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NR 10 | HERBST 2014 GUDBERG NEU! MIT REDAKTIONELLEN BEITRÄGEN PRÄSENTIERT VON GALLERYTALK.NET

DIE Hamburger Galerien 10

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Wir freuen uns, Ihnen erstmals eine gemeinsame Ausgabe von "Die Hamburger Galerien" und "gallerytalk.net" – dem Onlinemagazin für zeitgenössische Kunst – präsentieren zu können. Zusätzlich zu den Ausstellungs-informationen der Hamburger Galerien erhalten Sie eine redaktionelle Berichterstattung. Der Ausstellungsbetrieb, der inhaltlich diesem Magazin zu Grunde liegt, wird durch einen schweifenden Blick über strukturelle und politische Aspekte des Kunst- und Kulturbetriebs ergänzt. Der kreative Schaffensprozess ist ebenso wie der unternehmerische Verwertungsprozess Bestandteil einer funktionierenden und sich wechselseitig belebenden Kunst- und Kreativwirtschaft. Dieses Heft widmet sich schwerpunktmäßig Themen, die Kunst und Öffentlichkeit betreffen. Welche Facetten dazugehören, thematisieren die abgedruckten Texte sowie das weitere Textangebot auf www.gallerytalk.net.

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Page 1: DIE Hamburger Galerien 10

NR 10 | HERBST 2014

GUDBERG

NEU! MIT REDAKTIONELLEN BEITRÄGEN

PRÄSENTIERT VON GALLERYTALK.NET

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d ie p/art präsentiert 80 Künstler auf über 4000 qm. Kunstpräsentation, KunstverKauf und KunstdisKurs. tägliches rahmenprogramm mit performances, führungen und disKussionen.

phoenix fabriKhallen / Wilstorfer strasse 71 / tor 2 / 21073 hamburg-harburg

D E S I G N B Y M A K E - S T U D I O . N E T

P / A r T N E r : M E D I E N P / A r T N E r :

Onlinemagazin für zeitgenössische Kunst

Page 3: DIE Hamburger Galerien 10

AKTUELLE AUSSTELLUNGEN HERBST 2014 HEINZ · KRAMER, GALERIE FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNSTRENATE KAMMERSTERN-WYWIOL GALERIEEVELYN DREWES | GALERIEROBERT MORAT GALERIEAFFENFAUST GALERIEFEINKUNST KRÜGERPRODUZENTENGALERIE HAMBURGGALERIE NANNA PREUSSNERSGALERIE HENGEVOSS-DÜRKOPGALERIE BORCHARDTOZM ART SPACE GALLERYGALERIE BORSSENANGERGALERIE ANNE MOERCHENGEORGMOLITORIS GALERIEGALERIE MAGNUS P. GERDSENSCHAURAUM PRODUZENTENGALERIE

STORIES / GALLERYTALK.NET

KONTAKTDATEN DER GALERIEN

Liebe Leserinnen und Leser,

wir freuen uns, Ihnen erstmals eine gemeinsame Ausgabe von "Die Hamburger Galerien" und "gallerytalk.net" – dem Onlinemagazin für zeitgenössische Kunst – präsentieren zu können. Zusätzlich zu den Ausstellungs-informationen der Hamburger Galerien erhalten Sie eine redaktionelle Berichterstattung.Der Ausstellungsbetrieb, der inhaltlich diesem Magazin zu Grunde liegt, wird durch einen schweifenden Blick über strukturelle und politische Aspekte des Kunst- und Kulturbetriebs ergänzt. Der kreative Schaffenspro-zess ist ebenso wie der unternehmerische Verwertungsprozess Bestandteil einer funktionierenden und sich wechselseitig belebenden Kunst- und Kreativwirtschaft. Dieses Heft widmet sich schwerpunktmäßig Themen, die Kunst und Öffentlichkeit betreffen. Welche Facetten dazugehören, thematisieren die abgedruckten Texte sowie das weitere Textangebot auf www.gallerytalk.net.

Wir wünschen anregende Lektüre,

Jan Müller-Wiefel Justus DuhnkrackDie Hamburger Galerien gallerytalk.net

INHALT

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Impressum

Verlag GUDBERG GmbH & Co KG | Herausgeber & Gestaltung: Jan Müller-Wiefel | www.gudberg.de | Poolstrasse 8, 20355 Hamburg | Auflage: 8.000 Exemplare, erhältlich an kunstaffinen Ecken | Vertrieb: Cartel X Promotion GmbH & Co.KG, www.cartelx.de | erscheint 3 mal im Jahr

www.diegalerien.de

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4 | AUSSTELLUNG "OUVERTÜRE – DAS DUNKEL DES TAGS": 6. BIS 27. SEPTEMBER 2014 HENRIK HOLD, ACHIM HOOPS, PATRICIA HUCK, YIN MENG Vernissage: Samstag, 6. September, 19:00 Uhr

PATRICIA HUCK // o.T., 2012, a.d. Reihe "Ende kommt später", Bleistift auf Papier, 10,5 x 14,5 cm

GALERIE CAROLYN HEINZ & GALERIE KRAMER FINE ARTSIND JETZT...

HEINZ · KRAMER

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HEINZ · KRAMER, GALERIE FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST

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6 | AUSSTELLUNG IMPROVISATIONEN GUDRUN PIPER – NEUE FARBMALEREIEN AUF PAPIER: 14. AUGUST BIS 28. SEPTEMBER 2014

GUDRUN PIPER // Ohne Titel, 2014, Acryl auf Papier, 24 x 32 cm, sign. u. dat.

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RENATE KAMMERAUSSTELLUNG ACHIM MANZ – ARCHITEKTURMINIATUREN: 2. OKTOBER BIS 1. NOVEMBER 2014

ACHIM MANZ // Architekturminiatur aus Feinbeton

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8 | AUSSTELLUNG VOLKER MÄRZ "OOOPS … I’M SO SORRY FOR THE TRUTH!": 5. SEPTEMBER 2014 BIS 17. JANUAR 2015 Vernissage: Donnerstag, 4. September, 18:00 Uhr

VOLKER MÄRZ // "Beziehung", 2014, gebrannter Ton, bemalt, 2-tlg., H 25 cm

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STERN-WYWIOL GALERIE

VOLKER MÄRZ // "Beziehung", 2014, gebrannter Ton, bemalt, 2-tlg., H 25 cm

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10 | AUSSTELLUNG MARKUS LÜPERTZ, MIKE MACKELDEY, ARNULF RAINER – "DER HASE IM LAUFHAUS": 6. SEPTEMBER BIS 8. OKTOBER 2014 Gallery weekend im Kontorhausviertel vom 12. bis 14. September mit Gemeinschaftseröffnung am 12., 18:00 - 22:00 Uhr und verlängerten Öffnungszeiten am Sa/So, 12:00 - 17:00 Uhr

MARKUS LÜPERTZ // "Fortuna", 37 x 11 x 7,5cm, Bronze Skulptur handübermalt, 2013

MIKE MACKELDEY // "Dlo-Nam Inorom", 133 x 113 cm, Öl auf Leinwand, 2014

ARNULF RAINER // Untitled, 42 x 29,7 cm, Acryl auf Laserdruck, 2012 (Foto © Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Innsbruck/Wien)

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EVELYN DREWES | GALERIE

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12 | AUSSTELLUNG BRUCE GILDEN | PORTRAITS: 13. SEPTEMBER BIS 1. NOVEMBER 2014 Gallery weekend im Kontorhausviertel vom 12. bis 14. September mit Gemeinschaftseröffnung am 12., 18:00 - 22:00 Uhr und verlängerten Öffnungszeiten am Sa/So, 12:00 - 17:00 Uhr

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ROBERT MORAT GALERIEAUSSTELLUNG ROB HORNSTRA | BALLETS RUSSES: 13. SEPTEMBER BIS 1. NOVEMBER 2014Ausstellungseröffnung: Freitag, 12. September, 18:00 Uhr

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14 | AUSSTELLUNG NICOLAS FRÉMION – "MINHWA": 5. BIS 20. SEPTEMBER 2014 Vernissage: Freitag, 5. September, 20:00 Uhr

NICOLAS FRÉMION // untitled, Rotring on Paper, A3, 2014

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AFFENFAUST GALERIEGRUPPENAUSSTELLUNG "KNOTENPUNKT 14" : 2. BIS 5. OKTOBER 2014www.knotenpunkt.net

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1010, AITCH (RO), ALEXANDER ZISSOU, ALEX DIAMOND, AMANDINE URRUTY (FR), ANDREA WAN (CAN), ANTON UNAI, BASE TWENTYTHREE,

BENE ROHLMANN, BJÖRN HOLZWEG, BOJE ARNDT KIESIEL, BRETT FLANIGAN (USA), CLEMENT COUDERC (F), DARKO CARAMELLO,

DOPPELDENK, DXTR, EL BOCHO, ELMAR LAUSE, ELSA DESSARPS (F), FABIAN WOLF, FLYING FÖRTRESS, GOLDEN GREEN, HADRIEN ALVAREZ (F), HEIKO ZAHLMANN, JELIETTE DÈJOUÈ (F), JOYS (IT), JULIA BENZ, KI YOON KO, LAURENCE VALLIÈRES(CAN), LOOK, MARKUS GENESIUS, MATHIAS SCHECH (F), MYMO, NELIO (F), NICOLAS BARROME (F),

NICOLAS FRÉMION (F), NICOLAS NICOLINI (F), NONSKI, NYCHOS (AT), OTECKIE (PL), PUSH, RIOT 1394, ROMAN KLONEK, SADDO (RO), SINA

GREINERT, SINYOUNG PARK (KOR), SZUM A.K.A. STACHUSZUMSKI (PL), TOBIAS KROEGER, VERMIBUS, VICTOIRE DECAVELE (F), VIDAM, WE ARE VISUAL, WOLFGANG KRELL, YOOREE YANG (KOR), ZIPPER DIE RAKETE

Page 16: DIE Hamburger Galerien 10

16 | AUSSTELLUNG HEIKO MÜLLER – GLADES: 7. BIS 27. SEPTEMBER 2014 Vernissage: Samstag, 6. September, 20:00 Uhr

HEIKO MÜLLER // "Bär jagt Falke", 2014, Öl auf Leinwand auf Holz kaschiert, 40 x 40 cm

HEIKO MÜLLER // "Balz", 2014, Öl auf Leinwand auf Holz kaschiert, 40 x 40 cm

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FEINKUNST KRÜGERAUSSTELLUNG THORSTEN PASSFELD – ES GIBT KEIN ENTKOMMEN: 5. BIS 25. OKTOBER 2014Vernissage: Samstag, 4. Oktober, 20:00 Uhr

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18 | AUSSTELLUNG GUSTAV KLUGE – DOPPELTAFELN: 9. SEPTEMBER BIS 8. NOVEMBER 2014

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PRODUZENTENGALERIE HAMBURG

GUSTAV KLUGE // "Zwei siamesische Zwillinge, die sich in die Augen sehen mit Hilfe zweier Spiegel", 1984, Öl auf Leinwand, 200 x 160 cm und 200 x 145 cm, Courtesy The Artist & Produzentengalerie Hamburg,Foto: Peter Sander, Hamburg

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20 | AUSSTELLUNG "WHITE SENSATION" – ARBEITEN VON JOE BARNES, MATS BERGQUIST UND ANGELA GLAJCAR: 12. BIS 30. AUGUST 2014 Sommerfest im Galeriehaus am 22. August, 18:00 - 22:00 Uhr, verlängerte Öffnungszeiten am Sa/So, 23./24. August, 12:00 - 17:00 Uhr

AUSSTELLUNGSANSICHT // WHITE SENSATION mit Arbeiten von Joe Barnes, Angela Glajcar und Mats Bergquist (v.l.n.r.), Foto: Galerie Nanna Preußners

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GALERIE NANNA PREUSSNERS

JO SCHÖPFER // GRID, 2012, Aluminium farbig eloxiert, je 31 x 58 x 6 cm, Foto: Paul Schöpfer

AUSSTELLUNG JO SCHÖPFER – "ANSICHTSSACHE": 13. SEPTEMBER BIS 18. OKTOBER 2014Gallery weekend im Kontorhausviertel vom 12. bis 14. September mit Gemeinschaftseröffnung am 12., 18:00 - 22:00 Uhrund verlängerten Öffnungszeiten am Sa/So, 12:00 - 17:00 Uhr

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22 | AUSSTELLUNG KYUNG-HWA CHOI-AHOI – "MUTTERKORN". ZEICHNUNG: 12. SEPTEMBER BIS 4. OKTOBER 2014 Gallery weekend im Kontorhausviertel vom 12. bis 14. September mit Gemeinschaftseröffnung am 12., 18:00 - 22:00 Uhr und verlängerten Öffnungszeiten am Sa/So, 12:00 - 17:00 Uhr

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GALERIE HENGEVOSS-DÜRKOPAUSSTELLUNG NANA BASTRUP, MATVEY SLAVIN, "ENFANTS TERRIBLES – LAUFBILDER UND VIDEOSKULPTUREN" : 21. OKTOBER BIS 3. NOVEMBER 2014Ausstellungseröffnung: Dienstag, 21. Oktober, 18:00 - 21:00 Uhr[e i g e n a r t e n. Interkulturelles Festival Hamburg]

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WULF KIRSCHNER // "Relief ", 2014, 200 x 100 cm, Schiffbaustahl, Chromnickel-Elektroden geschweißt

MAGDA KRAWCEWICZ // "A quiet but distinctive hope", Öl auf Leinwand, 2014, 160 x 180 cm

24 | AUSSTELLUNG "DARK LIGHT" – MAGDA KRAWCEWICZ UND WULF KIRSCHNER – MALEREI UND SKULPTUR: 5. SEPTEMBER BIS 24. OKTOBER 2014 Ausstellungseröffnung: Freitag, 5. September, 19:00 Uhr

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GALERIE BORCHARDT

JOHANNES SPEDER // "Sein"

24 | AUSSTELLUNG "DARK LIGHT" – MAGDA KRAWCEWICZ UND WULF KIRSCHNER – MALEREI UND SKULPTUR: 5. SEPTEMBER BIS 24. OKTOBER 2014 Ausstellungseröffnung: Freitag, 5. September, 19:00 Uhr

AUSSTELLUNG "SEIN" – JOHANNES SPEDER – EMAILLEN UND OBJEKTE: 7. NOVEMBER 2014 BIS JANUAR 2015Ausstellungseröffnung: Freitag, 7. November, 19:00 Uhr

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26 | AUSSTELLUNG "UP THE WALL": BIS 27. SEPTEMBER 2014 Mit Darco F.B.I., Loomit, ArtOne, MIR, mittenimwald, Darko Caramello, Dirk Vorndamme, Oz, Simo, Quintessenz, Micheal Kiessling, Lady Wave, Low Bros, Danny Doom, Husni Lagot Finissage: 27. September, ab 13:00 Uhr

HUSNI LAGOT, SIMO, DARKO CARAMELLO, MICHEAL KIESSLING, LADY WAVE, DARCO F.B.I.

MITTENIMWALD

MIR, OZ, DIRK VORNDAMME

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OZM ART SPACE GALLERY

DARKO CARAMELLO

MIR, SIMO

DARCO F.B.I.

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28 | AUSSTELLUNG ICH FINDE NICHT – ICH SUCHE. HANS WINKLER (1919 - 2000) – EINE RETROSPEKTIVE: 23. AUGUST BIS 20. SEPTEMBER 2014 Eröffnung: Samstag, 23. August, 19:00 Uhr

HANS WINKLER // Morgenrötlich komponiert, 1997 (48), Acryl + Tusche auf Papier + Schranktür, 80 x 49,5 cm

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GALERIE BORSSENANGERAUSSTELLUNG CHIKA ARUGA – DURCH DAS DICKICHT: 27. SEPTEMER BIS 15. NOVEMBER 2014Eröffnung: Samstag, 27. September, 19:00 Uhr

CHIKA ARUGA // Jahreszeiten 8, 2014, Acryl auf Leinwand, 200 x 140 cm

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30 | AUSSTELLUNG "CONTRADICTION" ARMIN VÖLCKERS, HANS HUSHAN – MALEREI: BIS ENDE OKTOBER 2014

HANS HUSHAN // "Sunrise", 2014, Acryl auf Styrodur mit Epoxyd (Kunst-harz) laminiert, 125 x 120 cm

HANS HUSHAN // "Gods of Voices", 2014, Acryl auf Styrodur mit Epoxyd (Kunstharz) laminiert, mit Fotocollage, 60 x 78 cm

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GALERIE ANNE MOERCHEN

ARMIN VÖLCKERS // "Vermeer Nurse", 2014, Öl auf Leinwand 50 x 60 cm

ARMIN VÖLCKERS // "Bouquet", 2014, Öl auf Leinwand, 50 x 60 cm

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32 | KÜNSTLER DER GALERIE

VERONICA GREEN // "Reflect" | 2014 | 60 x 50 cm | Mixed Media

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GEORGMOLITORIS GALERIE

HIERONYMUS PROSKE // "19.02.14 B" | 2014| Masse : 21,5 x 18 cm | Mixed Media auf Papier | Museumsglas gerahmt

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34 | AUSSTELLUNG JUNGE KUNST AUS HAMBURG. HEINZ ROLEFS. HAMBURG UNTER FARBE: AUGUST BIS OKTOBER 2014

HEINZ ROLEFS // "Baumwall bei Nacht", 2014, Ölgemälde, 100 x 140 cm

HEINZ ROLEFS // "Berglandschaft", 2014, Ölgemälde, 65 x 77 cm

HEINZ ROLEFS // "Hafen City", 2014, Ölgemälde, 50 x 70 cm

HEINZ ROLEFS // "Ohne Titel", 2014, Ölgemälde, 50 x 70 cm

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GALERIE MAGNUS P. GERDSEN

KAI QUEDENS // "branang (Brandung)", 2014, Eitempera auf Leinwand, 70 x 90 cm

KAI QUEDENS // "harewststak (Herbststück)", 2014, Eitempera auf Leinwand, 40 x 60 cm

KAI QUEDENS // "nuurdfresklun (Nordfriesland)", 2014, Eitempera auf Leinwand, 70 x 90 cm

KAI QUEDENS // "blä swark (blaue Wolke)", 2014, Eitempera auf Leinwand, 100 x 120 cm

AUSSTELLUNG KAI QUEDENS. LAND SCHAFFT BILDER: SEPTEMBER BIS NOVEMBER 2014

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36 | AUSSTELLUNG CLAUDIA HOFFMANN – EXKURSION. SKULPTUREN UND ARBEITEN AUF PAPIER: 13. - 21. SEPTEMBER 2014 Eröffnung: Freitag, 12. September, 19:00 Uhr

CLAUDIA HOFFMANN // "Schräge", 2013, Graphit u. Lackstift auf Papier, 90 x 120 cm

CLAUDIA HOFFMANN // "Aufwärts", 2014, Graphit u. Lackstift auf Papier, 90 x 120 cm

CLAUDIA HOFFMANN // "Schwarze Skulptur", 2013, Beton, Bronze, 33 x 40 x 40 cm, Foto: Hans Dieter Kellner

CLAUDIA HOFFMANN // "Relief ", 2014, Papier, 48 x 30 cm

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SCHAURAUM PRODUZENTENGALERIE

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GRENZENÜBERSCHREITEN

DER NEUE WEG DES HAMBURGER KUNSTVERE INS

mechanisch animiert. Ein Algorithmus steuert das abwechselnde Spiel von Bewegung und Licht. Nach einer ersten Verwirrung stellte sich beim Rundgang die Erkenntnis ein: Es geht um das Leben des US-amerikanischen Musikers Frank Zappa (1940-1993). Schon der Titel gibt den ersten Hinweis. Er ist dem gleichnamigen Song Zappas aus dem Jahre 1968 ge-widmet. Ein Stück "über Aufruhr und veränderte Be-wusstseinszustände", wie Farmer es nennt.

Frank Zappa (1940–1993), "Gitarrist und Kom-ponist, Produzent und Filmemacher, Aktionskünst-ler, ein musizierender Soziologe", wie er sich verstand, ein rechter Libertär, wie er sich verhielt: Er fand "Häss-liches schön". Ihm gefielen Dissonanzen und Verzer-rungen, das Schäbige und Billige. "Kein Akkord ist hässlich genug", sagte er einmal, "um all die Scheuß-lichkeiten zu kommentieren, die von der Regierung in unserem Namen verübt werden." Gesellschaftskritik ist Teil seiner Musik, sowie sie Teil der Kunst Farmers ist. Die Installation wurde der schroffen Vielfalt des Zappa‘schen Vorbildes gerecht. Vor allem lud sie ein zum Verweilen und zur Auseinandersetzung mit der Zeit- und Musikgeschichte der 40er bis 90er Jahre. Als Gesamteindruck der Ausstellung bleibt nicht nur das Groteske und Witzige stehen, sondern auch eine Prise Nachdenklichkeit. Das mag wenig mit Zappa und viel mit Farmer zu tun haben.

Im Erdgeschoss des Kunstvereins verwandelte der Bernhard Cella (*1969), Wiener Multimedia-künstler, mit "Ich will wissen wie ihr wohnt (2014)" den Ausstellungsraum in ein begehbares Atelier. Der Kunstverein wurde somit nicht nur zum Ort der Kunst Präsentation, sondern auch zum Ort der Kunst Produktion. Eine Metapher, welche Cella als Aufforderung für die zukünftige Rolle des Kunstver-eins sieht. Hamburgische Künstler hat er im Vorfeld zu Gesprächen in "sein Atelier" geladen. An sie erin-nern Gipsabdrücke von Gliedmaßen, Videoaufnah-men und auf dem Boden liegende Zitate.

Die Antwort auf die Frage: Kunstverein – quo va-dis? Wer diese Ausstellung besucht hat, hat sie bekom-men. Eine spannende Zeit im Hamburger Kunstverein steht bevor. Bettina Steinbrügge ist mit der Doppelaus-stellung eine intellektuelle, aber keineswegs zu hoch gestochene Ausstellung gelungen, welche neben Tief-sinnigkeit auch unterhaltsame Elemente trägt.

Carolin Meier

Kritik prasselte auf den Hamburger Kunst-verein unter der Leitung Florian Waldvogels ein. Den programmatischen Charme eines Ausstel-lungsraums Berliner Großgalerien sagte man ihm nach. Mit der Neubesetzung Bettina Steinbrügge soll es anders werden; mehr Raum für Experimen-telles geschaffen werden. Einen Vorgeschmack hierzu gaben Documenta 13-Künstler Geoffrey Farmer und der Wiener Bernhard Cella.

Die Erwartungen an Bettina Steinbrügge (*1970) sind hoch. Mit diskursorientierten Ausstellungen wie "Cooling Out – On the Paradox of Feminism" (Lü-neburg, 2006) hat sie sich einen Namen gemacht. Sie steht für innovative, intellektuell anspruchsvol-le Kunst. Somit genau das, was der angeschlagene Hamburger Kunstverein benötigt. Die vermeintliche Nähe zum Kunstmarkt hat ihrem Vorgänger viel Är-ger eingebracht und dies soll nun ebenfalls vermieden werden. Was Bettina Steinbrügge nun ändern will,

ist vor allem die Qualität der Kunstvermittlung. Den Begriff der Kunst fasst sie weiter. Grenzüberschrei-tungen zwischen den Genres sollen gewagt werden; Film und Literatur künftig eine Rolle spielen.

Passend ist in jedem Fall, dass sie ihren Auftakt mit dem Kanadier Geoffrey Farmer (*1967) gab. Der für seine multimedialen Collagen nicht zuletzt durch die Documenta 13 bekannte Künstler zeigte mit "Let’s turn the water black" (2013) sein jüngstes Werk. Nicht Skulptur, nicht Performance, nicht nur Installation, nicht Konzert, sondern von allem etwas. Eine multimediale Komposition, begleitet von einem Spiel aus Licht und Musik. Jesus-Masken stehen auf hohen Stelen, Löwenskulpturen aus Stein, ein chine-sischer Gong, Körperteile aus Gips, Palmwedel und Riesenmuscheln, beleuchtet von bunten Glühbirnen und begleitet von der Musik Frank Zappas zieren das Werk. Die gefundenen Objekte sind nicht bloß in statische Skulpturen überführt, sondern werden

38 | STORY

GEOFFREY FARMER // Let's Make the Water Turn Black, 2013-2014, Ausstellungsansicht, Kunstverein in Hamburg, Foto: Fred Dott

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UND WORANGLAUBST DU?

HAGENSCHÜMANN

ÜBER DIE ABSOLVENTEN-AUSSTELLUNG DER HFBK

In einer Welt voll von Atheisten und solchen, die es glauben zu sein, ist das natürlich schwierig zu beantworten. Denkt man. Die erste Assoziation: Religion. Das ist nicht alles, wenn es um Glauben geht. Isabelle Meiffert und Sarah Theilacker sprechen von Idolen, Kunst und Wissenschaft – alles, woran der moderne, selbstbestimmte und absolut individuelle Mensch sich erlaubt zu glauben.

Sie kuratieren die Ausstellungsreihe „Und woran glaubst Du?“. Ein Jahr lang setzen sie sich kritisch mit den Glaubensgegenständen der heutigen Zeit auseinander. Gestartet wurde letztes Jahr mit einer 52-Stunden-Performance zum Thema Weihnachten. Da ist sie doch, die Religion. Oder glaubst Du nicht an Weihnachten? Weiter ging es mit Helden und Idolen. Teenie-Popkultur als Stichwort. Oder warst Du noch nie Fan? Dann die Kunst. Die war doch schon immer da. Aber was ist das heute? Aber wenn man an etwas glauben darf, dann doch an die Wissenschaft, oder? Klang damals in der Schule ganz logisch. Doch wenn wir glauben, sind wir dann noch kritisch? Hinterfragen wir unsere Ideale und unsere Vorbilder noch? Was ist der Unterschied zwischen Wissen und Glauben? Und ist Wissen nicht auch eine Glaubensfrage?

Gut, dass das Jahr noch nicht vorbei ist, Isabelle Meiffert und Sarah Theilacker noch einige Glaubensfra-gen stellen und sich mit glamourösem Scheitern auseinandersetzen werden.

Lea Pfeiffer

gallerytalk.net: Wir waren beide nicht so be-geistert wie in der Vergangenheit, warum?

Hagen Schümann: Es gab natürlich einige we-nige, die ich sehr gut fand, aber insgesamt habe ich das Gefühl, dass es, seitdem ich angefangen habe zu studieren, jedes Jahr schlimmer wird. Ich kann nicht genau sagen woran es liegt, aber es fällt auf, dass sich die Gründe Kunst zu studieren und das Einstiegsalter verändert haben. Des Weiteren bin ich der Meinung, dass mit der Umstellung auf das Bachelor-Mastersys-tem die Qualität eher abgenommen hat.

Ein strukturelles Problem? Es ist einfach nicht sinnvoll, in einem Feld wie

der Kunst, Entwicklungen einem festen Zeitplan zu unterwerfen. Es bleibt weniger Zeit, sich zu entwi-ckeln, man kann nicht mehr so lange bleiben wie man will, sondern es ist eher ein "Muss", vernünftige Ergeb-

nisse in einer kurzen Zeit zu erzielen. Man hört auch aus den Reihen der Professoren, dass vier Jahre zu kurz seien. Jeder hat ein anderes Tempo und bei einem selbstbestimmten Studium brauchen viele erst mal eine Weile, um sich einen Überblick zu verschaffen und sich klar darüber zu werden, was sie überhaupt wollen. Der Abschluss wird anstelle einer Befreiung eine Last?

Eigentlich geht schon fast das ganze letzte Jahr dafür drauf den Moment seines Abschlusses vorzube-reiten. Es wird nicht das gesamte Profil rekapituliert. Die Hochschule ist doch zunächst ein Raum, in dem man sich nicht ausschließlich zielorientiert beschäftigen muss. Das geht verloren, wenn alles auf einen Abschluss ausgerichtet ist. Entwicklung lässt sich nicht abkürzen.

Interview Justus Duhnkrack

HAGEN SCHÜMANN // Seit 2009 Student der HfBK in der Klasse für Bild-

hauerei von Prof. Pia Stadtbäumer

AUSSTELLUNGSANSICHT "KUNST." // Jana Müller, "Schmutzige Wäsche", 2014 und Eugen Becker, o.T., 2013

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40 | STORY

OTOBONG NKANGA // Diaspore, 2014 at 14 Rooms in Basel by Fondation Beyeler, Art Basel, Theater Basel in 2014, MCH Messe Schweiz (Basel) AG

ERFOLGSKONZEPTKUNSTMESSE: ART BASEL

Eigentlich hätte man eine gewisse Müdigkeit verspüren müssen. Von Köln nach Berlin, dann nach New York und Hongkong, bis der Kunstmes-sen-Marathon im Juni in Basel endete. Der Han-del mit Kunst ist ein globales Geschäft, Händler und Sammler sind Jetsetter. Die Art Basel auch in der 45. Ausgabe ihr unbestrittenes Zentrum. Eine Messe mit vielen Facetten. Ein Wirtschaftsimpe-rium. Was macht sie so erfolgreich?

1970 von einer Handvoll Galeristen gegründet, hat die Art Basel heute den Ruf, die wichtigste und umsatzstärkste Kunstmesse der Welt zu sein. Ge-schätzt eine Milliarde Schweizer Franken Umsatz macht sie pro Jahr. Satte 86.000 Eintritte zählte sie 2013. Tendenz steigend, trotz Krisen und Rezessio-

für den Stand auf der Art Basel zurückgehalten oder in einem der Lager rund um Basel den betuch-ten Sammlern präsentiert. Ein Standortvorteil, der die Art Basel schnell zum international begehrten Umschlagsplatz machte.

Das Wirtschaftsimperium Art Basel ist die eine Seite, der Beitrag zur Entwicklung von Künst-lern der andere. Die Art Basel wollte nie eine tradi-tionelle Kunstmesse sein; keine Quadratmeter-Ver-mieterin. Bei ihr geht es "nicht nur ums Verkaufen, sondern darum, wie viele Ausstellungen angesto-ßen und wie viele Künstler neu entdeckt werden", so kommentierte es einst Lorenzo Rudolf (Direk-tor 1991-2000). Geladen werden international be-kannte und vernetzte Kuratoren; zugelassen nur

AUSSTELLUNGSANSICHT // P/ART Producers Artfair 2013,

Foto: Chantal Weber

nen. Konkurrenz, wenn man so will, kommt wenn überhaupt nur aus den eigenen Reihen: Seit 2002 mit der Art Basel am Standort Miami und seit 2012 am Standort Hong Kong. Die Ursachen für den Aufstieg der Art Basel sind vielfältig. Der Standort Basel mit Bankengeheimnis und Freihandelszone erlaubt den Galeristen zollsparend ihre Millionenware zu impor-tieren oder auch zu lagern. Oft wird die beste Ware

besondere Galerien. Zwar verfügen auch andere Kunstmessen über Zulassungskriterien. Wohl be-zeichnend ist aber, dass die Teilnahme einer Galerie an der Art Basel sie auf anderen Messen meist über all diese Kriterien erhaben macht. Wie exquisit die Auswahl ist, zeigt die Geschichte der Galerie Eigen + Art im Januar 2011. Die Art Basel hatte die Teil-nehmer bekannt gegeben, für Aufregung aber sorg-

ten nicht die rund dreihundert Namen auf der Liste, sondern ein einziger, der fehlte: Galerie Eigen + Art. Die von Judy Lybke betriebene Galerie (Leipzig, Ber-lin), berühmt für Erfolgsmaler wie Neo Rauch oder Martin Eder, galt in Basel als Platzhirsch. „Ein Skan-dal“, so der Tenor in Presse und Kunstwelt. Das Aus-wahlkomitee der Art Basel äußert sich grundsätzlich nicht zu seinen Entscheidungen. Hinter den Kulissen war jedoch zu hören, dass man Lybke für die „Ein-fallslosigkeit“ ihrer Präsentationen abstrafen wollte. Platz sollte geschaffen werden für eine frische Nach-wuchsgalerie. Damit offenbart der Fall nicht nur die ökonomische und symbolische Bedeutung einer Teil-nahme an der Art Basel, sondern ebenso eine grund-sätzliche Herausforderung: Begehrte Kunstmessen müssen bei der Besetzung des Teilnehmerfeldes den Spagat zwischen Konstanz und ständiger Erneuerung bewältigen.

Für inhaltliche Erneuerung war dieses Jahr auch gesorgt: Mit der Markteinführung von Live Art, sonst nur auf Biennalen oder im Museumsum-feld zu sehen. Bei der kuratierten Sonderausstellung 14 rooms war der Name Programm: 14 Künstler, 14 Räume. Kuratoren und Künstler von Hollywood-Format. Material ihrer Arbeiten war der Mensch. Ein anderer Wind wehte im Bereich der Statements. Hier konnte jeder den Geruch produzierender Ateliers riechen und auf Entdeckertour gehen. Gezeigt wur-den ausschließlich junge Künstler junger Galerien. Für große Installationen und Filme hingegen war der Unlimited-Sektor zuständig. 78 monumentale Kunstwerke bildeten eine City of Art mit den ver-gleichbar einer überdimensionalen Biennale.

Die Art Basel bleibt der Megabasar des Kunstbe-triebs. 300 Galerien buhlen um die Gunst der Besu-cher. Herausragende Qualität steht für hohe Umsätze. Der Verkauf des teuersten Werks gelang der Skarstedt Gallery: Ein Andy Warhol aus dem Jahr 1986 für 35 Millionen US Dollar. White Cube verkauften eine Arbeit von Damien Hirst für knapp unter sechs Milli-onen Dollar. Wie viel Umsatz 2014 insgesamt gemacht wurde, bleibt noch unklar. Sicher ist, dass das Geschäft mit Klassikern mehr denn je boomte.

Überbewertet ist an der weltbesten Messe für moderne und zeitgenössische Kunst wohl nichts. Die Verkäufe in den ersten Messetagen waren so rege, dass am Preisgefüge offenbar nicht viel falsch sein kann. Auch wer nicht kaufen will, hatte auf der Art Basel ein horizonterweiterndes Erlebnis. Mit ihrem Kon-zept einmalig, leistet die Art Basel nicht nur einen kommerziellen Beitrag zum internationalen Kunst-markt, sondern steht auch für eine künstlerische Neuausrichtung.

Carolin Meier

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QUERSCHNITTHAMBURG

Die steten Begleiter der zeitgenössischen Kunst sind meist Galerien. Weniger stet, dafür umso begeis-ternder sind die vielen temporären Erscheinungen und Projekträume. Den Beginn im Herbst macht die Neuauflage der P/ART Producers Artfair. Nach ihrem Debüterfolg im letzten Jahr folgt nun der nächste große Schritt mit einer größeren Veranstal-tungsfläche, noch mehr Rahmenprogramm und einer extravaganten Präsentation. 80 Künstler, die aus über 600 Bewerbungen ausgewählt wurden bespielen ca. 4000 qm Ausstellungsfläche. In den Phönixhallen Hamburg-Harburg vom 11. bis 14. September.

DIE FRAGE „IST DAS KUNST?“ STÖRT!KÜNSTLERGESPRÄCH MIT HE IKO WOMMELSDORF

Dass Kunst ein weites Feld ist und über etwas Farbe auf einer Leinwand hinausgeht, weiß wohl jeder. Doch wenn man einen Raum betritt und zunächst gar nichts sieht, sich umblickt und nur eine Hei-zung rauschen oder ein paar Lampen surren hört, gibt es einen Künstler, der sich über überraschte Gesichter freut. Klangkunst ist das Stichwort.gallerytalk.net: Wir leben in einer Welt voller Ge-räusche. In Städten werden viele Menschen sogar davon krank. Wieso sollten wir Geräuschen noch mehr Aufmerksamkeit schenken, Heiko Wom-melsdorf?Heiko Wommelsdorf: Ich finde Geräuschen schenkt man gar nicht genug Beachtung. Das Ohr blendet stö-rende Geräusche aus. Am Braunschweiger Bahnhof habe ich mal einen Wasserschaden erlebt. Dort waren sechs bis sieben Baueimer verteilt, die Tropfen auffan-gen sollten. Das erzeugt eine Spannung, denn es entste-hen Rhythmen, die sich ständig verschieben. So ein Ort wie dieser Bahnhof findet aber keine Ruhe. Jeder will schnell seinen Zug erwischen und rennt vorbei. Ich hab mir überlegt, dass ich den Leuten das zeigen will und ich fragte mich, was wohl entsteht, wenn ich diese Bau-eimer in Ausstellungsräume stelle, wo dann nicht diese Störgeräusche sind und keine Hektik herrscht. Die meisten Künstler wollen mit ihrer Kunst auch Geld verdienen. Ist es nicht schwer mit Geräuschen Geld zu verdienen?Mein Ziel ist es nicht auf der Art Basel auszustellen, sondern Räume zu bespielen, die ich spannend finde.

Als ich angefangen habe zu studieren, habe ich nicht daran gedacht eine Galerie zu finden, die mich irgend-wann vermarktet. Ich verdiene durch Honorar. Mich laden Museen ein und ich mache dann eine Installati-on. Nach der Ausstellung ist die dann wieder weg und wird nicht verkauft.Wie gehst du damit um, wenn die Besucher sagen: „Hier hängt ja gar nichts“?Ich finde das erst einmal gut. Es ist besser für den Be-sucher, in eine Ausstellung zu kommen und gar nicht nach Kunst zu suchen, sondern eine Entdeckung zu machen. Wenn er eine Lampe surren hört und die im besten Falle sogar gar nichts mit mir zu tun hat, dann ist das super. Die Frage „Ist das Kunst?“ stört mich. Ein Besucher, der einen Eimer entdeckt in den Wasser tropft, findet das zunächst lustig, aber wenn er dann ein Schildchen sieht und weiß, dass der Künstler stu-diert hat, dann fühlt der Besucher sich plötzlich ange-griffen. Wenn er aber selber etwas entdeckt und nicht weiß, ob das zur Ausstellung gehört freut er sich. Muss sich das Kunstverständnis im herkömmli-chen Sinne ändern, um Klängen einen höheren Stellenwert zu geben?Ich gebe viele Workshops und stelle fest, dass Kinder unbefangen an das Thema herangehen und es ganz spannend finden, was ich da mache. Später gibt es die-se Null-Bock-Phase, alles erst einmal scheiße finden. Wenn man dann nicht in Museen oder Ausstellungen geht, nimmt man eine Abwehrhaltung gegen moderne Kunst wie etwa Klangkunst ein. Das muss man sich

aneignen oder trainieren. Das ist wie Freejazz, wenn man das zum ersten Mal hört, findet man das vielleicht zunächst abstoßend, aber wenn man es dann öfter hört, wird es cool.

Interview Ina Vonnemann

HEIKO WOMMELSDORF // Foto: Victor Schittny

Es dauert nicht lange, dann folgt das Reeperbahnfestival vom 17. bis 20. September, das seinen Schwer-punkt von der Musik langsam auch dem Art-Program zuwendet. Herzstück des Geschehens sind dieses Jahr die verlassenen Wohnungen der Reeperbahn Hausnummer 110 und 114. Darin stellen die Abschlussklasse Gesa Lange der HAW aus, der 6te Lachs, verschiedene Gruppen von HAW Studenten und die P/ART ist mit ihrem spin-off P/ARTIKEL und dem international renommierten Künstlerduo Anetta Mona Chisa & Lucia Tkacova (Prag/Berlin) abermals zu Gast. Nahtlos anschließend lohnt sich die Ausstellung im Raum linksrechts vom 20. September bis 4. Oktober. Der Ausstellungsraum im Gängeviertel wird ausnahmsweise von zwei Künstlerinnen kuratiert. In einer Zusam-menstellung künstlerischer Positionen wird eine Parabel der Zusammenarbeit gezeichnet.

In Serie geht dieses Jahr das Knotenpunktfestival, pulsierender Höhepunkt des Ausstellungsprogramms der Affenfaust Galerie. Auf dem Kolbenhof in Bahrenfeld sind vom 2. bis 5. Oktober über 40 Künstler und Kollektive mit Wurzeln im städtischen Umfeld zu sehen.

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IN ALLERÖFFENTLICHKEIT

Kunst fordert die Politik heraus. Aber auch andersrum: Die Politik ist zugunsten der Kunst gefordert. Die Realisierung vieler künstlerischer Projekte funktioniert nur – oder jedenfalls bes-ser – mit Unterstützung bzw. in Zusammenarbeit mit Behörden. Finanzierung, Genehmigung, Öf-fentlichkeit sind entscheidende Faktoren. Insbe-sondere gilt das für Kunst im öffentlichen Raum und der ist besonders umkämpft. Zu viele Interes-sengruppen machen es schwer, einen Konsens zu finden. Es fängt aber schon damit an, überhaupt Fläche für Projekte zu schaffen. Genau das ist das hehre Ziel rund um den Gustav-Mahler-Park. Freiflächen für Kunst und Kultur. Dass dabei bisher überwiegend Musik rumkommt, wollen wir mal ausblenden. Zumal auch Partys "Teil des Milieus einer Stadt sind, bei denen neue Musik-strömungen und Moden entstehen", wie Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativge-sellschaft anmerkt und einen sympathisch weiten Begriff der Kunst im öffentlichen Raum vertritt. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das sollte man nicht vergessen und etwas großzügig sein.

Interessanter ist beispielhaft, den Kommuni-kations- und Organisationsmechanismus der Stadt mit einzelnen Interessengruppen nachzuvollziehen, wie Zusammenarbeit geschaffen wird, die den Weg für eine Vielzahl von Projekten ebnen soll. Ort des Geschehens ist der Gustav-Mahler-Park, für viele ein undefinierter Fleck Grün auf der persönlichen Stadt-karte zwischen Dammtorterassen und Casino. "Es ist der Versuch, zwischen Verwaltung und Initiativen ein Modell aufzulegen, wie möglichst niederschwel-

lig so ein Park bespielt werden kann", beschreibt Rühl die Vermittlerrolle der Kreativgesellschaft. Anstelle der Behörde vergibt die Kreativgesellschaft gemein-sam mit der Initiative für Freiflächenkultur Geneh-migungen. Es soll ein Lernprozess sein. Gegenseitig Vertrauen zu schaffen, um Verfahren zu vereinfachen und so ein erhöhtes kulturelles Angebot herzustellen, ist das Fernziel. Auch der Bedeutung der Subkultur gilt es laut Rühl gerecht zu werden. Fraglos Aufgabe einer städtischen Einrichtung – Opernhäuser, Kon-zertsäle, Museen als Teil der Hockkultur werden schließlich auch gefördert. Gerade die Vergabe der Freiflächen bedarf eines solchen Vermittlers, damit "über ungenehmigten Veranstaltungen nicht immer das Damoklesschwert schwebt, aufgelöst zu werden." Planbarkeit und auch das Sicherheitsrisiko sind Ar-gumente, die für ein solches Modell und gegen illega-le Veranstaltungen sprechen.

Allerdings ist ein solcher Lernprozess naturge-mäß immer auch mit Lernen aus Fehlern verbunden. Es tut sich die Kreativgesellschaft als Tochter der Stadt mit einer freiheitliebenden Initiative zusam-men. Klingt zunächst zu romantisch, um wahr zu sein. Ist es mit Einschränkungen auch nicht. Die Kreativgesellschaft muss als städtische Einrichtung auch den Ansprüchen anderer Interessengruppen ge-recht werden. Das Modell hapert noch in seiner Aus-gestaltung. Schaut man mal näher hin, so stellt man fest, dass das Ermessen des Genehmigungsverfahrens nun nicht mehr der Bezirk-Mitte ausübt. Das mag bei vielen für Erleichterung sorgen. Allerdings ist es nun vielmehr in privater Hand. Ein fünfköpfiges Gremi-um, bestehend aus der Kreativgesellschaft und der

Initiative für Freiflächenkultur, entscheidet über Ge-nehmigungen und damit auch über das Programm. Der Haken: Nur eine Stimme für die Kreativgesell-schaft. Im wesentlichen entscheiden also andere. Wer? Das weiß man nicht genau, Transparenz – Fehl-anzeige. So mutig ein solch unkonventioneller Weg ist, so sehr muss er auch für Kritik empfänglich sein, um dazuzulernen. Kritik an der Behörde entkräftet Rühl damit, dass sich diese durch die Verantwortung und Haftung der Kreativgesellschaft abgesichert habe. "Manchmal müssen auch Behörden mutig sein, fraglos geht man Risiken ein, aber solche Veranstal-tungen in die Illegalität zu drängen, schafft Risiken hinsichtlich ungeregelter Verkehrssicherungspflich-ten, Haftung und Versicherung.", verteidigt Rühl das Konzept.

Daran, die inhaltliche Entscheidungsmacht der Initiative zu überlassen, wird die Kreativgesellschafft wohl nicht festhalten, lässt Rühl erahnen. Ein Beispiel des Konflikts: Die Langfristigkeit der eingereichten Bewerbungen. Das widerspreche zwar der Idee der Initiative Freiflächenkultur, sei aber ein legitimes Inte-resse anderer Gruppen. Ein Lernaspekt für das nächste Jahr, um ein kuratiertes Programm gewährleisten zu können. Langfristige Planung ist meist auch Voraus-setzung für Qualität. Dieser Konflikt und die wider-streitenden Interessen der Bewerber zwischen kurz- und langfristigen Nutzungswünschen seien jedoch im Vorfeld nicht vorhersehbar gewesen. Viele Lernerfolge eines mutigen Projekts, Kommunikations- und Zu-sammenarbeit zu gestalten.

Justus Duhnkrack

GUSTAV MAHLER PARK //Foto: Kreativgesellschaft mbH

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KEGELBAHN HOTEL HAMBURG // Foto: Claudia Höhne

Im Juli besuchte Hamburg sich selbst. Und mit Hamburg meinen wir uns. Und Jan Holtmann. Und alle, die am Hotel Hamburg teilgenommen haben. Das Hotel mit den längsten Fluren lud alle Reiselustigen, Experimentierfreudigen und Ge-schichtenerzähler ein, ihre Schlüssel mit anderen Hamburgern zu tauschen. Das Beste: es war gratis. Aufregend und großartig? Definitiv. Praktisch und pragmatisch? Nicht wirklich. Aber Sex braucht man theoretisch auch nur zur Fortpflanzung und Alkohol zum Desinfizieren und da will man schließlich auch nie was von Pragmatismus hören.

Jan Holtmann betreibt seit mittlerweile 17 Jahren die Galerie ohne Raum. Die noroomgallery ist allerdings keine klassische Galerie, sondern ein künstlerisches Projekt, um Präsentationsformen zu produzieren. Seit rund drei Jahren liegt sein Fokus auf Hotels, seit Januar konkret auf dem größten Ho-tel der Stadt. Im Gegensatz zu einem normalen Hotel ist es nicht für Leute, die von außerhalb kommen, sondern ausschließlich für Menschen, die bereits ein Bett in Hamburg haben. Der einzige Grund ist dem-nach, die eigene Stadt aus einer anderen Perspektive zu erkunden und zu bereisen. Interessenten konnten einfach an die Rezeption in der Grindelallee kom-men, sich anmelden, ins Gästebuch eintragen und den eigenen Schlüssel gegen den einer fremden Woh-nung tauschen.

Kunst ist das Hotel Hamburg laut Jan Holt-mann insofern, als es keine pragmatischen, sondern lediglich ästhetische Gründe zum Einchecken gibt. Auch die Herrichtung der eigenen Wohnung mit der bewussten Entscheidung, einige persönliche Ge-genstände preiszugeben, während man andere lieber in den Keller bringt, "ab da fängt man an ein Selbst-portrait von sich zu erstellen". Ein Einpersonenstück, dessen Bühnenbildner man selber ist und welches normalerweise niemand sieht. Aber auch theoreti-sche Zugänge sind denkbar: Jan Holtmann unter-scheidet zwischen Objekt- und Handlungskunst und betont, dass es zusehends Kunstformen gäbe, die von Alltagshandlungen und sozialen Handlungen nicht unterscheidbar seien. Diese bezeichnet er als Hand-lungskunst und ordnet hier auch das Hotel Ham-burg ein. Teilnehmende werden von Jan Holtmann zu Produzenten erklärt, die Geschichten erzählen

und anderen berichten, er verwendet den Begriff der "Geschichtenproduktionsmaschine", deren Rolle der Teilnehmer einnimmt. Auch die Frage, inwiefern man nach dem Hotel Hamburg noch in die gleiche Wohnung zurückkehrt, obgleich sich äußerlich nichts verändert hat, wird aufgeworfen.

Im Vorfeld des eigentlichen Projekts wurden bereits die unterschiedlichen Funktionsbereiche eingeweiht, wobei bereits bestehende Orte mit fes-ter Funktion zu Bestandteilen des Hotel Hamburgs erklärt wurden. Ein Hotel braucht schließlich eine Bibliothek, einen Friseur, einen Wellnessbereich oder eine Bowlingbahn. Die Einweihung wurde jeweils mit einer Rede, ausreichend Getränken sowie musi-scher Untermalung durch eine Hotelband gefeiert.

Es handelt sich nicht um ein praktisches Projekt. Die Wege sind oft länger und ungewohnt, die Be-wegungen innerhalb der Wohnung sind unvertraut.

WILLKOMMEN INHAMBURG, LIEBEANSÄSSIGEN!

Man greift morgens nicht mit geschlossenen Augen zum Küchenschrank und hat direkt die Lieblingstas-se in der Hand, sondern öffnet im Zweifel zunächst jede einzelne Schranktür, um sie dann hinter der vorletzten zu finden. Aber das macht natürlich auch seinen Reiz aus: Wie organisieren andere Menschen ihre Wohnung, wie bewegt sich der Besitzer, welche Ecke des Sofas ist am meisten abgenutzt und liegt das an der optimalen Sitzposition zum Fernseher oder an der Nähe zum Kühlschrank? Wir lernen eine Person ganz persönlich kennen, ohne sie auch nur einmal zu Gesicht zu bekommen und hinterfragen auch unse-re eigenen Handlungen ganz neu. Das Projekt Ho-tel Hamburg bringt uns der eigenen Stadt, fremden Menschen und uns selbst näher. Aus der Masse an-onymer Öffentlichkeit werden bekannte Individuen.

Dana Loew

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www.hamburgskreative.de

Ein Projekt von:

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BERLIN AUSFLUGEin kurzer Kunstausflug nach Berlin ist ei-

gentlich unmöglich. Zu groß und vielschichtig ist die Kunstlandschaft der Hauptstadt, um sie an einem Wochenende, einer Woche oder auch nur einem Monat abzuhandeln. Ein paar ausgewähl-te Empfehlungen, für den anstehenden heißen Kunstherbst in der Metropole:

Am besten beginnt man den Kunstspazier-gang in Mitte. Zwischen Friedrichstraße und Rosa-Luxemburg-Platz schlägt noch immer das Herz der ersten Galeristengeneration der Nachwendezeit. So residiert in der Auguststraße nicht nur die Leipziger Institution Eigen+Art, hier finden auch die diskurs-intensiven Ausstellungen der KW Berlin statt. Das Institute for Contemporary Art verfügt über keine eigene Sammlung, organisiert aber regelmäßig Aus-stellungshighlights auf Museumsniveau. Als Nächs-tes eröffnen am 14. September Kate Cooper, Ryan Trecartin und Ilit Azoulay.

Unweit der KW lohnt sich ein Besuch in der Ga-lerie Christian Ehrentraut in einem Hinterhof an der Friedrichstraße. Trotz Leipziger Wurzeln und ei-ner Ausrichtung auf Malerei orientiert man sich hier mit einem Cluster internationaler Künstler zuneh-mend in benachbarten Disziplinen. Am 22. August läuft die Gruppenausstellung "Amorphophallus" an.

Ein Stück südlich lockt ein Abstecher zum Au-tocenter – 2001 in einem Ex-Autogeschäft gegrün-det, hat sich dieser einstige Off Space zu einem der führenden Ausstellungsräume der Stadt gemausert. In der Leipziger Straße zeigt man vorwiegend inter-nationale Positionen, wie etwa die Gruppenausstel-lung "Dating Service Oslo/Berlin" mit deutschen und norwegischen Künstlern ab dem 29. August.

Dagegen wird jeder den Glas-und-Stahl-Tempel der Neuen Nationalgalerie zumindest schon einmal im Vorbeilaufen bewundert haben. Schließlich führt kein Weg an dem renommierten Mies van der Rohe Bau vorbei. Am 12. September eröffnet hier Moshe Gershuni "No Father. No Mother".

Ein Stück die Potsdamer Straße hinunter be-findet man sich bereits auf der neuen Galerienmeile. Big Names wie Blain Southern hat es ins ehemalige Tagesspiegelgebäude verschlagen, ganz in der Nähe präsentieren die Kunstsaele in der Bülowstraße die Theorie von heute und morgen.

Wer es ein bisschen underground mag, wird immer noch in Neukölln fündig. Hier lockt zum Beispiel Rocklmann & in der Schönleinstraße mit Installationen und Neuen Medien. Und beim Rat-haus Neukölln wird es im Giftraum urig – hier trifft Eckkneipe auf Off-Space.

Das große Highlight des Kunstherbstes – die abc – findet dagegen vom 18. bis 21. September in Kreuzberg statt. Die drei Buchstaben stehen für "art berlin contemporary" – eine Messe, die mit ihrem ku-ratorischen Konzept eigentlich keine Messe sein will. Doch seit ihrer Gründung 2008 hat sich das Spekta-kel am Gleisdreieck als alljährliches "Must See" der Hauptstand-Kunstlandschaft etabliert.

Martina John

KW RELAUNCH // Installationsansicht, Foto: Thomas Eugster

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BEOBACHTUNGROBERT MONTGOMERYS B ILLBOARD PIECES

Mit jedem Schritt verändert sich der Blick. Ge-rade noch war er weich, durchlässig und geduldig. Nun ist er streng, selektierend und darauf bedacht, zu schützen. Die Stadt macht Augen zu Grenzpos-tenscheinwerfer, trainiert auf die sekundenschnel-le Entscheidung zwischen rein oder raus, zwischen Wohlwollen oder Ablehnung. Was ich sehen will, entscheiden sie vor mir, sie sortieren mein Sichtfeld und mit dem Sichtfeld mein Denken.

Dass das schwarze Plakat mit der engen, weißen Schrift ihre erbarmungslose Zensur übersteht, liegt an den fünf Sekunden, die ich brauche, um mein Feuerzeug aus der Tasche zu fischen. Die Augen sind irritiert. Weiße Schrift auf schwarzem Grund, sonst nichts. Kein Absender, kein Logo. Sie verengen sich, denn sie wissen: Schon morgen kann sich irgendeine Automarke als Absender entpuppen. Oder eine Fir-ma für Tütensuppen. Die Augen sind immer noch auf der Hut, sie bleiben misstrauisch.

Robert Montgomery spielt mit diesem Miss-trauen. Mit dem inneren Zwiespalt zwischen der un-gebremsten Neugierde und dem zu oft enttäuschten Vertrauen: "Was ist denn das" versus "Lass mich in Ruhe". Auf öffentlichen Werbeflächen pirschen sich die Billboard Pieces an. Oft bleiben sie unbemerkt, gehen einfach unter im weißen Rauschen der Stadt. Finden sie aber ihren Weg zum Betrachter, werfen sie Fragen auf. "IT TURNED OUT THIS WAY COS YOU DREAMED IT THIS WAY, COS ALL YOU COULD DREAM IS WHAT YOU SAW IN MA-GAZINES." lese ich gegen den Widerwillen meiner Augen an. Sofort mischt sich damit auch Guy Debord ein: "Das Spektakel ist das Kapital in einem solchen Grad der Akkumulation, dass es zum Bild wird." Me-dienkritik und Kunst – im öffentlichen Raum ein vertrautes Paar. Nicht nur urbane Praktiken wie Cul-ture Jamming und AdBusting setzten dort an, auch Künstler wie Jenny Holzer oder Lawrence Weiner haben sich dieser Strategie bedient. Der öffentliche Raum, das machen sich diese Praxen zu nutze, ist der Ort, an dem wir am verwundbarsten sind und am öftesten verwundet werden. Der Ort, an dem unsere Augen Schwerstarbeit leisten.

Meine blinzeln etwas, wegen der dicht gedräng-ten Buchstaben, die es unmöglich machen, die Arbeit im Vorübergehen zu konsumieren. Die Anordnung der Sätze zwingt zum Innehalten, zum sukzessiven Entschlüsseln: "RONALD REAGAN BLUES/ A MILLION DOLLAR HOUSE IN L.A./ 50 FU-CKING WHITE ANAEMIC STARS MY DAR-LING AND ALL THE BLOOD AND DUST OF THE WORLD ON YOUR HANDS". Nur langsam entfalten die Worte ihre Wirkung, die Literarizität der Sprache scheint den Sinn gleichermaßen zu ver-vielfachen und in die Unendlichkeit zu verschieben. Werbeanzeigen als Vehikel für Poesie. Diese Strate-gie scheint Werbetexte, die letztlich immer auf das gleiche Ziel, einen eindeutigen Konsumimperativ abzielen, ad absurdum zu führen. So wie auch der Ab-

sender im Unklaren bleibt, scheinen diese Verse nicht gefällig genug, mir ihre Botschaft auf ewig ins Lang-zeitgedächtnis zu zementieren. Keine abnickbaren Plattitüden, keine schreihalsigen Pseudowahrheiten.

Pathetisch und ein wenig wie jugendliche Schlaf-zimmerpoesie klingt diese Kritik am Leben im Spät-kapitalismus. Und doch bewirkt sie gerade durch ihre Langsamkeit, durch ihr zähflüssig melancholisches Dahinfließen, dass ihre Leser sich angegangen füh-len. Eine Mischung aus tiefer Zustimmung und kal-tem Schuldbewusstsein macht sich breit: Wer spricht hier mit mir? Was geht denjenigen mein Leben an? Oder bin ich es selbst, die hier mit dem Finger auf mich zeigt? Das Persönliche in den öffentlichen Raum zu tragen – eine Strategie, für die Jenny Holzer vielleicht wie keine andere Künstlerin steht. Montgo-merys Poesie ist leiser, zurückhaltender als die Hol-zers, der Ton ist eher ein bestimmtes Flüstern, das den Passanten noch eine Weile auf ihrem Weg nachhängt. Es ist die kaum wahrnehmbare Stimme eines kollek-tiven Unterbewusstseins, die hier mit dem Betrach-ter spricht. Und auch die graphische Ausarbeitung der Billboard Pieces scheint die leise, langsame und zurückhaltende Ausstrahlung der Arbeiten zu stär-ken: Die Sätze drängen sich dicht aneinander – der Werbekommunikation, die vornehmlich mit schnell zu erfassenden Bildern und wenig Text arbeitet, dia-metral entgegengesetzt.

Doch Montgomery vorschnell als Künstler zu kategorisieren, der die sprachliche sowie visuelle Ästhetik der Werbung ins reine Gegenteil verkehrt, würde seinen Arbeiten nicht gerecht. Besieht man sich die Billboard Pieces genau, scheinen auch sie nicht ohne die öffentlichkeitswirksamen Strategi-en der Werbung auszukommen: Zu schön ist die Typographie, zu ausgearbeitet sind die graphischen Setzungen. Die Schrift auf Montgomerys Plakaten hat bildliche Qualität, sie zieht den Betrachter mit vi-sueller Präsenz in den Bann. Dass dem so ist, scheint angesichts Montgomerys fast janusköpfiger Existenz als Künstler und Mitherausgeber des Fashion- und Lifestylemagazins Dazed&Confused kaum verwun-derlich, hat der Künstler doch selbst die Strategien und Instrumente der Werbung von der Pike auf ge-lernt. Vor den misstrauischen Augen des Betrachters entfaltet sich eine rein und unkorrumpierbar daher-kommende konsum- und gesellschaftskritische Bot-schaft – in werbewirksamster, verführerisch ausgear-beiteter Schönheit. Auch in der Kunst, so scheint die Konsequenz aus dieser konfliktreichen Verquickung, ist Misstrauen immer angebracht, wenn nicht überle-benswichtig. Traue niemandem, säuselt es. Und mei-ne Augen, zu Schlitzen verengt, haben schon vor mir verstanden.

Nele Groeger

BILLBOARD PIECE ROBERT MONTGOMERY //Foto: Stephanie Sadler

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46 | KONTAKTADRESSEN DER GALERIEN IN DIESEM HEFT

AFFENFAUST GALERIEDetlev-Bremer-Str. 1520359 Hamburg040/53269379www.affenfaust.orgMi - Do 15:00 - 21:00, Sa 14:00 - 18:00

GALERIE BORCHARDTHopfensack 1920457 Hamburg040/388988www.galerie-borchardt.deDi - Fr 12:00 - 18:00, Sa 11:00 - 16:00

GALERIE BORSSENANGERBlankeneser Landstraße 8322587 Hamburg040/38675751 www.borssenanger.deDo - Sa 15:00 - 18:00, u.n.V.

EVELYN DREWES GALERIEBurchardstrasse 1420095 Hamburg0151/11536222www.evelyndrewes.deMi - Fr 14:00 - 18:00, Sa 12:00 - 16:00, u.n.V.

FEINKUNST KRÜGERKohlhöfen 820355 Hamburg040/31792158www.feinkunst-krueger.deDo - Fr 12:00 - 19:00, Sa 12:00 - 18:00, u.n.V.

GALERIE MAGNUS P. GERDSENMittelweg 15220148 Hamburg040/277389www.galerie-gerdsen.deDi - Fr 11:00 - 18:30, Sa 11:00 - 14:00, u.n.V.

CASSANDRA POPESCUKünstlermonografie, Arbeiten 2014ISBN: 978-3-943061-48-248 Seiten, EUR 15,00

FELIX ECKARDTKünstlermonografie, Arbeiten 2014ISBN: 978-3-943061-47-5128 Seiten, EUR 39,90

MOTION DESIGNDarstellung aktueller ProjekteISBN: 978-3-943061-12-3160 Seiten, EUR 39,90

VERLAG GUDBERG

GEORGMOLITORIS GALERIE040/41355730www.galerie-molitoris.deÖffnungszeiten s. aktuelle Ausstellung u.n.V.

GALERIE HENGEVOSS-DÜRKOPim Galeriehaus HamburgKlosterwall 1320095 Hamburg040/30393382www.hengevossduerkop.deMi - Fr 14:00 - 19:00, Sa 12:00 - 15:00, u.n.V.

GALERIE ANNE MOERCHENMilchstr. 6 a20148 Hamburg040/271028www.galerie-anne-moerchen.deDi - Fr 13:30 - 18:30, Sa 12:00 - 15:00, u.n.V.

ROBERT MORAT GALERIEKleine Reichenstr. 120457 Hamburg040/32870890www.robertmorat.deDi - Fr 12:00 - 18:00, Sa 12:00 - 16:00, u.n.V.

OZM ART SPACE GALLERYBartelsstraße 6520357 Hamburg040/50719508www.onezeromore.comDo 13:00 - 19:00, Sa 13:00 - 00:00, u.n.V.

GALERIE NANNA PREUSSNERSim Galeriehaus Hamburg, Klosterwall 1320095 Hamburg040/32967671www.nannapreussners.deDi - Fr 13:00 - 19:00, Sa 12:00 - 16:00, u.n.V.

HEINZ · KRAMERNeustädter Straße 4820355 Hamburg0176/48194709www.heinzkramer.deMi - Fr 12:00 - 19:00, Sa 12:00 - 16:00

RENATE KAMMERMünzplatz 1120097 Hamburg040/232651www.galerierenatekammer.deDi - Fr 12:00 - 18:00, Sa 11:00 - 15:00

STERN-WYWIOL GALERIEAn der Alster 8120099 Hamburg040/284039901www.stern-wywiol-galerie.deDi - Fr 10:00 - 18:00, Sa 12:00 - 16:00

PRODUZENTENGALERIE HAMBURGAdmiralitätstrasse 7120459 Hamburg040/378232www.produzentengalerie.comDi - Fr 11:00 - 14:00 & 15:00 - 18:00, Sa 11:00 - 15:00

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