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DIE GRÜNEN IN MARIAHILF An einen Haushalt in 1060 Wien. Postentgelt bar bezahlt. Die Zeitung der Grünen Alternative Mariahilf Nr. 1/2006 Naschmarkt: Blamage statt Garage! „Eine riesige Tiefgarage unter dem denkmalgeschützten Naschmarkt – das wäre doch eine Super-Idee!” dachte man sich unlängst in der SP Mariahilf. Dieser Plan ist zwar schon 22 Jahre alt, aber wenn einem nix Neues einfällt, muss man eben alte Hüte aus der Mottenkiste der Bau- und Autolobby kramen. Volkspartei und Freiheitliche fanden den Plan auch supertoll und so wurde beschlossen, eine teure Machbar- keitsstudie in Auftrag zu geben. Die Grünen haben als einzige Fraktion dagegen gestimmt – und dies aus gutem Grund: Zufahrtsrampen, Aufzüge und Stiegenhäuser würden den Markt völlig verschandeln und die Abgase aus den Entlüftungsschächten die Luft noch mehr verpesten. Weiters belegen Studien zweifelsfrei, dass neue Tiefgaragen im innerstädtischen Bereich nur noch mehr Verkehr anziehen! Die SP-Bezirksvorsteherin Kaufmann reagierte auf die Proteste gegen das Monsterprojekt patzig: „Theoretisch könnte sich die Parketage vom Getreidemarkt bis zur Eggerthgasse er- strecken.” erklärte sie. Damit wäre auch das Gelände des Flohmarktes betroffen: Dort wollte die SP ja schon vor Jahren ein 158 Meter langes Riesenparkhaus bauen. Die betroffenen BewohnerInnen werden natürlich nicht befragt, was sie von einem derartigen Monsterprojekt halten: Wie bei der „Volksgarage” in der Hofmühlgasse soll der Bau möglichst schnell durchgezogen werden, um jeden Wider- stand im Keim zu ersticken. Und die Vorsteherin droht unmissverständlich: „Die Machbarkeitsstudie der Stadt Wien wird noch dieses Jahr am Tisch liegen. Falls die Sach- verständigen dieser zustimmen, wird das Garagenprojekt sicherlich in keine Schublade mehr verschwinden!” Ihr grüner Stellvertreter Werner Haslauer hingegen hofft noch auf höhere Vernunft: „Die Mariahilfer SP will überall im Bezirk, wo es einen Park oder etwas Ähnliches zu zerstören gibt, eine Garage bauen. Meine Hoffnung ist, dass die Stadtregierung gescheiter ist als die Roten im Bezirk und dieses unsinnige Projekt stoppt!” Für den Fall aber, dass die Gemeinde diesen Plan unter- stützt, haben die Wiener Grünen heftigsten Widerstand an- gekündigt: „Dann gibt’s einen Mega-Wickel!” Aber wenn sich die Mariahilfer Genossen unbedingt mit aufgewärmten Uralt-Projekten blamieren wollen – wir wüssten da noch eines: Vor 31 Jahren wollte die SP den ganzen Naschmarkt schleifen und stattdessen eine sechsspurige Stadtautobahn bauen. Na, wie wär’s denn damit? Horrorvision: Eine Großgarage unterm Naschmarkt

Die Grünen Mariahilf / 1-2006

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Die Zeitung der Grünen Alternative Mariahilf Nr. 1/2006

Naschmarkt: Blamage statt Garage!„Eine riesige Tiefgarage unter dem denkmalgeschütztenNaschmarkt – das wäre doch eine Super-Idee!” dachte mansich unlängst in der SP Mariahilf. Dieser Plan ist zwar schon22 Jahre alt, aber wenn einem nix Neues einfällt, muss maneben alte Hüte aus der Mottenkiste der Bau- und Autolobbykramen. Volkspartei und Freiheitliche fanden den Plan auchsupertoll und so wurde beschlossen, eine teure Machbar-keitsstudie in Auftrag zu geben.

Die Grünen haben als einzige Fraktion dagegen gestimmt –und dies aus gutem Grund: Zufahrtsrampen, Aufzüge undStiegenhäuser würden den Markt völlig verschandeln und dieAbgase aus den Entlüftungsschächten die Luft noch mehrverpesten. Weiters belegen Studien zweifelsfrei, dass neueTiefgaragen im innerstädtischen Bereich nur noch mehrVerkehr anziehen!

Die SP-Bezirksvorsteherin Kaufmann reagierte auf die Protestegegen das Monsterprojekt patzig: „Theoretisch könnte sichdie Parketage vom Getreidemarkt bis zur Eggerthgasse er-strecken.” erklärte sie. Damit wäre auch das Gelände desFlohmarktes betroffen: Dort wollte die SP ja schon vor Jahrenein 158 Meter langes Riesenparkhaus bauen. Diebetroffenen BewohnerInnen werden natürlich nicht befragt,

was sie von einem derartigen Monsterprojekt halten: Wiebei der „Volksgarage” in der Hofmühlgasse soll der Baumöglichst schnell durchgezogen werden, um jeden Wider-stand im Keim zu ersticken. Und die Vorsteherin drohtunmissverständlich: „Die Machbarkeitsstudie der StadtWien wird noch dieses Jahr am Tisch liegen. Falls die Sach-verständigen dieser zustimmen, wird das Garagenprojektsicherlich in keine Schublade mehr verschwinden!”

Ihr grüner Stellvertreter Werner Haslauer hingegen hofftnoch auf höhere Vernunft: „Die Mariahilfer SP will überall imBezirk, wo es einen Park oder etwas Ähnliches zu zerstörengibt, eine Garage bauen. Meine Hoffnung ist, dass dieStadtregierung gescheiter ist als die Roten im Bezirk unddieses unsinnige Projekt stoppt!”

Für den Fall aber, dass die Gemeinde diesen Plan unter-stützt, haben die Wiener Grünen heftigsten Widerstand an-gekündigt: „Dann gibt’s einen Mega-Wickel!” Aber wennsich die Mariahilfer Genossen unbedingt mit aufgewärmtenUralt-Projekten blamieren wollen – wir wüssten da nocheines: Vor 31 Jahren wollte die SP den ganzen Naschmarktschleifen und stattdessen eine sechsspurige Stadtautobahnbauen. Na, wie wär’s denn damit?

Horrorvision: Eine Großgarage unterm Naschmarkt

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Editorial

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Eine Stiege für Uzzi FörsterGroßvater und Urgroßvater waren berühmte Ringstraßen-architekten, der Bruder ein weltbekannter Kybernetiker: UlrichChristoph Ludwig Ritter von Förster, genannt „Uzzi”, warnicht nur diplomierter Schweißer, Meister im Eisschnelllauf,Akrobat, Manager, Wirt, Antiquitätenhändler, Maler undAvantgardist, sondern vor allem begnadeter Jazz-Klarinettist,Tenorsaxophonist, Lautmaler und Sprachspieler.

Bis zu seinem Tode am 22.6.1995 hat Uzzi Förster nicht nurim sechsten Bezirk gewohnt, sondern hier auch das immernoch existierende Lokal „Einhorn” in der Joanelligasse 7betrieben. Zu diesem führt eine steile Stiege: Diese ist zwarviel kleiner als die „Falco-Stiege” im fünften Bezirk; das ver-sinnbildlicht aber recht gut die Wertigkeit von Pop und Jazzim Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit.

Nach Uzzi Förster, Träger des Silbernen Ehrenzeichens derStadt Wien, ist zwar schon ein Weg im 22. Bezirk benannt.Anlässlich seines elften Todestages sollte seiner aber auch inseinem langjährigen Heimatbezirk gedacht werden: Durchdie Benennung der Stiege vor seinem Lokal nach ihm sowiedurch eine Gedenktafel ebendort.

Zur Unterstützung unserer Initiative findet amDonnerstag, den 22. 6. ab 17 Uhr

eine Gedenkveranstaltung bei der Stiege Ecke Joanelligasse/Dürergasse und anschließend

im Lokal „Einhorn” statt. Mit Musik von und Erinnerungen an Uzzi Förster.

Liebwerte Bekannte und Unbekannte!

Über Uzzi Förster wollen wir reden und ihn feiern und nichtschon wieder über Wolfgang Amadé! Der Uzzi war einGenius Loci (wienerisch: „A Typn vo da Laamgruam”). EinenKampf wollen wir führen gegen die Parkvernichter und Ver-schandler(Innen), die nie locker lassen – aber wir Grüne auchnicht! Gegen die Spekulanten, die hier ein Häuserl nieder-reissen und dort einige Stockwerke zu viel bauen. Wirkönnen ihnen leider nicht das Handwerk legen, aber wennwir sie derwischen, dann...! Wir wollen reden mit Engels-zungen mit den Wiener Magistratsabteilungen, damit sie ihreKreativität zum Nutzen der MariahilferInnen einsetzen.MARIAHILF ist der beliebteste Wiener Bezirk und genaudarauf dürfen wir uns nicht ausruhen: Stellen Sie sich einmalvor, wie grandios dieser Bezirk sein könnte, wie viel Platz fürdie Kinder zum draußen spielen, wie grün, wie ruhig, wieschön zum Wohnen (nicht nur auf den Dächern!), wie vielTheater wir haben könnten und Lokalitäten zum drinnen unddraußen sitzen – ja, wenn es nicht auch viel zu viel Durch-zugsverkehr gäbe. Aber zum Ausgleich haben wir auch denweltberühmten Wiener Naschmarkt mit Kraut und Ruam undKas und Wein und am Samstag den weltberühmtenFlohmarkt. All das ist auch immer wieder gefährdet – wenn esnicht uns Grüne gäbe!!!In diesem Sinne lassen Sie uns wissen, wenn Sie mit unszufrieden sind. Noch viel wichtiger aber: Wenn es was zuverbessern, zu retten oder zu tun gibt. Bitte.

Mit den besten WünschenIhr Bezirksvorsteherin-Stellvertreter

Werner Haslauer

[email protected]

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Impressum:MHV: Die Grünen Mariahilf, Kaunitzgasse 33/13, 1060 Wien, http://mariahilf.gruene.at

Druck: Luigard, 1100 Wien, Gestaltung: Mag. Susa Fuhrherr

Von Büchern und Menschen

Ein kleines Antiquariat in der Fußgängerzone Barnabiten-gasse kämpft ums Überleben. Es liegt eingezwängt zwischenSchanigarten und Pflanzentrog und wird so von den inbeträchtlichem Abstand vorbeigehenden Passanten kaumwahrgenommen. Also suchte man beim hohen Magistrat umdie Genehmigung an, vor dem Geschäft zwei kleine Bücher-tische aufstellen zu dürfen: Liebevoll sortiert, Flächenbedarfetwa ein Quadratmeter.

Der gelernte Wiener ahnt es schon: Natürlich beginnt alsbaldder Amtsschimmel fröhlich zu wiehern. Und das klingt so:„Warenausräumungen bilden in Summe untypische Elementeim Straßenraum. Zwangsläufig führt das zu einer negativenoptischen Wirkung und in weiterer Folge zu einer Entwertungdes örtlichen Stadtbildes.” Und es wird bedauernd fest-gestellt, dass die Präsentation antiquarischer Bücher „demqualitativ und preislich gehobenen Niveau und dem hohenAnspruch der Geschäfte der Stadt” leider nicht entspricht.

Buchhändler sind im Allgemeinen recht kultivierte Menschen.Also pflegen sie auch bei hinreichender Motivation nichtAmok durch verstaubte Amtsstuben zu laufen, sondernreichen auch gegen extrem schwachsinnige Expertisenhöflich Rekursein. Und manchmal geschieht ja ein kleinesWunder: Bei der zweiten Kommissionierung der Tischerlkonnte sich der beamtete Stadtbildpfleger dann doch mit der„Warenausräumung” anfreunden.

Happy End? Haha – wäre doch gelacht! Denn nun greift dieliebe Frau Bezirksvorsteherin höchstpersönlich beherzt einund verhindert durch Intervention an höherer Stelle die

Ausstellung eines positiven Bescheides. Und mehr noch: Siezeigt auch gleich noch zwei Beamte wegen „persönlicherVorteilnahme” an! Womöglich haben die sich für ihreZustimmung ja mit antiquarischen Büchern bestechen lassen...

Schade nur, dass diese aus Steuergeldern hoch bezahlteKämpferin gegen Stadtbildzerstörung und Raubtier-kapitalismus ihr Mütchen nur an kleinen Gewerbetreibendenzu kühlen wagt. Hinter besagtem Antiquariat zum Beispielliegt ein großer grüner Innenhof, an den auch das Gebäudeder Arbeiterkammer NÖ grenzt: Ein hässlicher Betonklotz,errichtet an Stelle des Mariahilfer Wahrzeichens „Geyling-schlössl”, das ebenso wie das Palais Esterhazy vor einigenJahrzehnten von den roten Genossen demoliert wurde.

In diesem Gartenhof hat nun die Arbeiterkammer zurbesseren Temperierung ihres Kobels eine „Wärmetauscher-und Rückkühlanlage” mit zwanzig riesigen Ventilatorenerrichten lassen: Die Folgen für die zahlreichen Anrainer derbislang ruhigen, bis hinauf zur Mariahilferstraße reichendenInnenhöfe kann man sich lebhaft ausmalen.

Warum die Vorsteherin nichts gegen dieses zerstörerischeWerk ihrer Genossen von der AK unternommen hat? GuteFrage. Wahrscheinlich war sie eben zu sehr damit beschäftigt,das Stadtbild vor Büchertischerln zu schützen. Und hier hat sienun auch einen schönen Erfolg errungen: Ende Juni muss die„Bücheroase mit exzeptionellem Angebot” (Falter) schließen.Der Kulturbezirk Mariahilf dankt seiner Vorsteherin.

Richard WeihsBezirksrat

[email protected]

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Stadtbildstörung

Innenhofbelebung

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1. Kapitel: Viele KöchInnen verderben den Brei.Im Sommer letzten Jahres kommt einigen kommerziellenFlohmarkthändlerInnen eine zündelnde Idee: Sie wollen früherheimgehen. Der Flohmarkt sperrt offiziell um 18 Uhr, zweiStunden früher dürfen sie in den Markt hinein fahren und ihreSachen abtransportieren. Fazit: Machen wir um 16 Uhr zu,dann ist praktisch schon zu Mittag Schluss. Also gehen sie zuihrem Kommerzialrat, der unterstützt das auch gegenüber derGemeinde, die gerade die Marktordnung novelliert. DerKommerzialrat versichert dort glaubhaft, ihm lägen 80 Unter-schriften vor. Und jetzt passiert ein Dominoeffekt: Die Bezirksvor-stehung schließt sich dem an. Das Marktamt ist auch froh überweniger Überstunden. Und schwups: Plötzlich ist um 16 Uhr zu!

Nicht gefragt wurden alle anderen HändlerInnen, nicht ge-fragt wurden die privaten AnbieterInnen, nicht gefragt wur-den nicht zuletzt die KundInnen. Ist es denn wirklich sinnvoll:Wenn der Naschmarkt Samstags um 17 Uhr schließt, derweltberühmte Wiener Flohmarkt gleich anschließend alsTouristenattraktion in allen Reiseführern steht – und dann stehtmensch dort ab 14 Uhr vor Müllbergen?

Im Herbst tritt die Verordnung in Kraft, im Winter fällt das nochniemandem auf, doch im Frühjahr, als der Flohmarkt witterungs-bedingt wieder zu leben beginnt, wird die Misere offensicht-lich. Jetzt kommen sie alle zu mir, doch auch mich hat leiderniemand gefragt. Also tue ich das, was ich so in der grünenPolitik gelernt habe: Nachfragen, eine Unterschriftenaktionmachen (aus dem Stand 650 Unterschriften!), Presse...

Jetzt beginnen die Schuldzuweisungen: Das Marktamt sagt,der Kommerzialrat war’s mit seiner Erhebung. Dann stellt sichheraus, dass es nie eine Erhebung gegeben hat. Dann fühltsich die Bezirksvorsteherin von allen belogen und muss eineneue Erhebung machen. Und siehe: Auch wenn die privatenTagesplätze und die KundInnen wieder nicht befragt wurden –plötzlich sind zwei Drittel mit der neuen Regelung unzufrieden,diese wird umgehend rückgängig gemacht.

Plötzlich will es niemand gewesen sein. Der Kommerzialratvon der Wirtschaftskammer dankt den Grünen dafür, dass siedie Missstände aufgedeckt haben. Marktamt und Bezirk sa-gen, dass sie falsch informiert waren. Na gut.

2. Kapitel: Viele KöchInnen verderben auch den restlichen Brei

Während meiner Nachforschungen zu Obigem informiertmich die Handelskammer(!), dass auf Grund der geplantenErgänzung der Baumreihe entlang der Linken Wienzeile eineVerkaufszeile wegfallen soll. Ich denke mir: „Na super, das

trifft wieder die Tagesstände!” Und richtig, denen wird dieganze Zeile weggenommen. Wieder beginne ich nachzu-fragen, wieder sammle ich Unterschriften.

Diesmal ist angeblich der Bezirk schuld, der sich die Bäumegewünscht hat. Da gehen sich halt nicht so viele Stände aus.Und: „Sie als Grüne müssten doch als Erste dafür sein...!” Ichgehe es ganz naiv an: Bis zum Würstelstand stehen doch ohne-dies Bäume, warum geht das nicht weiter bis zur Ketten-brückengasse?! Ja, da wird der Markt halt schmäler, sagt dasMarktamt. Und die Tagesplätze machen ohnedies so viel Mist...

Angesichts so vieler Ungereimtheiten greift die Bezirksvor-steherin eigenhändig zum Zollstab. Und siehe da: Der Marktwird nicht schmäler! Es geht sich aus, mit Bäumen und

Tagesständen. Es ist auch wirklich nicht einzusehen,warum am Flohmarkt die kommerziellen HändlerInnengegenüber den Tagesplätzen im Verhältnis 4:3dominieren. Schließlich leben doch beide von

einander. Jetzt sollen frei werdende Plätze nur noch an Tages-stände vergeben werden - ein vernünftiger Ansatz.

3. Kapitel: Auch noch NachbarköchInnen verderben den Brei

Aber es geht noch weiter: Kundschaft und die HändlerInnenvom Flohmarkt müssen natürlich gelegentlich „Lulu”. Nun zahltder 6. Bezirk dort ein WC, und das ist auch überfrequentiert.Anders am anderen Flohmarktende bei der U4-Station Ketten-brückengasse: Dort steht das ergänzende WC und das zahltder 5. Bezirk. Tut er das? Bei meinen Nachforschungen zu denKapiteln 1 und 2 habe ich gelernt: Er tut es nicht! SP-Bezirks-vorsteher Wimmer hat das „Häusl” schließen lassen.

Was schert mich Weib, was schert mich Kind: Sie sollen insKaffeehaus gehen, wenn sie lulu-bedürftig sind! Da denke ichmir: Jetzt bin ich mit meinem grünen Bezirkslatein am Ende.Wie sag ich es jetzt den Betroffenen, dass der Bezirkschefvon Margareten die Notdürftigen herüber nach Mariahilfschickt? Also zurück zum Start: Die Margaretener Grünenmüssen Anträge stellen, usw., usf.

Fazit: Kann man über solche Dinge nicht zivilisiert reden?Glauben die Verantwortlichen, mir ist so fad, dass ich pausen-los Unterschriftenaktionen machen will, wenn sich das vieleinfacher klären ließe? Nun: Es geht auch anders, doch sogeht es auch! (Übrigens: von wem ist dieses Zitat?)

Erich DimitzKlubobmensch

[email protected]

Flohmarkt: Rund um den heißen Brei

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„Hinter meiner, vurder meiner, links,rechts güt’s nix, ober meiner, untermeiner siech i nix!” So sang einstArik Brauer in seinem Lied „Köpferl im Sand”. Und dasbeschreibt recht anschaulich das Verhalten der Bezirksvor-steherin bei den Tumulten am Flohmarkt: Krisenmanagementà la Vogel Strauß!

Als Zeuge der gewaltsamen Räumung zur vorverlegten Sperr-stunde schlug ich sofort Alarm. Auch „Krone” und„Wiener Zeitung” berichteten: „Das war wie in einerBananenrepublik – die Stände wurden einfach von denBaggern zusammen geschoben, die Leute dazwischeneingequetscht, es brach Panik aus”, erzählten Zeugen. Undein Mitarbeiter der MA 48 meinte zum „Falter”: Es ist einWunder, dass da noch nichts Schlimmeres passiert ist!”

Auch ein direkter Anrainer, der die dramatischen Vorfälle vonseinem Wohnhaus aus beobachtet hatte, informierte dieVorsteherin mittels Mail. Ihre Antwort kam prompt: „Ich kannnicht nachvollziehen, wovon sie sprechen, denn ich warletzten Samstag während der Reinigungszeit selbst amFlohmarkt anwesend. Es geschah die ganze Zeit nichts Außer-gewöhnliches. Entweder gab es etwas, was nur Ihnen unduns allen nicht aufgefallen ist, oder sie haben in gutem Glau-ben den Aussagen eines Bezirksrates vertraut, über derenWahrheitsgehalt sie sich nun selbst ein Bild machen können.”

Tja, persönliche Diffamierungen ge-hören bei Frau Kaufmann offenbarschon zum guten Ton. Nur seltsam,

dass ich sie während der gesamten Flohmarkt-Räumungnirgends erspähen konnte! Des Rätsels Lösung: Sie hatte sichzum Zeitpunkt der Flohmarkt–Räumung nicht vor Ort, sondernim Marktamt aufgehalten – wie sie später selbst zugab.

Als die Bezirksvorsteherin schließlich erkennen musste, dassdie unhaltbaren Zustände nicht mehr zu vertuschen waren,trat sie die Flucht nach vorne an: Nach einer Blitzbefragungder Standler wurde die alte Sperrstundenregelung wieder ein-geführt. Und wie zu erwarten war, folgte alsbald in diversenbunten Jubelpostillen die übliche peinliche Selbstbeweih-räucherung: „Auf Initiative der Vorsteherin kehrt nun wiederRuhe am Flohmarkt ein...”

Dass Frau Kaufmann aus diesen Vorfällen leider nichts gelernthat, zeigt ihre kürzlich erteilte Antwort an eine Bürgerin, diesich für die Erhaltung des Flohmarkts eingesetzt hatte: „Siesind hier einer Verleumdungskampagne zum Opfer gefallen,die schon seit einigen Wochen gegen mich läuft. Ich weißauch mittlerweile, aus welcher Richtung diese gezielten Lügenkommen. Sie werden aber auch dann nicht wahr, wenn mansie wieder und wieder behauptet. Wie wahr – die Frau weißoffensichtlich sehr genau, wovon sie spricht.

Richard Weihs

Im hinteren Teil des Alfred-Grünwald-Parks trennt eine Ziegel-mauer die Innenhöfe der Häuser an der Girardigasse vomPark. Und diese Mauer begann zu bröckeln. Es musste alsoetwas getan werden. Aber was? Sie würden meinen: DieMauer wieder herrichten und eventuell auch zu verstärken?Sollte man meinen.

Aber weit gefehlt: Zuerst wird der gesamte angrenzendePark, bisher ein abgeschirmter Ruhebereich, komplett gerodetund verwüstet. Sodann werden sechs riesige Betonblöcke indie Erde gelegt und durch schwere Stahlträger mit der schad-haften Mauer verbunden, die ihrerseits mit Stahltraversenregelrecht verbarrikadiert wird.

Das klingt nach einem völlig überdimensionierten Eingriff, derwohl bis zum Jüngsten Gericht halten soll, meinen Sie? Aberwo! Das ist laut amtlicher Auskunft nur eine „provisorischeSicherungsmaßnahme” und hat die Steuerzahler ein stolzesSümmchen (angeblich 40.000 E) gekostet.

Und weil nun tagsüber Kinder auf den scharfkantigen Stahl-schienen herumturnen und des nächtens dunkle Gestalten indie Innenhöfe klettern, versucht man das merkwürdige Pfusch-werk mittels Bauzaun abzuriegeln – allerdings mit wenigErfolg. Und für die Entfernung des „Provisoriums” und dieendgültige Sanierung der Mauer wird der Park neuerlichverwüstet und die Steuerzahler nochmals zur Kasse gebeten.

Köpferl im Sand

Stahl-Beton-Orgie im Grünwald-Park

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Fillgraderstiege: SP gegen Grün !

Erst kürzlich wurde die Fillgraderstiege von einem Experten-komitee zur viertschönsten Stiegenanlage Europas gewählt.Während sie aber oben von der Theobaldgasse her freizugänglich ist und von einem Grünstreifen gesäumt wird, istsie an ihrem unteren Ende komplett zugeparkt. Dies stört nichtnur die Optik – die zahlreichen Fußgänger müssen sich auchzwischen den geparkten Autos durchquetschen.

Deshalb habe ich den Antrag gestellt, die Frontzone in derFillgradergasse im Bereich Gehsteig und Parkspur zu begrü-nen. Wenn dies bei der benachbarten Capistranstiege geht(der klobige Betonbau ist nicht gerade eine Augenweide),dann wird das ja wohl auch bei einem international aner-kannten Architekturjuwel möglich sein – sollte man meinen...

Anderer Meinung war allerdings die Mariahilfer SP: Ihr sinddie wenigen Parkplätze vor der Stiege wichtiger als Platz fürStiegensteiger und Stiegenschauer! Mit dieser Haltungblieben die Roten jedoch allein: Mein Antrag wurde mit den

Stimmen aller anderen Parteien beschlossen. Jetzt bleibt nurzu hoffen, dass dieses Vorhaben auch in absehbarer Zeit ver-wirklicht wird: Denn auf die Umsetzung meines Antrags zurBegrünung der Fillgradergasse warte ich nun schon seiteinigen Jahren!

Stellen Sie sich einmal die folgendeSituation vor: Eine neue Autobahnwird feierlich eröffnet. Aber ein paarhundert Meter vor einem zentralenVerkehrsknotenpunkt mit Anschlüs-sen an die anderen Hochleistungs-straßen verendet die Fahrbahn plötz-lich und der Verkehr wird im Zick-Zack-Kurs über Nebenstraßen um-geleitet. Und auf Anfrage völlig ent-geisterter Verkehrsteilnehmer erklärtder zuständige Politiker nonchalant:

„Es ist ohnehin geplant, entsprechende Wegweiser zur besse-ren Orientierung für AutofahrerInnen anzubringen!”

Unvorstellbar? Ja, natürlich – aber nur bei Autostraßen! BeimWiental–Radweg allerdings ist eben dieses passiert: Dasobige Zitat stammt vom Planungsstadtrat Schicker (ersetzenSie bitte „AutofahrerInnen” durch „RadfahrerInnen”), und erfügt hinzu: „Aufgrund des bestehenden Straßenquerschnittsund der mannigfaltigen Nutzungsansprüche an diesenStraßenraum konnte keine Lösung gefunden werden.” Punkt.

Für den Umbau des Karlsplatzes standen fast 20 MillionenEuro zur Verfügung: Ein würdiges Ende des kilometerlangen

Wiental–Radweges und dessen unmittelbare Integration indas zentrale Radwegnetz war jedoch nicht möglich. Kunstund Universität sollen in Zukunft weiterhin umfahren werden.

Eine ganz ähnliche Situation besteht übrigens auch gleich amAnfang des Naschmarkts: Der stark frequentierte Radweg amGetreidemarkt endet bei der Lehargasse abrupt im Nichts.Und auch hier fehlen nur wenige hundert Meter bis zumAnschluss an den Karlsplatz!

Vor den Wahlen konnten sich Stadtrat und Bezirksvorsteherinnoch vorstellen, dass diese Lücken geschlossen werden – jetztaber will man stattdessen lieber doch wieder die Beton-schädeln und Abgaskassierer vorrangig bedienen: Für neueStadtautobahnen und Tiefgaragen sitzen die Millionen sehrlocker – und den gefrotzelten RadlerInnen verspricht man haltvor den nächsten Wahlen wieder einmal das Blaue vomHimmel...

Manfred RakouskyBezirksrat

[email protected]

Man

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Rako

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Naschmarkt-Radweg: Bitte warten!

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Es gibt in jedem Bezirk neben der etwa viermal jährlichstattfindenden Vollversammlung (dem sogenannten „Bezirks-parlament”) eine Reihe von öfters tagenden Unteraus-schüssen. Diese Kommissionen beschäftigen sich mit bestimm-ten Sachgebieten wie Finanzen, Verkehr, Kultur u. ä. Vor fünfJahren hatte ich die Idee, eine eigene Kommission ins Lebenzu rufen, die sich speziell mit den Problemen von Frauen imBezirk beschäftigen sollte.

Am 23.August 2001 erfolgte die Konstituierung dieser„Frauenkommission”, der ersten (und bislang einzigen)Wiens unter meinem Vorsitz. Vier Jahre lang wurden aufmeine Initiative hin zahlreiche Aktivitäten gesetzt:

, Ein Informationsblatt für Migrantinnen wurde in Beratungsstellen und Arztpraxen aufgelegt

, Ein Aufkleber zum Thema „Essstörungen” wurde herausgegeben und verbreitet

, Im gesamten Bezirk wurden Angst-Räume für Frauen aufgespürt und behoben

, Die Tiefgaragen des Bezirks wurden hinsichtlich bestehender Frauenparkplätze überprüft

, Spezielle Deutschkurse für Migrantinnen wurden an der Volkshochschule abgehalten

, Es gab eine Podiumsdiskussion zum Thema „Gewalt gegen Frauen und in der Familie”

, Neue Parkgestaltungen wurden geschlechtsneutral durchgeführt

, Eine Partnerschaft mit einem pakistanischen Dorf wurde gegründet

, Am Frauentag (8.März) wurde am Amtshaus regelmäßig die Frauenfahne gehisst

, Mariahilf wurde zu einem Pilotbezirk für „Gender Mainstreaming”

, Der Bezirk wurde wiederholt auf frauenspezifische Schwachstellen abgeklopft

, Zum Thema „Frauen im Bezirk” wurden Frauenspaziergänge veranstaltet

Dies alles war zwar viel Arbeit – ich freute mich aber sehrüber die erzielten Erfolge. Umso größer war dann jedochmeine Verwunderung, als die Mariahilfer SP im letzten Wahl-kampf behauptete, dies alles wäre ihr Werk gewesen. Ebensoging es auch meinen grünen KollegInnen.

Nun steht die Frauenkommission unter einem neuen SP-Vorsitz. Die Folge: Einzige inhaltliche Arbeit war bis dato dieVorbereitung eines Festes zum fünfjährigen Bestehen der Kom-mission. Schade nur um diese wichtige Initiative!

Isolde ZachBezirksrätin

[email protected]

Kaum war der Gehsteig vor der Eisenbahner-Versicherung (Linke Wienzeile 48 bis 52)verbreitert, wurden dort auch schon drei großePflanzenschalen aus Beton aufgestellt.Während jene Ecke Linke Wienzeile/Joanelli-gasse eher unproblematisch ist, sind diebeiden anderen genau im Weg des Fußgeher-verkehrs platziert und zwingen so die Fuß-gängerInnen zu Umgehungsmanövern, wasauch immer wieder zum Ausweichen auf denangrenzenden Radweg führt.

Da man entlang der Hauswand wegen einerTelefonzelle, einer Zufahrtsrampe und einesGeländers ohnehin nicht gehen kann, habe ich

auf Grund mehrerer Beschwerden beantragt,die beiden verkehrsbehindernden Schalendorthin zu versetzen. Dies würde großeKosten verursachen, beschied jedoch die Vor-steherin, und würde überdies die Schnee-räumung behindern – Antrag abgelehnt.

Die beiden Schalen bleiben also an ihremPlatz – wo sie die Schneeräumung seltsamer-weise nicht behindern. Und die Fußgänger-Innen dürfen weiter Slalom gehen oder mitden RadlerInnen kollidieren. Aber machtnichts: Im Versicherungsgebäude gibt’s ja ehgleich ein Ambulatorium...

Richard Weihs

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Die Frauenkommission

Unnötige Schikane für Fußgänger

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Bezirksgruppentreffen der Grünen Alternative Mariahilf jeden Mittwoch ab 1930 Uhr im Café Klinik, Esterhazygasse 21

http://mariahilf.gruene.at

Die nächste Sitzung des Mariahilfer Bezirksparlaments findet amDonnerstag, dem 29.6. ab 17 Uhr

im Festsaal des Amtshauses in der Amerlingstraße 11 statt. Sie ist öffentlich frei zugänglich. Schaun Sie sich das an!

Zebrastreifen – bitte warten!Beim Café Drechsler queren immer wieder PassantInnen, oftunter Einsatz ihres Lebens, die Linke Wienzeile. Ich habe des-halb erstmals im Jahr 2002 den Antrag gestellt, dort einenFußgängerübergang zu errichten. Nach langem Hin und Herund zwei Verkehrszählungen wurde amtlich festgestellt, dassauch tatsächlich ein Bedarf dafür besteht. Eine ebenfallsbeantragte Gehsteigverbreiterung ist dort angeblich nichtmöglich – ein paar Häuserblocks weiter beim Theater an derWien seltsamerweise aber schon. Geschehen ist bislangjedoch gar nix. Ich habe den Antrag also heuer im Märzerneut eingebracht und warte weiter – und die Fußgänger-Innen dürfen weiterhin um ihr Leben rennen.

BezirkskaisermanöverIm heurigen Frühjahr teilte die Vorsteherin den Mariahilfer-Innen in einer bezirksweiten Aussendung mit, dass sämtlicheAutos wegen Reinigungsarbeiten mehrmals von einerStraßenseite zur anderen bewegt werden müssen. Der Bezirkwar dafür in vier Sektoren eingeteilt worden, in denen an vierverschiedenen Wochentagen jeweils eine Straßenseite zurReinigung freigehalten werden sollte. Der tatsächliche Ablaufder Kehrarbeiten entsprach dann aber oft nicht diesem Plan,gelegentlich war es sogar genau umgekehrt. Auf unsereAnfrage musste die Bezirksvorsteherin eingestehen, dass garnicht genügend Halteverbotstafeln vorhanden waren, um dasSeitenwechsel–Manöver durchführen zu können.

Scharfe Hunde am Flohmarkt

Eine Zeitlang patrouillierten die Beamten des Marktamtes inBegleitung uniformierter Mitarbeiter eines privaten Sicherheits-dienstes, die große Schäferhunde und Rottweiler durch dasdichte Gewühl des Flohmarktes führten. Diese martialischenErscheinungen ließ bei vielen Flohmarktbesuchern Unbehagenaufkommen. Auf unsere Anfrage erklärte ein Beamter derMA 59, dass dies zur Abschreckung vor Raufhändeln ge-schehe. Es sei aber nicht daran gedacht, die Tiere im Ernstfallauf etwaige Streithansln zu hetzen. Wenig später wurdendiese mit Steuergeldern finanzierten Streifen jedoch eingestellt.

Anfragen – weiterhin streng geheim!Vor den Sitzungen des Bezirksparlaments dürfen die Bezirks-rätInnen schriftliche Anfragen an die Bezirksvorsteherinstellen. Früher wurden diese allen Fraktionen übermittelt. Sokonnten sich die BezirksrätInnen mit den darin angesproche-nen Problemen vertraut machen und fundierte Zusatzfragenstellen. Die Vorsteherin hat dies abgeschafft: Anfragenwerden nun bis zur Sitzung geheim gehalten. Auf unserenAntrag, die BezirksrätInnen doch wieder rechtzeitig über dieAnfragen zu informieren, reagierte die Frau Vorsteher äußerstgereizt: Sie lasse sich nicht mit Anträgen quälen – hätte mansie lieb darum gebeten, wäre das schon etwas anderesgewesen. Abgelehnt. Der Weg von der Monarchie zurDemokratie ist halt lang und steinig...

Richard Weihs

M A R I A H I L F E R S C H M A N K E R L N :