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44 R. Kuhk: Die Schellente in Mecklenburg. [J" f" O. t 1933 17. Ri~DmER, W. : Die Schellente nimmt kiinstliche NisthShlen an. BlUrt. f. Natur- schutz 5, 1914, Heft 1, p. 13/14. 18. --: Zum Briiten der Schellente in Mecklenburg-. Arch. Nat. Meckl. 73, 1919 (1920), p. 24. 19. Wi~s~sp.i~C. : Beitr~ffe zur Ornis Mecktenburgs. Jol~rn. f. Ornith. 47, 1899, p. 147. 20. --: Beobachtungen aus der Ornis Mecklenburgs im Jahre 1900. gourn, f. Ornith. 49, 1901, p. 260/61. 21. -- und G. CLOD:t~S: Die VSgel der GroBherzog~hiimer Mecklenburg. G~istrow 1900 (Abdr. aus: Arch. Nat. Meekl. 54:, 1900); p..098/99. 22. ZANDF.R,H. D. F.: Systematische Uebersicht der VSgel 3[eklenburgs. Arch. Nat. Meckl. 15, 1861, p. 144. N~chschrift. WShrend der Drucklegung der Arbeit kamen mir noch zwei bemerkenswerte Beobachtuagen aus dem Sommer 1932 zur Kenntnis: Auf dem Krakower See traf K. Doss (Rostock) am 12. ~J[ai ein Paar Schetlenten beila Gr. Werder an, tags darauf 2 Exemplare am Bossower Ufer. Damit erhSht sich die Wahrscheinlichkeit eines dortigen Brutvorkommens. -- Unerwartet schnell sollte die oben aus- gesprochene Vermutung, dab die Sehellcnte auch in Holstein vereinzelt zur Brut schreitet, zur Gewil~heit wer(len: C. LUNAU (Lfibeck) erbraehte den Beweis, indem er am 10. Juli 1932 auf dem Selenter See ein Weibchen mit 5 Dunenjungen feststellte. Die Brutbiologie des Hiihnerhabichts. Von Horst Siewert. Mit Zeichnungen in: Text und Natur~ufnuhmen des Verfassers. Hierzu die Tafeln I--XII. Inhaltsiibersicht. Eiateitung S. 45 -- Die Balz S. 46 -- Horst und E:ablage S. 48 -- Die Arbeitsteilung S. 52 -- Beim Briiten S. 55 -- Verhalten gegeniiber dem Menschen S. 58 -- Das Schli~pfen tier Jungen S. 59 -- Der ers~e Lebeastag S. 64 -- Die Zeit des Wachehaltens auf dem ]torst S. 66 -- Rupfen und Horstreinigung S. 69 -- Die Stimme der alien ~abiehte S. 73 -- Ein Junges verschwindet S. 74 -- Die jungen Habiehte w~ehsen heran S. 78 -- Der tetzte Abschnitt des gebundenen Horstlebens S. 82 -- Die LoslSsung yore Horst S. 84 -- Die Mauser S. 89- Jagd und Beute S. 90 -- Sehlufi S. 91.

Die Brutbiologie des Hühnerhabichts

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Page 1: Die Brutbiologie des Hühnerhabichts

44 R. Kuhk: Die Schellente in Mecklenburg. [J" f" O. t 1933

17. Ri~DmER, W. : Die Schellente nimmt kiinstliche NisthShlen an. BlUrt. f. Natur- schutz 5, 1914, Heft 1, p. 13/14.

18. - - : Zum Briiten der Schellente in Mecklenburg-. Arch. Nat. Meckl. 73, 1919 (1920), p. 24.

19. Wi~s~sp.i~ C. : Beitr~ffe zur Ornis Mecktenburgs. Jol~rn. f. Ornith. 47, 1899, p. 147. 20. - - : Beobachtungen aus der Ornis Mecklenburgs im Jahre 1900. gourn, f. Ornith.

49, 1901, p. 260/61. 21. - - und G. CLOD:t~S: Die VSgel der GroBherzog~hiimer Mecklenburg. G~istrow

1900 (Abdr. aus: Arch. Nat. Meekl. 54:, 1900); p..098/99. 22. ZANDF.R, H. D. F.: Systematische Uebersicht der VSgel 3[eklenburgs. Arch.

Nat. Meckl. 15, 1861, p. 144.

N ~ c h s c h r i f t . W S h r e n d der Druck legung der A r b e i t kamen mir

noch zwei bemerkenswer te Beobach tuagen aus dem Sommer 1932 zur

K e n n t n i s : A u f dem Krakower See t ra f K. Doss (Rostock) am 12. ~J[ai

e in P a a r Schet lenten bei la Gr. W e r d e r an, tags da rau f 2 Exempla re

am Bossower Ufer. Dami t erhSht sich die Wahrsche in l i chke i t eines

dor t igen Bru tvorkommens . - - U n e r w a r t e t schnel l sollte die oben aus-

gesprochene Vermutung , dab die Sehel lcnte auch in Hols te in vereinzel t

zur B r u t schreitet, zur Gewil~heit wer(len: C. LUNAU (Lfibeck) erbraehte

den Beweis, indem er am 10. J u l i 1932 auf dem Selenter See ein

W e i b c h e n mi t 5 D u n e n j u n g e n feststellte.

Die Brutbio logie des Hiihnerhabichts.

Von Horst Siewert.

Mit Zeichnungen in: Text und Natur~ufnuhmen des Verfassers.

Hierzu die Tafeln I - -XI I .

Inhaltsiibersicht.

Eiateitung S. 45 - - Die Balz S. 46 - - Horst und E:ablage S. 48 - - Die Arbeitsteilung S. 52 - - Beim Briiten S. 55 - - Verhalten gegeniiber dem Menschen S. 58 - - Das Schli~pfen tier Jungen S. 59 - - Der ers~e Lebeastag S. 64 - - Die Zeit des Wachehaltens auf dem ]torst S. 66 - - Rupfen und Horstreinigung S. 69 - - Die Stimme der alien ~abiehte S. 73 - - Ein Junges verschwindet S. 74 - - Die jungen Habiehte w~ehsen heran S. 78 - - Der tetzte Abschnitt des gebundenen Horstlebens S. 82 - - Die LoslSsung yore Horst S. 84 - - Die Mauser S. 8 9 - Jagd und Beute S. 90 - - Sehlufi S. 91.

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LXXXI / Heft 1 J Brutbiologie des Hiihuerhabiehts. 45

Einleitung.

Wenn man sich in der ornithologisehen Literatur nach einer ein- gehenden Darstellung tiber die Fortpflanzungsbiologie des mittel- europ~iischen Hiihnerhabichts (Accipiter geutilis margi~at~ts Piller und Mitt.) 1) umsieht, wird man bald die Entdeckung machen, dag genaue Ang'~ben recht spfirlich sind oder giinzlich fehlen. Das muB besonders verwundern, da der atlgemein verbreitete Habicht yon allen unseren RaubvSgeln am biiufigsten erlegt wird, denn kein Gesetz schiitzt ihn. Man hielt wohl diesen ,,gemeinen" Vogel, an dem 0. v. RIESENTm~L ,,keine edle oder auch nur interessante Eigenschaft:' entdecken konnte, gar nicht eingehender Beobachtungen fiir wert und wandte die Auf- merksamkeit lieber seltneren Arten zu. So kam es, da~ immer wieder alte ungenaue, z. T. geradezu falsche und sich widersprechende Feststellungen und Beobachtungen jahrzehntetang ihren Weg durch alle Handbiicher m~chen konnten und olme Nachpriifung iibernommen wurden. Fast durchweg war die Brutdauer mit rund drei Wochen angegben, d. h. in Ermangelung yon eigenen Beobachtungen won immer yon dersetben atten Quelle entlelmt, die Beteiligung des Mihmchens am BrutgeschSft war nicht geklSrt, und immer wieder wurde der Horst als eine Schlacht- bank bezeichnet, um damit die ungeheure Gefriigigkeit dieses verhal~ten ,,Schinderhannes" unter den R~iubern zu dokumentieren.

Abet diese einseitige Auffassung, unsere Ornis einfach in fiir den Menschen niitztiche und sch~idliche VSgel einzuteilen, erwies sich in dem Mage als verfehlt, als die biologische Erforschung Fortschritte machte. Die glSnzenden Studien UTTEN~)SR~')mS iib.er die Erniihrung unserer Tagraubv0gel und Eulen zeigten auf Grund eines umfassenden Tatsachemnaterials die wahre Stelhng dieser vielverfolgten Tiere, deren Charakterbild in der Geschichte anf und abschwankte, im groBen Haushalt der Natur. Sie festigten wetter die Erkenntnis, dag ein Vogelschutz zu Gunsten vieler massenhaft vorkommender SingvSgel seinen Zweck verfehlen wiirde, wollte man nicht die ausgleichenden Feinde erhalten, soweit es immer unter den jeweiligen Verhiiltnissen mSglich ist.

Da sich ganz allgemein in den letzten Jahren das Interesse vom Sammeln und Registrieren abkehrte und biologischen Fragen zuwandte, so bemiihte man sieh auch beim Habicht, die vorhandenen groBen Liicken nnseres Wissens um das Leben am Horst auszufiillen. Von dem so

1) Nach E. S~a~s~A.~: Der ~lteste Name des mitteleuropi~ischen Hiihner- habichts (0. M. B. 1925 l)ag'. 92).

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[J. f. 0. 46 Horst Siewert: L 1933

fi'iih verstorbenen d~inischen Ornithologen und hervorragenden Vogel- photographen H~.~ING WEIs stammen die einzigen, bisher bekannten Natururkundenl), die alte Habichte w~hrend der Brutzeit am Nest zeigen. K v ~ : und WnLX~I)Ea gelang es, die Brutdauer zu berichtigen, und DE~A~I)T verSffentlichte eine seltene Beobachtung tiber den Balzflug. Im Friihj~hr und Sommer des J~thres 1931 habe ich 126 Stunden mit einem Paar ,,zusammengelebt" und viele der intimsten Vorg~nge beob- achtet und im Bilde festgehalten. Da es aber niemals gelingen kann, wiihrend ether Brutzeit in alle Geheimnisse eines so fibers.us scheuen und heimlichen Vogels einzudringen, so habe ich die wesentlichen Beobachtungen aus der Literatur benutzt, um das Bild zu vervollsfftndigen oder durch Gegeniiberstellung der alten Ansichten den Wandel in der Einstellung darzulegen. So mitg das Ziel dieser Arbeit dahin gehen, neben meinen eigenen Beobachtungen die wichtigsten in der Literatur verstreuten Angaben fiber diesen interessanten Vogel einmal zusammen- zufassen; umso ktarer wird sich zeigen, dab es gerade im Leben des Habichts noch manches R~tsel zu 15sen gibt.

Die Balz.

Wie andere friihbriitende RaubvSgel findet sich das Habichtpaar bereits im ~1:,irz an den alten BrutplStzen ein. ~'ach dem Umherschweifen im Winter verschwindet es jetz.t in den dichten ausgedehnten Wiildern, die es zur Anlage seines Horstes aufsucht. Die richtigen Habicht- best~nde - - in der 5lark sind es wohl meist Kiefernbest~nde - - machen immer einen etwas dfisteren Eindruck, denn mittleres 60 bis 100 j~hriges Holz mit hoher Stammzahl und dichtem Schlul3 wird bevorzugt. In dem Ditmmer gleiten die beiden Habichte wie graue Schatten mit un- glaublicher Gewandheit zwischen den St~tmmen hindurch, schwenken blitzsehnell mit kurzen bastigen Plfigelschl~igen um die Ecken herum oder streichen in der Paarungszeit bisweilen lautlos hintereinanfler her. Nur selten erhebt sich ihr ])'lug fiber die Kronen des Waldes , ziehen sie gleitend ihre Kreise fiber dem Horstgebiet.

Es war mir versagt, den Balzflug der Habichte zu sehen. Die einzige Beobachtung dieses eigenartigen und bisher wohl nur sehr selten erschauten Flugspieles land ich in einem Aufsatz DE~IA~DT'S (3) wieder- gegeben. Nach seiner Schilderung entfernte sich das erheblich kleinere, braune Mannchen wohl fiber einen Kilometer yon dem sicll hoeh empor-

1) VerSffentlicht in ~E. L. SCHISLI~R~ Danmarks Fugle, Band 3, Kopenhagen 1931. Taf. 65--67.

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LXXXIj Brutbiologie des Hiihnerhabichts. 47 Heft 1

sehraubenden Weibchen, das iiber dem Nistplatz kreiste, und ging dann zu einem nie zuvor heobaehteten Balzflug fiber: ,Der Vogel nahm gewissermaBen mit weitausholenden Schwingenschliigen, wie man sie beim Habicht gar nicht gewohnt ist, einen gewaltigen Anlauf, um sich dann mit angelegten Schwingen senkrecht emporzuwerfen. Das Flugspiel erinnerte an den Balzflug des Ringelt~ubers, doch wurde es mit einem solchen Aufwand an Kraft ausgefiihrt, dab es einen fiberw~ltigenden Eindruck machte. Ganz eigentiimlich sah es aus, wenn der gabicht bei fast senkrechter KSrperhaltung emporschol]. Der Vogel wiederholte

Zelchnung I-Iorst; Siewert,

Abb. 1. - - F lugb i ld des t I i i hne rhab ich t s .

das Spiel wohl 8--10 Mat, nM:erte sich dabei dem ttorst wieder und stfirzte sich schliet~lich in den Wald, wohin das Weibchen inzwischen auch zuriickgekehrt war." Diese Art der Fhgkiinste erscheint sehr sonderbar, denn vide RaubvSgel lassen sich beim Balzflug naeh vorn fiberkippen und stfirzen sich abgleitend in die Tiefe. Abet sie nutzen den dadurch erlangten Schwung aus und schieBen am Ende des Bogens eine Strecke aufw~irts, um sich dann wiederum nach vorn absinken zu lassen. So babe ich es bei Schreiadlern, abet auch sehr eindrucksvoll beim :Bussard gesehen. Das Flugspiel des Habichts ist ein grundsiitzlich

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48 Horst Siewert : [ J" £ O. 1933

ganz iihnlicher Ausdruck des hochgesteigerten Lebensgefiihls, bei dem der ,,Anlauf" vielteicht eben jenes Abslnken darstellt. Eigenartig ist besonders der langsame Fliigelschlag, der sich na~h den Beobachtungen OweNs (I3) ganz ~hnlich auch bei dem nahe verwandten Sperber finder, wenn er in der Friihlingsbalz langs~m und gleichm~13ig die Fliigel bewegend bei jeder Wendung in steiler Steigung hochgeht.

Die Paarungen fanden bei dem Paar, das DE~IA~I)T (4) vor der Eiablage beobachtete, ,.unter lautem Schirken, dem dem Falkner so bekannten ,,Lahnen", und heftigem Fliigelschlagen auf Buchen und Fichten, niemals aber auf dem gors t selbst statt". Dabei hatte D~.~A~DT den Eindruck, dab sich die VSgel eigens nur zu diesem Zweck beim Itorst einfanden, um dann sofort wieder zu verschwinden, so dal] ihm das Erscheinen und Verbleiben yon dem Erfolg auf dem Jagdzuge abhi~ngig schien.

Ob bereits vor der Ablage der Eier das Weibchen yore M~nnchen mit Nahrung versorgt wird, ist mir nicht bekannt, denn leider war es mir aus Zeitmangel nicht mSglich, diese Beobachtungen an meinem Horst ausfiihren. Erw~ihnt sei in diesem Zusammenhange, dal] ich in der Zeit der Eiablage, am 11. April, in dem kleinen nSrdlich gelegenen KiefernstangengehSlz Rupfungen yon 2 Wacholderdrosseln. 1 Eichel- h~iher, 1 Buntspecht und 1 Griinling land, die fiir eine Versorgung des ~ durch das ~ , jedenfalls mit dem Vorhandensein des Geleges 7 sprechen.

liorst and Eiablage.

Der Habichtshorst, den ich ftir meine Untersuchungen ausgew~hlt hatte, stand im siidSstlichen Randgebiet der Schorfheide, in der Ober- fSrsterei Grimnitz. Die Entfernung yon ihm bis zur n~ichsten mensch- lichen Siedlung betrug etwa '2~/2 km, bis zur offenen Feldmark etwa 11/2 km Luftlinie. Der Wald des umliegenden Gebietes bestand zum grSBten Tell aus geschIossenen KiefernalthSlzern, die jedoch durch Kulturfliichen und, dem besseren antehmigen Boden Rechnung tragend, yon Eichendickungen und StangenhSlzern unterbrochen wurden. Das Horstjagen selbst war ein dicht geschlossenes sehr wtichsiges 70j~hriges Kiefernbaumholz ~uf anlehmigem Boden, dessen wellige Ausformung ein dichter Graswuchs bedeckte. Im NW und NO grenzten Jagen yon 50--60j~hrigen Eichenstangen an. Im N dehnte sich ein raumer Bestand: tiefbeastete Kieferniiberh~lter, helleuchtende Birken und darunter alte Wacholder yon einzigartigem YVuchs. Ein darin liegendes friiheres Wildackerstiick yon 1,5 ha hatte man mit Kiefer

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LXXXI] Brutbiologie des Hiihnerhabichts. 49 Heft 1 ]'

aufgeforstet, so dab ietzt ein 40ji~hriges Stangenholz mitten in diesem urwiichsigen Plenterwald lag. Einige wenige offene Fenne befandea sich nicht welt ab im Umkreise. Fiir die Habichte war es ein typisches Horst- und Brutgebiet und ein ideales Jagdrevier.

Aufnahme Hors~ Siewert .

Abb. 2. - - D e r bewohnte I-tabichtshoI~t.

Als ich meinen Horst am 3. April zum ersten Mal aufsuchen konnte, um mich ganz allgemein zu orientieren, vernahm ich weir ab den waraenden Ruf des Habichts, die unverkennbaren gik-gik-gik-gik- Reihen. Den Vogel selbst bekam ich jedoch nicht zu Gesicht.

Erst vier Tage spiiter, am 7. April, war es mir miiglich, meine Arbeit in Angriff zu nehmen. Wean man yon dem Gestellkreuz 150 m

Journ. f. Orn. LXXXI. Jahr~r~ Januar 1933. 4

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50 ~orst Siewert : [ Ji9~30'

schrEg nach S in das Innere des Bestandes hineinging, traf man zuerst auf einen recht unansehnlichen Horst, dessen schiefer und flaclier Rand sehon von weitem ein deutliches Zeichen fiir seine Verlassenheit war. Auf ibm war im vorigen Jahr die Brut hochgebracht worden. Etwa 50 m siidlich befand sich noch ein zweiter Horst, der mit seinem hochaufgescbichteten geraden l~eisigrand sofort als der bewohnte zu erkennen war (Abb. 1). In der Art seiner Anlage glich er vollkommen dem ersteren, wie auch zwei anderen, noch im niichsten Umkreise liegenden und in diesem Jahr ebenfalls unbewohnten ftorsten. Der Kiefern- bestand muBte friiher einmal durch Schneedruck gelitten haben~ denn bei manchen Biiumen wurde die Krone nicht yon dem bis an die Spitze durchlaufenden Stamm getragen, sondern zwei bis drei Triebe batten sich oft gleichmiil~ig entwickelt and bildeten auf diese Weise mehr oder weniger ausgepriigte Quirle. In die st~irksten and daher fiir die Anlage besonders geeigneten Astquirle waxen alle vier Horste ein- gebaut worden. Sie ~ihnelten sieh so auffallend, dab sie wabrscheinlich yon demselben Paar angefertigt worden waren, oder doeh jedenfalls his auf einen, der urspriinglich schon als alter Bussardhorst bestanden haben mochte. Denn der Habieht benutzt diese bekanntlich gerne als Unterlage. Die HShe betrug bei allen vier Bauten, dem gleichMtrigen Bestand entsprechend, 14--15 m. Auch sonst waxen sie in der Anlage ganz typisch, denn sie standen am Stature und unterhatb der [Crone.

Dieses Paar benutzte niemals denselben ttorst zwei Jahre hinter- einander, sondern es wechselte zwischen den ihm zur Verffigung stehenden ab. Das ist eine bekannte, in der Literatar oft erwiihnte Erscheinung, die auch bei anderen RaubvSgeln wie z. ]3. Steinadler, Sehreiadler, Seeadler, Bussaxd wiederholt beobachtet worden ist. Aber die individuellen Gewotmheiten sind bei einzelnen VSgeln doch so ver- schieden~ dab manche im Gegensatz hierzu lest an einem einzigen Horst h~ngen. SCHI~JLER erw~ihnt z.B. ein Habichtspaar, das 17 Jahre hintereinander dasselbe Nest in der iNi~he Kopenhagens benutzte.

Die Anforderungen, die der Habicht an den Lebensramn seines Brutgebietes stellt, sind nicht sehr spezieller Natur, denn seine Nahrung ist vielseitig and sein Jagdgebiet ist groin. W o e s Wald gibt, da findet man den Horst stets auf B~iumen, E~GEL~rN (5) nennt den Habicht deshalb einen ausgesprocbenen ,Baumweih". Aber wenn diese fehlen~ steht er auch, den besonderen VerhiiltMssen seines Lebensraumes ent- spreehend , auf dem Boden, wie man aus Norwegen berichtet hat.

Da der Habicht yon allen RaubvSgeln einer der eifrigsten Nest- bauer ist, so kSnnen seine Horste einen fiir die GrSISe des Vogels

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LXXXI] H e f t 1 ] Brutbiologie des Hfihnerhabichts. 51

Aufnahme Horst Siewert.

Abb. 3. - - Blick yon oben in den Horst .

4"

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[J . f .O. 52 Horst Siewert : 1933

ganz gewaltigen Umfang annehmen. Denn nicht nur bis zur Ablage der Eier wird daran gearbeitet, sondern die im allgemeinen ebene Horstiliiche und die kleine Mulde werden noeh mit frischem Griin aus- gelegt - - in diesem Falle mit abgebroehenen Kieferntrieben - - wenn die Jungen bereits halberwaehsen, d. h. 4 Wochen alt sin& Ich werde spiiter noch darauf zuriickkommen.

Meine Arbeiten warea yore Gliick begtinstigt, denn als ich am 7. April den Horstbaum erstieg, fand ich gerade das erste Ei vor. Durch Kontrollen wurde nun weiterhin festgestellt, dal~ am 9. April das zweite und am 11. April das dritte Ei vorhanden war. Der Lege- abstand betrug also etwa 48 Stunden, was bei den meisten RaubvSgeln, aul~er den grol]ea Adlern, die Regel ist und insbesondere den yon mir beim Sperber (20) gefundenen Verhitltnissen genau entsprieht. Ebenso wie bei diesem n~tchsten Verwandten begann das Brfiten mit dem zweiten Ei, was aus dem gleiehzeitigen Sehliipfen yon zwei Jungen hervorgeht. H~N~JxG Wins (25) hat bei der Rohrweihe dieselben Beobachtungen gemacht.

Die Arbeitsteilung.

Das wiehtigste Ergebnis withrend der Brutdauer war die Fest- stellung," dal] sich auch das o ~ aktiv an der Betreuung des Geleges beteiligte. SCHIOLER (19) weist auf G-rund einer yon HENNING WEIS aufgenommenen Natururkunde eines briitenden O ~ auf diese Art der Arbeitsteilung hin, jedoch mit der Einschriinkung, dal~ es wohl bei verschiedenen Paaren individuell verschieden sei; wie es im Vogelleben oft vorkomme. Ich bin jedoch fiberzeugt, dal~ das o z ganz regelm~13ig am Brutgesch~ift teilnimmt. In Jiigerkreisen ist dies sehon lange all- gemein bekannt, abet nur mit wenigen Ausnahmen in die Literatur fibernommen worden.

O. v. RIESE~THAn schrieb bereits in seinem 1876 erschienenen Werk fiber die RaubvSgel Deutschlands (17), dal~ sich c~ und ~ beim Brutgeschiift abliisen, und zwar dergestalt, dab ersteres etwa 3--4 Stunden fiber l~Iittag brfitet. Diese Erfahrung wurde insofern jagdlkh aus- genutzt, als man in dieser Zeit das O ~ abschol~, und dann einige Stunden sp~ter auch das ~ den Schroten sicher zum Opfer fiel. Die gleiche Angabe ist aueh im ,,Neuen NAV~ANN" (12) ZU finden und stammt wohl aus dieser Quelle. Ebenso schildert W. WECKWERTH (24), da~ das o ~ aueh zeitweise briitet, und zwar yore friihen 3[orgen Ms gegen 10 Uhr vormittags.

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LXXXI] Brutbiologie des Hiihnerhabichts. 53 Heft 1

Es ist nach diesen Beobachtungen, die ich im altgemeinen be- st~itigen kann, nieht mehr daran zu zweifeln, daft das FIabichtmiinnchen nicht nur bet einzelnen Paaren briitet, sondern ganz regelmiiNg. Sein Anteil ist jedoch wesentlich geringer als der des ~.

Am 3. Mat, als ich yon 8~5--1645 h beobachtete, brtitete das innerhalb dieser 8t/2 Stunden yon 13~5--15a° h, also lg/4 Stunde. Am 10. Mat sal] das M~nnchen wiihrend zehnstiindiger Beobachtung ( 5 ~ - - t 5 ~ h) yon 702--81° h, also t °s Stunde vormittags auf dem Horst, und dann nachmittags yon 13~°--15 ~5 h, also fast zwei Stunden.

Der Anstog zur AblSsung war stets das mit Beute erscheinende O". Wenn sein Locken, tjak, tjak, t~ak ertiinte, dann strich das ~ ab. Bisweilen kam das (:3 auch auf den Horst, deml am 2. Mat traf ich bet einer Kontrolle das Paar zusammen. Hatte die Nahrungsiibergabe stattgefimden, so flog das ~ auf den Horst, lockte vielIeicht noeh zwei- mah kurz hintereinander und leise sein tjak, tjak, sah auf das Gelege und liel3 sich sogleich zum Briiten nieder. Dann war yon dem ~ nur selten noch etwas zu hSren; es erschien erst wieder, wenn es plStzlich auf dem Rande aufblockte. Deutlich trat dana der augerordentliche GrSBenunterschied hervor, besonders wenn sich das C~ erhob, kurz rief and sich mit etegantem Schwung herabwarf. Dieser Wechsel ging meist so schnell vor sich, dag in dem D:~hnmer der Baumkronen eine brauchbare Aufnahme kaum in6glich war.

Das Habietmniinnehen kommt also in die Nahe des Horstes, um seine Beute an das ~) abzugeben. Wie beim Sperber fliegt es dann "mf den Horst, aber es verl~l~t ihn nieht wieder naeh kurzer Zeit, sondern briitet lest. Die Differenzierung in der Arbeitsteilung ist hier noeh nieht so weit getrieben, wie bei dem Sperber und aueh z. B. den Weihen, bei denen das o 7 nur der jagende und fiir die Ern:,ihrung sorgende das (~ der allein briitende Teil ist.

Der Grund tier verschiedenen Arbeitsteilung wird verst~tndlieh, wenn man die Hm~oT~'sehen Angaben tiber ,,Beziehungen zwisehen Vogelgewicht und Eigewicht, Gelegegewicht und Brutdauer" (7) ver- gleicht. Ein Sperberweibchen wiegt durchschnittlich 250 g. Das Ver- h:,iltnis des Gelegegewichtes zum KSrpergewicht betdigt ca 31 °/o, also rund 1/3 des KSrpergewiehtes. Das kann - - wohlverstanden innerhalb der Raubvogelordnung mit im allgemeinen niedrigen Gelegezahlen - - nur eta besonders speziahsiertes Tier teisten. Der Habicht scheint auf den ersten Blick nicht abzuweichen, da aueh hier beide Geschlechter stark in der Gr6~e verschieden sind; heii~t doch das ~ nach dem mittelalterlichen tertiolus sehr treffend Terzet, das ist der um ein Drittet

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54 Horst Siewert: r J" f" 0. L 1933

Schw~chere. Abet die Beziehung zwischen Vogelgewicht und Gelege- gewicht gibt auch bier Aufkliirung, denn.das Verh~tltnis betr~gt, im Gegensatz zum Sperber mit 31 °/o , nur 16°/~] Das Habiclgweibchen mit einem Gewicht yon ca. 1100 g setzt also etwa iltlr 1/6 seines Gewlchtes in Eimasse urn. Aul]erdem macht das einzelne Ei nur 5 1/.) o/o des KSrper- gewichtes, das Sperberei dagegen 7°/o aus. Der Habicht legtti~chstens 5, in den meisten FSllen abet nur 2--4 E i e r . Der Sperber, :denl un: gleich viel mehr Feinde nachstellen (nmn vergleiche nur die zalilreicben Sperber in der Beuteliste UTTEN1)(~RFEaS) braucht zur Erhaltung dcr Art einen zahlreicheren Nachwuchs, was in der hohen Gelegezabl yon 5--6 zum Ausdruck kommt.

Trotz der nahen Verwandtsclmft weichen Habicht und Sperber also brutbiologiscb reeht erheblich voneinander ab. ]m Gegensatz zu der hohen Differenzierung auf Seiten des Sperbers ist beim Habicht eine Arbeitsteilung der Geschlechter vorlmnden, wie wit sie bei anderen RaubvSgeln in ganz ~hnlicher Weise ausgebildet finden, z. B. bei den echten Adlern~ dem Bussard nnd dem Fiscbadler. Das Leben muncher anderen Art ist in dieser Hinsicht nocb nicht geniigend erforscbt, um Vergleiche zuzulassen.

Es ist bekannt, dal] de r Habicht im Gegensatz znm Sperber seinen Horst sehr eifrig mit frischen Zweigen ausschntiickt, die er nach ENG~L- ~IA~'~ (5) im Fang und Schnabe] herbeitrSgt. Viele andere Ra.ubvSgel bauen ebenfalls noch lange ifi)er die Bxutdauer hinaus, besonders aus- gepr~gt Fisch~dler, Schreiadter und Wespenbussard, nach HEN~UXC~ WEts (25) auch (lie Rohrweihe~ yon der er ganz allgemein sagt: ,,Throughout the whole of the brooding period, and even until the young birds fly from the nest, the building process goes oa". Welchen Zweck dieser so lunge anhaltende Bautrieb haben kann, ist schwer zu s~gen. Man kSnnte daraa denken, dal~ der durch das h~ufige Anfliegen niedergedriickte Rand besser gefestigt wird, um ein Herausfallen zu ver- hindern. Der Sperber ist iafolge seines ganz aui]erordentlich gesteigerten Bruttriebes eine Ausm'dmte unter den iiberhaupt nestbauenden Raub- vSgeln. Ich bin in meiner Arbeit fiber den SchreiadIer (21) auf diese Verh~ltnisse n~her eingegangen. Es scheint mir jedoch bei dieser~ meist vorwiegend yore ~) ausgefiihrten TStigkeit, nicht so sehr tier Grad der Arbeitsteilung eine Rotle za spielen, sondern es handelt sich offenbar um eine mehr oder weniger allen iiberhaupt nestbauenden Raubv5geln eigentfimliche und ers't langsam nach dem Brfiten erl~ischende Trieb- handlung, die nur in wenigen 'F~llen, z. B. dutch den Bruttrieb des Sperbers, sehr zurfickgedr~ngt worden ist. Bisweilen legt aber auch

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LXXXI] Heft I Bruthiologie des. Hiihnerhahichts. 55

der Sperber seinen Horst aus. OwE~ (14) fand einen frischen Erlen- zweig und ich, sah ein Weibchen ein Stiick Fichtenrinde in die 3£ulde tegen, in der bereits gunge sal3en.

Der auflerordentlich starke Bruttrieb bindet das Sperberweibchen derartig fest an den Horst, dal3 es ihn lediglich zur Uebernahme und zum kurzen KrSpfen der Nahrung, sowie zum Ab-stoiIen: des Kotes ver]~ii3t. Daher wird das sehr eingehende ]?utzen des Gefieders auf dem Nest ausgefiihrt, wie ieh das in meiner Arbeit (20)geschildert habe. Das briitende Habiehtweibchen sah ich dagegen niemals bei dieser Verrichtung. Es hatte dazu offenbar Zeit und bessere Gelegenheit, wenn es yore MSnnehen abgelSst worden war und sich ausfliegen konnte. Sag es briitend, so ver~tnderte es d'tbei seine Lage nur sehr selten, ebenso das Miinnchell, d~s sogar zeitweise einschlief.

Beim Briiten.

Still sitzt das Habichtweibchen auf dem Horst. Das Sonnenlicht fiUlt aus dem wolkenlosen Morgenhimmel durch die L~ieken der Kiefernkronen hindurch und malt helle zitternde Figuren auf das Reisig. Die lohfarbeue Spiegelriade der drei starkea aufstrebenden Aeste, zwischen denen tier Horst eingebettet ist, leucbtet auf. Die Sonne wandert mit der Zeit, immer neue Stellen werden getroffen, andere sinken wieder in Schatten zuriick. Jetzt liegt d'ts Licht roll auf dem Kopf des grauen Vogels, auf dem schmal gebSnderten Brust- gefieder. Wie Fli~mmen gliihen die Augen auf, denen keine Bewegung im Umkreise entgeht. Immerfort wendet sieh der Kopf spiihend umher. Aber nichts regt sich, es ist sehr still, und man hSrt nur ein feines Knistern und Knacken, das sind die aufbrechenden Kiefel:nzapfen, die yon Wiirme und Wind getrocknet sind. Weit .tb singen zwei Baumpieper und dazwischen schlSgt ein Buehfink.

Da dringt das Klappern eines V~ragens heriiber, der nSher kommt nnd in 150 m Entfernung auf dem Gestell voriiber f~ihrt. Der Vogel dreht nur lauschend den Kopf herum, sonst beacbtet er diese StSrung nicht weiter. Anders verhiitt er sich, als nach einiger Zeit ein Mann in den Bestand hineingeht. Sobald er von dem hiiufiger begangenen Gestell abbiegt, wird das Habichtweibchen ganz lang, es driickt sich flaeh an den Horst, so da~ es nur dutch die oberen Zweige des Reisigrandes die Gestalt dort unten mit den Augen verfolgen kann. Der Mann blickt wohl einmal zu dem massigen dunklen Bau hinauf, aber als sich dort oben nichts regt, geht er dicht voriiber, um einen bestimmten

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Holzstol~ zu suchen. Der Vogel bleibt sitzeu, und bald lockert sich seine gespannte Haltung.

Gegen die Mittagszeit streicht das Weibchen plStzlich lautlos ab; weiter entfernt ist sein lockendes gick gick gick" zu hiiren. Auf einmal ertSnt, nicht genau aus dersetben Richtuug, das kurze tjack tjack des M~nnchens; das Weibchen antwortet, und dann locken beide yon derselben Stelle aus. Zehu Minuten, nachdem das Weibcheu den Horst verlassen hat, erscheiut pliitzlich das M~innchen, ruft zweimal tjak tjak und geht sofort auf das Gelege. Doch sogleich steht es nochmals auf, schiebt sich die Eier sorgfiiltig mit dem Schnabel unter und setzt sich wiegend~und

Aufnahme Horst Siewert.

Abb. 4, - - Das Weibchen duckt sich bei Anuilherung eiues Menschen und iiu~ durch den Reisigrand uach unten.

wackelnd zurecht. Nach zehn Minuten wendet es die Eier wieder und schl~ft dann ein, wobei der Kopf bis auf das Reisig heruntersinkt uad nur noch das zart blaugrau schimmernde Riickengefieder sichtbar ist.

Da fiiegt eln Fink ganz nahe auf einen Zweig und schmettert seiuen Schl~g, und sofort ist der eben noch schlafende Vogel ganz wach. Als ein Eichelh~her r~tschend in die Krone eines Nachbarbaumes fliegt und dort gauz unbekiimmert herumklettert, heftet sich das schwefelgelbe Auge starr an ihn, und wie you einem unsichtbaren Faden gezogen macht der Kopf mit den beiden weit~ leuchtenden breiten Augenbrauenstreifen alle Bewegungen mit. Aber das briitende M~nnchen

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LXXXI! BrutbloloHe des Hiihnerhabichts. 57 Heft 1 .I

riihrt sich nicht, keine Bewegung, kein Zucken deutet darauf hin 7 dab es sich auf die nahe Beute stiirzen will.

Die Habichte jagen, wie wolff die meiste'n RaubvSgel, besonders wMlrend der Brutzeit nicht in der niichsten Umgebung des Horstes. Es ist bekannt, daft einsame mitten im Walde gelegene GehSfte yon einem nicht welt ab lebenden Paar nur selten heimgesucht werden. DElVfAI~IDT (4) hat trotzdem einen Fall des Raubens am Horst beobachtet, h~ilt ihn aber auch fiir eine seltene Ausnahme. 8p~iter mag das anders sein, wenn erst Junge zu ernfihren sind. Dann mag einmal eine giinstige Gelegenheit ausgenutzt werden, wie wir das yon einem Seeadler- weibchen BE~GT BEI~GS (1) wissen, alas nabe am Horst ein Eich- hSrnchen ring.

Fast zwei Stunden hat das Miinnchen still briitend auf dem Horst gesessen. Nur einmM kurz nach seiner Ankunft hat es die Eier ge- wendet, sonst hat es gesclffafen oder die Vorgiinge in seiner Umgebung v erfolgt.

P15tzlich ist das Weibchen da, ganz unverbofft. Es falter nicht erst die Fltigel zusammen, denn wie ein Bolzen kam es yon unten herauf- geschossen und steht nun massig und wie hingezaubert auf dem Rand. Sein Brustgefieder ist "feiner geb~ndert als das des M~innchens, die Augen gliihen orangerot und die Augenbrauenstreifen sind schmaler und nicht so weiL~leuchtend.'

Das MSnncben erhebt sich sofort, ruff leise tjak, tjak und gleitet in elegantem Schwunge ab. Das Weibchen 1513t sich auf den vier Eiern nieder, indem es sich auf den Fersen und mit zur Faust geballten F:,~ngen vorsicbtig fiber die Mulde schiebt.

So geht die Zeit des Briitens voriiber. Das Weibchen betreut hauptsfichlich das Gelege, das M~nnchen br in~ Beute und 15st es in der Frfihe und geg~n Mittag, vielleicht auch noch einmal gegen Abend fiir ein his zwei Stunden ab.

40 Tage waren seit de r Ablage des ersten Eies vergangen, 38" Tage batten die Habichte gebriitet, da sprengten zwei gunge am 16. Mai ihre Schalen und schliipffen.

Schon vorher war die Brutdauer von KCHK (9) auf mindestens 35 Tage berichtigt worden. Wrm.~,Nlml~ (~6) ermittelte spiiter in schSner Uebereinstimmung mit meiner Beobachtung 35--37 Tage. De,n- nach muB die Mindestbrutdaner des Hfihnerhabichts mit 37--38 Tagen angenommen werden.

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Verhaiten gegeniiber dem ~lenschen.

Bei den einzelnen H~bichtiJa'a.ren , und wieder bei den einzelnen Individuen, ist das Verhalten gegenfiber ¢lem i n d a s Horstgebiet ein- dringenden Mensehen sehr vers&ieden. Manche verteidigen ihr Nest mit ~uf~erster Heftigkeit, namenflieh, wenn es hoehbebrfitete Eier oder kleine Junge enthSlt. Die Gebrfider Mi~sER (11) fiihren als Beweis der grof}en Anh~ngli&keit an die Brnt ein Weibchen an, das sich eine zeit lang in den Hosen eines jugendlichen Kletterers, der den Horst zum Ausnehmen der Jungen erstiegen hatte, lest verkrallte. Diese scheinbar unglaubtiche Geschichte wird durch einen miindlichen Berieht best~itigt, denn SCmE~3Lt-~-~- wurde in einer iihnliehen Lage durch ein mehrmals herabstol3endes Weibehen das Hemd am KSrper in Fetzen gerissen. Das sind aber offenbar Ansnahmen bei einigen wenigen Paaren. Im allgemeinen wird man heute gerade den vielverfolgten Habicht als einen der auch am Horst scheuesten RaubvSget kennen ternen.

N~herte ich reich in der Brutzeit dem Nistplatz, so blieb meist alles still. Nur die fiber den Rand heriiberragende Schwanzspitze ver- riet die Anwesenheit des fast briitenden Vogels, der erst abgeklopft werden mul]te und dann fast senkreetlt steigend zwisehen den Kiefer- kronen hindurch entfloh nnd sich meist aufierhalb des Gesichtsfeldes aufhielt. Es gelang mir jedoch nur dann, an den Horstbaum zu kommen, wenn ich ganz gteichm~ifiig und scheinbar nichtachtend durch den Bestand ging. Blieb ich einige Minuten steben, so strich der brfitende Vogel auf 50--60 m ab, namenttich wenn ich mein Fernglas zum Beobachten benutzte. Er wufite also offenbar erfahrungsgemhl] einen ,harmlosen" Menschen yon einem solchen zu unterscheiden, dessen scharfes Beobachten und auff~lliges Benehmen fiir ihn eine Gefahr vermuten liel].

Sp~ter~ als erst Junge vorhanden w-u-en, kam das Weibchen, das meist vorher mit Gick-Gick-Oick-Rufen abgestrichen war, wohl wieder zuriick und zog drei-, viermaI seine Kreise fiber dem Horst~ tiber in die Niihe wagte es sich niemals, auch nicht, als ieh die drei Tage alten Jungen oben am Horst aufnahm.

Wenn es mir trotzdem gehmgen ist~ die intimsten LebensSuBerungen dieser scheuen Tiere za studieren, so ist es nur das Ergebnis vieler Versuche und jahrelanger Erfahrung. Denn heute wei~ ieh genau, was ich einem Vogel, nnd besonders einem Habicht, zumuten kann, ohne den Ablauf seines Lebens zu beeinflnssen. Die Bilder; das mSchte ich bier besonders betonen, zeigen die Tiere ohne die geringste Scheu

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vor dem Menscben, vollkommen ungestSrt, was hoffentlich der Betrachter selbst empfinden wird.

Das Schliipfen der Jungen.

Ueber das Verhalten yon RaubvSgeln beim Sehliipfen der Jungen sind Freibeobaehtungen am Horst meines Wissens noch nieht gemacht worden. Es ist abet gerade besonders aufschlu[~reich, diesen Vorgang in allen Einzelheiten zu beobachten, da m'm -~us den ersten Lebensstunden wichtige Aufsehliisse fiber die Beziehungen der Elterntiere zu ihrer Brat erhalten kann. Mug doch der alte Vogel mit dem Augenblick, in dem die Jungen die Eischale verlassen haben, das gleiehf6rmige Brtiten aufgeben and sich auf die neuen Aufgaben, wie Futterbesehaffung and Bewaehung umstellen. Diese Umstellung, die natiirlich nicht spontan erfolgen kann, ist nun eine gate Gelegenheil, Sehliisse tiber den Ablauf yon Triebhandlungen ziehen zu kSnnen. Bet fl'eilebenden Tieren ist dies im allgemeinen sehr schwierig, da die auslSsenden Reize nur sehwer als solehe erkennbar sind. Die frisch geschltipften, an den Horst ge- bundenen ,[ungen sind hier jedoeb die eindeutigen AuslSser und nenen Erscheinungen in der Umwelt des alten Tieres. Daher seien auch die A ufzeichnungen aus meinem Tagebueh ausftihrlicher, als es sonst ge- schehen ist, wiedergegeben.

Am 16. Mat begann ich um l l ~ h meine Beobachtungen. Das Habichtweibchen war bereits auf 50 m yore Horst abgestriehen und lebhaft lockend and sichtlieh erregt n~her herangekommen, tfls es dies an anderen Tagen getan hatte. Als Freund SCI~IER3~t.~'~, der reich an diesen beiden Tagen unterstiitzte, laut pfeifend davongegangen war, stag es ffinf Minuten spi~ter wieder auf dem Itorst. Soweit ieh erkennen konnte, war ein Ei angepiekt und das Sehilpen der Jungen in der Sehale deutlieh zu hSren.

Auf dem ttorst geht nun folgendes vor sich: Das Weibchen wendet sieh sogteieh aufmerksam dem Geschirpe zu

seinerl FiiBen zu, 5finer das wundervoll schmal geb~inderte Bauchgefieder, stellt sich tiber das Gelege and schiebt sich mit dem Schnabel sorgf'Sltig die Eier unter. Doch ihre Lage seheint ihm noch nicht recht zu sein, denn naeh kurzer Zeit steht es nochmals auf and wiederholt diese H~.ndlung. Dann erst setzt es sich endgfiltig bequem zum Brfiten znrecht. Als der Wi~rme spendende KSrper das Gelege in Dunkelheit hiitlt, hfren die Lautiiul~erungen der dungen sofort auf. Nach ether halben Stunde ruhigen Sitzens, wiihrenddessen der Kopf des Habichtweibchens trotzdem fortwShrend bin and her geht und die gltihenden Augen alles aufmerksam

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verfolgen, steht es 12 '~° h auf und hackt mit tief gesenktem Kopf energisch in der Mulde herum, wobei die Stimmchen wieder deutlich zu h(iren sind. Ich kann nicht erkennen, ob der alte Vogel den Jungen aus dem Ei hitft, denn er wendet sich dabei immer mehr herum und l~ltt sich erst nach einer dreiviertel Wendung nieder, steht zum noch- maligen Unterschieben wieder auf und setzt sich nun endgiiltig so hin, daft der Stof mir direkt zugekehrt ist. Nach 10 Minuten erhebt er sich mit deutlichen Anzeichen yon Unruhe bis zur H~lfte, dreht sich etwas herum und setzt sich wieder hin. 124a h steht er auf, putzt sich kurz am Stol~ und bearbeitet eines tier Eier in tier Mulde. Ein Piepen ist diesmal nicht zu hiiren. Nachdem er darauf 20 Minuten gebriitet hat, schiebt er sich die Eier wieder unter. Dieses unruhige Verhalten dauert in den folgenden Stunden an. Trotz des herrschenden Windes scheint es ihm in der Sonne sehr warm za werden, denn er 5ffnet zeit- weise den Schnabel. 14 '5 h sehe ich dem briitenden Habichtweib vor mir deutlieh an, da~ sich unter ihm im Gefieder etwas regen muft, denn yon Zeit zu Zeit hebt es den KSrper ruckartig ein wenig an und liiftet auf diese Weise seinen Sitz, um den aus den Schalen kriechenden sich bewegenden Jungen mehr Platz zu gebeh. Ihre Stimmen im El, die immer dann zu hSren sind, wenn es sich kurz er- hebt, h~be ich mit tja tja pii piii pi pie tie tie aufgezeichnet.

Als das Weibchen 14 ~5 h einmal kurz vom Horst fliegt und in seiner engeren Umgebung mit Unterbrechung ruft, kann ich endlieh ganz deuflich erkennen, daft sich etwas in tier Mulde bewegt; auch die Stimmen hSre ich, ein nieht sehr lautes zrrr diep djiep jieb, also deut]ich unterschieden yon den Lauten der in der Eischale eingeschlossenen Kiiken, die wohl infolge ihrer ungliicklichen Lage n o c h nicht voll- kommen Herr ihres Stimmapparates sin&

Nach der Riickkehr bleibt der alte Vogel noeh kurz auf dem Horst- rande stehen~ eheer versacht belmtsam auf den Fersen in die Mulde zu rutschen. Dort liegt ietzt aber nicht mehr das gewohnte Gelege, sondern zwei Junge sind beim Schliipfen und bewegen sich: ihre beiden pilzartig flachea KSpfchen gehen pendelnd bin und her, so dai] man den Ein- druck bekommea muB, als seien sie zu schwer fiir die recht lang und diinn erscheinenden B~ilse. Sonderbarerweise versucht nun das Weibchen, und ich empfinde es deutlieh als eine gewisse Unsicherheit dieser neuen Lage gegeniiber, ob es nicht yon tier anderen Seite besser in die Mulde hineia gelangen kSnnte. Aber es nimmt davon Abstand und stellt sich auf den Rand, urn sich et~vas eingehender als sonst zu putzen. Hiermit fertig, beugt es sich zu den gerade vollends schliipfenden Kleinen her-

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LXXXI] Brutbiologie des ttlihnerhabiehts. 6l Heft 1

unter und rutscht nfin vorsicbtig auf den Fersen fiber sie und die beiden noch unversehrten Eier, indem es die leeren Eihfillen mit dem Schnabel bei Seite schiebt, jedoch nicht entfernt.

Da lockt 15 08 h, nicht weir ~b, das ~'[~nnchen leise und recht melodisd~ tj'tk tjak t.iak. Das Weibd~en hat den Ruf des Beute bringenden Gatten wold geh6rt, beachtet ihn abet zuerst gar nicht! SchlieBlich richter es sich aber doch auf, steigt auf den Horstrand und streicht erst t5 l:' h den innner dringender werdenden Loekrufen entgegen ab.

Drei Minuten spSter, 15 TM h. steht plStzlich das Miinnchen auf dem mir zugewandten Horstrand, olme Beute in den FSngen. Es sieht sieh kurz um und fliegt wieder ab, worttuf ein lebhaftes Locken ertSnt. 15 ~-° h kommt das Weibchen, yon dem ich inzwischen nur abgerissene kurze Rule geh5rt hatte, lnit einem blutigen Beutetier im Fang, an- scheinend einer Misteldrossel, auf den Horst, ruft zwei real, legt sie nieder und trfigt sie dann doch wieder im Sdmabel fort. Di~ Vor- gSnge folgten so sclmell aufeinander, dal] ich kaum Zeit hatte, alles aufzuzeiehnen.

Aber es sollte sieh noch mehr ereignen: 15 ~a h, also ganz kurz darauf, kommt das Weibchen wieder zurfiek, diesmal ohne das Fleisch und rutscht sogleich fiber die gungen. Vergeblich versucht es dann, eine der leeren Eisehalen, die es jetzt wohl als FremdkSrper ansieht, aus der Mulde zu r:,iumen. Trotz wiederholter Anstrengungen will es ihm nicht gelingen! Es ist noch ganz mit dieser Schale besctfffftigt, da legt das MSnnchel~ dasselbe Beutetier, eben jenen Drosselrest, auf den Horstrand nieder und fliegt wie der Blitz wieder ab! Das Weibchen aber kiimmert sich weder um das M:~innehen, noch um die Beute, sondern bleibt ruhig sitzen und sieht nur yon Zeit zu Zeit nach den kleinen Jungen in seinem Gefieder.

Es ist mittlerweile t6 o° h, und die Strahlen der Sonne fallen schon merklieh schriiger dureh die Zweige und Aste der Kiefernkronen. Der Wind hat sieh gelegt, und es ist viel wfirmer geworden.

Das Weibchen besch~ftigt sieh nun fast ausschliefllich damit, nach den Jungen zu sehen, nnd zwar in der ersten Stunde etwa alle drei bis vier, spater etw~ alte zehn Minuten. Es erhebt sich dazu, jedoch meist nicht bis zur vollen HShe, und ordnet mit dem Sehnabel in der Mulde, wobei die leeren Eisclmlen oft vernehmlich aneinander klappern. Die Jungen liegen wie ein rosa weil3er Kn~uel vor seinem Brustgefieder, sind recht unruhig und piepen djiep djiep jiep ti ti ti ti wie wie wie wie, was sehr hoch und fast pfeifend klingt. Bevor sich das Weibchen mm wieder zum WSrmen fiber ihnen ausbreitet, ordnet es noch kurz sein

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@efieder. 16 ~7 h lockt das Miinnchen in der Niihe, sehr leise und kurz tjak tjak. Das Weibchen beachtet es gar nicht. Dana hiire ich das Mhnnchen yon seinem Ast abfliegen und aus grSi~erer Entfernung locken~ worauf alIes wieder still ist.

Gegen ]8 h sitzt das Weibchen ruhiger und steht nicht mehr so oft auf, denn auch die Jungen sind stiller geworden. Nut die leereu Eisehalen scheinen es noch zu st5ren, denn es beschSffigt sich immer yon Zeit zu Zeit mit ihnen. Als es 1917 h wieder einmal uach den Jungen schaut, gelingt es ihm denn auch wirklicb, eine der Schalenh:,ilften mit dem Schnabel auf den Rand zu legen. Der erste Versuch liegt etwa 4 Stunden zuriick!

Es hat nun den Anschein, als wollte sich das Habichtweibchen schon fiir die Naeht einrichten, so bequem und aufgelockert hat es sich zurechtgesetzt. Die Sonne steht bereits tier, und ihr sinkendes Licht setzt die Kronen noch einmat in Flammen, bevor es vertiseht. Die Drosseln singen. Der Tag neigt sich seinem Ende zu.

Da lockt 19 ~ das Miinndmn leise tjak tjak tjak tjak tjik jik, und schon ist es auf dem Horst, legt auf dem Rande etwas Blutiges'nieder mid ist wie ein Sch:ttteu verschwunden. Das Weibchen erhebt sich und beginnt sofort yon der Beuie - - Becken und Schenkel eines Vogels - - zu krSpfen. Es reil3t Fetzen ab, verschlingt einen Tell selber und gibt die feineren, zal'tell Teile den Juugen, die unter wi~ wi~ wii~ hattlos und schwach mit den KSpfchen hin- und herpendeln. Wie behutsam reicht der harte starke Schnabel der Mutter zum ersten Mal die kleinen Bissen hin, wie geduldig lffdt sie die Atzung vor, his die winzigen Schn~bel sie auf ihrem pendelnden Weg gefunden und versch]ungea haben l

Als das Weibehen 19 ~'-' h mit dem Rest der Beute im Schnabel yore Horst fliegt und ich es gaaz ia der Niihe aufblocken hiire, halte ich die erste Fiitterung f'iir beendet. Doch naeh drei Minuten kommt es mit einem kleinen Rest zuriick und gibt jedem der beiden Jungen noeh etwa 6 Happen. Dana tritt Ruhe ein; nachdem das Weibchen sich noeh gePutzt und ein paar Zweige zurechtgelegt hat. schiebt es sich iiber die Jungen, ordnet nochmals mit dem Schnabel einige vor ihm liegende Zweige, die es aufnimmt und wieder hinlegt, und setzt sieh dann end- giiltig fiir die xNacht zureeht, denn es wird bereits dunkel.

Als Freund SCmER~IA~ reich urn 20 h abholt, sitzt der Vogel so fest~ daI3 er erst abgeklopft werden mu~! So endet dieser unvergeBliche Tag.

&us der vorliegenden Schilderung yon dem Schliipfen der beiden ersten Jungen und dem Verhalten der Eltern m~chte ieh nun noch

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LXXXI 1 tIeft 1 J Brutbiologie des tIiihnerhabiehts. 63

einige der bemerkens~vertesten Vorg~nge besonders herausgreifen und kritiseh betrachten.

Ein regelrechtes ,,Aus-dem-Ei-FIelfen" dureh den alten Vogel halte ieh nicht ftir wahrscheinlieh. Da eine Einsieht in die Notwendigkeit der Hilfe nieht vorhanden sein kann, so k~me nut ein triebmN~iges Helfen in Frage, das jedoeh m. E. nieht ausgebildet ist, da die Jungen aueh allein aus dem Ei finden. Das wiederholte ,,Naeh-den-Jungen- Sehen", das meist mit einem I-lerumhaeken in der Nestmulde oder einem Durelffahren mit dem Selmabel dureh das Ge!ege verbunden ist, wie es stets w~ihrend der Brutdauer als Triebhandlung des Nestbauens oder Eierwendens geiibt wird, ist ja sehon eine gewige Unterstiitzung dureh den in der neuen Lage anfangs etwas unsieheren und unruhigen alten Vogel. Besonders fiel mir, im Gegensatz zu den sonst so zielsieher ablaufenden Triebhandlungen, diese Unsieherheit auf, als es sieh um die iteraussehaffung eines ungewotmten und stSrenden FremdkSrpers, in diesem FMle einer in der Mitre auseinandergebroehenen Eisehale, handelte. Das [-Iabiehtweibchen braehte es ohne weiteres nieht fertig, sie riehtig, d. h. mit dem Sehnabel an der Bruehstelle zu fassen und bei Seite zu legen. Erst naeh zahlreiehen vergeblichen Versuehen , die sieh iiber vier Stunden ausdehnten I getang es und dann allem Ansehein naeh aueh nur zufiillig! Dies war mir um so erstaunlioher, Ms eine Srtuberung des Horstes und ein Wegsehaffen yon Fraltresten, wie wit noeh sehen werden, rein triebmitgig mit dem Sehnabel erfolgt.

Die erste Fiitterung ist ein sehSnes Beispiet dafiir, dag gewisse Triebhandlungen 'erst dureh Reize ausgel6st werden mtissen, ehe sie ablaufen. Als das :~I~innehen 15 °s h loekte, flog dzts Weibehen ab und nM~m die Beute entgegen, worauf das MSnnehen auf den Horst kam, ihn abet gleidl wieder veflieg. Nun ersehien das Weibehen mit der Beute auf dem Horst, was es vor dem Sehliipfen der Jungen niemMs getan hatte! Es fiitterte aber nieht~ da die Jungen noeh sehwaeh in der NIulde lagen und keine Bettellaute hSren tiegen. Mit dem Schltipfen erwaeht Mso bei dem Weibehen der Trieb, die vom M?innehen gebraebte Beute auf den Horst zu tragen, wenn sie nieht, wie es bisweilen vor- kommt, direkt yore M~nnehen auf den Rand gelegt wird. Die Darbietung der Nalmmg mug abet dann offenbar ~on den &mgen ausgeI5st werden. Dag im Verlauf der weiteren Ftitterungen offenbar eine gewisse Eigen- dressur stattfindet, indem der alte Vogel aueh ohne besonderen Reiz zu fiittern be~nnt, ist naeh meinen Beobaehtungen. wenn aueh in geringerem AusmaI~e, mSglieh. Abet ganz atlgemein bewirken erst die Bettellaute und Bettetbewegungen die eigentliehe Fiitterung. Da sie ausblieben,

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r J . f . o . 64 Horst Siewert: L 1933

als das Weibchen zum ersten Mal mit Beute auf dem Horst erschien, so flog es ab und legte diese wahrscheinlich auf einen der drei leeren Nachbarhorste, yon wo sie das M~innchen wieder aufaahm und auf den bewohnten Horst trug. Doch ist.dies nur eine Annahme yon mir, die ich nieht beweisen kann. Als die Jungen dann 19 "-'3 h u n t e r Hin- und Herpendeln der K6pfchen leise bettelten, erhietten sie die erste Nahrung.

Der erste Lebenstag.

Der fblgende Tag - - es war der 17. Mai und ein Sonntag - - fend reich nach einer mit Freund SCmERMAN~ gemeinsam im Freien ver- brachten ~Nacht um 650 h fertig zum Beobachten.

Des Habichtweibchen hatte sich nicht am Horst aufgehalten sondern ihn, wie ich aus dem Locken des M~mchens schlieBen konnte, zur Nahrungsfibernahme gerade fiir kurze Zeit verlassen. Es brachte denn auch zetm Minuten sp~iter ein Beutestiick, flog aber gleich wieder damit fort und kehrte fiinf Miuuten sp~iter leer zuriick. Eine F[itterung land offenbar nicht start, weft sich der alte Vogel noch nicht vollkomn~en sicher fiihlte. So braehte er die Beute fort, wohin, babe ich nie er- griinden kSnnen.

INach seiner Ankunft, die yon zwei lauten giack-giack-Rufen be- gleitet wird~ setzt sich des Weibchen auf den beiden Jungen und zwei Eiern nieder. Einige Zeit sp:Ater - - es ist 91~ h - - erhebt es sich geht auf den Rand des Horstes und bleibt dort in der Morgensonne stehen. Es ruht auf einem Fang, den anderen hat es zu einer mSchtigeu gelbleuchtenden Faust gebatlt und nur leicht aufgelegt. Alles an dem Vogel ist straff, gespannt und lest, man spiirt fSrmlich die harte Mus- kulatur unter dem Federkleid. lqach 10 Minuten l~il]t sich des Weibchen wieder in der Mulde nieder~ jedoch nicht lest; der Kiirper bleibt halb erhoben, so dai3 die Jungen geniigend Spielraum fiir ihre Bewegungen haben. Ab und zu teilt sich des geloekerte Brustgefieder und ein kleiner weiBer Kopf mit den yon Anfang an geSftheten blauschwarzen Augen taucht auf und verschwindet wieder.

Das Weibchen steht in dieser halb aufgerichteten Haltung unbe- weglich fiber der Mulde. Nur sein Kopf bewegt sich ab und zu in blitzschnellen Wendungen, wenn die 2kugen den vorbeischwirrenden Fliegen folgen, die sich in grol3er Zahl am Horst aufhalten. Urn zehn Uhr krabbeln plStzlich, angelockt yon tier W~rme, die beiden Dunen- biindel der Jungen aus dem Gefieder hervor und recken unter piependem

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tja tja ta wie wile w i l l i e w i l l i e oder titititi die t:[iilse hoeh und be-

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I-Ieft 1 J Brutbiologie des Hiihnerhabichts. 65

wegen den Kopf hatttos pendelnd bin and her. Wenn sin dabei nine Feder beriihren, so gveifen sin mit ihren winzigen sehwarzen Sehniibeln zu, da sin diese wohl f'fir etwas FreBbares halten. Als die beiden Eier dureh die Bewegungen des alten Vogels so weir naeh vorne gerollt sind, dab sin vor dem Gefieder liegen, werden sin behutsam mit dem Sctmabel z~dschen den Jungen hindurch nach hinten befSrdert. Das Weibchen beugt sich 5fters zu den beiden herunlkrabbelnden Jungen hinder, beriihrt sin bisweilen leicbt mit dem Schnabel, schiebt sin abet nicht zuriick. INur ganz fliichtig putzt es sich einmal am Brustgefieder odor am StoB, sonst ist es roller Aufmerksamkeit fiir die Umgebung.

Die Uhr zeigt 12 '~°, da steht der reassign Vogel auf, reckt sich, indem er den StoB fftchert und sine Scbwinge iiber den gestreckten Fang abspreitzt, bleibt noch kurz auf dem Rand stellen und fliegt dann lautlos ab. Kurz darauf - - es ist 123~ h ~ ist nicht weir ab sein Locken zu hSren, das rasch n~her kommt, und schon steht das Weibchen 12 :~ b, zwei Minuten nachdem es abgeflogen ist, winder auf dem Horst. Im rechten Fang hiilt es einen sauber gerupften Drosselvogel. Sofort beginnt die Fiitterung, die nach sechs Miautea beendet ist. Nichts Gieriges zeigt sich bei diesem stets besonders reizvollen Vorgang, alles geschieht mit Behutsamkeit und ohne Hast. Zum Schlui] fi'iBt der alte Vogel noch selbst einige Bissen, dann nimmt er den Rest in den Schnabel und fliegt damit fort. Zwei Minuten sp:,iter i s t e r winder da, fast laut- los ist er ~mgeflogen. ~Voher hat er die Beute gehabt - ein Locken des M:,'mnchen babe ich nicht gehSrt - - und wohin bat er diese gel)rztcbt? Ich kann es mir nut mit den Vorhandensein einer ,Vorratskammer" erkliiren.

So spielt sieh das Leben am ersten Tage nach dem Schliipfen ~b. Nach meiner Schiitzung, die den VerhSltnissen sehr nahe kommen diirfte, werden die Jungen in diesem Alter etwa 5 mal am Tage gefiittert, also etwa alle drei Stunden.

lViirde jetzt oder in den ni~chsten Tagen die Mutter abgeschossen werden oder verungliieken, so m[iBten die Jungen unweigerlieh ver- huugern. Denn nur sin versteht es, feine Fteisehstiickchen fiir die kleinen Schn~tbel abzureiilen, wenn sie auch selber beim eigenen KrSpfen nur grobe 'Bissen herunterschlingt.

Aber aueh wenn die Jungen schon ~tter geworden sind, ist es zweifelhaft, ob sin bei Verlust der Mutter am Leben bleiben. Das 5'[~tnnehen schleppt dann Beute in Menge herbei, aber es wird sie meist nicht zerkleinern. REISER (16) land auf ein¢m Horst, van dessen Rand nach dera Abschul] des Weibchens die darauf befindliche Beute

Journ. f. Orn. LXXXL Jahrg. Januttr 1933, 5

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66 ]:Iorst Siewert: [ J'19f~ O"

beseitigt worden war, am folgenden Tage drei gerupfte vom M~anchen gebr~ehte Eichelh~her vow: Anders ist es natiirlich, wenn die Jungen bereits so weir sind, daft sie ihre Nahrung selbst~ndig zerreiI]eu kSnnen, also im Alter yon etwa 25 Tagen.

Dal] kleine unselbst~indige Junge trotz Ueberflul] an Beute ver- hungel:t sind, ist wiededlolt beobacbtet worden. Vom Sperberm~nnchen sagt in dieser Beziehung einer seiner besten Kenner, OwE~" (13): Wenn das Weibzhen getStet ist, f.~hrt alas M~nnchen fort, Fatter ans Nest zu bringen, bis die Jungen tot sind oder fliegen kSnnen. In solchem Falle sterben die Jungen gewShnlieh, da sie nieht selbstst~indig fi'essen kSnnen, bevor sie 21 Tage sind.

Es ist jedoch nicht m6glicb, unbedingt giiltige Regeln aufzustellen, dean innerhalb tier ganz starr erscheinenden und meist mit geradezu verblfiffender Gesetzm~Bigkeit ablaufenden Triebhandlungen kann aueh eine gewisse individuelle Plastizitat vorkommen. Das beweist die Tat- sache~ dal] das Miinnchen bin und wieder das einseitige Prinzip der Futter- beschaffang durchbrechen kann and plStzlieh die Jungen regelrecht fiittert. Die wertvolle und gewil] sehr seltene Beobachtung yon TIIIEDE and Z'4mcF,~T (22) hat gezeigt, dal] 8-=-10 Tage alte Jungsperber nach dem Verschwinden des Weibchens endlich doch yore Mhnnchen geatzt ~vurden, nachdem dieses zwei Tage lang nur Beute auf den Rupfp]atz geschleppt hatte. In demselben Sinne urteilt Cams~i,N LUDWIG BREHM (~), dessert Beitr~ige zur VSgelkunde eine Ffille yon wertvollea bi01ogischen Beobachtungen eathalten, fiber den Habicht. ,,Wird eines yon den Alten", so scl;reibt er~ ,,geschossen oder gefangea, was bei ihrer groi3en Anh~nglichkeit an die Jungen sehr oft geschieht, dana fiittert das iibriggebliebene, selbst das M~innchen, die Jungen, wean sie nicht zu klein sind, mit grol3er Anstrengung auf."

Die Zeit des Wachehaltens auf dem Horst.

Die nun folgende Zeit des Horstlebens ist am besten durch das Wachehalten des alten Vogels charakterisiert. Unter dem Gesiehts- punkt, dal~ die EItern je nach dem Grade der Entwicklung ihrer Jungen and dementsprechend je naeh den Aufgaben, die yon ihnen zu erfiillen sind, ihr Verhalten iindern, ist dies naeh dem gleichfSrmigen festen Brfiten der erste bemerkenswerte Absehnitt. Etwa his zum 10. T~ge nach dem Schliipfen ~'erliel$ dasWeibehea den Horst eigentlich nnr, wenn es vom Miinnehen Futter fiberna.hm oder bisweilen auch aul]er_halb rupfte and kr6pfte. Sonst hielt es sich stets auf dem Horst aui, die Jungen bedeckend oder sp~iter auf dem Rand stehend.

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L X X X I ] Brutbiologie des Hiihnerhabiehts . 67 Hef t 1 J

Bei anderen I~aubvSgeln ist das ebenso, denn die vSltig hitflosen Jungen bediirfen in dieser Zeit der sorgsamsteu Betreuung. Nur hiusichtlich der Ausdehnung dieser T~tigkeit verhalten sich die einzelnen Arten verschieden. Das Fisch~dlerweibchen geht z. B. erst nach etwa einem Monat fiir lfingere Zeit yon den Jungen. Aber zweifellos ver- halten sich auch die einzelnen Paare in gel~ingen Grenzen individuell

Aufnuhme Horst Siewert.

Abb. 5. - - Drel Junge im Alter yon fi--4 Tagen am 19. 5Iai 1931. Das Vierte schliipfte am folgendeu Tag.

verschieden, so da~ ich nach meiner Beobachtung nut sagen kann, dab der Habicht seine .}-ungeu etwas h'fiher sich selbst im Horst iiberl:,i~t, als z. B. d e r Sperber. Die robusten I=Iabichtsjungen sind sicher nieht sehr w~rmebediirftig, und wenn das 2. Dunenkleid mit etwa 10 Tagen deutlich hervortritt, wird auch die ~Vachehaltung auf dem Horst yon dem alten Vogel aufgegeben.

5*

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iJ. f. O. 68 ttosrt Siewert : I_ 1933

Am 19. Mai war das dritte Ei ausgefallen. Am 20. Mai war das vierte Junge frisch geschliJpft: and die beiden Aeltesten waren vier Tage alt.

XV~hrend einer sechssttindigen Beobachtungszeit yon 12--18 h fanden an diesem Tage drei Fiitterungen start. Der ~Nahrungsverbrauch war Mso gegeniiber dem ersten Tage recht erheblich angestiegen; es waren jetzt ja auch vier hungrige SchnRbel zu versorgen. Stets hatte vorher das MRnnchen gelockt. Das Weibchen. das die Jungen in seinem Gefieder gew~irmt hatte oder auch kurz auf den Rand getreten war, strich auf den Klang jedesmat sofort ab. Zweimal kava es nach 3--4 Minuten mit je einem zweifellos yore M~tnnchen sauber gerupften Vogel zuriick. Einmal blieb es jedoch l[inger aus. Es war n~mlich 1503 h abgeflogen, und erst 1531 h liel] es sich wieder h~ren. Eine Minute sp[iter klang das Locken schon n~her und nach eiaer weiteren Minute stand es mit einem ziemlieh grol]en Beutestiick auf dem Horst, w~thrscheinlich einer Drossel. Es ist sicher, daft es in diesen 16 Minuten die vom M~innchen gebrachte Beute erst selber gerupft hatte.

Bei der Fiitterung geht es jetzt schon viel lebhafter zu. Die vier kleinen in einem H~tufchen dichtgedr~ngt zusammenhockenden Habichte betteln lebhaft unter eigenart/ig trillerndem zschip zschip zschip zschip zirititit. Das zuletzt geschlfipfte scheint den grSBten Hunger zu haben. denn es hackt und fal]t einem der Aeltesten, dem es in tier Mulde gegeniibersitzt, fortw~hrend ganz unbeholfen nach Kopf und Schnabel. D~s Weibchen reiBt ..dem Beutetier zuerst die BauchhShle auf und schlingt das Gescheide selber hiaunter. Dann reicht es den Jungen mitunter schon so groBe Brocken hin, dab es ihnen X[fihe macht, sie hel~tmterzuschlingen. Ein herausgerissenes Drosselbein, das bei dem Versueh, es zu zerkleinern, immer wieder zwischen den Zehen hindureh- rutscht, h~It es erst im Ganzen bin. Drei kleine SchnRbel schnappen sofort danaeh und packen den groI]en Bissen gleichzeitig lest. Das XVeibchen sieht zu, nimmt den Bissen wieder fort und versucht ihn noehmals zu zerkleinern. Als es jedoeh nicht gelingen will, verschlingt es das ungeffige Bein selber, wie es iiberhaupt stets die groben Teile frifit und das beste Muskelfleisch verfiittert. Die Jnngen bekommen die Brocken nieht der Reihe nach vorgehatten, sondern wer einen erwischt~ der hat ihn. Ist der Hunger bei dem einen, racist dem St~irkeren, gestillt, so kommt das den iibrigen zu gute. Das ~Veibehen reicht auch einmal einem der Jungen plStzlieh ein Stiick hin, aber niemals wird zum Beispiel das ganz friseh geschliipfte Junge, der menschlichen Einstellung entspreehend, besonders bevorzngt. Brocken, welche die Kleinen in

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LXXXI 1 Heft 1 J Brutbiologle des Htihnerhabiehts. 69

ihrer Unbeholfenheit ~us dem Schnabel fallen lassen, holt die Mutter zum Schlul3 aus dem wei~en Kn~uel heraus, und man mul~ immer wieder die Behutsamkeit bewundern, mit der diese Verrichtungen aus- gefiihrt werden.

Rupfen und liorstreinigung.

Als ich am 98. Mai um 4 '~° h meine Beobachtungen fortsetzten wollte, flog das Weibchen yore Horst ab. Es war ~lso in der N~tcht

Aufnahme Hors~ Siewert.

Abb . 6. - - J u n g e r H a b i c h t 11 Tage alt, 96. 3Iai 1931.

und ~m fr~ihen Morgen noch bei den Jungen gewesen. Diese waren jetzt 9--13 Tage alt und lagen still und reguugslos dicht aneinander- gedr~tngt im Horst. Der Mte Habicht kam nieht wieder, und anfangs war nichts yon ihm zu hSren. Nur die vielea Finken riitschtea oder schmetterten ihren Schlag und Misteldrosseln sangen yon den Kronen der Kiefern her~b. Der Ruf eines Kuekucks wehte yon weither her[iber, und ]eise klang in diesem Konzert die perlende Strophe des Rotkehlchens.

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70 ttorst Siewert: [J" f" O. 1933

Das Habichtweibchen meldet sich nur ab find zu, bald im n~iheren, bald im weiteren Umkreise. Erst naeh einer Stunde kommt es ganz plStzlich lautlos auf den Horst, b~lt sich 10 Minuten dort auf und streicht ebenso still wieder ab. Dann ist es wieder lockend zu hSren, bald trier, bald wieder dort.

Die vier Jungen siad alle auf den Ho~trand geklettert, wohin sie sich auf Flfigeln und Fersen mit erstaunlicher Gewandtheit fortbewegen und wo sie sich schon lest am Reisig anklammern. Jetzt liegen sie ganz flacb im Schatten.

Es vergeben nun f'~st vier Stunden, ohne daft sich einer der alten V5gel blicken l~ t . Ich hSre erst etwas yon ihnen, als 10 ~° h das M~nnchen lockt: tjack tjaek tjaek; dazwischen tSnt das gek gek gek giek gick gick des Weibebens. Dann erklingt, innerhalb yon fiinf Minuten mehrmals

o ' ° . o .

hintereinander, ein wilder gedehnter Schrei wi 1111 ~, w i l l l l 5, wi i i i i 5. 14 Minuten nach dem ersten Locken des MSnnchen erscheint das

Weibchen mit einer gerupften Drossel auf dem Nest. Am Sehnabel kleben ibm noch kleine Federn, die keinen Zweifel daran lassen, dal3 es die Beute selber gerupft hat.

Die Juugen sind gierig und tmben sich, wie sie es jetzt stets tun, im Halbkreis um die Mutter herumgesetzt. Aber in der gleichen Ruhe verteilt sie ihre Brocken. Als die F[itterung beendet ist, sucht sie die Mulde noeh nach Resten ab, die sie verfiittert oder selber hinunter- seblingt. Dann steht sie nocb einen Augenblick ~uf dem Rand, und alas leuchtende Auge geht sp~ihend umher, ehe sie sich abschwing~.

Bei der F[itterung, die eine Stunde sparer stattfand und bei der das Beutetier erheblich grSl~er war, flog das Weibchen mit dem Rest im Schnabel yore Horst, nachdem alle vier Jungen mit prall gefiilltem Schlund auf den Rand gekroeben waren, zum Zeichen, dal~ sie nicht mehr fressen wotlten.

In den ersten Tagen naeh dem Schlfipfen der Jungen brachte das Mhnncben stets nur sauber zugerichtete VSgel, oft auch nur blutige Beutestiicke. In der folgenden Zeit - - nach meinen Beobachtungen vom dritten Tage a b - blieb das Weibehen manchmal langer aus, wenn es auf das Locken hin abgestricben war. Es rupfte dann die Beute bereits selber uud beteiligte sich nun immer.mebr daran.

Ganz iibereinstimmende Be0baehtungen liegen yon O w ~ (13) iiber den Sperber vor: ,,Das Rupfergebnis des M~innchens". so schreibt er, ,,war sehr verschieden. Anfangs bracbte es gewShnlich vollsti~ndig abgeh~utete, fast ganz ausgenommene und kopflose V~igel. Sp~ter, als die Jungen

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LXXXI1 Bmtbiologie des Hiihnerhabichts. 71 Heft 1 l

einige Tage alt waren, war es nicht mSglich vorauszusagen, wie welt sie vorbereitet sein wiirden."

Wenn bei einer ~'iitterung die ganze Beute, die ja oft nur aus einem kleinem Vogel bestanden hatte, restlos in den hungrigen Schn~beln der vier Jungen verschwundcn war, dann sammelte das Weibchen regel- mN]ig die Reste des Mahles aus der Mulde hervor r reichte sie hin oder

Atffnahme Horst Siewert.

Abb. 7. - - Das Weibchen entfernt nach einer Fiitterung Reste aus der Mulde. 28. Mai 1931.

schlang sie selbst herunter. Bestand die Beute jedoch aus einem schweren Vogel, von dem noch ein gutes Stiick tibrig blieb, w namentlich in den ersten acht Tagen - - dann wurde der Rest stets im Schnabel fortgetragen. Dabei lieg sieh das Weibchen mit geschlossenen Fltigefn vom Rande sehriig abwiirts fallen, indem es sich mit den Beinen den

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72 ttorst Siewert: fJ" f" O. t 1933

nStigen Schwung gab und erst unterhalb der Baumkronen die Schwingen entfaltete (siehe Tafel).

Ich habe nie gesehen, ob das Habichtweibchen diesen Rest der Beute nun aul~erhalb kr6pfte, oder ob es ihn irgendwo ablegte. Es wird sich wohl danach gerichtet haben, ob es bei der Fiitterung, bei der es mehr oder weniger selber mitfral3, seinen Hunger geniigend hatte stillen k6nnen.

Zweifellos wird aber auch manches iibriggebliebene Fleischstiiek abgelegt. Es fiel mir nKmlich in der Zeit, als das Weibchen zum Wachen stets wieder auf den I=[orst zuriickkehrte, besonders auf, dab es 5fters schon zwei Minuten, naehdem es mit einem Rest im Sehnabel fortgeflogen war, wieder ohne diesen zuriickkehrte. Es liegt also sehr nahe, dal3 einer yon den leerstehenden Horsten als Ablageplatz gedient hat oder vielleicht auch als eine Art Vorratskammer benutzt worden ist. MACPHERSO~ (10) hat ja einen regelrechten ,,Abfallplatz" beim Stein- adler gefunden und schliel3t aus seinen Beobachtungen auch auf die Anlage eines Vorratsplatzes. Die Habichte sollen nicht selten einen der leerstehenden Horste als Rupfplatz benutzen. Ich habe jedoch niemals eine Spur auf einem tier Nachbarhorste entdecken kSnnen.

Das Sauberhalten des Nestes kanu naeh diesen iibereinstimmenden Beobachtungen nut als eine fiir die Hygiene der Nestlinge im zarten Alter notwendige Triebhandlung des weiblichen Vogels ausgebildet sein ul~d dfirfte bei vielen Raubvogelarten vorkommen, sicherlich auch mit kleinen individuellen Besonderheiten einzelner Paare. So schafft auch der Sperber nach RIc~i~RD Reste im Schnabel fort und sammett Ueber- bleibsel der Nahrung auf, was ich aus eigener Beobachtung best~tigen kann. Steinadler und Schreiadler sorgea ebenfalls ffir ein Verschwinden yon ,Resten". Grunds~tzlich entfernen also gewisse RaubvSgel alle Reste tier Mahlzeit auf dieselbe Weise im Schnabel, wie z. B. die Elster den umh~uteten Kot der Jungen fortsehafft.

Mit dem Heranwachsen tier Habiehtjungen liel3 der Trieb des S:~uberns allm~hlieh nach, und als die Nahrung nur noch vorgelegt wurde und die Jungen sie schon selber zerreil~en konnten, reinigte das Weibchen nicht mehr~ denn es hielt sich immer nur ganz kurze Zeit bei ihnen auf. O w ~ (15) machte diesetben Beobachtungen auch beim Sperber. ,,Nach einer Mahlzeit", so beriehtet er, ,~war das Weibchen gewShnlich darauf bedacht, irgendwelche Fragmente yon Knochen, Fleiseh oder Federn zu entfernen. Nachdem die Jungen etwa 16 Tage alt waren, liel~ seine Sorgfalt hierin nach, und es war dann kein un- gewShnlicher Anblick, Reste auf dem Nest zu finden". Nur in den

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LXXXII Brutbiologie des Hiihnerhabichts. 73 He£t 1 J

allerletzten Tagen des Horstlebens fand ich bei diesem Habichtpaar einmM ein ganzes Beutetier - - ein EichhSrnchen - - auf dem Horst, d~s aber immer noch nicht das M[trchen yon der Schlachtbank recht- fertigen diirfte.

In diesem Zusammenhang w~ire es yon Interesse, wenn einmal der Nachweis eines Vorratsplatzes gelingen wiirde. Erst dann kiinnte man an die Berichte glauben, nach denen der Habicht mehrere Tiere nach- einander schliigt, auch wenn er sie nicht sogleich verwerten kann.

Die Stimme der alten Habichte.

Es muB hier noch einmal a,uf die Stimme, besonders jenen wilden gedehnten Schrei zuriickgekommen werden, den ich Jan Zusammenhang mi[ der Beuteiibergabe des M:~hmchens bereits erwh|mte. Diesen etwa

mit wi i i i h, wi i i i i~ wiederzugebenden Laut hatte ich vor dem 28. 5/[ai schon einmal gehSrt, spSter dana mehrmals. Leider ist es mir niemats gelungen, die beiden VSgel in diesem Augenblick zu beobachten, so dal3 ich nur vermutea kann, daI3 er w[ihrend oder nach der Nahrungs- iibergabe ausgestol3en wird. Die zeitliche Aufeinanderfolge der ersten tockenden Tjak-tjak-]~ufe ~les M~mnchens, die erregten Gek-gek-gek-gik- gik-Reihen des antwortenden Weibchens, die f'olgende Stille und die plStzlich aufgellendeu wilder Schreie ]assen keine andere Deutung zu, als eben die, dal3 5[[ianchen oder Weibchen, aller WMwscheinlichkeit nach ersteres, beL der oh stiirmisch verlaufenden Nahrungsiibergabe oder durch den Anblick des sich mit Beute besclfiiftigenden Gatten zum Hervorbringen dieser Laute veranhdtt wird. Es ist wohl ein Ausdruck hoher Erregung, den man jedoch nur zu hSren bekommt, wean die VSgel sich vSllig sicher fiihlen. Bevor das Weibchen noch nicht anfing, die Beute se!ber zu rupfen, habe ich nichts dergleichen vernommea. Es ist sehr interessant, dab das Schreiadlerm[innchen bei der Nahrungsiibergabe bisweilen fast denselben Schrei ausst5Bt (21).

In der Literatur wird der Habichtsschrei meist sehr treffend mit einem kurzen Bussardschrei verglichen. EXGEI,)L~ (5) beschreibt i|m folgendermai3ea: ,,Nur in kritischer Lage hSrte man seine Stimme, die dem Bussardruf hhnlich, aber kiirzer und betonter klingt, mehr wie hiiih, hiiih. Dabei liegt die Betonung mehr auf der ersten Silbe". DEMA~'DT (3) hSrte diesen Ruf yon einem M~nnchen, als es in der Paarungszeit l(urz au£ dem Horstrand neben dem Weibchen aufgeblockt war. Auch ScmSnE~ (19) berichtet, dal~ ,,der Schrei dem des Miiuse-

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74 ttorst Siewert : [J~ :~0 .

bussards iihntich, jedoch nieht so langgezogen sei, wie sein hi-ae. Der Ruf kann in einen wilden geltenden Schrei iibergehen ".

Aul]erdem babe ich das schon erw~ihnte ,Giak" gehiirt, einen stark tSnenden Ruf, den das Weibehen meist ausstiel], wenn es gerade auf dem Horst angeflogen war.

Die beim Betreten der engeren Horstulngebung you den lautfreudigen Habichten regelm~l]ig vernehmbaren Gik-Rufe sind als l~h, gere oder kiirzere, gleichfSrmige oder bei Gefahr im Ton ansteigende Reihen bekannt. M~innchen und ~Veibchen gebrauchen sie als ~Varnrufe, aber auch Ms Lockrufe, besonders ausgiebig das Weibchen.

Der Vollstiindigkeit halber sei nochmals auf das Schirken hinge- wiesen, das Dm~A~T (4) bei der Paarung beobachtet hatte.

Ein Junges verschwiadet.

AIs ich am Sonntag den 31. Mai um 6 ~° 11 an den Horst her'mging, war keiner der alten [-Iabichte zu sehen oder zu h6ren. Die vier Jungen, die ietzt 12 his 16 Tage ziihlten, waren wieder bedeutend grSl]er geworden ; sie befanden sieh ja aueh in der Zeit des sclmeIlsten Wachstums, so dab ihr Gewicht in diesen 4 Tagen nach den HE~ROTH'schen Messungen (8) um mehr a]s das Doppelte zunahm. 1)as erste rein wei~e Dunenkleid war bei dem Aeltesten schon fast vollstlindig yon den zweiten, oben grau schimmernden Dunen verdriingt worden.

An diesem Tage wird es schon fi-iih briitend heil]; kein Liiftchen regt sich, und als di'6 Sonne roll in die Mulde fS.llt, suchen die Jungen die schattigen Ste]]en des Randes auf, wobei vie sic}, bisweilen gefShr]ich weit hinauswagen. Aber diese stfimmigen kleinen Ker]e vermSgen sich schon fest in dem Reisig zu halten und kehren immer rechtzeitig wieder urn. Sie bewegen sich mm nicht mehr auf alien ~Tieren unter Zuhilfe- nahme der kleinen F]iige]~ an denen sehon die b]auen Kie]e der Hand- schwingen zu sehen sin(], sondern sie rutsehen auf den Fersen vorwitrts. Die Hitze scheint sie auI3erordentlieh anzugreifen, denn schon nach der kleinsten Anstrengung legen vie sich vSllig ersch6pft hechelnd nieder und strecken dabei meist die langen Beine vom K51]~er weg, so dal~ sie wie junge Hunde auf der Seite liegen. Bei den Versuchen. den KSrper zur Entleerung aufzurichten, bringen es die beiden Aeltesten fertig, sich auf den Beinen zu halten. Mit 16 Tagen konnte HEI~ROTE'S Ill0 ja auch schon stehen. Die Stimme der Jungen enthiilt bereits jetzt das ganze Lautregister der Alten, nur viel feiner und zarter. Neben einem eigenartigen schirkenden trrrri tri tri tri tri ti ti lassen

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sie ein leises kja kja die und das schon beschriebene wile, auch

zuii i i e _ wohl das ,,helle etwas ldangende Pfeifen ~', das HEINaOT• beschreibt - - hSren.

Wenn eine Fiitterung stattfiudet und die Jungen sich alle auf- richten, fSllt der immer sch~trfer hervortretende GrSi]enunterschied besonders auf.

Eine Fiitterung der zwei Woehen alten Jungen: Das Weibehen ist plStzlich ganz still angeflogen; auf einmal ist es da. In tier jetzt besehatteten Muhle ]iegen die vier J ungen und reagieren gar nieht auf das Erseheinen, sondern verhalten sich anfangs teilnahmslos. Erst als das Weibchen beginnt, die groge Beute zu zerreigen, sammeln sie sieh im Halbkreis. Das ist nun ein gieriges Reigen uud Sehnappen, ein blitz- sehnelles Znpaeken mit den SehnSbeln und ein Greifen mit den nod1 wei&en J~'iingen, wenn die Beute gerade zu vertoekend nahe liegt. Besonders lustig jene kleine Szenen, als das Weibehen sich abnfiiht einen Durra, der kein Ende nehmen will, naeh und naeh herunter zu- sehlingen; oder als ein .lunges einen grogen Fteisehbroeken, der nieht so einfaeh hermlterzuwiirgen ist und noeh aus dem Sehnabel der Mutter heivorsehaut, unversehens und mit solcher G ewalt anpaekt, dag der nicht darauf gefid~te groge Vogel das Gleichgewicht verliert und regeh'echt nach vorue iiberfallt. Aueh sonst sehnappen sich die kleinen H,tbichte gegenseitig die Brocken weg, zerren zu zweit, zu dritt oder gar alle vier an einem besonders reichlich bemessenen Knodlen, bis er yon dem Gewhndtesten erbeutet wird.

Das ,ltingste sitzt ganz vorn vor der Mutter, die drei anderen hocken im H albkreis welter ab, sdmappen iiber seinen Kopf weg nach Futter und bekommen so den .Hauptanteil. Aber das kleinste Junge richtet sieh auf den Fersen auf, reigt hastig der Alten die Brocken aus dem Sdmabel oder zerrt an einem Stiick, das eines der Geschwister bereits hath verschluckt hat. Bald haben die beiden Aeltesten einen Schlund, der ihnen wie eine prall gestopfte ~Vurst vor dem Halse hfingt; sie kSnnen nichts mehr aufuehmen und setzen sich abseits aui den Rand, der noeh immer mit einigen wenigen frischen Kieferntrieben belegt ist. Das Kleinste bekommt noch ein paar Brocken, dann ist (lie Beute verzehrt, die Ftitterung nach einer halben Stunde beendet und das Weibdlen fliegt ab.

Das aus dem vierten Ei des Geleges geschltipfte Junge wsr sehr klein geblieben. Es hatte sicherlieh nur ein Drittel yon dem Gewieht der iilteren Geschwister, trotzdem es naeh den HElXROTE'sehen Messungen (8)

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an seinem 12. Lebenstage 295 g gegeniiber 535 g der beiden ~iltesten 16 Tage alten Geschwister wiegen mlll3te, und machte den Eindruck eines schwiichlichen and zuriickgeblieben Tieres. Dennoch hielt ich seine Entwicklung nicht fiir gefiihrdet, da es sich ja his zmn 12. Tage behauptet lr~tte und in seinem Wesen recht lebhaft and beweglich war, wie aus der oben geschilderten Beteilungen an der Fiitterung er- sichtlich ist.

Umso grSl]er war meia Erstaueu, aIs drei T;tge sphter, - - am 3. Juni - - bet einer nur der Aufuahme der Jungen dieneuden Horst- besteigung dieser Kiimmerer nicht mehr vorhanden war. Jede Spur im Reisig and in tier Umgebung fehtte.

Das Verschwinden eines Jungen aus der Brut ist aus der Literatur yon einigen Raubv6gelu hinreichend bekannt. Bet SteiH- uud Schreiadlern ist es als eine FoIge des groBen Alterunterschiedes erldih't worden. Ich verweise bier auf die Ansfiihrungen "W~:.~DL.~Ds (27) und meine Arbeit tibet" den Schreiadler (2[). Vou gleichen Vorkommnissen bet Habichtbraten ist mir nur ein Fall bekanut. Ru'rH~CE (18) fand bet seinen ,,Beobachtungen an einem Habichtshorst"." (l~tl] yon den vier vorhandenen ,]-ungen das ebenfalls sehr welt znriiekgebliebene Letzt- geschliipfte am 11. Juni fehtte, nachdem es noeh am 4. . luni im Horst gelegen hatte. Da die beidea Aeltesten am 19. nnd 20. Mat geschliipft waren, so war dieses zwischen seinem 11 bis 18. Lebenstage verungliickt. ,Ers t nach liiugerem Suchen", so berichtet RUTHI~I.'. ,fand ich im Horst- rand das abgeknabl)¢rte Gerippe mit FuB and Ring, der tiber und iiber mit Blut bedeckt war".

Die recht welt vorgeschrittene Zeit des Ungliicks steht in ant\ fe~llender Uebereinstimmung zu meinen Beobachtungezb nach denen das vierte Junge auch erst zwischen dem 17; and '_)1. Lebenstage verschwand. Ru'rmcE ist der ~[einung, dab es ohne Frage seinen stiirkeren Geschwistern zum Opfer gefallen war, die ihm schon vorher mit kriiftigen Schnabel- hieben zugesetzt batten.

Icb babe zwar bei meinen Horstbeobachtungen niemals gesehen, dab die ~ilteren und st~irkeren Junghabichte auf das schw~iehere Geschwister losgehackt h~tten, wie es yon den Nestlingen der 5[ilane, Bussarde, Stein-, Schrei- und Fischadler bekannt ist. Abet" gerade in diesen Tagen mag bet den iiltesten Jungen jenes triebhafte Zerren und Hacken erst erwacht seth, gewissermaBen als ~.Vortibung" zu ether Ti~tigkeit, die sie dann eine Woche sphter schon selbstiindig ausiiben kSnnen; dann beginnen sie n~mlich schon selber zu krSpfen!

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LXXXII Bratbiologie dzs Hiitmerhabichts. 77 Heft 1 J

So ist also auch bei den Habichten der Tod eines - - des jiingsten und im allgemeinen schw~cheren J ungen - - in einer so weir vor- geschrittenen Zeit aus dem viert~gigen Altersunterschied verst~ndlich. Bei jungen Stein- und Schreiadlern, die yon Natur aus ,,uavertr~iglicher" zu sein scheinen, liegt die Entscheidung schon friiher. Es steht fiir reich nach unserer noch sehr lfickenhaften Kenntnis der Zusammenh~nge dieser eigenartigen Ursachen einer solehen Vermehrungverminderung jedoeh noch keineswegs lest, ob es sich hier um einen natiirlichen Aus- gleich haadelt. U~TE~'I)5~F:E~ (23) schreibt in seiner Sperberstudie: ,,Der Sperber-Bestand reguliert sieli also selbst, im R~otf~ll sogar durch Kannibalismus der Gesehwister, im Verh~ltnis zu der w~hrend der Brut- zeit vorhandenen .Nahrungsgelegenheit . . . , daft die Raubv5gel so viele Junge haben, als sie aufziehen kSnnen." Ich will die Aanahmen unseres erfahreasten Kenners der Raubvogelern~hrung nicht yon der Hand weisen, aher nach dem, was sich dort obea auf dem Horst meinen Augen dar- geboten hat~ erscheint mir der Tod des Jungen durch einen aus Nahrungs- mangel hervorgerufenen KannibMismus nieht sehr wahrscheinlieh. Dann hStte der alte Vogel j'~ auch nieht bisweiten mit Beuteresten fortzu- fliegen braaehen.

Ieh halte allein den Altersunterschied mit allen seinea Folgen in kritisehen Zeitabsehnitten f[ir die Ursache.

,,Kannibalismus" ist gerade beim Habicht wiederholt beobachtet worden. Es ist bek'tnnt, dal~ yon zwei gefangenen zus~mmengesperrten H~biehten der st~:rkere bald den schwSeheren geschlagen und gekrSpft hat. Abet das sind nur in der Gefangensehaft hervortretende Ziige dieser Tiere, die auch im Freileben so ungesellig sind, dab ich immer den Eindruk hatte, als ob jeder Gaffe ganz ffir sieh alleia eigentlieh nur f[ir das Wohl des Horstes had damit ffir dessen Insassen sorgt. Eine n~iher Beriihrung wird meist iingstlich vermiedea und Z~rtlichkeiten kommen niemals vor. Aueh yon jungen bereits fliiggen Habichten ist mir ein Fall yon Kannibalismus bekannt geworden. Als zwei Tage nach dem Abschnfi der Eltern der Horstbaum geffillt wurde, land man als einzigea Ueberlebenden yon den vier Jungea ein starkes Weibchen mit prall gefiilltem Kropf neben den Resten seiner Geschwister. Das sind ~ber alles unnat[irliche, durch menschliehliche Eingriffe bedingte Verh~ltnisse.

Bei dem Verschwinden der Jungen im Dunenalter kann ich - - trotz scheinbarer ,K~impfe:', die tats~chlich ein triebhaftes Zerren und Hacken sein dfirften--nieht an einen solchen ,,natfirlichen" Kannibalismus glauben. Wean der alte Vogel nach dem Tode den Kadaver seines

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iJ. f. O. 78 Horst Siewert: ~. 1933

eigenen Jungen zerreift und verfiittert oder wie einen Beuterest davon- tr~gt, so ist das nur ein Zeichen, daft bei diesen Tieren eine wirkliche Vorstellung yon der ,,eigenen" Brut nicht vorhanden sein kann. Es ist sogar yon ERIK GEIGER (6) beobachtet worden, dab am 15. Juni 1995 ein Habichtweibchen zwei groi]e Junge - - etwa 4 Woehen alt--~ die zur Erde gefallen waren, tStete, rupfte und sie auf dem Horst schleppte, als w~ire es eine gewShnliche Beute.

Die jungen Habichte wachsea heran.

Ats ieh am Sonntag. den 7. ,Yuni - - es waren vier Tage vergangen, seit ich das Fehlen des vierten ,lungen festgestellt hatte, und eine Woche nachdem letzten A n s i t z - meine Beobachtungen yon 11 h an fiir 6 Stunden aufnehmen konnte, land ich die Insassen des Horstes sehr gewachsen vor. Zwar war der Kopf noch vSllig weil], aber die vor 8 Tagen eben als blaue Kiele angedenteten Handschwingen zeigten jetzt schon Federgestalt, auch auf dem Riicken ]iei/en sich die beiden Reihen der Schulterfedern zwischen den dicken I)unenpolstern erkennen. Die Schwanzfedern waren ebenfalls am Durchbrechen.

Die j,mgen Habichte sind jetzt ~1--93 Tage air. Sie ruhen noch viel, indem sie sieh gerne auf die Seite legen, einen Fliigel halb yore KSrper abschlagen uml einen St.:inder ausstrecken, dessen gelb leuchtender riesiger Fang sich yon Zeit zu Zeit 5ffnet und schliel~t. Aufmerksam folgen ihre Augen den vorbeischwirrenden ]~tiegen. Zwei yon den Jungen liegen mit den K~ipt~n nahe beieinander und knabbern abwechselnd an einem vor ihnen liegenden Zweig herum. Dann erheben sie sich auch einmal auf die Fersen; wenn eines erst anfiingt sich zu bewegen, folgen die ~nderen meist nach. Eifrig und sehr griindlich wird das Gefieder geputzt, denn die hervorbrechenden Federn scheinen einen starken Juckreiz auszuiiben. Mit dem Stehen ist es noch nicht weir her, aber sie k5nnen sieh immerhin schon richtig auf den Beinen halten, wenn es auch noch wackelig aussieht und sie manchmal noch hinfallen. Dann stehen alte drei, und eines yon ihnen schF, igt sehon mit den kleinen Ftiigeln. Bald tassen sie sich jedoch wieder auf die Fersen nieder~ indem sie einen Halbkreis bitden. Eines hat ein GewSlle ge- funden, alas es in den Schnabel nimmt und hochwirft. Die Geschwister folgen diesem Spiel mit den Augen auf und nieder. Dann nimmt ein anderes das Stiick auf, his es irgendw0 verloren geht und alle drei sich hinlegen.

Yon dem Weibchen vernahm ich an diesem Tage mitunter zwei Stunden lang keinen Laut, bis wieder anhaltendes Locken ertSnte. Auf

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dem Itorst hatte es sich in den 6 Stunden nicht sehen ]assen. Um 16 h lockte es welter ab. Eine Viertelstunde vorher war es zuletzt zu hSren gewesen. 16 '~° h lockte das Miinnchen, das Weibchen antwortete, erschien jedoch nicht, sondern das M~nnchen brachte 16 ~ h die Beute, ein ,,ungerupftes Eichhgrnchen", auf den Horst und flog sofort wieder ab. Zum ersten Mal sah ich nach langer Zeit das Mitnnchen wieder. Aber immer noch year das Weibchen zum Zerkleinern notwendig, denn die Jungen konnten noch nichts mit solcher Beute beginnen.

Aufnahme l=Iorst Siewert.

Abb. 8. - - Die jungen Habichte im Alter yon 27--29 Tagen am 13. Juni 1931.

Sechs Tage spiiter - - am 13. Juni - - beobachtete ich mit Hilfe yon Freund Sc~rER~raXX einen ganzen Tag hindurch, um einmal die Zahl der Ftitterungen genau zu ermitteln. In der Nacht war ein

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ttorst Siewert : ~ |J" f. O. 80 1933 L

wolkeabruchal~tige Gewittergus niedergegaagen. Die drei Jungen lagen platt and vollkommen durchniifit in der Mulde, als ich u r n 4 h mit meinen Beobachtnngen begann. Die Luft war feucht and warm. Das Weibchen hatte sich in der D:immerung beim Herangehen etwa 80 In abseits gemeldet.

Die Jungen sehen jetzt ganz bunt aus~ richtig scheckig. Das Weifl der Dunen auf dem Kopf ist unterbrochen yon den noch spSrlieh spriel~enden braanen Federn. die sich auf dem Scheitel zu einem dunklen Streifen verdichten. Das braune Riickengefieder and die Federn der Schwingen haben die Duuen bereits zum grol~en Tell verdrhngt. Das rostrote~ mit den schwarzen Tropfen~lecken dnrchsetzte Jugendkleid bricht an den Flanken in zwei Reihen dm'cb, die sich auf der Brust scbon beriihren. Hats, Hosen und Bunch sind noch mit Dunenpolstern bedeckt, in denen nut schwarze Ptmkte die kommenden Federn verraten. Hinter dem Auge breitet sieh ein dunkler dreieckiger Fleck aus. Die F~nge haben im Verh:~iltnis zur KSrl)ergrSi]e gewaltige AusmaBe und leuchten gelb.

Um 4 ~5 h 16sen sich die zu einem scheinbar unentwirrbaren Klumpen yon braunea Federn uud weil]en Dunen zusammengeschmolzenen Jungen voneinander los; sie stehen ~auf, recken sich, heben die kleinen runden Flfigel und erleichtern sich in weitem Bogen fiber den Horstrand. Eines beginnt schon selbstiiadig yon einem herumliegenden Beutestfick zu krSpfen ; es sind nur noeh geringe Reste, Kopf and Bein eines Vogel. Eine halbe Stunde beschiiftigt es sich damit, zuerst den Kopf, dana das Bein recht geschickt zu bearbeiten, da fliegt das Weibchen lockend ganz nah voriiber and blockt nicht welt entfernt auf - - ich h6re deutlich das Geriiusch der zupackenden F~inge. Alle drei Jungen sehen der Mutter nach and stehen unbeweglich; das gerade KrSpfende hat den Kopf nach unten gesenkt and scheint vollkommen zur Bild- siiule erstarrt zu sein, w:~tl|rend aus seinem Schnabel noch das Bein des Beutevogels heraushSngt. Doch dana f~ingt es mit einemal an zu schlingen und - - ich traue meinen Augen kamn - - das Bein ver- schwindet in seiner vollen Liinge unter seltsamem Dehnen and Recken des Halses, zuerst bis zam Full, dana vollends im Schnabel.

Der Tag der jungen Habichte ist sonst ausgeftillt mit h~ufigem Ruhen - - bisweilen liegen sie eine voile Sgunde schlafe'nd : - oder Hernmhoeken auf den noch schwachen Fersengelenken. In jeder Lage putzen "sie sich oft and eif'ig. Dazwischen werden Flug[ibangen unter- nommen: sie scblagen mit den kurzen runden Fliigeln manchmal schon 25 Sekuaden hintereinander und hopsen unter kja kja schreiend fiber

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die kleine Fl~tche des Horstes. Aber das dauert hie sehr lange, bald liegen sie wieder, kraulen sich auch gegenseitig, aber allzu gro~e Zu- dringlichkeit wird durch Aussto~en eines schrilten zri zrl zri abgewehrt. Bisweilen taueht hinter dem Horst ein prachtvolles MSnn¢llen des Gartenrotschwanzes auf, dessert Gesang den ganzen Tag iiber in un- mittelbarer N~he erldingt. Da fliegt es auch schon auf einen Seitenast des Horstes und blickt auf die sehlafende Jungen herunter. Es hat sicher in dem Reisigbau sein :Nest, ein Zeichen, da~ hier das Leben der Kleinvogelwelt ungest6rt abl~uft.

DreimM sah ]ch an diesem Tage zwischen 4 h morgens und 20 h abends die alten Habichte Beute bringen. Aber nach den Resten auf dem Horst zu urteilen war sicher einer yon ihnen sehon vor Beginn meiner Beobachtung dagewesen. Die Sonne geht bereits um 3 ~7 h auf~ und die Jagd beginnt bei diesen VSgetn sehr fr~ih. Zweimal - - um 10 ~ h und um 1453 h - - brachte das M~nnchen Nahrung. Es lockte pt~tzlich ganz nahe sein tjak tjak, worauf die Jungen sofort aufstanden und sich kurz reekten. Dann erschien auf einmal der blaugrau schimmernde Vogel auf dem Rand, yon den aufgeregten Jungen mit hellem schrillen zri zri zriii begr[i~t, legte etwas hin, das er im 'Fang gehalten hatte, einen blutigen Buntspecht ohne Kopf~ und war im n~iehsten Augenblick sehon wieder verschwunden. Anders verhielt sich in dieser Zeit das Weibchen. 7 ~° h hSrte ich den heUen Habichts- schrei. Fiinf Minuten sp~ter ert~nte das Giak des Weibchen aus ni;tchster N~he, und wieder fiinf h{inuten spSter brachte es - - im Gegensatz zum MSnnchen '" eine gerupfte Beute. Es ril3 grSbere Brocken ab, verffitterte sie an die im Hatbkreis herumsitzenden Jungen und flog dann unter Zurticklassung eines kleinen Restes ab.

In dieser Zeit gingen also bedeutsame Ver:,tnderungen in den Be- ziehungen der Eltern hinsichtlich der Arbeitsteilung und dementsprechend in ihrem Verhalten zu Horst und Jungen vor. Am 13. Juni lag zum letzten Mal frisches Grtin auf dem Horstrande. Das MSnnchen brachte nun die ungerupfte Beute meist auf den Horst; immer seltener wurde sie ihm veto Weibchen abgenommen, gerupft und dann nacb dem Zerkleinern verfiittert. Auch die Bindung des Weibchens lockerte sich.' Eine am 13. Juni yon SCm~R~A~ und mir ausgefiihrte Doppelbeob- achtung am Horst und in der Umgebung ergab, dal~ es nnn schon wieder weiter fort in die benachbarten Jagen hintiberflog. Vielleicht jagte es bereits selbstandig. Gelegentlich konnte man in dieser Zeit auch Beutereste auf dem Horst finden, denn das Weibchen trug keine Ueberbleibsel mehr fort.

Journ. f. Orn. r , ~ X I . Jahrg. ganuar 1933. 6

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Es ist sieher kein Zufall, da] diese Lockerung und Umgestaltung des Familienlebens gerade in diesen Tagen so deutlich vor sich geht. Haben doch die ,lungen~ die am letzten Beobachtungstage, dem 13. Juni, 27 bis 29 Tage alt sind. jetzt naeh den ~Iessungen HEI~t~OTH'S (8) mit knapp vier Wochen ihr Endgewicht erreichV und nehmen nun bedeutend weniger Nahrung auf.

Diese Tage der viet~en Woche sind also ~in Uebergangsstadium zum letzten Abschnitt im gebundenen Horstleben der jungen Habichte.

Der letzte Abschnitt des gebundenen tlorstlebens.

Der letzte Abschnitt des Horstlebens erhielt dadurch sein Gepritge, dal] die nun fast erwachsenen ,}'ungen sich selbst iiberlassen waren und yon den Eltern nur zur kurzen ~Nahrungsiibergabe aufgesucht warden. Eine Bewachung - - auch im weiteren Umkreise - - fand tagsiiber nicht mehr start, ebenso fiitterte das Weibehen yore Ende der vierten Woche an nieht mehr. Die Bindung der Jungen ~ln den Horst war jedoch noch ganz lest, es war das letzte Reifestadium bin zum Ausfliegen.

Am 21. Juni machten (lie drei 34 bin 36 Tage alten Jungen einen ganz befiederten fliiggen Eindruck. Nur einzelne Dunen wehten noch auf Kopf und Riicken. Die ~lunkelbraungrauen Fliigel mit den oker- gelben Einfassungen, Hand- and Armschwingen, sowie das wunderschSn rostrot gei~,irbte Brustgefieder mit den dunklen Tropfenflecken war fast fertig, iNur tier am Ende mit einem gelben Saum und sonst graubraun und blauschwarz geb~indel~e Stol~ war noch kurz; erst in der Breite einen Bandmunters ragte er unter den oekergelb eingefhfiten Schwanz- deckfedern hervor. Das Auge zeigte eine schSne blaugrau schimmernde F~rbung.

Schon in der Dunkelheit tier Nacht hatte ich am Sonnt~g dem 21. Juni um 3 h mit meinen Beobachtungen begonnen. Dan Weibchen schien sich nicht weit ab aufgehaiten zu haben, denn sein Locken ktang einmal herilber. Gegen 3 ~° h erhebt sich einen der bin dahin still daliegenden ,]ungen and beginnt Ftugiibungen zu machen. Um 3 s6 h ist die Sonne aufgegangen. Bereits 4 ~ h bringt dan alte Weibchen Teile einer jungen Waldohreule auf den Hornt and verschwindet sogleich wieder. Spiiter land ich die RuIffung am Rande des Horstjagens.

Nun sind auch die beiden anderen Jungen munter geworden. Eines schl~gt seinen Fang in die Beute und beginnt in der typisehen Haltung mit h~tngenden Fliigeln zu krSpfen. Dabei stSi~t es leise TSne aus, die wie dji dji kja kja kja dji klingen and wohl als eine abwehrende Aeul]erung gegen die beiden Geschwister zu deuten sind. Diese stehen

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auf dem Rand, putzen sich und 5ugen scheinbar unbeteiligt umher. Als eine gate Viertelstunde so verflossea ist, versucht eines yon ihnen die Beute an sieh zu reii]en, was aber mit zornigem kj~.kja kja jik jik abgelehnt wird. Erst nach 25 Minuten ist das kr5pfende Junge s~tt, stellt sich ganz aul3en auf den Horstrand, nimmt den Kopf unter das Gefieder und schlSft ein. Die Beute wird yon einem der beiden anderen fibernommen, bis schliel~lich auch das dritte seinen ziemlich knapp bemessenen Anteil erlangt.

Besonders in den Morgenstunden - - es war 6 ~° h u n d 750 h - - erwacht yon Zeit zu Zeit der Drang zur Bethtigung der Flfigel Dann springen und laufen die Drei bisweilen gleichzeitig durcheinander, rennen fiber den Horst und schlagen dabei schreiend mit den Flfigeln, die sic schon gut 20 cm vom Boden abbringen. Dieses tolle Dm-ch- ein~nder dauert 10--15 Minuten, dann regt sich nichts mehr und es ist wieder still.

Die Jungen ruhen immer noch viel, meist liegend oder auf den Fersen hockend, besonders ausgiebig in den Nachmittagsstunden. Eine besondere Eigenart fiel mir nach ;Bewegungen des LSsens, Putzens oder nach Flugiibungen auf. ~Venn das Gefieder nach dieser BetStigung wieder ordentlich zusammengelegt wurde, so flfllr der kurze Schwanz jedesmal sehnell ,,wedelnd" hin und her. Seltsam wirkte auch ein im Stehen 5fter ausgefiihrtes Recken eines Sthnders, der nicht seitlieh ab- gestreckt, sondern auf eine eigentfimliche Art his zum Fersengelenk ~uf den BodeJ.~ heruntergelassen warde, so dal.~ der Tarsometatarsus mit dem zur Faust geb.dlten F~mg rechtwinklig ~tbstrebte und die dunigen Hosen hell hervortraten.

Bis 10 Uhr war keiner der Eltern mehr mit Beute gekommen, and ieh wurde yon Freund S c ~ I E I ~ : ~ abgeholt.

Als ich darauf den Horstbaum bestieg, um zmn letzten Mal oben Grol]aufnahmen der Jungen zu machen, flogen bei meinem Erscheinen zwei yon ihnen ganz spontan ab. Es wuren die beiden 37 Tage z:.thlenden Aeltesten, ein Mfinnchen und ein Weibehen. Nur das zwei Tage jiingere Weibchen blieb oben. Die beiden Ausreit3er land ieh gliick- licherweise nach hmgem Suehen, im hohen Grase und in geringer HShe sitzend, wieder und brachte sie auf den Horst zurfick, we sie nun his zum ersten freien Ausfiug verbtieben, Ms witre nichts geschehen. Dieses vorzeitige, durch Sehreck veranl~l]te Abfliegen hatte also keinen Einflul] auf ein fi'iiheres Ausfliegen. Erst a]s die riehtige Zeit herangekommen war, verhel~en die Jungen frei~villig den Horst.

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Die Loslllsung yore ltorst.

Die Entwicklung der Jangen hatte in dem letzten Abschnitt des Horstlebens so schnelle Fortschritte gemacht, dal~ sie ein paar Tage nach meinem letzten Besuch schon ,.Aestlinge" waren, wie sie in der Falknersprache genannt werden. J~ereits am 24. Juni verlie~ das ~lteste, jetzt 40 Tage alte Miinnchen den Horst, als ich reich unter dem Baum aufhielt. Es verschwand weit hinten fiber den Baumwipfeln. Am 26. Juui konnte ich bei einer Kontrolle aus gr~i~erer Entfernung nur noch zwei Jungen entdecken, die auf den tiber dem Horst liegenden Aesten sa~en. Es blieb mir also nichts anderes iibrig, als wiederum nachts herauszufahren, um den Tagesablauf in dieser Zeit kennen zu lernen.

Am 27. Juni begann ich meine Beobachtungen urn 2 t+ h, als noch ein diisteres D~immerlicht herrschte und nur eine schwache Helligkeit im Osten den kommenden Tag verriet. Kein Lufthauch regt sich und es ist ganz still, denn auch die V5gel scbweigen noch. Um 2 "-'~ h klingt yon weither ein kurzer Kranichruf heriiber. Es i s t der erste Vogellaut, der das groile Konzert des Morgens erSffnet. 2 ~o h beginnen die Singdrosseln zu flSten, zuerst nur eine einzelne ganz fern, dann fallen bald die anderenein. Sie bilden eine halbe Stunde lang die einzigen Stimmen des Orchesters, denn erst um 3 h melden sich fast gleichzeitig mit dem ersten Kuckuksruf die Baumpieper. Sp~ter folgen viele andere Stimmen nach, aber die Drosseln h~iren nun all- miihlich auf und am 4 h verschweigen sie ganz.

Auf dem Horst befindet sich nur ein Junghabicht, der liegend schl~ft. Um 3 ~5 h beginnt er, ohne sich zu erheben, gellend und lang-

gezogen zu schreien: j i i i i ~ , j i i i i ~ , j i i i i i . Ganz aus der IN~he

kommt die Antwort der beiden Geschwister zuriiek, and ich hSre deutlich, wie sie sich regen und auf den Aesten iiberstellen. 3:0 h erhebt sich das junge Weibehen - - es ist das jtingste yon den dreien - - ordnet das Gefieder, fliegt auf einen Seitenast und streicht ab.

Es vergehen jedoch keine fiinf NIinuten, und die drei Jungen landen wieder ~uf einem der Nachbarbiiume. :~s erstes fliegt das bedeutend kleinere M~nnchen auf den Horst, we es ein paar Mat herumspringt, um dann wieder auf einen Seitenast zu gehen. Nun kommt das iilteste Weibehen.+ Es ist ein prachtvolles Schauspiel, wie es mit federnden Sprtingen elegant und wendig auf dem flachen Boden herumwirbelt, mit den klobigen gelben Fitngen in das Reisig haut, wieder losliil3t, blitzschnell auf der SteUe kehrt macht, im Bruchteil

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einer Sekunde an einem anderen Zweig hiingt~ davon abt~13t, sich mit ein paar Fliigelschltigen hochtreibt und j~h wieder auf das Reisig stiirzt, als wollte es eine lebende Beute packen.

Nach diesen stiirmischen Greifiibungen finden sich alle Drei ge- meinsam auf den SeitenSsten ein, yon denen sie jedoch bald wieder zum Ruhen auf den Horst herabsteigen. Als sie nach kurzer Zeit gerade munter geworden sind und herumstehen, fangen sie plStzlich wie aus einer Kehle lebhaft an zu schreien und blicken alle gespannt in dieselbe Richtung. Immer noch schreiend und schirkend; zri zri zriii, fliegt das kleine M~nnchen ab. Da kommt auch schon das alte Weibchen ange- prasselt, legt in Gedankenschnelle einen jungen sauber gerupften Eichel- hSher nieder und ist wie ein Spuk verschwunden.

Eines yon den beidea jungen Weibchen steht sofort iiber der Beute, mit hSngenden Fliigeln und gefiichertem Stol3, und bringt zwischen gedehnten Schreien das abgehackte g~ick g~ck gitck giick der jungen Habichte hervor. Inzwischen ist das kleine M:,innchen, das der Mutter entgegen- geflogen war, wieder auf einem Seitenast gelandet. Dieser mit dem 5ltestea Weibchen gleiehaltrige Jungvogel ist bei weitem am selbstSndigsten und hat aueh nicht mehr das Bedfirfnis, so lunge und ausgiebig zu ruhen. Durch seine Gewandtheit ist er fast immer mn ersten im Be- sitz der Beute, und auch jetzt hat er den giinstigsten ~vIoment erfalJt, denn als die Schwester sich einmal ~bweadet, stSilt es herunter und nimmt unter erregtem Schreien und Schirken schlielJlich ihren Platz ein. Hungrig begiunt es zu krS1)fen und schlingt gewaltige Brocken, unter anderem ein gauzes Bein, herunter. Als sich nun die Schwester ,-inch wieder der Nahrung zuwendet, 1513t es jenes gedehnte schrille Schirken hSren~ das flit den Erregungszustand l~ennzeichnend ist. Sie 1N3t auch sogleich davon ab. denn das Recht des jeweitigen Besitzers wird im allgemeinen geachtet. Aber gSnzlich gibt das Weibchen den Versuch doch nicht auf; es schleicht sich yon hinten her~n, packt blitzschnell zu, und . . . . beh~lt nur drei schwarze Federn aus dem Schwanz des Hiihers im Fang.

Fiinfmal sah ich wShrend der 15stiindigen Beobaehtungszeit yon '2 ~5 h bis 17 ~ h die alten Habichte Beute auf den Horst biqngen. 51° h und 545 h kam das Weibchen mit je einem jungen gerupften H~her, 8 a~ h, 13 ~s h und 15 r~ h erschien das M~nnchen mit kleineren VSgeln, z. B. einem Buntspecht.

Die alten Habichte mSgen also in dieser Zeit 6 his 7 real Nahrung bringen, was in anbetracht der Kleinheit tier Beutetiere nicht sehr viel ist.

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Jedesmal spielten sich nun beim Kriipfen iihnliche Szenen ab, wie ich sie oben geschfldert habe. Niemals entfernten sich an diesem Tage aUe drei Jungen zugleich vom Horst oder yon den Seiten~sten. Das kleine M~innchen unternahm als einziges schon weitere Ausfliige, w~hrend die beiden Weibchen noch nicht fiber die niichste Umgebung yon drei oder vier :Nachbarb~tumen hinausflogen. In dem Astgewirr der Krone, in das sie bei den Flugiibungen hineingerieten, waxen sic noch sehr unbeholfen, und manches Mal brachen die diinnen Zweige, deren Tragf~higkeit sie noch nicht kannten, unter ihnen weg. Die Kraft der Fliigel reichte aber bei den beiden schwerfiitligen Viigeln noch nicht aus, um die mit dem Abflug verlassene Hiihe zu halten, so dab sie meist auf einem der tiefer liegenden trockenen Zacken auf- blocken mul~ten. Sie hiipften dann yon unten immer hSher hinauf, his sie sehliet]lich den Horst erreichen konnten, der ihnen noch immer ein willkommener und bequemer Ruheplatz war. Oft lagen alle drei fast eine Stunde lang friedlich nebeneinander und schliefen, besondere h~ufig am Nachmittag, bis sie sich dann wieder erhoben, das Gefieder putzten, und gellendes Schreien und heftiges l~liigelschlagen verriet, dab dort oben die jungen Habichte munter geworden waren.

Wie hatte sich das Bild ver~indert, als ich vier Tage sp[iter, am 1. Juli, den Horst nochmals aufsuchte. Wieder war ich in der Nacht hinausgefahren und begann um 3 h meine Beobachtungen. Diesmal war der Horst leer, denn die Jungen schliefen bereits auf den Aesten der umliegenden Biiume. Gerade war die Sonne aufgegangen - - es war 34o - - da hiirte ich die Jungen rufen, zuerst schrie eines welter ab, dann antwortete ein anderes in der N~the.

Eine Viertelstunde spiiter kommt auf einmal das alte Mfinnchen auf den Horst und legt eine Beute nieder, einen undefinierbaren Fleischklumpen. Sofort ist das junge gewandte Miinnchen da und stell~ sich dariiber. Aber grol~ scheint der Hunger nicht zu sein, denn es kriipft ohne Eifer und maeht lieber Greifiibungen, wobei es sich mit geiiffneten und hoeh erhobenen Flfigeln ein paar Mal wirbelnd um seine Achse dreht. Bald darauf fliegt es ab, ohne sich weiter um den Rest zu kiimmern, und begibt sich schreiend in die Seiten~tste, in deren Rinde es flatternd seine Piinge einschl~igt. Erst eine Stunde spiiter kommt elnes der jungen Weibehen, krSpft aber auch nur eine Kleinig- keit und fliegt eine halbe Stunde sp~iter wieder ab. Noch vor vier Tagen hieltea sich die beiden Weibchen fast nur am t{orst oder seinea Seiteniisten auf, heute waren auch sic schon beweglicher geworden.

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88 Horst Siewert: [J" f' O. t 1933

Die alten Habichte waren in so eigentiimlicher Uebereinstimmung mit den Zeiten am 97. Juni auf dem Horst erschienen, dab ich fast den Eindruck ether tageszeitlich geregelten Beuteversorgung hatte. Um 3 ~7 h brachte das M:.innchen zum ersten ~Ial, und dann um 6 °'~ h Beute. 8 r~ h sah ich zum letzten Mal einen der Eltern auf dem Horst, ats das Weibchen eta Eichh0rnchen herbeischteppte. Sofort waren die beiden jungen Weibchen zur Ste]le, aber sie stiirzten sich nur auf kleine Beutereste und zeigten kein grol]es Interesse, denn das eine yon ihnen flog gleich wieder ab, das andere folgte nach kurzem KrSpfen, ein paar Flugiibungen und ether kleinen Ruhepause. In den umliegenden Aesten saBen sie dann, putzten sich und schliefen auch eine Weile mit dem Kopf im Gefieder. Wurden sie wieder munter, dann konnten sie oft lange Zeit mit vollstiindig verdrehtem Kopf, so da~ der Scheitel nach m~ten wies, irgend etwas in der N~the betrachten oder unter seltsamen ruckartigen seitlichen Be~'egungen des Kopfes irgend etwas in der Ferne ,einvisieren". Von Zeit zu Zeit schrieen sie ihr kli~ kli~, und niemals brach diese ,Stimmfiihhmg", die den Eltern stets ihrea Platz anzeigte, fiir lange Zeit ganz ab. Nur manchmal steigerte sich diese T~itigkeit so, dab sie ~%p~a fortw~ihrend ,.ruhig schreiend" dasaBen.

W~ihrenddessen flog das junge M~nnchen oft vorbei, was ich an deln Standortswechsel seiner Stimme und dem Ger~tusch der Schwingen erkennen konnte. Um l0 h ging eines der jungen Weibchen auf den Horst, kriipfte den Rest des am Morgen gebrachten Eichelh~hers und iiog darauf wieder in die Aeste eines Nachbarbaumes. Inzwischeu waren die beiden anderen niiher gekommen. 104° h kam das jiingste Weibchen auf den Horst und legte sich ftir 10 Minuten ruhig hin. Dann erhob es sich und begann an dem Eichh(irnchen zu fressen, indein es ihm die Kehle aufri]3. Nur in der Ferne waren in Abst~mden immer wieder die Sehreie der herumfliegenden Geschwister zu hSren.

Erst 11 :.5 h kam das junge M~innehen, krSpfte kurz ein wenig yon dem EichhSrnchen und flog nach acht Minuten wieder fort. Ich hatte den Eindruck, da~ dieses ]~'Ieisch ihnen offenbar nicht so gut schmeckte wie das zartere der VSgel, an das sie mit ganz anderem Eifer herangingen.

Das kleine M~nnchen war noch nicht lange fortgeflogen, da erschien eine Kohlmeise. Das war nun dem in der ~Niihe sitzendea jiingsten Weibehen zu viel, denn es flog sehreiend auf den Horst, setzte sich dort auf die Fersen nieder und begana an dem Fleisch herumzureil]en. Aber es war wohl satt, oder es land keinen Geschmack, denn es begab sieh gleich wieder auf einen der ~achbarb~ume. Das war 11 ~'~ h ge- w o s e i l ,

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Anderthatb Stunden vergingen nun, his das jiingste Weibchen wieder auf den Horst kam und sich neben dem EichhSrnchen niederlief}, wohl um zu krSpfen. Da begannen ptStzlich in einer Entfernung yon 50 m die beiden anderen dungen einen gewaltigen Li~rm zu vollfiihren, worauf es sofort ill dieser Riehtung abstrich. Zuerst war es das hohe schrille Schirken, das immer beim Erscheinen der Eltern mit Beute za h~ren gewesen war. Dann klang alas kja kja ka ka eines Jungen heriiber, d~s seine Beute verteidigte, und die gedehnten klF,~h kli~h Rule der beiden Geschwister, die abseits safien.

Es konnte kein Zweifel bestehen, d~tfi einer der alten Habiehte zum ersten Mal die Beute auf~erhalb des Horstes [ibergeben hatte. Die Losl5sung war damit endg~iltig vollzogen, und in der folgenden Zeit kam keines der Jungen mehr zurfiek. Der ganz flaeh getretene Horst lag verlassen da.

Nut die kleine Kohhneise kam wieder, und als keines der ,lungea sie jetzt vertrieb, begann sie aus dem buschigen Sehwanz des Eichh5nlchens die langen Haare herauszurupfen, unt damit ihr Nest auszupolstern. Es wurden inlmer mehr, und als sie naeh fiinf Miauten abflog, lmtto sie auf beiden Seiten des Schnabels einen feuerroten ,,Bart" hervor- stehen.

Eine Viertelstunde nach der Nahrungsfibergabe F,~rmten die jungen Habichte noch fort, dann wurden sie stiller und ihre Schreie klangen nur noch kurz und in F,[ngeren Pausen herfiber. Sis sal3en jetzt auf den trockenen Zacken der Kiefern, meist in halber HShe, nur eines krSpfto die Beute' auf einem Holzstol].

Die drei Jungen waren jetzt, als sie sich endgiiltig veto Horst trennten, 45 und 47 Tage ~lt. Die 1)aten stehen in schSner Ueber- einstimmung mit den HEI~UO~'schen (8)Vergleichszahlen eines auf- gezogenen zahmell H~bichts. ,,Illo" beg~tb sich mit 42 Tagen auf die ,,Wandersclmft ~ und begann mit etwas fiber sechs %Vochen zu fliegen. Etwas frfiher liegen die Daten bei jungen Habichten, die naeh RUTHKE (18) im Alter yon 36 Tagen aus dem Horst auf die tNeben~ste gingen und mit 40 Tagen bereits gut flugb~r waren. Diese Jungen hielten sich nach seiner Beobachtung nach dem Fl~iggewerden noch lange in der n~chsten Umgebung des Horstes auf, n~mlich fiber sieben Wochen. Aber aueh sp:&ter verl~ssen die jungen Habiehte ihren weiteren Brutraum nicht. Beringungsergebnisse haben gezeigt, dab diese VSgel in ihrer Heimat bteiben oder doeh immer wieder dahin zurfickkehren, dal~ ihre An- h:,~nglichkeit an den Brutort also auBerordentlich grol~ ist.

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Die Mauser.

Bei einigen Aufnahmen meines Habichtspaares war es mir ohne weiteres mSglich, wachsende Federn zu erkennen und auf diese Weise einen Einblick ill den Verlauf der Mauser zu bekommen. Am 16. Mai zeigten sich zwei :iul~ere linke Schwanzfedern des Weibchens his auf etwa i/:~ ihrer L:inge entwickett. In Scm(iSEl~'S Werk (19) ist auf Tafel L X I I I ein ~ reed. vom 11. 3[ai abgebiIdet, dessen mittelste Stogfeder etwa 3/4 ausgebildet ist. Diese Tatsache im Verein mit Schwung- federfunden beweist, dab das Habichtsweibchen bereits im 3[ai mit der Grol]gefiedermauser beginnt, also zu einer Zeit, in der es wie das Sperberweibchen fest an den Horst oder die n:Shere Umgebung gebunden ist. Auf einen noch fi'iiheren Be~nn tier Kleingefiedermauser deuten die schon w~hrend der Bratzeit am Horst hiingenden weil~en Dunen hin. Nach CHIn L. BI~Em~I dauert die Mauserzeit des Weibehens vom Juni bis zum November. Der Beftmd eines mir am '..)4. August iiber- gebenen und aul]erordentlich stark mausernden atten Weibchens be- st:,ttigte diese Angabe. Beide Fliigel zeigten bei diesem Vogel einen ungleichm~ligeu Mauserverlauf, dean beim linkea war die 3., 13., 17. und 20. Feder, beim rechten dagegen nur die 2. Schwungfeder als Blutldele entwickelt, die 13. and 17. Armschwingenfeder war noch nicht ausgefallen, lm Stol] sprol~ten die 1., 6. und 7. Fede ra l s kleine Blutkiele. Teile des Riickengefieders waren an tier dunkleren Farbe als neue Bildungen kenntlich. Kopf, H~fls, Bauch, Brust und Schenkel waren mit sprossenden Kielen wie fibers:it.

Im Gegensatz zii den Mauserverhhltnissen des Weibchens war auf einer Aufnahme desselben Tages - - am 16. Mai ~ (siehe Tafel) beim M:innchen nicht das geringste Zeiclien einer Schwanzmauser zu er- kennen. Wie ich bereits beim Sperber (20) erw:ihnte~ mausert also auch beim Habicht &~s M:innehen, alas zum Beutefang im Votlbesitz seiner Flugkraft bleiben mull, in der Brutzeit nicht.

Die jungen Habichte tragen ihr erstes Kleid bekaantlieh ein volles Jahr. Ia diesem tropfengefleckten Jugendkleid kiimleu sie im Gegensatz zu manchen erst sp:it geschlechtsreifen RaubvSgeln bereits zur Brat schreiten, w'ts schon Cm~. L. BI~Es~I bekannt war und yon HENNII~C, WEIS auf einer bei SCmSLEI~ ( 1 9 ) - Tafel X L V I and X L V I I - - verSffentliehten Natururkunde festgehalten worden ist.

Das ~ederkleid tier Jungen wird yon tier Witterung besonders st~u'k angegriffen, denn die beim Verlassen des Horstes teuchtend ocker- farbene Unterseite ist nach einem Jahr fast weil3. Cm~. L. BI~EFr~ schreibt dariiber: ,,Ira Winter bleiehen sie oft ganz, so da~l ihr Unter-

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kSrper weig mit tiefbrannen L~tngefleeken geziert erseheint. Dieses sind die sog. Weigbrtiste NAV~AN~S, welehe er Nr alte VSgel hSlt, die abet Niehts sind, als ausgeblei&te Junge." Ueber den weiteren Mauserverlauf sei noeh folgendes a, us den BeitrSgen zur V6gelkunde yon CHR. L. BaEHM wiedergegeben: ,,Sobald der junge Habieht gebriitet hat (er nistet im Jugendkleide), fi~ngt er allmiihlieh an, sieh zn ver- mausern. Doeh finder man schon im Winter, ja znweilen im Herbst, an den jungen VSgeln in die Quere gestreifte Federn; die ersten des neuen Kleides. Die erste Mauser ist im Oktober oder November vollendet . . . An den meisten einmal vermauserten Tanbenhabiehten sieht man noch einzelne Federn des Jugendldeides, gew6hnlich in oder auf den Schwingen . . . Die breiten Wellenlinien und breiten LSngs- striche an der Brust, der stark gefleckte Nacken und die fast immer noch einzeln siehtbaren Federn des Jugendkleides sind ein sieheres Zeichen des einmal vermauserten Habiehts . . . . Bei der zweiten Mauser bekommt der Hiihnerhabicht seinen schieferblau angeflogenen Riicken, der beim Weibchen immer noeh ins Braune zieht . . ."

Jagd urld Beute.

Der Ilabieht ist der vielseitigste .F~iger unter den RaubvSgetn unserer Heimat. Seine kurzen, breiten FHigel befShigen ilm dnrch den Antrieb der aul3erordentlich kr~iftig entwickelten Brustmuskulatur zur hSehsten Beschleunigung, fast veto Fleck weg. Der lange Stog ist ein vortreffliehes Steum:, das den bolzenartigen KSrper in die kiirzesten Sehwenkungen hineinziehen kann, aber auch mit seiner grogen F15ehe die Gesehwindigkeit abzubremsen vermag, wenn tier Stog auf den Boden zu geNhrt wird. Ueberrasehung aus ruhig abwartendem Anstand oder niedrigem Jagdflug und blitzsehneller Stog durch Dick nnd D[inn sind die Taktik des ,tollkiihnen" Vogels, der also meist nieht auf Er- mfidung des Opfers ansgeht, sondern mit dem heftigen und kurzen Einsatz aller Kriifte arbeitet. Ist des Opfer erst gepaekt, so ist es stets verloren, denn der Griff der gewaltigea FSnge, die die GrSge einer Kinderhand haben, wirkt dureh des Einpressen der dolchseharfen langen Kratlen sofort tSdlieh.

Der Habieht liebt es, seine Beute gedeekt auf der Erde zu rnpfen. Die Umgebnng mug jedoeh so iibersichtlieh sein, dag er selber nicht iiberraseht werden kann; daher werden R~tnder yon Diekungen oder StangenhSlzern bevorzugt, in der Zeit, als die Jungen grSger waren, rupfte das Weibehen die vom Mgmnchen meist nieht vorbereitete Beute auf den in der weiteren Umgebung des Horstes stehenden B~iumen.

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Einen besonderen Rupfplatz habe ich jedoch nicht gefunden, denn auch hier wurde die Beute in Uebereinstimmuag mit den UT~:E~NDSUFER'schen Ergebnissen im allgemeinen an verstreut liegen Pl~itzen zugerichtet.

Das yon mir beobachtete Paar bezog seine Nahrung lediglieh aus dem Walde und sclfftdigte - - wenigstens fiir die Dauer der Brutzeit - - keine menschliche Siedlung. Die grSfitenteils yore M~nnchen geschlagenen Viigel waren hiiufige und charakteristische Bewohner des reinen Kiefern- hochwaldes wie angrenzender plenterartiger Bestiinde. Ich gebe im folgenden die wenigen yon mir nachgewiesenen Arten wieder, unter denen sich als einzige S~ugetiere zwei EicbhSrnchen befanden : Wacholder- drossel, Misteldrossel (besonders junge hiiufig), Grtinling, Eichelh~iher, Saatkr~he, Pirol, Gr. Buntspecht, Waldohreule, EichhSrnchen. Im Uebrigen geben die ,Studien" UTTEND~iRFERS (~23) einen so nmfassenden Ueberblick iiber die Erniihrung, dal~ ich reich darauf beschr~inken kann, auf sie zu verweisen.

Schlulk

Schon seit mehreren Jahren stand der Habicht in meinem Programm mit an erster Stelle. Aber ich hhtte den Plan, das Leben dieses hal~ verfotgten und heute maneherorts schon selten gewordenen Vogels nigher kennen z~ lernen, wohl niemals durcbfiihren kiinnen, wenn nicht Herr Obel~Srster Dr. HAUSE~D0~FF dafiir gesorgt h~tte, daii Horst und Brut ,meiner Habichte" geschont wiirden. Ebenso trug Herr Fiirster STREmm~" zum Gelingen mit bei, denn manehes Mal sah er den grauen Schatten zur Zeit des Schnepfenstriches im D~mmer auf einen der Langschn~tbel stol~en oder sonst mit einer Beute voriiber- huschen. Die Verniehtung tier R~uber w~ire ihm ein Leichtes gewesen, aber er sehonte sie! Fiinf Jahre hintereinander flogen junge Habichte in diesem ~Valdteil aus. Fiir alle Hilfe~ die so viel warmes Verst~ndnis bewiesen hat, meinen herzlichen Dank an dieser Stelle auszusprechen, ist mir ein aufrichtiges Bed~irfnis! Ebenso danke ich Freund SCmEI~M~N fiir seine wertvolle Unterstiitzung bei der Durchfiihrung yon einigen ganztiigigen Beobachtungsreihen.

Zusammenfassung.

In der folgenden Zusammenstellung seien nur einige besonders interessante Feststellungen an dem yon mir beobachteten Paar aufge- fiihrt, da es zu welt fiihren wiirde, alle Fragen des umfangreichen Stories nochmals, wenn auch nur kurz, zu streifen.

1. Die Ablage der vier Eier erfolgte im Abstand yon 48 Stunden; das erste lag am 7. April im Nest.

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9. Die Brut begann mit dem zweiten El. 3. Das ~Veibehen betreute hauptsi~ehlieh das Gelege, das Miinnehen

brachte Beute und 16ste in der Friihe und gegen Mittag, vielleieht auch noch gegen Abend fiir ein bis zwei Stunden ab.

4. Den Anstol3 zur AblSsung gab das mit Futter kommende M~innchen, das mit seinem tjak tj~k das Weibchen yore Horst lockte.

5. Bereits wShrend der Brat begann das Weibchen alas Gro~lgefieder zu mausern. Das ~I~nnchen, das im Voltbesitz seiner Flugkraft bleiben mul]te, mauserte wie auch das SperbermSnnchen nieht.

6. Die reine Brutdauer betrug 38 Tage. 7. Am 16. Mai schl~pften am Nachmittag fast gleichzeitig zwei Junge

aus. Die erste Ftitterung land noch am Ahead statt. 8. Etwa 10 Tage hielt das Weibehen unmittelbar auf dem Horst

Wache, dann blieb es in der nhheren Umgebung. 9. In den ersten Tagen nach dem Schliipfen brachte das Mhnnchen

stets sauber gerupfte Beute. Etwa yore dritten Tage an begann sich auch alas ~Veibchen daran zu beteiligen.

10. Kleine Reste tier Mahlzeit wurden yon dem Weibchen entfernt, indem es sie verfiitterte oder selber herunterschlang. Gr513ere Beutereste trug es Stets im Schnabel fort.

11. Neben den als Warn- und Loekrufen bekannten Gik-Reihen liel3 das Weibchen noch ein tSnendes Giak hSren. Bei der Nallrungs- iibergabe wurden bussardShnliche Sehreie ausgestol3en.

12. Zwischen dem 17. und 21. Lebenstag verschwand das vierte stark zuriickgebliebene Junge spurlos.

13. Als die Jungen am 7. Juni 21--23 Tage alt waren, brachte das 3/[iinnehen ungerapfte Beute direkt auf den Horst.

14. Am 13. Juni war der Horst ZUln letzten Mal mit frisehen Kiefern- trieben ansgelegt. Zum letzten Mal sah ich an diesem Tage alas Weibchen die Beute zerreil]en und an die 27 und ~9 Tage alten Jungen verfiittern, die jetzt ihr Endgewicht erreicht hatten.

15. Am 21. Juni machten die drei 34--36 Tage a]ten Jungen einen ganz befiederten Eindruck.

16. Am ~7. Juni tibernachteten z~vei yon den 41--43 Tage alten Jungen bereits aul]erhalb, verbraehten aber den grSgten Tell des Tages in den Aesten oder auf dem t~orst, wo ihnefi noch das Fatter hingebracht wurde.

17. Am 1. Juli trennten sieh die Jungen im Alter yon 45--47 Tagen nach einer etwa einwgchigen lockeren Bindung endgfiltig yore Horst.

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Horst Siewert: Brutbiologie des Hiihnerhabiehts. " [J" f. O. 94 1933

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Aufnahme Horst Siewert

Das Weibchen h~ilt auf dem Horst Wache bei den 5 bis 9 Tage alten Jungen. 24. Mai 1931

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Journal fiir Ornithologie 1933 Ta~IIX

Au|nahme Horst Siewert

Junges 37Tage altes Habichtweibchen. 21. Juni 1931

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Journal fiir Ornithologie 1933 Tafel XI

Aufnahme Horst Siewert

Das alte ,~,l~innchen bringt am /V[orgen des l .Jul i 1931 zum letzten Mal eine Beute auf ,,leeren" Horst

Page 63: Die Brutbiologie des Hühnerhabichts

Journal fiJr Ornithologie 1933 Tafel XII

Der Kopf des alten Habichtweibchens

Aufnahme Horst Siewert