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Di e hessische Familie Fulda und andere Montanleute in den Biinden der Freimaurer und Ros enkreu ze r im spaten 18. und friihen 19. Ja hrhund e rt Siegfried Lotze Zur Ei nl citu ng Der Weg der hessischen Montanmanner und luristen aus der Familie Fu lda. die seit der zweilen Htilfte des 17. Jahrhunderts am Harz. in Rhtiticll/Graubtinden und FischbachfZwei- brilcken als Metallhandler und Mitgewerken in Person des Joachim Ernst Fulda (*21. Februar J 659 Winenberg. begr. 24. Juli 1716 Frankf.lM .) auftritt. is! nahezu unerforschl. Sie stellt hundert Jahre spater. ausgehend vom Eisenhammer Lippoldsberg, zahlreiche Montan- uod Staalsmtinner in der Landgrafschaft He ssen-Kassel - von der Re sidenzstadt Kassel bis nach Schmalkalden und Rinteln. Nach der Wende konnle den an Familien- und Montangeschichte interessierten Besuchem durch die AuBenstelle der Wilhelmsburg in der "Neuen Hi.Hte". - urn den guterhaltenen Hochafen aus kurhessischer Zeit gruppien - direkt in der ehemaligen EisenhUlte der Familie Bleymi.lller & Fulda und auch aus den Familiennachlassen im Besitz der Mctallurgin Barbara Winkler geb. Fulda (* 1918), eine beeindruckende Ausstellung gezeigt werden. Erweiten urn Bestande des Stadlmuseums Kassel bol se it November 1993 die Industrie· und Handel ska mmer Kassel in ihren Raumen am Kasseler Hauptbahnhof eine beachtliche Zahl van Originalexponaten in eincr Schau, die der Montaninduslrielle Hans Sigismund Waitz von Eschen eroffnete, Die wiederum erweitene Ausstellung zur Montanfamilie Fulda war von Ostern 1994 bis Oktober 1995 in Illehreren Raumen des Stadtmuseums Hofgeismar einem interessienen Publikum prascntien warden. So konnlen zwei Nachkommen von Monlan· geschlechlern. die etwa neun Generalionen vom Reinhardswa ld bis zum Slahlberg das Berg· wescn Hessens bestimmlen, gellleinsam eine Monlanforschung in Hessen und ThUringen anregen oder aktivierell. Irn Jahrbuch des Landkreises Ka ssel (JBK) erschiell 1991 eille Erzahlung aus dem NachlaB der FuldaslSchmalkaldell, die den kllrjiirsllichell Tre sorillspeklor Karl Siegllllmd Flllda (*' O. Januar 1778 Kassel, t 2. November 1850 Kassel) 1826 im familiaren Umfeld der Brtider Grimm, Hofapotheker Wild oder dem Tenor Dr. Firnhaber sc hilden. Die Schwiegersohne dieses vennogenden Johann Rudolf Wild (1747-1814) sind Oberforstmeisler Karl von Eschwege zu Wolfsallger, Bergrat Wilhelm Siegmund Fulda zu Nentershausen (spater FriedrichshUlte). Oberfinanzdireklor Friedrich Wilhelm Ferdinand von Schmerfeld, Hafapotheker und BUrger· mcistcr Philipp MUller in Wildungen, Wilhelm Grimm und Renlmeister Ludwig Roberl van Zicgenhain. Neben den von Eschwcge und van Schmerfeld waren die Fuldas frtihe Freimaurer; ein Bruder des vorgenannlen ForSlmeisters isl der HUttendirektor in Brasilien und 8egrtinder der £dergold-Compagllie Wilhelm Ludwig von Eschwege (1777-1855), der mit Friedrich Wilhelm Ludwig Yarnhagen (1783-1842) fUr den Konig von Ponugal neben Edel- und BUnlmetallhUlten vorbildliche Eisenwerke schuf. Aus der Feder eines Yellers Carl Eduard Fulda (1786-1858. Finanzrat zu Kassel) und dessen Sohn Landgerichtsrat Carl Heinrich Fulda (1820--1887) war bereits 1876 in Marburg ein Band ., Hessische Zeilen und PcrsOnlichkeiten vcn 1751 bis 1831, nebst Seitenblicken auf welthistorische Begebenheilen" erschienen. der locker fiber vargenanntc Zeilen plauden und nur indirekt die Familie erschlieBI. Die Slaats- handbUcher, zahlreiche Dienslvorgange im Hauptslaalsarchiv Marburg und Farschungen zu Ka sseler Professoren wie Forster und Soclllmering ergcben hllufigere BezUge zu den hessischen Slaalsbedienslelen. die sich auf den Messinghofverwalter Marcus Fulda (get. 20. Oklober 1689 199

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Die hessische Familie Fulda und andere Montanleute in den Biinden der Freimaurer und Rosenkreuzer

im spaten 18. und friihen 19. Jahrhundert

Siegfried Lotze

Zur Einl citu ng

Der Weg der hessischen Montanmanner und luristen aus der Familie Fulda. die seit der zweilen Htil fte des 17. Jahrhunderts am Harz. in Rhtiticll/Graubtinden und FischbachfZwei­brilcken als Metallhandler und Mitgewerken in Person des Joachim Ernst Fulda (*21. Februar J 659 Winenberg. begr. 24. Juli 1716 Frankf.lM .) auftritt. is! nahezu unerforschl. Sie stellt hundert Jahre spater. ausgehend vom Eisenhammer Lippoldsberg, zahlreiche Montan- uod Staalsmtinner in der Landgrafschaft Hessen-Kassel - von der Residenzstadt Kassel bis nach Schmalkalden und Rinteln . Nach der Wende konnle den an Familien- und Montangeschichte interessierten Besuchem durch die AuBenstelle der Wilhelmsburg in der "Neuen Hi.Hte". - urn den guterhaltenen Hochafen aus kurhessischer Zeit gruppien - direkt in der ehemaligen EisenhUlte der Familie Bleymi.lller & Fulda und auch aus den Familiennachlassen im Besitz der Mctallurgin Barbara Winkler geb. Fulda (* 1918), eine beeindruckende Ausstellung gezeigt werden.

Erweiten urn Bestande des Stadlmuseums Kassel bol seit November 1993 die Industrie· und Handelskammer Kassel in ihren Raumen am Kasseler Hauptbahnhof eine beachtliche Zahl van Originalexponaten in eincr Schau, die der Montaninduslrielle Hans Sigismund Waitz von Eschen eroffnete, Die wiederum erweitene Ausstellung zur Montanfamilie Fulda war von Ostern 1994 bis Oktober 1995 in Illehreren Raumen des Stadtmuseums Hofgeismar einem interess ienen Publikum prascntien warden. So konnlen zwei Nachkommen von Monlan · geschlechlern. die etwa neun Generalionen vom Reinhardswald bis zum Slahlberg das Berg· wescn Hessens bestimmlen, gellleinsam eine Monlanforschung in Hessen und ThUringen anregen oder aktivierell.

Irn Jahrbuch des Landkreises Kassel (JBK) erschiell 1991 eille Erzahlung aus dem NachlaB der FuldaslSchmalkaldell, die den kllrjiirsllichell Tresorillspeklor Karl Siegllllmd Flllda (*' O. Januar 1778 Kassel , t 2. November 1850 Kassel) 1826 im familiaren Umfeld der Brtider Grimm, Hofapotheker Wild oder dem Tenor Dr. Firnhaber schilden. Die Schwiegersohne dieses vennogenden Johann Rudolf Wild (1747-1814) sind Oberforstmeisler Karl von Eschwege zu Wolfsallger, Bergrat Wilhelm Siegmund Fulda zu Nentershausen (spater FriedrichshUlte). Oberfinanzdireklor Friedrich Wilhelm Ferdinand von Schmerfeld, Hafapotheker und BUrger· mcistcr Phi lipp MUller in Wildungen , Wilhelm Grimm und Renlmeister Ludwig Roberl van Zicgenhain. Neben den von Eschwcge und van Schmerfeld waren die Fuldas frtihe Freimaurer; ein Bruder des vorgenannlen ForSlmeisters isl der HUttendirektor in Brasilien und 8egrtinder der £dergold-Compagllie Wilhelm Ludwig von Eschwege (1777-1855), der mit Friedrich Wilhelm Ludwig Yarnhagen (1783-1842) fUr den Konig von Ponugal neben Edel- und BUnlmetallhUlten vorbildliche Eisenwerke schuf. Aus der Feder eines Yellers Carl Eduard Fulda (1786-1858. Finanzrat zu Kassel ) und dessen Sohn Landgerichtsrat Carl Heinrich Fulda (1820--1887) war bereits 1876 in Marburg ein Band .,Hessische Zeilen und PcrsOnlichkeiten vcn 1751 bis 1831, nebst Seitenblicken auf welthistorische Begebenheilen" erschienen. der locker fiber vargenanntc Zeilen plauden und nur indirekt die Familie erschlieBI. Die Slaats­handbUcher, zahlreiche Dienslvorgange im Hauptslaalsarchiv Marburg und Farschungen zu Kasseler Professoren wie Forster und Soclllmering ergcben hllufigere BezUge zu den hessischen Slaalsbedienslelen. die sich auf den Messinghofverwalter Marcus Fulda (get. 20. Oklober 1689

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Frankf.fM. t 23. Oktober 1734 Leutenbergffhiiringen) zuriickverfolgen lassen, der auch kai· serlicher Berghauptmann zu Temesvar und kurmainzischer Berg· und Hiitten~ lnspector war und angeblich zu Freiberg ausbildete. DaB er beruflich um 17 17 in Kassel wirkte, zeigte bereits vor Jahrzehnten die von Gerhard Seib in Meiningen aufgetane Schrift: Der Messinghof bei (Kassel· )Bettenhausen ist darin ausfiihrlich dargestellt. Er hcirate te schon am 31. Oktober 1713 in der vomehmen Obemeustadt von Kassel eine Margarethe Charlotte Zumbe(n) (. 30. August 1690 Clausthal, t 17. Mai 1759 Lippoldsberg), eine Tochter des dortigen Bergrats Carl Zumbe (1662-1735). Dieser f<ihige Montanmann und ehemals Ober·Berg. und Hutten· lnspek tor zu Clausthal stammte aus der Zinn· und Bergstadt Altenberg im Erzgebirge, wo dessen Vater gleichen Namens Amts· Verwaiter gewesen war; er hatte in Padua studiert und lange im Rev ier von FrankenberglEder gewirkt. Wahrend bereits der Vater 1690 Uber Seigenlllg. Ertzbeitzung und das Letren-Schiessen publizierte, wurde auch 1696 des Schwiegervaters Johann Friedrich Suchland ( 1629- 1686, Clausthaler Pastor) Schrift iiber "Geistlich- und irdisches Bergwerk" gedruckt. Naheliegend war, daB auch Carl Zumbe als weitgereister Bergfachmann, wenn auch erst mit 73 Jahren im Todesjahr, e in Werk Uber "Schmelzkunst", besonders das Roth-Schmelzell, Riisten und Seigern herausgab. Dessen Sohn Carl Friedrich Zumbe war von 1735 bis 1742 Huttenverwalter in Lippoldsberg und danach gleichfalls im Bunlmetallrevier Frankenberg leitend tatig. Ein Schwager von Marcus Fulda und c.P. Zumbe wurde am 8. Mai 1725 in der Obemeustadt zu Kassel Jacob Sigismund Waitz (1698-1776), spater Freiherr Wai tz von Eschen, der es in einer beispiellosen Karriere vom Bergsekretar ( 1726) zum Direktor der Kriegs- und Domanenkammer ( 1764-1 773) in Kassel brachte, um noch hochbetagt 1774 das preuBische Bergwesen reformieren zu wollen. In den Kirchenbiichern in Lippoldsberg wird er noch Salzgrii/e genannt, wahrend er zu letzt auch Prasident des 8erg-Collegio war.

Von deren NefTen und Hammerverwaher in Lippoldsberg Heinrich Ludwig Georg Fulda (· 15 . Janur 172 1 in LeutenbergfTh .. t 23. November 1765 Lippoldsberg) und dessen Frau Maria Juliana Crone ( 1722-1759), Tochter des Faktorei-Buchhalters Johann Heinrich Crone in Uslar, stammen alle Montanleute di eser Sippe ab, die van SaynIBonn, Richelsdorf bis Schmalkalden wirklen, aber auch die zahlreichen Juri sten von Rinteln bis Fulda (Fulda ill Fulda). Ebenfalls gehen drei Generationen der Bergmeister und Inspektoren Wessel zu Richelsdorf auf Heinrich Ludwig Georg und dessen Tochter Marie Charlotte Oorothea ( 1750-1786) zuriick.

Teilweise ergeben si ch auch interessanle Querverbindungen zwischen der Familie des Tresorinspektors Carl Siegmund Fulda ( 1778-1850) und seiner Frau Charlotte geb. RUppel ( 1783-1839) zur Kiinstlersippe des Bildhauers und Akademieprofessors Johann Chri stian Ruhl ( 1764- 1842). Oessen Schwester Johanna Margarethe (1777-1841), verheiratet mit dem Rentmeister zu Felsberg Oeorg Christoph Wachsmuth ( 1784- 1859), hat zur Schwiegertochter die Sophie Marie Friederike Fulda, am 6. Juni 182 1 zu Kasse! geboren und am 26. August 1867 im Bergrevier zu Bieber verstorben ; ei ne Enkelin des Tresorinspektors Fulda und des Hof· bildhauers Ruhl heiratet wiederum in die Familie des Amrsactuars, Friedellsrichters und Ucentiaten Marcus Conrad August Israel ( 1767-1830) zu Veckerhagen ein, der in Milnden ei frig in der Loge Pythagoras zu den drei Sriimell (gegr. 1799, im I. Orad) wirkte. Die Filiation des bei Auflosung der Kasseler Logen filhrenden Secretars Johann Peter Ruhl laBt sich infotge Kriegsverlusten ( 1943) der Kasseler KirchenbUcher (von ca. 1730 bis 1830) somit auch nicht dem Ho/-- UIld Cabillettschreiller=Meister Johannes Ruhl ( 1731- 1794) zuordnen. Oer Chef der Steindruckerei Peter RuM & Solm ist laut Verweis des erhaltenen Totenbuchs der Unterneustadt (t J J. October 1834) auch ZU Cassel am 3 J tell October 1779 geborell, jedoch in der Casseler Po/hey= und Commerziellzeitullg nicht gemeldet. Seine Sohne und Enkel bringen es neben Lithographen und Buntpapierfabrikanten auch zu Decorationsmalern ill Moskau. Wegen der schwierigen Quellenlage sind Patenschaften, genealogische Verbindungen etc. gerade im Bearbeitungszeitraum der Fuldaschen Freimaurer schwer nachzuweisen. Wesentlich besser ist der Zweig FuldaIWild, der uber das Richel sdorfer Gebirge nach Schmalkalden und in die BleymUller-HUtte kam, belegt und bis zur Metallurgin Barbel Winkler geb. Fulda am Bnde der OOR noch in einschIagigen Berufen bezeugt. Wir konnen nicht so recht nachvollziehen, wie das Leben in den Salons bei Apotheker Wild usw. im Vergleich zum KUllsrlerjreisraal Esche­berg (von Malsburg), den Salons in Berl in oder auf Giltem wie SchloB Nennhausen stattfand,

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die liberal denkenden BildungsbUrger der vorrevolutionaren Zeit Hessens finden si ch jedenfalls als Griindungsrnitglieder wissenschaftlicher Vereinigungen der Residenzstadt. Sigrnund Fulda (1804-1880), MilbegrUnder des Vereins fUr hess ische Geschichle und Landeskunde ( 18341 VHG) und des Vereins flir Nalurkunde, saS in den Sitzungen des zweilgenannlen Vereins mil Freimaurern wie Medizinalrat Fiedler. Fabrikant Habich und HUlleninspektor J.c. pfort zu Veckerhagen oder Pfarrer Manns zu Ennschwerd, Direklor R. A. Philippi (beide spaler in Chile), Hofapolheker Dr. Conslanlin zu ROlhenburg. den Naturwissenschaftlem Bergrat Schwarzenberg. Prof. R. W. Bunsen und dem Physikus zu Veckerhagen Dr. Maller mil vie1en nahmhaflen BUrgern zu Vortragen und Tagungen zusammen, als die Freimaurerei in den lelzlen vier l ahrzehnlen Kurhessens verbolen war. In Schmalkalden waren Manner wie der Buchhand­ler F. Wilisch neben Monlanleulen wie Bergmeisler G. H. Merz und Berginspeklor K.F. Danz Milglieder der Vereine.

Hier soil den Spuren dieser Familie in den GeheimbUnden seil Landgraf Friedrich 11. und den beleiliglen BundesbrUdern nachgegangen werden soweil sie aus Aklen in Marburg und Merseburg (se it 1990) zuganglich sind .

Die hessischen Fuldas und die Montanleute in den friihen Biinden der Freimaurer

Zumindest zwei Soh ne des Hammerinspektors zu Lippoldsberg Heinrich Ludwig Georg Fulda ( 1721 - 1765), die hohe Beamtenstelien in der Landgraf­schaft Hessen bekleideten, waren unter Friedrich 11. ftihrende Freimaurer der Residenzstadt. Akten in Marburg, aber besonders im ehemaligen Haupt­staatsarchiv Merseburg, die iiber Gestapobeschlagnahme, Auslagerung in schlesischen Schlossern und, wie Schriftzeichen sowjeti scher Archivare auf den Deckeln belegen, einer Zwischenstation in Moskau, waren in der ehemali­gen DDR erschlieBbar. Sie ermoglichten dem Verfasser, vermittelt iiber den Meister vom Stuhl Dr. LeBmannILoge Miinden, Einblick in die Mitg lieder­struktur bis zur Endphase Kurhessens. Wahrend der Verbotszeit tag ten die hessischen Briider wie u.a. die Oberhiitten-Inspektoren zu Veckerhagen (Pfarl, Ziegler) heimlich in Miinden, die zusammen mit hessischen Kaufleuten (Farbenfakrikanten Habich , Eisenhandler LipproB) dem Wilien der Kurfiirsten zuwiderhandelten. Ahnlich verhielten sich zahlreiche Kollegen in den Manufakturstiidten Karlshafen und Kasse!.

Vollig anders war jedoch die Situation, als sich 177017 1 in Kassel mit Hilfe des Gottinger Bruders Wacker und des dartigen Studenten Falke die Loge Zum gekrolltell wlVell griindete und als neugewahlte Beamte It. Kolbe Manner wie Ihringk, von Canitz, von Wonnb (Vorsteher/Aufseher) und als Sekretiir den Freihenn Waitz von Eschen verzeichnete. Diese Loge der Bediensteten von Landgraf Friedrich 11. wurde aus Mitg liedern der alteren Loge Zum Thale l oseplU/t (seit 1766) gebildet, im Auftrag des Kapitels der Striktell ObservallZ zu BraullschlVeig (BrllllOpolis) am 13. OklOber 1771 gellehmigt. Sie hatte sich somit dem unbedingten Gehorsam gegeniiber den Ordensoberen, der Strikten ObservallZ, ahnlich dem mittelalterlichen Templerorden , unterworfen . Weil nun die Kasseler Loge zur Komthurei, schlieBlich zur Prapositur und ab 24. Juni 1775 sogar zu einer selbstlindigen Prafeklllr mit eigenem Sprengel Zum Templar ill Castello Cattorum (Templar als alter Ordensname fiir Kassel) ernannt wurde, erkennt man die Bedeutung dieser Griindung. Prafekt war der Obermeister Dietrich Christoph Ihringk (1727-1781, Ober Appeiatiolls Rath) ; weitere hohe Amter bekleideten der Hofmarschall Friedrich Wilhelm Freiherr

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von CanilZ und Dallwilz (1742-1805, Oberaufseher seil 1771), Oberappe­lalionsra! Johann Wilhelm Alexander von Baumbach (* 1741), der Kriegsral Fulda und der bekannle Professor der Geschichle und schonen Ktinste am "Carolinum" Wilhelm Johann Christian Gustav Cas parson (1729- 1802), die alle den 4. Grad besaBen. Diese Stufe erreichte nur, wer sich einem symboli­schen Gerichl unterwarf: Mit einem Strick urn den Hals wurde der Kandidal vorgefUhrt und am SchluB begnadigt. Unter den 75 Mitgliedern (1778) waren weilere Professoren wie Dohm, Runde und Stein; am 18. Dezember 1778 stieB auch der Weltreisende (mil Captain Thomas Cook) und Forscher Georg Forsler (1754-1794) als neuberufener ordentlicher Professor fUr Naturkunde am Carolinum hinzu, der wiederum enge Verbindungen zum Freimaurer und Professor fUr Physik Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) in Gottingen pflegte. Nebenher existierte in Kassel seit dem 13. August 1773 die Loge Friedrich 1'011 del' Freulldschajt, als erste Tochterloge der GroBloge Royale York ill Berlin, die mehr das Burgertum und untere Beamtenschaft sowie Kilnstler als Milglieder besaB. Diese leilele als Meister vom Sluhl langjahrig der Professor fUr Medizin und Geburtshilfe am Carolinum Georg Wilhelm Stein (1737- 1803) und als Redner ein Landgrafengtinstling, der Schauspiel­inlendant Jean Pierre Louis Marquis de Luchet (1757-1804).

Wie sehr das Landgrafenhaus selbsl mil der Loge verwoben war, erkennt man auch daran, daB 1779 unter von Canitz als Obermeisler und Casparson als Meister vom Sluhl der Prinz Ernst von Hessen-Rotenburg als russischer Oberstleulnanl im Beisein Forsters aufgenommen wurde. Urn 1778179 hane die Loge 2111n gekrolllen LOwell' ihre Bltitezeil und mit dem hochsten 4. Grad (schottischeI' Meistergrad) sind von den hoheren Beamten der Residenzsladl u. a. tiberliefert: Regierungs-Rat Wilhelm Alexander von Baumbach (* 1741), Forstmeister Chrislian Friedrich von Baumbach (* 1745), [nspektor Johannes Ebers; Forstmeister Wilhelm Ludwig Karl von Eschwege (* 1749), Geheimer Rat lakob Cal'l Siegmulld Fulda (1745-1806, 79 Sitzungsteilnahmen) und dessen Bruder, der Miil1zwardeill Dietrich Heillrich Fulda (1748-1831, 79 Sitzungsleilnahmen, 1. Steward), Handelsrat Georg Nicolaus Kisler (1719-1780), dessen Sohn Assessor Johann Kisler (1747-1810), Htillen- und Hammerverwalter Johann Friedrich Adolph Moellinghoff (*1747), Kammer­sekrelar Hieronymus RieB (1748-1798), Regierungsrat Johann Daniel Schmerfeld (t 1781) und zahlreiche zumeisl adelige Offiziere wie die Majore Gustav OtlO von der Malsburg (1738-1814), Otto Morilz Wolf von GUlenberg (* 1741) oder der 2. Vorsteher Oberst Wilhelm Ernst Levin von Wintzingerode (t 1781). Zehn dieser Offiziere waren in Nordamerika, urn im englischen Sold den von Freimaurern angefUhrten Befreigungskrieg niederzukampfen, wobei einige, wie 1776 der Freimaurer Oberst Johann Gottlieb Rail, ihr Leben lieBen.'

Die btirgerliche Intelligenz vertrat neben Casparson, der ein Schwiegersohn des bekannten Gewehrfabrikanten zu Bettenhausen und Zeugmeisters Matthi­as Conrad Pistor (1691-1761) geworden war, der Professor fUr Anatomie Samuel Thomas Soemmerring (1755- 1830, seit 6. August 1779), ein enger Freund Forsters, der Professor fUr Staatswissenschaften Christian Wilhelm Conrad Dohm (1751-1820, Redner), der Juraprofessor Dr. Justus Friedrich Runde (1741-1807) und der Professor fUr Cameral- und Bergwerks­wissellsc/wjten (Chemie) Carl Pri(t)zier (1726-1781), der Akademieprofessor

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und Hofmaler Johann Heinrieh Tisehbein (1722-1789) und von den Hugenot­ten als einzige Kaufleute der Fabrikant und Lohgerber Henri Louis Arbouen (marchandltannelll; 1743- 1788) und der Goldfabrikant Henri Des Coudres (Marchandfabriqual1l de d'orure, 1749- 1825),

Letzterer war verheiratet mit Jeanne Marie Alexandrine Kister (1756-1814), einer Tochter des obengenannten Hospiltllier der Loge und Marchand Gg, Nic, Kister' , Rat des Handels Collegiums (verheiratet mit Charlotte Marie Landre aus der bekannten Tuchfabrikantenfamilie), und von seinen Enkeln kann man den OberberginspeklOr Jules Henri Des Coudres (1822-1902), der in preuBischer Zeit das ganze Bergrevier Kassel leitete und den Kasseler Historienmaler Loui s Philipp Des Coudres (1820-1878) nennen, Oer Montan­mann Johann A, Moellinghoff hatte wiederum zum Sehwiegersohn den Eisenhiil1en;;;; Verwalter zu Veckerhagen Bernhard Friedrich Ziegler. der ab 1814 Bruder in der MUndener Loge Pythagoras zu den drei Stromen war, wahrend Rentkammersekrctar Hieronymus RieB' ein Schwiegersohn des Pro­fessors Heinrich Otto Ouysing zu Marburg und Bruder des 1794 nach einem Unfall beim Bergamt Veckerhagen elendig verschiedenen Bergwissenschaft­lers Johann Philipp RieB (1751-1794) aus dem Richeldorfer Gebirge war. Ob der Sohn Wilhelm (*1766) des Kammerrates J , C. S, Fulda, der 1793/94 unter RieB Bergamts=A ccessist und zuletzt Kontrolleur (1797) war, auch zu den Freimaurern zahlte, ist unklar; er wurde 1799 zu den Obernkirehnern Stein­kohlenwerken umgesetzr", Ocr Tischbeinfreund Casparson beriet Johann Heinrich d, A, in Fragen der Historienmalerei zu Gegenstanden antiker Mytho­logie und Literatur, stand im Freundschaftsbunde zu Kollegen am Carolinum und der Akademie, wie dem Oberkammerrat und Architekten Simon Louis du Ry (1726-1799) oder Kabinettsdirektor Johann Daniel von Sehmerfeld, dem Erzieher von Landgraf Friedrich It Casparson, It, Kolbe langjiihriger Meister VOn! Swill in der b/lIuel1 Loge, der die Fiirsfen besQng. ein viel geschtiftiger Polyhistor und stets dienstbereiter Arbeiter, pflegte ebenfalls enge Beziehun­gen zum Landgrafen, Er fUhrte in der Societe des Antiquillis de Cassel, als Oozent fUr die mittlere deutsehe Geschiehte, aueh die ProlOkolle, gab 1772 den alljahrliehen Hessisehen Staats=Calender heraus, war Zensor der in Kassel erseheinenden Sehriften , unterriehtete im Cadettenkorps und war im Oirektori­um des Lyeei Friderieiani. Sein Sehwager Johann Thomas Wilhelm Pistor (1720-1787) betrieb die blUhende Gewehrfabrik beim Heiligen Grab in der BohrmUhle bei Sehmalkalden, Oessen Sohne Engelhard Wilhelm und Adam Bernhard zahlen jedoch spater, wie die dortigen Fuldanachkommen, nicht zu den GrUndern der Schmalkaldener Loge, Ein weiterer Sehwager war der General Johann Jakob von Pistor' (1737-1814), der im Oienste der Zarin j7eifJig auf Berg = lIIul Salzwerke verschickt wurde, einen Kanal bei S, Peters­burg ausbaute und dessen wUrdevoller Grabstein noch heute in Sehmalkalden van dessen Leistungen zeugt. Man sieht, wie verwoben urn die Ftirsten, in ihren kleinen Akademien und Gesellschaften, zu denen auch die lange aktive Gesellschaft fUr Ackerbau und der Kiinste gehorte, auch gerade das Berg­wesen, das mehrere Fuldas und der Verwandte Freiherr Waitz von Eschen dirigierten, mit den Blinden war, 1779 war unter dem dritten Landgrafensohn Prinz Friedrich von Hessen-Kassel als Dirigierendem Schottischen Obermei· ster Ihringk sogar zum Obermeister der Amtsverweser ernannt worden und eine personelle Verknlipfung direkt mit dem Landgrafen entstanden,

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Auch der beruhml-beruchligle Kammerherr Adolph Freiherr VOIl Klligge (1752-1796) nahm, wie viele bekannle Personlichkeilen, an den Silzungen der Geheimbunde leil, und der engere Kreis der Kasseler Maurer sah sich, am Vorabend der franzosischen Revolulion, als Vonrupp der Idea le von HlIIllalli­tat, Elltwickhmg der menschlichen Gemeillschafl, al/gemeiner Meflschenliebe IIlld Briiderlichkeit. Gerade unter der Jugend war in den achlziger Jahren ein Drang zu den Geheimbunden entslanden, der sich unler Friedrich I!. dessen Gehilfe im Laboralorium der vorgenannte Chemiker C. Prizier (Pricier) war. nalurlich auch der Alchemie zuwandte, die VOIl jeher ill Kassel ihre Heimstatt hatte. Der Landgrafensohn Carl (t 1836) hing besonders der Alchemie und dem Okkullismus an und soil ofler auf Belruger hereingefallen sein. Carl Prizier, den Forster am 19. Juli 1781 als seinen versoffenen Vorganger' bezeichnete, konnte keine entscheidende Rolle mehr spielen und wird bei den verschlussel­len Namen offenbar in der Lileralur uber den Kasseler Rosenkreuzer-Zirkel verwechselt. Andere Freimaurer jedoch mil Konlaklen zu Professor Gg. Chri­sloph Lichlenberg (1742-1799) und dem Naturforscher Joh. Friedrich Gmelin (1748- 1804) zu GOllingen fanden urn 1779 in Kassel Gefallen an dem neuen Geheimbund der Gold- und Rosenkreuzer, die z.B. aus Quecksilber Gold machen wolllen oder den "Stein der Weisen" suchlen.

Im Zirkel der Kasseler Rosenkreuzer und Alchemisten Einzelne Mitglieder der Freimaurer in Kassel werden ab elwa November in

einem noch slarker abgeschlossenen Orden der Gold- und Rosenkreuzer aktiv; dieser war wohl vorrangig auf Betreiben Soemmerrings enlstanden , der auch dessen Zirkeldirektor war. Eine An Grlindungsprotokoll zeigl noch die fUnf Namen H.W.A. von Baumbach, G. Forster' . D.Chr. Ihringk. S.T. Soemmerring und J .C.S. Fulda in Klarschrifl. in den Rosenkreuzerprotokollen der Folgezeit heiBen diese Achinus, Amadeus, ... ? ..• Mannessos und Floridus. Letzterer ist der am 18. April 1781 aufgenommene Jacob Carl Siegmund Fulda, weilere Mitglieder wurden LllclIs (F. W. Freiherr von Canilz und Dallwitz) und als vollige Neuzugange Philipeglls (Joh. Philipp Franz von Fleckenbuhl gen. von Burgel, 1731 - 1796) und dessen Kontaktperson Mallegoglls (Johann Georg Manger. 1732-1803, 1787 geadelt). Oer Reichskammergerichts-Assessor von Fleckenbuhl zu Welzlar halle den Hofrat und Amtmann zu ScMlmar, Manger, nach Kassel gezogen. Manger war Sohn des Pfarrers zu Haiger Johann Chris­lian Manger (1699- 1769)', halle auch zwei Bruder, die Pfarrer auf Ceylon "'aren und Soh ne, die es unter den KurfUrsten zum Kasseler Polizeidirektor brachten (Ludwig v. M., 1770-1847) oder zum Leihballk-Cassierer, der sich wegen Schulden erhangte (Friedrich Carl Josef v. M., 1775-1824). J .P.F. von Fleckenbuhl wurde Slaatsminister, Prasident des Oberappelalionsgerichles und Kuralor am Carolinum sowie den beiden Universiliilen Marburg und Rinleln.

In einem fUr 50 Thaler angemieteten Haus traf man sich ab etwa Anfang 1781 und verfUgle don uber ein Laboratorium mit zwei eisernen Schmelzofen. (eisernen) Kapell- IIlld RlIIschellojell (mit nachrutschender Kohle!) und einem wohl ublichen Willdojen zur Raumbeheizung sowie umfangreichem Chemie­zubehor. Der Bruder Floridus (Fulda) im Grade 2. Theoretici muB am IS. April 1782 uber BUcher S(/IIII delll theoretischell Teil del' Illstitlltion ... als GrrmdlegulIg fUr die hermelleutischell Wissellsc:haftell vortragen. wahrend

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Amadeus (Forster) den 6. Grad eilles Adepti exempti. also eines ausgewahlten Eingeweihten bekleidet. Neben zahllosen alchemistischen Experimenten wird eifrig nach dem Stein der Weisen gefahndet; so treibt es Forster auf der Reise zum Freimaurerfreund Hektor Falcke in Hannover am 5. September 1780 in die Feldflur unterhalb des Bergamtes Veckerhagen. um nach dem Spiritus mUlldi oder Sterllschnuppenmaterie bzw. Sperma asrrale oder Luftsal;. zu suchen. er schreibl an Soemmerring' :

Herzliebster Bruder! feh kam gestern ScllOl1 11111 8 Uh,. IIQCl! Veckerhagell, ging nach dem bewussten One, land obe,. nidJls. Es war eine etwas sumpfigle Wiese, am Berge. dessell oberer Theil ganz mir Buchemvald bewaclzsen WG!:

Die gallze Gegend is/ ein kleiller Kessel, wo nmd wnller woldigle 8erge Iiegell. Der Boden elwQs rDth/;ell; del' Pial" wo es gelegen "aue war ganz griil1lll1d mit hohemjeillem Grase und andenz Krauterl1 bewacluen. Die Ausdiinstungen van der Weser verursachell fast alle Morgen starke Nebe/. Aucll IIeut Morgell war IIicllts gefallell.

Spater gesteht er Soemmerring ein. daB sie mit der gallertartigen Masse den Iwhen Oberen stall der Materia prima tinclura einem Fund von Frosch­eingeweiden aufgesessen sind. In den sumpfigen Weserauen nahe Veckerhagen ist noch heute. trotz Trockenlegungen. der Moorfrosch heimisch. und im alten LandgrafenschloB das Chemikergeschlecht des Freimaurers Georg Evert Habich (1748-1821) ansassig. nach 210 Jahren Geschaftsbetrieb. 34 Jahre wirkte don der EisenhUttenverwalter Otto Christian Ziegler (t 1814). verheira­tet mit Justine Juliane Moellinghof(f). deren Sohn und Amtsnachfolger Bern­hard Friedrich (* 15. Sept. 1764 zu Veckerhagen. t 12. November 1841 ebenda) ab 1814 als rUhriger Freimaurer in MUnden wirkte. Er war Schwiegersohn von Fuldas Weggefahrten HUtteninspector J. Friedrich Adolph Moellinghof(f) zu Neubau lO

Im Rosenkreuzerzirkel ergeben sich fUr die Mitglieder. wegen eines Fehl­verhaltens (oscuria pravitas) des Mitgliedes Lucus (der bislang geschatzte Freiherr von Canitz), Verwerfungen, weil dieser sich am Hirnmelfahrtstag 1782 zuchtIVidrig an einem Juden verging. Weitere Zweifel an den Idealen entstehen durch die lIIuminatenorden um Knigge und auch die direkte Her­kunft VOIll mittelalterlichen Tempelorden wird bestritten. Auf GeheiB des Prinzen Carl von Hessen erhalt 1782 Casparson als Meister vom Stuhl die Aufgabe. die Rosenkreuzer auszuschlieBen. daraufhin werden Achinus (von Baumbach) und Floridus (J.C.S.Fulda) ihrer Beamtenstellen in der profanen Maurerei enthoben. Spatestens 1783/84 IOsen sich die Naturforscher Soemmerring und Forster" mit dem Gottinger Physiker Gg. Chrph. Lichten­berg von den Zirkeln. Erst 1787 wurde allgemein das Si/anum ausgerufen. also die gesamte Ordensarbeit eingestellt. Zumindest von den beiden Kasseler Professoren ist Uberliefert. daB sie die Spuren ihrer Rosenkreuzertatigkeit zu vertuschen suchten.

Die Sohne des Geheimen Kammerrates und Polizeidirektors von Kassel (180 I) J. C. S. Fulda sind wiederum im 19. Jahrhundert bekannte Freimaurer. nachdem jedoch erst einmal nach dem Regensburger Reichstag unter Wilhelm IX. am 8. November 1793 fUr alle Geheimgesellschaften das Lichtjiir /3 Jallre erloschl 2.

Kurhessische Freimaurer konnten dann wieder unter dem franzosischen Statthalter (Regent) Simeon (1749-1842. delll provisorischen Regenten des

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Konigreichs, spater Finanzminister/Groj1conservator des Grand Orient de France) im Grand Orielll de Westpha/ie weiterarbeiten, unter einer gewissen Kollaboration mit einer wohlwollelldell Obrigkeit. Juden wie der Hofminiatur­maler Salomo Pinhas (1759- 1837) wurden nicht ohne heftigen Streit zugelas­sen. Neue Logen D wie Eintracht zur Akazie in Eschwege, Georg Zll dell drei Siiulell in Einbeck, Augusra zum goldellell Zirkel in Goningen oder der Tempel der Freulldscluift in Heiligenstadt gehonen zur westfalischen GroBloge.

Apotheker und Alchemisten in den Logen des frfihen Kurhessens und Landgraf Karl der J fingere

Die Loge Eintraclll zur Akazie illl Orient zu Eschwege ist benannt nach dem heiligen Baum der Antike, der unter Friedrich Wilhelm n. von PreuBen ( 1744 1797) in Potsdam im Neuen Ganen am Heiligen See eine wichtige Rolle spielte. Oer Konig setzte sein Marmorpalais donhin, wo er fruher bereits als Prinz eigenhandig Robinien (Akazien) gepnanzt hane und hielt engen Frei­maurer-Kontakt zu Herzog Friedrich August von Braunschweig und zu Prinz KarJ von Hessen und zu den Rosenkreuzern, die Ursache fUr Geheimllisse des Neuell Gartells l4 waren; dies belegten auch jiingste Forschungen zur Potsda­mer Bau- und Ganenkunst.

Prinz Karl von Hessen war KoodjulOr des Herzogs Ferdinand von Braun­schweig gewesen in dessen Wurde als GroBmeister in Oeutschland und italien und halle schon 1782 am Wilhelmsbader Convent mitgewirkt, urn Klarheit in die Logen bezuglich der strikten Observanz zu bekommen, wie Bruno Jacob 194 I in einer Sitzung des VHG vonrug. Or. Philipp Losch hane schon 19 I 5 das eigenanige Verhahnis dieses Landgrafen zum Alchemisten Graf SI. Germain alias Riner Well down und Wilhelms Kritik an diesem Schwindler dargelegt":

"Ais meill Bruder Karl (1782) Ilach Wilhelmsbad kom, war meille Freude auj1erordelltlieh, ihll wieder zu se/lit, illdesse" bemerkte ieh lIur ZlI bald eine vollige Veralldenmg seines Wesells, seiner Denkungsart, ja seines gall zen Charakters, verursacht durch eine neue Phi/osophie oder besser gesagt dureh die gefiihr/iehen Kiillste eines A/ehemislen namellS SI. Germain ode,. We/­done, den er seit 3 Jahrell bei sich /wtte. Vo/lig e;ngenommen durch die Sclllvilldeleill dieses Elelldell beschiiftigte er sich mit allellmoglichell Ceheim­lIissell der Nawr, derell Meister zu sein er sich ullg!iicklicherwe;se e;lIbi/dete. Hier ill HOllou hat er Se/lOll 40000 ft. geborgt ulld verschleuden fUr die Sclnv;nde/e;en dieses 51. Germain ulld seiner Kreaturen, in den en er "o/l;g lIerstrickt ist und VOII Tag zu Tag mehr aufgeht. Dabe; ist keine Spur \1011 Er/o/g ot/er nul' etwas dem Almliches Zli sehll, das seiner Familie lmd seinen me;nem Herzell so leuern Kinderll die Op/er ersetzen kOl1nte, {lie seine Leichtgliiubig­keit der schmUl~igell Habsuchl d;eses sog. Philosophen und seineI' I/och schlechterell Helfershelfer tiiglich mehr ulld mehr darbrillgt. Es IU/IIdelt sich urn eine neue sog. Universa/medizin. Trop/en j1iissigen Go/des zum Einl1eh­men, um alle Krankhe;tell o/me VllIerschied ZU kurieren. Vnd mil {liesell Dillgell vergeudet /eider ein PrillZ se;Il Ta/elll Lmd seille kostbare 2eit, der doch wohrluiftig GeiSlltnd militiirisches Genie bes;t~t.

Landgraf Karls freimaurerischen Briefe an diesen Alchemisten halten vor­her im Januarheft der Zeitschrift Hessen land (Joachim Kuhn in HL 1915, S. 17ff) als Funde in der Koniglichen Bibliothek zu Berlin weithin Aufsehen erregt. Losch schlieBt seine Bewenungen wie folgt (HL 19 I 5, S. 13 I) :

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Landgraf Karl starb am 17. August 1836 im hahenAlter van 92 lahren. Die Mixturen und Elixiere seines geheimnisvollen Freundes haben ihltz aLso sicher nichts geschadet. Auch seine samtlichen Familienangeh6rigen, die sie nehmen mufiten, erreichten ein hohes Alter; sein Bruder Wilhelm, der Kwjurst, der St. Germains Mixturen nie angeruhrt halfe, blieb merkwurdigerweise mit 77 lahren der jiingste.

Mineralogen, Apotheker und Alchemisten in westfalischer und kurhessischer Zeit

In Eschwege wirkte ab 1810 als Meister vom Stuhl der Bergrat Johannes Schaub" (1770--1818, ursprtinglich Pharmazeut, seit 1814 Oberbergrat). Die­ser war als Bergamts-Physikus, also Arzt, von Kassel bis zum Bergamt Veckerhagen und auch als Ausbilder der hessischen Bergalumnen in den Fachern Chemie und Bergwerkskunst zustandig; auBerdem hatte er schon 1797 das ein Jahr vorher eingegangene chemisch-pharmazeutische Institut des Apo­thekers Carl Wilhelm Fiedler (1758-1829) erfolgreich wiederaufgebaut. Ko­nig 1er6me hatte dann das Vermogen dieses hessischen Patrioten konfisziert, der als Stifter des hessischen Mineurkorps gilt und zuletzt als Oberbergrat in Sooden (Allendorf) arbeitete. Der Chemiker Schaub untersuchte 1799 bis 1802 au! nassem Wege die be; der Hiitte zu Veckerhagen verwelldeten Eisensteine alls Hohenkirchen und Hopfenberger Eisenstein 17 •

Beim dortigen Bergamt wurden in dieser Zeit die Bergalumnen und Vettern Carl Sigmund Heinrich Fulda (1782-1851), Wilhelm S. Fulda (1781-1870) und Johann Conrad Wessel (1784-1843) sowie Wilhelm Theodor Friedrich Wessel (1779-1821) und u.a. Friedrich Wilhelm Ludwig Varnhagen (1783-1842) ausgebildet. Der Kontrolleur Wilhelm Fulda (verwechselbar mit dem 1747 zu Lippoldsberg geborene Wilhelm Carl E) bey dem Berg-Aml zu Veckerhagen (1797) ist ab 1800 im Schaumburger Steinkoh!enwerk zu Obem­kirchen bey den Siilbecker und Sladlhager Werken zu finden, wahrend das gesamte Bergwerks-Departement an der Spitze neben Berg- u. Sa!zwerks­Direclor S. Exc. Ceh. SI. Minisler WailZ Freyh. v. Eschen und dem Bruder Ob. Kamm. Ralh Fu!da geleitet werden (Staats- und AdreB-Kalender). Dieser Oberkammerrat Jacob Carl Siegmund Fulda (J 745-1806) hat auch die Special-Direction bey dem Messinghof und Kupferhammer vor Casse! und ist der Vater des erstgenannten und Onkel der beiden folgenden Alumnen. Wil­helm Th. E Wessel ist der Vertreter des Schwarzenfelser Zweigs der Familie, war da spater Leiter der dortigen Blau=Farben=Fabrik und starb als Berg­,ehnl-Cassierer zu Schmalkalden. Beide Zweige gehen auf den Oedelsheimer Metzger und Wirt Johann Heinrich Wessel (1703-1786) zurtick.

Die vorgenannte Sippe Wessel ist nicht erkennbar verwandt mit der Familie des Hofbuchdruckers Wilhelm Wessel (* ca. 1565 Bremen, t an der Pest 1626 Kassel), der schon 1614 in Kassel die in Rosenkreuzerkreisen bertihmte FallUl jralernitalis und 1615 die confessio jralernitalis R. C. ad. Eruditor Eumpae herausgab. Sein Sohn lohannes Wessel (1601-1683) fertigte als Buchdrucker, Landmesser und Baumeister zu Kassel den bekannten "Wesselplan" der Stadt, wahrend dessen Schwiegersohn Bergrat und Fiirstlicher Eisenfactor lohann Chrisloph Werner (ca. 1630-- 1703), aus alter Schmalkaldener Bohrer­schmiedefamilie stammend, mit seiner Frau Anna Christina geb. Wessel (ca. 1631 - 170 I) 1688 zu Veckerhagen eine wertvolJe Taufschale spendete. Diese

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wird noch heute in der von den vorgenannten Fernhandlem LipproB mit­finanzierten spatbarocken evangelischen Kirche in Veckerhagen benutz!. Nachkommen waren offenbar Buntmetallhandler zu Zellerfeld bzw. auch der hessischen Ober-Berg-Direktion (It. Kirchenbiichern der Kasseler Altstadt) zuzuordnen.

Der Prizier-Schiiler Karl Wilhelm Fiedler (1748-1829), ein Neffe des Apo­thekers Zum Goldenet, Hirsch Joachim Gottlieb Fiedler (t 1800 mit 72 Jah­ren), bekam 1804 eine Professur als Lehrer der Chemie ulld BergbaukulIst bei der Ku,{Lirstlichell Lehransra/t fur die Bergwerks=A1umnell der Hessischen IAllde. Wie Schaub in Eschwege waren auch die Fiedlers offensichtlich rege Freimaurer, wie der Vener Georg Friedrich Fiedler, der 1821 (bis 1824) als Meister vom Stuhl der Loge Zur vollkommenell Eintracht ulld Freundschaft in Kassel vorstand. Am 7. Marz 1784 heiratete der Vorgenannte eine Anne Marie geb. Deichmann, die Witwe des Forsters Bremer zu Holzhausen (vormals Wi/dhaus); Schwiegersohn wird der Modellschreinermeister der Eisenhiitte Veckerhagen Johann Heinrich Becker (1784-1844)"; ein Sohn aus weiterer Ehe wiederum ist Dr. med. Carl Siegmund Fiedler (1805-1866), der sein Vermogen fiir den Bau der neugotischen Lutherkirche in Kassel spendete.

Dr. med. Schaub hatte bereits im Jahre 180 I die Adlerapotheke in der Kasseler Unterneustadt erworben, die seit 1783 Carl Wilhelm Fiedler, neben einer Sa/peters)'derei am Weserthor (seit 1785), betrieben hatte. Nach win­schaftlichen Schwierigkeiten wurde diese Chemie- und Farbenfabrik 1788 von den oben genannten Gebriider van Mallger und ab 1791 von dem Freimaurer Georg Even Habich (1748-1821) iibernommen. Der Nachfolger und Ver­fassungskampfer war der Fabrikant Christian Even Habich (1789-1841 )", der wie der Vater ab 1814 in der Gerechten /llId Vollkommenen Freymaurer-IAge Pythagoras zu den drey Stramen in Miinden als Mitglied nachweisbar ist, vereint mit Factor Zieg/er, GuBeisenhandler Johann Heinrich LipproB, aus altester Ostindienfahrerfamilie, und dem Licentiatell August Israel aus Vecker­hagen, Oecol/om Will,e/m Muth zu Lippo/dsberg sowie Glashiinenpachter Johann Carl Ihmsen zur Glashiitte bei Miinden.

Bereits 1803 war die Adlerapotheke (nun Zur Hygea) an den Apotheker Manin Joachim Lippe (1770-1825) aus Eisenach gegangen, einen Schwieger­sohn des Kollegen Joachim Gonlieb Fiedler (1728-1800) in der Hirsch­apotheke an der Ecke Marktgasse/Judengasse. Die Tochter Sop hie Luise Rebecca (1812-1832) heiratete mit dem langjahrigen Hiittenillspektor zu Veckerhagell Johallll COllrad Plort'· (1804 1881) einen eifrigen Miindener Freimaurer. Ziegler hatte ihn don eingefiihn und er war laut Policey- /llId Commerziel/zeitw,g (CPCZ 1804, 16. Ausg.) ein SO/Ill des ClImmerdiellers des Geheimen Staats=Minislre Wait" Freyherr VOIl Eschen, dem Schwieger- und Adoptivsohn des vorgenannten beriihmten Freimaurers und Montanmannes.

Schaub publiziene u. a. 1799 in Kassel iiber die "physikalisch=mineralo­gisch=bergmannische Beschreibung des MeiBners, eines merkwiirdigen Ba­salt- und Steinkohlengebirges in Hessen"" . Als er 1818 durch Freitod aus dem Leben geschieden war, iibemahm in Eschwege in der Eintraclzt zur Acacia i. O. Lic. Commissarius Eduard Fu/da (1784-1858) fiir drei Jahre das Amt des Meisters vom Stuh!. Er wurde danach fUr zehn Jahre Kammerrat zu Fulda und Oberfinanzrat zu Kasse!. Der Freimaurerhistoriker Kolbe betont, daB die Loge in Eschwege stolz darauf war, "nie einem Franzosen oder Juden Zutritt gewahn

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zu haben" oder in der Zeit des Konigreichs Westfalen in ihren Reihen gehabt zu haben.

Eine in der NS-Zeit erschienene ausfUhrliche Darstellung von Heinz Gurtler zur Rolle der "Freimaurer im Dienste napoleonischer Politik" (Berlin 1942) bestatigt, daB unter Jerome Napoleon die deutschen Bruder eine weltanschau­lich politisch Iiberale Uberzeugung zur Mitarbeit bewog. Eine in rein franzosi­scher Sprache betriebene Loge Des arls el de ['ami lit, vorrangig von "Artisten des Koniglichen Theaters" als "Iebenslustigen Volkchen" betrieben, hatte jedoch sehr unkritisch "Gewerbetreibende, Subahernbeamte, junge Offizie­re ... ", aber auch It. Kolbe "reiche Juden aus dem ElsaB" groBzugig beitreten lassen. Eine fUhrende Rolle spiehen Ballquier Feydel und der junge judische Gelehrte Dr. Jacob Pinhas (1788-1861, Sohn des Malers Salomo P.), ein Mitarbeiter am MOllileur und spater langjahriger Redakteur der CW'se/er A 11-gemeinen Zettung.

[n der im Jahr 1999 auf stolze 200 Jahre zuruckblickenden Loge in Munden wirkten uber das erste Jahrhundert hinweg auch Juden der Sippe Hahlo als Mitglieder. Im Aktenbestand zu Merseburg fanden sich der 1824 in Munden geborene Kaujmallll auj Reisell Jillius HaMo (zu Burgsleilljurt, von Burger­meister BOOungen eingefUhrt), dessen Bruder Bernhard H. (*1828), Bankdi­rektor in Hamburg und London sowie Ballqllier ltllitls Hahlo Ztl Cassel (3. Grad, *12. Aug. 1831 Kassel). Die Feidel in Kassel waren seit dem Schtllz­judell David, der 1756 Armeelieferant war, 1792 Oberhof- tllld Kalllllleragelll (t ca. 180 I), wie auch spater in Kassel dessen Soh ne Gumpert und Levy. Zur Wohlhabenheit schreibt der immer verschuldete Forster schon 1781 an den Verleger Johann Karl Philipp Spener (1749-1827), gerade nachdem er sich mit Manger und Soemmerring in kostspieligen alchemistischen Experimenten der Rosenkreuzer ergangen hatte22

:

Wer allenjalls Lusl ZtI Biichem htille, hal hier keille Millel sie aIlZtlscha.!fell, lVer Celd hal, liessl lIie/l/. Es iSI kein Ort auf der rtlndell Erde, der soviel Armlllh und splelldida miseria in sich [ass! als CasseL. Alles his Zll Obristen tllld Oberappellaliollsgerichls Ralhell slirbl hier bellelarlll, hilllerliissl Se/lII/­dell , und Wittwell ulld Killder im iiusserstell Elend: Ausser der sogenallllfell preussischell Clique im Millisterio, und dell Hen'ell Adjudallten, imgleichen eill paar notdiirftigen diellstbaren Geis/enl jeller Clique, und dem Hofagentell Feydel, - der ein ltlde iSI - hal hier keill Mellsch Celd, sOlldem alles leidel No/h, im wortlichen VerslGllde. Ichfiir meillell Theil, schriinke mich mitjedem Tage mehr ein. Wie gesagt, ich besuche keillell Mellschell meh" damil ich Ilichl besllcht werde; ich folge hierillll dem Beispiel aller abrigell Eimvohller, die bIos im engell Kreise ihrer Familie leben ",iissen. - Und hoffe demniichsl einmal au! meine Er/osung.

Der in westfalischer Zeit nach Einbeck versetzte Sohn des Kammerrates zu Kassel J. C. S. Fulda Carl Eduard Friedrich August (1786-1858) hatte nach einem Jurastudium in Gattingen diese Zeit intensiv erlebt und war ein Zeitzeu­ge des franzosischen Doual/esystems wahrend der Kontinentalsperre. Kanig Jerome emannte ihn zum Districtscontroleur der illdirektell Steuerll ill Eillbeck (Leinedepartement), mit dreiraLlsellll Frankell Gehalt. Hier lemte er sehr schnell den Drosten Heinichen, seinen Ilachherigen Schwiegervater, kennen, von dem die gal/ze Familie dem Freimaurerbunde angehorte. Die Loge zu Einbeck war eine der altesten in Deutschland und drei Jahrzehnte nach Forsters

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Kasseler Zeil konnle die nlichsle Generalion der Fuldas eine neue Erfahrungs­ebene nachvollziehen. Dort erlebte Eduard Fulda in Festlogen, wie die aus Spanien zurtickgekehrten westfalischen Ofliziere berichleten, daB ihnen beim Kampf gegen die dortigen Guerilliacorps nach dem Notzeichen die brilischen Kollegen allJ Mallrer=Art das Leben gerellet hallen.

Welche Uber Slandesgrenzen wirkende Krafl offenbar auch in diesen neuen GeheimbUnden sleckle, beschreibt er in der Publikation sei nes Sohnes Landge­richtsrat Carl H. S. Fulda (1820-1887)":

Die Liebe wld Anhallglichkeit all dieselbe wurde dadurch wJstreitig gar sehr gesteigert, daft seit dem Jahre 1806 meillliebes Vater/alld eille Mellge Fremde 'lIld Ausliinder der gebildetstell Classe lI11d edels/en Dellkweise aus dell preu· jJischen, han1l(jverischen L1nd braullscinveigischen Theilell lies damaligen KOlligsreiclis Westphalen ZLI Eimvolmem tOld Nachbam gewGnl1, deren niihere Bekannlschaft unter einander "jeh! besser lIlId scimeller gemacht werdell kOllnte, als durch das Band der Freimaurer, wodurch sie unsere Brader wur­den. Die Aufiwhme in dell altehrwiirdigen, ill aI/ell Theilen ullseres E,.dballs, selbst ill Sadilldiell lIHd Auslraliell, verbreiteten Orden der Freimaurer findet bekallllllich lIur lIac" Ablegullg des Geliibdes seitens der Aspiramen Stall, dafJ nicht Ehr- L1nd GewinnsLlcht. nicht die Hoffmmg au! Er/angung irdischer Vortheile die Grulldlage llnd Veralllasswlg des Ww,scJ,es zur Aufnahme sei, sondern daft lediglich die Anwendllllg ulld Ausiibullg edler tugendlzajter und wolzlthiitiger Gesil1lJlmgen und Hal1dlungell den Aspiranren ~u dem Gesuche belVogell habe.

Ein driller Bruder und weiterer Urenkel des Oberberghauptmannes Marcus Fulda (1689-1734), der ill Freiberg als Teclllliker und Lehrer der siichsischell RegierulIg Ehre gelllacht halle, war ein Jahrhundert spater ein eifriger SchUler der Bergacadelllie Freiberg, als er sich dort 1800, kaum 18jahrig, eingeschrie­ben halle. Dieser Carl Siegmund Heinrich Philipp Fulda (* 28. Mai 1782 Kassel, t 16. August 185 1 Bonn) erleble in einer beispielhaften Monlan­karriere - vom alten Hessen-Cassel uber das Bergwesen Jeromes bis zum langjahrigen preuBischen Diensl zu Sayn/Koblenz" - die wechselvollen frUh­industriellen Zeiten, die aus der Feder seiner BrUder und Neffen Uberliefert sind.

Als Sohn des Geheimen Kammerrates und Freimaurers Jacob Carl Sieg­mund Fulda genoB er Unterricht bei Pro! Matsko, Schaub, GUlldelach ulld Alldere/! in den Fachern Chemie, Malhemalik, Physik und Geologic, um a:1schlieBend seine Kellll1llisse L1nd EIJalznmgell all! den Izessischen Eisen= /llId KupJenverkell zu Veckerhagell, MessillghoJ, Richelsdoifulld Neuball prak­lisch zu vervollkommnen. Nach der Freiberger Zeit schrieb er sich schon am 20. Oktober 180 I als Sohn des Polizeidireklors in Kassel mitBergbaukunde in der Augusta Georgia zu GOllingen ein (Malr. Nr. 19573). Uber sei ne Berei­su ngen der Grubenwerke des Erzgebirges und des Harzes fUhrte er zu dieser Zeit ein ausfUhr liches Tagebuch. Er hOl1e in GOllingen" auch juristische Kurse u.a. bei Waldeck, Hugo und Leist, urn bereits Ostern 1802 als Secretair= Accessisl bei del' Oberrell1=Kammer, Berg= ,md Sal~werksdeparlemellt seiner Heimatstadt zu beginnen. Nach zwei lahren mit commissarischen Reisen an die verschiedellen Eisenlziillell= !tlld Grubellwerke slarb der vorgenannte Freimaurerkollege des Valers (Loge zum gekronten Lowen) und OberhUlIenin­spec tor Mollinghof zu Neubau als alter HUlIenbeamter, und der junge Sieg-

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mund Heinrich Fulda Ubernahm im Marz 1804 diese Hessische FaklOrei , die Uber einige fUrstlich waldeckische HUllen- und Hammerwerke die Verwaltung halle. Als dessen Vater 1806 Uberarbeitet am SchlagfluS starb und die franzasi­sche Invasion seine Stelle eingehen lieB, wurde jener zwei lahre erwerbslos und bildete sich im Selbststudium weiter.

Der neue westfalische Finanzminister Ludwig Friedrich Viktor Hans von BUlow" (1774-1825) stellte 1809 S. H. Fulda als Ingenieur en chef de 2e classe der Eisenhtitten und Hammer zu Homberg in Niederhessen ein. Unter Generaldirector wld Staatsrath von Meding. der van Clausthal gekommen war, und durch die Liebe und Freundschafr der Generalinspecroren Hausmanll l/Ild Graf Bel/st wurde Fulda 1810 Berghauptmann (ingeniel/r en chef de le c1asse) der neuen Division du Weser, nach dem Abgang des Chef divisionaire Wille, mit nicht ganz 28 lahren. 1m Arrondissement de RichelsdOlfbleiben der Veller Wilhelm S. Fulda (1781-1870, verheiratet mit loh. Chne. Wild, Ingeniel/r en chef de 2e classe) sowie H. L. Theodor Schwedes (1788- 1882) als Ingenieur des mines 2e classe zurtick.

Auch der von Veckerhagen her gute Bekannte der Fuldas und spatere Staatsmann Schwedes halle ab 1806 in Gallingen studierl, war dort Assistent bei Experimenten des Chemikers Strohmeier gewesen und wie Wilhelm Fulda Berg=Alwnlll/s zu Kasse!. Auch ihn verbanden enge Freundschaflen mit Berg­hauptmann von Meding, Wille und den spateren Gallinger Mineralogen Haus­mann sowie Werner in Freiberg. Zu den Willes aus Schalkalden, Oberfarster Schminke in Veckerhagen, dessen Schwiegersohn und Onkel Bergrat Wille bestanden enge Familienbande. Dieser Onkel Chrph. Ludwig Arnold Wille (1758-1846) und Schwiegervater wurde Berghauptmann zu Rothenburg an der Saale und machte wiederum die Stelle zu Karlshafen fUr den S. H. Fulda frei.

Mit dem Untergang des Kanigreichs Westfalen wurden die Beamten in ihre Positionen von 1806 zurUckversetzt und Siegmund Heinrich Fulda sollte die Berginspectorellstelle ill Homberg versehen, die jedoch den dynamischen Montanmann nicht mehr ausfUllte, wie auch C. L. A. Wille in preuSische Dienste ging. Er fUhrle eine rege Korrespondenz "mit alien gelehrten und wirksamen Mannern seines Fachs in alien Landern Deutschlands und anderen Staaten". Seine Reputation in westfalischer Zeit brachte ihm den Ruf eines Ober=Bergraths von PreuSen, Hannover, Braunschweig und Sachsen ein. So ging auch er nach PreuBen und war 35 lahre ein Leiter des Oberbergamtes der Rheinprovinz, wo er 1851 als Geheimer Bergral zu Bonn starb26a

.

Der Sonnenapotheker und Schwager des Wilhelm Fulda, Rudolph Wild IV (1783-1849)" , war nach dem Besuch des Lyceum Fridericianum, einer Lehre bei Hofapotheker Constantin in Rotenburg/Fulda, einer Gehilfenzeit zu Halberstadt, Quedlinburg, LUbeck und Sl. Petersburg, einem Examen (1806) in Kassel - besonders wegen der politischen Verhaltnisse - nach Lausanne gegan­gen und hatte dort die Apothekertocher Susanne Louise Marianne Allamand geheiratet. In Lausanne war auch 1813 der Sohn lohann Rudolph Wild V geboren worden, wahrend die Stiefmutter Alexandrine Frecterique aus der Familie des Oberneustiidter Tuchfabrikanten laques Louis Landre ( 1756-1818) und der l eanne Cornelie Catherine RUppel stammte, die seit dem GlaubensflUchtl ing Daniel Landre (t 173 1 O.N., Man'hand manufaclllrier ii la halite ville Ileuve ... de Giel! sur Loire) in Kassel nachzuweisen ist. Der fahige Hofapotheker Wild IV, der mit Gottlieb Friedrich Fiedler Assessor beim hessi-

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schen Obennedizinalkollegium war, schrieb Standardwerke zur Pharmazie und bekam 1827 zu Marburg den Dr. pharm h.c. verliehen. Der Sohn dieses Apothekers Wild IV, Joh. Rudolph, promovierte 1841142 zu Jena. Seine Dok­torarbeit ilber Alchemisti sche Zeichen und das Verhaltnis der Alchemie zur Magie, Astrologie und verwandten ahnlichen Wissenschaften war demnach die erste Hochschularbeit eines Kasseler Apothekers ilber ein pharmaziehisto­risches Thema. Er halte offenbar noch einen Alchemisten kennengelernt, ver­suchte die Entwicklung der ort als Unsinn abgetanen Alchemie zu entmytholo­gisieren und bemilhte sich, diese als Wegbereiter der Chemie ins rechte Licht zu rticken 28

:

Zwei/e/soJlIle is! /lUll die Alchemie die Mutter tmserer jel;.igell Chemie. deshalb bi/del sie eillell Theil der Geschichte der Chemie, deshalb muj3 sie aber auell ill ihrem Wesen , ;11 ihren Eigemliiimlichkeifell und ihrer Bezie/Hmg ZU Qllderell Wissellschajlel1 damaliger Zetl erkallflf und verstanden werden, nieht aber olme EmschuldigWlg (In dell Pranger gestellt H'erden ... Walltell \V;r so halldelll, wi,. warden es verdielll haben. wellll llllsere £nkel nach Jahrlum· derten sagen wiirden, se"'!, die Nanen 111ft illrer Chemie, die sie Wissellsc/w/r zu Ilellllell wagen ... wie stolz wul Qnmafiend waren sie dabei, ihre A/men so zu behandeln, die ilmell dell ha/bell Weg, we,. weiJ3 vielleicht dell schwererell Theil desselben geballlll haben.

Grundlegende Literatur:

Akademie-Au~gabe (zit. AA): Georg Fon.ters Werke. Slimtliche Schriften. TagebUcher, Bricfe. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaftel1 Berlin/O. Berlin 1968-1989. DUlmen. van. Richard: Die Gesell.~ch:.ft der Aufkliirer. Zur bUrgerlichen Emanzipation und aufi.liire­rischen Kultur in Deulschland. FrankfunlM. 1986. EdighofTer, Roland: Die Rosenkreuzer. Milnchen 1995.

Fulda. earl und Hoffmeisler. Jacob: Ilessische Zeilen und Personlichkeilen von 1751 bir" 1831. nebsl Seilenblicken auf welthistorische Begebenheilen. Am. dcm Nachla!'ise hessischer Beamte. Marburg 1876. Hcidelbach, Paul: Die Kamarilla gegen den Finanzminister Grafen v. Billow. In : Hessenland (HL) 1911. S.114IT. Jacob, Brono: Wirtschafts- und SO"lialgeschichle der Stadl Kassel. Bd. I u. 11. Kassel (GhK) 1988.

Jahresberichte ilber die Thiiligkeil des Vereins fUr Nalurkunde in Cassel. Kassel I 837fT.

Kallweit. Adolf: Die Freimaurerci in Hessen-Kasscl. K6ngliche Kunst durch /wei jahrhunderte "'on 1743-1966. Baden-Baden 1966. Koenig. Heinrich: Allhessische Silhuellcn. In: Hessisches Jahrbuch fUr 1854. Kassel 1854. S.5-56.

Kolbe. Dr.med .. Wilhelm: Zur Gcr"chichte der Freimaurerci in Kassel 1766-1824. Berlin 1883.

Kraus. Ingrid (Di\s.): Zur Geschichle des Apolhekenwesens in Kassel. Marburg 1989.

Losch. Philipp: Landgraf Karl der jUngere und Graf SI.Gemlain. In: HL 1915 H.5.; sowie deren Briefwechscl siehe a.a.O. (KUhn, Joachim) H.I. S.17fT.

Merz-Hom. Sylvi:t: Georg Forsler, die Kasseler jahre. Texle - Materialien - Dokumente. Kasseler Hochschulwoche 15. Kassel 1990.

Sahml:tnd. Inntraud: Auf der Suche nach dem Stein der Wei5en - Samuel Thomas Socmmerring und Georg Forsler als Rosenkreuzer in Kassel. In : Samuel Thomas Soemmerring - N:tturforscher der Goethezeit in Kassel. Kassel 1988. S.96-125.

Dieselbe: Soemmcrring als Freimaurer und Rosenkreuzer in Kassel. In : Samuel Soemmerring in Kassel (1779-1784). Soemmerring-Forschungen Bd. IX . Stuttgart. Jena. New York 1994, 5.353-422.

5chwedes. Au~uste: Theodor Schwedes. Leben und Wirkcn eines Kurhessischen Staatsmanne\ von 1788 bis 1882. Nach Briefen und Aufzeichnungen dargeslellt. Wiesbaden 1899.

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Ecnst fu1da 00 Magda1ena Bucchacdt

Schneidec in Wittenbecg (+1684) (1633-1678)

veck.Meta11e a. Harz

Cad Zurrbe 00 ...• Amtsverv. i. d . Zinn-u. Ber'9st • A1tenbecg!Eczgeb. (+ nach 1691) L.it.:

in," . Padua

Oocoth. Such1and

(1659-1716) {1669- 1701 (1662-1135) (+1736) , . : Schmeltz-

Ccone Fu1da I Zurrbe Faktocei- kais . Bghptm. Buchha1tec ,kurm. 00 . u. HU.lnsp • • Marie Schimpf

Crone aus Us1ac

(1722- 1759)

Hamnervec .... a1ter Lippo1dsberg (1121-1765)

(1750-1786) ( 1747-1797)

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JacobSi9~ Wai t z (von Wild I Eschen) Zollccmuis 5alzgcebe Pcas . Bg .- Bern Colleyio 00 (1698-1776) Bacbara Lit. : (div . Ill'hot irrm . Jena

Wild II Sonnen-Apotheker Kasse1 (1703-1752)

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(17B4-1843)

(1811-74)

(1782-1851 ) irmGljl801

1.00 t'c.Ecn . Prpll l1829- J 2. UO IH53 ~:j:~ Pra,ll

11827-96)

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Sleiner, Gerhard: Freimaurer und Rosenkreuzer. Georg Forslers Weg durch Geheimbilnde. Neue Forschungsergebni sse auf Grund bisher unbekannter Archivalien. Berlin/O. 1985. Derselbe: Geleitwort zum Band des Internationalen Forster-Symposiurn in Kassel vom I. bis 4. April 1993. In : Georg Forster in interdisziplinarer Perspektive. Berlin 1994, S. XVII ff. Uhlmann, Frilz: Leitfaden def Freimaurerei. Basel 1933. Wimmer. CJemens Alexander: Die Geheimnisse des Neuen Gartens. Friedrich Wilhelm 11. , ein ungewohnlicher Bauherr. In: Bau- und Gartenkunst vom 17. bis 20. l ahrhundert. Potsdam 1993, S.I64- 171. Quellen im Hau plslaatsarchiv Merseburg: GSIA Mersbg. Hann.Miinden (Pythagoras) 5.2. H 68 und zu den noch "auf Block sitzenden" Aktenjene der Muuerloge Royal(e) York 5.1.5. R. Y. Nr.2664 und betr. Schmalkalden 5.1.5. RY Nr.3064.

Fur freundliche Hinweise und deren Hilfe dankt der Verfasser Frau Blirbel WinklerlFulda in Schmalkalden, Herrn Br. Helmut Hansen bei der ev. KB -S teJle Kassel und den Herren und Damen vom Stadlarch iv Kassei, Marburg, Merseburg und der MuLB Kassel und posthum Frau Edith Schlieper.

Anmerkungen: I Im Prolokoll der Loge ,,zum gekronten Lowen Cassel" vom 13. Oklober 177 1 bis zum 24.

September 1784 bisher Geheimes Staatsarchiv Merseburg (jetzt PreuBischer Kulturbesilz Berlin) GStA Merseburg 5. 2. K 11 , Nr. 338 wird in der letzten Sitzung (fol.77f) unter dem neuen Meister vom Stuhl von MOlz als Br. Secretair Fulda sen. genannt, es ist also neben dem Mathematiker und Miinzwardein Dietrich Bemhard Fulda (geb. 22. November 1748 Lippoldsberg, gest. 19. Mai 1831 Kassei, Imm. Gottingen ab 1766) das frtihere Patenkind von 1.S. Wailz van Eschen (1698-1776) Jacob Carl Siegmund Fulda ( 1745-1806) Mitglied der Loge. Er war zuersl Feld­kriegscommissariaw;ecretair im Kg/. grofJbritannischem Kriegsdienst ab 3. Mm 176 1), dann nach dem Pariser Frieden studierte er ab 27. Oktober 1763 in Gottingen Jura und Philosophie, urn von 1765 nach dem Too des Vaters (am 23. November 1765) Eisenhammer- Inspeclor in Lippoldsberg zu werden. J.Carl S.Fu lda wurde am 4. Dezember 1772 Sekretar beim Bergrats­kollegium in Kassel und seil dem 4. Mlirz 1782 Rat bei der Kriegs- und Domlinenkammer (seil 16. Juni '83 Bergdepartement und Kommerzien Kollegium). StAMarburg Best.55a Akte 4 u. 1523 (Residenz-Polizeidireclor, ab 1789, Visitationen der Eisenwerke von 1784 bis 1803, beim Too am 5. April 1806 Geheimer Kammerrat); Slaalskalender, StAM Ab!. 4i, Fasz. 222. Zu Casparson siehe Strieder Bd.! l. S.13 [ und zu den Professoren ForSler und Soemmerring die o. g. BasisliteralUr; zu dem Med izinprofessor (Entbindungskunsl) Georg Wilh. Slein d. ft.. siehe auch Loschkartei (MuLB ), ebenso Ihringk. Schmerfeld, von Ma[sburg und von Canil z. Siehe auch Strieder Bd. 6, 349, Bd. 11.224 u. 368.

2 Sleiner ( 1985) S.39. Zu den Offizieren zume ist reichhal tige Angaben in der Woringer- Kan ei (MuLB ). Zu von Cani lz-Dallw itz siehe Anm. 10.

3 Zu dem Hugenottenumfeld siehe Dreusicke, Hugo: Die Franzosischen Gemeinden in Kasse[ 1687-1867. Frankfurt/M. [962. Nr. 48, 750 ff. 1592a u. f.. 1666 bis 1678: zu den Carolinu m­Professoren siehe; Koenig ( 1854).

4 GSIA Merseburg 5.2. H 68 Akten 12, 13, 62, 71 (Persanen, Protokalle). Zu RieB siehe; Lotze, Siegfried ; Zum 200. TOOestag des Mineralogen und Bergrals Johann Philipp RieB. In: ZHG 1994. Bd.99. S. 123- 126.

4a LaUl umfangreichen Akten im Staatsarchiv Biickeburg (K 2 K Nr. 1058 bis 1061 ) gab es don groBere Unstim migkeiten Uber einen RezefJ des Bergillspektors Fulda. Zum Leidwesen des Kammerrales und decolltenanciertell Vaters Fulda (Brief an KlItllmer-DireclOr Spring in BUcke­burg vom 18.120. Februar 1802) war dessen Sohn offenbar am 12. des Monats Richtung Hamburg (Amerika?) enlwichen. Sein Pu[t wurde aufgebrochen, Kautions-Wenpapiere verm iBt (zwei wel/fJische Obligationen jede (lIif J.OOO TI/{l/er - pro Cautioll) und die Habe (InventariI/m atlS

dem Hern'chaftlichen Hole bey SllldthagelllBruchhof) vom Gesamtbergamt Obernkirchen vom Pferd bis zu den Kanarienvogeln fUr 785 Rtlr. versleigen. Siehe auch: Schaumburg Lippischer Landesanzeiger Nr. 17 vom 25. April 1802 und Intelligenzblatt fUr die Grafschaft Schaumburg Nr. 17 bis 19 vom April bis Mai 1802.

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5 Kolbe (1883) S.12. zu PislOr siehe Lone, Siegfried: Biichsenmacher in der Landgrafschafl Hessen·Kassel. Die Fabrikanten Pislor in Bettenhausen und Schmalkalden. In : Jahrbuch Land· kreis Kassel (JBK),92. S.49·55 u. Slrieder Bd. 11 (1782) S.131. Eine Biographie aus der Feder von Fachoberlehrer Adolf Pi slor erschien im Schmalkaldener Heimatkalender von 1930. S.26ff, gedruckl im Verlag des Freimaurers Fedor Wilisch (im LUlherhaus). Auch der Weimarer Herzog Carl August besichtigle mil dem Freimaurer Goelhe die BohrmUhle der Pistors (Heimalkalender 1922. S.3OO. Schmalkaldener Teilakten im Freimaurerbestand der Muuerloge GStA Merseb. 5.1.5. R.Y. Nr.3064 bzw. unter 5.2. [S 18].

6 AA Bd. XIII, Nr. 178. S.332. Forsters Brief an Verleger Spener vom 19. Juli 1781. Zu den Verwechslungen be i Steiner ( 1985) siehe Sahmland (1994) Anm. 128. Zu Knigge siehe: Fuldal Hoffmeister (1876). S.9~13 Koenig (1854) und den h . Kolbe erbinerten Freimaurerfeind Strieder.

7 StAMarburg Abt. 4i Fasz. 222 fo1.53. Sahmland ( 1994) S. 367ff. 8 Losc hkartei MuLB. Oberpoli zeidirektor Ludwig von Manger ( 1770-1847) war offenbar in die

sog. DrohbriefaffUre gegen den KurfUrsten Wilhelm 11. und die Gratin Reichenbach verstrickt, 1824 in Fulda verhaftet warden und saB bis 183 1 in der Festung Spangenberg. Die liberal denkende Opposition , auch die verbotenen Freimaurer, standen dem "Schonfelder Kreis" um die KurfUrstin Auguste nahe. s iehe Briider Grimm·Gesellschaft: Kurftirstin Auguste von Hessen (1780-184 1) in ihrer Zeit. Kassel 1995. S. 28ff. Anm. 41. Der Bruder Friedrich Carl wurde laut Angabe der Loschkartei auf Protest der BUrgerschafl "wieder ausgegraben und hinter der Mauer verscharrt, der entweihte Leichenwagen verbrannt"l Steiner (1895) htilt den Vater und Hofrat falschlich fli r einen Theologen. Siehe auch StAKS Akte SI Nr. 1792 und zu Fleckenbiihl: Strieder Bd. 4.133 sowie Koenig (1854).

9 AA Bd. XIII. S. 304f (undatierter Brief. vermutlich 5. September 1780). 10 Kirchenbiicher Veckerhagen, Paten· und Verwandtschaftsangaben. StAM Best.55aJ2064 (Perso·

nalakten). Die von Canitz·Dallwitz gehen auf den hessischen General Melchior Friedrich v. C.· D. ( 1700- 1759) zurtick. Wilhelm van Canitz·Dallwitz (* 8. September 1744, t 8. Februar 1805) war etwa bis 1797 Hofmarschall in Kassel. Lt. Angaben Nachkommen Hofrat Dr. V.Stadlmayerl Innsbruck (StAKS AlIgem. Korresp. A 4.415 Nr. 51 1976) besaB die Ehefrau Charlotte Friederike Luise geb. von Hauderi ng ein Haus bei Kasse l, das "spater Silz der Freimaurerloge war"; cs kam um 1830 an den .,Bi ldhauer Prof. Henschel", der an der Monchebcrger Braunkohlenzeche Anteil hatte (Vcrf. in ZHG 1991 S.235). Die Schwiegermutter Frau von Haudering war wiederum eine geb. Freiin von Knigge 0), wie auch der Sohn des Hofmarschalls Wilhelm von Canilz·Dallwilz. der Diplomat. preuBische Staatsministcr Karl Emst Wilhelm von Canitz·Dallwitz (1787-1850) am 11 . Juni 1809 mi t Auguste Christi ne Caroline Luise von Schmerfeld in die anderen genannte Freimaurersippe geheiratet hatte. Das Freim:lUrerhaus soli It. gen. Akte im StA Kassel das Henschelhaus Weserstr. 888/889 gewesen sein.

11 Rosenkreuzerprotokolle GStA Merseb. 5.2. H 64 fo1.87. ausftihrlich bei Sahmland ( 1994) S.408f; zu LandgrafCarllSt. Germain siehe: Losch (1915).

12 Kallweit ( 1966) Anhang S. l06ff Dokumente zur Aufhebung. untcneichnet von Polizei·Director von M:mger. Originale Berichte des GroBmeisters der GroBloge von Kurhcsscn Baron Friedrich Wilhelm van Bardeleben die Jahre (von 1778) bis 1824 betreffend (S. 155ft). Zur Logen­en twicklung Kallweit (1966) S. 14ff.

13 Kolbc (1883) S. 44 meldet 18 12 allein 16 Logen im GroBorient. Eine Loge in Hersfeld ,Zum ed len Bruderverein" kam erst 1816 zur Lichleinbringung. Mei ster vom SlUhl war Forstmeister Wilhelm August Freiherr von WintLingerode. Nachfoiger Kreisrnt Karl Hartcrt. wohl wiederum Verwandtschaft der genannten RieB Anm. 4, S.123.

14 Wimmer( I993),Losch(1915) 15 Losch/Kiihn(19 15) 16 Departementrat (/lIgellieur ell chef de ler c/(w;e d'Arrolldissemenl d'Allelldorj) Schaub fUhrt

bereits bci der Eschweger Griindung am 12. Februar 1810 den Hammer. Zu Heiligenswdt bcslanden enge Bezichungen. aber auch zu den Logen in Kassel und MUnden. Zu Schaub siehe: Kolbc (1883) S. 45. Kallweit ( 1966) S. 256ff und Slrieder Bd.12 ( 1799) S. 243-252. Schaub starb zu Allendorf am 2. November 1818. StAM Best. Geh.Rat 5/11117195.lt. Losch 1828. Siehe auch Krau~ (1989) S. 194 ff.

17 StAM Best. 55a. Akte 2061. Seit 1666 bm der Vcckcrhager Eisenstein I.umeist von Hohen· kirchen und lmmenhausen. LotlC. Siegfried: 400 Jahre Eisenenbergbau am Rande des Reinhardswaldes.ln: JBK '90 S. I09- 116.

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18 Yom HUuen-Sehreinermeister Beeker besitzt die spatbarocke e\l. Kirehe (der Hofbaumeister lussow. Diede und Hisner. unter Grebe Heistcrhagen bis 1780 erriehtet). neben zahlreiehen \Ion HUttenleuten gespendeten .. Altargeraten··, eine Tafel der Yaterlands\lerteidiger der Befreiungs­kriege. Ein Vorfahre des Yerfassers gleichen Namens desertierte \lor Moskau und kam als einer der wenigen Uberlebenden westfalisehen Reiter Uber dic zugcfrorene Wescr zurUek.

19 Zu diesen in Kassel und MUnden bedcutendcn Fabrikanten und Freimaurern allgemein siehe Lotze. Siegfried: Beitrage zu einer Geschichte hessischer Untemehmer im frilhen 19. lahrhun­dert ... In : ZHG 1991 Bd. 96 S. 233-254: hier besonders S. 245f. GStA Merseb. 5.2. H 68 Mitgliederlisten Nr.12fT.

20 Kolbe (1883) S.4Iff. Kallweit (1966) S.18fT und Losehkartei zu Feidel und Pinhas. Gedruekte Logenberichte Hann. MUnden - seit Griindung 1799 - im Gcheimen Staatsarchi\l Merseburg. Hier sogar Bauunterlagen und Personalakten (Fragebogen der Beitretenden). Mit Namen wie Pfort konnte offenbar auch die Gestapo ( .. unbekannt") nichts anfangen. - wie schwierig muB es erst fUr Stalins Archivare in Moskau gewesen sein?!

2 1 Ein Exemplar mit Widmung fUr den Freulld Schmerfeld kam an das Montangesch leeht Sehreiber zu SeligenthallSehmalkalden (ZHG Bd. 98. 1993 S. 85 ff). Kallweit (1966) a.a.O .. Fulda! HofTmeister (1876) S. 165 ff.

22 AA. Bd. X Ill. Nr. 178, S. 334. Brief an Spener \lom 19. Juli 1781. 23 Fulda HofTmeister (1876) s. 165 ff.

Fmu Barbara Schreiber. der KirchenbuchfOhrerin in Einbeck. \lerdankt Yf. folgende Mitteilun­gen: Carl Eduard Friedrich August Fulda heiratet am 26. Dezember 18 12 Sophie Friederike lohanne Heinichen (·11. MarL 1788 zu Einbeck . als Tochter des Orasten Eberhard Friedrich Heinrich Heinichen und seiner Frau Johanne Dorothea geb. Wiesen). Orast Heinichcn war zu dieser Zeit Pachler der Oomane M6nchhof, GroBvater Gg. Friedrieh H. Amtmann zu Rodenburg, als 1779 der Sohn D. 1. Wiesen, als Tochler des BUrgermeisters und Obcrkommissars Joh. Christian Wiesen . zu Einbeck heiratcle. Br. Karl-Heinz Raabe teilte am I. August 1996 aus Aklcn der Einbeekcr Loge freundlieherweise mit: Eduard Fulda selbst wird am 28. August 1811 - Pate iSl ebenfalls ein Raabc - in der Loge Georg ;;u dell drei Siilllell aufgenommen. AIs Geselle (ab 27. lanuar 18 13) bleibt er noch einige Zeit in Einbeek und is! ofTen bar spater in Kasse l als MeiSler zu finden.

24 Ebd .. S. 259 ff. Heinrich Fu lda war zuerst ( 1816) Chef der weltberiihmten Sayner Hiitte. die als erste mil dcm beliihmlen FeineisenguB \Ion Berlin der Schinkelzeit mithalten konnle (S. 255 rn. Baugleiche GuBkleineisenteile dieser Zeit fanden sich unltingsl im Erdaushub in Yeekerhagen (NaehguB einer beriihmten eisernen Tabaksdose?).

25 AuBer diesem Enkel des Lippoldsberger Hammer\lerwalters H. L. Georg Fulda studicrten zwi­sehen 1763 und 1835 mehr als ein Dutzend junger Manner dieser Familie allein in Gottingen Jura. Kameral · oder Montanwissenschaften . In diesen drei Generalionen wohl auch fUr das kleine Hessen eine ganz ungew6hnliehe Tatsache (Goltinger Malrikel).

26 Die Maehensehaften gegen den tUchligen von Billow sch ildert Heidelbach (1911). Die folgenden Gliederungen des Bergwesens beschreibt der Almtmach Royale de Weslplwlie (1810 ff).

26a Eine Mitteilung des Stadlarchiys Bonn \lom 16. luli 1996 ergibl folgende Hinweise: Lt . Slerbeur­kunde Nr. 261/1851 waren die Eltem des Geheimen Oberbergrals Fulda der Geh. Ober­kammeratH Carl Siegmund Fulda (1745-1806) und dessen Ehefrau Henriette Wilhelmine geb. Sloeeker. Fulda war neben Belhmann Hollweg und Ernsl Morilz Amdt ein groBzUgiger Forderer und wichtiges MitgJied im Presbyterium der jungen e\langelischen Gemeinde in BOlln. Er slarb unverheiratel und hinterlieB ei ne Sehwesler Emilie (ca. 1792193-1857).

27 Diss. Kraus ( 1989) S. 141 - 170. - Eine ungemein wert\lolle Arbeit liber das Kasse ler Apolheken­wesen und sei ne Chemiker.

28 Ebd .. S.158.

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