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~6 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 6. JAHRGANG. Nr. 3 ~5. JANUAR x9~7 L i t e r a t u r: STIRASSMANN, Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gyn~kol. 88, 208 u. 230. -- UNTERBERGER, Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gyn~- kol. 73, I. I926. -- JAcguET, KENNEDY, zit. nach SERnJUKOFF. -- HER.~STEIN, Zeitschr. f. Gyn~ikol. u. Geburtsh. 88. 1924. -- DANIEL, Gyn6coI. et obst6tr. ~3, 81. 1926. -- A. M~Y~R, Mfinch. med. Wochenschr. 1925, Nr. 42, S. I767. - - FRANK, Zentralbl. f. Gyn~kol. 1898, S. 444. -- S~INB0CHEL, ZentralbI. f. Gyniikol. 1923, Nr. 23. -- MORRIS, New York reed. journ. 1895, S. 436. -- BAIN~RIDa~, ref. t3er. fiber d. ges. Gynakol. u. Gyburtsh. I, 361 u. 436. 1923. -- D6DZRI~IN, ix Kflstners Lehrbueh der Gyn~ikologie 1916, S. 3o8 U. 350. - - DUDLEY, zinc.n a c h TUFFIER. - - STORER, zit. nach SERDJU- KOFF. -- J. j. LISSJANSKI, ref. Zentralbl. f. Gyn~kol. I9I~, S. 944. -- WIESNER, Arch. f. mikroskop. Anat. 99. -- BENESCH und KOEHLER, Zentralbl. f. Gyn~kol. I924, Nr. 46. -- TUFF~ER, ref. Zentralbl. f. Gynakol. i925, S. 393 und La presse m6d. I924, S. 465 und I925, Nr. 64. -- Es~Es, Ann. of surg. 82, 475. i925. -- HARTMANN, Gyn~col. et obst6tr. I~, 38. I925. -- RAYMONDt~ PETIT, zit. nach A. MAYER. -- GELLERT, Zentralbl. f. Gyn~kol. ~925, S. 260. - SERDJUKOFF, Gyn6eol, et obst6tr. I3, I64. ~926. DIE HISTOLOGISCHE FESTSTELLUNG VON CARCINOM UND TUBERKULOSE AUS PUNKTIONSMATERIAL. Von HEINRICH MOLLER. Aus dem Pathologischen Insfitut des St~dt. Krankenhauses i]~ Mainz (Prosektor: Dr. HEINRICH MOLLER). Ffir die mikroskopische Feststellung einer Geschwulst ist entscheidelid ihr geweblicher Bau. Fehlt ein geweblicher Zu- sammenhang der Geschwulstelemente, dann ermSglichen die einzelneli Zellen ebensowenig einen Schlug auf die frfihere Lagerung wie die einzelnen Bausteine eines zusammen- gestfirzten Hauses. Die aus dem Verband einer sicheren Geschwulst losgel6sten Zellen besitzen kein einziges Merk- real, aus dem sich ihre Abstammung mit Sicherheit feststellen liege. Das gilt fiir Form und Gr613e der Zelleli und ihre mannigfachen Einschlfisse, ebenso wie fiir die Gestalt der Kerne und die typische oder atypische Art ihrer Teilung. Freilich wird man in ganz besonders gearteten F~illen bei weitgehender Berficksichtigung der Vorgeschichte und der klinischen Aiigaben in der Lage sein, eine klinisch fast sichere Krebsdiagnose durch die mikroskopische .Untersuchung bei- spielsweise eines eiter~hnlichen Pleurapunktates dadurch zu stfitzen, dab man das Fehlen yon Eiterk6rperchen gegeniiber massenhaft groBen, zum Teil fettk6rnchenbeladenen, zum Teil in kleinen Verb~iiden zusammenliegenden Zellen fest- stellt, wie es mirvor kurzem bei der Pleurametastase eines Brustkrebses m6glich war. Solchen Ausnahmen kommt irgendeine praktische Bedeutung nicht zu, sie verm6gen vor allem nichts an der jedem Pathologen gel~iufigen Tatsache zu ~indern, dab nach dem heutigen Stande der Geschwulst- forschung weder die aus dem Gewebsverband gel6ste Krebs- zelle noch die Sarkomzelle spezifische morphologische Merk- male besitzt, die ihre Erkennung erm6glichen. Diese Tatsache soll den Praktiker nun IIicht bestimmen, die Untersuchung einer Punktionsfliissigkeit gering zu werten oder gar als ganz ungeeignet flit die Geschwulsterkelinung zu unterlassen. Kann doch schon der h~imorrhagische Charak- ter eines Exsudates eine wertvolle Stfitze bei dem Verdacht einer Neubildung geben. Nur erm6glichen die Ireien Zellen keine spezifische Gewebsdiagnose. Das gilt nicht nur fiir die Feststellung einer Geschwulst, sondern auch fiir den Nach- weis spezifischer entzfindlicher Ver~inderungen, insbesondere der Tuberkulose. Dazu bedarf es zusammenhiingender Ge- websteilchen, wie man sie bei der Probeexeision entnimmt, wie sie abet auch bei jeder Punktion, mag sie die gesuchte Fliissig- keit I6rdern oder nicht, mit der Hohlnadel aus den durch- stogenen Geweben und Organen ungewollt gewonnen werden und vielfach sogar durch Verstopfung der Nadel und Spritze den beabsichtigten Erfolg des Eingriffs vereiteln. Je nach der Punktionsstelle erh~ilt man Stiiekchen der Haut, des Unterhautfettgewebes, der Muskulatur, der Pleura, des Bauchfells oder der Organe, die sonst absichtlich (Gehirn, Leber) oder unabsichtlich getroffen wurden. Durch die viM- fach gefibte Herstellung eines Quetschpr~iparates nimmt man sich freilich die einzige Aussicht einer sicheren Beurteilung, da man so den ffir die Geschwulstdiagnose und die Erkennung eines entziindlichen Granuloms allein maBgebenden geweb- lichen Bau zerst6rt. DaB solche kaum erkennbareli und unscheinbaren Teilchen, wenn man sie nur sorgfiiltig nach den Regeln der histologischen Technik behandelt, einen eindeutigen t3efund ergeben nnd in schwierigen F/~llen sogar den diagnostischen Ausschlag geben k6nnen, das m6chte ich durch drei Beobachtungen belegen, die ich jfingst zu machen Gelegenheit hatte. x. Der erste Fall betrifft eine 57j~hr. Frau, die in sehr schlechtem Allgemeinzustand auf die Chirurgische Station (Prof. J~H~) am 17. II. 1926 aufgenommen wurde. Seit etwa 4 Wochen bestehen unabhlingig yon der Nahrungsaufnahme Schmerzen in der rechten Oberbauchgegend. Bei der Aufnahme land sich iiber den Lungen rechtshinten unten eine mfLBige D~mpfung. Der stark gespannte und druckschmerzhafte Leib l~gt in der rechten Oberbauchgegend eine ziemlich derbe Resistenz ffihlen, die sowohl der Gallenblase wie dem Magen angeh6ren k6nnte. Am 20. II. pl6tzlich eine Fiebersteigerung aui 38,8. Die ROntgendurchleuchtung zeigt rechts ein sehr hochstehendes Zwerchfell, das sich bei der Atmung kaum verschiebt. Verschattung des Zwerchfellrippenwinkels rechts (lurch ein kleines Exsudat der Pleura. Die klinische Wahrsehein- lichkeitsdiagnose lautet: Subphrenischer AbsceB rechts mit klei- nem konkomittierenden Pleuraexsudat. Bei der am 22. II, vor- genommenen Punktion des Di~mp]ungsbezirkes wird keine Yli~ssig- keit gewonnen, doch ]anden sich in der Hohlnadel ein~ige solide Ge- webspartikel, die dem pathologischen Institut zur Untersuchung i~ber- geben wurden. Die Gewebsteilchen wurden nach Formalinfixierung in Paraffin eingebettet. Die Untersuchung (H 144/26 ) ergab: Neben einem Stfickchen unver~inderter Haut finder sich (Abb. I) ein winziges Stfickchen Leber und damit verbunden ein alveol~ir gebautes Geschwulstgewebe, das sich zusammen- setzt aus kurzen, schmalen Epithelzfigen, die durch zarte bindegewebige Septeli geschieden werden. Die ungleich gestalteten Epithelieli zeigen vereilizelte Mitosen. Pathologisch-anatomische Diagnose: Carciliom. Die Patientin starb unter zunehmendem VerfalI 14 Tage sp~iter. Dutch die Obduktion wurde die histologische Diagnose best~tigt. Sie ergab (S 87/26): Carcinom der Oallenblase mit zahlreichen Metastasen in der Leber. Metastasen in den Lymphknoten an der Leberpforte, in der Pleura, in der linken Nebenniere. 2. Im zweiten Fall handelt es sich um einen 57j~hr. Mann, der am 15. IV. I926 in stark herabgesetztem Erniihrungszustande in die Med. Klinik (Prof. HORTER) aufgenommen wurde. Seit einem halben ]ahr bestehen ziehende Schmerzen in der rechten Unter- bauchgegend bei starker Hinfiilligkeit und Appetitlosigkeit. Die Untersuchung ergab einen Tiefstand der derben, druckempfind- lichen Leber, deren unterer Rand den rechten Rippenbogen um 4 Querfinger iiberragt. Die rechte Lunge zeigt vom yon der 3. Rippe, hinten yore 8. Brustwirbel abw~irts D~mpfung und abgeschwlichtes Atemger~iusch. Im Stuhl chemiseh Blur nachweisbar. Komplement- bindungsreaktion auf Echinokokkus und WaR. negativ. 20. IV. Die R6ntgenuntersuchung ergab lediglich einen Hoch- stand tier stark vergr6Berten Leber. Am Magen keine gr6beren Ver~nderungen nachweisbar. In den Tagen vom 29. IV. bis 2. V. steigt die bis dahin normale Temperatur nnter Schflttelfrost mehrfaeh auf 38--4 o~ Dabei bestehen nach wie vor unertr~igliche nut durch Morphium zu lindernde Schmerzen, die in der rechten Flanke beginnen, sich fortsetzen gegen den rechten unteren Rippenbogen und in den i~brigen Bauch ausstrahlen. Der klinische gerund, insbesondere die unerM~irlichen Schiittelfr6ste und Fiebersteigerungen recht- fertigen den Verdacht eines eitrigen Prozesses im rechten sub- phrenischen Raum. Die Punktion unterhalb des B@penbogens zw~sch~n rechter Seitenlinle und Scapularllnle erglbt elnige Trop]en einer himbeerJarbenen Fli~ssigkeit, die einige gelbliche Brdckel ent- hglt. Die Irische Untersuchung dieser Flfissigkeit im Patho- logischen Institut ergab: Die Fliissigkeit enth~tlt nebeli zahl- reichen roten Blutk6rperchen eiliige zusammenh~ngende Zellreihen, die nach Anordnung, Gr613e und Farbe der Zellen als Leberb~lkchen gedeutet werden. Ferner linden sich einige rundkernige, unregelm~iBig gestaltete Zellen, die mit Fett-

Die Histologische Feststellung von Carcinom und Tuberkulose aus Punktionsmaterial

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Page 1: Die Histologische Feststellung von Carcinom und Tuberkulose aus Punktionsmaterial

~ 6 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr . 3 ~5. JANUAR x9~ 7

L i t e r a t u r: STIRASSMANN, Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gyn~kol. 88, 208 u. 230. -- UNTERBERGER, Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gyn~- kol. 73, I. I926. -- JAcguET, KENNEDY, zit. nach SERnJUKOFF. -- HER.~STEIN, Zeitschr. f. Gyn~ikol. u. Geburtsh. 88. 1924. -- DANIEL, Gyn6coI. et obst6tr. ~3, 81. 1926. -- A. M~Y~R, Mfinch. med. Wochenschr. 1925, Nr. 42, S. I767. - - FRANK, Zentralbl. f. Gyn~kol. 1898, S. 444. -- S~INB0CHEL, ZentralbI. f. Gyniikol. 1923, Nr. 23. -- MORRIS, New York reed. journ. 1895, S. 436. -- BAIN~RIDa~, ref. t3er. fiber d. ges. Gynakol. u. Gyburtsh. I, 361 u. 436. 1923. -- D6DZRI~IN, ix Kflstners Lehrbueh der Gyn~ikologie 1916, S. 3o8 U. 350. - - DUDLEY, zinc. nach TUFFIER. - - STORER, zit. nach SERDJU- KOFF. -- J. j . LISSJANSKI, ref. Zentralbl. f. Gyn~kol. I9I~, S. 944. -- WIESNER, Arch. f. mikroskop. Anat. 99. -- BENESCH und KOEHLER, Zentralbl. f. Gyn~kol. I924, Nr. 46. -- TUFF~ER, ref. Zentralbl. f. Gynakol. i925, S. 393 und La presse m6d. I924, S. 465 und I925, Nr. 64. -- Es~Es, Ann. of surg. 82, 475. i925. - - HARTMANN, Gyn~col. et obst6tr. I~, 38. I925. - - RAYMONDt~ PETIT, zit. nach A. MAYER. -- GELLERT, Zentralbl. f. Gyn~kol. ~925, S. 260. - SERDJUKOFF, Gyn6eol, et obst6tr. I3, I64. ~926.

D I E HISTOLOGISCHE F E S T S T E L L U N G VON CARCINOM U N D T U B E R K U L O S E AUS

P U N K T I O N S M A T E R I A L . V o n

HEINRICH MOLLER. Aus dem Pathologischen Insfitut des St~dt. Krankenhauses i]~ Mainz

(Prosektor: Dr. HEINRICH MOLLER).

Ffir die mikroskop i sche Fes t s t e l l ung e iner Geschwuls t i s t en t sche ide l id ih r gewebl icher Bau . F e h l t ein gewebl icher Zu- s a m m e n h a n g de r Geschwuls t e l emente , d a n n e rmSgl ichen die einzelnel i Zel len ebensowenig e inen Sch lug au f die frf ihere L a g e r u n g wie die e inze lnen B a u s t e i n e eines z u s a m m e n - ges t f i rz ten Hauses . Die aus d e m V e r b a n d e iner s icheren Geschwuls t losgel6sten Zellen bes i t zen kein einziges Merk- real, aus d e m s i ch ihre A b s t a m m u n g m i t S iche rhe i t fes t s te l len liege. Das g i l t fiir F o r m u n d Gr613e der Zelleli u n d ihre m a n n i g f a c h e n Einschlfisse, ebenso wie fiir die Ges t a l t de r K e r n e u n d die t yp i sche oder a typ i sche A r t ih re r Tei lung.

Fre i l i ch wi rd m a n in ganz be sonde r s g e a r t e t e n F~illen bei w e i t g e h e n d e r Ber f icks ich t igung de r Vorgesch ich te u n d de r k l in i schen Ai igaben in der Lage sein, eine k l in i sch fa s t s ichere Krebsd i agnose d u r c h die mik roskop i sche .Unte r suchung bei- spielsweise eines e i t e r~hn l i chen P l e u r a p u n k t a t e s d a d u r c h zu stf i tzen, d a b m a n das F e h l e n yon E i t e r k 6 r p e r c h e n gegeni iber m a s s e n h a f t groBen, z u m Tei l f e t t k 6 r n c h e n b e l a d e n e n , zum Teil in k le inen Verb~i iden z u s a m m e n l i e g e n d e n Zellen fest- stel l t , wie es m i r v o r k u r z e m bei der P l e u r a m e t a s t a s e eines B r u s t k r e b s e s m6gl ich war. Solchen A u s n a h m e n k o m m t i rgende ine p r a k t i s c h e B e d e u t u n g n i c h t zu, sie v e r m 6 g e n vo r a l l em n i c h t s a n de r j edem P a t h o l o g e n gel~iufigen T a t s a c h e zu ~indern, d a b n a c h d e m h e u t i g e n S t a n d e de r Geschwuls t - f o r s chung weder die aus dem G e w e b s v e r b a n d gel6ste Krebs - zelle n o c h die Sarkomzel le spezif ische morpho log i sche Merk- ma le bes i tz t , die ihre E r k e n n u n g erm6gl ichen .

Diese T a t s a c h e soll den P r a k t i k e r n u n IIicht b e s t i m m e n , die U n t e r s u c h u n g einer Punk t ions f l i i s s igke i t ger ing zu w e r t e n oder gar als ganz ungee igne t fl i t die G es chw u l s t e rke l i nung zu un te r l a s sen . K a n n doch schon der h~imorrhagische Cha rak - t e r eines E x s u d a t e s eine wer tvo l l e Stf i tze be i dem V e r d a c h t e iner N e u b i l d u n g geben. N u r e rm6gl i chen die I re ien Zellen ke ine spezif ische Gewebsdiagnose . Das gi l t n i c h t n u r fiir die F e s t s t e l l u n g e iner Geschwuls t , s onde r n a u c h fiir den Nach - weis spezi f ischer en tz f ind l icher Ver~inderungen, i n sbesonde re de r Tuberku lose . Dazu b e d a r f es z u s a m m e n h i i n g e n d e r Ge- webs te i lchen , wie m a n sie bei der P robeexe i s ion e n t n i m m t , wie sie a b e t a u c h bei jeder P u n k t i o n , m a g sie die gesuch te Fliissig- ke i t I 6 rde rn oder n ich t , m i t der H o h l n a d e l aus den du rch - s t o g e n e n Geweben u n d O r g a n e n ungewol l t gewonnen werden u n d v ie l fach sogar d u r c h V e r s t o p f u n g der Nade l u n d Spr i tze den b e a b s i c h t i g t e n Erfo lg des Eingr i f fs vere i te ln . Je n a c h de r P u n k t i o n s s t e l l e erh~ilt m a n S t i i ekchen der H a u t , des U n t e r h a u t f e t t g e w e b e s , de r Musku la tu r , der P l e u r a , des Bauchfe l l s oder der Organe, die sons t abs i ch t l i ch (Gehirn,

Leber) oder unabsichtlich getroffen wurden. Durch die viM- fach gefibte Herstellung eines Quetschpr~iparates nimmt man sich freilich die einzige Aussicht einer sicheren Beurteilung, da man so den ffir die Geschwulstdiagnose und die Erkennung eines en tz i ind l i chen G r a n u l o m s al le in m a B g e b e n d e n geweb- l ichen B a u zers t6r t .

DaB solche k a u m e rkennba re l i u n d u n s c h e i n b a r e n Tei lchen, w e n n m a n sie n u r sorgfi i l t ig n a c h den Rege ln de r h i s to log i schen T e c h n i k b e h a n d e l t , e inen e indeu t igen t3efund e rgeben n n d in schwier igen F/~llen sogar den d i agnos t i s chen Aussch lag geben k6nnen , das m 6 c h t e ich d u r c h dre i B e o b a c h t u n g e n belegen, die ich j f ingst zu m a c h e n Ge legenhe i t h a t t e .

x. Der erste Fall betr i ff t eine 57j~hr. Frau, die in sehr schlechtem Allgemeinzustand auf die Chirurgische Stat ion (Prof. J~H~) am 17. II. 1926 aufgenommen wurde. Seit etwa 4 Wochen bestehen unabhlingig yon der Nahrungsaufnahme Schmerzen in der rechten Oberbauchgegend. Bei der Aufnahme land sich iiber den Lungen rechtshinten unten eine mfLBige D~mpfung. Der s tark gespannte und druckschmerzhafte Leib l~gt in der rechten Oberbauchgegend eine ziemlich derbe Resistenz ffihlen, die sowohl der Gallenblase wie dem Magen angeh6ren k6nnte. Am 20. II. pl6tzlich eine Fiebersteigerung aui 38,8. Die ROntgendurchleuchtung zeigt rechts ein sehr hochstehendes Zwerchfell, das sich bei der Atmung kaum verschiebt. Verschat tung des Zwerchfellrippenwinkels rechts (lurch ein kleines Exsudat der Pleura. Die klinische Wahrsehein- lichkeitsdiagnose laute t : Subphrenischer AbsceB rechts mit klei- nem konkomitt ierenden Pleuraexsudat. Bei der am 22. I I , vor- genommenen Punktion des Di~mp]ungsbezirkes wird keine Yli~ssig- keit gewonnen, doch ]anden sich in der Hohlnadel ein~ige solide Ge- webspartikel, die dem pathologischen Institut zur Untersuchung i~ber- geben wurden.

Die Gewebs te i l chen w u r d e n n a c h F o r m a l i n f i x i e r u n g in Pa ra f f i n e ingebe t t e t . Die U n t e r s u c h u n g (H 144/26 ) e rgab : N e b e n e inem St f ickchen unver~ inder t e r H a u t f inde r sich (Abb. I) ein winziges S t f ickchen L e b e r u n d d a m i t v e r b u n d e n ein alveol~ir gebau te s Geschwuls tgewebe , das sich z u s a m m e n - se tz t aus kurzen , s c h m a l e n Epi the lz f igen , die d u r c h za r t e b indegewebige Septel i gesch ieden werden . Die ung le ich ge s t a l t e t en Epi the l ie l i zeigen vere i l ize l te Mitosen.

P a t h o l o g i s c h - a n a t o m i s c h e Diagnose : Carci l iom. Die P a t i e n t i n s t a r b u n t e r z u n e h m e n d e m VerfalI 14 Tage

sp~iter. D u t c h die O b d u k t i o n wurde die h i s to log i sche Diagnose bes t~ t ig t . Sie e rgab (S 87/26): Ca rc inom der Oal lenblase m i t zah l r e i chen M e t a s t a s e n in der Leber . M e t a s t a s e n in den L y m p h k n o t e n an der Leberpfor te , in de r P leura , in der l inken Nebenn ie re .

2. Im zweiten Fall handel t es sich um einen 57j~hr. Mann, der am 15. IV. I926 in s tark herabgesetztem Erniihrungszustande in die Med. Klinik (Prof. HORTER) aufgenommen wurde. Seit einem halben ] ah r bestehen ziehende Schmerzen in der rechten Unter- bauchgegend bei s tarker Hinfiilligkeit und Appetitlosigkeit. Die Untersuchung ergab einen Tiefstand der derben, druckempfind- lichen Leber, deren unterer Rand den rechten Rippenbogen um 4 Querfinger iiberragt. Die rechte Lunge zeigt vom yon der 3. Rippe, h in ten yore 8. Brustwirbel abw~irts D~mpfung und abgeschwlichtes Atemger~iusch. Im Stuhl chemiseh Blur nachweisbar. Komplement- bindungsreaktion auf Echinokokkus und WaR. negativ.

20. IV. Die R6ntgenuntersuchung ergab lediglich einen Hoch- stand tier s tark vergr6Berten Leber. Am Magen keine gr6beren Ver~nderungen nachweisbar.

In den Tagen vom 29. IV. bis 2. V. steigt die bis dahin normale Temperatur nnter Schflttelfrost mehrfaeh auf 38--4 o~

Dabei bestehen nach wie vor unertr~igliche nut durch Morphium zu lindernde Schmerzen, die in der rechten Flanke beginnen, sich fortsetzen gegen den rechten unteren Rippenbogen und in den i~brigen Bauch ausstrahlen. Der klinische gerund, insbesondere die unerM~irlichen Schiittelfr6ste und Fiebersteigerungen recht- fertigen den Verdacht eines eitrigen Prozesses im rechten sub- phrenischen Raum. Die Punktion unterhalb des B@penbogens zw~sch~n rechter Seitenlinle und Scapularllnle erglbt elnige Trop]en einer himbeerJarbenen Fli~ssigkeit, die einige gelbliche Brdckel ent- hglt.

Die Ir ische U n t e r s u c h u n g dieser Flf iss igkei t im P a t h o - logischen I n s t i t u t e rgab : Die Fl i i ss igkei t enth~tl t nebel i zahl- r e i chen r o t e n B l u t k 6 r p e r c h e n eiliige z u s a m m e n h ~ n g e n d e Zel l re ihen, die n a c h A n o r d n u n g , Gr613e u n d F a r b e der Zel len als L e b e r b ~ l k c h e n gedeu t e t werden . F e r n e r l i n d e n sich einige rundke rn ige , unregelm~iBig ges ta l t e t e Zellen, die m i t F e t t -

Page 2: Die Histologische Feststellung von Carcinom und Tuberkulose aus Punktionsmaterial

15 . JANUAR i9z 7 K L I N I S C H E � 8 8 6. J A H R G A N G . Nr. 3 H7

k6rnchen beladen sind. Der Befund l~Bt zun~chst keinen anderen SchluB zu, als dab die Leber bei der Punkt ion ge- troffen wurde. 13ber das Bestehen oder Nichtbestehen eines eitrigen Prozesses oder einer Geschwulst vermag der Befund nichts auszusagen. Dagegen erm6glichte die Untersuchung der kleinen, kanm stecknadelkopfgroBen Br6ckchen eine einwandfreie Diagnose. Nach Fixierung in Formalin wurden die winzigen Teilchen in Paraffin eingebettet nnd dann in Serienschnitte zerlegt. Der Befund (412/26) lantete: ,,Die Gewebsstficken (Abb. 2) zeigen einen alveol~ren Bau, sic be- stehen aus schmalen, soliden Zellzfigen und nnregelm~f3igen driisigen Wucherungen mit vereinzelten Mitosen. Sie sind geschieden dutch zarte, bindegewebige Septen oder eine Capillare. Dazwischen Iinden sich Blutungen sowie reichlich

steht aus mehreren epitheloidzetligen Tnberkeln mit zentral gelegenen und yon einem nekrotischen ttof umgebenen Langhansschen Riesenzellen. Ein groBer Teil des Gewebs- stiickes ist verkXst.

Pathologisch-anatomische Diagnose : Tuberkulose (Abb. 3). Am 31. Mai wurde eine Probelaparotomie ausgeffihrt, wobei im Netz und Bauchfell zahlreiche miliare iKn6tchen fest- gestellt wurden. Die mikroskopische Untersuchung (H. 526/26) eines aus dem Netz herausgeschnittenen Kn6tchens best~tigt die bereits aus dem Punktionsmaterial gestellte Diagnose: Tuberkulose. Die Patientin wurde 8 Tage sparer gebessert entlassen.

Das yon uns getibte Verfahren, die winzigen, dutch Probe- punktion gewonnenen Gewebsstfickchen nach den IRegeln der histologischen Technik einzubetten nnd wenn n6tig in Serienschnitte zu zerlegen, setzt durchaus keine besondere Geschieklichkeit voraus. Probeexcisionen aus dem Kehlkopf und Ausschabungen liefern vielfach gleich winzige Teilchen. In gleicher Weise muB ja auch das bei der Neisser-Pollak- schen Hirnpunkt ion zur Feststellung von Sitz und Art eines

Abb. i. Lebergewebe mit Carcinommetastasen~ Abb. 2. Lebercaroinom.

Abb. 3. Gewebe mit epitheloidzelligen Tuberkeln und LanghansscheI1 Riesen-

zellen.

grobk6rniges, eisenhaltiges Pigment. Nach dem Befund handelt es sich offenbar um ein Carcinom."

AuI Grund dieses Befundes unterblieb die beabsichtigte Probelaparotomie, die ats Indicatio vitalis bei dem Verdacht eines subphrenischen Abscesses berechtigt gewesen w~re.

Unter zunehmendem Verfall starb der Pat ient am 6. Mai. Die Obduktion best~tigte die Diagnose. Sie ergab (S. 179/26): Perforiertes Careinom der kleinen Kurvatnr des Magens mit umschriebener fibrin6ser Peritonitis (offenbar die Ursache des Fiebers), grol3knotige Carcinommetastasen in der Leber, peritoneale Verwachsungen an der Leberpforte, Pfortader- thrombose.

3. Der dritte Fall schlieBlich betrifft eine 37jXhr. Frau, die vor einem halben Jahr angeblich mit fieberhafter Spitzenaffektion er- krankte Sie wurde am 12. IV. I926 mit hohem Fieber (39,8) in die Medizin. YKlinik (Prof. I-IORTER) aufgenommen. Uber dem Unterlappen der rechten Lunge besteht DXmpfung mit abgeschw~ch- tern AtemgerXusch. Die Lunge ist, abgesehen yon einigen bron- chitischen Rhonchi frei. Die Milz ist vergr6Bert. Untersuchung yon Urin, Stuhl auf Typhus negativ, ebenso Widal negativ.

In den folgenden Tagen remittierendes Fieber bis 4 o~ Eine Pleurapunktion r. h. u. ergab keinen Ergug.

28, IV. Nach Verlegung auf die Chirurgische Klinik (Prof. JEAN) Punktion des rechten subphrenisehen Baumes, die einige TropJen B[ut und gerinnselartige GewebsJetzchen /5rderte.

Die Untersuchung dieser Teilchen ergab nach Einbet tung in Paraffin und Zerlegung in Serienschnitte (H 513/26): Ein gr6Beres, etwa stecknadelkopfgroBes Gewebssttick be-

Hirntumors gewonnene Material verarbeitet werden. Was die Methode hier leistet, vermag ich aus eigener Erfahrung nicht zu benrteilen. Die ]3erechtigung der Hirnpunkt ion an sich wird ja ganz verschieden beurteilt. Sicher sind die Ge- fahren einer t31ntnng und Infektion nicht gering einzusch~tzen.

Eine weitgehende Beachtung dfirfte abet die yon t3INOEL*) empfohlene Parenchympunktion der Leber verdienen, ffir deren Leistungsf~higkeit ja unsere beiden ersten Beobachtun- gen als Beleg dienen k6nnen. Nach einer brieflichen Mit- teilung benutzt jetzt BINGEL zur Leberpunktion eine lange Kaniile yon der Dicke einer Bierschen Lumbalpunktions- nadel, die unter stetem Ansaugen tier in das Leberparenchym hineingestoBen wird. Zur Verhinderung einer Nachbtutung wird nach derAspirat ion der Leberteilchen durch die stecken- gebliebene Kantile Clanden in den Stichkanal injiziert. Von dem gewonnenen Material wird ein kleiner Teil bakterio- logisch verarbeitet, ein anderer nach Zerzupfer~ mikro- skopiert, die Hauptmasse dem pathologischen Anatomen zur histologischen Untersuchung fibergeben. Nach dem ersten Bericht gelang BIN~eL unter ioo Leberpunktionen 6mal die histologische Diagnose Carcinom, bei einem Bronze- diabetes wurde eine Pigmentcirrhose, bei perniziSser An~mie eine H~mosiderose der Leber, in anderen F~llen Amyloid usw. festgestellt. Die weiteren Ergebnisse nnd Einzelheiten der angewandten Technik dtirften der in Vorbereitung**) be-

*) VerhandL des 35. Deutschen Kon~esses L innere Medizin, S. 2oo. **) 2Vachtrag beg der Korrektur: Inzwischen erschienen in MecI. Kiinik 1926, Nr. 38.

Page 3: Die Histologische Feststellung von Carcinom und Tuberkulose aus Punktionsmaterial

~ 8 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr. 3 ~5- JANUAR 1927

findlichen Arbeit seines Assistenten OLIVET zn entnehmen sein.

In unseren F~llen ergibt sich die Indikation zu dem diagnostischen Eingriff aus den im Auszug,mi tge te i l ten Krankengeschichten. Nach der fiblichen Auffassnng waren die Punktionen erfolglos, da ja die erwartete Eiterung nicht gefunden wurde. Aus den mitgeteilten Beobachtungen ergibt sich abet, dab die Untersuchung der unfreiwillig entnommenen und meist nicht beachteten oder unsachgem~13 behandelten Gewebsteilchen wertvolle diagnostische Aufschlfisse geben ~:ann. Das Anwendungsgebiet l~Bt sich leicht erweitern und ist fast unbegrenzt, sofern man nur die Miihe einer sorg- f~lfigen Untersuchung nicht scheut.

DIE NACHTBLAUREAKTION ZUM NACHWEIS DER ALBUMINVERMEHRUNG IM LIQUOR

BEI MENINGITIS. Yon

Dr. HERBERT ROSENFELD. Aus der cherMsehen Abteilung (Prof. Dr. WOHLGE1KUTH) und der dermatologischen

Abteilung (Prof. Dr. L(3HE) des Rud. Virchow-Krankenhauses zu Berlin.

Das Nachtblau, ein elektropositiv geladener, kolloidaler Farbstoff, hat die Eigenschaft, bei einer Wasserstoffionen- konzentration p~ = 5 mit Liquor-Albumin auszuflocken~). Dieser t3eobachtung lag folgende l]berlegung zugrunde: Der isoelektrische Punkt des Albumins liegt bei p~ = 4,7, der des GlobuIins bei p~ = 5,4. Bei pa = 5 warden demnach die Globuline elektropositiv, die Albumine negativ geladen sein. Da sich nun bekanntlich entgegengesetzt geladene ~olloide gegenseitig ansflocken, so war die M6glichkeit gegeben, bei dieser Wasserstoffionenkonzentration die negativen Albu- mine durch ein eiweif3empfindIiches, positiv geIadenes Sol auszuflocken und so in einem geeigneten Medium ,,gel6stes" Albumin und Globulin zu differenzieren.

Von dieser theoretischen Voraussetzung ansgehend, hat te ich in Gemeinschaft mit BLOCH~) gezeigt, dab im Liquor cerebrospinalis, der ja neben anderen Kolloiden und gelSsten Stoffen stets Albumin und Globulin enthXlt, sich eine patho- logische Vermehrung der Albumine unter bestimmten ]3e- dingungen durch Nachtblau nachweisen l~l?t. Der normale Liquor enth~lt Albumin und Globulin in einem solchen Vet/ h~ltnis, dab unter den yon uns ermittelten Bedingungen mit Nachtblau bei einer Wasserstoffionenkonzentration yon Pa = 5 keine Ausflockung eir~tritt. Erst wenn bei patholo- gischer Eiweil3Vermehrung im~ Liquor eine Verschiebung des EiweiBquotienten s) nach der Albuminseite auftritt , wie dies beim albuminreichen, stark negativen Meningitisliquor der Fall ist, wird das positive Nachtblaus01 ansgeflockt. Im Gegensatz dazu flockt der stark positiv geladene globulin- reiche Paralyseliquor das positive Nachtblausol nicht nur nich~ aus, sondern schfitzt und stabilisiert es vielmehr.

D ie untersuchungen fiber die Nachtblauausfloekung wur- den yon mir fortgesetzt; hier soil kurz fiber drei Punkte meiner Untersuchungen berichte• werden: m6glichste Ver- einfachung der Technik, Prfifung der klinischen Brauchbar- keit und Sicherstellung der theoretischen Voraussetzung.

BeziJglich der Technlk ist es nns gelungen, die Nachtblau- reaktion so einfach zu gestalten, dab sie in jedem Laboratorium in wenigen Minuten angestellt werden kann. Der in der ersten Ver-

�9 6ffentlichung angegebene t?;tektrolytzusatz (NaaSO4) erflbrigt sich nach meinen Erfahrungen. Man braueht demnach zur Anstellung der Reaktion nut ~u)el Ldsungen*):

i. Eine einpr omillige w~tsserige L6sung yon Naehtb~au [Gri~bler**)]. Diese L6sung ist lange haltbar.

2 ,Ein Pu//ergemiseh ~o~ = 4,6***)] yon folgender Zusammen- setzung: i i o ccm "/~0-Essigs~ure + 9o ccm "/m-Natriumacetat

*) Mail benutzt Ifir die Nachtblaul6sungen zweckm~13ig stets dieselben Pipetten, die nut mit Wasser gereinigt werderL

**) Das Mercksche Nacl~tblau 16st sich nicht in Wasser. ***) [H] des NaehtblaupuffergemiscJxes betr~gt dann erfahrungsgeragfl nach Liquor- zusatz 5,o--5,1.

+ 2o0 ccm Aqua desfill. (chlorfrei). -- Die Konstanz der Reaktion ist von Zeit zu Zeit zu kontrollieren.

Es sei betont, dab die Zuverlassigkeit der Reaktion yon der Gflte der L6sungen abhangig ist. Schon in unseren frflheren Unter- suchungen (Biochem. Zeitschr.) wiesen wir auf die Notwendigkeit der definierten [H'] hill. Abweichungen nach der sauren oder alka- ]ischen Seite hin ver~ndern die Reaktion.

Die Ausfi~hrung der t~eaktlon: L6sung i wird mit Aqua dest. (chlorfrei) auf das Iofache verdflnnt und gleiche Teile dieser Ver- dflnnung mit gleichen Teilen des Puffergemisches versetzt. Dann bringt man in ein gut gereinigtes (s~ure- und alkalifreies) trockenes Reagensglas o,2 ccm des zu untersuchenden Liquors -- im Notfall genfigt o,i ccm -- und ffillt mit Aqua dest. (chlorfrei) auf i,o ccm auf. Hierzu setzt man 2 ccm des Naehtblanpuffergemisches. Da- neben gibt man zur Kontrolle in ein anderes Reagensglas i,o ccm Aqua,dest. + 2 ccm Nachtblaupuffergemisch. Beide R6hrchen werden nun leicht geschflttelt und miteinander verglichen.

Bei alb~minreiehem, meningitischem Liquor tritt /a~t so/oft eine di//use Tri~bung ein, die ffir ein an Trfibungsreaktionen (z. B. lVIEINICt~E) gew6hntes Auge sofort erkennbar ist. Bei normalem oder globulinreiehem Liquor (Lues, Tabes, Paralyse) dagegen sowie bei der Kontrolle bleibt das B6hrchen durch- scheinend blau und klar. Bluthaltiger Liquor ist ffir die Nacht- blaureaktion ebensowenig wie ffir s~mtliehe Kolloidreaktionen (Goldsol, Mastix usw.) zn verwerten, da er infolge seines starken Serum-Albumingehaltes ebenfalls eine positive Reak- tion gibt.

Es sei, um MiBverst~ndnissen zu begegnen, besonders darauf hingewiesen, dab eine intensive Floekung mit Boden- satz (wie etwa bei der Mastix- und Goldsolreaktion) hier nicht oder nut bei hohem Albumingehalt und dann erst nach mehreren Stunden auftritt . Bei weniger hohem Albu- mingehalt t r i t t ffir gew6hnlich (z. B. bei der tuberkul6sen Meningitis) nur eine leichte, abet deutlich erkennbare Trfibung ein, und diese ist entscheidend ffir den positiven Ausfall der Reaktion.

Diese diffuse Trfibung, deren Grad yon der Albumin- vermehrung abh~ngt, ist ffir Ungefibte am besten gegen (natfirliehes oder kfinstliches) Lieht oder bei Beobachtnng gegen ein Fensterkreuz sichtbar. Ablesung mit der Lupe oder Agglutinoskop (feinste gleichm~13ig verteilte Partikelchen) erfibrigt sich. Einige bei Gebrauch ~lterer Pufferl6sung sich bisweilen einstellende grobe Farbf~den besagen nicbts. In zweifelhaften F~llen liest man das Resultat am nXchsten Tage ab; ausschlaggebend ist auch dann die diffuse Trfibung, eventuell der Niederschlag.

Mit dieser Methode wurden im ganzen 38o Liquores unter- sucht, darunter 27 FXlle yon Meningitis; sgmtliche ergaben ein positives Resultat, Die Mehrzahl der F~lle waren Tuber- kulose-Meningitis der Rest Cerebrospinal-Meningitis (epi- demische, Pneumokokken-, Streptokokken-). Die meningi- tischen Liquores wurden mir freundlicherweise yon der bak- teriologischen Abteilung (Dr. K~RT MEYER) und yon der Infektionsabteilung (Prof. FRIEDEMANN) zur Verffigung ge- stellt, die fibrigen s tammten aus dam serologischen Labo- ratorium unserer Abteilung.

Der positive Ausfall der Nachtblaureaktion geht fast aus- nahmslos parallel mit der Meningitiskurve der Goldsol- und Mastixreaktion, die znr Kontrolle stets angestellt wurden. In mehreren F~llen konnte die Nachtblaureaktion allein die Diagnose sicherstellen, wenn die Goldsolreaktion durch fehler- hafte Technik versagte. Bei einigen F~llen yon Encephalitis und Poliomyelitis anterior t rat parallel mit Rechtsausf~llung der Goldsolreaktion ein positives Resultat ein. Bei der Iue- tisehen Meningitis t rat in vereinzelten F~lten ebenfalls parallel mit einer weitgehenden Rechtsverschiebung eine Trfibung ein. Bei Paralyse, Lues cerebri, Tabes t ra t fast durchweg keine Trfibung auf. In drei F~llen t ra t bei diesen Erkrankungen parallel m i t der Rechtsverschiebung der Goldsolkurve eine Trfibung ein ; in s~mtlichen drei F~llen waren akute exsudative Prozesse (paralytischer Anfall, endarteriitische Thrombose, myelo-meningitische ~ I~omplikation) ~'yorhergegangen 13ei Meningismus t ra t niemals eine positive Reaktion ein.

Um endlich den Beweis zu erbringen, da13 die Naehtblau- flockung in der Tat eine Albuminreaktiort ist, stellten wit