Die dritte Chance

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CLARK DARLTON

Die dritte Chance

MOEWIG-VERLAG MNCHEN

Ein deutscher Erstdruck

Der Moewig-Verlag in Mnchen ist Mitglied der Selbstkontrolle deutscher Romanheft-VerlageTERRA-Sonderbnde erscheinen monatlich im Moewig-Verlag, Mnchen 2, Trken-Strae 24. Postscheckkonto Mnchen 139 68. Erhltlich bei allen Zeitschriftenhandlungen. Preis je Band 1, DM. Gesamtherstellung: Buchdruckerei Hieronymus Mhlberger, Augsburg. Printed in Germany 1964. Scan by Brrazo 05/2008 Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 9 gltig. Fr die Herausgabe und Auslieferung In sterreich verantwortlich: Farago & Co. Baden bei Wien. Dieser Band darf nicht in Leihbchereien und Lesezirkeln gefhrt und nicht zum gewerbsmigen Umtausch verwendet werden.

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1.

Der Raum war quadratisch und ohne jede Einrichtung. Die Lnge der Seiten betrug nicht mehr als vier Meter, und der Mann, der sich gerade vom Boden erhob, konnte aufrecht stehen, ohne mit dem Kopf gegen die Decke zu stoen. Es war kalt, und die Luft in der sthlernen Kammer wirkte steril.Die einzige Abwechslung war ein groes, ovales Fenster in der einen Wand. Seine Rnder waren dick und massiv. Das Glas wenn es Glas war hatte eine Dicke von fnfzehn Zentimetern, aber trotzdem war es rein und durchsichtig.Der Mann hatte in der vergangenen halben Stunde feststellen mssen, da es fr seine Begriffe viel zu durchsichtig war. Er hatte die Augen geschlossen und die Hnde davorgehalten, aber das Bild, das er einmal gesehen hatte, war nicht mehr erloschen.Nun stand er da gegen die Wand gelehnt und schmte sich nicht, als ihm die Trnen kamen. Er wehrte sich nicht gegen sie und ahnte, da nur diese Trnen ihn vor dem beginnenden Wahnsinn retten konnten. Nur wenn er sich jetzt gehenlie, wrde er sich spter beherrschen knnen. Spter, wenn der Fremde kam und seinen Triumph auskosten wollte. Er wrde dazu vollauf berechtigt sein, denn seine Voraussage hatte sich erfllt. Seine schreckliche Prophezeiung war grausige Wirklichkeit geworden.Ich kann es immer noch nicht glauben, murmelte der Mann und sprte, wie die heien Trnen seine Mundwinkel erreichten. Sie waren salzig. Aber meine Augen sie knnen sich nicht getuscht haben. Mit ihnen habe ich es gesehen durch dieses Fenster. Er wagte nicht, in Richtung des ovalen Fensters zu blicken. Und wenn ich will, kann ich es noch immer sehen Er hmmerte verzweifelt mit den nackten Fusten gegen die sthlerne Wand. Dumpf klang es zurck. Auch diese Wand mute dick und massiv sein, eigentlich viel zu dick fr ein Raumschiff, das in mehreren tausend Kilometern Hhe die Erde umkreiste.Oder das, was einmal die Erde gewesen war.Er hrte auf zu hmmern, denn er wute, wie sinnlos es war. Zu oft schon hatte er versucht, die Aufmerksamkeit seiner Entfhrer, denen er nun auch noch das Leben verdankte, derart auf sich zu lenken. Sie kamen zu ihm, wenn er das wnschte und dachten. Sie waren Telepathen.Langsam drehte er sich um und ging wieder vor das Fenster. Er kniete sich nieder, um das, was er eigentlich nicht mehr sehen wollte, besser sehen zu knnen. Dabei dachte er an die Fremden und hoffte, sie wrden jetzt nicht kommen und ihn stren. Eben erst, entsann er sich, hatte er sie rufen wollen. War der menschliche Geist wirklich so voller Widersprche?Er sah aus dem Fenster und wute, da es so war.Dort unten also, der an vielen Stellen glhende und von dunklen Wolken umgebene Planet, das war die Erde. Hier und dort blitzten letzte Atomexplosionen auf; sie konnten nur von verspteten Raketen stammen, die erst jetzt ihr Ziel erreichten, denn es gab schon lngst keine Menschen mehr dort unten auf den verseuchten Kontinenten und Meeren.Er, hier im Raumschiff der Fremden, war der letzte Mensch.Dort unten in der entfesselten Hlle des atomaren Krieges, der vor einer halben Stunde begonnen hatte und bereits zu Ende war, konnte niemand mehr leben. Die Hitze Tausender knstlicher Sonnen hatte sie hinweggefegt von der Oberflche einer Welt, deren Untergang die Apokalyptiker immer wieder vorausgesagt hatten. Niemand hatte sie ernst genommen, auch er nicht, der nun der letzte Mensch war.Er, der seinen Namen vergessen hatte.Wer war er, der das Ende hatte berleben drfen?Merkwrdig ein Teil seiner Erinnerung funktionierte noch einwandfrei, und er konnte sich genau entsinnen, wie alles gekommen war. Und whrend er hinabstarrte auf die verbrennenden Kontinente, die kochenden Meere und die glhenden Gase der verseuchten Atmosphre, wurde das Unglaubliche, das er erlebte, noch einmal Wirklichkeit.

*

Es dunkelte bereits. Die Strae fhrte durch fast unbewohntes Gebiet. Ab und zu trat der Wald zurck, um Lichtungen Platz zu machen. Vereinzelte Bauerngehfte lagen rechts und links der Strae; ihre einsamen Lichter strahlten Geborgenheit und Frieden aus.Es war kalt drauen. Von den Wiesen und Mooren her kroch weier Nebel heran und lag meterhoch ber der Strae. Er mute nun langsamer fahren, obwohl er schon lange keinem Auto mehr begegnet war. Einmal war ihm gewesen, als husche ein groer, ovaler Schatten ber ihn hinweg, aber das mute eine Tuschung gewesen sein. Kein Flugzeug wrde bei diesem Nebel so niedrig fliegen, auerdem hatte er kein Motorengerusch vernommen.Er schaltete das Autoradio ein. Die Musik gab ihm das Gefhl, nicht mehr so allein zu sein. Die Heizung arbeitete einwandfrei und wrmte seine Fe.Drauen war der Nebel noch dichter geworden, und er mute im Schrittempo fahren. Bei klarem Wetter htte er lngst die Lichtglocke der fernen Stadt sehen mssen, so aber war es, als fhre er auf dem Grund eines Watteozeans dahin. Sein einziger Anhaltspunkt war die Strae.Er war diese Strecke schon oft gefahren, denn er war Vertreter. Meist gelang es ihm, abends zu Hause zu sein, aber es kam auch vor, da er in kleinen Dorfgasthfen bernachten mute.Das alles wute er noch, dachte er und versuchte verzweifelt, sich an weitere Einzelheiten seines Lebens zu erinnern. Aber der Name fiel ihm nicht mehr ein. Auch nicht das Land, in dem er gelebt hatte. War er Amerikaner oder Englnder? Ein Russe, Franzose oder Deutscher? Was war das fr eine Sprache, die er fr seine Heimatsprache hielt? Ihm fehlten die Vergleiche, er wute es nicht.Seine Gedanken kehrten zurck zu der einsamen Nachtfahrt.Er hatte die letzte Ortschaft passiert und wute, da nun eine lange, einsame Moorstrecke vor ihm lag. Der Waldrand trat zurck und machte niedrigen Bschen Platz, zwischen denen geisterhaft die Nebelschleier heranschlichen und sich ber die Strae legten. Sie reflektierten das Licht der Scheinwerfer und blendeten ihn. Im Radio kamen die Abendnachrichten, aber er hrte kaum hin. Irgendwo war wieder eine Revolution, Grenzen wurden berschritten, ein Monarch war ermordet worden und auf der anderen Seite der Welt eine Konferenz geplatzt. Jeder brstete sich seiner Strke und sprach vom Frieden. Jeder warnte den anderen vor einem unberlegten Schritt und tat ihn selbst.Ihn interessierte nur der Nebel und die Zeit. Bis zur Stadt bei dieser Langsamfahrt ? Mindestens noch eine Stunde, wenn nicht sogar zwei.Pltzlich war wieder der riesige, ovale Schatten da.Er sah ihn schrg vor sich im reflektierten Schein und trat unwillkrlich auf die Bremse. Als der Schatten blieb und sogar grer wurde, lie er den Wagen an die rechte Seite der Strae rollen und hielt an.Er tat es vllig mechanisch und ohne zu denken. Eine Erklrung fr das Phnomen gab es nicht. Es handelte sich weder um eine Spiegelung noch um eine optische Tuschung. Der ovale Riesenschatten war da und er kam noch nher, bis er wenige Meter vor den Lichtern des Autos die Strae zu berhren schien.Wenn er auch zuerst angenommen hatte, es knne sich bei dem ovalen Schatten vielleicht um eine Wolke handeln, oder um Rauch, so mute er jetzt feststellen, wie sehr er sich getuscht hatte. Das, was da wenige Meter vor ihm auf der Strae gelandet war und ihm den Weg versperrte, war etwas solide Aussehendes, etwas Materielles. Es war ein groer Gegenstand, etwa in der Form eines Luftschiffes. Rechts und links zerflossen seine Formen mit dem Nebel und wurden eins mit ihm. Die dickere Mitte aber blieb.Er hockte hinter dem Steuer und starrte auf das Unbegreifliche. Der Motor seines Wagens lief noch immer. Leise spielte das Radio.Nebelfetzen hasteten vorber, und es klrte sich fr einige Augenblicke etwas auf.Das geheimnisvolle Gebilde war jetzt deutlicher zu erkennen. Seine schimmernde Oberflche, die das Licht der Scheinwerfer grell reflektierte, war zweifellos aus Metall. Eine rechteckige ffnung entstand in der sonst glatten Metallflche. Rechts und links flammten hinter runden Bullaugen Lichter auf. Undeutlich bewegten sich Schatten.In diesen erregenden Sekunden begann er zu ahnen, da dies kein notgelandetes Luftschiff, kein Flugzeug oder sonst irgend etwas sein konnte. Auch war es kein Zufall gewesen, da es gerade vor ihm auf der Strae gelandet war. Wer immer auch in dem geheimnisvollen Fahrzeug sa und es lenkte, er konnte mit seinen Augen den Nebel durchdringen und war absichtlich genau an dieser Stelle niedergegangen.Auch in dem Raum hinter dem Rechteck flammte Licht auf. Deutlich hob sich ein dunkler Schatten gegen eine hellbeleuchtete Flche ab ein menschlicher Schatten.Er der seinen Namen vergessen hatte bemerkte es mit einem unbegreiflichen Erstaunen. Hatte er vielleicht mit etwas anderem gerechnet als mit einem menschlichen Schatten? Er wute es nicht, aber er versprte trotzdem eine niemals zuvor gekannte Angst. Sie schnrte ihm die Kehle zu und erstickte seinen Schrei. Seine rechte Hand glitt zur Gangschaltung. Es wrde schwer sein, auf der schmalen Strae zu wenden, ohne in den sumpfigen Graben zu geraten. Im Radio pries jemand ein Beruhigungsmittel an.Er schaltete es ab. Dann drehte er den Zndschlssel nach links. Das Surren des Motors erstarb. Er wute nicht, warum er das alles tat und warum er sich selbst seiner letzten und einzigen Fluchtmglichkeit beraubte. Er tat es einfach, weil er es aus einem inneren Impuls heraus tun mute. Ihm war, als htte sein Gewissen ihm den Befehl dazu erteilt.Die Gestalt in dem hellerleuchteten Viereck winkte ihm zu.Er zgerte keine Sekunde, dem schweigenden Ruf zu folgen. Entschlossen ffnete er die Wagentr, stieg aus und warf sie zu. Den Schlssel lie er stecken. Langsam schritt er, wie unter einem hypnotischen Zwang, auf die metallisch schimmernde Wand zu, wo die Gestalt reglos auf ihn wartete. Seine Angst war verschwunden und hatte einer fast freudigen Erwartung Platz gemacht. Wer immer diese seltsamen Fremden auch sein mochten, sie wollten ihm nicht schaden. Er wute es, ohne die Quelle seines Wissens berhaupt zu kennen.Dicht vor dem Lichtfenster blieb er stehen. Er konnte das Gesicht der dunklen Gestalt nicht erkennen, denn es lag in vlliger Dunkelheit. Fnf Stufen schoben sich ihm entgegen, und ohne zu zgern stieg er sie empor und betrat das merkwrdige Gebilde, das so pltzlich vor ihm aufgetaucht war.Der Fremde machte ihm Platz. Die Stufen wurden wieder eingezogen, und die Luke schlo sich. Unwillkrlich drehte er sich um und sah in Richtung seines Autos. Es war verschwunden, als habe der Nebel es verschluckt.Er wollte etwas sagen, eine Erklrung fr das Unbegreifliche verlangen, das um ihn geschah, aber er kam nicht mehr dazu.Pltzlich schien es, als wlbe sich ihm der Fuboden entgegen. Sein Krper wurde schwer, viel zu schwer fr seine schwachen Beine. Er verlor den Halt und sackte zusammen. Ihm war, als presse sich eine unsichtbare Faust in sein Genick und drcke ihn hinab gegen den glatten, harten Boden.Er sprte noch, wie sein Gesicht gegen etwas Kaltes, Unnachgiebiges prallte, dann wute er nichts mehr.Wie lange er bewutlos gewesen war, hatte er spter nicht mehr abschtzen knnen. Sie hatten ihm seine Uhr und alles weggenommen, das er in den Taschen seines Anzuges trug. Er hatte die Zeit und seinen Namen vergessen. Er wute nur noch, da er mit dem Auto gefahren und dem Raumschiff der Fremden begegnet war.Sie hatten ihm einen kleinen Raum zugewiesen, eben jenen Raum, in dem er sich jetzt aufhielt und von dem aus er zugesehen hatte, wie die Erde vernichtet wurde. Nicht von den Fremden, sondern von den Menschen.Erneut versuchte er sich zu erinnern, warum es geschehen war, aber auch hier hatte sein Gedchtnis bemerkenswerte Lcken. Der Fremde, der ihn empfangen hatte, hatte es ihm erklrt. Er war Telepath und konnte nicht nur Gedanken lesen, sondern seine eigenen auch einem Nichttelepathen mitteilen. So war die Verstndigung einfach gewesen.Als er, der Namenlose, erwachte, geschah es in einem anderen Raum. Er lag auf einer Art Bett, von weien Wnden umgeben. Auch die Decke war wei wie in einem Krankenhaus. Der Fremde stand da und sah auf ihn herunter. Sein Gesicht war nun endlich zu erkennen, aber es verriet nichts. Es war das Gesicht eines Menschen, aber es wirkte irgendwie zu durchschnittlich. Wie das Gesicht einer Puppe.Er, der Erwachende, gab den Blick zurck. Die Augen waren das einzig wirklich Lebendige im Gesicht des Fremden. Ihr zwingender Bann gab Befehle und strahlte zugleich Beruhigung aus. Sie versicherten Friede und Geborgenheit. Sie verrieten keine bse Absicht.Wo bin ich?Der schmale Mund des Fremden bewegte sich nicht, und doch war es ihm so gewesen, als vernhme er gesprochene Worte. Erst viel spter hatte er begriffen, da es nur die Gedanken des Fremden waren, die sich ihm auf seltsame Art mitteilten. Der Mann im schwarzen Umhang hatte ihn nur angesehen und lautlos mit ihm gesprochen.Du brauchst keine Angst zu haben, denn du bist in Sicherheit. Du bist sogar der einzige Mensch, der in Sicherheit ist.Wer seid ihr?Der Fremde hatte nicht einmal gelchelt, als er diese Frage beantwortete, auf die gleiche lautlose, unheimliche Weise wie vorher.Wir kommen von dem zweiten Planeten eines Sternes, den wir B-18 nennen. Du wirst ihn als L-789-6 kennen, wenn du astronomisch gebildet bist. Eurer Rechnung nach knapp zehn Lichtjahre von der Sonne entfernt.Das war eine ungeheuerliche Erffnung gewesen, aber wie lange war das nun schon her? Einige Stunden, Tage? Oder gar Wochen?Ihr seid keine Menschen?Wir nehmen jede Gestalt an, die uns fr den Augenblick genehm scheint. Du wirst meine Gefhrten nicht zu sehen bekommen, denn ihr Anblick wrde dich erschrecken. Doch nun la dir erklren Was wollt ihr von mir? Warum habt ihr mich gefangen?Ich wollte es dir gerade erklren, hatte der Fremde geantwortet und sein Gesicht dabei nicht verzogen. Es blieb starr und leblos wie eine Maske. Vielleicht war es eine Maske. Unsere Welt, zehn Lichtjahre von dieser entfernt, gehrt dem Galaktischen Bund an und untersteht damit den Gesetzen des Imperiums. Wir Imperium ?Wundere dich nicht ber Dinge, die uns selbstverstndlich sind. Auch dein Volk ist dabei, den Raum zu erobern, darum haben wir euch gefunden. Es gibt nicht viele bewohnbare Planeten ohne Leben. berall hat sich eine beherrschende Intelligenz entwickelt, und frher oder spter, nach Jahrmillionen, erreicht sie die Entwicklungsstufe C. Das ist der Augenblick, wo sie sich anschickt, ihre Heimatwelt zu verlassen, um in die unerforschten Tiefen des Raumes vorzustoen. Leider fllt dieser Zeitpunkt stets mit einem anderen Ereignis zusammen, was natrlich logisch bedingt ist. Zusammen mit der Raumfahrt hat auch die Waffentechnik einen Punkt erreicht, der nicht nur den Frieden und Bestand des betreffenden Planeten, sondern auch die Sicherheit der im Galaktischen Bund vereinigten Welten gefhrdet. Du verstehst, was ich damit sagen will?Der Mann ohne Erinnerung nickte langsam. Er begriff schneller und besser, als er erwartet hatte. Fremde aus dem All! Sie kamen, um die Erde zu beobachten. Die Atombomben und Raketen hatten sie angelockt. Sie muten ein empfindliches und zuverlssiges Warnsystem besitzen und die Erde schon lange kennen.Warum kamt ihr nicht frher?Das Gesetz verbot uns das, lautete die halb erwartete Antwort. Erst dann, wenn berechtigte Anzeichen fr den bevorstehenden Untergang einer Rasse bestehen, drfen wir eingreifen.Eingreifen? Soll das heien .?Nein, nicht so! Der Fremde schien seine Befrchtung erraten zu haben, noch ehe sie gedacht war. Wir drfen die Katastrophe weder verhindern noch frdern, obwohl der Untergang deiner Welt, das gebe ich offen zu, im Interesse meiner Rasse liegt. Kolonialwelten sind knapp, das betonte ich bereits mit meinem Hinweis auf die bewohnbaren Planeten, die alle schon ihren Besitzer haben. Der Bund verbietet die Kolonisation und Versklavung einer fremden Rasse, aber er verbietet nicht die bernahme einer Welt, deren Bewohner einer Kontaktaufnahme nicht wrdig scheinen. Und in dem Augenblick, in dem eine Rasse sich anschickt, sich selbst auszulschen, ist sie nicht wrdig.Wer sagt, da wir uns auszulschen beabsichtigen?Wir sehen es. Alle Anzeichen sprechen dafr. Du glaubst mir vielleicht nicht, aber wir werden es dir beweisen. Jetzt in diesem Augenblick kannst du froh sein, in unserem Raumschiff zu sein. Die politische Lage auf der Erde hat sich zugespitzt. Jede Sekunde kann einer der Verantwortlichen die Nerven verlieren und den Beginn des Krieges befehlen. Er bedeutet bei dem heutigen Stand eurer Technik das Ende eurer Welt. Was brigbleibt, ist nicht mehr zu gebrauchen, darum werden wir eingreifen, ehe dieser Krieg beginnt aber natrlich erst dann, wenn bewiesen ist, da er ausbrach.Das das verstehe ich nicht. Wie knnt ihr etwas beweisen wollen, das noch nicht geschehen ist? Solange der Atomkrieg nicht ausbricht, lt sich auch nicht beweisen, da er ausbrechen wird. Und wenn er es tat. dann ist es auch fr euch zu spt.Nein, fr uns nicht! Der Fremde trat ein wenig zurck. Auch das werden wir dir beweisen wenn es geschah.Er verstand nichts mehr. Was hatten die Fremden vor? Welche Mittel besaen sie, etwas nicht Geschehenes zu beweisen? Aber da sprach der Fremde auch schon wieder zu ihm:Folge mir. Ich fhre dich in einen Raum, von dem aus du deine Heimatwelt sehen kannst. Unser Schiff umkreist sie in groer Hhe. Wir warten hier, bis unsere Gewiheit sich erfllt. Niemals zuvor war in unserer Praxis eine Rasse so nahe vor der Selbstzerstrung wie die deine. Wir fangen die Funkmeldungen auf und sind ber alles unterrichtet, was dort unten geschieht. Die ersten Raketen sind bereits so gut wie unterwegs.Sie, die Fremden, waren sich ihrer Sache sehr sicher.Einige Stunden oder Tage spter folgte er seinem Fhrer in den quadratischen Raum und sah sich dann alleingelassen. Das groe Fenster gab den Blick auf die Erde frei. Deutlich waren die Kontinente zu unterscheiden, aber die angekndigten Raketen waren nicht zu sehen. Sie waren viel zu klein.Er glaubte nicht alles, was er gehrt hatte. Wie sollte er auch? Galaktischer Bund? Wenn es wirklich so etwas gab, dann besaen die ihm angeschlossenen Intelligenzen auch die Macht, sich eine Kolonialwelt anzueignen, wenn sie das wnschten. Wozu also die Umstnde? Warum hatten sie ihn von der Erde geholt und machten sich die Mhe, ihm die Unwrdigkeit der Menschheit zu beweisen? Warum eroberten sie nicht einfach die Erde, wenn sie ohnehin darauf aus waren, sie zu annektieren?Dann, Minuten spter, blieb ihm keine Zeit mehr zum Nachdenken.Die ersten Explosionen blitzten auf, dann berzog sich der Erdball mit tobender Vernichtung, nur durch den Vorhang der radioaktiven Wolkenschleier scheinbar abgemildert.Er der Mensch ohne Vergangenheit sah zu, wie seine Welt starb. Er weinte, schluchzte und fluchte, aber es half nichts. Es konnte keine Tuschung sein. Die Menschen, schon auf der Schwelle zum grten Abenteuer und vor der Begegnung mit ihren kosmischen Brdern, vernichteten sich gegenseitig.Es konnte kein Zweifel daran bestehen, da der Fremde recht behalten hatte. Die Erde wrde ihnen bald gehren. Nach den Gesetzen dieses Galaktischen Bundes, von dessen Existenz kein Mensch etwas ahnte.Er hrte ein Gerusch und drehte sich um.In der Tr stand der Fremde und betrachtete ihn teilnahmslos.Unsere Voraussage hat sich erfllt, die Unwrdigkeit deiner Rasse ist damit bewiesen. Aber ich habe dir noch nicht alles berichtet. Die Gesetze des Bundes sind sehr streng. Wer sie nicht befolgt, wird ausgestoen. Eine Rasse jedoch, die allein und isoliert zwischen den bewohnten Sonnensystemen zu existieren hat und von allen ignoriert wird, geht unter. Allein auf sich gestellt erlischt eine solche Rasse bereits nach wenigen Jahrtausenden. Darum hlt sich jeder an die Galaktischen Gesetze. Und das Gesetz besagt weiter, da jede Welt eine dreimalige Chance erhlt. Sieh dort hinab auf die Erde! Sie ist vernichtet. Die erste Chance ist vergeben. Die Menschen haben sie nicht genutzt. Aber noch drfen wir nicht eingreifen. Noch gehrt uns die Erde nicht. Sie erhlt ihre zweite Chance. Und darum nahmen wir dich gefangen.Er, der Namenlose, starrte abwechselnd auf die tote Erde und in das seelenlose Gesicht des Fremden. Eben erst hatte er damit begonnen, sich mit dem Ende der Welt abzufinden, und nun sollten die Menschen eine zweite Chance erhalten? Wie war das mglich? Die Katastrophe war doch schon geschehen. Konnte man sie rckgngig machen?Ja, das kann man, besttigte nun der Fremde die unausgesprochene Frage. Wir selbst greifen nicht ein, das ist uns verboten und auch nicht in unserem Sinne. Wenn die zweite und dritte Chance vertan sind, gehrt die Erde uns. Nicht eher. Wir mssen euch diese Chance geben. Wir haben dich gewhlt. Es war reiner Zufall. Wir nahmen dir einen Teil der Erinnerung, aber du wirst eine neue erhalten, wenn du auf die Erde zurckkehrst Auf die Erde zurckkehren? Aber, sie ist doch nicht mehr Ich habe dir noch nicht alles gesagt. Erinnere dich, da ich behauptete, wir wollten etwas beweisen, was noch geschehen wrde. Natrlich ist so etwas nur mglich, wenn man den Verlauf der Zeit beeinflussen kann. Wir beherrschen die Zeit. Das Bild der Erde, wie du es jetzt siehst, ist ein Bild aus der Zukunft. Wir werden dich mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit deine Gegenwart zurckbringen, dir eine neue Identitt geben und dich dann in einem beliebigen Land absetzen. Du hast von dem Augenblick ah, wo deine Fe irdischen Boden betreten, nur eine einzige Aufgabe: den bevorstehenden Krieg zu verhindern. Mit allen Mitteln! Es ist deine Sache, wie du es anstellst, von uns hast du keine Hilfe zu erwarten. Wir hoffen sogar, da dein Vorhaben milingt, denn die Erde ist eine schne Welt. Aber es ist unsere Pflicht, dir und deiner Rasse diese Chance zu geben. Nur wenn du ablehnst, ist, es uns laut Gesetz gestattet, die Erde schon jetzt zu bernehmen. Die Entscheidung liegt allein bei dir, einem unbekannten Menschen.Eine Zeitmaschine ? Wie ist das mglich?Es gibt viele Dinge, die dir noch unvorstellbar scheinen, die Zeitmaschine ist nur eine von vielen Erfindungen, die uns zur Verfgung stehen. Ihr Mibrauch ist verboten, aber in deinem Fall dient die Maschine ja nur dazu, der Menschheit eine zweite Chance zu geben. Nimmst du also unseren Vorschlag an?Der unbekannte Mensch sah hinab auf die verbrannte Erde. An vielen Stellen waren die Rauchpilze bis hoch hinauf in die Atmosphre gestiegen und trbten die Sicht. Mattes Glhen brach dort durch, wo die Kontinente liegen mochten. Der einstmals grnblaue Planet war schwarz geworden, schwarz und tot. Eine Welt ohne Zukunft.Ja, ich nehme den Vorschlag an. Ich werde euch beweisen, da der Mensch wrdig ist, seinen Weg weiterzugehen. Er soll seinen Fu auf fremde Welten setzen und lernen, was Frieden ist. Ich werde dafr sorgen, da der Mensch die Enge seines bisherigen Horizontes sprengt und anders zu denken lernt. Es wird meine Aufgabe sein, ihm die Achtung vor dem anderen Lebewesen beizubringen, denn seine angeborene Tierliebe wird auch sein erster Schritt zur Kontaktbereitschaft mit dem Weltall sein. Ich werde An dieser Stelle wurde er von dem Fremden unterbrochen.Es liegt an dir, was du unternehmen wirst und was du schlielich erreichst. In welches Land mchtest du gehen?Kann ich mein Gedchtnis nicht zurckerhalten ?Nein, damit sollst du dich nicht belasten. Es wrde dir in deinem bevorstehenden Kampf gegen die Unvernunft nichts ntzen. Und nun berlege es dir gut, ehe du mir antwortest. Du hast nur eine Wahl! Dein Entschlu ist nicht rckgngig zu machen. Du wirst die Persnlichkeit, die du werden mchtest und du bleibst sie bis zum Ende. berlege dir gut, welche Identitt dir am geeignetsten erscheint, dein Vorhaben erfolgreich durchzufhren!Die Wahl war nicht schwer.

2.

Das mit der erloschenen Erinnerung stimmte nicht ganz.Gerold Fabian wute genau, was geschehen war, ehe sie ihn am Rande der groen Stadt absetzten. Es war eine mondlose und nebelige Nacht, eine hnliche Nacht wie jene, in der sie ihn geholt hatten. Seine Sorge, die Radaranlagen des Landes wrden sie entdecken, blieben unberechtigt. Ungehindert verschwand das geheimnisvolle Raumschiff genauso schnell, wie es vorher gelandet war.Gerold Fabian blieb allein zurck allein in einer Welt, die seine Heimat war. Noch ein Jahr sein wrde, denn die Fremden hatten ihn mit Hilfe ihrer Zeitmaschine zwlf Monate in die Vergangenheit geschickt. Die Erde existierte noch, allerdings wie man ihm versichert hatte in einer anderen Daseinsebene. Es war eine Parallelwelt, und vergeblich wrde er in ihr nach sich selbst suchen, ganz davon abgesehen, da er nicht wute, wer er war oder besser, gewesen war.Fabian, wie er nun hie, konnte sich keine rechte Vorstellung von einer Parallelwelt machen, aber der Fremde verweigerte nhere Erklrungen. Es sei im Grunde nicht nur die gleiche, sondern sogar dieselbe Welt wie jene, aus der er gekommen war. Wenn er sie vor dem Untergang bewahrte, so genge das.Er war also jetzt Gerold Fabian, mit einem gltigen Pa und mit den besten Vorstzen ausgestattet. Er war in der Zukunft gewesen und kannte das Schicksal der Erde und ihrer Bewohner. Es lag in seiner Hand, die Menschen davon zu berzeugen, da sie den letzten, frchterlichen Krieg niemals beginnen durften. Wie er das allerdings anstellen sollte, darber besa er nur sehr unklare Vorstellungen.Bevor er sich seine Identitt aussuchen durfte, wurde er darauf aufmerksam gemacht, da er nicht so einfach die Persnlichkeit des Prsidenten der USA bernehmen konnte, wie er das zuerst wnschte. Nein, er war ein fhiger Wissenschaftler geworden. Eine kurze Hypnoschulung hatte ihm die dafr notwendigen Voraussetzungen vermittelt. Sie hatte gleichzeitig die Erinnerung an sein frheres Dasein endgltig gelscht. Sein Leben begann in dem Augenblick, in dem er das Schiff der Fremden verlie.Nicht ganz, natrlich, denn er war ja Gerold Fabian, der bislang unbekannte Physiker aus Europa, der in die USA gekommen war, um an der Entwicklung weiterer Atomwaffen mitzuwirken. Wo der wirkliche Fabian geblieben war, ahnte er natrlich auch nicht. Er wute nicht einmal, ob es ihn berhaupt jemals gegeben hatte.Seine knstliche Erinnerung setzte ein, whrend das Raumschiff in den Nebelwolken verschwand. Ja, er kannte diese einsame Gegend in der Nhe der Kste. Hier war er oft am Tage gewesen, wenn seine Arbeit ihm Zeit dazu lie. Die Bahnlinie und die Station waren nicht mehr weit. Hchstens zehn Minuten. In einer Stunde konnte er zu Hause sein.Er sah nicht mehr zurck und fand die Strae, die nach Westen fhrte. Der Nebel hatte nachgelassen, und er konnte bald die Lichter der Station sehen. Hier verkehrten die Vorortzge alle paar Minuten, und er wrde nicht lange zu warten haben. Seine Hand ging unwillkrlich zur Brusttasche. Er fhlte den dicken Packen mit Banknoten. Wo hatte er sie eigentlich her? So genau wute er es nicht mehr Im Zug war es kalt und ungemtlich. Ihm gegenber hatte ein Mann Platz genommen, der nach Fusel stank. Keine angenehme Reisegesellschaft, dachte Fabian bitter, aber immerhin ist er ein Mensch, und kein Fremder in der Gestalt eines Menschen. Mit einem gelinden Schrecken wurde ihm klar, da er das Ganze nicht getrumt hatte. Aber wie waren sie ausgerechnet auf ihn, den unbekannten Physiker Gerold Fabian, verfallen?Was was starren Sie mich so an? knurrte der Angetrunkene bse und stie eine widerliche Alkoholfahne aus, die Fabian fast die Besinnung geraubt htte, wenn er nicht schnell die Luft angehalten htte. Ich habe mich besoffen na, und?Oh, Sie miverstehen, mein Herr. Ich habe Sie nicht angestarrt, sondern mir nur berlegt, ob Sie Hilfe bentigen.Der Betrunkene betrachtete ihn verwundert.Hilfe? Ich? Er lachte grlend. Warum sollte ich wohl Hilfe bentigen? Ich habe einen sitzen und fhle mich wohl. Auerdem habe ich den richtigen Zug erwischt. Was will ich noch mehr? Hick.Der Zug erreichte die Vorstadt. Immer mehr Lichter erhellten die Nacht und vertrieben die Dunkelheit. Leuchtreklamen flammten auf. Fabian sah auf seine Uhr er hatte jetzt wieder eine. Gleich Mitternacht.Man sollte sich nicht so sinnlos betrinken, sagte er, um berhaupt etwas zu sagen.Sein Gegenber versuchte aufzustehen, sank aber sofort wieder auf die Bank zurck.Das hat mir gerade noch gefehlt! jammerte er. Hren Sie blo mit den Moralpredigten auf, Mann. Ich trinke, wann und wo ich will. Und soviel ich will! Wir leben in einem freien Land, und ich bin ein freier Brger nick Sein Kopf sank gegen die Brust, dann verkndeten regelmige Schnarchtne, da er seine ihm verfassungsmig zustehende Freiheit dazu benutzte, ausgerechnet jetzt einzuschlafen.Fabian war es recht. Er lehnte sich gegen die Rckwand und versuchte nachzudenken. Etwas weiter vorn im Wagen sa ein Liebespaar und nahm weniger Platz ein als ein normaler Erwachsener. Sonst waren nur noch zwei Mnner anwesend, die sich leise und angeregt unterhielten.Wo sollte er beginnen? Hier und jetzt? Das war vllig sinnlos. Und auch dann, wenn er den einen oder anderen zu berzeugen vermochte, was ntzte das schon? Nein, wenn schon, dann mute er gleich bei den entscheidenden Stellen ansetzen. Bei den Wissenschaftlern und Politikern, oder gar sofort im Verteidigungsministerium.Als der Zug die Endstation erreichte, lie er den Betrunkenen weiterschlafen, stieg aus und machte sich auf den Weg zum nchsten Taxistand. Die beiden Mnner, die sich so angeregt unterhalten hatten, waren spurlos verschwunden. Das Liebespaar schlenderte engumschlungen der nchsten Bar zu. Der Betrunkene fuhr die Strecke wohl wieder zurck. Immerhin behielt er recht: Er hockte jedenfalls im richtigen Zug.Fabian nannte dem Fahrer seine Adresse und lehnte sich in die Polster zurck. Aber der Mann am Steuer gehrte wohl zu den gesprchigen Typen, die es fr ihre Pflicht hielten, ihren Fahrgast zu unterhalten.Eine schne, warme Nacht, finden Sie nicht? Sie waren wohl drauen am Meer?Ja, da war ich auch, gab Fabian Auskunft.Hatte heute abend schon zehn Fuhren in die City, Sir. Er drehte sich um und zwinkerte vertraulich. Aber alles Prchen. Sie sind der erste Einzelgnger.Ich bin unverheiratet.Der Chauffeur lachte belustigt.Oh, die anderen waren auch nicht alle verheiratet. Was glauben Sie wohl, wieviel Unverheiratete Fabian hatte keine besondere Lust, sich die Sittengeschichte der groen Stadt anzuhren.Ich war geschftlich drauen, unterbrach er den Fahrer.Der schaltete sofort um.Ja, die Geschfte, Mister. Man mu sich schon plagen, wenn man die tglichen Brtchen verdienen will. Unsereins hat es da nicht leicht, denn wem sitzen die Scheine noch locker bei den schlechten Zeiten? Auerdem wei niemand, wie lange es noch dauert.Fabian versprte pltzliches Interesse. Er beugte sich vor.Was meinen Sie damit wie lange es noch dauert?Bis sie sich gegenseitig in die Luft sprengen, das meine ich, erwiderte der Fahrer, und in seiner Stimme war nicht mehr die vorherige Gleichgltigkeit. Das sieht doch ein Blinder, da eines Tages ein Unglck geschieht. Da bauen sie immer mehr Bomben und Teufelskram, bis sie eines schnen Tages genug davon haben. Und dann bumms!Fabian beschlo, auf den Busch zu klopfen.Sie sind wohl Kommunist, was?Der Fahrer wurde so wtend, da er mit dem Taxi fast gegen den nchsten Hydranten gerast wre. Nur mit Mhe hielt er die Richtung und verlangsamte das Tempo.Kommunist? Wieso? Verrckte Idee!Aber es sind doch die Kommunisten, die in unserem Land gegen die atomare Aufrstung protestieren. Das ist erwiesen. Darum frage ich.Ach, und wenn in Ruland drben mal jemand gegen die Aufrstung protestiert wohlgemerkt, gegen die Aufrstung in Ruland! , dann handelt es sich um Imperialisten und Kriegstreiber, so unsinnig sich das auch anhren mag. Nee, mein Lieber, die Theorie stimmt nicht. Ich bin weder ein Kommunist noch sonst was. Ich bin ein Mensch, der seinen Frieden will, mehr nicht. Von Politik habe ich keine Ahnung.Aber Sie spren in Ihrem Innersten, da die Atombombe die Existenz unserer Erde gefhrdet?Wenn Sie es so ausdrcken wollen ja, das spre ich. Aber es liegt nicht an den Bomben, sondern an den Menschen. Ich habe nichts gegen den technischen Fortschritt, wohl aber gegen die Methoden, mit denen man ihm zu Leibe rckt. Warum geht es uns denn nicht besser, obwohl der Stand der Technik immer hher wird? Da stimmt doch etwas nicht.Fabian entschlo sich zur entscheidenden Frage:Was knnte man dagegen tun?Der Mann zuckte die Achseln, fuhr rechts ran und hielt.Das wei niemand, Mister. Was knnen wir schon tun? Niemand hrt auf den kleinen Mann und das sind wir doch beide, Sie und ich. Man hrt ja nicht einmal auf die groen. Wir sind da. Macht zweifnfzig.Fabian gab ihm drei Dollar und stieg aus. Er sah an der dunklen Huserfront hoch. Hier und da brannte noch Licht. In dieser Gegend war es nicht sehr belebt, obwohl die Vergngungsviertel nur einige Straenzge weiter nach Westen lagen.Vielleicht haben wir nicht mehr viel Zeit, sagte er und nickte dem Taxifahrer abschiednehmend zu. Langsam schritt er davon. Hinter ihm fuhr der Wagen an und verschwand schnell in der Dunkelheit.Nun war Fabian wieder allein.Er kannte diese Strae. Hatte er frher auch hier gelebt? War er frher Fabian gewesen? Jedenfalls wute er genau, in welchem Haus er wohnte, in welchem Stockwerk und wie sein Appartement aussah. In seiner Tasche fhlte er die Schlssel zur Etagentr.Der Aufzug brachte ihn hoch zum vierzehnten Stock. Er schritt an den vielen Tren vorbei, hinter denen andere Menschen wohnten Menschen, die er gut kannte, wenn er sich auch nicht viel um sie gekmmert hatte.Gekmmert hatte !?Fr einen Augenblick beschlich ihn Grauen, aber dann entsann er sich, da man ihm eine vollkommene Erinnerung gegeben hatte. Aber was war dann mit den Menschen, die hier wohnten und ihn kannten? Die hatten doch noch ihre alten Erinnerungen. Wrden sie etwas bemerken? Und wenn sie ihn kannten, wen kannten sie wirklich?Er schlo seine Tr auf, verschlo sie wieder hinter sich und atmete erleichtert auf. Das groe Wohnzimmer bot ihm Sicherheit und Ruhe. Der runde Tisch stand noch so, wie er ihn heute frh verlassen hatte.Heute frh ?Es hat wenig Sinn, darber nachzudenken und zu versuchen, das Rtsel zu lsen, sprach er vor sich hin. Wer wei, was sie mit ihrer Zeitmaschine alles anstellen knnen. Ich wurde ein volles Jahr zurckversetzt. Aber wie soll ich das kontrollieren? Ich wei ja nicht einmal, in welchem Jahr sie mich einfingen!Er zog die Jacke aus und suchte in der kleinen Hausbar nach einer geeigneten Strkung. Dann fand er in der Kche etwas kalten Braten und Brot. Dazu eine Flasche Bier. Sein Bett nebenan war noch nicht gemacht.Es wurde wirklich Zeit, da er sein junggesellenhaftes Leben nderte. Er mute an Einflu gewinnen. Als unbedeutender Mann wrde er die Welt nicht retten knnen, denn niemand wrde auf ihn hren.Er begann pltzlich zu ahnen, wie schwer es sein wrde, den Menschen etwas Gutes zu tun. Ihr Mitrauen wrde wie eine Mauer sein, gegen die man vergeblich anrannte.Aber er hatte ein Jahr Zeit, und schon morgen wrde er beginnen.

*

Nun, haben Sie Ihren freien Tag gestern genossen?Professor Belmeaux klopfte Fabian gutmtig auf die Schulter, und seine Stimme klang ein wenig neidisch. Wie immer trug er seinen schlampigen und vernachlssigten Anzug, den ihm niemand belnahm, weil er zu ihm gehrte. Die weien Haare lagen wirr auf dem hohen Schdel, an dem nur die hellen, munteren Augen auffielen.War am Meer, Herr Kollege. Sie wissen ja, ich liebe das Meer.Wer liebt es nicht, Fabian? Nette Mdchen dort?Aber, Herr Professor !Belmeaux kicherte vergngt.Sie denken wohl, ich wre zu alt, um an junge Mdchen denken zu drfen, was? Da haben Sie sich aber geirrt. Denken kann ich immer!Fabian grinste mhsam. Also gestern hatte er seinen freien Tag gehabt? Fast htte er es vergessen. Die knstliche Erinnerung war lckenhaft. Er wrde vorsichtig sein mssen, wollte er sich nicht verraten.Wie gut, da Ihre Studentinnen das nicht wissen, Professor.Belmeaux wurde pltzlich ernst.Haben Sie schon gehrt, wer heute kommt? Ah, ich sehe Ihrem Gesicht schon an, da Sie es nicht wissen. Sie werden staunen! Weiberger stattet unserer Universitt einen Besuch ab. Ihre Vorlesung heute vormittag wird wohl ausfallen mssen. Dafr werden wir vielleicht einige Neuigkeiten erfahren. Weiberger wei ja alles ber den Atombetrieb.Fabian war es, als winke das Schicksal ihm zu.Professor Dr. Weiberger, einer jener Mnner, die der Welt die gefhrlichsten Waffen gegeben hatten. Atombomben mit Robaltmantel und hnliche Scherze. Genau jene Waffen, wute Fabian, mit denen man in dreihundertfnfundsechzig Tagen die Entwicklung der Menschheit abschlo.Weiberger war einer der Schlssel zur Zukunft.Fabian fhlte, da er etwas sagen mute, wenn er nicht auffallen wollte. Belmeaux schaute ihn schon ganz verwundert an.Na hat es Ihnen die Sprache verschlagen?Oh ich war nur berrascht. Weiberger also? Wie lange wird er sich bei uns aufhalten?Nur heute. Er ist auf Vortragsreise durch die Staaten. Sie wissen ja, Beruhigungspillen. Die Studenten demonstrieren mal wieder, und da mu Weiberger her.Fabian begriff. Das war fr sein Vorhaben natrlich denkbar ungnstig, aber wenn er schon jemand ins Vertrauen zog, warum nicht ausgerechnet jenen Mann, der die Fden in seiner Hand hielt? Vielleicht konnte man ihn davon berzeugen, da es noch nicht zu spt war. Wenn Weiberger erfuhr, da die Erben der Erde schon drauen im Weltraum warteten, wrde er vielleicht einsichtig werden. Schlielich war er ein Wissenschaftler, ein uerst kluger Kopf. Er wrde den Gedanken an auerirdische Intelligenzen nicht so absurd finden wie der Mann auf der Strae.Fabian wandte sich an Belmeaux.Kennen Sie Weiberger nicht persnlich, Professor?Flchtig, Herr Kollege. Habe ihn mal drben im alten Europa getroffen, als er noch ein kleiner Universittsprofessor war. Wird sich aber kaum noch an mich erinnern. Warum fragen Sie?Ach nicht so wichtig. Ich htte ihn gern gesprochen.Der Franzose warf Fabian einen fragenden Blick zu, dann sagte er: Das wird sich machen lassen. Am besten nach seinem Vortrag in der Festhalle. Vielleicht hat er Zeit. Fabian schttelte den Kopf.Nein, vor seinem Vortrag, Belmeaux. Es ist wichtig.Vor seinem Vortrag? Das wird nicht gehen.Warum nicht?Weil sein Flugzeug schon gelandet und er unterwegs nach hier ist. Die Studenten sind bereits in der Aula versammelt. Der Vortrag soll in zwanzig Minuten beginnen.Fabian sprte pltzlich, da er eine groe Mglichkeit vergab, wenn es ihm nicht gelang, Weiberger sofort zu sprechen. Auf der anderen Seite wrde er ungeduldig sein und vielleicht nicht richtig zuhren. Kam es wirklich darauf an, ihn in aller Eile noch vor seinem Vortrag berzeugen zu wollen?Sollte er doch seine geplante Rede gegen die Atombombengegner halten. War das so wichtig? Wenn es ihm, Fabian, spter gelang, ihn zu berzeugen, konnte er das Gesagte leicht widerrufen.Auerdem war Fabian der Meinung, es kme nicht allein darauf an, gegen die Atombombe zu agitieren. Viel wichtiger war es wohl, das Mitrauen zwischen den Vlkern zu beseitigen. Wie er das allerdings anstellen sollte, war ihm ein vlliges Rtsel.Gut, dann werden Sie aber vielleicht dafr sorgen knnen, da ich Weiberger nach seinem Vortrag sprechen kann. Und zwar allein.Allein? Belmeaux trat unwillkrlich einen Schritt zurck und betrachtete seinen jngeren Kollegen von oben bis unten. Was haben Sie ihm denn mitzuteilen? Haben Sie die ultimate Waffe erfunden?Fabian blickte Belmeaux ruhig in die Augen.Vielleicht, sagte er gelassen.

*

Es war einer jener blichen Vortrge, wie sie immer wieder gehalten wurden, um die Intellektuellen zu beruhigen. Fabian sa neben Professor Belmeaux in der ersten Reihe und studierte Weiberger in allen Einzelheiten, ohne berhaupt zuzuhren.Weiberger war ein groer Mann mit breiten Schultern und einer beginnenden Glatze. Ein richtiger Schrank, dachte Fabian. Wenn er ein Argument besonders unterstreichen wollte, schlug er mit der geballten Faust auf das Podium. Und er unterstrich fast jeden seiner Stze.Mit unnachahmlicher Sicherheit und berzeugung fertigte er die Zwischenrufer ab, bis diese schlielich verstummten. Er ging dabei recht schroff und bissig vor, wrzte seine Argumente mit Ironie und Spott, und als er seine Ausfhrungen endlich beendete, erklang sogar Beifall. Wie es schien, hatte er seine Zuhrerschaft restlos davon berzeugt, da die Welt einer atomaren Bedrohung bedrfe, um in Frieden und Sicherheit zu leben.Es waren Argumente, die einiges fr sich hatten, das mute auch Fabian zugeben. Aber Fabian kannte ja das Ergebnis, und darum waren es falsche Argumente. Das war es, was er Weiberger zu sagen hatte.

Belmeaux schaffte es.Weiberger speiste zusammen mit den anderen Lehrkrften der Universitt und zog sich dann auf eins der Gstezimmer zurck. Er gedachte, das am Nachmittag startende Flugzeug zu nehmen, um in die nchste Stadt weiterzureisen.Belmeaux nherte sich Fabian, als die Tafel aufgehoben wurde.Sie haben Glck, mein Lieber. Er ist in guter Stimmung und bereit, Sie jetzt zu empfangen. Zwar ist er befremdet ber die Tatsache, da Sie ihn allein sprechen wollen, aber ich habe ihm versichert, da Sie kein Attentat auf ihn planen. Das tun Sie doch auch nicht, oder?Nicht in dem Sinne, wie Sie es meinen, lchelte Fabian. brigens ist es durchaus mglich, da ich Sie spter bitten werde, der Unterhaltung beizuwohnen. Aber zuerst mu ich wissen, was er von der ganzen Sache hlt.Professor Dr. Weiberger sa in einem Sessel am Fenster und wandte nur den Kopf, als Fabian eintrat und die Tr hinter sich schlo. Belmeaux wartete im Nebenzimmer.Ah, Sie also sind Dr. Gerold Fabian, der Physiker. Ich habe schon von Ihnen gehrt, Herr Kollege.Das war ein beraus freundliches Kompliment, stellte Fabian bei sich fest, ging zum Fenster und gab Weiberger, der aufgestanden war, die Hand.Ich freue mich, Sie persnlich kennenzulernen, Herr Professor, sagte er hflich und bat den berhmten Mann, doch wieder Platz zu nehmen. Was ich Ihnen zu sagen habe, klingt so unwahrscheinlich, da Sie mich wahrscheinlich fr verrckt halten werden, aber ich versichere Ihnen, es ist die Wahrheit. Ich bin weder verrckt noch fiel ich einer Halluzination zum Opfer.Weiberger sah ihn erstaunt an.Die Einleitung ist recht vielversprechend, junger Mann. Schieen Sie los.Eine Frage vorher, begann Fabian und zog sich einen Stuhl heran. Schnell setzte er sich. Glauben Sie daran, da es irgendwo im Weltall noch andere Intelligenzen gibt Menschen wie wir, oder vielleicht auch Wesen, die anders aussehen? Oder glauben Sie, da der Mensch das einzige intelligente Lebewesen im Kosmos ist?Weibergers Gesicht nahm einen lauernden Ausdruck an.Eine merkwrdige Frage, junger Mann. Wollen Sie eine religise Diskussion einleiten? Dann mu ich Sie enttuschen. Ich halte es fr durchaus mglich, da wir nicht die einzigen intelligenten Lebewesen im Weltall sind. Es mag andere geben, vielleicht sehen sie auch anders aus als wir. Aber bis wir Kontakt mit ihnen erhalten, vergehen vielleicht noch Jahrhunderte. Wir sind noch nicht soweit Ganz richtig, Professor: Wir sind noch nicht soweit. Technisch vielleicht, aber nicht in psychischer Hinsicht. Auch moralisch nicht.Oh ich meinte gerade in technischer Hinsicht. Wieso, meinen Sie, sollten wir moralisch nicht soweit sein?Fabian hatte nicht viel Mhe, seine Argumente anzufhren. Sie entsprachen genau seiner persnlichen Meinung und Auffassung.Ich will Ihnen keinen Vortrag ber die menschliche Geschichte halten, Sie kennen sie wahrscheinlich selber zur Genge. Aber Sie mssen doch zugeben, da die hauptschlichen Daten, die Sie in der Schule zu lernen hatten, Daten der Kriege waren. Kriege bestimmten die menschliche Geschichte und sie taten es bis in unsere Gegenwart hinein. Und woraus besteht unser ganzes Leben? Ich will es Ihnen sagen: Aus der Vorbereitung auf den nchsten Krieg.Weibergers Gesicht war mit jedem Satz Fabians finsterer geworden. Er schwieg einige Sekunden, dann sagte er:Ich habe Ihren Studenten gerade einen Vortrag ber die Notwendigkeit des militrischen Gleichgewichtes gehalten, Herr Doktor. Und nun kommen Sie und tun so, als htten Sie nicht ein einziges meiner Argumente auch nur gehrt, geschweige denn akzeptiert. Ich sagte bereits, da die menschliche Natur, die Meinungsverschiedenheit mit Gewalt zu bereinigen pflegt, nicht abzundern ist. Die beste Vorsorge gegen einen Krieg ist, auf ihn vorbereitet zu sein.Ja, ich kenne das Argument. Die Gegenseite wendet es auch an, nur mit anderen Vorzeichen. Ich gebe nicht Ihnen oder unserer Regierung die Schuld, sondern den Menschen schlechthin. Doch lassen wir das. Ich fragte Sie, ob Sie an die Existenz auerirdischer Wesen glauben, und Sie antworteten mir, da Sie eine solche Mglichkeit nicht von der Hand weisen. Nehmen wir einmal an, die Erde wrde von solchen Wesen beobachtet und Hren Sie mir mit den Mrchen von den Fliegenden Untertassen auf, unterbrach Weiberger und hob protestierend beide Hnde. Ich wte auch nicht, was das mit Ihren Problemen zu tun hat.Sehr viel, Herr Professor. Mehr als Sie denken. Um es kurz zu machen ich wurde von Auerirdischen gefangengenommen und erst gestern abend wieder freigelassen. Es kann natrlich auch sein, da ich erst in einem Jahr diese Begegnung haben werde. Sie mssen wissen, da sie eine Zeitmaschine bentzten, um mich in die Vergangenheit zu befrdern.Ich glaube, sagte Weiberger, da Sie bergeschnappt sind.Fabian schttelte erregt den Kopf.Ich schwre Ihnen, Professor Weiberger, da ich genauso normal bin wie Sie. Aber ich bin nicht dieser Gerold Fabian, dessen Persnlichkeit man mir gegeben hat. Lassen Sie sich erzhlen Meine Zeit ist knapp, deutete Weiberger an und sah auf seine Uhr. Ich habe Ihnen diese Unterredung gewhrt, weil Ihr Kollege Belmeaux ein alter Bekannter von mir ist. Nutzen Sie das bitte nicht aus. Also, was ist? Ich mchte endlich wissen, was Sie von mir wollen.Fabian holte tief Luft.Sie werden es erfahren, aber zuerst mssen Sie mich ausreden lassen. Ich versichere Ihnen, da ich gesund bin und genau wei, was ich spreche. Sie mssen mir glauben! Das Schicksal der Erde hngt davon ab. Begreifen Sie doch endlich!Ich begreife berhaupt nichts aber bitte, fangen Sie an. Ich gebe Ihnen zehn Minuten und werde Sie nicht unterbrechen.Und Fabian berichtete. Er begann mit der geheimnisvollen Begegnung im Nebel, dem Augenblick also, in dem seine Erinnerung einsetzte. Es war seine Parallelerinnerung, wie er versicherte, denn die andere Erinnerung hatte nur mit einem gewissen Dr. Gerold Fabian zu tun, dessen Person er bernommen hatte. Er berichtete von dem Raumschiff und den Fremden, und schlielich schilderte er den Untergang der Erde durch die Atomexplosionen. Er tat es so anschaulich, da Weiberger sichtlich nervs wurde und unruhig auf seinem Sessel hin und her rutschte.Als Fabian endete, herrschte fast eine Minute Schweigen. Dann sagte Weiberger, sichtlich beeindruckt.Eine verrckte Geschichte, das mssen Sie zugeben. Ich kann sie Ihnen nicht glauben nicht ohne Beweise. Aber haben Sie einen Beweis? Wenn Sie wirklich ein Jahr in der Zukunft waren, ja, tatschlich dort lebten und nur zurckgebracht wurden, dann mu es doch irgend etwas innerhalb der folgenden zwlf Monate geben, an das Sie sich erinnern knnen.Nein, diese Erinnerung wurde gelscht, ich sagte es bereits.Weiberger schttelte den Kopf.Keine Beweise, keine Erinnerung, und doch wissen Sie ber erstaunliche Einzelheiten genau Bescheid. Das ist merkwrdig.Fabian fiel etwas ein.Belmeaux! Er hat doch diesen Fabian gut gekannt und jeden Tag mit ihm zusammengearbeitet. Er mte doch eigentlich wissen, ob ich der echte Fabian bin oder nicht.Hat er Sie heute nicht als Fabian begrt? Hat er sich vielleicht etwas anmerken lassen?Nein, natrlich nicht. Aber vielleicht achtete er nicht so genau darauf. Ich bin nicht Fabian, wenn ich auch seine Erinnerung und sogar seinen Krper besitze. Diese Fremden verstehen sich auf Masken.Also gut, gab Weiberger nach, etwa so, wie man einem harmlosen Irren jeden Gefallen tut, um ihn nicht zu erzrnen. Ich halte Ihre Geschichte zwar fr einen ausgemachten Bldsinn aber gut, holen wir Belmeaux. Mal sehen, was er dazu meint.Professor Belmeaux meinte zuerst gar nichts. Er starrte Fabian an wie ein Gespenst, warf Weiberger einen hilfesuchenden Blick zu und stammelte schlielich:Aber ich bin doch nicht verrckt. Natrlich sind Sie Gerold Fabian. Ich mu es doch schlielich wissen. Wir arbeiten seit zwei Jahren zusammen. Bis heute schienen Sie mir vllig normal zu sein. Man sollte vielleicht einen Psychiater zu Rate ziehen.Weiberger rief:Ich denke, es ist nicht so wichtig, ob er Fabian ist oder nicht. Wichtig scheint mir seine fixe Idee, die Welt wrde in einem Jahr durch einen atomaren Krieg vernichtet. Es kann sich um eine Art Zukunftsvision handeln, die im Grunde nichts als eine naturbedingte Auswirkung tief verwurzelter Angst ist. Sie haben Angst vor der Zukunft, Fabian, Angst vor Ihrem eigenen Leben. Angst vor sich selbst, und keinerlei Zuversicht. Ist es nicht so? Sie befrchten stndig den Ausbruch eines Krieges, gehen mit dieser Befrchtung schlafen und haben dann unruhige Trume. Das ist ein klarer Fall, und vielleicht knnte ein Arzt Fabian verlor die Geduld.Meine Herren, so kommen wir nicht weiter. Ich bin nicht verrckt, und ich hatte nie in meinem Leben Angst vor der Zukunft. Das Ende der Welt war mir, ehrlich gesagt, vllig schnuppe. Es wrden ja alle dabei umkommen, auch Sie und ich. Der Gedanke macht das Sterben leichter. Aber ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, wie die Welt zugrunde ging und seitdem habe ich Angst. Ich wei, da dort drauen in der Tiefe des Raumes eine intelligente Rasse nur darauf wartet, da wir uns gegenseitig auslschen, damit sie das Erbe antreten kann. Sie werden die Zeit zurckdrehen, die Menschen ohne Schaden fr die brige Umwelt auslschen und den Planeten unzerstrt bernehmen.Angenommen, wandte Weiberger ein und lchelte kalt, Ihre Theorie stimmt, dann stimmt etwas anderes nicht. Wie knnen die Fremden eine Erde bernehmen, die bereits vernichtet wurde? Selbst wenn sie in die Vergangenheit reisen knnten, wre das nicht mglich. Es gibt gewisse Gesetze, an die sich auch Zeitreisende halten mssen.Seine Stimme klang ironisch, und Fabian wurde klar, da man ihm kein Wort glaubte. Seine Wut und Verzweiflung steigerten sich.Verstehen Sie doch, ich will versuchen, uns alle zu retten! Ich wei nicht, wie ich es anstellen soll, aber es mu doch eine Mglichkeit geben! Hren Sie, es mu!Weiberger nickte begtigend.Wenn es Sie beruhigt, dann halten Sie doch aufklrende Vortrge. Reisen Sie von Land zu Land und propagieren Sie den Pazifismus. Soll ich Ihnen sagen, was dann passiert?Ich wei es auch so, nickte Fabian mutlos. Wenn Sie mir schon nicht glauben, wer sollte es wohl dann? Nein, ich sehe keinen Weg. Wenn Sie mir nicht helfen, dann soll die Welt von mir aus vernichtet werden. Ich wei es und werde das letzte Jahr nutzen. Aber in zwlf Monaten sptestens werden Sie mir recht geben mssen. Dann allerdings ist es zu spt.Weiberger beugte sich vor und sah Fabian an.Verstehen Sie mich doch, Dr. Fabian. Ich bin Wissenschaftler und habe einen Ruf zu verlieren. Wenn ich Ihren Worten glauben wrde, wre ich erledigt. Auerirdische Intelligenzen! Wenn es sie gbe, htten sie Ihnen die Mglichkeit gelassen, Ihre Worte zu beweisen.Warum sollten sie das? Sie sind doch nur daran interessiert, da mir niemand glaubt. Sie halten sich ja nur notgedrungen an die Gesetze dieses Galaktischen Bundes, die ihnen das Eingreifen vor den drei Chancen verbieten. Die erste Chance ist vertan. Die Erde wurde in einem Jahr bereits vernichtet. Ich erlebe nun das letzte Jahr noch einmal, es ist somit die zweite Chance. Ich flehe Sie an, mir zu glauben Es tut mir wirklich leid, sagte Professor Weiberger und erhob sich zgernd. Ich kann Ihnen nicht glauben. Doch seien Sie versichert, da unser Land niemand angreifen wird. Auerdem Sie knnen es ja nicht wissen sind neue Bomben in Vorbereitung, die alles bisher Erprobte weit bertreffen. Nur ein Bruchteil des Wissens darber wird gengen, um ihn zurckzuhalten. Nein, ein atomarer Krieg ist nicht zu befrchten.Immer strkere Waffen, immer schrecklichere Ttungsmittel und damit glauben Sie den Frieden erhalten zu knnen? Denkt die Gegenseite nicht genauso?Natrlich tut sie das, nickte Weiberger. Wir haben auch Angst vor den anderen. Nur die Angst erhlt den Frieden. Kein schner Friede, zugegeben.Jedem Krieg ist bisher ein unschner Friede vorausgegangen.Ich kann Ihnen nicht helfen, schlo Weiberger die Unterredung. Er wandte sich an Belmeaux. Haben Sie meinen Wagen bereit, Professor?Fabian sprte seine Hilflosigkeit und Wut. Natrlich hatte er keine Beweise fr seine Behauptungen, aber sie htten ihn zumindest ernst nehmen sollen. Vielleicht nicht alles glauben, aber doch seinen guten Willen anerkennen wre das zuviel verlangt gewesen? So aber hielten sie ihn fr einen Verrckten. Belmeaux wrde sich spter noch mit ihm unterhalten wollen, aber Fabian versprte keine Lust mehr, lnger in der Universitt zu bleiben. Er begann zu verstehen, da es ein Fehler gewesen war, Menschen in sein Geheimnis einweihen zu wollen. Niemand wrde ihm Glauben schenken.Niemand!Er war ganz allein mit seinem furchtbaren Wissen um das Ende der Welt. Er wrde es nicht verhindern knnen, wenn kein Wunder geschah. Die Fremden wrden ihm dieses Wunder nicht liefern, im Gegenteil. Sie wrden keinen Finger rhren, wenn sie berhaupt Finger hatten.Er blieb allein zurck, whrend Weiberger den Raum mit einem stummen Nicken in seiner Richtung verlie. Zehn Minuten spter sah er ihn unten im Hof in den Wagen steigen. Der Direktor und einige Professoren standen dabei und winkten abschiednehmend. Dann rollte der Wagen davon und verschwand zwischen den Huserblocks.Fabian verlie den Gsteraum und begegnete unten im Hauptgang noch einmal Professor Belmeaux.Das gtige Gesicht unter dem weien Haarschopf lchelte ihm freundlich entgegen. So, als wre nichts geschehen.Weiberger ist schon immer ein sehr eigenwilliger Mensch gewesen, Fabian. Sie drfen ihm seine Grobheit nicht belnehmen.Haben Sie mir vielleicht geglaubt?Belmeaux schttelte den Kopf.Natrlich nicht, die Geschichte war auch zu durchsichtig. Ich wei genau, was Sie bezweckten, mein Lieber. Genau das, zu dessen Bekmpfung Weiberger seine Vortragsreise unternimmt. Sie versuchten, ihn mit Ihrer Geschichte von den Auerirdischen und der Zeitmaschine zu erschrecken. So ein Unsinn! Weiberger ist Wissenschaftler, aber kein Phantast. Die grte Dummheit war aber Ihre Behauptung, Sie seien nicht Fabian. Das lt sich doch jederzeit nachprfen.Ich bin natrlich Fabian in dem Sinne. Aber ich verspreche Ihnen, da Sie gestern noch mit einem anderen Fabian gesprochen haben.Er hatte dasselbe Muttermal wie Sie am Kinn, lchelte Belmeaux.Fabian gab es auf.Sie begreifen es ebensowenig wie ich, Belmeaux. Ich werde jetzt nach Hause gehen. Fr heute habe ich die Nase voll. Wrden Sie fr eine Vertretung sorgen? Sie knnen ja angeben, mir wre nicht gut.Das tue ich mit bester berzeugung, versprach Belmeaux hilfsbereit und streckte ihm die Hand hin. Gute Besserung, Fabian.Fabian gab den Hndedruck mechanisch zurck und entfernte sich schnell.Die folgenden Wochen hielt er sich zurck und sprach zu niemand ber sein Wissen. Belmeaux kam ebenfalls nicht auf den peinlichen Zwischenfall zurck und schien sehr erfreut zu sein, da sein Kollege die Wahnvorstellung berwunden hatte. Sie hielten beide ihre Vorlesungen, vermittelten den Studenten ihr Wissen und lieen sich nichts zuschulden kommen.Fabian gelang es, einige aufsehenerregende Entdeckungen zu machen, die seinen Ruf als Wissenschaftler fundierten. Seine theoretischen Arbeiten ber atomare Raumschiffsantriebe fanden in der ganzen Fachwelt hchste Beachtung, so da niemand berrascht war, als Fabian eines Tages von der Universitt abberufen wurde. Der Direktor teilte ihm mit, da er zu dem neuen Forschungszentrum in Silver Peak versetzt worden sei. Dort solle ihm Gelegenheit gegeben werden, seine Theorien in die Praxis umzusetzen.Fabian nahm ohne Bedenken an. Das war seine Chance. In Silver Peak wrde er einflureiche Wissenschaftler antreffen, knnte mit ihnen reden und versuchen, sie auf seine Seite zu bringen. Auerdem konnte er dort seinen eigenen Ruf festigen, was seinen Worten mehr Nachdruck verleihen wrde.Zwei Wochen spter reiste er ab.

*

Silver Peak lag an der Strae, die von Tonopah aus sdlich nach Las Vegas, dreihundertfnfzig Kilometer entfernt, durch die Wste am Piper Peak vorbeifhrte. Der Ort selbst lag abseits der Strae, dem Gebirge zu, das sich bis zu dreitausend Meter hoch in den fast immer blauen Himmel Nevadas erhob.Es war eine einsame Gegend, fern vom Lrm der Stdte. Gleichzeitig war es aber auch militrisches Sperrgebiet. Fabian mute zehnmal seinen Ausweis vorzeigen, ehe er das eigentliche Forschungszentrum endlich erreichte. Der Leiter, ein General mit drei Sternen, nahm ihn in Empfang, begrte ihn im Namen der Regierung, wies ihm eine kleine und komfortabel ausgestattete Wohnung zu und bat ihn, sich morgen in der physikalischen Versuchsabteilung zu melden.Fabian atmete auf, als er nach Erledigung der Formalitten endlich allein war, seine Sachen auspacken und nachdenken konnte.Der ganze Betrieb hier schien recht militrisch zu sein, aber vielleicht bezog sich das nur auf die Sicherheitsmanahmen wie Bewachung und Schutz vor Spionage oder gar Sabotage. Fabian sah ein, da solche Manahmen notwendig waren und nichts mit der eigentlichen Arbeit zu tun hatten. Er grbelte darber nach, wem er wohl seine Berufung nach Silver Peak zu verdanken hatte. Sollte man tatschlich nur seiner Arbeiten wegen auf ihn aufmerksam geworden sein?Jedenfalls war es eine Chance, die er ergreifen mute. Dies hier war ein Zentrum der friedlichen Atomforschung. Hier wurden keine Atombomben entwickelt, sondern an knftigen Raumschiffsantrieben gearbeitet. Es konnte fr ihn keine bessere Basis fr sein geplantes Unternehmen geben.Gegen sechs Uhr schrillte sein Telefon. Jemand bat ihn, in der Kantine das Abendessen einzunehmen. Ehe Fabian erklren konnte, er habe keinen Hunger, wurde die Verbindung wieder unterbrochen.Fabian wute nicht, ob er unangenehm auffallen wrde, wenn er nicht zum Essen ginge, also zog er sich an und betrat die Strae. Im ersten Augenblick htte er meinen knnen, in einer typischen amerikanischen Kleinstadt zu sein. Die genormten Bungalows standen in gleichmigen Abstnden in kleinen Vorgrten rechts und links der Strae. Sie waren numeriert. Sein Bungalow trug die Nummer 18. Das wrde er sich merken mssen, sonst fand er nicht mehr nach Hause.Die Kantine war ein einfacher, zweckmiger Bau am Ende der Strae auf der linken Seite. Die Strae trug die Bezeichnung B und mndete in Strae A, an der die Versuchsstationen lagen, gewaltige Komplexe, extra noch einmal vom brigen Lager abgesichert. Ein Spion wrde es schwer haben, hier einzudringen es sei denn, er besa einen gltigen Ausweis.Fabian war erstaunt, als er die Kantine betrat. Er hatte eine der blichen Universitts-Speiserume erwartet und wurde angenehm enttuscht. Schon die Vorhalle erinnerte an das Foyer eines Grand-Hotels. Ein Portier allerdings war nicht zu sehen, dafr jedoch ein groes Fach an der Wand mit einzelnen Abteilungen. Die Beschriftung verriet, da jeder, der im Lager wohnte, ein eigenes Fach besa.Neugierig trat Fabian nher. Er fand sein Fach. Ein Zettel wies eindeutig darauf hin: B-18. Er sah zwei Karten in dem Fach liegen und nahm sie heraus. Die eine war ein Gutschein fr das Essen und eine gewisse Menge an Getrnken, die andere war mit einer schlecht lesbaren Handschrift vollgeschrieben. Fabian schob die Karte in die Tasche. Er beschlo, sie spter zu lesen.Der Speisesaal war nicht sehr besetzt. Einzeln oder in Gruppen saen Zivilisten und Militrpersonen an den Tischen und sahen kaum auf, als er an ihnen vorbeischritt. Er nickte ihnen zu, wenn er ihrem Blick begegnete. Weiter im Hintergrund fand er einen freien Tisch und setzte sich. Nichts wies darauf hin, da auch die Tische reserviert wurden, man hatte also die freie Wahl.Ein Kellner kam und nahm die Bestellung entgegen ein Wunder, da es Kellner gab, dachte Fabian flchtig und beschlo, zur Feier des Tages eine Flasche Wein zu trinken. Dann lehnte er sich zurck und beobachtete seine Umgebung.Er wute, da einige der Forscher mit ihren Familien hier wohnten, weitab von jeder Stadt und Abwechslung. Aber fr Unterhaltung war gesorgt. Es gab, wie er wute, Kinderspielpltze und Kinos, Radio und Fernsehen. Im Park war ein groer Swimming-Pool. Nun, er wrde sich schon nicht langweilen.Er a mit gutem Appetit und bereute nicht, dem Ruf in die Kantine gefolgt zu sein. Wer hatte berhaupt angerufen? Sicher der General oder sein Beauftragter. Am ersten Tag kmmerte man sich eben noch um Neuankmmlinge. Der Wein war gut. Als er die Flasche halb geleert hatte, nherte sich seinem Tisch ein Mann in mittlerem Alter, machte eine leichte Verbeugung und sagte:Sie mssen Dr. Fabian sein, wenn die Beschreibung stimmt. Mein Name ist Fellinger, Dr. James Fellinger.Fabian erhob sich und begrte den anderen.Freut mich, Dr. Fellinger. Sie kennen mich?Ich bin gewissermaen Ihr Nachbar, Bungalow 22 in derselben Strae wie Sie. Aber haben Sie meine Karte nicht gefunden?Fabian griff etwas verlegen in die Tasche und zog die Karte hervor.Oh ich hatte sie ganz vergessen. Entschuldigen Sie. Bitte, nehmen Sie doch Platz. Darf ich Sie zu einem Glas einladen? Sie sind die erste Bekanntschaft, die ich in Silver Peak machen durfte auer dem General, selbstverstndlich.Fellinger setzte sich, whrend Fabian die schnell hingeworfenen Zeilen auf der Karte las. Fellinger schrieb, er freue sich, heute abend in der Kantine einen neuen Kollegen kennenzulernen, der auf dem gleichen Gebiet wie er arbeite.Ich hrte zufllig, da Sie sich fr Raumantriebe interessieren und ein berhmter Fachmann auf diesem Gebiet sind. Ich mu zugeben, bisher nicht von Ihnen gehrt zu haben, aber wir leben recht abgeschlossen hier. Allein die Tatsache, da man Sie hierherholte, ist die beste Empfehlung.Sie wurden ja auch geholt, gab Fabian das Kompliment lchelnd zurck. Wir haben uns also nichts vorzuwerfen. Trinken, wir auf unsere gemeinsame Arbeit, Fellinger.In Ordnung, Fabian, lassen wir die Titel weg. Wir arbeiten ohnehin zusammen in der Abteilung von Weiberger. Er stutzte. Nanu, was haben Sie denn?Fabian hatte sich verschluckt und schnell das Glas hingestellt. Er starrte sein Gegenber fassungslos an.Was haben Sie da gesagt? Wer leitet die Abteilung?Professor Weiberger den kennen Sie doch, oder?Ja, und ob ich ihn kenne! Fabian beruhigte sich schnell wieder. Er konnte doch Fellinger nicht den Grund seines Erschreckens mitteilen. Aber war es wirklich Erschrecken gewesen? Ich kenne ihn sogar sehr gut. Meinen Sie, da er es ist, der sich die Leute fr seine Abteilung aussucht, oder werden sie ihm von der Regierung zugeteilt?Fellinger zuckte die Achseln.Keine Ahnung, aber ich nehme an, da er ein Wrtchen mitzureden hat. In Ihrem Fall hat er das ganz bestimmt getan, wenn Sie ihn schon kennen. brigens ist er wieder auf Vortragsreise.Klrt er die Atombombengegner auf? fragte Fabian etwas spttisch.Was sonst? Es gibt ja immer noch gengend Naturen, die den Fortschritt aufhalten wollen.Halten Sie Atombomben unbedingt fr einen Fortschritt?Fellinger sah Fabian merkwrdig an.Aber, ich bitte Sie wer wrde so etwas tun? Aber ohne die Entwicklung der Atombomben htte es niemals dieses Institut gegeben, das der Erforschung der Triebwerke gewidmet ist. Wenn Sie so wollen wir sind ein Abfallprodukt der Atombomben. Immerhin etwas.Also sind Sie, richtig besehen, auch ein Gegner der Bombe?Fellinger hob abwehrend beide Hnde.Meinen Sie, ich wollte meinen Job verlieren? Die Bombe ist ein notwendiges bel, sagt die Regierung, also meine ich es auch. Das hat nichts mit einer Verletzung meiner persnlichen Freiheit als Brger dieses Landes zu tun, Fabian. Aber man kann nicht gegen den Strom schwimmen, ohne abgetrieben zu werden.Ja, da mgen Sie recht haben, natrlich. Fabian erkannte, da er in Fellinger kaum einen brauchbaren Bundesgenossen gefunden hatte. Aber mich interessieren die Strahltriebwerke mehr als die Bomben das werde ich ja wohl noch ffentlich zugeben drfen, oder ?Das drfen Sie ohne weiteres, aber Weiberger hrt es nicht gern.Dann wundert es mich, ehrlich gesagt, da er mich hierherholen lie.Fellinger beugte sich interessiert vor.Ach er kennt Ihre Abneigung gegen die Bombe?Ja, die kennt er. Ich habe ihm gesagt, da ich nur der friedlichen Atomforschung meine Krfte widmen werde. Wir schieden damals nicht sehr freundschaftlich, daher bin ich sehr erstaunt, ihn hier als meinen knftigen Chef wiederzutreffen.Weiberger soll nicht sehr nachtragend sein und wissenschaftliche Befhigung ber alles schtzen. Sie knnen bei ihm denken, was Sie wollen, wenn Sie nur in seinem Sinne handeln.Das wird ja hier nicht schwer sein, meinte Fabian erleichtert. Hier werden ja keine Bomben gebaut.Spter, nach der zweiten Flasche, gingen sie nach Hause. Fellinger stellte ihn noch mehreren Wissenschaftlern vor, die Fabian herzlich willkommen hieen und ihm alles Gute wnschten. Am anderen Morgen begann seine Arbeit.Drei Wochen spter traf Professor Weiberger wieder in Silver Peak ein. Es war genau drei Monate nach seiner ersten Begegnung mit Fabian in der Universitt.Es blieben noch neun Monate bis zum Weltuntergang.

3.

Manchmal gab es Augenblicke, in denen Fabian das merkwrdige Gefhl hatte, sie schon einmal erlebt zu haben. Es muten Erinnerungsfetzen an sein frheres Dasein sein, von den Fremden nicht vollstndig gelscht. Vielleicht war er niemals jemand anderer als Gerold Fabian gewesen. Er wute es nicht, und er wrde es niemals beweisen knnen. Nicht einmal sich selber.Im Verlauf der ersten drei Tage nach Weibergers Rckkehr bekam er den Leiter des Projektes nicht zu Gesicht. Dann aber, gerade nach Beendigung eines neuen Versuches, kam einer der Assistenten zu ihm.Sie werden gebeten, sich beim Chef zu melden. Im Konstruktionsbro Halle sieben.Fabian ging sofort. Unterwegs berlegte er, was Weiberger von ihm wollte. Vielleicht war es seine Angewohnheit, neue Mitarbeiter persnlich zu begren. Nun, er wrde es ja bald erfahren.Weiberger hatte sich nicht verndert. Seine Glatze erstrahlte im Schein der Neonbeleuchtung wie frisch poliert. Er war immer noch so gro und breit wie damals in der Universitt und verriet die gleiche Vitalitt und Willenskraft.Sein Blick streifte Fabian, als dieser den Raum betrat.Ah da sind Sie ja. Wie haben Sie sich eingelebt?Sie gaben sich die Hnde.Danke, Professor. Die Arbeit interessiert mich, und ich bin zufrieden. Ich glaube, ich habe Ihnen noch zu danken, da Sie mir unser damaliges Zusammentreffen nicht nachtragen.Weiberger sah ihn voll an.Ich trage niemals etwas nach, mein Freund. brigens hatte ich damals den Eindruck, da Sie fest von dem berzeugt waren, was Sie vorbrachten. Eine Tatsache, die vieles entschuldigt nein! Wir wollen nicht wieder davon anfangen, wenigstens jetzt und hier nicht. Ich habe mir Ihre Worte durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht war doch etwas daran, Fabian. Glauben Sie nur nicht, Sie htten mich umgestimmt, o nein. So schnell geht das nicht. Aber es sind Dinge geschehen, die Ihre Behauptung von damals glaubhafter erscheinen lassen.Dinge ?Spter, sagte Weiberger und lchelte geheimnisvoll. Ich habe gute Freunde im Verteidigungsministerium, wie Sie sich denken knnen. Manchmal sickert da etwas durch. Ich darf Ihnen nichts sagen, aber wenn Sie mir bei Gelegenheit einige Fragen beantworten, finden wir vielleicht einen Hinweis. Erschrecken Sie nicht, aber es knnte sein, da Sie bald Ihre verrckte Behauptung beweisen knnen.Fabian starrte den Wissenschaftler an und sagte nichts.Was, da sind Sie sprachlos? Nun, was glauben Sie, warum ich Sie hierherrufen lie? Aus reiner Sympathie vielleicht? Na, sehen Sie! Und auch nicht allein Ihres Knnens wegen. Nein, es gibt andere Grnde. Wir sehen uns noch heute abend. Suchen Sie mich in meiner Wohnung auf.Damit war Fabian entlassen.Wie im Traum kehrte er in das Labor zurck und berwachte die Arbeiten seiner Assistenten. In den vergangenen Wochen war man ein gutes Stck vorangekommen, aber Fabian wute nur zu gut, da der geplante Antrieb niemals in der Praxis arbeiten wrde, wenn die folgenden neun Monate ereignislos verstreichen wrden. Kinder, die ab heute gezeugt wurden, wrden dann niemals das Licht der Welt erblicken oder nur die knstlichen Sonnen der atomaren Blitze, die ihr Leben sofort wieder auslschten.Weibergers Worte lieen seine fast erstorbene Hoffnung wieder aufleben. Er fieberte dem Abend entgegen, a kaum etwas und schritt dann spter erwartungsvoll auf Weibergers Bungalow zu.Der Gelehrte lebte ebenfalls allein. Whrend des Vormittags wurden die Wohnungen der Wissenschaftler von weiblichem Personal aufgerumt, das durch tausend Prfungen gegangen war. Die Mdchen und Frauen waren garantiert zuverlssig. Auerdem gab es in den Bungalows keine militrischen Geheimnisse.Weiberger sa vor dem Fernsehempfnger, als Fabian klopfte. Er schaltete ab, ffnete die Tr und lie seinen Gast ein.Ich hoffe, ich habe Ihre Plne nicht durcheinandergebracht, entschuldigte er sich und bot seinem Besucher einen Sessel an. Was trinken Sie?Fabian wurde mitrauisch. Weiberger war einer der berhmtesten Atomforscher berhaupt. Was veranlate ihn, so freundlich zu einem Mann zu sein, den er kaum kannte und den er sogar einmal fr verrckt gehalten hatte? Irgend etwas, sprte Fabian, stimmte da nicht.Alles, sagte er und machte Weiberger die Wahl leicht.Der Professor kehrte mit einer Flasche aus der Kche zurck. Er setzte sie zusammen mit zwei Glsern auf den runden Tisch, der zwischen beiden Sesseln stand.Echt Schottischer, verkndete er feierlich und deutete auf die braune, bauchige Flasche. Mgen Sie Soda? Nein? Genau wie ich. Man soll etwas Edles nicht verwssern.Fabian trank Weiberger zu.Darf ich nun fragen, warum mir die Ehre zuteil wurde, am Projekt der atomaren Raumantriebe mitzuarbeiten, Herr Professor? Ich mchte wissen, woran ich bin. Schlielich entpuppte ich mich bei unserem damaligen Zusammentreffen in der Universitt als Ihr potentieller Gegner.Sie waren mein Gegner, korrigierte Weiberger.Soll das heien, da Sie Ihre Meinung gendert haben? Fabian sah pltzlich ganz fassungslos aus. Das konnte doch nicht wahr sein. Das verstehe ich nicht. Sie waren doch gerade wieder auf einer Vortragsreise durch die Staaten, und Sie haben bestimmt nicht fr die Abschaffung der Bomben pldiert.Allerdings nicht. Ich berzeugte meine Zuhrerschaft wie eh und je davon, da der Friede nur im Schatten der Atombombe mglich ist. Na, erschrecken Sie nicht gleich wieder. Es ist eben meine Auffassung, und so schnell kann ich meine Meinung nicht offiziell ndern, wenn ich meinen Ruf nicht verlieren will.Aber innerlich haben Sie sie gendert?Weiberger lchelte geheimnisvoll.Noch nicht, aber das hngt weitgehend von unseren Gesprchen ab, die wir in nchster Zeit fhren werden. Insbesondere von unserem heutigen.Er fllte nach. Fabian sagte:Ich mu ehrlich gestehen, da ich das alles nicht begreife.Weiberger lehnte sich bequem in den Sessel zurck.Als wir uns damals trennten, war ich dem guten Professor Belmeaux ernsthaft bse, da er mich mit Ihnen zusammengefhrt hatte. Meiner Meinung nach vergeudete ich meine Zeit mit einem Verrckten. Sie kennen ja die Leute, die von Fliegenden Untertassen erzhlen und sogar behaupten, selbst mit ihnen geflogen zu sein. Jene Leute, Fabian, tragen allein die Schuld daran, da man alles, was mit auerirdischen Intelligenzen zusammenhngt, nicht mehr ernst nimmt. Sie haben ihre Motive. Meist religiser Natur, aber auch Geltungssucht und Sensationshascherei. Immerhin erreichen sie genau das Gegenteil von dem, was sie zu erreichen hoffen. Man lacht sie aus. Man lacht berhaupt ber alles, was damit zu tun hat. Nun, ich hielt Sie fr einen dieser Leute.Und heute nicht mehr?Nein, ehrlich gesagt. Sie sind ein bedeutender Physiker und haben allerhand geleistet. Das machte mich stutzig. Ein Mann von Ihren Fhigkeiten konnte nicht zu jener Clique gehren, die den Ruf der Wissenschaften systematisch untergraben. Ich fragte mich nur vergeblich, was Sie dazu veranlassen konnte, derart mit mir zu sprechen, wenn Sie keine stichhaltigen Grnde besaen. Eine Wahnvorstellung, der Sie zum Opfer gefallen waren? Nun, Ihr Fall lie mir keine Ruhe. Ich traf meine Freunde vom Verteidigungsministerium und fragte sie aus. Natrlich war das nicht so einfach, ihnen die Wrmer aus der Nase zu ziehen.Fabian sprte, wie seine Spannung stieg. Das Mosaik begann sich zu einem Bild zu formen. Er schwieg und wartete.Weiberger fuhr fort:Es steht einwandfrei fest, da die Erde von einem unbekannten und riesigen Objekt umkreist wird. Das war die erste Tatsache, die ich nach und nach erfuhr. Die Agententtigkeit aller Staaten bewies einwandfrei, da dieses Objekt weder eine amerikanische noch eine russische Raumstation oder grere Rakete sein kann. Kein Staat ist heute schon in der Lage, ein solches Objekt in eine Kreisbahn zu befrdern. Als ich das erfuhr, begann ich Ihre Geschichte zu glauben. Aber ein Beweis ist damit noch nicht erbracht. Den sollen Sie mir liefern.Ich? Aber ich erklrte Ihnen doch schon, da meine Erinnerung zum grten Teil gelscht wurde und ich nicht mehr wei Aber Sie wissen doch noch alles ber Ihren Aufenthalt im Raumschiff, oder? Sie entsinnen sich der Fremden, der Vernichtung der Erde und Ihrer Rckkehr in die Vergangenheit. Sie wissen doch noch genau, was man Ihnen zeigte und Ihnen auftrug. Stimmt da?Nun gut. Dann wird Ihnen auch noch einiges andere einfallen. Ich habe hier eine Skizze. Er nahm aus der Tasche ein zusammengefaltetes Stck Papier und legte es auf den Tisch. Ich habe drei Wochen dazu bentigt, meine Freunde aus dem Pentagon auszuquetschen. Jeder von ihnen lieferte mir eine an sich bedeutungslose Information, aber zusammengesetzt ergeben sie ein klares Bild. So etwa die ungefhren Umrisse des mysterisen Raumschiffes. Halt, sagen Sie noch nichts, Fabian! Dort auf dem Tisch liegt eine Zeichnung. Ich habe sie aus dem Gedchtnis nach den erhaltenen Informationen gemacht. Und hier, nehmen Sie ein Blatt Papier. Jetzt versuchen Sie sich zu erinnern und zeichnen Sie die Umrisse des Schiffes auf, in dem Sie sich aufhielten. Wir werden dann sehen, ob Ihre und meine Zeichnung bereinstimmen. Das, Fabian, wrde ich als Beweis fr die Wahrheit Ihrer Geschichte gelten lassen. Denn niemand auer den Geheimdienstlern und ich kennt die Formen dieses Raumschiffes.Fabian begriff, was Weiberger von ihm wollte. Wenn man wirklich ein Raumschiff entdeckt hatte, das um die Erde kreiste, so konnte es sehr gut jenes Schiff sein, mit dem die Fremden ihre Beobachtungen durchfhrten. Aber die Sache hatte einen Haken.Es war damals neblig, Professor. Ich sah eigentlich nur die Einstiegluke und ihre nhere Umgebung. Aber warten Sie, als man mich wieder zur Erde brachte, war die Beleuchtung besser. Es war dunkel, aber nicht so nebelig. Ja, ich denke, so ungefhr wei ich noch, wie das Schiff ausgesehen hat.Dann beginnen Sie, forderte Weiberger ihn auf und beugte sich vor. Dort, nehmen Sie den Bleistift. Aber rhren Sie meine Skizze nicht an. Wir vergleichen erst spter.Fabian nahm sich Zeit. Er versuchte sich an den Augenblick zu erinnern, in dem er abgesetzt wurde. Natrlich hatte es Nebel gegeben, aber er war zu schwach gewesen, um die Konturen des Schiffes vor ihm zu verbergen. Gegen den etwas helleren Horizont hatte er es deutlich gesehen, wenn auch nur fr zwei oder drei Sekunden. Zgernd begann er, die Umrisse aufzuzeichnen. Weiberger sah zu und verzog keine Miene. Er nahm sein Glas und trank. In seinen Augen glomm ein merkwrdiges Feuer.Nach fnf Minuten etwa schob Fabian das Stck Papier seinem Gegenber hin.Natrlich kann ich nicht garantieren, da es genauso ausgesehen hat, aber nicht viel anders drfte es gebaut sein. Ein langer Zylinder, oval, etwa wie ein Luftschiff oder eine Zigarre. Ich wrde seinen Durchmesser auf zwanzig Meter schtzen.Und die Lnge?Nun vielleicht zweihundert Meter. Kann auch mehr sein.Also eine Zigarre, lchelte Weiberger mit verkniffenen Lippen. In seinen Augen war so etwas wie Furcht. Sie haben nicht bemerkt, da das eine der beiden Enden etwas weniger spitz zulief?Fabian sah Weiberger verblfft an.Doch, natrlich. Der Bug, mit dem voran es im nchtlichen Himmel verschwand, war stumpfer als das Heck. Aber ich kann das nicht beschwren. Er verbesserte die Zeichnung.Weiberger nahm die Skizze, betrachtete sie eingehend und legte sie dann auf den Tisch zurck. Langsam faltete er seine eigene Zeichnung auseinander und legte sie fast behutsam neben Fabians Arbeit.So, nun sehen Sie selbst. Was sagen Sie dazu?Fabian erstarrte. Bis auf geringe Einzelheiten glich Weibergers Zeichnung seiner eigenen. Ein zigarrenfrmiges Raumschiff mit stumpfem Bug und spitzem Heck. Auch die Zahlen waren eingezeichnet. An der dicksten Stelle betrug der Durchmesser achtzehneinhalb Meter. Das Schiff war zweihundertzwanzig Meter lang.Das Pentagon ist sich nicht sicher, sagte Weiberger. Aber das hier ist das Objekt, wie es auch vom stlichen Geheimdienst beobachtet wurde. Es kann nun kein Zweifel mehr daran bestehen, da es mit jenem Schiff, von dem Sie sprachen, identisch ist. Daraus folgern nur zwei Tatsachen: Entweder Sie sprachen die Wahrheit und wurden wahrhaftig von auerirdischen Intelligenzen entfhrt und spter oder frher wieder freigelassen, oder Sie haben ebenfalls Verbindung zum Pentagon. Wie ich.Ich schwre Ihnen Schon gut, Fabian. Ich habe auch das berprfen lassen, bevor ich Sie holte. Natrlich kennen Sie niemand vom Pentagon. Bleibt also nur die andere Alternative, und die ist beunruhigend genug. Sie haben beweisen knnen, da Sie entfhrt wurden, aber wie wollen Sie jetzt beweisen, welchen Auftrag Sie erhielten, was Sie beobachteten und da man Sie mit Hilfe einer sogenannten Zeitmaschine zwlf Monate in die Vergangenheit brachte? Da nmlich beginnt die Geschichte verrckt zu werden.Sie mssen mir einfach glauben, etwas anderes bleibt Ihnen nicht brig. Die Erde hrt in genau acht Monaten und siebenundzwanzig Tagen auf zu existieren.Pltzlich beugte sich Weiberger noch weiter vor und sah Fabian gespannt in die Augen.Da fllt mir etwas ein, Fabian. Sie haben doch vom Raumschiff aus den Untergang miterlebt. Konnten Sie die Erde gut sehen? Wie war es?Grauenhaft, wenn Sie das meinen. Ich sehe es jetzt noch vor mir Die Bomben, Fabian! Entsinnen Sie sich der Explosionen? Wie sahen sie aus?Wie gewhnliche Atomexplosionen eben aussehen Blitze, Rauchpilze, Dunst Sonst nichts? Bitte, denken Sie nach. Es ist wichtig. Es knnte sein, da wir den zweiten Beweis erhalten. Sie kennen die Zeit von heute bis zum Weltende nicht, da Sie ja die Erinnerung verloren, aber wenn Sie etwas wissen, das in Zukunft geschehen wird etwas, das Sie gar nicht wissen knnen, dann glaube ich Ihnen von nun an jedes Wort. Also denken Sie nach! Was fiel Ihnen bei den Explosionen auf?Fabian versuchte sich zu erinnern. Er hatte hinter dem Fenster gehockt und zur Erde hinabgeschaut.Die Bomben wurden teils in der Atmosphre, teils beim Aufschlag gezndet. Sie detonierten. Der Rauchpilz wie es bekannt ist. Es war schrecklich, glauben Sie mir. Die Meere kochten in der Hitze und verdampften. Kein Mensch konnte da noch leben. Die Kontinente wurden zerrissen und alles auf ihnen vernichtet. Ich konnte nicht alles deutlich erkennen, weil alles voller Rauch war. Die ganze Atmosphre war damit angefllt. Die grellen Blitze konnten sie kaum durchdringen. Hinzu kam das Glhen an vielen Stellen Weiberger unterbrach ihn erregt.Das Glhen? Was glhte, Fabian? Er rusperte sich. Die Kontinente glhten, nicht wahr?Ja, die auch. Aber ich meine das Glhen in der Atmosphre.Weiberger sank in den Sessel zurck und starrte ihn entsetzt an.Die Atmosphre glhte? Irren Sie sich ganz gewi nicht?Ich wei es noch genau, denn es fiel mir auf. Glhende Gasstrme rotierten um den Erdball. Ich wunderte mich, denn davon hatte ich noch nicht gehrt. Radioaktive Wolken ja, aber glhende Gaswolken? Sie htten doch lngst abkhlen mssen.Weiberger war bla geworden. Mit zitternder Hand ergriff er die Flasche, fllte die Glser nach und trank dann, als sei er halb verdurstet. Dann sah er Fabian an.Warum sollten wir noch Geheimnisse voreinander haben, murmelte er, von Grauen geschttelt. Sie sind entweder ein Scharlatan mit erstaunlichen Fhigkeiten, oder Sie haben in allen Punkten die ganze Wahrheit gesprochen. Die glhenden Wolken wissen Sie, da es sie in der von Ihnen geschilderten Form noch gar nicht gibt? Sie sind eine Erscheinungsform, die erst dann auftritt, wenn eine ganz spezielle Bombe eingesetzt wird. In der Praxis wurde diese Bombe noch niemals erprobt, schon weil der Teststop uns daran hindert. Ich selbst habe diese Bombe entwickelt, aber davor gewarnt, sie jemals einzusetzen fragen Sie mich nur nicht, warum ich sie dann erst entwickelte. Ich wte keine Antwort darauf. Jedenfalls gibt es diese Bombe. Sie greift die Atmosphre an und verbrennt unter Leuchterscheinungen den Sauerstoff. Wenn sie jemals explodieren sollte, dann mu es genauso aussehen, wie Sie es eben schilderten. Auer einigen wenigen Experten und mir wei niemand etwas von dieser Bombe und ihrer Wirkungsweise. Wir lieen nur die notwendigen Abschreckungsinformationen fr die anderen Geheimdienste durch. Seitdem , in Weibergers Stimme kam eine Spur von Genugtuung, seitdem hat sich die Weltlage sichtlich entspannt.Fabian lag wie erschlagen in seinem Sessel.Glauben Sie mir nun? hauchte er.Weiberger nickte.Ich mu wohl, ob ich nun will oder nicht. Leider ist es unmglich, meine ultimate Bombe ungeschehen zu machen. Sie existiert und lagert in den geheimen Arsenalen. Aber ich verspreche Ihnen eins: ich werde nie mehr eine Bombe bauen. Niemals mehr!Die vorhandenen werden gengen, meinte Fabian ironisch.Ja, das allerdings. Aber nun frage ich Sie: Was sollen wir tun, um die Katastrophe zu verhindern? Ich kann doch nicht einfach hingehen und pltzlich sagen: Meine Herren! Wir mssen alle Bomben ins Meer versenken, weil sonst die Gefahr besteht, da wir in die Luft fliegen. Was glauben Sie, Fabian, was man mit mir anstellen wrde? Sie irren mit Ihrer These, gerade ich knnte das Geschehen beeinflussen. Gerade ich kann es nicht!Fabian bi sich auf die Unterlippe, bis ein Blutstropfen hervortrat.Sie waren meine grte Hoffnung, Professor. Jetzt, da Sie endlich wissen, worum es mir geht, gestehen Sie mir, da auch Sie nicht helfen knnen. Sie haben doch Verbindungen! Sogar zum Prsidenten der Vereinigten Staaten Glauben Sie denn, er knne den Lauf der Geschichte ndern? Weiberger schttelte den Kopf. Wenn Sie wollen, knnen wir militrische und politische Aspekte auer acht lassen und versuchen, eine Antwort im Bereich der Philosophie zu finden. Sie sprachen von der Zeitmaschine, nicht wahr? Man brachte Sie damit zwlf Monate in die Vergangenheit. Sie haben aber bereits gesehen, was in einem Jahr geschieht. Glauben Sie wirklich, da sich das ndern liee? Es mte dann ja mehr als nur eine Erde geben! Und wenn Sie wirklich nicht Fabian, sondern jemand anderer vor einem Jahr waren, mten Sie jetzt in diesem Augenblick doppelt existieren.Ich habe versucht, darber nachzudenken, aber glauben Sie mir es ist fruchtlos. Wir Menschen, die wir die Zeit und ihren Ablauf nicht beherrschen, vermgen nicht in derartigen Dimensionen zu denken. Manchmal glaubte ich, der Lsung nahe zu sein und alles zu begreifen, aber dann senkte es sich pltzlich wieder wie ein Schleier vor meine Augen. Alles war weg. Ich konnte wieder von vorn beginnen. So wird es Ihnen auch ergehen, wenn Sie versuchen, die Existenz verschiedener Scheinwelten und ihre Beziehungen zueinander zu begreifen. Ich wurde ein Jahr zurckversetzt und wei nur, was in einem Jahr geschieht. Ich wei, da man es ndern kann und das ist alles, was ich wei. Es ist somit mglich, durch ein Ereignis der Vergangenheit die Zukunft zu verndern. Wie, das ist unser Problem. Ein kleines Ereignis vielleicht nur aber welches ?Ich mu ehrlich gestehen, viel habe ich mich noch nicht mit solchen abwegigen Dingen befat. Ich bin Wissenschaftler und denke als solcher nchtern und logisch. Eine Beeinflussung der Zeit hielt ich bisher fr unmglich und den bloen Gedanken daran fr absurd. Sie haben mich eines Besseren belehrt. Frage: was nun?Fabian beschlo einen frontalen Angriff.Ihre Strahlenbombe, Professor Weiberger! Sie mu fort! Es mu sich doch ein Weg finden lassen Fabian ignorierte das heftige Kopfschtteln seines Vorgesetzten und fuhr unbeirrt fort: Doch, es mu einen Weg geben! Sie sagten doch selbst, es wten nur wenige Eingeweihte von dieser Bombe. Gut, dann erklren Sie diesen Eingeweihten, da Ihnen ein schrecklicher Irrtum unterlaufen sei. Irgend etwas wird Ihnen schon einfallen. Ein technisches Versehen meinetwegen. Sagen Sie, die Detonation der Bombe, wo immer sie auch stattfinde, wrde auch die amerikanische Nation gefhrden.Weiberger lchelte mde.Ich habe Ihnen doch schon erklrt, Fabian, da Sie nicht die geringste Ahnung von den Mitteln der modernen Politik besitzen. Erst recht verstehen Sie nichts von moderner Kriegsfhrung. Meine Strahlenbombe ist auch fr uns in Amerika gefhrlich, mehr noch, sie ist eine Selbstmordbombe. Aber das wei auch der Prsident! Gerade als Selbstmordbombe wurde sie entwickelt. Sie soll dann zur Detonation gebracht werden, wenn es dem Gegner wider Erwarten gelingen sollte, mit einem Atomschlag unsere Gegenwehr lahmzulegen. Dann zndet das Oberkommando die zehn Selbstmordbomben. Der Gegner wird auf jeden Fall vernichtet zusammen mit uns.Fabian starrte Weiberger erbleichend an.Ja wenn Sie das so genau wissen, warum haben Sie dann diese Bombe gebaut? Das ist ja vlliger Wahnsinn!Der Gegner wei, da wir diese Bombe besitzen, darum wird er niemals angreifen. Er mu damit rechnen, da wir in der Verzweiflung einer eventuellen Niederlage uns und damit die Welt vernichten, nur um auch dem Gegner keine Chance zum berleben einzurumen. Man nennt ein solches Verhalten auch Taktik, Fabian.Fabian schwieg. Er begann zu verstehen, wie tief die Abgrnde der politischen Manahmen im Kalten Krieg waren. Man glaubte wahrhaftig, den Frieden durch apokalyptische Drohungen bewahren zu knnen. Man verga, da nur ein winziges, schwaches Glied die ganze Kette zerreien lassen konnte. Ein einziger Mann, der die Nerven verlor Sie sehen, Fabian, ich habe keine Mglichkeit mehr, Geschehenes ungeschehen zu machen. Die Bombe ist da, und zwar in zehnfacher Ausfhrung. Das gengt fr den Erdball. Selbst ein angeblicher technischer Irrtum wrde mir nicht helfen, sie zurckzuerhalten. Ob ich behaupte, sie sei wertlos und nichts als ein Stck Metall, oder ob ich den Militrs erffne, da die Bombe die Welt vernichtet es spielt keine Rolle. Die Bombe hat ihren Zweck schon heute erfllt. Die Furcht vor ihr hat beide Seiten zum Nachgeben gezwungen.Ist ein Diebstahl ausgeschlossen?Nun lachte Weiberger ungeniert.Sie haben vielleicht eine Ahnung, Fabian! Wie wollen Sie denn zehn Bomben aus den geheimen Arsenalen stehlen, zu denen nicht einmal ich Zutritt habe? Htte ich Zutritt, wre es einfach. Eine kleine Manipulation an den Bomben und niemand wrde sie zur Explosion bringen knnen. Aber wre uns damit wirklich geholfen? Der Geheimdienst der anderen Seite knnte es erfahren durch eine unbedachte Bemerkung von Ihnen oder mir. Und was wre die Folge? Der Krieg wrde noch vor Ablauf Ihrer Frist beginnen Aber es wre immerhin ein anderer Krieg als jener, den ich sah.Weiberger schttelte den Kopf.Wenn es berhaupt einen Weg zum Frieden gibt, dann fhrt er durch die Herzen der Menschen Sie sagten es selbst einmal, drckten es nur etwas anders aus. Ich bin nach wie vor davon berzeugt, da die gegenseitige Bedrohung der Waffen bestehen bleiben mu, aber wir mssen versuchen, die Menschen davon zu berzeugen, wie sinnlos ein Krieg berhaupt ist.Ich glaube kaum, da Ihre bisherigen Vortrge in diesem Sinne gewirkt haben, erklrte Fabian ohne Scheu.Weibergers Gesicht wurde finster.Ich werde die Art meiner Vortrge kaum zu ndern haben ich finde den Weg zu den Herzen der Menschen, aber ich bringe ihnen nicht die Liebe und den Frieden, sondern nichts als Angst und Schrecken, grauenhafte Furcht vor dem Strahlentod und der alles vergasenden Hitze der atomaren Explosionen. Nicht mit Liebe, sondern nur mit Angst werden wir den Krieg verhindern knnen. Ich werde Ihnen helfen, Fabian, denn ich glaube Ihnen nun, aber ich glaube auch, da unsere Wege verschieden sein werden. Spielt es eine Rolle, wenn wir Erfolg haben?Fabian schttelte den Kopf.Natrlich nicht. Aber vergessen Sie niemals: falls die Erde in neun Monaten vernichtet wird, dann durch Ihre Bomben! Wenn es sie nicht gbe Es gibt sie aber! sagte Weiberger hart und erhob sich. Ich habe noch zu arbeiten. Morgen starten wir den entscheidenden Versuch der letzten Reihe. Wenn er klappt, funktioniert der Strahlantrieb in genau vier Monaten.Er wird uns nicht viel ntzen, entgegnete Fabian und schritt hinaus in die klare Mondnacht.

*

In den folgenden drei Monaten war sich Fabian der Tatsache bewut, da er einen Verbndeten besa einen einzigen unter nahezu drei Milliarden Menschen, die es alle genauso anging. Aber es war kein Verbndeter nach seinem Herzen.Whrend die Versuche abgeschlossen wurden und der Bau des ersten atomaren Raumantriebes in Angriff genommen wurde, befand sich Weiberger wieder auf Vortragsreise. An den Kommentaren konnte Fabian erkennen, da der Professor seine Taktik kaum gendert hatte. Er wetterte immer noch gegen die Atombombengegner und vertrat seine alte Ansicht, da nur das Gleichgewicht der Zerstrungskrfte den Frieden erhalte. Vielleicht hatte er damit sogar recht, aber seine These war keine Garantie dafr, da nicht doch eines Tages die eine oder andere Seite die Geduld oder die Nerven verlor.Noch sechs Monate blieben Fabian.Er stand allein in der Montagehalle und betrachtete das M