akutenVerschlechterungen (Exazerbationen) mglich.

    Wesentlich ist die Fortsetzung der Trainingstherapie nach Beendigung intensiver sta-tionrer Rehabilitationsprogramme im ambulanten Bereich, etwa durch Heimtrai-ning (Treppensteigen, Gehtraining) in Verbindung mit der Teilnahme an ambulantenLungensportgruppen.

    Das Trainingsprogramm sowie die berwachung des krperlichen Trainings bei COPD-Patienten sollten in Abhngigkeit vom Schweregrad der Erkrankung gestaltet werden.

    Voraussetzung fr Langzeiteffekte krperlichen Trainings ist die husliche oderwohnortnahe Fortsetzung der Bewegungstherapie. Um diese zu gewhrleisten, istein wohnortnahes, ambulantes Rehabilitationsangebot verbunden mit huslichemTraining, z.B. im Rahmen ambulanter Lungensportgruppen, zu fordern.

    Quelle: Auszug Nationale VersorgungsLeitlinie COPD, 28.02.2006, die Leitlinie wird derzeitaktualisiert

    Fr Patienten mit Lungenfibrose wird derzeit insbesondere Ausdauertraining sowieKraft- und Beweglichkeitstraining empfohlen.

    Quelle: Vortrag Prof. Dr. Heinrich Worth, Nrnberg, 6. Symposium Lunge, Hattingen

    Bewegungstherapie und mgliche Effekte

    Gesicherte Effekte von Sport und krperlichem Training

    Linderung der Besserung der Steigerung der Reduktion der Symptome Belastbarkeit Lebensqualitt Exazerbationen

    COPD + + + + + + + + + + + +

    Lungenfibrose +/- + + + + ?

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  • 19

    Bewegungstherapie und mgliche Effekte

    Krperliches Training ist die wichtigste und effektivste nicht-medikamentse Ma-nahme, die man zur Beeinflussung des Krankheitsverlaufes selbst ergreifen kann.

    Symptome der Erkrankung knnen gelindert, die Belastungsfhigkeit erhhtund auch die Lebensqualitt kann durch krperliches Training gesteigert werden.Die krankheitsbedingten Vernderungen der Lunge selbst lassen sich jedochnicht aufhalten.

    Ein krperliches Training umfasst verschiedene Bereiche:

    Auszug einiger mglicher Inhalte

    Kraft Training mit Gerten, wie z.B. Theraband, Hanteln oder Trai-ning ohne Gerte, Training der Aktivitten des tglichen Le-bens, ggfs. Atemmuskeltraining

    Ausdauer Gehen mit oder ohne Stcke, Radfahren, Treppensteigen, Er-gometertraining, Schwimmen, Rollatortraining

    Beweglichkeit Dehn- und Streckbungen, Mobilisation des Brustkorbs

    Koordination/ bungen zur Koordinationsfhigkeit (z.B. Gleichgewicht, krankheits- Orientierung, Reaktion), Elemente der Rckenschule,spezifische Atemtechniken bei bestimmten Belastungsformen, Selbst-Techniken hilfetechniken bei Atemnot, Hustentechniken, Krper-

    wahrnehmung, Benutzung von verschiedenen Hilfsmitteln

    Theoretische Bewegungsablufe, Techniken, Erkennen von Belastungs-Kenntnisse reaktionen des Krpers

    Lungensport U1_Layout 1 10.01.2016 14:39 Seite 20

  • 20

    Voruntersuchungen

    Eine fachrztliche Untersuchung ist Voraussetzung fr die Aufnahme eines kr-perlichen Trainings bei COPD, Lungenemphysem und Lungenfibrose. Bei der Untersuchung wird eine eventuelle Gefhrdung in Abhngigkeit vom Grad derEinschrnkung der Lungenfunktion und von mglichen Begleiterkrankungen beurteilt.

    Nachfolgende Voruntersuchungen werden in der Regel durchgefhrt:

    krperliche Untersuchung

    Lungenfunktionsprfung unter Einschluss eines Bronchospasmolyse-Tests -es wird der Zustand der Atemwege untersucht und das Gesamtfassungs-vermgen der Lunge bestimmt z.B. die Einsekundenkapazitt sowie dieberprfung, ob sich die Einsekundenkapazitt unter Einfluss von Medi-kamenten erhht

    Arterielle Blutgasanalyse in Ruhe und unter Belastung es wird ber-prft, ob ein Sauerstoffmangel vorliegt - mittels der Blutgasanalyse wirddie Verteilung von Kohlendioxid und Sauerstoff der sogenannte Parti-aldruck im Blut gemessen

    Ruhe-EKG und Belastungs-EKG (Elektrokardiogramm)

    Rntgenthoraxaufnahme insbesondere zur Kontrolle der Emphysem-entwicklung

    Analyse der Leistungsfhigkeit und der Ursachen einer eingeschrnktenBelastbarkeit die Leistungsfhigkeit kann z.B. anhand von Belastungs-tests, wie der Ergospirometrie bzw. Spiroergometrie auf dem Laufband oder Fahrrad durchgefhrt werden es wird ber eine Maske geatmet, sodass der Sauerstoffverbrauch und der Anstieg von Kohlendioxid whrendder Leistungserbringung gemessen werden knnen

    Voruntersuchungen

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    Auswahl des Trainings Die Art des erforderlichen Trainingsprogramms sowie die notwendige berwachungdes krperlichen Trainings bei COPD-Patienten sollten in Abhngigkeit vom Schwe-regrad der Erkrankung gesteuert werden:

    Patienten, die bei der spiroergometrischen Untersuchung mehr als 80 % ihrermaximalen Sollleistung erreichen, knnen grundstzlich das bliche Brei-tensportangebot rtlicher Sportvereine nutzen unter Bercksichtigung ge-ngend langer (mindestens 10 Minuten) Aufwrmphasen. Grundstzlich sindAusdauersportarten wie Laufen, Schwimmen, Wandern, Tanzen, Fahrradfah-ren oder Spielsportarten ohne Wettkampfcharakter besser geeignet als Kampf- oder Kraftsportarten. In Abhngigkeit von der gewhlten Sportart sind als Belastungsintensitt 60 70 % der maximalen Herzfrequenz (220 minus Alter) fr ein Trainingsprogramm anzustreben.

    Bei COPD-Patienten mit einem FEV1 (Einsekundenkapazitt forciertes Aus-atemvolumen in einer Sekunde) mehr als 60 % des Sollwertes kann die Trai-ningstherapie in ambulanten Sportgruppen (mit zertifizierten bungsleitern)durchgefhrt werden. An Trainingseffekten sind eine Steigerung der Sauer-stoffkapazitt sowie eine Abnahme des Laktatspiegels (die mit einer Verbes-serung der Belastungsfhigkeit gleich gesetzt werden kann) bei gleicher Be-lastung wie vor dem Training zu erwarten.

    Bei mittlerem Schweregrad (FEV1 zwischen 40 % und 60 % des Sollwertes) liegen hufig Einschrnkungen der Atemkapazitt, Strungen der Atemmus-kelfunktion und eine Einschrnkung des Gasaustausches vor. Bei diesen Pa-tienten kann mit Hilfe eines Intervall-Trainings sowie des Trainings von Atem-und Armmuskeln Effizienz und Koordination der trainierten Muskeln gestei-gert, das Atemnotempfinden gesenkt und damit die Lebensqualitt gebessertwerden. Auch diese Patienten knnen in ambulanten Lungensportgruppen, inAnwesenheit eines Arztes, trainiert werden

    Selbst bei starker funktioneller Beeintrchtigung (FEV1 unter 40 % des Soll-wertes) wird ber positive Trainingseffekte mit und ohne Sauerstoff mittels intensiven Trainingsprogrammen berichtet. Diese Patienten sind fr ambu-lante Lungensportgruppen ohne stndige rztliche Anwesenheit jedoch meistungeeignet. Eine diesbezgliche Entscheidung ist durch den betreuenden Lungenfacharzt zu treffen. Es sollte zunchst eine stationre Rehabilitation durchgefhrt werden.

    Quelle: Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga zum Sport und krperlichem Trainingbei Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen, 2011

    Voruntersuchungen

    Lungensport U1_Layout 1 10.01.2016 14:39 Seite 22

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    Ausschlusskriterien

    Wie vorangehend beschrieben, knnen COPD-Patienten auch mit einem mittlerenoder hheren Schweregrad trainieren, allerdings unter rztlicher Aufsicht und Be-gleitung. Das Trainingsausma orientiert sich dann immer am aktuellen Krankheits-status des Patienten.

    An dieser Stelle mchten wir daher die Ausschlusskriterien (Kontraindikationen) frdie Aufnahme eines Trainings ohne Aufsicht und/oder geeignete Gerte zur ber-wachung aufzeigen:

    Blutdruck ber den Werten 220 mmHg (erster gemessener systolischer Wert) zu 120 mmHg (zweiter gemessener diastolischer Wert)

    Erkrankung der Herzkrankgefe (KHK) mit Beschwerden

    Herzmuskelschwche (Herzinsuffizienz) mit Flssigkeitsansammlung im Herzen

    Durchblutung beeinflussende Rhythmusstrungen des Herzens (hmody-namisch wirksame Herzrhythmusstrungen)

    Durchblutung beeinflussende Fehlbildungen des Herzens (hmodynamischbedeutsame Vitien)

    unzureichend eingestellter Hochdruck im groen Kreislauf (arterielle Hy-pertonie)

    berlastung der rechten Herzhlfte bedingt durch einen erhhten Druck inder Lunge, die (krperlich) nicht mehr ausgeglichen werden kann (dekom-pensiertes Cor pulmonale)

    Rechtsherzbelastung bei Hochdruck in der Lunge (pulmonale Hypertonie:PAP > 40 mmHG)

    akute Verschlechterung (Exazerbation / Infekte) durch Viren und Bakterien

    weitere individuelle Grnde, Abraten des behandelnden Arztes

    Ausschlusskriterien

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  • 23

    Umsetzung

    In den vorangegangenen Kapiteln haben Sie viel ber die Funktion der Atmung, derAtemmuskeln, den Folgen von Lungenerkrankungen und mglichen Effekten eines kr-perlichen Trainings erfahren. Die Umsetzung des Trainings kann auf verschiedene Weiseerfolgen und ist insbesondere davon abhngig, in welchem Erkrankungsstatus (auchunter Bercksichtigung von Begleiterkrankungen) man sich befindet.

    Besteht die Mglichkeit an einer Rehabilitation teilzunehmen, beinhaltet diese Ma-nahme auch alle wichtigen Elemente des krperlichen Trainings von der medizini-schen Trainingstherapie, der Atemphysiotherapie bis zum Erlernen des Umgangs mit derErkrankung. Durch eine Rehabilitation werden alle Bestandteile des krperlichen Trai-nings quasi gebndelt vermittelt.

    Ebenso knnen jedoch alle Manahmen wie Atemphysiotherapie, Medizinisches Trainingund Lungensport einzeln und gem ambulanter Verordnung durchgefhrt werden.

    Ergnzend spielt husliches Training eine wichtige Rolle, um Kontinuitt und die er-reichten Effekte beizubehalten. Das erlernte Wissen, angewandte Trainingselemente undtechniken geben letztendlich die Sicherheit, die bei der Umsetzung notwendig ist imZusammenspiel mit regelmigen rztlichen Kontrollen.

    Quelle: modifiziert nach C. Mller, Inter-Pneu-Verlag 2001

    Umsetzung

    Allgemeines Vorgehen vor Beginn des Trainings

    1. Medizinische Eingangsuntersuchung durch den Arzt

    2. Wissen aneignen (Patientenschulung z.B. Krankheitsbild, Verhalten im Notfall etc.)

    3. Erlernen von Atem- und Selbsthilfetechniken (z.B. bei einem Physiothera-peuten, in einer Rehabilitationsmanahme, im Lungensport)

    4. ben der Atem- und Selbsthilfetechniken (z.B. bei einem Physiotherapeuten,in einer Rehabilitationsmanahme, im Lungensport Schulung der Selbst-wahrnehmung z.B. bei Atemfrequenz, Anstrengungsempfinden)

    5. Trainieren (verschiedener Elemente siehe Beispiele unter Kapitel Lungen-sport zuerst unter Anleitung, spter auch ergnzend selbststndig)

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    Optimale Voraussetzungen fr ein sicheres Training

    Wie in der vorangegangenen Tabelle bereits aufgefhrt, ist das Wissen um bestimmtegesundheitliche Aspekte als auch das Einschtzen von Belastungssituationen sowie Be-herrschen von Techniken Voraussetzung fr eine optimale Umsetzung des Trainings.

    Die nachfolgend aufgefhrten Voraussetzungen beziehen sich auf ein Trainingohne rztliche Aufsicht.

    1. Sicheres Beherrschen der LippenbremseSicheres Beherrschen der Lippenbremse (ggfs. unter Nutzung eines Strohhalms) in Ruheund unter verschiedenen Belastungsformen wie Ausdauer- und Kraftbelastungen.

    Insbesondere bei COPD/Lungenemphysem verlieren die Bronchien aufgrund derjahrelangen Entzndung ihre Stabilitt und fallen zusammen - vor allem unterkrperlicher Belastung. Das Ausatmen wird erschwert, Atemnot tritt auf. Indemdie Luft beim Ausatmen mit den Lippen etwas abgebremst wird und so ein leich-ter Widerstand aufgebaut wird, kann das Kollabieren der Bronchien verhindertwerden.

    Eine gute Mglichkeit herauszufinden, wie gro man die ffnung am Mund whlensollte, ist die Verwendung eines Strohhalms in verschiedenen Lngen.

    So gehts:

    - atmen Sie durch die Nase ein- warten Sie bis sich die Wangen leicht aufblhen, legen Sie die Lippen locker aufeinander

    - warten Sie bis die Luft von alleine ber die Lippen ausstrmt, vermeiden Sie Pressen und zu langes Ausatmen

    Lippenbremse richtig starkes Aufblhen falsch Pressen falsch

    Optimale Voraussetzungen fr ein sicheres Training

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    2. Sicheres Beherrschen atemerleichternder AusgangsstellungenMit atemerleichternden Ausgangsstellungen sind Krperpositionen gemeint, wel-che die Atmung erleichtern. Ihre Wirkung beruht auf einer Gewichtsentlastungder Muskulatur und einer besseren Belftung der Lunge. Nachfolgend einige Bei-spiele.

    3. Messung der Sauerstoffsttigung und HerzfrequenzMit einem Pulsoximeter wird die Sauerstoffsttigung im Blut gemessen. Die Mes-sung mit dem Pulsoximeter dient ausschlielich der berwachung z.B. bei krper-lichem Training. Die Messung erfolgt vorzugsweise mit einem Clip oder Klebesensoran einem Finger der linken Hand. Das Prinzip beruht auf einer Lichtabsorption beiDurchleuchtung der Haut.

    Der Normalwert der Sauerstoffsttigung liegt bei 97 bis 100 %, bei 90 % sollte diekrperliche Belastung vermindert oder lngere Pausen eingelegt werden. Liegt derWert bei 88 % muss die Belastung abgebrochen werden.

    Mit dem Pulsoximeter wird ebenfalls die Herzfre-quenz angezeigt. Ist ein Pulsoximeter nicht vorhan-den, kann die Herzfrequenz z.B. auch mit der Handoder einer Pulsuhr gemessen werden. Die Herzfrequenzzeigt die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems an.

    Bei der Voruntersuchung wird der Arzt festlegen, in-nerhalb welcher Herzfrequenzbereiche trainiert wer-den sollte. Die Definition einer Maximalfrequenz lautet 220 minus Lebensalter.

    Achtung: Die Trainingssteuerung ber die Herzfrequenz ist nur bei leichtem bis mitt-lerem Schweregrad noch sinnvoll. Allgemeine Herzfrequenzempfehlungen durch Stan-dardformeln haben mit zunehmendem Schweregrad immer weniger Geltung.

    Optimale Voraussetzungen fr ein sicheres Training

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    4. Messung des Peak-FlowDer Peak-Flow-Meter ist ein einfach zu handhabendes mechanisches oder elektri-sches Messgert. Der Begriff Peak-Flow kommt aus dem Englischen und bedeutetSpitzendurchfluss. Mit dem Messgert wird die maximale Strmungsgeschwindig-keit der Atemluft whrend der Ausatmung bestimmt und kann so als kleiner Er-satz fr die Einsekundenkapazitt angesehen werden. Der Peak-Flow-Meter wirdzumeist zur lngerfristigen Verlaufs- und Selbstkontrolle verwendet.

    Der Peak-Flow-Wert ist individuell und abhngig vom Krankheitsstatus, daher istes sinnvoll, die gemessenen Werte zu Vergleichszwecken in einem Trainings-Tage-buch festzuhalten. Die zu beachtenden Grenzwerte im Hinblick auf ein Trainingsollten mit dem Arzt besprochen werden.

    Hinweis: Pulsoximeter und Peak-Flow-Meter sind bedingt verschreibungsfhig(Heilmittel-Verzeichnis, Produktgruppe 21). Eine Leistungspflicht der Krankenkassebesteht nur dann, wenn das jeweilige Produkt zur dauernden selbststndigen ber-wachung des Krankheitsverlaufs und/oder zur selbststndigen sofortigen Anpas-sung der Medikation aus medizinischen Grnden dringend erforderlich ist.

    5. Belastungseinschtzung ber die Borg-SkalaDie in der Handhabung einfache und gerteunabhngige Methode, um den Belas-tungsgrad kontrollieren zu knnen, ist die Anwendung der Borg-Skala. Auf der Borg-Skala wird das subjektive Empfinden der Atemnot auf einer Skala von 0 10 definiert.Eine gute und ehrliche Krperwahrnehmung sowie eine gewisse bung sind fr denEinsatz der Skala notwendig. Nehmen Sie bei dem Erlernen im Umgang mit der Borg-Skala die Hilfe Ihres Arztes, Physiotherapeuten oder des bungsleiters in Anspruch. Biszum Wert 3 auf der Skala befinden Sie sich im grnen Belastungsbereich.

    Borg-SkalaOptimale Voraussetzungen fr ein sicheres Training

    10 maximal9 sehr, sehr anstrengend / schwer

    87 sehr anstrengend / schwer

    65 anstrengend / schwer

    4 etwas anstrengend / ziemlich3 mig

    2 leicht1 sehr leicht

    0,5 sehr, sehr leicht0 keine Anstrengung / Atemnot

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    Lungensport

    BasisinformationenLungensport wird in ambulanten Lungensportgruppen angeboten. Derzeit sindbundesweit etwas ber 750 Lungensportgruppen zu finden.

    Die Lungensportgruppen werden von speziell qualifizierten bungsleitern gelei-tet. Es wird eine gezielte Sport- und Bewegungstherapie angeboten, bei der auf dieBedrfnisse und Leistungsfhigkeit von Lungenpatienten eingegangen wird.

    Lungensport gehrt formal zum Rehabilitationssport und hat somit allgemein gl-tige Grundlagen, die in der Rahmenvereinbarung ber den Rehabilitationssportund das Funktionstraining definiert sind.

    Zu den Grundlagen fr den Lungensport gehren aktuell folgende Inhalte: Es knnen 120 Unterrichtseinheiten im Zeitraum von 36 Monaten (Richt-

    wert) mit einer jeweiligen Zeitdauer von mindestens 45 Minuten geneh-migt werden. Eine Verlngerung ist ggf. mglich, wenn diese von der Krankenkasse genehmigt wird.

    Die Vergtung der gesetzlichen Krankenkasse erfolgt in der Regel mit 5,00 Euro pro Teilnehmer und Unterrichtsstunde.

    Die Gruppengre umfasst maximal 15 Teilnehmer. Die Betreuung der Rehabilitationsgruppe erfolgt durch einen Arzt, der

    die Teilnehmer und den bungsleiter bei Bedarf whrend der bungs-veranstaltung bert. Der Arzt muss nicht zwingend bei jeder bungs-stunde anwesend sein, sollte jedoch erreichbar sein.

    Die bungsgruppe wird von einem fachkundigen bungsleiter geleitet, der einen entsprechenden Qualittsnachweis erbringen muss.

    Lungensport ist weder Leistungssport noch das, was man unter Brei-tensport versteht. Es ist eine spezielle Sport- und Bewegungstherapie fr Patienten mit Lungenerkrankungen, zu denen auch die COPD und Lungenfibrose gehren.

    Quelle: Rahmenvereinbarung ber den Rehabilitationssport und das Funktionstraining, 01.Januar 2011, siehe auch www.kbv.de/media/sp/Rehasport_Funktionstraining.pdf

    Lungensport

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    AG Lungensport in Deutschland e.V.Die Arbeitsgemeinschaft Lungensport, die 1999 gegrndet wurde, hat sich zumZiel gesetzt, Lungensport in Deutschland zu verankern und flchendeckend anzu-bieten. Die Arbeitsgemeinschaft bemht sich bergeordnet, die Belange des Lun-gensports zu organisieren.

    Die wesentlichen Aufgaben der AG Lungensport sind die Information ber das ThemaLungensport, die Ausbildung von qualifizierten Lungensport-Trainern sowie die Bera-tung und Untersttzung bei der Grndung und dem Aufbau von Lungensportgruppen.

    Die AG Lungensport in Deutschland e.V. ist ein Zusammenschluss von Institutionen(wie z.B. Sportvereinen, Krankenhusern, therapeutischen Praxen) und Personen(bungsleiter, Sporttherapeuten, Wissenschaftlern und rzten) die Anschrift derArbeitsgemeinschaft finden Sie im letzten Kapitel Adressen.

    VoraussetzungenEine fachrztliche Untersuchung ist Voraussetzung fr die Teilnahme am Lungen-sport. Die Untersuchung sollte nicht lnger als 3 Monate vor Aufnahme des Lun-gensporttrainings zurckliegen.

    Weitere Voraussetzungen sind: Mindestbelastbarkeit von 25 Watt ber 3 Minuten im steady state (stetigen

    Zustand) von Herzfrequenz und Atmung (= 30 Minuten nach Bronchodi-latation) oder 6-Minuten-Gehstrecke mindestens 200 m

    arterielle Sauerstoffsttigung (SaO2) unter Belastung (25 Watt) mehr als90 % (ggfs. unter Sauerstoffgabe)

    Blutdruck RR systolisch (1. Messwert) niedriger als 220 mmHg und RRdiastolisch (2. Messwert) niedriger als 120 mmHg

    keine Ischmiezeichen (verminderte Durchblutung) oder bedrohliche Rhythmusstrungen im Belastungs-EKG

    Lungensport

    Im Lungensport-Register der AG Lungensport unter www.lungensport.org sinddie meisten bestehenden Lungensportgruppen eingetragen. Ein Suchsystem er-mglicht das schnelle Finden einer Gruppe in Wohnortnhe.

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    Auch Patienten mit einer Langzeit-Sauerstofftherapie haben die Mglichkeit, amLungensport teilzunehmen:

    bei Infektfreiheit wenn ein Sauerstoffgert zum Training mit-

    gebracht wird wenn der Einsatz eines Pulsoximeters

    (Ziel: arterielle Sauerstoffsttigung grer als 90 %) mglich ist

    Die Teilnahme am Lungensport kann nach der eingehenden Untersuchung, die vomArzt auch unter Bercksichtigung der Ein- und Ausschlusskriterien vorgenommenwird - siehe hierzu auch die Inhalte der vorangegangenen Kapitel Voruntersu-chungen und Ausschlusskriterien auf den Seiten 20 und 22 - verordnet werden.

    VerordnungDer Arzt, der die Voruntersuchungen durchgefhrt hat, stellt auch die Verordnungfr den Lungensport aus. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass nur sol-che Patienten am Lungensport teilnehmen, deren gesundheitliche Situation es auchzulsst.

    Fr die Verordnung muss der Arzt ein Antragsformular (Formular 56) mit entspre-chender Diagnose, Begrndung und Zielen des Lungensports sowie der Dauer desTrainings ausfllen.

    Das Verordnungsformular muss bei der zustndigen Krankenkasse zur Genehmi-gung eingereicht werden. Insofern eine solche erteilt wird, steht der Teilnahme amLungensport nichts mehr im Wege.

    Die Abwicklung der Vergtung erfolgt direkt zwischen dem Trgerverein des Lun-gensports und der Krankenkasse.

    Je nachdem wie der Trgerverein (z.B. Sportverein) organisiert ist sowie nach rt-lichen Gegebenheiten muss der Patient fr die Finanzierung der Lungensport-gruppe (wie z.B. Raummiete, Kosten bungsleiter etc.) mglicherweise einenEigenanteil erbringen.

    Lungensport

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    Inhalte einer bungseinheitEine bungseinheit ist durch verschiedene Elemente aufgebaut:

    Einleitungsphase - ca. 10 MinutenEine Einleitungsphase wird dazu genutzt, um im Gruppengesprch die folgendenbungen zu erklren und zu erlutern. Wichtiges Element ist weiterhin die Abkl-rung des aktuellen subjektiven Befindens der Teilnehmer, die mit einer Peak-Flow-Messung ergnzt werden kann.

    Aufwrmphase ca. 15 MinutenWhrend der Aufwrmphase werden die Muskulatur, der Bewegungsapparat unddas Herz-Kreislauf-System auf die krperlichen Anforderungen der Hauptphasevorbereitet z.B. durch verschiedene Gehformen mit und ohne Gert oder spiele-rische Variationen.

    Hauptphase ca. 35 MinutenDie Hauptphase beinhaltet die eigentlichen Trainingseinheiten. Wichtig ist daraufzu achten, dass zwischen den einzelnen Elementen individuell angemessene Erho-lungsphasen bercksichtigt werden.

    Krafttraining z.B. mit Zirkeltraining, bei dem unterschiedliche Muskel-gruppen eingesetzt werden, bungen mit Hanteln und Therabndern

    Ausdauertraining, das je nach Belastungsfhigkeit als Dauerbelastung von mindestens 6 Minuten oder einem Intervalltraining mit 3 Einheitenumgesetzt wird z.B. durch Gehphase mit Atembungen, strammes Gehenoder Laufen oder Ausdauerspielformen wie einem Ball-Nachlauf-Spiel

    Koordination und Beweglichkeit z.B. Dreh- und Dehnbungen auf dem Petziball, der Matte oder einem Stuhl oder mittels spielerischer Elementemit Bllen und Kegeln

    Atemtherapie beinhaltet insbesondere das ben von Selbsthilfetechnikenbei Atemnotsituationen wie z.B. atemerleichternde Krperstellungen, Lippenbremse und Entspannungstechniken ber die Atemwahrnehmung

    Abschlussphase ca. 10 MinutenDie Entspannungsphase dient im Wesentlichen der Lockerung der Muskulatur sowieder Normalisierung der Atmung des Kreislaufsystems, z.B. mit progressiver Mus-kelentspannung oder Igel-Massagen. Abschlieend kann eine Peak-Flow-Messungdurchgefhrt werden.

    Quelle: modifiziert nach Worth, H. Mayer A. und Ghl O. 2006 Pneumologie

    Lungensport

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    Beispiele

    Einleitungsphase

    Aufwrmphase

    Krafttraining

    Ausdauertraining

    Koordination undBeweglichkeit

    Atemtherapie

    Abschlussphase

    Lungensport

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    Medizinische Trainingstherapie

    BasisinformationenUnter Medizinischer Trainingstherapie (MTT) versteht man ein gertegesttztesTraining, durch das die allgemeine und spezielle Leistungs- und Belastungsfhig-keit gesteigert werden soll.

    Die medizinische Trainingstherapie ist Bestandteil der stationren wie auch am-bulanten Rehabilitation.

    Rehabilitation bei COPD und LungenemphysemDie ambulante oder stationre Rehabilitation wird insbesondere bei COPD-Patien-ten ab einem Schweregrad II bzw. B und auch in hherem Lebensalter als ein wich-tiger Bestandteil des Behandlungskonzeptes angesehen.

    Zu Therapiebausteinen einer pneumologischen Rehabilitation zhlen unter anderem

    das krperliche Training (inkl. gertegesttztem Training) die Atemphysiotherapie und die Patientenschulung

    Eine Rehabilitation ist die beste Mglichkeit fr ein strukturiertes und intensivesTraining. Zudem bietet eine Rehabilitation alle wichtigen Komponenten fr dasErlernen der Fhigkeiten, die fr ein langfristiges krperliches Training auch nachder Rehabilitation notwendig sind.

    Eine Rehabilitationsmanahme kann ambulant oder stationr durchgefhrt wer-den. Eine stationre Rehabilitation dauert in der Regel drei Wochen mit ggf. einerVerlngerungswoche. Meistens werden Rehabilitationsmanahmen alle vier Jahregenehmigt.

    Medizinische Trainingstherapie

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    VoraussetzungenEine Rehabilitation ist bei COPD angezeigt:

    wenn trotz ambulanter medizinischer Behandlung anhaltende Krank-heitszeichen bestehen (z.B. Atemnot, Husten, Auswurf beziehungsweiseEinschrnkungen in der Leistungsfhigkeit und Mobilitt)

    nach einer Behandlung im Akutkrankenhaus wegen einer Atemwegser-krankung (die Rehabilitation wird dann als Anschlussheilbehandlung bezeichnet oder als Frhrehabilitation, wenn die Reha in einer speziellenAkutklinik durchgefhrt wird)

    bei Einschrnkung oder Gefhrdung der Erwerbsfhigkeit bei drohender Pflege- und Hilfsbedrftigkeit bei seelischen Krankheitsfolgen (Depressionen, ngste, sozialer Rckzug) bei der Notwendigkeit von rehatypischen Therapieverfahren, wenn diese

    ambulant nicht im erforderlichen Ausma erfolgen knnen, z.B. Patienten-schulung, Physiotherapie, medizinische Trainingstherapie, Tabakentwhnung

    VerordnungDie Antragstellung bedarf Ihrer aktiven Mithilfe. Sprechen Sie zuerst Ihren Arztauf das Thema Rehabilitation an. Das Antragsformular ist bei Ihrem Rentenversi-cherungstrger oder ggf. bei Ihrer Krankenkasse erhltlich. Das Formular muss aus-gefllt, ebenso ein Selbstauskunftsbogen und ein Befundbericht des Arztesbeigefgt werden.

    Hinweis: Hilfreiche Informationen zu Rehabilitationskliniken erhalten Sie innerhalb der Mai-lingliste und Mitgliederforum der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutsch-land unter www.lungenemphysem-copd.de.

    Rehabilitation bei Lungenfibrose Patienten mit einer Lungenfibrose sollten laut der aktuellen wissenschaftlichenLeitlinie eine pulmonale Rehabilitation erhalten.Der Nutzen der Rehabilitationsprogramme bei Patienten mit interstitiellen Lun-generkrankungen, wozu die Lungenfibrose gehrt, wurde durch Studien berprft,die Verbesserungen in der 6-Minuten-Gehstrecke sowie der Symptome und Le-bensqualitt belegen.

    Bei Patienten nach einer Lungentransplantation wird eine spezielle Anschlussheil-behandlung (AHB) nach dem Krankenhausaufenthalt durchgefhrt.

    Das Verordnungsprozedere ist identisch mit dem einer COPD.

    Medizinische Trainingstherapie

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    KG-GerteHinter dem Begriff KG-Gerte verbirgt sich gertegesttzte Krankengymnastik,also Krankengymnastik mit Gerten.Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine Medizinische Trainingstherapie son-dern um eine Heilmittelverordnung, da das Training nicht mit rztlicher Beglei-tung stattfindet. Die gertegesttzte Krankengymnastik wird von speziellausgebildeten Physiotherapeuten in deren Praxis durchgefhrt. Achtung, nichtjeder Physiotherapeut fhrt KG-Gerte-Training durch, fragen Sie nach.

    Therapieziele sind die Verbesserung der Muskelkraft, Kraftausdauer sowie funktio-neller Bewegungsablufe und der alltagsspezifischen Belastungstoleranz der all-tglichen Fhigkeiten.

    UmsetzungZu Beginn wird ein individueller Behandlungsplan aufgestellt, wobei Funktions-testungen bzgl. Beweglichkeit und Muskelstatus sowie Muskelkraft und Ausdauerbercksichtigt werden. In der Regel finden die ersten beiden Behandlungseinheiten als Einzeltherapie statt,bei den folgenden Einheiten knnen maximal bis zu drei Patienten zeitgleich trai-nieren.Nach einer kurzen Aufwrmphase wird an einer Auswahl von Trainingsgertengebt, unter Bercksichtigung der maximalen Belastung, Wiederholungen und ein-zelnen Bewegungsablufen. Es findet eine stndige Aufsicht und Korrektur der Be-wegungsablufe statt. Der aufgestellte Trainingsplan wird kontinuierlich kontrolliertund angepasst. In der Regel umfasst eine Behandlungseinheit 60 Minuten.

    VerordnungDie Verordnung erfolgt ber den Lungenfacharzt nach den Richtlinien des Heil-mittelkatalogs. Als Indikationsschlssel fr die Verordnung hat sich Ex3b fr Mus-kelinsuffizienz bewhrt.Bei gesetzlich versicherten Patienten knnen bis zu 3 Verordnungen mit 6 x KG-Gert, also 18 Einheiten verordnet werden.

    Medizinische Trainingstherapie

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    Husliches Training

    Positive Effekte durch krperliches Training treten nur dann ein, wenn man regel-mig, systematisch und mehr als eine bungseinheit pro Woche trainiert.Training zu Hause ist daher eine optimale Ergnzung z.B. zum einmal wchentli-chen Lungensport.

    Wir mchten Ihnen nachfolgend einige bungen vorstellen, die Sie optimal frein tgliches Training nutzen knnen. Die bungen sind exakt ausgerichtet aufdas Gegensteuern von krperlichen, muskulren Defiziten, die sich insbesondereim Verlauf einer COPD entwickeln. Vielleicht erscheinen Ihnen die bungen aufden ersten Blick einfach erst auf den zweiten Blick werden Sie, insofern Sie diebungen korrekt anwenden, die Effektivitt dieser Trainingselemente spren.

    Aufwrmen Bevor sie mit den bungen beginnen, sollten Sie anhand einer kleinen Aufwrm-phase Ihren Krper vorbereiten. Hierfr eignet sich z.B. das Gehen auf der Stelle,schwingen Sie dabei die Arme leicht mit und koordinieren Sie die Bewegung mitIhrer Atmung. Variieren Sie die Beinbewegung, indem Sie auf den Zehenspitzenlaufen, dann auf den Fersen und zum Schluss die Fe ganz abrollen.Diese bung kann auch im Sitzen durchgefhrt werden.

    EntspannungZum Abschluss eines huslichen Trainings eignen sich Atembungen der Atem-therapie und atemerleichternde Stellungen, siehe Seite 47 und 49.

    AusdauertrainingEine bung wie die Hockbeuge, siehe Seite 39, fhrt nach einigen Wochen tgli-chen bens zur Befhigung fr ein Ausdauertraining, z.B. dem Gehtraining.Es bietet sich ebenfalls an, falls dies mglich ist, ein Fahrradergometertraining zuHause durchzufhren. Vorteil ist hierbei die genaue Einstellung der Belastung perWattangabe. brigens werden derzeit erste Pilotprojekte zum rztlichen Telemo-nitoring (berwachung des Arztes durch direkte Datenbertragung) in Verbindungmit einem Ergometertraining zu Hause umgesetzt.

    Insbesondere Patienten mit einem leichten Schweregrad der Erkrankung solltenihre bevorzugten Ausdauersportarten, wie z.B. Wandern, Walken, Schwimmen, Tan-zen, etc. unter Bercksichtigung der Belastungsgrenzen und intensitt weiterfortfhren.

    Husliches Training

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    Hinweis: Die nachfolgenden bungen sind Auszge aus dem Buch Training beiCOPD Ein Lehrbuch fr Patienten, Angehrige und Interessierte von Dr. OliverChristian Ghl weitere Informationen siehe Kapitel Adressen / Internet / Litera-tur am Ende des Ratgebers.

    BeweglichkeitstrainingIm ersten Schritt ist es notwendig wieder zu erlernen, welche Bewegungen not-wendig sind, um die Wirbelsule gerade zu machen und die Schultern in eine Po-sition zu bringen, welche eine Bewegung des Brustkorbs erlaubt.

    Insgesamt sollte tglich ein Beweglichkeitstraining von 20 30 Minuten durch-gefhrt werden

    Gro machen der Wirbelsule

    Husliches Training

    Becken Brustbein Hinterkopf

    Becken im Mittelstand

    Gegenteil vom Hohlkreuz

    auf Hhe der Nieren etwasrund machen

    Brustbein nach vorne/oben

    Wirbelsule zwischen denSchulterblttern nach hinten

    Brustkorb weit machen

    Hinterkopf: Stelle, an der derHals endet und die Haare be-ginnen nach hinten/oben

    sich an einem Faden nachoben ziehen

    rckwrts eine Sprung-schanze nach oben fahren

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  • Nach mehreren Durchgngen sollten Sie beginnen, die gleiche bungsfolge wieoben in einer seitwrts verdrehten Position durchzufhren links und rechts imWechsel. Hierbei mit dem Kopf die eigene Hand anschauen. Die Hfte bleibt stehen.

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    Husliches Training

    Schultern Hnde

    Schultern und Arme nachunten und hinten fhren

    beide Hnde mit jedem Atemzug 1 cm nach auen, dannnach hinten fhren

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    Whrend es sich bei den beiden vorangegangen bungen um sogenannte aktivebungen handelt, folgen nun zwei passive Dehnbungen, da fr manche Patien-ten aktive bungen noch nicht mglich oder aufgrund des weit fortgeschrittenenStadiums nicht mehr mglich sind.

    Die Dehnung erfolgt in einer liegenden Position. Ziel ist es, durch Unterlagen undggfs. auch Neigung des Bettes, eine optimale Dehnposition einzunehmen. Wichtigdabei ist, dass Kopf und Arme satt aufliegen und die Schwerkraft arbeiten kann.

    Drehlage wie hier abgebildet die Schraube

    Dehnlage wie hier abgebildet der Halbmond

    Versuchen Sie, die abgebildeten Endpositionen auf keinen Fall sofort einzuneh-men, sondern Stck fr Stck zu erreichen. Gehen Sie nach einer gewissen Zeitoder Anzahl von Atemzgen immer ein wenig weiter. Streben Sie mit der Zeit ein Ver-weilen in einer entsprechenden Position von bis zu 10 Minuten an.

    Husliches Training

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  • 39

    KrafttrainingNachfolgend finden Sie als bungsbeispiel die Hockbeuge. Hierbei handelt es sichum eine bung aus dem sogenannten mehr gelenkigen Training. Die Hockbeuge istbesonders gut geeignet, um die Atmung (Atemrhythmus) an die Belastung zu kop-peln. Ferner kann fr diese Kraftbelastung die Anpassung der Lippenbremse (z.B.verschieden lange Strohhalme testen) sehr kontrolliert gebt werden.

    Fr den Einstieg in das Training ist diejenige Sitzhhe die richtige, aus der heraus5 x 5 Wiederholungen durchgehalten werden knnen. Fangen Sie auf keinen Fallzu tief an. Als Sitzgelegenheit eignen sich z.B. Tisch, Stuhl, Couch, Bett.

    ben Sie tglich, so knnen 100 bungseinheiten am Stck innerhalb von 2 4Wochen erreicht werden. Dies ist gleichbedeutend mit einer Dauerbelastung vonmindestens 10 20 Minuten. Eine hervorragende Mglichkeit, den Kreislauf zustabilisieren und eine Grundlage fr ein Ausdauertraining umgesetzt z.B. durchGehtraining zu schaffen.

    Husliches Training

    Endposition Runtergehen Pendeln Hochgehen

    einatmen und Lippenbremseansetzen tiefgehen/beugenabsetzen

    pendeln unten warten bisdie Luft komplett drauenist; bei Bedarf ein-/mehrfachzwischenatmen einatmenund Lippenbremse ansetzen nach vorne pendeln

    abheben und hochgehenoben warten bis die Luftkomplett drauen ist; bei Be-darf ein-/ mehrfach zwischen-atmen

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  • Training der Aktivitten des tglichen Lebens

    Wie schon mehrfach in diesem Ratgeber formuliert, sind auch die Aktivitten destglichen Lebens eine krperliche Anstrengung. Durch die Einschrnkungen, diemit einer COPD einhergehen, knnen bereits diese Aktivitten zu einer Belastungwerden.Das Ziel von sogenannten ADL Manahmen (activities of dailiy living = Aktivit-ten des tglichen Lebens) ist daher sowohl mit speziellen Trainingseinheiten wieauch mit der nderung bzw. Neueinteilung von Bewegungsablufen die Bewlti-gung des Lebensalltags zu erleichtern.

    HanteltrainingDas nachfolgend beschriebene Hanteltraining ist hervorragend geeignet, um dasAufteilen einer Gesamtbewegung in einzelne Teilbewegungen und damit das so-genannte Koppeln der Bewegung an die Atmung zu ben eine der wichtigstenFhigkeiten zur Bewltigung von ADL. Es sollte daher in Ihr tgliches Training ein-gebunden werden.

    40

    Training der Aktivitten des tglichen Lebens

    falschrichtig

    2. Erste TeilbewegungBewegung durchfhren und anschlie-end bis zur kompletten Ausatmung ber Lippenbremse warten. Bei Bedarf zwischenatmen. Einatmen und Lippenbremse ansetzen

    Bewegungsausfhrungen

    1. Ausgangsposition: Aufrichtung Einatmen und Lippenbremse ansetzen

    3. Zweite TeilbewegungBewegung durchfhren und anschlie-end bis zur kompletten Ausatmung ber Lippenbremse warten.Einatmen und Lippenbremse ansetzen

    4. Dritte TeilbewegungBewegung durchfhren und anschlie-end bis zur kompletten Ausatmung ber Lippenbremse warten, einatmenund Lippenbremse ansetzen anschlie-end zur Ausgangsstellung zurckkehren

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    Neueinteilung von BewegungsablufenAlltgliche Bewegungsablufe knnen zum Problem werden, denken Sie nur andas Beispiel Schuhe Anziehen und Zubinden der Schnrsenkel. Die Krperpositionund Kraftbelastung machen das Atmen schwer, die vorhandene Menge an Luftreicht nicht aus, egal ob man es im Stehen oder Sitzen versucht.

    Die Lsung liegt in vernderten Bewegungsablufen und einem kontrolliertenTempo. Hinsichtlich des Schuheanziehens bedeutet dies: ziehen Sie die Schuhe miteinem langen Schuhlffel an und wechseln Sie auf Dauer zu Schuhen mit Klett-verschluss bzw. elastischen Bndern, so dass das Zubinden entfllt oder stellen SieIhren Fu auf einen Hocker - auch dies entlastet.

    Das Einrumen der unterschiedlichsten Utensilien, wie z.B. Einkufe, Geschirr oderWsche, kann rasch zu einer berlastung mit Atemnot fhren. Probieren Sie beimnchsten Mal eine andere Vorgehensweise:

    Gute Ausgangsposition einnehmen, einatmen und Lippenbremse setzen. Teilbewegung durchfhren und warten, bis man vollstndig ber die

    Lippenbremse ausgeatmet hat. Stand optimieren und erneut einatmen und die Lippenbremse ansetzen. Nchste Teilbewegung durchfhren.

    Achtung: durch eine Krper-verdrehung und das Anziehender Schultern wird die Mengeder Luft, die man einatmenknnte, deutlich eingeschrnkt.

    Training der Aktivitten des tglichen Lebens

    runter beugen Wsche aufnehmen

    drehen Wsche reinlegen

    von vorne

    ggf. Pause, dann wieder-holen

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    TreppensteigenErinnern Sie sich an das Beispiel Treppensteigen auf Seite 13 in Verbindung mitdem Thema Umstellung von Ruhe auf Belastung?Einige Tipps haben Sie bereits erhalten, wie das Treppensteigen auch ohne Atem-not erfolgen kann. Nachfolgend einige weitere Hinweise:

    Langsam gehen und die Hand am Treppengelnder mitfhren/mitziehen. Oberkrper beim Gehen leicht nach vorne neigen (ber den Schwerpunkt

    des vorderen Fues). Kontrollierten Steigrhythmus einhalten: z.B. auf jeder Stufe kurz mit beiden

    Beinen stehen oder 2 bis 4 Stufen durchgehen und dabei mit der Lippen-bremse oder durch einen kurzen Strohhalm ausatmen.

    Beim Gehen mehrerer Stockwerke auf jeder Etage bei Bedarf eine Pause einlegen und die Atemfrequenz wieder auf maximal 4 Atem-zge herunterfahren (sich erholen). Auf kei-nen Fall ohne Intensi-ttskontrolle (z.B. Borg-Skala) durchgehen. Es entsteht sehr schnell die Situation, dass man beim nchsten Absatz fest-stellt, dass nichts mehr geht.

    Weitere Tipps und Informationen Machen Sie sich die Ablufe in Ihrem Lebensalltag bewusst und versuchen

    Sie diese zu modifizieren, also Ihrer Belastungsfhigkeit anzupassen. Planen Sie immer ausreichend Zeit und Pausen ein. Nutzen Sie technische Hilfsmittel wie z.B. Duschhocker, Toilettensitzerh-

    hung, verlngerte Stiele, Greifzangen usw. Mglicherweise kann ein Rollator Ihre Gangsicherheit verbessern. Setzen Sie die atemerleichternden Techniken ein, um die Belastung zu re-

    duzieren bzw. eine schnellere Erholung zu ermglichen.

    Training der Aktivitten des tglichen Lebens

    Aktivitten zur Erleichterung des Alltags tragen nicht zu einem inaktiven Lebenbei, sondern ermglichen Kraft- und Energiereserven einzusparen, die dann frgezielte Aktivitten wie z.B. Lungensport zur Verfgung stehen was wiederumdie Leistungsfhigkeit und Lebensqualitt steigert!

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    Trainingseinheiten mit Elementen des AlltagsEs mssen nicht immer ausgereifte Trainingsgerte sein mit denen gebt wird. Nut-zen Sie die Dinge des tglichen Lebens, um Aktivitt in den Alltag zu bringen.

    Nachfolgend einige Beispiele:

    Der Besenstiel Stellen Sie sich schulterbreit auf, so dass Sie einenfesten Stand haben. Greifen Sie den Stiel mit beidenHnden in Schulterbreite. Fhren Sie den Stiel mit derEinatmung nach oben und mit der Ausatmung wiederzurck in die Ausgangsposition. Diese bung kannauch im Sitzen durchgefhrt werden.

    Das HandtuchStellen Sie sich schulterbreit auf, so dass Sie einen festenStand haben. Halten Sie das Handtuch schulterbreit mitbeiden Armen nach vorne und ziehen Sie dabei unterAnspannung der Arme das Handtuch so krftig wie mg-lich auseinander als wollten Sie es zerreien. Halten Sieeinen Moment diese Stellung allerdings ohne dabei dieLuft anzuhalten, atmen Sie in Ruhe weiter.

    Die FlascheNehmen Sie eine Plastikflasche, gefllt mit Leitungs-wasser. Stellen Sie sich schulterbreit auf, so dass Sieeinen festen Stand haben. Nehmen Sie die Flasche indie rechte Hand und fhren diese vor Ihrem Krpernach links, bergeben die Flasche an die linke Handund fhren die Flasche dann hinter dem Krper zu-rck an die rechte Hand. Wechseln Sie nach mehr-maligem Vorgehen die Richtung. Die bung kann auch im Sitzen durchgefhrt werden.

    Die StrumpfhoseStellen Sie sich schulterbreit auf, so dass Sie einenfesten Stand haben. Nehmen Sie die Strumpfhoseund stellen Sie das linke Bein auf den Bund derStrumpfhose, fassen die Enden der Strumpfbeine mitder rechten Hand. Mit der Ausatmung ziehen Sie denrechten Arm nach auen oben, mit der Einatmungfhren Sie den Arm langsam wieder zurck. Wech-seln Sie die Seiten nach mehreren Wiederholungen.

    Training der Aktivitten des tglichen Lebens

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    Atemtherapie

    BasisinformationenDie physiotherapeutische Atemtherapie, auch Atemphysiotherapie genannt, wirduntersttzend bei der Behandlung chronischer Atemwegs- und Lungenerkrankun-gen eingesetzt. Hauptziele der Atemphysiotherapie sind eine Erleichterung der er-schwerten Atmung in Ruhe und unter Belastung sowie eine Verbesserung derHustentechnik.

    Die Atemtherapie kann Bestandteil einer stationren oder ambulanten Rehabilita-tion sein, ebenso des Lungensports und kann zudem als Einzelmanahme in einerphysiotherapeutischen Praxis verordnet werden.Regional angebotene Atemtherapiegruppen bieten insbesondere das Erlernen undben von Selbsthilfetechniken in einer Gruppe.

    Speziell qualifizierte Physiotherapeuten mit der Zusatzbezeichnung Atemphysio-therapeut fhren die Atemtherapie durch.

    Die bliche Form der Atemtherapie ist die konventionelle Atemtherapie. Darberhinaus wird auch die reflektorische Atemtherapie angeboten.

    Konventionelle AtemtherapieDas primre Ziel der Atemphysiotherapie ist die bestmgliche Wiederherstellungeiner mglichst uneingeschrnkten Atmung. Die Atemtherapie beinhaltet eine Viel-zahl therapeutischer Manahmen, die sich an dem individuellen Beschwerdebildorientieren. Bei der Umsetzung wird mit speziellen Techniken gearbeitet, die z.B. dieAtmung erleichtern und zur Entlastung des Brustkorbs fhren.

    Zu den gezielten Manahmen in der Atemtherapie zhlen:

    Sekretlsung bei Sekretansammlungen und Husten Untersttzung bei Strungen der Atmung und Atemmechanik angeleitetes Erlernen von Selbsthilfetechniken bis hin zum Eigen-

    bungsprogramm Anleitung zum Training mit Atemgerten Entwhnung von Beatmungsgerten (bei Bedarf)

    Atemtherapie

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    VerordnungDie Verordnung einer Atemtherapie ist eine Heilmittelverordnung und kann durchden Hausarzt oder Lungenfacharzt vorgenommen werden. Dies erfolgt ber einRezept KG Atemtherapie.Es knnen einzelne Techniken bzw. Behandlungen verordnet werden in Verbindungmit einem Indikationsschlssel (vorliegendes Erkrankungsbild).In der Regel werden bei einer Erstverordnung 6 Einheiten zu je 20 Minuten rezep-tiert (AT2a). Wird das Therapieziel bei der Erstverordnung nicht erreicht, erfolgt inder Regel eine Folgeverordnung mit der Angabe Strungen der Atmung mit prog-nostisch lnger dauerndem Behandlungsbedarf bei schwerwiegender Bronchialer-krankung (AT3a) mit 10 Einheiten ber einen Zeitraum von je 60 Minuten. Bis zufnf Folgeverordnungen sind in der Regel mglich.

    Reflektorische AtemtherapieDie reflektorische Atemtherapie (RAT) ist im klassischen Sinne keine Atemtherapiesondern eine Behandlung, die den ganzen Krper beeinflusst.

    Die RAT gliedert sich in: eine Wrmebehandlung eine manuelle Therapie und die Atemgymnastik

    RAT beeinflusst durch gezielte Reizsetzungen die Form des Atembewegungsablau-fes. Mittels Druck-, Schmerz- und Dehnungsreizen wird eine nervse Steuerungstimuliert, wodurch es zu einer unwillkrlichen Vernderung des Atembewe-gungsablaufes kommt.

    Die Behandlung beinhaltet eine heie Kompresse, die zur Vorbereitung des Krpersdient, da sie durchblutungssteigernd wirkt, die Bronchien ffnet und den Muskel-tonus senkt. RAT wird als eine Ergnzung zur Atemtherapie angesehen.

    VerordnungDie Verordnung der Reflektorischen Atemtherapie erfolgt ebenfalls ber den Haus-arzt oder Lungenfacharzt. Bei dieser Heilmittelverordnung wird in der Regel der Ver-ordnungsschlssel AT3a KGM verwendet. Es knnen 10 Anwendungen 60 Minuten(Richtwert) verordnet werden mit insgesamt bis zu 50 Behandlungseinheiten.

    Atemtherapie

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    Erlernen von spezifischen TechnikenNachfolgende spezifische Techniken werden innerhalb der Atemtherapie erlerntund gebt. Durch den Einsatz dieser Techniken knnen die Symptome Atemnot,Husten und Auswurf besser bewltigt werden.

    Die Techniken sollten ein ganz natrlicher Bestandteil Ihres Lebensalltages werden.

    AtemwahrnehmungDie Wahrnehmung bzw. Beobachtung der eigenen Atmung ist die Grundlage frdas Erlernen von Atemtechniken unter Belastung. Kennt man seine Atmung in un-belastetem Zustand, kann man auch bei Atemnot deren Vorboten schneller erken-nen und gegensteuern.

    Erst durch eine bewusste Atmung lassen sich bestimmte Merkmale wie die eigeneAtemhufigkeit oder die zeitliche Lnge der Ein- und Ausatmung (Atemrhythmus)erfhlen. Auch kann man bei der Atemwahrnehmung feststellen, ob man eineBrust- oder Bauchatmung vornimmt, ob die Atmung tief oder flach ist und ob viel-leicht Atemgerusche zu hren sind.

    ben Sie Ihre Atemwahrnehmung. Dazu bentigen Sie vor allem Ruhe, etwas Zeit und eine fr Sie bequeme Krper-haltung. Legen Sie Ihre Hnde auf Bauch und Brust und konzentrieren Sie sichganz auf Ihre Atmung. Versuchen Sie zu erspren, zu hren, zu fhlen wie Sieatmen. Einige Fragen knnen Ihnen dabei helfen:

    Wie lange dauert eine Ein-, wie lange eine Ausatmung? Wo kann ich die Atembewegung am meisten spren? Bis wohin im Krper kann ich die Einatmung spren? Wie lange dauert die Pause nach der Ausatmung? Atme ich tief oder flach, schnell oder langsam? Atme ich durch die Nase oder den Mund? Verspre ich Schmerzen beim Atmen? Atme ich leise oder sind Atemgerusche zu hren?

    Die Atemwahrnehmung wird fortgesetzt mit bungen des bewussten Atmens also z.B. ein gezieltes Atmen in den Bauch oder in die Brust oder auch das dosierteeinatmen einer bestimmten Luftmenge. Ebenso wird das bewusste Atmen unterBelastung gebt.

    Atemtherapie

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    Nachfolgend einige aktive Atembungen, die die Atmung vertiefen und den Brust-korb beweglicher machen:

    Setzen Sie sich fr die Durchfhrung der bungen auf einen Stuhl

    1. Legen Sie beide Hnde auf den Bauch. Versuchen Sie bei der Einatmung zuden Hnden hin zu atmen. ben Sie mit den Hnden bei der Ausatmung einen leichten Druck aus, um die Ausatmung zu untersttzen.

    2. Lassen Sie die Arme locker an der Seite hngen. Mit der Einatmung die Hand-innenflchen nach vorne drehen und die Schultern nach hinten unten zu-sammenziehen. Mit der Ausatmung langsam wieder lsen.

    3. Lassen Sie die Arme locker nach unten hngen. Mit der Einatmung drehen Siedie Daumen Ihrer Hnde nach auen und heben gleichzeitig die Arme seit-lich nach oben bis ber den Kopf. Bei der Ausatmung werden die Arme, diebis in die Fingerspitzen gestreckt sind, wieder vom Kopf bis nach unten ge-fhrt. Nach der bung lassen Sie die Arme wieder locker nach unten hngen,machen einen normalen Atemzug und beginnen erneut.

    Atemhilfen Auswurf ist eines der Hauptsymptome bei COPD. Die Lsung des Sekrets ist jedochhufig problematisch. Zur Verbesserung der Sekretlsung sowie des Sekrettrans-ports knnen Hilfsmittel eingesetzt werden.

    Die Hilfsmittel arbeiten mit einem positiven exspiratorischen Druck (PEP), d.h. miteinem Prinzip, das die Atemwege whrend der Ausatmung stabilisiert hnlichwie bei der Lippenbremse. Es werden statische und oszillierende PEP-Systeme un-terschieden.

    Bei oszillierenden Systemen (Oszillation = Schwingung) wird das festsitzende Se-kret aufgrund von Schwingungen, die eine Erhhung der Bewegungen derSchleimhauthrchen in den Bronchien bewirken, verflssigt. Gleichzeitig wird einKollabieren der Atemwege verhindert.

    Bei statischen Systemen erfolgt die Ausatmung gegen einen Widerstand. Durchden erhhten Druck in den Atemwegen wird dem Kollabieren entgegengewirktund es kommt zur Verbesserung der Umverteilung der Luft in der Lunge, wodurchdie Luft hinter das Sekret gelangt, sich leichter lst und abgehustet werden kann.

    Atemtherapie

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    Inzwischen wird eine Vielzahl unterschiedlichster Gerte angeboten. Welches derGerte am besten geeignet ist, hngt von unterschiedlichsten Faktoren ab und ins-besondere von der individuellen Beschwerde- und Erkrankungssituation. Empfeh-lenswert ist daher, sich durch den Atemphysiotherapeuten oder Lungenfacharztberaten zu lassen. Das Erlernen des Umgangs mit dem PEP-System sollte immer mitUntersttzung eines Atemphysiotherapeuten erfolgen.

    Nachfolgend ein Beispiel:

    RC-CornetDas RC-Cornet besteht aus einem gebogenen Kunststoffrohr, einem am Ende ab-geknickten Ventilschlauch und einem drehbaren Mundstck. Im Inneren des gebo-genen Rohrs befindet sich ein flexibler Silikonschlauch. Beim Hineinblasen entstehenSchwingungen, welche die Bronchien erweitern und die Atemnot lindern.

    Durch Verdrehen des Mundstcks wird der Schlauch diagonal abgeknickt, so dasshhere Drcke erforderlich sind, um die Luft durchzublasen. Die Schwingungen set-zen sich ber die Ausatemluft in die Lunge fort und bewirken dort eine Mobilisierungdes festsitzenden Sekrets. Man kann den Druck, gegen den geatmet werden muss,und die Schwingungen nach Bedarf variieren. Das RC-Cornet kann lageunabhn-gig, also auch im Liegen, eingesetzt werden.

    Beim RC-Cornet wird die gesamte Ausatmung in Druck- und Flussschwankungenumgesetzt. Dies ist bei Patienten mit eingeschrnktem Ausatemvolumen (FEV1) wiebei fortgeschrittener COPD fr den Therapieerfolg entscheidend.

    Das Basiscornet kann ber einen Adapter mit gngigen Inhalationsgerten verbun-den werden. Durch die gleichzeitige Inhalations- und Physiotherapie wird so Zeit ge-spart und die Effektivitt der Inhalationstherapie nachweislich erhht.

    Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen bernommen.

    Atemtherapie

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    brigens, Sekret kann auch ohne Gerte mobilisiert werden, wie z.B. mittels einer autoge-nen Drainage, bei der mit verschiedenen tiefen und schnellen Atemmanvern gearbeitetwird. Diese Technik muss mit einem Atemphysiotherapeuten erlernt werden, da sie vielbung bentigt. In der Umsetzung wird diese Technik hufig mit Atemhilfen und einerfeuchten Inhalation kombiniert.

    Atemerleichternde PositionenDas Thema atemerleichternde Positionen wurde bereits im Kapitel Optimale Vo-raussetzungen fr ein sicheres Training, siehe Seite 24, beschrieben.Im Prinzip ist der Name bereits Programm bzw. der Name selbsterluternd.

    Das Ziel atemerleichternder Positionen ist eine deutliche Erleichterung der Atmungund eine sprbare Vergrerung der Luftmenge, die hin- und her bewegt werden kann.

    Der Effekt dieser Krperstellungen beruht auf der Tatsache, dass sich durch die Po-sitionen die Rckenmuskulatur entspannen kann. Das Gewicht des Schultergrtelsund auch der Arme, das sonst bei der Einatmung auf den Rippen lastet, betrgt im-merhin etwa 8 bis 10 kg. Durch die Entlastung der Rckenmuskulatur wird weni-ger Energie bentigt und somit weniger Sauerstoff verbraucht.

    Nehmen Sie bei Atemnot atemerleichternde Positionen ein und atmen Sie durchdie Nase ein und ber die Lippenbremse wieder aus. Bei Positionen im Stehen soll-ten die Knie leicht gebeugt sein, damit sich der Bauch leichter vorwlben kann.Auch bei Positionen im Sitzen sollte der Bauch nicht eingeengt sein. Whlen sie diePositionen aus, die Ihnen am angenehmsten sind und die Sie ohne Mhe bei Atem-not einsetzen knnen.

    Einige Beispiele:

    Atemtherapie

    2. TorwartstellungStehen Sie hftbreit, die Knie leicht gebeugt, den Oberkrper mit den Hnden auf den Knien absttzen.

    1. KutschersitzStellen Sie die Beine hftbreitauseinander, Sttzen Sie denOberkrper mit den Hndenab, den Rcken gerade halten

    und die Bauchmuskulatur entspannen.

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    HustentechnikenEin weiteres oftmals qulendes Symptom bei Lungenerkrankungen ist der Husten.Doch Husten ist ebenso ein Schutzreflex, der uns vor dem Ersticken schtzen soll.Aus diesem Grund husten wir mit einer sehr hohen Geschwindigkeit. Ein Husten-sto kann eine Geschwindigkeit von 600 km haben.

    Nun ist es nicht mehr verwunderlich, dass schwerer Husten oder Hustenanflle zuSchmerzen im Brustkorb oder gar zum Erbrechen fhren knnen. Durch Husten-techniken lassen sich diese hohen Drcke im Brustkorb vermeiden und zudem kn-nen die Atemwege offen gehalten werden.

    Husten wird unterteilt in unproduktiven trockenen Husten auch Reizhustengenannt der durch Rauch, Gase oder Entzndungsvorgnge verursacht wird undin produktiven Husten, der durch Sekret verursacht wird.

    Im Hinblick auf Husten, der durch Sekret verursacht wird, wurden vorangehendunter Atemhilfen Techniken vorgestellt, die der Sekretmobilisierung dienen undgleichzeitig damit den Husten reduzieren.Bei unproduktivem Husten sind insbesondere Techniken zur Hustenvermeidungwichtig.

    Einige Beispiele:

    1. Frhes Husten vermeiden versuchen Sie den Husten zu schwchen z.B. durchLutschen eines Bonbons oder Trinken in kleinen Schlucken; allerdings, bei produk-tivem Husten gilt, den Husten nur so lange hinauszgern, bis zu spren ist, dass dasSekret bereits hoch in die Bronchien gewandert ist.

    2. Gabelgriff und Lippenbremse hilft der 1. Schritt nicht,sollten Sie diese Variante einsetzen Nasenflgel mitZeige- und Mittelfinger leicht einengen (Gabelgriff),gleichzeitig durch die Nase einatmen, Luft etwas anhaltenund anschlieend mit der Lippenbremse ausatmen rus-pern Sie sich einige Male.

    3. Fausttunnel als nchste Manahme kann der Faust-tunnel helfen formen Sie mit der Hand eine Faust und lassen Sie einen kleinen Tun-

    Atemtherapie

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  • nel offen, pressen Sie den Fausttunnel vor die Lippen und husten Sie mit aufge-blhten Lippen nur durch den Tunnel hindurch - achten Sie darauf, dass an den Sei-ten keine Luft entweicht - Husten Sie gegen ein Taschentuch in Ihrem Handteller.

    4. Huffing ist eine MglichkeitSekret zu befrdern atmen Sieschnell mit weit geffnetemMund hauchend aus im letz-ten Drittel der Ausatmung endetdiese auf ffffffff was sich wiehooofffffff anhrt.

    LippenbremseDie Lippenbremse ist besonders bei akuter Atemnot oder bei Belastung von Be-deutung und bildet die Grundlage aller Atembungen.

    Im Kapitel Optimale Voraussetzungen fr ein sicheres Training, siehe Seite 24,sind das Vorgehen bei der Lippenbremse, wie auch verschiedene Fehler, die ge-macht werden knnen, detailliert beschrieben.

    Das ben der Lippenbremse geschieht meist in Ruhe und ohne Belastung. Beden-ken Sie, dass bei der Durchfhrung der Lippenbremse unter Belastung die ffnungder Lippen etwas grer sein muss, da auch die Luftmenge, die bewegt werdenmuss, grer ist.

    ben Sie daher immer wieder undin den unterschiedlichsten Situa-tionen die Lippenbremse. Sehrhilfreich ist beim ben der Einsatzeines Strohhalms.

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    Atemtherapie

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    Patientenschulung

    Eine Patientenschulung ist eine spezielle praxisorientierte Fortbildung fr Patienten. Wir empfehlen, Ihnen ergnzend eine Patientenschulung fr COPD zu besuchen!Fr Patienten mit Lungenfibrose werden insbesondere innerhalb einer Rehabilita-tion Schulungen angeboten.

    Studien haben gezeigt, dass konzeptionell gut strukturierte Patientenschulungendie Kompetenz und Eigenverantwortlichkeit der Patienten strken, die Lebens-qualitt steigern und Krankenhausaufenthalte pro Jahr deutlich senken.

    Eine Patientenschulung kann optimal helfen, das theoretische Verstndnis fr dieErkrankung zu frdern und dadurch bewegungstherapeutische sowie atemthera-peutische Manahmen untersttzen und gleichzeitig die Motivation fr deren kon-tinuierliche Umsetzung strken.

    Was Sie in der Patientenschulung erlernen: Krankheitslehre, Risikofaktoren und deren Reduktion Selbstkontrolle der Erkrankung Wirkungen und Nebenwirkungen der wichtigsten Medikamente Anpassung der Medikamente an den Schweregrad der Erkrankung richtige Inhalationstechniken Grundlagen der Atemtherapie und Selbsthilfemanahmen Atemerleichternde Stellungen Motivation zum krperlichen Training

    Adressen geeigneter Patientenschulungen in Ihrer Region erhalten Sie ber IhrenArzt oder Ihre Krankenkasse. Achten Sie darauf, dass Sie eine spezielle COPD-Schu-lung erhalten.

    Um eine Nachhaltigkeit der Schulung zu gewhrleisten, werden in der Regel Basiskurseund nach 12 Monaten, sptestens nach 2 Jahren Auffrischungskurse angeboten.

    Patientenschulung

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    Mailingliste / Newsletter

    Mailingliste...ein unmittelbarer, direkter Erfah-rungsaustauschDie Mailingliste ist der Zusammenschlussvon Betroffenen und Angehrigen, die sichper Mail in einem geschlossenen Kr