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[Aus der serologischen Abteilung (Prof. Dr. Ka]ka) der Staatskrankenanstalt und psychiatrischen Universiti~tsklinik Hamburg-Friedrichsberg. Direktor: Prof. Weygandt.] Die Eiweiflrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung. Die Beziehungen der Ergebnisse der Eiweil~relation zu den iibrigen Liquorbefunden. Von V. Kafka und K. Samson. (Eingegangen am 14. Dezember 1928.) W~hrend frfihere Mitteilungen ~ nach Beschreibung unserer letzten Technik zur Bestimmung des Albumin und Globulin im Liquor mit Hilfe einer Zentrifugiermethode vor allem die Aufzeichnpng der Resul- rate bei verschiedenen pathologischen Zustanden des Zentralnerven- systems und das Verhi~ltnis der EiweiSkOrpermenge zu den Kolloid- reaktionen zur Grundlage hatten, wollen wir heute fiber die'Beziehungen der Mteren Liquormethoden zu dieser neuen berichten. In der II. Mitteilung l~onnten wir zeigen, wie scharf sich der vSllig negative Liquorbefund abgrenzen l~$t. Dies zeigte sieh vor allem bei organisehen Leiden des Zentralnervensystems, die mit anderen Me- thoden keinerlei Resultate ergaben. Auch ca. 80% der Dementia- praecox-Kranken ergaben eine Eiweit~veri~nderung im Liquor. Wir fiigen nun diesen Resultaten heute eine grOl~ere Anzahl negativer Befunde hinzu, die in Tab. 1 zusammen mit der Zellzahl aufgefiihrt sind. Als wesentliches Resultat dieser Zusammenstellung sehen wir die Tatsache an, da$ der vSllig negative Liquor in keinem Falle eine Zellzahl fiber 8/3 im Kubikmillimeter aufweist. Die Mehrzahl der Untersuchungen deekte sogar als Maximum die Zahl von 5/3 auf. Die wenigen Kranken, die mit sonst negativem Untersuchungsresultat hOhere Werte als 5/3 Zellen im Liquor hatten, sind jedoch auch nicht ganz kritiklos als vSllig negativ zu betrachten. Handelt es sich doch dabei einmal um eine Lues congenita mit 7/3 Zellen und 2 real um unklare psyehische Er- scheinungen mit 7/3 resp. 8/3 Zellen (Fall 10, 31 und 34). Alle diese F~ille waren also selbst bei der geringsten ZellzahlerhShung zum min- desten nicht vOllig symptomlos. Es liegt uns fern, aus diesen gering 1 Z. Neur. 106, 54. ]926; 115, 85. 1928; 117, 128. 1928.

Die Eiweißrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung

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Page 1: Die Eiweißrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung

[Aus der serologischen Abteilung (Prof. Dr. Ka]ka) der Staatskrankenanstalt und psychiatrischen Universiti~tsklinik Hamburg-Friedrichsberg.

Direktor: Prof. Weygandt.]

Die Eiweiflrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung.

Die Beziehungen der Ergebnisse der Eiweil~relation zu den iibrigen Liquorbefunden.

Von V. Kafka und K. Samson.

(Eingegangen am 14. Dezember 1928.)

W~hrend frfihere Mitteilungen ~ nach Beschreibung unserer letzten Technik zur Bestimmung des Albumin und Globulin im Liquor mit Hilfe einer Zentrifugiermethode vor allem die Aufzeichnpng der Resul- rate bei verschiedenen pathologischen Zustanden des Zentralnerven- systems und das Verhi~ltnis der EiweiSkOrpermenge zu den Kolloid- reaktionen zur Grundlage hatten, wollen wir heute fiber die'Beziehungen der Mteren Liquormethoden zu dieser neuen berichten.

In der II. Mitteilung l~onnten wir zeigen, wie scharf sich der vSllig negative Liquorbefund abgrenzen l~$t. Dies zeigte sieh vor allem bei organisehen Leiden des Zentralnervensystems, die mit anderen Me- thoden keinerlei Resultate ergaben. Auch ca. 80% der Dementia- praecox-Kranken ergaben eine Eiweit~veri~nderung im Liquor. Wir fiigen nun diesen Resultaten heute eine grOl~ere Anzahl negativer Befunde hinzu, die in Tab. 1 zusammen mit der Zellzahl aufgefiihrt sind. Als wesentliches Resultat dieser Zusammenstellung sehen wir die Tatsache an, da$ der vSllig negative Liquor in keinem Falle eine Zellzahl fiber 8/3 im Kubikmillimeter aufweist. Die Mehrzahl der Untersuchungen deekte sogar als Maximum die Zahl von 5/3 auf. Die wenigen Kranken, die mit sonst negativem Untersuchungsresultat hOhere Werte als 5/3 Zellen im Liquor hatten, sind jedoch auch nicht ganz kritiklos als vSllig negativ zu betrachten. Handelt es sich doch dabei einmal um eine Lues congenita mit 7/3 Zellen und 2 real um unklare psyehische Er- scheinungen mit 7/3 resp. 8/3 Zellen (Fall 10, 31 und 34). Alle diese F~ille waren also selbst bei der geringsten ZellzahlerhShung zum min- desten nicht vOllig symptomlos. Es liegt uns fern, aus diesen gering

1 Z. Neur. 106, 54. ]926; 115, 85. 1928; 117, 128. 1928.

Page 2: Die Eiweißrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung

154 V. Kafka und K. Samson:

Tabelle 1 a. Normale Eiwei~relatlon und ZeUzahl.

Lfd. Nr, I. Zahl H. Zahl Globulin Albumin ZeUzahl Ges.-Eiweifl

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 2O 21 22 23 24 25 26 27 28 29 3O 31 32 33 34 35 36 37

1,2 1,0 1,0 0,9 0,9 1,2 1,0 1,0 1,0 1,2 1,2 0,8 1,0 1,0 1,2 1,0 1,2 1,0 1,2 1,0 1,0 1,2 1,0 1,2 1,0 1,0 1,0 1,2 1,0 1,1 1,2 1,0 1,2 1,0 1,1 1,0 1,2

0,4 0,3 0,2 0,1 0,2 0,3 0,3 0,3 0,4 0,3 0,4 0,15 0,5 0,5 0,3 0,3 0,4 0,3 0,4 0,3 0,2 0,5 0,3 0,3 0,4 0,4 0,4 0,5 0,2 0,3 0,5 0,3 0,3 0,4 0,3 0,3 0,3

0,2 0,2 0,1 0,1 0,1 0,2 0,2 0,1 0,2 0,2 0,2 0,1 0,3 0,3 0,2 0,2 0,3 0,2 0,3 0,2 0,2 0,2 0,3 0,2 0,2 0,2 0,2 0,2 0,1 0,2 0,3 0,2 0,2 0,3 0,2 0,2 0,2

1,0 0,8 0,9 0,8 0,8 1,0 0,8 0,9 0,8 1,0 1,0 0,7 0,7 0,7 1,0 0,8 0,9 0,8 0,9 1,0 0,8 1,0 0,7 1,0 0,8 0,8 0,8 1,0 0,9 0,9 0,9 0,8 1,0 0,7 0,9 0,8 1,0

0/3 2/3 O/3 1/3 6/3 5/3 1/3 2/3 7/3 0/3 3/3 4/3 O/3 O/3 5/3 2/3 5/3 O/3 0/3 O/3 1/3 o/3 7/3 O/3 4/3 S/3 O/3 O/3 O/3 4/3 2/3 5/3 2/3 O/3 2/3 2/3 2/3

erhShten Zellwerten irgendwelche diagnostischen Schliisse bei der Abwesenheit anderer Befunde zu ziehen. Uns liegt nur aa der Fest- stellung, dab offensichtlich der vSllig negative Liquor doch ein ziemlich deutlieh umschriebenes quanti tat ives Zellbild aufweist. Interessant ist es, dab fast s~mtliehe ~lteren Autoren bis auf Holzmann 15/3 im Kubikmill imeter als Grenzwert zwischen normal und pathologisch angeben. Plaut, Rehm und Schottmi~ller bezeiehnen sogar 6 - -9 Zellen im Kubikmill imeter als Grenzwert, ebenso Gennerich, Kohrs. Wir

Page 3: Die Eiweißrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung

Die EiweiBrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. 155

Tabelle lb. Von 37 Liquoren der Tabelle la batten bei normalen Eiweiflwerten:

Zellen in Fallen in Prozent (abgemndet)

0/3 1/3 2/3 3/3 4/3 5/3 6/3 7/3 8/3

14 3 8 1 3 4 1 2 1

2i/0j3 his 89% ~ |

lO1 3 5 3

werden also Holzmann recht geben miissen und yon neueren Bearbei tern Neels. Andererseits kann natiirlich eine im Bereich der Norm liegende Zellzahl durchaus mit anderen pathologischen L iquor symptomen ein- hergehen. Daffir werden weiter un ten (Tab. 2) Belege angefiihrt wet- den. Gleichzeitig k6nnen wir dann aber auch zeigen, wie Zellwerte zwischen 8/3 und 15/3 fast ausschlie~lich mit anderen Ver~tnderungen, und zwar verbunden mit einem posit iven Ausfall der Normomast ix- reakt ion oder der Eiweii~relation einhergehen. I n einem Teil der FMle ha t die Eiweil~relation allein eine deutliche Abweichung gezeigt, wi~hrend die Phase I hier nie fiber eine Spur Opalescenz hinausging und daher eine Ver~nderung nicht sicher erscheinen lieB. Wenn es auch zweifellos einzelne FMle geben mag, die bei leicht erh6hter Zellzahl Eiweil~quo- t ienten aufweisen, die die obere Grenze der Norm nur so gering fiber- schreiten, dab eine Entscheidung schwierig ist, so m6chten wir doch zur

Tabelle 2. Zellmengen yon 15/3 und darunter in ihrer Beziehung zur Eiweiflrelation und .Mastixreaktion.

Lfd. Gesamt- I Nr. EiweiB II. Zahl Glob. Alb. Diagnose

6 7 8 9

10 11

12

1,3 1,3 1,1 2,0 1,6

1,6 1,3 2,2 2,2 1,2 1,1

1,4

0,5 0,5 0,6 1,5 0,6

1,4 0,5 0,8 1,2 1,0 0,3

0,4

0,3 0,3 0,3 0,8 0,3

0,8 0,3 0,6 0,8 0,4 0,2

0,2

1,0 1,0 0,8 1,2 1,3

0,8 1,0 1,6 1,4 0,8 0,9

1,2

Zell- Mastixreaktion zahl

9/3 negativ 7/3 ,,

10/3 positiv 8/3 ,, 8i3 negativ

15/3 ,, 6/3 positiv

15/3 negativ 9/3 ,, 9/3 ,,

10/3 Trbg. " % 1/4 8 / 3 ! negativ

I Trbg. 3 h, 1/~

Lues cerebri behandelt Epilepsie Tabes dorsalis Schizophrenie Konstitutionelle Are-

ftexie Lues latens Lues latens z.B. Nervenleiden P. P. beh. Epilepsie Lues cerebri behandelt

Menstruelle Epilepsie

Page 4: Die Eiweißrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung

156 V. Kafka und K. Samson:

Tabelle 3. Eiweiflrelation und Globulinreaktionen (ohne Pandy).

Z

1 2 3 4 5

6 7 8 9

l0 l l 12 13

14 15 16 17 18 19 2O 21 22

23 24

25 26

27 28 29 30 31 32 33 34 35 36

37 38

39 4O

, ca ~ i I ~'~ ~ ~ ~ ~: ~ P h a s e I

1,1 0,3 1,2 0,3 1,1 0,3 1,0 ~ 0,3 1,0 0,3

1,4 1,1 1,3 0,9 ~,0 3,2 1,6 0,5 2,3 4,2 1,3 2,1

1,2 1,1 2,0 I 6,2

~,$ 0,8 ~,312,6

l , O

0,8 1,4 0,7 0,8

2,6 I 1,3 3,111,3 2,0 r0,6 2,5 [3,2 2,1 10,5 3,8 ]0,6

4,6 1,1 2,5 0,33

3,0 2,8 2,9 0,9

0,21 0 0 0

Spch.

0 Spch.

0 0

Spch. 0 0 Op.

0 Sp.

Op. + 0

(+) Sp. 0

(+) 0

Sp.

Spch. Sp. Op.

(+) Op.

(+) Op.

(+)

Op. (+)

Op. + +

Weichbrodt

- i

0

0 0

Spch.

00 0 0 0

Spch.

0 Op.

0 Sp. Op. (+) + 0 0

Sp. 0

+ / + + 0

f . + +

0 Sp.

+ / + + Op.

+ / + + Sp.

+ / + + 0

+ / + +

+ Op.

1,6 0,4 1,3 1,3 2,0 1,2 1,1 1,0 1,8

1,5 2,2 1,8 2,0 2,3 2,8 2,2 2,2 2,0

2,1 3,1

2,5 2,8

+ + +

D i a g n o s e

Normal Normal Lues latens Normal Schizophrenie

Verd. Pupillen Postkom. Beschwerden Normal Epilepsie Epilepsie Alkoholismus P .P . behandelt P. P. 5 Jahre n. Malaria Tumor medullae spinalis

Multiple Sklerose Juvenile Paralyse Lues latens P .P . Juvenile Paralyse Lues cerebri Epilepsie Lues cerebrospinalis

P .P . behandelt Unklare extrapyrami-

dale Erkr. Paralyse; Lues cerebri Ca. hepatis; Hirn-

metastase P .P . behandelt P. P. nach Mall. vor

etwa 7 Wochen Juvenile Paralyse Lues cerebri Paralyse P .P . P .P . Paralyse Hirnabscel3 Paralyse P. P. nach Mal. Alkoholpsychose, Lues

cerebri P .P . behandelt Syphilit. Meningitis;

organ. Hirnerkrankg. P .P . Meningitis

Page 5: Die Eiweißrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung

Die Eiweil~relation des Liquor cerebrospinalis. IV. 157

Tabelle 3 (Fortsetzung).

41

42 43 44 45 46

47 48 49 50

d'~

5,1 6,7

4,1 9,0 4,0 9,3 5,2 IO, O 4,0 II,9

40,0 12,5

3,8 12,6 17,8 13,@

7,1 19,5 44,5 26,@

I

2,01 3,1

2,8 1,3 2,7 1,3 3,1 2,1 3,2 0,8 [ 4,1 ~5,9

3,0i 0,s 3,9 3,9 5,0 2,1

10,0 34,5

3,4 0,64

3,2 2,2 3,4 2,1 3,2 1,5 3,7 4,0 3,0 0,1

4,2 3,71 3,3 0,2~ 3,9 2,5 2,6 0,3

Phase I

Op.

§ +/++ +/++

+ + §

+++ +++

Weichbrodt Diagnose

Op. Meningitis luica; Kopf- schmerzen

+ § P.P. ++ P.P. q-+ P.P. § P.P. Sp. Kompression d. Rficken-

marks + § + + Paralyse

Sp. I Meningitis -~ +-}- [ Paralyse

- - I Meningitis

sicheren Beurteilung eines Liquors als ,,v611ig negativ" die niedrige Zellzahl yon 5/3 annehmen. Im fibrigen muB ja letzten Endes hier der klinische Befund entscheidend wirken und hier zeigt sich, dab in diesen Grenzfallen die EiweiBrelation eine starke Stfitze ist. Vor allem bei der Beurteilung theoretischer Fragestellungen sollte man diese niedrige Zellgrenzzahl annehmen. Falle mit Erh6hung der Zellwerte fiber 8/3 bis 15/3 verdienen zum mindesten eine erh6hte sorgfaltige Beachtung. Betont sei, da[~ es sich hier hauptsachlich um liquorologische Fest- stellungen handelt, durch die das klinische Gebiet noch nicht berfihrt ist. Es wird sich tiberhaupt empfehlen, diese geringen Liquorverdnderun- gen vorldu/ig als abnorm und nicht als pathologisch anzusehen und zu benennen, soweit nicht die Klinik hier entscheidet.

Von Globulinreaktionen haben wir regelmaBig die Phase I nach Nonne-Apelt-Schumm. angestellt, zur Erganzung in den meisten Fallen die Weichbrodtsche Reaktion angeffigt und in letzter Zeit auch die Pandysche Carbolsauremethode in der Modifikation von Zaloziecki zu Vergleichszwecken erneut aufgenommen. Es erfibrigt sich, fiber die Methoden hier etwas zu schreiben. Sie alle werden unter dem Namen Globulinreaktionen aufgefiihrt, trotzdem an sich nur die Phase I An- spruch auf diesen Namen hat, da sie allein die Summe der Globuline erfaBt. Sowohl Weichbrodts Reaktion als auch diejenige Pandys lassen sicher teils andere KSrper mit in Erscheinung treten, teils nicht alle Globuline sicher fallen.

Wieder wird der deutlichste Einblick in den Wert dieser Methoden im Verhaltnis zu unserer Eiweil3relation sich in Tabellenform demon- strieren lassen (Tab. 3 und 4). Schon eine kurze Ubersicht zeigt die auBerordentliche Subjektivitat der Ablesung der Phase I, so dal~ nur beim Zusammenffigen einer gro3en Anzahl yon Fallen ein Parallelis-

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158 V. Kafka und K. Samson:

Tabelle 4. Eiweiflrelation und Globulinrelationen (mit Pandy.)

5 6 7 8

9 10 l l 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 3O 31 32

z , ~ ~ ,4 ~ @ Phase I Weichbrodt Pandy Diagnose

2,0 0,2 1,5 0,5 ! 1,7 0,3 [ 1,5 0,251 3,0 0,2 2,0 0,2 2,2 0,4 2,75 0,36 1,6 1,0 2,0 0,9 2,2 0,3 1,5 0,25 3,0 0,4 2,0 0,4 2,2 0,4 1,5 0,2 1,7 0,3 2,3 0,25 1,5 1,0 2,2 0,3 2,6 1,8 3,0 1,7 2,7 1,1 '2,0 1,5 2,0 1,6 2,0 3,0 2,4 1,7 3,0 0 , 8 2,0 0,8 3,0 1,41 i,5 1,2[ :~,0 2,0

Speh. Sp.

S] ~lh. .

SI h.

Oo,. 0 0

i +

Sp. ++ Sp.

+ +

Spch. 0 Sp. 0 ,, +

o Speh. 0 + + 0

0 0 Op. Sp. Sp. ,, Op.

Spch. 0 0

Sp. 0 , , 0

- - 0

0 0 Sp. 0

0 0 " -

+ § jr + +

+ I t + - § ~-

+ + § 4- ( + )

+ + ! + + + .q

+ + ++++

+ + + +++++ + + + + +

Epilepsie L. congenita Epilepsie Alk. organisch Alkoh. u. L. latens Paralyse Genuine Epilepsie Psyehopathie Paralyse Epilepsie Neurasthenie Apoplexie Lues cerebri Dementia praecox Dementia praecox Normal Epilepsie Epilepsie Multiple Sklerose Lues cerebri P.P. behandelt P.P. P.P. P.P. behandelt Paralyse P.P. Luische Psyehose P.P. Hemiplegie, Lues Paralyse P.P. Juvenile Paralyse

mus zur II . Zahl, d .h . also zum Zentrifugat der Phase I zu erkennen ist. Zum wahren Globulinwert, wie er durch die EsbachfMlung nach vorheriger LSsung des Ammoniumsulfatniederschlages gewonnen wird, ist nur bei Beriicksichtigung groBer Differenzen ein Vergleich mit Er- folg m6glich. Aus leicht ersichtlichen Griinden zeigt eben die II . Zahl eine weir gr6Bere Ahnliehkeit in ihrer verh~ltnism~Bigen GrSBenord- nung zur Phase I als der Globulin-Esbachwert. Aber auch hieraus erhellt, wie wenig Anspruch die Phase I auf eine auch nur ann~hernde Sch~tzung der Globulinmenge erheben kann. Bei der Ablesung spielt die Art der Triibung oder Flockung sowie die yon uns Hydrata t ion ge- nannte Erseheinung eine unkontrollierbare Rolle. Dabei daft die sub-

Page 7: Die Eiweißrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung

Die EiweiBrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. 159

jektive Art der Ablesung nicht vergessen werden. Gerade die niedrigen Werte und vor allem die zweifelhaften Grenzf~lle werden h6chst un- sicher yon der Phase I erfaf3t. Jeder weiB ja auch, wie unsieher man h~ufig bei der Beurteilung der Phase I ist und wie leicht man sie je nach Lage des Krankheitsfalles unwillkiirlich einzu- schatzen geneigt ist. Bei den h6heren Werten ist sehon weir eher eine bessere Ubereinstimmung zwischen EiweiBrelation und Phase I zu finden.

Die Phase I wird an verschiedenen Kliniken teils sofort, oder nach 3 Minuten, teils nach 10 Minuten abgelesen. Bei Anstellen der Eiweil~- relation warten wir 2 Stunden bis zum Zentrifugieren des Ammonium- sulfatniederschlages, da erfahrungsgem~13 erst dann praktisch alles Globulin gef~llt ist. Nun kann ja zum Teil die Differenz dadurch her- vorgerufen sein, dal3 in den einzelnen Liquores die Niederschlagsbildung nicht gleichm~l]ig schnell in den ersten Minuten verl~uft, jedenfalls nicht parallel der Menge des f~llbaren K6rpers. Diesen Faktor miissen wir aber nach unseren in dieser Richtung vorgenommenen genauen Be- obachtungen gegeniiber der sonstigen Subjektivit~t der Methode gering anschlagen, da wir beobachtet haben, dab vor allem verschiedene Kli- niken nicht gleichartig ablesen. Aber selbst bei gleichartiger Ablesung, ja selbst bei Ablesung nach 2 Stunden kurz vor dem Zentrifugieren, ist kein verl~13licher MaBstab fiir die Menge der Globuline zu gewinnen. Dabei mul3 noch betont werden, dab ja nicht nur die Ammoniumsulfat- fallung allein, sondern ihr Vergleich mit der sp~teren Esbaehf~llung erst die interessanten Beziehungen zwischen Menge und Ammonium- sulfatniederschlagsvolumen aufdeckt, die durch die Phase I nicht zu erfassen sind.

Man vergleiche nur zur Demonstration des Gesagten die entsprechen- den Werte der Tab. 3. Zahlen yon 0,3--1,0 Teilstriche der II . Zahl k6nnen in der Phase I negativ sein oder auch das Resultat ,,opalescent" haben, ja im Fall 22 ist sogar einmal eine II. Zahl yon 2,3 Teilstrichen mit negativer Phase I bezeichnet worden. Andererseits werden Ab- lesungen der Phase I yon ~- bis + ~- in den weiten Spielraum yon 2,0 (Fall 18) bis 13,0 (Fall 48) gefunden. Allerdings sind solche erhebliche Abweichungen nicht h~ufig, aber doch auch nicht selten genug, urn. der Phase I mehr als einen orientierenden Charakter zusprechen zu kSnnen. Ohne den zweifellos vorhandenen grol3en Weft dieser Methode anfechten zu wollen, miissen wir doch warnen, die Phase I allzufein abzulesen und dureh diese Abstufungen sich so fiber die Grenze ihrer Verwert- barkeit t~uschen zu lassen. Ein Vergleich mit dem Hydratations- koeffizienten und damit mit dem Verh~tltnis der Ammoniumsulfat- niederschlagsmenge zum Esbachniederschlag fiihrt auch zu keiner Er- kl~rung der geringen Objektivit~t der Phase I. Offenb~r sind viele

Page 8: Die Eiweißrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung

160 V. Kafka und K. Samson:

Faktoren hier vorhanden, die den subjektiv ablesbaren St~rkegrad der Phase I bestimmen.

Das eben Gesagte gilt auch fiir die Weichbrodtsche Reaktion. Die h~tufig betonte Tatsache des st~rkeren Ausfalls der Weichbrodtreaktion als der Phase I bei der Lues des Zentralnervensystems geht nicht absolut der hohen Hydration der Globuline bei der Lues parallel. Im ganzen ist der Ausfall der Weichbrodtreaktion ~hnlich zum Eiweil~bild in Be- ziehung zu setzen, insbesondere ist der EinfluB des Albumingehaltes des Liquors auf den Ausfall dieser Reaktion nicht zu vernachl~ssigen.

Bei der Pandyschen Reaktion (Tab. 4) ist der Parallelismus zur Globulinmenge vielleicht deutlicher vorhanden, ohne sich aber leidlieh objektiv gestalten zu lassen. Vor allem sind auch hier wieder T~uschun- gen bei den schwachen Ausf~llen unvermeidlich. Eine Mitbeteiligung der Albumine kann man wohl nicht ganz ausschlie~en, vielleicht spielt fiir die St~rke der Reaktion auch die Art der Globuline eine Rolle.

In bezug auf die WaR. im Liquor brauchen die positiven F~lle hier nicht besonders besproehen zu werden. Das Resultat reiht sich zwangs- l~ufig in das Schema der iibrigen Befunde ein. Niemals, das mul~ betont werden, wurde ein isolierter und wenn aueh noch so schwacher Ausfall der Wal~. gefunden, ohne da[~ auch die Eiwei[~relation deutlieh yon der Norm abwich. Wohl sind es gerade die quantitativen Eiwei[3ver- h~ltnisse, die h~ufig eine luische Jktiologie vermuten lassen bei Fehlen einer positiven WaI~., vor allem bei gleichzeitiger Beachtung der quali- tativen Anhaltspunkte, wie sie die Normomastixreaktion liefert. Ja, bei der Behandlung der luischen Erkrankungen zeigt die :Eiweil~relation am l~ngsten noch vorhandene Liquorver~nderungen an, besonders in bezug auf den Hydratationskoeffizienten, wie friiher schon gezeigt worden ist. Dal~ kein Parallelismus zwischen dem Ausfall der EiweilL relation und der St~rke der WaR. im Liquor vorhanden ist, l~Bt die Tab. 5 erkennen (vgl. z. B. Fall 5 und 8 resp. Fall 3 und 10). Uber die interessanten Beziehungen zwischen EiweiBrelation und H~molysin- reaktion sowie Braun-Husler-Reaktion wird sparer berichtet werden.

Uber die Beziehungen der Mastixreaktion zu den Eiweil~verh~lt- nissen ist sehon in der vorigen Mitteilung berichtet worden. Hier mug noeh einmal auf dieses Kapitel eingegangen werden, da yon anderer Seite (Wiillenweber 1) eine Deutung der Mastixkurven allein mit Hilfe einer Gesamteiweil~bestimmung versueht worden ist und uns dieses Verfahren nicht ganz einwandfrei erscheint. In seiner ersten Mitteilung fiihrt Wi~llenweber Vergleiche an zwischen der Mestrezatsehen dia- phanometrischen Eiweil~methode und der Triibung, die bei der Mastix- reaktion in dem Gli~schen der Verdfinnung 1 : 4 auftritt. Ein solcher Vergleieh ist nieht haltbar, da der Ausfall der Mastixreaktion ja nicht

1 Miinch. med. Wschr. 1926, Nr 19, 772 u. Zbl. Neur. 50, 795 (1928).

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D i e E i w e i B r e l a t i o n des L i q u o r c e r e b r o s p i n a l i s . I V . ] 61

2

Z. f. d. g. Neur. u. Psych . 119.

, i ~ ~ . + + + ~ ~ ~ + ~ ' ~ ! I +--~ ~ i ~ ~ ~- +

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C ~ l o b , ~ . . . . . . . . . . . . . . . . . !!

II. Zahl i;, M , ~ ' M 4 g,~ r r r162 ~ - 7 r ~ M , . - T a q * , - :

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Eiweil~ i l - ~ r 1 6 2 1 6 2 1 6 2 1 6 2 1 6 2 1 6 2 1 6 2 1 6 2 . . . . . :! . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11

Page 10: Die Eiweißrelation des Liquor cerebrospinalis. IV. Mitteilung

162 V. Kafka u. K. Samson: Die Eiweigrelgtion des Liquor cerebrospinalis. IV.

in proportionaler Weise vom Eiweiggehalt abh~ingt, auch nicht von dem Verh~iltnis yon Globulin zu Albumin allein oder v o n d e r Natur des Glo- bulins allein, sondern yon allen diesen Faktoren gemeinsam. Man mug schon die ganze Kurve fiberblicken k6nnen. Zu dieser Methode scheint Wi~llenweber auch in letzter Zeit gekommen zu sein. Er 1)estimmt das GesamteiweiB naeh Custer. Nach allen unseren friiheren Ausffihrungen geniigt dieses aber nicht, sondern man mug zu einer exakten Diagnostik auch das VerhMtnis yon Albumin zu Globulin kennen, Sicher ist auch mit einer Gesamteiweigbestimmung allein eine welt bessere Auswertung der Kolloidkurven mSglich als mit irgendeiner der anderen Liquor- reaktionen. Aber vollstgndig wird das Bild erst mit der getrennten Bestimmung yon den beiden EiweigkSrpern. Dann wird die Gruppen- einteilung, wie sie Wi~llenweber vorgenommen hat, auch viel deutlicher. Aber dann entdeckt man auch, dag die Liquorglobuline sich noch viel weiter nach ihrem vermutlichen Ursprung trennen lassen, als es bei Wiillenweber der Fall ist (s. unsere vorige Mitteilung).

Zusammentassung. 1. Beim Vergleich mit der Eiweii~relation ergibt sich fiir den nor-

malen Liquor die Zellgrenzzahl yon 8/3 Zellen im Kubikmillimeter. 2. Die leicht erhOhte Zellzahl ist ein nicht zu vernachl~tssigendes

Symptom: 8/3 bis 15/3 Zellen im Kubikmillimeter gehSren in das Gebiet des abnormen Liquors, eine Bezeichnung, die zweckm~illig neben der des normalen und des pathologischen Liquors geffihrt werden mag.

3. Die Subjektivit~t aller einfachen EiweiI~methoden (Phase I, Pandy, Weichbrodt) wird betont und ihre notwendige Erg~inzuug dureh die Eiweigrelation gezeigt.

4. Eine isolierte WaR. im Liquor ohne Veriinderungen im Eiweil3- spiegel haben wir nicht angetroffen, abet auch keinen Parallelismus ill der St~ixke der beiden Reaktionsausf~lle.

5. Eine Auswertung der Kolloidreaktionen mittels einer Gesamt- eiweil~bestimmung ist fiir die Diagnostik viel weniger ergiebig als der Vergleich mit der EiweiIlrelation, welche Albumin und Globulin ge- trennt zu bestimmen gestattet.