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1. Zum Inhalt des Projektes Die Europäische Union unterstützt eine Migrationspolitik, die den Vorrang freiwilliger
Rückkehr vor Abschiebungen durchsetzen will. In diesem Zusammenhang wird auch das
Projekt „SATURN“ von der Europäischen Kommission im Rahmen der „Return Preparatory
Actions 2006“ mit einem Zuschuss von 70 Prozent der Projektgesamtkosten gefördert. Die
Laufzeit des Pilotprojektes betrug 18 Monate und begann im Dezember 2007. Auf Grund der
Vielfältigkeit der Aktivitäten wurde für das Projekt eine kostenneutrale Laufzeitverlängerung
beantragt, so dass die Laufzeit insgesamt 24 Monate betrug. Der Projektträger ist die AWO
Arbeiterwohlfahrt gem.
GmbH in der Bundesrepublik Deutschland. Heimatgarten als ein Strukturteil der AWO
Bremerhaven und deren Facheinrichtung in Migrationsfragen ist für die unmittelbare
Umsetzung des Projektvorhabens zuständig. Die Realisierung des Projektes erfolgt in
Zusammenarbeit mit der Ukraine und drei weiteren Partnerländern – Mitgliedern der
Europäischen Union: Polen, Rumänien und Bulgarien.
Der Name „SATURN“ fügt sich aus Bestandteilen „Social Advice, Return and Support
Networking Project for the Ukraine“ zusammen, wovon Ziele und Aufgaben des Projektes
abzuleiten sind. Das „SATURN“ - Projekt richtet sich an alle ukrainischen Zuwanderer, die
sich in oben genannten vier westeuropäischen Ländern legal und illegal aufhalten und in ihre
Heimat - die Ukraine - auf eigenen Wunsch zurückkehren möchten. Dabei handelt es sich
beispielsweise um die Opfer internationalen Kinder- und Frauenhandels, Arbeits- und
Armutsmigranten, Personen mit den abgelaufenen oder fehlenden (Besucher-) Visa, alte und
kranke Menschen und unbegleitete Minderjährige. Außerdem gehören zur Projektzielgruppe
illegal in der Ukraine lebende Migranten, insbesondere Transit-Flüchtlinge und aufgegriffene
Flüchtlinge an den Außengrenzen der EU, Binnenmigranten aus den GU-Staaten und
Migrationswillige aus der Ukraine.
Der Fokus des Projektes ist auf die Vorbereitung und Durchführung der freiwilligen
Rückreise sowie auf die Unterstützung der ukrainischen Remigranten bei ihrer sozialen und
wirtschaftlichen Reintegration im Heimatland ausgerichtet. Deswegen sind im Programm
neben der individuellen und vertraulichen Beratung in allen lebenswichtigen Fragen auch
finanzielle Starthilfen, Kostenübernahme für medizinische Leistungen sowie Mittel für
berufliche Qualifizierung bzw. Umschulung und Existenzgründung vorgesehen.
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Für eine koordinierte und erfolgreiche Abwicklung des Rückkehrprozesses sowie für das
Reintegrationsmanagement ist eine internationale und regionale Netzwerkbildung von Nöten.
Insofern wird im Rahmen des Projektes ebenso auf die Entwicklung eines internationalen
Netzwerkes zwischen diversen staatlichen Strukturen, praktizierenden NGO’s und
Forschungsinstitutionen in allen Partnerländern abgezielt.
Um den Kenntnisstand der Betroffenen und sonstiger Interessierter für Probleme und
Möglichkeiten der Remigration zu erhöhen wird eine breite Öffentlichkeitsarbeit in Form von
laufenden Berichten, Newslettern, Artikeln in Printmedien sowie einer Internetpräsenz
angelegt. Überdies werden weiterbildende Seminare und Round Table Meetings zum Thema
„Migration“ für Sozialarbeiter und in diesem Bereich tätige Akteure organisiert. Damit ist
dieses Projekt ebenfalls als ein dringend notwendiges Lernfeld für differenzierte und
lösungsorientierte humanitäre Prozesse angedacht.
2. Vorgehen im Rahmen der Evaluation Projektevaluationen dienen im Allgemeinen der Wirkungsüberprüfung und stellen ein
wichtiges Instrument zur Analyse und nachfolgender Optimierung von geplanten Vorhaben,
Prozessen, Maßnahmen und Herangehensweisen dar. Die Evaluation des „SATURN“ –
Projektes hat demzufolge Beschreibung, Analyse und Bewertung von durchgeführten
Aktivitäten, indirekte Kontrolle der Mittelverwendung und Einschätzung aktueller
Lebenslagen der Rückkehrer zum Ziel. Im Hauptaugenmerk der Evaluation standen folgende
Fragen:
• Welche Aktivitäten sind im Rahmen des Projektes durchgeführt worden?
• Welche Ergebnisse sind erreicht worden?
• Wie viele Personen sind mit Hilfe des Projektes zurückgekehrt?
• Aus welchen Ländern stammen die Rückkehrer
• Welche Gründe bewegen die ukrainischen Bürger, in das Ausland zu gehen?
• Wie und warum hat die Rückkehr stattgefunden?
• Wo und von wem haben die Migranten über das Projekt „SATURN“ erfahren?
• In Genuss welcher Hilfeleistungen sind sie gekommen?
• Wie hilfsreich war die Unterstützung des Projektes?
• Wie kann man die Arbeit der Projektmitarbeiter einschätzen?
Da eine der Hauptmethoden des Evaluationsverfahrens die Gewinnung der Information über
Nutzen sowie Effektivität des Projektes gehörte, wurde im März 2009 eine neuntägige Reise
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durch die südwestlichen Gebiete der Ukraine organisiert. Im Verlauf dieser Evaluationsreise
wurden 20 vom Projekt unterstützte Rückkehrer besucht und befragt sowie mehrere
Expertengespräche mit den zuständigen Projektmitarbeitern durchgeführt. Die Zeit vor der
Reise wurde für ein gründliches Studium aller vorhandenen schriftlichen Primärmaterialien
genutzt: Protokolle der Arbeitskreise und Konferenzen im Rahmen des „SATURN“ -
Projektes, laufende Berichte über begünstigte Heimkehrer, Fragebögen mit Angaben über
soziale Lage, Wohnverhältnisse, Gesundheitszustand, Probleme und Ziele der Rückkehrer,
Zeitungsartikel und andere Infomaterialien zur einschlägigen Thematik. Die gesammelten
Daten wurden ausgewertet und deren Resultate im Hinblick auf die angestrebten Ziele
beschrieben. Zum Ende des Projektes fand im Oktober 2009 eine weitere Evaluationsreise
statt, während der noch sechs Begünstigte hauptsächlich in der Region Izmail an der
ukrainisch-moldauischen Grenze interviewt wurden.
Im Anschluss dieser zweiten Evaluationsreise erfolgte die Abschlusskonferenz zum Projekt
„SATURN“ mit der Teilnahme mehrerer Projektmitarbeitern aus allen Partnerländern, im
Rahmen derer die Ergebnisse der Evaluation einem breiten Publikum präsentiert werden
konnten.
3. Durchgeführte Maßnahmen und Aktivitäten 3.1 Bekanntmachung des Projektes und Versuche, die Zielgruppe zu erreichen
Um die Zielgruppe in Deutschland anzusprechen sowie die im Rückkehrprozess agierenden
Netzwerkteilnehmer über das Leistungsangebot des Projektes zu informieren, haben alle
Heimatgartenbüros an einer intensiven Informationskampagne aktiv teilgenommen. Es
wurden Briefe mit Flyern und Visitenkarten an Ausländerbehörden und Flüchtlingsbüros,
Arbeitsvermittlungsagenturen und deren Abteilungen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit,
Sozial- und Ordnungsämter, diverse NGOs und Integrationsdienste verschickt. Eine weitere
Maßnahme zur Projektbekanntmachung war eine Infoveranstaltungsreihe mit
Veranstaltungen in fast jedem deutschen Bundesland für insgesamt hunderte Mitarbeiter
verschiedener Wohlfahrtsverbände wie Raphaels-Werke und Malteser Hilfsdienste, Caritas,
Deutsches Rotes Kreuz und Diakonie sowie für Vertreter der Bezirksregierungen und
Stadtverwaltungen. Eine Intensivierung der persönlichen Kontakte zu Flüchtlingen, die
Verteilung von Prospekten und Flyern bei russischsprachigen Ärzten, in „russischen“
Geschäften und Reisebüros sowie Anschreiben einiger Substrukturen wie Strafanstalten,
Frauenhäuser, interkulturelle Begegnungsstätten und Ämter für interkulturelle Beziehungen
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sollten weiterhin zur Verbreitung der Information innerhalb der Zielgruppe beitragen.
Ebenfalls wurden Anzeigen und über 60 Artikel zum Projektinhalt sowohl in deutschen als
auch in russischen und ukrainischen Massenmedien veröffentlicht. Allein in der Ukraine sind
etwa 40 Zeitungsartikel publiziert, viele davon sind auch im Internet in drei Sprachen
veröffentlicht worden. Mehrere Auftritte des Projektteams im deutschen und ukrainischen
Fernsehen und Radio sind ebenso als wichtige Komponenten der durchgeführten
Öffentlichkeitsarbeit zu nennen. Überdies wurden über 25 ukrainische Kirchen in der
Bundesrepublik angeschrieben sowie persönliche Gespräche mit den Kirchenvorstehern der
russisch-orthodoxen und katholischen Kirchen in Bremen, Frankfurt am Main, Stuttgart und
Baden-Baden durchgeführt.
Das Ergebnis dieser Treffen war die Bereitschaft der Kirchen, ihre Gemeindemitglieder über
das Programm des Projektes zu informieren, einige wollten sogar eine Verlinkung zum
Projekt auf ihren Websites einrichten.
3.2 Ergebnisse der Informationskampagne und Öffentlichkeitsarbeit
Anders als zunächst vermutet wurde die Zielgruppe in Deutschland, trotz breit angelegter
Informationskampagne, nur bedingt erreicht. Auch in Rumänien und insbesondere in
Bulgarien konnten nur wenige Kontakte mit den ukrainischen Migranten hergestellt werden.
Dies war eine erste überraschende Erkenntnis und ist durch folgende Gründe zu erklären:
• Die Einrichtungen wie Ausländerbehörden, Beratungsstellen, Integrationsdienste und
andere Organisationen, die man als Hauptvermittler der Illegalen für das Projekt
gewinnen wollte, haben mit diesem Personenkreis sehr wenig zu tun und können ihn
kaum direkt erreichen.
• Illegale schirmen sich von der Öffentlichkeit ab. Sie führen oft ein einsames,
unauffälliges Leben, kommen alleine zu Recht, wohnen zur Untermiete und gehen
ihrer Arbeit diszipliniert nach, versuchen ihre Aktivitäten nach den gesetzlichen
Vorschriften zu richten und jegliche Kontakte mit entsprechenden Institutionen zu
meiden.
• Die Illegalen sind meist gut strukturiert und haben ihre strategischen Netzwerke, sind
mit ihrem Leben zufrieden, verdienen genügend Geld und interessieren sich für das
Projektangebot nicht.
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• Wenn sie sich selbst bei den Heimatgartenmitarbeiten melden, dann lediglich mit der
Bitte um Legalisierung.
• Aus den Ländern Rumänien und Bulgarien kamen nur vereinzelt Rückkehrer, was ev.
auf eine geringe Zahl an Rückkehrwilligen zurückzuführen ist.
• Das ist eventuell auf einen geringen Anteil der ukrainischen Migranten in diesen
beiden Ländern zurückzuführen.
• Vermutlich gibt es mehr UkrainerInnen in Süd- und/oder Westeuropa, wo sie bessere
rechtliche und arbeitspolitische Bedingungen vorfinden als beispielsweise in
Deutschland. Diese Vermutung hat sich während des Befragungsprozesses bestätigt:
Viele ukrainische Arbeitsmigranten bevorzugen gegenüber der Bundesrepublik bzw.
den benachbarten Transferländern eher Italien, Griechenland, Spanien oder Portugal,
wo eine vergleichsweise wenig regulierte Zuwanderung herrscht.
• Die Projektdauer bot einen zu kurzen Zeitraum für den Aufbau entsprechender
Strukturen und für die Ansprache der Zielgruppe in diesen Ländern anbot. Der Zulauf
der Klientel ist daher erst gegen Ende des Projektes festzustellen.
• Die AWO Bulgarien konnte noch keine ausreichende Dynamik zur
Projektdurchführung entwickeln.
• Auch in Rumänien wurden engere Netzwerkkontakte zu Behörden und anderen im
Bereich der Migration tätigen Akteuren erst in der Projektendphase aufgebaut, um auf
die Zielgruppe eingehen zu können. Die rumänischen Projektpartner sind deswegen an
dem Erfahrungsaustausch auf der Praxisebene sehr interessiert.
3.3 Aktivitäten zum Netzwerkausbau
Während der gesamten Projektlaufzeit sind viele Aktivitäten zur Intensivierung der
Zusammenarbeit im vorhandenen Netzwerk und zur Initiierung neuer strategischer
Partnerschaften auf internationaler Ebene durchgeführt worden. Neben den zahlreichen
Seminaren, Round Table Meetings, Workshops und Netzwerktreffen für im
Migrationsbereich tätige Akteure, Multiplikatoren in den Projektmitgliedsländern, auf deren
Agenda Erfahrungsaustausch, Optimierung der Arbeitsprozesse und Entwicklung von Best
Practice Modellen für ein koordiniertes Rückkehr- und Integrationsmanagement standen, sind
auch vier internationale Konferenzen veranstaltet worden. An diesen Konferenzen haben
mehrere Vertreter von diversen Migrationsämtern, staatlichen Behörden, praktizierenden
NGO’s und Forschungsinstituten aus Deutschland, Polen, Rumänien, Bulgarien, der Ukraine
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und aus anderen GU-Staaten teilgenommen. Während der Konferenzen konnten sich die
TeilnehmerInnen über Fortschritte der Lösungsfindung für spezifische Probleme der illegalen
MigrantenInnen in den einzelnen Ländern austauschen, gemeinsam nach alternativen Mitteln
und Wegen suchen und Arbeitsweisen diskutieren. Diese Treffen dienten auch der
Herstellung neuer Kontakte mit unterschiedlichen Organisationen und Einrichtungen auf dem
Gebiet der Migration und Sozialarbeit, der Analyse existierender Rechtspraktiken und Folgen
der Remigration sowie dem Wissenstransfer zwischen den staatlichen Strukturen,
Forschungszentren und NGOs mit großer praktischer Erfahrung im Migrationsbereich.
Es wurden einige Kooperationsverträge beispielsweise mit den Ämtern für Migration in
Odessa und Uzhgorod geschlossen. Die Beziehung mit dem Migrationsamt in Uzhgorod,
einer Stadt in der Westukraine an der EU-Außengrenze, die quasi das Sprungbrett nach
Westeuropa für Transitflüchtlinge aus unterschiedlichen Herkunftsländern darstellt, ist für
beide Projektparteien von immenser strategischer Bedeutung. Die Unterzeichnung eines
Vertrages mit dem staatlichen Komitee für Fragen der Nationalitäten und Religion in Kiew
setzte ein weiteres positives Zeichen für eine erfolgreiche Projektarbeit. Das „SATURN“ -
Projekt hat damit das höchste Ministerium erreicht und wird von den hochrangigen Beamten
der Ukraine umfangreich unterstützt. Zu den neuen Partnern von „SATURN“ zählt auch das
Zentrum für soziale Adaption in Lemberg, dessen Aufgabe es ist, Opfer des Frauenhandels im
Ausland aufzusuchen, sie aus der Zwangsprostitution zu befreien, ins Heimatland zu bringen
und sie nach der Rückkehr bei der Reintegration, Ausbildung und Arbeitssuche zu
unterstützen.
Die Gewinnung neuer, wichtiger Partner für eine langfristige Zusammenarbeit ermöglichte es,
ein soziales Stützpunktsystem aufzubauen, innerhalb dessen das Zentrum in Odessa – dem
ukrainischen Projektstandort - mit regionalen Anlaufstellen bei verschiedenen NGOs und
zwei Außenstellen in Lemberg und Uzhgorod vernetzt wurde. Unter dem Zentrum in Odessa
ist ein Migrations-Kompetenz-Zentrum zu verstehen, das als eine „multifunktionale Support-
Einrichtung“, ausgestattet mit Übergangswohnungen, Medizin- und Sozialstationen,
Rechtsberatung, Arbeits- und Bildungsagentur und mit der direkten Anbindung an diverse
regionale und interregionale Migrationshelfer wie NGOs, entsprechende Verwaltungen und
Behörden innerhalb dieses einheitlichen Stützpunktsystems entwickelt wurde.
3.4 Ausbildungsmodule
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Ein weiteres wichtiges Element des Projektvorhabens war ebenfalls dessen
Ausbildungsarbeit, die vor allem Qualifizierungsmodule für MitarbeiterInnen aus dem
Sozialbereich und Weiterbildung in Migrationskompetenz für Beamte und Angestellte von
Behörden beinhaltete. Das erste Modul in Form eines komplexen Schulungsprogramms mit
anerkannten Standards aus der Arbeit mit Menschen, die freiwillige oder erzwungene
Migrationserfahrung haben, fand im September 2009 in Odessa statt. Anschließend wurde ein
Seminar zur Migrationskunde und zu praktischen Verfahren und Methoden auf diesem Gebiet
organisiert. Die beiden Ausbildungsangebote wurden in Kooperation mit der Nationalen
Juristischen Akademie Odessa ausgearbeitet und durchgeführt.
Sie stießen auf große Resonanz in der Öffentlichkeit, was impliziert, dass der Bedarf an den
Schulungen für entsprechende Arbeitsstrukturen nicht gedeckt ist und weitere
Veranstaltungen solcher Art notwendig sind.
Die Kooperation mit einer der besten Ausbildungsstätten für Juristen in der Ukraine - der
Nationalen Juristischen Akademie Odessa - wird über die Laufzeit des Projektes hinaus
fortgesetzt. Dafür wurde im Oktober 2009 ein von beiden Partnern gemeinsam getragenes
Zentrum für Migrationspolitik und -recht als ein Strukturteil der Akademie eingerichtet, mit
dem Ziel, verschiedene Forschungsprojekte gemeinsam zu realisieren und somit die
internationale Zusammenarbeit auch im wissenschaftlichen Sektor auszubauen.
In Odessa arbeitet Heimatgarten schon lange eng mit dem Flüchtlingsheim zusammen. Im
Rahmen des „SATURN“-Projektes wurde hier neben den humanitären Hilfen auch
psychologische Bildungs- und Hilfsarbeit mit den minderjährigen Kindern der Asylbewerber
und Flüchtlinge von erfahrenen Pädagogen und Psychologen durchgeführt. Ein großes
Interesse für häufig tragische Schicksale der Flüchtlinge, ihre Migrationsmotive und damit
einhergehende Probleme zeigten junge Journalisten aus Russland und der Ukraine in ihren
Artikeln und Aufsätzen, die sie zur Beurteilung durch Experten zum Journalistenwettbewerb
geschickt haben, um sich während des Berufsseminars für junge Journalisten in Lemberg über
diese Thematik mit Fachkollegen auszutauschen. Das Projekt beabsichtigte damit, das
Migrationsthema von verschiedenen Seiten zu beleuchten und die Öffentlichkeit an den
Schicksalen der Migranten/Innen durch die Arbeit dieser Journalisten teilhaben zu lassen. Mit
diesem Journalistenseminar legte Heimatgarten den ersten Grundstein zum Aufbau eines
Netzwerkes an Publizisten und zur Förderung der transnationalen Zusammenarbeit aller
Akteure im Migrationsgeschehen.
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4. Gründe für Arbeitsmigration Das stete ukrainische Wirtschaftswachstum der vergangenen fünf Jahre mit jeweils sieben bis
acht Prozent kommt durch Reformstau aufgrund politischer Instabilität, fallender Metallpreise
und unsicherer Rohstoffpreise wegen der internationalen Finanzkrise zu einer sehr deutlichen
Verlangsamung. Laut Prognosen des IWF wird es von den derzeitigen 7,5% auf nur noch
2,5% sinken, während die Inflation auf 20% steigen wird. Wirtschaftlich wichtige
Auslandsmärkte sind verloren gegangen genau wie 60% des ukrainischen Exports.
Wegen des plötzlichen Versiegens der Kreditzuschüsse wurde die Bautätigkeit in Kiew und
anderen großen Städten schon weitgehend und deutlich sichtbar eingestellt und es wird ein
weiterer Rückgang befürchtet. In jeder Industriebranche sind Massenkündigungen zu
beobachten. Rund drei Millionen UkrainerInnen sind im Frühjahr 2009 offiziell als arbeitslos
registriert.
Die tatsächlichen Arbeitslosenzahlen sind jedoch ein Vielfaches höher, denn etwa zwei
Millionen Menschen befinden sich im Zwangsulaub und jeder fünfte arbeitet nur Teilzeit.
Außerdem melden sich viele Arbeitssuchende nicht bei den Arbeitsagenturen, weil die
Arbeitslosenhilfe zu gering ist. Menschen, die auf dem Land leben und im Besitz von großen
Grundstücken sind, werden nicht als arbeitslos anerkannt.
Im Sommer versuchen die UkrainerInnen durch Verkauf von Produkten tierischer Erzeugung
sowie von Obst und Gemüse aus ihren privaten Gärten, Saisonarbeit und Tourismus in ihren
Wohnregionen ihre wirtschaftliche Existenz zu sichern. Nach Saisonschluss riskieren fünf bis
sieben Millionen von 21 Millionen ukrainischen Erwerbstätigen ohne Beschäftigung zu
bleiben, was den Konkurrenzkampf auf dem Arbeitsmarkt verstärkt und Arbeitsmigration
fördert. Der legale Weg ins Ausland wird indes für die meisten Arbeitsmigranten aus der
Ukraine bald versperrt werden, denn immer mehr EU-Staaten führen das Verbot auf
Ausstellung von Arbeitsvisa für Bürger der Ukraine und anderer Länder ein. Nach Angaben
der ukrainischen Föderation der Gewerkschaften arbeiten heute etwa fünf bis sieben
Millionen ukrainische Migranten in europäischen Mitgliedsstaaten. Entweder bleiben sie
demnächst ohne verlängerte Visa und offizielle Arbeitserlaubnis illegal im Ausland oder
kehren in ihre Heimat zurück und erhöhen somit den Druck auf den rasant schrumpfenden
Arbeitsmarkt.
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[Überblick der ukrainischen Presse im März - Oktober 2009]
5. Leistungsangebot des „SATURN“ - Projektes In einer solchen wirtschaftlichen Situation, wie sie im vorangegangenen Kapital erläutert
wurde, sind die Leistungen des „SATURN“ – Projekts nahezu lebenswichtig, insbesondere,
wenn es sich um die Landbevölkerung handelt – die Hauptklientel des Projektes. Die Existenz
der ländlichen Bevölkerung basiert zum großen Teil auf Subsistenzwirtschaft, da Löhne und
Rente verspätet und unvollständig ausbezahlt werden und das Lohniveau mit den gestiegenen
Lebenshaltungskosten nicht mithalten kann. Heute liegt der offizielle Durchschnittslohn eines
Landarbeiters, falls er überhaupt einen Job hat, um etwa 50 % unter dem Landesdurchschnitt,
so dass trotz niedrigerer Lebenshaltungskosten auf dem Land viele Familien auf
Unterstützung von Familienmitgliedern angewiesen sind, die in größeren Städten bzw. im
Ausland arbeiten. Aufgrund der wirtschaftlichen Transformation nach dem Zerfall der
Sowjetunion und der damit einhergehenden Verschlechterung der ökonomischen Lage
verstärkte sich der Druck zur Arbeits- und Armutsmigration.
Die Abwicklung des Wanderungsprozesses hauptsächlich nach Polen ist für manche
ukrainischen Mitbürger zu einem alltäglichen Geschäft geworden. Für eine bestimmte
Geldsumme wird ein Arbeitsvisum auf Einladung eines polnischen Arbeitgebers auf legalem
Weg ausgestellt. Die Arbeitsmigranten werden dann mit einem Minibus nach Polen gebracht
und dort an einem Marktplatz oder einem Bahnhof abgesetzt. Wenn sie Glück haben, kommt
der angekündigte Auftraggeber. In der Regel sind die in den Arbeitsvisa eingetragenen
Namen der polnischen Arbeitgeber jedoch fiktiv oder sie brauchen weniger Arbeitskräfte als
angegeben bzw. keine, weil sie sich wegen der Wirtschaftskrise keine Aushilfen leisten
können. Diejenigen, die dennoch einen Job bekommen, werden oft schlechter bezahlt als
versprochen, so dass der Arbeitslohn gerade für die Deckung der Lebenshaltungskosten
während des Auslandaufenthalts ausreicht. Um ein Arbeitsvisum samt den notwendigen
Unterlagen zu besorgen und die Fahrt ins Ausland zu organisieren, verschulden sich viele
Arbeitsmigranten schon vor der Abreise in der Hoffnung, die geliehenen Summen von dem
verdienten Geld zurück zahlen zu können. Im Endeffekt bleiben diese Arbeitsmigranten auf
der Straße mit (beinahe) abgelaufenen Visa ohne jegliche Mittel zur Rückreise und mit einem
Schuldenberg. Aus solcher oder ähnlicher Notlage sind insgesamt 194 UkrainerInnen mit
Hilfe des „SATURN“-Projektes ins Heimatland zurückgekehrt und bei ihrer Reintegration
professionell unterstützt worden: 114 aus Polen, 44 aus Deutschland, 34 aus Rumänien und
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zwei aus Bulgarien. 142 Personen konnten sich durch gültige Papiere ausweisen, 52 der 194
ukrainischen Migranten haben sich illegal im Ausland aufgehalten.
5.1 Finanzielle Unterstützung
5.1.1 Starthilfe
Das Leistungsangebot des „SATURN“ - Projektes ist vielfältig und bezieht sich auf alle
wichtigen Lebensbereiche. Nach der Aufnahme ins Projekt bekommt jeder Rückkehrer eine
Starthilfe in Höhe von 450 Euro. Nach den Berechnungen des Projektteams soll diese Summe
für ein bescheidenes Leben in den ersten drei Monaten nach der Rückkehr sowie für die
Ausstellung fehlender Papiere und für die Rückerstattung von Auslagen ausreichen, die sie für
die Besorgung der Reisedokumente im Ausland oder noch vor der Ausreise getätigt haben.
Frau J. gestand bei der Befragung, dieses Geld habe sie für ihre Zahnbehandlung aufbewahrt,
da medizinische Leistungen in der Ukraine kostenpflichtig sind, wäre es für eine allein
erziehende junge Mutter ohne Beruf unmöglich, ohne Hilfe des Projekts diesen Wunsch
jemals zu verwirklichen. Frau B. hat einen großen Teil dieses Geldbetrages für die Installation
der Gasleitung ausgegeben, wofür die Mittel immer fehlten. Frau Zh. hat von diesem Geld
endlich ihr Haus mit dem Notwendigsten ausgestattet, was sie mit ihrem gering beschäftigten
Ehemann in zehn Jahren Ehe nicht geschafft hat. Frau G. hat davon ein paar Hühner gekauft,
um dann die Eier und das Fleisch auf dem Markt zu verkaufen um auf diese Weise für ihre
Familie zu sorgen.
Eine „Start-“ oder „Lebenshilfe“ haben alle ins Projekt aufgenommenen Rückkehrer erhalten,
etwa 40% von ihnen wurden zusätzlich durch weitere Leistungen unterstützt.
5.1.2 Hilfe zur Existenzgründung
In vielen Fällen wurde der Wunsch zur Existenzgründung geäußert. Nach der Analyse der
eingereichten Businesspläne und geführten Gesprächen mit potentiellen Unternehmern
wurden 72 Businessideen befürwortet und finanziell unterstützt. Entscheidend für die
Zustimmung und der damit verbundenen Mittelvergabe war das Vorhandensein
entsprechender fachlicher Kompetenz, Erfahrungen im Arbeitsbereich, individuellen
Fähgikeiten und die Motivation der Antragsteller. Darüber hinaus wurden die Aktualität der
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Idee, die Möglichkeit erfolgreicher Umsetzung, realistische Kostenaufstellung sowie
Entwicklungs- und Wachstumsperspektiven des Unternehmens geprüft. Die
Existenzgründer/Innen haben je nach Bedarf und Umfang des Geschäftes 100,- bis 3000,-
Euro erhalten. Die Summe ist so kalkuliert worden, dass Gebühren für die Anmeldung als
Privatunternehmer, notwendige Anschaffungen für den Start sowie Fixkosten beglichen
werden konnten, bis es zu den die ersten Einnahmen kam.
Unten sind einige Beispiele der Existenzgründungen dargestellt. Der Inhalt der Tabelle ist auf
Basis der Interviews mit den Unternehmern während der Evaluationsreisen zusammengefasst.
Tabelle 1: Existenzgründungen
Begünstigter/ Geschäftsidee
Förderungssatz/ Mittelverwendung
Vorteile Aktualität Foto
Eheleute Kr./ Viehzucht Verkauf von Fleisch und Speck
3000,- Euro Anschaffung: 13 Ferkel
- Schweinestall ist vorhanden; - Mietkosten werden mit der Verwandtschaft geteilt, - Schweinefutter bekommt Herr Kr. als ehemaliger Kolchosemitarbeiter kostenfrei = Kostenersparnisse
Nachfrage nach Schweinefleisch und Speck ist immer groß
Herr Ch./ künstlerische Arbeiten aus Stein, Holz, Metall (Malerei, Schnitzerei, Meißnerei)
3000,- Euro für den Selbstaufbau e. elektronischen Meißelgerätes (neues Gerät würde das Dreifache kosten)
- sehr gute Kenntnisse der Elektronik (Hochschulausbildung mit Auszeichnung + Arbeitserfahrung) - künstlerisches Talent
neues und trendiges Geschäft, hochwertige Arbeit, Nachfrage in der Stadt ist groß
Herr F./ Gewächs-häuser, Gemüseanbau
3000,- Euro Anschaffung: Wagen, Baumaterialien für das
- umfangreiche Arbeitserfahrung in der Gärtnerei im Ausland - Kooperation mit
- großer Absatzmarkt, -Gewächshaus-gemüse reift ein bis zwei Monate eher
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Gewächshaus, Düngermittel, Setzlinge, Samen
Bruder = Kostenteilung
= noch keine Konkurrenz in der Region - zwei bis drei Ernten pro Saison - Schaffung weiterer Arbeitsplätze im Dorf
Herr A./ Autowerkstatt, Reparatur-arbeiten, Tischlerei
2000,- Euro Anschaffung: Werkzeug, Räumlichkeit für die Werkstatt
- Arbeitserfahrung - Teilhaberschaft = Kostenteilung
- Nachfrage nach Reparaturarbeiten jeder Art ist sehr groß
Herr Kl./ Recycling von Industriegütern (kaputte Bürotechnik, Elektrogeräte, medizinische Ausrüstung, Pestizide, Maschinenöl, Lumpen, Sachen aus Plastik, Metall, Holz, Papier usw.)
3.000,- Euro Anschaffung: - Anmeldung; - Miete für Räumlichkeiten, - Personalkosten; - Waren, Güter, Produkte zum Recycling; - Geräte und Werkzeug für Verarbeitung
- sehr gute Ausbildung (3 Hochschuldiplome) - umfangreiche Erfahrung im In- und Ausland in Marketing, Management, Unternehmensführung - gute Sachkenntnisse
- gewinnbringendes Geschäft für staatliche u. private Firmen, da Entsorgung vom bilanzierten Ballast - Verwandlung von Abfällen, Schrott u. Müll in wertvolle Stoffe u. Waren - Schaffung von 14 Arbeitsplätzen - Erweiterung des Arbeitsangebots in Aussicht
Wie schon erwähnt, wohnen die meisten Rückkehrer auf dem Lande und sind mit
landwirtschaftlichen Arbeiten vertraut. Die meisten Geschäftsideen stammen deswegen aus
dem primären Sektor und beinhalten Viehzucht und Verkauf von Lebensmitteln tierischer
Erzeugung: Milchprodukte, Eier, Speck, Fleisch. Hinzu gehört ebenso der Imkereibetrieb. Die
Grundstückinhaber bzw. Pächter betreiben Getreide- oder Gemüseanbau. Ein junger Mann
aus Izmail stellt Getreidekörner her und packt sie für den Einzelhandel ab, der andere führt
ein Unternehmen für Industriegüterrecycling. Männer mit einer technischen Ausbildung
und/oder Arbeitserfahrung gründen Auto- und Elektrowerkstätten. Die weibliche Bevölkerung
beschäftigt sich eher in der Dienstleistungsbranche beispielsweise als Schneiderinnen bzw.
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Näherinnen der Bettwäsche und Gardinen oder Friseurinnen. Es gab ein paar Fälle, wo sich
Frauen als selbständige Buchhalterinnen angemeldet haben.
Es ist noch zu früh um über große Unternehmenserfolge zu berichten, da sich viele der
genannten Betriebe zum Zeitpunkt der Evaluationsreisen erst in der Aufbauphase befanden.
Nichtsdestotrotz berichteten die Begünstigten über ihre ersten kleinen Fortschritte und
Zukunftspläne und waren sehr froh endlich die Möglichkeit bekommen zu haben, sich eine
wirtschaftliche Basis zu schaffen und ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können.
Bedauernswert ist allerdings, dass es durch die begrenzte Projektlaufzeit nur wenig
Möglichkeiten zur Kontrolle der weiteren betriebswirtschaftlichen Unternehmensentwicklung
gibt. Eine solche Unternehmensförderung ist im Rahmen des Projekts als eine erforderliche
und gelungene Maßnahme zu sehen, die zur Nachhaltigkeit der Rückkehr und zur langfristig
erfolgreichen Reintegration wesentlich beiträgt.
5.4 Medizinische Betreuung
Etwa sieben Prozent aller Begünstigten sind neben der Starthilfe noch in den Genuss von
medizinischen Leistungen gekommen Hierunter sind verschiedene Behandlungen,
Operationen und Therapien zu nennen. Medizinische Leistungen sind in der Ukraine
heutzutage ein Luxusgut, die sich nicht jeder leisten kann. In den Kliniken muss man nicht
nur für die ärztliche Behandlung selbst, sondern auch für Medikamente, Spritzen und sogar
für die Bettwäsche zahlen. Von daher ist die Entscheidung, eine medizinische Beraterin für
das Projekt zu engagieren sowie die medizinischen Leistungen für Bedürftigen zu finanzieren,
sinnvoll. Mit Hilfe der Beraterin konnten die Patienten an verschiedene FachärztInnen
vermittelt werden, wo nach sorgfältiger Untersuchung richtige Diagnosen gestellt wurden.
Hierin lag bereits ein großer Fortschritt, da bei einigen Projektteilnehmer/Innen zuvor falsche
Diagnosen gestellt worden waren auf Grund derer die Patienten falsch behandelt worden sind.
So galt beispielsweise Frau Zh. nach einer misslungenen Operation als unfruchtbar. Nach dem
Beratungsgespräch mit der Projektassistentin stellte sich heraus, dass die junge Frau jahrelang
falsch behandelt wurde, obwohl eine andere Behandlungsmethode ihr Gesundheitsproblem
eventuell abmildern oder sogar beseitigen könnte. Zurzeit befindet sie sich in einer Therapie
und hofft zusammen mit der Frauenärztin auf positive Ergebnisse.
Ähnlich ist die Geschichte des Herrn Ch. aus einer kinderreichen Familie (18 Kinder), der auf
einem Auge fast blind ist, da er seit zehn Jahren angeblich ein Glaukom hätte. Die richtige
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Diagnose hieß Grauer Star, der sich durch einen operativen Eingriff entfernen ließ. Mit
Unterstützung des Projekts wurde eine entsprechende Operation und die nachfolgende
Behandlung in einer renommierten Augenklinik durchgeführt. Für den jungen Mann aus sehr
armen Verhältnissen war es eine einmalige Chance, seine Sehkraft wiederherstellen bzw.
verbessern zu lassen.
Die Rückkehrerin M. hat in der Gefrierabteilung einer Fleischfabrik in Polen gearbeitet. Dort
waren die Arbeitsbedingungen waren so schlecht, dass sich ihre Gelenke und Knochen auf
Grund von Frost und Durchzug entzündeten so sehr, dass sie kaum noch laufen konnte. Etwa
zwei Monate waren ihr Bein und Handgelenk eingegipst und sie benötigte regelmäßige
Injektionen. Ein Teil der Behandlungskosten wurde von „SATURN“ übernommen.
Frau Zh. Unfrucht-barkeit
Herr Ch. Grauer Star
Frau M. Entzündung der Gelenke
5.2 Sonstige Hilfen
In Kooperation mit dem Migrations-Kompetenz-Zentrum in Odessa werden im Rahmen des
Projekts neben der Beratung für die Rückkehrer auch Leistungen wie Unterstützung bei der
Lösung verschiedener sozialer Probleme, psychotherapeutische Hilfe, Konsultation in
Rechtsfragen, provisorische Unterkunft oder Jobvermittlung angeboten.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Nachfrage nach den Notwohnungen sehr
gering war. Das ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die meisten Remigranten in ihre
Familien oder nach Hause zurückkehrten. Es handelt sich in den meisten Fällen um eine
Arbeitsmigration von kurzer Dauer für den Zeitraum der jeweils gültigen Arbeitserlaubnis.
Auch wenn die MigrantenInnen länger im Ausland arbeiten, egal ob legal oder illegal, kehren
sie nach Hause zurück, wo ihre Familien auf sie warten.
Der Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen wurde lediglich nur in Einzelfällen angemeldet, es
sind keine Gruppen für Weiterbildungen zustande gekommen. Nichtsdestotrotz haben etwa
15% aller Rückkehrer an verschiedenen Lehrgängen teilgenommen. Darunter sind ein
Computerkurs sowie Ausbildungsmaßnahmen in den Bereichen Friseurin, Masseurin und
Buchhalterin zu nennen.
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Was die Jobvermittlung betrifft, so wurden für einzelne Rückkehrer trotz wirtschaftlicher
Rezession und Massenkündigungen in allen Industriebranchen in der Ukraine Arbeitsplätze in
der Gastronomie und Hotellerie sowie in den Lebensmittel herstellenden Fabriken gefunden.
6. Demographische Daten der Rückkehrer
6.1 Geographische Verteilung
Die ukrainischen Migranten, die von „SATURN“ begünstigt worden sind, stammen meist aus
den Gebieten der westlichen und südlichen Ukraine, überwiegend aus ländlichen Gegenden.
Sehr stark sind die Gebiete Ternopil, Ivano-Frankivsk und Chernivtsi vertreten, etwa ein
Viertel der Rückkehrer kommt aus der Region Odessa, insbesondere aus dem Ort Izmail an
der moldauischen Grenze. Einzelfälle gibt es in Lemberg, Kiew und Dnipropetrowsk.
6.2 Altersstruktur
Die Altersspanne der vom Projekt Begünstigten erstreckt sich auf nahezu 85 Jahre, wobei der
jüngste Rückkehrer drei und der älteste 89 Jahre alt ist. Sieben Rückkehrer bzw. Auswanderer
im Kindergarten- und Grundschulalter bis zehn Jahre sind Kinder jüdischer Emigranten.
Diese Familien lebten als jüdische Kontingentflüchtlinge in Deutschland und sind daher nicht
den Arbeitsmigranten zuzuordnen.
Die jüngste Arbeitsmigrantin, die ohne elterliche Begleitung ins Ausland gegangen ist, um
Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen, ist 18 Jahre alt. Die Altersstruktur verteilt sich
wie folgt: Die größte Gruppe mit 98 Personen (50,5%) sind junge Leute im Alter von 18 bis
39 Jahren. Die Gruppe der Erwerbstätigen mit dem Altersintervall 40 bis 59 beträgt 38% der
gesamten Rückkehrerzahl und zählt 74 Personen. Es gibt auch zwölf Personen im
(Vor)rentneralter von 60 bis 79 Jahre und sogar drei Überachtzigjährige.
6.3 Familienstand
Die meisten ukrainischen Migranten, die über das Projekt zurückkehrten, sind verheiratet.
Dies sind 110 Personen oder 57% der erhobenen Gesamtheit. 40 Personen sind ledig, 19 sind
geschieden und fünf leben getrennt. 18 verwitwete Arbeitsmigranten schließen die
Familienstandstatistik. Bemerkenswert ist, dass in den Kategorien der Geschiedenen und der
Verwitweten jeweils eine weibliche Dominanz mit 14 Frauen von 19 bzw. 17 Frauen von 18
festzustellen ist. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass diese Frauen ihren
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Lebensunterhalt alleine bestreiten müssen und mit keiner anderen Unterstützung wegen des
Wegfalls des Ehepartners rechnen können. Andererseits bieten sich im Ausland typisch
weibliche Beschäftigungsmöglichkeiten im Haushalt, im Pflegebereich oder in der
Landwirtschaft, was im weiteren Verlauf des Berichtes noch genauer beleuchtet werden wird.
6.4 Bildungsniveau
Erwähnenswert ist ebenfalls das Bildungsniveau der ukrainischen MigrantenInnen. Wie
bereits beschrieben, wohnen die meisten Begünstigten in ländlichen Regionen, in denen
landwirtschaftliche Arbeiten den Vorrang vor Ausbildung haben. Außerdem ist nicht in jedem
Dorf eine Schule vorhanden. Eine Hauptschule befindet sich normalerweise in einer größeren
Siedlung, die eine Art administratives Zentrum darstellt, das viele kleinere Dörfer verwaltet.
Dieses Zentrum ist aber in vielen Fällen relativ weit von den Wohnorten der Menschen
entfernt. Wegen des nicht ausreichend ausgebauten Straßennetzes und des nicht
ausreichenden öffentlichen Personennahverkehrs ist es nicht immer möglich, die Schule
regelmäßig zu besuchen. Um einen Beruf zu erlernen oder eine Hochschulausbildung zu
absolvieren, muss man in eine größere Stadt umziehen, wo neben den hohen
Lebenshaltungskosten noch teure Studiengebühren zu begleichen sind. Einen solchen Schritt
wagen Einzelne, die über ein gesichertes und ausreichendes Einkommen verfügen und / oder
nahe Verwandtschaft oder Bekanntschaft in diesen Städten haben.
Aus diesen Gründen haben sechs Rückkehrer überhaupt keinen Schulabschluss. Das sind
vorwiegend Vertreter der älteren Generationen oder aber junge Frauen, die relativ früh
geheiratet und Kinder bekommen haben. 13 Personen weigerten sich, diese Frage zu
beantworten. Höchstwahrscheinlich haben die meisten von ihnen ihre schulische Ausbildung
nicht zu Ende bringen können. Zwei Kinder besuchen Kindergarten, fünf gehen noch zur
Schule. 22 Personen absolvierten eine Haupt-, 22 - eine Realschule und zwei ein Gymnasium.
Eine Berufsausbildung absolvierten insgesamt 64 Frauen und Männer. An verschiedenen
Hochschulen studierten 47 registrierte Rückkehrer. Darunter gibt es einen Studienabbrecher
und einen Akademiker mit drei Hochschuldiplomen. Dies sind meist Städter mittleren Alters
oder junge Menschen von Mitte zwanzig bis knapp über dreißig, deren Eltern bei der Suche
nach besseren Arbeitsmöglichkeiten vor Jahren in die Gebietszentren umgezogen sind.
6.6 Erlernte und ausgeübte Berufe
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Das Berufsspektrum, das die von SATURN geförderten Rückkehrer haben, ist relativ breit
und reicht von handwerklichen und technischen Berufen bis hin bis voll ausgebildeten
Akademikern. Die Männer haben eine Ausbildung und / oder Arbeitserfahrung als Kfz-
Mechaniker, Elektromonteur, Schweißer, Schlosser, Tischler, Mauer, Bauarbeiter, Fahrer,
Traktorist oder Landwirt. Der weibliche Teil der Rückkehrer ist eher in der
Dienstleistungsbranche als Verkäuferin, Barkeeperin, Köchin, Friseurin, Masseurin, Näherin
oder Buchhalterin tätig. Unter den Akademikern beider Geschlechter gibt es Lehrer für
verschiedene Schulfächer, Künstler, Ärzte, Ökonomen, Juristen und Ingenieure. Es ist jedoch
zu ergänzen, dass erlernte Berufe nicht automatisch ausgeübte Berufe sind. Denn die meisten
Rückkehrer waren zum Zeitpunkt der Aufnahme ins Projekt arbeitsuchend.
Laut Befragung sind Arbeitslosigkeit und mangelnde berufliche Zukunftsperspektiven im
Inland einerseits und bessere Verdienstmöglichkeiten im Ausland andererseits Hauptmotive
der Arbeitsmigration.
6.7 Auszuübende Tätigkeiten im Ausland
Die Arbeits- und Armutsmigranten haben keine großen Ansprüche hinsichtlich des
Arbeitsangebotes. Für sie ist es von vorrangiger Bedeutung, dass sie eine
Verdienstmöglichkeit haben. Schon traditionell arbeiten die Männer auf diversen Baustellen,
in Gewächshäusern oder in den Gärtnereien. Die Frauen üben bei den Landwirten leichtere
Arbeiten wie das Pflücken von Beeren und Früchten oder Sortieren von verschiedenen
Gemüsearten aus. Außerdem werden die Frauen als Pflegepersonal für Alte und Kranke, als
Babysitterin oder Haushälterin beschäftigt. Junge Frauen werden bei der Suche nach
schnellem und relativ leicht verdientem Geld oft durch Anzeigen über Jobs als Kellnerin oder
Stripperin angelockt. Sie glauben fest, es würde ihnen nichts passieren und landen wie viele
ihrer Vorgängerinnen in Bordells, wo sie zur Prostitution gezwungen werden.
7. Arbeit des Projektteams Kompetenz, Hilfsbereitschaft und Engagement der MitarbeiterInnen sind wichtige
Komponenten des gemeinsamen Projekterfolges genauso wie ein reibungsloser Ablauf des
Arbeitsprozesses, der dank einer schnellen und koordinierten Arbeit zwischen allen Büros von
AWO Heimatgarten und dessen Partnerländer erreicht werden konnte.
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Die Arbeit der ukrainischen Projektmitarbeiter ist besonders zu erwähnen, da diese sich im
Unterschied zu ihren ausländischen Kollegen mit den Integrationsmaßnahmen für die
Rückkehrer im Aufnahmenland befassten. Alle Befragten erfuhren eine schnelle und adäquate
Reaktion der ukrainischen Ansprechpartner auf ihre Anrufe. Innerhalb von höchstens zwei
Wochen wurden die Remigranten von den Projektmitarbeitern in ihren Häusern besucht, um
deren Fälle persönlich zu überprüfen, ihre Lebenslagen einzuschätzen sowie ihre Defizite und
Bedürfnisse zu ermitteln. Eine solche Reise ist sehr anstrengend, denn die Qualität des
Verkehrsnetzes in der Ukraine entspricht nicht den westeuropäischen Standards, ganz zu
schweigen über die Straßen in ländlichen Regionen, die nach Regen und Schnee einfach nicht
befahrbar sind, so dass für eine Strecke von 100 km mehrere Stunden erforderlich sind.
Auf diesen Fahrten führen die Projektmitarbeiter Projektgelder in großen Summen mit, da
diese an die Rückkehrer weitergegeben werden. In einem Land mit Massenarbeitslosigkeit
und hoher Kriminalitätsrate sind solche Reisen deshalb sehr riskant und gefährlich. Einerseits
sind hier der Mut, die positive Einstellung und das großes Engagement des Projektteams zu
betonen, andererseits aber über Alternativen des Mittelflusses nachgedacht werden.
Alle ins Projekt aufgenommenen ukrainischen Arbeitsmigranten waren von den Mitarbeitern
und Leistungen des Projekts begeistert, obwohl sie anfangs an die unentgeltlichen Hilfen nicht
glauben konnten oder wollten. Als Opfer der Politik der eigenen Landesregierung, waren sie
sehr angetan und positiv überrascht, dass jemand an ihren Schicksalen aktiv teilnimmt und
ihre Probleme auf eine effektive und pragmatische Art und Weise zu lösen versucht.
8. Erkenntnisse aus der Projektarbeit, geplante und überraschende Ergebnisse Mit dem Projekt „SATURN“ hat Heimatgarten viele interessante Ergebnisse erzielt sowie
neue Erkenntnisse über die Zielgruppe gewonnen:
• Heimatgarten hat sich in der Ukraine als ein solider und zuverlässiger Partner etabliert,
der eine hohe Arbeitsqualität gewährleistet und für positive Veränderungen sorgt.
• Außerdem ist Heimatgarten heute die nahezu einzig bekannte deutsche Organisation,
die soziale Projekte für die Unterstützung bei der freiwilligen Rückkehr und
Reintegration im Rückkehrland ukraineübergreifend durchführt. Es gibt zwar IOM mit
ähnlich konzipierten REAG/GARP – Programmen, sie können jedoch mit der Vielfalt
des Leistungsangebotes vom „SATURN“ - Projekt nicht konkurrieren.
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• Die Zusammenarbeit mit fünf Ländern hatte einen Ausbau und eine Verdichtung des
Partnernetzwerkes auf der internationalen Ebene zur Folge. Dieses Netzwerk bleibt für
die Durchführung weiterer Projekte bestehen.
• Es entstanden neue Kooperationsbezüge, die eine langfristige Konsolidierung in der
Ukraine zum Ziel haben.
• Auch nach Projektende werden Beziehungen nach Odessa, Lemberg und Uzhgorod
gepflegt.
• Das westukrainische Uzhgorod und Darmstadt in Deutschland sind Partnerstädte. Im
Rahmen dieser Städtepartnerschaft und mit Hilfe vom Heimatgarten wird humanitäre
Hilfe für minderjährige Kinder im Flüchtlingsheim in Uzhgorod organisiert.
• Die deutsche Bundesanwaltskanzlei und die Nationale Juristische Akademie Odessa
haben ein Memorandum für Kooperation und Verwirklichung gemeinsamer Projekte
unterschrieben.
• Für die Realisierung verschiedener Forschungsprojekte sind gute Kontakte zu den
Wissenschaftlern in den GUS-Ländern hergestellt.
• Das Tätigkeitsspektrum von Heimatgarten wurde durch die neue Zielgruppe der
illegalen Migranten erweitert, die in EU-Ländern ein rechtloses Schattendasein führen,
und große Probleme haben, eine Rückkehr eigenständig umzusetzen.
• Es stellte sich heraus, dass es kaum Verantwortliche für diese Migrantenkategorie gibt
und bislang kein Instrumentarium für die Bekämpfung dieses Problems entwickelt
worden ist.
• Da offizielle Behörden mit dieser Zielgruppe kaum Verbindung haben, hatte
Heimatgarten den engsten Kontakt zu den Illegalen aus der Ukraine, direkt nach den
russischsprachigen Ärzten oder Gemeindemitgliedern aus den ukrainischen oder
russisch-orthodoxen Kirchen.
• Dieses Vertrauen ist unter anderem auch der Tatsache zu verdanken, dass fast in
jedem Heimatgartenbüro zumindest ein russischsprachiger Mitarbeiter beschäftigt ist,
was die Qualität der Beratung bedeutend erhöht.
• Weil die im Ausland lebenden UkrainerInnen enge Kontakte mit ihren Verwandten
und Freunden aus dem Herkunftsland aufrechterhalten, wurden sie von ihnen über das
Projekt informiert. Dieser „umgekehrte Informationsfluss“ aus dem Zielland ins
Entsendeland, war sehr effektiv und brachte eine weitere Erkenntnis für künftige
Projekte: Migranten reagieren unempfindlich auf inländische Massenmedien
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hauptsächlich wegen der Sprachdefizite und der fehlendenden Vertrauensbasis. Dies
muss bei der Gestaltung neuer Informationskampagnen für ähnliche Projekte
berücksichtigt werden.
• Im Laufe des Projekts hat sich eine neue Zielgruppe gebildet. Es haben sich vermehrt
jüdische Kontingentflüchtlinge gemeldet, die in die Ukraine zurückkehren möchten.
• Außerdem gab es viele Anfragen von Rückkehrwilligen nach Russland und von den
ukrainischen Migranten aus anderen westeuropäischen Ländern, die im „SATURN“-
Projekt nicht inbegriffen sind und von daher nicht finanziell gefördert werden
konnten.
• Dies spricht dafür, dass weitere Maßnahmen, Handlungsanweisungen und Prozesse
vonnöten sind, um möglichst viele Kategorien bedürftiger Migranten zu umfassen.
• Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass aufgrund der durchgeführten gewaltigen Arbeit
des Heimatgartens im Rahmen des „SATURN“-Projektes in allen fünf Ländern eine
gute und sichere Grundlage für weitere Projekte geschaffen worden ist.
• Die Partner, mit denen die Zusammenarbeit in „SATURN“ erfolgreich verlaufen ist,
sind in das von der AWO Bremerhaven initiierte und von der Europäischen
Kommission anteilsmäßig geförderte Projekt „Brücken guter Nachbarschaft“
einbezogen.
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