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16.5.2014 Rolle der USA in der Ukraine-Krise: Die egoistischen Staaten von Amerika - Politik | STERN.DE http://www.stern.de/politik/ausland/rolle-der-usa-in-der-ukraine-krise-die-egoistischen-staaten-von-amerika-2108267.html 1/2 210 Teilen 167 Rolle der USA in der UkraineKrise Die egoistischen Staaten von Amerika Die politische Krise der Ukraine nutzt Russlands Präsident Wladimir Putin eiskalt aus. Dass es jedoch überhaupt soweit kommen konnte, ist der fahrlässigen Außenpolitik der USA zu verdanken. Ein Gastbeitrag von Mohssen Massarat A n der Oberfläche erscheint der Konflikt in der Ukraine als ein Konflikt zwischen dem Westen und Russland: Die USA und die EU möchten die Ukraine an die EU heranführen, um die Grenzen der EU und vielleicht auch der Nato an die russische Grenze heranzurücken. Und Russland möchte dieses Ansinnen auf seine Weise torpedieren. Doch diese Erzählung ist lediglich die halbe Wahrheit. Um die ganze Wahrheit zu erfassen, muss in die Vergangenheit zurückgeblickt und vor allem genauer hinter die Logik des nuklearen Abschreckungssystems während der Blockkonfrontation geschaut werden. Im Kern beruhte die Abschreckung auf gegenseitiger nuklearer Vernichtung. Wer also mit einem Nuklearkrieg als erster begänne, stürbe ganz sicher als zweiter. Rein äußerlich hat dieses System zwar einen Nuklearkrieg verhindert, tatsächlich zementierte es gleichzeitig auch die jeweils innerhalb beider Blöcke nach dem zweiten Weltkrieg entstandenen ökonomischen, politischen und militärischen Abhängigkeiten von der jeweiligen Hegemonialmacht. So ersichtlich diese Abhängigkeiten im Sowjetblock angesichts sowjetischer Panzer in Ostberlin während des DDRAufstandes 1953 und des Prager Frühlings 1968 für jeden waren, so verborgen blieben sie im westlichen Block. Bilder aus der OstUkraine Leben zwischen Paramilitärs und Gewaltexzessen Schutz gegen Geldmacht Hier regierte nicht die nackte Gewalt, sondern ganz marktwirtschaftlich der Tausch Sicherheit für westeuropäische Staaten und Japan de facto militärische Protektorate der USA gegen allerhand ökonomische und politische Zugeständnisse: Besetzung aller für die Hegemonialmacht sensiblen Posten bei der Weltbank, der Welthandelsorganisation (WTO) und vor allem des Internationalen Währungsfonds (IWF). Aufkauf umfangreicher USDollar als Reservewährung im Rahmen des BrettonWoods Systems, damit der USDollar seine Position als Weltgeld festigen kann. Unterordnung unter das amerikanische Ölregime und Versorgung mit saudiarabischem Öl, das sich in einem Geheimabkommen verpflichtet hatte, ihren Rostoff nur in USDollar zu verkaufen, um die steigende Nachfrage nach dem Dollar auch nach dem Zusammenbruch des BrettonWoodsSystems sicher zu stellen; Versuche, den Euro durch amerikanische Hedgefonds zu schwächen und schließlich die Beteiligung der Europäer an den teilweise völkerrechtswidrigen Hegemonialkriegen im Balkan, in Afghanistan, Irak, Libyen und im syrischen Bürgerkrieg sowie an der Aufheizung des Nuklearkonflikts mit dem Iran und nunmehr womöglich auch die Hineinziehung der EU in einen ukrainischen Bürgerkrieg. Machtoption Dollar Immerhin haben die USA es geschafft, trotz sinkender Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft und der seit 26 Jahren andauernden Handelsbilanzdefizite, den USDollar als Leitwährung zu halten und sämtliche Finanzkrisen mit Bravour durchzustehen. Diese für die USA besonders vorteilhaften DominanzUnterordnungsBeziehungen mit ihren sicherheitspolitischen Protektoraten erklären d sind Militärübungen der Nato in ehemaligen Ostblockstaaten wie Litauen eine rovokation alukas/AFP 7.351 1044 Bewertungen

Die egoistischen Staaten von Amerika · der Aufheizung des Nuklearkonflikts mit dem Iran und nunmehr womöglich auch die Hineinziehung der EU in einen ukrainischen Bürgerkrieg. Machtoption

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Rolle der USA in der Ukraine­Krise

Die egoistischen Staaten von AmerikaDie politische Krise der Ukraine nutzt Russlands Präsident Wladimir Putin eiskalt aus. Dass es jedochüberhaupt soweit kommen konnte, ist der fahrlässigen Außenpolitik der USA zu verdanken. Ein Gastbeitragvon Mohssen Massarat

A n der Oberfläche erscheint der Konflikt in der Ukraineals ein Konflikt zwischen dem Westen und Russland: DieUSA und die EU möchten die Ukraine an die EU

heranführen, um die Grenzen der EU und vielleicht auch derNato an die russische Grenze heranzurücken. Und Russlandmöchte dieses Ansinnen auf seine Weise torpedieren. Dochdiese Erzählung ist lediglich die halbe Wahrheit. Um dieganze Wahrheit zu erfassen, muss in die Vergangenheitzurückgeblickt und vor allem genauer hinter die Logik desnuklearen Abschreckungssystems während derBlockkonfrontation geschaut werden.

Im Kern beruhte die Abschreckung auf gegenseitigernuklearer Vernichtung. Wer also mit einem Nuklearkrieg alserster begänne, stürbe ganz sicher als zweiter. Reinäußerlich hat dieses System zwar einen Nuklearkriegverhindert, tatsächlich zementierte es gleichzeitig auch diejeweils innerhalb beider Blöcke nach dem zweiten Weltkriegentstandenen ökonomischen, politischen und militärischenAbhängigkeiten von der jeweiligen Hegemonialmacht. Soersichtlich diese Abhängigkeiten im Sowjetblock angesichts

sowjetischer Panzer in Ostberlin während des DDR­Aufstandes 1953 und des Prager Frühlings 1968 für jeden waren, soverborgen blieben sie im westlichen Block.

Bilder aus der Ost­UkraineLeben zwischen Paramilitärs und Gewaltexzessen

Schutz gegen GeldmachtHier regierte nicht die nackte Gewalt, sondern ganz marktwirtschaftlich der Tausch Sicherheit für westeuropäische Staaten undJapan ­ de facto militärische Protektorate der USA ­ gegen allerhand ökonomische und politische Zugeständnisse: Besetzung allerfür die Hegemonialmacht sensiblen Posten bei der Weltbank, der Welthandelsorganisation (WTO) und vor allem desInternationalen Währungsfonds (IWF). Aufkauf umfangreicher US­Dollar als Reservewährung im Rahmen des Bretton­Woods­Systems, damit der US­Dollar seine Position als Weltgeld festigen kann. Unterordnung unter das amerikanische Ölregime undVersorgung mit saudiarabischem Öl, das sich in einem Geheimabkommen verpflichtet hatte, ihren Rostoff nur in US­Dollar zuverkaufen, um die steigende Nachfrage nach dem Dollar auch nach dem Zusammenbruch des Bretton­Woods­Systems sicher zustellen; Versuche, den Euro durch amerikanische Hedgefonds zu schwächen und schließlich die Beteiligung der Europäer an denteilweise völkerrechtswidrigen Hegemonialkriegen im Balkan, in Afghanistan, Irak, Libyen und im syrischen Bürgerkrieg sowie ander Aufheizung des Nuklearkonflikts mit dem Iran und nunmehr womöglich auch die Hineinziehung der EU in einen ukrainischenBürgerkrieg.

Machtoption DollarImmerhin haben die USA es geschafft, trotz sinkender Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft und der seit 26 Jahren andauerndenHandelsbilanzdefizite, den US­Dollar als Leitwährung zu halten und sämtliche Finanzkrisen mit Bravour durchzustehen. Diese fürdie USA besonders vorteilhaften Dominanz­Unterordnungs­Beziehungen mit ihren sicherheitspolitischen Protektoraten erklären

Für Russland sind Militärübungen der Nato in ehemaligen Ostblockstaaten wie Litauen einehandfeste ProvokationPetras Malukas/AFP

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auch gewissermaßen, warum die USA an einer nuklearen Abrüstung nach dem Zusammenbruch derBlockkonfrontation absolut kein Interesse hatten und warum sie die 1986 auf Gorbatschows Initiative mitRonald Reagan in Reykjavik vereinbarten Abrüstungsschritte beendeten, bevor sie überhauptbegonnen wurden.

Man stelle sich vor, die USA hätten sich Gorbatschows Vorschlag, sämtliche Atombomben zuvernichten, zu Herzen genommen. Unsere Angst, von den Russen überrollt zu werden, wäre dann überNacht verschwunden, die Europäer hätten endlich die volle Souveränität erlangt, mit allen anderenStaaten, einschließlich Russlands, ohne Bevormundung Handel zu betrieben. Dadurch hätten sie zumBeispiel ihren fossilen Energiebedarf nach eigenen Prioritäten gedeckt und nicht danach, dass derÖlhandel auf Dollarbasis zu einer für die USA fundamentalen und weltumspannenden Konstante wurde.Die EU und Japan hätten eine eigenständige Russland­, Nah­ und Mittelostpolitik entwickelt, dieseStaaten hätten ihrerseits die Chance erhalten, den Wettbewerb zwischen USA, EU und Japan für einenwirklich freien Handel und zum Wohle ihrer Völker zu nutzen.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wären der Welt das bewusst geschürte Wettrüsten im Mittleren Osten undder zwangsläufig daraus hervorgegangene Austausch seiner Rohstoffe gegen Waffen sowie unzähligeKriege erspart geblieben. Wir hätten auch eine Welt mit mehr Wohlstand für alle, mit mehr Schutz fürdie Umwelt und mit weniger Kriegen vorgefunden, die im Anschluss an den Kalten Krieg entstandenwäre. Dann hätten sich selbstverständlich sämtliche Machtoptionen der USA gegenüber ihrenProtektoraten in Luft aufgelöst, hätten die USA sich einem fairen Wettbewerb mit der EU, mit Japan undChina stellen müssen, anstatt sich hinter dem Schutzschirm ihrer Währung zu verschanzen, die längstihre Bedeutung als Leitwährung verloren hätte.

Schlagwörter Amerika Armin Laschet EU Europa Japan Leitwährung Matthias Platzeck NATO Ronald Reagan Russland Ukraine US­Dollar USA Zusammenbruch

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Prof. i. R. Dr. Mohssen Massarat1942 in Teheran geboren und 1961für Praktika bei die diversenIndustrie­ undBergbauunternehmen in dieBundesrepublik eingereist, begannMohssen Massarat seinewissenschaftliche Karriere miteinem Bergbaustudium inClausthal­Zellerfeld. Anschließendabsolvierte er ein Studium derWirtschafts­ undPolitikwissenschaften in Berlin.Massarat gilt als Experte für dieThemen internationaleWirtschaftsbeziehungen, Friedens­und Konfliktforschung undpolitische Ökonomie. An derUniversität Osnabrück lehrte er fast30 Jahre im FachbereichSozialwissenschaften.

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